Dienstag, 26. Februar 2019
Wo schlug die Geburtsstunde der germanischen Strategie - Wie stand es um die germanische Sprachkultur vor dem Tag X.
Wenn für einen älteren Menschen schon das Erinnern an die eigene Kindheit kaum mehr möglich ist, wie sollte es erst gelingen sich in das Leben und die Zeiten früherer und längst verstorbener Generationen hinein zu denken. Viele Zeitgenossen würden sich sicherlich gerne mehr mit unserer Frühgeschichte befassen, wenn es ihnen nicht so schwer fallen würde, sich in diese alten Epochen zurück zu versetzen. Historische Romane auf belletristischer Basis können hier nur notdürftig Abhilfe schaffen. Unnötig erschwert wird es leider noch zusätzlich von den versierten und einschlägig geschulten Fachexperten. Da ist es immer wieder bedauerlich mit erleben zu müssen, wie motivierte und an der Geschichte interessierte Laien von Doktoren oder Professoren in als populär wissenschaftlich angekündigten Veranstaltungen und Vorträgen in ihrer Leidenschaft ausgebremst werden, in dem man sie mit Fachbegriffen oder komplexen und unüberschaubaren Zusammenhängen nahezu tot schlägt, statt auf die verständliche Sprache des Volkes umzuschalten, beispielsweise die „theodisca lingua“. Eine vormals wissbegierige Zuhörerschar verlässt danach schnell und schweigsam, dafür aber um so frustrierter den Raum, eine lebhafte Diskussion ist abgewürgt, eine Chance wurde vertan und es bleibt unter den Zuhörern oft nur ein fader Geschmack einstiger Wissensfreude. Einhelliger Tenor in den Fluren ist dann in der Regel der Ausspruch, die Experten möchten halt lieber unter sich bleiben und vermeiden bewusst die klaren Worte der Verständlichkeit. Das Problem mit der Rückbesinnung umfasst auch in besonderem Maße die Welt zu Zeiten der Varusschlacht. Allein die bloße Vorstellung erst 2000 Jahre an uns vorbei rauschen lassen zu müssen, bevor wir da sind wo wir hin wollen, würde den Menschen unserer Tage symbolisch betrachtet schon zum verzweifeln bringen. Vielen Zeitgenossen ist das dazu nötige Gefühl dafür abhanden gekommen oder sie verfügten nie über die besondere Gabe rückwärtige Ereignisse zum Leben zu erwecken. Die große umfassende und verwirrende Gesamtchronologie der Jahrtausende erschwert alles noch zusätzlich. So verwundert es auch kaum das Zeitabschnitte oft falsch zugeordnet werden und für viele Mitmenschen nach der Steinzeit direkt die große Völkerwanderung beginnt um nur eines von vielen Beispielen zu nennen. Um trotzdem eine Sensibilität für das Erkennen und Aufspüren der Zeitenwechsel anhand von Schnittpunkten oder Großereignissen zu entwickeln ist schon ein kleines Kunststück nötig, dass es zu vollbringen gilt. Aber man kann sich dafür kleine Brücken bauen die uns helfen können, den Blick ganz nach hinten zu erleichtern. Denn wenn wir wissen wollen, wie unsere Ahnen die kriegerischen Wirren der Römerzeit überdauerten und erlebten, müssen wir auch versuchen ihr Gedankengut zu enträtseln. Zuerst einmal sollten wir die Dinge enttabuisieren, und vielleicht auch den mythischen Komplex etwas niedriger hängen, denn 2000 Jahre sind nicht so endlos lang wie es uns scheinen mag. Läge unsere Lebenserwartung bei 200 Jahren wie etwa bei einem Grönlandwal, oder einem Seeigel, so sähe alles schon ganz anders aus. Käme uns also heute Arminius in einer belebten Fußgängerzone rasiert, in Jeans und lässigem Sweatshirt entgegen oder würde er sich das Schaufenster eines Reiseveranstalters ansehen, er fiele uns nicht auf. Denn an Statur und Körperbau hat sich in 2000 Jahren rein gar nichts verändert. Eines dürfte er jedoch nicht machen, nämlich uns nach einem Weg fragen. Würde sich eine derartige Episode in Ostwestfalen abspielen und wäre der von Arminius angesprochene älteren Jahrgangs, so käme jener natürlich ins Grübeln. Er hätte dann den Eindruck, er könne Arminius irgendwie verstehen, aber irgendwie auch wieder nicht. Vergegenwärtigen wir uns aber dieser Zeitspanne