Mittwoch, 16. Mai 2018
Der gewichtigste Begriff im Focus der Varusschlacht der „teuto burgiensi saltu“ Teil I
Mit der Entdeckung des Kalkrieser „Varus Schlachtfeldes“ ging ein, um in der zeitgenössischen Welt der Runen zu bleiben „raunen“ gleiches Aufatmen durch die Römer Forschung. So, als ob das Kapitel ewiger Suche nach Hunderten von Jahren nun endlich doch noch zugeklappt werden kann. Doch nach und nach bröckelte leider die Hoffnung und der anfängliche Optimismus schwand. Man konnte nach vielem Widersprüchlichen den Eindruck gewinnen, in Sachen Varus Schlacht wieder fasst bei Null zu stehen, viele Freunde der Römer Forschung fühlten sich getäuscht und wichen daher aus einem gewissen Gefühl der Ohnmacht heraus, sozusagen ersatzweise auf die umfangreichen anderen sich bietenden Themenfelder des großen Komplexes der römischen Antike aus. Die europaweite Römer Forschung besteht ja erfreulicherweise nicht nur aus der Varus Schlacht. Aber in der Konsequenz wurden die Uhren nach einer breiten Infragestellung von Kalkriese wieder auf Anfang gestellt. Dadurch gerät damals wie heute auch wieder einmal der gute alte „teutoburgiensis saltus“ ins Zentrum von Analyse und Diskussion, als der gewichtigste Begriff schlechthin, wenn es um die Örtlichkeiten der Varus Schlacht geht und er fordert uns daher immer in besonderer Weise heraus. Nun bieten sich bzw. bleiben uns erfreulicherweise aber eine ganze Reihe von Möglichkeiten die Hoffnung machen doch noch am richtigen Ort fündig zu werden. Es kann sich also lohnen, die Suche nach den Örtlichkeiten dieses Geschichte schreibenden Saltus wieder aufzunehmen. Die Weser fließt immer noch von Süden nach Norden und auch das Egge Gebirge hat seinen Standort nicht verschoben, das weckt Optimismus. Den Saltus unter Zuhilfenahme der unverrückbaren topografischen Gegebenheiten auf dem Wege der möglichen noch groben Zug Varianten der Varus Legionen ab Corvey zum Rhein ausfindig zu machen bzw. zu lokalisieren, hatte ich bereits in einem früheren Abschnitt wie ich denke plausibel dargelegt. Dazu folgen natürlich noch diverse Details. Nun greife ich eine weitere Schlussfolgerung auf, die aber in die gleiche Hypothese mündet. Die Tacitus Annalen unter 1,60 (3) weisen uns nun diese zusätzliche Möglichkeit auf, um dem Saltus auf die Spur zu kommen. Während Varus von der Weser aus kommend durch den Nethegau von Osten her schlussendlich in den Saltus eindrang überliefert uns nun Tacitus wie es Germanicus 15 +, also sechs Jahre später von Nordwesten aus anstellte um den Saltus zu entdecken. Die Faszination die im Namen „Teutoburger Wald“ liegt, nahm in den vielen Jahren auch etwas Magisches an und wird immer sofort in einen direkten Zusammenhang mit der Varus Schlacht und dem römischen Feldherrn Varus gesetzt. Der Teutoburger Wald erscheint uns daher heute wie ein Codename für ein ewiges Rätsel der Antike und hat sich wie ein Sakrileg in die deutsche Frühgeschichte eingegraben. Kaum ein Schulkind, dass hier nicht reflexartig den Spruch Varus, Varus gib mir…... etc. aufsagt. Auch wenn ich die Ansicht vertrete den Saltus aufgrund meiner empirischen Analyse bereits fixiert zu haben, so muss man sich diesen Doppelnamen trotzdem immer wieder auf der Zunge zergehen lassen um ihm sein Rätsel zu entlocken, denn er birgt noch immer einige Geheimnisse. Das Dilemma beginnt schon mit einer damals nahezu vermessen zu nennenden Feststellung, dass es sich nämlich unter der Schreibweise “teutoburgiensis saltus” um eine sogenannte „Rückübersetzung“ des in späterer Zeit kreierten Namens Teutoburger Wald handeln würde. Schaut man sich aber die Original Schreibweise, also die Handschrift aus der Feder des Herrn Tacitus an, so liest man erstaunlicherweise “teutoburgiensis saltus” in einer völlig anderen Aneinanderreihung. Man liest darin genau genommen drei voneinander abgetrennt geschriebene Worte nämlich “teuto burgiensi saltu” und eben nicht die zwei Worte “teutoburgiensis saltus”. Das Wort „teuto“ wurde von Tacitus mit einem kleinen Abstand zum Wort „burgiensi“ aber trotzdem für den Betrachter klar ersichtlich getrennt geschrieben. Es handelt sich hier also recht eindeutig um zwei Worte nämlich„ teuto und burgiensi“. Das danach folgende dritte Wort „saltu“ wurde von den Experten mit „saltus” übersetzt, obwohl der zweite Buchstabe des Wortes nach dem „s“ eher an ein „u” statt an ein „a” denken lässt und an den Schluss setzten die Experten später sogar noch ein „s“ obwohl Tacitus auf dieses „s“ verzichtete und nur saltu schrieb. So heißt es nach neuerer Auslegung also “teutoburgiensis saltus” und nicht mehr “teuto burgiensi saltu”. Man kann sich natürlich den Originaltext über Wikipedia auch recht schnell selbst vor Augen führen und sich eine Meinung bilden.

Ich möchte natürlich hier keinen Zweifel an der Richtigkeit der Übersetzung wecken, denn es ist sicherlich wissenschaftlich betrachtet legitim, also Stand der lateinischen Sprachforschung, dass man die Silbe „ensi“ in „ensis“ ändern kann und darf und dem Wort saltu auch ein „s“ ans Ende setzen bzw. hinten anhängen darf, ohne damit den Sinn zu verändern, den Tacitus dahinter sah. Lässt man in der lateinischen Sprache ein Wort rückübersetzt mit “ensis” enden so macht das möglicherweise einen Unterschied zum Original Wort, welches da nur lautete “ensi”, aber es scheint wie gesagt unproblematisch zu sein.  Ein Burgi ist die Mehrzahl von Burgus also eine Ansammlung von ihnen. Die Endung „ensi“ also ensis in Verbindung mit Burgi machte dann daraus das deutsche Wort Provinz oder auch in der Mehrzahl die Region der Teuto Burgen oder auch das Teuto Burgenland. Das lateinische Wort burgus oder burgi entstammt derselben alten Sprachfamilie wie das griechische Wort pýrgos bzw. purgos. Worte wie Burg, Burgi oder Burgus finden in der militaristischen Sprache Verwendung und stehen dementsprechend auch für militärische Bauwerke oder Befestigungen wie Schutzmauer, Wachtturm, oder Burganlagen im Sinne von Umwallungen aus Holz, Steinen oder Erdmassen. Ein Burgus konnte über unterschiedliche Funktionen verfügen, so diente er unter der Bezeichnung Burgus Speculatorius  zu verschiedenen Kontroll - und Beobachtungszwecken und nahm damit Polizeifunktionen wahr in dem er wichtige Straßenverbindungen überwachte. Er diente aber auch als Fluchtburg aus der man sich gegen Feinde verteidigen zu konnte. Man konnte ihn aber auch schon als eine erste zivile, also außer militärische Anlage oder in Doppelfunktion ansprechen und dann in einem Burgus bereits den Einstieg in eine frühe Form munizipaler Zusammenkunft auch in Germanien erkennen. Der Name Fluchtburg wird häufig oder besser gesagt immer in den Zusammenhang mit Höhenburgen gesetzt und findet dann vor allem in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen Verwendung. Frühen Gesellschaft Formen werden häufig Höhen Fliehburgen zugeschrieben denen je nach Bevölkerungsdichte und den geologischen Bedingungen nach unterschiedliche Formen, Größen  und Standorte zugeschrieben werden. Waren die Lebensbedingungen der Bewohner ringsum auskömmlich, lebten in der Region viele Menschen, so werden diese geeignete Fluchtorte besessen und sie in kritischen Gefahren Lagen angesteuert haben. Fanden die Menschen sogar besonders gute Lebensgrundlagen vor, so wuchs auch die Anzahl der für sie erforderlichen Schutzanlagen und auch die Bauweise profitierte davon, wurde größer und wehrhafter. Von der einfachen Wallburg bis zur komfortableren mehrfach umwallten Anlage und bis zu hölzernen Schutzbauten samt Spähtürmen im Inneren dürfte im Germanien der Germanen und Kelten alles vertreten gewesen sein. Zogen sich die unruhigen Zeiten in die Länge, musste man in ihnen auch Lebensmittel horten und bevorraten, um darin über einen längeren Zeitraum überleben zu können. Funktionierte das Frühwarnsystem vor anrückenden Feinden, erreichte man die stabileren Befestigungen zeitnah, andernfalls musste der nächst gelegene Wald den nötigen Schutz bieten. Aber die Fluchtburgen waren mehr, wurden erste Keimzellen für rituelle Kontakte mit - und untereinander, ließen die Menschen darin näher zusammen rücken was deren Verständigung, ihrer Kommunikation, sowie ihrem sozialen Zusammenhalt und zwischenmenschlichen Leben förderlich war. Lebte man normalerweise