Samstag, 1. Februar 2020
Licht in die Nebel um Kalkriese - Fakten und Aspekte - Die Chasuarier und ihr Weltbild
Die Chasuaren, Hasuarier oder Chasuarier gehörten zu den eher unscheinbaren Germanenstämmen oder Kleinvölkern deren Existenz uns die antike Geschichtsschreibung fasst unterschlagen hätte, so gering sind unsere Informationen über sie. Tacitus erwähnt sie in Kapitel 32 – 34 seiner „Germania“ zusammen mit den Angrivarier, Chamaver und Dulgubnier, die in Norddeutschland nördlich oder nordöstlich von den Chasuarier siedelten. Und in diesem Abschnitt soll es auch nur um den Stamm der Chasuarier gehen von dem uns diese drei vorgenannten Schreibweisen überliefert sind. Die Chasuarier sollten aber nicht mit den ähnlich klingenden Hattuarier, Chattwarier, Kasuarier oder Attuarier verwechselt werden mit denen sie manche Forscher auf eine Stufe stellen möchten. Bei den Siedlungsgebieten dieser Stämme für die uns vier unterschiedliche Namensbezeichnungen bekannt geworden sind, sind sich die Historiker uneins, da sich ihre Zugbewegungen aus den ursprünglich chattischen Regionen Hessens heraus im dunklen Geschehen der Vergangenheit einer genauen Analyse entziehen. So unsicher, dass einige Forscher sogar das „hattuarische Hattingen“ oder Herbede an der mittleren Ruhr noch zu den Wohngebieten der nördlichen Chasuarier zählen möchten, um dann von dort aus eine Siedlungsbrücke ins alte Hasegau schlagen zu können. Auf dieser Theorie basierend ließe sich eine aber nur scheinbar plausible Verbindung herstellen und beide Stämme, also sowohl Chasuarier als auch Hattuarier könnte man somit zu einem einzigen Stamm verschmelzen lassen. Aber man übersah, dass zwischen Hattingen und dem Hasegau nicht nur über 130 Kilometer Luftlinie liegen und sich dazwischen die gesamte westfälische Bucht ausbreitet, sondern sich dort auch noch die Stammesgebiete anderer Germanenstämme wie etwa die der Brukterer befanden. Man sollte hier wohl von zwei getrennten Germanenvölkern ausgehen, denn ein Stammesgebiet von der Ruhr bis in die norddeutsche Tiefebene, also in dieser Dimension und Ausdehnung klingt äußerst unwahrscheinlich. Zumal sich das Stammesgebiet nicht nur in die Länge, sondern natürlich auch noch in die Breite hätte ziehen müssen. Zudem und sehr ungewöhnlich hätte dieser Stamm auch gleichermaßen sowohl Gebirgs- als auch Flachlandregionen mit inbegriffen. Der Zuzug durch die chattischen Hattuarier fand vermutlich erst ab der zweiten Hälfte des 1. Jhdt. statt, denn sie fanden in ihrer neuen Region an der mittleren Ruhr vorher keine Erwähnung. Ihr Siedlungsdruck führte anzunehmenderweise zu Verschiebungen und Überlagerungen innerhalb von Wohngebieten in denen bis dato auch andere Germanenstämme lebten. Völkerkundlich und etymologischen Recherchen und Hinweisen zufolge hatten sich die Chasuarier zwischen den zwei großen nordwestdeutschen Flüssen Weser und Ems nördlich der Mittelgebirge nieder gelassen. Wie alle bodenständig gewordenen Stämme der Zeit lebten sie in verstreut liegenden Bauernschaften und schlossen sich bei Gefahr zu wehrhaften Sippenverbänden auf Basis von Hundertschaften zusammen. Eine Kampfeinheit die eher unseren theoretischen Vorstellungen entsprungen sein dürfte und weniger der Realität entsprach, denn es setzt ein vollzähliges Vorhandensein voraus und suggeriert eine abgezählte Kämpferschar. Über ihre Siedlungsplätze entschied u.a. die Quantität und Qualität des bebaubaren Bodens, die Verteidigungsfähigkeit ihrer Scholle, die Verfügbarkeit von sauberen Trinkwasserschöpfstellen oder Quellen und natürlich, ob genügend Viehfutter also Weideland etc. zur Verfügung stand. Aber auch die Nähe zu dieser bedeutenden Ost - West Verkehrsader war attraktiv und es ging eine Anziehungskraft von ihr aus. Dies könnte auch dazu geführt haben, dass sich die Siedlungsaktivitäten der Chasuaren parallel bzw. im Nahbereich zu diesem Hellweg entwickelten, sich an ihm orientierten, sich um ihn bündelten bzw. an ihm konzentrierten. Sie aber auch im Umfeld der Trasse umfangreicher ausfielen. Ein Verkehrsweg für den der Name Landstraße schon zu kurz greift, denn die Struktur und Verlaufslinie hatte die Geologie schon vor Jahrtausenden im Schatten der Mittelgebirgskette und dem nördlichen Sumpf- und Moorland vorgegeben. Sie war und wurde dadurch mit Abstand zur bedeutungsvollsten ostwestlich verlaufenden Fernverbindung die den Großraum der heutigen Niederlande mit dem südlichen Niedersachsen verband. Sie führte bis an die Mittelelbe und darüber hinaus und vernetzte sich knotenartig mit zahlreichen nachrangigen Querwegen und Pfaden. War aber auch eine zentralgermanische