Sonntag, 9. April 2023
Die Indizien im Beowulf Epos führen zur Varusschlacht
Als die Lage für Varus begann brenzlig zu werden und er nicht lebend in die Hände der Germanen fallen wollte, soll er sich getötet haben und entging damit der Schmach die ihm bevor gestanden hätte. Dies geschah sicherlich zum Leidwesen der Germanen die sich erhofft hatten sich noch an ihm vergehen, aber auch um sich für ihn später ein stattliches Lösegeld erpressen zu können. Bezieht man das umstrittene Wissen aus Sagen und Legenden in die Suche nach der Wahrheit mit ein, dann läge damit auch eine mögliche Verlaufsgeschichte aus der Sicht der einstigen Gegner Roms vor. Dies verdeutlicht aber auch, dass man die Ereignisse des Jahres 9 + im Lager der Germanen anders sah als es uns die römische Geschichtsschreibung ins historische Stammbuch schrieb besser ausgedrückt „vorschrieb“. Unter der Prämisse betrachtet, dass man in Varus die Drachengestalt sehen möchte, sei daran erinnert, dass der Drachen durch fremde Hand fiel, während Varus sich selbst tötete, also in den Augen der Germanen von einem der ihrigen zur Strecke gebracht wurde. Eine gravierende und daher kaum glaubhafte Abweichung zum antiken Überlieferungsstand dem man mehr vertrauen schenken darf. Andererseits könnte die germanische Version aber auch eine ausschmückende Wiedergabe der Gesamtlage gewesen sein, die man unter dem Blickwinkel der damaligen Umstände hinnehmen kann. Denn Varus stürzte sich zwar in sein eigenes Schwert, wuchs aber in späterer Zeit aus dem Blickwinkel seiner germanischen Feinde betrachtet mit der Schlacht, deren Ausgang er zu verantworten hatte zusammen. So bildete der Kampf mit dem Tod des feindlichen Anführers eine Einheit was man nicht mehr voneinander trennte. Die Schlacht verschmolz mit dem Geschehen um sein Ableben und beides symbolisierte den Drachenkampf. Und ein Selbstmord, dessen Umstände viele Germanen die im Kampf standen nicht mit erlebt haben dürften und denen gegenüber man es später auch nie als einen Selbstmord beschrieben hatte schlussfolgerten zwangsläufig, dass er nur durch eine Waffe umgekommen sein konnte, die ein Germane geführt hatte. Zudem ist unbekannt, inwieweit unter Germanen in Schicksalsstunden Selbsttötungen Tradition hatten. Damit tritt zwangsläufig die Frage nach Funktion und Bedeutung der Drachengestalt in den Vordergrund. Möchte man sich aufgrund dieser Überlegung heraus gefordert sehen, im umfänglichen Sagen - und Legendenkomplex nach den Fakten und Realitäten von einst zu schürfen um sie heraus zu filtern, dann stellt sich an erster Stelle die Frage wieviel Varusschlacht im Urtext aller Drachenepen steckte und dies war unzweifelhaft in Europa der angelsächsische Beowulf Epos. Und nach dem was man darin, besser gesagt in der Übersetzung liest könnte man annehmen, dass es am Ende vielleicht gar nicht der Mann war, den man aus den römischen Annalen unter dem Namen Arminius kennt. Denn danach zu urteilen könnte der Verdienst den aus drei, wenn auch schwachen Legionen bestehenden römischen Drachen, in Person des Varus besiegt zu haben auch einer anderen Person zugestanden haben. Denn im Beowulf Epos wird als Drachentöter ein anderer Name statt Arminius genannt und der lautete Segimund, den der Originaltext Segimunde nennt. Ein Name der dem des Segimer, dem Vater von Arminius in der Schreibweise sehr nahe kommt, so dass man wegen der Namensstruktur die die Sippe in den Vordergrund hebt schlussfolgern könnte der Vater von Arminius wäre der eigentliche Held der Schlacht gewesen. Eine Überlegung die nicht von der Hand zu weisen ist, da Segimer schon die entscheidenden Fäden im Vorfeld der Varusschlacht gezogen haben muss, als Arminius noch in Pannonien gekämpft haben könnte. Aber der Name Segimund weist auch noch in zwei andere Richtungen. Es ist ein Name der sich exakt auch dem Stammbaum des cheruskischen Fürstenhauses entnehmen lässt. Denn darin existierte ein Segimund dessen Schwester Thusnelda hieß