Sonntag, 12. November 2017
Publius Quin(c)tilius Varus
Was war er für ein Mensch dieser Varus dem die Bewohner von Athen, Tenos und Pergamon zwischen 22/21 und 19 – seltsamerweise mit Statuen samt ehrenvollen Inschriften huldigten, obwohl er „nur“ als Geschäftsmann aber mit ausgeprägtem finanziellen Interesse im Sinne des Imperiums gemeinsam mit Kaiser Augustus ihre Provinzen bereiste. Vermutlich standen die Stelen auch schon, bevor er eintraf um sie ihm präsentieren zu können oder sie von ihm enthüllen zu lassen. Im Nachhinein errichtet, dürften sie ihren Zweck verfehlt haben. Sicherlich werden um diese Zeit die Huldigungen für Augustus ungleich größer ausgefallen sein um das Verhältnis zu wahren. Aber dies waren damals untrügliche Reaktionen einer besorgten Bevölkerungsschicht, die sich der Gefahr bewusst war, dass da auch einer kommen würde, der ihnen ans Geld wollte. Nicht nur den Kaiser, sondern auch seine Staatsbeamte wie Varus musste man schon im Vorfeld freundlich stimmen und ihnen unterwürfig gegenüber treten, um zumindest das Schlimmste zu verhindern. Und damit ist eigentlich schon alles gesagt, denn eine bessere Visitenkarte konnten uns die Bürger in Griechenland und Kleinasien zur Person des Varus eigentlich gar nicht hinterlassen. Kaiser Augustus konnte es einschätzen, wen er in sein Team aufnahm und wen er für die finanziellen Dinge als geeignet betrachtete und Leute wie Varus waren mit Gold nicht aufzuwiegen. Sie verstanden es dem Reich und auch seiner persönlichen Schatulle die nötigen Mittel zuzuspülen, die er für seine Regierungsgeschäfte brauchte. Waren Leute wie Varus erfolgreich, florierte sein Staatsapparat wie geölt und auf diese willigen, und auch keineswegs uneigennützigen Helfer konnte er nicht verzichten, auch wenn sie manchmal vielleicht etwas zu hart an die Sache herangehen mussten. Sie waren der Garant für das Erfolgssystem Augustus und von diesem Typus wird er auch noch andere Helfer in seinen vielen Provinzen gehabt haben. Wenn die Kasse stimmte, wurde eben mal weggeschaut. Wie wir heute aus der Retrospektive wissen, folgte auf den Spuren dieses Finanzierungsmodells später noch eine andere Organisation, die dieses einträgliche Geschäft übernahm und es noch bis heute praktiziert. Auch diese Staaten ähnliche Struktur, übrigens passend zum Lutherjahr die sich allerdings einer anderen Form der Eternität verschrieben hat, verstand es Gelder aus ganz Europa nach Rom zu lenken, um sich damit unter anderem Ihre Prachtbauten zu leisten. Aber an Varus reiben sich natürlich alle Historiker bis heute, sind aber neuerdings nachdem man sich damit in den letzten 2000 Jahren sehr schwer getan hat eifrig bemüht, an ihm auch mal positive Seiten zu entdecken. Es sind aber in der Literatur überwiegend mehr kritische als wohlwollende Eigenschaften von ihm überliefert. Trotzdem würde sich sein Kopf wohl heute noch im Grabe bewegen, gäbe man ihm noch einmal die Möglichkeit, sich selbst vor einem Welten Gericht für die Umstände der Katastrophe verantworten und rechtfertigen zu dürfen. Gewährte man ihm diese einmalige Chance, er würde den Gerichtssaal sicherlich nicht ohne seine Anwälte betreten. Aber bei allem Unbill fand er dann doch noch, dank der Fürsprache seines großen Nutznießers und Förderers Kaiser Augustus eine ehrenvolle Ruhestätte in der Familiengruft der Quinctilier, wohl unweit der heutigen Via Appia. Vielleicht muss man daher seinen Aufschrei der Verzweifelung vor diesem Hintergrund auch ganz neu bewerten. In etwa, „Varus, wer finanziert mir jetzt meinen Staat“. Wie man einer Münze mit seiner Kopf Gravur entnehmen kann, hatte er wulstige Lippen, wäre charakteristisch demnach ein Familienmensch gewesen. Er soll auch ein mildes Wesen und einen ruhigen Charakter gehabt haben, trotzdem war er nicht zimperlich. Sozusagen ein Mann mit zwei Gesichtern. Denn beschrieben wird er auch als unschlüssig, träge, schwächlich und geistig unflexibel. Ein psychologisches Gutachten aus alledem könnte ihn auch in die Kategorie skrupellos, ohne eigene Risiken eingehend, aber bei drohender Gefahr möglichst andere vorschickend, einstufen. Ohne diese Eigenschaften wäre er allerdings für seine Aufgabe in den Provinzen sicherlich ungeeignet gewesen. Was eine derartige Charaktermischung ergibt, lässt sich in etwa auch an den Reaktionen und Entscheidungen im Vorfeld der Schlacht ablesen. Was er aber wieder mit den Germanen gemeinsam hatte, war die ihm nachgesagte Muße im Lageralltag gewesen, denn dem Müßiggang frönten auch schon die alten Germanen. Und zur Muße gehört selbstredend insbesondere