Mittwoch, 19. März 2025
Wie die Falen zu ihrem Namen kamen.
ulrich leyhe, 11:58h
Es zu ergründen ist ein längerer Prozess der hier vereinfacht dargestellt wird an dessen Ende aber eine verblüffend plausible Erklärung folgt die sich als zutreffend erweisen könnte. Der Verdacht, dass die Cherusker die Vorfahren der Falen waren wog schon immer so schwer, dass nur wenige daran zweifelten. So ging man jedem Hinweis nach mit dem es sich auch belastbar machen lassen könnte stieß aber bislang auf nichts Überzeugungsfähiges. Da Rätselhaftes immer schon die Forschung antrieb und motivierte ruht sie auch nicht in diesem Fall. Dem Phänomen „Falen“ auf die Spur zu kommen verlangt jedoch alte Pfade zu verlassen und nach neuen Erklärungen zu suchen. Heraus zu finden, ob auf jene cheruskischen Menschen die sich einst gegen die römischen Feldherren so erfolgreich zur Wehr setzten die Falen folgten erfordert den forschenden Blick weit in die Vergangenheit zurück werfen zu müssen. Existierte der Name Falen bereits in antiken Zeiten, dann wohl in anderer Schreib- und Sprechweise, dann könnten die Cherusker schon damals so genannt worden sein auch wenn man sie aus den Quellen nur unter dem Namen Cherusker kennt. Auch ohne das die Geschichtsschreibung es erwähnte kann also nicht ausgeschlossen werden, dass auch die Cherusker den Namen Falen oder einen ähnlich klingenden kannten, benutzt oder angewendet haben. Einen vergleichsweise gleichlautenden Namen erwähnt die „Notitia Dignitatum in partibus orientis“ im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts aus dem der Name Falchovarii hervorgeht. Germanen die um diese Zeit als römische Hilfstruppen gemeinsam mit anderen aus dem westlichen Münsterland kamen demnach im Orient zum Einsatz. Dafür, dass es sich bei den Falchovarii um die Falen handelte liegen belastbare Argumente vor, die in einem separaten Kapitel zur Sprache kommen werden. Dieser geschichtliche Hinweis aus der Zeit um Theodosius I stärkt den Verdacht, dass man einem Teil der für Rom kämpfenden Germanen den Namen Falchovarii bzw. Falchovarier gab bzw. Ende des 4. Jahrhunderts diesen Namen angenommen oder übernommen hatten bzw. sich selbst ab dieser Zeit „Falhos“ nannten. Eine Name aus dem ihre Herkunftsregion spricht dem aber noch keine Erklärung zu entnehmen ist wie dieser Name entstand bzw. auf welchen etymologischen Wurzeln er gründen könnte. Auch beantwortet es letztlich nicht befriedigend die Frage, ob sich schon die Cherusker Falen nannten oder es erst ihre Nachfahren waren. Mehr als plausibel erscheint es, dass dem Namen Falen ältere Entstehungszeiten zugrunde liegen und man ihn nicht erstmals 775 zu Papier brachte bzw. im Munde führte als Karl der Große sich anschickte sich ihr Land einzuverleiben. Auf Basis der „Falchovarii Theorie“ gab man ihnen zum Ende des 4. Jahrhundert nicht mehr den Stammesnamen Cherusker und da sie über ein eigenes Schildwappen verfügten mit dem sie sich identifizierten darf man davon ausgehen, dass sie sich um diese Zeit bereits selbst so nannten. Sie hätten demnach den Namen Cherusker abgelegt, obwohl der Name Cherusker in Mitteleuropa noch im 6.Jahrhundert bekannt bzw. im Gebrauch war. Das sich parallel zueinander zwei Sprachstränge entwickeln ist entwicklungsgeschichtlich nicht ungewöhnlich und die diesem Internetbuches zugrunde liegende Theorie geht davon aus, dass Arminius auch noch einen germanischen Namen trug. Wie könnte es also dazu gekommen sein, dass uns für diesen germanischen Stamm zwei Namen überliefert sind. Der Name Cherusker, der ab dem 6. Jahrhundert keine Erwähnung mehr findet und der Name Falen der sich ab dem 8. Jahrhundert beginnt durchzusetzen. Der Name Falen, mit dem die Geschichte den Cheruskern einen eigenartigen Schleier umgelegt hat. In den Wohngebieten der Falen wie er uns ab 775 von den Franken ins Vermächtnis geschrieben wurde lebten zwischen Wupper und Oker in antiken Zeiten außer den Cheruskern noch eine Vielzahl kleinerer und größerer germanische Völker für die auch Namen überliefert sind, Stämme von denen einige abwanderten, andere sesshaft blieben aber keiner von ihnen nannte sich nach unserem Wissenstand Falen. Ein Name unter dem man sie zwar schon lange führte, wurde somit unter Karl dem Großen 775 zum ersten Mal nach dem 4. Jahrhundert (Falchovarii) auch in Mitteleuropa schriftreif gemacht. Über die früheste Stammesgeschichte der