Dienstag, 23. Januar 2018
Auch Pomponius Mela gab Denkanstöße zur Varusschlacht
Nicht nur wegen der Ähnlichkeit der Namen Hermine, Irmina und weiteren zu einem anderen weiblichen Vorname nämlich Hermione, möchte ich an dieser Stelle einhaken und auch mal in eine Richtung blicken, die in letzter Zeit weniger im Focus der Forschung stand. Was aber nicht verwundert, da es sich mangels neuer Quellen in vielen Bereichen ?ausgeforscht? hat. Tacitus erwähnte in seinem Werk der Germania unter 2.2 die um das Jahr 98 + entstand den Namen Herminones bzw. Herminonen für eine Gruppe oder einen gemeinsamen Kulturraum germanischer Stämme. Das ist heute der allgemeine Wissensstand, wenn es um die früheste Definition germanischer Eigennamen und deren Ursprünge geht. Der Name Herminonen hat sich mit den anderen beiden germanischen Gruppen den Istväonen/Istwäonen und den Ingävonen/Ingwäonen einen festen Stammplatz in unseren Schulbüchern gesichert. Alle drei Gruppen sind im germanischen Götterhimmel mit Mannus dem gemeinsamen Stammvater der auf den Gott Tuisto zurück zu führen ist fest verankert. Aber letztlich alles was uns Tacitus über die germanische Götterwelt berichten konnte verbirgt sich in diesem einen Satz ?Manno tris filios assignant, e quorum nominibus proximi Oceano Ingaevones, medii Herminones, ceteri Istaevones vocentur? was mit ?dem Mannu schreiben sie drei Söhne zu, nach deren Namen die dem Ozean Nächsten Ingävonen, die in der Mitte Herminonen, die übrigen Istävonen genannt sein sollen? übersetzt wird. Dies berichtete ein Tacitus etwa 90 Jahre nach der Varusschlacht, der zwar nie Germanien mit eigenen Augen sah aber über viele Quellen verfügte. Darunter befanden sich auch die späthellenistischen Reiseberichte des griechischen Geschichtsschreibers Poseidonios ( 135 ? bis  51 ? ) bei dem viele römische Aristokraten studierten. Wahrscheinlich war Poseidonios auch der erste, der das Wort Germanen in der Literatur benutzte. Aber auch Plinius und Pomponius Mela werden auf seinem Wissen aufgebaut haben. Woher Tacitus seine Kenntnisse über die Mythologie der Germanen nahm ist nicht bekannt wir wissen aber, dass er der Verständlichkeit wegen vielen germanischen Göttern und Helden griechische Namen gab. Was aber nicht verwundert, da er hellenistisch erzogen wurde. Um auf die Begrifflichkeit des Wortes Hermionen zurück zu kommen, sei gesagt, dass Tacitus sie nicht nur latinisiert Herminones bzw. Herminonen nannte, sondern er verwendete für sie auch noch den Namen Hermiones. Den Namen Hermiones also nicht Herminones überlieferte noch vor Tacitus und damit als erster Historiker überhaupt der berühmte antike Geograph und Kosmograph Pomponius Mela, er schrieb um 43/44 + also über 5o Jahre vor der Veröffentlichung der taciteischen Germania und damit rund 14 Jahre noch bevor Tacitus geboren wurde. Darauf folgte zeitlich in etwa Plinius (um 23 oder 24 + bis 79 +) der sie dann aber wie Pomponius Mela auch Hermionen nannte und nicht Herminones. Erst danach folgten bei Tacitus (58 + bis um 120 +) beide Schreibweisen gleichzeitig, also sowohl der Name Hermionen, wie er allein von Pomponius Mela und Plinius überliefert ist, als auch in der latinisierten Version der Name Herminonen bzw. Herminones. Alle drei lebten in der römischen Kaiserzeit des 1. Jhd. Nur der zuletzt geborene dieser drei Historiker also Tacitus nannte sie sowohl Herminones als auch Hermiones, während uns die anderen zwei älteren Historiker beide nur den Namen Hermiones überlieferten und nicht Herminones. Die Form Hermiones wird mit einer Reihe von Erklärungen von wissenschaftlicher Seite jedoch als verderbt erklärt und man plädiert dafür statt Hermiones richtigerweise Herminones zu verwenden, indem man u.a. mit einer urgermanischen Sprache argumentiert. Diese Sprache ist allerdings im Vergleich zum Griechischen und Lateinischen nicht fassbar und sie kennt auch niemand. Die Experten stellen also schlicht und einfach die fasst 2000 Jahre alten Überlieferungen der antiken Autoren Pomponius Mela, Plinius und Tacitus als einen Übersetzungsirrtum dar. Der ?verderbte? Name Hermiones wie ihn alle drei antiken Historiker nieder geschrieben haben ist im Gegensatz dazu aber sehr wohl ein Begriff. Denn Hermione ist der Name einer ehemals bedeutenden antiken griechischen Stadt die heute den Namen Ermioni trägt. Der Name dieser Stadt geht auf Hermion den Sohn des Phoroneus zurück und die Stadt soll wie man aus Münzen mit Hermes Prägung ableitet, unter dem Schutz des griechischen Götterboten Hermes gestanden haben. Da Pomponius Mela und Plinius älter waren als Tacitus könnte die ?urform? also Hermiones statt Herminones die zutreffendere, also die richtige von beiden Bezeichnungen gewesen sein und wäre demnach kein ?Verderbnis?. Nimmt man diesen Faden auf, stellt sich die Frage von selbst, was diese beiden römischen Historiker die schon vor Tacitus lebten, dazu bewogen haben könnte, einer Gruppe westgermanischer Stämme im hohen Norden und damit weit ab vom milden Mittelmeerklima einen alten griechischen Namen zu verleihen. Nämlich den Namen der Stadt Hermion auf dem Peloponnes bzw. den Namen seiner Bewohner den Hermionen. Das Imperium orientierte sich in diesen Jahren immer noch sehr am alten Hellas, dem es viel zu verdanken hatte und griechische Namensbezeichnungen zu nutzen, passt daher auch noch gut in die Epoche der römischen Kaiserzeit. Den germanischen Stämmen der Sueben, Hermunduren, Chatten und Cherusker die Plinius alle aufzählte und damit im übertragenden Sinne auch Pomponius Mela, verliehen beide den Sammelnamen Hermionen und sie nannten sie nicht latinisiert Herminonen. Pomponius Mela erwähnte im Gegensatz zu Plinius den Namen Hermiones, zählte aber nicht die Namen der vier Stämme auf wie es nur Plinius tat. Sollte der Name Hermionen auf den griechischen Gott Hermes zurück geführt werden können, dem die antike griechische Stadt Hermione nahe stand, müssen sie dafür einen guten Grund gehabt haben. Da alle drei antiken Autoren zu Zeiten des Varus Ereignisses aber noch nicht geboren bzw. im Falle von Mela zu jung gewesen waren, begegnet uns der Name Hermiones in der Konsequenz auch erst rund 32 Jahre nach der Niederlage in Ostwestfalen. Die Varusschlacht könnte demzufolge den Ausschlag dafür gegeben haben, dass die antiken Historiker dem Verbund der vier Stämme den Namen Hermionen gaben. Diese vier Stämme die nur von Plinius vermutlich aus Basis der Informationen von Pompeius Mela unter dem Sammelbegriff Hermionen zusammen gefasst wurden bestanden aus den Sueben, Hermunduren, Chatten und Cheruskern. Von ihnen sind nur die Cherusker unter Arminius der einzig sicher überlieferte Stamm, der an der Varusschlacht offensiv beteiligt war. Die Teilnahme der