Sonntag, 1. April 2018
Neue Spuren zum Tamfana (tāfanę) Heiligtum
Sich mit den Kriegszügen von Germanicus auseinander zu setzen, sich aber nicht näher mit dem Tamfana Heiligtum oder der Tamfana Kultstätte bzw. der damit verbundenen marsisch genannten germanischen Göttin Tamfana zu beschäftigen ist so, als würde man bei den Sachsenkriegen Karls des Großen die Irminsul aussparen. Wie im letzten Abschnitt näher behandelt suchte Germanicus 14 + die Marser heim die mit ziemlicher Sicherheit an den Kämpfen gegen Varus beteiligt waren. Während ich in der westfälischen Bucht bis an ihre äußersten östlichen Grenzen die Siedlungsgebiete der Brukterer verorte, vermute ich ihre Siedlungsgebiete in einer Art Korridor in dem sie sich nach der Flucht seinerzeit vermischt mit den Sugambrern je nach Größe ihrer Siedlungskammern zwischen dem südlichen Münsterland und den waldreichen und noch bis ins Mittelalter relativ schwach besiedelten Regionen des angrenzenden Hochsauerlandes und des Rothaargebirges nieder ließen. Denkbar ist auch das sich die Stammesgebiete der Brukterer und anderer Kleinstämme noch teilweise bis in die Täler des Nordsauerlandes vorschoben, wo die spätere Konfessionsgrenze zwischen dem kurkölnischen Westfalen und der protestantischen Grafschaft Mark verlief. Der von Germanicus zerstörten Tamfana Kultstätte über die uns Tacitus berichtet hatte, hat sich die deutsche Geschichtsforschung in allen Zeiten intensiv gewidmet. Denn heidnisches Treiben hinter verborgenen Türen und später verdeckt von christlicher Gesinnung zu ergründen war immer schon eine reizvolle Beschäftigung gewesen. Es fanden damals religiöse Festivitäten statt, in die die Schwerter der römischen Legionäre plötzlich und unvermittelt und wie von Tacitus anschaulich geschildert mit Brachialgewalt einschlugen. Diese Gewaltaktion steht seit dem für die erste historisch überlieferte religiöse Freveltat an einem Heiligtum unserer frühen vordeutschen Geschichte und damit unseren Vorfahren schlechthin. Sie verkörperte eine besondere aber wohl zeitgemäße Brutalität im Vorgehen und gehört in einem Atemzug genannt mit dem berüchtigten karolingischen Blutbad von Verden an der Aller und dem merowingischen Blutgericht von Bad Cannstatt. Tacitus schrieb zur Tamfana Zerstörung in seinen Annalen die in den Jahren zwischen 110 und 120 + veröffentlicht wurden: ?Caesar avidas legiones, quo latior populatio foret, quattuor in cuneos dispertit; quinquaginta milium spatium ferro flammisque pervastat. non sexus, non aetas miserationem attulit: profana simul et sacra et celeberrimum illis gentibus templum, quod Tanfanae vocabant, solo aequantur. sine vulnere milites, qui semisomnos, inermos aut palantis ceciderant?. Was nach der Gottwein Übersetzung lautet: ?Der Caesar (also Germanicus) verteilt die vor Gier brennenden Legionen, damit die Verheerung desto weiter gehe, in vier Heerhaufen und lässt über einen Raum (eine von mehreren Übersetzungsmöglichkeiten) von 50 Meilen hin Feuer und Schwert wüten. Kein Geschlecht, kein Alter flößt Erbarmen ein. Geweihtes wie Ungeweihtes, auch das Heiligtum Tamfanas, viel besucht von den dortigen Völkerschaften, wird dem Erdboden gleichgemacht. Verwundete gab es bei den Römern keine: sie hatten nur halb Schlafende, Unbewehrte und einzeln Umherirrende niederzumachen?. Bevor ich auch in die Recherche nach dem möglichen Standort des Tamfana Heiligtum einsteige, möchte ich aber noch versuchen den Wissensstand um eine derartige Tamfana Kultstätte etwas beleuchten zu helfen. Tamfana soll nach diversen Übersetzungen und nach Ansicht vieler Historiker eine germanische Göttin gewesen sein und demzufolge schreiben es auch die Lehrbücher so. Wenn Germanicus also nur die Kultstätte dieser Göttin Tamfana zerstörte, so muss das nicht unbedingt besagen, dass hier damals auch substanziell eine von Menschenhand nachgebildete Gottheit gestanden hat, die nieder gerissen wurde. Denn bildhafte Götterdarstellungen waren den Germanen wie man von Tacitus weiß fremd, da die Germanen Anhänger der Naturreligionen, sich also mehr dem ?Unsichtbaren?, aber auch den sichtbaren Himmelserscheinungen und den Jahreswechsel bedingten Veränderungen besser gesagt den Aussaat und Ernte relevanten Realitäten verbunden fühlten. Unter einem Tamfana Heiligtum sprich Kultstätte kann man sich daher auch die ?durch grünte? Version einer Tempelanlage frühzeitlicher Prägung nach germanischem Modell vorstellen, vielleicht auch ähnlich dem von Tacitus erwähnten Nerthus Heiligtum. Vielleicht glich beides auch einem zeitgemäßen gehegten und gepflegten Bereich der für