Dienstag, 17. April 2018
Das Varus Ereignis - Es sollte uns wie aus einem Guss erscheinen - Zwischenbericht -
In einem ersten Schritt richten sich die an den Schlachtabläufen interessierten Forscheraugen oftmals auf das, was uns die maßgeblichen antiken Chronisten hinter ließen und studieren dazu die pro und kontra Thesen. Dann schauen sie sich die Kommentierungen zum bekannten Fundhorizont vor allem da an, wo er sich auffällig konzentriert und blicken dann auf die Forschungsergebnisse anderer Geschichtsfreunde seien es Experten oder Laien. Aber danach galt der Blick auch schon der geeigneten Topografie. Denn die Geologie ist immer ein wesentlicher Bestandteil und darf nie übersehen werden, da sich über sie viele Ausschlusskriterien definieren lassen. Ob Gebirge, Sumpflandschaften oder Gewässer alles kanalisiert und schränkt die Suchhorizonte ein. Erschwert wird dies zwangsläufig durch alle späteren Versiegelungs- also Bauaktivitäten und die Tatsache, dass wir kaum imstande sind uns unsere Landschaften so vorzustellen, wie sie vor 2000 Jahren ausgesehen haben könnten. Viele Geschichtsfreunde die, wenn sie ihre Recherchen beendet haben und dann zur Feder greifen, hinterlassen uns als Resultat all ihrer Mühsal leider zu oft nur Fragment artige Bruchstücke der Ereignisse, die wie heraus gerissene Schilderungen von Teilabschnitten, oder wie zusammenhanglose Einzelepisoden wirken, gleich ob man dahinter ein Zug Geschehen oder einen Lager Überfall sehen möchte. Aber den einen gelungenen Guss, oder den großen Wurf bzw. ein in sich schlüssiges Gesamtkonzept ließen bislang alle Berichte über die Varus Schlacht missen. Kaum ein davor, kein danach, selten was Überzeugendes, dafür aber viele Wissenslücken und Erklärungsnöte, die sich einfach nicht richtig deuten lassen wollen und die man der Not gehorchend dann offen lässt. Schließt man die Unmöglichkeiten aus, bleibt zwar das Mögliche übrig, aber noch lange nicht die Wahrheit. Ein Teufelskreis, denn desto tiefer man in die Problematik eintaucht, um so mehr neue Fragen tun sich auf. Bei vielen fand das Interesse dann auch an dieser Stelle schnell sein Ende und die Lust an weiterer Recherche versiegte, denn wollte man Historie, Fund und Topografie in Einklang bringen steht man beim Thema Varus Schlacht schnell am Rande der Verzweiflung. Von diesem Moment an ist aber eine offene vorurteilslose und unbeeinflusste Diskussionskultur vonnöten die keine Denkverbote und keine Tabubereiche kennt um in der Sache weiter zu kommen und um den Themen neue Impulse zu geben und zwar möglichst noch bevor wir wieder das große Glück haben uns auf neue Funde stürzen zu können. Geschichtswissenschaft ist zeitlos und große Historiker haben uns schon verlassen, deren Ansichten immer interessant und hilfreich bleiben und viele Geschichtswissenschaftler selbst aus dem 19. Jahrhunderts werden auch heute noch gerne zitiert. Die banale Feststellung, dass die Varus Schlacht nicht isoliert und alleine im Universum der Geschichte steht, gibt Hoffnung und es bleibt uns frei gestellt sich auch mal für die vielen anderen kleinen Überlieferungen und Randnotizen auch aus anderen Ländern und auch aus der oft belächelten Heimatforschung zu interessieren. Man kommt nicht daran vorbei viele Ereignisse vor und auch nach der Schlacht zu bewerten, denn auch sie geben uns viele Hinweise. Ein Kompendium artiges Gesamtwerk aus Expertenhand, das sich bemüht alle Facetten der Varus Schlacht aufzuarbeiten und zu beleuchten ist mir bislang leider noch nicht unter gekommen. Der Marsch beginn und der Endpunkt der Tragödie sind aber nun von mir grob fixiert, und die in den letzten etwa 30 Abschnitten vorgestellten Themen und Theorien lassen bereits eine Silhouette der möglichen Abläufe und Hintergründe, allerdings noch ohne die Details näher zu benennen, erkennen. Die bis hierhin gesetzten Eckpunkte haben meine Visionen aber sicherlich schon transparenter werden lassen und es lässt sich eine durchgängige Plausibilität erkennen. Aber Sie müssen sich jetzt noch auf etwas mehr oder weniger als 100 Abschnitte gefasst machen, in denen ich mich zu den unterschiedlichsten Sichtweisen und Abläufen der Schlacht äußere und mich damit auseinandersetze, um möglichst alle Gedankenketten zu schließen. Erst am Ende meiner Indizien Sammlung sollte sich dann das Ergebnis wie die Wahrheit anhören. Sie wissen ja selbst, es gab auch schon Todesurteile die auf Indizienprozessen beruhten. Keinen Hinweis mag er auch noch so unbedeutend erscheinen, möchte ich dabei auslassen, gleich ob er aus der Feder der Althistoriker oder aus anderen Quellen oder Niederschriften stammt. Um auf diese Weise mithilfe weiterer und bislang auch übersehener Argumente und Fakten den möglichen Sachverhalt zu verdichten und um ihn in das umfassende Weichbild einzufügen, habe ich mich auch diverser literarischer Hinterlassenschaften aus den unterschiedlichsten Disziplinen bedient. Werde mich aber auch weiterhin bei aller Vielseitigkeit meiner Herangehensweise immer bemühen den Kern der Grundstruktur, nämlich das Varus Ereignis nicht aus den Augen zu verlieren. Vielleicht gelingt es mir den einen oder anderen Leser auf den Gedanken zu bringen, mal die eine oder andere der von mir aufgeworfenen und angestoßenen Ideen und Hypothesen aufzugreifen und noch weiter zu vertiefen. So gehört es sich, dass ich in diesem Zusammenhang auch mal das im nächsten Abschnitt folgende interessante Thema mit einbeziehen bzw. zumindest aber mit anreißen möchte, da es sehr häufig Gegenstand und Mittelpunkt diverser strategischer Überlegungen und wissenschaftlicher Auseinandersetzungen ist.
Zuletzt bearbeitet: 16.4.2018 - 23:08 Uhr

... link


Donnerstag, 5. April 2018
Der "teuto burgiensi saltu" wie er heute aussieht

... link


Wo befindet sich der lang gesuchte Saltus ? - Nichts leichter als das !
