Donnerstag, 15. Februar 2018
Wer waren die namenlosen Rebellen mit denen man Varus köderte
Es blieb schon immer keinem Historikern verborgen, dass sich Germanicus 14 + zuerst den Marsern widmete. Er erreichte sie vermutlich aus westlicher Sicht von den infrage kommenden Rheinkastellen Köln oder Neuss, das ich favorisiere. Da er sich den Marsern von der unwegsameren, waldreichen und zerklüfteten Südseite her näherte könnte er den Anmarschweg durch die bergischmärkische Region gewählt haben. Die Siedlungsgebiete der Marser erreichten die Legionen des Germanicus dort, wohin sie seinerzeit flüchteten um sich der römischen Zwangsdeportation zu entziehen und wo sie eine Siedlungsnische zwischen anderen Stämmen fanden. Germanicus griff sie noch vor den anderen drei an der Varusschlacht beteiligten Hauptstämmen an, die er 14 + noch unbehelligt ließ. Vermutlich siedelten die Marser gegenüber den anderen Stämmen immer noch dem Rhein zugewandter. Germanicus wollte damals wie man später erkannte, die germanischen Stämme von Westen her aufrollen und der Erstangriff auf die Marser wird allgemein als plausibler Hinweis dafür gewertet, dass sie 9 + zum Kern der römischen Gegner zählten. Im Rollenspiel des Arminius 5 Jahre zuvor könnten sie es nach meiner Theorie gewesen sein, die den Platz des ungehorsamen Stammes einzunehmen hatten und sie daher auch eine besondere Strafe zu erwarten hatten und daher die volle Wucht der ersten Rachemaßnahme des Germanicus zu spüren bekamen. Es könnte für diesen Erstschlag aber auch noch einen anderen Grund gegeben haben. Denn laut Strabon gelang es schließlich den Marsern sich immerhin mit ihrem ganzen Stamm 8 - in den Osten zu retten, also noch rechtzeitig bevor man sie gegen ihren Willen zum Umzug über den Rhein zwang. Sie konnten sich also 17 Jahre vor der Varusschlacht erstaunlicherweise und offensichtlich ohne Kenntnis und Zustimmung der Römer mit ihrem ganzen Volk der aufgezwungenen Umsiedelung durch eine frühe Absetzbewegung entziehen. Es war natürlich ein ungehöriges Verhalten sich römischen Plänen zu widersetzen und musste auf kurz oder lang gesühnt werden. Somit hätte Germanicus noch einen Gründe dafür gehabt sich auf die Marser zu stürzen. Die Umsiedelung die mehrere Stämme betraf, hatte den Hintergrund, dass von Seiten der rechtsrheinischen Germanen fortan keine Gefahr mehr für die römisch besetzten linksrheinischen und gerade erst den Kelten genommenen Gebiete ausgehen sollte. Bekanntlich kam es immer wieder zu Raubzügen, Unruhen und Übergriffen der freien Germanen. Die 8 - in Teilen umgesiedelten Sueben und Sugambrer als auch die später komplett geflüchteten Marser könnten demnach, noch bevor die Umsiedlungswellen begannen einen Streifen rechts des Rheins mit einer spekulativen Siedlungstiefe von etwa 40 – 50 km bewohnt haben. Der Hinweis von Strabon, dass es den Marsern erfolgreich gelang ihren Stamm vor der Umquartierung ins Keltenland zu bewahren weist also daraufhin, dass sie nach ihrer Flucht sicherlich nicht mehr in Rheinnähe gesiedelt haben dürften, sich also schon einige Tagesmärsche nach Osten zurück gezogen haben. Mit ihnen flüchteten damals auch noch Teile der Sugambrer mit nach Osten. Um sich dem Umsiedlungsdruck durch das Imperium auf Dauer zu entziehen und um nicht später nochmal in die Gefahr zu geraten einer möglicherweise zweiten Umsiedlungsaktion zum Opfer zu fallen, wird man sich also entsprechend weit vom Rhein abgesetzt haben. Aber was war in dieser Zeit schon „weit“ zu nennen. Den Diemelraum und den Oberlauf der Ruhr etwa 150 km östlich vom Rhein