und sie war die Angetraute oder Gattin des Arminius, was eine frappante Verbindung erkennen lässt. Es war jener Segimund der sich vor der Varusschlacht umentschied sich von Rom und wohl auch seinem Vater Segestes los sagte und seine Funktion in römischen Diensten als Priester in Köln aufgab um gemeinsam mit Segimer und dessen Sohn Arminius gemeinsam gegen Varus zu kämpfen, bevor er dann nach der Varusschlacht wieder die Seiten gewechselt haben soll. So ist auch die Bedeutung der Person des Segimund nicht völlig entschlüsselt. Man führte ihn 17 + im Triumphzug des Germanicus in Rom vor, aber nicht auf der Seite seines Rom gegenüber freundlich gesinnten Vaters Segestes, sondern als Gefangenen. Eine Beschreibung aus der Feder von Strabo die nicht danach klingt, dass er einen Frontenwechsel vollzogen hätte. Nimmt man es genau mit der Namensgleichheit, dann darf man vielleicht auch in ihm eine Person sehen, die sich während der Varusschlacht große Verdienste erwarb in dem er möglicherweise im unmittelbaren Umfeld von Varus agierte und eventuell sogar der Mann war, der ihn in derartige Bedrängnis brachte worauf hin sich dieser erst für den Freitod entschied. Mutige Taten eines anderen cheruskischen Fürstensohnes die man in Germanien nicht vergessen hatte, der aber hinter einem Arminius der als Schlachtenlenker in die Geschichte einging verblasste. So trug möglicherweise der germanische Volksmund im Gegensatz zu den römischen Schriftstellern den Namen Segimund weiter da dieser eine bedeutende Rolle im Schlachtenverlauf eingenommen haben könnte. Ein Aspekt dem man bislang nicht in seine Tiefe folgte, da man die Sagenberichte außen vor ließ. Denkbar ist aber auch, dass der Name Segimund der wahre, also eigentliche germanische Name des Cheruskers Arminius war, denn der Name Arminius ist uns nur aus den Schriften der römischen Historiker überliefert und es ist daher strittig ob Arminius auch sein tatsächlicher Geburtsname war und sein Volk und seine Eltern ihn nicht Segimund nannten. Letztlich darf man auch die Vermutung aufgreifen Varus habe sich gar nicht selbst getötet und er vielmehr durch die Hand eines Germanen starb. Eine Realität die vielleicht nicht in das Bild römischer Geschichtsschreibung passte, da man die Tat keinem Germanen zugestehen zu wollte. Möchte man sich also dem richtungsweisenden Beowulf Epos nähern, obwohl man zu sehr auf Tacitus und Co. eingeschworen ist, dann sollte man auch diese Möglichkeiten nicht völlig außer Acht lassen. Aber im Verlauf der weiteren Aufarbeitung lassen sich diesen Spekulationen möglicherweise faktenreichere Thesen entgegen halten. Intuitiv begeht man zweifellos den Fehler den antiken römischen Quellen den Alleinvertretungsanspruch für alle damaligen Vorgänge in Germanien zugestehen zu wollen, da uns keine authentisch zu nennenden Stimmen aus der Vergangenheit von der germanischen Gegenseite erreicht haben. Aber auch bei der Auswertung römischer Quellen sollten wir Vorsicht walten lassen, denn auch hier kann sich niemand sicher fühlen, dass sie die Wahrheit verbreiteten. Und diese angebrachten Zweifel gelten für das gesamte Spektrum, also auch für das was man über jenen germanischen Anführer nieder schrieb von dem für Varus die größte Gefahr ausgegangen sein soll nämlich Arminius. Varus fiel wie man sich wohl sicher sein darf also nicht durch die Hand eines Cheruskers, obwohl es ungeachtet des tatsächlichen Geschehens die germanische Nachwelt sicherlich gerne so gesehen hätte. Wenn es aber nicht ein Germane war der ihn umbrachte wie sich später heraus stellte, so wollte man sich doch den Triumph über die Legionen samt ihrem Feldherrn nicht nehmen lassen und es daher auch nicht zulassen, dass sich der Hauptfeind ohne ihr dazutun aus dem Leben stahl. Diese Denkungsweise lässt die Interpretation zu, dass man auch einem der ihren die Tötung von Varus zuschreiben wollte. Ein Akt den man nur ihrem Anführer zugestehen wollte. Diese Möglichkeit der inhaltlichen