Handschriftlich hinterließ uns Tacitus den folgenden Namenshinweis „teuto burgiensi saltu“. Nach dem ihn dann Altphilologen und Etymologen in der Mangel hatten, hieß er nur noch schlicht „Teutoburger Wald“. Heute wissen wir mehr. Aber bevor ich mich in einem der noch folgenden Abschnitte etwas ausführlicher den damit verbundenen historischen Fakten widme, möchte ich zuerst noch auf die infrastrukturelle und geologische Einbettung des gesuchten Saltus eingehen. Dieser Saltus ist seinem Charakter nach ein, mit einer Schlucht vergleichbarer Geländeeinschnitt, der in unserem Fall begehbar ist, also eine Durchgangsmöglichkeit bietet. Die Natur hat sein Entstehen in Form von Niederschlägen also aufgrund der Witterungseinflüsse geprägt bzw. begünstigt und die Nutzung durch Mensch und Tier hat über die Zeiten ihres zu seinem jetzigen Zustand beigetragen. So präsentiert sich heute der Saltus in der Mittelgebirgslandschaft der Südegge als ein gestaltendes und reliefartig eingekerbtes Element, dass sich kaum zugänglich unter dichter Bewaldung verbirgt. Selbst der Eggegebirgsverein hat den attraktiven Anstieg auf die Paderborner Hochebene vergessen und poetisch ausgedrückt dämmert er nun über jene Zeiten hinweg, als er längst vergessene Weltgeschichte schrieb. Aber die Verkehrsströme die ehedem durch ihn hindurch gingen, lassen für uns noch heute seine Bedeutung erfassen, denn darin liegt auch ein Schlüssel zur Lösung des „Saltus“ Rätsels verborgen. Tacitus hat es sehr kurz und in etwa so zum Ausdruck gebracht als er schrieb, man solle die bleichen Knochen dort suchen, wo sie noch heute im Saltus liegen würden. Er hatte es nicht für erforderlich gehalten, näher auf die Lage und genaue Örtlichkeit einzugehen oder diese zu beschreiben um den späteren Wiederfund zu erleichtern, denn jedes Kind um den Tivoli und erst recht in Germanien wusste damals als Tacitus lange Zeit nach der Schlacht berichtete, wo sich der Saltus befand. Seine Lage war kein Geheimnis, denn es war eine auffällige und unverwechselbare Landmarke die man gar nicht verfehlen konnte, denn „alle Wege“ führten letztlich zum und durch diesen Saltus. Die Germanen benötigten um diese Zeit noch kein Navi und nannten den Saltus in ihrer Sprache wohl eher die „Osnsluoht“ bzw. auf hochdeutsch die Asenschlucht. Der steile und beschwerliche durch mehrere Hohlwege zerfurchte Anstieg des alten Bördenweges zwischen Borlinghausen und Kleinenberg bis zur Saltus Passhöhe, der durch die besagte Eggeschlucht von Warburg in den Westen zum Haarstrang oder zur Lippe weiter führte, gehörte über die Jahrtausende betrachtet zu einem der bedeutendsten Fernwegenetze in Nordwestdeutschland. Und diese Verbindung inmitten von Ostwestfalen war für die Region mindestens so unverzichtbar für den Handel wie der Hellweg von Paderborn nach Höxter. Der Bördenweg der sich im ersten Teilstück aus Richtung Borlinghausen kommend auch Burgweg nennt, da er unmittelbar an der östlich liegenden äußeren Wallung einer Alten Wallburg vorbei führt, war das ältere Pendant zum Diemel nahen Fernweg durch das Tal des Schwarzbachs. Denn der „Saltus“ Burgweg war die kürzere und damit schnellere Verbindung vom Sintfeld und vom Soratgau in die Warburger Börde und zur Weser und dürfte daher sogar schon genutzt worden sein, als unsere frühesten Vorfahren noch keine stabilen Holzkarren besaßen und noch alle Wege zu Fuß, zu Pferde oder mit Lasttieren bewältigen mussten. Er wird vor tausenden von Jahren mehr einer Viehtrift oder einem Trampelpfad geglichen und erst mit den verbesserten Transportmöglichkeiten zunehmend an Karrentauglichkeit gewonnen haben. Das heute noch überall sichtbare eingekerbte Bündel parallel zueinander führender Hohlwege dürfte sich daher auch erst im Zuge der letzten 3ooo Jahre bis zum jetzigen Zustand ausgewaschen haben. Dieser „Bördenpad“ wird daher so alt gewesen sein wie die nacheiszeitliche Menschheitsgeschichte und so lässt sich die Frage wer ihn zuerst nutzte auch leicht beantworten, denn der erste Weg vor den anthropogenen Migrations- und Emigrationsbewegungen war nun mal der Viehtritt der wandernden Herden. Der südlich vom Bördenweg verlaufende und schleifenreiche Schwarzbachpfad bot dazu in späterer Zeit eine komfortablere zumindest aber gleichwertige Alternative, da man über ihn wegen der günstigeren Steigungsverhältnisse bereits umfangreichere und schwergewichtigere Transporte abwickeln konnte. Das im Winkel der Südegge liegende uralte Wegekreuz um die Alte Burg, dass schon in vorgeschichtlicher Zeit intensiv genutzt wurde, kann man daher ohne Übertreibung als ein frühes Drehkreuz der prähistorischen Bevölkerung in dieser Region bezeichnen. Nahe der Alten Burg einer früheren Flucht also Volksburg aus keltischen Zeiten und wohl schon früher mit bedeutsamer Kontrollfunktion der Wege und Grenzverläufe, also im besten Sinne des Wortes eine Teutoburg wie es auch die Worte Diot - oder Dietburg, bzw. Deit- oder Dietweg ausdrücken könnten, begegneten sich zwangsläufig viele Verbindungswege unserer Altvorderen. Dies waren aus dem Norden kommend der Eggekamm- oder Steigweg aus Richtung Altenbeken, der auch „Friesland – Thüringen“ Weg genannt wird und über den, wie die Regionen schon ausdrücken Distanzen von Hunderten von Kilometern überbrückt wurden. Auf diesen Weg stößt im Raum Altenbeken auch die Altstraße „Unter dem Walde“ die südlich des Teutoburger Waldes entlang führt bzw. ihn streift. Aus dem Nordwesten von Lichtenau und Kleinenberg und damit letztlich aus der Region der oberen Lippe wiederum traf der ab Kleinenberg Burgweg genannte Stieg auf das große Wegekreuz, wo sich heute eine kleine Wanderhütte befindet. Während von Westen aus den Rheinlanden der Bördenweg hinzu stieß. Auf dem Bördenweg erreichten dann auch die Menschen die Schnittstelle an der alten Burg, die vorher über den Herßweg oder dem Haarweg aus Richtung Westen kommend dem Wegekreuz nahe der alten Burg zustrebten. Von zusätzlicher Bedeutung war auch die in der Nähe von Nord nach Süd verlaufende Via Regia über die man von Bremen und Paderborn aus über den Obermarsberg bis Süddeutschland gelangte und die auch Frankfurter Weg genannt wird. Über diese stark frequentierte Überlandverbindung gelangte zusätzlicher Waren - und Personenverkehr auch in die Südegge, wodurch die dortigen Verkehrsachsen weitere Aufwertung erfuhren. Letztlich waren es aber alles Reisende, Händler oder Söldner die gezwungen waren fächerartig sowohl von Norden als auch von Westen kommend diesem Nadelöhr zuzustreben, wenn sie in den Südosten Deutschlands nach Thüringen oder Nordhessen gelangen wollten. Aber nicht nur der einfache Nahverkehr von Dorf zu Dorf nutzte diese Felsgasse, natürlich zwängten sich auch alle Heereszüge und später auch Karl der Große auf seinem Weg nach Herstelle durch dieses Nadelöhr. Und alles driftete danach wie auch in der Gegenrichtung wieder auseinander und verlor sich in alle Richtungen. Denn nach dem Abstieg vom Knotenpunkt an der Alten Burg verließ nach Osten wieder ein Bündel an Altstraßen und Hohlwegen die historische Eggeschlucht, nämlich der nördliche und der südliche Bördenweg in Richtung