das süße Nichtstun möglichst in Verbindung mit vielen Annehmlichkeiten. Sein Vater als auch sein Großvater verabschiedeten sich schon fasst vorsätzlich mit Selbstmord aus dem Leben und stahlen sich aus der Verantwortung. Auch sie hatten wohl schon mehr Mut zum Sterben als zum Kämpfen besessen. Mit seiner Freitod Entscheidung tat er jedoch den Germanen unbeabsichtigt noch einen großen Gefallen. Denn mit dieser menschlichen Kriegsbeute richtig umzugehen, hätte er sie noch in große Konflikte gebracht. Sowohl Gefangenschaft, als auch Geiselhaft in Verbindung mit einer Lösegeldforderung oder sogar seine Götteropferung alles wäre in den Reihen der Germanen allemal auf großen Zuspruch gestoßen. Ein frei gekaufter also überlebender Varus zurück in Rom hätte bedrohlicher für sie werden können, als alle folgenden Rachefeldzüge eines Germanicus. Denn er hätte es aufgrund seiner Insiderkenntnisse sicherlich verstanden, im zweiten Anlauf alles richtig zu machen. Wehe seinen Widersachern, er hätte sie bis ans Ende der Welt verfolgen lassen. Sogar ein römisches Bündnis gemeinsam mit Marbod gegen die Westgermanen wäre nicht auszuschließen gewesen und hätte zur römischen Strategie gut gepasst. Vermutlich wuchs Varus immer dann über sich hinaus, wenn er Wehrlose vor sich hatte, die er in die Schranken weisen konnte und die keine Wahl hatten und sich von ihm und seinen Waffenträgern noch dazu beeindrucken ließen. Eigenschaften die ihm leider auch in unserer Zeit gute berufliche Aufstiegsmöglichkeiten geboten hätten. Varus konnte schon zu seinen Lebzeiten auf einen Stammbaum verweisen, der bis in den römischen Uradel der Antike zurück reichte und war bereits mit etwa 30 Jahren Kommandeur von einer der drei später in Ostwestfalen untergegangenen Legionen, nämlich der Neunzehnten, die um 15 – noch an einem siegreichen Alpenfeldzug unter Tiberius und Drusus gegen die Kelten teilnahm. Später kam er als Statthalter, aber wohl eher als Geldeintreiber nach Syrien, wo er als Richter in Beirut im Prozess gegen Antipatros, übrigens einer sehr reichen Familie auftrat. Antipatros war der Bruder des bekannten Herodes Antipas der an der Kreuzigung von Jesus beteiligt war. Antipatros wurde vorgeworfen, er wollte den gemeinsamen Vater der auch Herodes hieß umbringen. Er wird es auch zweifellos verstanden haben, die überlieferten Reichtümer des Herodes anzuzapfen. In den Jahren 6 + oder 7 + wurde er in die klimatisch ungünstigere germanische Diaspora entsendet wo, um ihm bei seinen Plänen den Rücken zu stärken wieder die altbekannte, vorher in Dangstetten am Oberrhein nachgewiesene 19. Legion unterstellt wurde, von der Teile nach dem Immensum Bellum vermutlich in Haltern stationiert waren. Ältere Legionäre könnten ihn daher bei seiner Ankunft in Germanien schon wie einen alten Bekannten begrüßt haben. Die Quellen berichten übereinstimmend, dass er es disziplinarisch übertrieb und wo möglich seine Macht ausspielte. In dem Bewusstsein ein Weltreich hinter sich zu wissen, überzog er sowohl seine Selbstherrlichkeit als auch sein Bedürfnis Vollkommenheit zu erreichen. Es ging dann bekanntlich so weit, dass die Germanen ihm vor seinem Untergang schon Streitigkeiten zur Schlichtung vorspielen konnten, ohne das es ihm scheinbar selbst auffiel. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was das für komödienhafte Gerichtsspektakel gewesen sein müssen. Und dazu gehörte schon ein gehöriges Maß an Ignoranz bzw. fehlendem Realitätssinn gegenüber den vorherrschenden Sitten und Gebräuchen seiner neuen Untertanen. Hier musste der Wesenszug der Schlitzohrigkeit unter den Germanen schon förmlich Salto geschlagen haben, man schlug sich auf die Oberschenkel und es entstand erstmals unter ihnen auch das Gefühl einer gewissen Überlegen- und später auch Siegesgewissheit, nach dem Motto, mit dem muss man doch wohl noch fertig werden können. Dies führte in späteren Zeiten sogar dazu, dass sich die Römer zumindest hinter vorgehaltener Hand in den rechtsrheinischen Landen einer gewissen Lächerlichkeit ausgesetzt sahen. Natürlich überspielte man in Germanien mit derartigem Gebaren auch immer noch die unterschwellige Sorge letztlich doch nicht zu hochmütig werden zu dürfen, denn Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Und so blieb es wohl eher bei den bekannten Stammtischparolen. Varus überschritt mit seinem vom Ehrgeiz befeuerten Verhalten mit der Zeit auch seinen persönlichen Rubikon und sammelte oder duldete zuletzt wohl mehr Claqueure um sich, als ernsthafte Berater. In dieser Phase begann die germanische Seele zu kochen und fand