könnte man unter den damaligen Bedingungen schon als weit bezeichnen. Die Rache des Germanicus müsste sie dann demnach dort im Jahre 14 + bis ins Mark getroffen haben und Gnade war ihm in diesen Tagen ein Fremdwort. Germanicus kannte natürlich den noch nicht lange zurück liegenden wesentlichen Verlauf der Varusschlacht und das stellenweise vielleicht sogar bis ins ungeliebte Detail und alle Stämme und alle Fürsten die damals am Untergang des Varus beteiligt waren, gleich ob sie Mitwisser, Mitläufer oder Rom treu waren, dürften ihm namentlich oder sogar noch persönlich bekannt gewesen sein und er wusste daher auch sehr genau, welchen Beitrag bzw. besser ausgedrückt, welche Mitschuld jeder Stamm daran trug. Und die in den Osten geflüchteten Marser mussten daran einen schwerwiegenden Anteil gehabt haben. Als revoltierender Stamm hätte Arminius Varus gegenüber auch noch die entkommenen Reststämme der seinerzeit umgesiedelten Sugambrer präsentieren können, die sich ebenfalls im Osten nun nahe den Cheruskern und Chatten wieder fanden und gezwungen waren sich nach der Vertreibung die neuen Siedlungsgebiete untereinander teilen zu müssen. Man kann sich gut in die damalige Lage versetzen, wenn man durch die starke Hand Roms gezwungen wird, vielleicht sogar noch über Nacht gewohnte Umgebungen und noch dazu bei Nahrungsmittelknappheit verlassen zu müssen um sich zu Tausenden samt Frauen und Kindern neue Ackerböden bei anderen Stämmen zuzusagen erbetteln zu müssen, da alles Land möglicherweise schon besiedelt und vergeben war. So blieben ihnen, den neu Hinzugezogenen unter Umständen und für gewöhnlich auch nur die unwirtlicheren oder waldreichen Regionen übrig an denen sonst kein Interesse bestand. Das dadurch nicht gerade ein Rom freundliches Klima erzeugt wurde, wird die Konsequenz daraus gewesen sein. Arminius wird daher keinen Mangel daran gehabt haben genügend Gründe für einen Aufstand gegen Varus in der Diemelregion finden zu müssen. Die Diskussion ob Marser und Sugambrer auch zum großen Volk der Sueben zählten wie es Strabon aufgrund der Siedlungsgebiete der Sueben indirekt ausdrückt, lasse ich hier mal außen vor. Aufgrund der regionalen Bezüge, der Entfernungen und der Vorgeschichte sprechen die Argumente aber eher für die Marser als Aufrührerstamm, gleich welche Menschen sich letzten Endes auch immer hinter diesem Namen verborgen haben mögen. Dieser Überlegung folgend befand sich möglicherweise auch in diesem Überschneidungsraum, im etwa fünf bis sieben Marschtage vom Rhein und zwei bis drei Marschtage vom Sommerlager entfernten Siedlungsgebiet der Marser oder in deren Umfeld der gesuchte Varus - Hinterhalt. Als Varus sein Sommerlager verließ existierte für ihn natürlich kein Hinterhalt, er wollte in einer zügigen Strafmaßnahme die Aufrührer angreifen, ausschalten um dann schnell den Rhein zu erreichen. Diese Aufständischen spielten in der Strategie des Arminius den Köder. Um aber den Köder richtig auszulegen, musste er Varus und seinen Offizieren vorher einen militärisch plausiblen Operationsraum zur Orientierung aufgezeigt, ihnen also die Region einer möglichen Auseinandersetzung in den Sand geschrieben haben, den sie anzusteuern hatten und wo es galt diesen Germanenaufstand nieder zu schlagen. Hätte Varus auch nur ein Quentchen Menschenkenntnis besessen, hätte er ihm anmerken können, dass Arminius einen heimischen Nachbarstamm nicht ans römische Messer liefern würde. Varus vertraute aber offenbar mehr darauf, dass sich die germanischen Stämme auch untereinander oft feindlich gesinnt waren. Folglich