Dienstag, 27. Dezember 2022
Valengau und Chattenland - Der Nethegau zwischen Varusschlacht und Irminsul.
An der Egge und im Falengau wo im historischen Sinne damals der Osten begann, tobten die Römerschlachten und die Sachsenkriege zuerst. Aber ein großes Rätsel bleibt, wo lebten in dieser Zeit die Cherusker und wo blieben sie ab. Man verfügt über antike literarische Anhaltspunkte und kann daher die Suche nach ihnen in der Region aufnehmen in der sich ihr späterer Stammesname Falen erhalten hat, den man wahrscheinlich mit "V" wie Valen schrieb. Darauf basierend lassen sich nach dieser Theorie auch ihre ihre Siedlungsgebiete definieren, also räumlich zuordnen. Denn es war dies neben weiteren Gauunterteilungen der alte germanische Nethegau der nach Süden hin das einstige Stammesgebiet des cheruskischen Fürstenhauses abgegrenzt haben könnte, während die Poppenburg an der Leine den nördlichen Endpunkt darstellte, die als im Valengau befindlich überliefert ist. Es war die Landschaft in der einst die Cherusker sesshaft waren die später als Valen ihren Platz in der Geschichte einnahmen. Eine neue Theorie nährt die Hoffnung, dass es so war und sich hinter den Valen die Cherusker verbergen was aber einem umfänglichen Folgekapitel vorbehalten sein soll. Und um sich in diese Epoche des frühen Mittelalters hinein zu denken, sollte man sich auch vor Augen halten, dass hier im Süden des Nethegau sowohl die Cherusker und Chatten und folglich auch die Falen und Hessen in engster Nachbarschaft zueinander lebten. Es ist aber um in sich das Zeitgefühl zu schärfen noch ein kurzer Blick auf jene Phase fällig in der das weströmische Reich zerbrach und die Franken begannen dieses Machtvakuum zu füllen. In dieser Zwischenzeit lassen sich die Cherusker als Stamm, also sowohl unter ihrem Namen als auch bezogen auf ihre Wohngebiete literarisch längst nicht mehr greifen und den Namen Falen kannte die Literatur noch nicht, obwohl der Name schon seit antiken Zeiten in Gebrauch war wie es sich noch darstellen lässt. Über die Jahrhunderte betrachtet hatte die Geschichte die beiden germanischen Stämme eng miteinander verbunden. Sie kamen der Überlieferung nach zwar nicht in den begehrten Besitz eines Legionsadlers, dürften aber auf andere Weise abgefunden worden sein. Und weder die spätere sächsische Südexpansion die von den Falen einvernehmlich absorbiert wurde noch die fränkische Machtausdehnung nach Nordosten werden das gemeinsame gute Verhältnis von Falen und Hessen untergraben haben. Da sich keine Bodenfunde zum sprechen bringen lassen hilft da nur unser Gehör weiter und man sollte auf die Mundarten und Dialekte der Region achten, wenn man ihre alten Stammesgrenzen umreißen oder wieder finden möchte. Denn nur das Vorherrschen und die Einflussnahme fälischer Dialekte im einst chattischen Nordhessen lassen erkennen, wo man damals wie heute die Suche nach den Grenzen dieser zwei Völker aufnehmen muss. Nimmt man etwa den Abstand von Scherfede an der Diemel, ein Fluss dem man eine bedeutsame Grenzfunktion zugestehen kann bis Wolfhagen nahe der Benrather Sprachgrenze, so ist diese Zone nur rund 24 Kilometer breit. Ein Korridor in dem sich die ganze Bannbreite des gegenseitigen Zusammenlebens erkennen lässt und die Verflechtung der Stämme deutlich wird. Man blickt auf eine Übergangsregion in der sich sprachlich belegen lässt, dass dort nie die sächsische Zunge den Ton angab und sich immer nur Falen und Hessen begegneten aber auch die den Angrivariern entstammten Engern sesshaft waren, die sich aber sprachlich schwer isolieren lassen. Und selbst als Karl der Große kam gab es in der Folge keine nachweisbaren also überlieferten Auseinandersetzungen im kriegerischen Sinne zwischen den dort siedelnden Völkern. Es war ein Streifen in dem sich dialektisch nachweisbar die jeweiligen Wohngebiete überschnitten und sogar von Dorf zu Dorf ihre Zugehörigkeiten wechselten. So lebten die Falen und Chatten an der Südgrenze eng und vermutlich relativ friedlich miteinander, obwohl sie unterschiedlichen antiken Altvölkern entstammten und den Chatten keltische Wurzeln innewohnten. Da die hessische Landbevölkerung eine gleichmütigere Mentalität aufgewiesen haben könnte darf man annehmen, dass sie sich der fränkischen Macht bereitwilliger beugte und sich damit nicht so schwer tat wie ihre nordischen Nachbarstämme. Aber dann kündigte sich in der Geschichte Mitteleuropas eine große Wende an, denn kein Ereignis war prägender als die Schlacht auf den katalaunischen Feldern im Jahre 451 +. Der Hunneneinfall zwang damals die linksrheinischen Völker angeführt von Flavius Aëtius, den frühen Merowingern und den Westgoten ihre Wehrkräfte für die letzte Großschlacht der Völkerwanderung in Mitteleuropa zu bündeln. Nun standen sich erstmals nach dem Ende römischer Macht jedoch in neuen Allianzen wieder Ost – und Westvölker gegenüber und die neuen Westvölker schlugen nun die Schlacht zu der das römische Imperium nicht mehr imstande war, da es nicht mehr existierte. Die alte römische Rheingrenze schien wieder darüber zu entscheiden wer sich welchem Lager zugehörig fühlte. So kämpften rechtsrheinische Franken und Burgunden gegen linksrheinische Franken und Burgunden und die im Osten ansässigen Ostrogoten gegen die inzwischen in Südfrankreich siedelnden Visigoten. So schlugen sich auch die Völker zwischen Weser und Elbe auf die hunnische Seite und wenn Langobarden und andere germanische Kontingente auf dieser Seite Erwähnung finden, dann darf man auch davon ausgehen, dass an der Schlacht auch Stammesangehörige beteiligt waren, die sich einst Cherusker und später Valen nannten. Das in Germanien unter Augustus entstandene Feindbild gegen alles Linksrheinische fand im Zuge der Hunnenschlacht wieder neue Nahrung und der diagonal verlaufende Rhein wurde wieder zur Schnittstelle und spaltete die Völker des Kontinents. Und was später religiöse Verklärung und Geschichtsschreibung aus der Schlacht explizit den Hunnen machte glich dem Muster der Sachsenkriege für die man es übernahm. Die Vorentscheidung wer im zentralen Europa zukünftig die Macht inne haben sollte fiel demnach in diesem Jahr als sich die unterlegenen Hunnen und Ostgoten vom Schlachtfeld zurück zogen und sich die hunnischen Überlebenden zunächst rechts des Rheins neue Siedlungsgebiete in unterschiedlichen Regionen suchten die bis in den Schwarzwald reichten und in der Literatur auch unter dem Namen Hunaland mehrfach Erwähnung finden, während andere Teilnehmer der rechtsrheinischen Allianz in ihre angestammten Wohngebiete abwanderten. Wo es 451 + etwa 442 Jahre nach der Varusschlacht zur Niederlage der Ostvölker kam lässt sich bis heute noch nicht befriedigend beantworten. Und es verdeutlicht wie problematisch sich Schlachtfeldsuche erweisen kann, was übrigens auch für die Schlacht auf dem Lechfeld gilt die nochmal 504 Jahre nach der Hunnenschlacht ausgetragen wurde. Irgendwo zwischen Chalons sur Marne und Troyes sollen die Hunnen zum Abzug gezwungen worden sein, was als Sieg gewertet wird. Die aus rechtsrheinischem Blickwinkel betrachtet verlorene Hunnenschlacht ermunterte die linksrheinischen Sieger auch wieder einen begehrlichen Blick nach Osten zu werfen. Aber anders als in antiken Zeiten prallten nach dem Chlodwig sich 496 taufen ließ nun auch die unterschiedlichen Glaubensvorstellungen zwischen Christen und Arianern aufeinander was für zusätzlichen Hass und Zwietracht sorgte. Als im Jahr 526 der Ostgotenkönig Theoderich der arianischen Glaubens war verstarb, der den rechtsrheinischen Stämme und Völkern ihre Selbstständigkeit garantierte und über sie eine Schutzmachtfunktion ausübte, nutzten die katholischen Merowinger das entstandene Vakuum auch um ihren Missionsgedanken in den Osten zu tragen, was später unter den Karolingern in die Sachsenkriege mündete. Möchte man auf den Urknall für die Gründe kriegerischer Auseinandersetzungen in Mitteleuropa stoßen und dies nicht schon in den Römerschlachten erkennen, dann fällt Theoderich eine wichtige Funktion zu, denn er wachte besonders über das Reich der Thüringer die sein Tod quasi über Nacht den Franken gegenüber wehrlos machte. Denn nur fünf Jahre nach seinem Tod besiegten sie es 531. Aus Sicht der Falen rückte der Feind wie in alter Manier jedoch in Gestalt der merowingischen Franken erneut aus dem Westen an. Ab dem 6. Jahrhundert rissen die Wellen fränkischer Durchmärsche und Eroberungszüge nicht mehr ab. Man stellte sich im Falenland darauf ein, es wurde zur leidigen Routine und auch die politische Abhängigkeit wuchs. Auf Theudebald folgten Clothar I und Chlodwig, nach Karl Martell kam Pippin der Jüngere und Karl der Große und auf die fränkischen Kriegszüge folgten zwangsläufig die sächsisch/fälischen Raubüberfälle zunächst wie überliefert ist an den Rhein bei Deutz und später in Richtung Niederrhein und nach Nordhessen. So wurde es zur bitteren Tradition, dass sich nach den römischen Feldherren die Geschichte mit einer langen Unterbrechung zu wiederholen schien. Der einst von Rom ins Germanentum getragene Volkszorn bekam neue Nahrung und der Hass kehrte sich gegen alles Fränkische. Das im Durchzugkorridor liegende Ostwestfalen mit seinen fälischen Bewohnern geriet somit früh in in den Sog fränkischer Abhängigkeit und wurde zur Tributpflicht gezwungen. Eine Methodik die Unterwürfigkeit eines Volkes festzuschreiben und eine Zeit in der man davon ausgehen kann, dass der Irminsul Truncus schon lange aufrecht stand. Der Tod des Frankenkönigs Theudebald 555 + der zum nachweislich ersten Aufstand der Weserstämme gegen die Merowinger führte fällt in eine Epoche die die Geschichtswissenschaften noch der germanischen Völkerwanderung zurechnen, die man nach gängiger Lesart „offiziell“ erst 568 + für beendet erklärte. Fränkischer Gepflogenheit nach zu urteilen konnte es auch in diesem Jahr nur ein großes „sächsisches“ Heer gewesen sein, dass man damals schlug denn so schrieb man es auch in die Reichsannalen, obwohl es vermutlich mehrheitlich von den Nethegau Falen getragen war, da die sächsische Unterstützung aus dem Norden um diese Zeit noch auf sich warten ließ. Die Spirale der Gewalt begann sich zu drehen und der Gegenschlag erfolgte ein Jahr später unter Chlotar I. Vermutlich an der unteren Diemel wurde der Versuch gemacht sich die dortigen Falen „216 Jahre vor Irminsul“ Untertan zu machen. Jene Merowinger insbesondere ihre Fürsten die ins römische Erbe eingestiegen waren und in den zerfallenen Gemäuern einstiger Paläste und Villen residierten. Sie zogen ihren Nutzen aus den pompösen baulichen Hinterlassenschaften des römischen Westreiches und ihre Kraft aus dem noch existenten militärischen Komplex der schon damals in der Region um Heristal an der Maas Tradition gehabt haben könnte. Woher sie letztlich ihren Willen nahmen um ihre Macht mit Gewalt nach Osten auszudehnen kennt diverse Theorien die hier aber nicht in Betracht gezogen werden sollen. Aber den Merowingern verdanken wir es, dass nach den Ausführungen der antiken Historiker im Zuge der römischen Germanenkriege, also nach einer langen Epoche literarischer Stille erstmals wieder Licht in die Region des heutigen Ostwestfalen fällt. So wurden sie zum Bindeglied, dass sich zwischen das römische Imperium und das auf sie folgende Karolingerreich schob. Die Merowinger, selbst germanischen Ursprungs hatten sprachlich und historisch mit den „Westfalai“ noch eine enge Verbindung aus der möglicherweise auch noch verwandtschaftliche Wurzeln existierten und Verständigungsprobleme sprachlicher Art gab es zwischen ihnen nicht. Es ist sogar überliefert wonach sich Sachsen also Falen unter fränkische Kriegergruppen mischen konnten, ohne das man sie am Aussehen oder ihrer Sprache erkennen konnte. Die Merowinger hatten nach ihrer Abwanderung nach Westen große Anteile keltischen und römischen Wesens in sich aufgenommen was sie anderen Stämmen gegenüber zu einem überlegenen Volk machte und ihnen Vorteile verschaffte. Als sie sich nach Osten aufmachten erweckte dies nicht nur unter den Bewohnern an der Diemel den Anschein, als ob der alte Feind in neuen Rüstungen wieder auferstanden war was sie zwang die einstige Varusallianz wieder zu neuem Leben zu erwecken. Man verbündete sich und die alten Kultstätten dürften wieder Zulauf bekommen und an Bedeutung gewonnen haben. Zu neuem Glanz erwacht dienten sie wie in allen Zeiten wieder als Kraftorte und man nutzte sie für politische Zusammenkünfte. Das man am fränkischen Hofe nahezu allen rechtsrheinischen Bewohner die Sammelbezeichnung Sachsen gab und sie keinen Unterschied zwischen den Sippen und Stämmen machten diente aufgrund der zahlreichen Kleinstämme der Vereinfachung was man ihnen nicht verdenken kann und so darf man es ihnen zugestehen sich für den Sammelnamen Sachsen entschieden zu haben, der links des Rheines schon lange geläufig war. Er hatte sich nach den großen Völkerumwälzungen sprachlich eingebürgert und die Vielzahl der Stämme samt ihrer einstigen, neuen oder vorübergehenden Wohnsitze ließe sich auch für die Franken nicht mehr auseinander halten. Aber man verstand unter ihnen zuvorderst jene Bevölkerung die in den Territorien siedelten und aus ihnen nach Süden abwanderten in denen zu Zeiten der Römerkriege u.a. Angrivarier und Langobarden lebten. Hier im Nethegau am südlichen Ende des Valengau im Schutz der Egge staute sich dieses Völkergemisch, das sich lange vor der großen Geschichte verbergen konnte und in das sich auch die einst dort siedelnden chattischen Folgestämme integriert hatten. Erst Karl der Große begann 775 die Stämme zu relativieren bzw. zu unterteilen und erwähnte einen neuen Stamm, nämlich den der „Westfalai“. Da Auseinandersetzungen zwischen den dort ansässigen Falen und den sächsischen Neubürgern nicht überliefert sind darf man von in sich ruhig verlaufenden Stammesverschiebungen ausgehen und man beschwor in der Folge einen gemeinsamen Kampfeswillen. Blickt man in die südlich angrenzenden Territorien so waren es dort die Chatten die als Hessen ebenfalls im 6. Jhdt. unter den Einfluss der merowingischen Franken gerieten. Erfüllt vom Machtstreben und beseelt vom Missionsgedanken ließen sich diese Gebiete im Gegensatz zu Sachsen offensichtlich ohne größere Auseinandersetzungen kolonisieren und annektieren. Erster historischer Höhepunkt war es, als Bonifatius 723 die Axt an die Donareiche setzte. Dies geschah noch unter dem Schutz der Soldaten von Karl Martell, da der hessische