in Arminius einen gewandten und überzeugungsfähigen Anführer. Die cheruskische Fürstenfamilie könnte zum Beispiel ihren würdigen Stammsitz außer auf dem Brunsberg besser noch auf dem 110 Meter über der Weser liegenden Fürstenberg gehabt haben. Dieser markante Bergausläufer steil über der Weser hatte immer schon strategische Bedeutung wie die Hinweise auf mehrere mittelalterliche Burganlagen bestätigen. Der Name Fürstenberg geht auf die überlieferten Namen Vorstenberch und Forstinberg zurück. Vorsten, der Vorderste, oder der Vorstehende und dem althochdeutschen Wort “furisto” für der Erste, bilden die gemeinsame Wurzel und stellen die Verbindung des Vorstenberch zum “Berch des Furisto” her. Von diesem Sporn mit Steilhang zum Fluss konnten die Cherusker von erhöhter Warte aus nicht nur über die Weser weit nach Westen blicken und die Lebensader der Weserfurt kontrollieren, sondern sahen auch das bunte Treiben in den ständig größer werdenden Siedlungen der Region an Nethe und Weser. Im Rücken hatten sie den waldreichen Solling, der sie nach Osten abschirmte und daran anschließend den Harz der sich wohl von silva hercyniae oder herkynischen Wald ableitet. Es blieb dem Fürstenhaus des Segimer auch nicht verborgen, dass ihnen die Kontrolle über „ihre“ Weserfurt die auch Standort bestimmend für den Hauptort ihrer Sippe war, langsam entglitt und fortan die Soldaten des Varus vor ihrer Haustür das Sagen hatten. Die Fürstenfamilie fühlte sich nicht nur bewacht, sie wurde es auch. Arminius konnte damals mit eigenen Augen lebhaft mit zusehen, wie gefangene Germanen, seine Landsleute Varus vorgeführt wurden um von ihm gerichtet oder besser gesagt abgerichtet zu werden. Im eigenen freien Land schmachvoll zu Sklaven und Knechten gedemütigt zu werden war bitter. Das stolze Geschlecht der Cheruskerfürsten an der Weser, das auch auf lange Traditionen zurück blicken konnte, fungierte und funktionierte nur noch von Varus Gnaden. Segestes der dem Varus zugeneigte, aber eher nachrangige Cheruskerfürst vermutlich im Norden des Segimerclans ansässig, bildete da natürlich die Ausnahme. Da Varus ihm möglicherweise mehr Macht und Ansehen versprach, ihn aber strategisch zappeln ließ, denn er war das Gegengewicht zu Segimer, war er für Varus ein wichtiger Trumpf in der Hinterhand, falls Arminius nicht so spuren würde, wie er sollte und mit dem Varus geschickt taktieren konnte. Der nächste Schritt der Römer würde es sein, die Lager winterfest zu machen, mit einer wehrfähigen Besatzung auszustatten und die Tributpflicht einzuführen bzw. anzuheben. Das Jahr 9 + könnte das letzte Jahr gewesen sein, in dem Varus die Weser vor Einbruch des Winters noch mal verlassen würde, denn es lagen schon Pläne für den Bau von Hypokausten in seiner Schublade, wenn diese nicht sogar schon in tom Roden bei Corvey verlegt waren. Noch wehrfähigere Lager mit höheren Wachttürmen, stabilen Palisaden, breiteren Wällen und tieferen Gräben wären dann zu uneinnehmbaren Festungen geworden. Soweit durfte es Arminius und seine Verbündeten es nicht kommen lassen. Jetzt oder nie lautete daher sein Plan - er musste handeln bevor sich Varus in Ostwestfalen fest gebissen hatte. (zuletzt bearbeitet 23.11.2017 - 18:59)

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Mittwoch, 8. November 2017
Inbesitznahme nach römischem Recht
Spätestens der aus römischer Sicht erfolgreiche Ausgang des von V. Paterculus überlieferten Immensum Bellum mit der genauen lateinischen Bezeichnung “immensum exarserat bellum”  also in etwa ein mit einem Weltenbrand zu vergleichender Krieg, der unter der Führung von Tiberius von 1 + bis 5 + den Norden und die Mitte Germaniens erschütterte, ließ unterschwellig keinen Zweifel mehr daran, wie es in Germanien um die neuen Machtverhältnisse stand. Paterculus selbst nahm bekanntlich an der Varusschlacht nicht teil, stand aber diesem Ereignis als Zeitgenosse, wie auch Auffidius Bassus sehr nahe. Ihm waren die Stärken vor allem aber Schwächen eines Varus daher wohl gut bekannt, denn er wurde zum glühenden Verfechter, man würde heute sagen Fan von Tiberius von dem er wohl beeindruckt war. Und dies wohl nicht zuletzt deswegen, weil der die Attribute eines erfolgreichen Feldherrn besaß, die er bei Varus später so schmerzlich vermisste. Wie der Name Immensum Bellum vermittelt, waren die Kämpfe unermesslich, umfangreich und erstreckten sich über große Räume und Landstriche. Germanien wurde mit allen Formen kriegerischen Handelns unterworfen und sogar die entfernt lebenden Langobarden an der Elbe mussten sich nach einem verlorenen Kampf gegen