Dienstag, 3. Dezember 2019
“Kalkriese” - Friedhof der Auguren ? - Neue Schiffe neuer Krieg ?
Auf dem großflächigen Schlachtfeld bei Kalkriese ist die Anzahl der Fundstücke und das bis in die Partikelgröße hinein sehr ergiebig was aufgrund der langen Zeit sehr ungewöhnlich ist. Aber auch leicht Voluminöses war darunter. So konnte man in der Niewedder Senke unter anderem auch sakrale Gegenstände dem Erdboden entlocken. Aber das sich darunter gleich eine Vielzahl an Bruchstücken verbarg woraus sich mehrere Augurenstäbe rekonstruieren ließen, hatte die Fachwelt nicht erwartet und geradezu irritiert. Insbesondere diese Relikte waren es, die ein bis heute ungeklärtes historisches Paradoxon hinterließen und erheblich dazu beitrugen dem Schlachtfeld den „Varus Nimbus“ streitig zu machen. Denn es stellt so manche Theorie und das vermeintliche Wissen über Tun und Wirken, Funktion und Bedeutung der geheimnisvollen Auguren auf den Kopf. Aber warum diese Fundanhäufung. Dafür ließe sich jedoch eine Erklärung finden, die ich auch im weiteren Verlauf präsentieren möchte. Ob diese dann plausibel ist oder nicht, muss solange wir auf die Lösung warten, jeder für sich entscheiden. So könnte es darauf hinaus laufen, dass durch den Weggang von Germanicus der unstrittig die Funktion eines Augur ausübte und der im Herbst 16 + oder im Frühjahr 17 + Germanien für immer verließ, die Position eines Auguren vakant wurde. Mit der Vakanz müsste zwangsläufig einher gegangen sein, dass nun die frei gewordene Position des verbeamteten Auguren eines „Hirtenstabträgers und Marschlagervermessers“ in Germanien neu zu besetzen gewesen wäre. Eine Entscheidung die theoretisch angestanden haben könnte. Mit dem Einrücken des Oberbefehlshabers Gaius Silius und anderen Legaten in die römischen Kasernen am Ober - und Niederrhein stellte sich der römischen Administration somit die Frage wer in Zukunft in Germanien diese Lücke schließen könnte. Unter dem neuen Führungsstab könnte sich folglich ein würdiger Nachfolger befunden haben, dem man diese religiösen Machtbefugnisse zugesprochen haben könnte. Denn für die Zentralmacht Rom gehörte Germanien und das vor allem aus militärstrategischen Gründen zu den bedeutsamsten Provinzen und wird Anspruch auf einen und vielleicht sogar mindestens einen Auguren gehabt haben. Ich möchte daher sogar so weit gehen und die Behauptung aufstellen, bzw. die bisherigen Annahmen aushebeln, dass es mehrere Auguren in Germanien gegeben haben könnte oder sogar gehabt haben muss. Man könnte also diese religiöse Tätigkeit auch auf mehrere Schultern verteilt haben. Denn es ist aufgrund der Anzahl der dort ergrabenen kupfernen Einzelteile die erstaunlichen zehn kompletten Spiralzeptern zugeordnet werden können auch nicht auszuschließen, dass es im Umkreis eines Zentral Auguren noch weitere römische Kultpriester gab, die den Augurenstab tragen durften. Denn Augurenstäbe wird man sicherlich nicht aus Ersatz - oder Reservegründen mitgeführt haben. Es darf auch angenommen werden, dass man in Germanien nicht Willens und Imstande war, für jede kultische Handlung Germanicus herbei rufen zu müssen. Unklar bleibt ebenfalls, ob die Inhaber dieser auch Litui genannten Kultgegenstände die nahe Kalkriese im Zuge von Kampfhandlungen in den Boden gelangt sind diese Kämpfe überlebt haben. Meine Schlussfolgerung zielt darauf ab, dass ich es mir vorstellen kann, das sich die Auseinandersetzung die östlich von Bramsche statt gefunden hat erst im Jahr 18 + ereignet haben könnte und die Bemerkung von Strabo, dass Arminius noch kämpfte sich auch auf eben diese Örtlichkeiten bezog. Somit läge dieses Ereignis bereits in einer Zeit als Gaius Silius die Koordination unter den Kampfeinheiten in Germanien übernommen hatte. In einer Epoche, die man in Germanien auch als eine Nachkriegszeit betiteln könnte. Eine Zeit in der die Germanicus Feldzüge bereits seit etwa zwei Jahren und die Varusschlacht seit neun Jahren zurück lagen. Aber wir kennen diese Wortwahl in Deutschland noch sehr gut und wissen daher auch, dass man nach einem „heißen“ Krieg auch noch einen langen kalten Krieg zu überwinden hat. Aber in Germanien sollte dies nicht lange andauern, denn die nächste heiße Phase ließ nicht lange auf sich warten und es stellte sich immer nur die Frage welcher germanische Stamm betroffen sein würde. Das Jahr 18 + stand aber noch stark unter dem Einfluss des voraus gegangenen Krieges mit seinen zahlreichen Schlachten. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet müsste man zur zeitlichen Bewertung der Kämpfe bei Kalkriese sowohl den Betrachtungsraum der Varusschlacht, aber auch den der Germanicus Feldzüge hinter sich lassen und den Prüfbereich zu den Hintergründen der Schlacht bei Kalkriese mindestens bis in das Jahr 17 + ausdehnen. Denn bislang hält uns kein Fund in Kalkriese konkret davon ab, die Gründe die zum Ausbruch der Schlacht führten auch in anderen Zusammenhängen zu suchen, sodass man dieses kriegerische Aufeinandertreffen zeitlich auch nach vorne schieben dürfte. Somit läge auch kein Argument vor, die Kämpfe am Kalkrieser Berg der Endphase der Varusschlacht zuschreiben zu müssen, noch den Feldzügen des Auguren Germanicus. Unserem Wissensstand nach hatten die Herrscher der römischen Kaiserzeit seit Kaiser Augustus zudem das Recht mehrere Amtsträger zu Auguren, also zu Beamten bzw. zu Kultpriestern zu ernennen. Es könnte also derer in der Tat einige gegeben haben und auch der Konsul Gaius Silius könnte sich unter den Personen befunden haben, denen fortan einer der Litui Augurenstäbe zu stand. Ich möchte aber die Fundzusammenballung bei Kalkriese nicht mit den offiziell in Rom berufenen Auguren in Zusammenhang bringen, sondern kann mir eher eine niedere unterhalb von ihnen angesiedelte eigenständige Augurenkaste vorstellen. Eine Hierarchieordnung in die auch Altardiener integriert waren. Denn der Forschung gibt das nahezu inflationär wirkende Aufkommen an Bruchstücken Rätsel auf. Zumal diese auf das Vorhandensein von immerhin insgesamt zehn kompletten Augurenstäben hinweisen, wo doch die Historie bislang nur von einer handverlesenen Anzahl von Auguren in der römischen Kaiserzeit ausging. Sich allerdings gleich zehn Auguren an der germanischen Grenzflanke östlich Bramsche vorstellen zu müssen, würde einige Vorstellungen die man bislang von diesen Würdenträgern hatte vermutlich sprengen aber zumindest ins Wanken bringen aber in Kalkriese möglicherweise einen Sinn ergeben. Andere Funktionen die sie auch inne gehabt haben könnten würde die Annahme rechtfertigen, dass sie mehrere Aufgaben zu erfüllen hatten. So könnte man auch Tätigkeiten die im Zusammenhang mit der Errichtung, Ausrichtung und Positionierung von Marschlagern standen mit in Betracht