Samstag, 3. November 2018
3 Legionen - 6 Kohorten - 3 Reitereinheiten ? Hört sich viel an - aber wie war es um deren Schlagkraft bestellt ?
Hätte unser Kontaktmann in die Antike Paterculus auch darüber berichtet wieviel Soldaten Varus in die Schlacht führte dann wäre es für uns hilfreicher gewesen, denn das Aufzählen von Truppenteilen allein will nichts besagen. Und natürlich hatte Kaiser Augustus mit seinem Ausruf "uitili Vare, legiones redde" Recht, denn auch diesem Schrei des Entsetzens lässt sich keine Anzahl entnehmen. Aber durch die mit diesem Internetbuch verbundenen Disziplin übergreifenden Recherche Arbeiten reicherte sich auch das Wissen bezogen auf die Vorgeschichte, den Verlauf, sowie die Auswirkungen der Varusschlacht an. Die Kräfteverhältnisse der Konfliktparteien zu analysieren um daraus ableitend das Szenario besser abbilden zu können ist daher eine Voraussetzung zum besseren Verständnis der Vorkommnisse. Derartige Untersuchungen aufzustellen setzen Grundannahmen voraus, die sich aber nach über 2000 Jahren schwerlich nachvollziehen lassen. Es beginnt damit sich über die antike Literatur eine Vorstellung zu erschließen wie stark überhaupt die kämpfende Truppe war, die unter Kaiser Augustus Zug um Zug zur Berufsarmee umgebaut wurde. Dazu grassieren selbst von namhaften Militärhistorikern nur vage Theorien und Annahmen, so dass alles ein unvollständiges Bild hinterlassen muss. Aber es wird bei allem deutlich, dass eine römische Legion über keine starre Anzahl an Soldaten verfügte, weil es die Zeiten und die Möglichkeiten nicht zuließen. Auch Legionen wollten aufgestellt sein, die Anwerber sollten erfolgreich dabei sein freiwillige Kräfte zu finden, die sich dafür besolden lassen wollten. In der Regel soll daran zwar kein Mangel bestanden haben aber nur selten soll es vorgekommen sein, dass sich zu viele Rekruten meldeten. Zwangsrekrutierungen waren Notsituationen vorbehalten die sich aber im Vorfeld der Varusschlacht nicht abzeichneten da Tiberius die Lage nach dem "Immensum Bellum" in Ostwestfalen als stabil einschätzte. Zahlenmäßig orientiert sich die Militärhistorie seit jeher an der fixen Größe von 6.000 Soldaten pro Legion. Eine Angabe die auf Schriften des Sextus Pompeius Festus der in der 2. Hälfte des 2. Jhdt. lebte, bzw. Paulus Diaconaus der zwischen 725 und 730 geboren wurde zurück geht und wohl auf Marcus Verrius basiert, der um 6o - geboren wurde. Die Überlieferung besagt, dass Gaius Marius eine Legion mit 6.000 Mann bezifferte und die er in die Schlacht führte. "Sex millium et ducentorum hominum primus Gaius Marius legionem conscripsit, quum antea quatuor millium fuisset, unde etiam appellabatur quadrata....". Fortan vertrat man die Ansicht, man könne diese Zahl als Normalstärke auch für alle späteren römischen Legionen als Sollstärke zugrunde legen. Eine Legion war jedoch ein homogener Militärapparat und selbständig operierender Verband der sich hinsichtlich seiner Dimension immer nach den Gegebenheiten und Erfordernissen, also vor allem der Stärke des Feindes zu richten hatte. So bestand immer ein Unterschied zwischen dem Wunsch des Generalstabes und der Wirklichkeit. Der Forschung lässt sich entnehmen, dass es keine fest stehende Sollstärke für eine römische Legion gab. Sie wurde mal mit 3.000, 3.600, 4.200, 4.800 oder auch eben 6.000 Mann angegeben. Unter Cäsar soll sie 3 - 4.000 Mann betragen haben und nach Polybios verfügte die Legion Campana im 3. vorchristlichen Jhdt. über 4.000 Mann. Daher schwankt die aktuelle Bewertung auch zwischen 3000 und 6000 Mann pro Legion was wiederum einen weiten Interpretationsspielraum auch für die drei Varuslegionen zulässt. Mal anders ausgedrückt ließe sich auch fragen was mehr ist, 4 Legionen a`3.000 Mann oder 2 Legionen a`6.000 Mann. So