so wirkt sie schon überschaubarer, wenn wir uns 2o hundert Jährige in einer Reihe vorstellen und bekanntlich soll es sogar Menschen geben die über 100 Jahre alt wurden oder sind. Stellen wir uns diese 2o Männer auch noch in zeitgenössischer Bekleidung vor, so erscheinen uns vermutlich die Germanen besser und salopper gestylt, als unsere Vorfahren in der Mode des Mittelalters oder des 17. bzw. 18. Jahrhunderts. Vergleichen wir ihr Aussehen aber jeweils mit der des einfachen Volkes also der Kleidung der Landbevölkerung noch bis in die 1950 er Jahre in Deutschland, so werden wir wohl kaum größere Unterschiede ausmachen können. Leder, Wolle und Leinen dürften dominieren, aber das Schuhwerk würde wohl den Unterschied machen. Um dem Hobbyhistoriker die Scheu vor den zeitlichen Dimensionen zu nehmen bietet auch die Fort- und Weiterentwicklung der Sprache einige gute Ansätze. Wenn wir diese wurmstichige Holzsprossenleiter unserer Sprachkultur bis in die Tiefen deutscher Mundart hinab steigen fühlen wir uns, wie auf einer abschüssigen etymologischen Geisterbahn. Die Spinnweben versperren uns mehr und mehr die Sicht. Fäulnisgeruch verstärkt sich, Sauerstoff wird weniger, dafür wird es aber immer dunkler um uns und unten angekommen treten wir ins Bodenlose, sollten also tunlichst schon auf den letzten Sprossen stehen bleiben. Denn leider entzieht uns die gängige Wissenschaft viel zu früh die führende Hand und wir müssen wieder lernen unsere eigenen Tastsinne zu nutzen. Arminius sprach das nachchristliche Altgermanisch auch Althochdeutsch genannt, also müssen wir uns behutsam dahin zurück bewegen, wenn wir heraus finden wollen, ob Arminius auch sprachlich seinen römischen Widersachern gewachsen war. Etymologen, Linguisten und alle anderen Disziplinen die in diese Richtung forschen und sich damit beschäftigen, wie man sich vor 2000 Jahren unterhalten haben könnte, haben dazu ihre Vorstellungen entwickelt. Und vom Ergebnis ist auch mit abhängig was Arminius unter konspirativen Gesichtspunkten betrachtet damals zu leisten imstande gewesen sein könnte. Wie konnte also eine periphere und rudimentär ausgerichtete germanische Welt sprachlich mit der lateinischen Hochsprache mithalten. Sich der altgermanischen Unterhaltungs- und Umgangssprache in Zentralgermanien zu nähern bedeutet in diesem Fall sich auch der Frage zu widmen, wie man miteinander auf germanischer Seite verhandelte, wie sie ihre Gespräche führten und welchen Umgangston man pflegte. Wie tauschte man unterschiedliche Standpunkte aus, wie formulierte man sich gegenseitige Vorschläge, wie fand man zu gemeinsamen Ergebnissen, wie verwarf man gefasste Beschlüsse, wie ging man mit Uneinigkeit und Streitfällen um. Fragen über Fragen die alle von Bedeutung waren, wenn es um das Erreichen eines gemeinsames großen Zieles ging. Die Lateiner hatten es da einfacher, ihre Sprache gewachsen auf Zucht, Ordnung und militärischer Disziplin war ausgereifter und strukturierter. Es verschaffte den Römern gegenüber den Germanen in jeder Hinsicht die nötige Überlegenheit. Latein war die damalige Weltsprache, wer sie beherrschte dominierte alle anderen Sprachen und damit auch die anderen Völker Mitteleuropas, abgesehen von Ausnahmen wie beispielsweise Griechenland. Und eine Leitkultur wie die Römische begab sich auch nicht auf das Niveau niederer und unterworfener Stämme hinunter. Wir leben aktuell in einer global bedingten ähnlichen Situation und Weltgemeinschaft, nur das es heute nicht mehr Latein sondern Angloamerikanisch ist, was es zu erlernen gilt, wenn man in unseren Zeiten bestehen will. Arminius konnte sich teilweise in der lateinischen Sprache ausdrücken und führte, obwohl es sein eigener Bruder war das Streitgespräch mit Flavus auch in Latein. In einer Übersetzung heißt es, dass er in seiner altgermanischen also althochdeutschen Sprache „viele“ Worte in Latein aussprach. Tacitus aber verwendete das Wort „pleraque“ und dieses