zerstreut und weit auseinander in einzelnen Gehöften, so wurden sie in Kriegszeiten gegen ihren Willen bzw. durch die Umstände in den Notunterkünften zu Notgemeinschaften also den Volksburgen zusammen gepfercht und mussten ganz gegen ihre freie Lebensweise mit kleinen beengten Räumlichkeiten vorlieb nehmen. Und das Burgenland der Egge zwischen Altenbeken, oder der Brunsburg bis in den Süden an die Diemel bot anders als das flache Land vielerorts geeignete Plätze Schutzbauten zu errichten um sich im dichten Wald vor den Augen fremder Eroberer zu verbergen und sich so zu schützen. Auch eine römische Provinz in Spanien trug zum Beispiel den Namen Tarracon - ensis, eine andere alte Kulturlandschaft in Südfrankreich nannte sich die Narbon - ensis und bei Corvey befand sich der alte pagus Augu - ensis oder auch pagus Aug - ensis genannt und Varus kämpfte nach Tacitus seine letzte Schlacht in der germanischen Provinz Teuto – Burgi - ensis. Auch die alte Straße von Köln nach Trier nannte man die  Via Coloni – ensis weil man auf ihr in die Provinz Coloni – ensis gelangte. Unter der Bezeichnung „ensis“ oder „ensi“ verbarg sich also eine lateinische Form bzw. ein Suffix für die Benennung von Regionen und Provinzen und vielleicht auch schon von späteren Domänen und Verwaltungsbezirken. Aber der Name Saltus im „Dreierpack“ der zwei anderen Worte öffnet uns eine entscheidende, wenn nicht sogar die entscheidende Tür. Denn ein Saltus ist nach der offiziellen Übersetzung nun einmal eine Waldschlucht und eben kein Wald und diese eine Waldschlucht oder den Saltus galt es nun innerhalb dieser von Tacitus hinterlassenen Beschreibung der germanischen Region oder Provinz Teuto - Burgi - ensis zu suchen, aber möglichst hieb - und stichfest aber vor allem beweiskräftig. Und auch nicht nur zu suchen, sondern auch zu finden. Als Tacitus starb war Claudius Ptolemäus der große Kartierer etwa 20 Jahre alt aber man kannte in dieser Zeit auch schon die Namen einiger germanischer Siedlungen bzw. hatte Namen für sie und sie konnten teilweise Lage bestimmt bzw. geodätisch entzerrt werden. Eine davon lag, wie es uns Ptolemäus überlieferte im Land der Brukterer und man nannte sie Teuderium. Es könnte sich dabei um das heutige Beelen bei Warendorf gehandelt haben. Möglicherweise war das ähnlich klingende Teuderium schon eine der sehr frühen germanischen Ansiedlungen die den Weg zur neuen Provinz „Teude – Burgi – ensis“ wies, denn von Beelen bis zum Saltus beträgt die Luftlinie nur 73 km. Da das Wort Teuto bereits im 1. Jhd. bekannt war und von Tacitus zu Papier gebracht bzw. genutzt wurde, stellt sich die Frage, woher Tacitus den Begriff Teuto, aus dem wir ableitend aus dem indogermanischen ein Wort für Volk schließen, hatte. Das Wort Teuto kannten die Kaiser zeitlichen Römer nur im Zusammenhang mit dem germanischen Volk der Teutonen, leiteten es aber nicht von der gemeinsamen Ursprache des Indogermanischen ab, denn dafür gibt es meines Erachtens keinerlei Anhaltspunkte. Aber auf die Teutonen möchte ich im Verlauf dieses Abschnittes auch noch näher eingehen. Hätte man Varus damals ungestört weiter machen lassen, und er wäre auch im Frühjahr des Jahres 10 + wieder guter Dinge an die Weser gezogen, wäre vielleicht aus der Provinz „Teude – Burgi - ensis“ oder „Teuto – Burgi - ensis“ der spätere Name einer weiteren neuen römischen Provinz erwachsen, wie die Augu - ensis der Name der angrenzenden Nordprovinz. Das dem heutigen Paderborn besser noch dem nahen Winterlager Aliso/Elsen an der Alme, dann die Funktion einer weiteren Provinzhauptstadt neben Corvey zugefallen wäre, scheint dann nahe liegend gewesen zu sein. Saltus oder Saltuus steht sowohl für Plural- als auch für Singular und die “heutige” Übersetzung dazu setzt wie bereits dargestellt für das Wort Saltus das Wort Waldschlucht. Aber nahezu auf einer Ebene auch das Wort Sprung, also der Sprung oder die Sprünge bzw. der oder die Über Sprünge im Sinne von etwas überspringen möglicherweise auch überqueren oder durchqueren zu müssen. Saltus von Salto bzw. Salto di Tiberio ist uns ein Begriff, trifft aber hier nur annähernd zu. Will man die Begriffe strukturieren, dann folgen für Saltus auch Bezeichnungen wie Waldtal, - Gebirge - Schlucht, Pass also Passage, aber auch ein dicht bewaldeter Bergzug. Aber der Begriff bzw. das Wort Waldschlucht besetzt den ersten Platz und trifft es wohl auch am besten. Bestätigung als Engpass, Gebirgstal und Waldschlucht findet der Begriff Saltus und das auch im militärischen Sinne u.a. noch im Namen “Saltus Pyrenaeus”. Aber auch die Übersetzungsform von Saltus als Viehtrifft sollte man nicht so leicht verwerfen, denn eine Schlucht die von Wildtieren häufig genutzt wird verändert sich und nimmt im Laufe vieler Jahre durch Regenauswaschung andere Formen an, bekommt auch Hohlwege Riefen und Rillen. Trittschäden beschädigen den Oberboden und alle Einwirkungen der Natur ähneln somit letztlich auch der Waldschlucht, wie sie uns im Zuge der Varusschlacht beschrieben wird. Und auch der 17 + verstorbene Titus Livius nutzte den Begriff Saltus um damit Schluchten zu bezeichnen.
Im römischen Reich wurden zudem aber auch Landgüter, Domänen als Saltus bezeichnet. Aber diese bezeichnen Wirtschaftsräume besser gesagt landwirtschaftlich geprägte Regionen. Aber auch eine Maßeinheiten wurde als Saltus bezeichnet, dient aber der Vermessung und keiner topographischen Zuordnung. Schluchten, Pässe oder Waldtäler hingegen sind bizarr, benennen immer einen ökologisch lokalen begrenzten Naturraum bzw. einen auffälligen Einschnitt in der Landschaft. Aber vor allem haben sie einen Weg weisenden Charakter, denn man kann sie als Markierung in unbekannter Umgebung nutzen, so wie es Tacitus auch tat. Es steckt noch in uns, wenn wir uns in ein "Survival Camp" versetzen. Da sagt auch keiner mehr, an der dritten Ampel musst du rechts abbiegen. Da heißt es dann, da wo der Fluss eine scharfe Biegung nach Osten vollzieht, tut sich ein Gebirge Sattel auf und durch den musst du hindurch marschieren bis du …. usw. Verstünde man unter dem Begriff Saltus nun einen Wald gehen uns die Anhaltspunkte mangels geeigneter Fixpunkte schnell verloren. Nur zu sagen, an der dicken Eiche geht es rechts ab, ist da leider zu wenig und man verirrt sich. Im Gegensatz zu einem Saltus also einer Waldschlucht, kann es sich bei einem Wald um eine schier endlose, weitläufige und ausgedehnte Region handeln, die bis an den Horizont reicht und sich auch über sehr große Räume erstrecken kann. Tacitus schränkt es für uns aber sehr deutlich ein, denn er überliefert uns nur den gut definierbaren und nachvollziehbaren Begriff Saltus. Und der Saltus den er meinte befindet sich in der Provinz der Teuto Burgen. Hätte er uns nur auf einen Wald aber „ohne“ Schlucht hinweisen wollen, dann hätte er aufgrund zahlreicher Recherchen und lateinischer Sprachvergleiche dafür das Wort „silva“ verwendet. Aber er wollte uns auf einen Wald „mit“ einer Schlucht hinweisen und deswegen verwendete er auch das Wort Saltus für Waldschlucht.Von Sextus Julius Frontinus aus dem 1.Jhd. ist uns der Begriff Saltus auch als eine Maßeinheit überliefert. Ein Saltus entspricht demnach einem Quadrat und bedeckte jeweils eine Fläche von 1260 Hektar. Ein Saltus war in der römischen Kaiserzeit auch ein Nahrung produzierendes Landgut, was einer Domäne entspricht, es konnten dort aber auch einträgliche Güter im Sinne einer Rohstoffgewinnung erzeugt, gewonnen bzw. abgebaut werden. Diese Saltus waren lukrativ und unterstanden daher im Imperium sogar der kaiserlichen Verwaltung.Versucht man zwischen dem Saltus mit dem Hintergrund darin eine Waldschlucht zu erkennen und dem Saltus im Sinne eines vermessenen Areals einen sinnhaften Bezug herzustellen, so würde sich hier der Begriff “Landmarkierung” anbieten. Ein vermessener Saltus markiert eine bedeutsame vielleicht auch überwachte Produktionsstätte und macht sie damit vom Umland kenntlich, während eine Schlucht sich durch eine Einkerbung von der Umgebung abzeichnet und eine topographische Markierung darstellt. In der Region Ostwestfalen könnte dies auf organisierte landwirtschaftliche Betriebe zutreffen, aber auch auf die Regionen in den Blei oder andere Erze zu Tage gefördert wurden. In der noch bis 5 + umkämpften Region