Route die an vielen Schnittpunkten die großen Wege der Völkerwanderungen kreuzte. Es war nicht nur für die Chasuaren eine wichtige Lebensader und damit Fluch und Segen zugleich, sondern auch für alle anderen Stämme die sie nutzten und von ihr abhängig oder betroffen waren. Stößt man also im Umfeld von Kalkriese auf germanische Siedlungsspuren aus der Epoche der römischen Kaiserzeit, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie es waren die dort einst Landwirtschaft und Viehzucht betrieben. An einer großen Verkehrsachse zu wohnen die eigenes Stammesgebiet durchschneidet bedeutete für sie zwangsläufig eine Mittelpunktlage inne gehabt zu haben und auch vermittelnde Funktionen übernehmen zu müssen. Denn auch in Germanien war in kritischen Zeiten ein schneller Informationsfluss vonnöten und der hatte trotz diverser Animositäten untereinander in Notzeiten stammesübergreifend zu funktionieren. Und alle Zugbewegungen auf diesem Weg der sich Hellweg „Unter dem Berge“ nannte erlebten die Chasuaren aus nächster Nähe mit und das mit allen Vor – und Nachteilen und mussten es im leidtragenden Sinne auch über sich ergehen lassen. Also ein Stamm der sowohl davon profitieren, der aber auch damit gestraft war. Der immer direkt oder indirekt in Mitleidenschaft gezogen wurde und der es oft schmählich zu erdulden hatte, dass die durchziehenden Truppen ihr Territorium gefragt oder ungefragt nutzten, weil sie es nutzen mussten, weil sie dort rasteten und sich nach Möglichkeit auch aus der Region verpflegen wollten. Chasuarische Wegeposten waren und mussten sich daher gezwungenermaßen ständig am Hellweg auf erhöhter Warte aufhalten, postieren und präsent sein und sie wussten immer was sich auf ihm tat. Es wird zudem die besagte Kommunikationskette existiert haben die schon von weit her funktionierte, damit ihnen bereits andere Sippen oder Stämme Warnungen zukommen lassen konnten bzw. Botschaften und Nachrichten übermittelten. Dieser Fahrweg war ein ständiger Unruheherd und es ging von ihm eine permanente Gefahrenlage aus, die immer auch einen schnellen Kontakt in die entfernteren Dörfer und Ansiedlungen der Gemeinschaft erforderlich machte. Bereiche in denen die Chasuaren ihre Nahrungsvorräte und wichtigen Güter horteten und wo auch die Schwächeren der Sippe ihr Zuhause hatten und u.a. die Tiere hüteten. Den Hellweg musste man daher seitwärts auf versteckten Pfaden und Bohlenwegen immer schnell und ungesehen erreichen und wieder verlassen können. Auf unliebsame Überraschungen vorbereitet und gefeit zu sein, traf sicherlich für alle Anwohner der großen Hellwege zu und das nicht nur zu jener Zeit. Die nördlich angrenzenden im Moor liegenden trockenen Siedlungsnischen oder gewachsenen warftähnlichen Erhöhungen waren für sie im Ernstfall ihre Überlebensgarantie und man wusste sich zu schützen. Ihr Stamm gehörte nicht zu den Einflussreichsten und sie mussten ihre begrenzten wehrfähigen Kräfte die auf etwa 3000 Krieger geschätzt werden zurückhaltend, bedacht und kontrolliert einsetzen. So war dieser vermutlich relativ kleine aber schlagfertige und ernst zu nehmende Stamm der Chasuarier oft zum tatenlosen Zuschauer des großen Geschehens der Zeit verdammt. Vornehmlich dann, wenn die gewaltigen römischen Legionszüge am rechten Emsufer etwa bei Rheine anlegten um nach Ostwestfalen oder an die Mittelweser aufzubrechen. Dann lagen sie mitten im Aufmarschgebiet, wo die Legionen einst ihre Logistik entfalteten um sich auf den Landweg vorzubereiten und sich konzentrierten bevor sie sich in Feindesnähe begaben. In eine Frontregion in der sie von stärkeren germanischen Kräften bereits erwartet wurden. Auf dem Rückweg zur Ems allerdings mussten sie wieder mehr oder weniger blessiert oder dezimiert die Siedlungsgebiete der Chasuarier passieren. Es war wohl ein frommer Wunsch jeweils im Vorfeld und rechtzeitig von römischer Seite aus in Kenntnis gesetzt zu werden, wenn diese die bedeutsame Verkehrsachse nutzen wollten. Sie hörten damals auch von den unglaublichen Geschichten eines entfernt kämpfenden Feldherrn namens Cäsar, der erstmals sogar eine Brücke über den Rhein gebaut haben soll. Für sie nahezu unvorstellbar, denn sie kannten den Rhein nur als einen sehr breiten Flachlandfluss. Erlebten dann, wie alles mit Drusus seinen unguten Anfang nahm, sich der Krieg unter Tiberius und Ahenobarbus im Immensum Bellum fortsetzte und gerieten wohl in Euphorie als sie vom Ausgang der Varusschlacht erfuhren. Ihre Schreckensjahre erlebten die Chasuaren im Verlauf der Germanicus Feldzüge als die Kämpfe gegen Rom ihren Höhepunkt erreichten. Und sie waren mit die