Donnerstag, 5. April 2018
Der "teuto burgiensi saltu" wie er heute aussieht

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Wo befindet sich der lang gesuchte Saltus ? - Nichts leichter als das !
Handschriftlich hinterließ uns Tacitus den folgenden Namenshinweis „teuto burgiensi saltu“. Nach dem ihn dann Altphilologen und Etymologen in der Mangel hatten, hieß er nur noch schlicht „Teutoburger Wald“. Heute wissen wir mehr. Aber bevor ich mich in einem der noch folgenden Abschnitte etwas ausführlicher den damit verbundenen historischen Fakten widme, möchte ich zuerst noch auf die infrastrukturelle und geologische Einbettung des gesuchten Saltus eingehen. Dieser Saltus ist seinem Charakter nach ein, mit einer Schlucht vergleichbarer Geländeeinschnitt, der in unserem Fall begehbar ist, also eine Durchgangsmöglichkeit bietet. Die Natur hat sein Entstehen in Form von Niederschlägen also aufgrund der Witterungseinflüsse geprägt bzw. begünstigt und die Nutzung durch Mensch und Tier hat über die Zeiten ihres zu seinem jetzigen Zustand beigetragen. So präsentiert sich heute der Saltus in der Mittelgebirgslandschaft der Südegge als ein gestaltendes und reliefartig eingekerbtes Element, dass sich kaum zugänglich unter dichter Bewaldung verbirgt. Selbst der Eggegebirgsverein hat den attraktiven Anstieg auf die Paderborner Hochebene vergessen und poetisch ausgedrückt dämmert er nun über jene Zeiten hinweg, als er längst vergessene Weltgeschichte schrieb. Aber die Verkehrsströme die ehedem durch ihn hindurch gingen, lassen für uns noch heute seine Bedeutung erfassen, denn darin liegt auch ein Schlüssel zur Lösung des „Saltus“ Rätsels verborgen. Tacitus hat es sehr kurz und in etwa so zum Ausdruck gebracht als er schrieb, man solle die bleichen Knochen dort suchen, wo sie noch heute im Saltus liegen würden. Er hatte es nicht für erforderlich gehalten, näher auf die Lage und genaue Örtlichkeit einzugehen oder diese zu beschreiben um den späteren Wiederfund zu erleichtern, denn jedes Kind um den Tivoli und erst recht in Germanien wusste damals als Tacitus lange Zeit nach der Schlacht berichtete, wo sich der Saltus befand. Seine Lage war kein Geheimnis, denn es war eine auffällige und unverwechselbare Landmarke die man gar nicht verfehlen konnte, denn „alle Wege“ führten letztlich zum und durch diesen Saltus. Die Germanen benötigten um diese Zeit noch kein Navi und nannten den Saltus in ihrer Sprache wohl eher die „Osnsluoht“ bzw. auf hochdeutsch die Asenschlucht. Der steile und beschwerliche durch mehrere Hohlwege zerfurchte Anstieg des alten Bördenweges zwischen Borlinghausen und Kleinenberg bis zur Saltus Passhöhe, der durch die besagte Eggeschlucht von Warburg in den Westen zum Haarstrang oder zur Lippe weiter führte, gehörte über die Jahrtausende betrachtet zu einem der bedeutendsten Fernwegenetze in Nordwestdeutschland. Und diese Verbindung inmitten von Ostwestfalen war für die Region mindestens so unverzichtbar für den Handel wie der Hellweg von Paderborn nach Höxter. Der Bördenweg der sich im ersten Teilstück aus Richtung Borlinghausen kommend auch Burgweg nennt, da er unmittelbar an der östlich liegenden äußeren Wallung einer Alten Wallburg vorbei führt, war das ältere Pendant zum Diemel nahen Fernweg durch das Tal des Schwarzbachs. Denn der „Saltus“ Burgweg war die kürzere und damit schnellere Verbindung vom Sintfeld und vom Soratgau in die Warburger Börde und zur Weser und dürfte daher sogar schon genutzt worden sein, als unsere frühesten Vorfahren noch keine stabilen Holzkarren besaßen und noch alle Wege zu Fuß, zu Pferde oder mit Lasttieren bewältigen mussten. Er wird vor tausenden von Jahren mehr einer Viehtrift oder einem Trampelpfad geglichen und erst mit den verbesserten Transportmöglichkeiten zunehmend an Karrentauglichkeit gewonnen haben. Das heute noch überall sichtbare eingekerbte Bündel parallel zueinander führender Hohlwege dürfte sich daher auch erst im Zuge der letzten 3ooo Jahre bis zum jetzigen Zustand ausgewaschen haben. Dieser „Bördenpad“ wird daher so alt gewesen sein wie die nacheiszeitliche Menschheitsgeschichte und so lässt sich die Frage wer ihn zuerst nutzte auch leicht beantworten, denn der erste Weg vor den anthropogenen Migrations- und Emigrationsbewegungen war nun mal der Viehtritt der wandernden Herden. Der südlich vom Bördenweg verlaufende und schleifenreiche Schwarzbachpfad bot dazu