Auslegung der Geschehnisse nach dem Ende der Varusschlacht strahlte in den Norden und Nordwesten Europas aus. Sie erreichte sowohl die germanischen Reiche im Süden Skandinavien als auch über die Söldner aus Ostwestfalen die man unter Vortigern ab dem 5. Jahrhundert ins römisch/keltisch geprägte Britannien explizit Südengland rief und die das Wort Hackney in die englische Sprache einführten. Der Held Beowulf wurde wie man vermutet im 6. Jahrhundert in der Heorot genannten Festhalle des dänischen Königs Hrothgar für seine Taten geehrt, so wie es strukturell dank Beda Venerabilis vorgezeichnet ist. Anlässlich dieser Feier trat der Barde auf der den Namen Segimund aufgrund alter volksmündlicher Berührung kannte und ihn als einen vorzeitlichen Drachentöter bezeichnete. Ob dieses Varus zeitliche Wissen zuerst auf dem Seeweg im 5. Jhdt. Eingang in die aufgelassenen römischen Stätten des heutigen London fand, oder auf dem Landweg das dänische Königshaus erreichte, wo man den Festakt für Beowulf wie vermutet im 6. Jhdt. ausrichtete, ist nicht nachvollziehbar. Da man aber in dieser Epoche von umfänglichen Völkerbewegungen ausgehen darf ist es letztlich unerheblich auf welchem Wege das Restwissen aus der Zeitenwende Verbreitung fand. Unstrittig scheint jedoch, dass der Beowulf Epos in den Jahren ab dem 8.Jhdt. in einem angelsächsischen Sprachengemisch in Südengland verfasst und nieder geschrieben wurde. Entscheidend dürfte aber die Erkenntnis sein, überhaupt noch auf Spuren zu stoßen die deutlich machen, dass sich "vorzeitliches" Wissen bis ins 5. respektive 6. Jhdt. erhalten konnte. Somit dürfte auf Basis dieser Theorie der etymologische Verwandlungsprozess vom "Trahho" und "Drago" zum Drachen um diese Zeit bereits abgeschlossen gewesen sein. Damit wirft der Beowulf Epos als erstes literarisches Werk Licht auf älteste Begebenheiten die uns bislang nur aus römischen Quellen bekannt waren, was seinen Wert steigert und und ihn glaubwürdig und nahezu authentisch erscheinen lässt. Letztlich wirkt er dadurch wie das Original, da er allen später verfassten Drachensagen der Varusschlacht zeitlich am Nächsten steht und vermutlich als Vorbild diente. Aber was Geschah in den letzten Stunden des römischen Feldherrn Varus den man aufgrund seiner Untaten zum bösewichtigen Drachen erklärte. Er tötete sich wie überliefert selbst, als die Lage für ihn aussichtslos wurde, man versuchte noch ihn zu verbrennen was aber nur zum Verschmoren reichte und bestattete dann den Rest seines Körpers auch nur notdürftig, sodass die Germanen anschließend noch seinen unverbrannten Körper entdecken konnten um zumindest noch seinen Kopf abtrennen zu können. Denn anders kann man sich an einem Toten nicht mehr rächen, wenn der abgründige Hass dazu verleitet. Dann sollen sie ihn noch zerfleischt und den verkohlten Torso achtlos liegen gelassen haben. So ergibt es sich aus dem was uns Velleius Paterculus hinterließ. In Latein liegt uns von ihm folgender Text vor: „Vari corpus semiustum hostilis laceraverat feritas; caput eius abscisum latumque ad Maroboduum et ab eo missum ad Caesarem gentilicii tamen tumuli sepultura honoratum est“. Und in der Übersetzung lautet es: „Den halbverbrannten Körper des Varus hatten die Feinde in ihrer Wildheit zerfleischt; sein Kopf wurde abgetrennt  zu Marbod gebracht und von diesem zu Caesar geschickt wo er dann trotz allem noch mit einem Begräbnis im Familiengrab geehrt wurde“. Möchten wir uns über die Todesumstände und die Örtlichkeiten Gedanken machen und sie Hinterfragen müssen wir uns wieder auf einen weiten Exkurs gefasst machen. Zusätzliche Details über seinen Tod sind nicht bekannt geworden und auch wo er sich tötete lässt sich dem als gesichert geltenden Wissen auch nicht entnehmen. Von Tacitus wissen wir zumindest, dass sich im oder unweit des “Teutoburgiensi saltu“ die unbestatteten Knochen der ihn begleitenden Legionäre befanden. Und da wo seine letzten Soldaten den Tod fanden wird auch