Samstag, 2. Oktober 2021
Sorglos verlassen drei Rumpflegionen das Brakeler Etappenlager.
Im offiziellen Kriegstagebuch der römischen Armee hätte man es denn geführt stünde am 1. Kampftag bis gegen Mittag bis auf einige routinemäßige Randnotizen wohl nicht viel Außergewöhnliches. Wir schreiben den fiktiven 25.09.0009 und man war jetzt unterwegs. Unter Ihnen befanden sich mit Sicherheit keine Abstellungen, soweit die Recherche gediehen ist auch keine Zivilisten und erst recht keine Frauen und Kinder. Zunächst nutzten sie noch eine passable Zugtrasse, dem einzig gangbaren Weg der sie in in die Nähe der Siedlungsgebiete der Aufrührer führen sollte. Militärisch geordnet vor allem aber nichtsahnend von alledem was sie noch erwarten sollte marschierten sie im Staub ihrer Vorderleute dicht hinter ihren Anführern. Aber bald sollte es für sie wetterwendisch und somit feuchter werden. Aber stand ihr Schicksal wirklich so unwiderruflich fest wie es die Historie hinterließ. Eine zugegebenermaßen selten gestellte und auch äußerst hypothetische Frage, die aber bei der Gesamtbetrachtung zur Varusschlacht nicht fehlen sollte. Hätte Varus überhaupt noch etwas tun können um die Schlacht noch abwenden zu können und wenn ja, was wäre dann der geeignete und richtige Zeitpunkt dafür gewesen. Diesen Moment zu erkennen lässt Überlegungen zu mit denen sich erklären ließe, warum er ihn nicht nutzte und für welche Vorgehensweise er sich statt dessen entschied. Wie handelte er in dem Augenblick als ihm der Ernst der Lage bewusst wurde und lässt sich diese Phase überhaupt rekonstruieren. Hätte er schon erkannt, dass er in eine Schlacht schlitterte die er nicht gewinnen konnte, hätte er sicherlich schon nach den ersten Speerwürfen zum Sammeln gerufen um danach möglicherweise zum Rückzug zu blasen. Aber er verpasste diesen Warnruf da er die Vorkommnisse rechts und links des Marschzuges nicht für relevant genug hielt um sich für ausgreifende militärische Gegenreaktionen zu entscheiden. Es wurde ihm nicht bewusst, dass es in diesem Stadium noch möglich gewesen wäre die Schlacht noch abzuwenden und vielleicht sogar in Gänze zu wenden. Aber die Sorge falsch reagieren zu können trieb ihn möglicherweise auch um und er wollte mit einer Fehlentscheidung das gesamte Unternehmen nicht gefährden. Für ihn, den nach dem Studium der Quellen wohl nie eine Warnung aus dem Munde von Segestes erreichte, besaß es noch nicht die Tragweite um zu einem konzertierten Gegenschlag auszuholen. Das Manöver einer sofortigen Kehrtwende der gesamten und auch in diesem Gelände flexibel agierenden Reiterei sowie das Bilden von Schildkrötenformationen wäre die passende und richtige Antwort gewesen, wäre er sich seiner Lage im Klaren gewesen. Und kein Germane hätte es gewagt sich dieser Kampftaktik entgegen zu stellen. Statt dessen erkennen wir aufgrund seiner Verhaltensweise, dass er sich mit jedem Kilometer tiefer in eine aussichtslose Lage begab. Denn die germanischen Angriffe ließen nicht nach, sondern wurden sogar stärker. Dies wurde ihm nur langsam im Zuge der fortgeschrittenen Zeit bewusst. Sein Ziel bestand nach dem die Kämpfe an Heftigkeit gewannen nur noch darin einen geeigneten Ort für den Bau eines sicheres Lager anzusteuern, wo er sich fest setzen und sein Militär konzentrieren konnte um über das weitere Vorgehen zu beratschlagen und auf die Ankunft von Arminius zu setzen. Am Scheideweg seiner Befehlsmöglichkeit angekommen sahen er und sein Generalstab keinen Weg mehr als sich für die Wagenburgmethode zu entscheiden um sich der drohenden Niederlage noch entgegen stemmen zu können. Er wies