Montag, 11. Dezember 2017
Der Cherusker mit den zwei Namen - den Ersten suchen wir noch
Der 30 jährige Krieg Roms gegen die Westgermanen unter ihrem letztlich siegreichen Anführer im feuchten und nebelverhangenen Germanien, dem in der deutschen Geschichte noch zwei 30 jährige Kriege folgen sollten, strahlte aus. Auch an der Bevölkerung des hohen Nordens bis Island, den britischen Inseln aber auch an den Menschen weiter im Osten noch über Ostsee und Oder hinaus, gingen die grössten Schlachten die es wohl jemals in Zentralgermanien gab, nicht ohne deren Kenntnisnahme stillschweigend vorüber. Auch ohne über die jeweilige Kampfstärke zu spekulieren, geht man allein bei Idistaviso davon aus, dass sich hier zwei gewaltige Heere gegenüber standen. Man kann allerdings den Eindruck gewinnen, als ob sich der Informationsfluss aus dem Schlachtenraum stärker und gradliniger nach Norden orientierte und verbreitete um dann von Dänemark über Norwegen Island zu erreichen, als dass er sich wegen der isolierteren Lage bedingt durch die Ostsee in den Osten Skandinaviens bis zu den heutigen Staaten Schweden/Gotland oder Finnland ausbreitete. Die Nachrichten sickerten also wie man so sagt durch und man versuchte sich natürlich bis in die entferntesten Winkel von den Ereignissen an der Front, gemessen an den damaligen Möglichkeiten ein in etwa klares Bild zu verschaffen. Und überall wird man sich in den Fürstenhäusern beratschlagt und auf Neuigkeiten gewartet haben. Im Norden hatte man für die bis dato unumstritten größte germanische Heldengestalt in Person des erfolgreichen Schlachtenlenkers eine Vielfalt germanischer Abstammungsnamen parat. Davon könnte sogar einer sein wirklicher Name gewesen sein. Ostwestfalen lag auch damals schon im kontinentalen Zentrum Mitteleuropas und die Völker des Nordens waren eng mit den Schauplätzen im Weserraum verzahnt. Sie wussten und kannten auch noch die richtigen Namen der alten Recken und griffen daher naturgemäß auch in ihren ersten Schriften auf sie zurück. Namen wie Arminius, aber vor allem die germanischen Namen Segimund, Sigfrid oder Sigurd die mit der cheruskischen Segimer Sippe namensverwandt sind, waren geläufig und in aller Munde und wurden daher, was niemand verwundert im frühen und hohen Mittelalter über die nordische Sagenwelt auch wieder in den Süden zurück gespült. Schreitet man also auf diesem Weg zurück, müsste auch der germanische Originalname von Arminius mit den Anfangsbuchstaben Seg-/Sig begonnen haben. Man blieb damals in der fest gefügten Tradition der Sippensprache indem man zu jener Zeit Familiennamen miteinander staben ließ. Der Name des alten Varusrivalen Arminius aus der Sippe des Segimer geleitet uns daher auch genau in diese Richtung. So birgen die verführerischen Vorsilben Seg-/Sig der Anverwandten von Arminius viele Kombinationsmöglichkeiten in sich und unerschöpfliche Forschungsansätze für die Onomastik. Und einiges spricht in der Tat dafür, dass der germanische Name von Arminius mit dem ihn seine Mutter rief, mit einem Seg-/Sig begann. Die Endsilbe ist uns allerdings unbekannt. Aus den Vorsilben Seg-/Sig bildeten sich in der Welt der Sagen demnach die drei Namensformen Sig - mund, Sig - urd und Sig – frid heraus, die uns inhaltlich über die diversen germanisch/ frühmittelalterlichen Heldenlieder überliefert sind. Sich allein diesen Namen zu widmen, stellt bereits einen eigenen Zweig der Wissenschaft dar. Ein Name des Drachentöters aus den Liedern des Codex Regius (Edda), der Thidrekssaga und des Beowulfliedes lautet Sigmund. Sigmund der Wölsunger hat aber als Vater von Sigurd/Sigfrid als der er in der Sagengeschichte auftritt eine eigenständige Entwicklung genommen. Diesen Namen Sigmund erkennen wir aber auch in seiner römifizierten Form nämlich Segimundus, dem Sohn des germanischen Arminius Widersachers Segestes. Zwei Theorien die sich jedoch nicht verbinden lassen, denn Vater kann nicht gleich Sohn sein. Diesen Namen aus der rivalisierenden Nachbarsippe, also den gleichen Namen dann auch für den Sohn von Segimer zu benutzen, wäre innerhalb der führenden Fürstengeschlechter der Cherusker bestimmt nicht der Fall gewesen. Der Name Sigmund stammt