Freitag, 29. Dezember 2017
Arminius schmiedete Pläne - aber welche Option versprach Erfolg.
Wie „befreite“ Arminius Germanien und was mögen seine ersten Schritte und Entscheidungen gewesen sein. Hatte er von Anfang an den Plan, die Legionen des Varus in Gänze zu vernichten, wie weit wurde er von seinem Familienverband beeinflusst, war er am Ende nur eine Marionette im Fürstenhaus der Cherusker, oder hätte den Germanen ein gehöriger Denkzettel an die Adresse des Varus schon gereicht. Er war sich sicher und er hatte eines in seiner Zeit als Halbrömer gelernt. Das Imperium würde eine größere Auseinandersetzung zwischen beiden Völkern, ob erfolgreich für die Germanen oder nicht nie verzeihen. Und damit sollte er auch Recht behalten. Spontane oder unklug vom Zaun gerissene Aufstände hätten keinen Sinn ergeben. Im Gegenteil, einen halbherzig ausgeführten Angriff hätte Rom gar nicht geduldet und nur noch um so mehr heraus gefordert. Darunter hätten die Germanen später schwer zu leiden gehabt. Man hätte alle in die Sklaverei führen können, oder sie günstigenfalls noch nach Gallien umgesiedelt. Eine Methode, die die Sugambrer bereits über sich ergehen lassen mussten und die Karl der Große Jahrhunderte später mit den Sachsen auch erfolgreich anwendete. So gab es auch viele berechtigte Sorgen auf Seiten der Germanen gegenüber einem massiv mit Waffengewalt ausgetragenen Widerstand gegen Rom im Weserland mit ungewissem Ausgang. Er stand folglich unter großem Erwartungsdruck aus dem später Erfolgszwang wurde. Denn eigenes Versagen konnte man damals noch nicht wie heute auf viele politische Schultern gleichmäßig verteilen, letztlich hätte er seinen Kopf hinhalten müssen, ob beim Gegner oder bei seinen eigenen Landsleuten. Auf ihm lastete seinem ganzen Volk gegenüber eine schier übermenschliche Verantwortung sich für die richtige Option zu entscheiden und der Schatten der fehlgeschlagenen Kämpfe bei Arbalo schwebte über allem, was er seinen Landsleuten an Möglichkeiten sich zur Wehr setzen zu können anbieten konnte. Man wird alle Varianten diskutiert haben. Auch ein Lagerüberfall wird darunter gewesen sein, wenn es ihm denn gelingen könnte starke Kräfte unerkannt und punktgenau heran zuführen um bei gleichzeitig geschwächter Lagerbesatzung los schlagen zu können. Arminius wusste auch um die germanischen Schwächen besetzte Lager zu erobern und musste bei längerer Belagerungszeit als Entsatz auch ein Anrücken der zwei Legionen umfassenden Asprenas Armee mit einkalkulieren die irgendwo an der Lippe operierte, ob sie kaserniert oder mit Arbeiten betraut war. Einen Marschzug anzugreifen lässt jedoch größere Rückzugsmöglichkeiten ins Hinterland zu und hätte somit mehr Spielraum gelassen wenn es kritisch geworden wäre. Cassius Dio hinterließ uns bei der Beschreibung des Endszenarios am letzten Kampftag den Hinweis, dass die Germanen größtenteils leicht bewaffnet waren und so die Möglichkeit hatten, ohne Gefahr anzugreifen oder sich eben auch schnell wieder zurück ziehen konnten. Das gilt besonders für Attacken auf einen Marschzug. Auf einen Zug der sich auf einen bekannten Endpunkt zubewegt, kann man an verschiedenen Streckenabschnitten kriegerische Attacken starten, ihn stören und die Koordination dieser zuerst Nadelstich artig vorgetragenen Feindkontakte hätte nicht unbedingt generalstabsmäßig umgesetzt werden brauchen. Ein Lagerüberfall hätte sie immer an die Nähe des Lagers gebunden, wenn der Angriff nicht direkt zum durchschlagenden Erfolg geführt hätte. Gebunden heißt aber auf einen neuen Zeitpunkt oder zusätzliche