die Legionen auf die Ostseite der Elbe retten und erlebten erstmals mit welcher militärischen Präzisionsarmee sie es da zu tun hatten. Jeder Widerstand schien in diesen Zeiten zwecklos. Nein, nicht jeder, denn Tiberius sah sich auf dem langen Rückmarsch zum Rhein doch noch einem germanischen Überfall unbekannten Ausmaßes ausgesetzt. Möglicherweise boten sie in Unterzahl „wie üblich“ den Stämmen eine schwache Flanke in einem Hinterhalt oder in unübersichtlichen Gelände. Wer wollte es bei den leidigen Erfahrungen im Umgang mit der Großmacht jenen Cherusker verdenken, wenn sich diese mit den Zähnen knirschend, gegen eine Vertragsregelung mit Rom stemmten. Germanien war nach dem Immensum Bellum offensichtlich entgegen den Augustus Äußerungen doch nicht überall befriedet. Aber die Cheruskerhäupter übten sich in ungewohnter Diplomatie und stimmten einem Bündnis, allerdings nach ihrem Rechtsverständnis zu. Und ungeachtet der unübersehbaren Missstimmung zwischen den ungleichen Partnern, war man im Lager des Varus natürlich aus rein strategischen Erwägungen heraus sehr zufrieden, den nun Treue signalisierenden Widersachern einen Vertrag in ihrem Sinne aufgedrückt zu haben. Der letzte Feldzug im Jahre 5 + im Rahmen des Immensum Bellum wurde noch tief ins Land geführt und war umfangreich, so dass er sich bis in den Herbst hingezogen haben könnte. Nach der anschließenden Lagebesprechung in einem Winterlager am Rhein, wird es eine Beurteilung gegeben haben, die Tiberius Kaiser Augustus vorgetragen haben dürfte. Daraufhin wird dieser in der Folgezeit die weitere Vorgehensweise bestimmt haben und sich für einen Konsul mit Namen Varus als Statthalter in Germanien entschieden haben. Auch mit Varus wie, mit den meisten großen römischen Häuptern auch, die er in Germanien einsetzte, war er verwandtschaftlich verbunden. Er berief ihn folglich in Palästina ab, um ihn nach Germanien zu entsenden, wo er vermutlich erst bzw. schon je nach dem welche Reisezeiten man zugrunde legt 6 + oder 7 + eintraf. Man wird nun damit begonnen haben, viele kleinere und größere römische Posten, Marsch- und Legionslager vom Signalturm über den Burgi bis zum Standlager die der militärischen und wirtschaftlichen Erschließung dienten, über die Weiten des Weserberglandes zu verteilen. Diese wurden alle zur Machterhaltung des Imperiums Romana und zum Schutz der nötigen Handelswege aufgrund einer permanent unsicheren Lageeinschätzung durch hohe Palisaden, tiefe und breite Gräben, angespitzte Schanzpfähle und heimtückische Annäherungshindernisse gesichert werden. Freizügig- und Durchlässigkeit sieht anders aus. Die Überlandwege führten vom Umschlagplatz am Oberlauf der Lippe fächerförmig vermutlich auch begleitet von Signaltürmen in die wichtigsten Richtungen. Dem Weserraum wird man aber Priorität eingeräumt haben. Die Verbindung des römischen Schnellweges von „Ad Ripam“ über Schwaney und Brakel steuerte gradlinig den Mittellauf der Weser südlich Höxter zum Übergang über den Fluss an und sie musste nur auf die geologischen Bedingungen wie die Ab- und Anstiege und die Umgehung wie zum Beispiel des Gradberges Rücksicht nehmen. Für Varus war Waffengewalt, auch wenn er davor seinen Richterspruch setzte, immer Mittel zum Zweck. Dafür das er nicht sehr zurück haltend war sie einzusetzen sprechen die von ihm überlieferten drakonischen, aber wohl für die damalige Zeit üblichen Strafmaßnahmen in Syrien und auch die Germanen sollten sie noch zu spüren bekommen. Hier an der Weser wollte er römischen Prunk und Machtentfaltung sehen und etwas Abseits davon gesellte sich dann auch die nötige Abschreckung zur Diplomatie. Anfänglich wollte er die Germanen noch von den Segnungen seiner Kultur überzeugen und das sollte nicht unbedingt im Angesicht waffenstarrender Legionäre statt finden und so trennte er nach seinem Gutdünken die Judikative von der Exekutive und konnte auf diese Weise seine Hände immer in Unschuld waschen bis man seine Taktik durchschaute. Römischer Methodik folgend, wurde das religiös/politische Zentrum davon fern gehalten. Während man die Legionslager bzw. Arrestanstalten die der Exekutive zugeordnet waren, in einem gewissen strategischen Sicherheitsabstand weiter südlich oder nördlich an der großen Weserbiegung ansiedelte bzw. im Bereich der heutigen Dörfer Godelheim, Wehrden und Amelunxen an der Nethemündung. Bei der Auswahl ihrer Lager- und Siedlungsplätze haben die Römer schon im Vorfeld darauf geachtet, dass die Versorgung für Mensch und Tier mit gutem Trink- und reichlich Brauchwasser gewährleistet war. Regenwasser, das in Zisternen