Samstag, 3. März 2018
Germanicus setzte 14 + in Novaesium über den Rhein
Ich schrieb im letzten Abschnitt, dass Arminius die drei Varuslegionen in der Südegge in die Arme der Marser und wohl auch in die der Sugambrer trieb. Die Karten für die Varusschlacht im Hinterland von Ostwestfalen waren damit gemischt und die Rollen verteilt. Die Brukterer gehörten aufgrund der praktischen Versorgungsschiene in Form der Lippe die mitten durch ihre Stammesgebiete fließt, mit zu den Hauptleidtragenden römischer Expansionspolitik. Den Chatten erging es ähnlich, wenn man es von südlicher Richtung aus betrachtet. Hier war es ein Landkorridor von der Wetterau nach Norden, der ihnen das Unheil brachte. Nur die Cherusker hatten sich aufgrund der von ihnen eingegangenen Bündnisverpflichtung in eine Sonderrolle manövriert oder besser gesagt sie haben sie sich aufgebürdet. Aber die von der Cherusker Führungsschicht erkaufte Ruhe in der viele auch einen Ausdruck von Unterwürfigkeit und Schwäche erkannten, sollte sich als brüchig erweisen, hatte ihren Preis und brachte sie mit jenen Germanenstämmen in Konflikt, die eine derartige Koalition wohl nicht eingegangen wären. So ächzte es im Gebälk und wurde zu einem Bündnis auf Abruf. Alle vier Hauptstämme der Allianz gegen Varus einte, dass sie sich mit den Legionen bereits in zahlreichen größeren und kleineren Kämpfen, blutigen Auseinandersetzungen und Scharmützeln gerieben hatten. So waren sie immer wieder aufs neue gezwungen in einem dauernden auf und ab ihre Kräfte zu sammeln, wenn sie ernst zu nehmenden Widerstand zeigen wollten. Die besondere Rolle der Marser, dem vierten Stamm des Bündnisses im Zusammenspiel mit den Sugambrern hatte ich im letzten Abschnitt behandelt und versucht darzulegen, dass Arminius ihre alten Dispute mit Rom gelegen kamen und er sie nutzte um Varus vom Sommerlager aus, in den Süden zu dirigieren. Da Marser ganz sicher und wie ich annehme auch Teile der Sugambrer im "teuto burgiensi saltu" mit dabei waren basiert meine Theorie auf der Überlegung, dass sich die östlichsten Siedlungszentren der Marser und Sugambrer auch unweit des Schmelztiegels der letzten Kampfstunden des Jahres 9 + befunden haben müssten. Allen Argumenten die diese Hypothese untermauern können, versuche ich daher auch immer mit der nötigen Akribie nachzugehen. Eine der Möglichkeiten bietet sich, in dem man die Stammesgebiete versucht zu lokalisieren. Daher sind die Rachefeldzüge des Germanicus, aber insbesondere der Feldzug des Jahre 14 +, der nur den Marsern galt. eine gute Gelegenheit um die Suche aufzunehmen. Die Phase der Zwangsumsiedlung im Jahr 8 - war aber ein besonderes Schicksal, dass sowohl die Marser als auch die Sugambrer schon vor der Zeitenwende traf und sie danach umso näher zusammen rücken ließ. Dies unterscheidet ihren stammesgeschichtlichen Werdegang, seit sie ins Licht der Historie traten in vielerlei Hinsicht von den anderen drei Stämmen, die nach der Überlieferung mit ihnen an der Varusschlacht beteiligt waren. Obwohl die Brukterer keine Deportationen über sich ergehen lassen mussten, so waren sie doch immer wieder Angriffsziel der Legionen und gerieten schon unter Drusus 12 - mit dem Imperium in heftige Kämpfe, während die Cherusker vom römischen Eroberungsdrang wegen ihrer räumlichen Distanz noch länger unberührt blieben. Den Stamm der Chatten konnte man zu Beginn der Freiheitskämpfe noch nicht klar zuordnen. Vermehrte negativ geprägte Kontakte mit dem Imperium auch in Verbindung mit der römischen Ubierstrategie führten jedoch dazu sich von ihm abzuwenden. Die schwer zu domestizierenden Marser und Sugambrer aber mussten weichen, da sich ihre suburbanen Siedlungsgebiete im römischen Vorland, anders ausgedrückt im Speckgürtel und somit vor der Haustür des Imperiums ausbreiteten, was man von römischer Seite stringent im Auge behalten musste. In diesem Sondierungsterrain wurde vom linken Rheinufer jede Bewegung der Stämme rechts des Rheins ausgewertet, da dort ihre Sicherheitsinteressen im Vordergrund standen. Zudem wurden von hier aus bereits landwirtschaftliche Güter für die linksrheinischen Koloniestädte requiriert, sicherlich auch Sklavenfang betrieben und hier war Gehorsam oberstes Gebot, damit auch der Handel im Interesse Roms ungestört florieren konnte. Man kann unterschiedlicher Meinung sein, wie breit sich dieser Puffer nach Osten erstreckt haben könnte, aber zwei Marschtage je nach Geographie etwa 4o km oder sogar mehr scheinen realistisch zu sein. Man kann ihn im weiteren Sinne vielleicht noch daran festmachen, wie tief es den Franken später gelang auf der rechtsrheinischen Seite gegenüber den Sachsen Landgewinn zu behaupten und dort Fuß zu fassen. In diesem Grenzareal schlug auch schon die eiserne Faust von Cäsar zu, als er mit dem Rausch der Erfolge des gallischen Krieges im Rücken im Rhein ein erstes Stoppschild erkennen musste. Aber jene Marser als auch Teile der Sugambrer, die sich der römischen Ansiedlungspolitik widersetzen konnten, bildeten eine Ausnahme im germanischen Stammesgefüge, denn sie entzogen sich kurzerhand dem römischen Zugriff, operierten aus der Distanz und blieben für sie ein latenter Gefahrenherd. Wobei in diesem Zusammenhang die Erwähnung