Chatten, Marser und Brukterer an der Schlacht wird aber durch eine Reihe belastbarer historischer Hinweise bzw. schriftlicher Fakten ebenfalls untermauert. Während Plinius die Cherusker und Chatten neben den Sueben und Hermunduren in den Sammelbegriff der Hermionen mit aufnimmt, führt er aber die Marser und auch die Brukterer nicht mit auf obwohl sie gegen Varus dabei waren. Wie verhält es sich aber nun mit den von ihm genannten Sueben und den Hermunduren die uns aber nicht namentlich als Stämme überliefert sind, die mit an der Varusschlacht teilnahmen. Von Strabon (63 ? bis etwa 20 +) wissen wir allerdings, dass man die Sueben eigentlich schon gar nicht mehr als einen Stamm bezeichnen sollte. Auf sie trifft eher das Wort Volk zu, da sie sich über einen für damalige Verhältnisse gewaltigen Siedlungsraum ausdehnten. Der Begriff Stamm greift also bei Ihnen definitiv zu kurz. Hinzu kommt, dass die Sueben innerhalb der germanischen Völkergemeinschaft eine herausragende Position inne hatten, denn sie waren ein besonders stolzes Volk und viele germanische Stämme legten einen besonderen Wert darauf, als Sueben betrachtet zu werden. Und innerhalb der Sueben bildeten wiederum die Semnonen den Kern dieses Großvolkes. Nach Cassius Dio sollen sogar viele andere Stämme einen Anspruch darauf erhoben haben, auch als Sueben bezeichnet zu werden. Strabon zufolge sollen die Sueben zwischen dem Rhein und sogar über die Elbe hinaus gesiedelt, also eine beachtliche Landmasse bevölkert haben. Sueben befanden sich auch unter den überlieferten 40.000 Germanen die Tiberius 8 ? gemeinsam mit den Sugambrern wegen ihrer ständigen Rebellionen ins so genannte Keltenland umquartierte. Sie müssen also in der Tat schon relativ nahe am Rhein ihre ersten Siedlungsgebiete gehabt haben. Zahlreiche kleinere und größere Stämme gehörten zum Verbund der Sueben, so auch die Hermunduren, die von Plinius mit zum Bund der Hermionen gerechnet werden. Wenn uns basierend auf Strabon also Plinius die Sueben mehr als ein Volk statt eines Stammes überliefert, so ist es heute nicht mehr nachvollziehbar aus wie viel einzelnen Teilstämmen dieser schon quasi als germanische Nation genannte Stammesverbund bestanden haben könnte und wie umfangreich er war. Immerhin kämpften Sueben schon unter Ariovist im Jahre 58 ? gegen Cäsar und schlug in nur zehn Tagen eine Brücke zu ihnen über den Rhein um ihnen seine Möglichkeiten zu demonstrieren. Und schon vorher siedelte Ariovist die Stämme der Haruden, Vangionen, Triboker, Sedusier, Markomannen und Nemeter auf die die Sueben bereits Einfluss hatten bzw. es sich sogar schon um suebische Teilstämme handelte auf der linken Rheinseite an. Die Sueben waren also eine Macht in Germanien. Das Plinius trotzdem neben diesem gewaltigen Germanenvolk der Sueben noch die Kleinstämme der Cherusker und Chatten separat würdigt in dem er sie erwähnt zeigt aber, dass sich diese Stämme eine gewisse Selbstständigkeit und Besonderheit gegenüber den Sueben bewahrt haben. Auch Strabon bezeichnet diese beiden Stämme als kleine und damit als schwächere Stämme. Sowohl die Brukterer, als auch die Marser überliefert uns Plinius allerdings nicht im Hermionenbund, da er diese vermutlich auch als kleinere Stämme betrachtet und sie im Stammesverbund der Sueben aufgehen ließ. Betrachtet man den von Strabon umrissenen suebischen Siedlungsraum vom Rhein bis zu Elbe der auch noch die suebischen Langobarden und Markomannen mit einschloss, so ist es gut nachvollziehbar, dass sich Plinius nur auf die für ihn wesentlichen Stämme eben die Hauptprotagonisten also die Cherusker und die Chatten die an der Varusschlacht teilnahmen bezog. Unter dem Oberbegriff der Sueben erfasste er dann aber alle anderen Teilnehmerstämme an der Schlacht Denn es stehen bekanntlich noch zahlreiche andere Stämme in dem Verdacht an der Varusschlacht teilgenommen zu haben bzw. Kontingente dafür abgestellt zu haben die Plinius nicht alle aufzählen konnte. Unter dem Dach der Sueben könnten sich daher auch die bei Plinius vermissten Brukterer und Marser befunden haben, denen Plinius in der Konsequenz nicht die Bedeutung gab, wie dem Großvolk der allumfassenden Sueben. So hat Plinius demzufolge die Marser und Brukterer auch nicht mehr explizit erwähnt, obwohl wir wissen, dass diesen Stämmen im Zuge der Schlacht auch eine große Bedeutung zukam, ihnen je ein Legionsadler zustand und es Germanicus im Zuge seiner Rachefeldzüge auch besonders auf sie abgesehen hatte. Wir wissen von Strabon, dass sich die Marser im Zuge der großen Umsiedelungsaktion unter der Regide des Tiberius der Zwangsdeportation entziehen konnten, in dem sie ins Landesinnere entkamen. Da sie im Zuge der Varusschlacht als Teilnehmer erwähnt sind, müssen sie sich demzufolge bis in eggegebirgsnahe Räume zurück gezogen haben. Da es Teilstämme der Sueben waren, die ins Linksrheinische umgesiedelt wurden, während die Marser aber komplett in den Osten entweichen konnten stärkt meine Theorie, dass Plinius auch die Marser zu den Sueben rechnete. Was die Sugambrer anbelangt, so teilten sie mit den nicht näher definierten suebischen Teilstämmen in etwa das gleiche Schicksal, denn auch sie wurden durch die Zwangsdeportation geteilt in links - und rechtsrheinische Sugambrer. Möglicherweise könnte man auch noch die Sugambrer als einen Stamm innerhalb des großen Suebenvolkes bezeichnen und damit dem hermionischen Bund zurechnen. Die Sugambrer werden zwar nicht als ein Teilnehmerstamm der Varusschlacht genannt und fehlen auch in der Plinius Aufstellung, aber die umgesiedelten Sugambrer teilten sich sicherlich die Siedlungsräume gemeinsam mit den Marsern innerhalb des Suebenvolkes. Letzlich und noch vor der Varusschlacht verschwanden aber die Sugambrer vermutlich wegen ihrer geringeren Anzahl aus der Geschichte und den Chroniken und spielten nur noch eine untergeordnete Rolle. Damit schließt sich bis hierhin meine Theorie, dass der hermionische Bund mit den an der Varusschlacht beteiligten Stämmen identisch ist. Aber wie lassen sich die Brukterer außer der Grundannahme, dass es sich bei ihnen auch um einen Teilstamm der Sueben handelte noch in Einklang mit meiner Theorie bringen, da sie zwar an der Varusschlacht teilnahmen, aber von Plinius nicht als Einzelstamm innerhalb des hermionischen Bundes angeführt wurden. Als Plinius, genannt der Ältere uns die Namen des hermionischen Bundes ohne Nennung der Brukterer überlieferte, müsste er rein theoretisch gewusst haben, dass auch die Brukterer an der Varusschlacht teilgenommen hatten, führte sie aber in seiner Aufzählung nicht mit auf. Dafür wird er Gründe gehabt bzw. es mag sie gegeben haben. Pomponius Mela auf den die erste Kunde von den tapferen Hermionen zurück geht, könnte die Namen der