Ostwestfalen innerhalb von drei Jahren, nämlich der Zeit der römischen Besetzung zwischen den Jahren 7 + und 9 + ein Nahrung produzierendes Landgut was einer Domäne entspricht zu installieren ist schwer vorstellbar, ungeachtet dessen, konnten aber Strukturen dieser Art bereits im Aufbau gewesen sein. Land ein zumessen nimmt auch Formen von Enteignung an und in Erzgruben und Domänen in römischen Besitz arbeitete man auch nicht unbedingt freiwillig was bedeutet, dass es schon sehr nach Sklaveneinsatz roch. Zudem musste diese Art von ein gemessenen Saltus auch auf dem Boden der Cherusker statt finden, mit denen man vertragspartnerschaftlich verbundenen war und nicht auf Territorien von Nachbarstämmen. Die Bleistätten von Knebelinghausen im Grenzgebiet von Marsern und Brukterern könnte man mit viel Phantasie als etwas Derartiges ansprechen. Es bleibt aber die Frage offen, warum römische Agrimensores also Feldvermesser diesen Aufwand hätten betreiben sollen, denn Germanien war trotz vorhandener und zu beachtender Stammesgrenzen letztlich ein freies offenes Land und bedurfte zu jener Zeit keiner künstlichen Grenzen. Außerdem dürfte ein Areal von 1260 ha schwer zu vermessen gewesen sein, denn Waldgebiete, Bachläufe, Sümpfe stellten natürliche Hindernisse dar. Man stellt sich bei alledem zweifellos die Frage nach dem Warum und ich möchte dieser Namenserklärung daher auch nicht weiter folgen. Zudem passt auch die Version Saltus = Flächenmaß nicht in den Kontext der Varusschlacht. Denn der bewusste Saltus, die Waldschlucht in der Provinz Teutoburgiensis war von der römischen Infrastruktur noch nicht erschlossen und Caecina hatte bekanntlich aus Richtung Schwaney kommend Mühe den Weg dorthin erst einmal aufzufinden bzw. dann herzurichten. Und auch Varus selbst sah sich bereits auf dem Weg zum Saltus und erst recht im Saltus den erheblichen Unbillen der Natur ausgesetzt. All dies hört sich nicht nach einem ordnungsgemäß ein gemessenen Areal an. Ungeachtet dessen können erste Villa Rustica aber auch für Inner Germanien angenommen werden, wie es diverse Luftaufnahmen belegen könnten, denen aber noch keine Untersuchungen folgten. Denn auch die Versorgung römischer Militäreinheiten und die dazu gehörigen Verwaltungsstrukturen mussten, wie ich im voraus gegangenen Abschnitt zum "Thema Ernährung" dargelegt hatte in Gang gesetzt werden und dauerhaft funktionieren um ein römisches Leben auch am Rande ihrer Zivilisation bzw. der Peripherie zu ermöglichen. Germanicus sandte 15 +, wie wir es auch schon aus dem Jahre 14 + wissen wieder seinen Spürhund Caecina voraus um die verborgenen Waldgebiete auf ihre Begehbarkeit hin zu erforschen. Also Gegenden in denen natürlich ein nur oberflächlich Suchender auf den ersten Blick gar kein ehemaliges Schlachtfeld erkennen könnte. Aber Caecina wusste wonach er suchte. Es galt für Caecina der im Jahre 9 + noch nicht dabei war und sich dort demzufolge nicht auskannte die „Saltus Schlucht“ zu erkunden um die es ging und möglicherweise dahin Brücken und Dämme über feuchte Sümpfe und trügerische Ebenen zu legen um dann endlich „im“ saltus der Teuto burgiensis die Gebeine vorzufinden bzw. bis zu ihnen vorzustoßen. Einer der ganz wenigen unmittelbaren regionalen Fixierpunkte die uns zur Verfügung stehen ist der Tacitus Verweis auf die Anwesenheit des Germanicus, der in der Nähe der beiden uns bekannten Flüssen Ems und Lippe in Ostwestfalen rastete und uns eine damit verbundene wichtige Abstands Information zum Schauplatz im Saltus gibt. Daher wird dieser Hinweis unweigerlich von jedem Quellen Interpreten gequetscht, geknetet und nahezu überstrapaziert und folglich wird er auch von mir immer wieder in den Mittelpunkt gerückt und von allen Seiten beleuchtet. Germanicus, Caecina und Stertinius befanden sich 15 + „nicht weit entfernt“ vom besagten Saltus Teutoburgiensis, als die damals überlebenden Zeitzeugen übereinstimmend sagten, dass sich nun „haud procul“, also nicht fern von ihnen, die Gebeine in eben diesem Saltus immer noch oberflächlich liegend befänden. Übrigens auch „haud procul“ hat Tacitus nicht geschrieben sondern er schrieb „haud pcul“ wobei der Gebrauch von Abkürzungen wohl zum Alltag der Althistoriker gehörte. Germanicus selbst lagerte nachdem er die Lippe/Ems Region verließ also „nicht fern“ von diesem Saltus Teutoburgiensis nach dem er und seine Soldaten und Stertinius noch Tage oder vielleicht auch noch tags zuvor die schlimmen Verwüstungen bei den Brukterern anrichteten. Bevor man damals wie heute die Lage der Marter Funde und der Knochen orten konnte, musste man also erst einmal wissen, wo sich dieser Saltus Teutoburgiensis nach römischer Vorstellung und Lesart überhaupt befand bzw. was sich die Römer selbst und auch zuvorderst Tacitus unter einem Saltus Teutoburgiensis vorstellte, da er ja in seiner Definition auf das lateinische Wort für Wald bewusst verzichtete. Vor der Beschreibung bzw. Wortfindung hatte sich Tacitus etwas gedacht, er musste und wollte die besondere, da schicksalhafte Örtlichkeit zutreffend beschreiben und er wollte den Namen gut auswählen, damit seine römischen Landsleute das Wort auch präzise verstehen, die Lage später verorten, es übersetzen und den Saltus möglicherweise auch finden konnten. Daher durfte er es auch durch keine oberflächliche und willkürliche Pauschalierung ersetzen, wollte sich keine Ungenauigkeit leisten und griff daher zur Vokabel „Saltus“ also einem Begriff der in diesem Zusammenhang keine häufige Verwendung findet, aber in der Übersetzung eindeutig Waldschlucht bedeutet. Darin liegt auch der Ursprung vieler Interpretations - man möchte schon sagen Fehlversuche die sogar dahin münden in einem Saltus nur einen Wald statt eine Waldschlucht zu sehen. Er wollte eine klare Landmarke hinterlassen und das Wort „silva“ für Wald vermeiden, da es ihm nicht detailliert genug war. Denn hier ging es um den Schauplatz des Grauens schlechthin und um den Schlussakt härter ausgedrückt den Todeskampf einer ganzen Heeresgruppe. Aber Tacitus hat uns wohlwollend sozusagen mit dem literarisch ausgestreckten Finger diese eine tiefe Wunde im Wald gewiesen. Aber die Überreste des letzten Kampftages wollten ja auch erst einmal innerhalb dieses Saltus Teutoburgiensis gefunden werden, was dann die Legionäre mit den Überlebenden übernahmen. Das Wort „innerhalb“ bedarf aber noch einer gesonderten Kommentierung. In der lateinischen Sprache heißt es und bereits textuell bearbeitet, „haud procul Teutoburgiensi saltu, in quo reliquiae Vari legionum-que insepultae dicebantur“ was heute mit - „nicht fern“ vom Teutoburgiensi saltu übersetzt wird. Aber Achtung jetzt kommt der wichtige Hinweis nämlich „in dem“ bzw. „worin“ - , wie man sagte, die Überreste des Varus und der Legionen unbestattet lagen. Da steht also nicht nur geschrieben in dem „Teutoburgiensi“ und da steht auch nicht geschrieben „nicht fern vom“ „Teutoburgiensi“ befinden sich die Knochen Reste. Sondern da steht eindeutig geschrieben „in dem“ SALTUS bzw. „worin“ sich die Knochen Reste befinden, also in der Waldschlucht. Denn Tacitus wollte uns nicht sagen, die Knochen Reste der Gefallenen liegen in der Teutoburg oder in den Teutoburgen, sondern sie lagen in eben diesem Saltus also jener Waldschlucht. Die Betonung auf die Tacitus besonderen Wert legte und die er für die Nachwelt unbeabsichtigt verschleierte, war der uns heute verschüttet vor kommende Hinweis auf diese eine verborgene Waldschlucht im großen Land der Teutoburgen. Das dieser Saltus auch in einem Wald liegt erwähnte er nicht explizit, vermutlich war es für ihn selbstverständlich, dass jede Passage im Gebirge in Germanien auch bewaldet zu sein hatte. Sonst hätte er korrekterweise vielleicht geschrieben, “haud procul Teutosilva – Burgi – ensis Saltus“ oder so ähnlich. Aber wir haben festgestellt, dass sich Tacitus vieler Abkürzungen behalf und in diesem Fall verzichtete er daher auch auf ein Wort Monster, also eine voll umfängliche und langatmig darlegende Beschreibung, da man es auch einfacher haben kann, nämlich ganz profan in einem einzigen Wort nämlich Saltus ausdrücken kann. Für ihn stand im Vordergrund festzuhalten, dass es eine Provinz der Burgen war, die sich also durch eine Anzahl von Festungsanlagen auszeichnete und sich in dieser