Dienstag, 3. Dezember 2019
“Kalkriese” - Friedhof der Auguren ? - Neue Schiffe neuer Krieg ?
Auf dem großflächigen Schlachtfeld bei Kalkriese ist die Anzahl der Fundstücke und das bis in die Partikelgröße hinein sehr ergiebig was aufgrund der langen Zeit sehr ungewöhnlich ist. Aber auch leicht Voluminöses war darunter. So konnte man in der Niewedder Senke unter anderem auch sakrale Gegenstände dem Erdboden entlocken. Aber das sich darunter gleich eine Vielzahl an Bruchstücken verbarg woraus sich mehrere Augurenstäbe rekonstruieren ließen, hatte die Fachwelt nicht erwartet und geradezu irritiert. Insbesondere diese Relikte waren es, die ein bis heute ungeklärtes historisches Paradoxon hinterließen und erheblich dazu beitrugen dem Schlachtfeld den „Varus Nimbus“ streitig zu machen. Denn es stellt so manche Theorie und das vermeintliche Wissen über Tun und Wirken, Funktion und Bedeutung der geheimnisvollen Auguren auf den Kopf. Aber warum diese Fundanhäufung. Dafür ließe sich jedoch eine Erklärung finden, die ich auch im weiteren Verlauf präsentieren möchte. Ob diese dann plausibel ist oder nicht, muss solange wir auf die Lösung warten, jeder für sich entscheiden. So könnte es darauf hinaus laufen, dass durch den Weggang von Germanicus der unstrittig die Funktion eines Augur ausübte und der im Herbst 16 + oder im Frühjahr 17 + Germanien für immer verließ, die Position eines Auguren vakant wurde. Mit der Vakanz müsste zwangsläufig einher gegangen sein, dass nun die frei gewordene Position des verbeamteten Auguren eines „Hirtenstabträgers und Marschlagervermessers“ in Germanien neu zu besetzen gewesen wäre. Eine Entscheidung die theoretisch angestanden haben könnte. Mit dem Einrücken des Oberbefehlshabers Gaius Silius und anderen Legaten in die römischen Kasernen am Ober - und Niederrhein stellte sich der römischen Administration somit die Frage wer in Zukunft in Germanien diese Lücke schließen könnte. Unter dem neuen Führungsstab könnte sich folglich ein würdiger Nachfolger befunden haben, dem man diese religiösen Machtbefugnisse zugesprochen haben könnte. Denn für die Zentralmacht Rom gehörte Germanien und das vor allem aus militärstrategischen Gründen zu den bedeutsamsten Provinzen und wird Anspruch auf einen und vielleicht sogar mindestens einen Auguren gehabt haben. Ich möchte daher sogar so weit gehen und die Behauptung aufstellen, bzw. die bisherigen Annahmen aushebeln, dass es mehrere Auguren in Germanien gegeben haben könnte oder sogar gehabt haben muss. Man könnte also diese religiöse Tätigkeit auch auf mehrere Schultern verteilt haben. Denn es ist aufgrund der Anzahl der dort ergrabenen kupfernen Einzelteile die erstaunlichen zehn kompletten Spiralzeptern zugeordnet werden können auch nicht auszuschließen, dass es im Umkreis eines Zentral Auguren noch weitere römische Kultpriester gab, die den Augurenstab tragen durften. Denn Augurenstäbe wird man sicherlich nicht aus Ersatz - oder Reservegründen mitgeführt haben. Es darf auch angenommen werden, dass man in Germanien nicht Willens und Imstande war, für jede kultische Handlung Germanicus herbei rufen zu müssen. Unklar bleibt ebenfalls, ob die Inhaber dieser auch Litui genannten Kultgegenstände die nahe Kalkriese im Zuge von Kampfhandlungen in den Boden gelangt sind diese Kämpfe überlebt haben. Meine Schlussfolgerung zielt darauf ab, dass ich es mir vorstellen kann, das sich die Auseinandersetzung die östlich von Bramsche statt gefunden hat erst im Jahr 18 + ereignet haben könnte und die Bemerkung von