Ersten die hörten, wie seine Schiffe 16 + in der rauen Nordsee zerschellten oder im Wattenmeer stecken blieben, was sie sicherlich nicht bedauerten. Große römische Heeresmassen die im Verbund mit germanischen Söldnern gegen andere Germanenstämme antraten und das Land verwüsteten sahen sie in diesen Zeiten an sich vorüber ziehen. Aber sie spielten immer nur die ohnmächtige Nebenrolle des passiven Betrachters der es nicht wagen durfte römische Machtpläne zu durchkreuzen. Aber nicht nur in der Fisse - Niewedder Senke mussten sie wie kein anderer germanischer Stamm jeden Quadratmeter und jede moorige Untiefe gekannt haben, schwarze Löcher in denen sie ihre Opfer für die Götter versenkten und in die sie nicht unversehens selbst hinein stürzen durften. Denn damals gab es in den Moorgebieten noch die versteckten tückischen mit Moos überdeckten Gefahrenstellen, wie sie heute nur in Märchenbüchern beschrieben werden. Das alles machte aus ihnen einen ernsthaften Anwärter, wenn es um die Frage geht, wer denn 17 + oder 18 + bei Kalkriese gekämpft haben könnte. Als Teilnehmerstamm an der Varusschlacht sucht man sie in den antiken Chroniken vergeblich was auch nicht verwundert, denn von Kalkriese bis ins Nethegau war es für sie kein Katzensprung. Und auch kein römischer Rachefeldzug gegen sie war nötig und wurde uns daher nicht überliefert. Aber in dem Jahr 18 + schlug möglicherweise letztmals auch ihre Stunde, auf die sie sich vielleicht schon lange vorbereitet, was sie aber insgeheim erhofft und erwartet hatten. Aber der stärkere Nachbarstamm der Angrivarier mit dem sie sicherlich auch vielfältig verwandschaftlich verbunden waren, hatte das Sagen und die Vorrechte und verfolgte seine elementaren Interessen. Zumal sie es waren, die nun über Nacht zum römischen Verbündeten avanciert waren. Auch ist es fraglich, ob die Angrivarier seinerzeit über eine geschlossene Führungs- bzw. Oberschicht verfügten in der sich alle über die Vorgehensweise im Zuge der Lösegeldübergabe einig waren. Denn ein Gefangenenaustausch dieser Dimension erforderte eine breite Zustimmung bei der jeder auf seine Kosten kommen wollte. Warum hätten sich also alle an die Vereinbarung halten sollen. Einzelne Sippen innerhalb des Großstammes mögen ausgeschert sein, da sie anderer Auffassung waren, kämpften auf eigene Rechnung verfolgten ihre Pläne und könnten sich selbst am Überfall auf den Wertetransport beteiligt haben um sich zu bereichern. Andere wiederum könnten sich verpflichtet gesehen haben, die Austauschvereinbarung auch ohne den Gebrauch von Waffen einzuhalten. Aufgrund der römischen Schandtaten der Vergangenheit, war der Gedanke an Vergeltung zwar immer noch bei allen stark verwurzelt, aber in diesem Moment könnte nicht nur der Inhalt der Truhen für die Germanen interessant gewesen sein. Denn in diesen Zeiten war es attraktiver weil lebenswichtiger gegenüber einem Feind über die besseren Waffen zu verfügen. Im Nahkampf als auch in der offenen Feldschlacht war die römische Ausstattung seinerzeit führend und unerreicht. Wurfspeer, Schwert, Dolch und die hochwertige Schutzausrüstung der römischen Legionäre stießen vermutlich auf ein weit aus größeres Interesse, als der Klimbim und der Plunder den man ihnen im Austausch gegen die Geisel überlassen wollte und der ihnen sowieso zugestanden hätte oder ein Lösegeld, das in einer Welt ohne Zahlungsverkehr mit Ausnahme des Eigenwertes nur geringen Stellenwert besaß. Da nicht zu erwarten war, dass man den Germanen diese Waffen freiwillig überließ, war auch dies ein denkbares Motiv, um sie sich mit Gewalt anzueignen. Wie die Schlachtentheorie zeigt, war man den Römern an diesem Tag zahlenmäßig überlegen bzw. man hatte sich in geeigneter Weise auf ein mögliches Gefecht vorbereitet. Beste Voraussetzungen um Fakten zu schaffen bzw. die Beuteanteile zu erhöhen. So konnte man sich zusätzlich bereichern und der Verteilungsschlüssel ließ sich enorm zu ihren Gunsten verschieben. Die Gefangenen konnte man irgendwo frei lassen, somit ließe sich der Vertrag sogar in Teilen erfüllen. Für den Angriff auf die römische Karawane ließen sich im Nachhinein auch andere Stämme verantwortlich machen und man konnte sich in geschickten Schuldzuweisungen üben. Und wer damals das Talent hatte Hinterhalte legen zu können um sogar drei wenn auch nicht in Sollstärke befindliche römische Legionen zu vernichten, der konnte auch am Kalkrieser Berg die Falle gestellt haben. Große Teile der Beute gelangten damals sicherlich nicht an die vorgesehenen Adressaten oder an ihre eigentlichen Bestimmungsorte. Ob es letztlich den Germanen gleichgültig war, dass die