Provinz eine markante Schlucht befand, „in der“ sich dann wiederum die wesentlichen Reste jener Varus Schlacht unbestattet befänden. Aber schlimmer noch, denn sie befinden sich wohl teilweise sogar heute noch darin, sofern sie nicht verrottet sind. Genauer hätte es uns Tacitus nicht beschreiben können, denn was hätte er damals schon präziser zum Ausdruck bringen können, als das zu sagen was er wusste bzw. erfahren konnte, nämlich sucht die Knochen in der Waldschlucht in der Nähe der Siedlungsgebiete bei den äußersten Brukterern wo Ems und Lippe nicht mehr flossen. Hätte sich die Schlacht in der Nähe eines Römer Kastells oder einer römischen Fernstraße zugetragen, hätte er uns sicherlich mehr Details vermittelt, aber eine abwegige in einem Hinterhalt liegende Waldschlucht, irgendwo in Zentral Germanien zu der kein häufig genutzter Weg führt noch namentlich zu benennen, wie hätte er das damals anstellen sollen. Da man nur in einem Burgenland nämlich dem „Teutoburgiensi saltu“ eine gebirgige Waldschlucht finden kann, die sich nicht in alternativen Regionen wie etwa in einem Fluss nahen Flachland – Auenwald Komplex und womöglich an Ems und Lippe finden lässt, müssten sich die Überreste der Varus Legionen folglich auch woanders befunden haben, aber nicht in der westfälischen Bucht. Damit hat sie sich auch den taciteischen Namen Waldschlucht verdient denn markante Waldschluchten tun sich nun mal auf dem platten Land nicht auf. Diese ungewöhnliche Waldschlucht in der Provinz Burgenland war also der von Tacitus bezeichnete zentral umrissene Kernbereich, in dem die Schlacht wohl auch die meisten Opfer gefordert hatte. Es muss dort der wesentliche Schauplatz gelegen haben und wurde daher für Tacitus zum Synonym der Schlacht schlechthin. Die Kämpfe die es für Varus bis zum Saltus zu überstehen galt, schienen ihm nicht erwähnenswert gewesen zu sein. Tacitus überlieferte demzufolge auch nicht bzw. verzichtete darauf zu sagen, dass die Überreste auch noch in der Nähe des Saltus liegen würden oder dort liegen könnten, oder gar im weiteren Umfeld. Oder aber insbesondere im Trichter Eingang zu besagten Saltus, sondern er überliefert es uns ganz klar mit dem Hinweis „in que“ für „in dem“ bzw. „worin“ die unbestattenen Reste liegen, also eben nur im Saltus selbst, wo es demnach ziemlich heiß herging. Und genauer geht es nun wirklich nicht, Tacitus sei dank. Diese Feinheit sollte man sich daher bei allen weiteren Überlegungen vor Augen halten. (zuletzt bearbeitet 23.5.2018 - 13:13 Uhr)

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Mittwoch, 25. April 2018
Wovon lebten die Weserlegionen
Gleich ob römische Legionen militärisch operierten oder als Besatzungstruppen fungierten, ob sie ihre Aktivitäten in Gallien, in Germanien oder anderen Provinzen entfalteten, immer musste sicher gestellt werden, dass ihr Bedarf an Nahrungsmitteln und der ihrer Reit – und Tragtiere nicht Abriss. Besonders Feld- und Eroberungszüge in kriegerischer Absicht ins rechtsrheinische Landesinnere waren daher auch immer besondere logistische Herausforderungen. Die Landgüter, also die Villa Rusticae im gallischen Hinterland wurden in die Pflicht genommen und sie hatten daran sicherlich einen nicht unerheblichen Beitrag zu leisten. Nachschublieferungen aus rückwärtigen Bereichen konnten aber immer ins Stocken geraten, Horrea, also Vorratslager säumten wenn überhaupt auch nicht immer in wünschenswerten Abständen die Zugwege und der Feind empfing sie im Falle von Kampfhandlungen nicht mit gedeckten Tischen, so dass folglich die nötige Nahrung auch über mehrere Tage von ihnen mit geführt werden musste. Diese Maschinerie war sensibel und daher anfällig und manche uns heute rätselhaft erscheinenden Verhaltensweisen römischer Befehlshaber und Feldherren lassen sich möglicherweise mit Versorgungsengpässen erklären. Für uns heute unerklärliche vorzeitige und plötzliche Abbrüche von Feldzügen wie etwa die beiden Germanicus Vorstöße im Frühjahr und Sommer 15 + die uns mehr oder weniger erfolglos erscheinen, könnten auch damit in Zusammenhang gestanden haben. Und von Cäsar selbst wissen wir, dass er aus Furcht vor Getreidemangel den Sueben, die sich vor ihm in undurchdringliche Gebirgswälder geflüchtet hatten, deswegen nicht folgen wollte. Aber auch im Hintergrund stehende Meutereien aufgrund des Ausbleibens von Proviant könnten dafür ursächlich gewesen sein und strategische Auswirkungen gehabt haben. Organisierte germanische Überfälle auf Versorgungszüge wurden zwar nur indirekt überliefert, gehörten aber in Kriegszeiten sicherlich auch zum Repertoire und zur Verteidigungsstrategie einer nicht nur zahlenmäßig sondern auch waffentechnisch schwächeren germanischen Streitmacht. Man behinderte damit den römischen Vormarsch, konnte ihn damit verzögern und in ungünstige Jahreszeiten hinein ausdehnen. Ein unerwartet früher Wintereinbruch mit zugefrorenen Flussläufen, Hochwasser, aber auch Trockenheit machten vieles zunichte und mancher Feldzug wurde möglicherweise wegen derartiger Wetterverhältnisse oder aufgrund der fortschreitenden Jahreszeit erfolglos beendet. Aber davon wie von so vielem, berichteten die Historiker wenig und wir erfuhren es nicht. Jeder Legionär musste also im begrenzten und vorgegebenen Umfang alles nötige bei sich tragen, denn es konnte nicht sicher gestellt werden, dass die Versorgung aus dem Land heraus möglich war. Die Legionen mussten oftmals Wochen - oder monatelang in fremden bzw. unbekannten Regionen bzw. im Feindesland unterwegs sein, wo sie keine Versorgungskontakte zu ihren jeweiligen Winterstandorten bzw. Basis- und Nachschublagern aufrecht erhalten konnten. Aber sie waren dieses Leben letztlich gewohnt und sie konnten damit umgehen, auf sich allein gestellt zu sein. Ist in den Chroniken der antiken Historiker von Verheerungen fremder Landstriche die Rede, oder das man das Vieh der Einheimischen fort trieb, so war dies im Umkehrschluss auch immer ein Akt der Nahrungsmittelbeschaffung. Möglicherweise geschah es im Sommer 15 + schon mit voller Absicht, dass die Brukterer ihre Stammesgebiete rechtzeitig abbrannten, oder besser gesagt um Teile ihrer Ernte unbrauchbar zu machen, damit diese den Legionen nicht in die Hände fallen konnte. So stießen sie auf verbrannte Erde und Stertinius sah sich daraufhin erst gezwungen zur Aufbesserung der eigenen Versorgung später das Land zwischen Ems und Lippe zu verwüsten. Wobei unter dem Begriff “verwüsten” die Nahrungsbeschaffung zu verstehen war. Wir dürfen auch nicht verkennen, dass wir nur die Kriegsberichte der Sieger kennen. Einen weiteren Hinweis auf die Brisanz der Verproviantierung hinterließ uns C. Dio als er schrieb, dass römisches Militärpersonal angeblich wegen räuberischen Verhaltens zur Absicherung, also zum Schutz von Lebensmitteltransporten abgestellt werden musste. Sicherlich gehörte diese Methodik bereits zur germanischen Strategie noch bevor man sie von römischer Seite durchschaute. Man nennt es heute “Taktik der kleinen Nadelstiche”. Und auch ein Jahr zuvor “verwüstete” bereits Germanicus die Siedlungsgebiete der Marser, aber ohne nachhaltigen Erfolg, denn schon ein halbes Jahr später im Frühjahr 15 + konnte ihnen Caecina mit seinen vier niederrheinischen Legionen nur mit Glück entkommen. Der Nahrungsraub wurde in der damaligen Zeit groß geschrieben, zum einen bereicherte man sich selbst und zum anderen schwächte man den Gegner. So ließt sich alles gar so, als ob derartige Übergriffe auf Proviantkolonnen in der "neuen" Provinz Germania schon fasst der Normalzustand waren. Stand jedoch eine feste und längerfristige also ortsbezogene Stationierung bevor, so wird man sich darauf anders vorbereitet haben, dann stimmte die Versorgungslinie, sie war eingerichtet und bestückt, abgesichert und funktionierte auch für damalige Verhältnisse zuverlässig. Im Zuge der Besiedelung besser gesagt der Inbesitznahme der westlich liegenden - cheruskischen Stammesgebiete wird im Vorfeld auch die Nahrungs - und Güterversorgung gemeinsam mit den einheimischen Vertragspartnern ein Thema gewesen sein, das es im Rahmen der Bündnisverträge zu klären galt und was auch stattgefunden haben dürfte. An dieser Stelle zeigt sich, dass die weiter östlich liegenden cheruskischen Stammesterritorien nicht in dem