daher seine Soldaten an der Marschzugspitze an, auf Basis der vermessungstechnischen Rituale die Arbeiten am "prima Vari castra" aufzunehmen. Damit ist aber auch die Frage beantwortet, was Varus hätte tun müssen um nicht als Verlierer vom Platz zu gehen. Diese Schlacht war der Anfang eines Krieges für den keine Kriegserklärung mehr nötig war. Eine Schlacht die sich am zweiten Marschtag für Varus auch nicht ankündigte, sondern geschah. Für Rom war es eine Clades was für Schaden, Niederlage, Unglück und Katastrophe steht. Sich einer Schilderung zu widmen, die den ungefähren Ablauf widerspiegeln könnte ist gelebte Geschichte und hat sich eng den antiken Texten anzupassen. Es ist zunächst der Marsch der Legionen ins Kampfgebiet was dann in eine Verlaufsstudie und eine Fährtensuche nach einer untergegangenen Armee mündet. Möchte man die Suche nach den schicksalhaften Schauplätzen auf visuelle Weise fortsetzen um den Schlachtenverlauf möglichst authentisch nachzustellen hat man sich zunächst einen Gesamtüberblick zu verschaffen. Dann sollte man auch so konsequent sein und in Paderborn - Haxterberg einen Rundflug buchen und den Piloten bitten sofort den Ausgangspunkt des Zuges nämlich Höxter anzusteuern. Aus der Luft betrachtet erkennt man auch schnell, warum sich der Hellweg über Godelheim zog wo er in Richtung Westen drehte. Und man sieht auch schon auf den ersten Blick die Gründe, warum die wandernden Völker seit prähistorischen Zeiten eben nicht eine andere Strecke von der Weserfurt nach Westen bevorzugten. Denn man erkennt den steilen Anstieg westlich von Höxter auf den dann zahlreiche Bachschluchten und Höhenlagen folgen die den Weg von Erwitzen über Pömbsen und Bad Driburg zum damals noch unbefahrbaren Anstieg nach Altenbeken beschwerlich machen. Ihm fehlt die Gradlinigkeit und Windungen zu begehen oder zu befahren war noch nie eine gute Alternative wenn es besseres gibt. Dann fliegt man von Höxter kommend eine Schleife über Bad Driburg, erkennt dabei die exponierte Höhenlage von Schwaney am Kopf des Hellweges, schaut im Überflug aus dem linken Seitenfenster auf den Gradberg und östlich davon auf Brakel. Vor sich in weiter Entfernung am südlichen Horizont aber bei guter Sicht nicht zu übersehen thront der erloschene Desenberg Vulkan und wenn man aus dem rechten Kabinenfenster blickt begleitet die Egge den Flug in Richtung Peckelsheim und Borlinghausen, wo der Pilot eine Schleife über den Saltus und den Varenberg ziehen sollte, bevor er über den mysteriösen Zuckerberg bei Kleinenberg über Lichtenau zurück zum Haxterberg fliegt. Das Wesentliche des Fluges besteht in der dabei gewonnenen Erkenntnis wie geschickt die Germanen damals vorgingen indem sie das räumliche Zusammenspiel für die strategische Schlachtenplanung nutzten. Das Einbeziehen des römischen Hellweges über den Varus am ersten Tag seinen Rückmarsch antreten musste da er alternativlos war. Arminius kannte nicht nur die römische Tagesmarschdistanz und wusste daher, dass Varus in Brakel übernachten musste, er wusste auch, dass Varus keine Zivilisten mit ins Aufrührergebiet nehmen würde und es für sie nur den direkten Weg durch die Gradbergschlucht geben würde. Aber nicht nur das. Arminius kannte auch die sich über viele Kilometer erstreckende Unüberwindbarkeit der schroffen Egge, dass davor liegende Nethesumpfland, den begehbaren Heggehöhenrücken und den einzigen Passweg über die Südegge bei Borlinghausen, wenn man nach Westen gelangen wollte. Aber dank des Rundfluges wissen wir jetzt auch wie es am Boden aussah. Eine weitere taktische Leistung bestand darin der römischen Armee