muss er Arminius in diesem Fall für einen skrupellosen römischen Ritter gehalten haben, der sogar so weit ging und benachbarte Stämme verrät. Arminius kam offensichtlich aus der Sicht von Varus mit einer „sehr guten“ sprich skrupellosen Reputation aus Pannonien zurück, denn er traute ihm dieses Verhalten zu. Da Varus folglich keinerlei Skepsis zeigte, musste er ihm also blind vertraut haben. Was könnte also für Varus noch überzeugender gewesen sein, als dieses von Arminius gezeigte rüde Verhaltensmuster gegenüber den germanischen Stammesgenossen. Denn schließlich sollten mit seiner Duldung nun bald römische Waffen sogar gegen eigene Landsleute eingesetzt werden. Arminius war talentiert, muss ein sehr guter Mime und glänzender Rhetoriker gewesen sein und war für die damals verzweifelten und führungslosen Germanen in dieser Zeit sicherlich ein Segen. Es war schlicht bewundernswert, dass es damals ihm, als einem germanischen Patrioten gelingen konnte, seine wahren Absichten so lange zu verschleiern. Als Germanicus 14 + gegen die Marser die nach Lehrmeinung zwischen Ruhr und Lippe gesiedelt haben sollen vorging, soll er ein nicht genau lokalisierbares Tamfana - Heiligtum zerstört und einen Landraum von 50 römischen Meilen mit Feuer und Schwert völlig verwüstet und kein Geschlecht und kein Lebensalter verschont haben. Brutaler kann man einen Rachefeldzug kaum beschreiben. Da man diese Region an der mittleren Ruhr vermutet und Germanicus eine Strecke von 75 km gleich 50 römischen Meilen verwüstet haben soll, muss man sich die Frage stellen, was man nach der Übersetzung überhaupt unter einer Strecke verstand. Eine Strecke klingt eher danach, als dass man nach der überraschenden Blitzaktion auf das Tamfana Heiligtum von dort aus Strecken bzw. Abschnitte verwüstete an denen sich links und rechts die Siedlungsgebiete der Marser erstreckten bzw. ihre neuen Wohngebiete nach der kollektiven Abwanderung 8 - lagen. Man könnte sich räumlich sogar auch noch mit einem weiter östlich im sicheren Abstand zum Rhein gelegenen Tamfana Heiligtum auf dem Obermarsberg gut arrangieren. In Anspielung auf die Feierlichkeiten damals im Jahre 9 + könnte Germanicus die Festlichkeiten der Marser deren Zeitpunkt Germanicus gekannt hatte, bewusst genutzt haben um zu der verheerenden Niederlage des Varus einen weiteren Anknüpfpunkt zu finden. Germanicus wollte möglicherweise in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass auch noch diese alte Rechnung offen stand, die es zu begleichen galt. Man könnte also spekulieren, dass es die Römer den Germanen verübelten, dass sie die Varusschlacht in eine Zeitspanne gelegt hatten, die sehr nahe auf die Kultfeste folgte. Die römischen Götter hatten ihnen damals die Unterstützung versagt und man wollte sie nun beschwichtigen und ihnen einen Sieg schenken. Da ich das Siedlungsgebiet der Marser ab Scherfede der Diemel entlang und möglicherweise bis Arnsberg, Iserlohn lokalisiere, sie stark am Schlachtgeschehen beteiligt waren, später auch einen Legionsadler ihr eigen nennen konnten und der erste Angriff von Germanicus ihnen galt, definiere ich diesen Volksstamm wie schon vorher angedeutet als jenen, dem die Aufgabe zuteil wurde, als die literarisch namenlosen Aufständischen in die Geschichte einzugehen und ihnen schickte Arminius die Varus Legionen in ihre südöstlichsten Wohnsitze nahe der Diemelregion entgegen, wo sie ihn empfingen. Auch in diesem Fall könnte Arminius einen Blick zurück auf die gallischen Feldzüge von Cäsar geworfen haben. Denn auch zur Inszenierung des großen Aufstandes