der Sueben durch Strabon, als ein enorm großer Stamm, der ab dem Rhein nach Osten quasi bis zur Elbe alles besiedelte mehr Fragen offen lässt, als das diese beantwortet werden könnten. Aus diesem Gemengelage heraus schloss ich bereits, dass auch die Sugambrer zu den Sueben gezählt haben könnten bzw. wenn nicht, so konnten doch beide Stämme zumindest in Form von Kontingenten auch mit an der Varusschlacht bzw. an deren Endverlauf beteiligt gewesen sein. Ich gehe aber davon aus, dass sich kein Kriegsberichterstatter bzw. späterer römischer Historiker wagte, die Sugambrer, da sie höchst offiziell als umgesiedelt, also als nicht mehr existent galten, sie auch nur mit einem Wort zu erwähnen. Die Meinungen gehen auseinander und ich spekulierte bereits wohin sich die im Rechtsrheinischen verbliebenen Reste der Sugambrer zurück gezogen haben könnten. Da sie als sehr wehrhaft galten, ließen sie sich bekanntlich nicht allesamt auf linksrheinisches Terrain zwingen. Denn C. Dio weist mit großem zeitlichen Abstand zu den Ereignissen darauf hin, dass sie für Rom unberechenbar blieben und was, den Bataveraufstand einmal außen vorgelassen, nur für die rechtsrheinischen Sugambrer zutreffen konnte. Strabon berichtet, dass auch der Sugambrer Fürst Deudorix ein Neffe Maelos, als ein Feind des Imperiums im Triumphzug des Germanicus im Jahr 17 + mit geführt wurde. Deudorix könnte in jungen Jahren also gut zu jenen Sugambrern gehört haben, die sich der Umsiedlung des Jahres 8 - entzogen hatten bzw. nach Strabon rechtsrheinisch übrig blieben oder ihnen die Flucht mit oder zu den Masern ins Landesinnere gelang, wo sie als Unruhefaktor galten. Ein plausibler Hinweis dafür, dass auch schon Sugambrer, wenn auch nicht unter Deudorix so doch unter anderer Führung auch während der Varusschlacht in den Reihen der Cherusker gestanden haben könnten. Noch wahrscheinlicher erscheint aber, da er 17 + in Ketten vorgeführt wurde, dass er als ein Verbündeter von Arminius an den späteren Germanicus Schlachten teilgenommen hatte bzw. er ihm für seine Kämpfe Stammesaufgebote zugeführt haben könnte. Oder einfach nur passiv blieben worin man in Rom schon einen Affront sah. Da die rechte Rheinschiene unter starken römischen Einfluss geriet, kein Germane in der Sklaverei enden wollte und die Legionen ihre Kommandoaktionen bis weit ins Landesinnere durchführten, wurde es in den noch sicheren Siedlungsgebieten des Ostens immer enger für zurück flutende, rheinnahe Germanen die sich nicht umsiedeln lassen wollten. Auch die abgedrängten Sugambrer mussten sich ihre Siedlungszonen mit den Marsern und auch anderen teilen oder wurden von ihnen, teils auch nur widerwillig aufgenommen. Wie ich bereits schlussfolgerte wird es aber allemal zu Spannungen gekommen sein. Wo die Integration gelang, konnte es im Ernstfall auch in eine gegenseitige Gefolgs- bzw. Waffenbrüderschaft gemündet haben. Eine mögliche Teilnahme stärkerer sugambrischer Kräfte an der Varusschlacht wäre für einen römischen Legionär auch optisch gar nicht erkennbar gewesen, könnte aber für eine Überlegenheit der Germanen anlässlich der Kämpfe sprechen. Insbesondere auch deswegen, da gerade die Sugambrer auch noch zahlreiche ältere Rechnungen zu begleichen hatten, sehe ich in ihnen den fünften Stamm gegen Varus. In die Defensive gegangen zu sein, traut man ihnen jedenfalls nicht zu. Es würde auch dazu passen, dass immer wieder die modernen Militärstrategen rätseln, wie es denn den Germanen zahlenmäßig überhaupt gelungen sein könnte, die Varuslegionen auf dem Marsch oder auch im Lager zu bezwingen. Oft erscheint es so, als ob die beiderseitigen Kräfteverhältnisse mangels besseren Wissens geradezu ausgewürfelt werden. Aber es ist mein Ziel den neuen Siedlungsgebieten der Marser und somit auch den Sugambrern auf die Spur zu kommen um damit deren Nähe zum ostwestfälischen Schlachtenraum zu begründen. In der Konsequenz bedeutet dies, dass sich über den Germanicus Feldzug des Jahres 14 + das Stammesterritorium der beiden Stämme definieren ließe und man könnte auch daraus schlussfolgern, wo die Varusschlacht statt gefunden haben könnte. Die Schlacht gegen Varus war von der Anlage her eine Verteidigungs - und keine Angriffsschlacht, und verteidigen tut man man sich dort, wo eigene Siedlungsgebiete liegen bzw. in Gefahr geraten können. Nach dem Tod des Augustus am 19. August 14 + kam es zur Meuterei der römischen Heeresverbände in Germanien gegen dessen Nachfolger Tiberius, wobei sich die niederrheinischen Legionen als aggressiver erwiesen, als jene die weiter rheinaufwärts stationiert waren. Damals waren Novaesium (Neuss) neben Vetera (Xanten) und Mogontiacum (Mainz) die wichtigsten Legionsstandorte der Römer bei ihrem Versuch, die germanische Kernregion zu erobern. Dem schon vor der Zeitenwende errichteten späteren Vierlegionenlager Neuss kam dabei die wichtige Bedeutung zu den Mittelabschnitt im Einzugsbereich der Rheinzuflüsse Wupper, Düssel und Ruhr zu sichern. Nicht, das man meinen könnte, den Legionen drohe über den Wasserweg die große Gefahr, denn dazu waren diese nicht geeignet, es war vielmehr die unübersichtliche Landmasse die sich gegenüber von Neuss ausbreitete und in der die schwer kontrollierbaren