Donnerstag, 6. Dezember 2018
Die Rückführung der Varusarmee auf getrennten Wegen - in der Animation
Bevor es anfängt etwas unübersichtlich zu werden ein kleine Hilfsmaßnahme. Denn die Frage nach der möglichen römischen „Doppelrückzugstrategie“ zur Lippe erweitert den Blickwinkel der Varusschlacht in neue Richtungen. Eine in sich schlüssige Logik resultierend aus den Fakten und einer Analyse der alten Schriften begünstigen diese, sich schon fasst zur Erkenntnis aufschwingende Theorie. Ich habe daher das Erfordernis erkannt noch einige Kapitel nachschieben zu müssen, die diese Hypothese noch zusätzlich stärken helfen. So gestatte ich mir auch, wie man einst im veralteten Sprachgebrauch sagte dem „geneigten“ Leser, der erst an dieser Stelle „zu steigt“ noch einen kurzen Rückblick zu ermöglichen. Bekanntlich war die Niederlage des Imperiums in der Varusschlacht eigentlich nur ein Vorbote, dessen Ausmaße und Konsequenzen im Jahre 9 + für Rom noch gar nicht absehbar waren. Allerdings für die Germanen auch nicht. Die Schlacht wurde zu einer Art Prophezeiung fasst biblischen Ausmaßes für das Ende vieler imperialer Ansprüche über den Nordosten Germaniens, der auch besonders in sprachlicher Hinsicht, was die Verbreitung des Lateinischen anbetrifft langfristige Auswirkungen zeigen sollte. Sie war im Nachhinein betrachtet für das alte Germanien der prähistorische Wendepunkt schlechthin. Ihm sollten aber in mehreren Wellen über drei Jahre verteilt weitere römische Rückeroberungsversuche also Kriege bzw. Schlachten folgen. Für das römische Reich endeten diese jedoch allesamt erfolglos, so dass Kaiser Tiberius dem Anrennen der römischen Legionen gegen die antike Weserfront der konföderierten Germanenstämme sieben Jahre nach der Varusschlacht im Jahre 16 + ein Ende machte. Das römische Reich setzte in diesen Jahren eher auf Masse statt Klasse, denn die in die zigtausende gehenden römischen Soldaten traten mit weit aus mehr Legionären und Hilfskräften an und waren um ein vielfaches zahlreicher als bei der voraus gehenden Varusschlacht die sich dagegen noch recht bescheiden ausnahm. Will man sich mit der Schlacht des Varus beschäftigen, so muss man sich auf vielen Ebenen an sie heran tasten. Mehrere Dimensionen sind dazu nötig, um sie als Ganzes erfassen und verstehen zu können und alle deutschen Zeitformen muss man heran ziehen um den Überblick zu behalten. Geschichte greift immer zurück. So heißt es für alle Forschergenerationen, das „vor, während und nach der Schlacht“ zu betrachten und es gilt besonders bei diesem Ereignis diese drei Zeiten strikt voneinander zu trennen, obwohl es uns die „Antiken“ schwer gemacht haben. Am Anfang der Betrachtung und im Zuge der Vorgeschichte zu dieser Schlacht galt neben vielen anderen man kann sagen Bücher füllenden Ereignissen die besondere Aufmerksamkeit dem Feldherrn Varus, über den uns trotz der langen Zeit noch erstaunlich viel von Seiten der antiken Historiker überliefert ist. In der Retrospektive gesehen bedeutet es folglich zu hinterfragen, wer er war, soweit dies zu erforschen überhaupt möglich ist. Also wo er her kam und wie er sich als Mensch gab, bevor er Ostwestfalen betrat. Wie verhielt er sich in Germanien und was bewirkte seine Handlungsweise bzw. was löste sie aus. In der Gegenwart seiner Zeit angekommen, folgt dann der Aufmarsch zur Schlacht und in der Folge die späteren Kämpfe im Zuge der direkten Auseinandersetzung Mann gegen Mann. Hier stütze ich mich auf die Aufzeichnungen von Cassius Dio und Lucius Annaeus Florus. Die Zeit nach der Schlacht wird einzig verkörpert durch die Schriften die uns Publius Cornelius Tacitus dazu hinterlassen hat, denn er spricht im Zusammenhang mit der Schlacht nur über die Dinge wie sie sich sechs