lateinische Wort wird auch übersetzt mit „meistens“ bzw. „größtenteils“. Da der Wortwechsel beider ziemlich umfangreich ausfiel und Arminius viele bzw. die meisten Worte in Latein aussprach, muss er diese Sprache auch ganz beachtlich eingesetzt, wenn nicht sogar beherrscht haben. Die lateinische Sprache anzuwenden, war nicht einfach. Wie lange also lebte Arminius sozusagen fern der Heimat und wie schnell erlernte man damals als Germane die Weltsprache Latein. Bei Flavus, Marbod oder Segimundus werden die lateinischen Sprachkenntnisse vergleichbar, eher sogar noch besser gewesen sein, als die von Arminius, da die genannten Germanen vermutlich länger im Imperium und das nicht nur an der Front lebten. Aber auch schon Segestes könnte die lateinische Sprache gekonnt haben und Varus in seiner eigenen Sprache vor den Arminen gewarnt haben. Die Germanen waren nicht in der komfortablen Position Forderungen stellen zu können und mussten ihr Herkunftsdefizit mit guter Lernfähigkeit und anderen Vorzügen wett machen, wenn sie sich andienen wollten. Die lateinische Sprache ist auch heute noch kein leichter Stoff und Germanen die sie damals verwendeten, konnten auch nicht jene Halbwilden sein, wie sie von einigen Historiker dargestellt wurden und wie sie in den Köpfen der Römer herum spukten. Eine so komplexe Sprache wie Latein auch nur in Bruchstücken sprechen zu können, setzte das Vorhandensein einer flankierenden Muttersprache voraus. Denn die Sprache eines anderen Volkes lässt sich immer dann schneller erlernen, wenn die eigene Sprachkultur unterstützend wirken kann. Wer heute gut deutsch und französisch spricht, dem fällt auch englisch leichter und wer gut deutsch und englisch spricht der lernt auch französisch schneller. Es spricht einiges dafür, dass die Qualität und Ausdruckskraft der altgermanischen Sprache weiter gediehen war, als man heute annehmen möchte und das machte die Germanen ebenbürtiger und gefährlicher zugleich. Wie aber bewegt man sich eines besseren Verständnisses wegen aus heutiger Sicht auf die Sprache und die Mundart des Arminius zu. Anders gefragt, welche Sprachquellen können wir heute nutzen, die uns helfen die Lücke zwischen dem Jahr der Varusschlacht und der heutigen Zeit zu schließen. Eine der ersten Orientierungshilfen bietet uns Johannes Mentelin aus dem Elsass. Er war es der noch vor Martin Luther 1466 die noch heute, und das nach rund 550 Jahren gut lesbare erste Bibel in der deutschen Volkssprache in frühneuhochdeutsch druckte. 642 Jahre vor Johannes Mentelin unterhielten sich im Jahr 842 in Straßburg Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle und sprachen die berühmten Straßburger Eide in altfranzösischer und althochdeutscher Sprache wie sie uns von Nithard überliefert wurden. Neben den Straßburger Eiden liegt uns auch noch das Hildebrandslied aus dem 9. Jahrhundert vor. Zusammen mit dem Schriftstück von Nithard stehen uns damit schon zwei in althochdeutscher Sprache verfasste Schriften zur wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung. Sie sind beide etwa 1200 Jahre alt und auch immer noch gut zu übersetzen. An letzter bzw. erster Stelle wie man es sehen möchte, stehen die berühmten Merseburger Zaubersprüche ebenfalls abgefasst in althochdeutscher Sprache. Wissenschaftlich begründete Datierungsvorschläge reichen dazu vom 2. Jahrhundert bis ins frühe 9. Jahrhundert. Legt man die jüngste Expertise zugrunde, bewegen wir uns in der Endphase der Regierungszeit von Kaiser Karl dem Großen. „Sprachschriftlich“ betrachtet sind es bis zur Mundart von Arminius mit der dazwischen liegenden Völkerwanderung, dann noch etwa 800 Jahre. Natürlich hat unsere Zunge vieles verlernt und kann auch, mit Ausnahme weniger Regionen in Südwestdeutschland kein „W“ mehr wie ein Doppel „UU“ aussprechen. Auch wenn sich uns der Sinn nicht ganz erschließt, so ist es den Experten, auch ohne das wir uns sprachlich zurück züchten, doch möglich