Samstag, 20. Januar 2018
Die Carruca hat die Schlacht (mit) entschieden aber wie lässt sich die Zugtrasse orten
Noch vor meine Überlegungen wie Arminius alles eingefädelt haben könnte, schiebt sich die Frage, welchem Weg Varus zur Lippe den Vorzug gab. So kommen wir nicht umhin, auch noch einen Blick auf die damaligen Transportbedingungen zu werfen und dürfen am Rande unweigerlich auch nicht den Straßenzustandsbericht verpassen. Denn zu den grundsätzlichen militärischen Entscheidungen bewegt sich die nötige Logistik immer auf Augenhöhe. Wie wir wissen, wollte sich Varus mit einem ungewöhnlich umfangreichen Tross zurück an den Rhein begeben und das bedeutet, dass man auch sehr viele Fahrzeuge mitgeführt haben dürfte. Neben den jeweils mit einander verbundenen Lasten tragenden Maultier - oder Esel Kolonnen unterscheidet die einschlägige Forschung zwischen einer Vielzahl von Transportmitteln die die römische Welt seinerzeit nutzte. Einige davon könnten auch Bestandteil dieses Marschzuges gewesen sein. Als da wären, das Plaustrum ein einachsiger von Ochsen gezogener schwerer Lastkarren; die Birota eine einachsige Kutsche für etwa zwei Personen,  das Cisium, eine  offene leichte und einachsige Reisekutsche.  Das Carpentum, ein schwerer, überdachter und einachsiger Lastkarren, die Carruca ein vierrädriger und sogar überdachter Transportwagen  sowie der kleinere Gepäckkarren namens Carrus. Alle diese Gefährte könnten im Zuge des Rückzuges genutzt worden sein. Das römische Straßennetz  diente in erster Linie der Erschließung und Eroberung neuer Territorien und daher werden sich auch nur die Wegstrecken in einem guten Ausbauzustand befunden haben, die diesem Zweck zugute kamen. Insbesondere die Steilstrecken gehörten dazu. Infolgedessen war der größte möglicherweise zwei achsige und von mehreren Ochsen gezogene Karren vom Zuladevolumen her betrachtet zwar der Bedeutsamste für den Transport schwerer Materialien aber hinsichtlich seiner Wegebeanspruchung auch die Schwachstelle des Marschzuges. Denn dieser Wagen bzw. auch schon die Kategorie der mittelgroßen Fahrzeuge benötigte befahrbare Strecken und diese waren auch zu Zeiten der Römer nicht überall, schon gar nicht in Ostwestfalen gepflastert und erst recht nicht im Überfluss vorhanden. Hatte es tags zuvor mehr oder weniger stark geregnet war schweißtreibende Muskelkraft von Mensch und Tier gefordert. Und selbst ebene aber von Bächen oder sumpfigen Wiesen durchkreuzte Regionen konnten da schon zu erheblichen Problemen führen. Man wird es sich daher auch damals nicht geleistet haben können, jeden Eggeübergang so zu gestalten, dass er von den Schwertransporten der damaligen Zeit genutzt werden konnte. Bei den meisten Eggeübergängen wird es sich daher wohl eher nur um fußläufige Verbindungen für den Eselstreck gehandelt haben oder sie werden für Ross und Reiter nutzbar gewesen sein. Hatten sich die Holzräder einmal eine ungünstige Spur gegraben und waren auf die Schnelle nicht mehr flott zu machen, konnte sich in der Tat ein Marschzug unkontrolliert in die Länge ziehen, wenn von vorne kein geordneter Stopp beschlossen wurde. Ostwestfalen war bei weitem straßenbautechnisch nicht so gut erschlossen wie die linksrheinischen Gebiete wo die Römerstraßen noch bis ins hohe Mittelalter und darüber hinaus bevorzugt genutzt wurden und wir wissen von Johann Wolfgang von Goethe, dass selbst die Straßen in Ostwestfalen noch im 18. Jhd., also rund 1800 Jahre nach Varus alles andere als komfortabel waren und er oft über Achsenbrüche und dergleichen klagte. Obwohl sich die Frage nach dem optimalen Rückzugsweg schon nahezu von selbst beantwortet, möchte ich doch allen möglichen alternativen Überlegungen genügenden Raum geben und daher auch die Karten von Carl Ludwig von Le Coq hinzuziehen. Gehen wir der komplexen Lage also auf den Grund, so stellen wir uns einen Halbkreis vor und begeben uns gedanklich in dessen Zentrum an die Mittelweser. Vom Mittelpunkt also von Corvey aus schlagen wir den Halbkreis in die westliche Richtung. Und das vereinfacht die