Sonntag, 1. Dezember 2019
Gaius Silius - Er folgte auf Germanicus und war zuständig für besondere Aufgaben
Im voraus gegangenen Kapitel bin ich in einem Randvermerk auf die für mich unklare Quellenlage des Wirkens des Oberbefehlshaber Gaius Silius Aulus Caecina Largus kurz Gaius Silius genannt in Germanien eingegangen. So soll Silius, den man nicht mit Aulus Caecina Severus verwechseln darf, der in der gleichen Epoche in Germanien aktiv war, den Auftrag gehabt haben die römische Flotte an den schiffbaren Flüssen wieder flott zu machen, vor allem sollte er aber neue Schiffe auf Reede legen. Xanten am Niederrhein dürfte dabei eine Priorität zugefallen und müsste demnach aus taktischen Gründen zum Zentrum seiner Bauaktivitäten geworden sein. Römischer Schiffbau war für die Germanen aus der Erfahrung heraus die indirekte Androhung neuer Gewalttaten. So hätte in diesem Jahr 18 + nicht nur die theoretische Möglichkeit bestanden haben können, dass sich Römer auf der einen sowie Cherusker und eventuell weitere germanische Stämme auf der anderen Seite noch einmal sehr nahe hätten kommen können und so wären auch Kämpfe nicht ausgeschlossen. Nach dem das Jahr 17 + nach den gewaltigen Kriegswirren der Vorjahre militärisch unauffällig verlief, trieb die Lage im Jahr 18 + wieder auf eine mögliche Eskalation zu. Und da ich schlussfolgerte, dass Strabo seine Darstellung über den Triumphzug im Jahr 18 + dem Jahr des Flottenaufbaus verfasste, trifft auf dieses Jahr auch noch ein anderer gewichtiger Hinweis aus seiner Feder zu. Denn dann würden die tiefsinnigen Worte von Strabo, dass Arminius selbst „noch jetzt“ kämpfen würde mit jenem Jahr zusammen fallen, in dem Gaius Silius als Oberbefehlshaber auch den Schiffbau, so weit dies überschaubar ist, unter sich hatte. Übrigens stand Silius im gleichen Rang wie vor ihm Varus und war ebenfalls Legat. Das Jahr 18 + als Silius neuen Schwung in die römische Germanenpolitik brachte war also gleichzeitig das Jahr des Strabo, als der darauf hinwies, dass Arminius noch immer im Kampf stehen würde. Ein so viel sagender wie auch kurzer Hinweis. So könnte man sich in Gedanken der Frage hin geben, was Strabo denn darunter verstanden haben könnte und was er damit zum Ausdruck bringen wollte. Holt man etwas weiter aus, so kann man diese Überlieferung von Strabo, eine an sich unscheinbare Bemerkung, die sich auf dem Niveau einer Randnotiz bewegt und daher kaum augenfällig wird, auch schnell überlesen. Aber man muss sie auch hinter fragen, um nicht zu sagen kritisch in Frage stellen dürfen. Kann es denn nicht so sein, dass man um die Zeit als Strabo schrieb alle Kämpfe der beiden Konfliktparteien im Wirkungsraum der ehemaligen Germanicus Feldzüge grundsätzlich dem Cherusker Arminius zu schob, obwohl dieser persönlich gar nicht daran beteiligt gewesen sein musste. Einfach nur aus der bloßen Vereinfachung der Darstellung heraus, dass man Kämpfe in Germanien in jener Zeit immer mit Arminius in Zusammenhang brachte und auch bringen wollte, da es nur so gewesen sein muss und das auch immer nur er hinter allem stecken konnte, dass sich gegen Rom richtete. Denn aus welcher Quelle sollte Strabo geschöpft haben die ihm im Jahre 18 + verriet, dass Arminius noch immer kämpfte. Aber Strabo nannte unmissverständlich den Namen Arminius, wodurch sich auch die Spekulation, ob er nicht eventuell die Germanen in ihrer Gesamtheit gemeint hatte erübrigen könnte. Ungeachtet, ob Strabo nun Arminius in Persona meinte oder darunter alle westgermanischen