Samstag, 29. April 2023
Stand Varus dem Drachen Pate oder war er der Urheber ? Wie vollzog sich der Drachenkult in Mitteleuropa.
Es macht den Eindruck, als ob die frühe Legende für Varus nur Hohn und Spott übrig hatte und man kann es den Germanen auch nicht verdenken, dass sie ihren Erfolg genossen nach dem sie sich seiner entledigt hatten und auch Germanicus später seine Truppen zurück gezogen hatte bzw. musste. Während man begann das Geschehene zu heroisieren, stellte sich auch eine uns Menschen eigene Häme und Ironie ein die man zwischen Überheblichkeit und schwarzem Humor ansiedeln kann. Und die erste und damit früheste bekannt gewordene Legende die dies durchblicken lässt, war der Beowulf Epos in dem man ihn mit einer Schlange verglichen haben könnte. Mit dem Tod von Cassius Dio der um das Jahr 235 + verstarb schied der letzte Historiker der Authentisches über die Varusschlacht berichten konnte aus dem Leben. Trifft die Vermutung zu, dann war es erst wieder der Beowulf Epos der wie angenommen nach dem 7. Jahrhundert verfasst wurde und neues Licht auf das alte Ereignis werfen sollte. Den Beowulf Epos einzuordnen ist eine Herausforderung, aber man könnte ihn nach der langen Zeit der historischen Stille ein erstes gesichertes Dokument, besser gesagt ein Lebenszeichen nennen, das möglicherweise Informationen darüber enthielt, was zu Römerzeiten in Germanien geschah. Einen Zusammenhang herzustellen, mit dem sich begründen lässt, wonach sich im Epos auch Wissen über die Varusschlacht erhalten haben könnte macht es erforderlich diesem Verdacht nachzugehen. Aber bevor man den Epos dieser Prüfung unterzieht bedarf es noch des Blickes auf ein Ereignis, dass sich mittig zwischen Cassius Dio und den Beowulf Epos geschoben hatte. Es war der angelsächsische Benediktiner Beda Venerabilis dem wir das Wissen über Vortigern verdanken, den man einen Romano - Britischen Warlord nennt. Er war es der um die Mitte des 5. Jhdt. für den Zustrom von Kämpfern sorgte die ihm gegen die Bedrohung durch die Pikten und Scoten aus dem Norden helfen sollten in dem er Männer vom Festland nach Südengland lockte unter denen sich auch Söldner aus dem heutigen Ostwestfalen befanden. Krieger, die außer ihrer Sprache auch Worte wie „Hakenei“ auf der Insel einführten wie man später den Londoner Stadtteil „Hackney“ nannte und so darf man spekulieren, dass sie darüber hinaus auch das alte, zwischen Egge und Weser noch vorhanden gewesene Wissen über die Römerschlachten in den Nordwesten Europas transferierten. Dazu gehörte es auch, dass sie die Ereignisse über die Varusschlacht geschildert haben könnten soweit sie der Volksmund noch an sie heran getragen hatte. Das Vortigern zur Verstärkung nach ihnen rief erfordert im Zuge dieser Analyse ein frühes Innehalten, denn gerufen zu werden setzt Hörweite voraus, die es sicherlich nicht gab, also existierten auch schon im 5. Jahrhundert ausgreifende Verbindungen und Kontakte über größere Distanzen. Die Geschichtsforschung muss sich aufgrund neuer Erkenntnisse, vor allem wenn es um den Gesamtkomplex heikler Datierungen geht häufig korrigieren und ist dadurch gezwungen die Geschehnisse oftmals zeitlich zurück versetzen zu müssen. Bezogen auf den Zeitpunkt der ersten Festlandszuwanderungen darf man schlussfolgern, dass sich spätestens nach dem Rheinübergang der germanischen Stämme nahe St. Goar im Jahre 406 die römische Besatzung in England zügig absetzen musste um nicht abgeschnitten zu werden. Förmlich über Nacht könnten dadurch symbolisch betrachtet die Türen in Südengland in Richtung Norden offen gestanden haben und man hätte sich schon während sich dies abzuzeichnen begann nach Kräften gegen die vorrückenden Nordvölker umgeschaut haben können. Der „Ruf“ nach Kriegern könnte also schon einige Jahrzehnte vor Vortigern laut geworden sein und die ersten „Spätgermanen“ hätten sich demnach schon zu Beginn des 5. Jhdt. in Bewegung gesetzt haben