gegen Cäsar unter Vercingetorix war es nötig einen Stamm zu bestimmen, der mit dem Aufstand beginnen sollte. In Gallien waren es damals die Carnuten, die ihn in ihrer Hauptstadt Cenabum auslösten. Er trieb sie also in deren Arme um sie dann in deren Einzugsgebiet letztlich nieder zu werfen. Wie auch bei den Chatten oder Brukterern ist auch an keiner Stelle die Rede davon, dass Varus mit den Marsern einen Bündnisvertrag geschlossen hatte und das ist auch verständlich, denn von einem Volksstamm der noch einige Jahre vorher teile der vor den Römern geflüchteten Sugambrer auf nahm und einst sogar selbst vor den Römern flüchten musste, erwartete man keine Kooperation und erst recht keinen Bündnisvertrag so wie es ihnen mit den Cheruskern aufgrund einer anderen Vorgeschichte noch gelang. Zudem war das marsische Stammesgebiet aufgrund seiner Lage um das Jahr 9 + noch relativ uninteressant und Varus hatte dank der Vorarbeit von Ahenobarbus bei den Cheruskern schließlich schon den richtigen Fuß in der Tür. Einige Historiker vermuten, dass die Marser gar nicht eigenständig waren, sondern das es sich bei ihnen um eine abgespaltete Volksmasse der ehemaligen Sugambrer handelte, was sich aber aufgrund der unklaren Größenverhältnisse der Stämme und der ungenügenden Quellenlage nicht beurteilen lässt. So könnten die zugewanderten Sugambrer neue Siedlungsräume zum Beispiel in der westfälischen Bucht ausgeklammert haben, da diese schon römisch infiltriert waren oder es bot sich dort kein geeigneter Boden mehr zur Bewirtschaftung an und das gebirgige Sauerland war für sie deswegen für neue Siedlungsgründungen nur schwer zu nutzen. Aber die Übergangszone längst des Haarstranges bis an die Grenzen der Chatten bot nicht nur den Sugambrern sondern vielleicht auch den Marsern eine Nische bzw. einen schmalen Siedlungsstreifen. Woraus sich eine Lokalisierung ableiten ließe, dass sich ihre östlichsten Wohngebiete keilförmig dort befanden, wo sich die Diemel um die südliche Egge windet und sich in die Warburger Börde öffnet, ohne sicherlich die chattischen Grenzen anzutasten bzw. dort Unmut auszulösen. Allerdings ist uns aus der Varusschlacht nur der Name der Marser aber nicht der der Sugambrer überliefert, aber dafür hatte ich eine andere Erklärung gefunden. Es sei trotzdem noch mal daran erinnert, dass laut Strabon der Siedlungsraum der Sueben als enorm groß und bereits am Rhein beginnend beschrieben wird, sodass man Marser als auch Sugambrer auch noch als Teilstämme der Sueben betrachten könnte. Schließlich waren es mit dem Semnonen auch der Kernstamm der Sueben die damals mit Arminius gegen die Markomannen antraten. Marser und Sugambrer setzten sich 8 - nahezu zeitgleich in den Osten ab, was eine überzeugende Argumentation zuließe um sich gut vorstellen zu können, dass bei beiden Stämmen eine ausgeprägte Antipathie gegen Rom vorherrschte. Insgesamt betrachtet waren dies alles gleichzeitig auch gute und schlüssige Argumente für Arminius dem Feldherrn Varus gegenüber genau diese Region als Ausgangspunkt der Rebellion zu umschreiben. Varus waren die alten Verhältnisse die aus den Zwangsumsiedelungen herrührten bekannt und alles klang für ihn daher auch sehr plausibel. Aber es gab da für Varus noch einen möglicherweise viel gewichtigeren Grund genau dort in der Südegge einschreiten zu müssen und für Arminius gab es deswegen vielleicht auch kein leichteres Argument als dieses um Varus dorthin zu lotsen. Denn ich sehe hier aus der Sicht Roms und explizit seines Statthalters im Sinne der imperialen Bestrebungen nämlich der großräumigen