germanischen Heldenstämme aus der Varusschlacht nicht alle im Detail gekannt haben und beschränkte sich daher auf seine Auswahl. Plinius übernahm diese später von ihm und hinterließ sie uns. Ursprünglich stammten die Namen aber von Mela. Möglicherweise erkannte Mela aber im Verhalten der Brukterer nicht das herausragende heldenhafte Tun, das er den Cheruskern und Chatten zuschrieb und verglich sie daher ebenso wie die Marser nicht mit den griechischen Hermionen. Als der in Südspanien lebende Mela berichtete, könnte er in dieser Region auch nicht über das Wissen, verfügt haben, dass auch die Brukterer und sinngemäß damit auch die Marser an der Varusschlacht beteiligt waren. Er wusste es also nicht besser und überlieferte sie daher auch nicht an Plinius. Als sich die Teilnehmerstämme an der Varusschlacht in den folgenden Jahren bis Rom herumgesprochen hatten, gelangten sie nach dieser Überlegung erst viele Jahre danach zu Mela nach Algeciras und er konnte sie textuell nicht mehr im Detail verarbeiten. Strabon dessen Endbericht spätestens ins Jahr 19 + fällt, verortete die kleinen Brukterer 600 Stadien östlich des Rheins an der Lippe und meinte damit sicherlich nicht die Luftlinie bei einem so stark mäandrierenden Fluss wie der Lippe vor 2000 Jahren. Er käme mit 600 Stadien allenfalls in die Region um Haltern. Und die großen Brukterer wurden nach seiner Überlieferung über den Flussverlauf der Ems angegriffen und besiegt. Im Zusammenhang mit der Erwähnung der Ems und deren möglicher Schiffbarkeit könnte Strabon also die Siedlungsgebiete der Brukterer noch nicht so weit östlich der Lippe verortet haben. Und auch bei Strabon ließt man nicht, dass die Brukterer an der Varusschlacht beteiligt waren. Ptolemäus war selbst um 150 + noch auf dem Wissenstand, dass die großen Brukterer zu den Sueben gezählt werden. In diesem Fall würde sich also bestätigen, dass auch noch die Brukterer unter dem Dach der Sueben zu finden sind. Und diese suebischen Brukterer wurden wiederum von Mela bzw. Plinius Hermionen genannt und wurden daher auch nicht extra als Einzelstamm erwähnt, zumal auch das Wissen um die Teilnahme der Brukterer an der Varusschlacht im Imperium noch sehr lange nicht durchgängig verbreitet gewesen sein dürfte. Interessant ist noch die Überlieferung von Plinius, dass er die Sueben zum hermionischen Bund rechnet, die Strabon vom Rhein bis zur Elbe verortet. Denn wir sind es heute gewohnt, einen räumlichen, archäologischen und sprachlichen Unterschied zwischen Elb- und Rheinwesergermanen zu machen. Plinius ließ damals aber diese Grenzen fallen. Auch in dieser raumgreifenden Dimension sehe ich einen Hinweis dafür, dass hier nicht ein gemeinsamer hermionischer Kultraum hinweisgebend bzw. das Maß der Dinge war, sondern der gemeinsame Bund im Abwehrkampf gegen die römischen Legionen ausschlaggebend war und uns Plinius bzw. Mela mit seiner Aufzählung darauf aufmerksam macht. Warum hätte auch Plinius uns andernfalls die von Strabon als schwache Stämme geschilderten Cherusker und Chatten also für einen gemeinsamen Kultraum so bedeutend herausstellen sollen. Resüme, es war eben kein Kultraum wie er uns heute immer vor Augen geführt wird, sondern die Keimzelle also der Bund bzw. Zusammenschluss eines Widerstandes. Und daran waren viele beteiligt denn die Allianz gegen Varus war umfangreicher als angenommen und sie brauchte auch einige Tage Zeit um mit dem römischen Koloss von drei Legionen fertig zu werden, denn die Schlacht war beileibe keine begrenzte Handstreichaktion. In der Schlussfolgerung könnte man sagen, dass die antiken drei Historiker Mela, Plinius und Tacitus in der von ihnen überlieferten Bezeichnung der kompletten Hermionen Gruppe eine Identizität zu den einstigen Widersachern des Varus hergestellt haben. Man könnte davon ausgehen, dass Pomponius Mela bzw. Plinius, da sie mit zeitlichem Abstand zur Varusschlacht berichteten, die Hermunduren also die Langobarden auch deswegen noch mit erwähnten, weil sie außer an der Varusschlacht auch als Widersacher von Germanicus in Erscheinung traten, sie in ihnen also auch Teilnehmerstämme an den Rachefeldzügen des Germanicus bei Idistaviso und am Angrivarierdamm erkannten. Tacitus bestätigt es indirekt in seinen Annalen II, 46 im Zusammenhang mit der Entscheidungsschlacht im Jahre 17 + gegen Marbod. Als Arminius vor dem Kampf den Siegeswillen seiner Streitmacht beschwor ritt er zu den einzelnen Verbänden und erinnerte sie daran, wie erfolgreich sie seinerzeit waren, als sie gegen die römischen Legionäre kämpften. Er erwähnte dabei auch die Stämme der "Semnones und Langobardi". Man könnte folglich daraus schließen, dass Arminius bei Idistaviso als auch am Angrivarierdamm die Unterstützung der Hermunduren, Semnonen und Langobarden besaß, was zweifellos plausibel ist. Denn ohne diese Kriegermassen wäre es im Jahre 16 + den Germanen nicht möglich gewesen Germanicus zurück zu weisen. Die "Altstämme" der Chatten, Marser und Brukterer des Jahres 9 + fanden im Schlachtenjahr 16 + keine Erwähnung mehr was man als ein Indiz dafür werten kann, dass sie auch nicht mehr daran beteiligt waren. Dieser Theorie nach geschah dies vermutlich aus unterschiedlichen Gründen. Zum einen war die Front über sie hinweg gerollt und zum anderen lastete nun auf den Elbestämmen der Druck der Verantwortung sich der römischen Machtübernahme entziehen zu müssen, was sie bewog sich der Arminius Allianz anzuschließen. Die Stämme der Chatten, Marser und Brukterer hatten ihren Anteil am gemeinsamen Widerstand sieben Jahre zuvor geleistet, als die Varusschlacht quasi vor ihrer Haustür statt fand. Hinzu kommt, dass die Distanz die sie ausgehend von ihren Siedlungsräumen bis in die Regionen an Ith und Weser zu überwinden gehabt hätten nicht unerheblich war. Die Germanicus Ereignisse könnten indirekt ebenfalls von Pomponius Mela aufgearbeitet worden sein, da sein Bericht in der Mitte des 1. Jhd. erschien. Pomponius Mela könnte aber über die Hermionen auch einen Bezug zum Gott Hermes gesehen haben. Mela war der Älteste unter den drei Historikern der erstmals den Namen Hermionen einer germanischen Bevölkerungsgruppe gab. Er könnte zwischen dem Jahr Null und 15 + geboren worden sein und war noch Knabe als Varus umkam. In einer Zeit, in der man noch nicht einmal genau den Unterschied zwischen Kelten und Germanen kannte, soll man nach Ansicht moderner Historiker gewusst haben, welche Namen sich die Germanen untereinander gaben bzw. welche Namen sie sich für religiöse Stammeszusammenschlüsse gaben. Es scheint daher kaum vorstellbar zu sein, dass innergermanische Begrifflichkeiten im 1. Jhd. als selbst ein Claudius Ptolemäus noch nicht geboren war, bis zu Pomponius Mela nach Algeciras in Südspanien