war natürlich der Rekrutierungsgrad von Bedeutung aber auch die Kriegskasse, denn sie sollte entsprechend gefüllt gewesen sein und alles wirkte sich begrenzend auf die Truppenstärke aus. Die Realität deckelte also immer die Lage an der Front und triumphierte über die kühnen Pläne mancher Strategen. So greifen viele Faktoren ineinander und eben auch die Frage die immer wieder im Mittelpunkt der Diskussion steht, nämlich die nach den eingesetzten Kontingenten beider Konfliktparteien. Da uns die Angaben über den Umfang der römischen Armee wie sie von Varus angeführt wurde immer wie eingemeißelt vor Augen gehalten wird, wir aber die Anzahl der Germanen nur daran messen können, wonach ihnen der Sieg über eben diese Legionen gelang, so bleiben uns nur die öden Hochrechnungen. Möchte man sich an eine Verlustbilanzierung der römischen Streitkräfte heran wagen um sich die Fragen zu beantworten wie vielen von ihnen es später gelang Aliso zu erreichen und sich noch dazu die Frage stellen über wieviel Kilometer sich die Länge des Marsches zu den Aufrührern erstreckte, so bedarf es zunächst einmal einer ungeschminkten Rekonstruktion über wieviel Legionäre Varus an der Weser überhaupt verfügte. Vorweg lässt sich sagen, dass man das Thema zehn mal aufgreifen könnte um jeweils zu neuen Ergebnissen und Erkenntnissen zu gelangen. Den Überlieferungen nach waren es die besagten drei Legionen, drei Alen und sechs Kohorten. Aber die moderne Interpretation ordnet ihnen auch noch diverse Auxiliartruppen unbekannter Anzahl zu, unter denen man vermutlich jene Germanen versteht die Arminius anführte, denn Paterculus berichtete nichts darüber. Danach schätzt man nun die Gesamtzahl der Varusarmee wohlweislich einschließlich der cheruskischen Abtrünnigen auf 15.000 bis 20.000 Mann ein. Was sich aber anfänglich noch plausibel anhört fällt jedoch schnell in sich zusammen da sich erkennen lässt, auf welch tönernen Füßen sich bislang unsere Annahmen bewegten. Legt man den untersten Wert der recherchierten römischen Sollstärke von 3.000 Mann pro Legion zugrunde, so wird die Teilnehmerzahl der römischen Streitkräfte erheblich nach unten gedrückt. Zweifellos wäre es den Germanen unter diesen Umständen auch leichter gefallen sie zu besiegen. Die Grundannahme, dass Tiberius gezwungen war auch die varianische Lippearmee dezimieren zu müssen, um gegen Marbod genügend Soldaten aufbieten zu können stärkt die Vermutung, dass Varus sogar mit einem derart schwachen Kontingent auskommen musste. Da die Legionen für den folgenden Pannonienaufstand noch zusätzlich aufgestockt werden mussten lässt sogar den Verdacht aufkommen, dass nach Abbruch des Marbodfeldzuges im Jahre 6 + noch weitere Kräfte abgezogen wurden unter denen sich möglicherweise auch Hilfstruppen der Cherusker befanden, wenn diese nicht sogar schon mit im Aufgebot gegen Marbod standen. Möchte man die Länge, die Ausstattung, die Marschzeit und den personellen Umfang der Kölner Rosenmontagszüge dazu als kleine Hilfestellungen heran ziehen, so kann dies einen Eindruck vermitteln aber der Kern dessen was es damals zu erfassen gilt, sitzt doch um einiges tiefer. Bevor man es also riskieren kann ein vorsichtiges Urteil dazu abzugeben, sind nachvollziehbare und begründbare Theorien die unerlässliche Basis möchte man sich Angesichts der mageren Datenlage nicht völlig der Kristallkugel ausliefern. Eine in diesem Fall nie überprüfbare Wahrheit liegt vermutlich auch hier in der Mitte. Kennt man aber weder Ausgangspunkt noch Ende, so ist es schwer die Mitte zu finden. Bevor man sich auf weitere Zahlenspiele einlässt müsste die erste Frage lauten, wie viel römische oder auch nicht römische Soldaten brachen im Frühjahr des Jahrs 9 + auf, um vom Rhein an die Weser zu ziehen. Ein große Distanz die