Dienstag, 15. Januar 2019
Der dalmatinisch-pannonische Aufstand forderte seinen Tribut - Varus hatte keine andere Wahl
Es sei noch mal die Frage aufgeworfen, ob es sich Tiberius damals in Anbetracht der großen Herausforderungen in Pannonien überhaupt leisten konnte, auf weitere Truppenverstärkung aus dem Norden Germaniens zu verzichten und nicht sogar gezwungen war noch zusätzlich weitere Legionen in den Süden nach Pannonien zu befehligen. Konnte er sich daher den Luxus überhaupt leisten die restlichen noch am Niederrhein stationierten Legionen unbehelligt zu lassen. Und das auch unter der Berücksichtigung, dass die Verbände am Niederrhein bereits in Teilen wegen des Marbod Feldzuges dezimiert werden mussten bzw. abgezogen wurden. Tiberius war nicht zimperlich. Während das Imperium heftigste Kämpfe an der Donau zu bestehen hatte, sollte man ihm daher auch keine Skrupel bzw. Rücksichtnahme unterstellen nun auch noch auf die letzten römischen Reserven zurück greifen zu müssen. Da im Zuge einer Heeresreform unter Kaiser Augustus die Anzahl der Legionen sogar auf 25 abgesenkt wurden, hatte Tiberius auch keine große Auswahl, wenn er nun für Pannonien 15 Legionen brauchte und selbst Veteranen hinzugezogen werden mussten. Ein Tiberius der unter anderem imstande war im Jahre 8 - fasst den ganzen germanischen Stamm der Sugambrer und das sicherlich nicht gewaltlos umzusiedeln, der kennt die Mittel und Wege, wie man es anzustellen hat, wenn man hart durchgreifen muss, zumal dann, wenn der Ernst der militärischen Lage es erfordert. Hungersnöte die durch Versorgungsengpässe parallel zu den Kämpfen in Pannonien ausbrachen, galt es einzudämmen und das gesamte römische Reich hatte Hilfsleistungen zu erbringen. Da war übertriebene Zurückhaltung am falschen Platz. War es da nicht in der Tat das kleinere Übel noch weitere römische Kräfte anzufordern, die Regionen wo es möglich schien militärisch sogar auszusaugen und damit an die Grenze der Belastbarkeit zu gehen. Die dadurch möglicherweise potenziell in Kauf genommene Schwächung unter den Niederrhein Legionen könnte auch das überängstliche Verhalten der Vetera Besatzung erklären, die nach der Varusschlacht trotz zweier Asprenas Legionen sogar schon an den Abriss der Rheinbrücke dachte, um germanische Vorstöße ins linksrheinische Hinterland zu verhindern. Wir sprechen bei den vielen Legionen die Tiberius in Illyrien bzw. Pannonien brauchte über eine immense Masse an Soldaten die er angesichts der Knappheit an Legionen nicht aus dem Hut zaubern konnte. Tiberius gelang nach den mehrjährigen Kämpfen, die schon im „Immensum Bellum“ ihren Anfang nahmen und in den bereits zahlenmäßig umfangreichen Markomannen Aufmarsch mündeten dann letztlich doch der Sieg über die dalmatinisch – pannonischen Aufständischen. Als im Jahre 9 + auch Dalmatien wieder in seine Hände fiel, erreichte ihn und das noch in Dalmatien die Nachricht von der Varusniederlage im gleichen Herbst des Jahres 9 +. Ein Schlachtfeld siegreich zu verlassen und gleichzeitig eine andere Niederlage verdauen zu müssen an der er zwar nicht unschuldig war, sie aber auch nicht kommen sah bzw. sie nicht verhindern konnte erforderte sein kurzfristiges und unmittelbares Erscheinen am Niederrhein. Dort wird er dann seine Überlegungen umgesetzt haben bzw. angegangen sein, eine Grenzlinie gegenüber Germanien zu markieren, von der uns Tacitus berichtet hatte. Tiberius konnte vermutlich damals gar nicht anders und es blieb ihm keine andere Wahl, als für den Pannonienkrieg auch noch die weitere Ausdünnung der für die Gestaltung einer neuen Provinz gedachten römischen Rheinarmee in Kauf zu nehmen. Er musste seine ganzen Kräfte im Süden konzentrieren um zum Ziel zu kommen. Und so ließ er Varus in optimistischer Hoffnung und Erwartung auf Ruhe an der Germanienfront, aber vor allem vor Marbod praktisch mit unabsehbarem Risiko in Unterzahl in Ostwestfalen operieren und dort die Stellung halten. Aber was tat Tiberius