Maße diesem römischen Zivilisations - Sog ausgesetzt waren, wie das unmittelbar betroffene Fürstenhaus des Segimer. Bereits im cheruskischen Leinetal oder erst recht noch in den Nordharzregionen konnte man anfänglich und darunter verstehe ich das Jahr 7 + noch relativ gelassen auf die Umbrüche an der Weser und das Anbrechen neuer Zeiten blicken. Bevor sich nun die römischen Truppen den versorgungstechnischen Herausforderungen stellten und sich für das letzte kritische Teilstück zu Lande vom Lippehafen Anreppen aus über das Kastell Aliso am Alme/Lippe Zusammenfluss an die Weser wappneten, wird man den Bedarf und sicherlich auch die beste Streckenführung auf vorhandenen keltischen Wegen mit den ortskundigen Cheruskern abgestimmt haben oder anders ausgedrückt, man hat ihnen nach damaliger Lesart im unterschwelligen Befehlston eine Bedarfsliste übergeben, was man so von ihnen an der Weser erwartete. Dies sollte garantieren, dass die Versorgung in den Übergangszeiten, bis sich die Legionäre dann über die Sommermonate weitgehend selbst versorgen konnten sichergestellt war. Man wird in dieser Phase auch den Aufbau von Landgütern angegangen haben, aber all das das brauchte seine Zeit. Wenn Fragen nach dem Nahrungsmittelbedarf römischer Verbände in besetzten und anfänglich noch unterversorgten, da noch nicht durch strukturierten Regionen aufgeworfen werden, so spornt dies manchen Logistiker und Mathematiker zu Höchstleistungen an. Im Vordergrund steht dann oftmals der Versuch zu begründen, dass sich die Mägen der Legionäre kaum, dass sich die Versorgung zu den Basislagern am Rhein als zu aufwändig und zeitraubend gestaltet, schon vor Hunger krümmen würden, eine Revolte greifbar scheint und das Projekt Osterweiterung allein dadurch schon nahezu zum Scheitern verurteilt sei. Sobald die schnelle Versorgungsschiene über den Wasserweg der Lippe hinter ihnen lag und man sie gegen den zähen Maultier - und Ochsenkarren Landweg eintauschen musste, überschlagen sich dann die Rechenbeispiele und es brachen nach der Vorstellung vieler moderner Logistiker kaum überbrückbare Notzeiten für die leidgeprüften Legionäre in den Weserlagern an. Von diesem Moment an war es für viele heutige Strategen unabdingbar und unerlässlich, dass jegliche Versorgung der zahlreichen Legionäre an der Weser, gleich an welchem Flussabschnitt sie stationiert waren, nur mit immensen und daher kaum zu leistenden Kraftanstrengungen gelingen konnte bzw. verbunden war. Damit war für viele Historiker die Diskussion um die Existenz eines römischen Sommerlagers an der Weser automatisch gestorben. Denn auf diesem beschwerlichen Wege über staubige oder sumpfige Trassen die erforderliche Tonnage an Nahrungsmitteln und anderen Gebrauchsgegenstände aus der rheinischen Heimat aufrecht zu erhalten, also kontinuierlich sicher zustellen und alles nötige heran zu schaffen, erscheint daher vielen Experten als Fantasiegebilde bzw. nahezu unmöglich aber zumindest doch äußerst fragwürdig. Also insgesamt ein gewichtiger Grund, um die Ostexpansion des Imperiums ab Anreppen, gleich ob in den Norden oder in den Osten in Frage zu stellen und auf dieser Basis anzuzweifeln. Da legt man sich natürlich richtig ins Zeug um den Nahrungsbedarf pro Mann und dann pro Legion hoch zu rechnen. Es werden auf der Grundlage einer möglichen Legionsstärke Kalkulationen angestellt und simuliert, die aber alle letztlich zum Ziel haben sollen zu beweisen, dass sich drei Legionen nie und nimmer ohne gut ausgebaute Versorgungswege und einen kaum abreißenden Strom vergleichbar mit einem ständigen Pendelverkehr artigen Nachschub an Nahrungsmitteln zur Grundversorgung über die Sommermonate am Leben halten konnten. So konnte man es als unmöglich und nicht realisierbar darstellen, dass sich je eine Provinzstadt an der Weser etablieren ließe. Man bedenkt bei alledem aber nicht genügend wie autark römische Legionäre nicht nur in der Aufbauphase agieren konnten. So wird uns natürlich vorgerechnet, dass Hunderte von Lasttieren demnach nahezu Tag und Nacht unterwegs gewesen sein mussten, um in einem steten Prozess und unter Zuhilfenahme zahlreicher Transportschiffe bei Anreppen sicherzustellen, dass die Landnahme erfolgreich umgesetzt werden kann. Um so weiter man sich also vom Haupthafen Anreppen in Richtung Osten aufmachte, um so magerer und karger würde demnach ihre Kost ausfallen um dann irgendwann zwangsläufig versiegen zu müssen. Es heißt zwar der Untergang einer Utopie bedeutet ihren Tod, aber hier in Corvey nahm eine scheinbare utopische Fiktion schon Gestalt an. Da mir keine napoleonischen Feldzugdaten bekannt sind, hier mal zum Vergleich der tägliche Bedarf an Nahrung für die drei Varuslegionen, der sich ohne Berücksichtigung von germanischen oder keltischen Hilfsverbänden in etwa mit der Stärke einer Infanteriedivision aus dem II. Weltkrieg, nämlich 17.900 Mann decken könnte. Demnach wog die Tagesration eines Legionärs etwa 2,2 – 2,5 kg und somit entspricht der tägliche Gesamtbedarf an Nahrung einem Gesamtgewicht von etwa 22 Tonnen. Die tägliche Futterration für ein Reitpferd wird mit etwa 10 kg und etwa 14,5 kg für schwere Zugpferde angesetzt. Das tägliche Gesamtgewicht der Futterrationen für alle Pferde, könnte man sie mit der Pferdeanzahl der Varuslegionen gleich setzen beträge demnach etwa 45 Tonnen. Nachdem ich den „Römerschnellweg“ von Xanten bis Anreppen über die Lippe auch dank der von Ahenobarbus ausgebauten Pontes Longi versorgungstechnisch für unproblematisch und logistisch ausgereift halte, kämen für die Transportkolonnen auf dem etwa 40 Kilometer langen mittleren Teilstück zwischen Anreppen und Brakel für das man etwa zwei Tagesmärsche veranschlagen kann, eine ungleich größere Herausforderung zu, die jedoch durch die günstige Topographie positiv beeinflusst wird, da die Egge ab Schwaney abfällt. So können die im Weserraum erwarteten Nutzlasten über die beladenen Karren bzw. Tragtiere jeweils den unbeschwerlicheren Abstieg vollziehen und den steilen Rückweg über Schwaney zum Anrepper Haupthafen später ohne Last durchführen, was den Transportaufwand erheblich erleichtert. Ab Brakel bietet die Nethe durch die natürlichen Voraussetzungen einer Gefälle bedingten West – Ost Fließrichtung abwärts zur Weser wieder Vorteile für das zu bewegende Transportgut. Denn ab einer angedachten Anlegestelle bei Brakel – Sudheim lassen sich die Lasten bequem auf kleinere Einheiten umladen, um diese dann auf Holzfloßen, Flachbooten oder dergleichen weiter bis Corvey zu treideln oder zu staken. Die Nethe ab Brakel auf mögliche Stauhaltungen zu untersuchen, wäre daher eine vielleicht lohnenswerte historische Aufgabe. Hinzu kommt noch, dass natürlich auch die aus dem Süden zuströmende Weser ebenfalls mit zur Nahrungsversorgung im Raum Corvey beigetragen haben dürfte. Um aber der grundsätzlichen Frage der Versorgung von Besatzungstruppen auf die Spur zu kommen, sollte man aber auch einmal versuchen die Anzahl der an der Weser schon lebenden Germanen zu ermitteln, denn diese Menschen wurde schließlich schon alle satt, noch bevor ein Römer seinen Fuß auf ihren Boden setzte. Der Betrachtungsraum des Kreises Höxter zwischen Höxter, Steinheim, Bad Driburg, Beverungen und Warburg umfasst etwa 1.200 qkm. Je nach Bodengüte, wobei natürlich Bördelandschaften höhere Erträge bringen als Waldgebiete, kann man einen für andere Regionen Germaniens zugrunde gelegten Ansatz übernehmen. Theoretische Hochrechnungen schwanken daher zwischen 8 - 10 Menschen die pro qkm lebten bzw. sich darin oder davon ernähren konnten, während völkerkundliche Untersuchungen für einfache Agrargesellschaften sogar etwa 50 – 60 Einwohner pro qkm nennen. Es ist also ein Unterfangen sich hier auf Größenordnungen festzulegen und selbst Mittelwerte sind trügerisch. Tief angesetzt könnte der Kreis Höxter vor 2.000 Jahren etwa 25 % landwirtschaftlich nutzbare Flächen geboten haben. Spekuliere ich mal als unterste Grenze mit 15 Menschen pro Quadratkilometer, hätten damals im Kreis Höxter auf 1200 qkm Fläche etwa 18.000 Menschen gelebt. Da der Nethegau im Bodenertrag einschließlich der Weserauen etwas über dem Schnitt liegen könnte, ließe sich die Bevölkerungsdichte noch mal höher als in reinen Waldgebieten einschätzen. Hier fließen auch jene Überlegungen