ab dem "prima Vari castra" einen Fluchtkorridor frei zu lassen, den die Germanen brauchten um den Rest der Legionen aufzureiben die sich bis zum ersten Lager nicht besiegen ließen. So dirigierte man sie in den Saltus westlich von Borlinghausen, eine Methode die noch zu Segimer passen könnte. Aber im Kern wird die Landschaft von der Nethe dominiert, die der Region ihren Stempel aufdrückt und auch dem alten Gau ihren Namen gab. Aber auf den ersten Blick betrachtet verrät ihr mäandrierender Verlauf noch lange nicht ihre besondere Rolle, die sie im Zuge der Schlacht inne hatte, die für Arminius glücklich endete. Welchen Namen könnten die Germanen in den folgenden Jahren dieser Schlacht gegeben haben. Nannten sie sie etwa die "Hilti ana Nethe", den "grote Drakekamf" oder gar "Ragnarök". Die Germanen werden der Schlacht je nach Bezug zu ihr wohl mehrere Namen gegeben haben, aber keiner wurde uns erhalten. Tacitus war ein Bezugspunkt zur Varusschlacht bekannt, er beschrieb ihn als "unweit" also "nicht fern" des "Teutoburgiensi Saltu", denn dort sollten seiner Angabe nach sechs Jahre danach immer noch die unbestatteten Knochen der gefallenen Legionäre liegen. Dem aufgearbeiteten Sachstand zur Folge und allen Grundannahmen nach zu urteilen könnte dies auf das östliche Vorfeld des mit Bündeln von Hohlwegen reich gesegneten Egge Paßanstieges bei Borlinghausen hinweisen. Da die Region nur diese einzige beschreibungsfähige da markante Geländestruktur kennt, konnte auch nur sie sich in die römische Erinnerungskultur einprägen und Tacitus verwendete sie. In diesem prähistorischen vor allem aber karrentauglichen Aufstieg aus der Bördelandschaft zum Sintfeld dem Saltus, ist auch der Grund dafür zu suchen, dass uns nur diese eine Örtlichkeit überliefert werden konnte. Die davor liegenden Stationen des Defiliergefechtes befanden sich im Vergleich dazu in einer schwer zu beschreibenden Landschaft. Sie verfügte über kein derart herausragendes Merkmal wie den Passanstieg, sodass uns Tacitus dazu auch keine Bezeichnungen hinterlassen konnte. Hätte Varus sein Lager etwa auf dem Desenberg gehabt, so wäre dies keinem Schlachtenteilnehmer oder späteren antiken Historiker entgangen. Aufgrund dessen ist uns auch nur jene eingegrenzte Region um diese Landmarke herum namentlich bekannt geworden wo die Schlacht endete und wo ihre letzten Kämpfe statt fanden und keine sonstigen Spuren oder Charakterisierungen auf dem langen Weg bis dorthin. So verwandelte sich die Schlacht von anfänglichen Plänkeleien in für die Germanen siegreiche heftigere Gefechte, die dann im Zuge der sich abzeichnenden römischen Niederlage in einem von steten Scharmützeln begleiteten Zermürbungskampf ihren Ausklang vor dem Saltus fand. Und alles endete da, wo Tacitus den durch Knochen fixierten Schlusspunkt setzte und Varus sich den Todesstoß versetzte. Bis dahin "könnte" sich die Schlacht hingezogen haben. Ja "könnte", denn es sind immer wieder die "störenden" Konjunktive "könnte, würde, müsste oder sollte". Indikative machen sich in der Varusforschung bekanntlich sehr rar und sind zudem unter den faktenorientierten Historikern recht unbeliebt. So breitet sich unter unseren Augen eine strategisch betrachtet vielseitige Geographie aus die sich die Germanen für ihr Ansinnen vom Anfang bis zum Ende bis ins Detail zu nutze machten. Eine Landschaft in der sich wie dargestellt, der Schlüssel des germanischen Erfolges finden lässt. Da es sich aus Bodennähe schlecht orientieren lässt, ist also ein auf diese Örtlichkeiten ausgerichtetes Höhenbild wie es unter Einbeziehung der Luftaufklärung angeboten