Prozessionen und Opferrituale genutzt wurde. Also einem nach allen Seiten offenen und nur leicht gezäunten Vorraum und einem angeschlossenen hinteren Sakristei artigen Allerheiligsten, gleich einem primitiven kirchlichen Vorgängerbau in den nur Priester Zugang hatten. Möglicherweise entstammte bzw. leitete sich von dem gehegten heiligen Bezirk auch später der in Ostwestfalen auf Landschaften angewendete, gebräuchliche bzw. übertragene Name ?Hegge? ab. Tacitus gibt dieser Tamfana Kultstätte, wie wir hier wie folgt lesen können den lateinischen Namen ?templum?, worunter man in seiner Zeit einen antiken griechisch/römischen Tempelbau versteht und was man vereinfacht mit ?heiliger Stätte? übersetzen kann und schreibt des Weiteren ?......profana simul et sacra et celebenimum illis gentibus templum, quod Tanfanae (aber vielleicht besser gesagt - tāfanę - da es so handschriftlich von Tacitus hinterlassen wurde. ?.......uocabant, solo aequantur.? Es wurde an anderer Stelle auch mit den Worten, ?Profane und heilige Stätten, darunter auch bei jenen Stämmen (also den Marsen) hochberühmte Tempel, den sie (also die Marser) das Heiligtum der Tamfana nennen, wurde dem Erdboden gleichgemacht? übersetzt. Demnach bezeichnen also die einheimischen Marser den Tempel als eine Kultstätte für die bzw. ihre Göttin Tamfana. Gottwein übersetzt Tacitus allerdings anders und zwar wie folgt ?Kein Geschlecht, kein Alter flößt Erbarmen ein. Geweihtes wie Ungeweihtes, auch das Heiligtum Tanfanas, viel besucht von den dortigen Völkerschaften, wird dem Erdboden gleichgemacht?. Nach Gottwein haben es die Marser also nicht unbedingt als ein Heiligtum ihrer Göttin Tamfana bezeichnet, sondern es ist zu lesen, dass es von den Bewohnern lediglich eifrig genutzt wurde und das bestätigt keine marsische Göttin Tamfana. Es macht also einen Unterschied. ?Da die Kultstätte aber dem Erdboden gleich gemacht wurde, dürfte bzw. kann es sich wohl auch nur um eine bauliche Anlage gehandelt haben, denn Tacitus nannte es templum und er verstand darunter wohl in erster Linie gebäudeartige Anlagen. Der Tempelbau an sich war also die eigentliche Kultstätte für diese Tamfana genannte germanische Göttin, ob sie darin nun sichtbar oder unsichtbar bleibt ist offen. Aber ein Tamfana Tempel muss wiederum etwas anderes gewesen sein, als das Nerthus Heiligtum, denn das nennt Tacitus an anderer Stelle nicht ?templum? sondern ?castum nemus und numen?. Castum = keusch, nemus = Hain oder Wald und numen = göttliches Walten oder Macht. Das Nerthusheiligtum wäre demnach also eine Kultstätte ohne zerstörbare Gebäudeelemente die sich komplett unter freiem Himmel befand und in dem die göttlichen Kräfte direkt walten und Einfluss nehmen konnten und eben kein ?templum? also kein Haus aus behaunem Holz. Folglich war das Nerthus Heiligtum auch kein Nerthus Templum. Nerthus könnte vermutlich einer Ernte Gottheit aus dem Kreis der germanischen Mythologie entsprechen, so dürfte jeder Stamm seine eigene einheimische Gottheit möglicherweise auf eine andere Art verehrt haben. Aber man kann auch den Eindruck gewinnen, dass es sich bei Nerthus möglicherweise um keine Gottheit gehandelt hat. Die Suche nach vermeintlichen germanischen Gottheiten scheint alle Historiker beflügelt zu haben, sei es Tamfana, Nerthus oder Irmin gewesen. Tacitus machte in der Wortwahl also einen Unterschied zwischen einem ?templum? für eine Tamfana Kultstätte und ?castum nemus und numen? für ein Nerthus Heiligtum. Wie vermutet könnte also ein ?templum? bereits ein fest stehendes Gebäude gewesen sein, während das Wort ?castum? in der Form von Kasteiung auf enthaltsam und religiös hindeutet, also mehr auf die Verhaltensweise der Menschen anspielt, die diesen dachlosen Bezirk betraten. Übersehen sollte man auch nicht die kulturelle und auch zivilisatorische Distanz zwischen dem nördlichen Sauerland und einer Insel möglicherweise in der Ostsee, wo man die Nerthuskultstätte vermutet. Tacitus hätte im Gegensatz zum ?templum? das Nerthus Heiligtum auch noch wie er es an anderer Stelle tat ?luci ac nemora?, = Licht und Wälder nennen können, denn das käme dem ?nemus und numen? auch recht nahe. Also ebenfalls eine nicht überdachte Fläche, als eine Stätte in der freien Natur, wie ein heiliger Hain und abgeleitet von luci = Licht. Also eine baumfreie helle von der Sonne erreichbare Licht - ung umgeben von Wald und mit freien Blick zum Himmel. Zu Tacitus Zeiten war Luci noch der positiv besetzte Name des Lichtgottes, was sich dann aber im 4. Jhd. änderte, als das Christentum aus ihm den satanischen Luzifer machte. Aber