vorgedrungen sein sollen. Sowohl Mela als auch Plinius werden folglich keinen germanischen Namen für diesen Stammesverbund in der Mitte Germaniens gekannt haben und griffen daher auf einen Namen zurück der aus ihrem griechisch/römischen Kulturkreis stammte. Die gewaltigen Umbrüche im Zuge der Varusschlacht könnten Mela beeinflusst haben Parallelen in die antike Welt zu ziehen und sie dort zu suchen. Dort wurde Mela in der Stadt Hermione fündig und übertrug diesen Namen auf den Verbund der Varusgegner, der vor der Varusschlacht als Begriff gar nicht existierte. Mela bezieht sich in seinen Darstellungen hauptsächlich auf ältere griechische Quellen wie etwa Homers Ilias die ihn inspirierten und worin bereits der Name der antiken griechischen Stadt Hermione Erwähnung findet. Die Tatsache, dass Mela den germanischen Stämmen den Namen Hermionen in Ableitung von Hermione gab, kann mehrere Ursachen haben. Aber die besondere Faszination, die das antike Griechenland des Homer auf Pomponius Mela ausübte war auch ursächlich dafür und ist auch augenscheinlich, dass er passenderweise eine Verbindung zu Griechenland als Namensgeber für einen germanischen Stammesverbund knüpfte und sich daher auf die Taten der glorreichen Hermionen berief. Und auch die antiken Griechen kannten in Notzeiten das Rezept sich zusammen schließen zu müssen, so wie es der attische Seebund, von dem sicherlich auch Mela gehört hat zeigt. So könnte man sich natürlich auch die Frage stellen, welches der beiden Worte letztlich das verderbte ist und ich tippe da noch eher auf das Wort Herminones statt Hermione, oder hat unsere Wissenschaft da vielleicht etwas übersehen. Außerdem sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass uns nur zum Bund der Hermionen die vier möglichen ?varianischen? Teilnehmerstämme überliefert sind und wir keinen einzigen Teilstamm aus der Gruppe der Istävonen oder Ingävonen kennen. So fällt es leicht zu schlussfolgern, in dem man die Behauptung aufstellt, dass dies logisch sei. Denn die Teilstämme der Istävonen oder Ingävonen waren eben nicht an der Varusschlacht beteiligt. Hermione war mit seinen Bewohnern eine äußerst wehrhafte Stadt. Hermionen kämpften gegen die Perser und nahmen am peloponnesischen und trojanischen Krieg teil, waren mit Sparta verbündet und Mitglied im archäischen Bund. Die Hermionen waren infolgedessen der antike Inbegriff von Heldenmut und als solcher verglich Mela sie mit den Cheruskern und drückte den Germanen gegenüber auf diese Weise seinen Respekt aus, in dem er die germanische Volksgruppe nach den Hermionen benannte. Der Kampfesmut der Hermionen war in der antiken Welt bekannt und ihn könnte Mela mit dem starken Widerstandswillen der Germanen gegen Varus gleich gesetzt haben. Es bot sich ihm förmlich an, um die Leistung der germanischen Stämme trefflich abzubilden und zu würdigen. Mela war aber auch stark auf das alte Griechenland und dessen mythische Herkunft fixiert. Und auch Tacitus überliefert uns, dass es bei dem Namen Hermiones für den Bund unter den Westgermanen einen mythischen und damit vielleicht sogar griechischen Ursprung gab und die griechische Mythologie war ihm sicherlich nicht fremd. Aber auch der griechische Gott Hermes kann dafür Pate gestanden haben. Denn Ermionis bzw. Hermione soll prächtig bedeuten und damit den Namen des Gottes Hermes symbolisieren. Wofür stand der griechische Gott Hermes, obwohl er bei den Römern den Namen Mercurius trug und wie ließe sich auch noch seine Gestalt und sein Wirken auf jene Germanen übertragen, die den Römern diese historische Niederlage beibrachten, die Mela als Anhänger griechischer Kultur in dieser Dimension bislang nur aus der antiken Welt Griechenlands kannte, die römischen Erfolge beim Aufbau des Imperiums aber offensichtlich ausklammerte. Hermes war nach der griechischen Mythologie Schutzgott des Verkehrs, der Reisenden, der Kaufleute und der Hirten, andererseits aber auch der Gott der Diebe, der Kunsthändler, der Redekunst und der Magie. Als Götterbote verkündete er die Beschlüsse des Zeus, führte aber auch die Seelen der Verstorbenen in die Unterwelt. Überträgt man seine Eigenschaften auf den oder die Varusbezwinger braucht es viel Phantasie. Hermes wird als Statue häufig mit einem geflügelten Helm dargestellt, wie er sich auch oft auf anderen antiken Darstellungen findet. Auch Roma, die Stadtgöttin Roms, trägt auf Münzen einen Flügelhelm. Helme mit Drachenflügeln wurden auch im römischen Reich in den meisten Fällen aber zu zeremoniellen Zwecken getragen, da sie für Kampfhandlungen ungeeignet waren. Arminius könnte im Fundus des Varus auf einen derartigen Helm gestoßen sein, nahm ihn an sich und der letzte Blick römischer Überlebender fiel auf einen Arminius mit eben jenem Hermes Flügelhelm auf dem Kopf wie er sie gerade verhöhnte. Da der Name Armin aus dem Indogermanischen stammen soll und damit eine Verbindung zu den griechischen Urvölkern abgeleitet werden kann, können sich die Erklärungen ermin oder irmin also groß, gewaltig, heldenhaft bzw. arm für Adler oder Adlertöter sprachhistorisch beim geflügelten Gott Hermes noch begegnet sein. Arminius erweckte gegenüber den neuen Machthabern anfänglich den Eindruck, sie alle mit offenen Armen empfangen zu wollen und dem Verkehr freie und sichere Durchfahrt zu garantieren. Er entpuppte sich dann aber als Gott der Diebe, verfügte über große schon magisch anmutende Redekünste gegenüber Varus und übergab dann doch alle getöteten und die Seelen der Römer der Unterwelt, aber mit Kunst hat er sicherlich nicht gehandelt. Ganz anders Varus, er liebte wohl die gepflegten Tischsitten, die Kultur und die Künste und er war auch Anhänger seiner Zeitgenossen Ovid und Vergil von deren Schaffenswerk er sich in Corvey Kopien anfertigen ließ. Auch Kaiser Augustus hatte ein besonderes Verhältnis zu Vergil und wohl auch zum römischen Dichter Ovid, zumindest solange bis er ihn im Jahre 8 + auf Lebenszeit in die Verbannung schickte. Als Augustus unumschränkt herrschte und er Varus nach Germanien entsandte stand die griechische Mythologie dank Augustus im ganzen Imperium und das nicht nur im ?römischen? Corvey hoch im Kurs und auch die Metamorphosen des Ovid gehörten dazu. So verwundert es auch nicht, dass man unter Varus in der noch teilweise auf dem Reißbrett entstehenden Römerstadt Corvey mit den Gestalten der Odyssee die Wände dekorierte und man in der Römerstadt Waldgirmes die übrigens nur 0,3 ha größer war als Corvey mit seinen 7,7 ha etwa 150 km südlich von Corvey und immerhin schon 70 km östlich des Rheins gelegen, eine Glasgemme mit der Darstellung aus dem Mythos der Niobe fand, mit deren Schicksal sich besonders Ovid in seinen Metamorphosen befasste. Gemmen waren in dieser Epoche beliebt