Stämme anfänglich noch nach Belieben schalten und walten konnten. Die Aufstände unter den römischen Soldaten, wurden für das Imperium zur Zerreißprobe und konnten nur unter Aufbietung zahlreicher unorthodoxer Maßnahmen von Germanicus beendet werden. Dies reichte von Zusagen den rückständigen Sold auszuzahlen bis zu drakonischen Strafmaßnahmen bzw. einem gegenseitigem Abschlachten. An diesen Meutereien die auf Neusser Boden stattgefunden haben sollen, waren die Legionen I und XX sowie die Legionen V und XXI beteiligt, die zu diesem Zeitpunkt in einem finibus Ubiorum genannten Sommerlager, vermutlich im so genannten "Lager C" in Novaesium (Neuss) zusammengezogen worden waren. Die Meuterei, in deren Verlauf die Legionen Germanicus zum Kaiser ausrufen wollten, hätte demnach also auf Neusser Boden stattgefunden. Man befand sich also nach dem Tode von Kaiser Augustus am 19. August noch im Sommerlager und nicht im Winterlager Vetera. Da die Niederschlagung des Aufstandes von Tacitus sehr ausführlich beschrieben wird, konnte dies nicht in wenigen Tagen passiert sein. Hier fällt auch auf, dass Tacitus sich mit enormer Breite und Tiefe diesen Ereignissen widmete, während er über das Auf- bzw. Vorfinden des Varusschlachtplatzes nur sehr mäßig Bericht erstattete. Dafür wird er seine Gründe gehabt haben. Da nun die Taktik des Germanicus darin bestand, den massiven Zorn und die aufgestaute Wut der Soldaten gegen ihre eigenen Centurionen und Feldherren geschickt gegen die Germanen zu richten bzw. umzulenken, entschloss er sich für die Jahreszeit sehr unüblich, noch im Spätherbst dazu die Marser anzugreifen. Zu einer Zeit, in der wohl jahreszeitlich bedingt auch kein Germanenstamm mehr mit römischen Angriffen rechnete, unternahm Germanicus den Feldzug gegen sie, die nach allgemeiner historischer Auffassung auch am Oberlauf der Ruhr gesiedelt haben sollen. Germanicus ließ zu diesem Zweck eine Schiffs- also Pontonbrücke über den Rhein schlagen, wobei man sich natürlich zu recht fragt, warum es dort vorher keine Brücke gab. Vermutlich befürchtete man, dass diese Brücke mehr von Ost nach West als umgekehrt genutzt werden würde. 12.000 Legionäre aus den vier niederrheinischen Legionen sowie 8 Reiterabteilungen und 26 Kohorten der Bundesgenossen setzten also irgendwann möglicherweise im September 14 + über den Rhein. Insgesamt schätzt man, dass sich eine Streitmacht von etwa 30.000 Kämpfern von Neuss aus auf den Weg nach Osten gemacht hat. Aber für welche Zugtrasse mag er sich ab Düsseldorf - Gerresheim entschieden haben. Die Geologie und die Geschichtsforschung kann auch hier bei der Suche helfen und man wird den direkten Weg gewählt haben. Ab Düsseldorf nach Osten steigt das Gelände langsam an. Die kürzeste Verbindung zwischen Düsseldorf und Wuppertal war aber immer schon gleichzeitig auch die steilste Strecke. Sie lag zwischen dem heutigen Erkrath und Millrath, wo sie auf einer Streckenlänge von etwa 2,5 km einen Höhenunterschied von über 80 m zu überwinden hatten. Dieses Steilstück um ins waldreiche Bergische Land zu gelangen, musste aber nicht nur Germanicus überwinden, sondern im 19. Jhd. auch die Düsseldorf - Elberfelder Eisenbahngesellschaft. Damit die Züge zwischen Düsseldorf und Wuppertal diesen Anstieg schafften, bediente man sich damals einer Umlenkrolle, wodurch man das Gewicht des abwärts fahrenden Zuges nutzte, um damit den Bergzug nach Wuppertal hochzuziehen. Immerhin war diese Seilzugmethode bis 1926 in Betrieb. Für Germanicus kein Problem, denn er kannte diese Geographie und entschied sich für diese direkte Wegeführung. Danach erreichte Germanicus die erste kritische Landmarke, die hier die Wupper mit den sie begleitenden Höhenrücken bildet. Germanicus stieg bei Sonnborn nördlich von Schloss Burg, dass um 1150 gebaut worden sein soll, ins Wuppertal ab. Dafür, dass das Wuppertal auch schon in diesen Zeiten für den Durchmarsch geeignet war, gibt es konkrete Hinweise. So befindet sich in Fließrichtung im Nordwestwinkel der Wupper, von wo aus sie ihren geraden Ostwestverlauf spitzwinkelig in einen Nordsüdverlauf ändert, der alte Wuppertaler Stadtteil Sonnborn. Eine erste Kirche in Sonnborn datiert auf das Jahr 873 und stützt sich auf die folgenden Worte einer Urkunde "basilica, quae est in Sunnebrunno". Diese Kirche wurde direkt an der Altstraße vom Rheinland nach Paderborn errichtet. Aber nicht nur das, sie wurde auch an einer Stelle errichtet, an der sich vorher eine heidnische Kultstätte befunden haben soll. Da der Bereich um Sonnborn zu den Regionen zählt, in denen das fränkisch geprägte Christentum sehr früh Einzug hielt wäre zu hinterfragen, welche Heiden hierfür infrage kamen. Da die römisch/katholische Sonnborner Kirche den Namen St. Remigius trägt ist anzunehmen, dass die Grundsteinlegung mit der Taufe Chlodwigs durch Bischof Remigius um das Jahr 5oo zusammen hängen könnte. Sich auf die Suche nach den verantwortlichen Heiden zu begeben, die hier vor der Kirchengründung die Quelle als Ritualplatz nutzten, dürfte ein hoffnungsloses Unterfangen sein. Aber alles deutet darauf hin, dass diese Altstraße vom Rhein nach Osten schon zu Zeiten der römischen Eroberungszüge existierte. Ihr weiterer Verlauf wurde