als er von seinem letztlich mehr schwer erkämpften, als grandiosen Sieg aus der Donauregion zurück kehrte. Er verzichtete angesichts der bitteren Varus Niederlage wohl aus staatsmännischem Pflichtgefühl heraus zuerst einmal auf den ihm zustehenden Triumphzug durch die Straßen von Rom. Drei Tage angesagte Staatstrauer vertrugen sich noch nie mit einem siegreichen Triumphzug. Aber er holte seine Siegesfeier vier Jahr später nach, als sich Stimmung und Lage beruhigt hatten. Wie wog damals Tiberius seine pro Pannonien und kontra Germanien Entscheidung ab. Die Antwort lag auf der Hand, denn in Pannonien einen Sieg zu erkämpfen um das Mutterland Italien vor dem Einmarsch der Donauvölker zu retten, zählte allemal mehr als das nördliche Germanien vor einem Germanenkönig schützen zu müssen, der sich selbst noch nicht schlüssig war was er wollte. Schließlich war ihm des Schutz Italiens prinzipiell wichtiger als das was möglicherweise ein aufsässiger Marbod anrichten könnte. So riskierte er es in Nordwestgermanien einige tausend Legionäre den möglichen Rachegelüsten eines Marbod zu opfern bzw. auszusetzen, als das Herz des Imperiums zu gefährden. Dadurch geriet letztlich die Verhältnismäßigkeit zur Nebensache und er spielte im Sinne der Rettung des Imperiums auf Risiko. Eine konzertierte germanische Aktion, wie es vielleicht mal der Traum der Cherusker war, die quer von Pannonien über das Markomannenreich bis Ostwestfalen geführt hätte, hätte in dieser Zeit schnell zum ernsten Bedrängnis oder gar zum Ende eines imperialen Traumes im Osten führen können. Auch dies erkannte keiner so scharf wie Tiberius. Aber bei Tiberius spielte möglicherweise auch sein schlechtes Gewissen mit hinein. Wenn auch nur indirekt, so trug er aber doch eine gewisse Mitschuld an der Varusniederlage, weil er Varus zu viele Kämpfer nach Illyrien abziehen musste und er ihm dann für die entscheidende Schlacht keine Elite Legionen mehr zurück senden konnte. Hätte er Varus nicht doch besser am Rhein zurück halten sollen, bis er ihm ein ansehnliches Kontingent an Legionären zur Verfügung stellen konnte. Aber auch ein Tiberius konnte den „Furor Teutonicus“ der konföderierten Germanen im Jahre 9 + nicht in seinen ganzen Ausmaßen voraus ahnen. Denn er hatte möglicherweise nur einen Marbod`schen „worst case Plan“. Sein vorsichtiges taktieren und agieren in Germanien nach der Varusschlacht unter dem Stichwort „limitemque a tiberio“ drückt noch seine gehörige Portion Respekt gegenüber den wieder erstarkten Germanen aus. Die Meutereien der aus Pannonien zurück gekehrten als auch der in Germanien stationiert gewesenen Legionen im Jahr 14 + zeugen von den unmenschlichen Bedingungen und Gewaltaktionen gegen den einfachen Legionär die ihr Vorspiel auch im harten Pannonienkrieg hatten. So konnte auch ein Germanicus drei lange Jahre in Germanien wüten, weil ihm ein Kaiser Tiberius in der Hoffnung auf einen verspäteten Kantersieg lange und vielleicht sogar zu lange den Rücken stärkte. Germanicus sollte ihm den Erfolg zurück bringen. Er wollte damit vielleicht auch seine persönliche Schmach tilgen, für die er sich wie ich bemerkte selbst schuldig gefühlt haben könnte. Wie schmerzlich musste es da für Tiberius gewesen sein, als er sich entschied im Jahre 16 + den Schlussstrich unter die Germanenkriege zu ziehen. Natürlich hatte Tiberius aus seiner persönlichen aber auch aus militärischer Sicht völlig richtig gehandelt. Aber die andauernden römischen Verschleiß Kriege der Jahre 1 + bis 9 + in Mitteleuropa gingen an die Leistungsfähigkeit der römischen Militärmacht und übten in der Summe betrachtet auch alle einen immensen Einfluss auf das aus, was sich später in der Varusschlacht nieder schlagen sollte. Eine Schlacht in der sich die Germanen wieder Luft machen und Platz verschaffen konnten. Das Imperium hätte nach dem Pannonien Krieg eine längere Ruhephase gebraucht die aber der Mehrfrontenkrieg und das widerspenstige Verhalten der Germanen