wie auch die "Gemma Augustea" mit dem Ziegenbockfisch und dem Abbild mit Kaiser Augustus zeigt. In Ovids Metamorphosen wird Hermes unerkannt aufgenommen und die ganze antike Welt kannte vielleicht noch besser einen Hermes als einen Mercurius. Die Hermionen wurzelten sehr tief in der antiken griechischen Geschichte, denn es ist schon eine Hermione als Tochter des berühmten Königs Menelaos überliefert von der Homer um 850 ? schrieb und vereinzelt wird sie in der Ilias und der Odyssee erwähnt. Und auch noch im römischen Imperium des ersten Jahrhundert war Hermione ein verbreiteter weiblicher Vorname, denn eine Hermione die auch Hermina oder Hermine von Ephesos genannt wird und die 117 + in Ephesus verstarb bezeugt dies. Sie war eine frühchristliche Heilige und Tochter von Philippus, der neben Prochorus dem späteren Bischof von Nikomedia in Bithynien, einer der sieben griechischen Diakone der christlichen Urgemeinde Jerusalems war und die bis zum Beginn des Jüdischen Krieges im Jahres 66 + amtierten. Zufälligerweise stammte übrigens auch Cassius Dio aus Bithynien. Auf dieser Theorie ließe sich der Name Arminius auch noch mit der antiken Welt bzw. dem Gott Hermes verknüpfen. der germanische aber recht undefinierbare Gott Irmin wäre demnach mit dem griechischen Gott Hermes gleichzusetzen. Aber was kann uns Pomponius Mela in Verbindung mit Plinius letztlich vermitteln. Er schuf uns eine sprachliche Brücke von Hermes über die Hermionen zu Irmin und dem römischen Ritter Arminius. Er könnte uns aber auch den Hinweis gegeben haben, dass auch Sueben und Hermunduren mit an der Varusschlacht teilnahmen. Er zog einen unnachahmlichen Vergleich zum Kampfesmut der Hellenen zu dem der Germanen. Er könnte uns mit dem Namen der Hermionen auch die Tür in die griechisch antike Welt und nicht in die germanische des Nordens geöffnet und uns eine Erklärung angeboten haben, warum Varus einen besonderen Geschmack für die Odyssee entwickelte. Er könnte uns endlich erklärt haben, warum man Arminius so gerne mit Flügelhelm darstellt. Aber auch die weiblichen Vornamen Hermina und Hermine abgeleitet von Hermione einem Namen, der heute noch nicht nur in England in Gebrauch ist und den wir nun schon bis ins 1.Jhd. zurück verfolgen können gestattet neue Einblicke. Aber auch der Name Arminius abgeleitet von den Hermionen könnte noch zu einer anderen Herkunft verleiten. Denn er offenbart uns, dass die von Hermes/Irmin abgeleiteten Namen möglicherweise viel ältere Vorfahren hatten als geglaubt und auch Sigfrid, den die Römer Arminius nannten könnte dazu folglich einen Bezug gehabt haben. (22.04.2018/26.04.2021)

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Samstag, 20. Januar 2018
Die Carruca hat die Schlacht (mit) entschieden aber wie lässt sich die Zugtrasse orten
Noch vor meine Überlegungen wie Arminius alles eingefädelt haben könnte, schiebt sich die Frage, welchem Weg Varus zur Lippe den Vorzug gab. So kommen wir nicht umhin, auch noch einen Blick auf die damaligen Transportbedingungen zu werfen und dürfen am Rande unweigerlich auch nicht den Straßenzustandsbericht verpassen. Denn zu den grundsätzlichen militärischen Entscheidungen bewegt sich die nötige Logistik immer auf Augenhöhe. Wie wir wissen, wollte sich Varus mit einem ungewöhnlich umfangreichen Tross zurück an den Rhein begeben und das bedeutet, dass man auch sehr viele Fahrzeuge mitgeführt haben dürfte. Neben den jeweils mit einander verbundenen Lasten tragenden Maultier - oder Esel Kolonnen unterscheidet die einschlägige Forschung zwischen einer Vielzahl von Transportmitteln die die römische Welt seinerzeit nutzte. Einige davon könnten auch Bestandteil dieses Marschzuges gewesen sein. Als da wären, das Plaustrum ein einachsiger von Ochsen gezogener schwerer Lastkarren; die Birota eine einachsige Kutsche für etwa zwei Personen,  das Cisium, eine  offene leichte und einachsige Reisekutsche.  Das Carpentum, ein schwerer, überdachter und einachsiger Lastkarren, die Carruca ein vierrädriger und sogar überdachter Transportwagen  sowie der kleinere Gepäckkarren namens Carrus. Alle diese Gefährte könnten im Zuge des Rückzuges genutzt worden sein. Das römische Straßennetz  diente in erster Linie der Erschließung und Eroberung neuer Territorien und daher werden sich auch nur die Wegstrecken in einem guten Ausbauzustand befunden haben, die diesem Zweck zugute kamen. Insbesondere die Steilstrecken gehörten dazu. Infolgedessen war der größte möglicherweise zwei achsige und von mehreren Ochsen gezogene Karren vom Zuladevolumen her betrachtet zwar der Bedeutsamste für den Transport schwerer Materialien aber hinsichtlich seiner Wegebeanspruchung auch die Schwachstelle des Marschzuges. Denn dieser Wagen bzw. auch schon die Kategorie der mittelgroßen Fahrzeuge benötigte befahrbare Strecken und diese waren auch zu Zeiten der Römer nicht überall, schon gar nicht in Ostwestfalen gepflastert und erst recht nicht im Überfluss vorhanden. Hatte es tags zuvor mehr oder weniger stark geregnet war schweißtreibende Muskelkraft von Mensch und Tier gefordert. Und selbst ebene aber von Bächen oder sumpfigen Wiesen durchkreuzte Regionen konnten da schon zu erheblichen Problemen führen. Man wird es sich daher auch damals nicht geleistet haben können, jeden Eggeübergang so zu gestalten, dass er von den Schwertransporten der damaligen Zeit genutzt werden konnte. Bei den meisten Eggeübergängen wird es sich daher wohl eher nur um fußläufige Verbindungen für den Eselstreck gehandelt haben oder sie werden für Ross und Reiter nutzbar gewesen sein. Hatten sich die Holzräder einmal eine ungünstige Spur gegraben und waren auf die Schnelle nicht mehr flott zu machen, konnte sich in der Tat ein Marschzug unkontrolliert in die Länge ziehen, wenn von vorne kein geordneter Stopp beschlossen wurde. Ostwestfalen war bei weitem straßenbautechnisch nicht so gut erschlossen wie die linksrheinischen Gebiete wo die Römerstraßen noch bis ins hohe Mittelalter und darüber hinaus bevorzugt genutzt wurden und wir wissen von Johann Wolfgang von Goethe, dass selbst die Straßen in Ostwestfalen noch im 18. Jhd., also rund 1800 Jahre nach Varus alles andere als komfortabel waren und er oft über Achsenbrüche und dergleichen klagte. Obwohl sich die Frage nach dem optimalen Rückzugsweg schon nahezu von selbst beantwortet, möchte ich doch allen möglichen alternativen Überlegungen genügenden Raum geben und daher auch die Karten von Carl Ludwig von Le Coq hinzuziehen. Gehen wir der komplexen Lage also auf den Grund, so stellen wir uns einen Halbkreis vor und begeben uns gedanklich in dessen Zentrum an die Mittelweser. Vom Mittelpunkt also von Corvey aus schlagen wir den Halbkreis in die westliche Richtung. Und das vereinfacht