Mittwoch, 8. November 2017
Inbesitznahme nach römischem Recht
Spätestens der aus römischer Sicht erfolgreiche Ausgang des von V. Paterculus überlieferten Immensum Bellum mit der genauen lateinischen Bezeichnung “immensum exarserat bellum”  also in etwa ein mit einem Weltenbrand zu vergleichender Krieg, der unter der Führung von Tiberius von 1 + bis 5 + den Norden und die Mitte Germaniens erschütterte, ließ unterschwellig keinen Zweifel mehr daran, wie es in Germanien um die neuen Machtverhältnisse stand. Paterculus selbst nahm bekanntlich an der Varusschlacht nicht teil, stand aber diesem Ereignis als Zeitgenosse, wie auch Auffidius Bassus sehr nahe. Ihm waren die Stärken vor allem aber Schwächen eines Varus daher wohl gut bekannt, denn er wurde zum glühenden Verfechter, man würde heute sagen Fan von Tiberius von dem er wohl beeindruckt war. Und dies wohl nicht zuletzt deswegen, weil der die Attribute eines erfolgreichen Feldherrn besaß, die er bei Varus später so schmerzlich vermisste. Wie der Name Immensum Bellum vermittelt, waren die Kämpfe unermesslich, umfangreich und erstreckten sich über große Räume und Landstriche. Germanien wurde mit allen Formen kriegerischen Handelns unterworfen und sogar die entfernt lebenden Langobarden an der Elbe mussten sich nach einem verlorenen Kampf gegen die Legionen auf die Ostseite der Elbe retten und erlebten erstmals mit welcher militärischen Präzisionsarmee sie es da zu tun hatten. Jeder Widerstand schien in diesen Zeiten zwecklos. Nein, nicht jeder, denn Tiberius sah sich auf dem langen Rückmarsch zum Rhein doch noch einem germanischen Überfall unbekannten Ausmaßes ausgesetzt. Möglicherweise boten sie in Unterzahl „wie üblich“ den Stämmen eine schwache Flanke in einem Hinterhalt oder in unübersichtlichen Gelände. Wer wollte es bei den leidigen Erfahrungen im Umgang mit der Großmacht jenen Cherusker verdenken, wenn sich diese mit den Zähnen knirschend, gegen eine Vertragsregelung mit Rom stemmten. Germanien war nach dem Immensum Bellum offensichtlich entgegen den Augustus Äußerungen doch nicht überall befriedet. Aber die Cheruskerhäupter übten sich in ungewohnter Diplomatie und stimmten einem Bündnis, allerdings nach ihrem Rechtsverständnis zu. Und ungeachtet der unübersehbaren Missstimmung zwischen den ungleichen Partnern, war man im Lager des Varus natürlich aus rein strategischen Erwägungen heraus sehr zufrieden, den nun Treue signalisierenden Widersachern einen Vertrag in ihrem Sinne aufgedrückt zu haben. Der letzte Feldzug im Jahre 5 + im Rahmen des Immensum Bellum wurde noch tief ins Land geführt und war umfangreich, so dass er sich bis in den Herbst hingezogen haben könnte. Nach der anschließenden Lagebesprechung in einem Winterlager am Rhein, wird es eine Beurteilung gegeben haben, die Tiberius Kaiser Augustus vorgetragen haben dürfte. Daraufhin wird dieser in der Folgezeit die weitere Vorgehensweise bestimmt haben und sich für einen Konsul mit Namen Varus als Statthalter in Germanien entschieden haben. Auch mit Varus wie, mit den meisten großen römischen Häuptern auch, die er in Germanien einsetzte, war er verwandtschaftlich verbunden. Er berief ihn folglich in Palästina ab, um ihn nach Germanien zu entsenden, wo er vermutlich erst bzw. schon je nach dem welche Reisezeiten man zugrunde legt 6 + oder 7 + eintraf. Man wird nun damit begonnen haben, viele kleinere und größere römische Posten, Marsch- und Legionslager vom Signalturm über den Burgi bis zum Standlager die der militärischen und wirtschaftlichen Erschließung dienten, über die Weiten des Weserberglandes zu verteilen. Diese wurden alle zur Machterhaltung des Imperiums Romana und zum Schutz der nötigen Handelswege aufgrund einer permanent unsicheren Lageeinschätzung durch hohe Palisaden, tiefe und breite Gräben, angespitzte Schanzpfähle und heimtückische Annäherungshindernisse gesichert werden. Freizügig- und Durchlässigkeit sieht anders aus. Die Überlandwege führten vom Umschlagplatz am Oberlauf der Lippe fächerförmig vermutlich auch begleitet von Signaltürmen in die wichtigsten Richtungen. Dem Weserraum wird man aber Priorität eingeräumt haben. Die Verbindung des römischen Schnellweges von „Ad Ripam“ über Schwaney und Brakel steuerte gradlinig den Mittellauf der Weser südlich Höxter zum Übergang über den Fluss an und sie musste nur auf die geologischen Bedingungen wie die Ab- und Anstiege und die Umgehung wie zum Beispiel des Gradberges Rücksicht nehmen. Für Varus war Waffengewalt, auch wenn er davor seinen Richterspruch setzte, immer Mittel zum Zweck. Dafür das er nicht sehr zurück haltend war sie einzusetzen sprechen die von ihm überlieferten drakonischen, aber wohl für die damalige Zeit üblichen Strafmaßnahmen in Syrien und auch die Germanen sollten sie noch zu spüren bekommen. Hier an der Weser wollte er römischen Prunk und Machtentfaltung sehen und etwas Abseits davon gesellte sich dann auch die nötige Abschreckung zur Diplomatie. Anfänglich wollte er die Germanen noch von den Segnungen seiner Kultur überzeugen und das sollte nicht unbedingt im Angesicht waffenstarrender Legionäre statt finden und so trennte er nach seinem Gutdünken die Judikative von der Exekutive und konnte auf diese Weise seine Hände immer in Unschuld waschen bis man seine Taktik durchschaute. Römischer Methodik folgend, wurde das religiös/politische Zentrum davon fern gehalten. Während man die Legionslager bzw. Arrestanstalten die der Exekutive zugeordnet waren, in einem gewissen strategischen Sicherheitsabstand weiter südlich oder nördlich an der großen Weserbiegung ansiedelte bzw. im Bereich der heutigen Dörfer Godelheim, Wehrden und Amelunxen an der Nethemündung. Bei der Auswahl ihrer Lager- und Siedlungsplätze haben die Römer schon im Vorfeld darauf geachtet, dass die Versorgung für Mensch und Tier mit gutem Trink- und reichlich Brauchwasser gewährleistet war. Regenwasser, das in Zisternen aufgefangen, oder oder über die Dächer der Lagerinnenbauten gewonnen wurde, sowie die Trinkwasserbeschaffung über Brunnen und Quellen, das mittels Leitungen transportiert wurde, waren die wichtigen Stützpfeiler römischer Wasserversorgung und Infrastruktur. Quelleinfassungen, ein Rinnensystem aber auch die Ableitung der oberirdischen Niederschlagswässer und der Fäkalienbeseitigung mittels Gefälle waren demzufolge Standard für jedes Römerlager oder jede Römersiedlung, ob zivil oder militärisch genutzt. Die Nethe in Verbindung mit einem recht hohen Grundwasserstand wird sicherlich auch eine Bedeutung für die Wasserversorgung gehabt und für günstige Siedlungsbedingungen gesorgt haben. Bildauswertungen der im Boden liegenden luftarchäologisch nachgewiesenen Spuren römischer Gutshöfe in der Region rechtfertigen die Annahme, dass hier auch Versorgungszentren lagen, die im Zuge stärkerer Besiedlung mit der Kapitale zusammen gewachsen wären. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Setzt man voraus, dass Varus erst nach seiner allerdings nicht sicher beweisbaren Ernennung zum "legatus Augusti pro praetore" seine neue Funktion antrat, könnte man annehmen, dass er das Weserbergland auch erst im Frühjahr 7 + erreichte, obwohl manche Historiker auch das Jahr 6 + für möglich halten und so konnte er auch dann erst seine größeren Bautätigkeiten in Angriff nehmen. Varus und Arminius kamen in etwa zeitgleich im heutigen Ostwestfalen an. Etwa 7 + oder 8 + soll Arminius aus Pannonien in seine Stammesgebiete zurück gekehrt sein. Das cheruskische Fürstenhaus stand um diese Zeiten vermutlich noch relativ widerspruchslos trotz einiger Heißsporne auf der Seite der römischen Eroberer. Segimer der Vater von Arminius, sein Onkel Inguiomer, sein Bruder Flavus und natürlich Segestes fanden sich mit der neuen Lage ab, dass nun Varus ihr Stammesgebiet beherrschte und als neue Provinz ins römische Reich einverleiben wollte. Dies war sein Ziel und mit der Hilfe der Cherusker ließ es sich besser erreichen. Arminius, etwas heroisch dargestellt noch mit unverheilten Kampfspuren am Körper und als halber Fremdling, dafür aber mit brauchbaren lateinischen Sprachkenntnissen und einer Portion Wut im Bauch traf nach langem Ritt in der alten Heimat ein. Er hatte seinen „Wehrdienst“ für Rom abgeleistet und Rom brauchte den wie man annahm domestizierten Germanen in Germanien für neue politische Aufgaben. Um diese Zeit hatte er noch nicht seine spätere Führungsposition innerhalb seiner Familie inne, aber es gab Familienangehörige die ihn schon vorsichtig aber in ihrem Sinne darauf vorbereiteten. Sein Vater dürfte um diese Zeit trotz allem noch die Weichen gemeinsam mit Varus und Segestes ganz im Sinne römischer Expansion gestellt haben und musste Realist sein. Varus und Segimer und die ihnen nahe stehende Führungsschicht haben die weiteren Schritte untereinander abgesprochen. Unklar bzw. nicht überliefert ist auch, wie viel cheruskische Fürstenhäuser sich das gesamte Stammesgebiet unter sich aufgeteilt haben. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass im Sollingraum und Nordharz noch Raum für weitere Stammessitze vorhanden war, die noch nicht zum engeren aktiveren Kreis der Protagonisten zählten oder schon zu den Langobarden tendierten. Varus dominierte die Gespräche kraft seiner Überlegenheit, aber er wird seinen Spagat trotzdem nicht überzogen haben, um die fragile Allianz nicht zu gefährden und die Cherusker nicht zu entehren. Die gemeinsame Festlegung bzw. Einigung auf den wichtigen Weserstützpunkt bzw. Übergang war von großer Bedeutung. Logistische und militärische Fragen haben dabei die entscheidende Rolle gespielt. Im Vordergrund stand immer die Versorgung der Legionen, die Auswahl der Örtlichkeit im Sinne territorialer Machtentfaltung. Die punktuelle Lage im geographisch günstigsten Mittelabschnitt der Weser zwischen Lippe und Elbe also die Suche nach dem besten Zentralort zu den nahe liegenden Germanenstämmen der Großregion um deren Kontrolle und Anbindung sicher zu stellen, war ausschlaggebend. Die Cherusker waren ein kleiner aber mitbestimmender Partner. Welchen Einfluss konnten sie bei der Festlegung des neuen Hauptortes geltend machen ? Wollten, konnten oder durften sie sich überhaupt an der Entscheidung beteiligen, bzw. durchsetzen oder ließen es Varus und seine Legaten gar nicht erst zu und verbaten sich sogar jede Einmischung. Zu diesen Anfangszeiten wird es wenn, dann nur geringe Spannungen zwischen beiden Parteien gegeben haben und man stand sich trotz vergangener Zwistigkeiten im großen und ganzen noch relativ unbelastet gegenüber. Die römische Dominanz war trotzdem unübersehbar, maßgebend und präsent. Wo könnte es bei allem noch Schnittmengen in der Interessenlage beider Lager gegeben haben ? Waren die jeweiligen Cheruskerfürsten bemüht, dass neue römische Zentrum in die Nähe ihres Stammessitzes zu holen, argumentierten sie gar selbst für einen Standort unterhalb des Fürstenberges an der Furt oder nahe Corvey oder hätten sie es gar vorgezogen, wenn das römische Hauptlager möglichst auf Distanz zu ihnen blieb. Rechneten sie sich gar mit zunehmender Nähe zu ihren Wohnsitzen einen Machtgewinn gegenüber anderen Stämmen aus, oder wollten die Cherusker auch damals schon die Römer letztlich doch nur an die Weser locken um ihren Rückmarsch zum Rhein zu verlängern ? Varus hingegen wollte alle seine Juniorpartner auch unter Betrachtung anderer nicht cheruskischer Stämme im Auge behalten und so entschied man sich letztlich für eine räumliche Nähe zu allen regionalen Stämmen aber mit dem jeweils nötigem Sicherheitsabstand aber den Cheruskern als einheimischer Schutzmacht. Kritischen Situationen bzw. Notfällen sollte der schnelle Rückweg zur Lippe dienen, der noch ausbaufähig war. Das cheruskische Fürstenhaus arrangierte sich mit “Bigbrother” und stimmte der Standortwahl zu. Die Bedingungen für die Versorgung der Kavallerie stimmte und die Entfernung von etwa 47 Kilometern zum römischen Lippe Hafen passte noch gerade so in die Logistik von zwei Tagesmärschen. Es wird sich ab dem Jahr 7 + ein Pendelverkehr zwischen Lippe und Weser eingespielt haben. Maultierkolonnen haben die nötigen Güter heran geschafft und es wird in den üblichen Abständen bereits erste Raststationen und Posten gegeben haben, die man noch weiter ausgebaut hätte. Rom fühlte sich in dieser Zeit an der Weser sicher, die Stimmung war gut und es stellten sich erste Erfolge ein, indem sich die Germanen als lernfähig erwiesen und wie man so hört auch schon Märkte besuchten. Varus wird die Zeit bis zum jeweiligen Herbstrückzug an den Rhein genutzt haben, um sich von seiner besten Seite zu zeigen und wird weiteren hochgestellten Oberhäuptern und Fürsten die ihn umschmeichelten das römische Bürgerrecht angeboten und sich ihrer Unterstützung versichert haben. Damit verlief sein erstes Jahr in Germanien schon mal ganz ordentlich nach Plan. Doch schon nach dem ersten Winter im Frühjahr 8 + hörte man bei den Germanen die Nachtigall trapsen oder anders ausgedrückt, es fielen ihnen so langsam die Schuppen von den Augen. Ungeheuerliche Geschichten und Begebenheiten der Südländer machten die Runde und schaukelten sich hoch, die ihnen so gar nicht in den Kram passten. Und in der Tat im Jahr 8 + gingen die Römer auch schon mehr zur Sache und wurden mutiger. So fielen ins Jahr 9 + hinein auch schon erste dunklen Schatten voraus, denn die römischen Gewalttaten und die Zahl ungerechter Urteile wuchsen. Dieser neue auf dem römischen Reißbrett geplante Mittelpunkt ihrer Kolonialmacht im Inneren Germaniens baute sich auf guten Versorgungsstrukturen und den Erfahrungen aus früheren Städteplanungen auf. Ackerbau und Viehzucht waren genau so notwendig wie die Salzgewinnung, die Bauholzbeschaffung und die Verhüttung von Rohstoffen. Dies verschaffte um diese Zeiten vielen Menschen bessere Lebensbedingungen, vielleicht blieb auch schon mal eine römische Münze hängen und es wehte schon etwas der zarte Hauch von Wohlstand in die Hinterhöfe uralter Traditionen. Hätten es nun die Römer verstanden die Menschen an ihrer örtlichen Kulturstufe abzuholen und sie als Gleichberechtigte zu integrieren, wäre vielleicht vieles anders verlaufen. Doch diese Klaviatur verstand man in Rom nicht. Aber wie man so sagt, “hätte hätte Fahrradkette”, so war der Lauf der Dinge ein anderer. Die Römer zeigten vermehrt und zu offen ihre Dominanz, denn sie besaßen ja schließlich die Macht, die Waffen und die Technologie und wer wollte denn von ihnen verlangen, dass sie sich auf eine untere barbarische Kulturstufe zu bewegen sollten. Damit hat übrigens auch bis in die heutige Zeit betrachtet so manch andere Weltmacht immer noch so ihre Probleme. Alles in allem lief es doch auch so schon ganz prächtig und warum sollte man von alten erfolgreichen Rezepten abweichen. Viele ehemalige auch starke Mächte am Mittelmeer, mussten sich schon dem alten Stadtstaat Rom beugen, so war örtlicher Widerstand für die römischen Besatzer auch nichts Ungewöhnliches und wenn er denn in Form von Aufständen irgendwo ausbrach, so galt es eben ihn im Keim zu ersticken und zu brechen. Man reagierte also recht zeitnah auf drohende sich anbahnende Konflikte. (zuletzt bearbeitet 08.11.2017 - 12:27)

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Samstag, 4. November 2017
Alle Wege führen nach Ostwestfalen
Neben dem Wegekorridor von der Wetterau an die Mittelweser den damals schon Tiberius mit dem Chatten Antabagius in recht kurzer Zeit zurück gelegt haben soll, war auch die Streckenführung vom Niederrhein bis Paderborn und darüber hinaus für marschierende Legionen über den berühmten Hellweg vorgegeben. In Ostwestfalen erreichte man nicht nur das Sprungbrett nach Osten, sondern konnte dort im Zusammenspiel mit der lichten Wetterau auch eine sinnvolle Zangenbewegung ansetzen um so die Kontrolle über die Mitte Germaniens an sich zu reißen. Ostwestfalen musste eingegliedert werden und dazu bedurfte es einer guten verkehrstechnischen Erschließung. Teilweise kerzengrade wie man römische Heerstraßen kennt, verbanden die von den Legionären ausgebauten Altstraßen die Zentren römischer Macht, erschloss man über sie neue Räume und nutzte sie sicherlich auch um tief in die Siedlungen und Sitze einheimischer Fürsten vorzudringen. Oftmals waren es aber auch nur jahreszeitlich nutzbare und mittelmäßige Bohlenwege oder Knüppeldämme die angelegt oder wieder hergerichtet werden mussten, um die Infrastruktur mehr recht als schlecht sicher zu stellen. Aber auch über die Ems die parallel dazu verlaufenden Wege, oder die Verbindungen ober – und unterhalb des Weser- und Wiehengebirges konnte man Ostwestfalen gut erreichen und natürlich auch über die Weser auf- und abwärts mittels Schiff. Man könnte auch sagen, alle Wege führten nach Ostwestfalen. Die späteren mittelalterlichen Siedlungszentren am Hellweg von Dortmund bis Salzkotten waren durch die an ihm errichteten Kirchen Leuchttürmen gleich, schon aus großer Entfernung am Horizont gut erkennbar. Das dem auch von den Legionen genutzten Hellweg schon frühere Verkehrsadern zugrunde lagen, dürfte als gesichert gelten. Doch was war zuerst da, der Hellweg oder die Siedlung. Ei oder Henne. Anfänglich werden es Wegeverbindungen aus dem vorgeschichtlichen Netz der Altstraßen gewesen sein, an denen sich dann ab der Jungsteinzeit den Herden folgend erste Rastplätze einstellten, die sich aufgrund geeigneter Geländeformationen anboten. Schätzungen gehen bei ihm von einem Alter von etwa 5.ooo Jahren aus. Die Hellwegtrasse könnte aber auch schon wie vorher angedacht nach dem Kälterückfall der Jüngeren Tundrenzeit ab 11.000 bis 10.000 – in nomadischen Zeiten begangen worden sein. In viel späteren Zeiten werden auch keltische oder germanische Siedlungen richtungsweisend gewesen sein und es bildete sich für diese Wege der Begriff Hellweg heraus, der zum einen auf helle lichte Wege aber auch auf Hallwege sprich Salzstraßen zurück geführt werden könnte. Dem folgte dann die Phase römischer Expansion, bevor es im frühen Mittelalter zur Bildung größerer Siedlungen bis zu den ersten Stadtgründungen kam. Die wie an einer Kette aufgereihten Hellwegstädte sind auffällige Landmarken in deren Mitte Kirchen das jeweilige Zentrum ältester städtischer Keimzellen bildeten. Zur römischen Strategie würde es passen, dass sich theoretisch auch an Stelle dieser Kirchen bereits frühere Vorgängerbauten aus römischer Zeit befunden haben könnten. So ist es denkbar, dass sich wie es bei den mittelalterlichen Burgen auch geschah am Hellweg zivile Ansiedlungen um ehemals römische Wach – oder Signaltürme gruppiert haben könnten, auf deren Fundamentresten sich dann später die christlichen Bauwerke erhoben. Dann wären es die römischen Wach- oder Signaltürme in den kleineren Kastellen gewesen, aus denen sich die Hellwegstädte entwickelten. Und Signaltürme waren nicht nur auf Erhöhungen wie dem Pike Hill am Hadrianswall beschränkt, sondern auch in den Ebenen ohne höhere Bezugspunkte waren sie wichtige Orientierungshilfen. Das römische Kastel Aduatuca verortete man auch erst bei Nideggen, nach dem man sich die Position alter Kirchtürme genauer ansah und sich dadurch eine gewisse Übereinstimmung bei der Wegeführung auftat. Es könnte sein, dass sich auch unter den heutigen Fußgängerzonen der Hellwegstädte teilweise römische Turmfundamente befinden, die sich bis an die Weser fortsetzen würden, was sicherlich kein abwegiger Gedanke ist. So wie es auch der mögliche Fund eines Turmfundamentes am Eggeabstieg östlich von Schwaney bestätigen könnte. In diesem Zusammenhang sei auch an die wie man vermutet Halbrömerin und Seherin Veleda vom Stamm der Brukterer erinnert, die in einem Turm an der dort noch schiffbaren Lippe lebte. Es gab also derartige Bauwerke auch an der Lippe. Die Weser selbst weist bedingt durch den Zulauf der Nethe und deren Sedimentablagerungen im Bereich zwischen Godelheim und Fürstenberg bzw. zwischen Amelunxen und Wehrden seichte Durchgangsmöglichkeiten auf, die wie man so schön sagt, seit Menschengedenken als „halbtrockene“ Furt genutzt werden. Diese Furt fixiert den direkten Fernweg von Paderborn über den Solling ins Leinetal und weiter zum Harz. Dieser Hellweg steigt südöstlich von Bad Driburg vom Eggekamm ab. Römische Marschlager wurden bei Brakel, Bembüren und Holzhausen verortet. Während ein mögliches Lager nahe Brakel – Sudheim nahe der Nethe aber noch auf der Hellwegtrasse liegt, sich ein weiteres nordöstlich Brakel befinden soll, wurden zwei weitere Lager nördlich von Brakel lokalisiert die der Erforschung harren. Dies deutet darauf hin, dass es sowohl von Corvey, als auch von den Nethelagern, oder von der vermutlich keltischen Schiffsanlegestelle bei Wehrden gegenüber von Fürstenberg Wegeverbindungen in Richtung Anreppen gab, die sich bei Amelunxen trafen. Bei Corvey wurden Spuren bzw. Holzreste eines Weserbrückenschlages nach Osten entdeckt und es besteht auch der Verdacht, dass bereits in der römischen Kaiserzeit dort eine Brücke existierte. Wenn bereits 152 Jahre vor der Varusschlacht Kelten stabile Brücken über die Mosel schlagen konnten, wie es sich zwischen dem luxemburgischen Stadtbredimus und dem Rheinland - Pfälzischen Palzem nachweisen ließ, so waren nicht nur Römer versiert im Brückenbau und es dürfte für sie kein großes technischen Problem gewesen sein die Weser bei Corvey zu überbrücken. Zumal sie in Corvey nur eine Zwischenstation zur Elbe bzw. zur Bernsteinstraße sahen. Die Marschlager Bembüren und Holzhausen weisen auch auf einen, wenn auch beschwerlicheren Auf - bzw. Eggeüberstieg bei Altenbeken hin. Zwischen Corvey und Anreppen liegen 56 km. Zwischen Bembüren und Corvey sind es 29 km und zwischen Bembüren und Anreppen 27 km.