zunichte machten. Man erkennt das römische Dilemma daran, wie lange es nach dem Varuskrieg dauerte, bis es sich im Jahre 14 + wieder eine römische Armee zu traute den Rhein in Richtung Osten zu überqueren, nämlich ganze 5 Jahre. Und dies passierte im Jahre 14 + gegen die Marser vermutlich auch nur deswegen, weil Germanicus seine Legionen von weiteren Meutereien abbringen wollte, sie also beschäftigen musste. Alle Augen im Imperium aber vor allem die des Kaisers ruhten nun um so mehr auf seinem besten Mann Tiberius. Er entschied den „Immensum Bellum“ für Rom, er besaß die Feldherren Qualitäten ein 70.000 Mann Heer auf dem Weg zu den Markomannen kurzfristig nach Süden herum zu reißen und es sogar noch auf 125.000 Kämpfer aufzustocken und er rettete damit Italien vor der angedrohten barbarischen Knechtschaft. Was aber vorher keiner ahnen konnte, war der Ausbruch und der Ausgang der Varusschlacht. Der Kaiser vertraute Tiberius und tauschte ihn im Dalmatien Aufstand sogar noch schnell gegen einen enttäuschenden Germanicus aus. Tiberius wird in jenen Zeiten die Funktion des obersten römischen Oberbefehlshabers und Heermeisters, heute würde man vielleicht sagen Kriegsministers inne gehabt haben. Und ohne Tiberius lief nichts mehr im Imperium. Er wird sich daher auch über alle Schritte des Feldherrn Varus unterrichten gelassen haben. Germanicus operierte in diesem Hexenkessel später drei Jahre lang im Windschatten und unter Duldung von Tiberius. Damit trug er sicherlich auch zum Erstarken der Elbgermanen und unter anderem der Langobarden, der späteren cheruskischen Schutzmacht bei, die dann im Verbund mit den Cheruskern die Markomannen besiegen sollten. Tiberius ließ es aber letztlich zu, das Varus in dieser besonders kritischen Phase in den Jahren 6 + bis 9 + jeweils nach Ostwestfalen ausrückte. Velleius Paterculus unterstrich in seinem Buch II, Kapitel 109 noch zusätzlich die Brisanz und diesen gefährlichen Umstand in dem er „in freier Übersetzung“ sagte, dass man im Imperium befürchten musste, dass Marbod sogar noch nicht einmal davor zurück schrecken würde, in die westlich
von ihm liegenden, also in die germanischen Gebiete am Main, ins Noricum oder nach Pannonien einzudringen. Man musste also permanent überall und an allen Krisenherden mit ihm rechnen. Das römische Reich war folglich sehr wohl vor ihm gewarnt und auch noch nach dem seltsamen Friedensvertrag zwischen Tiberius und Marbod nie vor ihm sicher gewesen. Selbst für den Fall, dass bei den Varus Legionen die Sollstärke der Iststärke entsprochen hätte, war es um diese Zeit ein Wagnis den Statthalter Varus an die Weser zu schicken, während Marbod aber zur gleichen Zeit den Ausgang des Pannonien- und Dalamtienkrieges mit Adleraugen beobachtet haben dürfte. Wäre es für Rom zu einem gigantischen Fehlschlag in Pannonien gekommen, möglicherweise indem sich weitere Stämme aus dem Osten den Pannoniern angeschlossen haben könnten, so hätte sich auch ein Marbod vermutlich nicht mehr an den Vertrag gebunden gefühlt und hätte sich noch vor der Varusschlacht ermuntert fühlen können, von sich aus Varus anzugreifen. Selbst ein Sieg des Imperiums in Pannonien hätte, wenn er zu großen Verlusten auf römischer Seite geführt hätte Marbod schon verleiten können Varus im Verbund mit den Cheruskern anzugreifen. Varus war nicht im Besitz genügender und vollwertiger Legionen, denn sie wurden im Gefolge des Marbodfeldzuges als auch des Pannonien Aufstandes abkommandiert und Marbod wusste genau wie es um die Kräfteverhältnisse stand. Alles wirkte sich damals wie ein großer Aderlass auch auf die Gesamtstärke aller Legionen des römischen Weltreiches aus, gleich wo sie in Garnison lagen. Und wie angekündigt noch mal eine Frage die zurück greift. Wie mag also Tiberius seine Armeen zusammen gestellt haben. Könnte er so weit gegangen sein, dass er möglicherweise jene Legionäre, die er selbst nicht mit nach Pannonien nehmen wollte, dem Feldherrn Varus überlassen