Widerstand um diese Zeit offensichtlich noch nicht völlig gebrochen war. Aber schon ein Jahr nach der Fällung konnten die Franken dank Bonifatius bereits das Kloster Fritzlar samt Bistum Büraburg gründen und 744 folgte das Kloster Fulda etwa 110 Kilometer südlich der Diemel. Im Vordergrund stand für die Franken die Ausweitung ihres Machtgebietes nach Norden wo man sich explizit die Regionen am Weser – und Wiehengebirge sowie die norddeutsche Tiefebene bis zur Küste einverleiben wollte. Im dort lebenden großen sächsischen Stammensverbund war man sich im Widerstand gegen das Frankenreich einig und die Zerstörung der Kirche von Deventer im Januar 772 dem eine Provokation des ehrenwerten Lebuin voraus gegangen sein soll, soll die Sachsenkriege ausgelöst haben. So entschieden sich die Franken auf dem Reichstag in Düren in die Offensive zu gehen. Der erste vom ausgeprägten Siegeswillen getragene und noch im gleichen Jahr erfolgte massive Vorstoß richtete sich jedoch nicht gegen die sächsischen Stämme um Deventer, sondern in die 200 Kilometer östlich davon liegende Region an der Diemel wo man gedachte schneller in Zentrum der Sachsen vorstoßen zu können. Im Verlauf dieses Feldzuges eroberten sie auf dem Obermarsberg zunächst die Eresburg und überschritten dann die Diemel um den Irminsulkult zu beenden. Nach dieser Theorie befand sich die Sul östlich von Borlinghausen, sodass sich der Marsch über das Sintfeld vermeiden ließ und man statt dessen wohl die südlichen Ausläufer der Egge umrundete. Karl verließ folglich nahe Scherfede das Diemeltal und betrat damit erstmals sächsisches Kernland, das einstige Stammesgebiet der Cherusker die man später Falen nannte. Hier stieß 772 eine militärisch gut gerüstete Armee auf eine kampftechnisch und personell unterlegene vielleicht auch überraschte und unvorbereitete Grenzbevölkerung. Sie kollidierte dort aber nicht nur mit der paganen Denkweise der Einheimischen, sondern traf auch auf eine Bevölkerungsschicht die den alten Traditionen am Ort der Irminsul treu geblieben war. Es war für Karl 772 ein erfolgreicher Feldzug den die Sachsen aber schon im Folgejahr 773 mit der Zerstörung des Klosters Fritzlar beantworteten. Aus welchen Stammesgruppen oder Sippen sich diese Krieger zusammen setzten, ob es mehr das Kirchengold war das sie reizte und es weniger galt heidnischen Kampfeswillen zu demonstrieren und aus welchen Regionen sie anrückten um die Irminsultat zu rächen und ob es sich auch gegen die hessischen Bewohner richtete lässt, sich nicht ergründen. Aber es dürften in erster Linie die in Grenznähe lebenden Falen daran beteiligt gewesen sein. So verbarg sich hinter der fränkischen Gegenreaktion wohl weniger das Ziel die hessische Landbevölkerung zu schützen, als vielmehr ihre Sorge den Zweck ihrer christlichen Mission gefährdet zu sehen. Die Reaktion darauf war die siegreiche Schlacht der Franken 775 unter der Brunsburg auf die wiederum ein sächsischer Rachefeldzug stattfand im Zuge dessen sich 778 die Abtei Fulda bedroht sah, wo man mit den sterblichen Überresten von Bonifatius sogar die Flucht vor ihnen ergriff. Grundsätzlich blieb man aber auf hessischer Seite passiv, denn Kriegszüge ihrerseits sowohl gegen die fränkische Inbesitznahme finden keine Erwähnung und ebenso schienen sie sich nicht an fränkischen Feldzügen gegen die Falen beteiligt zu haben, denen man möglicherweise wie in alten Zeiten immer noch loyal gegenüber stand. Man wusste was es heißt in der Nähe der Grenze zu den heidnischen Sachsen christliche Missionsarbeit zu betreiben und die fränkische Niederlage 782 am Süntel führte dazu nun alle Mittel zu ergreifen um mit letzter Konsequenz wie es die Vorgehensweise 782 in Verden an der Aller zeigte den Krieg für sich zu entscheiden. Vor dem Hintergrund, dass die nur vereinzelt überlieferten sächsischen Raubzüge unterschiedlicher Gruppen in die fränkischen Rheinlande nicht automatisch für das Ansinnen sprechen, dass diese sich dort auf Dauer neue Siedlungsgebiete erschließen wollten, darf man davon ausgehen, dass es nicht die Absicht der Franken war eine sächsische Siedlungsbewegung über die Benrather Diemel Linie hinaus nach Nordhessen mit Gewalt unterbinden zu müssen. Damit dürfte sich nicht begründen lassen, dass die Franken ihren Vorstoß über den Nethegau begannen. Somit blieben sich die Falen in ihren Wohngebieten sesshaft und man kann davon ausgehen, dass sich auch immer noch Teile jener Bevölkerung am Irminsulplatz einfanden die südlich des Oberen Bördeweges siedelten und sich den alten gemeinsamen Traditionen verpflichtet fühlten die sie gemeinsam mit den Falen pflegten. Hätte es keinen fränkischen Überfall auf die Eresburg und keine Zerstörung der Irminsul gegeben wären die Klöster in Hessen möglicherweise verschont geblieben und nie von den Falen attackiert worden. Da es schon 772 in Herstelle zu einem Austausch sächsischer Geiseln kam schien auf den ersten Blick betrachtet der Widerstandswille unter den Nethegau Falen schnell gebrochen gewesen zu sein, was sich aber als Irrtum heraus stellte und die Geiselnahme änderte auch nichts daran, dass sie deswegen auf die Zerstörung von Fritzlar verzichteten. Für die Hessen die nun als Vasallen ins fränkische Staatswesen integriert wurden waren die Falen über Nacht keine Feinde geworden und so dürfte sich aus den Beziehungen untereinander die bis in die Dorfgemeinschaften reichten im Diemelland nichts verändert haben. Zudem ist an keiner Stelle schriftlich hinterlegt, dass sich die hessische Bevölkerung auf fränkischer Seite am Kampf gegen Falen oder Sachsen beteiligte. Vor der südlichen Haustür der Falen stand jetzt zweifellos die fränkische Staatsmacht, so dass die Hessen mit denen die Falen einst gemeinsam über die Grenzlande gewacht hatten nicht mehr die Partner von einst waren sich aber in einem gemeinsamen Großgau wieder fanden. Aber in dieser nun spannungsreichen Region mussten auch die Hessen Abstriche an alten Gepflogenheiten machen denn die Franken hatten mit der Halbierung des großen Hessengau in einen sächsischen und einen fränkischen Gau auch den darin siedelnden Hessen ihre alten Besitzansprüche beschnitten in dem sie sich über sie gestellt hatten, so wird man auf beiden Seiten gut beraten gewesen sein die Lage nicht zu überspannen. Folgten die Grenzziehungen in der Germanenzeit noch groben Landmarkierungen, so strebte man es im Zuge fortschreitender Zivilisation an, die Grenzen exakter definieren zu wollen sie also nicht mehr dem Ungefähren wie etwa einem Quellursprungsgebiet, Gebirge, Wald oder einer Sumpflandschaft zu überlassen. Politische Einflussnahme auszuüben wie man es in Franken verstand setzte eine verbesserte Kenntnislage voraus und das dies auch die Ziehung präziserer Gaugrenzen beinhaltete war die Konsequenz. Aber diese Recherche in die Ursprünge soll noch etwas weiter ausgreifen, denn um es transparenter zu machen bedarf es wieder einer Gesamtbetrachtung der geopolitischen Lage wie sie sich im Ostfrankenreich entwickelte. Und in diesem erstmals im 8. Jhdt. namentlich erwähnten „sächsischen Hessengau“ in dem sich Cherusker und Chatten immer schon arrangierten war man es gewohnt sich zu tolerieren und zu akzeptieren. Gemeinsame Wurzeln, Blutsverwandtschaften die bis in die vor römische Zeit zurück reichten, Tradition und Nutznießerschaft wachten über das alte Bündnis bis in die Frankenzeit hinein. Und in der gemeinschaftlichen Nutzung der Bördelandschaft war die Allmende also die gemeinschaftlich Bewirtschaftung das Maß dem sich auch Karl der Große unterwarf aber er wollte die Region nach seinem Willen mithilfe der Diözesen unter fiskalischen Gesichtspunkten gestaltet wissen, was im fälischen Bauernstand auf dauerhaften Widerstand stieß. Nun theoretische Beweise vorlegen zu können die dafür sprechen, dass die Irminsulzerstörung im direkten Zusammenhang mit der Varusschlacht steht, dürfte auf manchen Altgermanisten zunächst verstörend wirken. Es sei daher der tröstliche Hinweis gestattet, dass auf diese mögliche Verbindung zu Beginn dieser Historienserie „Die Clades Variana – Vom Sommerlager in den Untergang“ im Jahr 2017 zu keiner Zeit hingearbeitet wurde. Denn das Zusammenfallen dieser zwei deutschen Nationalereignisse zeichnete sich erst ab als sich Varus dem „Teutoburgiensi saltu“ so eindeutig näherte und es erkennbar wurde, dass er damit jene Landschaft betrat in dessen Umfeld die Forschung aufgrund von Recherchen und Literaturhinweisen auch den Standort der Irminsul in Betracht zieht. Damit nimmt das im Jahr 772 Geschehene nicht nur historisch bedeutsame Züge in Bezug auf die Christianisierung an, es drängt sich damit auch der Verdacht auf, dass hier das Ereignis des Jahres 9 + Pate gestanden haben könnte und somit dort zwei schicksalhafte Schauplätze miteinander verschmolzen. Es sich also nahe Borlinghausen ein Kreislauf schloss der seit Jahrhunderten gärt dem aber bislang der theoretische Unterbau fehlte. So tilgte man möglicherweise erst an jenen heißen Hochsommertagen des Jahres 772 und das zweifellos unbeabsichtigt die letzte Stätte der Erinnerung an die Römerschlacht in Ostwestfalen. Obwohl sich das Wissen um die Existenz der Irminsul an jener Stelle in der Bevölkerung noch über eine lange Zeit erhalten haben dürfte, schweigen sich sich alle nach 772 greifbaren Quellen über ihre Position und Lage aus und selbst minimale Anhaltspunkte, die über die fränkischen Reichsannalen hinaus gehen, lassen sich nicht auftun. Dafür lassen sich in einem anderen Forschungskomplex zahlreiche Hinweise finden mit denen sich die Fragen nach dem Standort beantworten lassen könnten. Bezüge zur Irminsul die bislang unerkannt blieben, da man dort nicht nach ihnen suchte. Die damit verbundene Recherche ergab, dass anders als häufig diskutiert Irmin auch kein Gott war und auch nicht sein konnte woraus sich im Umkehrschluss die These erhärtet, dass es sich bei Irmin um Arminius handelte. Damit ließ sich ein scheinbar auf ewig fest geschriebenes klerikal geprägtes Vermächtnis, dass dem Katholizismus als Grundlage der Missionstätigkeit diente als Irrweg entlarven und den damaligen Geschehnissen der Mantel religiöser Verklärung nehmen. Fehlschlüsse und Interpretationen die dazu geeignet waren die Forschung jahrhundertelang in die falsche Richtung zu lenken. Aber im Kern bleibt es sich gleich, denn Gedenkstätten errichtete man zu allen Zeiten und in erster Linie an jenen Orten an denen eine höhere Gewalt eine Schlacht zu Ende gehen ließ und dies bestimmte auch den Standort der Irminsul. Der erste Schritt auf dem Weg zur Örtlichkeit führt über das Jahr 772 und dem was die Germanen bzw. deren Nachfahren von der Stätte übrig ließen und was sich davon bis heute erhalten haben könnte. Als Karl der Große in diesem Jahr die Eresburg einnahm und kurz darauf die Irminsul zerstörte waren gewaltige Umbrüche im Leben der Falen und Sachsen sowohl im gesamten heutigen Niedersachsen, als auch im Norden und Westen von NRW und natürlich im ostwestfälischen Betrachtungsraum die Folge. So sollte man in dieser Region vielleicht von der gängigen Formulierung „Sachsenkrieg“ abweichen und ihn den “Falenkrieg“ nennen, denn dort siedelten in erster Linie Falen deren Ahnen unstrittig die Cherusker waren und es waren keine Sachsen denen man an dieser Stelle die Schaffung einer Irminsultradition zuschreiben könnte. Allerdings hatten sich die Siedlungsgebiete der Völker in nachgermanischen Zeiten gegenüber den alten Stammesgrenzen im Laufe der Jahrhunderte und das je nach den gegebenen geographischen Möglichkeiten räumlich verschoben. Möchte man in diesem Zusammenhang an eine Irminsulstätte denken, so wird immer deutlicher, dass Karl der Große diese Identität stiftende Hinterlassenschaft entweder zu eliminieren hatte oder sie im christlichen Sinne umwidmen musste um einem möglichen wieder erwachenden Schulterschlüssen zwischen Falen und Hessen entgegen zu wirken. Hier nahe Borlinghausen befand sich ein über die Jahrhunderte für alle identifikationsstiftender Mittelpunkt wo man sich im traditionellen Sinne in das zeremonielle Geschehen dieses überregional bedeutsamen Ortes einbrachte und die Erinnerungskultur bewahrte. Und auch von dieser zentralen Weihestätte ging der Widerstand aus der sich gegen die neuen Machthaber richtete. Und die dort in enger Nachbarschaft lebenden Stämme sahen sich auch in der Pflicht für das zum Thingplatz gewordene Denkmal die funktionale Verantwortung zu übernehmen und könnten sich auch die rituellen Aufgaben am Irminsulkomplex bis zu seiner Zerstörung geteilt haben. Und es würde erklären, dass Germanicus acht Jahre nach der Varusschlacht auch nicht zufällig einen gefesselten chattischen Priester namens Libes neben anderen Gefangenen der römischen Menge vorführte. Dem ließe sich entnehmen, dass auch schon zu Varuszeiten Chatten und Cherusker im religiös zeremoniellen Sinne gemeinsame Sache gemacht haben könnten. War auch das Wissen um die Errichtung der Irminsul im Zusammenhang mit dem einstigen Geschehen zu Arminiuszeiten in den Wirren und Umschichtungen der Völkerwanderung aus dem Volksgedächtnis entschwunden und war der alte Truncusstrunken vielleicht auch schon etwas ramponiert oder renovierungsbedürftig, so fiel dem Ort im Zuge des zunehmenden fränkischen Machtstrebens wieder ein neue Bedeutung zu. Man versammelte sich in seiner Nähe und suchte die Verbundenheit. Und mangelnde Wehrhaftigkeit wollte sich sowieso kein Sachse vorwerfen lassen. Gegenseitige Kontaktaufnahme funktionierte nur auf dem Wege von Präsenz Versammlungen und Orte wie der allen bekannte heilige Platz an der Irminsul wurden zu wichtigen Anlaufstätten. Und natürlich waren derartige Ritualorte noch bis heute Gift für jede Besatzungsnation denn sie trugen den Geist der Rebellion in sich. Zusammenkünfte und Kommunikation mussten unterbunden und als solches dauerhaft eliminiert und unkenntlich gemacht werden. Dem trug der fränkische Leitkodex in Form der karolingischen „Capitulatio de partibus Saxoniae“ überdeutlich Rechnung. 