in späterer Zeit eine komfortablere zumindest aber gleichwertige Alternative, da man über ihn wegen der günstigeren Steigungsverhältnisse bereits umfangreichere und schwergewichtigere Transporte abwickeln konnte. Das im Winkel der Südegge liegende uralte Wegekreuz um die Alte Burg, dass schon in vorgeschichtlicher Zeit intensiv genutzt wurde, kann man daher ohne Übertreibung als ein frühes Drehkreuz der prähistorischen Bevölkerung in dieser Region bezeichnen. Nahe der Alten Burg einer früheren Flucht also Volksburg aus keltischen Zeiten und wohl schon früher mit bedeutsamer Kontrollfunktion der Wege und Grenzverläufe, also im besten Sinne des Wortes eine Teutoburg wie es auch die Worte Diot - oder Dietburg, bzw. Deit- oder Dietweg ausdrücken könnten, begegneten sich zwangsläufig viele Verbindungswege unserer Altvorderen. Dies waren aus dem Norden kommend der Eggekamm- oder Steigweg aus Richtung Altenbeken, der auch „Friesland – Thüringen“ Weg genannt wird und über den, wie die Regionen schon ausdrücken Distanzen von Hunderten von Kilometern überbrückt wurden. Auf diesen Weg stößt im Raum Altenbeken auch die Altstraße „Unter dem Walde“ die südlich des Teutoburger Waldes entlang führt bzw. ihn streift. Aus dem Nordwesten von Lichtenau und Kleinenberg und damit letztlich aus der Region der oberen Lippe wiederum traf der ab Kleinenberg Burgweg genannte Stieg auf das große Wegekreuz, wo sich heute eine kleine Wanderhütte befindet. Während von Westen aus den Rheinlanden der Bördenweg hinzu stieß. Auf dem Bördenweg erreichten dann auch die Menschen die Schnittstelle an der alten Burg, die vorher über den Herßweg oder dem Haarweg aus Richtung Westen kommend dem Wegekreuz nahe der alten Burg zustrebten. Von zusätzlicher Bedeutung war auch die in der Nähe von Nord nach Süd verlaufende Via Regia über die man von Bremen und Paderborn aus über den Obermarsberg bis Süddeutschland gelangte und die auch Frankfurter Weg genannt wird. Über diese stark frequentierte Überlandverbindung gelangte zusätzlicher Waren - und Personenverkehr auch in die Südegge, wodurch die dortigen Verkehrsachsen weitere Aufwertung erfuhren. Letztlich waren es aber alles Reisende, Händler oder Söldner die gezwungen waren fächerartig sowohl von Norden als auch von Westen kommend diesem Nadelöhr zuzustreben, wenn sie in den Südosten Deutschlands nach Thüringen oder Nordhessen gelangen wollten. Aber nicht nur der einfache Nahverkehr von Dorf zu Dorf nutzte diese Felsgasse, natürlich zwängten sich auch alle Heereszüge und später auch Karl der Große auf seinem Weg nach Herstelle durch dieses Nadelöhr. Und alles driftete danach wie auch in der Gegenrichtung wieder auseinander und verlor sich in alle Richtungen. Denn nach dem Abstieg vom Knotenpunkt an der Alten Burg verließ nach Osten wieder ein Bündel an Altstraßen und Hohlwegen die historische Eggeschlucht, nämlich der nördliche und der südliche Bördenweg in Richtung Höxter, oder Beverungen, Herstelle sowie auch der „Friesland – Thüringen“ Weg. Aber der wichtigere für meine Betrachtung war der so genannte nördlich abzweigende Ausläufer des Bördenweges von Borlinghausen in Richtung Peckelsheim. Diese auch Wään- also Wagen- Hellweg und später Poststraßen genannten Trassen, die sich mal als Hohlwege zeigten aber auch ebene Teilstücke aufwiesen, waren auch schon vor 2000 Jahren zu den Zeiten des Varus für die antiken Carrucas und später für die Wään geeignet. Hier an diesem markanten Orte der wegen der Engpaßlage daher zu allen Zeiten auch immer schon große strategische Bedeutung besaß, trafen die Fernreisenden aus allen Richtungen, man würde heute sagen aus aller Herren Länder aufeinander. Es ist daher gut vorstellbar, dass es hier im Raum Kleinenberg und schon vor dem Abstieg nach Borlinghausen auch Tavernen artige Rast- und Übernachtungsmöglichkeiten für die Reisenden zu allen Zeiten gegeben hat. Und es drängt sich nahezu auf, dass auch an solch magischen Plätzen nahe der für alle Reisende gefährlich abschüssigen Egge Hangkante immer schon heilige Haine, Altäre und Weihestätten vorhanden waren, wo den jeweiligen und bevorzugten Gottheiten Opfer jeder Art vor allem aber für jene Götter die man für eine gesunde Heimkehr benötigte, dargebracht wurden. Gerade derart beschwerliche An- und Abstiege waren zu allen Zeiten lebensbedrohlich für Mensch und Tier und hatten schon viele Opfer gefordert. Noch dazu waren