er sich unweit davon ins Schwert gestürzt haben. Dieser Theorie nach geschah es bei Borlinghausen, da es sich beim Saltus möglicherweise um den Passweg zur alten Burg handelte. Sieht man im mit Steingräbern übersäten Tuistoholz östlich von Borlinghausen den „germanischen „Folterwald“ wo man einst die hochrangigen Legionäre opferte, dann dürfte sich Varus nicht unter diesen Leidtragenden befunden haben. Denn Varus dessen kopfloser Leib sich nur noch in einem unkenntlichen Zustand befand brauchte man nicht mehr foltern und so könnte er abseits davon im Zuge seiner Flucht Suizid begangen haben. Noch tags darauf am Morgen des vierten Tages als man vom letzten nächtlichen Notlager aus aufbrach um noch einen Versuch zu unternehmen den Germanen zu entkommen, werden die Männer um Varus alles versucht haben ihn aus dem Schlachtfeld zu geleiten und auch sein Fortbewegungsmittel konnte ihm jetzt nicht mehr helfen. Letztlich bot aber die Topographie den Flüchtenden Einhalt, denn die steilen und felsigen Hangwälder der Egge ließen und lassen sich auch heute noch nur an wenigen Stellen überwinden und was auch damals nur noch den Kräftigsten unter ihnen gelang. Da die Germanen den einzigen Aufstieg nämlich das Hohlwegebündel, das sich südlich von Borlinghausen befindet kontrolliert haben dürften war es naheliegend, dass Varus samt seiner Entourage versucht haben könnte sich in entgegen gesetzte Richtung also nach Norden abzusetzen. Und da wo die Helmerte hervor quoll hätte es möglicherweise die letzte Chance gegeben die man dafür nutzen konnte. Da diese Hypothese davon ausgeht, dass Varus sein letztes Notlager am dritten Marschtag nach dem zweiten Kampftag abends auf den Höhen östlich von Borlinghausen errichtete, von wo aus er am vierten Tag aufbrach, dann waren seine Fluchtmöglichkeiten in der Tat sehr begrenzt, da er sich nur in Richtung Westen und auch nicht auf den besetzten Saltus hin zu bewegen konnte. Er musste also versuchen längst der Egge nach Norden zu entkommen um auf einen unbewachten aber begehbaren Aufstieg zur Hochebene zu stoßen. So zumindest würde man es angehen wenn die Prämissen stimmen und man sich in seine Haut begeben könnte. Möchte man es präzisieren dann schleppten sie sich noch über den Alster- oder Osterberg und folgten dann dem Verlauf der Helmerte bis zu ihrer Quelle folgend in der Annahme und Hoffnung aber im Unwissen durch ihr Bachtal einen Ausweg finden zu können. Ist man an dieser gedanklichen Schnittstelle angekommen, dann helfen uns weder die Topographie der schroffen Egge noch die Visionen des Möglichen oder die Rekonstruktionsversuche des Denkbaren weiter und die Chancen näheres zu recherchieren schwinden und scheinen aussichtslos. Man steht nicht nur vor der Eggekante sondern auch vor einer Wand historischer Stille und Sprachlosigkeit, denn alle literarischen Quellen schweigen und die Geschichtsforschung muss resignieren. Möchte man einen letzten Strohhalm ergreifen und fragen was sich zugetragen haben könnte und wo Varus seinem Leben ein Ende setzte, dann ist der Moment erreicht an dem nur noch ein Schwenk ins Nichthistorische weiter helfen könnte. Dabei hat man jedoch eine subtile Schwelle zu überschreiten, die den rational arbeiteten Historikern versagt ist da es ihnen graust, wenn man gesagte Sage beim Wort nimmt. Es ist das Kapitel in dem sich der reale Untergang der Legionen erst wieder in der Mythologie und dem Volksmund der alten Völker wider spiegelt in die er übergegangen ist. Menschen die keine Schriftsprache kannten und sich daher auf andere Weise artikulierten und verständigen mussten fanden eigene Wege um Vergangenes zu bewahren und weiter zu tragen und es blieb ihnen dazu nur die Lautsprache. Und einmal angekommen im Legendenhaften treffen alle Merkwürdigkeiten aufeinander zu der die menschliche Phantasie imstande war und was ihre Interpretation massiv erschwert. Es sind die frühen Formen und Methoden um das einst Geschehene in einer schlichten und