die Suche nach dem einen und entscheidenden Zugkorridor schon erheblich. Ich gehe aufgrund der Corvey Theorie also mal den umgekehrten Weg und schlage ihn nicht von Anreppen aus in die östliche Richtung. Wo könnte also rein pragmatisch gedacht der Marschweg, vor allem auch unter Berücksichtigung möglicher Hinterhaltqualitäten ins Krisengebiet verlaufen sein. Die Auswahlmöglichkeiten die Varus für den Rückweg blieben bzw. ihm zur Verfügung standen, waren da wie vorher schon dargestellt prinzipiell nicht sonderlich umfangreich und genau genommen war es auch nur eine infrage kommende Trasse, nämlich die gleiche die er und sein Gefolge immer nahm, wenn er im Frühjahr an die Weser zog und im Herbst wieder zurück. Denn viele Varianten ließ die schroffe Egge nicht zu. Fasst man trotzdem den Kreis der alternativen Routen größer, so gilt als Ausschlusskriterium natürlich die östlich der Weser liegende Region. Wenn wir das Sommerlager an der Weser sehen und einen Rückzugsweg zum Rhein suchen, so erwartet man diesen natürlich nicht im Osten und so klammere ich infolgedessen den Solling und sein Vorland auch aus. Das schränkt den Untersuchungsraum bereits um 50 % ein Des Weiteren ist man sich sicherlich darin einig Varus von Corvey nach Anreppen auch nicht über das nördliche Horn oder das südliche Diemeltal ziehen zu lassen wodurch sich der Halbkreis nahezu halbiert. Welchen anderen Weg als den favorisierten könnten die Legionen also noch eingeschlagen haben, wenn wir sie nicht unbedingt unmittelbar am Herrschaftssitz des Varus dem heutigen Corvey, sondern vom militärischen Komplex, also einem Legionslager abziehen lassen. Traditionell entfaltet ein derart umfangreicher Ausmarsch, der auf viele Kilometer Länge taxiert wird und ein Militärlager verlässt, immer eine große symbolische Wirkung auf alle Teilnehmer und Zuschauer gleich einer Machtdemonstration, vor allem wenn er in dieser Formation nur einmal im Jahr statt findet. Und da begibt sich ein Feldherr für den feierlichen Akt der damit einhergehenden Fahnenweihe oder ähnlichen rituellen Handlungen zu seinen Truppen und nicht umgekehrt. Betrachten wir also die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auf Basis der Zielrichtung Anreppen und die auf diesem Terrain befindlichen geologischen Gegebenheiten. Ich verorte das, oder die Legionslager im Großraum Corvey der sich von der großen Weserschleife um tom Roden über die Nethemündung hinweg bis Amelunxen erstreckt haben könnte. Als da wären zum einen die nördliche Tangente über Marienmünster und Altenbeken nach Anreppen. Die mittlere Halbtangente über die Bosseborner Höhe zunächst nach Brakel und von dort nach Anreppen zu gelangen, sowie die südliche Tangente über den Hellweg von Amelunxen Nethe aufwärts und ebenfalls über Brakel nach Anreppen. Nur über diese drei Varianten konnte der damalige Rückweg vom Grundsatz her betrachtet gelaufen sein, um von dem besagten Abschnitt an der Mittelweser den Oberlauf der Lippe zu erreichen. Und auch nur einer dieser drei Wege muss das nötige Potenzial gehabt haben, um die Legionen von dieser Route einen Schwenk bzw. eine Abweichung vollziehen zu lassen, der sie letztlich in das Gebiet der Aufrührer brachte. Beginnen wir bei der nördlichen Tangente und werfen einen Blick auf diese Alternative. Allerdings erkenne ich hierin nur eine theoretische Möglichkeit, da in diese Richtung keine der bekannten Altstraßen verlaufen und auch nicht der viel zitierte Hellweg. Diese Strecke setzt voraus, dass sich das Legionslager im näheren Umfeld von Corvey befunden haben müsste und der Marschzug seinen Ausgang in etwa an der Lütmarser Straße in Höxter genommen hätte. Ihn hier zu sehen würde aber auch bedeuten, dass die Legionen zuerst ein steileres Anfangsstück zu überwinden gehabt hätten und sie dann noch eine reine Luftlinie von etwa 54 km Höxter – Anreppen zu bewältigen hatten. Es ist aber fraglich und wird von historischer Seite bestritten, dass es in jener Zeit einen für den Tross karrentauglichen Weg über den Rehberg gegeben hat, den die Legionen später bei Altenbeken hätten nutzen können um den Eggekamm zu erklimmen. Der Le Coq Karte ist keine durchgängige Landstraße von Höxter nach Altenbeken zu entnehmen jedoch der Hinweis auf befahrbare Straßen. Vertritt man nun die Ansicht, dass es den Hinterhalt bereits zwischen Corvey und Anreppen gab, so müssen diese Überlegungen natürlich stichhaltig sein. Sollten also die Cherusker die Legionen trotz der grundsätzlichen Abwegigkeit über den Bremer Berg in diese Landschaft gelockt haben, so hätte man den Hinterhalt auch mitten in die Siedlungsgebiete der Cherusker legen müssen. Denn diese erstreckten sich nach allgemeiner Auffassung parallel zu dieser Route. Wir wissen allerdings nicht, wo die südlichsten Stammesgebiete der Angrivarier, der späteren Engern damals begonnen haben die in dieser Region noch bis über die Diemel reichend auch ein Sprachkeil hinterlassen haben, oder ob für die Planung des Hinterhalts bereits deren möglicherweise nördlich von Marienmünster angrenzende Territorien mit beansprucht werden mussten. In diesem Fall wären die Angrivarier theoretisch der abtrünnige Stamm gewesen, was ich aber ausschließe, da die Angrivarier nicht als ein Teilnehmerstamm der Varusschlacht überliefert wurden. Und noch ein weiteres gewichtiges Argument spricht meines Erachtens gegen die Trasse Höxter - Altenbeken. An diesem Rückmarschweg durch Cheruskerland einen Hinterhalt zu legen klingt undenkbar. Denn man hätte den Römern glaubhaft vermitteln müssen, warum sich auf ihren ureigensten Stammesgebieten nun urplötztlich und praktisch über Nacht und vor der Haustür der Legionslager Zwistigkeiten aufgebaut hätten. Damit hätten sich die Cherusker selbst zum Aufrührerstamm erklärt. Aber das es die Cherusker selbst gewesen sein sollen, ist historisch an keiner Stelle vermerkt. Und ein Stamm mit dem man einen Bündnisvertrag ausgehandelt hat und dessen Fürst bei ihnen im Wort stand, sollte ihnen nun offenbaren, dass sie in seinem eigenen Land vor Angriffen seiner eigenen Leute nun nicht mehr sicher sein sollten, unglaublich. Ob die römischen Funde im Raum Nieheim und Marienmünster die Annahme einer Trasse durch dieses Gebiet bereits rechtfertigen, schließe ich daher auch aus. Auch der Cherusker Segestes hätte am Vorabend nicht verschleiern können, dass es gar keinen entfernten Aufrührerstamm gab, sondern das der Chef der Aufrührer bereits mit ihnen unter einem Dach saß und er sie später schon bei Marienmünster erwarten würde. In dieser Region ein Aufbegehren zu konstruieren spräche folglich gegen jede Logik. Arminius hätte auf Basis der frühen Form römischer Verträge dafür gerade gestanden, dass es so etwas in seinen bzw. im