Die Marschlager Bembüren und Holzhausen weisen auch auf einen, wenn auch beschwerlicheren Auf - bzw. Eggeüberstieg bei Altenbeken hin. Zwischen Corvey und Anreppen liegen 56 km. Zwischen Bembüren und Corvey sind es 29 km und zwischen Bembüren und Anreppen 27 km. Bembüren wäre demnach eine geeignete Rastetappe zwischen den zwei wichtigen römischen Stützpunkten Corvey an der Weser und Anreppen an der Lippe. Aber bekanntlich war die Verbindung über den alten Hellweg Godelheim - Brakel - Bad Driburg - Schwaney - Paderborn für Trossfahrzeuge leichter passierbar, während man die Route über Bembüren eher als eine schnellere Verbindung möglicherweise für berittene Einheiten ansehen kann. Hellweg genannte Altstraßen sollen für hell und breit stehen und der bekannteste unter ihnen ist der Hellweg in Nordrhein - Westfalen auf dem die Bundesstraße 1 verläuft, die erst 1788 zur Chaussee ausgebaut wurde. Man geht davon aus, dass dieser Weg wegen Fehlens jeglicher anderer befestigter Strecken in jener Zeit die Hauptverbindung vom Rhein zur Weser darstellte und sie führte auch damals schon über Bad Driburg und Brakel nach Höxter und nicht über den beschwerlicheren Abstieg bei Altenbeken. Den Marschlagern Bembüren und Holzhausen fiel folglich auch damals eher die beschriebene Funktion eines Schnellweges zu, während Varus sein Heer meiner Ansicht nach über Schwaney und Brakel nach Höxter geführt hatte. In diesem Zusammenhang fällt die erhebliche Konzentration an kleineren und größeren Marschlagern östlich des Eggekammes und der Weser ins Auge die über die Luftbildarchäologie aufgespürt und teilweise auch mit Funden bestätigt werden konnten und nun auf weitere tiefgreifendere wissenschaftliche Untersuchungen warten. Es gibt Hinweise auf Lager in unterschiedlichen Größen die auch noch oberirdisch erkennbare Reststrukturen aufweisen. Sie befinden sich außer in und bei Corvey oder bei Brakel auch noch bei Peckelsheim, Sommersell, Feldelse, Godelheim, Wehrden, Amelunxen, Lüchtringen und Holzhausen. Die auffällige Häufung kleinerer und größerer Anlagen spricht für einen römischen Siedlungsschwerpunkt in Ostwestfalen und damit für die große Bedeutung die man in Rom diesem Raum auf cheruskischem Herrschaftsgebiet damals beimaß. Römische Artefakte gefunden an Wegeverbindungen, auf Äckern, im Uferschlamm oder im Umfeld von Lagern die sich in öffentlicher Hand bzw. in Museen, in Privatbesitz oder an nicht zugänglichen Orten befinden, sollten nach Möglichkeit vor diesem Hintergrund neu bewertet werden.

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Sonntag, 29. Oktober 2017
In Rom kannte man kein Stoppschild
Was für die strategisch denkende Führungsschicht des Imperiums im Zuge ihres Strebens nach Machterweiterung immer schon völlig zweitrangig war, war ihr Bedürfnis nach tieferem Wissen um Kultur, Tradition, aber auch um die Machtverhältnisse, Stammesstrukturen und Herrschaftsbereiche gegnerischer Völker sofern diese nicht ihren militärischen Zielen und Plänen dienlich waren. Die römischen Schriftsteller berichteten zwar gerne und ausführlich über Land und Leute, aber es waren oft eher Reiseberichte vom Typ Ausonius bzw. Humboldt oder Livingston, oder aber moralische Lektionen für das eigene Volk a` la Tacitus am Beispiel germanischer Tugendhaftigkeit. Im mittelgebirgigen rechtsrheinischen und heutigen Bergischen- Sieger- und Sauerland gegenüber der CCAA bis weit nach Osten dominierten um die Jahrtausendwende ausgedehnte und schwach besiedelte Waldgebiete die erst Jahrhunderte später intensiver erschlossen und stärker besiedelt wurden. Dagegen war das Münsterland zwischen dem Teutoburger Wald und der Ruhr ein Sumpfgebiet mit regionalen Zivilisationsinseln aber dem Vorteil eines von Ost nach West fließenden trägen jedoch schiffbaren Flusses, der Lippe. Zogen die Legionen mal abgesehen von Xanten oder Neuss ab ihren Lagern Bonn oder Köln nach Osten bzw. Nordosten, so störte sie auf diesem Weg immer zuerst ein recht schnell fließender Fluss, der sich auf steiniger Sohle durch zahlreiche Engen und Windungen wippt. Die unbrauchbare Wupper. Sie war nur hinderlich nicht schiffbar, an den Ufern kaum begehbar und ihr Bogen artiger Verlauf war für sie zu allem Überfluss auch noch strategisch gänzlich wertlos. Übrigens hat sich an der Gesamtausgangslage aus Sicht des Rheintales dort immer zuerst die Wupper hinter sich lassen zu müssen bis in unsere Tage nichts geändert. Am Augenscheinlichsten wird dies, wenn man sich auf den Kölner Hauptbahnhof begibt und den Ansagen aus den Lautsprechern zuhört. Kaum einem Personenzug der den Gleisweg über die Hohenzollernbrücke in Richtung Deutz nimmt bleibt es erspart, in Wuppertal - Oberbarmen dem früheren Rittershausen die Wupper passieren zu müssen. Man bevorzugte es daher das eingekerbte Tal der Wupper südlich zu umgehen um es dann bei Wuppertal - Beyenburg im Bereich zahlreicher und noch gut sichtbarer Hohlwege zu queren. Auch an ihr siedelten Gelände bedingt vermutlich zahlenmäßig nicht große Teilstämme der Sugambrer und Marser jener Waldgermanen, die sich in Gefahrenlage schnell zurück ziehen konnten, aber auch genauso schnell wieder zur Stelle waren, wenn sich Gelegenheiten für einträgliche Scharmützel anboten. Immer wieder setzten sie dem Reich Nadelstiche zu bis man römischerseits die Geduld verlor und einen Teil von ihnen kurzerhand mit Gewalt umsiedelte. Andere Sippen rottete man im Zuge von Attacken die uns als recht brutal überliefert wurden nahezu aus. Aber vielen von ihnen gelang doch die Flucht nach Osten und sie konnten sich so dem römischem Zugriff entziehen. Im Fall der Zwangsumsiedlung bekam dieses letztlich Mitteleuropa aber nicht schlecht, wenn wir an den berühmten Satz von Bischof Remigius in Reims gegenüber Chlodwig I denken, der da lautete “beuge still Deinen Nacken Sugambrer, verehre, was Du verfolgtest...”. Ein Beweis dafür, dass die Sugambrer und damit zum Teil auch die späteren Merowinger trotz Zersiedelung und Aufsplitterung nicht unter gingen, bzw. aus der Geschichte verschwanden und auch in ihrer alten und neuen Heimat, gleich wo sie sich befand, alles andere als harmlos auftraten und unbequem blieben. So könnte hier aus römischer Sicht betrachtet möglicherweise auch der bekannte Ausspruch “er ging über die Wupper” seinen Ursprung gehabt haben, gleichbedeutend mit, den sehen wir nicht, oder so schnell nicht mehr wieder. Und dazu kam es in alten Zeiten auch sicherlich oft genug, denn die Region des heutigen Bergischen Landes trug noch im Mittelalter den Namen „die romeriken Berghe“ also die ruhmreichen Berge und Ruhm erwirbt man sich in der Regel im Kampfe. Wohl nicht nur im Bergischen hat sich auch bis in unsere Tage das Schimpfwort Flaves für „der Flachsblonde“ noch sehr gut erhalten. Flaves steht für „Dich kann man ja nicht ernst nehmen“ oder „du Döskopp“ bzw. auf hochdeutsch wohl du Schlafmütze. In jedem Fall aber menschlich herabsetzend und unterschwellig beleidigend. Was allerdings der Flaves Genannte in der Regel Widerspruchs - und Reaktionslos hinnahm, da man es ja nie so meinte. Außerdem wusste ja auch niemand mehr so genau was sich hinter dem Wort Flaves überhaupt verbarg oder was es eigentlich bedeutete. Infolgedessen blieb der Begriff immer Interpretationslos im Raume stehen. Flaves war ja bekanntlich der für die Germanen und deren Nachkommen ehrlose Bruder des Arminius der zum Feind überlief und somit auch noch Jahrhunderte später keinen guten Ruf genoss. Der Volksmund bewahrt eben vieles. Selbst die berühmte Thusnelda blieb uns bis heute im Namen Tussi eine allseits gern benutzte Bezeichnung für die Freundin des Freundes und erfreut sich besonders in Norddeutschland noch großer Beliebtheit. Die Ruhr war ebenso wie die Wupper für Erschließungspläne nach Osten ungeeignet, da ihre beiden Quellflüsse die Lenne und die Volme zu früh nach Süden ins Sauerland abzweigen und über sie zügige Eroberungen und schnelle Vorstöße wenig Sinn machten. Es sei denn man wollte sich im Falle vorgetragener Überraschungsangriffe über Nebenrouten militärische Vorteile verschaffen. Lagen dann für die Römer die sugambrischen oder marsischen Siedlungen hinter ihnen, sofern sie noch existierten gerieten sie in wieder neue Interessensphären wo auch die Uhren wieder anders gingen. Standen die Sugambrer als stärkere Mischbevölkerung vielleicht noch den Kelten am Rhein mental etwas näher, so waren die östlichen Lippe- und Wesergermanen wieder aus anderem Holz geschnitzt. In ihrem ungestümen Drang nach Eroberung stießen sie in immer wieder neue, wechselnde und unbekannte Machtzentren vor. Während oberhalb einer Linie Höxter - Paderborn nennen wir sie mal die “Salzgermanen” vorherrschten, südlich davon die “Waldgermanen “ lebten und im Münsterland die “Bruchgermanen” setzten die Römer hinter dem Teutoburger Wald ihren Fuß auch in ein recht unerforschtes aber potenzielles Unruhegebiet, bestimmt von Grenzstreitigkeiten aller Art. Der Harz trug mit dazu bei, da er alle Bewegungen stoppte und kanalisierte und für den Schmelztiegel der westlichen Vorlandstämme eine natürliche Ostbarriere bildete. Andererseits schützte der Harz diese auch vor zu schnell vorgetragenen Angriffen anderer Stämme aus dem Osten. Als die Römer später resignierten oder sie ihr wirtschaftliches Interesse am germanischen Kernland verloren, bzw. militärisch dazu genötigt wurden, überließ man die Germanen, zumal sich die Eroberer bei ihnen auch nur blutige Nasen holten, letztlich auch sich selbst. Es war eben wie überliefert für das Reich einfacher und bequemer geworden, die Zeit für sich arbeiten zu lassen und sie ihren wohl zahlreichen eigenen Zwistigkeiten zu überlassen. Das germanische Wespennest und eine sich darin befindliche äußerst widerstandsfähige Substanz, übrigens ein Zeichen vieler autochthoner Bevölkerungen ließen die wohl germanisch/keltisch geprägten Menschen zwischen Rhein und Weser wohl auch erst zu zudem werden, was sie wurden. Sie verkörperten für Rom in ihrer Gesamtheit einen unerwarteten aber ernst zu nehmenden Widersacher und dies wie wir heute wissen noch auf einige Jahrhunderte hinaus. Aber in den Wesergermanen den Cheruskern fanden die römischen Besatzer anfänglich einen relativ verlässlichen und kooperativen Partner der sehr gut in ihr Konzept zu passen schien. Dies öffnete ihnen das wichtige Tor nach Osten. (zuletzt bearbeitet 28.10.2017 - 00:29)

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Freitag, 27. Oktober 2017
Auguensischer Gau mit der Marca Huxori
Wenn es keinen konkreten Anlass dafür gibt die Entstehung historisch gewachsener Wortschöpfungen, ihre Entwicklungsstufen und Querverbindungen oder die vielen Abwandlungen zu hinterfragen, sieht man auch keine Notwendigkeit darin. Man greift auf vorhandene Forschungsarbeiten und Texte zurück konkretisiert oder aktualisiert sie in dem einen oder anderen Fall da wo es nötig erscheint und findet sich andernfalls mit dem bekannten Wissensstand ab. Da uns die Altvorderen aber oftmals nur mäßiges Material hinterlassen haben, versiegen die Quellen leider zu oft viel zu früh und neue lassen sich kaum mehr auf tun. Dabei läuft jede Wissenschaft Gefahr zu erstarren und die Lust an weiteren Forschungen trübt sich mit der Zeit ein. Als harmloser Hobbyhistoriker gerät man nicht unter Plagiatsverdacht und kann auf die vielen im Internet frei verfügbaren Quellen zurück greifen um darauf basierend nach neuen und anderen Erklärungen zu forschen. Eröffnen neue Interpretationen Funden gleich den Blick auf interessante Kombinationsmöglichkeiten, oder kommen uns aufgestöberte alte Texte zu Hilfe und liefern neue Impulse, so kommt auch wieder neuer Schwung in verstaubte oder verschüttete Gedankenketten. Vielleicht hilft uns auch noch die Alt - Philologie zu frühen Namensgebungen im Raum Höxter weiter. Nachdem ich versucht habe dem Namen „Selicasa“ andere Bedeutungen zu entlocken in dem ich eine Verbindung zur Bezeichnung Silicat hergestellt habe, tauchen auch noch zwei andere alte Worte in den Überlieferungen auf. So zu lesen in den Schriften über das „Leben des Abtes Eigil von Fulda und der Äbtissin Hathumoda“. Darin ist die Rede davon, dass Abt Adalhard mit seinem Bruder Wala einen Ort aufsuchte, der zu einem Landgut gehörte, dass den Namen „Uxerri“ trug. Leitete man es vielleicht aus dem lateinischen Wort „uxori“ ab, dass den Besitz für eine Gattin oder Ehefrau anzeigt ? Oder existierte zur Zeit der fränkischen Landnahme um das spätere Kloster Corvey schon ein lateinisches Wort namens „Uxerri“ ? Dann stellt sich natürlich die Frage, wie weit und ob die lateinische Sprache im frühen 9. Jahrhundert in Ostwestfalen überhaupt noch präsent war bzw. ab wann man sie wieder benutzte bzw. einführte. In dieser Zeit überwog bzw. dominierte bekanntlich die gängige Umgangssprache bzw. der Dialekt der Einheimischen. So bedurfte es erst eines Konzils von Tours 813, um das Latein über die Klöster wieder zu verbreiten und an römische Traditionen anzuknüpfen. Um Höxter und Corvey bildet die Weser einen großen Winkel ähnlich einer Schulterachsel, wie sie im englischen „oxter“ für Achselhöhle genannt wird. Begünstigt durch die Weserschleifen könnte sich in diesem Bereich in frühen Jahren aber auch eine weitere Furt im Fluss befunden haben, durch die in wasserärmeren Jahreszeiten auch Ochsen getrieben wurden. Der altsächsische Name Ox für Ochse begegnet uns auch in der altsächsischen Stadt Oxford in Südengland die ihren Namen Oxanforda einer „Furt der Ochsen“ verdankt. Uxerri könnte aber auch noch sehr gut älteren Ursprungs sein und aus einer Zeit stammen, als noch das Latein eines J. Cäsar gesprochen wurde. Setzte man es in die Mehrzahl spräche man von „der Uxerri“. So könnte „die Uxerri“ auch eine Landschaft gewesen sein. In Verbindung mit Marca = Mark, dass in vielen indogermanischen Sprachen dem Sinne nach Grenze oder Grenzregion bedeutet. Marken waren im fränkischen Reich wichtige Verwaltungsbezirke in besonders gefährdeten Grenzregionen und diese Grenzlandschaft nannten die Franken umgangsprachlich vielleicht auch die „Uxerrische Mark“. Es gibt aber auch eine Verbindung ins namentlich ähnlich klingende französische Auxerre, dass sich aber in der Antike Autessiodurum nannte. Der heilige Marsus der bereits im 3. Jahrhundert zum Priester geweiht wurde, predigte in der Region Auxerre, war ein römischer Missionar und erfreute sich im alten Sachsenland derartiger Beliebtheit, dass man sogar Reliquien von ihm an die Weser, vermutlich sogar nach Corvey überführte. Demnach hätte man das Landgut Uxerri schon vor dem Eintreffen seiner Reliquien 864, was sicherlich jahrelanger Planung und Vorarbeit bedurfte in frommer Erwartung mit Auxerre in Verbindung bringen können. Aber wann wurde aus Autessiodurum das spätere Auxerre. Das zweite Wort aus der Überlieferung des Eigil von Fulda, das nachdenklich macht ist der Name für die Großregion um Höxter. Dort ist dafür noch heute die alte germanisch klingende Bezeichnung Augau gebräuchlich, aber nicht wie man auch annehmen könnte die Namen Gau Uxorri oder Huxorigau. Der Name Gau ist ein Neutrum. Den flächig größten Anteil am Gau Auga hatte aber genau diese karolingische Grenzmark Huxori, die auch die Kernregion im größeren Gau Auga bildete. Der Mark Uxerri fiel also im Augau in besonderer Weise eine Sonderstellung zu. Der auch Auga oder Augau genannte Bereich erstreckt sich im östlichen Teil bzw. am Ostrand der sächsischen Provinz Engern zwischen der Mündung der Diemel in die Weser und Holzminden. Und hier lag auch die für die Franken wichtige militärische Grenzmark Huxori, was uns verdeutlicht, das auf der anderen Weserseite der karolingische Einfluss geringer war oder wurde. Der Augau umfasste die Region an der Mittelweser in der auch Corvey und Höxter lagen. Der Augau bildete dort einen schmalen Korridor sowohl links als auch rechts der Weser, aber rechts der Weser verlief er nur unterhalb der Höhenlagen. Nichts ist nun leichter