Schiffbrüchigen oder Gefangenen je wieder römischen Boden betreten würden oder nicht würde schon wieder zu weit ins Spekulative und Konspirative eingreifen. Vielleicht hatte man einige von ihnen auch schon längst als Sklaven weiter verkauft und sie waren schon gar nicht mehr in ihrem Besitz, als es zum Austausch kam. Es musste aber eine gewisse Glaubwürdigkeit und Garantie im Geschäft gesteckt haben, denn auch Römer wollten keine Katze im Sack kaufen und sie wollten vorher wissen, welche Männer man ihnen übergeben würde, welche sie also frei gekauft hatten. Und damit war auch der neuralgische Moment der gesamten Aktion gekommen. Der kritische Augenblick der alles in eine Eskalation führen konnte und letztlich ein Gefecht ausgelöst haben könnte. Letztlich wird es für uns aber genauso unbekannt bleiben, ob dies alles der Grund für die Kämpfe bei Kalkriese war genau so wie die Frage unbeantwortet bleibt, ob die aufregenden Geschichten der heimgekehrten römischen Legionäre „vom Ende der Welt“, so wie es uns Tacitus indirekt mitteilte, nur aus den Mündern jener Legionäre stammten, die aus Britannien zurück kamen und nicht auch von jenen, die in Germanien auf ihren Freikauf warten mussten bzw. wie auch immer von dort frei kamen. Denn kein antiker Historiker verriet uns, ob der Freikauf aller entwurzelten Römer auch ein erfolgreiches Ende nahm und hätten wir nicht Tacitus, wir wüssten nichts von alledem. Denn nur er berichtete uns über einen Rückkauf von Verschollenen unter Mitwirkung der Angrivarier. Und natürlich war es damals ein offenes Geheimnis, welche Zugrichtung der römische Tross samt Geleitschutz und Werten nehmen musste, denn die Regionen waren damals arm an ausgebauten raumgreifenden Wegeverbindungen und die Zustände sicherlich marode und unsäglich und das auch in der besseren Jahreszeit. Wollte man vor 2000 Jahren vom Niederrhein etwa aus Xanten kommend in den Norden bzw. Nordosten gelangen, gab es also nicht viele Alternativen um zu den Angrivariern zu gelangen oder gar weiter zur Weser und oft musste man dazu einheimische Wegeführer verdingen. Wie hätte man also die vereinbarte Geldsumme zu den germanischen Stämmen ins Hinterland schaffen sollen, wenn nicht auf den ebenen begehbaren Wegen nördlich des Wiehen - Gebirgsrückens an dem man sich gut orientieren konnte, da man ihn schon „van wiehen“ aus sehen konnte. Man käme also nicht umhin dafür die Strecke von etwa 140 km Luftlinie von Xanten aus über Coesfeld nach Bramsche einzuschlagen. Sollte man also den Landweg bevorzugt haben, so könnte der Marschzug über Emsdetten verlaufen sein. Hätte man sich für den Wasserweg entschieden, wäre Rheine die Anlegestelle gewesen um die Ems zu verlassen. Von entscheidender Bedeutung bei dieser Theorie bleibt aber die hypothetische Frage, welche Art von Vermittlungsfunktion die Angrivarier in diesem Geschäft eingenommen hatten. Lag ihre Aufgabe lediglich darin den Kontakt zu den Legionen am Rhein herzustellen, etwa mit der Botschaft, dass da noch Soldaten auf die Heimholung warteten. Das man der römischen Administration sagte, wo sich diese befanden und das die Hinterlandstämme dem Austausch nur bei vorheriger Lösegeldzahlung für die befristete „Kost und Logis“ zustimmen würden. Sicherlich hatten die Angrivarier in diesem Zusammenhang ebenfalls Forderungen in Gestalt einer „Aufwandsentschädigung“ geltend gemacht. Aber die unmittelbaren Modalitäten der Gefangenenübergabe auszuhandeln könnte sich wie zuvor dargestellt in der Tat als die Crux erwiesen haben. Denn Rom musste ihnen zwangsläufig auf dem bekannten „halben Weg“ entgegen kommen. Und die Freisetzung von Gefangenen erfolgt in der Regel im Niemandsland bzw. in Grenzgebieten und da boten sich nur die Wohngebiete eines weiteren relativ neutralen Germanenstammes nämlich dem der Chasuarier kurz vor dem Erreichen des von Angrivariern besiedelten Gebietes östlich der Hunte an. Es ist also äußerst schwerlich vorstellbar wie das Prozedere abgelaufen sein könnte. War die Senke vor dem Kalkrieser Berg bereits der vereinbarte Übergabeplatz oder wollten, sollten bzw. mussten die Römer noch weiter nach Osten ziehen. Hatten die Stämme die in ihrem Besitz befindlichen Legionäre schon selbstständig bis dahin geführt, um sie dort zu übergeben und den Gegenwert in Empfang zu nehmen. Oder zeichneten die Angrivarier für den kompletten Austausch verantwortlich in dem sie es waren die das Geld in Empfang nehmen sollten. Um damit dann den weiteren Weg über die Weser nach Norden oder Osten einzuschlagen hatten, um das Lösegeld weiter zu reichen. Oder erst um von dort die Gefangenen zu holen und sie bis