einfältig strukturierten Gesellschaft mental und physisch zu verarbeiten und um es an die zukünftigen Generationen weiter reichen zu können. Es waren ihre einzigen Möglichkeiten um die großen Ereignisse nicht vergessen zu machen. Eben das zu vollbringen was die Forschung zum Verzweifeln bringt, da es sich weder greifen noch je bestätigen lassen wird. Aber ist es wirklich so ? Haben die Legenden tatsächlich nichts handfestes hinterlassen ? Eines der letzten Kapitel endete mit der Erkenntnis, dass es sich bei der Gestalt des Varus definitiv um keinen Zähne fletschenden Drachen oder Lindwurm im Sinne alter Vorstellungskraft handelte und auch kein Germane in Varus ein Fabeltier sah, den so einfältig waren unsere Altvorderen nun auch nicht. Sie verbanden Varus nach dieser Theorie mit seinem Erscheinungsbild. Sie erlebten ihn, wie er in einem abstruses Gefährt sitzend ihre Wege kreuzte, das sie entweder „Trahho“ den Tragenden oder „Drago“ den Ziehenden nannten. Aber von einem geflügelten Untier war im ursprünglichen Sinne in Ostwestfalen nie die Rede, weil man derartiges nicht kannte. Und nur diese Varus umgebende und für alle sichtbare äußere Hülle auf Rädern verhalf ihm zu seinem germanischen Namen der später aus einem „Trahho“ einen Drachen machte. Man umschrieb seine Gestalt da ihnen sein wahrer Name nicht über ihre Lippen gehen wollte man ihn vermied und bediente sich dieses Kenning, also einer Umschreibung die man vermutlich erst in Südengland ins Leben rief, wo man den Begriff kreiert haben könnte und was dadurch begünstigt wurde, da dort die unterschiedlichen Kulturen aufeinandertrafen. Da wo auch später die Reime des Barden nieder geschrieben wurden die er beim dänischen König in Beowulfs Festhalle erklingen ließ. Die alten Geschehnisse sollten nicht vergessen werden und wollten immer noch aufgearbeitet sein und im Gedicht oder Gesang verbarg sich der Weg um es zu interpretieren und für die Nachwelt verständlich zu machen. Aber wer kannte im Süden Englands des 5. Jhdt. noch einen Varus oder wusste was einst in Ostwestfalen geschah. Sowohl die Mentalität als auch die Denkungsweise unserer Altvorderen ist uns fremd geworden und lässt sich mit den heutigen Fähigkeiten, unserer von Rationalität geprägten Vorstellungen und schnelllebigen, sich stetig wandelnden Dialektik kaum erfassen und die vielen schlecht gemachten Historienfilme tragen noch dazu bei die Irritationen zu verschlimmern. Aberglaube stand hoch im Kurs, man glaubte zwar nur das was man sah, dennoch scheute man sich vor dem Unsichtbaren, dem Ungewissen, dem Unaussprechlichen, dem in Nebel verhüllten und vermied daher die direkte Ansprache um vom Bösen nicht erkannt zu werden. Varus reiste in einem hinter Holz und Tierhäuten verdeckten und von außen nicht einsehbaren Gefährt. Zwar aus Fleisch und Blut bestehend, aber ohne die Menschen zu beachten fuhr er von schnaubenden Rössern gezogen wortlos und unsichtbar an ihnen vorbei. Für ihn waren die Germanen wie es überliefert ist, aber vor allem wohl jene aus den unteren Schichten Halbwilde, also Menschen zweiter Klasse zu denen man keinen näheren Kontakt suchte. Aber die Germann spürten auch, dass Varus sie alle unterschätzte und für ihn bürgerte sich in den wenigen Jahren seiner Anwesenheit nur der abwertende Namen „Tracho“ ein mit dem sie ihn umschrieben und ihn auf sein Fahrzeug den „Trahho“ reduzierten. Es ist auch vorstellbar, dass man sich für das Wort „Trahho“ im Sinne eines Spott – bzw. Spitznamen entschied um sich über ihn lustig zu machen nach dem er für sie keine Gefahr mehr darstellte. Ist man geneigt die Spurensuche nach seinem Verbleib aufzunehmen, dann sollte man ihn folglich unter seinem germanischen Namen suchen und dieser lautete nicht Varus sondern „Trahho“ oder vielleicht wechselseitig auch noch „Drago“. So wurde aus dem Mann, der sich in einem Pferdekarren, also einem Hakenei bzw. Hackney durch die Lande ziehen ließ, sich damit tragen, darin befördern oder