aufgefangen, oder oder über die Dächer der Lagerinnenbauten gewonnen wurde, sowie die Trinkwasserbeschaffung über Brunnen und Quellen, das mittels Leitungen transportiert wurde, waren die wichtigen Stützpfeiler römischer Wasserversorgung und Infrastruktur. Quelleinfassungen, ein Rinnensystem aber auch die Ableitung der oberirdischen Niederschlagswässer und der Fäkalienbeseitigung mittels Gefälle waren demzufolge Standard für jedes Römerlager oder jede Römersiedlung, ob zivil oder militärisch genutzt. Die Nethe in Verbindung mit einem recht hohen Grundwasserstand wird sicherlich auch eine Bedeutung für die Wasserversorgung gehabt und für günstige Siedlungsbedingungen gesorgt haben. Bildauswertungen der im Boden liegenden luftarchäologisch nachgewiesenen Spuren römischer Gutshöfe in der Region rechtfertigen die Annahme, dass hier auch Versorgungszentren lagen, die im Zuge stärkerer Besiedlung mit der Kapitale zusammen gewachsen wären. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Setzt man voraus, dass Varus erst nach seiner allerdings nicht sicher beweisbaren Ernennung zum "legatus Augusti pro praetore" seine neue Funktion antrat, könnte man annehmen, dass er das Weserbergland auch erst im Frühjahr 7 + erreichte, obwohl manche Historiker auch das Jahr 6 + für möglich halten und so konnte er auch dann erst seine größeren Bautätigkeiten in Angriff nehmen. Varus und Arminius kamen in etwa zeitgleich im heutigen Ostwestfalen an. Etwa 7 + oder 8 + soll Arminius aus Pannonien in seine Stammesgebiete zurück gekehrt sein. Das cheruskische Fürstenhaus stand um diese Zeiten vermutlich noch relativ widerspruchslos trotz einiger Heißsporne auf der Seite der römischen Eroberer. Segimer der Vater von Arminius, sein Onkel Inguiomer, sein Bruder Flavus und natürlich Segestes fanden sich mit der neuen Lage ab, dass nun Varus ihr Stammesgebiet beherrschte und als neue Provinz ins römische Reich einverleiben wollte. Dies war sein Ziel und mit der Hilfe der Cherusker ließ es sich besser erreichen. Arminius, etwas heroisch dargestellt noch mit unverheilten Kampfspuren am Körper und als halber Fremdling, dafür aber mit brauchbaren lateinischen Sprachkenntnissen und einer Portion Wut im Bauch traf nach langem Ritt in der alten Heimat ein. Er hatte seinen „Wehrdienst“ für Rom abgeleistet und Rom brauchte den wie man annahm domestizierten Germanen in Germanien für neue politische Aufgaben. Um diese Zeit hatte er noch nicht seine spätere Führungsposition innerhalb seiner Familie inne, aber es gab Familienangehörige die ihn schon vorsichtig aber in ihrem Sinne darauf vorbereiteten. Sein Vater dürfte um diese Zeit trotz allem noch die Weichen gemeinsam mit Varus und Segestes ganz im Sinne römischer Expansion gestellt haben und musste Realist sein. Varus und Segimer und die ihnen nahe stehende Führungsschicht haben die weiteren Schritte untereinander abgesprochen. Unklar bzw. nicht überliefert ist auch, wie viel cheruskische Fürstenhäuser sich das gesamte Stammesgebiet unter sich aufgeteilt haben. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass im Sollingraum und Nordharz noch Raum für weitere Stammessitze vorhanden war, die noch nicht zum engeren aktiveren Kreis der Protagonisten zählten oder schon zu den Langobarden tendierten. Varus dominierte die Gespräche kraft seiner Überlegenheit, aber er wird seinen Spagat trotzdem nicht überzogen haben, um die fragile Allianz nicht zu gefährden und die Cherusker nicht zu entehren. Die gemeinsame Festlegung bzw. Einigung auf den wichtigen Weserstützpunkt bzw. Übergang war von großer Bedeutung. Logistische und militärische Fragen haben dabei die entscheidende Rolle gespielt. Im Vordergrund stand immer die Versorgung der Legionen, die Auswahl der Örtlichkeit im Sinne territorialer Machtentfaltung. Die punktuelle Lage im geographisch günstigsten Mittelabschnitt der Weser zwischen Lippe und Elbe also die Suche nach dem besten Zentralort zu den nahe liegenden Germanenstämmen der Großregion um deren Kontrolle und Anbindung sicher zu stellen, war ausschlaggebend. Die Cherusker waren ein kleiner aber mitbestimmender Partner. Welchen Einfluss konnten sie bei der Festlegung des neuen Hauptortes geltend machen ? Wollten, konnten oder durften sie sich überhaupt an der Entscheidung beteiligen, bzw. durchsetzen oder ließen es Varus und seine Legaten gar nicht erst zu und verbaten sich sogar jede Einmischung. Zu diesen Anfangszeiten wird es wenn, dann nur geringe Spannungen zwischen beiden Parteien gegeben haben und man stand sich trotz vergangener Zwistigkeiten im großen