aus der verschlungenen Sagenwelt des germanischen Nordens. Sigmund war darin der Urenkel von Sigi aber auch der Ururenkel von Odin dem germanischen Kriegsgott. Geht man nach der nordischen Sage, so wäre Sigurd/Siegfried des Sigmund Sohn immerhin auch mit dem germanischen Kriegsgott verwandt gewesen und stieg damit schon fasst zum Halbgott auf. Man hob ihn auf göttliches Podest und die Menschen vor 2000 Jahren haben sich, da sie noch kein Bundesverdienstkreuz kannten, für diese zeitgemäße Form der Ehrung entschieden. Eine besondere Art der Hochachtung die die Germanen sicherlich nicht jedem Irdenmenschen zukommen ließen. Sigurd muss nicht nur etwas ganz besonderes gewesen sein, er war es auch wie uns alle, besonders die römischen Quellen bestätigen. Und dieser Held, dass wussten die Nordgermanen stammte aus ihrer Blickrichtung aus Südgermanien, genauer gesagt aus der Region zwischen Osnegge dem heutigen Eggegebirge und dem Wesertal mit dem angrenzenden Solling und damit auch noch aus ihrer Mitte. Jede nachfolgende Generation im Großraum Germaniens wusste um die Dimension der blutigen Aufeinandertreffen beider Völkerschaften. Obwohl aber der klare Blick auf die konkreten Abläufe immer blasser wurde, wuchs von von Jahr zu Jahr die Erkenntnis um die Tragweite der großen Schicksalsschlachten. So stellte sich mit zunehmendem Abstand zu den Ereignissen eine Kultur des sich Erinnerns ein. Die Überlebenden berichteten von ihren Taten und heroisierten sie. Gab es Zeugen musste man wohl mehr bei der Wahrheit bleiben, fehlten diese konnte man auch etwas dicker auftragen. Der Cherusker "A" brüstete sich mit einem Sieg in einer Eggeschlucht gleichzeitig zwei Legionäre nieder gestreckt zu haben, während es dem Angrivarier "B" bei Idistaviso gelang noch einen Römer vom Pferd zu stoßen, obwohl er selbst schon halb im Sumpf der Weserauen feststeckte. Neutrale Kriegsberichterstattung suchte man vergeblich. Jeder hatte seinen persönlichen Erfolg über den er berichten konnte. Die Erlebnisse zusammen gefasst waren endlos und immer wieder kamen neue hinzu und steigerten sich in den Erzählungen der Enkel und Urenkel. Eine Welt des Schreckens hatte sich durch ihre Taten in die Herzen unserer Urbevölkerung eingebrannt und die Zuhörer vergaßen vor staunen die Welt um sich herum und glaubten ihnen jedes Wort ungleich von welcher Örtlichkeit zwischen Ems, Lippe und Weser gerade die Rede war. Germanicus und seinen Männern dürfte es damals nicht gelungen sein anlässlich der zeitlich begrenzten Stippvisite alle noch vorhandenen Knochen aufzufinden und zu bestatten. Bis in die schwer erreichbaren Hanglagen werden sie nicht vorgedrungen sein. Die Schätzungen der an der Varusschlacht beteiligten Kämpfer auf römischer Seite gehen von 15 – 20.000 aus und alle sollen bis auf wenige Überlebende umgekommen sein. Auch noch zahlreiche nicht geborgene also nicht bestattete Germanen dürfte es gegeben haben. Man kann also eine Schätzung wagen, wonach sich auf den Schlachtfelder im Jahre 15 + noch die Knochenreste von annähernd 20.000 Menschen die auch von der damaligen Tierwelt in den sechs Jahren nicht verspeist worden sein können. befunden haben könnten. Der menschliche Knochenanteil liegt bei etwa 8 kg pro Skelett und wenn ein leerer vierachsiger Drehgestell Güterwagen der Deutschen Bundesbahn 22 Tonnen wiegt, kann man sich ausrechnen was hier zusammen gekommen wäre, hätte man sie alle unter einem Tumuli aufgehäuft. Es werden sich also in den versteckten Sümpfen und entlegenen Waldgebieten noch so manche Oberschenkelknochen über die Jahrzehnte und länger erhalten haben. Je nach Bodenbeschaffenheit finden sich auch bei archäologischen Ausgrabungen immer wieder und noch bis in unsere Tage gut erhaltene Skelette an anderen antiken Kriegsschauplätzen. Der Regen wird also auch noch nach sehr vielen Jahren immer mal wieder den einen oder anderen Knochen frei gespült haben. In den Zeit unmittelbar nach der Schlacht konnten die Menschen der Region noch in etwa sagen, hier war es, als dies passierte und dort als jenes geschah. Mit jedem Hügel, Baum, Wasserlauf oder Sumpf ließ sich damals noch ein kriegerischer Akt verbinden. So gingen die