ziehen ließ der „Drago“ aber gleichzeitig auch der Trahho“. Aber unter einem „Trahho“ verstanden die Germanen mitnichten ein schuppiges. geflügeltes oder gar feuerspeiendes Wesen wie sich jetzt erkennen lässt und man stellte sich unter Varus beileibe auch nichts „drachenhaftes“ vor und das hatte auch nichts mit fehlender Phantasie zu tun, denn davon besaßen die Germanen wie uns die Sagen lehren mehr als genug. In der urgermanischen Wurzel lässt sich noch die Bedeutung des Wortes „draga“ bzw. „Drago“ aufspüren und über die Forschung auch in die indogermanischen Formen „dh rogh“ und „dh ragh“ zerlegen und zurück verfolgen. So stellt man fest, dass in allen Fällen „Drago“ immer nur für ziehen, schleppen oder tragen steht und an keiner Stelle findet sich ein Bezug zu einem geflügelten Untier samt Krallen. Ein „Drago“ oder „Draga“ war eben für die Germanen noch lange kein „Draco“, denn dazu sollte es noch kommen. Und in diesem Sinne lässt sich argumentieren, dass diesem Wort auch nicht die römischen Drachen Standarten oder Feldzeichen etwa die der Signifer zugrunde liegen, wie man es schon mal liest. Aber was sich 9 + im Schlachtenlärm vor dem „Teutoburgiensi saltu“ zutrug, das war für die Germanen in höchstem Maße beeindruckend gewesen und verfehlte nicht seine Wirkung, denn sonst hätten sich diese Geschehnisse nicht wieder auf den verschlungenen Wegen der Sagen zurück gemeldet, wären von anderen Ereignissen überlagert worden und nicht über die Jahrhunderte im Gedächtnis der Völker haften geblieben. Den Zeitpunkt zu definieren wann diese hinter vielen Schleiern liegende schriftlose Dämmerphase eines einst noch redseligen Volksmundes endete, die alten Erinnerungen wieder an die Oberfläche drängten und wann sie verschriftet wurden könnte sich erstmals im Beowulf Epos offenbart haben und es gehört mit zu den Aufgaben und Zielen auch der Frankfurter Edda Forschung nach den wahren Kernen zu suchen. Aber schon stehen wir unvermittelt mit einem Fuß zwar nicht in der Zeit der mittelalterlichen „Lieder Edda“, so aber doch wieder mitten im ältesten Werk der Weltliteratur zumindest was die angelsächsische Vergangenheit anbelangt, nämlich im bedeutsamen Beowulf Epos. Es ist die Urschrift sozusagen die Mutter aller Drachensagen, denn es finden sich darin die ersten Erwähnungen von Drachenkämpfen in Europa. Was neben vielen anderen interessanten Aspekten und Elementen den Epos bedeutsam macht ist wie dargestellt der darin beschriebene zeitlich aber nicht näher bestimmbare Vorgang der einen Drachenkampf zum Inhalt hat der nebulös formuliert, als eine in der Vorzeit statt gefundene Handlung erzählt wird. Aus dem weiteren Inhalt des Epos lässt sich schließen, dass sich hinter Drachen und Monstern immer nur menschliche Gestalten verbargen. Abgründig negativ erscheinende Personen die man für besonders abscheulich hielt. Gegner, Feinde, Widersacher für die man nach Steigerungsformen Ausschau hielt um ihre Abscheulichkeit, aber auch ihre Gefährlichkeit deutlich heraus zu stellen und daher zu Darstellungen greifen musste die Abseits des Vorstellbaren lagen. Am Beispiel der beiden Grendel´schen Monster die Beowulf besiegte und bei denen es sich um Mutter und Sohn handelte kommt es zum Ausdruck. Man titulierte sie im Epos als Sumpfmonster da sie vermutlich in den feuchten Niederungen lebten. Möchte man sich an der Leitlinie orientieren, dass es sich immer um real existierende Personen handelte und man es natürlich nie mit überirdischen Phantasiewesen zu tun hat, dann läge hier auch ein Bezug zu einer anderen seinerzeit verwerflichen Person vor, nämlich zu Varus der ebenfalls als Unhold in die antike Geschichte Europas ein ging, dem man zwar nicht den Namen Sumpfmonster gab, der aber dafür als Drache endete. Eine zweifellos interessante Herleitung um den zahlreichen Drachengeschichten eine Wendung ins Historische zu verleihen die einem denkenden Menschen gerechter wird und allem das Märchenhafte entzieht. (09.04.2023)