nicht nur mehrere Tage Anmarschzeit in Anspruch nahm, sondern auch etwas am Bestand der Truppe nagte. In der Folge käme dann der Punkt, wieviel Männer am Morgen des 1. Marschtages mehrere oder das eine Sommerlager verlassen haben. Des Weiteren, wie viele von ihnen am Abend im 1. Marschlager in Brakel ankamen. Erst danach kann man sich der Frage widmen, wieviel römische Kämpfer Varus in die Mehrtageskämpfe folgten. Die Zahlenwerke der Ausmarschstärke ab Höxter/Corvey, der Ankunft in Brakel und des Ausmarsches am Folgetag ab Brakel folgten jeweils anderen Gesetzmäßigkeiten der Militärstrategie. So verließen bereits am Abmarschtag die cheruskischen Hilfskräfte, also die besagten germanischen Auxiliareinheiten den Varusconvoi. Es gilt anzumerken, dass von gallischen Hilfskräften an keiner Stelle de Rede ist. Am Folgetag verließen nach dieser Theorie die römischen Abstellungen die Legionen zum Schutz des zivilen Trosses. In der Konsequenz der Aufrechnung also der zum Abzug zu bringenden römischen Kämpfer läge eine vorsichtige Schätzung darüber vor mit wieviel Soldaten Varus am Morgen des zweiten Marschtages den Marsch zu den Aufrührern antrat. Des Weiteren hat man sich der Frage zu nähern, wie hoch man die Anzahl der Besatzungen der Kastelle von Aliso über Anreppen bis zu den anderen Lagern einschätzen sollte, denn auch diese Lager wurden von Männern besetzt die Bestandteil der drei Varuslegionen waren. Welche Lager von Kräften der zwei Asprenas Legionen gesichert wurden ist unklar. Auch bleibt offen, ob es römische Streckenposten oder anderweitige Personengruppen gab, denen uns nicht bekannte Aufgaben zugewiesen worden waren und die ebenfalls abzuziehen wären, da sie fern vom Schlachtgeschehen agierten aber trotzdem Varus unterstanden. Des weiteren gilt es sich der Frage zu widmen wieviel Legionäre aus gesundheitlichen Gründen nicht einsatzfähig waren, da sie sich über die Sommermonate an der Weser aufgrund ungewohnter Nahrung oder andere Einflüsse Krankheiten zugezogen hatten. Der Krankenstand war also auch nicht unwesentlich. Möchte man versuchen allen diesen Fragen mathematisch auf historischer Basis und weniger mit der Kugelstange auf den Grund gehen, dann lassen sich viele Szenarien entwerfen. Eine Maximale eine Minimale und und eine mittlere These. Alle drei Versionen können der Gesamtanalyse dienen wie viel Römer letztlich den Marsch antraten wie viel von ihnen letztlich zu Tode gekommen sein könnten und welche Marschzuglänge und Marschzeit sich damit hoch rechnen ließe. Man könnte dann vielleicht auch noch der Frage hypothetischen Raum geben wie viel Römer letztlich die Varusschlacht überlebten, denn es gab auch Überlebende wie man weiß und diese könnten zahlenmäßig höher gewesen sein, als allgemein angenommen, denn die Schlacht durfte nicht schön geredet werden aber Aliso konnte lange verteidigt werden. Und auch dazu gibt es einige Hinweise und allein die vielsagende Überlieferung bezogen auf das Verbot, dass diese Italien nicht mehr betreten durften rechtfertigt bereits diese Annahme. So wissen wir von Caius Pompeius Proculus aus Rom, der der XVIII Varus Legion angehörte, dass er die Varusschlacht überlebte, denn ihm war sogar später eine ritterliche Karriere als Militärtribun vergönnt. Vielleicht nahm er aber auch gar nicht erst an der Schlacht teil, oder er hatte Glück und lag beim Abzug der Legionen aus Vetera nach Ostwestfalen im Frühjahr 9 + ebenso wie der Überlebende Titus Atidius Porcio, ein einfacher Soldat im Dienstgard eines Miles gragarius der gleichen Legion aus der venetischen Stadt Ateste dem heutigen Este, in einem Lazarett mit Rheinblick. So ist Proculus auch möglicherweise kein Einzelfall und noch andere Angehörige aus den drei Legionen nahmen nicht an den Kämpfen teil überlebten