und ganzen noch relativ unbelastet gegenüber. Die römische Dominanz war trotzdem unübersehbar, maßgebend und präsent. Wo könnte es bei allem noch Schnittmengen in der Interessenlage beider Lager gegeben haben ? Waren die jeweiligen Cheruskerfürsten bemüht, dass neue römische Zentrum in die Nähe ihres Stammessitzes zu holen, argumentierten sie gar selbst für einen Standort unterhalb des Fürstenberges an der Furt oder nahe Corvey oder hätten sie es gar vorgezogen, wenn das römische Hauptlager möglichst auf Distanz zu ihnen blieb. Rechneten sie sich gar mit zunehmender Nähe zu ihren Wohnsitzen einen Machtgewinn gegenüber anderen Stämmen aus, oder wollten die Cherusker auch damals schon die Römer letztlich doch nur an die Weser locken um ihren Rückmarsch zum Rhein zu verlängern ? Varus hingegen wollte alle seine Juniorpartner auch unter Betrachtung anderer nicht cheruskischer Stämme im Auge behalten und so entschied man sich letztlich für eine räumliche Nähe zu allen regionalen Stämmen aber mit dem jeweils nötigem Sicherheitsabstand aber den Cheruskern als einheimischer Schutzmacht. Kritischen Situationen bzw. Notfällen sollte der schnelle Rückweg zur Lippe dienen, der noch ausbaufähig war. Das cheruskische Fürstenhaus arrangierte sich mit “Bigbrother” und stimmte der Standortwahl zu. Die Bedingungen für die Versorgung der Kavallerie stimmte und die Entfernung von etwa 47 Kilometern zum römischen Lippe Hafen passte noch gerade so in die Logistik von zwei Tagesmärschen. Es wird sich ab dem Jahr 7 + ein Pendelverkehr zwischen Lippe und Weser eingespielt haben. Maultierkolonnen haben die nötigen Güter heran geschafft und es wird in den üblichen Abständen bereits erste Raststationen und Posten gegeben haben, die man noch weiter ausgebaut hätte. Rom fühlte sich in dieser Zeit an der Weser sicher, die Stimmung war gut und es stellten sich erste Erfolge ein, indem sich die Germanen als lernfähig erwiesen und wie man so hört auch schon Märkte besuchten. Varus wird die Zeit bis zum jeweiligen Herbstrückzug an den Rhein genutzt haben, um sich von seiner besten Seite zu zeigen und wird weiteren hochgestellten Oberhäuptern und Fürsten die ihn umschmeichelten das römische Bürgerrecht angeboten und sich ihrer Unterstützung versichert haben. Damit verlief sein erstes Jahr in Germanien schon mal ganz ordentlich nach Plan. Doch schon nach dem ersten Winter im Frühjahr 8 + hörte man bei den Germanen die Nachtigall trapsen oder anders ausgedrückt, es fielen ihnen so langsam die Schuppen von den Augen. Ungeheuerliche Geschichten und Begebenheiten der Südländer machten die Runde und schaukelten sich hoch, die ihnen so gar nicht in den Kram passten. Und in der Tat im Jahr 8 + gingen die Römer auch schon mehr zur Sache und wurden mutiger. So fielen ins Jahr 9 + hinein auch schon erste dunklen Schatten voraus, denn die römischen Gewalttaten und die Zahl ungerechter Urteile wuchsen. Dieser neue auf dem römischen Reißbrett geplante Mittelpunkt ihrer Kolonialmacht im Inneren Germaniens baute sich auf guten Versorgungsstrukturen und den Erfahrungen aus früheren Städteplanungen auf. Ackerbau und Viehzucht waren genau so notwendig wie die Salzgewinnung, die Bauholzbeschaffung und die Verhüttung von Rohstoffen. Dies verschaffte um diese Zeiten vielen Menschen bessere Lebensbedingungen, vielleicht blieb auch schon mal eine römische Münze hängen und es wehte schon etwas der zarte Hauch von Wohlstand in die Hinterhöfe uralter Traditionen. Hätten es nun die Römer verstanden die Menschen an ihrer örtlichen Kulturstufe abzuholen und sie als Gleichberechtigte zu integrieren, wäre vielleicht vieles anders verlaufen. Doch diese Klaviatur verstand man in Rom nicht. Aber wie man so sagt, “hätte hätte Fahrradkette”, so war der Lauf der Dinge ein anderer. Die Römer zeigten vermehrt und zu offen ihre Dominanz, denn sie besaßen ja schließlich die Macht, die Waffen und die Technologie und wer wollte denn von ihnen verlangen, dass sie sich auf eine untere barbarische Kulturstufe zu bewegen sollten. Damit hat übrigens auch bis in die heutige Zeit betrachtet so manch andere Weltmacht immer noch so ihre Probleme. Alles in allem lief es doch auch so schon ganz prächtig und warum sollte man von alten erfolgreichen Rezepten abweichen. Viele ehemalige auch starke Mächte am Mittelmeer, mussten sich schon dem alten Stadtstaat Rom beugen, so war örtlicher Widerstand für die römischen Besatzer auch nichts Ungewöhnliches und wenn er denn in Form von Aufständen irgendwo ausbrach, so galt es eben ihn im Keim zu ersticken und zu brechen. Man reagierte also recht zeitnah auf drohende sich anbahnende Konflikte. (zuletzt bearbeitet 08.11.2017 - 12:27)