können um zu helfen den Süden Englands zu verteidigen. Von den letzten Überlebenden germanischen Teilnehmern der Schlacht am Angrivarierdamm die die Erinnerungen daran noch an ihre Enkel oder Urenkel weiter geben konnten bis zu dem Moment als deren Nachfahren die Insel betraten dürfte das alte Wissen noch lebendig gewesen sein, denn es lagen nur wenige Generationen dazwischen. Und auch der Verfasser dieser Varusschlacht Theorie kann noch einen gewissen rückwärtigen Zeitraum überblicken. Denn er hat noch die Erzählungen seines Urgroßvater aus dem 1. Weltkrieg in guter Erinnerung und was dieser von seinen Erlebnissen und Verwundungen an der Westfront erzählte bevor ihn laut Wehrpass der zuständige Bezirksfeldwebel des königlich preußischen Bezirkskommandos Hagen in der Meldestelle Schwelm infolge Demobilisierung am 31.12.1918 aus dem Heeresdienst an seine Wohnadresse nach Langerfeld entließ. Was Verständigung, Kommunikationsfähigkeit und Meinungsaustausch anbelangt war dies in allen Epochen möglich. Wie nahe oder wie entfernt sich auch die Sprachenzweige der indogermanischen Völkerfamilien standen es passierte und es funktionierte, obwohl es ein Rätsel bleiben wird auf welche Weise es geschah. Also sollte man keinem Wissenschaftler trauen der vorgibt es gelöst zu haben. Durch die Söldner könnten sich folglich auch noch die Ereignisse aus Ostwestfalen in die einst von Rom besetzten Gebiete Englands verbreitet haben. Es steckten darin die überlieferten Erzählungen die die Angeworbenen nun mit mehr oder weniger Talent einer staunenden Zuhörerschaft vortrugen. Sagenhaftes, dass nichts mit dem Vermitteln realer Abläufe im Sinne historischer Prozesse gemein hatte. Was sich in Anknüpfung an die gewaltigen Römerschlachten erhalten hatte warf man in die Gesprächsrunde und versuchte die eigenen Vorstellungen die man vom Vergangenen hatte den Wissbegierigen  auf unterhaltsame Weise näher zu bringen. Es war darin die Rede von gigantischen nahezu unvorstellbaren und zahlenmäßig gewaltigen Kriegerscharen und Schlachten wie es sie auf den bevölkerungsschwächeren britischen Inseln nie gegeben hatte. Da man in England auch die eigene römische Okkupationswelle aus Erzählungen kannte tat man es nicht als Unwahrheit ab, sondern begann sich für die Urgeschichten aus der Heimat der Neuankömmlinge zu interessieren die einst ähnliches erlebten und entwickelte ein Vorstellungsvermögen für das Schicksal der Vorväter ihrer neuen Kampfgenossen. Sie erwähnten dabei auch den gegnerischen Kriegsherren, aber ohne ihn bei seinem römischen Namen Varus zu nennen und verwendeten für ihn das Wort „Trahho“ als auch das Wort "Drago". Man tat es in Anknüpfung an sein Gespann, einem Gefährt in dem sie ihn immer sitzend und fahrend erlebten. Im Wort „trahho“ steckt die Urform der Wortes „ziehen“, während sich aus dem Wort „drago“ das Wort „tragen“ entwickelte. Beide Begriffe stehen dem Wort Drachen nicht nur nahe, sondern lassen die unmittelbare Parallele erkennen. Gleich ob es das Wort für tragen oder für ziehen ist, so beziehen sie sich auf die Fortbewegung schlechthin, aber die Einwanderer verwendeten es nur in diesem unverfänglichen und nicht drachenverdächtigen Zusammenhang in der neuen südenglischen Heimat. Aber im Wort „drago“ steckte eine sprachliche Neuinterpretation die in eine veränderte Auffassung von den Geschehnissen mündete. Denn das Wort „drago“ war inhaltlich in Südengland bereits besetzt, denn in der dortigen mediterran beeinflussten Welt stand es auch für eine Draco“ und dies war damals nichts anderes als eine große aber ungefährliche Schlange. Die Worte Drago, Draco und Drache korrespondieren eng miteinander und mussten zwangsläufig zu unterschiedlichen Auslegungen animieren. Was man also in Germanien unter „tragen“ verstand verschmolz im von „Keltolatinern“ besiedelten Südengland mit der Vorstellung einer Schlange in der man zuletzt einen Drachen erkannte. Aber mit dieser