deswegen aber man müsste sie demnach von einer Gesamtrechnung der in den Kampf ziehenden Legionäre in Abzug bringen. Da der Überlieferung nach die Überlebenden der Varusschlacht italienischen Boden nicht mehr betreten durften, wäre es auch interessant zu erfahren wie es Proculus gelingen konnte nach Italien zurück zu kehren. Aber erst recht wie es der einfache Soldat Procio schaffte für den man sicherlich kein Lösegeld bereit stellte, da ihm dazu wohl die betuchten Anverwandten fehlten. Zuerst sei aber ein Blick auf die überlieferte Darstellung der gesamten Varusarmee gestattet, die sich auf die Angabe von Paterculus (II. 117 (1) stützt und davon ausgeht, dass dem Feldherrn Varus drei Legionen in unbekannter Stärke unterstanden. Ebenso viele, also drei Reiterabteilungen (alae) sowie sechs Kohorten (cohortium). Die zwei Asprenas Legionen, obwohl auch sie Varus unterstanden, waren natürlich nicht betroffen und sind außen vor zulassen. Da auch der Tross zur Truppe gerechnet wurde, resümierte die Forschung daraus die sogenannte offizielle Gesamtzahl von 15.000 bis 20.000 Männern die in der Varusschlacht bis auf wenige Menschen umgekommen sein sollen. Von der Anzahl der nur am ersten Marschtag im Zug befindlichen Frauen und Kinder wird auch in keiner Quelle gesprochen. Die Forschung teilt die germanischen Gegner Roms in zwei Gruppen. Die Abtrünnigen die Arminius unterstanden und Varus wohl erst später angriffen und die Aufrührer, die sich Varus Speere werfend am ersten Kampftag entgegen stellten. Die cheruskischen Hilfstruppen die Arminius unterstanden noch mit unter die römischen Kämpfer zu rechnen, dürfte an der Realität vorbei gehen. Aber dafür darf man sich die Frage stellen, warum Paterculus die Anzahl von drei Legionen bezifferte aber die weiteren sechs Kohorten separat erwähnte. Sechs Kohorten entsprachen fasst einer Legion die mit 10 Kohorten angegeben wird. Unabhängig davon aus wieviel Soldaten diese sechs Kohorten bestanden so nannte sie Paterculus separat und fasste sie nicht mit den drei Legionen zusammen. So hätte Varus die Kämpfer dieser sechs Kohorten auch auf die drei Legionen verteilen können und ihre Stärke hätte sich entsprechend erhöht. Das Paterculus diese sechs Kohorten unabhängig von den drei Legionen erwähnte dürfte daran gelegen haben, dass es sich dabei um keine römischen Soldaten sondern um Auxiliareinheiten handelte die sich für das römische Bürgerrecht empfehlen wollten wie etwa die "Cohors quingenaria". Wie sich diese sechs Kohorten dann im Verlauf der Varusschlacht verhielten, also wie zuverlässig sie waren muss offen bleiben. Angesichts der dramatischen Ereignisse lässt sich bis zur möglichen Fahnenflucht nichts ausschließen. Es fällt daher schwer sie sowohl hinsichtlich ihrer Anzahl als auch ihrer Kampfkraft einzustufen und man könnte dazu neigen ihnen im Ernstfall nur wenig oder keinerlei strategischen Wert zuzubilligen. Ähnliches gilt für die von Paterculus angeführten Alen, er nannte sie alarum. Auch für Alen gilt, dass sie sich immer aus Auxiliareinheiten zusammen setzen und darunter ist nicht die jeder Legion angeschlossene Kavallerieeinheit von 120 in der Regel Meldereiter zu verstehen. Da Paterculus die Auxiliarkohorten als auch die Auxiliarkavallerie zu den nieder gemetzelten rechnet wird es sich in beiden Fällen auch nicht um jene Cherusker gehandelt haben die sich vor dem Gefecht unter Arminius von der Truppe entfernten. Ihnen wird Paterculus keinen Platz in der Verluststatistik eingeräumt haben. Aber wie viele Legionäre verteilt auf drei Legionen sollen sich nun dem mehrtägigen Kampf mit den Germanen gestellt haben. Um die vielen denkbaren Szenarien im Zuge einer akrobatische Retrovision zu vermeiden soll hier von der untersten Bezugsgröße ausgegangen werden. Dem