ziehen. Aber darüberhinaus auch andere Aktivitäten oder weihevollen Aufgaben bei denen die nüchternen römischen Befehlshaber auf das Wohlwollen der Götterwelt angewiesen waren, kämen in Frage. Die Auguren könnten auch vielseitige Dinge übernommen haben, die mit dem damaligen Alltagsleben in Verbindung standen. Germanicus hätte Germanien nicht verlassen ohne statt seiner einen, oder weitere amtierende Auguren am Rhein bei seinen Legionären und unseren Vorfahren zu hinterlassen. Er wird es sicherlich mit Kaiser Tiberius abgestimmt haben. Und da man weiß, dass Gaius Silius ein enger Freund von Germanicus war, wird Gaius Silius für den Palatin möglicherweise auf seine Empfehlung hin für die Ernennung auch die erste Wahl gewesen sein. Man besann sich wieder einstiger Stärke und Silius hielt sich wegen des Flottenaufbaus ohnehin in der Großregion am Niederrhein auf. Die Jahre zwischen 9 + und 16 + waren auch für das Imperium nicht leicht zu durchstehen. Die Unsicherheit war groß, aber es war möglicherweise für einige ungestüme Feldherren auch hinderlich, dass man sich in dieser Zeit auch militärisch zurück zu nehmen hatte, wenn man nicht den Befehlen des Kaisers entgegen wirken wollte. Denn Tiberius regierte und agierte anders als sein Vorgänger Kaiser Augustus. Zu seiner Entscheidung im Jahre 16 + in Germanien den Krieg zu beenden, passt auch eine andere Anweisung von ihm. So führte sein strikter Wille zur Sparsamkeit dazu, dass es im gleichen Jahr 16 + zu einem Senatsbeschluss kam, mit dem er eine Abkehr vom Luxus einleitete der dazu führte, dass fortan aus Kostengründen das Tragen teurer durchsichtiger Seidengewändern verboten wurde. Und dies bekamen auch die in Germanien stationierten Legionäre zu spüren. Denn kein Krieg bedeutete auch keinen erhöhten Sold, da man sich nach 16 + keine aufwändigen Feldzüge mehr nach Innergermanien leisten durfte. Aber in dieser Zwischenphase nach dem Wiedererwachen und dem damit einsetzenden Machtanspruch ließe sich auch ein bislang historisch unbekannt gebliebenes römisch germanisches Duell im kritischen Brennpunktbereich wenige Tagesmärsche östlich des Niederrheins nicht ausschließen. Über die Zeit in Germanien unmittelbar nach dem Jahr 16 + schweigen die historischen Quellen nahezu völlig. Es tat sich somit eine Informationslücke in der ohnehin schwachen Abfolge belastbarer Überlieferungen auf, so dass ein derartiger Vorfall bei Kalkriese in diesem Zusammenhang als möglich erscheint. Und mitten in diese Phase nachrichtlicher Leere schlägt der Hinweis von Strabo, dass Arminius jetzt immer noch kämpfen würde sozusagen wie eine Bombe ein. Also sollte man aufgrund dessen annehmen dürfen, dass sich genau in dieser Zeit mehr ereignete, als es uns die Geschichtsbücher verraten haben. Es ist auch denkbar, dass der von Strabo erwähnte Kampf an einem bislang unbekanntem Ort auf längere Sicht betrachtet, dass letzte Aufeinandertreffen war an dem Arminius teil genommen haben könnte. Denn hier in einer Talenge bot sich einer germanischen Allianz noch einmal eine günstige Gelegenheit um erfolgreich zu sein. Der Kampf des Arminius den Strabo andeutete, könnte demnach auch ein Versuch der Germanen gewesen sein, den Aufbau der römischen Flotte zu behindern. Denn eine für maritime Einsätze geeignete Aufrüstung könnte bedeuten, dass man sich möglicherweise wieder auf Angriffe auch von der Küstenseite her vorzubereiten hätte. Die Anzeichen dafür waren unübersehbar, denn Schiffsbau lässt sich nicht verheimlichen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass nur uns als der „Allwissenden Nachwelt“ bekannt ist, dass es tatsächlich nach 16 + keine weiteren vor allem auf dauerhafte Präsenz ausgelegte römische Eroberungsfeldzüge mehr nach Osten gegeben hat. Arminius, die Cherusker und alle anderen Stämme zwischen Rhein, Weser und Elbe konnten damals nicht darauf bauen für immer von römischen Angriffen unbehelligt zu bleiben. Auch größere, stammesübergreifende, germanische Verbände nach dem Gefolgschaftsprinzip operierten in jener Zeit nicht unbedingt koordiniert oder zielorientiert. Man verfügte über keine Informationen und kannte nicht den Zeitpunkt wann und wo römische Transportzüge ihr Land durch zogen. Zufälle werden oft darüber entschieden haben, ob sich Gelegenheiten boten um sich nach Partisanen- oder Freischärlermanier bereichern zu können. Ursprüngliche Angriffsziele konnten kurzfristig zugunsten lukrativerer Objekte aufgegeben werden. Es könnten chaotische und unberechenbare Zeiten gewesen sein, in denen mehr oder minder große germanische Scharen oder Horden teilweise marodierend die Grenzgebiete verunsicherten und sich die Disziplin nur schwer lenken ließ. Das Imperium trug die Schuld, denn es hatte die Kriegslawine ausgelöst, hatte die Germanen vorher nicht um ihre Zustimmung gebeten und Germanien über weite Strecken zur Einigung gezwungen. Nun trat das Reich gezwungenermaßen auf die Kostenbremse und vertrat urplötzlich die Ansicht man könne quasi über Nacht alle einstigen Expansionspläne fallen lassen und dann erwarten, dass dies auf germanischer Seite parallel mit vollzogen wird. Ein krasses und typisches Merkmal römischer Politik, indem man sich nicht in die Mentalität der Germanen hinein versetzen wollte und konnte. Es erinnert an eine US amerikanische Firma, die in Südamerika wo Fußball den Nationalsport dominiert Baseballausrüstung zu Werbegeschenken machen wollte und sich dann wunderte, dass man auf den Teilen sitzen blieb. So konnten die germanischen Krieger ihre Pläne römische Werften abzufackeln schnell fallen gelassen haben, wenn sich interessanteres an bot. Germanische Hundertschaften im kampflustigen Raufboldalter sind kaum kontrollierbar und es herrschte immer noch Krieg. Beute machen stand in der Tagesordnung weit oben, denn es war der Soldersatz für die germanischen Krieger und das römische Kurzschwert die Belohnung. Zuvor gefasste Beschlüsse, Konstellationen oder Angriffsszenarien konnten sich in windeseile auflösen, sich abwechseln oder aufgegeben werden und es zeichneten sich möglicherweise allein schon aufgrund der jeweiligen Wetterlage oder der Laune des Anführers Veränderungen ab und neue Gefechtslagen schienen mehr Erfolg zu versprechen als bereits ins Auge gefasste Zielobjekte. Schon sehr früh zu Beginn meines „Blog Buches“ hatte ich an das nötige Einfühlungsvermögen der Menschen unserer Zeit appelliert sich intuitiv stärker in die Lebensgewohnheiten unserer Vorfahren hinein zu denken. In uns die Kräfte der Rückbesinnung in eine Zeit zu wecken, als noch alles anders war. Man muss sich fallen lassen können um die Gedanken der Altvorderen vor sich auferstehen zu lassen und dann die eigene Phantasie hinzuziehen. Sowohl Willkür als auch Unwillkür