Strabo, dass Arminius noch kämpfte sich auch auf eben diese Örtlichkeiten bezog. Somit läge dieses Ereignis bereits in einer Zeit als Gaius Silius die Koordination unter den Kampfeinheiten in Germanien übernommen hatte. In einer Epoche, die man in Germanien auch als eine Nachkriegszeit betiteln könnte. Eine Zeit in der die Germanicus Feldzüge bereits seit etwa zwei Jahren und die Varusschlacht seit neun Jahren zurück lagen. Aber wir kennen diese Wortwahl in Deutschland noch sehr gut und wissen daher auch, dass man nach einem „heißen“ Krieg auch noch einen langen kalten Krieg zu überwinden hat. Aber in Germanien sollte dies nicht lange andauern, denn die nächste heiße Phase ließ nicht lange auf sich warten und es stellte sich immer nur die Frage welcher germanische Stamm betroffen sein würde. Das Jahr 18 + stand aber noch stark unter dem Einfluss des voraus gegangenen Krieges mit seinen zahlreichen Schlachten. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet müsste man zur zeitlichen Bewertung der Kämpfe bei Kalkriese sowohl den Betrachtungsraum der Varusschlacht, aber auch den der Germanicus Feldzüge hinter sich lassen und den Prüfbereich zu den Hintergründen der Schlacht bei Kalkriese mindestens bis in das Jahr 17 + ausdehnen. Denn bislang hält uns kein Fund in Kalkriese konkret davon ab, die Gründe die zum Ausbruch der Schlacht führten auch in anderen Zusammenhängen zu suchen, sodass man dieses kriegerische Aufeinandertreffen zeitlich auch nach vorne schieben dürfte. Somit läge auch kein Argument vor, die Kämpfe am Kalkrieser Berg der Endphase der Varusschlacht zuschreiben zu müssen, noch den Feldzügen des Auguren Germanicus. Unserem Wissensstand nach hatten die Herrscher der römischen Kaiserzeit seit Kaiser Augustus zudem das Recht mehrere Amtsträger zu Auguren, also zu Beamten bzw. zu Kultpriestern zu ernennen. Es könnte also derer in der Tat einige gegeben haben und auch der Konsul Gaius Silius könnte sich unter den Personen befunden haben, denen fortan einer der Litui Augurenstäbe zu stand. Ich möchte aber die Fundzusammenballung bei Kalkriese nicht mit den offiziell in Rom berufenen Auguren in Zusammenhang bringen, sondern kann mir eher eine niedere unterhalb von ihnen angesiedelte eigenständige Augurenkaste vorstellen. Eine Hierarchieordnung in die auch Altardiener integriert waren. Denn der Forschung gibt das nahezu inflationär wirkende Aufkommen an Bruchstücken Rätsel auf. Zumal diese auf das Vorhandensein von immerhin insgesamt zehn kompletten Augurenstäben hinweisen, wo doch die Historie bislang nur von einer handverlesenen Anzahl von Auguren in der römischen Kaiserzeit ausging. Sich allerdings gleich zehn Auguren an der germanischen Grenzflanke östlich Bramsche vorstellen zu müssen, würde einige Vorstellungen die man bislang von diesen Würdenträgern hatte vermutlich sprengen aber zumindest ins Wanken bringen aber in Kalkriese möglicherweise einen Sinn ergeben. Andere Funktionen die sie auch inne gehabt haben könnten würde die Annahme rechtfertigen, dass sie mehrere Aufgaben zu erfüllen hatten. So könnte man auch Tätigkeiten die im Zusammenhang mit der Errichtung, Ausrichtung und Positionierung von Marschlagern standen mit in Betracht ziehen. Aber darüberhinaus auch andere Aktivitäten oder weihevollen Aufgaben bei denen die nüchternen römischen Befehlshaber auf das Wohlwollen der Götterwelt angewiesen waren, kämen in Frage. Die Auguren könnten auch vielseitige Dinge übernommen haben, die mit dem damaligen Alltagsleben in Verbindung standen. Germanicus