als den Namen Augau ins „heutige“ deutsch zu übersetzen, denn das altgermanische Wort Au oder Aue benutzen wir heute noch für eine offene Wiesenlandschaft in Bach- und Flusstälern. Damit ist die Herkunft des Namens Augau auch schon geklärt und bedarf eigentlich keiner weiteren Deutungen mehr. Nun steckt aber in der ältesten Überlieferung der beiden frommen Brüder Adalhard und Wala nicht das zusammengeraffte, verkürzte und an der Weser auch heute noch gebräuchliche Wort „Augau“ sondern eine ungleich gestrecktere Version in Form einer teil lateinisierten Kombination aus zwei Worten in Gestalt des Namens „auguensischer Gau“. Und da machen es sich einige Philologen vielleicht etwas zu einfach in dem sie sagen. Na gut, dann kam es zur Verballhornung und das Wort Gau taucht dann eben zwei Mal in diesem Doppelnamen auf. Einmal im ersten Wort von „auguensischer Gau“ durch die Buchstaben Nr. 3 + 4 nämlich g und u (gu = gau) und dann auch nochmal im Wort Gau selbst. Das Wort Gau wird dann zusätzlich noch mal hinten an gehangen. Man könnte also auch vereinfacht sagen „Augau – Gau“. Wer würde da bei diesem Wortungetüm nicht ins Grübeln kommen. Germanische aber möglicherweise auch Gaunamen keltischen Ursprungs wie vielleicht auch „Uxorri“ die im Zuge fränkischer Herrschaft die Verwaltung erleichterten sind überall im fränkisch dominierten deutschsprachigen Raum anzutreffen. Der Name des Gaus wird aber in der Regel an den Anfang gestellt und dann erst dahinter das Wort Gau gesetzt. wie zbs. Keldachgau, Deutzgau, Allgäu oder Brettachgau und fasst alle anderen auch. Warum sagte oder schrieb man aber damals an der Weser nicht auch Au - Gau sondern Augau Gau. Schauen wir auf die lange Liste der vielen überlieferten Gaunamen in Deutschland so haben wir Mühe Gaunamen aufzuspüren, wenn es sie denn überhaupt gibt, die einen lateinischen Klang oder Ursprung haben könnten. Abgesehen natürlich vom Augstgau an der Schweizer Grenze, dessen Ursprung aber gesichert ist, da Kaiser Augustus den Ort Augst um 45 - als Augusta Raurica, in Schweizerdeutsch Augscht genannt, gründete. Vielleicht kann auch noch der Name Gau Ausicensis (also ausicensischer Gau) im oberen Saanetal in der Schweiz als halb lateinisch angesprochen werden. Spricht man den besagten „auguensischen“ Gau in Ostwestfalen ohne die Endsilbe „ischen“ aus, könnte man ihn auch „Auguensi Gau“ oder einfacher noch „Augenser Gau“ genannt haben. Ganz korrekt überliefert ist er uns in der offiziellen Liste aber als „Pagus Auguensis“. Warum dann wieder diese Zusammenfassung der mittelalterlichen Gaunamen das Wort „auguensischer Gau“ aus dem Jahr der ersten Überlieferung nämlich 822 so wie in der Schreibweise die anderen Gaunamen auch, nicht übernahm, sondern den später verkürzt und abgewandelten mittelalterlichen Namen Augau bevorzugt, entzieht sich meiner Kenntnis. Zudem lokalisiert die weit verbreitete mittelalterliche Gaunamen Liste den Augau irrtümlicherweise nur westlich vom Nethegau statt ihn west - und auch östlich des Nethegaus zu verorten. Der abgekürzte und vereinfachte Name „Augau“ und der vermutlich „lateinische/fränkische“ Name „auguensischer“ Gau umfassen einen sehr großen „Pagis“ an der Weser zwischen Bad – Karlshafen und Holzminden. Zu diesem großen Augau gehörte aber nicht mehr der westlich davon liegende große Nethegau. Und obwohl die namens gebende Nethe für den Nethegau diesen „auguensischen Gau“ sogar durchfließt bevor sie bei Godelheim im besagten „auguensischen Gau“ in die Weser mündet, integrierte man einen Teil ihres Flusslaufes in den wohl dominanteren auguensischen Gau. Welcher Gau war vorher da, der germanisch klingende Nethegau, das ich mit niederem Gau bzw. Untergau übersetze oder der lateinisch anmutende offensichtlich bedeutungsvollere „auguensische Gau“ mit der Marca Huxori in seiner Mitte. Oder existierten Nethegau und Augau immer schon nebeneinander bis sich „plötzlich“ in ihrer Mitte die Marca Huxori in fränkischer Zeit breit machte und eigene Flächen beanspruchte bzw. heraus trennte ? Der Größe nach zu urteilen war hier der „auguensische Gau“ gegenüber dem Nethegau der wohl wichtigere Gau. Stellen wir die „Doppelgau“ These, dass das Wort Gau gleich zwei Mal darin vorkommt in Frage und nehmen die lateinische These an, so lässt sich wegen der Anfangsbuchstaben natürlich auch eine Querverbindung zu dem römischen Kaisernamen Augustus herstellen. Die nach Kaiser Augustus in seiner Regierungszeit benannten und in seinem Auftrag gegründeten Städte in Deutschland kennen wir. Es sind Augusta Raurica (Augst) Augusta Vindelicorum (Augsburg) und Augusta Treverorum (Trier) und Augusta Praetoria, das italienische Aosta. Varus war nur der Konsul des Kaisers und seine Aufgabe bestand auch nur darin ihm eine neue Stadt zu Füßen zu legen. Noch im Aufbau befindliche Städte harrten kaiserlicher Anerkennung und Namensgebung. Der richtige Zeitpunkt Augustus die Nachricht über eine neue Stadt überbringen zu können, sollte gut gewählt sein und sie musste sich den Namen Stadt natürlich auch verdient haben und städtisches Leben vorweisen können. Wehe Varus hätte zu früh, also noch vor den Feierlichkeiten einen Namen für das römische Corvey kreiert, wer weiß wie es ihm ergangen wäre. So musste er folglich das unfertige römische Corvey auch unbenannt und es wie ein Neutrum erscheinen lassen. Das Augusteische Zeitalter hat einen bleibenden Eindruck auch nördlich der Alpen hinterlassen. Sollte sich bestätigen, dass Corvey eine begonnene römische Stadtgründung war, die sich nur als Flur - oder Gaunamen über die Zeiten rettete, so bleibt immer noch die Frage nach der Belastbarkeit diese Theorie. Wie nämlich ließe sich das Wort augu - ensischer Gau zum Wort augu - steischer Gau zurück bilden. Kamen im 9. Jhd. Sachsen in die Verlegenheit in ihrer Sprache das lateinische Zungenbrecherwort „auguensisch“ auszusprechen bzw. wie kamen die Mönche überhaupt auf dieses Wort ? Griffen die Mönche die germanisch klingenden Gaunamen Auganagavvi oder Ahagewe für die Region auf und legten dann ihre eigene lateinische Version fest, so hätten sie diesen germanischen Namen durch ihre lateinischen Versionen und Schreibweisen „Auguensis“ oder „Augensis“ warum auch immer ziemlich unkenntlich gemacht. Nur die ersten drei Buchstaben der germanischen Bezeichnung Aug - anagavvi bzw. Aug - anagau weisen noch zurück auf Augustus. Die Bezeichnung Auganagavvi bzw. Auganagauui für die Region um Corvey macht aber auch deutlich, dass dieses alte Wort recht tief im germanisch/frühmittelalterlichen Sprachraum wurzelt, als das heutige W noch mit zwei UU bzw. VV bzw. UA geschrieben wurde. Aus dem germanischen Gavvi entwickelte sich wohl über das spätere geuui bzw. gewi oder gouwi, das heute noch gebräuchliche Wort Gau. Aber noch fragwürdiger als uns die Bezeichnung des zuvor behandelten und überlieferten Namens auguensischer Gau ist, scheint es die Herkunft des Wortes Augana zu sein. Mit Auganern oder Auguensern könnte  man die Gesamtheit der Aubewohner bezeichnet haben, könnte seinen Ursprung aber auch im germanischen Wort augon für Auge sehen, was möglicherweise auf die große Weserschleife um Corvey zurückzuführen wäre und was sich im isländischen Plural augunum und augnanna nennt. Folgt man dieser Erklärung nicht, bleibt in der Mitte losgelöst die Silbe “gana” ohne einen erkennbaren Bezug stehen und lässt uns wieder rätseln. Welche Bezeichnung hätten die germanischen Altstämme der Region um Corvey gegeben, wollten sie die Erinnerung an die einstigen römischen Besatzer wach halten ? Romgau, Varusgau oder dergleichen kennen wir nicht. Aber Augustus war der Kaiser und Varus und seine Legionen unterstanden ihm und nur ihm und Augustus war die Stätte gewidmet die Varus für ihn urbar machen sollte. 15 Jahre bevor Varus die Weserauen betrat wurde sogar ein Monat nämlich der heutige August nach Kaiser Augustus benannt, was Varus veranlasst haben könnte die ganze Region nach ihm zu benennen. Die Anzahl von etwa zehn bei Kalkriese aufgefundenen Augurenstäben deutet daraufhin, dass das Amt des Auguren scheinbar inflationärer verbreitet war als vermutet. Auch im römischen Corvey könnte es einen Auguren gegeben haben. Ein Augur war ein römischer Beamter, konnte aber auch ein Priester sein. Dieser Logik folgend „gehörte“ die Region auch mal den Auguren, Priestern die den Vogelflug deuteten. In Anlehnung an das germanische Wort Auganagavvi könnte sich auch dieses Wort in nach römischer Zeit ins Bewusstsein der Menschen eingegraben haben. Im frühen Mittelalter waren all diese Ursprünge längst verschüttet und die einheimische Bevölkerung im 9. Jhd. oder früher kürzte alle Varianten ob Auganagavvi oder auguensischer Gau auf das knappe Wort Augau zusammen. Genauso kann man sich nun fragen was Radbertus damit meinte als er schrieb, dass die Klostergründung Corvey 823 gemeinsam mit den Leuten aus dem Nordteil der Stadt statt fand und schrieb, dass diese Stadt im Norden von Corvey mit Türmen und Befestigungsanlagen ausgestattet war. Türme und Befestigungsanlagen im Ostwestfalen des 9. Jhd. klingt befremdlich. Wie sahen sächsische Niederlassungen und Handelszentren vor der fränkischen Eroberung aus. Im Gegensatz zur küstennahen Wikingerstadt Haithabu an der Schlei, die um 770 gegründet wurde, könnten Städte im Inland und auch an der Weser aber sehr wohl, sowohl Befestigungsanlagen in Form stabiler Türme und Palisaden aufgewiesen haben. Der Klosterbezirk von Corvey war also zu Zeiten der Klostergründung noch Bestandteil einer wehrhaften und befestigten Stadt in der sich zu alledem auch noch ein nach „römischer Baukunst gefertigtes Selicasa“ befand, das nahe liegender Weise von den Bewohnern der Nordstadt auch schon vor der Klostergründung sinnvoll mit genutzt und damit vielleicht auch in die Befestigung der Stadt fest integriert war. Diese dort existierende, nennen wir sie engrisch/cheruskisch/sächsische „Nordstadt“ lag in einer Landschaft die zu Beginn des 9. Jhd., also nur 18 Jahre nach dem Ende der Sachsenkriege schon den neuen lateinischen Namen „auguensischer Gau“ trug. Hätte man die Engern, die Nachfahren der Angrivarier um 822 gefragt, warum man denn die Gegend „Auguensis oder auguensischer Gau“ nennt, so hätten sie sicherlich mit den Achseln gezuckt, denn sie kannten ja nur die ihnen geläufigen Namen Auganagavvi oder Ahagewe von Aha = Wasser. Aber sowohl die germanischen als auch die lateinischen Wortreste beginnen mit den drei Buchstaben „AUG“. Spätere Generationen formten die Varianten dann zu Augau um. Vielleicht mied man auch nach der fränkischen Eroberung die Bezeichnungen Auganagavvi oder Ahagewe, wenn diese älteren und damit also heidnischen Ursprungs und keine fränkischen Erfindungen waren und suchte ganz im Sinne der neuen Machthaber nach christlich/lateinischen Worten um speziell in dieser Region von früheren Ereignissen abzulenken. Die ältesten Urkunden nennen übrigens den Namen Gau Auga oder Augau gar nicht oder nicht mehr und auch die erste kaiserliche Urkunde von 822 in der dem Corveyschen Stift die „Villa Huxori“ zugesprochen wurde, nennt einen Namen Gau Auga oder Augau nicht bzw. man benutzte ihn nicht in der gehobenen Umgangssprache. Alle Urkunden nach der Gründung 822 sprechen nur vom „monasterium situm in saxonia super wiseram“. Erst eine bzw. die hier entscheidende Urkunde aus dem Jahr 838 schreibt „quod construximus in pago auguensi“. Einem Land der Auguer, oder auch der Auguenser. Aber kein Wort von einem Land der Augauer, dann doch schon eher dem Land der Auganer oder Augurer ? Greift man diesen Bezug noch mal auf, weist bei allen Kombinationsmöglichkeiten auch immer ein Fingerzeig zurück in die Antike. Und dieser Fingerzeig bestehend aus den drei ersten Buchstaben „AUG“ gewann durch die noch heute aufrecht stehende Bausubstanz des Ur Atriums in jeder Epoche seiner Existenz eine ihr eigene Beweis- und Überzeugungskraft und verfestigte damit immer wieder neu, die vage Erinnerung an einstmals große aber gescheiterte Pläne. Varus war das enttäuschende Werkzeug des „AUG“, aber letztlich gehörte doch alles dem Kaiser, den die wenigsten je zu Gesicht bekamen, der aber sicherlich immer in aller Munde war. So könnte ich das Kapitel nun an dieser Stelle enden lassen, wenn es da nicht doch noch einen bislang unbeachteten Bezug zu Kaiser Augustus und der Weser gäbe. Dazu müssen wir uns aber tief in den Süden Deutschlands begeben. Aus der Region bei Kaiseraugst nahe Basel am Rhein gelegen, dem römischen Augusta Raurica, dass schon im Jahre 45 - gegründet wurde, entstand der spätere Augstgau. Der Augstgau wurde im Jahre 752 erstmals erwähnt. Aus ihm oder auch parallel dazu entwickelten sich dann irgendwann die germanisch/deutschen Namen Augustgouwe bzw. Ougestgouwe oder Ougesgouue. Daraus können wir dann auch leicht die germanisch/deutsche Schreibweise des Namens von Kaiser Augustus heraus lesen. Das sich hinter Ougest oder Ouges der Name Augustus verbirgt, dürfte unstrittig sein. Aus dem Namen Augstgau wandelte sich dann in Süddeutschland später auch die lateinische Gaubezeichnung “Augu - stinsis” bzw. “finis Augustinsis” ab. Ähnlich der lateinischen Bezeichnung “Augu - ensis” an der Weser mit der ich mich hier näher befasse. Aber ist es denn so abwegig, den Pagus Auguensis an der Weser nicht auch in die Nähe zu Kaiser Augustus und seinen Auguren zu rücken ? Ich denke nicht. Halten wir also fest, dass sich der Name Augstgau oder Augustusgau bzw. Pagus Augustinsis eindeutig auf den Namen des römischen Kaisers Augustus bezieht. Kaiser Augustus war also letztlich namensgebend für diesen Gau, dem die Germanen ihre darauf basierenden eigenen Gaunamen Ougestgouwe oder Ougesgouue gaben. Dies bedeutet aber auch, dass es hier schon einen römischen Namen für eine Region gab, bevor die dortigen germanischen Stämme nach dem Abzug der Kelten aus dem Namen Augstgau die Worte Ougestgouwe oder Ougesgouue bildeten. Wir haben es hier ursprünglich also eindeutig mit einer Bezeichnung aus der römischen Kaiserzeit zu tun. Einfach ausgedrückt, der Augstgau war zuerst da. Daraus schlussfolgernd könnte man auch ableiten, dem Auguenser Gau an der Weser lag auch schon eine römische Urform zugrunde, aus der sich erst später das Wort Augau oder auguensischer Gau etc. heraus bildete. Im übertragenden Sinne kehre ich zum Anfang zurück und stelle die These auf, dass zwar der Augau zuerst da war, sich aber nicht wie allgemein angenommen auf eine Auenlandschaft bezog, sondern sich schon im Vorgriff auf zukünftige urbane Strukturen Augustusgau nannte, dann aber eine andere germanische Namensentwicklung durch machte, woraus später die zuvor genannten germanischen Gaubezeichnungen hervor gingen. Zwischen Höxter und Kaiseraugst beträgt die Luftlinie 490 km. Blicken wir also noch ins 395 km südlich von Höxter gelegene ehemalige römische Garnisonslager Augusta Vindelicorum bzw. Augusta Vindelicum am Limes. Wie Kaiseraugst auch eine augusteische Gründung. Auch die Geburtsstunde von Augsburg schlug in antiken Zeiten und ihr Name abgeleitet von Augustusburg sollte wie man heute weiß von Dauer sein. In nach römischer Zeit griff man auf den schon von der Historie vorgegebenen Namen zurück und benannte die Region, also den Gau nach seinem Gründer Kaiser Augustus. Wann die ortsansässige Bevölkerung vielleicht schon in germanischen Zeiten dazu überging dem Gebiet um Augsburg einen Namen zu geben, der sich aus ihrem Selbstverständnis heraus entwickelte und man nicht erst auf Karl den Großen warten wollte, wissen wir nicht. So nutzte man auch im Falle von Augsburg wie in Kaiseraugst geschehen für die späteren Gaubezeichnungen als Grundstock den kaiserlichen Namen Augustus und “germanisierte” ihn. Aus nahe liegenden Gründen lehnte man daher die Wortschöpfungen Ougesgouue, Ougiskauue, Owesgoewe, Ogesgowe, Ogasgauue und Auguskou dem Kaisernamen an. Vermutlich wie auch in der Region um Höxter geschehen, konstruierte man in fränkischer Zeit aus vorhandenen germanischen Namen, die aber nicht zwingend Auganagavvi oder Ahagewe gelautet haben müssen, die neuen Namen Pagi Augensis oder Auguensis. Es konnte demzufolge an der Weser auch Gau Bezeichnungen für den Augau gegeben haben, die nicht überliefert sind. Im frühen "fränkischen" Mittelalter konnte man in Augsburg den lateinischen Bezeichnungen Pagi Augustensis bzw. Augustkowe auch wieder den klaren Personennamen August entnehmen und verabschiedete sich von den zahlreichen dialektischen Namen von August. Auch germanische Gaubezeichnungen können sich demnach und überall gut auf römischen Wurzeln begründet haben, wenn sich keine andere Bezüge anboten. Die für damalige Zeiten großen Distanzen boten aber auch ausreichenden Raum für andere lateinische Sprachformen und Veränderungen durch ortsansässige Lateiner des 8. oder 9. Jhd. (Zuletzt gelesen 19.12.2017 – 20:53)