waren damals zugleich Antrieb und Ratgeber der Menschen in den archaischen Zeiten. Logik ordnete sich anderen Faktoren unter und besaß einen anderen Stellenwert als heute und berechenbar war nichts. Angriffe nach dem Mondkalender ohne exakte Zeitvorgaben planen zu müssen barg die Gefahr von Fehlplanungen schürte Unsicherheit und machte vieles früh zunichte oder zum Zufallsprodukt. Hier wird spürbar welche Führungskraft in einem Arminius gesteckt haben muss. Entscheidungen fielen oftmals aus der unmittelbaren Situation, ohne große Vorplanung heraus und Gelegenheit macht bekanntlich Diebe. Wollte man anfänglich den römischen Flottenaufbau in der Absicht den Fortgang der Arbeiten zu erfahren nur von Nahem sehen, konnte daraus schnell ein Gefecht werden und genau so konnte es zu Störungen kommen und man musste unverrichteter Dinge wieder abziehen. Und fiel ihnen da nicht urplötzlich wie aus dem Nichts kommend ein römischer Marschzug in die Augen, der sich bedenklich weit nach Osten vorgewagt hatte um vielleicht germanische Fürsten samt ihren Stämmen als Unterstützer für eine neue Politik zu gewinnen oder besser gesagt zu schmieren. Geistig lassen sich viele Denkmodelle durch spielen die uns offenbaren wie zerbrechlich es vor 2000 Jahren zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen zugegangen sein könnte. Angrivarier in nassen Wiesen verfolgten andere Interessen als Cherusker am Weserfluss und Chatten mussten sich in einer waldreichen Mittelgebirgslandschaft anders behaupten und orientieren als die Wattenmeerstämme. Aber alle waren sie in einem Punkt vereint, sie mussten sich den neuen Herausforderungen stellen und sich vor römischen Waffen hüten. Der letzte Krieg der noch im Herbst 16 + unter Gaius Silius präventiv gegen die Chatten geführt wurde könnte für ganz Germanien zum Trauma geworden sein. Denn es lag die Erkenntnis darin, dass das Imperium niemals den Anspruch auf Germanien aufgeben würde, selbst wenn Tiberius 16 + dessen Ende verkündet hatte. Ein fragwürdiges Ende, dass das Imperium hätte jederzeit und das einseitig wieder aufkündigen können. Man entnahm dem brachialen Vorstoß unter Silius mit 30.000 Legionären und 3000 Reitern gegen die Chatten, welches Potenzial immer noch hinter dem Rhein schlummerte. Ob man unter diesen Bedingungen der Anweisung eines Kaiser Tiberius trauen konnte, den Krieg ernsthaft beenden zu wollen war da mehr als fraglich. Dauerhafte Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit demonstriert man nicht mit Verwüstungsaktionen unmittelbar vor einem Waffenstillstand. Man muss sich diese Lage nach den Germanicus Feldzügen aus germanischer Sicht betrachtet bewusst machen. Denn mit einem Reich dessen Armee unter Silius noch mal kurz vor dem Befehl des Kaisers tief in Germanien eindrang, weckte keine Hoffnungen auf einen dauerhaften Frieden in Germanien. Ein tief sitzendes Misstrauen das jeder germanische Stammesfürst verinnerlicht hatte und daraus seine jeweiligen Konsequenzen für das Wohl seines Stamm ziehen musste. Aber eines wird deutlich, nach dem Jahre 16 + sind zwar keine weiteren Schlachten überliefert, aber einen Friedensvertrag gab es auch damals nicht. Und schon gar nicht mit einem Germanenstamm der den Namen Cherusker trug und der schon einmal durch Vertragsbrüchigkeit auffiel. Der römische Rückzug bedeutete noch kein Ende des Krieges und eine nicht offenkundig sichtbare, aber doch schwelende und allgegenwärtige Gefahr weitere Rachefeldzüge durchzuführen, lastete immer noch wie Blei über den germanischen Gaulandschaften und hatte sich in die Seelen der Germanen eingegraben. Die schwierige Phase des Übergangs einen fasst dreißig Jahre andauernden leidvollen Krieg in einen Status quo zu überführen der in Kalkriese möglicherweise noch mal rissig wurde ist da sehr nahe liegend. So verliefen alle römischen Maßnahmen auf germanischem Territorium aus römischer Sicht betrachtet immer noch unter der Prämisse einer Grenzsicherung, Dominanz und Einschüchterung und wenn nötig bei kurzzeitiger Vorneverteidigung. Für Rom war es nach 16 + kein Krieg mehr gleich bedeutend mit dem Ziel der Landgewinnung und er sollte auch nicht der Provinzerschließung dienen, aber man war zur Stelle, wenn die Grenze unter Druck geriet. Und gerade diese besondere Gemengelage in den Jahren zwischen 17 + und 21 + in der Gaius Silius in Germanien residierte offenbart das Fragile am römisch germanischen Verhältnis, denn mit neu zu bauenden Schiffen stieg die permanente Gefahr von Überraschungsangriffen auf die Wesergermanen. Die Stärke der römischen Armee war also trotz der friedlichen Beteuerungen eines Kaiser Tiberius nicht zu übersehen und die Konsequenz daraus war die beschriebene explosive Stimmung, einer Mischung des sich gegenseitigen Belauerns insbesondere entlang der kalten Grenze. Und dafür stand wie kaum eine andere Geländeformation die markante Erhebung des Kalkrieser Berges. Ein Berg mit dem Symbolwert eines schlafenden Riesen, der einst dem Imperium das Fürchten lehrte. In Anspielung auf die Kämpfe in der Niewedder Senke könnte man daher sagen, dass auch schon kleinere Händeleien jeglicher Art in dieser Zeit schnell in Waffengewalt umschlagen konnten, denn man verstand keinen Spaß in jenen Tagen. Als Fazit wäre festzustellen, dass die Region in der Tiberius eigentlich die Lunte austreten wollte noch lange ein Pulverfass blieb. Von Gaius Silius ist noch überliefert, dass er 21 + den Haeduerfürsten Iulius Sacrovir im Ardennerwald besiegte der sich ihm gemeinsam mit dem Treverer Julius Florus entgegen gestellt hatte. Ein Konflikt den man auf die gewaltigen Kriegsleistungen zurück führte, die die Treverer für Rom im Zuge der Germanicus Feldzüge zu leisten hatten. Während dieser Zeit und noch bis 21 + stand Gaius Silius an der Spitze der römischen Verwaltung in Obergermanien. Ob es zum Ende seiner Amtszeit noch zu Kämpfen gegen Arminius kam, der vielleicht sogar noch im Jahre 21 + seine Waffen führen musste und dabei den Tod fand, ist nicht bekannt aber chronologisch denkbar. Denn Arminius soll 21 + verstorben sein, als Gaius Silius Germanien verließ. Sollte er noch bis zuletzt an Kämpfen gegen Silius beteiligt gewesen sein, so könnte dies am Ehestens noch im späteren sächsischen Hessengau an der Diemel gewesen sein. Denn wenn Silius noch einmal in Germanien eingegriffen hätte, dann gegen die Chatten. Im Jahre 15 + reichte es nur Frau und Tochter des Chattenfürsten Arpus zu entführen und im Herbst 16 + entkamen ihm die Chatten erneut und es blieb ihm nur die üblichen Verwüstungen anzurichten ein Wort, das immer stellvertretend für unrühmliche oder nie statt gefundene Schlachten herhalten muss. Für Silius könnten die Chatten schon fasst zum Alptraum geworden sein, da er gegen sie schon zwei Mal den Kürzeren zog und auch Germanicus an der Eder kam seinerzeit nicht wie gewünscht gegen sie zum Zug kam. Dann stünde allerdings der mit Arminius verfeindete Segestes Clan nicht mehr unter Generalverdacht für seinen Tod verantwortlich gewesen zu sein. Nach Gaius Silius setzte an der Grenze zu Germanien eine Ruhephase ein in der sich der von Tiberius proklamierte Frieden bemerkbar gemacht haben dürfte. Aber nur solange wie sich Gnaeus Domitius Corbulo nach 47 + erneut mit den Cheruskern anlegen musste, da diese die römische Reichsgrenze attackierten. Aber welchen Krieg Gaius Silius noch nach 18 + gegen die Chatten führte, den er erst nach zwei Jahren erfolgreich beenden konnte, so wie es die freie Enzyklopädie darstellt, hat sich mir bislang noch nicht erschlossen. Aber eines ist sicher, Gaius Silius sollte er denn am Kalkrieser Berg dabei gewesen sein, überlebte den germanischen Angriff, denn er starb erst sechs Jahre später.(03.12.2019)