hätte Germanien nicht verlassen ohne statt seiner einen, oder weitere amtierende Auguren am Rhein bei seinen Legionären und unseren Vorfahren zu hinterlassen. Er wird es sicherlich mit Kaiser Tiberius abgestimmt haben. Und da man weiß, dass Gaius Silius ein enger Freund von Germanicus war, wird Gaius Silius für den Palatin möglicherweise auf seine Empfehlung hin für die Ernennung auch die erste Wahl gewesen sein. Man besann sich wieder einstiger Stärke und Silius hielt sich wegen des Flottenaufbaus ohnehin in der Großregion am Niederrhein auf. Die Jahre zwischen 9 + und 16 + waren auch für das Imperium nicht leicht zu durchstehen. Die Unsicherheit war groß, aber es war möglicherweise für einige ungestüme Feldherren auch hinderlich, dass man sich in dieser Zeit auch militärisch zurück zu nehmen hatte, wenn man nicht den Befehlen des Kaisers entgegen wirken wollte. Denn Tiberius regierte und agierte anders als sein Vorgänger Kaiser Augustus. Zu seiner Entscheidung im Jahre 16 + in Germanien den Krieg zu beenden, passt auch eine andere Anweisung von ihm. So führte sein strikter Wille zur Sparsamkeit dazu, dass es im gleichen Jahr 16 + zu einem Senatsbeschluss kam, mit dem er eine Abkehr vom Luxus einleitete der dazu führte, dass fortan aus Kostengründen das Tragen teurer durchsichtiger Seidengewändern verboten wurde. Und dies bekamen auch die in Germanien stationierten Legionäre zu spüren. Denn kein Krieg bedeutete auch keinen erhöhten Sold, da man sich nach 16 + keine aufwändigen Feldzüge mehr nach Innergermanien leisten durfte. Aber in dieser Zwischenphase nach dem Wiedererwachen und dem damit einsetzenden Machtanspruch ließe sich auch ein bislang historisch unbekannt gebliebenes römisch germanisches Duell im kritischen Brennpunktbereich wenige Tagesmärsche östlich des Niederrheins nicht ausschließen. Über die Zeit in Germanien unmittelbar nach dem Jahr 16 + schweigen die historischen Quellen nahezu völlig. Es tat sich somit eine Informationslücke in der ohnehin schwachen Abfolge belastbarer Überlieferungen auf, so dass ein derartiger Vorfall bei Kalkriese in diesem Zusammenhang als möglich erscheint. Und mitten in diese Phase nachrichtlicher Leere schlägt der Hinweis von Strabo, dass Arminius jetzt immer noch kämpfen würde sozusagen wie eine Bombe ein. Also sollte man aufgrund dessen annehmen dürfen, dass sich genau in dieser Zeit mehr ereignete, als es uns die Geschichtsbücher verraten haben. Es ist auch denkbar, dass der von Strabo erwähnte Kampf an einem bislang unbekanntem Ort auf längere Sicht betrachtet, dass letzte Aufeinandertreffen war an dem Arminius teil genommen haben könnte. Denn hier in einer Talenge bot sich einer germanischen Allianz noch einmal eine günstige Gelegenheit um erfolgreich zu sein. Der Kampf des Arminius den Strabo andeutete, könnte demnach auch ein Versuch der Germanen gewesen sein, den Aufbau der römischen Flotte zu behindern. Denn eine für maritime Einsätze geeignete Aufrüstung könnte bedeuten, dass man sich möglicherweise wieder auf Angriffe auch von der Küstenseite her vorzubereiten hätte. Die Anzeichen dafür waren unübersehbar, denn Schiffsbau lässt sich nicht verheimlichen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass nur uns als der „Allwissenden Nachwelt“ bekannt ist, dass es tatsächlich nach 16 + keine weiteren vor allem auf dauerhafte Präsenz ausgelegte römische Eroberungsfeldzüge mehr nach Osten gegeben hat. Arminius, die Cherusker und alle anderen Stämme zwischen Rhein, Weser und Elbe konnten damals nicht