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Samstag, 21. Oktober 2017
Wo übersommert man an der Weser
Am 3.April 0013 hatte Kaiser Augustus sein Testament gemacht. Bei den vestalischen Jungfrauen bei denen es niedergelegt worden war, kam es nach seinem Tode am 19. August 0014 zum Vorschein. Das Testament wurde somit in seinem 76. Lebensjahr abgefasst bzw. es wurde in diesem Jahr zu Ende verfasst, was aber einen Unterschied macht. Testamente haben in erster Linie die Funktion Nachlass und Nachfolge zu regeln. In seinem Fall sicherlich keine einfache Aufgabe. Er ging aber noch einen Schritt weiter und erstellte noch eine Übersicht seiner Taten nämlich die Res Gestae und damit seinen persönlichen Leistungsnachweis, Rechenschaftsbericht oder sein Lebenswerk für die Nachwelt. Ohne den Anhang bestanden diese aus 35 Kapiteln. Im Kapitel 26 waren ihm u.a. zwei Dinge wichtig gewesen erwähnt zu werden. Zum einen, dass er Germanien bis zur Elbmündung befriedet hatte und das seine Legionen im Jahre 24 - in Arabien bis zur Stadt Mariba vorrückten und im Kapitel 27 ist noch zu lesen, dass er im Jahre 20 – Tigranes III zum König über Armenien ernannte. Es stellt sich aber nun die Frage, wann Kaiser Augustus die Feststellung wagte, er habe Germanien befriedet. Nachdem ihm nach 9 + der Satz  “Quintili Vare, legiones redde”, oder so ähnlich, den wir alle in der Übersetzung kennen über die Lippen kam, wird er es mit der Befriedung sicherlich nicht mehr so optimistisch gesehen haben, denn einen Hinweis darauf vermissen wir in seiner Res Gestae. Da er seinen Wunschtraum Germanien befriedet zu haben im gleichen Kapitel bzw. Zeitrahmen mit älteren Ereignissen der Jahre 24 – und 20 – niederschreiben ließ, wird er es wohl vor dem Untergang der Varuslegionen gemacht haben. Oder er hat es schlicht und einfach weg gelassen, sollte er seinen Tatenbericht nach 9 + zu Ende verfasst haben. Vermutlich tat er es in der Phase nach dem Ende des Immensum Bellum der von von 1 + bis 5 + währte und der Varusschlacht. Denn auch Paterculus berichtet nach dem Immensum Bellum, dass es nun  nichts mehr in Germanien zu erobern gäbe, außer dem Volksstamm der Markomannen. Und in dieser Phase traute man sich nun auch zu, den entscheidenden Kraftakt in Innergermanien angehen zu können und zu vollenden indem man dort und explizit in Ostwestfalen damit beginnen wollte, die steuerlich bzw. ordnungspolitisch nötigen Schritte zur Integration Germaniens ins Staatsgefüge einzuleiten. Man entsendete daher den Verwaltungsfachmann P.C. Varus in den Nordosten um die üblichen Dinge und Formalitäten zu regeln. Er stieg von Schwaney aus die Egge hinab und erreichte Brakel. Während dem werden er und seine Agrimensores, die Feldvermesser jener Zeit bereits die ersten Anweisungen für die Erschließung bzw. den Wegeausbau, sowie die Errichtung von Beobachtungstürmen erteilt haben. Ab Brakel nimmt die Nethe durch den Zufluß der Aa weitere Wassermengen auf wodurch der Fluß zum bestimmenden Faktor und prägenden Element einer sich zur Weser hin öffnenden Landschaft wird. In Brakel kreuzen sich diverse Wegeverbindungen, so auch ein Weg der Brakel über die Bosseborner Höhe und den Ziegenberg auch mit Höxter verbindet. Die Strecke beträgt etwa 20 km und ist entfernungsmäßig in etwa identisch mit dem großen Hellweg der über Brakel, Hembsen und Ottbergen nach Höxter führt. Jedoch vermeidet die zuletzt genannte Wegeführung den Anstieg nach Bosseborn und den Abstieg am Ziegenberg. Diesen beschwerlicheren Streckenverlauf wird man vermieden haben, so daß Varus vermutlich 7 + das Wesertal und die weiten Auenlandschaften erstmals dort erblickte, wo sich hinter Ottbergen langsam das Nethetal zur Weser hin weitet. Zur gleichen Zeit wurden in Anreppen bereits weitere Schiffsladungen gelöscht, umgeladen und transportfertig verzurrt, während die ersten Karren schon wieder entladen ihren Rückweg von der Weser an die Lippe antraten. Vergleichbar mit den Siedlertracks im amerikanischen Mittelwesten vollzogen sich auch diese Vorstöße nach einem ungeschriebenen Schema jeglicher Landnahmen. Die unsichtbare Systematik einer wohl durchdachten Logistik gewann hier die Oberhand. Seine Erkundungs Trupps hatten die Lage im Blick und erkannten schnell das Potenzial und die erforderlichen Strukturen und Geländeformationen für die erforderlichen zivilen und militärischen Ansiedelungen. Sodann nahmen sie sowohl im Weser als auch im Nethetal ihre Arbeit auf. Natürlich stand nun für die Besatzer auch die Frage im Vordergrund was Germanien und seine Bevölkerung zu bieten hatte. Prospektoren und Agrarexperten nahmen ihre Arbeit auf und man schaute sich um, sofern man es nicht schon wusste, was der regionale Handeln zu leisten imstande war. Erze und anderes verwertbare und veredelungsfähige Importgut aus dem inneren Germaniens kamen auf den Prüfstand und letzlich auf die Liste ausbeutungsfähiger Güter. Und Varus wusste, was man von ihm erwartete und er stellte sich dieser Herausforderung wohl nicht ungern, denn auch er persönlich würde davon profitieren. Mit dem Kaiserhaus verwandt und als Mitglied einer der angesehensten Familien Roms kannte er nur zu gut die Strahlkraft die von den prächtigen Herrschaftssitzen der Antike im nahen Osten, seinen vorherigen Wirkungsstätten ausging, und diese Erfahrung wollte er auch in Germanien nutzen und einbringen. Daran wollte er sich messen und gemessen werden. Kriege, Feldherren und Schlachten in Germanien sollten nun der Vergangenheit angehören, dafür war er zudem auch nicht der richtige Mann, jetzt sollte Disziplin einkehren und es ging darum geschickt Einflussnahme auszuüben, Macht auf - und auszubauen sie zu erhalten, Kontakte zu knüpfen und um das Durchsetzen von Rechtsstaatlichkeit wie man es von den Römern her kennt. Aber die nötige Repräsentation und die damit verbundenen Zweckbauten waren von besonderer Bedeutung. Sie sollten die Überlegenheit und Stärke aber auch die Religion und Götterwelt der Südstaatler und deren Allmacht der Bevölkerung an der Weser und darüber hinaus demonstrieren. Dies sollte und durfte bei der Erschließung nicht zu kurz kommen. Er aber war als des Kaisers Vertreter Zentralfigur und Lichtgestalt in einem, stand über allem, übersah aber in seiner Alltagsroutine und Befehlsgewalt hinter den Nebelschwaden des Wesertales das reale Leben der Germanen, die sich im Winter nicht in die angenehmen rheinischen Zivilisationen römischer Welt zurück ziehen konnten. Ihre begrenzte Stammesstruktur kannte andere Machtverhältnisse und diese endeten schon oftmals am nächsten Bachlauf oder Schnadgang, wo der Nachbarstamm oder eine andere Sippe das Sagen hatte. Varus und seine Berater begannen davon unbeeindruckt ihr global ausgerichtetes Werk und suchten sich nun einen strategischen Knotenpunkt für die zukünftige Residenz. Und diese gedachte Varus in seinen Visionen vielleicht schon bis zum Jahre 10 + zu einem stabilen Winterlager ausgebaut zu haben. In den Jahren seiner zeitlich begrenzten Anwesenheit an der Weser zwischen 7 + bis 9 + waren er und sein Gefolge mit dem Aufbau aller nötigen Einrichtungen voll auf beschäftigt. Eine Region war im Umbruch und es galt an Vieles zu denken. Verkehrswesen, Nahrungsmittelversorgung einschließlich der Gründung leistungsfähiger und produktiver Landgüter wie den bekannten Villa Rusticae und natürlich der Bau seiner persönlichen Macht – und Schaltzentrale wurde angegangen. Dabei fiel der Blick der neuen Herren im Lande auf den großen Bogen der dort tief fließenden Weser, wo heute das säkularisierte Kloster Corvey steht, deren innere Flussschleife Schutz nach Osten und Süden bot und die sich etwa 5 km unterhalb der wichtigen Weserfurt bei Godelheim befindet. Nördlich und östlich davon erblickten sie flaches Land und weite Wiesen mit Nutztieren und vor allem mit viel Raum für Kavalleriepferde. Und Varus entschied sich für diese Örtlichkeit. Ab diesem Moment berühre ich nun einen sehr neuralgischen Kernpunkt nicht nur meiner Theorie, sondern einer bereits seit langer Zeit von vielen Experten intensiv diskutierten Überlegung. Nämlich der Frage nach dem möglicherweise römischen Ursprung der Abtei Corvey, die leicht mehrere Kapitel füllen könnte, was sich aber dank des empfehlenswerten Buches „Corvey“ von Heribert Klabes und der Vorarbeit von Wilhelm Rave erübrigt. Die auf 247 Seiten von der "pro Fraktion" ins Feld geführten Argumente sind da recht zahlreich. Denn das heute noch äußerst repräsentativ wirkende aber unverhältnismäßig und scheinbar unerklärlich tief liegende Säulen bestandene Ur – Atrium samt Erker und Wandbemalung et cetera und viele andere Hinweise geben in der Tat eine ganze Reihe von Rätseln auf, die bislang nicht zufriedenstellend entkräftet wurden. Ich schließe mich daher nicht nur aus diesem Grund auch dem Personenkreis an, der dies für möglich hält, so dass meine weiteren Theorien auch darauf basieren. Das religiöse Zentral- und Verwaltungsgebäude der neuen Machthaber in Ostwestfalen sollte und musste auch höchst staatstragende Ansprüche erfüllen. Und dieses imposante und mehr antik/weltlich erscheinende Atrium mit seinen immer noch beeindruckenden Konturen, Außenmaßen seiner Repräsentationskraft und Ausstrahlung stand im starken Gegensatz zum späteren Missionswerk quer durch alle Orden und auch dem benediktinischen Klosterleben. Sollten sich wie von der "contra Fraktion" gemutmaßt wird, hinter dieser monumentalen Fassade und Bausubstanz bereits Ansätze eines karolingischen Herrscher – bzw. Regierungssitzes verbergen, so stellt sich zuerst die Frage, welchem karolingischen Herrscher nach Karl dem Großen, den langwierigen Auseinandersetzungen im fränkischen Königshaus, sowie der folgenden Aufspaltung des fränkischen Reiches im Vertrag von Verdun im 9. Jahrhundert dieser Aufwand hätte gegolten haben können. Die für die mittelalterliche Kunstgeschichte als Unikum bezeichneten Wandmalereien im Kloster Corvey auf Basis der  „Aeneis“ des römischen Dichters Vergil bringen auch heute noch die Museumsführer des Weltkulturerbes regelmäßig zum Rätseln, wenn sie interessierte Personengruppen durch die Anlagen führen und sie Fragen danach beantworten sollen. Denn sie lassen sich nach allgemeiner Übereinstimmung mit einem frühmittelalterlichen Klosterbau und dem dazugehörigen strengem Klosterleben nicht recht in Einklang bringen. Vergil selbst lebte von 70 - bis 19 + und war Zeitgenosse sowohl von Augustus als auch von Varus. Ob die dargestellten griechischen Heldengestalten dieser Aeneis als tugendhafte Vorbilder für die christliche Mission nach 3o Jahren Sachsenkrieg geeignet waren, ist allerdings fraglich. Diese Heroen und deren Taten im weit entfernten Mittelmeerraum den Bewohnern der kalten Germania Magna zu vermitteln, war nahezu abenteuerlich zu nennen. Man stelle sich nur vor, dass sächsische Krieger die dem Blutbad von Verden 40 Jahre zuvor vielleicht knapp entgingen und noch vor nicht all zu langer Zeit sogar unter Todesdrohung gezwungen wurden den christlichen Glauben annehmen zu müssen, betrachten unter klösterlicher Obhut demütig und unterwürfig die bunten Darstellungen eines auf einem Delphin reitenden Jüngling und einer fasst unbekleideten weiblich geformten Meduse. Vorausgesetzt man ließ sie überhaupt bis in diese Räumlichkeiten vordringen. Sie werden sich jedenfalls in diesen für sie immer noch gefährlichen Zeiten nicht gewagt haben, dass in ihrer Sprache auszudrücken, was sie sich dabei gedacht haben mögen. Aber die Mönche sahen es in ihren Gesichtern und mussten handeln, denn dazu passte ihre Botschaft nicht. Man übertünchte sie mehrmals und man könnte aus heutiger Sicht betrachtet zu dem Urteil gelangen, dass dies ein Sinnbild darstellt, für die Zerrissenheit eines christlich eingeengten Weltbildes im Kontrast zur antiken heidnischen Offenheit. Diese Irritation beim Erblicken der Fresken wird es jedoch nur bei den ortsunkundigen Sachsen gegeben haben, während es für die Bevölkerung der Corveyer Nordstadt und der weiteren Umgebung vor der klerikalen Annexion ein alltäglicher Anblick war und sie damit vertraut waren. Sie zu entfernen, zu zerstören oder selbst zu übertünchen kam den Menschen an der Weser vor dem aufgezwungenen Religionswechsels glücklicherweise nicht in den Sinn. Mit dem Einzug der Mönche in Selicasa wird man diese Wandmalereien dann letztlich früher oder später unkenntlich gemacht haben. Theoretisch kann dies nur irgendwann in der langen Zeit des mönchischen Lebens und der klerikalen Nutzung in Corvey seit dem Jahr 823, die Abtei war etwa 1000 Jahre im Besitz der Benediktiner, passiert sein als man erkannte, dass die anstößigen Fresken gestört haben. Man kann natürlich auch die Meinung vertreten, dass die Mönche die Fresken noch lange Zeit sichtbar hielten bis an dieser Stelle Zeitgeist und Geschmack zur Schlichtheit tendierte. Diese Version wird allerdings selbst von heutigen Benediktinermönchen bestritten, die die Fresken grundsätzlich nicht für kompatibel mit den damaligen Glaubensvorstellungen halten. Interessant wäre es daher zu erfahren, ob sich der Zeitpunkt der Erstübertünchung mit wissenschaftlichen Methoden datieren lässt. Kaiser Augustus war ob man es später zu Zeiten Karl des Großen hören wollte oder auch nicht ein Mensch der an die damaligen Götter glaubte, nach christlichen Wertvorstellungen und Maßstäben gemessen, also ein Heide. Für die Verfilmung des Umberto Eco Bestsellers „Der Name der Rose“ hätte man sich vielleicht besser um eine Drehgenehmigung in Corvey statt im Kloster Eberbach bemühen sollen, denn dort hätte man ihn vielleicht etwas authentischer verfilmen können. Für den niederen sächsischen Stand ging jedenfalls mit der fränkischen Machtausdehnung eine sehr lange Phase christlicher Dominanz und auch Unterdrückung einher, die später im Zuge des Stellingaaufstandes nochmal zum Ausbruch kommen sollte. Die „karolingische“ Hypothese der Deutung der "contra Fraktion" klingt daher eher wie ein Versuch Gegenargumente herbei führen zu müssen. Diese Interpretation basiert auf der Annahme, dass sich Karl der Große und seine Nachkommen in ihrer Rolle als Erneuerer des römisches Reichgedankens auch die damit verbundenen künstlerischen Freiheiten aneignen durften. Die Karolinger traten in diesem Fall sogar sehr tief in die Fußstapfen von Kaiser Augustus. Denn Kaiser Augustus stand die Odyssee von Homer in der Darstellung der Aeneis von Virgil bekanntlich so nahe, dass er ein überaus großes persönliches Interesse an deren Veröffentlichung hatte und sich sogar über das Testament des Vergil hinweg setzte. Ob Ludwig, genannt der Fromme, diesen neuen wohl weniger frommen Geist der Renovatio allerdings so konsequent in die Tat umsetzen ließ, indem er anordnete, dass die gewagten Fresken noch zu seinen Lebzeiten aufgetragen wurden, wäre für das 9. Jahrhundert in der Tat aus heutiger Sicht ein klerikaler Spagat gewesen. Das die Karolinger die Zeiten späterer Christenverfolgungen unter den römischen Kaisern derart ausblendeten nur um sich das Erbe von Kaiser Augustus zu sichern, sollte nicht dazu geführt haben, dieses strittige Erbe sogar bis in die frühen karolingischen Klöster zu tragen. Varus kann man alles nachsagen nur nicht, dass er die Absicht hatte, Grundsteine für spätere Klosteranlagen zu legen aber kubische Elemente in der Architektonik umzusetzen entsprach nun mal antiker Bauweise. Trotzdem noch ein kurzer Hinweis auf die umstrittene Schrifttafel am Corveyer Westwerk. Karolingische Minuskeln sind nach neuesten Erkenntnissen um die Mitte des 8. Jhd. im Königskloster Corbie entstanden. Eine Handschrift, die um 765 in Corbie entstanden ist, weist auf erste Versuche hin. Sie zeichnet sich durch Klarheit und Einfachheit des Schriftbildes aus. Von der Hofschule Karls des Großen breitete sich diese neue Schrift dann aus. Sie ersetzt die bis dahin gebräuchliche lateinische Schrift in Majuskel die durch Abrundung der Buchstaben der römischen Capitalis Quadrata entstanden war. Nach ihrer Entstehung in Corbie breiteten sich die karolingischen Minuskeln ab dem 9. Jhd. von den Schreibzentren des Karolingerreiches sehr schnell aus. Corbie, Namensgeber und Ursprungsabtei des Corveyer Klosters an der Weser war demnach der Ursprung der neuen karolingischen Schrift. So wäre es eigentlich zu erwarten gewesen, dass es für die Abtei Corvey geradezu eine Pflicht und Ehre dargestellt hätte, diese neue Schrift auch als erste anzuwenden. Stattdessen griff man beim Bau des Westwerks wieder auf das alte Erscheinungsbild der Capitalis quadrata zurück, die ab der zweiten Hälfte des 1. Jhd. bis zum Ende des 3. Jhd. unter den römischen Kaisern Augustus, Tiberius, bis hin zu Trajan, Hadrian und Marc Aurel ihren Höhepunkt erlebte.  