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Sonntag, 1. Dezember 2019
Gaius Silius - Er folgte auf Germanicus und war zuständig für besondere Aufgaben
Im voraus gegangenen Kapitel bin ich in einem Randvermerk auf die für mich unklare Quellenlage des Wirkens des Oberbefehlshaber Gaius Silius Aulus Caecina Largus kurz Gaius Silius genannt in Germanien eingegangen. So soll Silius, den man nicht mit Aulus Caecina Severus verwechseln darf, der in der gleichen Epoche in Germanien aktiv war, den Auftrag gehabt haben die römische Flotte an den schiffbaren Flüssen wieder flott zu machen, vor allem sollte er aber neue Schiffe auf Reede legen. Xanten am Niederrhein dürfte dabei eine Priorität zugefallen und müsste demnach aus taktischen Gründen zum Zentrum seiner Bauaktivitäten geworden sein. Römischer Schiffbau war für die Germanen aus der Erfahrung heraus die indirekte Androhung neuer Gewalttaten. So hätte in diesem Jahr 18 + nicht nur die theoretische Möglichkeit bestanden haben können, dass sich Römer auf der einen sowie Cherusker und eventuell weitere germanische Stämme auf der anderen Seite noch einmal sehr nahe hätten kommen können und so wären auch Kämpfe nicht ausgeschlossen. Nach dem das Jahr 17 + nach den gewaltigen Kriegswirren der Vorjahre militärisch unauffällig verlief, trieb die Lage im Jahr 18 + wieder auf eine mögliche Eskalation zu. Und da ich schlussfolgerte, dass Strabo seine Darstellung über den Triumphzug im Jahr 18 + dem Jahr des Flottenaufbaus verfasste, trifft auf dieses Jahr auch noch ein anderer gewichtiger Hinweis aus seiner Feder zu. Denn dann würden die tiefsinnigen Worte von Strabo, dass Arminius selbst „noch jetzt“ kämpfen würde mit jenem Jahr zusammen fallen, in dem Gaius Silius als Oberbefehlshaber auch den Schiffbau, so weit dies überschaubar ist, unter sich hatte. Übrigens stand Silius im gleichen Rang wie vor ihm Varus und war ebenfalls Legat. Das Jahr 18 + als Silius neuen Schwung in die römische Germanenpolitik brachte war also gleichzeitig das Jahr des Strabo, als der darauf hinwies, dass Arminius noch immer im Kampf stehen würde. Ein so viel sagender wie auch kurzer Hinweis. So könnte man sich in Gedanken der Frage hin geben, was Strabo denn darunter verstanden haben könnte und was er damit zum Ausdruck bringen wollte. Holt man etwas weiter aus, so kann man diese Überlieferung von Strabo, eine an sich unscheinbare Bemerkung, die sich auf dem Niveau einer Randnotiz bewegt und daher kaum augenfällig wird, auch schnell überlesen. Aber man muss sie auch hinter fragen, um nicht zu sagen kritisch in Frage stellen dürfen. Kann es denn nicht so sein, dass man um die Zeit als Strabo schrieb alle Kämpfe der beiden Konfliktparteien im Wirkungsraum der ehemaligen Germanicus Feldzüge grundsätzlich dem Cherusker Arminius zu schob, obwohl dieser persönlich gar nicht daran beteiligt gewesen sein musste. Einfach nur aus der bloßen Vereinfachung der Darstellung heraus, dass man Kämpfe in Germanien in jener Zeit immer mit Arminius in Zusammenhang brachte und auch bringen wollte, da es nur so gewesen sein muss und das auch immer nur er hinter allem stecken konnte, dass sich gegen Rom richtete. Denn aus welcher Quelle sollte Strabo geschöpft haben die ihm im Jahre 18 + verriet, dass Arminius noch immer kämpfte. Aber Strabo nannte unmissverständlich den Namen Arminius, wodurch sich auch die Spekulation, ob er nicht eventuell die Germanen in ihrer Gesamtheit gemeint hatte erübrigen könnte. Ungeachtet, ob Strabo nun Arminius in Persona meinte oder darunter alle westgermanischen Stämme verstand, dürfte man damals sich bietende Gelegenheiten genutzt haben um auch noch nach dem Jahr 16 + Furchtlosig- und Wehrhaftigkeit aber auch Angriffsfähigkeit unter Beweis zu stellen. So dürfte es auch zu fortwährenden Streitigkeiten gekommen sein die dank eines gewachsenen germanischen Selbstvertrauens nach den Jahren 16 + und 17 + noch zugenommen haben könnten. Denn in den Augen der Stämme dürfte das von ihnen beanspruchte Territorium nach dem Rückzug Roms nun wieder bis ans östliche Ufer des Rhein heran gereicht sein. Aber Strabo gilt, wenn wir mal vom seltsamen Dissens bei der Altersbestimmung bzw. Abweichung bei Thumelicus absehen als zuverlässig. Und hier schließt sich ein Kreis der nachdenklich macht. Denn im gleichen Jahr 18 + als Silius begann die zerstörte Nordflotte wieder aufzubauen und sich dafür am Niederrhein befunden haben dürfte, da schrieb Strabo in Italien meines Erachtens seinen Bericht über den Triumphzug des Germanicus der in Rom, im Mai 17 + statt fand, nieder. Strabo konnte dies wie dargestellt auch nur im Jahr 18 + zu Papier gebracht haben, da für das Jahr 17 + keine römisch - germanischen Kämpfe überliefert sind, in diesem Jahr es also weder für Arminius noch die Germanen etwas zu kämpfen gab. Denn im Jahre 17 + blieb es nach dem umfänglichen Kräftemessen des Jahres 16 + ruhig. Aber im Jahr 18 + begann sich das Blatt zu wenden und Arminius und seine Koalition hätte wieder etwas zu kämpfen gehabt. Denn im Jahr 18 + schritt in Germanien nach dem verlustreichen Jahr 16 + die besagte römische Aufrüstung wieder voran und sollte sichtbare Formen annehmen. In diesem Jahr 18 + überkreuzten sich die Ereignisse wie der Flottenaufbau sowie der Hinweis auf einen immer noch aktiven Arminius bzw. im übertragenen Sinne ein immer noch kämpfendes Germanien. Aber es sollen noch weitere Argumente folgen mit denen ich eine Auseinandersetzung zwischen Germanen und Römern im Jahre 18 + begründen möchte. Argumente dafür, dass sich die zwei eigenartigen Worte von Strabo, dass nämlich Arminius jetzt immer noch kämpfen würde, auf die Region an der Nordostgrenze des Imperiums, sprich den Kalkrieser Berg bezogen haben könnten. Eine Region in der