Höxter, oder Beverungen, Herstelle sowie auch der „Friesland – Thüringen“ Weg. Aber der wichtigere für meine Betrachtung war der so genannte nördlich abzweigende Ausläufer des Bördenweges von Borlinghausen in Richtung Peckelsheim. Diese auch Wään- also Wagen- Hellweg und später Poststraßen genannten Trassen, die sich mal als Hohlwege zeigten aber auch ebene Teilstücke aufwiesen, waren auch schon vor 2000 Jahren zu den Zeiten des Varus für die antiken Carrucas und später für die Wään geeignet. Hier an diesem markanten Orte der wegen der Engpaßlage daher zu allen Zeiten auch immer schon große strategische Bedeutung besaß, trafen die Fernreisenden aus allen Richtungen, man würde heute sagen aus aller Herren Länder aufeinander. Es ist daher gut vorstellbar, dass es hier im Raum Kleinenberg und schon vor dem Abstieg nach Borlinghausen auch Tavernen artige Rast- und Übernachtungsmöglichkeiten für die Reisenden zu allen Zeiten gegeben hat. Und es drängt sich nahezu auf, dass auch an solch magischen Plätzen nahe der für alle Reisende gefährlich abschüssigen Egge Hangkante immer schon heilige Haine, Altäre und Weihestätten vorhanden waren, wo den jeweiligen und bevorzugten Gottheiten Opfer jeder Art vor allem aber für jene Götter die man für eine gesunde Heimkehr benötigte, dargebracht wurden. Gerade derart beschwerliche An- und Abstiege waren zu allen Zeiten lebensbedrohlich für Mensch und Tier und hatten schon viele Opfer gefordert. Noch dazu waren es Verschleißfallen für die Achsen und Radnaben der alten Fahrzeuge und damit eine besondere Herausforderung für die frühe Technik. So bat man auch an solchen Orten an jedem Tag aufs Neue um göttlichen Beistand. Und an solchen Orten erkennt man auch wieder die wahre Bedeutung des Wortes Schmiergeld, dass dem Betrag entspricht, den man dem Wagenlenker für das möglichst häufige Fetten bzw. Schmieren der Achse zu geben gewohnt war. An vielen alten Stiegen, so auch im Saarland befinden sich noch heute die Reste uralter Felsreliefs, wie die so genannten „Drei Kapuziner“ nahe Wallerfangen die keltischen Ursprungs sein sollen, deren Tracht aber auch als römisch interpretiert werden kann und die an die große Bedeutung uralter aber vor allem gefährlicher und steiler Verbindungswege erinnern. Hier war es ein Teilabschnitt der alten Römerstraße von Metz nach Mainz. Steinformationen kleine Altäre und Menhire zeugen daher auch vielerorts in der Region um den alten Bördenweg von der Bedeutung dieser Landschaft, die ihre spirituelle Ausstrahlungskraft schon vor sehr langer Zeit verloren hat. Natürlich half die Natur etwas mit und verstreute dort schon vor Jahrtausenden einige für rituelle Zwecke gut geeignete und markante Felsblöcke die viele menschliche Bearbeitungsspuren zeigen. Sehr wichtig für meine Recherchen ist die Tatsache, dass es außer diesen vier wichtigen Wäänstiegen über die Egge zwischen den Externsteinen bei Horn und dem Diemeltal keine anderen Alternativen mehr gab, um die schroffe Egge mit Karren überwinden zu können. Und so lagen im entscheidenden Betrachtungsgebiet auf immerhin fasst 40 Kilometern reiner Luftlinie und ohne Hinzurechnung der Horner Passage auch nur drei seit altersher nutzbare Karrenwege. Diese Faktenlage lässt in der Tat nicht viele Möglichkeiten zu, wenn man sich wie Arminius, Räume für geeignete Hinterhalte suchen musste. Über die gut ausgebaute Hauptverbindung von Höxter nach Anreppen über Brakel hätte man Varus nicht in Bedrängnis bringen können, denn sie taugte nicht dazu gleichzeitig auch als Umweg oder gar noch als Hinterhalt bezeichnet bzw. genutzt zu werden. Dies war die römische Schnellverbindung schlechthin und der zu weit im Süden gelegene Weg an der Wüstung Blankenrode vorbei durch das Schwarzbachtal, beim von einigen Historikern vermuteten Arbalo, passt ebenfalls nicht in die Gesamtbetrachtung, da man für ihn zuerst ins Diemeltal absteigen müsste. Nur der besagte Börden - oder Burgweg der nahe um die heute noch gut im Wald erkennbare Wallanlage der Alten Burg einen Bogen schlägt, verdient sich den Namen Umweg, denn man verbindet mit ihm jene Vorstellungen die man sich vom Klischee her unter einem germanischen Hinterhalt auch plastisch gut vorstellen kann. Und über diese Verbindung erreichten die Römer später auch wieder jenen Fluß Lippe der später bei Vetera in den Rhein mündet und dort stieß man dann auch auf die Kette gut ausgebauter römischer Etappen- bzw. Marschlagerlager. Und möglicherweise auch in direkter Linie auf einen der vermeintlich großen römischen Lippehäfen nahe dem heutigen Lippstadt. Ein Weg der bekanntlich auch von vielen alten Hügelgräbern gesäumt ist. Und über diese Wegeverbindung hätte Varus seinen Zug später nach gewonnener Schlacht gut durch lotsen können, um dort seine ankernde Flotte zu erreichen. Die Römer kannten diese Passage durch den Saltus, ein Abzweig führte von dort auch zum Lager Knebelinghausen und sie war ihnen in etwa vertraut. Sie gehörte aber nicht zu den von ihnen bevorzugten und häufig genutzten Altstraßen. Im Zuge ihrer Fluchtbewegung zog sich ihr Marsch je nach Feindeinwirkung in die Länge oder er ballte sich unnötig zusammen, beides war für sie von Nachteil. Dazu kamen die Umstände enger Wegeverhältnisse, einer ungewohnten und ungeordneten Marschformation, zudem nicht ausgeruht zu sein, ohne trockene Waffen zum Kampf antreten zu müssen und die Tatsache sich einer unerwartet großen Anzahl germanischer Kämpfer sowie der ungünstigen Wetterlage gegenüber zu sehen. So dürften diese Argumente weit aus gravierender für das Debakel gewesen sein, als dass sie sich auf einer schlechteren, aber letztlich doch nutzbaren Wegstrecke in das Aufstandsgebiet hatten manövrieren lassen und es durch den Saltus eigentlich wieder unbeschadet verlassen wollten. Zuletzt bearbeitet am 4.4.18 - 23:46 Uhr.

... link


Dienstag, 3. April 2018
Zum Frühjahrsfeldzug des Germanicus 15 + und zur Lage des Segestes Herrschaftssitzes
Über die Kunst sich in etwas „Hineinzudenken“ lässt sich viel philosophieren. Phantasie gehört dabei immer an die erste Stelle, Plausibilität ist wünschenswert aber mit Hilfe von Logik besitzen wir ein geistiges Instrument mit dem sich die Glaubwürdigkeit steigern lässt. Eine Logik zu entwickeln mit der sich der mögliche Herrschaftssitz des Segestes aufspüren lässt gelingt noch am Ehesten, wenn man sich näher mit dem Verlauf des Frühjahrsfeldzuges des Germanicus der im Jahr 15 + statt fand auseinander setzt. Denn zu Beginn dieses Jahres trat die Person des Segestes nach seinem strittigen Wirken vor dem Ausbruch der Varusschlacht zum zweiten Mal ins Rampenlicht der Historie und es ist davon die Rede, dass er und wie kann es auch anders sein, über den Besitz eines wohl stattlichen Herrschaftssitzes verfügte. Da Segestes als ein Fürst der Cherusker bezeichnet wird könnte man ihm schon eine für damalige Verhältnisse ansehnliche Burg zuschreiben. Vielleicht eine Anlage die schon weit vor seiner Zeit Bestand hatte und die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder aus - oder umbauten möglicherweise auch von keltischen Vorbesitzern erfuhr. Eine zentral gelegene Veste die