Stämme verstand, dürfte man damals sich bietende Gelegenheiten genutzt haben um auch noch nach dem Jahr 16 + Furchtlosig- und Wehrhaftigkeit aber auch Angriffsfähigkeit unter Beweis zu stellen. So dürfte es auch zu fortwährenden Streitigkeiten gekommen sein die dank eines gewachsenen germanischen Selbstvertrauens nach den Jahren 16 + und 17 + noch zugenommen haben könnten. Denn in den Augen der Stämme dürfte das von ihnen beanspruchte Territorium nach dem Rückzug Roms nun wieder bis ans östliche Ufer des Rhein heran gereicht sein. Aber Strabo gilt, wenn wir mal vom seltsamen Dissens bei der Altersbestimmung bzw. Abweichung bei Thumelicus absehen als zuverlässig. Und hier schließt sich ein Kreis der nachdenklich macht. Denn im gleichen Jahr 18 + als Silius begann die zerstörte Nordflotte wieder aufzubauen und sich dafür am Niederrhein befunden haben dürfte, da schrieb Strabo in Italien meines Erachtens seinen Bericht über den Triumphzug des Germanicus der in Rom, im Mai 17 + statt fand, nieder. Strabo konnte dies wie dargestellt auch nur im Jahr 18 + zu Papier gebracht haben, da für das Jahr 17 + keine römisch - germanischen Kämpfe überliefert sind, in diesem Jahr es also weder für Arminius noch die Germanen etwas zu kämpfen gab. Denn im Jahre 17 + blieb es nach dem umfänglichen Kräftemessen des Jahres 16 + ruhig. Aber im Jahr 18 + begann sich das Blatt zu wenden und Arminius und seine Koalition hätte wieder etwas zu kämpfen gehabt. Denn im Jahr 18 + schritt in Germanien nach dem verlustreichen Jahr 16 + die besagte römische Aufrüstung wieder voran und sollte sichtbare Formen annehmen. In diesem Jahr 18 + überkreuzten sich die Ereignisse wie der Flottenaufbau sowie der Hinweis auf einen immer noch aktiven Arminius bzw. im übertragenen Sinne ein immer noch kämpfendes Germanien. Aber es sollen noch weitere Argumente folgen mit denen ich eine Auseinandersetzung zwischen Germanen und Römern im Jahre 18 + begründen möchte. Argumente dafür, dass sich die zwei eigenartigen Worte von Strabo, dass nämlich Arminius jetzt immer noch kämpfen würde, auf die Region an der Nordostgrenze des Imperiums, sprich den Kalkrieser Berg bezogen haben könnten. Eine Region in der nach Germanicus der Konsul Gaius Silius Aulus Caecina Largus für die Umsetzung der römischen Politik zuständig war. Es sei hier aber ergänzend hinzugefügt, dass die Beinamen "Aulus Caecina Largus" nicht nur strittig waren sogar sich sogar als irrtümlich bezogen auf Gaius Silius heraus gestellt haben. Denn bei "Aulus Caecina Largus" handelt es sich um eine völlig andere Person, wie 2014 geklärt werden konnte. Ich habe es hier nur thematisiert, weil es als ein beruhigendes Beispiel dafür dienen kann, dass das Studium der alten Geschichte einen nie abgeschlossenen Prozess darstellt und das die Historie selbst auch in unseren Tagen immer noch vom wissenschaftlichen Zugewinn profitiert und die Hoffnung auf neue Erkenntnisse wach hält. Aber im Jahr 0018 Anno Domini schrieb nicht nur Strabo die inspirierenden zwei Worte über Arminius. Aber in dieses Jahr könnte noch ein zweites Schlüsselereignis gefallen sein. Wieder eine Fußnote der Geschichte, wie sie uns so oft bei der Aufarbeitung der Clades Variana begegnet. Der Denkanstoß eines großen antiken Historikers der schnell in Vergessenheit geraten kann, wenn man sich nicht die Mühen einer Analyse auf sich laden möchte. Eine Episode, auf die ich im weiteren Verlauf noch näher eingehen werde.(01.12.2019)

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