rekonstruiert und es finden sich im Stadtgebiet von Wuppertal Anhaltspunkte, die die Streckenführung über Elberfeld und Barmen nach Schwelm plausibel machen. Ich habe zu der Rekonstruktion von Wegeführungen bzw. Namensableitungen im Wuppertal, was die Herkunft des Ortsteilnamens Barmen anbelangt ebenfalls einen kleinen Beitrag geleistet bzw. den folgenden Hinweis formuliert, den ich vor einigen Jahren in Wikipedia eingestellt habe und der auf die Begehbarkeit eingeht. "Der altsächsische Wortstamm ´´Berm´´ oder ´´Barm´´ lässt aber auch andere Deutungen zu. So ist das Wort ´´Berme´´ ein ebenes Stück oder eine Trasse in der Böschung eines Dammwerkes oder eines Walls, oder an einem Hang. Sie kann die Böschung in diverse Abschnitte teilen. Das Wupper Tal war seit Menschengedenken eher ein beschwerlicher Durchzugkorridor vom Rhein in den Osten und umgekehrt. Die Hanglagen oberhalb der Wupper zwischen Unter - und Oberbarmen waren nicht gut begehbar da häufig abschüssig. Dafür war die Herrichtung eines Wegenetzes nötig, dass dem Rechnung trug. Die Wortstämme stehen auch für eine Grabenkante oder eine Deichstufe, die von Fahrzeugen genutzt wurde. Die Ortsbezeichnung Barmstedt geht zurück auf eine Bildung aus dem niederdeutschen barm für Erhebung, Anhöhe oder (Erd) Anhäufung" und barm bedeutet in einer älteren Form auch Stadt oder Siedlung. Frühe Siedlungszentren lagen bevorzugt auf Anhöhen und Deutungen zu dem erhöht liegenden Ort Barum besagen "Siedlung auf der Anhöhe". Alte Bezeichnungen für Barum lauten auch: 1290 Berne, 1304 Barem, 1305 Barme, 1319 Barme, 1339 Barme, 1344 Barem, 1344 barme, 1348 Barum, 1354 Barem, 1366 Barum Barme, 1384 Barem. Im Braunkohletagebau oder in der Forst- und Landwirtschaft wird heute noch die Bezeichnung Berme verwendet, womit ein Hangweg mit Gegengefälle zwecks Wasserableitung bezeichnet wird und soll den Erddruck auf den Fuß der Böschung reduzieren und den Hang so auch den rechts und links der Wupper standsicher machen. Man könnte in etwa gesagt haben: "Folge dem Weg längst der Barmen neben der Wupper und du erreichst die Siedlung auf der Anhöhe". Letztlich waren für Germanicus aber alle Varianten waldreich und schwer passierbar, aber unvermeidbar, wenn man nach Osten vordringen wollte. In Schwelm trafen beide, die oberbergische Marschstrecke ab Köln über Wuppertal - Beyenburg sowie die niederbergische Route ab Neuss aufeinander, was ab Schwelm den Ausbauzustand begünstigt haben dürfte. Der bequeme Querverlauf entweder von Osten nach Westen oder umgekehrt in Gestalt der Flusstäler bestehend aus Wupper, Schwelme und Ennepe bis an die Volme und die Ruhr eröffnete einen durchgängigen, ebenen und vor allem steigungslosen Marschkorridor bis in die Aufweitung der drei Flüssestadt Hagen. Diese wichtige Fernverbindung machte historisch betrachtet zuletzt auf sich aufmerksam, als Erzbischof Engelbert I von Köln am 7. November 1225 auf der Rückreise von Soest nach Köln über Schwelm, wo er die Kirche weihen wollte, in einem Hohlweg im heutigen Gevelsberg von einer Gruppe Bewaffneter unter Führung seines Verwandten Graf Friedrich von Isenberg überfallen und von dessen Ministerialen erschlagen wurde. Die spätere fränkisch/sächsische Grenze blieb somit auch noch lange Jahre nach der Römerzeit unruhig. In Hagen änderte sich die Geologie und dort erreichte Germanicus einen Scheideweg, der von ihm wie der Name schon sagt, eine wichtige Entscheidung auf dem Weg zu den germanischen Marsern abverlangte. Auf der Suche bzw. der Wegeführung nach den Marsern die eine wichtige Rolle anlässlich der Varusschlacht einnahmen ist es an dieser Stelle erforderlich sich den folgenden Überlieferungen von Tacitus zu stellen. Er schrieb: "Laeti neque procul Germani agitabant, dum iustitio ob amissum Augustum, post discordiis attinemur. at Romanus agmine propero silvam Caesiam limitemque a Tiberio coeptum scindit, castra in limite locat, frontem ac tergum vallo, latera concaedibus munitus." Gottwein übersetzt diese Passage wie folgt: "Froh kampierten und nicht weit entfernt die Germanen, während wir durch die öffentliche Trauer um Augustus und darauf durch Zwietracht hingehalten waren. Aber die Römer durchschneiden in Eile den Caesierwald, bis wo die von Tiberius begonnene Grenzscheide geht und schlagen auf der Grenze ihr Lager auf, indem sie Vorder- und Rückseite durch einen Wall, die Flanken durch Verhaue schützen." Germanicus durchquerte also in Eilmärschen in Richtung Hagen diesen besagten Cäsierwald um den Überraschungsmoment gegenüber den Marsern auszunutzen. Er gelangte bis an eine Grenzmarkierung die seinerzeit Tiberius nur begonnen, aber offensichtlich unvollendet ließ. Und dort errichtete er ein gut verteidigungsfähiges also nach allen Seiten hin befestigtes und geschütztes Lager. Dieses Lager verdiente, wie man der Beschreibung entnehmen kann offensichtlich auch den Namen Marschlager. Denkt man bei dieser Gelegenheit an das Prima Vari castra, dass nur anhand von Absteckungen auf die Arbeit mehrerer Legionen hinwies, so macht dieses Lager schon einen deutlichen Unterschied innerhalb der taciteischen Marschlagerbeschreibung. Nun stellt sich die Gemeinschaft der Historiker die Frage, was es denn mit dem Cäsierwald