Kämpfer warten zu müssen und heißt vor allem Geduld aufbringen zu müssen. Warten und gedulden waren für die germanische Seele Fremdworte, darin besaßen sie kein Talent. Eine gewissermaßen naturgegebene unkoordinierte Vorgehensweise auf germanischer Seite offenbaren auch die Überlieferungen von Cassius Dio als er schreibt, dass die Zahl der Feinde in den Stunden als sich Varus tötete noch erheblich zugenommen hatte, denn auch viele andere Barbaren, die vorher noch abgewartet hatten, wären nun erst dazu gestoßen. Nach dem Motto, wer kommt ist da, hing auch damals schon vieles vom Zufall des bloßen Augenblicks ab. Aber wie gelang es Arminius unter diesen Bedingungen erfolgreich zu sein. Man stelle sich vor, er hätte nun einen Lagerüberfall geplant, aber die Kämpfer die er dazu unbedingt gebraucht hätte, kamen erst später weil sie ja noch etwas warten wollten. Wir aber wissen viel zu wenig und schon gar nicht wie viele einzelne Legionslager existierten, oder ob es gar ein Hauptlager an der Weser gab. Obwohl sich auch schon Drusus damit rühmte Wachtposten an der Weser stationiert zu haben. Arminius wurde vermutlich wie alle Germanen gleichen Schicksals als Geisel später automatisch in den römischen Militärdienst übernommen, sprach wohl gebrochen Latein, erlernte die römischen Kampftaktiken, war erfolgreich und behauptete sich lange Jahre in der so genannten Fremde. Das hatte ihn trotz seiner Wurzeln auch verändert und die Cherusker sahen, dass aus dem kleinen Arminius von damals ein respektierter Kämpfer geworden war. Er war nicht mehr der, den man einst weg gab und er konnte die Zeit nicht zurück drehen und so war er auch irgendwie einer von ihnen, den Römern geworden. Wie heißt es so schön, der Prophet im eigenen Land ist nichts wert und gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland. Und hier lag wohl seine größte Baustelle verborgen. Er musste Beweise seiner Qualifikation liefern, denn nicht nur die heutigen Westfalen sind skeptische Menschen. Aber es gelang ihm, er überzeugte und stellte sich mit ganzer Kraft auf die Seite seines Volkes und wurde akzeptiert. Arminius zweifelte vielleicht auch noch lange an sich, denn einen solchen Frontenwechsel vollzieht man nicht über Nacht. In ihm steckte symbolisch betrachtet der römische Stachel und der Zorn allen römischen gegenüber wohl schon länger im Fleisch, aber wie stand es um die westgermanischen Stämme nach den blutigen Niederlagen gegen Rom im Zuge des Immensum Bellum. Es ging schließlich nicht mehr und nicht weniger darum seine Landsleute nach all den Kriegen erneut zu motivieren einen Waffengang gegen Rom zu wagen. Sie mussten ihn allesamt und mehr noch, auch wenn sie waffentechnisch die Unterlegenen waren in seinen Plänen voll und ganz unterstützen, wenn er zahlenmäßig ebenbürtig sein wollte um mitzuhalten. Die ersten Chatten siedelten im Süden der Cherusker ab der Diemel, waren im Fürstenhaus eng mit den Cheruskern verwandt und hatten mit den römischen Streitkräften schon vor längerer Zeit unrühmliche Bekanntschaft gemacht, waren aber wankelmütig. Aber durch ihre Stammesgebiete führten die Durchmarschrouten der Mainzer Legionen unter Drusus nach Norden. Und das Römerlager Hedemünden, dass dort seit etwa bis 8 oder 7 - und wohl auch noch bis in die Jahre der Varusschlacht bestand hatte wurde ihnen, aber auch den Cheruskern schon früh an ihre östliche Stammesgrenze sozusagen statt vor die Stirn hier mal an den Hinterkopf gesetzt. Die Brukterer dürften sich ebenfalls aufgrund der zahlreichen Lippelager schon lange nicht mehr wie die Herren