es Verschleißfallen für die Achsen und Radnaben der alten Fahrzeuge und damit eine besondere Herausforderung für die frühe Technik. So bat man auch an solchen Orten an jedem Tag aufs Neue um göttlichen Beistand. Und an solchen Orten erkennt man auch wieder die wahre Bedeutung des Wortes Schmiergeld, dass dem Betrag entspricht, den man dem Wagenlenker für das möglichst häufige Fetten bzw. Schmieren der Achse zu geben gewohnt war. An vielen alten Stiegen, so auch im Saarland befinden sich noch heute die Reste uralter Felsreliefs, wie die so genannten „Drei Kapuziner“ nahe Wallerfangen die keltischen Ursprungs sein sollen, deren Tracht aber auch als römisch interpretiert werden kann und die an die große Bedeutung uralter aber vor allem gefährlicher und steiler Verbindungswege erinnern. Hier war es ein Teilabschnitt der alten Römerstraße von Metz nach Mainz. Steinformationen kleine Altäre und Menhire zeugen daher auch vielerorts in der Region um den alten Bördenweg von der Bedeutung dieser Landschaft, die ihre spirituelle Ausstrahlungskraft schon vor sehr langer Zeit verloren hat. Natürlich half die Natur etwas mit und verstreute dort schon vor Jahrtausenden einige für rituelle Zwecke gut geeignete und markante Felsblöcke die viele menschliche Bearbeitungsspuren zeigen. Sehr wichtig für meine Recherchen ist die Tatsache, dass es außer diesen vier wichtigen Wäänstiegen über die Egge zwischen den Externsteinen bei Horn und dem Diemeltal keine anderen Alternativen mehr gab, um die schroffe Egge mit Karren überwinden zu können. Und so lagen im entscheidenden Betrachtungsgebiet auf immerhin fasst 40 Kilometern reiner Luftlinie und ohne Hinzurechnung der Horner Passage auch nur drei seit altersher nutzbare Karrenwege. Diese Faktenlage lässt in der Tat nicht viele Möglichkeiten zu, wenn man sich wie Arminius, Räume für geeignete Hinterhalte suchen musste. Über die gut ausgebaute Hauptverbindung von Höxter nach Anreppen über Brakel hätte man Varus nicht in Bedrängnis bringen können, denn sie taugte nicht dazu gleichzeitig auch als Umweg oder gar noch als Hinterhalt bezeichnet bzw. genutzt zu werden. Dies war die römische Schnellverbindung schlechthin und der zu weit im Süden gelegene Weg an der Wüstung Blankenrode vorbei durch das Schwarzbachtal, beim von einigen Historikern vermuteten Arbalo, passt ebenfalls nicht in die Gesamtbetrachtung, da man für ihn zuerst ins Diemeltal absteigen müsste. Nur der besagte Börden - oder Burgweg der nahe um die heute noch gut im Wald erkennbare Wallanlage der Alten Burg einen Bogen schlägt, verdient sich den Namen Umweg, denn man verbindet mit ihm jene Vorstellungen die man sich vom Klischee her unter einem germanischen Hinterhalt auch plastisch gut vorstellen kann. Und über diese Verbindung erreichten die Römer später auch wieder jenen Fluß Lippe der später bei Vetera in den Rhein mündet und dort stieß man dann auch auf die Kette gut ausgebauter römischer Etappen- bzw. Marschlagerlager. Und möglicherweise auch in direkter Linie auf einen der vermeintlich großen römischen Lippehäfen nahe dem heutigen Lippstadt. Ein Weg der bekanntlich auch von vielen alten Hügelgräbern gesäumt ist. Und über diese Wegeverbindung hätte Varus seinen Zug später nach gewonnener Schlacht gut durch lotsen können, um dort seine ankernde Flotte zu erreichen. Die Römer kannten diese Passage durch den Saltus, ein Abzweig führte von dort auch zum Lager Knebelinghausen und sie war ihnen in etwa vertraut. Sie gehörte aber nicht zu den von ihnen bevorzugten und häufig genutzten Altstraßen. Im Zuge ihrer Fluchtbewegung zog sich ihr Marsch je nach Feindeinwirkung in die Länge oder er ballte sich unnötig zusammen, beides war für sie von Nachteil. Dazu kamen die Umstände enger Wegeverhältnisse, einer ungewohnten und ungeordneten Marschformation, zudem nicht ausgeruht zu sein, ohne trockene Waffen zum Kampf antreten zu müssen und die Tatsache sich einer unerwartet großen Anzahl germanischer Kämpfer sowie der ungünstigen Wetterlage gegenüber zu sehen. So dürften diese Argumente weit aus gravierender für das Debakel gewesen sein, als dass sie sich auf einer schlechteren, aber letztlich doch nutzbaren Wegstrecke in das Aufstandsgebiet hatten manövrieren lassen und es durch den Saltus eigentlich wieder unbeschadet verlassen wollten. Zuletzt bearbeitet am 4.4.18 - 23:46 Uhr.

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