auf sich hat und woher denn dieser Name stammen könnte. Vorweg, Caesiam ist mit den heutigen Möglichkeiten und unserem derzeitigen Wissensstand nicht mehr übersetzbar. Aber auch schon Abraham Ortelius befasste sich im 16. Jahrhundert damit und verortete es unter dem Namen "Caesia silva" rechts des Rhein zwischen der Lippemündung und Duisburg. Er ging vermutlich davon aus, dass Germanicus in dem damals oberirdisch noch gut erkennbaren "Castra Vetera" aufbrach und die Lippe zu queren hatte, wenn er in marsisches Gebiet vordringen wollte. Der aus dem Mittelalter überlieferte ähnlich klingende "Heissiwald" in Essen an der Ruhr galt bislang als der Favorit für den "Caesia silva". Das dieser Theorie nach das Römerlager Neuß der Ausgangsort von Germanicus war erschloss sich Ortelius nicht. Aber "Caesia silva" kann auf einer Ableitung von Cäsur, also Einschnitt beruhen und ein einschneidendes Waldgebiet zum Ausdruck bringen. Es kann auf einer Ableitung von Cäsur, also Einschnitt beruhen und ein einschneidendes Waldgebiet zum Ausdruck bringen. Kommt etwas einer Zäsur gleich ändern sich aber auch die Verhältnisse grundlegend. Durchquert man ein Waldgebiet, so findet man danach wie bei einer Zäsur völlig andere Bedingungen vor. Man kann hinter einem Cäsierwald natürlich auch ein Waldgebiet verstehen, das man mit der Erinnerung an Cäsar in Verbindung bringen will. Und beileibe, Cäsar hatte hier in der Tat seine Finger mehrmals im Spiel. Denn bevor später die Aufrührerstämme im Zuge der Varusschlacht von sich reden machten, so waren es zu Cäsars Zeiten die Stämme der Usipeter und Tenkterer die sich der römischen Kultur entgegen warfen. In den nur zwei Jahren seiner Anwesenheit an der germanischen Nordwestflanke zwischen 55 - und 53 - griff Casär auf der rechtsrheinischen Seite etwa zwischen Köln und dem Niederrhein wie gewohnt hart durch. Er hatte dafür bekanntlich aus seiner Sicht gute Gründe, denn der Überfall der Sugambrer auf Aduatuca erforderte seinen Gegenschlag. Die Sugambrer hatten auf dem Wasserweg den Rhein überquert, um das Gebiet der Eburonen zu plündern, wo sie erfuhren, dass es in einem nur drei Stunden entfernten römischen Lager reichere Beute zu machen gäbe. So griffen die Sugambrer Adutuca an, das Lager wurde eingeschlossen und es konnten viele Legionäre niedergemacht werden auch wenn ihnen die Einnahme des Lagers nicht gelungen sein soll. Da man im eifelstädtchen Nideggen den Ort Aduatuca glaubt erkannt zu haben, könnten die Sugambrer im Raum Bonn den Rhein der nur 45 km von Nideggen entfernt liegt gequert haben und müssten demnach in der gegenüber liegenden Region auch gesiedelt haben. Was auch wieder die Sieg als den Fluss der Sigambrer zur Disposition stellen würde. So kam mit Cäsar wohl erstmals im neu angebrochenen Zeitalter von Römern und Germanen, die kriegerische Gefahr aus ungewohnter Richtung, nämlich aus dem Südwesten auf sie zu. Ungeübt darin sich untereinander zu verbünden, waren sie den diplomatischen Fallstricken und Winkelzügen des Imperiums hoffnungslos ausgeliefert. Genozidartig soll das römische Abschlachten in den Regionen wo sich germanischer Widerstand regte verlaufen sein. In der flachen westfälischen Bucht geprägt von weitläufigen baumlosen Weidegebieten erkannte das Imperium großartige Wachstumschancen für ihren Wohlstand und von den dort siedelnden Germanen erwartete man, dass sie sich als willfährige Ackerbauern anboten. Die waldreichen Mittelgebirgsregionen die sich südlich der Ruhr ausdehnten, waren für sie weniger gut geeignet bzw. nutzbar, aber von hier aus drohten ihnen eben wegen dieser Unwegsam - und Unzugänglichkeit die größere Gefahren. Nach den Überlieferungen richtete er 55 - an den aus römischer Sicht widerspenstigen Usipetern und Tenkteren ein extrem ungerechtes, dafür aber umso gräulicheres Massaker an, bevor er den Rhein überschritt um die Überlebenden auf die östliche Rheinseite zurück zu drängen. 55 - oder 54 - überschritt er dann im Zuge einer Strafexpedition erneut den Rhein. Da er gerade erst mit den Usipetern und Tenkteren fertig war, werden es nun andere Germanenstämme gewesen sein, die es zu züchtigen galt. Und für das Jahr 53 - sagen die Quellen, dass er schon wieder den Rhein querte. Dabei soll er, wie vorher kein anderer Feldherr so weit in Germanien und das sogar mehrmals eingedrungen sein, was auch beim römischen Senat für Aufsehen sorgte. Welchen Germanen seine zwei Attacken in 55 - / 54 und 53 - galt ist nicht bekannt, aber wie dargestellt wird es wohl die Sugambrer getroffen haben. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass Cäsar auch schon gegen die in Rheinnähe siedelnden Marser, Sugambrer, Sueben bzw. Brukterer vorging nachdem er vorher Tenkterer und Usipeter empfindlich schwächte. Und das schien aus seiner Sicht betrachtet auch nötig gewesen zu sein. Denn nur 37 Jahre nach seinem letzten Rheinübertritt Cäsar war bereits tot, waren es schon wieder die rechts- als auch die linksrheinischen germanischen Stämme der Sugambrer, Tenkterer und Usipeter die dem römischen Befehlshaber Lollius um 17 - oder 16 - auf der linken Rheinseite unter dauerhaftem Verlust eines Legionsadlers eine schmachvolle Niederlage bereiteten. Von diesem Moment an, kann man wohl sagen, dass die Germanen die römische Lektion des Cäsar verstanden haben. Sie schalteten gezwungenermaßen von Verteidigung auf Angriff um und intensivierten ihre Bündnisstrategien. Da man Cäsar dafür bewunderte erstmals die weiten Germaniens betreten zu haben war man auch aus geographischen Gründen willens und daran interessiert diese Regionen namentlich auf ihn zurückzuführen und zu kennzeichnen um die Region für spätere Maßnahmen begreifbarer zu machen. So folge ich der Theorie, dass Germanicus 14 + den "Wald des Cäsar" eilends durchqueren wollte um dorthin zu gelangen wo Tiberius eine Grenze aufbauen wollte. Und so lag der "Wald des Cäsar" auch genau dort, wo er sich mehrmals den germanischen Plünderern entgegen werfen musste, folglich zwischen Sieg und Ruhr. Bereits Drusus musste dann 11 - schon wieder gegen die Usipeter vorgehen, auch ein Beweis dafür, dass sich dieser Stamm nach den vernichtend geschilderten Kämpfen 55 - wieder erholen konnte. Drusus wendete sich danach vermutlich erfolglos gegen die Sugambrer von denen man annimmt, dass sie schon nach 11 - die Flucht ins Landesinnere antraten. Die Sugambrer deren westlichste Siedlungsgebiete ich bis 8 - in den waldreichen Regionen des Bergischen und des Siegerlandes verorte standen in der Zeit immer wieder im Mittelpunkt römischer Vergeltungsangriffe und auch Cäsar hatte sie schon im Visier und wird seine ersten und sicherlich erfolgreichen Angriffe auf sie im "silvam Caesiam" ausgetragen haben. In Hagen erreichte Germanicus die Region von der Tacitus schreibt, "inde saltus obscuros permeat consultatque, ex duobus itineribus breve et solitum sequatur an inpeditius et intemptatum eoque hostibus incautum. delecta longiore via cetera adcelerantur", dass von Gottwein mit: "Von da ziehen sie durch dunkle Wälder und beratschlagen, ob sie von zwei Marschlinien die kurze und gewöhnliche oder die beschwerlichere, noch nicht versuchte und darum von Feinden unbewachte einschlagen sollen. Man wählt den längeren Weg und beeilte sich im übrigen". Warum Gottwein "saltus obscuros" mit "dunkle Wälder" übersetzt lässt sich nicht nachvollziehen, denn zwischenzeitlich ist hinreichend deutlich geworden, dass man einen Wald nicht mit Saltus übersetzt. Ein Saltus ist eine Gebirgsschlucht oder ein Gebirgseinschnitt und entspricht in diesem Fall wohl eher dem Durchmarschkorridor zwischen Wuppertal und Hagen. Hier beratschlagte man sich also nun über die weitere Vorgehensweise und nur hier standen Germanicus diese zwei Marschlinien für den Weitermarsch zur Verfügung. Nämlich die von Tacitus beschriebene "kurze aber gewöhnliche" oder die "beschwerliche und noch nicht versuchte und darum von Feinden unbewachte Variante". Die kurze und gewöhnliche Route war ab Hagen sicherlich die einfache ins südliche Münsterland. Auf den flachen Wegen des Haarstrangs nach Osten war es die häufiger genutzte und bekannte Strecke. Die Routen vor allem die " kurzen und gewöhnlichen" durch die westfälische Bucht dürften daher auch von den römischen Heerführern und Feldherren von Cäsar bis Germanicus und natürlich auch von den Varus und Asprenas Legionen dutzende Male hin und zurück genutzt worden und sie müssen ihnen bestens bekannt gewesen sein. Warum hätten sie sich auch für unnötige Zugstrecken entscheiden sollen, für die sie vielleicht die dreifache Zeit gebraucht hätten. Unter der beschwerlichen, noch nicht versuchten und darum von Feinden unbewachten Strecke, kann es sich daher nur um die gebirgigere, waldreiche und deswegen auch noch nie versuchte Route von Hagen aus über Iserlohn nach Arnsberg und darüberhinaus gehandelt haben. Kein Abzweigung ist so augenscheinlich wie die "kleine" südlich gelegene Porta Westfalica nahe der Hohensyburg zwischen Dortmund und Hagen. Damit kämen wir den Siedlungsgebieten der Marser immer näher. Wenn Germanicus sich nun genötigt sah ein verteidigungsfähiges Marschlager zu errichten musste er sich schon nahe der Syburg im Gefahrenbereich befunden, und schon zu ersten Vorsichtsmaßnahmen gegriffen haben. Aber zuerst bedarf es des Versuches zu analysieren, wo sich die Region befunden haben könnte, in der Tiberius eine Grenzziehung plante. Tiberius war nach der Varusschlacht am Rhein um Ruhe bemüht. Strittig ist, ob er es riskierte im Jahre 10 + kurz nach der Varusschlacht noch den Rhein für Strafexpeditionen zu überschreiten oder nicht. Cassius Dio klingt da gegenüber Sueton und Paterculus am Glaubwürdigsten der berichtete, dass es zu keinen nennenswerten militärischen Auseinandersetzungen in der Phase zwischen der Varusschlacht und seiner Rückkehr nach Rom kam. Das römische Sicherheitsbedürfnis entschied in dieser Zeit darüber, wie weit man sich dem alten Krisenherd an der Weser nähern wollte oder besser in Rheinnähe blieb. Kleinere Machtdemonstrationen und Erkundungen muss es gegeben haben um die Stimmung "an der germanischen Basis" in Germanien beurteilen zu können. Er musste es an testen, wie weit er es sich erlauben konnte ohne größere Risiken einzugehen wieder zaghaft nach Osten vorstoßen zu können. In Germanien wird man um diese Zeit auch kein großes Interesse verspürt haben größere Militäraktionen durchzuführen und so sprach in den