Geschichtsfreund mag es vorbehalten sein sie dann nach belieben nach oben zu korrigieren. Varus verfügte also dieser Einschätzung nach in seiner geballten Allmacht doch nur über sehr bescheidene personelle Möglichkeiten und setzte daher wohl auch wie nachgewiesen auf die "Accensi velati", also die Unbewaffneten und verließ sich zudem ganz auf das zugesagte Arminius Kontingent, so blieb ihm unter Abzug der Hilfskräfte nur noch die besagte römische Reststreitmacht. Die vom zukünftigen Kaiser Tiberius entleerten sozusagen übrig gebliebenen Rumpfmannschaften. Da im Zuge der Recherche die Legionsgröße an der Weser nie die 6.000 Mannstärke erreichte, könnte man einen Mittelwert zwischen 3.000 bzw. 6.000 Mann, also 4.500 Mann pro Legion greifen. Es blieben Varus demnach ungeachtet der Kohorten, der Reiterei und den übrigen abzugsfähigen Männern etwa 13.500 Legionäre. Und unter dieser Voraussetzung beginnt sowohl die Rück- als auch die Hochrechnung. Tiberius brauchte gegen Marbod eine stattliche Armee und entzog ihm von diesen 13.500 Legionären eine geschätzte Legion, gleich 4.500 Soldaten. Somit fehlten Varus später in der Schlacht rund 1/3 der Männer die man ihm seinerzeit zugesagt haben könnte und es standen ihm demnach zunächst nur noch 9.000 Männer zur Verfügung die er auf drei Legionen aufteilte. Damit hätte Varus mit 3.000 Mann pro Legion immer noch an der untersten Grenze der Sollstärke gelegen. Von diesen 9.000 Mann sortierte er eine Anzahl X als Begleitmannschaft aus, die so genannten Abstellungen. Man könnte sie mit 500 Männern niedrig ansetzen, womit sich die Kampfstärke auf 8.500 Soldaten weiter reduzierte. Bezieht man nun die überlieferten aus Hilfskräften bestehenden sechs Kohorten mit ein, so könnten auch sie von der Tiberius Entscheidung betroffen gewesen sein und unterlagen ebenfalls dem Zensus der Dezimierung. Auf Basis einer Drittelung würde dies bei einer Kohortenstärke von 500 Mann wiederum einen Anstieg der Kampfkraft von 8.500 auf 10.500 Mann bedeuten. Auch für die drei Reitereinheiten den "alae quingenaria" ebenfalls bestehend aus Hilfsvölkern wird gleiches gegolten haben. Man könnte sich umgerechnet auch bei ihnen statt auf 1.500 Reiter auf 1.000 Reiter festlegen, wodurch die Kampfkraft nun bei 11.500 liegen würde. Abzüglich des Krankenstandes und der auf die Stützpunkte verteilten Mannschaften würde sich die Zahl erneut reduzieren und könnte nun bei 11.000 Kämpfern gelegen haben die Varus am Morgen des zweiten Marschtages zur Verfügung standen. Abschließend betrachtet ist es zwar nicht unbedingt zielführend die römischen Streitkräfte auf diese Weise gegen Null zu rechnen besser gesagt abzusenken, aber die Annahmen rechtfertigen diese Vorgehensweise um auf diesem Umweg den Beweis zu erbringen, dass es im Gegenzug auch schon wenigen Germanen gelungen sein könnte, drei Legionen zu vernichten. Die möglicherweise schwache germanische Siedlungsdichte in Ostwestfalen um damit die Anzahl der kampffähigen Germanen niedrig zu rechnen war seit jeher Ziel jener die von der Annahme ausgingen, die Varusschlacht wäre möglicherweise nur eine belanglose Schlacht mittleren Bedeutung gewesen, die später historisch übertrieben und aufgebläht wurde. Aber hier ließen sich diese zwei Denkansätze miteinander verbinden, was uns die Lösung näher bringen könnte. Diesen Hypothesen lässt sich entnehmen, dass die varianische Streitmacht zwar im Zuge der geopolitischen Ereignisse der damaligen Zeit unter Schwund litt, aber immer noch recht voluminös war. Die aufgezwungene kolonnenartige Marschformation über mehrere Tage die zum Spalierlauf wurde, der geschickt gelegte Hinterhalt und die widrigen Marsch - und Wetterbedingungen taten ein Übriges und machten diesen Feind für die Germanen besiegbar. (25.08.2021)