die alten Schriften in die heutige deutsche Sprache zu übersetzen. Und alle alten Texte ermöglichen uns auch recht gut rekonstruierbare wissenschaftliche Rückschlüsse auf diese frühere und zweifellos schon gut ausgeprägte Dialogfähigkeit unserer Ahnen um Arminius zu ziehen. Warum sollte also die Sprache wie sie einst Arminius beherrschte, könnte man sie noch aufspüren also hörbar machen, nicht diesen Überlieferungen erstaunlich nahe gekommen sein. Aber zurück in die Fußgängerzone einer ostwestfälischen Mittelstadt, wo ein älterer Herr auf Arminius traf. Die Worte von Arminius klangen für den Angesprochenen fremdartig aber gleichzeitig wieder vertraut. Ein für ihn noch heraus hörbarer und dialektischer Unterton der in seiner Muttersprache verborgen lag machte deutlich, dass er aus der Region stammen musste. Aber dann rasselte ein Wortschwall über seine Lippen, den er nicht zuordnen konnte. Schnelle und zusammen gesprochene Wortfetzen wurden abgelöst von harten Unterbrechungen und kaum definierbaren Schwankungen in der Betonung. Mal hörte man, wann ein Wort endete, mal ging es fließend ins nächste über und mal stockte Arminius an einer Stelle, ohne das er einen Grund dafür erkennen konnte. Dann schien es ihm, als wolle der Fremde eine Frage formulieren was ihn dann völlig hilflos machte. Unser Zuhörer war irritiert erkannte erstaunlicherweise aber doch noch einige Worte und konnte sie übersetzen, nur die seltsamen Stimmwechsel machten ihm immer wieder zu schaffen. Natürlich fehlten Arminius sämtliche modernen und zeitgeschichtlichen Worte und Bezüge und er nutzte nur sein ihm geläufiges Repertoire. Aber unser verdutzter Zuhörer war bemüht, konnte und versuchte sich einen Reim zu machen, denn Arminius wiederholte mehrmals die gleichen Worte. Die nun folgenden von mir verwendeten, eingeschobenen bzw. eingesetzten Worte entstammen nur den Merseburger Zaubersprüchen. Sie wurden uns lediglich nieder geschrieben und konnten uns natürlich nicht mündlich überliefert werden. Und ein nieder geschriebenes Wort kann man bekanntlich nicht hören. Zwangsläufig kann man auch nieder geschriebene Worte nicht klang fähig machen, denn Buchstaben können nicht sprechen. Und das Wort „sprechen“ ist schon ein gutes Beispiel dafür, denn sprechen wir das Wort sprechen aus, sprechen wir nicht sprechen, sondern sagen eher „schprächen“. Und spricht man gar englische Worte wie das Wort „mother“ so aus wie es geschrieben wird, so hat man schnell alle Lacher auf seiner Seite. Schon Sokrates beklagte vor 2400 Jahren den Verlust der Kommunikation die mit dem Aufkommen der Schrift einher ging. Und wenn wir auf unsere Dialekte nicht aufpassen, geht es uns bald so wie den Franzosen, dort sind Dialekte weitgehend unbekannt, da die lateinische Schriftsprache die man ihnen seinerzeit verordnete keine Dialekte mehr möglich machte bzw. zuließ. Und da uns Arminius durch seinen mutigen Einsatz half und uns die lateinische Sprache als Mundart ersparte, haben wir auch dank ihm noch unsere schönen zahlreichen Dialekte. Und natürlich hat Arminius die sieben von mir gewählten Wortbeispiele auch nicht so ausgesprochen, wie sie in den Merseburger Zaubersprüchen geschrieben wurden. Würden wir heute das Wort „setzen“ schreiben wie es gesprochen wird, so würden wir möglicherweise auch noch „sezen“ sagen und nicht setzen. Und da sind wir auch ganz schnell beim alten Wort „sazun“. Folgen wir nun noch jenen Forschern, die die Entstehung der Merseburger Zaubersprüche sogar bis ins 2. bis 5. Jahrhundert datieren möchten, so sind wir schon ganz nahe dran an Arminius. Unserem Spaziergänger der Arminius auf der Straße traf schien es also so, als ob der sich erst mal „setzen (sâzun)“ wollte und seine „Schwester (swister)“ suchen würde, die am „Bein (ben/bena)“ „blutet (bluot/bluoda )“ um dann mit ihr auf einem „Fohlen (folon)“ das er irgendwo „angebunden (haftbandun)“ hatte ins „Holz (holza)“ also in den Wald zu