Suche nach dem einen und entscheidenden Zugkorridor schon erheblich. Ich gehe aufgrund der Corvey Theorie also mal den umgekehrten Weg und schlage ihn nicht von Anreppen aus in die östliche Richtung. Wo könnte also rein pragmatisch gedacht der Marschweg, vor allem auch unter Berücksichtigung möglicher Hinterhaltqualitäten ins Krisengebiet verlaufen sein. Die Auswahlmöglichkeiten die Varus für den Rückweg blieben bzw. ihm zur Verfügung standen, waren da wie vorher schon dargestellt prinzipiell nicht sonderlich umfangreich und genau genommen war es auch nur eine infrage kommende Trasse, nämlich die gleiche die er und sein Gefolge immer nahm, wenn er im Frühjahr an die Weser zog und im Herbst wieder zurück. Denn viele Varianten ließ die schroffe Egge nicht zu. Fasst man trotzdem den Kreis der alternativen Routen größer, so gilt als Ausschlusskriterium natürlich die östlich der Weser liegende Region. Wenn wir das Sommerlager an der Weser sehen und einen Rückzugsweg zum Rhein suchen, so erwartet man diesen natürlich nicht im Osten und so klammere ich infolgedessen den Solling und sein Vorland auch aus. Das schränkt den Untersuchungsraum bereits um 50 % ein Des Weiteren ist man sich sicherlich darin einig Varus von Corvey nach Anreppen auch nicht über das nördliche Horn oder das südliche Diemeltal ziehen zu lassen wodurch sich der Halbkreis nahezu halbiert. Welchen anderen Weg als den favorisierten könnten die Legionen also noch eingeschlagen haben, wenn wir sie nicht unbedingt unmittelbar am Herrschaftssitz des Varus dem heutigen Corvey, sondern vom militärischen Komplex, also einem Legionslager abziehen lassen. Traditionell entfaltet ein derart umfangreicher Ausmarsch, der auf viele Kilometer Länge taxiert wird und ein Militärlager verlässt, immer eine große symbolische Wirkung auf alle Teilnehmer und Zuschauer gleich einer Machtdemonstration, vor allem wenn er in dieser Formation nur einmal im Jahr statt findet. Und da begibt sich ein Feldherr für den feierlichen Akt der damit einhergehenden Fahnenweihe oder ähnlichen rituellen Handlungen zu seinen Truppen und nicht umgekehrt. Betrachten wir also die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auf Basis der Zielrichtung Anreppen und die auf diesem Terrain befindlichen geologischen Gegebenheiten. Ich verorte das, oder die Legionslager im Großraum Corvey der sich von der großen Weserschleife um tom Roden über die Nethemündung hinweg bis Amelunxen erstreckt haben könnte. Als da wären zum einen die nördliche Tangente über Marienmünster und Altenbeken nach Anreppen. Die mittlere Halbtangente über die Bosseborner Höhe zunächst nach Brakel und von dort nach Anreppen zu gelangen, sowie die südliche Tangente über den Hellweg von Amelunxen Nethe aufwärts und ebenfalls über Brakel nach Anreppen. Nur über diese drei Varianten konnte der damalige Rückweg vom Grundsatz her betrachtet gelaufen sein, um von dem besagten Abschnitt an der Mittelweser den Oberlauf der Lippe zu erreichen. Und auch nur einer dieser drei Wege muss das nötige Potenzial gehabt haben, um die Legionen von dieser Route einen Schwenk bzw. eine Abweichung vollziehen zu lassen, der sie letztlich in das Gebiet der Aufrührer brachte. Beginnen wir bei der nördlichen Tangente und werfen einen Blick auf diese Alternative. Allerdings erkenne ich hierin nur eine theoretische Möglichkeit, da in diese Richtung keine der bekannten Altstraßen verlaufen und auch nicht der viel zitierte Hellweg. Diese Strecke setzt voraus, dass sich das Legionslager im näheren Umfeld von Corvey befunden haben müsste und der Marschzug seinen Ausgang in etwa an der Lütmarser Straße in Höxter genommen hätte. Ihn hier zu sehen würde aber auch bedeuten, dass die Legionen zuerst ein steileres Anfangsstück zu überwinden gehabt hätten und sie dann noch eine reine Luftlinie von etwa 54 km Höxter – Anreppen zu bewältigen hatten. Es ist aber fraglich und wird von historischer Seite bestritten, dass es in jener Zeit einen für den Tross karrentauglichen Weg über den Rehberg gegeben hat, den die Legionen später