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Samstag, 4. November 2017
Alle Wege führen nach Ostwestfalen
Neben dem Wegekorridor von der Wetterau an die Mittelweser den damals schon Tiberius mit dem Chatten Antabagius in recht kurzer Zeit zurück gelegt haben soll, war auch die Streckenführung vom Niederrhein bis Paderborn und darüber hinaus für marschierende Legionen über den berühmten Hellweg vorgegeben. In Ostwestfalen erreichte man nicht nur das Sprungbrett nach Osten, sondern konnte dort im Zusammenspiel mit der lichten Wetterau auch eine sinnvolle Zangenbewegung ansetzen um so die Kontrolle über die Mitte Germaniens an sich zu reißen. Ostwestfalen musste eingegliedert werden und dazu bedurfte es einer guten verkehrstechnischen Erschließung. Teilweise kerzengrade wie man römische Heerstraßen kennt, verbanden die von den Legionären ausgebauten Altstraßen die Zentren römischer Macht, erschloss man über sie neue Räume und nutzte sie sicherlich auch um tief in die Siedlungen und Sitze einheimischer Fürsten vorzudringen. Oftmals waren es aber auch nur jahreszeitlich nutzbare und mittelmäßige Bohlenwege oder Knüppeldämme die angelegt oder wieder hergerichtet werden mussten, um die Infrastruktur mehr recht als schlecht sicher zu stellen. Aber auch über die Ems die parallel dazu verlaufenden Wege, oder die Verbindungen ober – und unterhalb des Weser- und Wiehengebirges konnte man Ostwestfalen gut erreichen und natürlich auch über die Weser auf- und abwärts mittels Schiff. Man könnte auch sagen, alle Wege führten nach Ostwestfalen. Die späteren mittelalterlichen Siedlungszentren am Hellweg von Dortmund bis Salzkotten waren durch die an ihm errichteten Kirchen Leuchttürmen gleich, schon aus großer Entfernung am Horizont gut erkennbar. Das dem auch von den Legionen genutzten Hellweg schon frühere Verkehrsadern zugrunde lagen, dürfte als gesichert gelten. Doch was war zuerst da, der Hellweg oder die Siedlung. Ei oder Henne. Anfänglich werden es Wegeverbindungen aus dem vorgeschichtlichen Netz der Altstraßen gewesen sein, an denen sich dann ab der Jungsteinzeit den Herden folgend erste Rastplätze einstellten, die sich aufgrund geeigneter Geländeformationen anboten. Schätzungen gehen bei ihm von einem Alter von etwa 5.ooo Jahren aus. Die Hellwegtrasse könnte aber auch schon wie vorher angedacht nach dem Kälterückfall der Jüngeren Tundrenzeit ab 11.000 bis 10.000 – in nomadischen Zeiten begangen worden sein. In viel späteren Zeiten werden auch keltische oder germanische Siedlungen richtungsweisend gewesen sein und es bildete sich für diese Wege der Begriff Hellweg heraus, der zum einen auf helle lichte Wege aber auch auf Hallwege sprich Salzstraßen zurück geführt werden könnte. Dem folgte dann die Phase römischer Expansion, bevor es im frühen Mittelalter zur Bildung größerer Siedlungen bis zu den ersten Stadtgründungen kam. Die wie an einer Kette aufgereihten Hellwegstädte sind auffällige Landmarken in deren Mitte Kirchen das jeweilige Zentrum ältester städtischer Keimzellen bildeten. Zur römischen Strategie würde es passen, dass sich theoretisch auch an Stelle dieser Kirchen bereits frühere Vorgängerbauten aus römischer Zeit befunden haben könnten. So ist es denkbar, dass sich wie es bei den mittelalterlichen Burgen auch geschah am Hellweg zivile Ansiedlungen um ehemals römische Wach – oder Signaltürme gruppiert haben könnten, auf deren Fundamentresten sich dann später die christlichen Bauwerke erhoben. Dann wären es die römischen Wach- oder Signaltürme in den kleineren Kastellen gewesen, aus denen sich die Hellwegstädte entwickelten. Und Signaltürme waren nicht nur auf Erhöhungen wie dem Pike Hill am Hadrianswall beschränkt, sondern auch in den Ebenen ohne höhere Bezugspunkte waren sie wichtige Orientierungshilfen. Das römische Kastel Aduatuca verortete man auch erst bei Nideggen, nach dem man sich die Position alter Kirchtürme genauer ansah und sich dadurch eine gewisse Übereinstimmung bei der Wegeführung auftat. Es könnte sein, dass sich auch unter den heutigen Fußgängerzonen der Hellwegstädte teilweise römische Turmfundamente befinden, die sich bis an die Weser fortsetzen würden, was sicherlich kein abwegiger Gedanke ist. So wie es auch der mögliche Fund eines Turmfundamentes am Eggeabstieg östlich von Schwaney bestätigen könnte. In diesem Zusammenhang sei auch an die wie man vermutet Halbrömerin und Seherin Veleda vom Stamm der Brukterer erinnert, die in einem Turm an der dort noch schiffbaren