darauf bauen für immer von römischen Angriffen unbehelligt zu bleiben. Auch größere, stammesübergreifende, germanische Verbände nach dem Gefolgschaftsprinzip operierten in jener Zeit nicht unbedingt koordiniert oder zielorientiert. Man verfügte über keine Informationen und kannte nicht den Zeitpunkt wann und wo römische Transportzüge ihr Land durch zogen. Zufälle werden oft darüber entschieden haben, ob sich Gelegenheiten boten um sich nach Partisanen- oder Freischärlermanier bereichern zu können. Ursprüngliche Angriffsziele konnten kurzfristig zugunsten lukrativerer Objekte aufgegeben werden. Es könnten chaotische und unberechenbare Zeiten gewesen sein, in denen mehr oder minder große germanische Scharen oder Horden teilweise marodierend die Grenzgebiete verunsicherten und sich die Disziplin nur schwer lenken ließ. Das Imperium trug die Schuld, denn es hatte die Kriegslawine ausgelöst, hatte die Germanen vorher nicht um ihre Zustimmung gebeten und Germanien über weite Strecken zur Einigung gezwungen. Nun trat das Reich gezwungenermaßen auf die Kostenbremse und vertrat urplötzlich die Ansicht man könne quasi über Nacht alle einstigen Expansionspläne fallen lassen und dann erwarten, dass dies auf germanischer Seite parallel mit vollzogen wird. Ein krasses und typisches Merkmal römischer Politik, indem man sich nicht in die Mentalität der Germanen hinein versetzen wollte und konnte. Es erinnert an eine US amerikanische Firma, die in Südamerika wo Fußball den Nationalsport dominiert Baseballausrüstung zu Werbegeschenken machen wollte und sich dann wunderte, dass man auf den Teilen sitzen blieb. So konnten die germanischen Krieger ihre Pläne römische Werften abzufackeln schnell fallen gelassen haben, wenn sich interessanteres an bot. Germanische Hundertschaften im kampflustigen Raufboldalter sind kaum kontrollierbar und es herrschte immer noch Krieg. Beute machen stand in der Tagesordnung weit oben, denn es war der Soldersatz für die germanischen Krieger und das römische Kurzschwert die Belohnung. Zuvor gefasste Beschlüsse, Konstellationen oder Angriffsszenarien konnten sich in windeseile auflösen, sich abwechseln oder aufgegeben werden und es zeichneten sich möglicherweise allein schon aufgrund der jeweiligen Wetterlage oder der Laune des Anführers Veränderungen ab und neue Gefechtslagen schienen mehr Erfolg zu versprechen als bereits ins Auge gefasste Zielobjekte. Schon sehr früh zu Beginn meines „Blog Buches“ hatte ich an das nötige Einfühlungsvermögen der Menschen unserer Zeit appelliert sich intuitiv stärker in die Lebensgewohnheiten unserer Vorfahren hinein zu denken. In uns die Kräfte der Rückbesinnung in eine Zeit zu wecken, als noch alles anders war. Man muss sich fallen lassen können um die Gedanken der Altvorderen vor sich auferstehen zu lassen und dann die eigene Phantasie hinzuziehen. Sowohl Willkür als auch Unwillkür waren damals zugleich Antrieb und Ratgeber der Menschen in den archaischen Zeiten. Logik ordnete sich anderen Faktoren unter und besaß einen anderen Stellenwert als heute und berechenbar war nichts. Angriffe nach dem Mondkalender ohne exakte Zeitvorgaben planen zu müssen barg die Gefahr von Fehlplanungen schürte Unsicherheit und machte vieles früh zunichte oder zum Zufallsprodukt. Hier wird spürbar welche Führungskraft in einem Arminius gesteckt haben muss. Entscheidungen fielen oftmals aus der unmittelbaren Situation, ohne große Vorplanung heraus und Gelegenheit macht bekanntlich Diebe. Wollte man anfänglich den römischen Flottenaufbau in