Einheimischen noch selbst nach Jahrzehnten an den Wegekreuzungen und Baumstümpfen mit schaudern vorüber und ganz besonders dort, wo es zu den blutigsten Treffen kam. Und da wo sich noch lange die Knochen türmten, war es am schaurigsten für sie. Denn hier fielen in der Schlacht auch viele ihrer engsten Verwandten oder Stammesangehörigen die ihnen noch persönlich bekannt waren. Tacitus der, obwohl er selbst Germanien nie betreten hatte schrieb bekanntlich, dass man in den “heiligen” Heinen die Altäre der Germanen fand, auf denen sie die Tribunen und Centurionen ersten Ranges geopfert hatten. Hier wurde damals der Grundstein für alle späteren Legenden gelegt. Und wen wundert es da, dass man aufgrund dieses mit Knochen und Erinnerungen dicht übersäten Boden eine ganze Großregion, auch ohne gemeinsame Absprache und nur kraft kollektiver Rückbesinnung, zum heiligen sakralen Ort, sozusagen für alle Ewigkeit erklärt hat. Letztlich wurden die Spuren nach jedem Jahreswechsel weniger, aber die Knochenreste beflügelten auch noch die Phantasien späterer Generationen, die nur noch über schwache oder gar keine Erinnerungen mehr verfügten. Für sie boten die weißen blanken Rippenknochen oder die Reste von Schädeldecken immer wieder Stoff für neue Gruselgeschichten. Und was man nicht wusste, reimte man sich zusammen. Woher konnten die Knochen auch anders stammen, als von einem riesigen menschenfressenden Drache der hier einst irgendwo seine Höhle hatte und sein Unwesen trieb, bevor man ihn zur Strecke brachte und den Rest steuerte die lebhafte Mythologie dazu. So verwundert es nicht, dass die Mönche im Zuge der Christianisierung später die größte Mühe hatten, all dies aus den Köpfen der Menschen zu verbannen. Bis in die Neuzeit treibt es den Menschen an die Orte an denen er sich gegenseitig die größten Grausamkeiten zufügte. Morbider Schlachtentourismus ist heute ohne Selfie nicht mehr denkbar und ist immer noch attraktiver denn je. Vergleichbar mit der „Voie Sacrée“ dem heilig genannten Weg von Bar-le-Duc nach Verdun und bis zum Beinhaus von Douaumont wo die Knochen von über 130.000 Gefallenen liegen. Über diese Zuwegung wurde in Frankreich während der Schlacht um Verdun die Truppenversorgung solange sicher gestellt, bis sich der Feind, der damals aus dem Osten kam zurück zog. Auch heute noch ist diese Region an der Maas reich mit Denkmälern an alte Zeiten gut versorgt. Aber hier in Ostwestfalen hatten vor 2000 Jahren die Götter ihre Hand noch unmittelbar im Spiel gehabt oder mussten sie ähnlich wie auf dem Olymp gehabt haben. Und welcher Gott wäre da für unsere leichtgläubigen Vorväter nicht nahe liegender gewesen, als alles dem germanischen Kriegsgott Odin zuzuschreiben, der den Germanen den Sieg schenkte und den die Südgermanen Wodan nannten und den man später kurzerhand zum Urahnen des Sigurd/Sigfrid erklärte. Nach den germanischen Verteidigungsschlachten bei denen der germanische Götterhimmel und die furchtlosen Recken erfolgreich gegen den römischen Kriegsgott Mars zusammen standen und sich gegen ihn durch setzten, legte sich über die ganze Region eine Art unwirklicher und dämmerartiger Schleier, wie man ihn mit dem Ragnarök also der Götterdämmerung vergleichen könnte oder beschrieb. Odin konnte danach auf den Trümmern des ostwestfälischen Weltenbrandes eine neue Welt entstehen lassen, was zur Folge hatte, dass sich die zahlreichen germanischen Kleinstämme zusammen schlossen und miteinander zu großen Völkern verschmolzen. Odins Zögling Sigurd/Sigfrid hatte dazu seinen großen Beitrag geleistet und der neuen Zeit die Tür geöffnet. Dem Landgang der Midgardschlange was große Überflutungen aus löste und ebenfalls der nordischen Mythologie entnommen ist, schrieben die Germanen wohl zu, dass am 23.9.0015 eine schwere Sturmflut die Legionen an der Nordseeküste traf, wodurch weite Küstenlandstriche überschwemmt wurden und viele Römer unter Feldherr Germanicus umkamen. Nach dieser Flutkatastrophe des Jahres 15 + und den Schlachten von Idistaviso und am Angrivarierdamm 16 + war es wieder an der Zeit, dass sich nach den Wanen nun das zweitälteste Göttergeschlecht nämlich die Asen auf dem nahe gelegenen Idafeld treffen