Die Capitalis quadrata blieb bis in das 6. Jhd. in Gebrauch, soll aber in einzelnen Prachthandschriften und als Auszeichnungsschrift sogar bis in das 9. Jahrhundert zu finden sein, aber nicht mehr im 10.Jhd. Und bei einer dieser einzelnen Auszeichnungsschriften soll es sich bekanntlich um die Schrifttafel an der Außenfassade der Abtei Corvey handeln. Ich suche derzeit noch nach weiteren karolingischen Inschriften bei denen man ebenfalls noch die römische Capitalis quadrata verwendete. Obwohl es sich Karl der Große zum Ziel gesetzt hatte ein einheitliches Schriftbild in seinem Reich einzuführen soll diese Leitlinie ausgerechnet in Corvey unterbrochen worden sein. Als man mit dem Bau des Westwerkes in Corvey, 60 Jahre nach dem Tod Karls des Großen im Jahre 873 also noch im besagten 9. Jhd. begonnen hatte, das dann 885 folglich 15 Jahre vor Beginn des 10.Jhd. geweiht wurde, hatten sich die karolingischen Minuskeln im fränkischen Reich durchgesetzt. Aber in diesen Zeiten zerbrach nach dem Vertrag von Ribemont 880 auch langsam das Frankenreich und am Horizont zeichnete sich bereits Deutschland und Frankreich ab. Heinrich der Erste von Ostfrankreich war gerade drei Jahre alt und wer strebte in diesen Zeiten noch ernsthaft nach römischen Vorbildern. Wir wissen heute wie schnell und in welch kurzer Zeit die Römer fähig waren Welten zu erobern. Die Baustruktur der Klosteranlage von Corvey und umliegende Gewanne wie “thom Roden” und viele andere Turmreste, Bodendenkmäler und Wall Strukturen geben dazu interessante Hinweise, die unter Geschichtsforschern intensiv diskutiert werden. Ihnen aber auf den Grund zu gehen, war bislang noch nicht umfassend möglich, gestattet worden oder gewollt gewesen. Die Beweislage insgesamt ist beeindruckend interpretierbar und lässt zu viele Schlüsse in die Richtung zu, als dass Teile der Abtei Corvey nicht nur aus römischer Zeit stammen könnten sondern stammen. Im vorgenannten Buch werden eine Reihe interessanter Hinweise vorgestellt, die nicht erschöpfend genug beantwortet werden konnten. Unsere Akademien, Universitäten und Hochschulen haben sich diesen Schlussfolgerungen bislang leider noch nicht umfassend genug gewidmet oder geöffnet. Eine detaillierte und umfassende Analyse aller Erkenntnisse steht auch demzufolge immer noch aus. Das Ausbleiben einer fundierten Expertise hat viele von der Geschichte begeisterte Laienforscher daher auch irritiert. So wäre es im Sinne aller sehr erstrebenswert, wenn die zusammen getragenen Argumente im Lichte moderner Forschungsmethoden einer neutralen Bewertung unterzogen werden könnten. Das dieses bislang unterblieb hat sicherlich Spekulationen darüber ausgelöst, warum sich kein Expertenteam diesen Herausforderungen mit all seinen Facetten stellen wollte. Es liegen Berichte über eine Vielzahl von Ungereimtheiten vor, denen nach zu gehen sicherlich historisch lohnenswert wäre. Dem verstorbenen Heribert Klabes sei gedankt, sich dieser Thematik ausführlich gewidmet zu haben sowie Andreas Otte, der sich um den Druck der Neuausgabe 2008 verdient gemacht hat. Aus der Vielzahl der teilweise auch heute noch sichtbaren Hinterlassenschaften aus alter Zeit seien nur die folgenden Hinweise herausgegriffen. Von Graf Bernhard einem Nutznießer fränkischer Interessen, der vermutlich selbst Franke war, kaufte Ludwig der Fromme 822 die „Marca Huxori“, um die dort näher bezeichnete „Villa Huxori“ dann am 27.7.823 im Rahmen einer Schenkungsurkunde einschließlich der Waldgebiete dem 822 gegründeten Benediktinerkloster Corvey zu übergeben. Die Geister scheiden sich nun an der Begrifflichkeit Wortfindung und Überlieferung, dass es an der Stelle des heutigen Klosters Corvey anhand der bekannten Urkunden schon vor dem Jahre 822 bereits eine Villa und man beachte, bestehend aus einem Steinhaus mit der Bezeichnung “Selicasa” gegeben hat. Das Gelände wäre demnach also nicht jungfräulich unbebaut oder ungenutzt gleich einer nassen Wiese gewesen, sondern bezeugte für diese frühen Zeiten, was sehr ungewöhnlich ist und ein Novum darstellt, nämlich einen Steinbau an der Weser. Das lateinische Wort Villa haben vermutlich Karolinger verwendet und es bezeichnet im ursprünglichen Sinne ein römisches Landhaus bzw. ein Landgut. Demnach gab es also ein steinernes Landhaus an den Ufern der Visurgis. Doch wer hätte es in vorkarolingischer Zeit errichten sollen. Es den sächsischen Eroberern im 7. Jahrhundert oder gar den davor dort siedelnden Germanenstämmen anzulasten klingt utopisch. Steinbauten zu errichten war im Ostwestfalen des 8. Jahrhundert oder früher nicht opportun. Allein Aufwand und Nutzen standen in keinem Verhältnis zueinander zudem noch mit Säulen ausgestattet. Hier machte nur der traditionelle Fachwerkbau Sinn und war überlebensfähig. Der Wortverbindung „Villa Huxori“ folgend hat man sich in den Jahren nun mit dem möglicherweise noch ursprünglich erhaltenen restlichen Gebäudekomplex näher beschäftigt und stieß dabei auf weitere ungewöhnliche Hinweise die auf eine frühere Erbauungszeit schließen lassen. Aber allein die Worte Huxori und Selicasa klingen da schon rätselhaft genug. In heutigen deutschen Worten mit „X“ erkennen wir alte germanische Wurzeln, sodass das Wort Huxori in die Frühgeschichte weisen könnte. Auch Kelten haben häufig den Buchstaben „X“ benutzt. Aber Selicasa klingt wegen der Zweitsilbe natürlich eher lateinisch. Casa steht wohl unbestritten für Gebäude. Sollte die Vorsilbe „Seli“ einen Bezug zu einem ehemaligen Besitzer herstellen also einen Namen beinhalten und wenn ja, in welchen Sprachraum könnte er uns führen ? Welche Namen beginnen mit Seli und wer vergab den Namen casa ? Doch es gibt noch einen anderen Hinweis, denn römische Bauten wurden unter Zuhilfenahme von Mörtel dem bekannten Opus caementicium hoch gezogen. Diesem Mörtel wurde Kalk beigegeben und wo vorhanden die wichtige Vulkanasche, aber auch das unverzichtbare Ziegelklein gehörte dazu. Vulkanasche noch dazu aus Puteoli dem heutigen Pozzuoli, nördlich von Neapel stand den Römern an der Weser nicht zur Verfügung. Vulkanasche noch dazu aus Puteoli dem heutigen Pozzuoli, nördlich von Neapel stand den Römern an der Weser nicht zur Verfügung. Und sie war wohl aus den ehemals aktiven Vulkanen in Nordhessen auch nicht mehr verarbeitungsfähig zu gewinnen. Was die Römer an der Weser aber zur Genüge vorfanden, war Kalk in Form von Kalktuff, auch Quellkalk, Quelltuff oder Bachtuff genannt. Und diesen Sinter also den Kalktuff lieferte der Boden in Ostwestfalen reichlich. Kalktuff ist Mergel und Mergel ist Silicate und entsteht aus dessen Zersetzung und Silicat ist ein guter Baustoff aus dem sich beachtliche Bauwerke errichten lassen. Und nicht von ungefähr nennt sich die Paderborner Hochfläche ja auch Sintfeld. Der von den Römern entwickelte Zement enthält silicathaltigen Kalk. Sicherlich waren aus diesem stabilen Grundstoff gefertigte Gebäude auch für die Germanen sehr interessant und mancher Cherusker wollte mal dabei sein und sehen, wie es hergestellt wurde. Für die Legionäre war es aber nur ganz einfach Silicat. Und Häuser oder Gebäude die unter Verwendung dieses Silicatmaterials gebaut wurden nannte man damals und auch später in abgewandelter bzw. veränderter Form noch Selicata oder Selicate aus dem sich dann der Ursprungsname Selicasa eben ein „Casa aus Selicat“ entwickelte, einbürgerte oder ableitete. Anders ausgedrückt, ein Halle mit vier Säulen hergestellt mit Calziumsilikat-Mörtel.Danach war es also im übertragenden Sinne kein Casa in Form eines fertigen Gebäudes, sondern im Sinne von Silicat einem Baumaterial mit dem man Gebäude also Casa errichtete. Folglich ein starker Hinweis auf ein in römischer Zeit errichtetes Steingebäude aber östlich des Rheins und westlich der Weser, wo es so etwas nach herkömmlicher Auffassung nicht geben darf. Nach der Entdeckung der Steinfundamente des römischen Forums bei Waldgirmes kann dies natürlich nicht mehr ausgeschlossen werden.An einem Säulenfragment wurde zum Beispiel die Darstellung des so genannten babylonischen Ziegen- bzw Ziegenbockfisches identifiziert, eine Capricornusabbildung wie sie außer dem späteren Sphinx, als Nativitätssymbol für Kaiser Augustus überliefert und bestätigt ist. Auch Material für C 14 Untersuchungen stünde noch zur Verfügung und könnte der wissenschaftlichen Erhellung dienen. Eben dieses Holz, dass aus den interessanten da älteren unteren Bauabschnitten stammt wurde tatsächlich geborgen und der C 14 Methode unterzogen. Das ist schon viele Jahre her und seit dem harrt die interessierte Fachwelt auf die Veröffentlichung dieser Ergebnisse. Auch das ist wieder zum Nährboden von Spekulationen geworden und dann bleibt immer noch die Sorge, dass die Proben möglicherweise mit den deutlich jüngeren Dachbalken der oberen Baustruktur vertauscht wurden. Die vielen anderen Hinweise sind bekannt und wurden bereits sehr ausführlich dargestellt und beschrieben, ohne das sich die gängige Lehrmeinung nach dem Kenntnisstand des Verfassers bisher der Sache annahm und überzeugende Gegenargumente lieferte, wenn es sie denn gäbe. Statt die fällige Aufarbeitung zu betreiben ist den offiziellen Darstellungen der Amtsarchäologie dazu jeweils lediglich folgender Standardhinweis zu entnehmen; „Abweichend vom allgemein akzeptierten Forschungsstand, enthält ungesicherte und unhaltbare Annahmen“. Eine Niederschrift des aktuellen und allgemein akzeptierten Forschungsstandes ist bislang jedoch leider nicht erarbeitet worden und konnte demnach auch nicht publiziert werden. Nichts wäre überzeugender und wünschenswerter als eine schlüssige und fundierte Darstellung studierter Archäologen. Mit der Ernennung der ehemaligen Reichsabtei Corvey zum Weltkulturerbe sind zudem Untersuchungen nicht mehr gestattet die auf der Basis zerstörender Maßnahmen stattfinden müssten. Eine an sich richtige Entscheidung, die aber weitere Forschungen erschwert. Es käme eben dabei auf die richtige Vorgehensweise an. Denn es gibt auch Untersuchungsmöglichkeiten von denen keine Gefahr für die Bausubstanz ausgeht und wer will das schon. Wäre die durch Raubgräber aufgefundene Himmelscheibe von Nebra nie über den Schwarzmarkt als bedeutender Fund in Expertenhand bzw. ins Museum gelangt und hätte nur auf vagen Skizzen oder undeutlichen Fotografien überlebt, so wäre auch aus ihr ein weiteres Phantom gleich einem fliegenden Holländer der Archäologie geworden, dass durch die Zeiten geistern würde und es wäre natürlich von den amtlichen Experten in der Konsequenz auch immer als Hirngespinst abgetan worden. In Corvey oder vielleicht sollte man schon sagen in “Civitas Cheruscorum” ließe sich aber noch vieles wissenschaftlich erschließen, aber man unterließ es bislang. Im Umkehrschluss reicht aber allein schon dieses Wissen aus, um die Diskussion über einen möglichen Ausgangsort der Varus Ereignisse an anderer Stelle als in der uns bekannten nördlicheren Region nahe Osnabrück, begründet in Frage zu stellen, wenn nicht gar zu beenden. Hier die Grundstruktur für einen neuen Reichsmittelpunkt zu erkennen, passt daher auch noch gut in den Rahmen eines historischen Ermessensspielraumes. Im Zuge der Christianisierung bildeten bekanntlich sehr viele unseren Vorfahren, den Heiden zugeschriebene Weihestätten, Quellheiligtümer, Altäre, Gebäude oder Wallanlagen bevorzugte Plätze eine Basis um sie religiös und zeitgemäß umzudeuten. Ebenso wie man es mit den an die jeweilige Jahreszeit gebundenen germanischen Kultfesten wie Ostern etc. praktizierte. So nannte man bekanntlich den Limes in Süddeutschland zu Zeiten des Mittelalters mangels besseres Wissens noch Teufels- oder Heidenmauer. Viele Orte späterer fränkischer Klostergründungen im Lipperland könnten ebenfalls eine Geschichte vor der Christianisierung gehabt haben, auch wenn diese nicht mehr nachweisbar ist. Das alte Kloster Böddeken bei Wewelsburg unweit des Sintfeldes könnte eine derartige Vergangenheit gehabt haben. Die Gegend um Corvey bot sich daher dem frommen Frankenkönig Ludwig gerade zu an, um dort im September 822 nach Hethis ein neues Kloster zu begründen, dass später auch über die Reichsgrenzen hinaus zum Missionszentrum weiter Teile Osteuropas aufstieg. Denn in dieser Region wo religiöse Gegensätze besonders auffällig zusammen stießen, bot sich viel Spielraum um über Alteingessenes neu motivierte Ideen zu stülpen. Im Zuge der Jahrhunderte verwischten sich viele Spuren teils irrtümlich oder wurden bewusst überdeckt die auf vorchristliche Nutzungen und Traditionen hinwiesen. Die späteren Epochen insbesondere zu Zeiten der Hexenverfolgung machten die bis dato noch verbliebenen Relikte dann oftmals unumkehrbar unkenntlich. Aber man hatte damals im Zuge christlichen Tatendrangs und Übereifers die Rechnung ohne den technischen Fortschritt gemacht, der uns heute nur um Beispiele zu nennen über Satellitenaufnahmen also Luftbildarchäologie, Infrarotbilder oder systematische Fundvergleiche und andere Techniken so manches verborgen geglaubte wieder offen legt. Der Fall der sehr engagierten Kirchenmaler von Corvey die 1954 so ganz nebenbei auf die Fresken stießen, ist daher ein schönes Beispiel dafür wie unberechenbar doch Kommissar Zufall die Hand führen kann. Ihnen war es mit zu verdanken, dass man die Geschichtsbücher nicht zu weit weg legen sollte um sie ggf. doch noch mal überarbeiten zu können. Ihnen ist es auch zu verdanken, dass man in einem Kirchenführer lesen kann, dass diese Wandmalereien in der mittelalterlichen Kunst ein Unikum darstellen und nach der Entdeckung viele Interpreten dieses Unikums einen erstaunlichen Spagat hinlegen mussten, indem sie die Fresken als praktische Vorbilder für fromme Christenmenschen und keusches Klosterleben entlarvten. Ich habe daher auch diese Ausarbeitung wie zu Beginn geschrieben immer für nötige spätere Korrekturen offen gehalten. Varus hatte sich jedenfalls für einen logistisch gut nachvollziehbaren Hauptort eingebettet in eine lang gestreckte ausbaufähige Auen- und waldreiche Gebirgslandschaft an der Weser entschieden der für mich aufgrund der Gesamtstruktur auch keine Überraschung darstellt. (zuletzt bearbeitet 30.11.17 - 23:17)

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Donnerstag, 12. Oktober 2017
Der Aufbruch zur Weser - Logistische Kraftanstrengung und Wagnis zugleich