im eigenen Haus gefühlt haben und bei ihnen wird Arminius offene Türen eingelaufen und sie schnell für seine Pläne begeistert haben. Die Marser hatten bereits mit Tiberius ihre negativen Erfahrungen gemacht und hatten mit dem Römerlager Kneblinghausen ihr Anschauungsobjekt römischer Militärarchitektur in Griffweite, dass nach heutigem Forschungsstand in die Zeiten römisch - germanischer Auseinandersetzung zurück reichte. Das gemeinsame Band der herminonischen Wurzeln wurde beschworen und Arminius brauchte jetzt jeden Mann um mit dem römischen Militärapparat fertig zu werden. Für eine erfolgreiche Taktik und Koordination der Germanen war aber nichts hilfreicher, als sich untereinander und das auch über größere Distanzen abstimmen zu können um in engem Kontakt zu bleiben. Nicht nur die Cherusker nutzten reitende Boten zur Nachrichtenübermittlung, auch bei den anderen Stämmen wird es verbreitet gewesen sein, wenn es galt wichtige Informationen zuzustellen. Alles setzte aber auch eine klare sprachliche Verständigung innerhalb der regionalen Stämme voraus. Wir kennen den alten Wortschatz nicht und können seine Facetten, Auslegungsmöglichkeiten und Lautbildungen auch nicht nachvollziehen, wie mag es also um diese damals beschaffen gewesen sein, wie unterhielten sich unsere Vorfahren in Nordwestdeutschland in der Römischen Eisenzeit noch weit vor der Verbreitung des Althochdeutschen untereinander. Runen werfende, wortkarge oder Keulen schwingende Gestalten, wollen da nicht mehr so recht ins Bild passen. Dieses ganze strategische Konstrukt, die Gegner mögen es Komplott nennen unauffällig und hinter dem Rücken von Besatzern und Okkupanten zu betreiben war eine gewaltige Herausforderung für jene Zeiten und erforderte ein Übermaß an Disziplin, Zuverlässigkeit und Vertrauen, was man von „Barbaren“ eigentlich gar nicht erwartet hätte. Sprachliche Missverständnisse aufgrund dialektischer Differenzen hätten die konzertierte Kraftanstrengung schnell zunichte gemacht. Ist man sich aber in den Grundzügen eines geschlossenen Widerstandes einig, so bedarf es bekanntlich nicht vieler Worte um sich zu verständigen. Auch heute noch können wir uns gut in die Welt der wortlosen Kommunikation hinein denken, wo ein Handschlag noch Gesetz war. Wenn das Gegenüber auf einen hohen ausgestoßenen Kehllaut mit einem tiefen Rachenton antwortet, so gilt das übrigens auch heute noch als Frage und Zustimmung. Der Rest war dann nur Formsache. Und mehr bedurfte es auch damals nicht. Den ganzen Einsatzwillen aber allein nur mit dem gemeinsamen Ziel auf reiche Beute zu begründen, greift sicherlich zu kurz. Hier ging es um mehr auch ohne das man das heere Wort Freiheit über strapaziert. Was muss also einer derartigen Großtat so alles voraus gegangen sein, um die Völkerschaften zwischen Prähistorie und frühester Geschichte über recht große Distanzen zu gemeinsamen Handeln zu motivieren die von Natur aus eher zu Kleinkriegen, Reibereien und Kirchturmdenken neigten, als sich Stammes übergreifend zu verbünden. Dieser damals von Rom ausgelöste Druck sich einigen zu müssen, war auch eine der Grundsäulen späterer Zusammenschlüsse als sich in der Völkerwanderungszeit aus Stämmen Völker bildeten. Dieser Methodik folgt man bekanntlich bis in unsere Tage und der europäische Widerstand gegen Napoleon ist nur eines von vielen Beispielen. Wenn sich damals germanische Stämme untereinander bekriegten, so galt noch das alte Sprichwort. “Der Feind meines Feindes ist mein Freund”. Gegen Rom angewendet verlor es in dieser Zeit jedoch seine Gültigkeit, denn obwohl