konnten um über das Weitere zu beratschlagen. Im Jahre 9 + platzte jedenfalls Walhalla aus allen Nähten und die vollen Tischplatten an denen sich die Asen labten, mussten sich unter dem reichlichen Überangebot aus dem Varustross nahezu nach unten gewölbt haben. So muss es jedenfalls den beteiligten Stämmen damals vorgekommen sein und wohl erst den Nachfolgegenerationen in der Mitte des 1. Jhd. wurden die Geschehnisse begreifbarer und ihre Auswirkungen und Konsequenzen bewusster, auch wenn die Veränderungen noch lange auf sich warten lassen sollten. Man hatte in den langen Winternächten die nötige Zeit um alles aufzuarbeiten und nach Erklärungen für alles suchen. Nach dem Jahre 16 + sind uns jedenfalls über einen sehr langen Zeitraum keine weiteren Schlachten mehr zwischen Römern und Germanen in Ostwestfalen überliefert und es kehrte Schlachtenruhe ein. Für beide, Römer und Germanen griffen damals die Götter noch unmittelbar in die Geschicke und das Geschehen der Sterblichen ein, hier waren sie noch allgegenwärtig, ganz so wie es uns aus allen antiken Götterhimmeln besonders aus Griechenland überliefert ist. Das Heidentum erlebte damals in Ostwestfalen eine Sternstunde, denn nur hier stand man wie an keinem anderen Ort in Germanien mit Asen und Wanen auf Du und Du. Und wo Wodan/Odin die Macht hatte, konnte sinnbildlich gesprochen seine Gefolgschaft auch nicht weit sein. Die Felshänge und Klippen der Egge aber auch die zahlreichen aus der Landschaft empor steigenden mit Wallanlagen gekrönten Kleingebirge wie der Ith oder der Deister wirken auf den Betrachter noch bis heute unnatürlich bis überirdisch. In dieser Region erkannten schon die Altvorderen die geöffneten Tore nach oben, wie im Hlidskjalf Turm des Gylfaginning mit den goldenen Schindeln so schön beschrieben ist. Und hier in der Egge hatten endlich auch die Asen ihr Heimstatt gefunden, hier konnte sie unter und über der Wolkendecke also in Midgard und Asgard gleichermaßen den Sieg feiern und im Zechen sollen die Germanen bekanntlich nicht die schlechtesten gewesen sein. Ich erinnere mich da auch noch an die Worte meiner schlesischen Mutter, wenn damals mein Teller zu voll war, aber der Hunger fehlte. Dann begann ich irgendwann damit, mit der Gabel nur noch lustlos im Essen herum zu stochern. Sie sagte dann, ich solle mit dem Essen nicht so „asen“. Und so stellte man sich die Asen wohl damals vor. Sie schwelgten schon im Überfluss und es wurde immer noch auf großen Platten nachgereicht. Der Namensbezug zwischen den Asen und dem Osning oder der Osnegge wird in der Bezeichnung Asenegge und den vielen gleichklingenden Ortsnamen um nur Asemissen zu nennen, augenscheinlich. Nur hier konnte nach damaliger Vorstellung der Ort gewesen sein, wo sich Odin/Wodan mit seinen Asen nachdem dem großen Schlachten nieder ließ. Im Gegensatz zum Kriegsgott Odin, war aber wohl in der nordischen Mythologie Tuiskon, Tuiston, Teut oder Teutates der Urvater des Volkes schlechthin, der sowohl bei den Kelten als auch den Germanen hohes Ansehen genoss und der ebenfalls in der Mythologie unserer Vorfahren eine wichtige Bedeutung hatte. Tacitus schrieb in seiner Germania über Tuisto, dass die Germanen ihn in alten Liedern als Stammväter und Begründer ihrer Völkerschaft verherrlichen würden. Und auch dieser Name taucht in der Region noch vielerorts auf. Fasst man diese Überlegungen zusammen ist es einleuchtend, dass die Nordgermanen auch eine Verbindung von Sigurd über seinen Vater Sigmund zum Kriegsgott Odin erkannten und herstellen wollten. Die Schicksalfigur des Sigurds des Drachentöters handelte im Auftrag seines Urvaters Odin und konnte daher auch nur als Sieger vom Platz gehen. Und wer einen Kriegsgott in der Verwandtschaft hat wie Sigurd, den kann man auch nur mit Kriegen und Schlachten in Verbindung bringen und der belässt es nicht dabei ein Fabelwesen aus dem Weg zu räumen. Doch in der nordischen Sagenwelt wird auch dem Vater des Sigurd nämlich Sigmund zugeschrieben ein Drachentöter zu sein. Wenn Sigurd mit Siegfried identisch ist und er einen Drachen tötete, aber auch der Vater Sigmund Drachentöter genannt wird, so wirft dies Fragen auf. Ich halte es für