nach Germanicus der Konsul Gaius Silius Aulus Caecina Largus für die Umsetzung der römischen Politik zuständig war. Es sei hier aber ergänzend hinzugefügt, dass die Beinamen "Aulus Caecina Largus" nicht nur strittig waren sogar sich sogar als irrtümlich bezogen auf Gaius Silius heraus gestellt haben. Denn bei "Aulus Caecina Largus" handelt es sich um eine völlig andere Person, wie 2014 geklärt werden konnte. Ich habe es hier nur thematisiert, weil es als ein beruhigendes Beispiel dafür dienen kann, dass das Studium der alten Geschichte einen nie abgeschlossenen Prozess darstellt und das die Historie selbst auch in unseren Tagen immer noch vom wissenschaftlichen Zugewinn profitiert und die Hoffnung auf neue Erkenntnisse wach hält. Aber im Jahr 0018 Anno Domini schrieb nicht nur Strabo die inspirierenden zwei Worte über Arminius. Aber in dieses Jahr könnte noch ein zweites Schlüsselereignis gefallen sein. Wieder eine Fußnote der Geschichte, wie sie uns so oft bei der Aufarbeitung der Clades Variana begegnet. Der Denkanstoß eines großen antiken Historikers der schnell in Vergessenheit geraten kann, wenn man sich nicht die Mühen einer Analyse auf sich laden möchte. Eine Episode, auf die ich im weiteren Verlauf noch näher eingehen werde.(01.12.2019)

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Donnerstag, 28. November 2019
„Kalkriese“ im Lichte neuer Argumente - Ein profaner Raubüberfall
Zu wissen, wie viel römische Legionäre im Raum Kalkriese kämpften, könnte zu einer der Schlüsselfragen für Grund und Ursache der dortigen Auseinandersetzung werden, denn sich mit germanischen Kontingenten zu befassen dürfte aussichtslos sein. Aber anhand der Anzahl römischer Soldaten ließe sich eventuell ermessen, wie viel Bedeutung man überhaupt diesem rätselhaften Kräftemessen innerhalb der antiken Welt zukommen lassen wollte. Vielleicht ging es im Zeitalter der tiberianischen Geschichtsschreibung auch nur einfach unter und blieb unerwähnt weil man in der Begebenheit keine grundsätzliche Notwendigkeit für eine Berichterstattung erkannte. Denn die griechischen oder römischen Historiker widmeten sich nicht allen Konflikten in Germanien und selbst die großen Auseinandersetzungen sind ihnen oft nur Randnotizen wert. Und was wir so über die antike Geschichtsschreibung aus den Händen von Dichtern, Astronomen oder Geographen erfahren haben, ist mehr als eigentümlich. „Kalkriese“ hat schon viele Fragezeichen produziert. Wollten die Legionäre die in den Engpass von Kalkriese vor stießen denn letztlich überhaupt kämpfen, mussten sie also mit einem offenem Kampf rechnen. Hatte denn ihre Anwesenheit in dem schmalen, teilweise Bach feuchten Korridor mit südlich angrenzendem Berganstieg und nördlich vorgelagerter Moorlandschaft möglicherweise einen völlig anderen Zweck und Charakter, als dort eine Gefahr oder ein Risiko einzukalkulieren sich also verteidigen zu müssen. Waren die römischen Streitkräfte, oder hatten sie sich überhaupt darauf vorbereitet hier von ihren Waffen Gebrauch machen zu müssen, waren sie also letztlich nicht vielleicht in einem völlig anderen Auftrag unterwegs der keinen Waffeneinsatz erwarten ließ. Hatten sie etwa einer Order zu folgen, die kampflos verlaufen sollte. Dies könnte dann auch die vielen zivilen Gerätschaften unter den Funden erklären helfen. Sie sprechen jedenfalls diese Sprache und es klingt nicht danach, dass man sich einem bevorstehenden Kampf zu stellen bzw. ihn zu befürchten hatte. Alles trug daher vielmehr die Züge einer unplanmäßig und überraschend vorgetragenen germanischen Attacke die Verwirrung auslöste, die unverhofft über sie herein brach und die hastige und überstürzte Fluchtbewegungen in die unterschiedlichsten Richtungen auslöste. Hier war anfänglich keine vorgewarnte und umsichtige römische Kolonne auf dem Marsch, die nach allen Richtungen zu observieren hatte. Hier wähnte man sich solange in Sicherheit bis man die ersten untrügliche Anzeichen dafür erkannte, dass ein Überfall drohte. Und hier war demnach wohl auch kein Varus unterwegs, der sich nach den Worten von Cassius Dio am dritten Tag bereits dem Ende seiner Tage nahe sehen musste und sich der drohenden Gefahr bewusst gewesen war. Es schien sich dort nicht um die dramatische Schlussphase einer mehrtägigen Auseinandersetzung zu handeln in der man gegen alle Vernunft noch immer über reichhaltig Bargeld verfügte und zudem umgeben war mit Glocken tragenden Maultieren. Ganz so, als ob man der Überzeugung war, es gäbe jetzt noch Hoffnung darauf, etwas von alledem retten zu können. Sich sogar am heran nahenden letzten Kampftag noch ausgestattet mit hinderlichen Maskenhelmen einem Nahkampf zu stellen ist nicht nur unpraktisch, sondern kann sich für den Träger auch als störend erweisen oder gar tödlich enden. Denn metallene Masken schränken den Sichtwinkel ein und wecken auch unliebsame Begehrlichkeiten, stellen aber, ob man sie nun trug, im Gepäck oder an der Gürtelschnalle mit sich führte in kritischer Lage immer überflüssigen und entbehrlichen Ballast dar. Dem gesamten Verlauf nach so wie wir es Cassius Dio entnehmen können wirkt es auf Basis des Fundmaterials unlogisch und Militär strategisch nicht haltbar. In Kalkriese werden die römischen Soldaten meines Erachtens wohl in anderer Eigenschaft unterwegs gewesen sein, als sich in einer Verzweiflungstat eine letzte Chance zu erkämpfen. Beeindruckendes gemischt mit Imponiergehabe wollte man bei dieser Mission zum Ausdruck bringen. Denn im römischen Reich waren zu dieser Zeit Gesichtsmasken, die die Regungen der Legionäre unkenntlich machen sollten, den repräsentativen Anlässen vorbehalten. Gedacht für Schaukämpfe der römischen Reiterei in den Arenen jener Zeit, wo man mit ihnen auf zeremoniell pompöse Weise in inszenierten Auftritten römische Macht und Prunk versinnbildlichen und symbolisieren wollte. Glänzende Parademasken waren das sichtbare Attribut für Triumph, aber für ernste Kämpfe untauglich und nicht gedacht für den harten Einsatz im Feld. In Kalkriese konnte und wollte man es sich offensichtlich erlauben und es riskieren sie zu tragen bzw. sie mit sich zu führen. Die explosionsartig verteilten Funde bedecken ein größeres Terrain. Und es werden daran sowohl Fluchtrichtungen und Absetzbewegungen erkennbar die dorthin führten, wo man sich einen Ausweg erhoffte. Es lassen sich aber auch Kampfnester davon ableiten die erkennen lassen, dass man sie dort bereits erwartete oder ihnen folgte. Der eingestürzte Teil eines Wallabschnittes des Marschlagers deutet daraufhin, dass hier einer der Ausgangspunkte des Kampfes gelegen haben könnte. Ein offensichtlich fehlendes kompaktes Fundareal in einem möglichen Zentrum deutet darauf hin, dass es früh nach der ersten Feindberührung