sich die Stämme untereinander nicht immer „grün“ waren, mit den Römern wollte man in Ostwestfalen und den angrenzenden Regionen in dieser Zeit denn doch keine tiefe Freundschaft schließen. Hier standen damals noch keine Minne verwirrten ritterlichen Krieger im Kampfgeschehen, die einem Unterlegenen noch ein Pferd zuführten um ehrenhafte Waffengleichheit herzustellen. Auf den Schlachtfeldern der Antike hat es kein Pardon gegeben und der Barditus des chattischen Fußvolkes gab, wenn sie im Eberkopfkeil angriffen, den unmißverständlichen Schlachtton vor, was nicht den Eindruck von Milde gegenüber dem Feind erzeugt. Und ob sich Germanen vor dem Kampf schwarz anmalten ist nicht klar überlieferten, von den Galliern hingegen weiß man, dass sie sich blaue Körperbemalung zulegten. Alles keine Hinweise auf besondere Nächstenliebe und Rücksichtnahme auf dem Schlachtfeld. Es musste Arminius folglich einiges abverlangt haben, gemeinsam mit seinen Mitstreitern eine schlüssige und für alle plausible Strategie zu entwickeln und diese war sicher nicht aus einer Laune heraus geboren worden, denn es würde um Leben und Tod gehen auch wenn Walhalla schon freundlich winkte. Kaum ein anderer seiner Zeit kannte aber die Mentalität der Menschen so gut wie er, der in zwei Welten aufwuchs. Aber auch die Landschaft zwischen der Egge und der Weser durchflossen von der beschaulichen Nethe war für Arminius Heimat. Übertrieben gesagt, jeder Hügel damals erfreulicherweise noch ohne Windkraftanlagen und jeder Strauch dürften ihm und seinen Mannen bekannt gewesen sein. Und in dem sein Plan langsam Gestalt annahm, wird er sich alle strategisch bedeutsamen Wegeverbindungen, Orientierungspunkte und Geländeformationen auch noch mehrere Male vorher, auch ohne Stoppuhr genau angesehen haben, um so wenig wie möglich dem Zufall zu überlassen. Es mussten dazu im Vorfeld schon Wochen oder gar Monate vorher die Weichen gestellt, Pläne geschmiedet und auch wieder verworfen worden sein. Immer der Gefahr ausgesetzt aufzufallen und damit enttarnt und festgesetzt zu werden, denn wir wissen, dass er nicht nur Freunde unter den Germanen der vier Hauptstämme hatte. Und es sei da der Hinweis auf den Chatten Adgandestrius gestattet, der sich beim römischen Senat später sogar als Mörder von Arminius anbot. Er wird den großen Rat der Sippenältesten wohl mehrfach einberufen haben, um sich der Gefolgschaft aller zu versichern, letzte Einzelheiten zu besprechen und eine gemeinsame Vorgehensweise abzustimmen. Auch Segestes wusste viel, müsste eigentlich an den Gesprächen teil genommen haben und dies offenbart bereits seine dubiose Rolle die er später einnahm. Er hätte Varus am Vorabend der Schlacht eigentlich schon viel mehr Informationen geben können, aber warum auch immer, er tat es nicht. Der Plan musste umsetzbar und glaubhaft sein um auch die letzten Zweifler zu überzeugen, gleich aus welchem Lager sie kamen und welche wahre Gesinnung in Form von Gier oder Rache wem auch immer gegenüber, auch dahinter gestanden haben mochte. Seine Autorität als erfahrener Anführer einer germanischen Kampftruppe in römischen Diensten und seine Stellung ihm germanischen Fürstenhaus der Cherusker sowie als Kenner römischer Verhältnisse half ihm dabei. Für alle beteiligten Stämme stellte sich aber die große Frage wie man denn einen Tag “X” definiert, an dem aus den weit entfernt liegenden Landesteilen zu Fuß oder Pferd dann auch alle zum richtigen Zeitpunkt auf der lang gezogenen Bühne des Geschehens eintreffen könnten. Die Brukterer werden sich gefragt haben, wie man denn