denkbar, dass die Bezeichnung „Drachentöter“ später in Anlehnung auf den Urknall in Form der Schlacht des Jahres 9 + auch auf andere siegreiche Feldherrn und Schlachten übertragen und angewendet wurde. Als die Sagen nach langer Zeit nieder geschrieben wurden, blickte man nicht allein auf die Varusschlacht zurück, sondern auf alle kriegerischen Auseinandersetzungen, die die Westgermanen mit den Römern in den 30 langen Jahren führen mussten, bis Kaiser Tiberius den Schlußstrich zog. Man konnte natürlich später nicht mehr die Schlachtenabfolgen zeitlich und örtlich zusammen fügen und wählte somit den Sammelbegriff „Drachentötung“ herrührend vom ersten großen Schlagabtausch gegen Varus mit seinem Heerwurm samt flatterndem Drachensymbol an seiner Spitze, was sie wohl alle beeindruckt hatte. Fragt man heute einen Menschen, ob die Schlacht von Stalingrad vor oder nach der Landung der Alliierten statt fand, so wird man schon nach den wenigen vergangenen Jahrzehnten in viele fragende Gesichter blicken. Und so beließ man es auch in den Zeiten der Völkerwanderung dabei. Die Asenegge lag im Zentrum dieser Betrachtung und wurde daher auch zum Dreh – und Angelpunkt der Geschehnisse. Sigmund war aber der Sage folgend, der Vater des Helden Sigurd, hatte somit eine ungleich andere Position in der Familienhierarchie inne und käme daher aus zweifacher Hinsicht nicht als der gesuchte germanische Name für Arminius in Frage. Folglich klammere ich ihn bei dieser Betrachtung auch aus. Es blieben also noch Sigurd und Siegfried übrig die aber ein und die gleiche Person waren. Von beiden Namen favorisierten jedoch die Nordgermanen den Namen Sigurd der für sie gleichbedeutend mit Siegfried ist. Sie verknüpften aber seinen Namen mit der Norne Urd also mit dem Begriff Urd, der das Schicksal und die Vergangenheit verkörpert. Aber warum entschieden sich die Nordgermanen für Sigurd die nordische Namensvariante des Sigfrid und griffen nicht gleich auf Sigfrid zurück. Sigfrid begegnet uns im Nibelungenlied als der mutige Schlachtenlenker sprich Drachentöter. Die zweite Silbe “frid” im Namen Sigfrid steht für Friede, Schutz und Sicherheit. Als Arminius um 17 – zur Welt kam, begannen die immer schon unruhigen Zeiten noch unruhiger zu werden. Der Römer Lollius unterlag um 17 oder 16 – im Linksrheinischen, den auch teils rechtsrheinischen germanischen Stämmen der Sugambrer, Tenkterer und Usipeter. Um diese Zeiten war weiter oben in Ostwestfalen der Wunsch nach Friede, Schutz und Sicherheit möglicherweise wichtiger. Man war noch an einer Kontaktaufnahme mit den Römern, den neuen starken Nachbarn im Süden interessiert. So war ihnen auch daran gelegen, sich aus den Querelen und dem kölschen Klüngel westlich des Rhein heraus zu halten. Vielleicht hatten sie um diese Zeit sogar noch die Vision, sich mit ihnen irgendwie zu arrangieren, wie es auch viele keltische Stämme taten, die aber am Ende die Verlierer waren und dafür ihre Selbstständigkeit und vieles mehr opferten. Da diese hoch entwickelten Römer bewiesen hatten, wie sie ihre Feinde die Kimbern, Teutonen, oder die gallischen Stämme der keltischen Arverner bezwangen war große Vorsicht geboten. Viele germanischen Völker ließen die besten Männer ihrer Stämme in Auxiliareinheiten für Rom kämpfen um dort ihr Kriegshandwerk zu vervollkommnen oder übergaben die Jüngsten als Geisel und als einseitige Garantieleistung in die römische Obhut, um diese römisch zu infizieren, aber auch um sie zu infiltrieren und ihnen die damalige Leitkultur näher zu bringen. Wie es bei allen Fürsten und Fürstensöhnen und das wohl nicht nur bei den Cherusker üblich schien, setzte man an den Anfang von Namen die Buchstaben zur Sippenerkennung. Seg-/Sig lauteten sie bei den Cheruskern. Aber was folgte danach. Im Namen Sigfrid ging ich auf die Endsilbe „fried“ ein. Beim Namen Segestes entdeckt man eine andere Herkunft. Denn man erkennt hier die sprachliche Nähe des Namens zum germanischen Wort für Macht nämlich “seg es” oder “seg ez”. In die Namen legte man bei den Germanen immer schon die göttliche Fügung und für Segestes war dies ein Vermächtnis. Segestes könnte sich kraft dieses magischen Namens schon als