sich häufig erst als solche offenbarte, da ihr Standort auch in späteren Jahrhunderten interessierte Nachnutzer fand. Errichtete sich ein Graf, Herzog oder Ritter im Mittelalter auf einem exponierten Bergsporn eine imposante Verteidigungsanlage fragte er nicht danach, was sich da vorher befand und er machte erst recht keine archäologischen Untersuchungen um Spuren zu entdecken die ihm sagen könnten wer dort schon vor ihm lebte und starb. Man hatte ein unaufgeregtes Verhältnis zur Vergangenheit, da auch die römische Epoche für die Menschen des Mittelalters anhand der zahlreichen Bauwerke und Straßennetze noch allgegenwärtig sichtbar war. Hatte man also etwa im 13. Jahrhundert erst einmal ein Plateau auserwählt, abgeräumt, ummauert und umwallt so sind für unsere Forschung die Chancen auf Augustus zeitliche Relikte zu stoßen mäßig. Aber über den Verlauf des Frühjahrsfeldzug lässt sich vielleicht die Lage seines Palais heran zoomen. Es öffnet uns aber nicht nur Türen, die uns zur Segestes Heimstatt führen könnten, sondern hält auch noch andere Denkoptionen für uns bereit auf die ich in einem späteren Kapitel eingehen möchte. Aber im Zuge des besagten Frühjahrsfeldzug lässt sich schon die räumliche Nähe zum möglichen Varusschlacht Schauplatz wenn nicht herstellen, so aber doch erahnen. Die geballte Ladung indizienhaften Materials um in Sachen Varusschlacht zu recherchieren und vielleicht auch fündig werden zu können, steckt natürlich erst im späteren Sommerfeldzug des Germanicus des gleichen Jahres 15 +. Was uns Tacitus dazu überliefert hat ist bekanntlich ein Glücksfall er uns viel Zündstoff für die Varusschlachtortforschung liefert und ohne den es wohl kein Weiterkommen in Sachen Varus gegeben hätte. Denn der Sommerfeldzug mitsamt der historisch bedeutungsvollen Beisetzung der Knochenrelikte aus der Clades Variana bietet unserer nimmermüden Forschung eine der wenigen Chancen das Varusereignis auch lokalisieren zu können. Ein Umstand, der es auch möglich erscheinen lässt, den gesuchten Schlachtenkorridor der mehrere Tage andauernden Auseinandersetzung einzugrenzen und um ihn sogar teilweise fixieren zu können. Obwohl wir den ostwestfälischen Schlachtenhorizont vor der Egge zum Greifen nahe vor uns sehen, darf dies nicht darüber hinweg täuschen, dass uns selbst beide Feldzüge des Jahres 15 + in der Zusammenfassung keine konkreten Rückschlüsse oder Bezüge auf die Örtlichkeit unter anderem eines für uns wie schemenhaft erscheinenden 1. Varus Lagers des “Prima Vari castra” gestatten. Allerdings lässt sich mit Hilfe einer auf Indizien gestützten Aktionsraumanalyse ein größerer Zusammenhang deutlich machen in den die Varusschlacht eingebettet war. Denn die sich teils auch geographisch erschließbaren Anhaltspunkte, Orte oder Regionen zu lokalisieren wo Segestes gelebt haben könnte, oder wo Germanicus und Caecina kämpften, kann sich in der Summe als nützlich für die Recherche erweisen. Gipfel und Fernziel zugleich und aller Mühe wert, wäre zweifellos die Präzisierung jenes Haines in dem sich Varus selbst den Todesstoß versetzte. So bietet die strategische Vorgehensweise von Germanicus im Sommer 15 + weitere neue Anhaltspunkte und ermöglicht dadurch neue Schlussfolgerungen, die die Grundzüge meiner Hypothese stützen helfen. Über die Methodik Ausschlusskriterien zu definieren bieten sich schon einige interessante Kombinationen für neue Erkenntnisse an. So gewinnt man den Eindruck, dass es Germanicus, wie wir dem bekannten Zahlenwerk entnehmen können zu Beginn seines Frühjahrs - als auch des Sommerfeldzuges offensichtlich weniger an kampffähigen Legionären und Hilfskräften mangelte, als an einem schlüssigen Konzept, wie er gegen die Germanen zu einem Erfolg kommen könnte und wie er seinen Hauptfeind den Cheruskerfürsten Arminius und seine Getreuen bezwingen konnte. Man bestimmte im römischen Generalstab zwar einen günstigen Termin, koordinierte auch den Tag an dem sich die gewaltigen Marschformationen von den Kastellen am Rhein aus, ob Mainz, Neuß oder Xanten in Bewegung setzen sollten, aber man konnte die Gegebenheiten die vor Ort auf sie warteten nicht einschätzen oder voraus ahnen. Trotz des Umfanges der zwei Heeressäulen setzte und hoffte man mit dem zunehmendem Vorrücken in Feindesland auf den Überraschungseffekt war aber gleichzeitig auch auf die Informationen der Kundschafter angewiesen. Und natürlich verfügte man auch schon auf der Gegenseite im alten Germanien über ein zeitgemäßes Frühwarnsystem. Sahen die Germanen am Horizont die Alae römischer Stoßtrupps oder Reiterschwadronen war es höchste Zeit zu reagieren. Genügend Kämpfer ließen sich jedoch kurzfristig nicht zusammen ziehen und Flucht war oft die bessere Alterative. Für Germanicus sollen aber schon im Vorfeld des Frühjahrsfeldzuges wie es historisch gedeutet wird, eine oder mehrere ähnlich klingende Informationen ausgereicht haben, wie und von wem auch immer sie zu ihm gelangten, es würden sich Machtkämpfe zwischen den beiden Führungsgeschlechtern innerhalb der Cherusker zuspitzen um sich davon beeinflussen zu lassen und um dann vielleicht sogar etwas voreilig seine Truppen mobilisiert zu haben. So unterstellte man Germanicus, dass er sich wünschte es würde bereits ein Konflikt zwischen den beiden Widersachern Arminius und Segestes schwelen, der im Begriff war in offene Gewalt umzuschlagen. Und er könnte dabei den glücklichen Dritten spielen und brauchte die Früchte des Zorns unter den Widersachern nur noch einsammeln. Feldherren mussten Machtmenschen sein für die Skrupel ein Fremdwort war, die sich aber die lokalen völkischen Eigenheiten aber auch die günstigen Gelegenheiten umfänglich zu nutze machen mussten. So könnte sich Germanicus auch mit dem Gedanken angefreundet haben dem Segestesclan den Weg zur Macht über alle Cheruskergaue zu ebnen und ihn als römisch germanischen Vasallenfürsten zu installieren. Ein Gedanke den man auch in Germanien mit vollzogen haben dürfte. Eben eine Vorstellung die wie auch alles andere darauf beruht, dass die Überlieferungen aus der Feder von Tacitus die Geschehnisse in dieser Form auch in der Tiefe der Analyse hergeben. Aber sie klangen durch alle Historikergenerationen hindurch immer schon glaubhaft und bis heute scheint es kaum jemanden zu geben der sie anzweifelt. So bot sich demnach zu urteilen für Germanicus eine Gelegenheit die er sich nicht entgehen lassen und die er für seine Politik nutzen wollte. Aber Germanicus war zuerst Militarist und nicht der Mensch dem der Sinn nach der bequemen und oft erfolgreich praktizierten unblutigen Methode des “Teilen und Herrschens” stand. Ob er zu diesem frühen Zeitpunkt angesichts seiner großen Machtvollkommenheit schon einen Sommerfeldzug in Betracht ziehen musste sei dahin gestellt, denn ein alles in allem erfolgreich verlaufender Frühjahrsfeldzug hätte einen Sommerfeldzug sicherlich nicht mehr nötig gemacht. Es war für ihn verlockend bei günstigen Umständen und ohne große Anstrengung sowohl diesen renitenten „Varusschlacht Teilnehmerstamm“ zu bestrafen als auch mit Unterstützung williger Kräfte des Hauses Segestes die Gelegenheit zu nutzen, um die alten