zur römischen Grenzzone zu geleiten. Oder was schlecht vorstellbar ist, gestattete man es gar den Römern selbst die Hinterlandstämme aufzusuchen. Dies wäre zweifellos eine sehr mutige Aktion mit begrenzter Rückkehrgarantie gewesen. Denn so kurz nach den Germanicus Feldzügen im ehemaligen Kampfgebiet zu agieren war sicherlich nicht ratsam. Ich plädiere bei der Betrachtung der Alternativen daher für die erste Version. Nämlich die Variante, die eine Übergabe von Geld und Gefangenen unter Beteiligung und Abordnung aller betroffenen Stämme im Grenzgebiet östlich von Bramsche vor sah. Denn hier wurde der Kuchen verteilt und hier wollte jeder sein Stück abhaben. Die alt bekannte und sicherlich auch berüchtigte Heerweg Engstelle am Kalkrieser Berg war allen bekannt und von allen Seiten betrachtet eine Pforte sowohl in die Norddeutsche Tiefebene als auch in Richtung Niederrhein. Weiter ins Inland hätten sich Römer in diesen Zeiten nicht mehr vor gewagt und näher hätte man sie vermutlich auch nicht heran kommen lassen. Aber viel näher als Kalkriese war in diesem Fall auch weder vorgesehen noch nötig. Ab Kalkriese hätte dem auch das seinerzeit weitaus umfangreichere Venner Moor entgegen gestanden und ein Schwenk wieder nach Süden auf Minden zu wäre die falsche Richtung gewesen und hätte keinem Erfordernis entsprochen. Aber die Maultierkarren samt Truhen und Lösegeld konnte Rom auch nicht völlig unbewacht an die äußersten östlichen Hemisphären des Imperiums ins alte Hasegau schicken. Folglich hatte und musste man dem Transport auch begrenzte militärische Kräfte beistellen. Die für 3000 bis 4000 Legionäre Platz bietende später erst entdeckte umwallte römische Anlage die einige hundert Meter westlich vom „Varusschlacht Museum“ ergraben wurde könnte einer Teilstreitmacht der „I Legio Germanica“ gedient haben, der dort ein verlustig gegangenes Mundblech zugeschrieben wird. Dieses Metallteil mit dem eingeritzten Hinweis LPA, das als L(egio) P(rima) A(ugusta) gelesen und der Legio I Germanica zugeschrieben wird spricht dafür, dass diese Legion für die Geleitaktion Männer abgestellt haben könnte, die den Schutz des Konvoi zu übernehmen hatten. Andererseits hätte das Mundblech auch aus einer Schenkung unter Legionären stammen können, denn auch das Gewichten derartiger Theorien gebietet die neutrale Herangehensweise. Zumal Soldaten von Varus als auch von Asprenas also beider Legionen einst gemischt am Rhein stationiert waren. Letztlich war es aber ein römisches Anerbitten um einen Gefangenenaustausch und folglich befand man sich von römischer Seite aus gesehen daher auch in der ungünstigeren Verhandlungsposition. Denn Rom konnte in der Festlegung der Übergabelokalitäten nicht frei gewesen sein und konnte daher auch nur wenig Einfluss auf den Zeitpunkt ausüben, geschweige denn ihn den Angrivariern vorgeschrieben haben. Die Germanen hätten also genügend Zeit gehabt um den Übergabeplatz zu bestimmen. Es dürfte lediglich eine robuste römische Unterhändlerdelegation gewesen sein, die da unterwegs war und man forderte sicherlich, dass Rom mit keinem umfänglichen und bedrohlich auftretenden Heer bestehend aus diversen Legionen anrücken würde, denn das wäre einer neuerlichen Kriegserklärung gleich gekommen und hätte auch gegen die kaiserliche Anordnung verstoßen. Dann wäre dieser Austausch vermutlich geplatzt und weitere wären nie zustande gekommen. Es sollte und durfte daraus also keine Militäroperation und erst recht keine Parade römischer Überlegenheit werden, sondern als Minimalkonsenz lediglich der besagte Gefangenenaustausch und das im kleinen Rahmen. Man musste also eine reduzierte Anzahl sprich eine weniger schlagkräftige Abteilung bzw. Vexillation dafür abordnen, was erklären würde, dass man in Kalkkriese auch auf keine größeren Skelettfunde mehr stieß. Die Germanen ließen möglicherweise sogar viele Legionäre bewusst flüchten bzw. entkommen, um keinen neuen Kriegsgrund zu entfachen, da es den Germanen in erster Linie um die begehrten Güter und Ausrüstungen vielleicht auch um die Pferde ging und man an einem Großkampf kein Interesse zeigte. Leicht und ohne große Anstrengungen sollte es möglicherweise ablaufen. Ungeachtet dessen bleibt ein Gefangenenaustausch mit ehemaligen Kriegsgegnern immer ein gefährliches Unterfangen, auch wenn man in den Angrivariern den möglichen Wolf im Schafspelz als Vermittler gewinnen konnte und man sie in die Verhandlungen eingebunden hatte. Denn mit der Zuverlässigkeit bei der Einhaltung von Verträgen hatte man bekanntlich im Imperium mit den Germanen leidige Erfahrungen gesammelt. Dem Transport den Anstrich einer