der Absicht den Fortgang der Arbeiten zu erfahren nur von Nahem sehen, konnte daraus schnell ein Gefecht werden und genau so konnte es zu Störungen kommen und man musste unverrichteter Dinge wieder abziehen. Und fiel ihnen da nicht urplötzlich wie aus dem Nichts kommend ein römischer Marschzug in die Augen, der sich bedenklich weit nach Osten vorgewagt hatte um vielleicht germanische Fürsten samt ihren Stämmen als Unterstützer für eine neue Politik zu gewinnen oder besser gesagt zu schmieren. Geistig lassen sich viele Denkmodelle durch spielen die uns offenbaren wie zerbrechlich es vor 2000 Jahren zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen zugegangen sein könnte. Angrivarier in nassen Wiesen verfolgten andere Interessen als Cherusker am Weserfluss und Chatten mussten sich in einer waldreichen Mittelgebirgslandschaft anders behaupten und orientieren als die Wattenmeerstämme. Aber alle waren sie in einem Punkt vereint, sie mussten sich den neuen Herausforderungen stellen und sich vor römischen Waffen hüten. Der letzte Krieg der noch im Herbst 16 + unter Gaius Silius präventiv gegen die Chatten geführt wurde könnte für ganz Germanien zum Trauma geworden sein. Denn es lag die Erkenntnis darin, dass das Imperium niemals den Anspruch auf Germanien aufgeben würde, selbst wenn Tiberius 16 + dessen Ende verkündet hatte. Ein fragwürdiges Ende, dass das Imperium hätte jederzeit und das einseitig wieder aufkündigen können. Man entnahm dem brachialen Vorstoß unter Silius mit 30.000 Legionären und 3000 Reitern gegen die Chatten, welches Potenzial immer noch hinter dem Rhein schlummerte. Ob man unter diesen Bedingungen der Anweisung eines Kaiser Tiberius trauen konnte, den Krieg ernsthaft beenden zu wollen war da mehr als fraglich. Dauerhafte Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit demonstriert man nicht mit Verwüstungsaktionen unmittelbar vor einem Waffenstillstand. Man muss sich diese Lage nach den Germanicus Feldzügen aus germanischer Sicht betrachtet bewusst machen. Denn mit einem Reich dessen Armee unter Silius noch mal kurz vor dem Befehl des Kaisers tief in Germanien eindrang, weckte keine Hoffnungen auf einen dauerhaften Frieden in Germanien. Ein tief sitzendes Misstrauen das jeder germanische Stammesfürst verinnerlicht hatte und daraus seine jeweiligen Konsequenzen für das Wohl seines Stamm ziehen musste. Aber eines wird deutlich, nach dem Jahre 16 + sind zwar keine weiteren Schlachten überliefert, aber einen Friedensvertrag gab es auch damals nicht. Und schon gar nicht mit einem Germanenstamm der den Namen Cherusker trug und der schon einmal durch Vertragsbrüchigkeit auffiel. Der römische Rückzug bedeutete noch kein Ende des Krieges und eine nicht offenkundig sichtbare, aber doch schwelende und allgegenwärtige Gefahr weitere Rachefeldzüge durchzuführen, lastete immer noch wie Blei über den germanischen Gaulandschaften und hatte sich in die Seelen der Germanen eingegraben. Die schwierige Phase des Übergangs einen fasst dreißig Jahre andauernden leidvollen Krieg in einen Status quo zu überführen der in Kalkriese möglicherweise noch mal rissig wurde ist da sehr nahe liegend. So verliefen alle römischen Maßnahmen auf germanischem Territorium aus römischer Sicht betrachtet immer noch unter der Prämisse einer Grenzsicherung, Dominanz und Einschüchterung und wenn nötig bei kurzzeitiger Vorneverteidigung. Für Rom war es nach 16 + kein Krieg mehr gleich bedeutend mit dem Ziel der Landgewinnung und er sollte auch nicht der Provinzerschließung