Deutung konnten auch die Germanen leben, denn das man den römischen Feldherrn gern mit einer falschen Schlange verglich war auch in ihrer Erinnerung präsent geblieben. Es war eine Bezeichnung die auch den Festlandsgermanen nicht fremd war und der sie sich anschließen konnten. Verdeutlicht wurde es auch durch die Worte des römischen Geschichtsschreibers Florus der uns von der Endphase der Varusschlacht eine Episode überliefert hat in der die Rede von einer Schlange ist. Er nannte sie zwar nicht „Draco“ wendete dafür aber eine andere auch in der Antike geläufige Bezeichnung an nämlich „Uipera“ also Viper, als er schrieb „Aliis oculos, aliis manus amputabant, unius os sutum, recisa prius lingua, quam in manu tenens barbarus 'tandem', ait, 'uipera, sibilare desisti“, was in der Übersetzung "Endlich, Natter, hast du aufgehört zu zischen“ bedeuten soll. So begann sich in England der Name „draco“ für Varus und das gesamte römische Treiben in Germanien durchzusetzen. Ein Wort das Eingang in die Kommunikation fand unter dem man jedoch in der Folgezeit nicht nur die Person des Varus oder seine Schlacht verstand, sondern es als Synonym für die Kämpfe und Auseinandersetzungen mit dem römischen Aggressor begriff. Bekanntlich ist das Wort „trahho“ das für „ziehen“ stand auch gleichzeitig das Wort, das als germanisches Urwort für den Namen „Drachen“ steht. Der Drache der aber um diese Zeit nur für den „Gezogenen“ stand und über das Begleitwort „drago“ als dem „Getragenen“ zusätzlich auch noch die Bedeutung einer Schlange erfuhr. Letztlich überlebten sich diese beiden frühen germanischen Verben selbst, überstanden diese Entwicklungsphase und erlebten ihre Auferstehung in der Mythologie die ihnen zu den begriffen Schlange und Drache verhalf. Ein Drachen, der auch manchmal noch eine Schlange sein durfte und umgekehrt. Die Worte „trahho“ an dessen etymologischen Ende nicht nur die ziehende Landmaschine mit Namen Traktor stand, sondern auch der geflügelte Drachen rückte und gemeinsam mit dem Wort „drago“, das über das Wort „Drako“ zu Drachen wurde besiegelten letztlich die Metamorphose wie aus einem Gefährt ein Untier wurde. Im Sinne von „Tragen und Ziehen“ waren es immer schon eng verwandte Worte die später ihre Umdeutungen erfuhren. So konnte sich das aus Schlange und Drachen zusammen gesetzte Untier etymologisch auf zwei Väter aus zwei Sprachrichtungen berufen was die forschende Nachwelt zum Verzweifeln brachte, die sich darunter immer gerne nur ein einziges Wesen vorgestellt hätte. Aber letztlich gebar man ein Untier das von beidem etwas hatte. Aber nicht nur das, denn man dichtete ihm noch weitere Eigenschaften an um es vollkommen zu machen. Es sollte fliegen können, Feuer speien, sollte aber auch etwas dahin Schleichendes an sich haben, hatte in Grotten zu hausen und Giftiges und Zischelndes gehörte auch dazu. Aber ein Gefährt zum Untier zu erklären hatte nicht das Zeug zur Legendenbildung. Das sich in Germanien die auf römischen Wurzeln beruhende Bezeichnung „Draco“ nicht für eine Schlange durch setzte mag auch an den unterschiedlichen Biotopen gelegen haben, denn das germanische Wort Natter entstammt dem germanischen Wort „natara“, aus dem sich das Wort „Natter“ entwickelte. Denn Nattern bevorzugen die feuchten Regionen und „nat“ bedeutet „nass“. Aber der Barde am Hof des Dänenkönigs besann sich auf den römischen Ursprung und verwendete das Wort „Draca“ und nicht „Natter“ als er den Gegner des Sigemund beschrieb was dafür spricht, das er nicht auf die in Germanien übliche Umgangssprache zurück griff ihn also sein Wissen nicht aus dem germanischen Sprachraum erreicht hatte oder er es nicht benutzte. Nicht auszuschließen ist es daher, das die Heimat des Barden in Südengland lag und ihm daher das Wort „Draca“ näher stand. Aber Varus genoss in Germanien zweifellos auch den gut nachvollziehbaren Ruf einer falsche Schlange gewesen zu sein, sodass sich Drache