mit hinein, die mit der möglichen Kampfkraft der germanischen Ansiedelungen einhergehen, die sich später gegen Varus stellen sollten bzw. wie viel Kämpfer die Germanen auch schon in der unmittelbaren Region also dem Kreis Höxter gegen Varus sammeln konnten. Denn die Frage nach den Männern im wehrfähigen Alter wird ebenso intensiv diskutiert wie jene nach dem Nahrungsbedarf. Die mit der römischen Zuwanderung samt Anhang zu versorgende Personenzahl könnte sich auf eine Fläche von 1.200 qkm verteilt über die sechs Monate der Anwesenheit also grob gesagt in etwa verdoppelt haben. Allerdings kann man von einer größeren Fläche und damit verbunden auch größeren Bevölkerung ausgehen, da ich die Regionen östlich der Weser und nördlich von Höxter nicht mit eingerechnet habe. Es mussten und konnten infolgedessen noch überall und in jeglicher Hinsicht zusätzliche Ressourcen erschlossen werden. Legionäre konnten und mussten zudem ihre Nahrungsmittelbeschaffung auch mit eigener Kraft sicher stellen und auch die Zubereitung zu übernehmen war für sie Teil des militärischen Alltags was anhand der vielen in römischen Lagern ausgegrabenen Backöfen und der Mühlsteine Bestätigung findet. Außerdem kann man davon ausgehen, dass die einheimische Bevölkerung auch nicht alle Möglichkeiten der Nahrungsmittelgewinnung ausgeschöpft hat und sich wenn erforderlich auch noch zusätzliches Brachland durch Rodungen oder Trockenlegungen erschließen bzw. kultivieren ließ. Also ein umfassendes Arbeitsbeschaffungsprogramm für unterforderte römische Legionäre. Man baute in Germanien bislang immer nur soviel an und erzeugte immer nur das, was man plus Sicherheitsbevorratung zur Eigenversorgung brauchte, denn die Nahrungsmittellagerung hatte zu allen Zeiten ihre Tücken und nicht umsonst verließen schließlich in den Anfangsjahren bis die Region winterfest gemacht sein sollte, die Legionen auch noch alljährlich im Herbst die Stammesgebiete der Germanen. In was sich allerdings unser heutiger von der Zivilisation geprägte und verwöhnte Geist und dazu unser von der Natur entwöhnte Magen nicht mehr hinein zu denken vermag, ist die Fähigkeit, die die Menschen noch vor 2.000 Jahren besaßen. Nämlich die, sich am Leben halten zu können und man möge staunen, sogar den Winter überleben konnten. Von Cassius Dio erfuhren wir und seit der Entdeckung der ersten römisch/germanischen und vor allem zivilen Römerstadt Waldgirmes wissen wir es auch noch genauer, dass es nämlich wie Dio schrieb in den römischen Kastellen oder Städten in Germanen bereits florierende Märkte gab, die von den Einheimischen besucht wurden und wo man begann, sich an römisches Leben zu gewöhnen. Und was sich bei Wetzlar noch im Aufbau befand und nur halb fertig wurde, wollte man in Corvey wiederholen, auch wenn die Anzahl der zehn Säulen im römischen Forum von Waldgirmes nicht mit der von Corvey deckungsgleich ist. Ein Handel war also in Gang gesetzt und Handel bedeutet immer, dass beide Seiten zufrieden aus ihm hervorgehen sollten und wollten. Es ließ sich für die Germanen also was verdienen und für wenige Silberplättchen zum Beispiel aus den Lagerstätten bei Goslar, konnte man auch schon einiges aus römischen Landen erwerben aber auch der einfache römische Legionär konnte im Gegenzug zusätzliche Nahrungsmittel einhandeln. Es sollte schließlich alles einen friedlichen Eindruck machen, so wie man es auch in Corvey plante. Wie Funde belegen, konnte man in Waldgirmes auch schon mit “Varusmünzen” seine Rechnung bezahlen, denn Münzen mit seiner “VAR” Gegenstempelung fanden sich im dortigen Grabungsgelände. Der immense Bedarf den die Legionen und ihr großer ziviler Anhang an allem und vielem hatte, dürfte sich nach dem Zuzug etwa im Jahre 7 + schnell herum gesprochen haben und auch die germanischen Sippen und deren Viehzüchter und Hirten aus der weiteren Umgebung haben bis zuletzt sicherlich mit dazu beigetragen die Versorgung der neuen Bewohner sicher zu stellen. Es kommt auch nicht von ungefähr und man kann daher davon ausgehen, dass es auch in den höheren Germanenkreisen und das nicht nur am Hofe des Segestes sehr wohl Befürworter, Nutznießer und Profiteure der römischen Besatzungsmacht gab, zumal auch die germanischen “Salzbarone” der damaligen Zeit sicherlich am Geschäft gut beteiligt gewesen sein dürften. Es war damals nicht anders als heute und der lateinischen Sprache halbwegs mächtige Germanen waren im Alltag unentbehrlich und waren wohl die heimlichen Herrscher der neuen kulturellen Annäherung. Aber auch Germanen waren gute Kaufleute, wie wir von den Angrivariern wissen, die sich mit der Rückgabe schiffbrüchiger Germanicus Legionäre noch etwas nebenbei verdienen konnten. Aber war denn die Nahrungsmittelversorgung für die neuen “Gäste” an der Weser wirklich so aufwändig, knapp, oder gar schlecht bzw. ungenügend sicher gestellt und logistisch grenzwertig, dass man damit eine ganze römische Erschließungsstrategie entlang der Weser in Frage stellen konnte. Wie man weiß sind viele Produkte aber auch Lebewesen die uns die Natur anbietet essbar. Es stellt sich immer nur die Frage, ob sie genießbar bzw. ungiftig sind oder schmecken. Es ist also alles nur eine Frage der Kenntnis und der richtigen Zubereitung von Nahrungsmitteln, die aber leider über die Jahrtausende vielfach verloren gegangen ist. Blicken wir nur rund 1.000 Jahre zurück auf den Speiseplan des Mittelalters, so begegnen uns immer wieder regelmäßig die wenig tief greifenden gleichen Worte der Literaten wie Wurzeln, Dinkel, Beeren, Emmer, Fisch und Wildfleisch. Aber das war beileibe nicht alles, bzw. trifft das Thema nur sehr oberflächlich. Denn diverse Nahrungsmittel deren Namen heutzutage schon für viele Zeitgenossen unaussprechlich klingen und Verwirrung stiften und deren Verzehr dann erst recht zu einer Herausforderung für unseren verwöhnten Gaumen wird, war für die damalige Bevölkerung die den grauen Alltag gewohnt war und die noch keinen Geschmacksverstärker oder gar ein Gourmetmenü kannte und die sogar imstande war, mal mehrere Tage hintereinander das Gleiche oder auch mal gar nichts zu essen nichts Ungewöhnliches. Und die Nulldiät brauchte sich der damalige Mensch auch nicht selbst verordnen die verpasste ihm schnell die nächste Missernte und so konnten und mussten auch Phasen ohne Nahrungsaufnahme überdauert werden. Die Menschen ließen vor Jahrhunderten zum einen keine noch irgendwie genießbaren Reste auf dem Tisch, denn alles wurde verwertet und man verzehrte zudem, wenn möglich auch alle tierischen Produkte sozusagen noch über Mark und Knochen hinaus. Was heute in der Mülltonne landet, war damals die begehrte fettreiche Ernährung und auch Fischgräten samt Kopf konnten noch einige Male für die Suppe bzw. das römische Garum genutzt worden sein, bevor es als Tierfutter endete. Auch die Innereien von Nutztieren wurden daher bis auf wenige ungenießbare Organe verspeist. Für die Flüsse und Bäche in Germanien traf damals noch die Bezeichnung fischreich zu und das in einem für uns heutzutage möglicherweise unvorstellbaren Ausmaß. Der Reusenfang war üblich, das Vorhandensein von Muscheln und Krebsen war überall gegeben, aber auch ein Angebot an wildem Wassergeflügel und auch an Singvögeln und beides besonders während der Zugzeiten war gegeben. Reptilien, Amphibien und kleine Säugetiere waren nutzbar. Und alles unter der Prämisse betrachtet, dass man schließlich jeden auch noch so kleinen Krümel irgendwie verwertete, sei es für Mensch oder Nutztier und das gibt schon einiges her bzw. es kam mehr an Nahrung zusammen als gedacht. Wir nennen diese kleinbäuerliche Lebensform heute eine sich selbst versorgende autarke Bevölkerung, die vielen Menschen in unseren Tagen Angst einflößt, aber auch schon wieder erstrebenswert erscheint. Ich erinnere bei dieser Gelegenheit an eine Episode der Nahrungsmittelversorgung der hiesigen Landeshauptstadt Saarbrücken um die Zeit von 1900. Suchte die höhere Gesellschaft Dienstmädchen, so nahmen diese die Stelle oftmals nur dann an, wenn ihnen die herrschaftliche Familie zusagte, dass es in der Fangzeit den Lachs “nur” an vier Tagen in der Woche geben dürfte und nicht mehr, da es ihnen sonst schlecht werden würde, wenn sie ständig Lachs essen müssten. Die Saar war um diese Zeit ein Fluss der vor