Herrschaftsgebiet der Cherusker nicht hätte geben können. Dafür hatte er sich einen anderen toten Winkel ausgesucht. Für den Rückzug über die mittlere Tangente Bosseborn, spricht das gleiche was für Varus galt, als er den Weg von Anreppen zur Weser einschlug. Der beschwerlichere Streckenverlauf über die vermeidbaren Höhenlagen wäre auch für einen Rückzug unvorteilhaft, zumal man dies über die Kehre bei Amelunxen Nethe aufwärts leichter haben kann. Und so kommen wir zu der von mir vorgeschlagenen Variante drei, nämlich der Südtangente, dem späteren Hellweg, der nach Westen direkt zur Lippe bei Paderborn führte und der für die römische Armee der Hauptzubringer in beide Richtungen war. Er führte von der Weser über die Driburger Höhe und Schwaney nach Anreppen und verband als wichtigste strategische Verbindung die drei Flüsse Weser, Ems und Lippe miteinander. Nun zu der Frage der Hinterhaltstrategie die Arminius zu entwickeln hatte und die in alle Überlegungen hinein spielt. Diese Hauptzugtrasse mit der Überlegung an ihren Randbereich oder direkt auf der Trasse selbst einen Hinterhalt zu legen oder entstehen zu lassen, hat die Analyse der überlieferten Textstellen nicht hergegeben. Trotzdem möchte ich es mir nicht leicht machen und möglichst jeder Spur nachgehen. Auch dieser römische Karrenweg, unter dem man sich zweifellos keine trassenidentische Übereinstimmung mit den späteren mittelalterlichen, moderneren und teils gut befestigten Hellwegsverbindungen vorstellen darf, entspricht einer schnellen zielgerichteten Standverbindung unter weitgehender Umgehung allzu kritischer Anstiege. Er kam sicherlich ohne überflüssige Umwege aus und war durch Marschlager und kleine Raststationen gut erschlossen und gesichert. Diese Verbindung dürfte für einen Überraschungsangriff gänzlich ungeeignet gewesen sein. Römische Militärstraßen verfügten aus Sicherheitsgründen oft rechts und links des Weges auch noch über ein freies Sichtfeld, waren für Materialtransporte steigungstechnisch tauglich und auch gut begehbar. Spekulieren wir trotzdem, so hätten die Cherusker den Hinterhalt natürlich auch noch an oder in die Nähe dieser Hauptnachschublinie von der Weser an die Lippe legen können. So hätten sie, wie man es auch andernorts für möglich hielt den Marschzug von versetzten und sichtgeschützten Verteidigungswällen aus attackieren können. Und auch dieser häufig genutzte und später Brakeler Hellweg genannte Verbindungsweg hätte sich trotz vieler Zweifel angeboten. Stabile und nicht leicht zu überwindende Holzhindernisse über Nacht in einem schwer einsehbaren Gelände, einer Wegekurve, einem Bachtal oder dergleichen auf dieser Wegstrecke aufzutürmen, könnten die Germanen also in Betracht gezogen haben. Dies hätte sicherlich viel Aufwand und einiges an Vorarbeit erfordert, zudem noch in einer sehr kurzen Zeit und womöglich während der Nachtstunden. Es hätte einer großen Anzahl an Helfern bedurft diese Barriere möglichst unauffällig bzw. lautlos zu errichten. Und dieses alles hätte man unerkannt, natürlich recht kurzfristig und noch rechtzeitig vor dem Rückmarsch der Legionen durchführen müssen. Zudem hätte alles an diesem Streckenabschnitt mit ungeahnten Konsequenzen für die Germanen ausgehen können, wenn es am Cherusker Highway gescheitert wäre. Hier wären die Stämme ein enormes Risiko eingegangen zumal wir die Position der zwei Asprenas Legionen nicht kennen. Auch hätten hier im Notfall noch römische Kontingente zum Einsatz kommen können, die weiter nördlich jenseits der Dörenschlucht oder Hameln stationiert waren und den Zug nach Anreppen über den Umweg Höxter gar nicht einschlagen brauchten, da sie direkt auf Anreppen zu marschierten. Auf dieser wichtigen Strecke könnten auch schon früh am Morgen römische Meldereiter unterwegs gewesen sein, oder den dort möglicherweise stationierten Wachtposten hätte es auffallen können. Dieser Hellweg in der Kernzone des Aufmarschgebietes lag definitiv unter starker Beobachtung auch der Auxiliareinheiten romfreundlicher Stämme. Es musste ein Hinterhalt sein, der einige Kilometer davon entfernt liegen sollte. Barrikaden zur Seite zu räumen, wäre übrigens für drei Legionen auf dieser ansonsten recht gut ausgebauten Passage sicherlich nur ein Frühsport wert gewesen und hätte keines großen Aufwandes bedurft. Ich suche trotzdem verzweifelt nach Argumenten und will es daher immer noch nicht gänzlich ausschließen. Denn für einen möglichen Hinterhalt hätte sich dennoch der steile Anstieg vom Gradberg nach Schwaney angeboten haben können und muss hier daher auch theoretisch auf der Suche nach dem Hinterhalt in Betracht gezogen werden. Die geografischen Bedingungen deuten darauf hin, dass auch der Hellweg zwischen Höxter und mindestens bis zur Eggekante bei Schwaney durch cheruskische Stammlande verlief. Dürfte aber andernfalls zumindest durch cheruskisches Einflussgebiet bzw. Niemandsland geführt haben. Damit ist auch die Südvariante vergleichbar mit meiner Einschätzung hinsichtlich der ersten Tangente über Marienmünster die ebenfalls Cheruskergebiet tangierte. Das wäre zwar alles immer noch kein zwingender Grund gewesen, ein Sperrwerk nahe der heutigen L 828 nicht zu errichten, aber es wäre bei Licht betrachtet eben nicht die beste Lösung gewesen um Varus die Schlinge umzulegen. Aber Arminius hatte einen besseren Plan, denn er musste Varus „nur“ von diesem gut ausgebauten Brakeler Hellweg in eine andere Richtung umdirigieren. Eben zu jenem besagten Ort, wo ihn bereits die Aufrührer erwarteten, die er im Vorbeigehen nieder schlagen wollte. - Varus sollte also „kurz mal“ vom Hellweg abweichen, damit Cassius Dio mit seiner Überlieferung recht behalten konnte - . Alles entscheidend ist der überlieferte Hinweis, dass man Varus letztlich in einen Hinterhalt lockte, indem man ihn glauben machte, es würden sich „weiter entfernt“ wohnende Stämme gegen ihn auflehnen. Das spricht alles für eine Region abseits des häufig genutzten Hellweges und hört sich nicht nach Kampfhandlungen an eben dieser Römerkarrenbahn an. Verfechter der Werretheorie könnten im Begriff Hinterhalt an das althochdeutsche Wort lāga für Legung gleich Hinterhalt anknüpfen und auf diesem Wege den Ort Lage im Kreis Lippe favorisieren. Es musste also ein Umweg nötig gewesen sein, um den Plan zum Gelingen zu bringen. Und „weiter entfernt“ wohnende bedeutet auch nicht gerade, dass dieser abtrünnige Stamm zwischen Weser und Lippe siedelte, denn dann wären es letzten Endes wie schon ausgeführt die Cherusker sogar selbst gewesen, die sich abtrünnig verhielten. Und von aufrührerischen Cheruskern ist weder zum Zeitpunkt des Ausmarsches bei den alten Historikern noch an irgendeiner anderen Stelle der alten Schriften ein Hinweis zu lesen. Außerdem