782 verabschiedet, regelte er auf rigorose Weise das Versammlungsverbot dann, wenn es nicht vom Gaugrafen angeordnet wurde. Aber nicht minder von Bedeutung war ein weiterer Passus woran man unter den Franken großen Wert legte. Denn man baute mithilfe der Priesterschaft eine Kontrollinstanz auf die dafür Sorge zu tragen hatte, dass es zu regelmäßigen und offiziellen Versammlungen unter Aufsicht des Grafen zu kommen hat. Und sicherlich nicht grundlos traute man auch den berufenen und eingesetzten sächsischen Grafen nicht. So ist es vorstellbar das der, der der Einberufung einer Pflichtversammlung nicht ordnungsgemäß nach kam schnell in den Verdacht der Abtrünnigkeit geriet und die Priesterschaft hatte es im Auge. Aber hier sollte vor allem die Macht konspirativer Verabredungen gebrochen werden um neue Gewaltausbrüche zu unterbinden. Thingplätzen gleiche Stätten und natürlich der Ort der Irminsul werden dazu gehört haben. Man stellte das Aufsuchen solcher Orte unter Strafe oder verband sie mit dem neuen Glauben. Gründe lassen sich immer finden, wenn man nach Grenzverschiebungen trachtet und Eroberungen zu rechtfertigen versucht. Aber unter dem Vorwand und Deckmantel christlicher Mission ließen sie sich besser kaschieren und begründen. Und alles was dem dienlich war wurde von den Franken in diesem Sinne gedeutet und so kam es ihnen gelegen der an die Varusschlacht erinnernde Gedenksäule auf geschickte Weise einen heidnischen Bezug zu unterstellen um ihre Zerstörung zu rechtfertigen. Die Franken waren darin geübt kulturelle Traditionen zu eliminieren oder zu lenken aber der Standort der Irminsul bot ihnen somit noch eine zusätzliche Möglichkeit um ihn im missionarischen Sinne nutzen zu können. Man erhob die Sul zu einem heidnischen Götzensymbol und sprach ihr damit die Bedeutung und Funktion eines sächsischen Gottes zu, den sie nie hatte. Ein Akt der sich mit Leichtigkeit vollziehen ließ, da selbst die einheimische Bevölkerung den wahren Grund für ihre Existenz nicht mehr kannte. Da den Franken bewusst war, dass sich die Tradition nicht in kurzer Zeit auslöschen ließ waren sie vor die Frage gestellt, ob man die Kultstätte mit christlicher Symbolik ausfüllen sie Fortbestehen lassen, oder sie besser zum verbotenen Terrain erklären sollte. Da aber verbotene Orte immer schon attraktiv waren entschloss man sich zu einer Zwischenlösung auf die noch näher eingegangen werden soll. Aber wie ging es in der Übergangszone scharf an der Grenze zwischen Franken und Sachsen weiter wo einst die Irminsul ihren Platz hatte, die wie eine Grenzpfosten gewirkt haben könnte und wo man fabuliert, dass darunter spätgermanische oder frühmittelalterliche Völkerallianzen ihr geraubtes Gut aufgetürmt haben könnten. Die von den Franken unter Gewalt vollzogenen Umsiedelungen der Falen hatten sich besonders auf den Nethegau verheerend und entleerend ausgewirkt, das Spannungsfeld hatte sich aufgelöst da die Franken im Zuges ihres Vordringens nach Engern, Ostfalen und darüber hinaus die fälisch/sächsischen Racheaktionen beendeten. Die Bedrohung der Klöster war gebannt und aus fränkischer Sicht hatte die Grenzgaukonstruktion ihre Funktion erfüllt. Für den im sächsischen Hessengau lebenden einst chattisch geprägten Bevölkerungsanteil hatte sich Normalität eingestellt und wer fränkisch oder sächsisch gesinnt war, oder wem der Spagat der Neutralität gelang hatte nichts mehr zu befürchten wenn er sich an die Regeln der Kirche hielt. Aber allen dürfte der einstige Standort der Irminsul gut bekannt gewesen sein und schon zu Zeiten der Merowinger hatte man von diesen Ort erfahren und ihn als eine Stätte der Kultur und Widerstandes ausgemacht. So darf man auch annehmen, dass sie verstärkt ins Blickfeld fränkischer Interessen geriet und die Franken keinen besseren Ort finden konnte wenn sie ein Exempel statuieren wollten. So stand die Zielrichtung im Jahre 772 für den Frankenherrscher schon früh fest und der erste Konflikt musste sich zwangsläufig auf die Grenzregion nahe Borlinghausen konzentrieren. Die Geschichtsforschung stellte sich schon immer die Frage, warum man ein so bedeutsames „Nationalheiligtum“ wie die Irminsul zumal man es fälschlicherweise immer für den Ausdruck eines sächsischen Götterbildes hielt so weit in den Süden des Sachsenlandes platziert hatte und wo man immer stark die Eresburg oder den Desenberg im Visier hatte. Aber letztlich war es eine an sich logische Schlussfolgerung für die die Forschung bislang nur keine gute Erklärung parat hatte. Sie sollte also in Grenznähe zum chattisch/hessischen Nachbarvolk gestanden haben wo man sie doch eher zentraler und somit an einem geschützten Ort mitten im Sachsenland erwartet hätte. Aber Karl brach nun mal in Marsberg auf und der Weg den er zur Irminsul zurück zu legen hatte war nach Auslegung aller Quellen auch nicht weit. Man schmiedete daher ohne Beweise vorlegen zu können und mangels besseren Wissens an der These, dass es vielleicht sogar mehrere Irminsulexemplare verstreut im ganzen Lande möglicherweise sogar bis zur Nordseeküste gegeben haben könnte. Eine skurrile Vorstellung die sich wenig mit einer dem norddeutschen Flachland entstammenden Küstenbevölkerung in Einklang bringen lässt. Aber die Endstation der Varusschlacht lässt sich nachträglich nicht verschieben und ihr von Arminius geschickt eingefädelter Verlauf hat letztlich auch über den Standort der Irminsul entschieden. So beantwortet sich bei genauem Hinsehen die Standortfrage im Zuge der Varusschlachttheorie von selbst. Denn weder Cherusker noch Chatten konnten nach dem Ende der Varusschlacht ahnen, dass es mal eine eigens für ihren Sieg ins Leben gerufene und überaus langlebige Erinnerungsstätte geben würde. Und sie konnten erst recht nicht wissen, dass die Region vor dem Saltus Jahrhunderte nach dem sie dort kämpften wieder zum Kriegsgebiet und Zankapfel werden würde, als dort die Franken eine künstliche man könnte sie schon Staatsgrenze nennen, an der Südseite des Nethegau zogen und der naheliegende sächsische Grenzort Helmern 937 von den konradinischen Franken verwüstet wurde. Und zweifellos und fasst schon erwartungsgemäß sollte sich die ungünstige Position der Irminsul in dieser Region aufgrund ihrer gefährdeten Grenzlage auch als äußerst fragil erweisen, wurde daher schon beim ersten Vorstoß Karls des Großen zu einem lukrativen Angriffsziel und konnte der Zerstörung nicht entgehen. Aber soviel sei vorweg genommen, der einstige Standort der Irminsul befindet sich in einer landschaftlich betrachtet ausgesprochen eindrucksvollen aber auch reizvollen Lage. Ein Ort, dem sich schon auf den ersten Blick ansehen lässt, dass er für rituelle Zwecke nahezu wie geschaffen war und wenn die Theorie zutrifft, dann sollten sich im Nahbereich dazu auch das letzte Varuslager und der Knochenhügel befinden.(27.12.2022)

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Donnerstag, 15. Dezember 2022
Zur karolingischen Neuordnung der Gaulandschaft nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ - Die Kartographie konservierte das Schlachtfeld.
Dieses Kapitel, dass zum nach - mit - und hinein denken animieren soll, befasst sich mit dem Großraum in dem sich dieser Theorie nach einst die Varusschlacht vollzog. In der Gestalt eines Marschgefechtes ließen sich zwei Hauptkampfstätten heraus arbeiten, wobei im Zentrum dieser Betrachtung nur der letzte Teil steht. Es ist der Streckenabschnitt zwischen dem Geländepunkt als Varus den Nordrand der Warburger Börde bei Schweckhausen erreichte, so wie es sich auch der Schrift von Cassius Dio entnehmen lässt und von wo aus er auf die Route des „Oberen Bördenweges“ in westliche Richtung zum Saltus einschwenkte. Im Sinne des Leitmotivs „Geschichte vergeht – Landschaften überdauern“ besteht dieser Abschnitt aus einer umfangreichen Stoffsammlung und wurde dadurch zum bislang längsten seit Beginn dieses Internet Buches im Jahr 2017. Denjenigen die sich der Thematik bisher nur oberflächlich widmeten mag es zunächst wie eine Zumutung erscheinen andere, die sich mit dem bislang verbreiteten Eintagsbrei nicht länger abspeisen lassen möchten werden wissen, worauf sie sich beim Lesen näher einlassen könnten. Den einstigen Ereignissen auf die Schliche zu kommen um Erklärungen anzubieten erforderte natürlich ein hohes Maß an Aufarbeit. Und da Geschichte ein fließender Prozess ist lässt es sich nur schwer in Einzelkapitel aufsplitten. So soll hier vor dem Hintergrund von Varusschlacht und Irminsul auch der Überlegung Raum gegeben werden, was schon vor der Jahrtausendwende im Betrachtungsraum geschah um das Zustandekommen und Zusammenleben unterschiedlicher Bevölkerungsströmungen im Wechselspiel der Epochen zu hinterfragen. Somit wird daraus auch ein Feldversuch eingebettet in das schwierige Umfeld jahrtausendealter Siedlungsbedürfnisse in dem eine antike Schlacht im Mittelpunkt steht. Das aber auch die Kartographie des 19. Jahrhunderts dabei helfen könnte, den beiden großen Mysterien der deutschen Geschichte einen Schritt näher zu kommen war nicht zu erwarten. Damit gemeint sind die Werke der Herren Karl Spruner von Merz und Theodor Menke, die sich wie ein roter Faden nicht nur durch dieses Kapitel ziehen werden, obwohl sie den etwas abwertenden Namen Handatlas tragen. Und die darin liegende historische Substanz verspricht neue Einblicke und mehr Transparenz und das nicht nur in die Brennpunktregion der Geschehnisse des Jahres 9 +, sondern auch darüber hinaus und er wartet noch mit einem seltsamen Namenseintrag auf mit dem sich noch einige Kapitel beschäftigen werden müssen. Und auch bei diesem Abschnitt trägt das Wissen um seinen Schluss dazu bei die Vorgehensweise und den Aufbau so plausibel wie möglich zu gestalten und neue Anregungen zu vermitteln, vor allem aber um die Argumentationslinie deutlich werden zu lassen. Half bislang ein empirisches und indizienbezogenes Herantasten unter Hinzuziehung aller Argumente, Hinweise und Quellen um zu entdecken wo 9 + letztlich die Legionen nach einem mehrtägigem Marsch unter gingen, so gilt dies nun als überwunden, denn die eingeschlagene Methodik führte zu dem Ziel, dass sich die Lokalität auf den Landstrich um Borlinghausen eingrenzen ließ. Aber damit nicht genug, denn es bieten sich noch weitere Möglichkeiten an mit denen sich Begründungen liefern lassen um das Endschlachtszenario an diesen Ort binden zu können. Optionen die aus vielen Richtungen zufließen und historisch Belastbares enthalten. Nach ihnen Ausschau zu halten und sie aufzutun um damit die Ereignisse zusätzlich zu untermauern wird im weiteren Verlauf angegangen, denn nicht nur die Kartographie leistete ihren Beitrag. Und es kommen neue Hinweise hinzu mit denen sich auch ein Weg zur einstigen Stätte der Irminsulzerstörung bahnen lässt und sich die Theorie erhärtet, dass sie einst dort ihren Platz hatte wo Varus sich ins Schwert stürzte. Es ist zunächst die Duplizität von zwei geschichtsträchtigen Ereignissen wie sie schon andere Historiker äußerten die erkannten, dass beide Mythen miteinander in Verbindung gestanden haben könnten. Aber es soll daraus noch eine Triplizität werden, denn die Sagenvariante spielt der Varusschlachttheorie dieses Internetbuches ebenfalls unübersehbar in die Hand, sodass auch die Legende um die Drachentötung nicht ausgeklammert werden wird. Auch in diesem Zusammenhang wird sich der interessierte Leser in absehbarer Zeit mit verblüffenden Kombinationen und neuen Überlegungen befassen müssen die Verwirrung und Sprachlosigkeit hinterlassen werden. Und zwar wenn sich zeigt, dass die Schreckensgestalt des Drachen nicht wie häufig dargestellt, mit dem Feldherrn Varus identisch war, aber trotzdem den Verlauf der Varusschlacht widerspiegelt. Aber zurück ins Kapitel. Bislang wurden quer durch die Epochen Theorien über die Varusschlacht präsentiert, die sich aber allesamt auf schwankendem Boden bewegten, da sie sich auf unscharfe Konturen stützten und Logik missen ließen was letztlich zu abweichenden Schlussfolgerungen verführte, so dass man zwangsläufig die Stätte verfehlen musste. Dadurch gelang es bisher auch nicht dem gesammelten geschichtlichen Wissen den einen Schauplatz entreißen zu können. Lässt man sich auf die begründbare Vision ein, dass sich das einstige Gefechtsfeld der Varusschlacht quer durch den Nethegau erstreckte, dann wünscht man sich auch eine Vorstellung davon zu haben, wie die Landschaft nahe dem „Teutoburgiensi Saltu“ vor 2000 Jahren ausgesehen haben könnte und ob sie zur Zeit der Sachsenkriege noch ein ähnliches Bild abgab. Und als Nächstes folgt schon die Frage, wo sich denn darin die Siedlungen ihrer einstigen Bewohner befunden haben könnten. Aber nach Landkarten aus beiden Epochen sucht man vergeblich. Möchte man mit Hilfe regionaler Untersuchungen einen Aufschluss über die damalige Beschaffenheit bekommen um auf die vom Boden abhängige Siedlungsqualität zu schließen, dann böten sich Baumsamenanalysen an um den einstigen Bewuchs ermitteln zu können, aber selbst ein Ergebnis dürfte uns nur wenig befriedigen, denn eine Landschaft lebt von zahlreichen Einflüssen. Folglich ist man bemüht es sich mit Plausibilität zu erschließen, wenn man heraus finden möchte für welche Flecken sich unsere Altvorderen einst für ihre Behausungen entschieden. Vereinfacht könnte man sagen guter ebenerdiger Boden wurde bewirtschaftet und somit auch offen gehalten, in Hanglagen ließ man Baumbewuchs zu, sumpfiges Gelände mied und fischreiche Gewässer bevorzugte man, Erzabbaustätten waren begehrt und zu Nachbarstämmen war man auf vorsichtige Distanz bedacht. Verhältnisse und Bedingungen wie sie sich auch über die Ortsnamenforschung erschließen lassen. Und da wo es sich leben lässt siedelte man sich an aber ihre Spuren hinterließen die Menschen auch auf kommunikativen Wegen. Dazu gehört es, dass sie ihre Ansiedelungen unterscheidungsfähig machten um sie auffindbar zu machen und dafür Bezeichnungen ersannen aus denen sich später Ortsnamen entwickelten. Das dieser Prozess in Ostwestfalen bereits zu Zeiten der Kelten seinen Anfang nahm ist nachvollziehbar, denn Endungen die keltischen Traditionen folgen sollen finden sich sowohl links- als auch rechts des Rhein. Östlich des Rhein sollen es bevorzugt die Orte sein, die mit „lar“ enden und sich auf älteste Ansiedelungen zurück führen lassen. Sie haben sich zwar im Betrachtungsraum an der Nethe nicht erhalten, aber im Großraum treten sie in Erscheinung wie etwa Bredelar oder Goslar. Geschichtlich greifen lassen sich die Orte zwischen Egge und Weser erst mit Beginn der Sachsenkriege im frühen Mittelalter respektive ab 772 dem Schicksalsjahr der damals im Nethegau siedelnden Menschen. Geschichtliche Erwähnungen zurück greifend ins 7. Jhdt. oder darüber hinaus als die Völker noch wanderten liegen nicht vor, möchte man vom möglichen ptolemäischen Hinweis „Stereontion“ zu Brakel