wurde, durch nichts zu ersetzen, möchte man sich einen Blindflug ersparen. Die visuelle Computertechnik bietet zwar noch andere Möglichkeiten, aber die bewegliche Draufsicht unter Abzug störender Tragflächen trägt zweifellos dazu bei sich den Sachstand verständlicher zu machen und ist kaum zu ersetzen, bevor man sich dann aber die Wanderschuhe anziehen sollte. Aber es reicht allein nicht aus, um sich damit in die taktischen Entscheidungsprozesse der Protagonisten von beiden Seiten hinein zu denken, oder sich nur auf diese Weise die logischen Abläufe zu erschließen. Dies alles passierte auf römischer Seite am Morgen des zweiten Marschtages im Brakeler Garnisonslager also im Befehlszentrum und die Resultate aus dieser Besprechung und den damit verbundenen Anordnungen zeigten sich erst anhand der weiteren Vorgehensweise. Denn wie man annehmen darf zog nun eine geschrumpfte Streitmacht, Marbod nannte sie "entleert", zusätzlich noch geschwächt durch den Entzug der Abstellungen los, um sich von Feind und Wetter nieder ringen und aufreiben zu lassen. Aber nun galt es auch etwas umzudenken, also die strategischen Schritte von Arminius zu verlassen und sich ins römische Lager zu begeben, denn wir müssen das darstellerische Kunststück vollbringen beide Prozesse parallel zueinander zu denken und abspulen zu lassen. Eine Erschwernis, die sich durch die Erfindung des Zelluloidfilmes lösen ließ und was der Filmtechnik besser gelingt, da man am Set nur die Kamera großräumig umschwenken braucht. Hier muss es allerdings mit Einfühlungsvermögen ausgeglichen werden. Denn während nun die Soldaten des Varus mehr mit sich selbst beschäftigt und bemüht waren sich im oder vor der Lagertoren in eine Marschkolonne einzugliedern um darin ihren zugewiesenen Platz zu finden, wurde jede ihrer Bewegung schon von zahlreichen Augenpaaren unbemerkt aus dem Dickicht der Umgebung heraus begleitet. Die ganze Aufmerksamkeit der römischen Kommandeure und Pioniere galt nun in erster Linie dem Weg und seinem Zustand den ihnen die germanischen Kundigen ins Rebellengebiet wiesen. Er bestimmte aufgrund seiner Breite und Beschaffenheit die Zuggeschwindigkeit und auch die Marschformation. Und dieser Weg war mitnichten mehr vergleichbar mit den angenehmen Marschbedingungen vom Vortag. Marschierte die Kolonne am ersten Tag, jenem fiktiven 24.09.0009 noch etwas entspannter und möglicherweise auch noch in geduldeten größeren Abständen zueinander wie man es sich unter Friedensbedingungen vorstellen darf, so lagen an diesem zweiten Tag gänzlich andere Voraussetzungen vor. Denn für den Marsch einer Truppe in eine als potenzielles Krisengebiet ausgewiesene Region in der man möglicherweise mit Kampfhandlungen zu rechnen hat, gelten andere disziplinarische Maßregeln denn nun wurde daraus eine rein militärische Aktion. Jetzt war das Militär unter sich, da man sich vom zivilen Ballast getrennt hatte. So bedarf es noch mal des Einstieges in die Phase als Varus in kreativer Aufbruchstimmung begriffen plante das Lager in Brakel zu verlassen. Umgeben von einem massiven Aufgebot von bis an die Zähne bewaffneter Legionäre, was ihm helfen sollte den Aufrührern den nötigen Respekt einzuflößen und was ein optisches Bild der Stärke erzeugen sollte, brach der Feldherr symbolisch betrachtet seine Zelte in Brakel ab. Varus war umsichtig genug und wollte daher von den Germanen vorher noch mal über die aktuelle Lage im kritischen Stammesgebiet informiert werden. Die Vertrauensleute von Arminius werden sie ihm vermittelt haben auf deren Basis er hoffte nun besser einschätzen zu können was ihn erwartete. Man