Zustände aus der Zeit vor der Varusschlacht wieder herzustellen. Germanicus schien es der Überlieferung nach eilig gehabt zu haben, was für militärische Operationen auch abträglich sein kann. Caecina bekam also den Befehl mit den vier niederrheinischen Legionen plus 5ooo Mann an Hilfstruppen von Xanten aus über die gewohnte Lippe Marschroute nach Osten vorzustoßen. Aber nicht nur das. Bei Tacitus ist sogar die Rede davon, dass Caecina noch zusätzlich weitere Germanen von links des Rhein in sein Aufgebot integriert hatte. Germanen die sich nicht als Auxiliarkräfte verstanden, sich aber auf Druck oder freiwillig den römischen Legionen anschlossen. Hier brach offensichtlich eine recht bunt gemischte Truppe auf deren milititärischen Erfolg oder Schlagkraft man etwas in Zweifel ziehen darf. Germanicus selbst brach mit ebenfalls vier Legionen und sogar der doppelten Zahl an Hilfstruppen auf. Die Chatten wendeten im Zuge der Bedrohung eine gängige Strategie an und zogen sich in die Wälder zurück. Größere chattische Widerstände blieben aus und erst im Norden an der Eder stellte sich den Legionen ein nicht sehr bedeutsames chattisches Kontingent in den Weg, dass als Achtungserfolg lediglich den Bau einen Brückenschlag verhindern wollte. Da die Jahreszeit als auffällig trocken bezeichnet wird, kann die schon nicht sehr breite Eder auch kein großes Hindernis für die Legionen dargestellt haben. Eine Entscheidungsschlacht größeren Ausmaßes blieb wohl aus. so dass das obligatorische Verwüsten von Siedlungsgebieten den Erfolg des Einsatzes unterstreichen soll. Ob die Cherusker die ernste Absicht hatten wie Tacitus überlieferte, den Chatten zu Hilfe zu kommen ist denkbar kann aber auch nur angetäuscht worden sein. Die Gefahr zwischen Germanicus und Caecina in eine schwierige Lage gebracht zu werden, ließ sie angeblich davon abrücken. Caecina der möglicherweise um Paderborn oder südlicher davon stand hätte nur den Nethegau zu queren brauchen und die Gefahr wäre für die Cherusker konkret geworden. Zumal Germanicus vermutlich im Raum zwischen Eder und nördlich maximal bei Hofgeismar stand. Das sich die schon nach nur einem Jahr unerwartet wieder erstarkten Marser so schnell vom Tamfana Trauma erholen konnten um sich sogar in einer Schlacht den vier Legionen Armee von Caecina entgegen zu stellen, die er dann nur dank Glück für sich entscheiden konnte, klingt nach dem Feldzug des Jahres 14 + gegen ihren Stamm bei dem man sie stark dezimiert haben soll nicht glaubhaft. Dieser Dissens in der Plausibilität sollte eigentlich auch Tacitus aufgefallen sein. Aber was uns Tacitus dann überliefert, kommt um so überraschender, denn Germanicus tritt zu einem uns unbekannten Zeitpunkt und scheinbar urplötzlich den Rückzug an. Es muss daher die Frage gestellt werden, was Germanicus in Nordhessen überhaupt erreicht hat bzw. wofür er den Aufwand trieb. Da er sein Heer in Eilmärschen nach Norden führen konnte, kann man daraus schließen, dass er auf umfangreiche Ausstattung und Logistik verzichtete. Material etwa zum Bau von Marschlagern könnte davon betroffen gewesen sein aber auch auf schwache Verproviantierung hinweisen oder weniger schwer gewichtige Kampfausrüstung. Denn der Hinweis auf ein rückwärtig errichtetes stabiles Auffangkastell im Taunus lässt diese Strategie durch scheinen. Für den Wegebau ließ er zudem noch viele Legionäre unter Lucius Apronius zurück und schien insgesamt betrachtet dadurch auch nur bedingt angriffsfähig gewesen zu sein. So war man möglicherweise für ein längeres Verbleiben und heftige Auseinandersetzungen nicht gründlich genug vorbereitet. Germanicus startete seinen Frühjahrsfeldzug vermutlich unter ungeeigneten Voraussetzungen. Aber von seiner immerhin noch großen Streitmacht im Zusammenwirken mit Caecina hätte man trotzdem mehr erwarten können, als das in Schach halten der Cherusker, die Verwüstung chattischer Siedlungsgebiete einschließlich ihres Hauptortes und eines glücklichen Sieges über ein „kürzlich“ schon einmal besiegtes Volk. Warum bricht ein Feldherr einen Frühjahrsfeldzug so früh wieder ab. Vermutlich irritierte ihn das Cheruskerkontingent mehr als sich interpretieren lässt un was ihn am Zerwürfnis innerhalb der Cheruskersippen zweifeln ließ. Denn ein Volk aus dem sich ein Herr aufmachen kann um Germanicus zu bekämpfen wäre dazu nicht imstande, wenn es im gleichen Volk heftige Zwistigkeiten gegeben hätte. Ein deutliches Signal für Germanicus seine Taktik ändern zu müssen. Hätte er den Krieg in die Stammesgebiete der Cherusker getragen, so hätte er möglicherweise auch noch jene cheruskischen Siedlungsgebiete irrtümlich mit verwüstet in denen Menschen lebten die zum Gaufürstentum des Segestes zählten. Ihre Dörfer und Gehöfte abzufackeln konnte nicht sein Ziel sein. Denn die Trennlinie zwischen Arminen und Segestinern und die Tendenz und Denkweise seiner Bewohner kannte er sicherlich nicht im Detail, sodass dies der römischen Sache mehr geschadet als genutzt hätte. Viele Schlussfolgerungen sind möglich. Eine davon könnte auch sein, dass Caecina nicht nur von den Marsern, sondern auch von mehreren anderen Stämmen angegriffen wurde und sich daher nur mit größter Mühe und viel Glück, wie auch historisch angedeutet ist, in Sicherheit bringen konnte. Und wer garantiert, dass sich in seiner Armee nicht auch Kräfte verbargen die mehr auf der Seite des Feindes als auf seiner standen. Die Varusschlacht hat gezeigt wie schnell sich plötzlich vermeintlich befreundete Germanen abwenden konnten. Gemessen ab der Varusschlacht vergingen fünf lange Jahre bis zum Jahr 14 + in dem sich das "Tamfana Debakel" ereignete. Eine Zwischenphase in der kein Germane wusste wie es weiter gehen würde. Das es nur eine Kampfpause werden würde ahnte kaum einer, aber „Tamfana“ im Jahre 14 + schallte wie ein Weckruf durch alle Gaue und zwang die Stämme wieder zu Solidarität und Zusammenarbeit. Nachwachsende Generationen füllten die Lücken nach der Varusschlacht, man motivierte sich gegenseitig und beschwor den alten Widerstandsgeist. Daraus resultierend könnte sich Caecina ein größeres Aufgebot als erwartet entgegen gestellt und ihm mehr Probleme bereitet haben als angenommen. Die damit verbundenen kritischen Umstände zwangen daraufhin Germanicus sich ebenfalls vom Krisengebiet abzusetzen. So erreichte Germanicus unterwegs auf seinem Rückzug, man vermutet nach Mainz ins hergerichtete Auffanglager unvermittelt der Hilferuf des Segestes aus seiner Burg. Was jedoch diese Interpretation anbelangt, so passt diese nicht unbedingt in die weitere Schlachtenlogik des Jahres 15 + worauf noch einzugehen ist. Denn Tacitus spricht in diesem Zusammenhang interessanterweise von einer Bewegung des Germanicus die einem Seitwärtsschwenk gleich kommt, denn den Rhein erreicht man aus Nordhessen kommend über die Lippe schneller wenn man nach Westen statt nach Südwesten reitet. So schreibt Tacitus auch nicht deutlich, dass Germanicus noch mal zurück nach Mainz ritt. Also dahin wo er her kam. Germanicus befand sich also nicht unbedingt auf dem gleichen Weg auf dem er einst anrückte als er sich zu Segestes aufmachte. Diese Interpretation