Jahren nach der Varusschlacht einiges für einen Status quo. Man einigte sich zwar nicht, aber fand sich mit den Gegebenheiten ab und scheute beiderseits den offenen Konflikt. Es ist daher auch gut vorstellbar, dass man in diesen Jahren einen Grenzstreifen zum Niemandsland erklärte und deren Überschreitung von beiden Parteien als Ernstfall und Aggression betrachtet werden könnte. Gebirgszüge, Flussläufe, Waldgebiete und alles möglichst in Nordsüdrichtung, wären dafür sehr geeignet gewesen. Im freien Germanien befürchtete man genauso eine Gegenbewegung des Imperiums nach der Varusschlacht, als auch im römisch besetzten Teil, wo man sich hinsichtlich der germanischen Kampfstärke im Unklaren wähnte. Aber wo könnte man damals diese Grenzschwelle gelegt haben. Sie dürfte dort am besten positioniert gewesen sein, wo die alten Kontrahenten der Varusschlacht schon fasst auf Tuchfühlung zueinander standen, aber noch ein genügender Sicherheitsabstand gewahrt bleiben konnte. Diese Grenze im flachen Münsterland ohne gut bestimmende Landmarkierungen ausfindig zu machen ist nicht möglich. Das Römerlager Haltern kannte jeder Germane und könnte deswegen noch als Markierung gedient haben. Im Süden mit Anschluss an die Mittelgebirge fiel dies leichter, denn dort wäre der Nordsüdverlauf der Lenne eine gute Landmarke. In diese Theorie würde sich auch die Marschwegentscheidung von Germanicus einpassen lassen. Das Lennetal wurde nach Norden an der Ruhr von der Syburg und im Süden von der 9 km entfernten mittelalterlichen Raffenburg die auch Vorgängerbauten gehabt haben könnte bewacht und kontrolliert. Ab der Raffenburg bestehen durchgehende Sichtkontakte zu weiteren Bergen mit Höhenburgen die sich bis nach Ostwestfalen erstrecken. Die Lenne versperrt hier mit der Ruhr auf nassem Wege alle Zugwege von West nach Ost. Zweifellos wird für Germanicus, wenn er denn hier in die waldreiche Region abgebogen sein sollte, auch Eile geboten gewesen sein, um noch sein Zerstörungswerk erfolgreich und rechtzeitig vor den schlechteren Wetterlagen umsetzen zu können. Die Siedlungsinseln der Marser könnten sich auf die ackerbaulich nutzbaren Regionen im Raum Arnsberg, Meschede,Warstein, Brilon und Marsberg konzentriert haben. Von Hohenlimburg aus könnte Germanicus die ersten Siedlungsgebiete schon nach wenigen Marschtagen erreicht haben. Zentrale Kultstätten vermutet man in einer Region die mittig gelegen und von allen Stammesangehörigen nach etwa gleich langer Marschzeit erreichbar sind. Doch wie verhielt sich das bei den Marsern. Einem Stamm der etwa 22 Jahre vor der Gewaltaktion des Germanicus noch in Rheinnähe siedelte. Wie schnell und vor allem wo errichtet man noch dazu in fremder Umgebung neue und zentrale Stätten zumal sie ihre Göttin Tamfana auch noch theoretisch vom Rhein mitgenommen haben mussten. Lassen sich derartige Kultstätten Traditionen überhaupt nach so kurzer Zeit beliebig an irgend einen Platz verpflanzen. Oder konnte bzw. ließ sich eine schon existierende Kulttradition anderer Stämme, nutzen bzw. mitnutzen oder umwidmen. Eines dürfte anzunehmen sein, der Platz musste existenziell in genügender Entfernung zum Rhein gelegen haben, denn man wollte sich ja eigentlich vor neuerlichen römischen Übergriffen, gleich ob sie der Rache Roms dienen sollten, oder ob man sie wieder Zwangsdeportieren wollte, sicher fühlen. Diese Überlegungen bieten viel Raum für Spekulationen. Der Marsberg könnte dafür zu weit im Osten gelegen haben, er könnte aber auch gerade deswegen geeignet gewesen sein. Und Bergkuppen falls sich die Kultstätte überhaupt auf erhöhter Warte befand, stehen im Nordsauerland in genügender Auswahl zur Verfügung. Man kann letztlich die Ereignisse des Jahres 14 + nur oberflächlich dafür nutzen um damit die Siedlungskammern der Marser zu rekonstruieren. es ist auch anzunehmen, dass sich nur die Teile der Marser oder Sugambrer den Cheruskern anschlossen die näher zum Schlachtgebiet siedelten. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch noch die Feststellung, dass Cäcina offensichtlich nahezu prädestiniert dafür erscheint Wege begehbar zu machen, denn Tacitus überliefert uns in der Übersetzung "Caecina musste mit den leichten Kohorten vorausziehen und, wo der Wald hinderlich war, wegräumen; die Legionen folgten in mäßiger Entfernung.". Schließlich oblag es im nächsten Jahr wieder dem Cäcina den Weg zu den Knochen der Varusschlacht frei zu machen. Wenn im Zuge des Marserfeldzuges die Rede davon ist, dass man diesen beschwerlichen Weg noch nie genommen habe, so kann man daraus schließen, dass man im Jahr darauf auch einen Weg benutzen musste, den man vorher noch nie begangen hatte. Die Schlussfolgerung daraus könnte dann sein, dass Cäcina im Jahr 15 + in der Tat gezwungen war einen Weg begehbar zu machen der sehr selten genutzt wurde, was wiederum bedeuten würde, dass die Varusschlacht in einer unzugänglichen und schwer erreichbaren Region statt gefunden haben muss und nicht in einem bequem erreichbaren Sommerlager an der Weser, wo die Römer kurz vorher noch den Geburtstag von Augustus feierten. Diesen interessanten Hinweis möchte ich daher an anderer Stelle noch mal aufgreifen. Vier Angriffskeile des Germanicus also