bei Altenbeken hätten nutzen können um den Eggekamm zu erklimmen. Der Le Coq Karte ist keine durchgängige Landstraße von Höxter nach Altenbeken zu entnehmen jedoch der Hinweis auf befahrbare Straßen. Vertritt man nun die Ansicht, dass es den Hinterhalt bereits zwischen Corvey und Anreppen gab, so müssen diese Überlegungen natürlich stichhaltig sein. Sollten also die Cherusker die Legionen trotz der grundsätzlichen Abwegigkeit über den Bremer Berg in diese Landschaft gelockt haben, so hätte man den Hinterhalt auch mitten in die Siedlungsgebiete der Cherusker legen müssen. Denn diese erstreckten sich nach allgemeiner Auffassung parallel zu dieser Route. Wir wissen allerdings nicht, wo die südlichsten Stammesgebiete der Angrivarier, der späteren Engern damals begonnen haben die in dieser Region noch bis über die Diemel reichend auch ein Sprachkeil hinterlassen haben, oder ob für die Planung des Hinterhalts bereits deren möglicherweise nördlich von Marienmünster angrenzende Territorien mit beansprucht werden mussten. In diesem Fall wären die Angrivarier theoretisch der abtrünnige Stamm gewesen, was ich aber ausschließe, da die Angrivarier nicht als ein Teilnehmerstamm der Varusschlacht überliefert wurden. Und noch ein weiteres gewichtiges Argument spricht meines Erachtens gegen die Trasse Höxter - Altenbeken. An diesem Rückmarschweg durch Cheruskerland einen Hinterhalt zu legen klingt undenkbar. Denn man hätte den Römern glaubhaft vermitteln müssen, warum sich auf ihren ureigensten Stammesgebieten nun urplötztlich und praktisch über Nacht und vor der Haustür der Legionslager Zwistigkeiten aufgebaut hätten. Damit hätten sich die Cherusker selbst zum Aufrührerstamm erklärt. Aber das es die Cherusker selbst gewesen sein sollen, ist historisch an keiner Stelle vermerkt. Und ein Stamm mit dem man einen Bündnisvertrag ausgehandelt hat und dessen Fürst bei ihnen im Wort stand, sollte ihnen nun offenbaren, dass sie in seinem eigenen Land vor Angriffen seiner eigenen Leute nun nicht mehr sicher sein sollten, unglaublich. Ob die römischen Funde im Raum Nieheim und Marienmünster die Annahme einer Trasse durch dieses Gebiet bereits rechtfertigen, schließe ich daher auch aus. Auch der Cherusker Segestes hätte am Vorabend nicht verschleiern können, dass es gar keinen entfernten Aufrührerstamm gab, sondern das der Chef der Aufrührer bereits mit ihnen unter einem Dach saß und er sie später schon bei Marienmünster erwarten würde. In dieser Region ein Aufbegehren zu konstruieren spräche folglich gegen jede Logik. Arminius hätte auf Basis der frühen Form römischer Verträge dafür gerade gestanden, dass es so etwas in seinen bzw. im Herrschaftsgebiet der Cherusker nicht hätte geben können. Dafür hatte er sich einen anderen toten Winkel ausgesucht. Für den Rückzug über die mittlere Tangente Bosseborn, spricht das gleiche was für Varus galt, als er den Weg von Anreppen zur Weser einschlug. Der beschwerlichere Streckenverlauf über die vermeidbaren Höhenlagen wäre auch für einen Rückzug unvorteilhaft, zumal man dies über die Kehre bei Amelunxen Nethe aufwärts leichter haben kann. Und so kommen wir zu der von mir vorgeschlagenen Variante drei, nämlich der Südtangente, dem späteren Hellweg, der nach Westen direkt zur Lippe bei Paderborn führte und der für die römische Armee der Hauptzubringer in beide Richtungen war. Er führte von der Weser über die Driburger Höhe und Schwaney nach Anreppen und verband als wichtigste strategische Verbindung die drei Flüsse Weser, Ems und Lippe miteinander. Nun zu der Frage der Hinterhaltstrategie die Arminius zu entwickeln hatte und die in alle Überlegungen hinein spielt. Diese Hauptzugtrasse mit der Überlegung an ihren Randbereich oder direkt auf der Trasse selbst einen Hinterhalt zu legen oder entstehen zu lassen, hat die Analyse der überlieferten Textstellen nicht hergegeben. Trotzdem möchte ich es mir nicht leicht machen und möglichst jeder Spur nachgehen. Auch dieser römische Karrenweg, unter dem man sich zweifellos keine trassenidentische Übereinstimmung mit den späteren