Provinzialisierung Germaniens etwas viel Bedenklicheres und Bedrohlicheres am Horizont möglicherweise auf sie zukommen bzw. aufflammen. Denn gegenüber den vorherigen Schilderungen die bereits 17 Jahre zurück lagen und in den Zeiten von Tiberius statt fanden, gab es auch noch viel frischere Ereignisse die sich für Varus daher als weitaus kritischer und dramatischer auswirken und eskalieren konnten. Diese waren für ihn sehr konkret und mündeten in ein für ihn gut vorstellbares Szenario bis zum ultimativen Waffengang. Eine Lagezuspitzung vor dem ihn Arminius sicherlich auch gewarnt haben dürfte, denn es passte ausgezeichnet in seine Strategie. Eine von ihm daher bewusst überzogene und aufgebauschte Prophezeiung, fasst schon einer Emser Depesche gleich, mit der Arminius wohl einen durchschlagenden Erfolg bei Varus erzielt haben könnte. Und diese Schilderung wird bei Varus sicherlich sehr besorgte und ernste Blicke ausgelöst haben. Denn Arminius konnte ihm sehr plastisch vor Augen führen, dass sich nun in möglicher Wiederholung eines neuerlichen Flächenbrandes, wie dem gerade erst im Jahre 5 + beendeten Immensum Bellum nun auch die Südstämme erheben könnten bzw. würden oder es gar schon gärte. So hätte sich eine äußerst besorgniserregende Zuspitzung der gesamten militärischen Lage und der teilweise labilen Verhältnisse im Germanenland anbahnen können. Die, ich nenne sie mal Südstämme bestehend aus den Marsern, Chatten oder Sugambrer wurden im Zuge des mehr im Norden jedoch damals unter Einschluss der Cherusker ausgetragenen Immensum Bellum von den Althistorikern nicht erwähnt, sie waren demnach also daran auch nicht beteiligt bzw. davon betroffen gewesen. Das hätte sich nun wie Arminius andeutete schlagartig ändern können. Und hätte zu einer unberechenbaren Gefahr für das Imperium ausarten können. Diese von Arminius geschilderten Unruhen würden sie sich ausweiten, was sehr schnell passieren könnte, würden damit zum Auslöser für einen neu aufflackernden Immensum Bellum. Varus hätte als verantwortlicher Feldherr an der Weser inmitten der Geschehnisse gestanden und musste diese Glut sofort austreten. Er sollte und musste also derartiges unbedingt verhindern und im Keim ersticken, denn für alle daraus entstehenden weiteren Konflikte hätte man ihn persönlich verantwortlich gemacht. Und auch die Warnungen des Segestes wird er in dieser Phase im Hinterkopf gehabt haben und sie gegen die Argumente des Arminius abgewogen haben. Das Argument Immensum Bellum II war letztlich wohl ausschlaggebend für seine Entscheidung gewesen dem Plan des Arminius zu folgen. Dieses Szenario hätte zusätzlich noch den historischen Charme besessen, dass es sich sogar tatsächlich so zugetragen haben könnte und Arminius noch nicht einmal tief in die Trickkiste hätte greifen müssen. Aber was könnte Arminius und die anderen Stammesführer darüber hinaus noch bewogen haben genau in dieses instabile Wespennest den Hinterhalt zu legen um Varus aus der Zugrichtung von Corvey kommend in diese südwestliche Region durch das wellige Vorland zwischen Weser und Egge inmitten der geweiteten Weserlandschaft zu lenken. Die Antwort ist so einfach wie plausibel, denn sie liegt wie vorher schon angedeutet in der Möglichkeit verborgen, die die Egge in dieser Region bietet, um von hier aus noch einen karrentauglichen Aufstieg über den alten Egge Paß erreichen zu können um auf den Eggerücken zu gelangen und später zurück ins Lippetal. Wenn, ja wenn denn die „offene“ Feldschlacht gegen die Aufrührer siegreich abgeschlossen war. Arminius und seine Männer