Jahre später auf dem Schlachtgelände dem Betrachter zeigten und verliert kein Wort über den Verlauf. Im Zuge meiner Niederschrift komme ich der eigentlichen Schlacht nun Schritt für Schritt näher, denn den Marsch vom Sommerlager muss man angesichts der Weichenstellungen indirekt bereits als einen Bestandteil der Schlacht betrachten. Damit hatte die Varusschlacht de facto also bereits an jenem von mir fiktiv gesetzten 24.09.0009 begonnen, auch wenn am Morgen des Abzuges noch alle Schwerter in ihren Scheiden steckten. Fasst alle antiken und neuzeitlichen Kriege und Schlachten entschieden sich bei genauem Hinsehen oftmals schon in der Aufmarschphase. Ein richtiger Aufmarschplan samt Taktik war praktisch schon der halbe Sieg. Die Clades Variana gehört jedoch zu den klassischen Schlachten, bei der man sich bereits in der Vorbereitung in unkorrigierbare Fehleinschätzungen verstieg. In der Hitze des Gefechtes ließen sich dann die der Schlacht voraus gegangenen strategischen Fehler in den meisten Fällen auch nicht mehr beheben. Das eigentliche Schlachtgeschehen später ist nicht mehr planbar. Denn im Kampf entscheiden wieder andere Dinge darüber, ob sich das Schlachtenglück bei fehlerhafter Vorbereitung noch mal wenden ließ. Friktionen und Zufälle gewinnen dann die Oberhand und die Dynamik der sich gegenüber stehenden Kräfte bestimmt letztlich den Ausgang einer jeden Schlacht. Da war dann der Mut der Kämpfer gefragt über sich hinaus zu wachsen, das Geschick des Feldherrn im entscheidenden Moment den richtigen Befehl zu geben, da musste das Terrain die Topographie oder der Stand der Sonne genutzt werden, aber auch List und Tücke waren nötig, wenn man ältere Fehler noch mal wett machen wollte. Varus beging all jene Irrtümer in dem er in seltener und nahezu nie da gewesener Manier seinen Gegner unterschätzte. So zeigt sich bereits am ersten Tag noch bevor der mögliche Feind in Sicht ist, ob der Umfang der Streitmacht überhaupt ausreichen würde um für einen Kampf gewappnet zu sein, welche Moral die Truppe mit brachte oder wie Ernst man den Gegner nahm. Die falsche Ausrüstung bei widrigen Wetterverhältnissen konnte schon vieles zunichte machen.



Um letztlich aber auch die nach folgenden Kapitel besser nachvollziehen zu können, habe ich den Verlauf dieses ersten bedeutenden An - Marschtages, an dem es noch zu keinen Kämpfen kam über eine bildliche Animation versucht dazustellen. Sie zeigt den geschlossenen noch gemeinsam erfolgten Ausmarsch aus dem Sommerlager im Raum Höxter, gekennzeichnet mit roten Sternen die Marschrichtung nach Brakel, wo ein nötiger Zwischenstopp am Abend des ersten Marschtages im dortigen Marschlager erforderlich und unvermeidbar war. Zeigt dann ab Brakel am Morgen des folgenden Tages wie sich die Aufteilung des großen Zuges vollzog ja meiner Meinung nach sogar vollziehen musste. Nämlich in den zivilen Teil mit blauen Sternen dargestellt und den militärischen Teil mit gelben Sternen gekennzeichnet. Etwa in der Region um den Gradberg habe ich das berühmte Symbol der gekreuzten Säbel eingefügt, da ich hier die Region verorte, in der die Germanen den zivilen Tross an sich nahmen bzw. überwältigt haben. Der zivile Tross bestand aus Frauen und Kindern, sowie den Gegenständen die in der Kampfregion nicht gebraucht wurden bzw. den Wertsachen und einer Schutzmannschaft, die außer Gefecht zu setzen möglicherweise noch nicht einmal eine große Herausforderung darstellte. Die Kampfeinheiten in denen ich nur noch drei so genannte „Rumpflegionen“ erkenne, schlugen ab Brakel den Weg ins Rebellengebiet ein. Die Lageskizze soll der besseren Orientierung dienen, bevor es zu den ersten Feindberührungen kam. (06.12.2018

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