dienen, aber man war zur Stelle, wenn die Grenze unter Druck geriet. Und gerade diese besondere Gemengelage in den Jahren zwischen 17 + und 21 + in der Gaius Silius in Germanien residierte offenbart das Fragile am römisch germanischen Verhältnis, denn mit neu zu bauenden Schiffen stieg die permanente Gefahr von Überraschungsangriffen auf die Wesergermanen. Die Stärke der römischen Armee war also trotz der friedlichen Beteuerungen eines Kaiser Tiberius nicht zu übersehen und die Konsequenz daraus war die beschriebene explosive Stimmung, einer Mischung des sich gegenseitigen Belauerns insbesondere entlang der kalten Grenze. Und dafür stand wie kaum eine andere Geländeformation die markante Erhebung des Kalkrieser Berges. Ein Berg mit dem Symbolwert eines schlafenden Riesen, der einst dem Imperium das Fürchten lehrte. In Anspielung auf die Kämpfe in der Niewedder Senke könnte man daher sagen, dass auch schon kleinere Händeleien jeglicher Art in dieser Zeit schnell in Waffengewalt umschlagen konnten, denn man verstand keinen Spaß in jenen Tagen. Als Fazit wäre festzustellen, dass die Region in der Tiberius eigentlich die Lunte austreten wollte noch lange ein Pulverfass blieb. Von Gaius Silius ist noch überliefert, dass er 21 + den Haeduerfürsten Iulius Sacrovir im Ardennerwald besiegte der sich ihm gemeinsam mit dem Treverer Julius Florus entgegen gestellt hatte. Ein Konflikt den man auf die gewaltigen Kriegsleistungen zurück führte, die die Treverer für Rom im Zuge der Germanicus Feldzüge zu leisten hatten. Während dieser Zeit und noch bis 21 + stand Gaius Silius an der Spitze der römischen Verwaltung in Obergermanien. Ob es zum Ende seiner Amtszeit noch zu Kämpfen gegen Arminius kam, der vielleicht sogar noch im Jahre 21 + seine Waffen führen musste und dabei den Tod fand, ist nicht bekannt aber chronologisch denkbar. Denn Arminius soll 21 + verstorben sein, als Gaius Silius Germanien verließ. Sollte er noch bis zuletzt an Kämpfen gegen Silius beteiligt gewesen sein, so könnte dies am Ehestens noch im späteren sächsischen Hessengau an der Diemel gewesen sein. Denn wenn Silius noch einmal in Germanien eingegriffen hätte, dann gegen die Chatten. Im Jahre 15 + reichte es nur Frau und Tochter des Chattenfürsten Arpus zu entführen und im Herbst 16 + entkamen ihm die Chatten erneut und es blieb ihm nur die üblichen Verwüstungen anzurichten ein Wort, das immer stellvertretend für unrühmliche oder nie statt gefundene Schlachten herhalten muss. Für Silius könnten die Chatten schon fasst zum Alptraum geworden sein, da er gegen sie schon zwei Mal den Kürzeren zog und auch Germanicus an der Eder kam seinerzeit nicht wie gewünscht gegen sie zum Zug kam. Dann stünde allerdings der mit Arminius verfeindete Segestes Clan nicht mehr unter Generalverdacht für seinen Tod verantwortlich gewesen zu sein. Nach Gaius Silius setzte an der Grenze zu Germanien eine Ruhephase ein in der sich der von Tiberius proklamierte Frieden bemerkbar gemacht haben dürfte. Aber nur solange wie sich Gnaeus Domitius Corbulo nach 47 + erneut mit den Cheruskern anlegen musste, da diese die römische Reichsgrenze attackierten. Aber welchen Krieg Gaius Silius noch nach 18 + gegen die Chatten führte, den er erst nach zwei Jahren erfolgreich beenden konnte, so wie es die freie Enzyklopädie darstellt, hat sich mir bislang noch nicht erschlossen. Aber eines ist sicher, Gaius Silius sollte er denn am Kalkrieser Berg dabei gewesen sein, überlebte den germanischen Angriff, denn er starb erst sechs Jahre später.(03.12.2019)