Fischen nur gebrodelt haben dürfte. Ein anderes Beispiel stammt aus dem benachbarten Lothringen. Dort gab es noch im 19. Jhd. eine besondere Köstlichkeit und zwar den zwischen heißen Steinen gegarten oder gekochten Igel. Dazu wurden dann zur besonderen Würze bemooste Moselsteine zur Geschmacksverstärkung gleich mit gekocht bzw. gereicht. Würde man mal vor diesem Hintergrund die Transportmengen von Anreppen nach Corvey einer angemessenen Überprüfung unterziehen falls dies überhaupt möglich ist, so käme man unter Umständen auf ganz andere und natürlich reduzierte Tonnagen und alles erscheint nun etwas realistischer. Und damit bin ich noch lange nicht am Ende meiner Delikatessenaufzählung. Im Zuge der Christianisierung und im späteren Mittelalter standen die Sitten und Gebräuche vieler bis dato existierender “Naturvölker”, also unserer Vorfahren unter strengster religiöser Kontrolle. Nur kurz zum Stichwort “Fisch wird nur freitags gegessen”. was bekanntlich die Mönche geschickt zu umgehen wussten, in dem sie den Biber kurzerhand zum Fisch erklärten. Und all das wurde auch vor 2000 Jahren verzehrt. In den Zeiten wurde auch vieles an Wissen über die Nahrungsmittelgewinnung und Zubereitung vor allem, wenn Frauen unter Hexereiverdacht standen, man kennt ja noch die Bezeichnung „Kräuterhexe“ unwiederbringlich vernichtet. Aber es konnte sich auch dank Hildegard von Bingen und anderer noch einiges an Wissen erhalten bzw. wurde über die Haute Cuisine zu neuem Leben erweckt. Wer weiß zum Beispiel, dass es essbare Bäume gibt, dass man also die Blätter von Buchen, Linden oder Birken im Frühjahr zubereiten kann, wenn sie noch besonders mild schmecken und man sie pur oder als Salat essen kann. Beim “Selbstversuch” wird man zum Beispiel feststellen, dass ein derartiges „Blättermenü“ geschmacklich irgendwo zwischen Salat und Gemüse anzusiedeln ist und einen hohen Sättigungswert erreicht, da die Blätter „gebissen“ werden müssen, wenn man sie nicht zu Spinat verarbeitet. Vom Ahorn lassen sich die keimenden Samen und später auch die Früchte für die Küche verwenden und natürlich der Ahornsirup. Wer weiß heute schon, dass man sogar Fichtennadeln und nicht nur die Knospen der Fichten und auch die von anderen Bäumen essen kann, wenn man sie nur zuzubereiten weiß. Frische Triebe der Linde schmecken zum Beispiel sehr natürlich und angenehm mild. Aber damit noch nicht genug. Bucheckern können für viele Gerichte und das Backen von Brot genutzt werden. Viele Formen der Milchverarbeitung standen ebenso auf dem Programm und nicht zu vergessen das Fleisch der Haustiere von Huhn und Gans über Ziege bis zur Kuh. Und nicht zu vergessen, dass älteste domestizierte Haustier der Menschheit das Schaf. Wilde Beeren und wild wachsende Obstsorten in einer Fülle, wie sie unsere Natur durch die heutige Massenproduktion nicht mehr anbietet und sie von unserer Nahrungsmitteltechnikern auch nicht mehr gewünscht ist. Nicht nur viele alte Obst bzw. Apfel- und Birnensorten sind deswegen bereits ausgestorben oder stehen auf der „Roten Liste“. Pilze in vielerlei Formen so auch der schmackhafte Fliegenpilz, wenn man ihn nur richtig zuzubereiten weiß, also auf andere Weise abkocht um die Säuren unschädlich zu machen. Und nicht nur Weinbergschnecken auch vielleicht so manches eiweißreiche Insekt oder Made könnte damals auf dem Teller gelandet sein. Kamen Legionäre aus südlicher liegenden Mittelmeer Anrainer Ländern, wussten sie noch andere Möglichkeiten der Nahrungsversorgung zu nutzen. Auch der wilde Giersch war nicht zu verachten, der auch im Imperium bekannt und weit verbreitet war und in unseren Kriegs- und Hungerjahren genutzt wurde. Blätter, Samen, Früchte, Blüten alles lässt sich vom Giersch verspeisen nur nicht die giftige Wurzel. Brennnesseln, Brennnessel Samen, Bärlauch, Löwenzahn und viele Wurzelarten dürften nicht gefehlt haben und auch vom Sauerklee ließ sich, wie vom Löwenzahn alles verzehren von den Blüten, Wurzeln, Früchten bis zum Samen. Und natürlich der würzige Gundermann als Wildspinat, Sauerampfer, Vogelmiere, Walderdbeere, Himbeere, Brombeere, Heidelbeere, Holunderbeere, Johannisbeere und oftmals auch die Blätter davon, wie von der Erdbeere- oder Himbeere. Und nicht zu vergessen die essbaren Sorten der Kresse oder die essbaren Blüten der Ringelblume. Aber auch Eicheln, Nüsse, wilde Möhren oder Schwarzwurzeln fanden den Weg in den menschlichen Magen. Alles ließ sich gegen den Hunger nutzen. Dazu kamen natürlich auch die gezüchteten und angebauten Gemüsesorten wie Linsen, Erbsen, Bohnen (Pferdebohne), Wurzelgemüse, Kohl, und Runkelrüben, viele Getreidesorten samt der Gerste, aus deren Körnern Graupensuppe gemacht wurde.Mit dem Wissen um die Tatsache, dass die Menschen in der römischen Kaiserzeit unter Augustus von einer klimatisch äußerst günstigen Wärmephase profitieren konnten, war es um die Nahrungsbedingungen auch besser bestellt, die Ernten fielen reichhaltiger aus und es kamen Feld- und andere Früchte zum Anbau die aufgrund dessen besser gedeihen konnten. Da während dieses Klimaoptimum, dass bis 4oo + anhielt sogar in England Wein angebaut werden konnte, kann man sich vorstellen, dass das Leben auch in Germanien wesentlich angenehmer verlief als vermutet und unter einem römischen Winterlager hat man sich dann auch nicht unbedingt eine mit Eiszapfen verzierte Palisadenwand vorzustellen. Fleisch von größeren Wildtieren bis hin zum Elch, Bär und Wisent und natürlich immer wieder Honig. Wobei uns bekanntlich Cäsar in seiner "bello Gallico" persönlich die Elchfangmethode überliefert hat. Menschen sind von Natur aus Omnivoren also Alles (fr) esser die sich immer schon ausgewogen ernähren konnten bzw. mussten. Damit habe ich natürlich nicht ausgeschlossen, dass es zu keinen wie auch immer gearteten Nahrungsmittelversorgungen vom Rhein über die Lippeschiene an die Mittelweser kam. Da es in Westfalen besonders in Haltern auch Spuren gab, die auf die Existenz exotischer, südeuropäischer Nahrungsmittel wie Oliven hinweisen, ist es auch denkbar, dass die Lieferungen von Anreppen nach Corvey sehnlichst erwartet wurden. Aber vielleicht auch nur, weil sie aus Nahrungs - und Genussmitteln bestanden, die Germanien nicht zu bieten hatte. Ich habe damit nur klar stellen wollen, dass es sehr wohl möglich war, dass sich die Legionäre einen großen Teil ihres täglichen Nahrungsbedarfs nicht von der Lippe aus anliefern lassen mussten. Wenn es also wie zuvor dargestellt möglich war den täglichen Nahrungsbedarf der römischen Truppen an der Weser so mit absichern zu helfen, dann bedeutet das in der Konsequenz, dass man auch eine weitaus geringere Tonnage Schwelle an Versorgungsgütern von Anreppen aus zugrunde legen kann, als es rein rechnerisch denkbar wäre und alles erscheint uns plötzlich unter einem anderen Licht. Der von höchster Stelle an Varus ergangene Auftrag auch an der Weser eine Römerstadt zu begründen, erscheint somit auch vor unseren heutigen Augen nicht mehr so undenkbar wie eine Utopie. Und wenn auch immer Fragen offen bleiben werden, so muss diesem wichtigen Punkt der Versorgung die angemessene Aufmerksamkeit geschenkt werden, denn es vereinfacht und erleichtert auch viele andere damit verbundene Diskussionen. Denn wer wollte schon an der Weser Hunger leiden. Und das sich auch germanische Stämme aus der weiteren Umgebung gut und gern und vielleicht noch nicht einmal unter Druck oder Gewaltandrohung an der Versorgung der Legionen an der Weser beteiligten und das die Soldaten des Imperiums auch so manches Verzehrbare in der Region vorfanden um damit den täglichen Speiseplan zu ergänzen macht Sinn. Es war demnach meines Erachtens also relativ unproblematisch zeitlich befristet auch eine größere Bevölkerung satt zu bekommen, wenn es nicht zu unerwarteten Ereignissen bzw. zu Wetter bedingten Missernten kam. Aber selbst damit wäre man wohl fertig geworden. Und die Weiden und Wiesen an Weser und Nethe waren fett um auch die zahlreichen Pferde und die genügsameren Tragtiere mit ausreichend Futter versorgen zu können. Es gab also keinen Grund dafür anzunehmen, dass das Projekt der Provinzialisierung samt einem städtischen urbanen Vorläufer an der Mittelweser an der Versorgungslage hätte scheitern können. Zuletzt bearbeitet - 26.04.2018 - 17:24 Uhr.