und Schlange immer näher kamen und das obwohl eine „Draca“ oder eine „Uipera“, also eine Viper immer noch eine Schlange und kein Drachen ist. Aber es könnte darauf hindeuten, dass man schon am „Teutoburgiensi saltu“ im Zorn für Varus nicht nur eine Palette von Schimpfworten angewendet hatte um seine Widerwärtigkeit zu verdeutlichen, sondern ihn unter Zuhilfenahme der Wortwahl „Schlange“ auch verspottete. Aber es lag nicht in der Absicht der Kämpfer den Hauptfeind ihrer Vorfahren der an der Spitze die Legionen befehligte wie ein geflügeltes feuerspeiendes Wesen erscheinen zu lassen, da sie ein derartiges Wesen nicht kannten. Ebenso verglichen sie Varus zwar mit einer Schlange sahen in ihm aber nicht die Gestalt einer Schlange. Aber es waren die Worte „Draco“, „Trahho" und „Drago", die man später als Urbegriffe an den Anfang aller Drachenmythen stellte, mit denen man aber in Germanien weder den römischen Feldherrn noch seine Legionen betitelte. In England angekommen fanden die germanischen Aussiedler veränderte Bedingungen vor und sie stellten Vergleiche an. Denn während ihre Altvorderen damals in schweren Kämpfen verhindern mussten, dass sich das römische Reich auch ihre Wohngebiete einverleibte erlebten sie in England das, was auf sie zugekommen wäre, wenn die Schlachten zu Gunsten Rom ausgegangen wären. In Südengland erkannte man das römische Wesen in Form von Unzuverlässigkeit, denn der Römer Flavius Aetius hatte Vortigern sein Unterstützung gegen die Nordstämme verweigert, so dass sich ihre Abneigung gegen alles Römische bestätigte und Hohn und Spott in ihren poetischen Erzählungen über sie mit schwang. Es wäre keinem der germanischen Söldner in den Sinn gekommen den Legionären Roms zu unterstellen sie wären geflügelte Untiere gewesen gegen die damals ihre Vorväter antreten mussten. Dies entsprang einer Vorstellung die sich erst langsam aufbaute, als sich den nachfolgenden Generationen der Inhalt ihrer eigenen Worte nicht mehr erschloss man nicht mehr daran glauben konnte und bereit war die Gedanken der Menschen in ihrem neuen Umfeld aufzunehmen oder ihnen aufsaßen, und die man ihnen als Erklärung dafür anbot, was sie selbst nicht mehr wussten. Ein Prozess an dessen Ende die Vision stand, dass ihre Vorfahren einst tatsächlich gegen übermächtige monströse Widersacher in Form von Drachengestalten angekämpft haben mussten und es für sie anders gar nicht mehr vorstellbar war. So könnte sich in Südengland erstmals der Kreis geschlossen und sich der Nährboden gebildet haben, der zum Schmelztiegel früher Drachengeschichten wurde. Da wo die alten Geschichten vom Festland auf dankbare Zuhörer stießen und sich mit den Vorstellungen der Einheimischen zu vermischen begannen. Aber dank dem Gesang des Barden den er am Hof des dänischen Königs verlautbarte, wie es im Beowulf Epos überliefert ist, steht uns neben der dargestellten „Südengland Hypothese“ noch eine weitere Spur zur Verfügung, die zur Varusschlacht führen könnte. Der Epos beschäftigte aufgrund seiner Komplexität schon die unterschiedlichsten wissenschaftlichen Forschungszweige, hier sollen aber nur die Passagen isoliert werden, denen sich ein Bezug zu den Römerschlachten in Ostwestfalen entnehmen lässt. Die Niederschrift des Bardengesanges soll im Zuge der Recherche nach dem Jahr 700 erfolgt sein was einen breiten Spielraum zulässt. Aber was passierte damals in der Hereot genannten Halle des Dänenkönigs Hrothgar, wo man zu Ehren des Helden Beowulf ein Fest ausrichtete. Als die Gesellschaft um Beowulf in Feierlaune war da erhob der Sänger der wie es hieß viele Sagen der Vorzeit kannte seine Stimme und besang in Versen das, was er einst von Sigemund dem weit Gewanderten sagen hörte. Er sang von Dingen die wie man sagte nur noch wenigen Menschen bekannt waren, aber aus welchem Volksmund er sie hatte wird nicht deutlich. Ob der Barde sein Wissen, dass er im 6. Jhdt. verkündete und das man nach dem 