Um den ursächlichen Grund für den unstillbaren Vorwärtsdrang römischer Kriegsmaschinerie zu kennen, dem auch Varus seinen Arbeitsplatz in Ostwestfalen zu verdanken hatte müsste man tief bohren. Waren es im Betrachtungsraum die militärisch schwächeren Nordvölker die es den römischen Feldherren zu leicht machten, sah man in ihnen keine ernsthaften Gegner die den römischen Waffen nicht gewachsen waren, oder war es den Herrschern im Zentrum des Mittelmeerraumes in die Wiege gelegt ihren Machtbereich mit allen Mitteln und das scheinbar grenzenlos ausdehnen zu wollen. Letztlich zwang niemand das römische Reich sich im unwirtlichen Norden Großbritanniens mit den Pikten zu messen und man kennt auch nicht die Antriebsfeder sich in den Wüstenregionen Mesopotamiens mit den Parthern anzulegen, in dem man sie mit dem Überschreiten der vereinbarten Euphratgrenze provozierte. So als steuere man bereits einen klar definierten Fixpunkt an schwärmten die Legionen in alle Himmelsrichtungen aus und kannten keinen Halt, marschierten erfolgsgewohnt auch quer durch Westfalen in Richtung Osten und rund 20 Jahre gelang es keinem Volk in Germanien sich ihnen ernsthaft entgegen zu stellen. In Rom dachte man pragmatisch und mag Fernziele gehabt haben die aus ihrer Sicht alle Anstrengungen rechtfertigten. Man setzte sie sich sukzessive je nach dem wie gut die Logistik funktionierte, wie siegreich die römischen Feldherren agierten und wie geschickt sie die Verträge aushandelten. Ob man das Ziel schon an der Weser erreicht haben wollte oder erst an der Elbe war unwesentlich und entschied sich erst aus der Bewegung heraus. Aber der Kaiser wird seine Vorstellungen gehabt haben als er Varus nach Ostwestfalen beorderte. Mit der Erschließung ging ein umfänglicher Zivilisations- und Wissenstransfer einher der sowohl die neuen Technologien als auch Gebrauchsartikeln vom Nagel bis zur Tischkultur umfasste aber auch verbesserte Anbaumethoden oder neue Frucht - und Baumarten beinhaltete. Allesamt Kenntnisse die das Überleben sicher stellen können und mit denen sich auch in Germanien Freunde gewinnen ließ, würde nicht der militärisch ausbeuterische Aspekt alles überwiegen. So sollte man die römische Expansion resümierend in dem Satz zusammenfassen "es war nicht alles schlecht". Da Fortschritt bekanntlich eine Schnecke ist blieben die römischen Errungenschaften aufgrund der Frontverkürzung nach 16 + lange in den zivilen und militärischen Zentren links des Rhein stecken. Eine Rückzugslinie hinter die man sich zurück zog nach dem sich die militärische Lage zugunsten der Germanen gedreht hatte und der breite Rhein ihnen mehr Schutz versprach. Aber bis es dazu kam, schien es lange so, als könnte es dem Imperium nahezu mühelos und in relativ kurzer Zeit gelingen sich neuen Gebietszuwachs zu sichern. Ihre Militärlager sprießten an beliebigen Orten wie Bollwerke ihrer Willenskraft aus dem Boden und überzogen das Land. Ausgehend von unserem Wissenstand, dass Legionen auf ihren Feldzügen allabendlich neue Lager errichteten oder vorhandene mehrfach nutzten muss die Mitte Germaniens von einer Unzahl an Marschlagern und zeitweise genutzten Kastellen schier überflutet gewesen sein. Und auch die noch nicht auf römische Reste untersuchten Wiesen zwischen Höxter und dem Weserufer nahe Corvey samt Reichsabtei dürften ihre Anziehungskraft auf römische Feldherren nicht verfehlt haben. Denn ab hier stand man schon der Elbe bei Magdeburg näher als dem Rhein bei Wesel. Die rastlose Dynamik des Imperiums faszinierte schon immer die Geschichtsforschung und man fand nur wenige Rezepte aber umso mehr Theorien mit denen man es sich erklären wollte. Neben der erhofften Machtausdehnung und der folgenden Nutzbarmachung um das Wort Ausbeutung zu vermeiden, wollte man mit der Provinzialisierungsstrategie die Kontrolle erlangen auch um jegliches Vordringen der Germanenstämme in römisch besetzte Gebiete dauerhaft zu unterbinden. Vergleichbar mit der mittelalterlichen Niederschlagung der Slawen und der folgenden Ostkolonisation sollte auf das Schwert das neue Gesetz folgen. Das Rom in Germanien nicht nur Militärlager sondern auch verteidigungsfähige zivile Siedlungen hinterließ ergaben die Grabungen in Waldgirmes. Dank eines Holzstammes der sich auf das Jahr 4 - datieren ließ war es die Zeit als Lucius Domitius Ahenobarbus Statthalter von Niedergermanien war. Ein Zeugnis, das vielleicht den Baubeginn der ersten römischen Kleinstadt in Germanien bestätigte. Ein Ort, der sich 130 Kilometer südlich des Hafenkastells Anreppen an der Lippe befindet, dass man erst 9 Jahre später allerdings mit der Funktion eines Umschlagplatzes erbaute. Offensichtlich waren die Vorarbeiten mit dem Ziel eine neue Provinz aufzubauen an der Lahn fortgeschrittener, als an der Lippe wo man zunächst noch die Cherusker zu überzeugen hatte dem einzuwilligen. Die Frachten gelangten wohl hauptsächlich über Xanten in die Kähne um dann Lippe aufwärts ab Anreppen den Landweg nach Osten zu nehmen. Hier wurde gestapelt und umgeladen, was an Material vom Werkzeug bis zum Luxusgut für die weitere Versorgung und Eroberung nötig war und attraktives Geschmeide mit denen sich Vertragsverhandlungen geschmeidiger führen ließen war sicherlich auch dabei. Und wo sie sich befanden und wie sie transportiert wurden war im Land der Brukterer auch kein Geheimnis. Rom nutzte dafür die Lippe als auch den südlich davon verlaufenden Landweg vom Rhein an die Weser und folgte damit der Altstraße aus vorgeschichtlicher Zeit. Diese Verbindungen für die neuen Verkehrsströme tauglicher zu machen war zuvorderst die Aufgabe der römischen Legionäre. Inwieweit daran in Germanien unter Augustus Sklaven beteiligt waren ist nicht bekannt. Von Westen aus betrachtet folgten auf die gebirgsfreie Landschaft der westfälischen Bucht erst ab den Oberläufen von Lippe und Ems die Anstiege sowohl nach Norden in Richtung Senne, als auch nach Osten auf die Paderborner Hochebene. Das Hafenkastell Anreppen lag im Zentrum dieses Fächers vor der Mittelgebirgskette des heutigen Teutoburger Waldes der sich bis 1616 Osning und davor Osnegge nannte und dem die mythische Bezeichnung Asenegge zugrunde liegen soll. Die Militärstrategen hatten ab Anreppen ein klares Konzept entworfen wie sich die zukünftige Stoßrichtung gestalten sollte. Und dazu bedurfte es auch keines Lockrufes zur Weser von Seiten der Cherusker wie es Cassius Dio (56,18,1-24,5) einst formulierte, denn der Fluss stellte nach der Verladestelle Anreppen das nächste bedeutsame Ziel der Landnahme dar und dahin wollte man sowieso. Der Fluss an dem Florus (2,26) zufolge schon Drusus vor seinem Tod im Jahre 9 - Wachtposten hinterlassen hatte war immer noch die Zielrichtung. Die bautechnische Herausforderung lag nun darin auch den schnellsten Weg von Anreppen über Paderborn und Schwaney zur Weser für den erwarteten Bedarf erst herzurichten zu müssen, da die vorrömische Wegeführung für die Legionen ungeeignet und nicht mehr den neuen Erfordernissen entsprach. Es fehlten gesicherte und stabile Anstiege für die Maultierzüge, möglicherweise bessere Anschlußstellen zum Trinkwasser und Türme für die Orientierung als auch die Frühwarnung. Die römischen Bautrupps verließen nun falls sie mit dem Kahn angereist waren Anreppen den antiken logistischen Verteilerkreisel im Kessel vor der Gebirgssichel der Egge die es nun zu überschreiten galt. Sollten sie über die Altstraße marschiert sein gelangten sie aus Richtung Salzkotten kommend an ihre zukünftigen Baustellen im Eggebereich. Am Anfang aller langfristig ausgelegten Eroberungspläne steht die logistische Erschließung und sie hinterließ auch in Ostwestfalen ihre Spuren. Vom Knotenpunkt an den Paderquellen ließ sich die Weser auf mehreren Wegen erreichen. Die kürzeste Wegstrecke allerdings läuft über Paderborn und beträgt etwa 44 Kilometer gleich zwei Tagesmärsche, wobei man in diesem Fall die Weser bei Wehrden dem einst keltischen Weredun erreichen würde. Es verbirgt sich dahinter die alte Bezeichnung für Insel wie es auch noch gut der alten Weser Mäandrierung in der Ortslage entnehmen lässt und wo man im Bereich des Wehrdener Schlosses vielleicht noch auf römische Bausubstanz stoßen könnte. Unmittelbar nördlich von Wehrden erhebt sich der Steinberg an dessen nach Süden fallender Abbruchkante dem einstigen Prallhang des Flusses sich noch die historisch ungesicherten vermutlich
undatierbaren Umwallungen einer einstigen Wachtturmanlage erkennen lassen. Aber Wehrden bedeutete nicht den Zielpunkt römischer Interessen denn der befand sich etwa 7,5 km nördlich in der ausgedehnten Weserschleife bei Höxter/Corvey. Hier existierte seit Menschengedenken eine Altstraße die ihren weiteren Verlauf nach Osten über die Weserfurt nahm. Ab Corvey hatten sich schon unsere Altvorderen zu entscheiden, ob sie über Uslar den Harz an seiner Südseite in Richtung Erzgebirge umgehen wollten oder ob sie den Weg an der Nordseite über Goslar und die dortigen Silberminen zur Elbe nach Magdeburg also zur Bernsteinstraße nehmen wollten. Aber auch schon bis Corvey achtete der römische Generalstab darauf alle sich bietenden Geländevorteile zu nutzen, wenn man ins innere Germaniens vorstoßen wollte. Hatte man die angenehme westfälischen Bucht hinter sich gelassen stand ihnen zunächst die Egge bevor, die es zu überwinden galt. Das dann vor ihnen liegende Oesetal umging man nördlich oberhalb der Oesequelle und vermied damit den sumpfigen Talabschnitt um den Gradberg. Was danach bis zur Weser folgte war aus verkehrstechnischer Sicht problemlos. Insgesamt waren es allesamt die Wege der Menschheitsgeschichte die man auch zu Varuszeiten nicht erst neu zu erfinden hatte. Aus welcher Vorzeit sie auch stammten und welche frühen Völker sie auch nutzten bis sie später von Kelten, Germanen, Römern, Franken, Falen oder Sachsen begangen wurden, es waren im wesentlichen immer die gleichen. Denn immer war es das Bestreben aller sicher und gefahrlos und auf dem schnellsten Weg die Tagesetappen zu bewältigen und die Räume zu überwinden. Aber Rom wollte mehr, wollte Städte gründen und eine Stadt an der Weser hätte wie die Römerstadt Waldgirmes nahe der Lahn, dass die Entzerrungsexperten für das ptolemäische Mattiakon halten gut ins Konzept gepasst. Das römische Vorarbeiten in unbekannte Gefilde die bislang nicht unter ihrer Herrschaft standen folgte einem Plan, aber auch der lateinischen Weisheit "Nihil sine causa" - "Nichts ohne Grund", wenn das Imperium seine Eroberungszüge antrat. Wollte man sich der hier vorgestellten Logik nicht verschließen, dann mussten auch die römischen Bautrupps und Landvermesser der Alttrasse folgen die ab Schwaney über die Egge führte um dann den Gau der Nethe zu erreichen, die unweit des Altweges entspringt. Eine Entscheidung die man letztlich schon traf als man den Weg aus dem Römerlager Anreppen heraus in diese Richtung baute. Denn es stand zunächst die kürzeste Verbindung zur Weser und dann zur Elbe im Vordergrund. Jene Flüsse die für den Herrscher auf dem Palatin eine Magneten gleiche Attraktivität besaßen, wie man es ihm gerne unterstellt. Die Anziehungskraft großer Flüsse auf Handel und Wirtschaft bestand zu allen Zeiten und auch die römische Infrastruktur folgte dem und lebte davon. So hatten auch die römischen Feldherren im Zuge ihrer Sondierungen nicht lange nach dem kürzesten Weg von Anreppen zur Weser zu suchen. Denn es war letztlich auch damals schon der alte Hellweg von Dortmund kommend über Brakel den man nutzte und in dessen Streckenverlauf das Geodäsie Team um Andreas Kleineberg auch das ptolemäische Streontion nahe Bad Driburg lokalisierte. Die römischen Niederlassungen oder Stützpunkte an der Lippe hatten in der Eroberungsphase noch keine Bedeutung im Sinne möglicher Stadtneugründungen, es waren in der ersten Phase logistische Zentren in Form von Stapelplätzen, Kastellen oder Versorgungslager. So gab man diesen möglicherweise keine römischen oder griechischen Namen und die dort vorhandenen kleineren Siedlungen der Einheimischen waren es den Besatzern bzw. Polemäus nicht wert mit Namen auf der "Geographike Hyphegesis" also der Karte der bewohnten Erde zu hinterlassen. Aber was nicht war, sollte neuzeitlich betrachtet auf Haltern bezogen ja noch werden. Und der Weg nach Osten konnte sich für das Imperium auch als lukrativ erweisen, denn Rohstoffvorkommen klingen nach einträglichen Geschäften und fördern auch das Interesse an langfristiger Präsenz wie etwa die Salzvorkommen bei Salzkotten die bereits in der Hallstattzeit genutzt wurden. Die Kelten der Hallstattkultur nutzten die Eisenerzvorkommen in Westfalen ebenso wie die Salzvorkommen des Hellwegs und Eisen und Salz waren von existenzieller Bedeutung wurden sogar gegen Bernstein getauscht. Von Salzkotten ist zudem bekannt, dass von hier aus schon in frühester Zeit der Großraum bis Brakel und weitere Regionen wie Arolsen oder Warburg mit Salz versorgt wurden, was eine gewisse traditionelle Abhängigkeit von Salzkotten mit sich brachte. Salzkotten lag wie Brakel an der gleichen Altstraße und die Distanz zwischen beiden Städten beträgt rund 40 km Luftlinie, wäre also auch unter antiken Verhältnisse keine unüberbrückbare Entfernung gewesen um den Salztransport dorthin und möglicherweise bis zur Weser zu bewerkstelligen. Die wirtschaftliche und militärische Notwendigkeit der Wegeverbindung über die Egge war also auch in den dreißig Jahren der römischen Okkupationsversuche gegeben aber sie konnte auch öffentlich genutzt werden. Gleich in welchem Ausbauzustand sie sich befand, wurde sie von den Einheimischen begangen und befahren und war für sie lebenswichtig, denn alle waren vom Salz abhängig um ihre Nahrungsmittel haltbar zu machen. Das von Ptolemäus verzeichnete Bogadion hinter dem man die Region um Salzkotten vermutet lag unmittelbar an der römischen Route die in Asciburgium - Moers ihren Anfang nahm bzw. an der vorrömischen die sich vermutlich wegen der Rheinfurt bei Alt Homberg befand und war die bedeutende Landverbindung zwischen für West - und Ostfalen. Etwa 15 km südlich der Straße befindet sich der Standort des einstigen Römerlagers Knebelinghausen, dass von Brilon nur 10 km entfernt liegt. Eine für Rom aufgrund der dortigen Bleiminen zweifellos ebenfalls interessante Region. Gründe genug um Eroberungen zu rechtfertigen. Da die Altstraße von Paderborn über Schwaney und Schmechten nach Brakel führte und nicht über Bad Driburg darf man davon ausgehen, dass sich das ptolemäische Streontium auch nicht unmittelbar auf Bad Driburg bezog, sondern auf eine Örtlichkeit innerhalb der Region. Zudem verfügte Bad Driburg unterhalb der schroffen Egge gelegen zu Römerzeiten und auch noch Jahrhunderte später über keinen karrentauglichen Aufstieg um mit Gütern die Steilstrecke zur Paderborner Hochfläche befahren zu können. "Streontium" lässt sich in dieser Schreibweise nicht deuten, so dass man vermuten darf "Stereontium" wäre der eigentliche Name gewesen. Die griechische Silbe "Stereo" steht für fest, hart und starr, findet sich wieder im deutschen Wort "Ster" für Festkörper und vielleicht auch in der Bezeichnung Stereotyp dem deutschen Wort für starrköpfig. Öffnet man die weiten Türen der Spekulation, dann ließe sich dieses auf vieles anwenden. Etwa von der stereotypischen Bevölkerung, die man als stur, unbelehrbar, eingefahren, eigenartig oder unverbesserlich et cetera bezeichnen könnte. Während es die römischen Besatzer am Rhein oder in der westfälischen Bucht mit einem Menschenschlag zu tun hatten, dem schon damals etwas vom rheinischen Frohsinn angehaftet haben könnte, so könnte sich das für Menschen mit römischen Wesenszügen im Zuge des Eggeabstieg schlagartig anders dargestellt haben. Eine Beschreibung die gut zur germanischen Seele passen könnte. Man könnte den Begriff "Stereo" natürlich auch noch an der Starr " bzw. Schroffheit der Eggeregion festmachen. Die Bedeutung des Wortes "Stereontium" zu erforschen ist so problematisch wie der