beruht auf der Angabe von Tacitus in seinem Jahrbuch 1.56 (4) in dem er die Worte „vertit ad Rhenum“ benutzte. Denn sie besagen „in Richtung Rhein“ und nicht „zurück zum Rhein“. Woraus man einen Ritt zurück nach Mainz hätte ableiten können. Hätte Tacitus sagen wollen, dass sich Germanicus bereits wieder auf dem Rückweg nach Mainz befand hätte er schreiben müssen „revertit ad Rhenum“. Die kurze Silbe „re“ könnte also den kleinen Unterschied machen, ob Gernanicus sich auf dem Weg „zum Rhein“ bei Neuss befand oder sich auf dem Weg „zurück zum Rhein“ nach Mainz befand, als Segimund auf ihn traf. Will man diese Spur aufgreifen und mit der Suche nach dem Herrschaftssitz des Segestes Ausschau halten, muss man wissen, von wo aus Germanicus seinen Rückweg antrat bevor er sich zur Umkehr entschloss um zu Segestes zu reiten. Wie weit hatte er sich also schon in nordwestliche Richtung bewegt, was man als Seitenschwenk bezeichnen kann, denn er ritt ja demnach nicht in Richtung Süden zur Wetterau. Germanicus kam also dem Wunsch des Segestes nach was ihn an einem Punkt X zu einer gravierenden Kursänderung zwang und ihn natürlich auch in eine militärstrategisch ungünstige Lage brachte, denn Segestes lebte nicht in Nordhessen sondern im Stammesgebiet der Cherusker. Tacitus formulierte es geschickt in unserer Sprache etwa mit den Worten, es wäre ihm wohl „der Mühe wert“ gewesen, aber ohne auf das Risiko einzugehen, dass er einging. Beide römischen Heere standen in Kontakt zueinander. Aber in welchem Raum Caecina mit seiner Armee stand als sich Germanicus für den Rückweg entschied ist logistisch schwer greifbar. Denn ein hinzustoßen der Soldaten von Germanicus zu Cacina hätte den gesamten Marschzug der Legionen noch stark anschwellen lassen. Aus der Faktenlage lässt sich aber erschließen, dass beide Feldherren tatsächlich den Frühjahrsfeldzug abbrachen ohne sich der Arminiusstreitmacht entgegen zu stellen, die sich möglicherweise bereits hinter den Linien auf derartiges vorbereitet hatte. Insgesamt lassen sich die Ereignisse im Frühjahr 15 + chronologisch nicht klar abbilden um daraus andere Rückschlüsse zu ziehen. Sich in dieser Situation vorzustellen was ein Trupp Cherusker anstellen könnte, der mitten in dieser unsicheren Zeit die Aufgabe gehabt haben soll die Frau von Arminius aus der Gefangenschaft von Segestes zu befreien, wird daher eine auf immer ungeklärte Frage bleiben. Man sollte annehmen, dass Arminius ernsthafte Kriegsvorbereitungen sowohl möglicherweise gegen Caecina als auch gegen Germanicus zu treffen hatte und jegliche Truppenbewegungen auf seinem Territorium nur dem Zweck zu dienen hatten zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein um die Legionen aufzuhalten. Sollte Arminius allerdings klare Hinweise auf einen Rückzug des Germanicus gehabt oder dies seinem Verhalten entnommen haben, zeichnete sich für ihn eine Beruhigung der Lage ab in der er seinen Männern auch freie Hand gegeben haben könnte und sie anwies sich um den Segestes Herrensitz zu scharen. Germanicus kam etwa bei Fritzlar vielleicht nahe dem Büraberg über die Adrana (Eder), blieb jedoch weiterhin auf chattischem Boden und drang vielleicht besser gesagt wagte sich erst später nach der ausgesprochenen Bitte des Segimund auf cheruskisches Terrain vor. Auch die Heftigkeit der Auseinandersetzung anders ausgedrückt die Mannschaften die nach dem Gefecht mit den Marsern noch zur Verfügung standen dürfte mit darüber entschieden haben, dass sich Germanicus für den Abbruch des Frühjahrsfeldzuges entschied. Er könnte noch im nördlich angrenzenden Raum zu den Cheruskern gestanden haben, als ihn die prekäre Nachricht vom Ausgang der Marserschlacht erreichte woraufhin er in die Seitwärtsbewegung einschwenkte. Oft wird spekuliert wo sich der Herrensitz von Segestes befunden haben könnte. Und Favoriten sind fasst so zahlreich wie der Varusschlachtort. An der Spitze steht die Eresburg auf dem Obermarsberg an der Diemel, der Desenberg bei Warburg, die Sieburg bei Bad Karlshafen aber auch das Örtchen Segeste und ihr Umland gehört in den Kreis der Verdächtigen. Alle Örtlichkeiten könnte man jedoch ausschließen. Der Obermarsberg ist zu westlich positioniert liegt fern der Weser und gehörte vermutlich schon zum Stammesgebiet der Marser, eine Region, die unstrittig wohl nie zum cheruskischen Territorium gerechnet wird. Für den Desenberg und die Syburg gilt ähnliches. Denn beide Anlagen liegen in einem Grenzgebiet nahe zu den Chatten. Auch für diese Standorte hätte sich kein Cheruskerfürst entschieden. Die cheruskischen Stammlande werden im allgemeinen im Raum zwischen Weser, Solling und Nordharz verortet. Und nicht nur ein Stammesfürst wie Segestes hätte sich immer für einen Herrschaftssitz entschieden, der inmitten seines Stammesgebietes lag und nie an seinem äußeren Rande. Damit fallen sämtliche Grenzzonen weg und nicht nur die, die nahe zu den Chatten oder Marsern lagern, sondern natürlich auch jene, die zu weit nach Westen in die Nähe der Herrschaftsgebiete der Brukterer reichen. Segestes, aber auch die Herrschaftssitze des Segimer/Arminiusclan konnten demzufolge nur zwischen Weser, Solling und Harz heranreichend an Hildesheim gelegen haben. Damit rückt auch das Dörfchen Segeste südöstlich des Hildesheimer Waldes noch mal in den Blickpunkt. Läge im Umkreis dieses Ortes der Segestes Herrschaftssitz hätte sich Germanicus allerdings in ein äußerst waghalsiges Unternehmen gestürzt. Denn tiefer hätte er kaum ins Land der Cherusker eindringen können eine Schlacht wäre die unausweichliche Konsequenz gewesen und das alles nur um Segestes ins Imperium zu geleiten. Es wäre schon fasst eine Region im Raum Goslar oder Salzgitter in der andere Cheruskerfürsten geherrscht haben könnten die uns aber unbekannt blieben. Und man kann auch nicht ausschließen, dass es noch weitere cheruskische Fürstengeschlechter auch noch weiter östlich gegeben haben könnte, die sich mit Segestes und Arminius nur selten ins benehmen setzten. Was Tacitus mit seinem Hinweis „vertit ad Rhenum“ verstand also einer Seitwärtsbewegung zum Rhein kann demzufolge nur ein Schwenk nach Nordosten in die Richtung zur Südegge gewesen sein. Aber wo verbarg sich Segestes samt seiner Residenz. In die Varusschlacht griffen nach allgemeiner Auffassung nur jene Cherusker ein, die noch im relativen Nahbereich zum Schlachtenraum, also im Umkreis von maximal 50 Kilometern aber eher wesentlich geringer, siedelten. Arminius und seine Sippe könnte man zu den Bewohnern rechnen, die man im Zuge der Varusschlacht zu den hauptsächlich Betroffenen zählen kann. Es wäre demnach der cheruskische Bevölkerungsanteil gewesen, also die nach Westen orientierten Sippen bzw. die Bewohner der Regionen links und rechts der Weser im Umland von Höxter bis zur Egge einschließlich des Nethegaus als auch die, die in den westlichen Ausläufern des Solling siedelten. Für das Stammesgebiet und somit den sicherlich zentral liegenden Herrensitz des Segestes bietet sich auf Basis dieser Theorie nur ein Raum an. Eine Siedlungskammer die sich weder nach Norden ausbreitet die man aber auch nicht im Westen suchen sollte