schon zu Fluchtverhalten kam. Der viel zitierte germanische „Schlachtentourismus“ dürfte sich nur auf lukrative Teile konzentriert haben, während man Kleinteile unbeachtet ließ und nicht unter die Grasnarbe schaute. Teile aber, die der heutigen akribischen Archäologie nicht entgangen sind bzw. mit denen sich ein Hot Spot der Auseinandersetzung zentrieren ließe. Kurz aber heftig ließe sich vielleicht das Szenario beschreiben. Ein Argument für einen überraschenden Überfall und keine langen Verteidigungsbemühungen. Die Überfallenen suchten das Weite und entkamen soweit es die Geographie zuließ. Im unmittelbaren Schlachtfeld also im Umfeld des relativ klein dimensionierten römischen Rastlagers fand man daher bisher auch nur acht Knochengruben die sich 17 Menschen im Alter zwischen zwischen 20 und 45 Jahren zuordnen ließen. Relativ wenig um damit ein umfangreiches Schlachtgeschehen im Kern der Ereignisse plausibel begründen zu können. Sodass uns diese wenigen Knochenfunde auch nichts über die Mannstärken verraten können, die sich einst an dieser Stelle gegenüber standen. Die wenigen Funde lassen eine Rekonstruktion nicht zu und helfen uns somit gegenwärtig nicht weiter, zumal weitere Skelettteile bislang nicht entdeckt werden konnten. Man könnte also auch davon ausgehen, dass es sich bei den beigesetzten Skeletten nur um die zu Tode gekommenen Römer handelte, die sich im Zentrum des Kampfgeschehens den Germanen bis zuletzt zur Wehr gesetzt hatten und nicht flüchten konnten oder wollten. Da keine weiteren menschlichen Knochenreste aufgespürt wurden, ließe sich daraus schließen, dass sich viele Römer absetzen konnten und ihnen somit auch die Flucht gelungen sein könnte. Legionäre die einzeln oder in Gruppen flüchteten könnten zweifellos auch später noch getötet worden sein und ihre Überreste könnte man, wenn überhaupt also nur mit sehr viel Glück zerstreut im weiteren Umkreis finden. Ein Gesamtbild, das aber den Schluss zulässt, dass in Kalkriese nur ein kleiner Anteil römischer Legionäre den Tod fand, aber die meißten entkommen konnten oder im Umkreis fielen. Dies wäre wiederum ein Hinweis dafür, dass es in Kalkriese zu keiner länger andauernden frontalen Auseinandersetzung zwischen Römern und Germanen kam. Die bislang ergrabenen Wallreste eines Lagers boten etwa 3.000 bis 4.000 Soldaten Raum, Schutz und Unterkunft, wobei die Stärke einer Legion zwischen 3.000 und 6.000 Mann schwanken konnte. Nur aus dem Vorhandensein dieser Strukturen zu schließen, das Lager wäre erst oder könne nur im Zusammenhang mit den Kämpfen errichtet worden sein, ist nicht nachweisbar. Anzunehmen, man könne von der Größe also der Dimension des ergrabenen Rastlagers und dem darin unterbringungsfähigen Personalbestand auch auf die Gesamtstärke der bei Kalkriese kämpfenden Legionäre schließen ist daher ebenfalls nicht haltbar. Denn die bei Kalkriese unterlegenen Römer können die maximale Belegungskapazität des ausgegrabenen Rastlagers sowohl über - als auch unterschritten haben. Das an dieser Stelle existierende Marschlager könnte dort also zweifellos auch schon länger vorhanden gewesen sein und bereits vor den Kampfhandlungen bestanden haben. Es wurde aber erst im Zuge der Kämpfe zerstört. So muss die Kapazität bzw. das personelle Fassungsvermögen dieses Lagers auch nicht mit den an der Schlacht beteiligten Legionären korrespondiert haben. Ursprünglich einmal könnte das Lager den römischen Einheiten auf dem Hellweg von der Ems zur Porta Westfalica schon einige Jahre lang als Etappenlager für kleinere Marschbewegungen einzelner Legionen gedient haben. Über zusätzliche provisorische Zelt- oder Barackenlager in der Nähe oder innerhalb des Lagerkomplexes könnte es vorübergehend auch eine Erweiterung bzw. Aufstockung erfahren haben wie man es mit vielen Kleinlagern bei Bedarf gehandhabt haben dürfte. Aufgrund dieser Unsicherheitsfaktoren ist die Dimension der am Kampf beteiligten Legionäre auch nicht einschätzbar. Es kann sowohl zu einem Scharmützel einiger tausend Römer, als auch zu einem darüber hinaus gehenden Gefecht gekommen sein, ebenso kann es aber auch wesentlich kleinere Ausmaße angenommen haben. Aber die Tatsache, dass die Germanen an diesem sehr weit westlich gelegenen Schauplatz einen Kampf für sich entscheiden konnten weist auf eine zahlenmäßig eher überschaubare römische Kampfeinheit in dieser Region hin. Es war ein auf sich gestellter Heereszug der isoliert von größeren Verbänden unterwegs war und einer Richtung folgte deren Ziel wir noch ergründen müssen. Das Kampfgebiet befand sich nach 16 + außerhalb der neuen imperialen Grenzziehung bereits mitten in Germanien und dort in etwa im Grenzgebiet von Ampsivariern und Angrivariern mit einer Tendenz zu den Erstgenannten. Waren germanische Kampfverbände zahlenmäßig überlegen, so konnten diese für einen römischen Marschzug zwangsläufig immer zu einer Gefahr werden. Der Frage nach zugehen wer sich germanischerseits hier zusammen getan haben könnte, möchte ich noch nach gehen. Aber im Hinblick auf die umfangreichen finanziellen Hinterlassenschaften und die anderen wertvollen Transportgüter kann es sich auch um ein Aufeinandertreffen vor dem Hintergrund eines profanen Raubüberfalls gehandelt haben. Raubzüge und Überfälle missgünstiger Stämme auch untereinander waren seinerzeit nicht unüblich wie wir auch von Cassius Dio erfahren haben, denn damals hatte auch Varus Legionäre zum Schutz von Transporten abgestellt. Aber römische Maultier Karawanen versprachen sicherlich bessere Beute. Man wollte auf Basis dieser Theorie also im Schlauch bei Kalkriese demnach keinen Varus und auch keine Legionen vernichten, man wollte sich schlicht und einfach in den Besitz der Werte bringen. Hier waren also keine germanischen Patrioten, Sittenwächter oder Stammesverteidiger am Werk. Das Pekuniäre und andere interessante Dinge könnten allein schon ein ausschlaggebender Grund dafür gewesen sein, diesen Marschzug zu überfallen. Es wäre demnach nur eine minder schwere Auseinandersetzung gewesen, die daher auch historisch keinen bedeutsamen Wiederhall oder Niederschlag gefunden hat, weil sie ohne größere strategische Auswirkung blieb. Ein peinliches Ereignis allemal, das man nicht thematisiert hat oder es nicht für nötig hielt es hervor zu heben, zumal es einen Ausgang zum Nachteil des Imperiums nahm, wie es auch noch andere ähnliche andere gegeben haben dürfte. Denn die antiken Historiker haben uns bekanntlich keine Liste über alle Gefechte in Germanien hinterlassen. Ob man dem Vorfall schon den Stellenwert einer Schlacht oder gar Clades zuschreiben sollte und ob es diese hohe Einstufung verdient, ist fraglich. Eine strittige Interpretation für den Schlachtenhorizont Kalkriese hat sich auf die letzten Stunden