reiten. Sieben Worte konnte unser Zuhörer also noch gut heraus hören, er konnte sie aber in keinen Zusammenhang bringen. Da aber offensichtlich seine Schwester eine Verletzung hatte, da sie am Bein blutete, wies er ihm natürlich den Weg ins nächste Krankenhaus. Und hier endet meine Simulation einer kurzen Konversation zwischen heute und damals. Sie ließe sich auch noch mit einigen anderen Worten erweitern, auch wenn man nur die Worte der Merseburger Zaubersprüche zur Grundlage nehmen würde. Ob die Cherusker untereinander am Lagerfeuer nun auf Basis dieser Stufe der Sprachentwicklung ihre Angriffspläne noch in Pannonien oder schon an der Weser schmiedeten ist da unerheblich. Aber diese vergleichenden Darstellungen von Mentelin zurück bis zu den Merseburger Zaubersprüchen könnte in zyklischen Schüben beweisen, dass man in Germanien dem Imperium sprachlich gleichwertiger war, als allgemein angenommen. Mit der Formulierung der zyklischen Schübe verbinde ich die Vorstellung, dass das Fortschreiten sprachlicher Leistungsfähigkeit in Germanien was ihre Veränderungen anbetrifft unterschiedlichen Geschwindigkeiten ausgesetzt war. Ich halte es für denkbar, dass die ur - und die darauf folgende altgermanische Sprache der Rhein - Wesergermanen im Zeitabschnitt zwischen etwa 100 – bis 300 + eventuell sogar 700 + keine starke sprachlich verändernde Dynamik bekam bzw. entwickelte und nahezu gleich blieb. Die cheruskischen Sippen und Familienbande behielten lange ihre angestammten Siedlungsgebiete an der Mittelweser, da sich an den ersten Limeskämpfen nur die jungen Krieger beteiligten die anschließend wieder in ihre Dörfer zurück kehrten. Selbst mit dem Eintritt in die Zeiten der darauf folgenden Völkerwanderungen könnte sich die Vermischung der germanischen Sprachregionen und Kulturen untereinander noch zäher gestaltet und sich länger hinaus geschoben haben, bevor es zu Überlagerungen durch andere Mundarten kam. Die Nachfahren der germanisch sprechenden Bevölkerung der Römerzeit könnten ihre Dialekte demzufolge noch kaum verändert auch noch bis ins frühe Mittelalter mitgenommen haben. Erst mit der Ausdehnung der Sachsen bis zum Nordrand des Sauerlandes könnte es zu den sprachlichen Veränderungen gekommen sein, wie wir sie auch in der Lautverschiebung nachweisen können. Es ist daher denkbar, dass die altgermanische Sprachkultur auch noch bis in die Zeiten der Merseburger Zaubersprüche hinein reichte. Arminius daher auch die gleichen Worte nutzte und aussprach, wie sie darin in geschriebener Form vor kamen und wie wir sie auch heute noch, wenn auch nur mühsam übersetzen können. Es wird mithin erkennbar, dass es eine vielseitig akzentuierte und vor allem teamfähige Sprachkultur in Germanien gab, die besonders für militärisch strategische Beschlüsse unabdingbar war. Denn erst in eine Gefahrenlage gedrängt beweist sich welche kulturelle Substanz in einem Volk steckt bzw. verfügbar ist und angezapft werden kann. Und gerade eine Notlage gebietet es, sich besonderer kommunikativer Möglichkeiten zu bedienen um den Informationsaustausch zu verschärfen und zu perfektionieren. Wozu man in Krisensituationen sprachtechnisch fähig ist, zeigt die Nutzung des Navajo Codes im amerikanischen Pazifik Krieg und den Einsatz der nubischen Sprache im Funkverkehr in den arabisch/israelischen Kriegen um möglichst lange im verborgenen Taktieren zu können. Hätte sich die Germanen gegenüber dem Imperium wie „Analphabeten“ verhalten, hätte man im Kreise des Arminius die späteren Taten und Leistungen nicht vollbringen können. Wesentlich ist daher aus meiner Sicht nur eines. Das nämlich in der Summe betrachtet die sprachlichen Fähigkeiten innerhalb der germanischen Widerstandskämpfer hinsichtlich einer zuverlässigen Kommunikation untereinander völlig ausgereicht haben müssen, um dem römischen Gegner erfolgreich die Stirn bieten zu können. (26.2.2019)

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