haben, da ihm diese für reine Aufgaben im Zuge der Provinzialisierung noch als genügend geeignet erschienen. Sie also ausreichen würden, um damit Ostwestfalen in Schach zu halten. Und waren dies möglicherweise die schwachen Kräfte, von denen Cassius Dio über den zweiten Tag des Marschzuges sprach und die er als die „Unbewaffneten“ bezeichnete, also die so genannten „assensi velati“. Männer die man nur kämpfen ließ, wenn alles schon fasst verloren schien. Sicherlich ist es reine Spekulation, aber doch aus militärischer Sicht nicht bar jeder Logik. Denn Tiberius kannte die Niederrhein Legionen noch vom „Immensum Bellum“ her und er konnte im Jahre 5 + entscheiden, welche er mit auf den Markomannen Feldzug mitnehmen wollte die später auch in Pannonien zum Einsatz kamen und welche nicht. Sicherlich bevorzugte er zuverlässige Kräfte. Und so bestand der Zug der drei untergegangenen Varuslegionen in der gleichnamige Schlacht mit den germanischen Rebellen auch eben nur aus diesen drei verschlissenen, zusätzlich ausgedünnten und kampfschwachen Rumpflegionen. Legionen bzw. Männern die ihm Tiberius nach dem Pannonienkrieg wieder zur Verfügung stellte. Legionen in deren Reihen aber all jene Männer fehlten, die die beschwerlichen Märsche mit Saturninus in den Sammlungsraum vor Marobodum nicht überstanden, um von dort aus die Markomannen anzugreifen, Männer die ihr Leben in Pannonien im Krieg oder unterwegs ließen. Männer die Varus unvorsichtigerweise als Abstellungen im Lande verteilte, wo sie umkamen und Männer, die ebenfalls nicht dabei waren, weil er sie abzweigte um durch sie meiner Hypothese nach, die Frauen und Kindern begleiten zu lassen. Den Tross zu schützen, ihm einen besonderen Schutz angedeihen zu lassen, ihn also aus dem Gefahrenbereich fern zu halten und bei dieser Gelegenheit auch das wertvolle Edelmetall haltige Beute - bzw. Raub Gut vor möglichen zu griffen besser schützen zu können. Ich bin damit auch am Ende der Aufzählung jener Kräfte angelangt, auf die Varus in der Schlacht möglicherweise verzichten musste. Eine Übersicht, die ich mangels historischer Hinweise aus den Federn der alten Historiker aufbauen und rekonstruieren musste, die aber wie ich denke doch einige logische Schlussfolgerungen beinhalten. Der Zug des Varus zu den Aufständischen bestand dann nur noch aus dem eingeschränkten Tross, den die Legionäre unbedingt mitzuführen hatten. Jene Legionäre, die sich nun auf einen Umweg mitten durch ein Krisengebiet begeben mussten. Also das militärisch unmittelbar Nötige, bestehend aus Nahrungsvorräten, Lageraufbau- und Schanzmaterial etc. also all jenen unverzichtbaren sperrigen Gegenständen, ohne die keine isoliert agierende Truppe einsatzfähig wäre. Alles Überflüssige hatte man abgetrennt und es dem zivilen Tross mitgegeben. Aber selbst unter diesen Umständen, hatte der Zug noch einen erheblichen Umfang angenommen. Denn auch dem Papier nach waren drei stark dezimierte und ausgedünnte Rumpflegionen, immer noch ein ernst zu nehmender Gegner für einen waffentechnisch unterlegenden Feind wie es die Germanen waren, wenn es um Leben und Tod ging. Was letztlich auch Erstaunen hervor ruft, ist die Tatsache, dass uns Cassius Dio überhaupt etwas zur Anwesenheit von Frauen und Kinder im Marschzug hinterlassen hat, bzw. darauf einging. Dies lässt erahnen, dass er uns mit dieser Nachricht eine tiefgründige Information von gewisser Tragweite und Bedeutung hinter lassen wollte. Denn Cassius Dio, der Mann der wenigen Worte hätte sicherlich noch über viele andere Dinge zu berichten gewusst, auf die er aber warum auch immer verzichtete. Aber bei Frauen und Kindern hat er eine Ausnahme gemacht und uns diese Andeutung hinterlassen. Nämlich die, dass zu viele zivile Mitreisende auch eine ernste Belastung für einen militärischen Marschzug darstellten und Varus eine plausible Alternative brauchte, um sie aus dem Kampfgeschehen heraus zu halten. Anders ausgedrückt, mit dem Trick sich um die Frauen