ausgetragen von je einer seiner Legionen sollten den Marsern keine Chance bieten um dem Massaker entweichen zu können. Man griff sie aus allen Himmelsrichtungen an, bzw. man kam aus den Richtungen in die sie hätten fliehen können. Schaut man sich die Regionen am Oberlauf der Ruhr und der Diemel an, so kann man sich gut vorstellen, von wo aus die Legionen den Sack zugemacht haben konnten um die Marser zu vernichten. Zweifellos wird auch noch vielen die Flucht in die Waldgebiete der Umgebung gelungen sein, aber die römische Geschichtsschreibung greift bei derartigen Schilderungen gerne zur Superlative. Vorstellbar ist, dass zwei Legionen samt Hilfskohorten die Ausgänge in die westfälische Bucht und die Legionen die von Süden her anrückten sie nach Norden getrieben haben könnten. Dafür bieten die engen Tallagen im Nordsauerland tatsächlich eine gute geologische Basis um auf diese Weise große Strecken zu verwüsten wie es beschrieben ist. Denn die Flusstäler bilden anders als die offene westfälische Bucht lange Korridore die man von zwei Seiten gut verriegeln konnte. Als sich Germanicus entschied ein Ablenkungsmanöver aufgrund der desolaten Disziplin seiner Soldaten gegen die Marser anzugehen, war ihm oder konnte ihm auch nicht bekannt gewesen sein, dass die Marser gerade in dieser Zeit ihr herbstlichen Erntefest begangen. Wie ich schon ausführte erwarteten die Marser um diese Jahreszeit auch keine römischen Militäraktion im germanischen Hinterland, zumal dieser erste große Schlag nach der Varusschlacht immerhin 5 Jahre auf sich warten ließ. Die Meutereien in den Rheinlagern, sollten sie sich bis Germanien herumgesprochen haben, dürften eher noch das Gegenteil bewirkt haben, denn diese in einen Befreiungsschlag zu Lasten der Germanen umzuwandeln war für sie auch nicht vorhersehbar. Durch den Überraschungsmoment gab es auf germanischer Seite auch kein Frühwarnsystem und die Wartberge zwischen Ostwestfalen und dem Rheinland dürften unbesetzt gewesen sein. Einen in Bewegung befindlichen Marschzug was Richtung und Geschwindigkeit ohne Luftaufklärung anbelangt zu orten war zudem durch alle Zeiten hinweg ein schwieriges Unterfangen. Nicht nur 1800 Jahre später entschied das Unwissen zur Position der Korps den Ausgang der Schlacht bei Waterloo. Da man für den Rückweg nun kein Versteckspiel mehr nötig hatte, wird man von dort aus auch den direkten Rückweg zu den Winterlagern vermutlich Vetera eingeschlagen haben, als die Brukterer, Tubanten und Usipeter über sie her fielen. Nicht nur die Sugambrer und die Marser dürften sich nach den Vorkommnissen am Rhein ins Landesinnere abgesetzt haben. Dies mag auch für die vorgenannten drei Stämme gegolten haben die ständig am Rande einer möglichen Zwangsumsiedelung standen. Ich nehme an, dass sie sich auch verstärkt nach Osten orientiert hatten und daher den Rückmarschweg der Legionen durch die westfälische Bucht zum Rhein kannten und ihre Siedlungsräume unweit dieses Weges zu vermuten sind. Zumindest bei den Brukterern dürfte dies wahrscheinlich sein. Ich gehe daher davon aus, dass kein germanischer Stamm, der sich der römischen Kultur widersetzen wollte sich näher als drei Tagesmärsche dem Rhein genähert haben dürfte, besser gesagt sich nähern sollte. Diese Distanz würde auch für den neuen marsischen Siedlungsraum sprechen. Man könnte also vermuten, dass sich Brukterer, Tubanten und Usipeter insgesamt östlich einer Linie Iserlohn Haltern begeben hatten um nach der Varusschlacht noch einen Sicherheitsabstand zum Rhein halten zu können. Die Verwüstung des Tamfana Heiligtum brachte sie damals und vielleicht auch noch einige Stämme mehr dazu Germanicus auf seinem Rückmarsch zum Rhein in die Winterlager anzugreifen. Die Tubanten sollen seinerzeit u.a. in den Landkreisen Borken und Steinfurt gesiedelt haben und die Usipeter zwischen den Brukterern und den Chatten und noch bis zur unteren Lahn. Diese Beschreibung spricht wegen der Erwähnung der östlich siedelnden Chatten für die Annahme, dass sich Germanicus aus einer Region zwischen Iserlohn und Brilon kommend auf den Niederrhein zurück bewegte, als die drei Stämme ihren Angriff riskierten. Diese koordinierte Zusammenarbeit der drei Stämme auf Seiten der soeben schwer getroffenen Marser spricht auch für die Teilnahme, zumindest aber für eine gewisse Unterstützung dieser drei mutigen Stämme im Zuge der Varusschlacht. Denn die Varusschlacht endete bekanntlich nicht in Ostwestfalen, sondern setzte sich als Nachbeben in der Folge über die Lippekastelle sehr weit in den Westen zum Rhein fort. Auch noch im Raum Brilon siedelnde Marser hätten bis zum "teuto burgiensi saltu" nur etwa 3o km zurück legen müssen, also noch ein überbrückbare Distanz, wenn ihnen die Planung des Arminius diesen Zeitrahmen für den Anmarsch gesetzt haben sollte. Ich gehe davon aus, dass sich nahezu alle an der Varusschlacht beteiligten Stämme nahezu zeitgleich mit dem Abmarsch der Varus Legionen aus dem Sommerlager auch in Bewegung gesetzt haben müssten um erfolgreich zu sein. Der eine Stamm früher, der andere später, Hauptsache man kam noch rechtzeitig.
Diese Seite wurde zuletzt am 2.März 2018 um 23:02 Uhr bearbeitet.

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