mit der Vielfalt der taciteischen Bezeichnungen hatte offensichtlich auch schon Jacob Grimm Probleme als er schrieb: ?Hier hätten wir also, wie bei alah, einen zwischen nemus, templum, fanum, idolum, numen schwankenden begrif, dessen wurzel ohne zweifel das goth. veiha, váih, vaihum, ahd. wihu, weih, wihum ist.? Wodurch er auch noch mit dem Begriff ?alah? zur vollen Verwirrung beiträgt und uns in den Brunnen der Erklärungsnöte wirft. Denn die Bezeichnung ?alah? stellt uns wieder vor ganz andere Aufgaben, denn er bezeichnet nicht nur Wohnstätten sondern gleichzeitig auch Kultstätten. Aber ?alah? entstammt dem germanischen Wortschatz, so dass uns der Lateiner Tacitus wohl damit verschonen konnte. Die Existenz und Anwesenheit einer germanischen Göttin Tamfana konnten die Marser in der tempelartigen Kultstätte wohl immer nur erahnen oder spüren, sie war möglicherweise nur als ein zarter Hauch zu fühlen, wie wenn der Wind die Blätter bewegt. Auch allgegenwärtig, aber nicht sichtbar, da man sie sich damals nicht als ein körperliches Wesen vorstellen konnte. Der byzantinische Bilderstreit, ob eine göttliche Abbildung zulässig war oder nicht war hier sicherlich noch kein Thema. Die Bedeutung und Namensherkunft dieser Tamfana Stätte, die einem Großheiligtum entsprochen haben soll zu ergründen gleicht einer Spurensuche an der sich schon viele Historiker beteiligt, um nicht zu sagen die Zähne ausgebissen haben. Greift man sich von der Göttin oder der Kultstätte Tamfana die zweite Silbe ?Fana? heraus, so erkennt man eine Parallele zum ?Fanum?. Diese vergleichbare jedoch lateinische Bezeichnung Fanum war zu Zeiten Tacitus bzw. in der römischen Kaiserzeit im Imperium weit verbreitet und Namensbestandteil sehr vieler Orte. Beispielgebend sei hier nur der Ort ?Fanum Fortunae? genannt. Das Wort Fanum erwähnte seinerzeit auch der Chronist Einhard im Zusammenhang mit der Irminsul als er später zum Jahr 772 schrieb, ?et destruxit fanum eorum, quod vocatur Irminsul?. Aber Einhard sagte nicht Tamfana sondern nur Fanum. Überspitzt ausgedrückt wäre also Tamfana eine Göttin gewesen aber Fana bzw. Fanum nur eine Kultstätte. Machte dann etwa nur die Vorsilbe ?Tam? aus der Endsilbe ...fana erst die Göttin, schwer zu glauben. Geht man nun einen Schritt weiter, taucht dann der Begriff ?Fanon? auf. Er entstand aus einer Skapulier einem Fahnen ähnlichen bodenlangen Überwurf über die Tunika, einer Ordenstracht die im 8. Jhd. eingeführt wurde und womit sich der oder die Träger von anderen Personen unterschieden. Später bestand die ?Fanon? aus weißem Seidenstoff. Von Tamfana über Fana und Fanum zu Fanon kommt wohl in der Folge zuletzt der heutige Name Fahne der aus dem althochdeutschen ?fano? entstammt und germanisch ?fanōn? gelautet haben soll. Wer will da noch einen Zusammenhang zwischen frühen Glaubensvorstellungen und Symbolik leugnen. Die Fahne ist heute ein staatlich verankerter Begriff, ist ein Symbol für militärische Ehre und Treue so wie der Fahneneid, ist aber auch im Begriff Fahnenflucht enthalten. Wenn die Not am Größten war und man sich auf dem Schlachtfeld sammeln musste, orientierte und scharte man sich Schutz suchend an und um die Fahne. Die Fahne ist aus allen Kulturen bekannt und ein sehr altes Symbol und sie gibt auch noch viele Hinweise auf ihre römische Abkunft. Auch schon bei den römischen Legionen war die Fahne ein Hinweiszeichen in der Schlacht. Aber die Fahne ist bekanntermaßen kein Gott, sondern sie steht wie die angenommene Göttin Tamfana auch für eine unsichtbare Macht und ein gemeinsames Gefühl von Zusammengehörigkeit. Aber man erkennt daran wie sich heidnische Symbolkraft bis in unsere Tage erhalten konnte. Und auch die germanische Göttin Tamfana war, wenn es sie denn gab, eine unsichtbare Macht und wehte wie eine Fahne im Wind. Keiner sah wer die Bewegung auslöste oder vom wem sie ausging. Man sah folglich also auch nie die Göttin Tamfana sondern immer nur ihr ?templum? ihren Tempelbau in dem man sie zu spüren glaubte. Ich hatte zuvor ?gewagt? bzw. stark angedeutet, das ich das Vorhandensein bzw. die Existenz einer marsischen Göttin Tamfana grundsätzlich in Frage zu stelle, worin ich mich durch die Gottwein Übersetzung gestärkt fühle aus der kein klarer Hinweis zu entnehmen ist, dass es sich bei der Tamfana um eine germanische Göttin handelt. Gottwein schreibt lediglich ?..... auch das Heiligtum Tanfanas, viel besucht von den dortigen Völkerschaften ....?. Es ist darin also keine Rede davon, dass die Marser es selbst ?... das Heiligtum der Tamfana nennen ...? so wie es in anderen Übersetzungen zu lesen