Lippe lebte. Es gab also derartige Bauwerke auch an der Lippe. Die Weser selbst weist bedingt durch den Zulauf der Nethe und deren Sedimentablagerungen im Bereich zwischen Godelheim und Fürstenberg bzw. zwischen Amelunxen und Wehrden seichte Durchgangsmöglichkeiten auf, die wie man so schön sagt, seit Menschengedenken als „halbtrockene“ Furt genutzt werden. Diese Furt fixiert den direkten Fernweg von Paderborn über den Solling ins Leinetal und weiter zum Harz. Dieser Hellweg steigt südöstlich von Bad Driburg vom Eggekamm ab. Römische Marschlager wurden bei Brakel, Bembüren und Holzhausen verortet. Während ein mögliches Lager nahe Brakel – Sudheim nahe der Nethe aber noch auf der Hellwegtrasse liegt, sich ein weiteres nordöstlich Brakel befinden soll, wurden zwei weitere Lager nördlich von Brakel lokalisiert die der Erforschung harren. Dies deutet darauf hin, dass es sowohl von Corvey, als auch von den Nethelagern, oder von der vermutlich keltischen Schiffsanlegestelle bei Wehrden gegenüber von Fürstenberg Wegeverbindungen in Richtung Anreppen gab, die sich bei Amelunxen trafen. Bei Corvey wurden Spuren bzw. Holzreste eines Weserbrückenschlages nach Osten entdeckt und es besteht auch der Verdacht, dass bereits in der römischen Kaiserzeit dort eine Brücke existierte. Wenn bereits 152 Jahre vor der Varusschlacht Kelten stabile Brücken über die Mosel schlagen konnten, wie es sich zwischen dem luxemburgischen Stadtbredimus und dem Rheinland - Pfälzischen Palzem nachweisen ließ, so waren nicht nur Römer versiert im Brückenbau und es dürfte für sie kein großes technischen Problem gewesen sein die Weser bei Corvey zu überbrücken. Zumal sie in Corvey nur eine Zwischenstation zur Elbe bzw. zur Bernsteinstraße sahen. Die Marschlager Bembüren und Holzhausen weisen auch auf einen, wenn auch beschwerlicheren Auf - bzw. Eggeüberstieg bei Altenbeken hin. Zwischen Corvey und Anreppen liegen 56 km. Zwischen Bembüren und Corvey sind es 29 km und zwischen Bembüren und Anreppen 27 km.
Die Marschlager Bembüren und Holzhausen weisen auch auf einen, wenn auch beschwerlicheren Auf - bzw. Eggeüberstieg bei Altenbeken hin. Zwischen Corvey und Anreppen liegen 56 km. Zwischen Bembüren und Corvey sind es 29 km und zwischen Bembüren und Anreppen 27 km. Bembüren wäre demnach eine geeignete Rastetappe zwischen den zwei wichtigen römischen Stützpunkten Corvey an der Weser und Anreppen an der Lippe. Aber bekanntlich war die Verbindung über den alten Hellweg Godelheim - Brakel - Bad Driburg - Schwaney - Paderborn für Trossfahrzeuge leichter passierbar, während man die Route über Bembüren eher als eine schnellere Verbindung möglicherweise für berittene Einheiten ansehen kann. Hellweg genannte Altstraßen sollen für hell und breit stehen und der bekannteste unter ihnen ist der Hellweg in Nordrhein - Westfalen auf dem die Bundesstraße 1 verläuft, die erst 1788 zur Chaussee ausgebaut wurde. Man geht davon aus, dass dieser Weg wegen Fehlens jeglicher anderer befestigter Strecken in jener Zeit die Hauptverbindung vom Rhein zur Weser darstellte und sie führte auch damals schon über Bad Driburg und Brakel nach Höxter und nicht über den beschwerlicheren Abstieg bei Altenbeken. Den Marschlagern Bembüren und Holzhausen fiel folglich auch damals eher die beschriebene Funktion eines Schnellweges zu, während Varus sein Heer meiner Ansicht nach über Schwaney und Brakel nach Höxter geführt hatte. In diesem Zusammenhang fällt die erhebliche Konzentration an kleineren und größeren Marschlagern östlich des Eggekammes und der Weser ins Auge die über die Luftbildarchäologie aufgespürt und teilweise auch mit Funden bestätigt werden konnten und nun auf weitere tiefgreifendere wissenschaftliche Untersuchungen warten. Es gibt Hinweise auf Lager in unterschiedlichen Größen die auch noch oberirdisch erkennbare Reststrukturen aufweisen. Sie befinden sich außer in und bei Corvey oder bei Brakel auch noch bei Peckelsheim, Sommersell, Feldelse, Godelheim, Wehrden, Amelunxen, Lüchtringen und Holzhausen. Die auffällige Häufung kleinerer und größerer Anlagen spricht für einen römischen Siedlungsschwerpunkt in Ostwestfalen und damit für die große Bedeutung die man in Rom diesem Raum auf cheruskischem Herrschaftsgebiet damals beimaß. Römische Artefakte gefunden an Wegeverbindungen, auf Äckern, im Uferschlamm oder im Umfeld von Lagern die sich in öffentlicher Hand bzw. in Museen, in Privatbesitz oder an nicht zugänglichen Orten befinden, sollten nach Möglichkeit vor diesem Hintergrund neu bewertet werden.

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