könnte daraus eine phantasievolle Vorstellung entwickeln. So wird man ihm auch die Anmarschroute umrissen, die Wege aber als tauglich beschrieben und ihm mitgeteilt haben, welche Marschzeit bis zum Zentrum der Aufrührer man für realistisch hielt. Varus konnte sich nun mit seinem Generalstab abstimmen, wann man das Lager zu verlassen hatte, wie viel Kurzrasten nötig waren und wann man im Rebellengebiet eintreffen wollte oder würde. Es sollte weit vor Beginn der herein brechenden Dunkelheit sein, da man vorher noch das erforderliche Nachtlager zu errichten hatte in dem man am folgenden Tag über die Ursachen des Aufruhrs mit den Rebellen verhandeln und sich ein Bild verschaffen wollte. Anhand der Marschdauer und des für den Lageraufbau nötigen Zeitbedarfs lässt sich erschließen bzw. zurück rechnen, wann die Legionen Brakel zu verlassen hatten. Lebendige Literaturgeschichte auf Papier zu bannen oder in die Tastatur zu tippen ist in diesem Fall eine Herausforderung und fasst eine Zumutung, dies allerdings weniger für den Schreiber als für den Leser der es nach Möglichkeit auch verstehen sollte. Denn Worten und Buchstaben lässt sich schlecht Farbe einflößen oder Beweglichkeit beibringen. Der Marsch des Varus in den Untergang macht es nötig sein Bewegungsprofil plastisch erscheinen zu lassen. Man muss sehen, ob es im weiteren Verlauf gelingen kann. Dieser Hypothese folgend bestand für Varus der zweite Tag eigentlich nur aus einem halben Marschtag, denn die Distanz zu den Aufrührern erforderte keine volle Tagesmarschleistung da man nur etwa dreizehn Kilometer bis in den anvisierten Raum zurück zu legen hatte und die restliche Zeit den Vorbereitungen vor Ort vorbehalten war. Als Fazit lässt sich daraus ableiten, das Varus auch keine Eile an den Tag legen brauchte. Der zivile Marschzug hingegen, dem eine längere Strecke bis Schwaney bevor stand könnte das Lager Brakel also noch vor dem Militär verlassen haben. Der Heerwurm des Varus könnte sich demnach mit dem Ausrücken noch bis in den frühen Vormittag hinein Zeit gelassen haben um mit dem Bau des "prima Vari castra" bei den Aufrührern immer noch rechtzeitig, also vor Einbruch der Dunkelheit fertig zu werden. Varus könnte demnach seinen imaginären Ritt an der Spitze seiner Legionen an der pittoresken alten Nethe Bogenbrücke aus dem Jahr 1590 begonnen haben. So zog er denn ungefähr dort los, wo um das Jahr 925 unter den Karolingern die Höfe nach den Himmelsrichtungen benannt wurden. In diesem Fall nahe der mittelalterlich fränkischen Wüstung mit der Bezeichnung "Sudheimer Feld" und ungefähr da, wo später im hohen Mittelalter die gekrönten Häupter am Hellweg ihre Zelte auf dem Königsfeld aufschlugen. Dies wäre dann in etwa der Ausgangspunkt von wo aus virtuell betrachtet Varus seine letzte Reise antrat. Seine Legionen mögen mit ihm westlich am heutigen Sudheimer Hof vorbei in Richtung Süden gezogen sein und müssten bevor sie auf den kleinen Hellweg einschwenkten zunächst eine Wegeverbindung passiert haben, die heute den Straßennamen "Sudheim" trägt. Aber diese Straße behält den Namen nur bis zum Abzweig zum Sudheimer Hof, erst ab dann führt sie den bedeutsamen Namen "Hellweg". Und jener kleine Hellweg dürfte ebenso alt sein wie der große Hellweg von Paderborn nach Höxter. Aber dieser unscheinbare heute halb vergessene Hellweg war lange Zeit die einzige Verbindung die den gesamten Nordsüdverkehr von Brakel in die Warburger Börde zu bewältigen hatte bis 1973 die Bundesstraße 252 fertig gestellt war. Das diese alte und Denkmal geschützte Brücke dieser Belastung solange stand hielt und heute immer noch