ist. Wenn Tacitus nach Gottwein schreibt ?das Heiligtum Tanfanas?, so dreht sich die Frage ob Göttin oder nur Kultstätte letztlich nur noch um den an gehangenen Buchstaben ?s?. Und wenn es keine weiteren Argumente als diesen einen Buchstaben gibt, so muss man auch zwangsläufig daran zweifeln dürfen. Bei der Zerlegung des Wortes Tamfana hatte ich eine Argumentationsschneise von Fana über Fanum zu Fanon bzw. dem althochdeutschen ?fano? und dem germanischen ?fanōn? geschlagen. So gehe ich also nun davon aus, dass es sich um das Heiligtum ?Tamfana? und nicht um das Heiligtum der ?Tamfana? handelt. Damit wäre die Göttin Tamfana sozusagen vom Tisch und wir reden nur noch über eine Kultstätte die Tacitus Tamfana nannte. Also kein Hinweis mehr auf einen unmittelbaren germanischen Bezug sondern aus der Feder von Tacitus natürlich ein lateinisches Wort, obwohl das Wort ?fanōn? germanischen Ursprungs sein soll. Eine germanische Herkunft des Wortes ?fanon? muss allerdings vor dem Hintergrund der zahlreichen römischen kaiserzeitlichen Ortsnamen im Imperium in denen das Wort ?Fanum? enthalten ist, in Zweifel gezogen werden. Wenn es Tacitus Tamfana nennt, so hatte das Wort wohl auch einen antiken und keinen germanischen Hintergrund. Tacitus musste das Wort schließlich in seinem Wortschatz gehabt haben. Nun kommt ein altes griechisches Wort kommt dem Wort Tamfana sehr Nächsten, nämlich das aus der frühen Architektur bekannte griechische Wort Tympanon oder Tympanum. Ein Tympanon im Eingangsbereich von ursprünglich griechischen Tempeln und später christlichen Kirchen durch bzw. unterschritt man, bevor das Gebäude betrat und unter dem Tympanon traf man bzw. versammelte man sich vorher. Im Eingangsbereich unter dem Tympanon wurde man möglicherweise vom Priester oder Auguren mit dem Krummstab in der Hand, der gleichnamigen virga tympanum empfangen oder begrüßt. Der architektonische dreieckige Giebelfläche genannte Tympanon wurde in der griechischen Antike mit mächtigen Figuren und Reliefs geschmückt und vielleicht fanden darunter auch ähnlich klingende florale Elemente wie der Thymian Verwendung. Bei römischen Tempeln hingegen blieb die Giebelfläche später schmuck ? und figurenlos. Tacitus überliefert uns das Heiligtum der Marser mit dem Namen Tanfanae. Tanfanae steht in unseren Geschichtsbüchern (immer noch) für eine heidnisch marsische Göttin und ihre Kultstätte wurde damals dem Erdboden gleich gemacht. Inzwischen sind sich die Historiker allerdings darin einig, dass es wohl nicht Tanfanae, sondern Tamfana lauten muss, da der handschriftliche Original Strich über dem ?a? aus der Feder von Tacitus für ein ?m? stehen soll und nicht für ein ?n". So wie hier ein kleiner Strich über dem ?a? oder ein angehangenes ?s? zu völlig neuen Auslegungen führen kann, bin ich auch der Ansicht, dass es sich hier auch nicht um eine germanische Göttin handelte, sondern das man unter einem Tamfana ein Bauwerk in einem Sakralbereich zu verstehen hat. Nämlich ein Bauwerk mit dem Aussehen eines Eingangsportals was die Griechen Tympanon nannten und unter dem man sich sammelte bzw. versammelte wie unter einer Fahne bzw. einem Fahnenheiligtum. Möglicherweise hat das marsische Heiligtum auch nur aus einem frei stehenden Tympanon bestanden und danach folgte kein größeres Gebäude mehr, da man Tempelbauten oder ähnliches in Germanien nicht kannte bzw. errichtete. Germanicus und seine Legionäre erkannten und überlieferten lediglich eine geschmückte und vielleicht auch noch teilüberdachte halbrunde oder eckige Fassade, die sie an ein Tympanon oder Tympanum erinnerte und was Tacitus dann später so ab schrieb und Tamfana nannte. Es war sicherlich ein wichtiges und interessantes Bauwerk was sie da zerstörten, aber sie zerstörten ein Tympanon oder ein Tympanum sprich ein Tamfana oder wie Einhard später schrieb ein Fanum also ein Gebäude innerhalb eines heiligen Bezirks. Aber eine germanische Göttin Tamfana passte nicht dazwischen und man verstand sie weder unter Germanicus noch zu den Zeiten Tacitus bzw. im Imperium darunter. Und noch ein Hinweis sei mir gestattet. Im 1. Jhd. in einer Zeit, als sich die urgermanische Sprache auflöste lebte Tacitus und hinterließ bzw. überlieferte uns in einer Handschrift das Wort TamFana allerdings in abweichender Schreibweise, worauf ich aber schon näher einging. Da es an der entscheidenden Stelle im Wort von ihm mit ?f? und nicht mit ?p? wie TymPanon geschrieben wurde, wird es auch zu einer Herausforderung für jene Sprachforscher, die sich besonders mit der germanischen, also der ersten Lautverschiebung und der