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Dienstag, 17. April 2018
Das Varus Ereignis - Es sollte uns wie aus einem Guss erscheinen - Zwischenbericht -
In einem ersten Schritt richten sich die an den Schlachtabläufen interessierten Forscheraugen oftmals auf das, was uns die maßgeblichen antiken Chronisten hinter ließen und studieren dazu die pro und kontra Thesen. Dann schauen sie sich die Kommentierungen zum bekannten Fundhorizont vor allem da an, wo er sich auffällig konzentriert und blicken dann auf die Forschungsergebnisse anderer Geschichtsfreunde seien es Experten oder Laien. Aber danach galt der Blick auch schon der geeigneten Topografie. Denn die Geologie ist immer ein wesentlicher Bestandteil und darf nie übersehen werden, da sich über sie viele Ausschlusskriterien definieren lassen. Ob Gebirge, Sumpflandschaften oder Gewässer alles kanalisiert und schränkt die Suchhorizonte ein. Erschwert wird dies zwangsläufig durch alle späteren Versiegelungs- also Bauaktivitäten und die Tatsache, dass wir kaum imstande sind uns unsere Landschaften so vorzustellen, wie sie vor 2000 Jahren ausgesehen haben könnten. Viele Geschichtsfreunde die, wenn sie ihre Recherchen beendet haben und dann zur Feder greifen, hinterlassen uns als Resultat all ihrer Mühsal leider zu oft nur Fragment artige Bruchstücke der Ereignisse, die wie heraus gerissene Schilderungen von Teilabschnitten, oder wie zusammenhanglose Einzelepisoden wirken, gleich ob man dahinter ein Zug Geschehen oder einen Lager Überfall sehen möchte. Aber den einen gelungenen Guss, oder den großen Wurf bzw. ein in sich schlüssiges Gesamtkonzept ließen bislang alle Berichte über die Varus Schlacht missen. Kaum ein davor, kein danach, selten was Überzeugendes, dafür aber viele Wissenslücken und Erklärungsnöte, die sich einfach nicht richtig deuten lassen wollen und die man der Not gehorchend dann offen lässt. Schließt man die Unmöglichkeiten aus, bleibt zwar das Mögliche übrig, aber noch lange nicht die Wahrheit. Ein Teufelskreis, denn desto tiefer man in die Problematik eintaucht, um so mehr neue Fragen tun sich auf. Bei vielen fand das Interesse dann auch an dieser Stelle schnell sein Ende und die Lust an weiterer Recherche versiegte, denn wollte man Historie, Fund und Topografie in Einklang bringen steht man beim Thema Varus Schlacht schnell am Rande der Verzweiflung. Von diesem Moment an ist aber eine offene vorurteilslose und unbeeinflusste Diskussionskultur vonnöten die keine Denkverbote und keine Tabubereiche kennt um in der Sache weiter zu kommen und um den Themen neue Impulse zu geben und zwar möglichst noch bevor wir wieder das große Glück haben uns auf neue Funde stürzen zu können. Geschichtswissenschaft ist zeitlos und große Historiker haben uns schon verlassen, deren Ansichten immer interessant und hilfreich bleiben und viele Geschichtswissenschaftler selbst aus dem 19. Jahrhunderts werden auch heute noch gerne zitiert. Die banale Feststellung, dass die Varus Schlacht nicht isoliert und alleine im Universum der Geschichte steht, gibt Hoffnung und es bleibt uns frei gestellt sich auch mal für die vielen anderen kleinen Überlieferungen und Randnotizen auch aus anderen Ländern und auch aus der oft belächelten Heimatforschung zu interessieren. Man kommt nicht daran vorbei viele Ereignisse vor und auch nach der Schlacht zu bewerten, denn auch sie geben uns viele Hinweise. Ein Kompendium artiges Gesamtwerk aus Expertenhand, das sich bemüht alle Facetten der Varus Schlacht aufzuarbeiten und zu beleuchten ist mir bislang leider noch nicht unter gekommen. Der Marsch beginn und der Endpunkt der Tragödie sind aber nun von mir grob fixiert, und die in den letzten etwa 30 Abschnitten vorgestellten Themen und Theorien lassen bereits eine Silhouette der möglichen Abläufe und Hintergründe, allerdings noch ohne die Details näher zu benennen, erkennen. Die bis hierhin gesetzten Eckpunkte haben meine Visionen aber sicherlich schon transparenter werden lassen und es lässt sich eine durchgängige Plausibilität erkennen. Aber Sie müssen sich jetzt noch auf etwas mehr oder weniger als 100 Abschnitte gefasst machen, in denen ich mich zu den unterschiedlichsten Sichtweisen und Abläufen der Schlacht äußere und mich damit auseinandersetze, um möglichst alle Gedankenketten zu schließen. Erst am Ende meiner Indizien Sammlung sollte sich dann das Ergebnis wie die Wahrheit anhören. Sie wissen ja selbst, es gab auch schon Todesurteile die auf Indizienprozessen beruhten. Keinen Hinweis mag er auch noch so unbedeutend erscheinen, möchte ich dabei auslassen, gleich ob er aus der Feder der Althistoriker oder aus anderen Quellen oder Niederschriften stammt. Um auf diese Weise mithilfe weiterer und bislang auch übersehener Argumente und Fakten den möglichen Sachverhalt zu verdichten und um ihn in das umfassende Weichbild einzufügen, habe ich mich auch diverser literarischer Hinterlassenschaften aus den unterschiedlichsten Disziplinen bedient. Werde mich aber auch weiterhin bei aller Vielseitigkeit meiner Herangehensweise immer bemühen den Kern der Grundstruktur, nämlich das Varus Ereignis nicht aus den Augen zu verlieren. Vielleicht gelingt es mir den einen oder anderen Leser auf den Gedanken zu bringen, mal die eine oder andere der von mir aufgeworfenen und angestoßenen Ideen und Hypothesen aufzugreifen und noch weiter zu vertiefen. So gehört es sich, dass ich in diesem Zusammenhang auch mal das im nächsten Abschnitt folgende interessante Thema mit einbeziehen bzw. zumindest aber mit anreißen möchte, da es sehr häufig Gegenstand und Mittelpunkt diverser strategischer Überlegungen und wissenschaftlicher Auseinandersetzungen ist.
Zuletzt bearbeitet: 16.4.2018 - 23:08 Uhr

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