mittelalterlichen, moderneren und teils gut befestigten Hellwegsverbindungen vorstellen darf, entspricht einer schnellen zielgerichteten Standverbindung unter weitgehender Umgehung allzu kritischer Anstiege. Er kam sicherlich ohne überflüssige Umwege aus und war durch Marschlager und kleine Raststationen gut erschlossen und gesichert. Diese Verbindung dürfte für einen Überraschungsangriff gänzlich ungeeignet gewesen sein. Römische Militärstraßen verfügten aus Sicherheitsgründen oft rechts und links des Weges auch noch über ein freies Sichtfeld, waren für Materialtransporte steigungstechnisch tauglich und auch gut begehbar. Spekulieren wir trotzdem, so hätten die Cherusker den Hinterhalt natürlich auch noch an oder in die Nähe dieser Hauptnachschublinie von der Weser an die Lippe legen können. So hätten sie, wie man es auch andernorts für möglich hielt den Marschzug von versetzten und sichtgeschützten Verteidigungswällen aus attackieren können. Und auch dieser häufig genutzte und später Brakeler Hellweg genannte Verbindungsweg hätte sich trotz vieler Zweifel angeboten. Stabile und nicht leicht zu überwindende Holzhindernisse über Nacht in einem schwer einsehbaren Gelände, einer Wegekurve, einem Bachtal oder dergleichen auf dieser Wegstrecke aufzutürmen, könnten die Germanen also in Betracht gezogen haben. Dies hätte sicherlich viel Aufwand und einiges an Vorarbeit erfordert, zudem noch in einer sehr kurzen Zeit und womöglich während der Nachtstunden. Es hätte einer großen Anzahl an Helfern bedurft diese Barriere möglichst unauffällig bzw. lautlos zu errichten. Und dieses alles hätte man unerkannt, natürlich recht kurzfristig und noch rechtzeitig vor dem Rückmarsch der Legionen durchführen müssen. Zudem hätte alles an diesem Streckenabschnitt mit ungeahnten Konsequenzen für die Germanen ausgehen können, wenn es am Cherusker Highway gescheitert wäre. Hier wären die Stämme ein enormes Risiko eingegangen zumal wir die Position der zwei Asprenas Legionen nicht kennen. Auch hätten hier im Notfall noch römische Kontingente zum Einsatz kommen können, die weiter nördlich jenseits der Dörenschlucht oder Hameln stationiert waren und den Zug nach Anreppen über den Umweg Höxter gar nicht einschlagen brauchten, da sie direkt auf Anreppen zu marschierten. Auf dieser wichtigen Strecke könnten auch schon früh am Morgen römische Meldereiter unterwegs gewesen sein, oder den dort möglicherweise stationierten Wachtposten hätte es auffallen können. Dieser Hellweg in der Kernzone des Aufmarschgebietes lag definitiv unter starker Beobachtung auch der Auxiliareinheiten romfreundlicher Stämme. Es musste ein Hinterhalt sein, der einige Kilometer davon entfernt liegen sollte. Barrikaden zur Seite zu räumen, wäre übrigens für drei Legionen auf dieser ansonsten recht gut ausgebauten Passage sicherlich nur ein Frühsport wert gewesen und hätte keines großen Aufwandes bedurft. Ich suche trotzdem verzweifelt nach Argumenten und will es daher immer noch nicht gänzlich ausschließen. Denn für einen möglichen Hinterhalt hätte sich dennoch der steile Anstieg vom Gradberg nach Schwaney angeboten haben können und muss hier daher auch theoretisch auf der Suche nach dem Hinterhalt in Betracht gezogen werden. Die geografischen Bedingungen deuten darauf hin, dass auch der Hellweg zwischen Höxter und mindestens bis zur Eggekante bei Schwaney durch cheruskische Stammlande verlief. Dürfte aber andernfalls zumindest durch cheruskisches Einflussgebiet bzw. Niemandsland geführt haben. Damit ist auch die Südvariante vergleichbar mit meiner Einschätzung hinsichtlich der ersten Tangente über Marienmünster die ebenfalls Cheruskergebiet tangierte. Das wäre zwar alles immer noch kein zwingender Grund gewesen, ein Sperrwerk nahe der heutigen L 828 nicht zu errichten, aber es wäre bei Licht betrachtet eben nicht die beste Lösung gewesen um Varus die Schlinge umzulegen. Aber Arminius hatte einen besseren Plan, denn er musste Varus „nur“ von diesem gut ausgebauten Brakeler Hellweg in eine andere Richtung umdirigieren. Eben zu jenem