einmal absehen. Keimzellen von Zivilisationen zeichnen sich oft durch ihre Plateaulage oder die Nähe zu einem Fluss ab wie etwa Marsberg, die kleine Akropolis an der Diemel aber auch das günstig gelegene Fischerdorf Herstelle an der Weser und somit dürfte beider Gründungszeit weit zurück in die Frühgeschichte reichen. Man nutzte die günstigen Höhenrücken wo der Bau von Verteidigungsanlagen Sinn machte und die Menschen bei Gefahr bis zur schützenden Umwallung nicht erst weite Fluchtwege zurück zu legen hatten. Mit den oftmals gewaltigen und abseits gelegenen reinen Flucht- oder Wallburgen die teilweise schon aus vorgermanischen Zeiten stammen sollte man sie nicht verwechseln. Aber man bevorzugte immer die Angebote der Erdgeschichte, ob man nun Wallburgen schuf oder sich der Festungsbau mit einer Ansiedlung verbinden ließ, was letztlich zur Basis vieler mittelalterlicher Burgen wurde in deren Zentren sich städtisches Leben entwickelte. So wird es auch da nicht anders gewesen sein, wo die von Karl eroberte Eresburg stand und es auch eine uns jedoch namentlich nicht überlieferte Siedlung der einheimischen Bevölkerung gegeben haben dürfte. Aber beinahe hätte die alte Geschichte zwischen dem Ende des römischen Imperiums und Kaiser Karl das regionale Wissen mit ins Grab genommen wären nicht die karolingischen Franken erschienen unter denen die Schreiber lebten die uns noch einige der wenigen Namen in oft seltsamer Schreibweise hinterließen, die die Einwohner einst ihren Orten gegeben hatten. Darunter wird auch der Ort gewesen sein, den man bereits in diesen Tagen Marsberg genannt haben dürfte auch ohne das ihn die Chronisten Karls des Großen erwähnten. Da der Frankenkönig 772 von Hessen kommend zunächst die Diemel ansteuerte verwundert es auch nicht, dass er zuerst auf die bedeutsame Grenzfestung „Erisburgo“ stoßen musste und wollte. Der Fluss an dem sich einst die keltischen Mittelgebirgsstämme dem germanischen Vordringen entgegen stellten, wo man später auch den Sachsen den Zugang nicht erleichtern wollte und der Deutschland im sprachlichem Sinne in die zwei großen Hälften teilte. Die Anlage auf dem Obermarsberg die Karl eroberte, die sich namentlich dank ihrer Erwähnung in den „Annales Petaviani“ erhalten hat und die man gerne mit dem Standort der Irminsul in Verbindung bringen möchte, obwohl eine andere Örtlichkeit mit Namen „Ermensula“ Erwähnung fand. Zweifellos darf man sich darunter keine bewohnte Stätte vorstellen, denn es dürfte sich dabei um einen abseits gelegenen Platz ohne dörfliche Ansiedlung gehandelt haben. Erst mit dem Aufbau klösterlichen Lebens in Corvey werden auch vereinzelte Ortsnamen aus dem Nethegau genannt und natürlich befand sich Herstelle an oberster Stelle. Es lag scharf an der Grenze aber bereits im südlich angrenzenden sächsischen Hessengau am Ende eines seit der Frühgeschichte existierenden Weges der zu Karolingerzeiten zum Königsweg hoch gestuft wurde, der den sächsischen Hessengau vom sächsischen Nethegau trennte und der die Egge mit der Weser verband. Aber dank des Frankenkönigs ist uns erstmals nach dem ptolemäischen „Stereontion“ wieder eine Ortschaft im tiefsten Ostwestfalen beurkundet. Es ist dieses Herstelle am Weserknie und heutigen Dreibundesländer Eck. Karl nannte es „Heristal Saxonicum“, dass später auch Haristallio oder Heristallum genannt wurde. Als er im Jahre 772 diese Örtlichkeit aufsuchte, wertete er sie in dem Maße auf, indem er es durch die Namensgleichheit auf eine Ebene zur alten merowingisch/karolingischen Pfalz Herstal bei Lüttich setzte. Man darf natürlich rätseln welchen Namen die im Nethegau lebenden Menschen ihrer Wohngegend gaben bevor Karl sie in Heristal umtaufte. Ungeachtet der Tatsache, dass das Gräberfeld bei Dortmund – Asseln auf älteste merowingische Ansiedlungen hinweist und bei Bad Wünnenberg – Eilern die Grundmauern eines Hofes aus der Merowingerzeit entdeckt wurden dürfte es noch zahlreiche unentdeckte Ansiedelungen in Westfalen geben aber für diese frühesten Wohnstätten sind uns keine Ortsnamen überliefert. Im Weichbild der heutigen Städte Soest, Münster, Paderborn oder Dortmund befanden sich sicherlich die ältesten Ortschaften Westfalens, aber Herstelle wurde was sein bekanntes Gründungsjahr 772 anbelangt zu einem toponomastischen Novum, denn obwohl weit im Osten liegend wurde es damit nachweislich zum ältesten namentlich überlieferten Platz in Westfalen. Sicherlich auch schon früher besiedelt, sollte man darunter nicht direkt einen Ort in heutigen Sinne verstehen, kann dahinter aber doch schon eine menschliche Ansiedelung erkennen. Und so tauchten auch viele Namen für heute unscheinbare Ansiedlungen auf um wieder unter zu gehen und als Wüstungen zu enden von denen auch einige Namen im 9. Jhdt. bekannt wurden aber die Mehrzahl im Dunklen blieb. Was die frühe Erforschung von Siedlungsnamen erschwert ist das Problem der jeweiligen Aussprache aber auch die Existenz mehrerer Namensbezeichnungen für den gleichen Ort. Dialektisch und phonetisch bedingt blickt man auf eine lange sich fortwährend verändernde Entwicklungsphase zurück, bevor man ihnen die heute gebräuchlichen Bezeichnungen verlieh, und einen Ursprungsnamen sucht man oft vergeblich. Die Natur wollte es so, dass sich in der menschlichen Rachenhöhle viele Laute zur Verständigung bilden lassen die zudem noch regional unterschiedlich klingen und so sprachen die Menschen auch die Namen ihrer Wohnorte unterschiedlich aus. Gaumen, Zäpfchen, Kehlkopf, Stimmbänder, Nasales und natürlich die Zunge sind daran aktiv beteiligt um Begriffe und Bezeichnungen hörbar zu machen. Leider versäumte es die Evolution die Buchstaben des Alphabetes gleich mit zu liefern und lastete damit den Völkern in den breiten Randbereichen zu den weiter fort geschrittenen Zivilisationen die Bürde auf, sich über lange Zeit der flüssigen Kommunikation und vereinfachten Verständlichmachung entziehen zu können. Der Grundstein für die Vielfalt der Dialekte wurde zum Fluch und Segen der deutschen Sprache der wir derzeit intensiv bemüht sind mit aller Kraft und mithilfe eines nachvollziehbaren Zwanges zum Hochdeutschen das sprachhistorisch Wertvolle zu rauben. Ortsnamen wie sie noch der Volksmund nutzt sind noch weit verbreitet, sollten aber tunlichst nicht für ein Navigationssystem genutzt werden. Denn Dortmund nennt man schließlich „Doatmund“ oder noch besser Düörpm. Beispielgebend ist die ungelöste Frage, ob man die Chatten mit den Hessen gleich setzen darf. Aber nach Jacob Grimm soll es wohl so sein. So leidet auch die Toponomastik darunter, dass man im Laufe der Jahrhunderte den kleinen Dörfern und Ansiedlungen die unterschiedlichsten Namen gab und einen von zahlreichen „Dolchstößen“ brachte dem zuletzt die preußische Kartographie bei. Kartographen, des Fälischen nicht mächtig notierten die Worte nach dem "Hörensagen" und dem eigenen „Gutdünken“ und das man in dieser Zeit in Sachsen vielerorts noch des Schreibens unkundig war begrub die letzten Reste regionaler Toponyme und kappte so manche Wurzel in die alten Zeiten. Sind uns trotzdem noch die Namen von frühmittelalterlichen Orten im fälischen Nethegau bekannt, dann verdanken wir sie den fränkischen Klosterchronisten oder später den kaiserlichen Biographen die sie für die wenigen bewohnten Flecken oder Sprengel im weit verstreuten Siedlungsraum für uns bewahrten. Setzt man die Suche nach dem alten Herstelle mit Brakel fort, dass wenn es nicht schon das ptolemäische Stereontion war, erstmals 836 von den Benediktinern als „Villa brechal“ bezeichnet wurde. Darauf folgte der einstige Königshof Rösebeck ( Rosbah uilla ) also Villa Rosbach als einer der ältesten Orte der sich allerdings schon im Warburger Land, folglich dem sächsischen Hessengau befand, dass aufgrund einer Urkunde Ludwig des Deutschen mit dem Datum des 14.12.840 aufwarten kann. Für den Borgentreicher Ortsteil Bühne ( Piun ), der hingegen schon wieder zum Nethegau gehörte, ist als Gründungsdatum das Jahr 850 hinterlegt und für Altenheerse (Altinherise) das Jahr 868 während für Schmechten, das sich mal Smathium nannte das Jahr 887 überliefert ist. Helmern, dass Widukind von Corvey erwähnt und bei dem es sich um das 937 zerstörte Elmeri handelt gehört mit zu den früh überlieferten Ortsnamen. Einer Urkunde Otto des Großen vom 8.Juni 965 ist zu entnehmen, dass er den Hof „Bodincthope“ das heutige Bökendorf nordöstlich von Brakel gelegen der Abtei Corvey überschrieb. Das Besondere an diesem Dokument liegt aber in dem Hinweis, dass man es als im „pago Nithega“ befindlich auswies. Es wird damit zum frühesten und vermutlich sogar ersten schriftlichen Dokument aus dem hervor geht, dass sich ein bzw. dieser Ort im besagten „pago Nithega“ befindet. Ein Gau den man 25 Jahre zuvor am 19. April 940 im Zusammenhang mit seinen Grafen „Dendi und Hamponis“ den „pago Netga“ nannte. Relativ kurz aufeinander folgend erfuhr der Nethegau demzufolge zwei frühe allerdings voneinander abweichende Namensgebungen wobei sich die Frage stellt, welche die ältere von beiden gewesen sein könnte. Erst 1065 wurde Willebadessen ( Wilbutissun ), Scherfede ( Scerva ) und Borlinghausen ( Burchartinhusen) sowie 1066 Dringenberg als Dringin erwähnt, was aber nicht ausschließt, dass all diese Orte wesentlich älter waren. Aber wie steht es um die Kartenwerke die sich mit dem Nethegau und dem südlich angrenzenden „pagus Hessi saxonicus“ beschäftigen bevor der Spruner/Menke Handaltlas in Druck ging. Und natürlich geht es um die Frage, ob sich mit seiner Hilfe eine Fährte zu Varusschlacht und Irminsul schlagen lässt. In der „Magna Germania“ von Ptolemäus können wir den Nethegau nur erraten, so dass uns in der zeitlichen Reihenfolge erst wieder Abraham Ortelius mit seinem Kartenwerk „Theatrum Orbis Terrarum“ aufhorchen lässt. Seiner Karte aus dem 16. Jahrhundert lässt sich bereits die Egge entnehmen und er markierte die Reichsabtei Corvey mit einer zeitgemäßen Miniaturabbildung. Aber er wählte einen Maßstab der uns die Grenzlinie zwischen dem Nethegau und dem sächsischen Hessengau nicht klar erkennen lässt die nach dieser Theorie mitten durch das letzte Varusschlachtfeld führt. Johannes Michael Gigas entwirft unter dem Titel „Paderbornensis Episcopatus Descriptio Nova“ ein Kartenwerk das 1620 erschien und aus dem schon „Borlinghusen“ hervor geht, die Kuppen der Egge Bergkette erkennbar sind und diverse Baumsymbole die allerdings willkürlich gesetzt erscheinen, was aber für eine durchgängige Bewaldung spricht. Das Kartenwerk von Christian Ulrich Grupen aus dem Jahr 1740 gibt aufgrund der immer noch rückständigen kartographischen Fähigkeiten ein ebenfalls noch unbefriedigendes Bild ab, aber es lässt sich der Darstellung die Helmerte und kleinere Quellbäche als Zuflüsse der Nethe entnehmen die aus dem Bereich des vermuteten „Teutoburgiensi saltu“ austreten. Dagegen ist die „Große Karte von Westphalen“ von Karl Ludwig von Le Coq die zwischen 1795 und 1805 entstand deutlich aussagekräftiger, was das Umland von Borlinghausen anbelangt. Sie bietet zwar auch nur wenig Detailansicht in die landschaftlichen Gegebenheiten aber ihr verdanken wir aufgrund feiner Linienführung den ersten Hinweis, dass der „Obere Bördenweg“ der mittelalterliche Königsweg einst mehr war als nur ein Weg. Denn er deckte sich mit der Grenze zwischen dem Nethegau und dem sächsischen Hessengau. Borlinghausen nennt er zwar Borninghausen, zeichnet für das Dorf etwa ein dutzend Häuser und das Schloss ein und erwähnt im Großraum offensichtlich aufgrund seiner Bedeutung den Osterberg. Die preußische Uraufnahme die zwischen 1836 und 1850 entstand gibt gegenüber dem Le Coq`schen Werk schon einen besseren Einblick in das alte Wegesystem, nennt mehr Erhebungen im Umfeld von Borlinghausen mit Namen und die folgenden Uraufnahmen aus dem 19. Jahrhundert erfrischen schon mit weiteren Details. Im gleichen Jahrhundert verbesserte sich auch die kartographische Qualität um den Ort Borlinghausen. Dem Perthus Verlag gelang sozusagen der Durchbruch denn über ihn gingen aufgrund intensiver Recherchen im 19. Jahrhundert die ersten kartographisch zusammen gefassten Einzelwerke unter dem Namen „Hand - Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit in Druck die das von Spruner/Menke gesammelte toponomastische Wissen der Zeiten enthielten. Und darin erscheint auch erstmals sehr klar die Trennlinie die zwischen beiden Gauen verläuft und sich mit dem von Le Coq eingezeichneten „Oberen Bördenweg“ deckt, der auf den Saltus zuläuft und nach dieser Theorie das Varusschlachtfeld um Borlinghausen schneidet. Es war eine kartographische Leistung die es schon allein wegen ihrer Entstehungsgeschichte verdient hätte, sie tief greifenden und akribischen Analysen hinsichtlich ihres Basiswissens, ihrer Abkunft und der seinerzeit gewählten Vorgehensweise zu unterziehen. Begonnen wurde diese Landkarte von Karl Spruner von Merz und fortgesetzt von Dr. Theodor Menke, die beide im Jahr 1892 verstarben. Die Arbeiten basierten auf diversen historischen Quellen in die sie Einsicht nehmen konnten sowie bereits vorhandene Geschichtsatlanten unterschiedlicher Qualität. Und in dem sie die Grenzlinie zwischen dem Nethegau und dem sächsischen Hessengau genau da entlang führten, wo vermutlich die Varusschlacht endete und die Irminsul gestanden haben könnte lässt sich der Karte, wenn auch über Umwege ein weiterer Schlüssel sowohl zum Verlauf als auch zum Ausgang der Varusschlacht entnehmen. Nun gilt es sich der Frage zu nähern was eine Gauabgrenzung mit Schlacht und Irminsul zu tun haben könnte. Da das Kartenwerk komplex und inhaltsreich ausfiel war auch eine allseits gesunde Skepsis daran geboten. So schrieb Dr. Menke der sich dem offensichtlich bewusst war über die Neuausgabe am 27.4.1871 ein recht tiefsinniges Vorwort. Er ging darin auf das mühsame Geschäft eines Geographen ein, der sich der Kartierungskunde verschrieben hat und er ringt dabei schon fasst um Rechtfertigung wenn er schreibt, „Sollte es noch Wissen geben oder gegeben haben, das man nicht verwertete, weil man es nicht verwerten konnte bzw. man es nicht besser wusste, dann bitte man um Information“. Man fühlt mit ihm. Trotzdem hielten er und die Nachwelt den Atlas für ein gelungenes Produkt auf der Höhe des damaligen Kenntnisstandes und man muss ihn als ein wichtiges Instrument und Hilfsmittel der Geschichtsforschung bezeichnen. Sein Vorwort ist es wert hier in Teilen, etwas eingekürzt und