und Kinder zu sorgen, hatte er auch einen Weg gefunden, seinen Besitz zu sichern um ihn nicht mit ins Kampfgebiet nehmen zu müssen. Wie hätte Cassius Dio auch seine knappen Worte wählen sollen, wenn er uns einen getrennt bzw. vorher abgetrennt marschierenden zivilen Zug hätte beschreiben sollen. Wie hätte es gewirkt wenn die Nachwelt nach der verlorenen Schlacht erfahren hätte, dass Varus die Rettung der Zivilisten und sein eigener Besitz wichtiger waren als eine Schlacht zu gewinnen. Cassius Dio musste es wohl verschweigen, vielleicht sagten dazu auch die Senatsakten nichts aus und man überließ uns heute die Erklärung. Als Cassius Dio im Nachhinein schrieb, wusste er, dass es zur Schlacht kommen würde und wie sie aus ging, aber er sagte uns am Anfang seiner Überlieferung nur, dass sich viele Frauen und Kinder am ersten Tag im Zug befanden und spricht von keinen weiteren Tagen ihrer Anwesenheit im Marschzug. Auch ein, einem Massaker ähnelndes Gemetzel an ihnen, suchen wir bei ihm daher vergeblich und demzufolge auch keinen Hinweis auf eine mögliche Flucht der Frauen und Kinder in Richtung Aliso. Allgemein wird daher auch daraus entnommen, dass es der überdeutliche Hinweis dafür war, wie chaotisch es doch alles zugegangen sein muss. So lag es möglicherweise auch in seiner Absicht darauf hinzuweisen, dass Varus Verantwortung trug und er besonders diesen Schutzbefohlenen eine sichere Heimreise garantieren wollte und musste und ihr Leib und Leben nicht unbedacht aufs Spiel setzen dürfte. Er ist somit seiner Entscheidung den Zug aufzuteilen auch noch anderen Risiken aus dem Weg gegangen, die Cassius Dio geflissentlich weg ließ. Denn schließlich bestand auch noch die latente Gefahr, dass in Ketten liegende Sklaven, und auch der Sklavenhandel war seinerzeit eine gängige Einnahmequelle, die Gelegenheit nutzen könnten, um sich mit Hilfe der Germanen zu befreien und abzusetzen. Aber auch andere ungehorsame und zweifelhafte Personen allein schon in der Nähe eines Kampfgebietes zu wissen, barg schon gewisse Unwägbarkeiten in sich. Was lag da nicht alles näher, als auch dieses Risiko aus zu schließen, nämlich zum einen den sicheren Transport seiner Güter zu bewerkstelligen, als auch die Sicherheit der Menschen im Auge zu behalten. So kam eine Vielzahl von Argumenten zusammen, die auch ein Varus nicht ausblenden konnte. Aber vor allem kamen diese veränderten Rückmarsch Bedingungen den Germanen zugute, denn der abgesprengte zivile Teil marschierte in einen weiteren Hinterhalt zwar kleineren Ausmaßes, aber dafür für die Germanen um so lukrativer. Als Kaiser Augustus später die pure Verzweiflung ins Gesicht geschrieben stand, dachte er vermutlich auch an die verlorenen Steuereinnahmen eines ganzen Jahres und wusste möglicherweise gar nicht, dass im Teutoburger Wald gar keine vollzähligen drei Legionen umkamen und er nur um die kläglichen Reste seiner einstigen Top Legionen trauerte. Die Theorie der schwachen Streitkräfte wird uns wie Insider der Historie schon ahnen können, auch noch von einer anderen und außerordentlich gut informierten weil unmittelbar betroffenen Person der damaligen Zeitgeschichte bestätigt. Aufgrund von nur 25 kampfbereiten Legionen um diese Zeit gehen diverse historisch und mathematisch denkende Analysten von der Teilnahme sowohl aller Asprenas Legionen als auch aller Varuslegionen am Feldzug gegen Marbod aus. Das man aber niemals und selbst unter den widrigsten Bedingungen nicht alle Legionen vom Niederrhein abgezogen hätte, um sie nach Böhmen marschieren zu lassen ist wohl stark anzunehmen. Das ungeachtet dessen der Pannonien Aufstand auch Kräfte vom Niederrhein mit ein band und sie besonders in Mitleidenschaft zog, dürfte aber allenthalben unstrittig sein. Darauf die Hypothese basieren zu lassen, Varus bekam aufgrund dieses bitteren Kräfteentzug in der nach ihm benannten Schlacht die Quittung für die imperialen Militäraktionen, wäre somit ein Fazit meiner Theorie. (19.2.2019)