Frage nach der damaligen Schreibweise in einer germanisch schriftlosen Zeit und unbekannten Aussprache beschäftigen. Es lassen sich möglicherweise drei Wege verfolgen den Ursprungsgedanken zu ergründen, der hinter dem Wort Tamfana stehen könnte. Suchen wir im Wort Tamfana in dem ich keine Göttin erkenne, einen germanischen Ursprung, so ließe sich die beschriebene Gedankenkette zum althochdeutschen Wort ?fano? für Fahne zurück verfolgen. Man endet aber ungeachtet dessen letztlich doch wieder im lateinischen ?Fanum? Sprachraum. Sehen wir hingegen im Wort Tamfana das griechische Wort Tympanon, wäre es eher ein Fall für die Sprachforschung. Tacitus nennt es Tamfana aus welchen historischen Quellen er das Wort auch immer aufgegriffen haben mag, müsste es aber lateinisch eigentlich ?Tamfanum? genannt haben. Man kann aber auch nicht ausschließen, dass das griechische und auch im Imperium genutzte Wort Tympanon oder Tympanum bzw. Tamfane aus der frühen Tempelsprache über die germanischen Hilfstruppen in den Norden gelangte und zu den Zeiten des Germanicus noch relativ neu im germanischen Sprachschatz auftauchte, als es von Tacitus als Tamfana aufgegriffen, verwendet und dann textuell verarbeitet wurde. Oder sollte etwa das antike Wort Tympanon oder Tympanum, das die Karolinger Fanum nannten ein grammatikalisches Fossil darstellen, dem es als einzigem lateinisch/griechischen Wort gelang, im germanischen Sprachraum Fuß zu fassen und sich in diesem einen Fall oder vielleicht auch noch anderen die zweite Lautverschiebung bereits im 1. Jhd. vollzog. Die Germanen also das ?p? in der Sprache bereits um diese Zeit als ?f? aussprachen und es auch als ?f ? unter TamFana Eingang in die Handschrift taciteischer Historik fand. Aber ungeachtet dessen, hilft uns dieses Gedankenspiel bei der Suche nach dem möglichen Standort des Tympanon/Tympanum oder des Tamfana natürlich auch nicht weiter. Aber der bereits in der vor römischen Eisenzeit genutzte und befestigte Obermarsberg ist und bleibt sicherlich ein Favorit für das damals beschriebene bzw. von mir angenommene Tympanon. Das Bergplateau war demzufolge schon besiedelt, als die Marser noch in Rheinnähe siedelten. Als Anekdote anzumerken ist noch, dass man das Südportal der Nikolaikirche auf dem Obermarsberg wegen seines schönen Tympanon bzw. der daran enthaltenen herausragenden Ornamentik besonders hervorhebt. Man nutzt das Wort folglich wenn auch unbewusst immer noch an gleichem Ort und an gleicher Stelle. Den möglichen neuen Lebensraum der marsischen Bevölkerung hatte ich bereits im letzten Abschnitt umrissen. Aber hatten eigentlich die Varusschlacht 9 + und die Zerstörung des Tempels der germanischen Göttin Tamfana, was ich hier hoffentlich plausibel widerlegen konnte, durch Germanicus im Jahre 14 + überhaupt etwas miteinander zu tun bzw. stehen beide Ereignisse in einem Zusammenhang zueinander. Die Frage kann man allein deswegen schon bejahen, da nur 5 Jahre zwischen Varusschlacht und Tamfanazerstörung lagen und allein schon diese zeitliche Nähe Raum für Interpretationen bietet. Aber auch das Wissen um die Lage der Kultstätte kann uns zu neuen Schlussfolgerungen führen. Einen unmittelbaren beweisbaren Zusammenhang herzustellen ist jedoch nicht möglich, es sei denn es käme uns eine bislang unentdeckte historische Textstelle oder ein phänomenaler Bodenfund zu Hilfe, mit denen sich auf eine metrische Distanz zwischen Tamfana und Varusschlacht Rückschlüsse ziehen ließen. Als Germanicus im Zuge seiner Rachefeldzüge zielsicher zuerst die Marser heimsuchte in dem er von vier Seiten in ihre Siedlungstäler einmarschierte verwüstete er ihre Wohnstätten und zerstörte ihr Zentralheiligtum und die damit wichtigste Stätte für ihre kultischen Handlungen und somit ihre völkische Identität. Das er gerade zum richtigen Zeitpunkt der germanischen Zeremonien eintraf, konnte er bei seinem Abmarsch aus Neuss noch nicht wissen. Das uns aber Tacitus den ganzen Hergang ungewöhnlich detailliert überlieferte, kann auch den tieferen Grund gehabt haben, dass man an diesem Volk eine besondere Rache verüben wollte. Andererseits nimmt man an, das Tacitus die Varusschlacht noch gar nicht dem folgenden Germanenkrieg zugerechnet hatte. Das brutale Vorgehen gegenüber einer fremden Religion war auch für die damalige Zeit nicht der Normalfall. Wenn römische Legionen einen sakralen Ort vernichten, wo sie sich doch selbst mit derartigen Heiligtümern stark verbunden fühlen, so muss dies für sie auch einige Überwindung gekostet haben. Denn es war geradezu ein Markenzeichen römischer Außenpolitik, dass man