und sich auch nicht zu weit in den Süden an die Heimstätten der Chatten erstrecken darf. Da bleibt folglich nur eine Region übrig, die man östlich der Siedlungsgemeinschaft von Arminius und seinem Volk vermuten kann. Segestes hätte sein Hoheitsgebiet demnach im östlichen Solling und im Leinetal gehabt. Eine Region die der Landschaft an der Weser ähnelt da sie auch von einem Fluß geprägt ist. Eine typische Auenregion und auch ein früher Verwaltungsbezirk der seit jeher von Bedeutung war, da er aufgrund des Flussverlaufs eine wichtige Nordsüd Verbindung darstellt. Ein Korridor den auch immer andere wandernde Völker anzog den sie tangierten der aber auch von römischen Expeditionsheeren genutzt wurde. Das Gebiet hatte nach Süden Anschluss an die von den Chatten bevölkerten Lagen in denen Germanicus im Frühjahr 15 + wütete. Da erscheinen uns Segestes und Arminius in ihrer Gemeinsamkeit wie die Fürsten der Nebel wie sie besonders in den Flussniederungen aufsteigen. Germanicus den man nach seinem Richtungswechsel nach Nordwesten, nun in einem Aufenthaltsbereich zwischen Nordhessen und der südlichen Eggeregion verorten könnte vollzog aufgrund des Zusammentreffens mit Segimund als er von der Bedrängnis erfuhr einen erneuten Schwenk und statt nach Nordwesten dieses Mal nach Nordosten. Und nordöstlich dieses fiktiven Germanicus Standortes, wo er möglicherweise schon in Tuchfühlung zu Caecina stand wäre demnach das Hauptquartier von Segestes zu suchen. Segestes war durch diese von der Weser abgewandte östliche Lage seiner Besitztümer damals auch von den unmittelbaren Ereignissen und den Expansionsbestrebungen des Varus weitaus weniger betroffen als jene Cherusker die ihre Wohnstätten unmittelbar an der Weser hatten. Diese Distanz führte zwangsläufig auch dazu, dass Segestes sich gegenüber Varus völlig anders verhalten konnte als Segimer oder Arminius. Segestes pokerte, denn er konnte in seiner Siedlungsnische geschützt und abgeschirmt vom Solling ganz andere geostrategische Interessen verfolgt haben, als der Segimerclan, der de facto sein Stammesgebiet für die Interessen der neuen Machthaber hergeben musste während er selbst den Dingen aus sicherem Abstand heraus ruhig und gelassen zu sehen konnte. Andererseits konnte er aber wiederum in relativ kurzer Zeit das Sommerlager des Varus im vermeintlichen Corvey erreichen, an seinem Tisch platz nehmen um dort seinen Intrigen nachzugehen. Germanicus dirigierte demnach seine Legionen oder Teile davon die noch kurz zuvor zwischen dem Gudensberg und Warburg unterwegs gewesen sein könnten nun nach Nordosten ins Leinetal um. Über Hedemünden könnte er bei Göttingen das Leinetal erreicht haben um sich der Segestes Burg zu nähern. Die Region an der oberen Leine eines Flusses, der etwa 35 Kilometer östlich von Höxter parallel zur Weser fließt, wird in einer fruchtbaren Siedlungskammer heute durch die Stadt Einbeck geprägt. Den Herrensitz des Segestes in dieser Region zu vermuten würde in das Bild der Zeit passen. Das Leinetal ist bekannt als ein häufig genutzter Marschkorridor von Hedemünden aus in die Richtung des Marschlagers Hemmingen - Wilkenburg ebenfalls an der Leine gelegen, also als Zugroute für die römischen Legionen identifiziert und führt unmittelbar an Einbeck vorbei. Betrachtet man die Ortschaften um Einbeck die am Leineufer liegen, so wird man im Einbecker Ortsteil Vogelbeck fündig. Es liegt etwa 28 Kilometer südlich eines anderen kleinen Ortes, der sich auch durch seinen Namen besonders eingeprägt hat. Dieser heißt zwar nicht Segeste und liegt nicht bei Almstedt an der Alme sondern nennt sich Vogelbeck. Dieser Ort verfügt über eine in die alten Zeiten passende Besonderheit, denn im Zuge von Notgrabungen stieß man 1984 in der Nähe auf eine cheruskerzeitliche germanische Siedlung. Es fand sich dort in einer Grube verziegelter Hüttenlehm mit Abdrücken von Flechtwerk, das auf der anderen Seite glatt verstrichen und gewölbt war. Schlacken und die Reste eines Messers wiesen auf die Verarbeitung von Eisen innerhalb dieser Ansiedlung hin. Wegen der umfangreichen Keramikfunde konnte sie gut in die eisenzeitliche Epoche um die Jahrtausendwende, also die römische Kaiserzeit datiert werden. Als einen bezeichnenden Einzelfund kann man noch eine im Februar 1994 in der Gemarkung Vogelbeck westlich der dortigen Vogelsburg im Boden entdeckte Münze werten. Diese in augusteischen Zeiten im römischen Nimes geprägte Nemausus Münze lässt sich auch in den Kontext der Germanenkriege seit Drusus einbeziehen und fügt sich auch noch in den Schlachtenhorizont der Clades Variana ein. Zu ermitteln wann eine Münze zu Boden fiel ist seit jeher bei allen Münzfunden die große unbekannte Herausforderung, und führt zu einer Frage die selbst bei guten Beifunden nur schwerlich zu beantworten ist. Augustus zeitlich sagt uns lediglich, dass man sie unter seiner Herrschaft geprägt hat. Aber in den Boden gelangt sein, könnte sie auch noch viele Jahrzehnte später. Aber man darf wie immer spekulieren. Kam sie zu Drusus Zeiten in den Boden, so war man noch fasst 20 Jahre von Varus entfernt. Kam sie im Zuge der Varusschlacht in den Boden könnte sie zum Raubgut der Cherusker gezählt haben. Hatten die Legionäre von Germanicus sie im Gepäck so kann sie ihnen frühestens im Frühjahr 15 + heraus gefallen sein. Gehörte sie zum Beutegut der Germanen aus den Germanicus Feldzügen, so könnte man diese Münze in Germanien noch lange danach als Andenken aufbewahrt haben, denn einer Patina lassen sich keine datierfähigen Erkenntnisse entnehmen. Immerhin können wir festhalten, dass sie in Zeiten zu Boden fiel, als Augustus noch sein Zepter schwang oder noch tief im Bewusstsein der Lebenden verankert war. Und nach den Rachefeldzügen des Germanicus werden es römische Soldaten lange Zeit nicht gewagt haben sich soweit östlich der Weser zu bewegen. Aber die Region Vogelbeck war für römische Besatzungstruppen und deren Marschzüge immer schon eine gefährliche Gegend, denn die Harzhornschlacht ereignete sich später auch nur 12 Kilometer Luftlinie östlich von Vogelbeck. Nach dem Rückzugsbefehl von Tiberius 16 + dürfte für eine lange Zeit Friedhofsruhe geherrscht haben. Der Münzfund lässt somit viele Spekulationen zu und ist ein weiterer Mosaikstein im Zusammenhang mit den römischen germanischen Konflikten oder den folgenden germanischen Raubzügen ins Imperium die sich noch über Jahrhunderte erstreckten. Da man den Herrensitz eines Cheruskerfürsten nicht in einer ungesicherten ebenen Siedlung oder gar in einer Wasserburg vermutet, könnte man in der Umgebung von Vogelbeck Untersuchungen anstellen, ob sich dort eine repräsentativere Anlage möglichst in Höhenlage befindet. Dabei fällt natürlich ganz in der Nähe von Vogelbeck liegend die alte Vogelsburg ins Auge. Sie liegt auf einer 252 Meter hohen Bergkuppe etwa einen Kilometer nördlich von Vogelbeck. Die Wallburganlage Vogelsburg war baulich sehr umfänglich und ihre Errichtung erforderte einen großen Aufwand. Eine dafür nötige Besiedelungsdichte ist in dieser Region nur für die Spätlatènezeit, also die Zeit um das Jahr Null nachzuweisen und was durch die Funde im