unbemerkt an den römischen Posten der Lippe vorbei aus dem Ems - und Lippetal noch rechtzeitig zum Kampfplatz kommen sollte. Den Cheruskern stellte sich die Frage der Erreichbarkeit nicht, da die großen Niederlassungen der Römer auf ihrem Territorium lagen und sie aus Sicht der Römer als eine absolut zuverlässige Kerntruppe galten. Die Waldgermanen der Marser und Chatten müssen sich ebenfalls schon Tage vorher mit Proviant eingedeckt auf den Weg gemacht haben, konnten aber dafür auf genügend Deckung setzen. Die umsichtige Verproviantierung der Chatten auf Kampfzügen hatte uns bekanntlich Tacitus bestätigt. Aber allen musste eines gemein sein, nämlich das Wissen um den genauen Schlachtort die Region und den Zeitpunkt. Der Plan musste allen nach dem alten Motto, getrennt marschieren und vereint schlagen, bestens bekannt gemacht werden, egal was komme. In diesen Zeiten galt jetzt um so mehr das Ehrenwort der Zusage sich an die getroffene Vereinbarung die einem Schwur oder Gelübde gleich kam, zu halten. Und eines war sicher, der Weg zum Ort der Auseinandersetzung musste für alle Kämpfer auch innerhalb einer angemessenen Zeitspanne erreichbar sein. Er hatte für damalige Verhältnisse überschaubar zu bleiben um sich nicht nach zu langen Wegstrecken ausgezehrt und kraftlos in den Kampf werfen zu müssen. Mit anderen Worten mehr als zwei Tagesmärsche sollten es nicht sein, um nicht die ganze Planung zunichte zu machen. Wir wissen um die Bedeutung der richtigen Terminierung und Lokalisierung einer Schlacht oder eines Überfalls, wo selbst der Stand der Sonne, die Wetterlage und die rechtzeitige Zuführung ausgeruhter Kräfte oftmals Schlachten entscheidend sind. Stichwort” „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen”. Aber an die Spitze dieses Kapitels stellte ich die Frage der Strategie. Wie also gedachte Arminius vorzugehen. Wir wissen nicht, ob Arminius schon als Geisel im Kindesalter oder erst als heran wachsender Krieger in die „Obhut“ Roms kam. Arminius wurde um 17 – geboren und könnte im Zuge der Erfolge des Drusus um 10 - frühestens als sieben Jähriger an den Rhein gekommen sein. Alternativ betrachtet scheint es schlüssiger, dass er 5 + als 22 Jähriger nach den Eroberungen des Tiberius den Weg ins römische Besatzungsgebiet angetreten hat. In einer Zeit also, als Rom Kämpfer brauchte und er dann zwischen 6 + und 9 + mit half innerhalb der 15 Legionen umfassenden Armee, den Aufstand in Pannonien nieder zu schlagen. Sollte er den Weg nach Pannonien über die Römerlager am Rhein genommen haben, so wird er möglicherweise aus den Kreisen dort siedelnder Germanen oder römischer Kampfgefährten erfahren haben, welcher germanische Stamm rechts des Rheins im Jahre 51 – Ambiorix Zuflucht gewährt hatte. Wie von Florus überliefert, konnte der sich noch im letzten Moment dem Zugriff Cäsars nach der Schlacht von Aduatuca entziehen. Das es sich bei dem hilfsbereiten Stamm um die Sugambrer gehandelt haben könnte, ist da recht nahe liegend und würde auch deren mögliches Teil Engagement später auf Seiten des Arminius verständlicher erscheinen lassen. Neben Vercigetorix und Ariovist war Ambiorix der Eburone der dritte Stammesführer dem es gelang Cäsar eine empfindliche Niederlage zuzufügen und der daher sogar noch bis zum heutigen Tage in Belgien großes Ansehen genießt. Es ist nicht bekannt wann Ambiorix im Exil verstarb, jedoch besaß sein Sieg Strahlkraft, aber vor allem überzeugte er mit der Methode wie es ihm gelang eine römische Legion samt weiteren 5 Kohorten zu besiegen. Ambiorix lockte sie panisch aus ihrem