den Glauben an fremde Götter weder verleugnete noch verbot oder gar verhinderte. Im Gegenteil, um den Frieden zu fördern, wurde die Existenz dieser Götter zudem noch unterstützt und deren Verehrung sogar erleichtert. Ein Verhalten, dass noch zu den bewundernswerten Eigenschaften des Imperiums gehörte und mit der Romanisierung überall einher ging. Aber nur so ließ sich auch der unverzichtbare ?Pax Deorum? also der wichtige Religionsfriede in einem Riesenreich bestehend aus unzähligen Glaubensrichtungen durchsetzen und einhalten. Eine Kultstätte auch wenn es nur eine Germanische war zu entweihen, war nicht irgend was und auch in der damaligen Zeit sicherlich schon etwas Ungeheuerliches, rief bekanntlich später nach Vergeltung und dürfte den Zorn der Germanen nur gesteigert haben, der sich dann in den Folgeschlachten entlud. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Zerstörungen nur deswegen so heftig ausfielen, weil es ihnen nicht gelang den Adler der XVII Varus Legion aufzuspüren, denn man erhoffte sich ihn spätestens im abgelegenen Tamfana Tempel zu finden. Aber 14 + hatten ihn die Marser noch gut verstecken können, denn er gelangte erst 16 + wieder zurück in römische Hände. In diesem Moment konnte Germanicus die Konsequenzen seines Handelns noch nicht übersehen und vor diesem Hintergrund betrachtet, war diese Militäraktion auch eine Riesendummheit, denn sie schweißte die Gegner Roms nur noch fester zusammen. In einem Tamfana Bezirk oder ähnlichem wurden Eide auf ein allgemein und überregional anerkanntes Heiligtum und in diesem Fall wie viele Historiker vermuten auch auf eine germanische Göttin geschworen. Bei den Tamfana Festlichkeiten könnte es sich jahreszeitlich bedingt um ein Fruchtbarkeitsritual gehandelt haben, da die Feierlichkeiten in die Zeiten nach dem Einbringen der Ernte fielen. Die Eide mit einem Gelübde und Schwur vergleichbar, stärkte den Zusammenhalt untereinander und erhöhte auch vor Kriegen die nötige Kampfbereitschaft. Derartige Rituale stützen sich in allen Religionen und Überlieferungen der Völker auf die Ruhmestaten der Vorzeit und der Vorväter und wurden unter einer Fahne bzw. unter einem Tympanon ausgeführt. Man wollte ihnen nacheifern, vor ihnen bestehen können und man erhoffte sich von ihnen Kraft übertragen zu bekommen. Aber auch die Tamfana Kultstätte gibt wie jedes andere Heiligtum der Nachwelt Rätsel auf. Von Strabon erfahren wir, dass es den Marsern 8 ? gelang mit ihrem ganzen Stamm einer möglichen Zwangsumsiedelung in die Regionen westlich des Rheins zu entgehen. Wenn man es nicht verkomplizieren will so kann man schlicht annehmen, dass die Marser nachdem sie in den Siedlungsgebieten im Osten ihre Zelte neu aufschlugen sich dann dort auch sofort nach einem geeigneten Platz für eine neue Tamfana Kultstätte umgeschaut haben müssten. Wie dies vonstatten gegangen sein könnte, lässt sich nur mit sehr viel Phantasie rekonstruieren, aber Phantasien sind Gift für seriöse Quellenanalysen. Visionär sind sie aber unverzichtbar. Die Marser werden und haben keinen jungfräulichen Boden betreten wie die Funde auf dem Obermarsberg bestätigen, könnten aber auch in Siedlungsgebiete nachgerückt sein, die von anderen Stämmen verlassen wurden. Anders als in späterer Zeit war die Sesshaftigkeit in der germanischen Welt noch nicht so ausgeprägt. Gutes Weideland und andere elementare Grundbedürfnisse werden von Bedeutung gewesen sein. Die nächste Frage berührt schon den Kern, denn welchen Ort favorisierte man für die neue Kultstätte nicht irgendeiner Göttin, sondern für ihr Hauptheiligtum. Und wo könnte man eine Weihestätte begründen. In der zentralen Mitte eines Siedlungsgebietes, an einem sicheren Ort in einem Sumpf oder auf einer Insel in einem See. Auf dem Plateau eines Berges, oder da wo sich der fruchtbarste Teil des Siedlungsgebietes ausbreitete, weil dort die meisten Menschen lebten, die es deswegen schnell erreichen und auch gut verteidigen konnten. So müsste man innerhalb des Stammesgebietes einen Hauptort suchen wo alles zusammen traf, eine nahrungsreiche Siedlungskammer in Verbindung mit einem verteidigungsfähigen Platz. Letztlich entschied also die Struktur des Siedlungsgebietes über die Möglichkeiten, aber man begibt sich auch nicht mit leeren Händen auf die Suche nach den möglichen Alternativen. Da die Marser an der Varusschlacht 9 + teilnahmen, hatte ich über die ?Methode Arminius? einer nach Südwesten umgelenkten Eskalationsstrategie die Marser ins Blickfeld, und ihre Siedlungsplätze in die Nähe der Schauplätze um die Südegge gerückt. Dann habe ich verdeutlicht, dass