friedlichen Mission zu geben musste also das Gebot der Stunde sein. Und dafür galt es eine geeignete Strategie zu entwickeln um den Austausch in geordneten Bahnen abzuwickeln und ihn nicht scheitern zu lassen. Ein Hinweis dafür könnte sich unter den bei Kalkriese gefundenen Teilen finden lassen. In den Angrivariern fand man offensichtlich einen brauchbaren oder auch den einzigen Vermittler und neuerdings auch einen Partner des Vertrauens. Trotzdem blieb es eine prekäre Mission, zu der man nach Germanien aufgebrochen war. Es galt beschwichtigend aufzutreten und an das Ehrgefühl der Germanen zu appellieren, sofern es etwas derartiges in den damaligen Zeiten noch oder schon wieder gab und man zog vermutlich vorher alle Register um sich des gegenseitigen Vertrauens zu versichern. So war es ein probates Mittel und es könnte ratsam gewesen sein, alles unter dem heiligen Siegel einer humanitären Maßnahme ablaufen zu lassen. Denn man hatte schon auf dem Hinweg nach Kalkriese bedenkliches Gelände zu durchqueren und befand sich am angedachten Übergabeplatz bereits in Feindesland. Weiße Fahnen schwenkte man damals noch nicht, aber einen derartigen Marschzug mit den nötigen höheren Weihen auszustatten, könnte dazu geführt haben, dass man ihm auch eine äußerlich sichtbare Symbolik verleihen wollte. Der Marschkolonne eine übergebührlich hohe Anzahl frommer Kultpriester aus der Kaste der Auguren beizustellen um damit die Germanen zu beeindrucken und den besonders religiösen Charakter heraus zu stellen, könnte ein probates Mittel gewesen sein, ihn für alle deutlich als unantastbar auszuweisen. Auch Karl der Große nutzte ein derartiges Respekt einflößendes äußeres Erscheinungsbild um später die Sachsen mit einer stattlichen Anzahl von Kirchenmännern schon rein optisch zu beeinflussen. So verlieh man auch dem römischen Marschzug Würde aber auch Fairness, machte ihn zu einer imposanten Demonstration und gab ihm damit die Bedeutung übergeordneter Interessen. In vorchristlicher Zeit hatten noch die Götter bei Weihe, Zeremonien und großen Prozeduren das letzte Wort und so wollte man versuchen das ganze Geschehen dem Schutz der göttlichen Mächte zu überantworten. Man musste alle Germanen davon überzeugen den Zug ungestört passieren zu lassen und alles zu tun, damit sie ihn nicht ausplünderten. Und das Wort „ausplündern“ könnte es getroffen haben, denn für die Germanen waren die zum Freikauf gedachten Mittel auch nichts anderes als römischer „Plunder“. Um alles zu einem würdigen Akt hoch zu stilisieren ließ man zahlreiche Lituiträger oder Priester mit marschieren. Auch ein jüngst ausgegrabenes Schloss weist auf den Transport von Truhen hin, die durch die Engstelle am Kalkrieser Berg bzw. bis dahin transportiert wurden und Schatullen und ähnliches sprechen ebenfalls für einen wertvollen Inhalt. Die gewählte Örtlichkeit war wie man heute noch gut nachvollziehen kann, wie geschaffen für einen Hinterhalt. Aber eine Falle der man es ansehen kann, dass sie eine ist, ist bekanntlich keine. Römer die sich in diesen Pass begaben um dort den Austausch durchzuführen, sollten sich der geographisch heiklen Lage bewusst gewesen sein, denn schließlich errichteten sie inmitten dieser Engstelle ein Marschlager, dass man als ein bereits vorhandenes ansprechen könnte. So hätte man diese allen bestens bekannte Örtlichkeit auch ausgewählt haben können um dort das Lösegeld zu übergeben, aber auch um im Grenzbereich zu den germanischen Stämmen gleichzeitig den Gefangenenaustausch statt finden zu lassen. Ein Gefangenenaustausch ist wie der Name schon sagt keine Einbahnstraße sondern ein Tausch, denn in Kalkriese wurden Gefangene aus beiden Lagern übergeben. Ein normaler Akt und somit ein übliches Prozedere wie man es im Vorfeld ausgehandelt hatte. Während die Angrivarier jene Legionäre übergaben die den Schiffbruch überlebten, befanden sich auf Seiten der Römer germanische Kriegsgefangene, darunter möglicherweise auch höher gestellte Fürstensöhne resultierend aus den Gefechten der Germanicus Schlachten. Männer die auf diese Weise das Glück hatten, wieder in ihre germanischen Wohnstätten zurück kehren zu können. Im Zuge des durch das außer Kontrolle geratene Zusammentreffen entstandene Gefecht, konnten diese Germanen von ihren Landsleuten befreit werden. Germanen die einen Wert darstellten und denen man römischerseits auf dem Weg zur vereinbarten Begegnungsstätte Fesseln und ähnliches angelegt hatte um ihre Flucht auf dem Marschzug zu verhindern. Ein Beweisstück dieses Verfahrens fand sich jüngst auf dem Schlachtfeld nahe dem Kalkrieser Berg, denn es konnte ein Fixiereisen ausgegraben