der Varusschlacht verständigt, als die Feinde Varus immer näher kamen. Varus wäre es demnach selbst unter ungünstigsten Bedingungen noch gelungen, bis in die letzte Phase des Endkampfes enorme Geldsummen den Germanen vorenthalten zu können. Schätze und Werte samt medizinischem Gerät vor allem aber Gegenstände die man selbst im Defiliergefecht noch bis zuletzt in eigener Obhut behalten konnte und wollte, obwohl sich an den Vortagen der Niedergang bereits deutlich abzeichnete und die wie ein Köder gewirkt hätten. Aber der interessante Fundhorizont, die Suche nach der passenden zeitlichen Zuordnung, die Örtlichkeit und die Erwartungshaltung auf weitere spektakuläre Funde werden uns als Anreiz um alles in einen plausiblen Kontext zu setzen sicherlich noch lange beschäftigen. In der Einführung hatte ich bereits darauf hingewiesen, dass uns Strabo aus seiner Darstellung des Triumphzuges noch vieles mehr hinter lassen hat, auf das es sich lohnt einzugehen. In der Kapitelabfolge bewege ich mich aber immer noch auf den Spuren die uns Strabo über den Cheruskerfürsten Segestes hinterließ. Der Mann, dem die römische Welt und deren Oberschicht später viele Kenntnisse verdankt, deren Wahrheitsgehalt ich allerdings für fraglich halte. Aber im Zusammenhang mit einer rätselhaften und eben von jenem Strabo verwendeten Wortwahl spielt hier an einer unerwarteten Stelle urplötzlich ein völlig anderes Thema mit hinein, dass sich nicht ausklammern lässt. Denn wer hätte je gedacht, dass man dem Text aus der Feder von Strabo auch etwas Interessantes in Bezug auf die These von einer möglichen „Varusschlacht nördlich von Osnabrück“ abgewinnen kann. So gerät das Thema „Kalkriese“ unverhofft mit in die „Segestes - Verschwörung“ hinein und man kann die beiden Säulen der Geschichtsforschung nicht von einander trennen. Aber der Reihe nach. Wenn auch Tiberius im Herbst 16 + den weiteren Krieg gegen die Germanen untersagte, so musste es dem Imperium doch daran gelegen sein auch weiterhin das wichtige natürliche Bollwerk nämlich die Rheingrenze zu sichern, die zu den fragilsten Abschnitten im ganzen römischen Reich zählte. Die Zahl der am Rhein stationierten Legionäre war folglich nicht unerheblich, wie sich nicht nur anhand von Hochrechnungen ermitteln lässt. Und diese Soldaten wollten und mussten auch nach dem Beschluss von Kaiser Tiberius in den Folgejahren beschäftigt werden bzw. wollten beschäftigt sein, denn den vielen Soldaten nur das Wache schieben zu verordnen, dürfte schon damals nicht im Sinne einer nahezu alles beherrschenden Großmacht gewesen sein. Als Germanicus Germanien für immer verließ und seine Reise nach Rom antrat um zu seinem Triumphzug am 26. Mai 0017 pünktlich zu sein, nahm er meines Erachtens auch Segestes seine Familie sowie die zahlreichen Gefangenen mit. Statt ihm blieb der mit ihm nachgewiesenermaßen eng befreundete Gaius Silius am Rhein zurück und übernahm seine Funktionen die teils im defensiven Bereich lagen, aber wenn nötig auch begrenzte operative Züge tragen durften. Tacitus nannte Gaius Silius etwas nebulös einen Moderator also einen Vermittler, obwohl Silius weit aus mehr war als das. Vermutlich traf er aber mit seiner Wortwahl den Nagel auf den Kopf, denn um diese Zeit war auf römischer Seite in Germanien mehr ein Moderator als ein Feldherr vonnöten. Denn in Germanien galt es nun nach der Entscheidung von Tiberius neue Leitlinien zu ziehen nach dem man von zukünftigen Angriffskriegen mit dem Ziel neue Provinzen zu schaffen Abstand nahm. Dauerhafte Grenzsicherung zu betreiben lautete nun die Devise die schon im Zuge der von mir thematisierten „Tiberianischen Landwehr“ östlich von Köln durch Sugambrerland deutlich wurde. Aber gleichzeitig musste man immer imstande sein auch zukünftig Angriffe, also begrenzte Feldzüge und Kommandoaktionen östlich des Rheins im Sinne dieser Strategie umzusetzen. Dies sollte Bestandteil des neuen Prinzips, heute würde man sagen der Militärdoktrin sein. Denn eine starre Grenze hätte sich taktisch als fatal und sich als ein Zeichen von Schwäche im Sinne von Einschanzen erweisen können. Denn es galt auch weiterhin östliche Regionen die der eigenen Versorgung dienten und von keinem schützenden Rhein mehr abgeschirmt wurden, nicht aus der Kontrollzone zu entlassen. Weitere militärische Präventionen also Vorwärtsverteidigungen gehörten daher zur Gesamtstrategie und die Vorgabe an Silius war es möglicherweise die beiden germanischen Distrikte Ober- und Untergermanien auf die neue Gefechtslage vorzubereiten, die Truppenteile zu koordinieren, sie also nach Tacitus zu moderieren. Dazu diente fortan die römische Streitmacht auf der westlichen Rheinseite. Permanente Abschreckung bei nötiger Offensive war den Germanen gegenüber glaubhaft zu machen. Germanien sollte also immer im Auge behalten werden, aber ohne in Gänze vom Land Besitz ergreifen zu wollen. Das war das Gebot der Zeit und die Herausforderung an die römische Staatsmacht. Eine frühe Festlegung in Form einer Selbstbeschränkung, die über die gesamte Zeit in der das römische und später weströmische Reich in Germanien existierte Bestand haben sollte. Dies führte in der Konsequenz zu einer epochalen Weichenstellung, die der Varusschlacht den historisch gewichtigen Stellenwert in der deutschen Frühgeschichte einbrachte und eine Zeitenwende besiegelte. Ein Ergebnis daraus ist die Tatsache, dass sich fortan der Rhein zu einer heute noch spürbaren Kultur- und Dialektgrenze entwickelt hat. Das östliche Germanien sollte im Status quo verharren und kein germanischer Stamm sollte sich auch nach den letzten Kämpfen im Herbst 16 + völlig sicher fühlen dürfen. Der Moderator Gaius Silius hatte seit dem Jahr 13 + neben Lucius Munatius Plancus das Zweite Konsulat inne. Der erste Konsul Plancus war selbst bereits in Germanien als er Germanicus 14 + half einen Aufstand meuternder Legionäre zu verhindern. Auch Gaius Silius stand von Beginn der Germanicus Feldzüge im Jahre 14 + an der Seite von Germanicus und für ihn wurde schon 15 + aufgrund seiner besonderen Verdienste und Erfolge zu seinen Ehren in Rom ein Triumph organisiert. Die Tatsache, dass man einen Zweiten Konsul auf Dauer und einen Ersten Konsul in einer schwierigen Lage nach Germanien entsandte unterstreicht die Bedeutung Germaniens für das römische Reich in jener Zeit. Ein Germanien in dem bereits ein Cäsar kämpfte und vermutet wird, dass der spätere Kaiser Augustus auch schon bis nach Trier kam. Das man den Zweiten Konsul Gaius Silius nach dem Ende der Germanicus Feldzüge mit der Verwaltung Germaniens beauftragte verdeutlicht erneut den hohen Stellenwert, den die Region für Rom besaß und das gewachsene Sicherheitsbedürfnis an der Nordflanke, dem man Rechnung zu tragen hatte.