7. Jhd niedergeschrieben haben soll den Söldnern aus Vortigerns Zeiten verdankte da er vielleicht selbst Brite war, oder ob es ihn auf direktem, also dem Landweg aus dem Süden erreichte, ist nicht mehr nachvollziehbar, aber was das von ihm genutzte römische Wort „draca“ anbetrifft, so deutet dies darauf hin, dass er mehr mit Südengland in Kontakt stand. Aber was waren die wesentlichen Elemente seiner bemerkenswerten Erzählungen die sich für die Aufarbeitung im Sinne dieser Theorie eignen. Von herausragender Bedeutung ist sein Hinweis der in die Tiefe germanischer Vergangenheit reicht und dem man das Siegel der „Vorzeitlichkeit“ aufgedrückt hat. Im Original des Epos lautet der Satz „sé ðe ealfela ealdgesegena“ den man mit „der viele Sagen der Vorzeit kannte“ übersetzte. Vorzeit ist aus unserer Sicht ein dehnbarer Begriff und er lässt darauf schließen, dass man darunter im 6. Jahrhundert Zeiten verstand die unvorstellbar lange zurück lagen. Ein Begriff den man vielleicht mit der „Antike“ gleich setzten kann, obwohl sich auch dahinter eine längere Phase verbirgt, so lässt sich dieser Hinweis möglicherweise auf die Zeit um das Jahr Null eingrenzen, als in „Germanien die Geschichte“ begann. Die Antike ist nicht auf germanische Verhältnisse übertragbar es deutet aber darauf hin, wie sich noch begründen lässt, dass es die Phase betrifft in der die römischen Eroberungszüge die Weser zum Ziel hatten. Im weiteren Verlauf folgt die nahezu sensationell zu bezeichnende Erwähnung, dass Sigemund der Sohn des Wälse war. Des Weiteren ebenfalls unschätzbar für die Analyse ist die Textstelle in der der Barde zum Ausdruck bringt, dass es Sigemund gelang einen Gegner zu töten und er diesen sogar namentlich benennt. Er verwendete dafür die Worte „Wyrm und Draca“. Wyrm, dass in der Übersetzung Wurm genannt wird und sich daher schlüssig interpretieren lässt. Das gleichfalls von ihm verwendete Wort Draca erfährt eine plausible Ableitung, wenn man seinen Ursprung in Südengland erkennen möchte. Das Wort „Draca“ aber bereits mit einem Drachen gleichsetzen oder übersetzen zu wollen ist schon recht mutig, da Draca nicht für Drache, sondern in seiner Originalschreibweise dem Schlangennamen „draco“ entstammt. Somit sollte man die Taten des Sigemund mangels Wissen um seinen wahren Gegner den wir dahinter nicht erkennen können zunächst mal als einen Wurm - oder einen Schlangenkampf bezeichnen. Trat Sigemund also als Einzelperson gegen Wurm oder Drache an oder verbirgt sich dahinter der Hinweis darauf, dass es sich um eine umfängliche Auseinandersetzung gehandelt haben könnte, es also auch auf eine Schlacht hindeuten könnte, die man als Wurm - oder Schlangenkampf umschrieb. War es ein Einzelkampf, dann ließe es sich auf die Person des Varus beziehen, sollte darunter ein großer Kampf zu verstehen sein, könnte sich dahinter auch die Theorie der Varusschlacht verstecken. Die Übersetzung der Worte des Barden lauten „mörderisches Greuel“ was sich für beide Möglichkeiten anwenden ließe. Es finden in dem Teil des Epos der unmittelbar auf den von Sigemund getöteten Feind eingeht für diesen nur diese zwei Namen Verwendung. Es ist das in der Übersetzung erscheinende Wort Wurm und das strittige Wort Drache, die sich in der Originalfassung „Wyrm und Draca“ nennen. Der Barde nannte den Gegner drei Mal einen „Wyrm“ und einmal einen „Draca“ bevorzugte also den „Wyrm“ gegenüber dem „Draca“. Unter dem Begriff Wurm im Sinne von Gewürm fasste man in alten Zeiten all jenes Kleingetier zusammen zu denen man auf Distanz bedacht war. Beispielgebend ist der Maiwurm. Das von ihm produzierte für Menschen tödliche Gift Cantharidin den man heute Ölkäfer nennt, da es ölartig austritt spricht für die Widerwärtigkeit der Welt der Würmer. Andererseits war der Wurm im alten Germanien aber auch der Inbegriff von Wehrlosigkeit, aber nicht von Kraft und Stärke was uns daher auch an einen bereits geschwächten Gegner