Winterlager um sie dann auf dem Marsch in einem Talkessel ohne den Schutz eines Lagers besser bekämpfen zu können. Diese Vorgehensweise und Beschreibung ließ sicherlich Arminius in einer Zeit aufhorchen, als dieser noch nicht annähernd daran dachte, sie später einmal selbst anzuwenden. Aber nicht nur der Kelte Ambiorix wies ihm damit und nur rund 60 Jahre nach Aduatuca seinen Weg zum späteren Erfolg im Jahre 9 + in Ostwestfalen. Auch die Nachrichten die Arminius zur Strategie des Hinterhalts bekam, mit der es den Sugambrern und ihren Verbündeten 16 - unter Fürst Melo gelang die römische Reiterei in der Clades Lolliana in einen Hinterhalt zu locken, gingen nicht spurlos an ihm vorbei. Arminius hatte gute Lehrmeister bevor er später in Ostwestfalen die Geschicke selbst in die Hand nahm und nicht ohne Grund hob ihn die „Edda“ in der Gestalt des Sigurd als den größten Heerkönig, mit dem bezeichnenden Hinweis solange die Welt besteht, hervor. Wohlweislich nannte ihn die Edda Heerkönig und nicht Drachentöter. Das Heer war also der Drachen, woraus ich ableite, dass man in späteren Zeiten allen erfolgreichen Heerführern auch den Ehrentitel Drachentöter gab. Wir haben dazu auch gute Vergleiche aus der Indianersprache oder der der Masai Krieger, denn dort ehrte man besondere Kämpfer auch indem man ihnen entsprechende Beinamen allerdings von realen Tiearten verlieh. Aber auch wenn Tacitus die Erfolge des Arminius indirekt rühmt und ihm und seinen Taten damit seine Hochachtung entgegen brachte, so war Arminius unumstritten römischer Staatsfeind Nummer eins. Und was macht man mit einem Feind, dem man gleich einem Phantom nicht habhaft werden kann. Man ignoriert ihn, schweigt ihn tot und versucht vielleicht sogar später seine ganze Existenz in Frage zu stellen. Eine Gelegenheit dazu bot sich dem römischen Staat als man Thumelicus seinen Sohn in die Finger bekam. Den Stabreimen gehorchend hätte seine Anfangssilbe mit „Seg“ beginnen müssen. Dies wurde vermutlich mit Hilfe des Segestes unterwandert. So baute man stabreimend auf dem Namen seiner Mutter auf, in dem man auf ihre Vorsilbe „Thu“ zurück griff und ihn dann lateinisch mit „melicus“ enden ließ. Eine von mehreren Möglichkeiten um die väterliche Wurzel zu Widersacher Arminius zu kappen, zu tilgen oder zu leugnen. Und spätestens in diesen Zeiten gemeinsamer Abwehrkämpfe gegen Rom dürften sich auch Kelten und Germanen noch näher gekommen sein und Rivalitäten früherer Jahre lösten sich auf. An der Glaubwürdigkeit des Geschichtsschreibers und Dichters Florus der für seine Lobschriften auf die Größe Roms bekannt ist und uns die Auseinandersetzungen im Zuge des Varus Ereignisses als einen Lagerüberfall beschreibt, ließe ein von den Germanen inszenierter erfolgreicher Hinterhalt verbunden mit einer mehrtägigen Schlacht natürlich Zweifel aufkommen. In den milden Sommermonaten des Jahres 9 + lullte er Varus ein und klopfte seine Strategie fest, die im Herbst greifen und im Winter beendet sein sollte und die aus einer Kombination bestehen würde. Nämlich „Hinterhalt konstruieren“ und „Köder auswerfen“ oder umgekehrt. Er entschied sich für einen, wenn auch zermürbenden und sich über Tage hinziehenden Angriff auf einen ziehenden Marschkörper, statt auf ein befestigtes Lager. Er wusste nicht, ob sein Plan aufgehen würde, hatte sich vielleicht schon um Asyl bei den Langobarden bemüht und Aliso und die anderen Lippelager lagen noch weit außerhalb jeglicher strategischer Überlegungen. (zuletzt bearbeitet 29.12.2017 - 18:19 Uhr)

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