vorbestimmter Machthaber gefühlt haben und beanspruchte innerhalb der cheruskischen Fürstenhäuser von Geburt an die ihm zustehende Führungsrolle, was Rivalität bedeutet. Wie die Reichtümer im Cheruskerland verteilt waren wissen wir nicht, aber bis in unsere Zeit sind es die Großbauern und Sippen, die vieles mit bestimmen. Möglich ist, dass seine Sippe mehr Land und Einfluss besaß, eine größere wirtschaftliche Leistung oder mehr Krieger aufbieten konnte, als die des Fürstenhauses von Segimer. Auch eine Vielzahl gut nutzbarer Salzschürfstellen könnte seine Macht begünstigt haben. Allerdings verfügten auf einem Streifen zwischen Unna, Werl und Soest bis Lüneburg und Salzgitter viele Regionen Westfalens und Norddeutschlands geologisch bedingt über ausgeprägte Salzvorkommen, so dass daraus nicht unbedingt ein herausragender Wohlstand einer einzelnen Sippe abgeleitet werden kann. Der Rom treue und mächtige Segestes bestimmte bis ins Jahr 9 + die Politik der Cherusker in großen Teilen maßgeblich mit. Solange wie man sich am schwächeren Hebel der Macht wähnte, schien dies auch angebracht zu sein. Denn man konnte vor der Rückkehr des Arminius und auch noch nach dessen Eintreffen an der Weser nicht ahnen, dass da einer kam, der das Blatt noch mal wenden würde. Segestes war sicherlich auch maßgeblich am Zustandekommen des Bündnisvertrages mit Rom verantwortlich, der die Römer ermunterte Varus zu entsenden. Um die Machtverhältnisse in die Richtung des Hauses Segimer zu verschieben, lag es wohl in der Absicht von Arminius die Tochter von Segestes zu ehelichen. Nicht umsonst wird spekuliert, dass auch sein Streben nach Königswürde ein Motiv für den Familienmord an ihm war. Spätestens nach der erfolgreichen Varusschlacht schlugen die Sympathien gegen Segestes um, man wollte ihn an der Weser nicht mehr. Segestes musste sich entscheiden, wechselte komplett auf die römische Seite und starb später im gallischen Exil. Aber noch im Jahre 469 deutet der Name Sigismer eines rheinfränkischen Königssohnes darauf hin, dass man sich immer noch diesem alten Namensstrang in Westfalen verpflichtet fühlte. Zu Cheruskerzeiten hätte man Sigismer den Brukterer oder Ripuarier wohl noch Segimer genannt. Urd war in Germanien auch ohne die Verbindung zur Norne Urd bereits zu Arminiuszeiten das Schicksal, so gab man Arminius nach der erfolgreichen Schlacht im Norden Europas auch den Namen Sigurd weil er es war, der in frühesten Zeiten erfolgreich das Schicksal heraus forderte und es mit Hilfe Odins und der Nornen meisterte. Die Nordgermanen betonten also aufgrund seiner Taten mehr den schicksalhaften Bezug. Denn sein Erfolg war ihm natürlich nur dank dazutun der Götter beschieden und alles konnte ihm auch nur mit Segen von oben gelingen. Schließlich war Sigurd auch der nordischen Sage nach direkter Nachkomme des germanischen Göttervater Odins. Man rückte Arminius im Norden damit ganz bewusst nahe an den germanischen Götterhimmel heran, statt es beim menschlichen Namen Sigfrid zu belassen. Denn nur einem späteren Enkel des germanischen Kriegsgottes konnte es auch gelingen die Römer in Gestalt eines Drachens zu bezwingen. Das deutet daraufhin, dass in Nordgermanien der Originalname des Cheruskers nicht bekannt war oder er dort nicht in die heidnische Vorstellungskraft passte. So stehen sich auch bei seinem germanischen Urnamen mit Siegfried oder Sigurd zwei Theorien gegenüber. Aber konnte man zu Zeiten seiner Geburt denn schon ahnen, dass Arminius einmal derart vehement und geradezu schicksalhaft das, und damit auch sein Schicksal heraus forderte und es herauf beschwor ? Dann hätten ihm die Götter bei seiner glorreichen Zukunft auch gleich den Namen “Schicksalbezwinger” mit in die Wiege legen können. Die Nordgermanen waren also keine Hellseher und gaben ihm den Namen auch erst nach seinen Taten. So gehe ich auch davon aus, dass man ihm im Norden Germaniens den Namen Sigurd auch erst nach dem „großen Schlachten“ und seinem schicksalsgleichen Erfolg gab und ihn auch erst danach mit dem Schicksal in Verbindung brachte. Ihm gelang es mit seinen Siegen, die Mitte und vielleicht sogar den Norden Germaniens vor dem schon allseits erwarteten