werden. Es lag vermutlich noch neben den vergangenen sterblichen Überresten seines Aufsehers eines römischen Legionärs von dem die Schildpanzerelemente übrig blieben. Ein einmaliger Fund, den man allerdings in einen umgekehrten Kontext setzte in dem man annimmt die Germanen hätten einem römischen Legionär eine Halsgeige umgelegt um sich ihn für eine spätere Opferung aufzubewahren. So scheint es denkbar, dass man das ringförmige Eisenteil dem einstigen Bewacher nach seiner Ermordung auch hinter her geworfen haben könnte. Man darf nicht außer acht lassen, dass immer noch nach Argumenten Ausschau gehalten wird, um damit bei Kalkriese den Austragungsort der Varusschlacht begründen zu können. Aber was verrät uns unsere Phantasie noch zum Hergang des Gefechts. Möglicherweise war es anfänglich noch eine friedliche Begegnung oder sollte es sein. Ein Austausch den man einvernehmlich gestalten wollte. In dem sich vielleicht schon der Charakter eines bilateralen Neubeginns abzeichnen sollte. Denn ein Gefangenenaustausch war immer das deutliche sichtbare Zeichen für eine Beruhigung der Lage und eine wenn auch langsame Rückkehr zur Normalität. Römischerseits hatte man die Germania Magna aufgegeben, bzw. überließ sie sich selbst und der Handel trat nun stärker in den Vordergrund. Wir kennen noch nicht den einstigen baulichen Zustand des ergrabenen römischen Lagers, aber es kam vermutlich nicht von ungefähr, dass es sich genau dort befand, wo später das Gefecht tobte. Möglicherweise bot es sich an um darin den Abschluss eines gelungenen Geschäftes zu begehen oder gar zu feiern. Römischer Sitte und Gepflogenheit entsprach es derartige Gelegenheiten zu nutzen um ihre kulturellen Errungenschaft und ihre Überlegenheit in jeder Hinsicht zu zeigen. Eine repräsentative und gepflegte Tischsitte gehörte allemal dazu und alles sollte wie es auch die mitgeführten Millefiori Gefäße zeigen, die in Form von Scherben nachweisbar sind, gebührend ausgestaltet und geschmückt sein. Auch das in Kalkriese gefundene Relikt eines Weinsiebes und diverse Porzellanscherben belegen den Charakter einer besonderen Veranstaltung. Alles war Bestandteil einer kultivierten Tradition die man aber auch zur Schau stellen wollte um zu beeindrucken. Das alles nicht in der gewünschten Weise verlief war nicht Teil des Planes und nicht zu erwarten gewesen. Möglicherweise konnte man sich nicht einig werden und es waren zu viele germanische Stämme mit unterschiedlichen Vorstellungen am Geschäft beteiligt die unter sich uneins waren was plötzlich alles in Gewalt umschlagen ließ. War das Lager vorher schon von Chasuariern, Angrivariern und möglicherweise auch von Arminius umstellt worden, als die römische Delegation eintraf und dort in einen Kessel lief. Geriet alles außer Kontrolle und endete dann für die Legionäre in einer heillosen Flucht. Stammten etwa die vielen Münzfunde in der Region schon gar nicht mehr von flüchtenden Römern, sondern von Germanen, die sie gegen andere Germanen verteidigten und dabei verloren hatten. War es gar schon fasst ein Kampfgeschehen von Germanen untereinander. Aber im Zentrum befand sich ein Kleinlager, das von den römischen Legionären als Übergabetreffpunkt genutzt wurde, sich dann aber auch zum letzten Zufluchtsort entwickelt haben könnte, wie die Einsturzstellen belegen. Wurde es dann auf Basis dieser Überlegung während des germanischen Überfalls komplett verwüstet. Dieses im Boden nach gewiesene römische Etappenlager, das im Zuge der Kämpfe seine einst vorhandene Schutzfunktion gänzlich verloren hatte, könnte von den Legionären die den Transport mit dem Lösegeld begleiteten noch am Vortag auch als Übernachtungs- bzw. Rastlager genutzt worden sein. So könnte man den Wertetross in diese Engstelle geködert haben, ihnen auch germanisches Geleit zugesichert, aber sich nicht daran gehalten haben und über anders gesinnte Germanen will man gar nicht erst spekulieren. So wollten sich die örtlichen Germanen vom Stamm der Chasuarier diese günstige Gelegenheit auch nicht entgehen lassen und konnten nun Rache nehmen an den schmachvollen und erniedrigenden Begebenheiten und Begegnungen der Vergangenheit, denn da gab es sicherlich einiges, dass es noch abzurechnen galt. So konnte man sich auch in den Besitz der kostbaren Fracht bringen, bevor diese in die Hände anderer Stämme gelangte. Es ist also vieles denkbar, denn Lösegeldübergaben hatten immer eine lange Vorgeschichte und entwickelten, siehe der Fall des „Richard the Lionheart“  immer schon ihre eigene Dynamik und schrieben selbst Geschichte. Wir stünden also womöglich in Kalkriese am Schauplatz eines