in unserer heutigen Umgangssprache zu wiederholen. Denn nur wenn wir auf seinem Wissenstand sind, lässt sich einschätzen wie wertvoll die Spuren sind die er uns in seinem Kartenwerk offen gelegt hat. So stellt er mit bedauern fest, dass viele Erinnerungen aus dem Wissensfundus des Herrn von Spruner auf die er sich bei der Neubearbeitung gerne gestützt hätte nicht mehr vorhanden waren. Da möchte man beipflichtend bemerken, dass uns das nicht fremd ist. Dann gelangte er zu der Feststellung, dass die wissenschaftlichen Ansprüche seit der ersten Ausgabe an eine neu bearbeitete Auflage gewachsen sind. Um Nachsicht bittend kommt er zu der Aussage, dass das Feld der frühhistorischen Geographie, man könnte es mit den Worten beschreiben, damals noch in den Kinderschuhen steckte und er vermied es anderen kritisch zu nahe zu treten. Dann beruhigt er seine Leserschaft in dem er versichert, dass die Neuauflage trotzdem auf soliden und gut recherchierten Füßen stehen würde. Er nennt sie umfangreich und nahezu vollständig. Nun kann er doch nicht anders und muss sich der Realität beugen. Denn er startet einen Hilferuf, der sich bei Verwendung seiner eigenen Worte besser verinnerlichen lässt. Vorwort Dr. Menke aus dem Jahr 1871: Zitat Anfang „Gütige Mitteilhungen mit Zusätzen und Berichtigungen mit Angabe der Quellen und wo die geographische Interpretation eine Schwierigkeit bietet auch mit Aufklärung dieser Schwierigkeit, sowie Hinweisungen auf culturhistorische Verhältnisse die sich etwa noch kartographisch verwerthen liessen, würden mich zu lebhaftem Dank verpflichten und wo möglich baldthunlichst berücksichtigt werden“ Zitat Ende. Dann endet sein Vorwort in dem er allen Institutionen dankt die bei der Erstellung des Hand – Atlas unterstützend tätig waren. Und die da sind: Die historischen Gesellschaften und die Spezialforscher mit Sachkenntnis. Er lobt die Liberalität der Herren der wissenschaftlichen Fakultäten, wie die der Herzoglichen Bibliothek zu Gotha, der Universitätsbibliotheken von Göttingen, Leipzig und Heidelberg, der Königlichen Bibliothek zu Berlin, sowie der Bibliothek zu Kassel. Dem Geographenteam Spruner/Menke verdanken wir neben vielem anderen zwar keine naturhistorische, aber doch eine kartographische Darstellung des Betrachtungsraumes und man kann sich in Anbetracht der geschilderten Vorgeschichte ein Bild machen, wie zuverlässig man diesen Hand Atlas in Bezug auf die Region um Borlinghausen einstufen möchte. Eine sprechende Landschaft über die möglicherweise Varus seine letzten Blicke schweifen ließ. Aus vielen Quellen zusammen getragen fertigten sie eine Karte an, aus der auch die aus frühmittelalterlichen Zeiten überlieferten Ortsnamen aber auch ihre jeweilige Lage und die bedeutsamen Grenzziehungen hervor gehen. Zudem stützten sich die beiden Kartographen auch auf den Stand der damaligen Geschichtsforschung die wiederum ihr frühmittelalterliches Wissen aus der Region bevorzugt den Traditionen der Reichsabtei Corvey und dem Reichskloster Fulda entnahmen. Den Überlieferungen aus Fulda verdanken wir die Information, dass man den Norden des heutigen Bundeslandes Hessen in seiner Gesamtheit einst den „Pagus Hassorum bzw. Hessorum“ oder auch den „Pagus Hessi“, der später den hochdeutschen Namen Hessengau bekam, den man aber in der Reichsabtei Corvey auch den „Francorum Pagus“ also Frankengau nannte. Der Corveyer Abt Saracho überlieferte im 11. Jhdt. das allgemeine Wissen der Zeit recht deutlich und mehrfach wonach man dem nördlichen Teil des großen „pagus Hassorum“ den Namen „pagus Hessi Saxonicus“ und dem südlichen den Namen „pagus Hessi Francorum“ gab. So lässt sich dem entnehmen, dass es aus Sicht der Franken zwar insgesamt ein geschlossenes Territorium darstellte, das man den ihnen zugewandten Hessen zubilligte, aber den Nutzungsansprüchen der im Nordteil siedelnden Falen bzw. Sachsen mehr Gewicht verlieh und ihn „sächsischen Hessenau“ nannte. Den Südteil den „fränkischen Hessengau“ hingegen gliederte man deutlich in das fränkische Reich ein. Dort war möglicherweise der Anteil siedelnder Hessen höher und die ihn bewirtschafteten zumal ein fränkischer Bauernstand nicht existierte. In diesem Sinne könnte man die Region eine frühe grenzüberschreitende Wirtschaftszone unter fränkischer Oberhoheit bezeichnen die allerdings über ein hohes Konfliktpotenzial verfügte, das es zu entschärfen galt. Eine hessisch/sächsische Mischregion deren Bedeutung und Entstehungsgeschichte man sich nur aus der Fruchtbarkeit der Bördelandschaft erschließen kann die aber nun aus fränkischer Sicht einer klaren Zuordnung bedurfte. Eine Region die zu kontrollieren und von der neuen starken Hand der Franken zu überwachen war. Wie ihn die Franken in der frühen Gründungszeit nannten ist nicht überliefert, aber es bürgerte sich für den nördlichen Teil der Name „Sächsischer Hessengau“ und für den südlichen Teil der Name „fränkischer Hessengau“ ein, obwohl er nie von Franken besiedelt war. Die im Ungefähren liegenden Abgrenzungen des „pagus Hessi Saxonicus“ also des sächsischen Hessengau der sich auch über die alten Dorfnamen erschließen lässt, überlieferte ein uns unbekannter sächsischer Dichter aus Corvey dem man daher den Notnamen „Poeta Saxo“ gab. Er beschrieb die Ausdehnung des fränkischen Hessengau indem er sie im Süden bei Eder und Fulda ansetzte und sie nach Norden bis ins untere Tal der Diemel rückte, also die Region um Herstelle. Der genaue Grenzverlauf wo der fränkische Hessengau und der sächsische Hessengau aufeinander trafen wird in seiner Darstellung nicht deutlich, geht aber aus dem Kartenwerk der Herren Spruner/Menke hervor. Daraus ließe sich schließen, dass in die Landschaften südlich der Diemel weniger Sachsen einsickerten, man aber diesen Landstrich trotz geringerer sächsischer Bevölkerungsdichte noch dem sächsischen Hessengau zuordnete. Erwähnt ist innerhalb des sächsischen Hessengau und nördlich der Diemel ein als Untergau titulierter Bereich mit unklarer Entwicklungsgeschichte namens „pago Hemerveldon“. Ein Bezirk oder Gau in dem sich das Dorf Silihem befindet, das heutige Sielen und das dort schon vor der fränkischen Neustrukturierung existiert haben dürfte. Wenn man nicht sogar spekulieren darf, dass diese Region ihren Namen noch vorgermanischen Zeiten verdankt zumal in der Mehrzahl frühmittelalterlicher Namen zwar keine keltische Wurzel nachweisbar, aber doch vorhanden sein dürfte. Wenn man nach dieser Darstellung im groben Verlauf der Diemel die Grenze zwischen den Sachsen und den neuen südlichen Machthabern den Franken erkennen kann und sie sich zu bestätigen scheint so lief sie doch den fränkischen Interessen entgegen, da ihre Fließrichtung die Warburger Börde ignorierte. Damit erwies sie sich als ungeeignet für ihre wirtschaftlichen und fiskalischen Vorstellungen und Absichten, denn diese orientierten sich an dieser fruchtbaren Landschaft die man frühzeitig in den fränkischen Machtbereich integrieren wollte, da sie Pfründe versprach. Landgrenzen sind zur Grenzziehung zudem geeigneter als an sich verändernden Flussläufen zu orientieren, was daher die Karolinger veranlasste die Grenze nach Norden ins sächsische Kernland auf die alte Trasse des Oberen Bördenweges in Höhe des Saltus zu legen. So verlief die Gaugrenze auch nicht am nördlichen Diemelufer, sondern auf der Höhe des heutigen Borlinghausen womit man die Diemelgrenze der wirtschaftlichen Bedeutung der Börde wegen aufgab. Natürlich liegt die Faszination darin heraus zu finden, ob sich außer dem markanten Saltus, wo sich der Theorie nach auch die germanischen Stammesgebiete berührten, wo man die Sachsen zurück drängen wollte und die Franken die Einverleibung der Börde betrieben noch weitere Gründe dafür finden lassen, dass sich die Karolinger genau hier für eine Grenzziehung entschieden, die dann von Spruner/Menke als solche identifiziert und mit einem blauen Federstrich kenntlich gemacht wurde. So darf man annehmen, dass die Franken mit dieser Grenzfestlegung auch eine seit Vorzeiten gültige und von allen respektierte Trennlinie aufgriffen, da sie wie auch die Diemel einer gewohnten und für die Bewohner einer alter Grenztradition folgte. Man sie also seit jeher akzeptierte und nicht in Frage stellte was darauf hindeutet, dass sich hier auch die Stämme der Cherusker und Chatten in Grenznähe vereinten um ihre Kräfte zu bündeln. Folglich gaben die Franken dem exakten Ostwestverlauf an der Oberkante der Börde den Vorzug gegenüber der Diemel deren Fließrichtung ungeeignet war, da sie im Unterlauf nach Norden spitz auslief. Eine taktisch nicht unkluge Entscheidung. Die Antwort auf die Frage was die Stämme und Völker bewog sich genau hier voneinander abzutrennen lässt sich untrüglich mithilfe der Topographie also der Landschaftsform beantworten und sie macht auch letztlich den Unterschied aus, warum die Verhältnisse nördlich der „Varuslinie“ anders lagen als südlich davon. Somit war es die Kennbarmachung die der prähistorische und überregional bedeutsame Abstieg durch den „Teutoburgiensi saltu“ bewirkte. Ein wesentliches Element was man nutzte um die Einflußsphären von Völkern schon im Altertum zu kennzeichnen. Mit dieser Grenzziehung offenbart der „passierbare“ Hohlweg seine urzeitliche Weichenstellung, eine Landmarke die immer schon von Bedeutung war aber durch die Schlachtereignisse des Jahres 9 + eine zusätzliche Aufwertung erfuhr. Sie war wie die Einzugsgebiete von Flüssen die mit ihren Quellbereichen oder die Gratkanten der Gebirge geeignet um daran auch die Stammesgrenzen anzupassen. Und genauso beeinflusste auch die von West nach Ost fließende Diemel die Beziehungen der Völker untereinander und entschied über deren Besitztümer und zusammen genommen bildeten beide Grenzen die Basis um untereinander Frieden zu halten. Aufhorchen lässt in diesem Zusammenhang auch der Name eines Baches der bei Bonenburg nur wenige Kilometer südlich von Borlinghausen entspringt, dann in die Eggel mündet und bei Haueda in die Diemel fließt. Möchte man die Urheimat der Hessen im Edertal um Fritzlar sehen, dann signalisiert sowohl der Name Eder einen Bezug zu den Chatten als auch die Ähnlichkeit mit diesem Ederbach genannten Flüsschen, das durch die Warburger Börde mäandriert und nicht nur eine abgrenzende Bedeutung gehabt haben könnte, sondern auch einen Siedlungshinweis erkennen lässt. Vielleicht darf man hier auch den Verdacht äußern, dass sich über die Namensgleichheit mit der großen Eder erkennen lässt, dass die Warburger Börde einst zu den chattischen Siedlungsgebieten zählte. Die bedeutsame mit Hohlwegen perforierte Kerbe in der Egge mit dem wohl untrüglichen Namen „Teutoburgiensi saltu“, samt Weser und Diemel wirkten auf das menschliche Auge prägend, sie dominierten die Region, waren die unverrückbaren und sprechenden Kräfte der Natur die man nicht erst seit den Zeiten der römischen Germanenkriege respektierte und wo sich auch nicht erst Cherusker und Chatten begegneten. Aber beide Völker standen hier einst im Mittelpunkt der Frage um den Ausgang der Varusschlacht und die später dort geschaffene Erinnerungsstätte. Denn genau hier trafen auch ihre Herrschaftsbereiche aufeinander bei der die fruchtbare Warburger Börde eine wesentliche Rolle spielte. Und ja, es sei daran erinnert, dass genau hier die Erwähnung von Cassius Dio zutraf, wie froh man doch im Jahre 9 + nach der bitteren Nacht im „prima Vari castra“ war auf offenen Land zu treffen. Offen wie es nur eine waldlose Bördelandschaft sein kann. Der seit ewigen Zeiten existierende Passweg durch die Egge trennte zwar die Stämme wurde aber durch die Schlacht zum verbindenden Synonym beider Völker, da er für alle den Varus gestellten Hinterhalt wie kein anderes verkörperte und und nur deswegen hielt man ihn auch in der antiken Literatur namentlich fest. Nach allgemeiner Lesart soll sich der Stamm der Cherusker im Zuge der Abwehrkämpfe gegen das Imperium substanziell verschlissen haben, wodurch er in die Abhängigkeit der ihn umgebenden Nachbarstämme geriet. Die Cherusker waren ein Stamm der nach Strabo nicht zu den Großen zählte, denn sonst hätte ihn wohl auch Ptolemäus erwähnt und der nur dank der von Rom beanspruchten Durchgangstrasse und eines herausragenden germanischen Anführers zu Berühmtheit gelangte. Angrivarier, Langobarden und Chatten füllten das Vakuum dieses möglicherweise kraftlos gewordenen Stammes aus und standen sich nun im Interessensausgleich gegenüber und der darin noch vorhandene kleine Bevölkerungsanteil bestehend aus Cheruskern bildete eine Minderheit und vermischte sich mit ihnen. Es war eine schwer datier- und bewertbare Zwischenphase in der die umliegenden Stämme ihre Einflussgebiete in die einst cheruskisch beherrschten Landesteile ausdehnten und dort mit ihnen zusammen lebten. Aber inmitten des einst namhaften Cheruskerlandes lebte immer noch eine wenn auch geringe so doch respektierliche Restsubstanz, der man Anerkennung zollte. Von Nordwesten drangen Angrivarier in den Nethegau vor, von Süden waren es die Chatten die sich mit ihnen zu arrangieren hatten und langobardische Stämme dürfte man im Nordosten erwarten. Gauähnliche Distrikte sind für diese Frühzeit nicht überliefert, sollten aber vorhanden gewesen sein. Man darf aufgrund der Untergewichtung der Cherusker von einer unblutig verlaufenden und insgesamt schleichend entwickelnden Landnahme ausgehen. Im Zuge dieser Veränderungen hatten die Cherusker noch eine Pufferfunktion zwischen Chatten und Angrivariern inne deren Siedlungsgebiete zu wabernden Grenzverläufen führten so wie es sich noch heute dialektisch nachweisen lässt. Dieser Verlauf könnte ursächlich dafür sein, dass es trotz der historischen Bedeutung der Diemel auch nie zur Festlegung eines „Diemelgau“ reichte, denn dazu hätte es eines einzigen dominanten Stammes bedurft der ihn besiedelt hätte. So war der Weg der sich heute „Oberer Bördenweg“ nennt nach dem er aus dem Hohlwegebündel des Saltus hervor trat immer schon mehr als nur ein Grenzweg und über seinen Verlauf hinweg wird man sich über die Jahrhunderte gesehen gestritten und wieder versöhnt haben. Um Borlinghausen legte sich eine Kontaktzone der Völker in die auch die Stammesgebiete der Marser/Sugambrer und der Brukterer ragten. Eine Grenze über die die Eggekante wachte die massive und unveränderliche Fakten schuf, die noch bis heute sichtbar sind. Es sind die alten Grenzsteine die an ihrer nördlichen Seite den Paderborner Bischofsstab