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An dieser Stelle sei ein Exkurs in die freie Enzyklopädie (Wikipedia) angebracht die mir zwar in vielerlei Hinsicht bei der schnellen Quellensuche hilfreich ist und auf deren Basis ich meine Kenntnis je nach Bedarf über den Buchbestand der Universitätsbibliothek Trier aufbessere, ergänzend hinzuziehe und vervollständige bzw. abgleiche. Der man aber auch mit einer gewissen Skepsis begegnen sollte. Unter Gaius Silius (Konsul 13) ist zu lesen, dass er im Jahre 13 + zum ordentlichen Konsul ernannt wurde. Des Weiteren, dass er „im Jahre 18 mit dem Aufbau der Flotte beauftragt wurde und das er einen Kriegszug gegen die Chatten führte, bei dem er erst nach zwei Jahren erfolgreich war“. Wikipedia bezieht sich in diesem Fall auf die Literatur und gibt als Quelle die „Prosopographia Imperii Romani“ an sowie „Ronald Syme“. Im Zuge meiner Recherche konnte ich diese Werke noch nicht einsehen und muss daher meine Schlussfolgerungen daraus unter Vorbehalt stellen. Der zitierte namhafte Ronald Syme war von 1948 bis 1952 Präsident der "Society for the Promotion of Roman Studies" also der "Roman Society" und gilt unbestritten als ein Experte dieser Epoche. Das es sich aus der antiken Literatur heraus lesen ließ, dass Gaius Silius im Jahre 18 + den Auftrag bekam den Aufbau der römischen Flotte in Germanien zu übernehmen steht im Kontext zu den Ereignissen nach dem Germanicus Germanien verließ. Denn Gaius Silius war bis 21 + Oberbefehlshaber des Ober Germanischen Heeres. Das aber dem Wikipedia Hinweis zu entnehmen ist, dass und das noch nach 18 + Gaius Silius zwei Jahre benötigte um die Chatten zu bezwingen halte ich nicht für schlüssig, denn er hätte sich damit den Anweisungen des Kaiser Tiberius widersetzt. Zudem hätte sich ein erneuter zwei jähriger Krieg in Germanien nicht mehr mit der Zielvorstellung von Grenzsicherung oder Vorneverteidigung rechtfertigen lassen und ich konnte es bislang auch keiner antiken Quelle entnehmen. Wegen der erschwerten Recherche werde ich mich im weiteren Verlauf Formulierungen bedienen müssen, die dem Rechnung tragen.

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Für das Jahr 18 + was auch logistisch nachvollziehbar ist, ist zu lesen, dass Silius begann die einst zerstörte römische Flotte wieder aufzubauen. Eine an sich konsequente militärisch logistische Maßnahme die die Neuausrichtung an der Germanenfront belegt und dem Geiste der neuen Grenzstrategie nicht widerspricht. Im östlichen Terrain vor dem Rheinlimes durfte sich keine germanische Bedrohung mehr zusammen ballen können. Die abseitig siedelnden Wesergermanen werden während dieser Zeit alle römischen Aktivitäten misstrauisch aus der Distanz begleitet haben und mussten aufgrund der römischen Strategie zwangsläufig immer mit einem Aufflackern neuer Kämpfe, die auch gegen sie gerichtet sein konnten rechnen. So werden sie eine Schutzzone im Sinne einer Frühwarnabsicherung zu ihrem Territorium aufgebaut haben. Eine Grenzziehung ab der sie sich unmittelbar bedroht fühlten und zu den Waffen rufen mussten. Sie werden ihre geographische Westgrenze besonders im Auge behalten haben und sie könnte sich östlich des Rheins in unbekannter Region und Tiefe befunden haben um noch rechtzeitig reagieren zu können. In der zweiten Hälfte des Jahres 17 + steckte der neu ernannte Befehlshaber Gaius Silius demzufolge noch in der Sondierungsphase um sich mit der neuen Lage vertraut zu machen. Aber mit dem Jahr 18 + stand der an ihn ergangene Befehl zur Umsetzung an und man erwartete erste Erfolgsnachrichten. Denn ab 18 + nahm Gaius Silius gemeinsam mit Aulus Caecina Severus und dem übrigen Führungsstab den Flottenaufbau in Angriff. Vermutlich die erwartete Ersatzmaßnahme für die zahlreichen im Jahre 16 + an der Küste zerschellten Schiffe. Dazu müssten sie sich zwangsläufig an den Wasserwegen aufgehalten haben. Also an Flussabschnitten an denen sich in dieser Zeit Werften bzw. Plätze befanden, wo man leichte Fluss – oder Küstenschiffe herstellen konnte. Möglicherweise auch Werften in denen germanische Schiffbauer für sie gegen Lohn tätig gewesen sein könnten. Bootsbau, der nicht unbedingt nur im linksrheinisch römischen Besatzungsgebiet statt gefunden haben muss. Da der Mittelrhein vis a vis der Lahnmündung weniger zum Gefahrenbereich zählte, könnte man diese Arbeiten auch an mehreren geeigneten genügend wasserführenden Flüssen angegangen haben, möglicherweise sowohl am Niederrhein als auch an kleineren Flüssen wie Ijssel oder Ems etwa bei Rheine oder Emsdetten. Zwischen Rheine und dem vermuteten Drususkanal „der langen Renne“ liegen etwa drei Tagesmärsche oder 58 Kilometer. Und von Rheine aus sind es wiederum lediglich 3o Kilometer bis zum magischen Kalkrieser Berg. Wenn schon Weser oder Elbe nicht mehr erreichbar waren, so könnte man annehmen, dass zumindest der Flussverlauf der Ems bevor sie in Richtung Quelle um die westfälische Bucht nach Osten bog als der östlichste und ebenfalls nach Norden entwässernde Grenzfluss die Funktion eines vorgeschobenen Limes besaß oder aber inmitten eines Kontrollraumes lag, den das Imperium noch für sich beanspruchte. Somit könnte es sich bei dem Kalkrieser Berg als dem westlichsten Ausläufer der Mittelgebirgskette, um ein von weitem aus sichtbares Landschaftselement gehandelt haben, das eine geographisch markierende Funktion zur Germania Magna bildete. Gaius Silius oder andere Legaten könnten sich 18 + auch noch bis ans linke Ufer der Ems gewagt bzw. sich dort aufgehalten haben um die dortige Lage bei den Ampsivariern zu inspizieren und vielleicht sogar den Fortgang von Schiffsbauarbeiten zu kontrollieren. (28.11.19)

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