kannten jeden Hohlweg und jede Bachschleife. So war es umso unverdächtiger aber trotzdem für Varus abwegig im Sinne von unwegsam genug ihn vom Hellweg in Richtung Südwest zu steuern. Auch die Landschaft des südlichen Nethegau lag noch im römischen Kontrollbereich der Schwadronen quasi also noch vor der Haustür der Weser Legionen und lief dann langsam am Schwarzbach- und dem Diemeltal in den gebirgigeren Regionen aus. Diese fruchtbare Region der Warburger Börde war den Besatzern also noch bekannt, aber sie gehörte nicht mehr zum cheruskischen Stammesgebiet und noch nicht einmal mehr zu deren Einflusssphäre und wurde und musste daher vorerst auch noch von ihnen ausgeklammert werden. Es war wohl eine Zone wie sie uns Cassius Dio beschrieb als er sagte, die Römer hätten keine zusammenhängende Gebiete besessen, sondern nur willkürlich in jenen Regionen Fuß gefasst, die sie inselartig erobert hatten. Es war für sie noch eine vernachlässigte Region, was sich aber nach den Vorstellungen von Varus bald hätte ändern sollen, denn Hedemünden bildete bereits den zweiten Eckpunkt für die römische Südharzexpansion. Der Hinterhof der Warburger Börde sollte für die Landwirtschaft im Sinne römischer Versorgung erst noch erschlossen werden, denn es war eine ackerbaulich hochwertige Gegend was ihnen nicht verborgen geblieben war. Der Wegstrecke in den Hinterhalt kam eine besondere Bedeutung zu, denn die Römer kannten alle wichtigen Wegeverbindungen der Großregion. Es dürfte keine Wegeverbindung gegeben haben, die ihnen gänzlich unbekannt war, und sie durfte nicht auf dem berühmten Holzweg enden. Varus wäre nicht das Wagnis eingegangen einem Weg zu folgen, der in nahezu völliger Unpassierbarkeit geendet hätte. Auch wollte man es taktisch vermeiden aus dem Hinweg zu den Aufrührern nach dem erwarteten Sieg auch noch einen Rückweg durch den gleichen Schlamm machen zu müssen um dann wieder über den Hellweg ab Brakel nach Anreppen zu gelangen. Von einem Hin - und späteren Rückweg ist uns im übrigen auch von keinem der Althistoriker schriftliches Zeugnisse hinterlassen worden. Man drang also römischerseits in kein völlig fremdes Gebiet vor, denn dazu hatte er zu viele erfahrene Offiziere und Reiterschwadronen an seiner Seite, die den Kontakt auch zu den vielen verstreuten germanischen Dörfern hielten, auch wenn dies nicht regelmäßig statt fand und sie noch nicht alle Stämme in ihrem Sinne unterworfen hatten. Ungeachtet seiner überlieferten Sorglosigkeit, trug er letztlich doch die Verantwortung für seine Legionäre und möglicherweise für hunderte von Zivilisten samt Frauen und Kindern auf Ochsen- und Maultierkarren. Wenn er sie denn mitgenommen hätte, musste der Weg auch grundsätzlich unter den Römern als passierbar gegolten haben. Wesentlich für die Strategie von Arminius war aber seine viel zitierte Kenntnis zur geographischen Gesamtlage der Großregion Ostwestfalen. Zwischen dem Pass durch den Teutoburger Wald bei Horn im Norden nahe dem Velmerstot, und dem Schwarzbachtal durch die Egge im Süden bietet der schroffe Gebirgszug nur noch zwei Passagemöglichkeiten. Beide sind auch schon seit alters her bekannt und galten auch zu römischer Zeit für Troßfahrzeuge bzw. Karren als befahrbar. Es waren der besagte alte Hellweg über die Eggesteilstrecke vor Schwaney von Corvey über Brakel nach Anreppen und natürlich der südliche Wegestrang bzw. Knotenpunkt über den steilen Bördenweg durch die Egge von Warburg in den Westen zur Lippe.
(zuletzt am 15. Februar 2018 um 18:51 Uhr bearbeitet.)

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