Zugriff Roms zu bewahren und das konnte nur das Schicksal entschieden haben. Das aber konnte die ganze germanische Welt auch erst nach dem Jahr 9 + wissen. Um das Jahr 17 – als der lange Zeit Rom treue Germane Arminius das Licht der Welt erblickte, wusste trotz der Niederlage des Lollius noch keiner genau, was am südlichen Horizont aufziehen würde. Man war noch guter Dinge und setzte vor allem auf Frieden, Schutz und Sicherheit und so entschied man sich bei den Westgermanen bei der Namensauswahl auch für fridu, den germanischen Namen für Frieden und nannte in der Konsequenz den kleinen Arminius Segfridu. Wobei die alte Silbe “Fridu” heute noch im Männernamen Fridolin oder in der italienischen Form Sigfrido enthalten ist. Aber die alten Wunschvorstellungen nach Frieden erfüllten sich bekanntlich nicht und man suchte Friede, Schutz und Sicherheit in Ostwestfalen später leider vergeblich. Aber zu den Zeiten der Geburt des Arminius bzw. des Segfridu konnte man zweifellos noch darauf hoffen. Am Begriff Hoffnung dem ewig gültigen Wunschbild der Menschheit hat sich bis heute nichts geändert. Es waren unsere eigenen Ureinwohner, wen wundert es. Damit setzte sich meines Erachtens der Name Sigfrid/Siegfried bzw. Segfridu bei der Suche nach seinem germanischen Namen durch und nicht der im Norden verwendete Parallelname Sigurd. Der heilige Sigfrid, der Siegfried von Växjö, der 995 aus Glastonbury von den britischen Inseln kommend über Norwegen in Schweden das Christentum verbreitete und 1067 verstarb, nannte sich in Schweden auch nicht heiliger Sigurd. Ungeachtet dessen wird er noch unter allen drei Namensformen Sigfrid, Sigfridus oder Sigurd auch in der schwedischen Historie geführt, aber sein „Nibelungenname“ Siegfried in dem ich den Germanen Arminius identifiziere, wurde bereits in den Vordergrund geschoben. Ungeachtet dessen ist und war der Name Sigurd auch in Schweden ein Begriff, denn die Runen beschriftete „Ramsundritzung“ wird in Schweden wiederum der Sigurd Sage zugeschrieben. Aber wie die folgenden Jahrhunderte zeigen, setzte sich auch die auf Sigfrid/Segfridu basierende Namenstradition nicht nur an Rhein und Weser fort, während Sigurd im Norden seinen Schwerpunkt behielt und in Deutschland nie in Mode kam. Und daran konnten auch die schmalen Sigurd Comic Heftchen die zwischen 1958 und 1960 für 30 Pfenning pro Stück verkauft wurden, nichts ändern. Aus dem 7. Jhd. hingegen sind uns die Namensformen Sigifridus und Sigfridus überliefert, aber einen Namen Sigurd oder gar einen Armin suchen wir zwischen Völkerwanderung und „dunklem“ Mittelalter in unseren Breiten vergeblich. Siegfried aber kam mehr und mehr in aller Munde. Aber wie steht es nun mit der Übersetzung der Vorsilbe „Seg“. Wie selbstverständlich werden die alten “Cheruskervorsilben” die mit „Seg“ beginnen später in Sig und dann in Sieg umgedeutet, da Sieg in althochdeutsch noch Sigu geschrieben wurde. Aber Seg ist nicht Sig. Wie gelangten also die Experten zu der Auffassung, dass aus Seg das spätere Wort Sieg wurde ? Die wissenschaftliche Erklärung dafür ist, dass die Begriffe seg – es, seg – ez, bzw. seg – iz, sig – iz, Macht bedeuten und der althochdeutsche Begriff “segu” auch sig, sigo seit dem 8. Jahrhundert als Sieg belegt ist. Das altisländische Wort “sigr” formuliert es bis auf das fehlende “e” (= Siger) fasst schon aus. Aber wer verleitet uns eigentlich immer das „g“ im Segimer auch wie ein „g“ auszusprechen. Würde unsere Zunge nicht lieber Sächemer oder Sechimer sagen. Auf der Suche nach dem germanischen Urnamen des Arminius kommen wir aber auch nicht umhin ihn im dialektischen auch Seyfried oder Sechfried zu nennen. Und im ostwestfälischen Nethegau sagt man ja auch heute noch Siichfrit wenn man Siegfried meint. Und dazu passend nannte man ihn um 1200 im Nibelungenlied auch Sivrit. Zwischen dem geschriebenen und gesprochenen Wort gab es immer schon große Unterschiede. Und ich kenne da noch eher jene Ruhrpott - Westfalen die sagen, „Siichfrit kommse rin or bliwse druten, dann mak ens de Dör tau“. Auch noch über die Namen der italienisch/langobardischen Schiene des 6. Jhd. wie, Segafredo, Siffredi, Seganfreddo oder Sigfredo hat der