ptolemäische Ort "Munitium". Er ist zurück zu führen auf das Wort "munitio", dass im Zusammenhang mit Befestigung oder Verteidigungsanlage fällt, was allerdings auf viele römische Militärlager zutrifft, soll aber in diesem Fall für Hedemünden stehen. Ptolemäus verortete Plätze die sich auf Ostwestfalen beziehen lassen nur zwei Mal. Bogadium/Salzkotten nahe der Lippe und Streontium/Bad Driburg, wobei sich nur der Letztere im unmittelbaren Betrachtungsraum zum Varusschlachtgeschehen befindet. Man verwendet in diesem Zusammenhang bevorzugt das Wort Platz im Sinne von Handelsplatz, da sich die Wissenschaft nicht nicht imstande sieht sie schon zu einem Ort aufzuwerten. Im Großraum folgen erst wieder Namen wie Feugarum, das man bei Osterrode vermutet oder das 80 km weiter nördlich liegende Ascalingium, das sich auf Hildesheim bzw. den umliegenden Bereich beziehen soll. Weitere Verdichtungsräume früher Besiedlung die man aus römischer Sicht namentlich kennzeichnen wollte liegen außerhalb des Interessensbereiches dieses Internet Buches könnten aber für das Imperium aus eroberungstaktischer Sicht von Bedeutung gewesen sein. Letztlich fokussierte man sich in den römischen Machtzentralen auf lohnende Ziele und die befanden sich im Osten und weniger im endlosen Moor- und Sumpfland der norddeutschen Bucht. Als eine Station auf dem Weg dahin die, wie wir bei Florus lesen können seit Drusus auch keine imaginäre mehr war, dürfte man den Weserbogen bei Höxter im Visier gehabt haben. Er wird zunächst den östlichsten Brückenkopf vor der Weserfurt innerhalb der römischen Erschließungsphilosophie markiert haben. Umgeben von einer ausgreifenden Flussschleife in einer weitläufigen Auenlandschaft mit der Nethe als kleinem Neben- aber auch Zubringerfluss gelegen, der vielleicht seinen Sedimentbeitrag an der wichtigen Weserfurt leistete, befand sich diese Örtlichkeit weitaus näher an der direkten Linie der historischen Ostwestachse, als es die abwegiger weil nördlicher liegenden Weserstädte von Hameln bis Barkhausen waren. Das ungeachtet dessen ebenfalls als römischer Etappenfixpunkt favorisierte Hameln liegt zudem auf der vom römischen Reich abgewandten rechten Weserseite. Denn üblicherweise positionierte man römische Lagerkomplexe bei nach Norden fließenden Flüssen auf der linken Flußseite. Zudem ist die Ausdehnungsmöglichkeit der Altstadt von Hameln zu klein dimensioniert um es für eine größere Lagerstätte ins Auge fassen zu können. Aber insgesamt betrachtet dürfte es letztlich immer die Weser gewesen sein, die es den Römern im nächsten Schritt angetan hatte zumal römische Städte immer schon bevorzugt an den Ufern größerer Flüsse gegründet wurden. Und zwischen Rhein und Elbe bot sich nur die Weser für Neugründungen und Zwischenstationen auf dem Weg zum Endziel Elbe an. Die nahezu auf dem Breitengrad fließende Lippe war für römische "Provinzhauptstädte" ungeeignet, da der Lippe der direkte Anschluss zur Nordsee fehlte. Infolgedessen dürften die dortigen Niederlassungen ihren jeweiligen Status innerhalb einer mit Versorgungsaufgaben betrauten militärischen Kastelkette zunächst beibehalten haben. Dies schließt nicht aus, dass man für das zentral liegende Haltern schon weitreichendere Pläne gehabt haben könnte. Die Lage heutiger Städte wie Hameln, Rinteln oder Minden werden zweifellos in den langfristigen strategischen Überlegungen der Besatzer für zukünftige Gründungen nicht uninteressant gewesen sein zumal sie über den Zugang zur Weser flussabwärts ab Höxter auch mühelos auf dem Wasserweg mit der Strömung erreichbar waren. Nicht nur aus Gallien ist bekannt, dass die Römer jedem ansässigen größeren Stamm einen Hauptort zuordneten der ihren Vorstellungen aber oft nicht dem der autochtonen Völker entsprach. Eine nördlich von Höxter gelegene Civita hätte man möglicherweise als Zentrum der Angrivarier gegründet. Auf Basis dieser Theorie verlief für die Romanen die spätere Bundesstraße 1 die Aachen mit Königsberg verband nicht von Paderborn ausgehend über Hameln und Hildesheim nach Berlin. Für die Feldherren war es mehr die heutige Bundesstraße 64 vorbei am späteren fränkischen Königshof Huxori. Für welchen Weg man sich also vor 2000 Jahren entschied um den Harz nördlich zu passieren muss offen bleiben, ebenso ob auch spätere ottonische Städte wie Einbeck und Gandersheim schon damals an dieser Route gelegen hätten. Aber um über Goslar nach Magdeburg zu gelangen, wird es die strategisch bessere Alternative gewesen sein. Natürlich war eine schnelle Erreichbarkeit der Weser für die Legionen auch aufgrund ihrer begrenzten Transportkapazitäten und der gesamten Versorgungslage ein gewichtiges Argument sie gegenüber anderen Streckenführungen vorzuziehen. Hochrechnungen für den täglichen Bedarf an Nahrung für Mensch und Tier schwanken zwischen 40 und 60 Tonnen was für einen Landweg beträchtlich ist und die kürzeste Verbindung zu einem "Muß" machte. Genauso wie wir es von den römischen Landvermessern auch nicht anders erwartet hätten oder es kennen machte für sie die Weser bei Höxter beispielsweise gegenüber der Porta Westfalica versorgungstaktisch daher auch mehr Sinn. Aber auch die Weichen für die Nordexpansion ab Anreppen waren schon gestellt, wie man der römischen Schnellverbindung, nämlich dem ausgearbeiteten oder geschlagenen Hohlweg im Heidental bei Detmold entnehmen kann, wenn ihn denn römische Bausoldaten anlegten und er nicht schon früher existierte. Aber auch die Römerlager Menkhausen und Wilkenburg bestätigen die Vorgehensweise. Die römischen Landvermesser hatten es immer auf Gradlinigkeit abgesehen und selbst schwer passierbare geographische Hindernisse scheute man oft nicht, wenn man die Idealinie beibehalten wollte. Aber grundsätzlich versuchte man die Höhenlagen zu meiden, sich den Flußtälern anzupassen und wählte daher auch den Weg von Schwaney über Schmechten, Brakel und Godelheim nach Corvey statt von Brakel über Bosseborn und den steilen Ziegenberg. Man kennt die schönen geraden römischen Straßen nicht nur aus Frankreich und der Eifel die sich ebenfalls wie an der Schnur gezogen durch die Landschaft ziehen, wenn dies die Geographie gut zulässt. In Anreppen entdeckte man den Teilabschnitt einer römischen Straße und sie zeigt schon nach Osten und damit in Richtung Paderborn und nicht nach Norden und auch ein entdecktes Straßenstück östlich von Schwaney greift genau diese römische Verbindung nach Osten wieder auf. Dort im Boden dürften sich noch zahlreiche Hinweise zum weiteren Verlauf finden die die Durchgängigkeit belegen könnten. Die typisch römische Bauweise antiker Straßenfragmente gebaut wie für die Ewigkeit zeigen, dass die römischen Okkupanten diese Wegeverbindungen nicht nur für zeitlich befristete Erkundungsexpeditionen in den Osten Mitteleuropas gebaut hatten. Sie zeigten im Zuge der Freilegung einen Zustand der deutlich macht, dass die Erbauer kamen um zu bleiben. Interessante aber natürlich umstrittene römische Funde an der Harz Nordumgehung geben die weitere Route vor. Aber dem Raum um Höxter fiel eine besondere Bedeutung zu, denn in dieser Region konnte sich durch die günstige Lage östlich von Paderborn ein neuer Knotenpunkt oder anders ausgedrückt ein Mittelzentrum an der Weser bilden. Ihm würde dadurch automatisch die Funktion eines neuen Handelszentrum auf dem weiteren Weg zufallen ein Platz den schon die früheren Völker dafür nutzen gleich einem zentralgermanischen Verwaltungssitz wie er etwa Waldgirmes zugefallen wäre. Eine Stadt der man vielleicht einmal den Namen "Colonia Gaius Octavius" gegeben haben könnte. Bei der Standortwahl war aber auch die damalige geostrategische Situation von Bedeutung man könnte sie auch heikel nennen. Denn ab Corvey lief Rom Gefahr auch mit den Stämmen des Ostens in Kollision zu geraten. Noch sahen die germanischen Völker an der Elbe der römischen Machtausdehnung zu, aber auch der germanische König Marbod spürte sie schon und könnte es als Bedrohung empfunden haben was sich da an der Mittelweser tat. Aber auch für Rom bedeutete diese neuralgische Grenzlage eine latente Gefahr und man bemühte sich die Lage auch auf dem Wege vertraglicher Regelungen unter Kontrolle halten und zu entspannen. Im damals noch unbekannten 10. Längengrad könnte man auch eine unsichtbare Haltelinie in Form einer Mentalitätsgrenze sehen der sich Rom unbedachterweise näherte und auf neue Bedingungen stieß. Marbod war damals neben Tiberius eine epochale Hauptfigur. Er kannte sich in den römischen Sitten vielleicht sogar noch besser aus als Arminius der "nur" für Rom kämpfte, denn er lebte in jungen Jahren in Rom, wo sogar Kaiser Augustus sein Gönner war. Und so stand Marbod dem Machtapparat um den Kaiser weitaus näher als es einem Arminius als Anführer germanischer Kampfeinheiten je möglich gewesen wäre. Aber auch diese Vorgeschichte half ihm nicht, denn die Markomannen wurden von Drusus 10 - als Marbod etwa 20 Jahre alt war vernichtend geschlagen und vom Feldherrn Tiberius dem späteren Kaiser im Jahre 8 - zur Kapitulation gezwungen. Historische Demütigungen die im Markomannenreich nicht vergessen waren, als sich Varus der Weser näherte. Das Rom in Marbod immer noch eine Gefahr auch für die Pläne von Varus sah, zeigt der Feldzug gegen ihn zu dem man drei Jahre vor der Varusschlacht mit einer gigantischen Streitmacht von 70.000 Kriegern in erster Linie bestehend aus Legionären aufbrach der jedoch aufgrund des Pannonienaufstandes für Kaiser und Feldherr in einem peinlichen Desaster endete. Hier plante man einen Feind auszuschalten, der die römischen Interessen und Provinzabsichten in Ostwestfalen hätte zunichte machen können, aber Marbod überstand es aufgrund der Umstände schadlos. Was ebenfalls für den Aufbau eines römisch verwalteten Distriktes und ein in Höxter/Corvey zu gründendes Zentrum spricht ist die relative Nähe zu den im Süden bereits okkupierten Regionen markiert durch den Wetteraukorridor zum Main. Hätten sich die römischen Strategen für eine längerfristige Ansiedlung und Dependence weiter nördlich von Höxter entschieden, hätten sie eine noch breitere offene Flanke nach Osten zugelassen was eine mögliche Verteidigung im Angriffsfalle zusätzlich erschwert hätte. Da fühlte man sich doch links der Weser und in geschützter Lage vor dem Harzgebirge erheblich sicherer bevor man zu neuen Ufern im Sinne des Wortes aufbrechen wollte. In der unmittelbaren Auenlandschaft der Weser zwischen Beverungen und Hameln hat uns Claudius Ptolemäus namentlich keinen Ort hinterlassen, der uns einen Hinweis auf einen Umschlagplatz hätte geben können, obwohl man dafür den Weserbogen bei Höxter als äußerst geeignet ansehen kann. Insbesondere die Lage in Fluss - und Furtnähe bei Corvey wäre sicherlich prädestiniert für eine germanische und später römische Ansiedlung gewesen. So darf man wohl davon ausgehen, dass genau dort eine bedeutende germanische Siedlung bestand deren Existenz von Ptolemäus jedoch nicht erfasst wurde. Auch Ptolemäus wird gewusst haben wo Varus einst residierte und als er lebte war die Wunde der Clades Variana längst nicht verheilt. So darf man ihm zugestehen, dass er den alten Ort der Schmach auch nicht noch mit einem lateinischen oder germanischen Namen für die Nachwelt erhalten wollte. Und so durften auch die Örtlichkeiten an diesem neuralgischen Flussabschnitt, wo nach dieser Theorie Varus an die Errichtung eines Mittelzentrums vielleicht sogar an eine Provinzhauptstadt dachte von Ptolemäus keine Erwähnung finden. Aber die Örtlichkeiten im Weserbogen war nie menschenleer dafür sorgte schon die Weserfurt und die Region blieb auch nach dem Rückzug des Imperiums bewohnt. Für die Existenz von Relikten einstiger römischer Gebäude gibt es eine solide Grundannahme die man nicht sorgfältig prüfte wohl um dem Klerus nicht zu nahe treten zu wollen. Denn von Paschasius Radbertus einem fränkischen Benediktinermönch der von etwa 785 bis um 865 lebte und selbst an der Klostergründung von Corvey 823 beteiligt war ist überliefert, dass auch jene Einwohner daran teilnahmen, die im Bereich des neuen Kloster lebten. Sie werden beschrieben als die Menschen die den Nordteil besiedelten. Auffällig ist aber, dass Radbertus diesen Personen den Namen "civitatis" gab. In Altlatein nannte man so eine Bevölkerungsschicht die das Bürgerrecht besaß und zu lateinischen Zeiten von Radbertus verstand man darunter die Bewohner einer Stadt. Radbertus berichtete des Weiteren, dass die Stadt durch Türme und Befestigungsanlagen geschützt war. Zudem ist aus der "Notitia Fundationis Monasterii Corbeiensis II" bekannt, dass da wo man die Abtei errichten wollte schon ein Haus gebaut mit Steinen vorhanden war. Beides Hinweise auf antike Vorgängeraktivitäten, denn man baute in Ostwestfalen bis dato keine Gebäude aus Stein. Und derartige Maßnahmen konnten nach den Sachsenkriegen die 804 endeten bis zur Landschenkung an die Mönche von Corvey im Jahr 822 noch nicht aus dem Boden gewachsen sein zudem wren die entsprechenden Bautechniken zu der Zeit weder bekannt noch nötig. Feste Steinhäuser lassen sich zumal sich erst ab der Mitte des 10. Jhdt. nachweisen. Ein mit Gebäuden bestandener Handelsplatz an der prähistorischen Altstraße samt Furt, das germanische Nachnutzer fand wäre so bedeutend und attraktiv gewesen, dass diese Stätte auch zu Zeiten von Ptolemäus bekannt gewesen sein sollte. Denn für Ptolemäus der Bogadion an der Lippe bzw. Streontion an der Altstraße und weitere Handelszentren an den Flüssen erwähnte, hätte uns einen Ort an der Weser nicht grundlos verschwiegen oder unterschlagen. Es mag sein, dass für diesen Platz zu Varuszeiten da unfertig geblieben noch kein griechischer oder lateinischer Namen hinterlegt war oder der germanische Name nicht bekannt war, bzw. sich nicht eignete um ihn latinisiert wieder geben zu können. Und auch die Luftaufnahmen vom östlichen Stadtrand Höxters samt den Außenmaßen der Reichsabtei sprechen die gleiche Sprache. Und es erscheint gerade so wie ein Hinweis auf eines von vielen anderen historischen Schicksalen bis in unsere Zeit. Denn für den Stadtrat von Höxter und das Baudezernat der Stadt war damals die Errichtung eines neuen Gewerbegebietes im Osten der Stadt vordringlicher, als sich zuvor noch den archäologisch interessanten und zweifellos aufwändigen Untersuchungen eindeutiger Bodenstrukturen zu widmen, die erst durch die vorhandenen Luftaufnahmen erkennbar wurden. Damals wurde auch der Hinweis des Deutschen Archäologischen Instituts ignoriert, das zu der Auffassung gelangte, dass es sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um zwei römische Militärlager handelte. So wurde eine Chance vertan was zur Neuschreibung mancher Geschichtskapitel hätte führen können. Sicherlich gab es viele namenlose germanische Dörfer in der Region, zweifellos hätte aber ein Handelsplatz an der Weser samt antiker Bausubstanz eine überregionale Bekanntheit besessen. Aber möglicherweise konnte Ptolemäus den Namen auch nicht gewusst haben, denn als er nach 160 + verstarb kannte man nur die griechisch/römischen Ortsnamen für jene germanischen Siedlungen die sich bis in diese Zeit nach Rom durch gesprochen hatten und sich für Ptolemäus messbar machten. Und bekanntlich währte die Geschichte zum römischen Baugrund unter und über Corvey nicht lange und war eigentlich auch schon beendet noch bevor sie richtig beginnen sollte. Auch erhob niemand einen Anspruch auf die Vollständigkeit der "Magna Germania" denn Ptolemäus unterlag keiner Kontrolle. Schon unmittelbar nach der Varusschlacht aber in jedem Fall nach dem Jahre 16 + als man die Expansionspläne aufgab zerfiel das römische Erbe im Weserbogen von Höxter. Ein Prozess der nie zum Stillstand kommt und ein Name der nicht existierte konnte sich auch nicht durch setzen und auf altem Kartenmaterial erscheinen. Und den Namen "Villa Huxeri" wie man die Örtlichkeit in der "Notitia Fundationis Monasterii Corbeiensis II" im 9. Jhdt. nannte kannte Ptolemäus noch nicht.