befahren wird und werden darf ist bewundernswert und unterstreicht die Qualität ihrer Bauweise. Mit der immer noch stark befahrenen Trier Römerbrücke deren Pfeiler bereits seit rund 1870 Jahre in der Mosel ruhen, kann sie natürlich nicht mithalten. Das bis weit ins letzte Jahrhundert hinein die an der Nethe gelegenen Brakeler Ortsteile Rheder und Siddessen noch über keine Umgehungsstraße verfügten weckt ein Verständnis dafür, dass an ihren Ufern vor 2000 Jahren erst recht kein Durchkommen möglich war. Denn neben Brakel verrät auch der Name Rheder, dass hier einst ein hoher Wasserstand vorherrschend war. Denn seiner etymologischen Herkunft nach steckt im Ortsnamen Rheder noch das Wort Reet bzw. Ried für Schilf und verrät damit seine feuchten Bodenverhältnisse und somit den Gesamtcharakter. Nostalgisch betrachtet spiegelt sich in diesem Hellweg die Vergänglichkeit aller einst wichtigen Überlandverbindungen dar. Ein prähistorischer Weg, der noch im 2o. Jahrhundert für die ländliche Bevölkerung unentbehrlich und unersetzbar war zeigt sich heute als ein einsamer fasst menschenleerer Feldweg der nur noch von land- und forstwirtschaftlichen Fahrzeugen befahren werden darf. Ein Weg dem man seine Vergangenheit heute nicht mehr ansieht. Und würde man die Asphaltdecke entfernen und ihn für jeglichen Verkehr sperren, ließe er sich schon nach wenigen Jahren vielleicht nur noch auf Luftbildern nachweisen. So darf man basierend auf diesem Wissensstand als sicher annehmen, dass es einen Weg von Brakel südwärts auch schon vor 2.000 Jahren gegeben hat, denn es existierten an seinem Rande germanische und noch ältere Siedlungsgebiete. Passend zur historischen Geschichte ist am Anstieg hinter dem Sudheimer Hof auch heute noch die Naturgeschichte lebendig und zwar in Form ihrer geflügelten Gesellen, den tief schwarzen mythologischen Botschaftern vergangener Zeiten. Denn man kann in diesem Wald, wie auch noch an vielen anderen Stellen in Ostwestfalen immer noch die alten aber immer jungen Wodansvögel Hugin und Munin "singen" hören. Ja, Sie haben es richtig gelesen, "singen". Denn Kolkraben werden wegen ihrer Kehlausbildung zu den Singvögeln gezählt. Die Legionen hatten nachdem sie den heutigen Sudheimer Hof passierten auf etwa 1.700 Metern Länge rund 80 Höhenmeter zu überwinden um auf den nordsüdlich verlaufenden Heggehöhenrücken östlich der Nethe und südlich von Brakel zu gelangen. Den beladenen Ochsengespannen und den Legionären stand bei vollem Marschgepäck hier die erste Kraftanstrengung bevor, denn die Strecke war unwegsam, wird bewaldet gewesen sein, besaß Hohlwege und Serpentinen und kostete entsprechend Zeit und sie war bei weitem nicht vergleichbar mit der neuzeitlichen gradlinigen Ausrichtung einer asphaltierten Wegeführung parallel zum Bachtal. Dieser früher unmittelbar an der Antoinettenburg auch Nettenburg genannt, einem alten Vorwerk vorbei führende Weg mit der Bezeichnung Hellweg der die Anlage damals noch östlich streifte und sie heute westlich umgeht dürfte auch schon zu Varuszeiten einen ähnlichen Verlauf genommen haben. Er hält seinen geschichtsträchtigen Namen Hellweg bis zu einer Kreuzung bei die sich etwa 1.300 Meter vor Hampenhausen befindet. Er verbirgt sich dann noch einige hundert Meter unter der Teerdecke des Straßenkörpers der Kommunalstraße 40, der Hampenhauser Straße und bog etwa auf halber Strecke nahe dem Sieksbach zwischen dem Kreuzungspunkt und dem Ortseingang von Hampenhausen nach Westen ab. Von da an verliert sich der alte Hellweg in der Feldflur und es verschwindet nicht nur seine Schreibweise, sondern auch seine