Name Siegfried aus der Sagenwelt bis heute überlebt. Macht ging also immer schon mit Sieg einher. So waren die Männer aus dem Stamm der „Seger” oder der Sieger immer die Machthaber und blieben wohl auch am Ende oft die Sieger. Aber auch Herrscher die die Macht besaßen, gingen am Ende nicht immer auch als die Sieger vom Platz. Die indogermanische Ur - Wurzel segh lässt sich nur auf die Begriffe “festhalten”, “halten” bzw. einen Mann “im Kampf überwältigen” zurück führen. Der Mann, der den Gegner überwältigte, war der Mächtige und damit automatisch auch der Sieger. Demnach müssen die Cherusker ein sehr stolzer, kämpferischer, erfolgreicher eben ein zeitgemäßer Stamm gewesen sein, der schon seinen Kindern in der Zweitsilbe die Namen für Macht und Sieg mit in die Wiege legte. Bei Seges- tes in dem Macht und Sieg zugleich lagen, mag man aber eher an einen die Macht inne habenden denken, dem keine Zusatzeigenschaften mitgegeben wurden. Wer die Macht hat, hat auch das Sagen und damit das letzte Wort. Hier könnte in alter Zeit noch eine Verbindung zu beiden Wortstämmen Sieg und Macht gelegen haben. Dieser Verdacht entsteht, wenn man auf die norddeutschen Dialekte blickt und Sätze hört wie: „Ick seg to” ich sage zu, oder: „Ick sech noch” ich sage noch. Zum mächtigen Sieger, nämlich dem der das Sagen hat, führt aber noch ein weiterer Weg, nämlich der, den uns die Nibelungen Sage weist in der zu lesen ist “in alten mæren wunders vil geseit von helden”. Da sagte man noch statt gesagt, geseit und die alten Westfalen sagen heute vielerorts noch „sei”, wenn sie meinen „sag bloß”. Und im englischen liegt uns der Name „say“ ebenfalls noch gut auf der Zunge. Der alte Vorname Seifried bzw. Seyfrid führt uns da also noch in der Vorsilbe die beiden Wortstämme für „sagen“ im Sinne von sprechen und die Nachsilbe „frid“ für den Befrieder vor Augen. Im uns allen bekannten Ruhrpott – Deutsch des westlichen Westfalen ist heute noch das Wort „Seger“ als eine kumpelhafte aber wiederum auch respektable Anrede für männliche Bekannte oder Freunde in vielfachem Gebrauch und seine Verwendung reicht noch darüber hinaus auch bis ins Bergische Land hinein. Die Herkunft dieses Wortes ist unbekannt, aber wer will heute schon sagen ob „Tussi oder Seger“ nicht beides Überreste alter Traditionen oder Volkserinnerungen sind, denn die sind bekanntlich oft langlebiger als man meint. Wäre dieser Verdacht belegbar, spräche diese Anknüpfung an das cheruskische Fürstengeschlecht so kurios es klingen mag, für eine der ältesten Namensüberlieferungen in Westfalen, älter noch, als die Familie der Sattelmeier und andere Geschlechter. Segfridu, wie ich Arminius eher nennen möchte, wurde seinem Geburtsnamen noch gerecht und machte ihm alle Ehre. Beide Namensformen des großen Cheruskerfürsten, sowohl Arminius als auch Segfridu existierten in unterschiedlichen Welten mal real und mal irreal, aber immer parallel auf Augenhöhe zu einander. Arminius gelang es nach seinen Siegen auch über seinen Tod hinaus für einen begrenzten Zeitraum in Ostwestfalen nochmal so etwas wie Frieden einziehen zu lassen. Danach büßte wie Tacitus überlieferte wohl die gesamte Oberschicht der Sippe der „Seger” ihre Stärke ein, rieb sich untereinander auf, wurde von anderen Stämmen dominiert, konnte sich nicht mehr von ihnen abgrenzen und verlor ihre integrierende Kraft. Nach dem Verlust ihrer Führungsschicht schlossen sich die Cherusker im zweiten Jahrhundert anderen noch gefestigten, größeren und in jedem Fall gut geführten Stammesverbänden, vermutlich unter anderem auch den östlich von ihnen siedelnden elbischen Langobarden an, mit denen sie nicht nur immer schon in engem Kontakt standen, sondern in denen sie auch eine Art Schutzmacht hatten. Mit Beginn der ersten Teilabwanderungen im Vorfeld der großen Völkerwanderung, die mit dem Anrennen an den Limes begannen, verschoben sich in Ostwestfalen sowohl die Siedlungsgebiete als auch die Stammesgrenzen. Daheim gebliebene Cherusker in nicht bestimmbarer Größenordnung blieben aber an der Weser bodenständig, bis sie unter sächsischen Einfluss gerieten. 19.12.2017 - 00:38 Uhr)

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