missglückten Freikaufgeschehens, dass der antiken Geschichtsschreibung nicht viele Zeilen wert war. Es könnte aber wie angedeutet später auch noch zu einem Gefecht unter rivalisierenden germanischen Stämmen um den Beuteanteil gekommen sein, ein Szenario, das sich dem Überfall anschloss und schon würden erneut einige andere Theorien ins Wanken geraten. Möglicherweise war dies die letzte Tat die Arminius einfädelte und ausführte bevor er sich zurück zog und selbst in die Geschichte ein ging. Denn in der Bemerkung von Strabo schwingt auch noch etwas von Wehmut bei gleichzeitiger Achtung für diesen Mann mit, die man dem großen germanischen Feldherrn Arminius der “noch jetzt“ neun Jahre nach der Varusschlacht kämpfte entgegen brachte. Arminius ein Supertalent und eine Ausnahmegestalt gleichermaßen, dem es gelang seit den Pannonienschlachten des Jahres 8 + bis etwa ins Jahr 18 + mit klarem Kopf und offensichtlich körperlich unversehrt militärisch zu wirken. Er musste über eine übermäßige sich von den anderen Germanenoberhäuptern abgehobene Natur verfügt haben die auf auf exzellente Gene schließen lässt. Ein Mensch wie eine Lichtgestalt bei dem es uns nicht verwundern sollte, wenn ihn seine Stammesgenossen später auf ein höheren übernatürliches Podest stellen wollten. Kalkriese war der Grund dafür, dass Strabo nach dem Jahr 17 + noch einmal fest halten wollte, dass Arminius „immer noch“ kämpfte. Ich spielte zwar bereits mit dem Gedanken, dass Strabo in der Summe betrachtet, alle germanischen Kämpfe gegen Rom in dieser Zeit als Taten unter dem Kommando eines Arminius sah, obwohl dieser schon gar nicht mehr unbedingt selbst daran teil genommen haben musste. Aber er gibt uns doch den wichtigen Hinweis, dass in Germanien auch nach 16 + wo auch immer noch gegen Rom gekämpft wurde. Ich möchte diese denkbare Variante als eine weitere Erklärung für die Schlacht am Kalkrieser Berg vorschlagen bzw. nicht unerwähnt lassen. Wie beschrieben liegt es also auch im Rahmen des möglichen, dass es sich bei den Funden in der Niewedder Senke um das Lösegeld für die in germanischer Gefangenschaft befindlichen Römer gehandelt haben könnte. Denn ein Geldtransport weckt sicherlich zu allen Zeiten und unter allen die davon wussten lebhafte und heftige Begehrlichkeiten zumal der Zorn aus früheren Zeiten hier noch beflügelnd nach wirkte. Man könnte vielleicht den Streuwinkel und die darin gemachten Funde unter diesem Gesichtspunkt neu bewerten, denn der Marschzug wäre dieser Hypothese zufolge statt von Ost nach West von West nach Ost unterwegs gewesen. Man könnte so betrachtet vor allem in den nördlich von Kalkriese gemachten Münzfunden durchaus sichtbare Hinweise dafür erkennen, dass dort Germanen untereinander kämpften, denn den Legionären war hinreichend bekannt, dass es für sie in die nördlichen Richtungen keinen Fluchtweg gab, sondern nur Sumpf und Morast. Im Zuge der Auseinandersetzung erreichte dann ein Teil der Geldsumme auch nicht die ursprünglich angedachten germanischen Empfänger, sondern blieb 2000 Jahre im Erdreich bei Bramsche verborgen. Die Frage nach dem Verbleib der Geiseln muss hier zwangsläufig unbeantwortet bleiben. Laut Tacitus wurden diese von den Angrivariern an die Römer zurück gegeben. Man kann also annehmen das, wenn auch nicht alle in Freiheit gelangten, sich doch einige Schiffbrüchige an den Rhein retten konnten. Sich Gedanken hinzugeben, ob dies den gefangenen Legionären nur gelang, weil sie sich im Zuge der Auseinandersetzung bei Kalkriese selbst befreien konnten, sie befreit oder frei gesetzt wurden, oder ob Tacitus keine erneute römische Niederlage eingestehen wollte, oder es nicht besser wusste, würde zu weit führen und man kann es getrost dem freien Spiel der Spekulation überlassen. Man erkennt anhand dieses kurzen Denkanstoßes aber auch wie schnell der Boden einer vermeintlichen Objektivität unter unseren Füßen schwinden kann. Germanien hatte seine Eigenarten, war wie alle Großregionen ein Land der Widersprüche und ihre Bewohner waren unberechenbar wie es jeder Menschenschlag ist. Und fremde Kulturen die es gewohnt sind nach eigenen Gesetzmäßigkeiten zu urteilen, tun sich im Umgang mit Völkern immer schwer, die auf anderen Traditionen aufbauen. Wir erleben es in unseren Tagen, wie komplex es sich gestaltet, wenn wir europäische mit orientalischer Gesetzgebung verbinden wollen. Aber damit nicht genug, denn es ließe sich noch ein weiteres Argument anführen, womit sich neben dem Lösegeld auch ein Warenaustausch mit dem Ziel eines Gefangenenfreikaufes begründen ließe.(01.02.2020)

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