auch die Marschrichtung der Legionen des Germanicus 14 + letztlich in den gleichen Raum abzielte. Der Marschkorridor der drei Varuslegionen endete schlachtbedingt im Saltus bei Borlinghausen und damit nur 18 km nordöstlich von Marsberg. Das, ich möchte es mal lang gestrecktes Tal der Marser oder auch Sugambrer nennen, erreichte Germanicus im Raum Arnsberg von wo aus es bis Marsberg noch etwa 65 km sind. Und an dieser Stelle wird auch das Dilemma der Marser deutlich, denn sie verfügten über keinen geschlossenen Siedlungsraum, da die guten Strukturen zum Zeitpunkt ihres fluchtbedingten Absetzens aus den rheinnahen Regionen bereits besetzt waren. So mussten sie sich mit einem sekundären also zweitrangigen Siedlungsraum zufrieden geben. Ein Volk das man zu dieser Zersiedelung und Zerstückelung nötigte, rieb sich zwischen stärkeren Völkern auf und musste in der Konsequenz auch zwangsläufig auf kurz oder lang aus den Geschichtsbüchern verschwinden, was auch im Jahr 16 + bei ihnen eintrat. Denn ab diesem Jahr ist der Name der Marser nur noch Geschichte. Ihre Flucht nach Osten fand im Jahr 8 ? statt. Die Militäroperationen unter Drusus bis an die Elbe in den vier Jahren zwischen 12 ? bis 8 ? machten ihnen also schon sehr früh deutlich, dass ihre Siedlungsgebiete am Rhein in Gefahr geraten konnten. Es war ihnen klar, dass sie mit der Flucht nach Osten auch nicht automatisch für alle Zeiten vor römischen Repressalien geschützt sein würden. Ihre neue Kultstätte musste daher vor dem Imperium möglichst verborgen und weit weg an einem sicheren Ort neu errichtet werden. Als sie sich gezwungenermaßen nach neuen Siedlungsgebieten umschauen mussten, waren sich die Marser dieser Situation also sehr wohl und schon sehr früh bewusst gewesen. Die westfälische Bucht konnte man immer schon gut über den südlichen Haarstrangweg durchqueren und der führte unweit nahezu parallel nördlich an ihren neuen Siedlungsgebieten vorbei. Wollte man also eine Kultstätte vor den römischen Aggressoren in eine möglichst vom Durchgangsverkehr abgewandte Region legen, so musste man sie weit im Osten und abgerückt vom Haarweg platzieren. Eine für die ganze Bevölkerung integrativ wirkende Kultstätte errichtet man am sichersten Platz eines Kleinstaates wie man auch ein Stammesgebiet bezeichnen könnte. Das Marserstammesgebiet einschließlich all seiner Sippen besaß jedoch keinen natürlichen zentralen Mittelpunkt, da es sich aus keiner gewachsenen Tradition heraus bildete. Aber es musste sich eine Örtlichkeit finden, mit dem sich der ganze Stamm identifizieren konnte. Der Marsberg lag abseits von dieser Altstraße und bot ihnen somit, obwohl er weit im Osten lag letztlich die besten Bedingungen für einen nach ihrem Ermessen gesicherten Kultplatz. Er bot eine steile Kante zur Diemel und besaß die nötigen Attribute um auch Feinde abwehren zu können. Auch Grabungen bestätigten die Reste eines Holz ? Erde - Walles als Teil einer Wallburg. Nach der Karbondatierung stammen die gefunden Holzreste aus der vor römischen Eisenzeit des 5. bzw. 4. Jhd. Das aber für die Marser selbst die neu gewählte Distanz von Marsberg zum Rhein auch einmal nicht mehr ausreichen würde um ihre neue Kultstätte vor der Zerstörung zu schützen, war für sie 22 Jahre bevor Germanicus über sie her fiel im Jahre 8 ? noch nicht vorhersehbar gewesen. Aber dafür wird hier die Textstelle von Tacitus für uns um so plausibler, wenn man die Zerstörung des Marserlandes jeweils auf Strecken hoch rechnet und nicht auf Flächen bezieht, wie es etwa rundliche oder eckige Formen ausdrücken. Tacitus verwendete die Wortwahl ?spatium? um die Zone zu definieren die die Legionen verwüsteten. Auch ?spatium? bietet wie viele andere lateinischen Worte mehrere Übersetzungsmöglichkeiten. Es steht für Raum, Weite und Ausdehnung. Aber auch für Zwischenraum, Entfernung und Weg im Sinne von Wegstrecke. In andere Zusammenhänge gesetzt trifft ?spatium? auf Begriffe wie, ?in die Länge? oder ?auf einer so weiten Strecke? oder ?bei so großer Entfernung? zu. Allesamt Hinweise auf die vorhandenen geographischen Gegebenheiten von lang gestreckten schmalen Tallagen in Flusstälern. 