26.08.2022

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Montag, 9. Oktober 2017
Die "alten" Germanen
Die „Germanen“ schlechthin gab es in diesem Sinne natürlich nicht, daher halte ich es mal mit Tacitus und den von ihm benannten drei Hauptgruppen den Ingävonen, Istävonen und Hermionen und verstehe darunter eben „diese Germanen“. An den Germanen im Betrachtungsgebiet zwischen Lippe, Ems und Weser gingen sicherlich auch die Wanderungen der Kimbern und Teutonen in südliche Gefilde nicht unbemerkt vorüber. Aber es waren Germanenstämme wie sie und man machte sich über deren Verbleib wohl so seine Gedanken und auch diese fanden Eingang in ihr Weltbild vom erstrebenswerten Siedlungsland im angenehmeren Klima. Aber auch das Wissen um das erst wenige Generationen zurück liegende Teilen Arrangieren oder Erkämpfen ihrer eigenen Siedlungsräume wohl mit La - Tène zeitlichen Bevölkerungsgruppen oder der ihnen nahe stehenden Jastorf Kultur. Alles war sicherlich noch in den Erinnerungen ihrer Sippengeschichte allgegenwärtig. Immerhin mussten ihre Vorväter noch um den “Piepenkopf” ringen, eine im 3. Jahrhundert v. Chr. errichtete Wallburg bei Dörentrup in der Nähe von Lemgo, die auch Amelungsburg genannt wird und das war zum Zeitpunkt der Kimbern und Teutonenwanderungen für sie volksgeschichtlich betrachtet noch nicht sehr lange her zumal in diesen Zeiten sensationelle Neuigkeiten auch die Ausnahme bildeten. Auch sie selbst waren aufgrund ihrer ursprünglichen Ausbreitungstendenz immer noch auf Südexpansion eingestellt. Nun kamen ihnen aber gegen alle Erwartungen genau diese an die Wärme gewohnten Südvölker immer mehr entgegen und erhoben zudem noch Ansprüche auf ihre angestammten Siedlungsgebiete. Was mag da im Kopf eines Germanen vorgegangen sein, der sich entschieden hatte seinen Lebensraum gegen eine weit entfernt liegende Region im ersehnten Süden auszutauschen. Eigentlich ein Anachronismus für die damalige Zeitgeschichte, der sich aber später in der Völkerwanderungszeit endgültig umkehren sollte. Ungeachtet dessen ist das Thema germanischer Mentalität und Verhaltensweise auch ein Aspekt, der bei aller Betrachtung nicht außen vor bleiben sollte, aber naturgemäß heutzutage nur schwerlich zu greifen ist. Historiker sind es gewohnt in wissenschaftlich nachvollziehbaren Kategorien zu denken, ja geradezu denken zu müssen. Für sie käme dieser Schwenk oder Blick in die germanische Seele einem unverzeihlichen Quantensprung gleich. Ihn zu überwinden dürfte vielen unter ihnen daher schwer fallen, zumal man darauf auch in Zeiten interdisziplinärer Forschung nicht unbedingt eingehen muss und man darauf auch keine oder nur wenige stichhaltige Theorien aufbauen kann und zudem noch Gefahr läuft in der einschlägigen Fachwelt verlacht zu werden. Nichts schlimmer als das. Naturnah lebende Völker zwischen Althergebrachtem und Zivilisationsschock reagieren unerwartet und ihre Wesenszüge beherbergen viele Elemente zwischenmenschlicher Umgangsformen die wir uns heute, da wir es gewohnt sind „fortschrittlich“ denken, handeln und reagieren zu müssen kaum mehr vorstellen können. Aber es wären nicht unsere eigenen Vorfahren, wenn wir nicht da und dort nicht doch noch so die eine oder andere übereinstimmende Wesensart wieder erkennen würden. Der Versuch diesen innewohnenden oft unbewussten aber auch immer stark religiös beeinflussten Geisteswelten der germanischen Antike nachzugehen, ihr nachzuspüren lässt die Denkungsweise unserer Vorfahren aber erfassbarer werden. Lokalisierbar irgendwo zwischen “Furor teutonicus” und andererseits geprägt von stoischer Apathie und Gelassenheit, gewachsen und aufgewachsen in schier endlosen Winternächten in kargen zugigen Behausungen, immer hart am Rande von Leben und Tod und den Göttern hilflos ausgeliefert, förderte in unserer Region, die schon Tacitus als unwirtliche, regennasse Urwälder Westgermaniens beschrieb einen Typus, der sicherlich für die Mittelmeerkultur mehr als befremdlich war. Den Westfalen schreibt man ja nicht von ungefähr zu, auch noch heute ein besonders stur köpfiger Menschenschlag zu sein. Die Kunde der sich heran nahenden Römer dürfte die Germanen in Ostwestfalen spätestens im Zuge des Gallischen Krieges erreicht haben, sonst aber garantiert mit dem Untergang oder vielleicht besser gesagt der Domestizierung der Treverer nach der Niederlage des Indutiomarus und seines Todes wonach sich Teile der Treverer vor allem Verwandte des Getöteten bis weit ins rechtsrheinische Germanien abgesetzt haben dürften um sich nicht der Römerherrschaft beugen zu müssen. So routiniert wie es für die Römer war nun ihr Erschliessungskonzept für eine Sumpf – und Waldregion umzusetzen und Wege und Brücken in eine der Zivilisation bislang abgekehrte Region zu schlagen, so ungleich irritierter reagierten damals die bodenständigen Völker im heutigen Westfalen, Nordhessen oder im Süden von Niedersachsen auf die beben gleiche mit Varus einhergehende Erschütterungswelle gegen ihre archaisch geprägte Kultur. Als die Römer ins Land strömten muss es den Germanen geradezu die Sprache verschlagen haben, als sie bis ins letzte Dorf plötzlich mit den “Segnungen” der römischen Zivilisation konfrontiert wurden. Aber welche Antwort gab darauf eine Bevölkerung die es gewohnt war ihren alten Ritualen und Lebensweisen zu folgen. Eine gewisse kindliche Naivität gemischt mit Bauernschläue, Schlitzohrigkeit und Trotz auf der einen und der permanenten Angst vor göttlichen Strafmaßnahmen begleitet von Blitz und Donner bis zu Dürren, Missernten und Hungersnöten auf der anderen Seite, ließ alle denkbaren Reaktionen zu. Unterwürfige Ergebenheit genährt durch den Anblick prächtiger, aber vor allem Angesichts glänzender Rüstungen, waffentechnischer Überlegenheit, mobiler Errungenschaften, aber auch die ureigene Hoffnung auf Machtzugewinn und ein besseres Leben war sicherlich auch damals schon eine Antriebsfeder für die eine oder andere auch unterwürfige Verhaltensweise gegenüber den neuen Machthabern. Eine Welt war in Umbruch geraten, neue Götter, andere Sprachen, dunkelhäutige und kleinwüchsige Menschen und aufgezwungene Spielregeln bestimmten plötzlich das Bild einer autarken sich selbst versorgenden aber doch traditionell sehr wehrhaften Landbevölkerung, die auch mit der Außenwelt am weit entfernten Rhein kaum was zu tun hatte. Selbst sprachlich dürfte es bei den damaligen Ostwestfalen schwer gehapert haben, die schon arge Probleme gehabt haben dürfen, sich mit den Rheingermanen verständigen zu können, geschweige denn mit den neuen Eroberern und ihren Dutzenden von Dialekten und zu dem noch in Latein. In vielen Nächten dürfte sich die Sippe um die damalige Jahrtausendwende um die spärlichen Feuer versammelt haben und alle mussten sie sich in beengten Verhältnissen das dumpfe Gemurmel und das unzufriedene Murren der Greisinnen und Greise die schon “op de Böllerkes” kauten aber auch der klappernden Runen werfenden Seherinnen und stillenden Ammen anhören, dass es so nicht mehr weiter gehen könne. Einigen Jüngeren unter ihnen hing das Gejammer der Alten wohl schon zum Halse raus, während sich die ersten bereits vor die Brust schlugen und sich mannhaft und angriffslustig zeigten. Hier mag einem auf der Zunge liegen zu sagen, und “plötzlich flog die knarrende Hüttentür auf und schon wieder kam Arminius diese Nervensäge rein”. Als Drusus und Tiberius damals durch ihre Lande zogen, sagten sie alle noch, “wer kommt, der geht auch wieder”, als sich aber jetzt überall herum sprach, dass an der Lippe schon die ersten Gebäude und Anlegestellen von Menschen gebaut würden, die unter einer Peitsche arbeiten mussten, erreichten diese Neuigkeiten Lauffeuern gleich auch schnell das Wesertal und die alten Stammlande darüber hinaus. Aber guter Rat war teuer, so versuchte man es erst mal mit der Stellung von Geiseln und ließ sich auf Verträge ein die ihren Namen nicht verdienten. Doch im Geheimen wurden bereits alte Waffenbrüderschaften beschworen, jedoch harrte man in den abgeschiedenen Dörfern noch lange der Dinge, wartete auf höhere Zeichen und sah dem neuen Treiben erst mal ungläubig, tatenlos und wie erstarrt zu. Und mit Blick auf die unzerstörbaren Hünengräber und die Opferaltäre der Vorfahren reichten ihre stammesgeschichtlichen Erinnerungen auch noch sehr weit zurück und ließ sie dadurch wieder um so gelassener bleiben. Nur keine Hektik. (zuletzt bearbeitet 24.10.17 - 13:30)

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Sonntag, 8. Oktober 2017
Das Elbe - Projekt
Römer waren es ihrer Herkunft nach als ein die Meere und Flüsse befahrendes Volk gewohnt, viele ihrer Ziele möglichst per Schiff erreichen zu wollen und auch die Landmasse Mitteleuropas bot ihnen dazu ausreichende Möglichkeiten. Waren sie gezwungen größere Landflächen zu überwinden, so forderte auch dies ihre exzellenten logistischen Fähigkeiten heraus. Trockene Versorgungswege auszubauen, sie instand zu halten und militärisch zu sichern war allerdings ungleich aufwändiger als ein Transportsystem auf dem Wasserweg. Ihre Eroberungspolitik nicht erst seit Beginn des gallischen Krieges war eine Erfolgsgeschichte und auch Vercingetorix konnte sie 52 - mit einer gallischen Allianz nur kurzzeitig unterbrechen. Die Rhone floss noch gegen die römischen Interessen von Nord nach Süd und verzögerte damit strömungsbedingt eine noch schnellere Vorwärtsbewegung, aber auch das war letztlich kein Hindernis für ihre Eroberungspläne. Mit dem Erreichen der schiffbaren und letztlich in die Nordsee mündenden Flüsse wie Mosel und natürlich Ems, Weser, Maas, Elbe und Rhein, nahm ihr antiker Eroberungszug noch zusätzlich Fahrt auf. Man halte sich vor Augen, dass die Heere Roms noch 52 - in der Bourgogne standen und der Tod Cäsars 44 - führte auch nur zu einer kurzen Zäsur. Denn bereits 30 - nahmen sie das heutige Trier in Besitz, wo sie zur Abwehr eines Aufstands vorübergehend ein Militärlager auf dem Petrisberg errichteten, gründeten etwa zwischen 39 - und 19 - den städtischen Vorläufer von Köln um schon in den Jahren 13 -/12 - den Grundstein für Vetera (Xanten) zu legen. Drusus erforschte die rechtsrheinischen Gebiete zwischen 12 - und 9 - und stieß dabei bis zur Nordseeküste und zur Elbe vor und inspizierte als Militärstratege dabei auf dem Landwege sicherlich auch den genauen Lippeverlauf auf seine Nutzungsmöglichkeit hin und legte eine Reihe notwendiger Marschlager an. Tiberius folgte ihm, übernahm 4 + den Oberbefehl in Germanien und drang 5 + ins Mündungsgebiet des Rheins vor. Er gelangte bis zur Weser und errichtete an den Quellen der Lippe sogar ein Winterlager. Dies war damals das erste Mal, dass es einer größeren römischen Armee gelang auch im rechtsrheinischen Germanien zu überwintern. Infolge eines auf germanische Verhältnisse bezogenen unvergleichlichen Unterwerfungsprozesses teils unter Zuhilfenahme von Scheinverträgen eines nur zu gut in Intrigen geübten römischen Staates fremde Stämme zu unterjochen, gelang es ihnen in nur 40 Jahren von Zentralfrankreich über 7oo km bis an die Elbe bei Magdeburg an die östlichsten Grenzen Westgermaniens vorzustoßen. Während die germanische Bevölkerung im römischen Aufmarschgebiet der Münsterländer Bucht in der Lippe nie ein Einfalltor in den Osten sah, sondern nur einen praktischen Handelsweg nach Westen zur Rheinschiene, erlebten sie urplötzlich eine aufgezwungene Kehrtwende die sie beunruhigte. Die Brukterer hegten wohl zu keiner Zeit eigene Expansionspläne in die östliche Richtung etwa zur Weser und Ausbaumaßnahmen wie Begradigungen der Lippe oder andere größere Infrastrukturmaßnahmen, eben die Begleiterscheinungen und Attribute höherer Zivilisationen waren daher für sie auch kein eroberungstaktisches Muss. Auf römischer Seite war es um die Interessenslage natürlich völlig anders bestellt. Ihnen ging es darum auf Kaisers Geheiß ihre dynamischen Eroberungspläne zur Elbe nach bewährter Methodik umzusetzen und zu Ende zu führen. Was sollte die römische Staatsmacht aufgrund ihrer überlegenen Präzisionsleistungen, ihrer ausgezeichneten militärischen Disziplin, ihren hervorragenden Messingenieuren oder ihrer überzeugenden Architektonik als Pioniere und vor allem aufgrund eines schier unerschöpflichen Potenzials an Sklaven und Baulegionären auch ernsthaft davon abhalten das “Elbeprojekt” nicht auch Realität werden zu lassen. Alles war nur eine Frage weniger Jahre, um dann aus der Elbe einen neuen nassen Limes werden zu lassen und in Rom erwartete man natürlich positive Nachrichten und Erfolge. Das Volk von Rom wollte Trumphzügen beiwohnen, Augustus feilte an seiner Unsterblichkeit und dazu gehörten nun mal Siege. Der letztlich notgedrungene Bau des Limes in Süddeutschland wird heutzutage von manchen Historikern gerne als eine Grenze des Friedens bezeichnet, was uns ja irgendwie noch an die jüngste deutsche Vergangenhiet erinnert und womit man erreichen wollte, dass sich die ortsgebundenen Germanen mit ihm arrangierten und anfreunden konnten oder besser gesagt mussten, bis die Elbgermanen dem später ein Ende setzten. Letztlich sind und bleiben Grenzen so auch der Limes aber immer eine blutig aufgezwungene künstliche Markierung zwischen Bevölkerungsgruppen unterschiedlicher Interessenslage, wobei in der Regel der Stärkere auch immer der Gewinner ist. Dieses Weltkulturerbe heute schön zu reden traf damals sicherlich nicht das Empfinden unserer freiheitsliebenden Altvorderen.
zuletzt bearbeitet 9.10.2017

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Samstag, 30. September 2017
Überlegungen zur Varusschlacht
Sie nehmen Form und Gestalt an und wirken ansprechender, wenn man sie in einen visionären Historienroman angereichert mit Fakten, Theorien und Indizien kleidet. Jeder weiß was hier gemeint ist, wenn man die heutigen sehr mutig und effektreich ausgestalteten historischen Museen mit denen früherer Zeiten vergleicht. Aber Hypothesen werden immer unter der Maßgabe von Plausibilität gewonnen. Dann erst geben sie den Blick frei auf neue Kombinationen - roten Fäden gleich. Sich überkommene Geschehnisse bewusster zu machen ist unvermeidbar und Pflichtaufgabe. Aber die Kür liegt darin vergangene und verstummte Stimmen wahr zu nehmen. Und diese Wegweiser brauchen dann „nur noch“ miteinander verbunden zu werden. Zweifellos ist diese Art der Vorgehensweise nur dem Laien gestattet, denn jeder in unseren staatlichen Kulturbetrieb eingebundene und verantwortliche Berufshistoriker liefe wohl schnell Gefahr seine Reputation zu verlieren. (zuletzt bearbeitet 30.9.2017)

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Samstag, 30. September 2017
Einführung
Man könnte meinen, dass es bei über 750 Theorien zur Varusschlacht auf eine weitere Theorie auch nicht mehr ankommt. Aber möglicherweise war damals ja doch alles ganz anders und man sollte vielleicht noch etwas mehr als bisher versuchen zwischen den vielen Zeilen zu lesen, in die damalige Zeit einzutauchen und man sollte auch die menschliche Seite der Ereignisse nicht verkennen. Die Forschungsergebnisse vieler Berufs- und Hobbyarchäologen der letzten Jahrzehnte haben uns weiter gebracht. Die Theorie um „Kalkriese“ wird 2016 völlig anders gesehen, als um die Jahre der interessanten Bodenfunde durch Tony Clunn. Und die Erforschungen und Datierungen zum Lager Hedemünden sowie die Entdeckung der Römermarschlager südlich des Harzes um Hachelbich in Thüringen lieferten ebenfalls wichtige neue Erkenntnisse und nicht zu vergessen zuletzt noch die Grabungsergebnisse innerhalb des aufgefundenen und mit dreißig Hektar erstaunlich großen Römerlagers bei Wilkenburg nahe Hannover. Es war wohl zu kurz gegriffen, dass Lipperland, das Weser- und Wiehengebirge mit einigen wenigen römischen Exkursen in den Norden und zur Elbe würde schon die Eckpunkte einer römischen Expansion setzen. Heute muss unser Horizont römischer Infiltration erheblich erweitert werden. Die Varusschlacht fand dem neueren Kenntnisstand folgend also eher mitten im Zentrum römischer Okkupation statt. Also nicht an einem fiktiven nordöstlichen oder nördlichen Rande. Das Kerngebiet umfasst den Teutoburger Wald, die Egge, das Sollingvorland und den Nordrand des Sauerlandes. Aus dem Blickwinkel der Rheinlande betrachtet, gewöhnte man sich in früheren Jahrzehnten an den Gedanken, die Handlungen um die Varusschlacht müssten sich im äußersten Winkel der römischen Welt nämlich dem Umfeld des Lipperlandes zugetragen haben und dort möglichst punktuell mit dem Hermannsdenkmal identisch sein. Hier vermutete man auch sehr lange den ultimativen Endpunkt römischer Ostexpansion. Eine Elbberührung von Drusus bei Magdeburg klang zu spekulativ um möglich zu sein, aber Rom war schon weiter als alle dachten. Ganz Ostwestfalen lag wie wir heute wissen bereits inmitten eines geplanten römischen Provinzialwesens. Die Berichte der alten Historiker, die Theorien jüngerer Berufs- und Hobbyforscher und die modernen Techniken hinzu genommen lieferten uns dazu viele interessante Hinweise. Neue und alte Funde gerieten unter neues Licht, werden anders gesehen und bewertet, und alles führt zu einer Verdichtung unserer Kenntnislage. Verknüpft man alle Fakten und lässt dazu auch noch Sagen und Legenden sprechen und beleuchtet sie auch stärker aus dem historischem Blickwinkel unterschiedlicher Epochen, so legt sich ein unsichtbares Netz über eine Region die mit ihren Siedlungsplätzen eigentlich immer schon zur ersten Wahl der damaligen Auseinandersetzungen zählte. Viele recht stichhaltige Argumente lagen vielleicht immer schon direkt vor unseren Augen offen auf dem Tisch. Man erinnere sich da an den genialen Physiker der seine geheimste Formel für jeden frei zugänglich auf seinem Schreibtisch liegend handschriftlich hinterließ, sie aber durch irritierend geschickte Kritzeleien um die eigentliche Formel herum und viele verwirrende Randnotizen für den Betrachter optisch unkenntlich machte. Vieles schlummert noch im Boden oder in den Archiven mancher Museen. Auch in Zukunft bleibt die anthropogene Überformung und die Forschungsmethodik wie sie uns zbs. das LIDAR System ermöglicht nicht stehen. Es wird trotzdem noch vieles auch leider unnnötig zerstört werden, es werden sich aber auch neue Chancen eröffnen. Auch ist es fraglich, ob nachfolgende Generationen überhaupt noch an einer geschichtlichen Aufarbeitung früher Ereignisse interessiert sein werden. Die folgenden Zeilen könnten aber auch zu weiteren Diskussionen anregen. Was davon im gleißenden Licht der Germanen- und Römerfreunde den kritischen Prozess einer fruchtbaren historischen Auseinandersetzung überlebt, kann wieder in neue interessante Theorien münden und letztendlich unserer gemeinsamen Sache nur dienlich sein. Will man sich aber nicht nur mit den historischen Begebenheiten um die Jahre 11 - bis 16 + zufrieden geben, so kommt man nicht umhin sich zur Orientierungshilfe in der Geographie über Google Maps oder mittels Google Daft Distanz Kalkulator etc. eine gute Übersicht über Lage und Abstände zu verschaffen. Die folgenden Darlegungen jeweils mit anschaulichem Kartenmaterial oder Skizzen zu begleiten würde zu umfangreich ausfallen. Ich beschränke mich daher auf das Wesentliche.

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