oberirdische Existenz. Ursprünglich umging der Hellweg den kleinen Ort Hampenhausen westlich aber an seinen einstigen Wegesrändern kennzeichnen ihn noch vereinzelt Wegekreuze und da wo er als Feldweg erhalten blieb befinden sich alte schattige Rastplätze mit schönen alten Baumbeständen was für seine ehemalige Bedeutung spricht. Hampenhausen, ein kleines Dorf mit etwa 43 Einwohnern, dessen Existenz sich möglicherweise bis in die Urzeiten der Besiedelung zurück verfolgen lässt. Denn Ansiedlungen die einen nachweisbaren Bezug ins frühe 9. Jahrhundert vorweisen können bestanden in der Regel auch schon lange Zeit davor. Anknüpf- und Anhaltspunkt für das nachweisliche Alter von Hampenhausen ist möglicherweise die Herkunft des Grafen Amelung dem IV vom Nethegau. Er wurde um 830 geboren und gehörte wohl dem Geschlecht der sächsischen Billunger an. Aus dem Namen Amelung lässt sich noch die alte ostgotische Tradition aus arianischen Schutzmachtzeiten unter Theoderich dem Großen, der um 526 + verstarb gegen die katholische Frankenherrschaft ableiten. Aber Amelung den IV nannte man im Volksmund auch "Hampo" und da ist der Gedankensprung zu Hampenhausen bzw. zu Hambanhus wie sich Hampenhausen um das Jahr 1000 nannte nicht mehr weit. Der Name Heggedörfer, also die drei zusammen gefassten "Heckendörfer" Auenhausen, Frohnhausen und Hampenhausen von denen man einen schönen Ausblick auf die große Egge genießen kann, begegnet uns im heutigen Wort Hecke und Hegge. Was damals wie heute ein eingezäuntes, mittels Hecken geschütztes, abgegrenztes Weideland bezeichnet und was auch auf eine stärkere Besiedlungsdichte in früheren Zeiten hingewiesen haben könnte. Es kann aber auch größere Territorien voneinander abgegrenzt haben. So wie uns auch die große Egge im Sinne von Ecke und Kante als ein abgrenzendes Scheidegebirge erscheint, das einst die zwei großen germanischen Stämme der Brukterer von den Cheruskern trennte. Und die Strategie von Arminius bestand darin Varus von Brakel aus zunächst auf diese Altstraße die man später Hellweg nannte und die an den heutigen Heggedörfern vorbei bis an die Diemel bei Warburg führt zu lotsen. Dieser alte Weg stellte seit Vorzeiten die direkte Verbindung zwischen Brakel und der fruchtbaren Warburger Börde dar. Nur über ihn war es lange Zeit möglich auf direktem Wege von Brakel aus in den Süden zu gelangen wenn man das schwer passierbare, besser gesagt unpassierbare, weil versumpfte Nethetal meiden wollte. So bezog Arminius diesen vorteilhaften Höhenrücken in seine Strategie mit ein. Diese Geländeformation und auch die Wegeführung des ersten Abschnitts könnte damals den römischen Besatzern noch in Ansätzen bekannt gewesen sein. Was aber den weiteren Verlauf zum Netheoberlauf anbetraf, so wird ihr Kenntnisstand über diese Region mager gewesen sein. Aber erst in diesem Abschnitt wird deutlich, wie zielgerichtet ja geradezu perfide die Germanen damals vorgingen um für Varus den perfekten Hinterhalt zu konstruieren. Denn in dieser heiklen Lage um Sieg oder Niederlage waren sie als der schwächere Part gezwungen alle Trümpfe auszuspielen die ihnen die Landschaft bot. So fiel besonders der Nethe eine elementare Bedeutung für ihre Taktik zu, denn sie begleitete die Legionäre die östlich von ihr in den Süden unterwegs waren noch bis auf die Höhe des heutigen Ortes Niesen. Dies würde ihnen im Zuge der späteren Kampfhandlungen auch ein späteres Ausbrechen nach Westen erschweren. Es ging eine flankierende Wirkung davon aus die die Strategen der Schlacht nutzten und legten Varus auch deswegen die Fährte über den besagten Höhenweg. (02.10.2021)