und nach Süden mit den drei Spiegeln gekennzeichnet sind. Und genau so dürfte diese Abgrenzung schon weit vor der Zeitenwende wirksam gewesen sein, also lange bevor sie im 8. Jhdt. begann historisch greifbar zu werden und die Franken der Region ihre Regeln aufdrückten. Ob man sich die Lage vor der Egge für den letztendlichen Schlagabtausch am Ende der Varusschlacht aussuchte, weil dort die Stammesgebiete von vier germanischen Völkern aufeinander trafen kann bereits taktischem Kalkül entsprungen sein, aber der Passweg wird seine Wirkung nicht verfehlt haben. Aber auf diese Weise ließen sich alle Anrainerstämme zu unmittelbar Betroffenen römischen Machtstrebens machen und jeder Stamm wurde zum Verteidiger ureigenster Interessen auf eigenem Grund und Boden was den Kampfeswillen beflügelte und wobei jeder seinen Beitrag zum Erfolg leisten konnte. So mag es in der Gesamtstrategie eine Rolle gespielt haben, dass man genau dort wo sich der Borlinghauser Saltus mit in das Schlachtengeschehen einfügen ließ Varus in den Untergang schickte. Hier verbarg sich in der grünen Wand der Egge die viele tektonische Verwerfungen erlebt hat und deren älteste Gesteinsschichten über 400 Millionen Jahre alt sind eine Passage die den Germanen in die Hände spielte. Ein topographischer Schlüssel wurde zum Geheimnis des Erfolges und er verhalf den Germanen zum Sieg. So hatte auch hier wie fasst überall wieder einmal die Geologie im Zusammenspiel mit der Geographie den Grundstein für Krieg und Frieden gelegt. Eine Region wo sich die Stämme auf natürliche Weise abgrenzten und sich dadurch gegenseitig respektierten war auch der Platz um kriegerisch zu wirken. Wenn irgendwo zwischen der Weser und der westfälischen Bucht ein Varusheer zu schlagen war, dann war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich nur hier der taktische Schwerpunkt einer Schlacht aufbauen und konzentrieren ließ. Ein Ereignis, das sich im Gedächtnis der daran teilhabenden Stämme einen Platz schuf der sie dort auch noch nach dem Krieg zusammen finden ließ und womit man eine gemeinsame Erinnerung verbinden konnte, denn bekanntlich schmieden gemeinsam errungene Siege zusammen. Es entwickelte sich daraus eine rituelle Tabuzone für die sich alle gleichermaßen in der Pflicht sahen, sich für sie verantwortlich fühlten und ihre Unantastbarkeit gegenüber fremden Mächten beschworen. Wo anders hätte eine Irminsul auch einen besseren Ort finden sollen, wenn nicht in Blickrichtung zum „Teutoburgiensi saltu“. Für den Erhalt dieses Kultplatz dürften sich die unmittelbaren Anwohner verantwortlich gefühlt haben und da man allgemein den Nethegau und dort wo einst die Säule stand dem Cheruskischen zuschreibt wird auch in erster Linie dieser Stamm und das in seiner Gänze das Gedächtnis daran bewahrt haben. Die Falen wie man die Cherusker später nannte und worauf noch im Detail einzugehen sein wird, übernahmen die Tradition der Gedenkstätte, lebten mit ihr und hielten bis zu ihrer Vernichtung und darüber hinaus daran fest. Auch das Karl der Große sehr wohl wusste, dass sich hinter der Irminsul keine heidnische Gottheit verbarg lässt sich begründen, so dass man daraus schließen kann, dass dem Frankenoberhaupt auch der eigentliche Grund der Entstehungsgeschichte der Irminsul an diesem Platz bekannt gewesen sein dürfte. So darf man Karl auch unterstellen, dass er von den fehl geschlagenen Okkupationsbemühungen aus römischer Zeit Kenntnis hatte, aber seine Biographen es verschwiegen. Hinzu kommt, dass durch die Eroberung des alten Germaniens was dem Imperium nicht glückte sein Ansehen in Rom stieg und seinen ehrgeizigen Plänen diente. Vermutlich grollte er auch den aus den Küstenregionen vorgerückten seeräuberischen Sachsen mehr als den ihm abstammungsmäßig näher stehenden Falen, zumal nicht unbedeutende Teile dieser Völkerfamilie das Merowingerreich mit begründet hatten, dem auch er indirekt entstammte. Auch darüber wird in einem folgenden Kapitel noch zu sprechen sein. Aber mit der Argumentation es habe sich bei dem „Truncus“ im Kern um einen Götzenkult gehandelt fand sich aus klerikaler Sicht betrachtet im Sinne der von Gewalt begleiteten Christianisierung ein geeignetes Motiv mit dem sich die Zerstörung gut begründen ließ. So sollte es eine historische Aufgabe sein dieser in die Irre führenden Annahme stichhaltige Argumente entgegen zu halten. Aber die kartographisch durch die Herren Spruner und Menke erkennbar gemachte Grenzziehung trug dem alten Geschehen Rechnung und das von ihnen recherchierte deckt sich mit den Grundzügen bezogen auf die hier vorgestellte Varusschlachttheorie. Und es ist nicht nur das Zitat des französischen Sozialkritikers Marcel Proust der einst sagte, „dass man die Weisheit nicht fertig übernehmen kann, weil man sie selbst auf einem Weg entdecken muss, den keiner für uns gehen wird und niemand uns ersparen kann, da sie in einer bestimmten Sicht der Dinge besteht“. Denn man muss auch etwas dafür tun. Möchte man aber die Irminsul lokalisieren, dann ist es unvermeidbar sich in den Geist karolingischer Macht – und Außenpolitik hinein zu versetzen. Sie besteht aus Einflussnahme aber auch aus geschickten Grenzziehungen. Die Basis dieser Theorie beruht darauf, dass der Standort der Irminsul das Varusschlachtfeld kennzeichnete. Ob es also ein Zufall war, dass der Obere Bördenweg der aus dem Saltus hervor trat das alte Varusschlachtfeld querte und damit gleichzeitig auch die Irminsul berührte, verdient einer näheren Betrachtung, wobei die Varusschlacht in diesem Moment in den Hintergrund tritt. Varus und seine Schlacht war für die fränkischen Interessen bedeutungslos, zumal es fraglich ist, ob ein Franke im 8. Jhdt. in die Tacitus Schriften Einblick nahm die sich in dieser Zeit vermutlich noch im Kloster Monte Cassino befanden. Aber der Standort der Irminsul wird umso interessanter, da sich über ihn die diversen Querverbindungen zur Varusschlacht herstellen lassen die nicht nur in der Namensähnlichkeit von Irminius und Arminius liegen oder im nahe gelegenen identifizierbaren „Teutoburgiensi saltu“. Für Karl den Großen und den Klerus bekam sie im Jahr 772 einen Stellenwert als man erkannte, dass sie sich für vielseitige Interessen nutzen ließ. Da es darum geht den Ort der Varusschlacht „wasserdicht“ zu machen gilt es zunächst weitere Argumente und Indizien anzuhäufen mit denen sich untermauern lässt, dass die Irminsul einst am Platz des Geschehens nahe Borlinghausen stand. Das Aussehen der Irmensul weckte unter den fränkischen Kriegern den Eindruck, dass sie nachdem sie die Grenzfeste Eresburg hinter sich gelassen hatten nicht nur vor einem beliebigen Heiligtum der Sachsen standen. Sie wähnten sich in diesem Moment nun auch im Zentrum und religiösen Mittelpunkt jenes Volkes angekommen zu sein, dass sie in ihren Herrschaftsbereich integrieren sollten. Im ersten Jahr der Sachsenkriege war man allgemein wohl noch der Überzeugung Sachsen ließe sich auf ähnliche Weise ins Frankenreich einbeziehen wie Hessen und ahnte noch nichts von den auf sie zu kommenden zähen Herausforderungen. Am Südrand des Nethegau nahmen sie ihnen zwar ihr kulturelles Erbe um es durch ein christliches zu ersetzen unterschätzten aber ihren Widerstandswillen. Da man umsichtig vorging und ihre rituellen Stätten im Stammesgefüge nicht auflösen wollte lag es nicht im Interesse der Eroberer der Irminsulstätte ihre zentrale Bedeutung zu nehmen. Wie vielerorts nachweisbar wandelte man sie um und setzte auch ihr die Lichter der neuen Religion auf. Bei Betrachtung der Landschaftsform östlich von Borlinghausen wird erkennbar, wo einst die Schlußsteine der Varusschlacht gesetzt wurden und später die Irminsul ihren Platz fand. Aber es werden noch weitere Hinweise folgen mit denen sich die Örtlichkeit bestätigen lässt. Und es lässt nun schon sagen, dass der mit dem Varusfluchtweg identische „Obere Bördenweg“, also der Weg, der die Grenze zwischen sächsischem Hessengau und Nethegau bildet südlich an den besagten Stätten vorbei führt. Das sich im Zuge der karolingischen Gauneuordnung die Irminsul nun im Nethegau wieder fand erklärt sich mit dem Verlauf und der Dynamik der Varusschlacht was auch durch die dortigen geographische Merkmale gestützt wird. Die nach der Niederlegung der Irminsul dem Christengott geweihte Stätte verblieb demnach im sächsischen beherrschten Nethegau dem Teil womit man auch indirekt dem Bedürfnis des Sachsenvolkes auf Eigenständigkeit Rechnung trug. Das der Obere Bördenweg seine Existenz einem Geschenk der Geologie verdankt, denn ohne Saltus auch kein Oberer Bördenweg, ist erkennbar und das Karl der Große 772 entschied aus dem Weg auch die Gaugrenze zum Nethegau zu machen da er sich gut mit dem Saltus verbinden ließ und auf Herstelle führt bot sich an. Und das er die Grenze nicht weiter nördlich etwa an den Hellweg verschob um einen größeren Landstrich als fränkisches Einflussgebiet zu markieren dürfte auf die militärisch noch unsichere Lage im Jahr 772 zurück zu führen gewesen sein. So ist es fraglich, ob es die Franken 10 Jahre später überhaupt noch für notwendig erachtet hätten einen sächsischen Hessengau ins Leben zu rufen. Die Grenzfestlegung war also kein freiwilliges fränkisches Abtreten von Territorien, ein Entgegenkommen um die sächsische Selbstentfaltung zu fördern oder ihnen Besitzansprüche zu garantieren, sondern kann als eine erste Maßnahme gewertet werden fränkische Macht zu demonstrieren. Folgt man der Irminfährte zurück, dann stößt man im Zuge der Analyse auch auf das, was sich an der Irminsul zutrug bevor ihnen die Falen- und Sachsen einen festen Platz in ihrem rituellen Kalender einräumten. Denn schon vor 2000 Jahren glich diese Region einem Auffangbecken unterschiedlicher Einflüsse, Strömungen und Interessen. Dort berührten sich die Stammesgebiete der Anrainervölker die ihre eigenen kulturellen Traditionen einbrachten. Im Zuge der bisherigen Analysen wurde deutlich, dass im bekannten Wissen durch die Jahrhunderte betrachtet seit dem Ende des Imperiums viele unentdeckte Argumente schlummern, die zusammen gefasst die „Varus - Nethegau Theorie“ stützen helfen. Und dies umfasst hier zunächst den Blick auf die Epoche des frühen Mittelalters die in Mitteleuropa die Franken dominierten. Aber auch die schwer greifbare Phase zwischen dem Ende des römischen Westimperiums über die Zeiten der Völkerwanderung hinweg bis zum Auftreten der merowingischen Franken lässt Einblicke in das Leben der Cherusker nach den großen Römerschlachten zu. Aber was wurde aus der Landschaft um Borlinghausen in der man einst gekämpft haben könnte, wie entwickelte sie sich was passierte in ihr und explizit in jener Örtlichkeit in der sich Varus nach dieser Theorie tötete. Welche frühen politischen Bezeichnungen gab man dieser Region und wo verliefen ihre Grenzen um zu versuchen darin den damaligen Schlachtenverlauf auch kartographisch simulieren zu können. Den ersten greifbaren Gesamtnamen für die umfängliche Landmasse die in etwa das heutige Deutschland umfasste kreierte noch ein Kartograph des Imperiums. Es war Ptolemäus der um 150 + sein Kartenwerk passenderweise „Magna Germania“ nannte und er verstand darunter auf seine Weise ein „Großgermanien“. Da er die linksrheinischen Gebiete „Keltogallisch“ nannte ignorierte er die Existenz und Präsenz des römischen Imperiums in seiner ganzen Breite. Namen germanischer Stämme im Zusammenhang mit den von ihm schwerlich interpretierbaren Einzeichnungen von Flussläufen und andere geographische Andeutungen halfen nur bedingt weiter um Regionen unterscheidungsfähig zu machen und um zu versuchen sie mit der heutigen Lage vergleichen zu können. Erst vorsichtig ab dem 8. Jahrhundert trugen die überlieferten Gaubezeichnungen und deren angedeutete Umrisse dazu bei das mittelalterliche Deutschland aufzuteilen zu separieren und in die Landschaft einzugliedern bzw. zuzuordnen. Das innere Germaniens beherbergte davon eine Vielzahl wobei die die namentlich bekannt sind in einigen Fällen auch ihren Ursprung und ihre Bedeutung verraten. In der Regel weisen sie einen regionalen Bezug zu einem Ort, einer Landschaft, einem Fluss oder zu seinen früheren Bewohnern auf. Aber der Großgau mit Namen „pagus Hassorum“ bzw. „Hessigau“ wich von dieser Methodik ab, denn in ihm lebten zwei Völker unterschiedlicher Dialektik miteinander die sich nach unserem Wissenstand solange unauffällig verhielten bis die Franken ihr Reich nach Osten erweiterten und sie voneinander trennten. Sie schufen dem Namen nach einen Nord - und einen Südgau vermutlich um den sächsischen und hessischen Bevölkerungsanteilen Rechnung zu tragen. Während den Nordteil dieser politischen Sonderregion die Falen besiedelten, die aus den Cheruskern hervor gingen und diesen gemeinsam mit den zugewanderten Sachsen bewohnten, lebten im Süden die Hessen der chattische Folgestamm. Man kann sich aber trotzdem die Frage stellen warum man den Franken in Hessen nicht den gleichen Widerstand entgegen setzte, wie es in Falen/Sachsen geschah. Dann könnte man vielleicht zu dem Ergebnis kommen, dass man es sich über die Ursprungskultur erklären könnte, denn die Menschen dieser Region waren im Kern noch stärker von der keltischen Lebensart geprägt. Eine kulturell fortschrittlichere Zivilisation mit abweichenden vielleicht auch umgänglicheren Wesenszügen die die Franken als Bindeglied und Puffer zum Nordvolk nutzten. Anpassungsfähiger dem Imperium immer schon näher stehend und ausgestattet mit einer Gemütsverfassung die sie auch der Frankenherrschaft gegenüber gewogener und kompromissbereiter machte. Siedelten die Kelten auch einst bis weit an den Nordrand der Mittelgebirge so wird aufgrund der germanischen Südexpansion doch im Diemelverlauf ihre Rückzugslinie erkennbar, die über die Jahrhunderte betrachtet auch einer politischen Abgrenzung förderlich war, die in der Sprachgrenze ihren Ausdruck fand und durch den wechselseitigen Grenzverlauf zwischen Hessen und NRW noch bis heute hörbar ist. Obwohl man die Siedlungsgebiete einer hessischen Urbevölkerung im Sinne des Hessenvolkes „Populus Hessiorum“, und auf Basis antiker Quellen im nordhessischen Raum um Fritzlar und Gudensberg annimmt, darf man sich unter dem einst von Chatten besiedelten Gebiet eine Region vorstellen, die in ihren Zeiten auf Basis dieser Theorie die Warburger Börde mit eingeschlossen haben könnte. Wie sich das Zusammenleben in diesem fruchtbaren Siedlungsraum vollzog ob in Cherusker - oder zu Sachsenzeiten ist aus menschlicher Sicht nachvollziehbar und es sind Stufen vom offenen Streit über die Distanzwahrung, einer gegenseitigen Duldung bis zum zeitweise auskömmlichen Nebeneinander und vielleicht auch einem Miteinander vorstellbar. Aber an der Nordgrenze des „sächsischen Hessengau“ befanden sich der Nethegau mit seinem sächsischen Wachtposten Helmern sowie der sächsische Augau und am Hofe Karls war man sich 772 der Tatsache völlig bewusst, dass man dort unstrittig sächsisches Territorium betreten würde. Über etwaige Vorgänge im südlichen Nethegau nahe der Irminsulstätte innerhalb der dreijährige Übergangsphase zwischen 772 bis zum Jahr 775 als Karl die Sachsen nahe Höxter besiegte schweigen die Quellen. Da die Sachsen aber die Zeit für neue Angriffe nutzten werden sie auch das Territorium in dem sich die Sul befand wieder in Besitz genommen haben. Ob man sie damals wieder aufrichtete oder die Franken 772 nach der Zerstörung an ihre Stelle ein christliches Gebäude hinterließen, dass die Sachsen wieder zerstörten bleibt Spekulation. Auf einhelligem Forschungsstand beruht die Annahme, dass es den Sachsen nicht gelang eine einheitliche Front gegen die Franken zu errichten, sodass sich im Nethegau auch nur die dortigen Anwohner den Franken 775 entgegen stellten und daher gegen die konzentrierte und disziplinierte vorgehende Streitmacht der Franken unterliegen mussten. Ab diesem Jahr darf man davon ausgehen, dass der Widerstand im Nethegau gebrochen und das Einfallstor über die Diemel nach Süden, um fränkische Klöster in Hessen zu plündern für die Sachsen verschlossen war. Eine geologische Ausbuchtung vergleichbar mit der burgundischen Pforte. Befremden löst in diesem Zusammenhang ein Eintrag in der freien Enzyklopädie „Die Sachsenkriege Karls des Großen“ zuletzt bearbeitet am 6.9.2022 aus, der einem Zeitensprung gleich kommt, wonach die Sachsen „chattische“ Orte überfielen. Das es nicht allein bei der Kreation eines „sächsischen Hessengau“ bleiben sollte, sondern umfassende Formen annahm bewiesen die späteren fränkischen rigorosen Maßnahmen. Denn die massiven Deportationen widerspenstiger und das Christentum ablehnender Sachsen sollten sich besonders im von Egge und Weser eingepferchten Nethegau bemerkbar machen. Da die Nahtstelle zwischen dem „sächsischen Hessengau“ und dem nördlich davon gelegenen „sächsischen Nethegau“ mitten durch das alte Varusschlachtgelände bei Borlinghausen verläuft liegt die Faszination in dem Gedanken ergründen zu wollen, wie und ob beides in Verbindung zueinander gestanden haben könnte. Ein Unikum das die Fragilität einer Übergangsregion schon im Namen trägt. Denn in Nordhessen lebte nie ein Volksstamm der Franken, hier war es einzig das karolingische Machstreben, das sich unter Zuhilfenahme der Gewaltmission erfolgreicher umsetzen ließ. Und selbst ein bayrischer Mönch namens Sturmius oder ein englischer Bischof mit Namen Bonifatius mit größerem Gefolge verkörperten kein Volk der Franken, sondern waren nur die Vorboten religiöser Veränderungen. Literaturhinweise auf die frühen Gaubezeichnungen im Betrachtungsraum flossen spärlich und während für den Nordteil des „pagus Hassorum“ im 8. Jhdt. vereinzelt die Bezeichnung „pagus hessi Saxonicus“ aufkam berichten die Quellen im 9. Jhdt. über einen „francorum pagus“ mit der Bedeutung eines Frankengau. Eine Bezeichnung aus der Literatur die sich auf den namenlosen Geschichtsschreiber „Poeta Saxo“ zurück führen lässt, die keine Zuordnung zulässt mit der man aber die neuen fränkischen Gebietsansprüche zum Ausdruck brachte. Erst unter Abt Saracho von Corvey findet im 11. Jhdt. der „pagus hessi Saxonicus“ also der „sächsische Hessengau“ häufiger Erwähnung, hatte die Frankenzeit überdauert und sich offensichtlich eingebürgert. So weit die Vorbetrachtung, aber in der Tendenz geht es einzig um den eng umrissenen Teil der sich in seinem nordwestlichen Zipfel nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ verbirgt wo unter der Egge der sächsische Hessengau an den sächsischen Nethegau stößt und der Obere Bördenweg diese beiden Territorien trennt. Eine im Rahmen dieser Theorie geschichtsträchtige Region in der nicht nur Varus sein Ende gefunden haben könnte, sondern die auch als ein möglicher Standort der Irminsul in die Diskussion geriet. Da sich hier zwei Ereignisse begegnet haben könnten, gerät die Frage um die nebulöse Existenz der zwei Gaubezeichnungen in den Vordergrund und nährt den Verdacht, dass sich damit auch eine rückwärtige Spur zur Varusschlacht offen legen lässt, die dieser Theorie nach unweit von Borlinghausen endete. Einer Region in der sich die römischen Knochen häuften und die den Namen des germanischen Kriegsgottes trägt. So mündet es letztlich in die Fragestellung ob es noch weitere unerkannte Verbindungen zwischen beide Ereignissen gegeben haben könnte. Und auch ohne die spätere Bedeutung der Engern aus dem Auge zu verlieren die nach dem Niedergang der Cherusker schon vor oder parallel zur sächsischen Expansion mit unbekannter Reichweite nach Süden vorstießen kann den Quellen entnommen werden, dass es Varus sowohl mit Cheruskern als auch mit den benachbarten Chatten zu tun hatte. Und hier vor der Egge lag die mögliche Schnittstelle wo sich territorial betrachtet auch einige Jahrhunderte später immer noch deren Nachfahrenstämme in Gestalt der nun dort siedelnden Hessen und Falen begegneten. Aber ungeachtet der Umbrüche im Zuge der Völkerwanderung werden auch noch im 8. Jhdt. weite Teile der Bevölkerung in Ostwestfalen autochthone Wurzeln in sich getragen, und ältere Blutsverbindungen bestanden haben was dazu beiträgt, dass man Traditionen beibehält. In diese Gedankenwelt gehört auch die Frage wie man die Landschaft des Nethegau zu Varuszeiten nannte, denn auch schon damals wird man der Region einen Namen gegeben haben. Flüsse und deren Namen gehören zu den zeitlosen Merkmalen, wenn man einem Landstrich eine Identifikation verleihen möchte und mit dem Namen Nethe wird man es gleichermaßen gehalten haben. Darauf wie alt der Name Nethe ist und wo er herrührt wird im weiteren Verlauf noch eingegangen werden, denn es kann sich auch darin eine Antwort verbergen mit der sich argumentieren lässt, dass die Varusschlacht nur hier statt fand. Auch in den Zeiten der Frankenherrschaft und noch bis heute behielt man den Namen Nethegau bei und er erfuhr keine Veränderungen oder Umbenennungen, denn man übernahm ihn aus ältesten Zeiten den Worten der Einheimischen. Während der südlich angrenzende sächsische Hessengau erst karolingischer Feder, also neuerer Zeit entsprang stellte er genau so eine traditionslose Neukreation dar wie die paradoxe Bezeichnung „Ostwestfalen“. Anders wie beim Augau ruhen in Wort und Charakter des Namens „Nethe“ keine lateinischen Wurzeln. Denn im dortigen sich um Höxter ausbreitenden Gau dem die Historie mehrere Namen mit gab, könnte sich ein Bezug als ein letzter Rest erhalten haben, mit dem sich auf die römische Epoche anspielen ließe. Denn hinter den wechselnden Bezeichnungen „Augau“, „Auguenser“ - oder „Auguensischer Gau“ bzw. ihren Wortfindungen und Endungen könnte man ohne Phantasie zu entwickeln den Namen „Augustusgau“ vermuten, (siehe Kapitel „Auguensischer Gau mit der Marca Huxori“ vom 27. Oktober 2017). Das die Franken den Nethegau sprachlich nicht antasteten, könnte darauf beruhen, dass sie das Überschreiten in die sächsische Kernzone anfänglich vermieden zumal sich dazu keine kriegerische Notwendigkeit ergab, denn fälische Widerstandskraft im Diemeltal nach dem Fall der Eresburg hatte sich schnell erschöpft und den Abschnitt von Wrexen bis zur Mündung wollten oder konnten die Falen/Sachen nicht verteidigen. Zudem existierten im Nethegau auch keine gemischten sächsisch/hessischen Siedlungsgebiete, die es zu ordnen galt. Was sich aber ändern sollte, denn in der Tendenz setzte auch dort eine stetig fortschreitende fränkische Infiltration in vielerlei Hinsicht ein. Dem Verhalten Karls zu urteilen in Bezug auf die Zielrichtung Herstelle, könnte er 772 auch noch die Grenze des Nethegau respektiert haben, da er diese zunächst nicht überschritt und am Grenzweg zwischen dem Nethegau und dem sächsischen Hessengau verharrte. Aber zuvor setzte er noch mit der Irminsulzerstörung ein überaus deutliches Zeichen seiner Willensstärke. Aber man sollte tiefer sinnieren, denn der Nethegau hatte eine alte Geschichte und bildete mit der Diemel immer eine Einheit zumal das Wort Gau als urgermanisch eingestuft wird und schon früh nördlich des Harzes unter „gaw - ja“ in Gebrauch gewesen sein soll. In der Nethegau Enklave die sich wie eine Zunge in den Raum schiebt und in südlicher Richtung in der Diemel eine natürliche Abgrenzung findet, werden mit Beginn karolingischer Machtausübung auch die ersten strukturellen Spuren deutlich und es konkurrieren zwei Grenzen miteinander. Sowohl die von der Natur geschaffene „nasse“ Diemelgrenze als auch die politische von den Franken nördlich des sächsischen Hessengau gezogene „trockene“ Grenze die sich an den Quellbächen der Nethe orientierte, querten beide Grenzen eine kulturgeschichtlich gewachsene Spannungsregion in der die germanischen und keltischen Ethnien aufeinander trafen und sich vermischten. Die erträgnisreiche und daher waldarm gehaltene Warburger Börde war nie Bestandteil des Nethegau der seine südlichste Begrenzung am vermeintlichen „Teutoburgiensi saltu“ fand und der auch nie den Beinamen „sächsischer“ führen brauchte, da dies immer unstrittig war. Und obwohl beide der indogermanischen Sprachenwelt angehören ist unbekannt ist, ob der Name „Nethe“ keltische oder germanische Wurzeln in sich trägt. Die hochwertigen Bördeböden und somit die Qualität der Landschaft war attraktiv, weckten immer Begehrlichkeiten erzwang aber auch Einvernehmen und erforderte Kompromisse. Eben ein besonderer Schmelztiegel seit jeher dazu geeignet Ihre Bewohner zu entzweien, in dem aber letztlich immer die konkrete Bedrohungslage darüber entschied, welche Interessen überwogen, interner Zwist oder ein gemeinsamer Feind. Die römische Expansionspolitik schien es möglich gemacht zu haben, dass man Trennendes überwinden musste. Und die Region ab dem nach Osten gerichteten Eggerand die es zu verteidigen galt hatte viel zu bieten und verleitete wie man am paradoxen Wortungetüm „Ostwestfalen“ erkennen kann, immer schon die Geographen dazu waghalsige Namenskreationen zu schaffen. So spricht auch schon aus der doppelsinnigen Wortkombination der zwei Gaubezeichnungen, also dem fränkischen und dem sächsischen Hessengau, dass man es hier zwischen Egge und Weser und das möglicherweise schon seit prähistorischen Zeiten mit gewachsenen Besonderheiten zu tun hatte, denen Rechnung zu tragen war und hier versteckte sich der Spaltpilz in der Fruchtbarkeit der Bördelandschaft von der nicht nur alle dort beheimateten Stämme, sondern auch immer wieder Neuankömmlinge profitieren wollten. Und da man sich die Anbaugebiete innerhalb dieser tellerartigen geformten Lösbodensenke mit der höchsten Bodenwertkennzahl Westdeutschlands nicht nehmen lassen wollte war Einigkeit bei äußerer Bedrohung die Voraussetzung. Und nicht erst die „keltischen Chatten“ nutzten den fruchtbaren Boden den die Erdgeschichte in dieser Mulde hinterlassen hat und auch nicht die Germanen die im Zuge ihrer Zuwanderung in diese Region gespült wurden, denn schon für die nacheiszeitlichen Ackerbaukulturen des frühen Neolithikum vor 7000 Jahren war sie für die Ernährung von elementarer Bedeutung. Hier dürfte auch die Geburtenrate höher gelegen haben, hier vollzogen sich die Zivilisationsprozesse lebhafter, hatten Vermischungsprozesse Tradition, der hier im Grenzbereich lebende Menschenschlag war kompromissfähiger, fortschrittlicher dafür aber im Ernstfall auch Wehrhafter. Ausgestattet mit kraftvoller Substanz um sich auch einem aus zahlreichen Legionären bestehenden Heer erfolgreich entgegen stellen zu können. Welchen Anteil der keltische Einfluss in der Region auch auf die Waffentechnik der Germanen in der Varusschlacht hatte greift ins Hypothetische, sollte aber nicht unbeachtet bleiben. Denn im Hinblick auf eine aus der Erfahrung gewachsenen technologischen und handwerklichen Geschicklichkeit sei auf die „nur“ rund 137 Kilometer südlich der Diemel entfernten Glaubergkelten verwiesen, die dort bereits 400 Jahre vor der Varusschlacht eine hohe Kulturstufe erreicht hatten, die sich bis in den Betrachtungsraum ausgewirkt hat. Es kann daher in diesem Zusammenhang auch nicht ausgeschlossen werden, dass das Gold des Halsschmuckes aus dem Fürstengrab vom Glauberg nicht aus Itter- bzw.