zeigt sich anhand der Überlieferungen, dass es sich letztlich um einen recht beschwerlichen Umweg handelte, der unter anderem auch das Fällen von Bäumen erforderlich machte. Das trifft für den Brakeler Hellweg ebenfalls nicht zu. Man kann die Betrachtung natürlich ausufern lassen und an diesen wegzuräumenden Bäumen vom Brakeler Hauptweg schon die Handschrift der Germanen ablesen bzw. alles unter der Prämisse sehen, dass sogar heute noch nach Stürmen auch Bäume auf Straßen und Eisenbahnschienen fallen. Halten wir uns an Cassius Dio der schreibt, dass der Umweg letztlich zu diesem „weiter entfernt“ liegenden unbekannten, da namentlich nicht überlieferten Germanenstamm führen sollte. Der konstruierte Umweg durfte aber wiederum auf keinen Fall sein Ende in einer Region finden, aus der es kein Entrinnen mehr gab. Würde er in eine ausweglose Sackgasse ähnlich einem toten Winkel ohne Möglichkeiten des Weiterkommens münden, hätte das für die Planung verhängnisvoll sein können. Denn den Legionen musste in jedem Fall noch eine plausible Gelegenheit zum Weiterzug an die Lippe erhalten bleiben, wenn sie den Aufstand erfolgreich nieder geschlagen hätten. Auch die Römer kannten sich noch einigermaßen, wenn auch nicht so gut in der Region aus um sich nicht völlig ins Bockshorn jagen zu lassen. Wäre dies nicht Bestandteil des Planes gewesen, so hätte man Verdacht geschöpft und zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Arminius musste für Varus also diesen Rückzugskorridor zur Lippe sozusagen als eine Art Sollbruchstelle offen lassen sprich einplanen. Auf der ersten Etappe nach dem Verlassen des Sommerlagerkomplexes von Fluss zu Fluss durch das von Cheruskern kontrollierte und daher aus Sicht der Römer sichere Gebiet, sollten sie sich wie im tiefsten Frieden fühlen. Varus ignorierte bekanntlich die alte Weisheit, dass man Gegner besser über, als unterschätzen sollte. Am Ende des Brakeler Hellweges auf den Eggehöhen im Raum Schwaney und einem weiten Blick schon fasst bis zum heutigen Paderborn angekommen, wäre man zudem meiner Theorie nach auf der Paderborner Hochebene bereits bei den äußersten Brukterern angelangt. Diesen Stamm, der am traditionellen Fernweg und am östlichsten Rand der Münsterländer Bucht beheimatet war, aber als einen „weiter entfernt“ siedelnden Stamm zu bezeichnen, hätte auch nicht zu der bekannten Kenntnislage gepasst, denn diese Gegend samt den Brukterern war den Römern wieder bestens bekannt. Und wenn die Brukterer der revoltierende Stamm gewesen wären, hätten uns dies die alten Historiker nicht verschwiegen. Aber den Stamm ohne Namen identifizierte für uns keiner dieser Chronisten und wir dürfen rätseln. (zuletzt bearbeitet, 20.01.2018 - 22:31 Uhr )

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Montag, 15. Januar 2018
althochdeutsch "hintar" mittelhochdeutsch "hinderhalt" - Arminius könnte es auch so genannt haben.
Mit welchem bestechenden Plan konnte der Cheruskerfürst damals aufwarten um die Großen der germanischen Allianz davon zu überzeugen ihm für die Grundzüge seiner vorgeschlagenen Strategie ihre Zustimmung zu geben. Er konnte nicht alles und nicht jeden Schritt bis ins Detail vorab geplant haben und hat daher sicherlich nur die grobe Richtung vorgegeben. Natürlich haben bei alle dem die Clanchefs ein gewichtiges Wort mit gesprochen. Der Hinterhalt war die Seele und die Festlegung der Örtlichkeit das Herzstück der Operation. Arminius hatte den geeigneten Eingang bzw. die Route in den Marschkorridor, der im Hinterhalt enden sollte, ausfindig gemacht. Eine Landschaft in der er die größten Erfolgsaussichten für einen Überraschungsangriff sah. Denn wer die geologischen Gegebenheiten der teilweise über 4oo Meter hoch aufragenden Egge nicht mit ins Kalkül zieht und die Möglichkeiten nicht erkennt und sie nicht in seine Planungen mit einbezieht, der bringt sich wohl um die besten Chancen sich in Unterzahl gegen einen stärkeren Gegner zu behaupten. Das Eggegebirge wird von wem auch immer der Name zutreffenderweise kreiert wurde, auch die cheruskische Gebirgsfaltung genannt. Sie entstand im Oligozän also vor etwa 30 Millionen Jahren und erhebt sich westlich eines 16 km langen Senkungsgrabens zwischen Neuenheerse und Bonenburg. Nun aber galt es Varus in einem zweiten Schritt, diesen getarnten und wahrlich hinterhältigen Fallstrick schmackhaft zu machen. Nach der Devise, mit dem richtigen Speck fängt man nicht nur Mäuse, durfte es nicht nur ein guter, sondern es musste sogar ein zwingender Plan gewesen sein. Einer, wie er nur von perfekten Regisseuren oder Schachspielern ausgesonnen werden kann und von diesen beherrscht wird. Dazu gehört es den Zügen des Gegners mit gut durchdachten Gegenzügen immer einen oder mehrere Schritte voraus zu sein. Übersehen wir auch nicht, dass hier damals nicht wie heute zivilisationsgeschädigte Mitmenschen am Werk waren, die zwar wissen, wie man einen Einkaufswagen schiebt, aber bei Stromausfall bereits den Notarzt rufen. Menschen die Nahkämpfe im Sumpf oder Wald auch ohne Schuhwerk aus zu tragen gewohnt sind und die Tücken der heimischen Natur kennen, sind robuster und anpassungsfähiger. Bekanntlich kann man einen Hinterhalt gut daran erkennen, dass man ihn nicht erkennt. Einen Hinterhalt kann man zweifellos an vielen Stellen legen, es ist nur fraglich, ob er auch überall funktioniert. Einen perfekten man ist geneigt zu sagen besonders perfiden Hinterhalt gibt es nicht, man weiß erst am Ende wie gut oder wie schlecht er war. Aber letztlich ist er nichts anderes, als vor einer inszenierten und damit voraussehbaren Handlungsabfolge unbemerkt den vermeintlichen Protagonisten das Ruder zu entnehmen und selbst die Regie zu übernehmen um ihn im Idealfall in einem finalen Überraschungseffekt zum Erfolg zu führen. Der Hinterhalt sollte also so geplant sein und umgesetzt werden, dass eine einzelne Person oder auch gleich drei Legionen unbemerkt in eine bestimmte und unausweichliche Situation manövriert werden. In der Tat keine leichte Aufgabenstellung, die hier den Cassius Dio Verteidigern an Denkstrategie abverlangt wird. Schließlich nahmen es Arminius und seine Männer nicht nur mit einem wie man es auch immer sehen mag erfahrenen Feldherrn Varus, sondern gleich mit einer Vielzahl führender Offiziere samt Lagerkommandeuren auf. Die Legionen wie sie uns beschrieben wurden, sollen allesamt aus altgedienten und besonders Kriegs- und kampferfahrenen Soldaten bestanden haben. die im Zuge der Clades Variana ihr Leben lassen sollten. Und jeder einzelne von ihnen wäre daher auch imstande gewesen eine sich anbahnende Bedrohungslage schon frühzeitig zu erkennen.(zuletzt bearbeitet - 15.01.2018 - 13:12 Uhr)

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