Ortsteil Vogelbeck Bestätigung findet. Denn unter den Wällen der Vogelsburg konnte ausreichend eisenzeitliche also latènezeite Keramikfunde gemacht werden. Allesamt kaiserzeitliche Funde die man weder in Daseburg, der Sieburg oder auf der Eresburg machte aber im unmittelbar Raum um die Vogelsburg. So könnte man also davon ausgehen, dass die Anlage auch schon um diese Zeit Bestand hatte und womit sie stark in den Focus als Segestes Burg infrage zu kommen rückt. Über dies hinaus ließen sich auch in der Umgebung von Vogelbeck so in Hohnstedt und Salzderhelden eisenzeitliche Siedlungen nachweisen. Die Vogelsburg selbst besteht aus zwei ringförmigen 2,50 bzw. 6,50 Meter hohen Erdwällen und hat einen Durchmesser von etwa 250 Metern. Man kann daher die Vogelsburg als den würdigen Herrensitz eines Cheruskerfürsten wie es Segestes einer war ansprechen. Ob es sich übrigens bei der dort überlieferten Sagengestalt, nämlich der weißen Jungfrau von der Vogelsburg um Thusnelda handelte, konnte leider bis Redaktionsschluss noch nicht abschließend geklärt werden, aber wir bleiben dran. Die exponierte Lage, die Funde aber auch die Distanz die Germanicus für seinen Abstecher zu überwinden hatte, passt in die Vorstellung, dass die Vogelsburg einst eine große Bedeutung in Germanien besaß. Aber nicht nur das. Die Vogelsburg war sogar noch bis ins frühe Mittelalter hinein eine mächtige Anlage. Denn auf der Vogelsburg soll auch einst ein Sachsenherzog gelebt haben. Heinrich, den man später den Vogler nannte, soll dort die Nachricht bekommen haben, dass man ihn zum zum ostfränkischen König ernennen wollte, was dann 919 in Fritzlar geschah. Heinrich der Sachsenherzog gehörte zum altsächsischen Geschlecht der Liudolfinger und war über seine Frau Mathilde mit dem Sachsenherzog Widukind verwandt. Die Besitztümer dieser Adelsfamilie lagen in den westlichen Ausläufern des Harzes und im Leinetal. Historisch interessant ist in diesem Zusammenhang noch eine ihm zugesprochene Bemerkung, nach dem ihm der Mainzer Erzbischof Heriger die Salbung angeboten hatte. Denn er sagte „Es genügt mir vor meinen Vorfahren das voraus zu haben, dass ich König heiße und dazu ernannt worden bin, Salbung und Krönung sollten Würdigeren vorbehalten bleiben“. Als Heinrich diese Worte fand, lag es noch nicht weit zurück, dass man selbst Herzöge nur in Kriegszeiten akzeptierte und sie darüber hinaus nicht mehr duldete. Da dürften den Sachsen Königswürden sicherlich noch suspekter gewesen sein. Man wollte sich demnach auch im 10. Jahrhundert im Volke noch nicht ganz damit einverstanden erklären, dass ein damit verbundener Machtzugewinn auch ins Gegenteil umschlagen könnte und er sich unter Umständen zum Despot oder Unterdrücker entwickeln und er ihr Freiheitsbedürfnis beschädigen könnte. Und auch innerhalb der Oberschicht war das archaisch überlieferte Gleichheitsprinzip offensichtlich immer noch ungebrochen. Heinrich bewies damit, dass er dieser Tradition treu bleiben wollte und übte sich wie überliefert, in angemessener Demut. Wie man vermutet und wie es Heinrich hinter der Bezeichnung "Vorfahren" verbarg, könnte es 900 Jahre früher auch Arminius ähnlich ergangen sein, falls er damals die Königsweihen angestrebt haben sollte und was aber seine Sippe möglicherweise verhindern wollte. Und seine stammesgeschichtlichen Nachfahren die in seiner Urheimat später einmal sesshaft waren und in seine Fußstapfen traten, fasste man unter der Sammelbezeichnung Sachsen zusammen. Stämme die sich ebenfalls zu größeren Völkern zusammen schlossen wie die Westfalen, Ostfalen, Engern und natürlich auch die Falen die von der Geschichte verschluckt wurden ließen diese Definition die die Franken für sie ins Leben riefen über sich ergehen. Ob Heinrich der Sachsenherzog noch etwas über Segestes wusste wissen wir nicht, aber seine immer noch vorhandenen Besitztümer an der Leine legen eine weite Spur zurück in die cheruskische Vergangenheit der Region. Heinrich trat jedenfalls, wenn man es auf die Landschaft beziehen möchte, unstrittig die historische Nachfolge von Arminius an. Segestes hatte schließlich das Feld geräumt, Heinrich aber fühlte sich offensichtlich auf dem alten Herrensitz von Segestes immer noch sehr wohl. Blicken wir zurück auf die germanische Geschichte so wissen wir, dass letztlich das Herrschergeschlecht des Arminius dank Italicus dem Sohn seines romtreuen Bruders Flavus, der auch den Segen Roms hatte, also seinem Neffen und folglich dem Enkel seines Vaters Segimer noch bis ins frühe 2. Jhd. die Macht über die Cherusker inne gehabt haben könnte. Sowohl Flavus als auch sein Sohn Italicus blieben also dem Imperium treu und möglicherweise fühlte sich auch noch der Sachsenherzog Heinrich dem Geist dieser alten Tradition auf dem Fundament des „Renovatio imperii“ verbunden und pflegte daher auch ein gutes Verhältnis zu den dem Imperium nachfolgenden Franken. Als Germanicus Segestes befreite, musste er wohl wenn auch zähneknirschend zur Kenntnis genommen haben, wie viele der anwesenden Männer des Segestes Siegeszeichen von der Niederlage des Varus vorzeigen konnten, die ihnen damals als rechtmäßige Beute zugefallen waren. Denn ihm gegenüber verstecken wollten sie sie offensichtlich auch nicht. Im Nachhinein betrachtet, kann man den Frühjahrsfeldzug auch nur als ein Desaster des Germanicus bezeichnen, denn schon auf dem Weg zum Rhein erkannte er wohl, dass es keine Alternative dazu gab den Sommerfeldzug vorzubereiten. Denn er ließ sich nach dem mageren Ergebnis aus dem Frühjahrsfeldzug nicht vermeiden. Ein Sommerfeldzug sollte folgen, der für ihn ebenfalls mehr Tiefen als Höhen brachte, den er lediglich zur Bestattung der Knochenreste im Saltus nutzte, der ebenfalls für ihn im Debakel gegen die Cherusker an der Weser endete und der wieder große Schwachstellen auf dem Rückzug nach Xanten erkennen ließ. Der Nimbus der Unbesiegbarkeit römischer Legionen der schon unter Varus gelitten hatte war dahin und setzte sich auch über das ganze Jahr 15 + fort. Aus Sicht der alten germanischen Stammeshierarchien betrachtet wäre Segestes nach dieser Theorie einer von mehreren cheruskischen Gaufürsten gewesen von denen uns aus den Überlieferungen nur noch Segimer und Arminius namentlich bekannt geworden sind. Aufgrund der hier heraus gearbeiteten These was seinen Fürstensitz anbelangt wäre er demnach Herrscher über den Suilberggau den "pagus silbirgi" gewesen und seine Basis könnte im Silberbergbau gelegen haben, was auch seinen Einfluss bei Varus erklären könnte. Da Silber und Blei im engen Zusammenhang stehen und Briloner Bleibarren im Imperium keine Seltenheit waren, ist es denkbar das es im Suilbergau mit der seit prähistorischen Zeiten besiedelten Region Sülbeck in damaliger Zeit auch Bleiminen gab. Segimer und Arminius hingegen waren für Varus gleichsam bedeutend, da sie vermutlich über die westlich des Suilbergaues im Weserbereich liegenden Gaue herrschten wo Varus seinen Stammsitz zu errichten gedachte. Zwei Fürsten die von den römischen Expansionswünschen am stärksten betroffen waren und daher den Widerstand organisierten. (03.4.2018 – ergänzt 04.01.2024)

... link