50 römische Meilen also etwa 75 Kilometer als einen Raum zu bezeichnen ist ohne nähere Angaben geometrisch natürlich nicht möglich. Aber diese fixe Zahl von 75 Kilometern in der Längenausdehnung, auch wenn man die Breite nicht kennt, entspräche fasst exakt einem Korridor der sich von einem angenommenem Ausgangspunkt etwa zwischen Arnsberg und Hemer gelegen, bis nach Westhofen 10 km östlich von Marsberg hinziehen würde und damit den Siedlungskern der Marser nahezu voll umfänglich abdecken würde. Der räumliche Bezug beider Ereignisse zueinander, also sowohl was die Varusschlacht und deren Umfeld, als auch die Germanicus Stossoffensive anbelangt ließen sich demnach dort zusammenführen, wo sich um Brilon ein größerer Siedlungsraum ausbreitet. Auch dieser wird seit der mittleren und jüngeren Steinzeit bewohnt und weist sogar Siedlungsspuren aus der römischen Kaiserzeit auf. Auf Basis dieser Hypothese wäre Germanicus etwa ab bzw. hinter Hohenlimburg in den Korridor eingedrungen und wäre frühestens ab Hemer auf die ersten Marsersiedlungen gestoßen, hätte dort begonnen eine Schneise der Verwüstung zu legen und hätte diese Schneise bis zu einem Zentrum um Brilon fortgesetzt. Von dort aus wäre er weiter nach Osten in Richtung des Obermarsberges gezogen und hätte dann die Aktion bei Westhofen beendet. Aber hilft uns letztlich das Wissen um die Örtlichkeit weiter um dann sicher sagen zu können, hier stand also der Tamfana Tempel, also fand ?dort? auch die Varusschlacht statt. Obwohl uns viele Fakten den Weg weisen, können wir selbst wenn wir den Platz der Tamfana Kultstätte kennen würden, damit die Varus Schlachtenregion auch nur äußerst vage definieren. Aber über den Umweg, dass ein tempelartiges Heiligtum nicht unbedingt inmitten eines Siedlungsgebietes, sondern auch an dessen östlichen Rand stehen kann und die Marser wiederum Gegner von Varus waren, hilft uns bei der Suche nach der Varusschlachtenregion. Die Zerstörung des Tamfana Heiligtums auch ohne eine marsische Göttin Tamfana im Jahre 14 + auf dem Obermarsberg war in der Konsequenz auch die Rache der für Rom verlorenen Varusschlacht und die Varusschlacht endete nach meiner Theorie nur wenige Kilometer genauer gesagt 18 km nordöstlich dieser Festung auf dem Obermarsberg an der Diemel in einer Schlucht zwischen zwei Volksburgen. Bei näherer Betrachtung dieser "nur" rund 18 Kilometer von Obermarsberg in den "Teutoburgiensi saltu", falls denn Tamfana auf dem Obermarsberg stand, drängt sich noch ein anderer Gedanke auf. Meiner Theorie nach erinnerten die Soldaten den Feldherrn Germanicus im Jahre 15 + bei Schwaney daran, dass unweit noch die Knochen der Unbestatteten liegen würden. Woraufhin er sich auf den Weg machte den Grabhügel anzulegen. Die Luftlinie von Marsberg in den Saltus ist nahezu genau so weit, wie die von Schwaney in den Saltus nämlich besagte 18 Kilometer. Da fragt man sich natürlich, warum nicht schon im Jahre 14 + also ein Jahr zuvor, in den Reihen der Legionen des Germanicus nach dem diese die Marser abgeschlachtet hatten der Wunsch laut wurde, man möge doch nun auch noch die Knochen der Varuslegionen im nahen Saltus bestatten. Warum ist dies erst für das Jahr 15 + dokumentiert. Dafür mag es zahlreiche Gründe gegeben haben. Man könnte im Jahre 14 + gar nicht so weit nach Osten in Richtung Saltus vorgedrungen sein, so dass Marsberg auch nicht Standort von Tamfana war. Die Tamfanastätte also weiter westlich zu suchen wäre. Demnach befand sich Germanicus im Jahre 14 + nicht so nahe an den Örtlichkeiten der Varusschlacht wie im Jahre 15 + um die Gelegenheit und die räumliche Nähe zur Bestattung nutzen zu können. War aber Marsberg der Tamfana Standort könnte hier auch die kurze Distanz zu den Stammesgebieten der Cheruskern oder Chatten ausschlaggebend gewesen sein, denen man im Jahre 14 + noch nicht zu nahe kommen bzw. aus dem Weg gehen wollte. Es gibt viele Gründe in die man einsteigen könnte. Ich bevorzuge die Erklärung, dass die militärischen Voraussetzungen im Jahre 14 + nicht mit jenen des Jahres 15 + vergleichbar waren. Im ersten Feldzugjahr des Germanicus fanden vorher die Ausschreitungen der Legionäre in den römischen Limeskastellen am Rhein statt die nur mit Mühe eingedämmt werden konnten und in der Folge als Ventil für die aufgestauten Emotionen Germanicus den kurzfristigen Herbstmarsch in die Stammesgebiete der Marser befahl. Im Jahre 14 + kippte später die Jahreszeit und ließ für andere Eskapaden keinen Platz mehr. Anders war es 15 +. Die Schlachten lagen noch vor ihnen, obwohl man ihren Ausgang noch nicht ahnen konnte und man war noch frisch und voller Tatendrang. Da lässt man sich eher zu solchen Umwegen hinreißen. Im Resümee kann man aber zu der Aussage gelangen, dass die Aufrichtung des Varus Grabhügel für Germanicus theoretisch auch schon im Jahre 14 + möglich gewesen wäre. Germanicus wollte die Marser seine Rache für die Varusniederlage spüren lassen folglich musste schon sehr weit im Osten besser gesagt nahe am Saltus gestanden haben. (19.3.19)

... link