- Edergold geschmiedet wurde, denn im Bereich des Eisenberges dem Quellgebiet der Itter wo noch bis ins Mittelalter erfolgreich nach Gold geschürft wurde, befinden sich bekanntlich die größten Goldlagerstätten Mitteleuropas und auch eine La - Tène zeitliche Siedlung bei Bad Wildungen weist hier auf die Verbreitung der Keltenkultur hin. Das die Distanz vom Eisenberg nach Marsberg nur 21 km und die Strecke von dort nach Kneblinghausen auch nur 23 km beträgt schließt nicht aus, dass die Goldminen an der Itterquelle auch schon vor Karl der Große bekannt gewesen sein könnten. Denn was schon die Kelten kannten wussten später auch die römischen Prospektoren Aber im Rituellen steckt seit Menschengedenken eine inspirierende und treibende Kraft die man nutzte um sich damit das Leben und den Tod zu erklären, es sich erträglich zu gestalten und mit Sinn zu füllen. Das Überirdische hatte überall seinen Platz, gleich ob man sich damit in Kriegszeiten stimulieren wollte oder in Friedenszeiten den Jahreskalender danach ausrichtete. Es verbergen sich darin viele Anhaltspunkte, so dass dies auch ein Hauptbetätigungsgebiet innerhalb der archäologischen Sparten darstellt und sich für eine vergleichende Maßeinheit für alles Vergangene nutzen lässt. Die Eggelandschaft ist übersättigt mit Opfersteinen, Steingräbern oder Weihealtären und auch in der Region um Borlinghausen gab es demnach Bestattungsbräuche, Prozessionen und Kultstätten schon seit dem Neolithikum und nicht erst seit dem Aufrichten eines dagegen schon minderwertig erscheinenden „hölzernen Irminsul Truncus“. Und den Kultplatz Irminsul schuf man auch nicht erst wenige Jahre oder Jahrzehnte vor seiner Zerstörung im Jahre 772. Aber er wird sich dieser Theorie folgend erst nach dem Abzug von Germanicus langsam etabliert haben, spätestens aber nach dem Tod von Arminius als sich in Ostwestfalen die heiße Phase der Römerschlachten längst dem Ende zugeneigt hatte. Nach Jahren werden es die Trittspuren jener ersten frühen Besucher gewesen sein, die über den Standort der „Irmin - Kultstätte“ entschieden. Menschen die die Örtlichkeiten aufsuchten um sich umzusehen, wo damals das Eindrucksvollste geschah um sich in der Erinnerung daran zusammen zu finden und es anderen zu zeigen. Bekanntheitsgrad und Neugier vermischten sich und die Folge war, dass dort Freiplätze entstanden die die Menschen im Laufe der Jahre immer leichter finden konnten. Ob es in der ersten Phase nur für einen Steinkreis reichte lässt sich schlecht rekonstruieren aber irgendwann wurde mehr daraus. Möglicherweise war es eine Säule aus dem für besondere Zeremonien vorbehaltenen geheiligten Eschenholz. Und hier unter der Egge am nordwestlichen Börderand befand sich wie dargestellt auch eine Nahtstelle sozusagen noch ein Tor zur einst keltischen Welt. Hier kamen die Germanen mit ihren Methoden der Metallbearbeitung, dem verhüttungstechnischen Wissensstand, aber auch den besseren Ackerbaugeräten in Berührung. Eine Bevölkerungsschicht die sich in ihren Siedlungsgebieten am Nordrand des Sauerlandes und damit auch an der Diemel noch lange gegen die germanische Expansion behaupten konnte bevor die Vermischung untereinander intensiver wurde. Etwa da, wo auch später die sächsische Ausdehnung zum Stillstand kommen sollte trug die Mittelgebirgsstruktur mit dazu bei und sie machte es neuen Einwanderern noch nie leicht in den Gebirgstälern sesshaft zu werden. Ein Hinweis darüber wo sich die einstigen Wohnstätten der Kelten befunden haben könnten sind nicht nur die mit „lar“ endenden Ortsnamen die hier verstärkt anzutreffen sind. Bestätigung findet die keltische Vorbevölkerung auch durch die Latene zeitlichen Funde im Südharzvorland die sich bis in die Zeit kurz vor der Jahrtausendwende datieren lassen oder die keltischen Funde innerhalb der Fluchtburgen. Auch die Sagenwelt leistete dazu noch einen Beitrag als es zum Aufeinandertreffen der Kulturen kam, denn der Ballofa Berg bei Balve etwa 90 Kilometer westlich von Borlinghausen der die gleichnamige Höhle beherbergt lässt sich mit dem keltischen Fortschritt „ Made in Keltike“ in Verbindung bringen. Hier unterrichten die kleinwüchsigen kapuzentragenden Vertreter der Unterwelt auch einen gewissen Wieland bzw. Siegfried oder Sigurd im Schmiedehandwerk. Auch das sauerländische Balve liegt in einer Region die von der germanischen Südexpansion aufgrund ihrer unwirtlicheren und schwer zugänglichen Struktur zunächst angespart blieb wodurch sich keltischen Bräuche und Techniken länger erhalten konnten. Und nicht erst in dieser Zeit entschied die bessere Waffenqualität über Leben und Tod. In Ballofa einer frühen Produktionsstätte für Rüstzeug aller Art, aber explizit für Hieb und Stichwaffen könnte man ein Synonym für den technologischen Wandel um die Jahrtausendwende sehen, als sich die Germanen mit den Kelten zu arrangieren begannen weil es der römische Feind erforderte. Aber 9 + gab es auf germanischer Seite nur wenige Kämpfer die mit Rom waffentechnisch ebenbürtig waren. Und wenn, dann waren es wohl Schwerter die auf einem keltischen Amboss geschmiedet wurden. So könnte der Kenntnisstand jenes Volkes mit dem sich die Cherusker nicht nur zusammen taten, sondern auch zusammen wuchsen den Ausgang der Varusschlacht mit beeinflusst haben. Das Eggegebirge mit seiner wuchtig geformten Kante das so wirkt, als würde es in den Nethegau hinab stürzen nannte sich einst Osning, aber in ältester Zeit war es die Osnegge foglich die Osenegge. Beim Wort „Osn“ verschluckte man das „e“ denn eigentlich gemeint waren die „Asn“ folglich das Göttergeschlecht der Asen die sich hier im Volksmund vereweigt hatten was den überirdischen Bezug deutlich werden lässt. Hier hatte die Natur in Form der schroffen Egge ganze Arbeit geleistet und jenen Menschen die von Religion noch eine andere Vorstellung hatten eine mächtige Kulisse hinterlassen, die einst auch den Hintergrund für den Wanenkrieg gebildet haben könnte. Denn die der Egge östlich vorgelagerten Hügelketten waren schon in der jüngeren Steinzeit den Ruhestätten der Verstorbenen vorbehalten wo sie mit der Egge im Rücken ihren ewigen Blick nach Osten richten konnten. So zeugen zahlreiche Hügelgräber davon, dass man hier schon seit Jahrtausenden ältesten Traditionen folgte. Hier blickten die keltogermanischen Völker der Region noch auf das Leben vor ihrer Zeit, zelebrierten angesichts ihrer Altvorderen ihre Bräuche und nicht erst mit dem Untergang der Varuslegionen waren es heilige Stätten. Man lebte unter ihrer Obhut, war sich ihrer Existenz bewusst und verband damit auch ihr eigenes Schicksal. Hier war es nicht nur die Varusschlacht auf die die Irminsul gefolgt sein könnte, hier befand sich zu allen Zeiten eine spirituell geprägte Landschaft in der man sich in ritueller Absicht begegnete. Und natürlich sollten wir es unseren Vorfahren sowohl zutrauen als auch zubilligen, dass sie das Bedürfnis verspürten den Sieg über die römischen Legionen nicht der Vergessenheit zu überantworten. Den Standort der Irminsul mit der huldigenden Strahlkraft des Varusbezwingers Arminius im Grenz- und Mischgebiet der Altvorderen zu begründen klingt nach müßigen oder verklärten Gedankenspielen die sich auf den ersten Blick so anhören, als habe man sie an den Haaren herbei gezogen. Aber diese Überlegung sollte man nicht voreilig verwerfen, denn auch diese Verbindungslinie gehört in die großräumige Analyse und die methodische Betrachtung um den Örtlichkeiten der Varusschlacht einen Schritt näher zu kommen. Aber letztlich entschied nicht die Grenznähe zu den keltisch/germanischen also den chattisch/cheruskischen Territorien über die Position der Irminsul, es war schlicht und einfach die Schlacht an der Schlucht nämlich die entscheidende Lage des Fluchtweges, des „Teutoburgiensi saltu“ westlich von Borlinghausen. Der Ort wo man Varus hinlockte, wo er sein Ende fand und wo Germanicus auf die Überreste seiner Legionen stieß die dort im Zuge ihrer letzten Kämpfe ihr Leben ließen. Und diese Walstatt konnte auch nicht von noch so frühzeitigen Grenzziehungen, Hügel- oder Steingräbern beeinflusst worden sein, denn hier wo Arminius letzte Hand an seinen Schlachtplan legte entschied einzig die Strategie der oder des Cheruskers. Aber Grenzlage und Endschlacht korrespondierten hier, wenn auch unbeabsichtigt eng miteinander was in die Auseinandersetzung mit Rom mit hinein gespielt haben könnte. Man möchte eigentlich nicht soweit ausholen und Arminius unterstellen, dass er die Legionen bewusst zwischen die Grabstätten vorzeitlicher Kulturen locken wollte um sie dort im Sinne einer göttlichen Opfergabe abschlachten zu können. Aber es lässt sich auch nicht von der Hand weisen, denn nicht ohne Grund wird es uns von Tacitus so suggeriert da man es damals als heilige Haine verstand. In den Zeiten nach der Varusschlacht behielt die Region dieser Theorie nach ihre Ausstrahlung und Anziehungskraft bei, denn es begegneten sich dort nicht nur die zwei Stämme, die möglicherweise den größten Anteil am Sieg über Varus hatten, sondern auch alle anderen beteiligten Stämme und Sippen die in enger verwandtschaftlicher Beziehungen zueinander standen. Denkbar ist auch ein hintergründiges Szenario wonach bekanntlich nicht nur die Cherusker einen Segestes in ihren Reihen hatten. Denn bei den Chatten gab es einen Adgandestrius der Arminius nach dem Leben trachtete und mit dem sich beweisen lässt, wie stark auch die jeweils gegensätzlichen Positionen in den germanischen Fürstenhäusern vertreten waren. Da man bei Adgandestrius eine keltische Namenswurzeln vermutet würde sich eine weitere Tür zu der Frage öffnen, wie es um den keltischen Einfluss im alten Nordhessen und Ostwestfalen stand. Um die keltisch stärker beeinflussten Chatten im Jahre 9 + zu gemeinsamen handeln zu bewegen und die Kritiker im jeweils anderen Lager zufrieden zu stellen, könnte es auch zu siedlungstaktischen Zugeständnissen am Verhandlungstisch gekommen sein. Derartige Interessen rangierten immer weit oben und man könnte sich damals schon die Börderegion untereinander zugeteilt haben und sie sich zum gegenseitigen Ausgleich und zur jeweiligen, vor allem aber gewaltfreien Mitnutzung zugesprochen haben. Ein stabiler Landfrieden der dabei heraus gekommen sein könnte, bei dem die Börde für die elementare Nahrungsgrundlage sorgte und man der Tradition folgend die Irminsul als kulturellen Schwerpunkt mittig gelegen respektierte. Diese Argumentation würde im Umkehrschluss wieder den Verdacht erhärten, man habe vor 2000 Jahren den Saltus nicht nur wegen der bördebedingten Bevölkerungsdichte, sondern auch aufgrund der Nähe zu den keltisch/chattischen Mitstreitern anvisiert, auf deren Kampfstärke die germanischen Cherusker nicht verzichten wollten. Es war eine Region in der man zusammen lebte und sich möglicherweise später bei feierlichen Anlässen zu gemeinsamen Kultfeiern traf um die Erinnerung wach zu halten. Wir wissen das Cherusker und Chatten bemüht waren untereinander Heiraten zu vermitteln und wo man heiratet, da feiert man auch. Der Ausgang der Varusschlacht hatte bewiesen, dass man sich einig und auch imstande war gegen stärkste Gegner erfolgreich sein zu können. Und wenn der keltische Bevölkerungsanteil in der Region noch erheblich war und mit jedem Kilometer nach Süden wuchs, so wurde die Schlacht für alle Teilnehmer rückwärts gewandt zu einem zentrales Erfolgserlebnis, das auch zum Zusammenwachsen der zwei unterschiedlichen Kulturen beitrug. Es war möglicherweise der Grundstein gleich einer Vorstufe zur Bildung des späteren sächsischen Hessengaus, dass aus diesem Bündnis spricht und dem man auch den Namen „cheruskischer Chattengau“ hätte geben können. Die hier vorgestellte „Börden- und Grenztheorie“ schließt nicht aus, dass die Diemel über die Jahrhunderte betrachtet weiterhin die Hauptorientierungslinie darstellte. Der sächsische Hessengau wäre demnach immer schon eine Zone gegenseitiger Einflussnahme und Überlappung gewesen und die Chatten hätten sie nicht erst im Zuge schwindender cheruskischer Machtvollkommenheit überschritten, wie man es oft lesen kann, denn hier waren die Chatten immer schon die Siedlungspartner der Cherusker. Infolgedessen lebten die Chatten in dieser Region erwartungsgemäß auch noch in den Zeiten in denen man sie Hessen nannte. Aber all die hier zur Diskussion gestellten Thesen hatte Karl der Große im Jahre 772 mit einem einzigen Federstrich gelöst. (15.12.2022)

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Samstag, 10. Dezember 2022
Zum augusteischen Amphorenfund an der Pader - Ein Wink mit dem Zaunpfahl mal wieder den Blick nach Osten zu wagen.
Römischen Zivilisationsfunden treten sie im Stadtgebiet von Paderborn auf und stehen sie wie dieser im Zusammenhang mit dem Verzehr eines Schweinebratens lässt sich schlecht nachsagen, sie wären germanisches Raubgut gewesen oder einem Händler vom Karren gerutscht. Man darf sie daher als Anzeiger für eine römische Ausbaustrecke werten die ausgehend vom Römerhafen Anreppen in östlicher Richtung an dieser Stelle über eine Zwischenstation verfügte. Und auch den Gedanken, dass sich dort mehr als nur ein bescheidener römischer Kontrollposten befunden haben könnte sollte man nicht zu früh verwerfen. Wie die dort ausgegrabenen vier etwa 2000 Jahre alten römischen Weinamphoren aus Kampanien explizit aus der Region um den Monte Massico in ein 1,60 m tiefes Loch in der Paderborner Innenstadt gelangen konnten lässt sich teilweise rekonstruieren. Man wird sie einst mit vielen anderen auf Schiffe verladen haben um ihnen zunächst den Landweg zu ersparen. Vermutlich nutzte man später, wollte man eine Alpenüberquerung mit dem zerbrechlichen Gut vermeiden die Rhone für den Weitertransportiert. Aber wie auch immer, irgendwann wird man die Fracht an einem römischen Rheinhafen angelandet haben um sie dort zu entladen - bzw. umzuladen. In Flachbooten könnte sie Lippe aufwärts gezogen worden sein, wenn man sie nicht auf mit Stroh unterfütterten Ochsenkarren verstaute. Und je nach dem welche Wegstrecke man zugrunde legt, waren dafür allenthalben Distanzen von 1500 bis 2000 Kilometer zu überbrücken gewesen. Falerner Weine waren in der Antike hoch geschätzt und hatten in Italien ihren Preis, transportierte man sie aber noch zusätzlich über tückische Wasserwege oder unwegsames Gelände verteuerte sich der exquisite Tropfen und es stellt sich die Frage der Bezahlbarkeit. Man kann natürlich auch die Variante bevorzugen, wonach man minderen Wein in Falerner Amphoren goss in der Hoffnung, die späteren Empfänger im rauen Norden konnten den Qualitätsunterschied nicht mehr erkennen. Ob es im Imperium statthaft war in „Falerner“ Amphoren Wein aus anderen Anbaugebieten abzufüllen ist fraglich, da es bekanntlich auch damals schon Herkunftssiegel gab wie es in diesem Fall gut nachweisbar ist und das Anfertigen von Kopien problematisch gewesen sein könnte. Aber immer bleibt festzuhalten, dass der Wein eine lange Strecke zurück zu legen hatte, bevor er in Paderborn auf den Tisch kam. War es Original Falerner dann geht auch eine Frage in die Richtung, ob sich die Besatzung eines römischen Wachturmes mit derartigem Qualitätswein die Wartezeit versüßen durfte. Die Vorstellung das sich einfache Frontlegionäre in den unruhigen Zeiten weit ab vom Anbaugebiet einen Wein zu Gemüte führen durften den schon Plinius der Ältere und Horaz zu schätzen wussten macht nachdenklich und man stellt fest, dass wie so oft jeder archäologische Fund auch neue Fragen aufwirft. Möchte man in die Untiefen der Spekulation abgleiten jubilieren jene Kräfte innerhalb der Forschung die in einem derartigen Weinklassiker einen betuchten Kunden erkennen wollen und keine trinklustige und weinselige Wachmannschaft sehen möchte. Auch der profane Gedanke, dass man etwas vom guten Tropfen abzweigte bevor er sein Ziel erreichte liegt nicht fern. Aber Fakten entscheiden und da offenbart der Fund auch noch etwas anderes. Denn der römische Horizont ab der östlichen Stadtgrenze von Paderborn war nie vernagelt und der weite Raum bis zur Weser hätte die Chance verdient ihn nach längerer Zeit der Abstinenz wieder einmal stärker in den Focus der Forschung geraten zu lassen. (10.12.2022)

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