denken lässt. Etwa in der Form eines dahin kriechenden, sich windenden, bein- also hilflosen und nahezu blinden Wesens gleich einem Regenwurm. Aber allesamt abscheuliches Getier, das sich leicht zertreten ließ. So könnte man sich den Gegner von Sigemund wie ein Gemisch aus allem vorstellen, zumal der Barde ihn auch noch einen „Draca“ gleichbedeutend eines großen Wurmes nennt. So wird der Name „Draca“ zu einem Begriff der die etymologische Forschung auf die Probe stellt und mit der Ursprungssuche des Namens „Draca“ hat man es sich wohl bislang zu einfach gemacht. Um ihn zu deuten griff man kurzerhand nach dem Beowulf Epos, las darin den Namen „Draca“ und war sich schnell darin einig, dass er einst aus dem angelsächsischen Sprachraum gestammt haben dürfte. Auf dieser Basis definierte man ihn als einen urwestgermanische Ausdruck. Den Begriff „Urwestgermanisch“ ersann man um damit für die wenigen bekannten Worte aus den frühen Jahren der römischen Okkupation eine Arbeitsgrundlage zu schaffen. Darunter befanden sich auch Worte bei denen sich die Forschung nicht einig ist, welchen Entstehungsweg sie hinter sich hatten und ob man sie dem Ursprung nach dem lateinischen oder dem germanischen Kulturraum zuordnen sollte. Im Wort „draco“ erkannte man, da es im Beowulf Epos erwähnt ist nur scheinbar folgerichtig auch seine Herkunft als aus dem „Urwestgermanischen“ Sprachraum, stammend obwohl „draco“ was seine Definition als Schlange anbetrifft schon mindestens seit Cäsars Zeiten dem Lateinischen näher kommt, wo es für eine große aber letztlich ungefährliche und unschädliche Schlange steht, als dem Germanischen. Da sich in einer Schlange die Wesensmerkmale „träge“ als auch „dräge“, dialektisch betrachtet für dahin schleichend wieder finden schließt sich der Kreis und die lateinische „draco“ fügt sich der Argumentation. Aber auch dahinter verbarg sich im Ursprung immer noch nur eine Schlange und eben kein Drache wie es die Wunschvorstellungen suggerieren möchten. So wusste man also auch in Rom schon lange das ein „draco“ zwar ein großer, aber kein gefährlicher also kein unbezwingbarer Feind war und so nannte bzw. beschrieb auch der Barde den Gegner von Sigemund im 6. Jahrhundert mit dem Wort “draco“. Gelangte das Wort „Draco“ von der britischen Insel an den Hof des Dänenkönigs, so könnte man es auch im lateinisch vorgeprägten Südengland in dergestalt gedeutet und immer so interpretiert haben, als dass man den Namen "Draco" für Feinde übernahm die sich aber mit der nötigen Tapferkeit besiegen ließen. Dies würde bedeuten, dass man im 6. Jahrhundert auch in der Festhalle des Beowulf immer noch der festen Überzeugung war, dass es sich bei einem „draco“ um kein geflügeltes und feuerspeiendes Untier handelte, sondern man auch dort nur eine profane Schlange damit verband. Aber es lässt sich erkennen, dass sich das Wort „Draco“ in der Wandlung befand und es sich später auch in der Formulierung wieder findet, wonach man von Drachen in Menschengestalt spricht. Tapfere Kämpfer einzeln oder in Gruppen die sich ihnen entgegen zu stellen wagten und auch von Helden alles abverlangten. Verfolgt man den Gedanken, dass es Sigemund in Gestalt des Vaters von Arminius war, der sich Varus entgegen gestellt hatte, dann verwendete auch der Barde für den römischen Feldherrn immer noch die gleiche Bezeichnung nämlich Schlange wie man das Tier schon in der römischen Antike nannte. Er nutzte das Wort „draca“ wie es aus Italien bekannt war und entschied sich gegen das germanische Wort „Natter“. Stufte folglich den römischen Feldherrn wie es auch Florus tat, als er über die Varusschlacht berichtet hatte auf das Niveau einer Viper ab und stellte damit klar, dass man in Germanen in Varus noch kein geflügeltes drachenartiges Untier sah und es auch bis ins 6. Jhdt. noch nicht war. Aber mit der Ausbreitung der Frankenherrschaft in Mitteleuropa wurde der Drachenkult in Schwung gebracht.(29.04.2023)