besagten Ort, wo ihn bereits die Aufrührer erwarteten, die er im Vorbeigehen nieder schlagen wollte. - Varus sollte also „kurz mal“ vom Hellweg abweichen, damit Cassius Dio mit seiner Überlieferung recht behalten konnte - . Alles entscheidend ist der überlieferte Hinweis, dass man Varus letztlich in einen Hinterhalt lockte, indem man ihn glauben machte, es würden sich „weiter entfernt“ wohnende Stämme gegen ihn auflehnen. Das spricht alles für eine Region abseits des häufig genutzten Hellweges und hört sich nicht nach Kampfhandlungen an eben dieser Römerkarrenbahn an. Verfechter der Werretheorie könnten im Begriff Hinterhalt an das althochdeutsche Wort lāga für Legung gleich Hinterhalt anknüpfen und auf diesem Wege den Ort Lage im Kreis Lippe favorisieren. Es musste also ein Umweg nötig gewesen sein, um den Plan zum Gelingen zu bringen. Und „weiter entfernt“ wohnende bedeutet auch nicht gerade, dass dieser abtrünnige Stamm zwischen Weser und Lippe siedelte, denn dann wären es letzten Endes wie schon ausgeführt die Cherusker sogar selbst gewesen, die sich abtrünnig verhielten. Und von aufrührerischen Cheruskern ist weder zum Zeitpunkt des Ausmarsches bei den alten Historikern noch an irgendeiner anderen Stelle der alten Schriften ein Hinweis zu lesen. Außerdem zeigt sich anhand der Überlieferungen, dass es sich letztlich um einen recht beschwerlichen Umweg handelte, der unter anderem auch das Fällen von Bäumen erforderlich machte. Das trifft für den Brakeler Hellweg ebenfalls nicht zu. Man kann die Betrachtung natürlich ausufern lassen und an diesen wegzuräumenden Bäumen vom Brakeler Hauptweg schon die Handschrift der Germanen ablesen bzw. alles unter der Prämisse sehen, dass sogar heute noch nach Stürmen auch Bäume auf Straßen und Eisenbahnschienen fallen. Halten wir uns an Cassius Dio der schreibt, dass der Umweg letztlich zu diesem „weiter entfernt“ liegenden unbekannten, da namentlich nicht überlieferten Germanenstamm führen sollte. Der konstruierte Umweg durfte aber wiederum auf keinen Fall sein Ende in einer Region finden, aus der es kein Entrinnen mehr gab. Würde er in eine ausweglose Sackgasse ähnlich einem toten Winkel ohne Möglichkeiten des Weiterkommens münden, hätte das für die Planung verhängnisvoll sein können. Denn den Legionen musste in jedem Fall noch eine plausible Gelegenheit zum Weiterzug an die Lippe erhalten bleiben, wenn sie den Aufstand erfolgreich nieder geschlagen hätten. Auch die Römer kannten sich noch einigermaßen, wenn auch nicht so gut in der Region aus um sich nicht völlig ins Bockshorn jagen zu lassen. Wäre dies nicht Bestandteil des Planes gewesen, so hätte man Verdacht geschöpft und zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Arminius musste für Varus also diesen Rückzugskorridor zur Lippe sozusagen als eine Art Sollbruchstelle offen lassen sprich einplanen. Auf der ersten Etappe nach dem Verlassen des Sommerlagerkomplexes von Fluss zu Fluss durch das von Cheruskern kontrollierte und daher aus Sicht der Römer sichere Gebiet, sollten sie sich wie im tiefsten Frieden fühlen. Varus ignorierte bekanntlich die alte Weisheit, dass man Gegner besser über, als unterschätzen sollte. Am Ende des Brakeler Hellweges auf den Eggehöhen im Raum Schwaney und einem weiten Blick schon fasst bis zum heutigen Paderborn angekommen, wäre man zudem meiner Theorie nach auf der Paderborner Hochebene bereits bei den äußersten Brukterern angelangt. Diesen Stamm, der am traditionellen Fernweg und am östlichsten Rand der Münsterländer Bucht beheimatet war, aber als einen „weiter entfernt“ siedelnden Stamm zu bezeichnen, hätte auch nicht zu der bekannten Kenntnislage gepasst, denn diese Gegend samt den Brukterern war den Römern wieder bestens bekannt. Und wenn die Brukterer der revoltierende Stamm gewesen wären, hätten uns dies die alten Historiker nicht verschwiegen. Aber den Stamm ohne Namen identifizierte für uns keiner dieser Chronisten und wir dürfen rätseln. (zuletzt bearbeitet, 20.01.2018 - 22:31 Uhr )

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