Cherusker ist bekannt, dass man sie mit drei ihrer Nachbarvölker zu einem altgermanischen Volksverbund zählte der sich Hermionen nannte, der seine griechische Herkunft kaum leugnen kann da man sie in ihrer Heimat für hermetisch abgeschlossen hielt. So ist die Varusschlacht mit ihren Höhepunkten in der ihnen ihr historischer Paukenschlag gelang das Eine und wo dieser Stamm lebte oder abgeblieben sein könnte das andere. Die letzten Spuren der Cherusker zu erkennen solange sie sich noch schwach greifen lassen bevor auch sie von der Zeitgeschichte gänzlich verweht werden oder auf eine Nachwelt stoßen bei der das Interesse erloschen ist, ist eine Aufgabe die von Jahr zu Jahr schwieriger wird. Welche Schicksale dem Stamm deren besiedelte Fläche und Volksstärke sich schwer ermitteln lässt nach ihrem letzten historischen Auftritt im Jahr 50 + noch bevor standen, als Rom sie unter ihrem Feldherr Corbulo und das vermutlich letztmalig in heftige Auseinandersetzungen verwickelte, lässt sich der Geschichtsschreibung nur schwerlich entnehmen. Aber dieser Vorfall ist ein historischer Hinweis darauf, dass sich dieser Stamm auch noch rund 34 Jahre nach Idistaviso und 29 Jahre nach Arminius Tod seine kämpferische Substanz bewahrt hatte. Das sich die Cherusker mit Italicus 47 + in Rom einen Anführer absegnen ließen, den nicht alle akzeptierten spricht für eine Spaltung im Fürstenhaus was immer zu Substanzverlust führt und Corbulo genutzt haben könnte. Ob es damals romfreundliche Kräfte unter den Cheruskern gab, die den Kontakt nach Rom suchten, oder es Ausdruck einer Zwangslage war muss offen bleiben, kann aber auch als ein früher Hinweis auf einen einsetzenden Auszehrungsprozess gewertet werden. Später ins Exil verbannt konnte Italicus dank der Langobarden nochmal für eine unbekannte Zeit zurück kehren, was um diese Zeit schon auf einen nicht unerheblichen Einfluss der Langobarden auf das Volk der Cherusker hindeutet Die letzte „offizielle“ Meldung aus dem Fürstenhaus stammte von Cassius Dio der ihren Namen nochmal zu Beginn des 3. Jahrhundert in griechischer Sprache nieder schrieb als er erwähnte, dass um das Jahr 90 + der „Cheruskerkönig“ Chariomerus von den Chatten vertrieben wurde woraufhin Tacitus den Abgesang auf die Cherusker einläutete. So erwähnte er um 110 +, dass man noch der alten Siege von Arminius gedachte, als er schrieb, dass man Arminius bei den barbarischen Völkern immer noch besingen würde. Sein Jahrbuch Nr. 2 Absatz 88 enthält die Information: "septem et triginta annos vitae, duodecim potentiae explevit, caniturque adhuc barbaras apud gentis…...". Übersetzt lautet es - Er (Arminius) wurde 37 Jahre alt, wovon er zwölf Jahre an der Macht war, aber immer noch von den Barbaren besungen wird. Das lateinische Wort "caniturque" wird in der Regel mit "besingen" übersetzt. So wird deutlich, dass man in Germanien noch rund 1oo Jahre nach der Varusschlacht von seiner Existenz, seinen Taten und somit auch den Kriegen der Vorväter wusste. Natürlich ist man es der Methodik schuldig die Frage aufzuwerfen, woher Tacitus das mit dem "Besingen" gewusst haben könnte, denn immerhin gehört diese Überlieferung zu den meist zitierten Äußerungen aus seiner Feder und das, obwohl er nie in Germanien war. Mit seinen Worten traf er wohl eine der Stellen, die die frühdeutsche Geschichte immer schon bewegte bzw. zu bieten hat, denn er gewährt damit einen wertvollen Einblick in die germanische Seelenwelt. Menschen die sich noch nach vielen Generationen im Gesang zusammen fanden waren sich ihrer Identität bewusst und bewahrten sich diese auch noch lange darüber hinaus. Sie fühlten sich immer noch den alten Traditionen verbunden und versicherten sich auf diese Weise Ihrer gemeinsamen Wurzeln die die Irminsul verkörpert haben könnte. Man brachte damit den inneren Zusammenhalt zum Ausdruck und stärkte sich gegenseitig ihr Selbstvertrauen für die Zukunft. In der Folgezeit gewannen Langobarden, Chatten, wohl auch Angrivarier an Einfluss und die Cherusker verloren ihre Kraft um über sich selbst bestimmen zu können. Natürliche Prozesse waren die Folge wonach Teile Ihrer Bevölkerung sesshaft blieben, andere in umliegende Regionen abwanderten und sich manche fremden Herrschern und auch dem Imperium angeboten haben könnten. Möglicherweise gelangten sie an unvermutete Orte wo sie unter anderen Umständen oder neuen Namen wieder auf die Bühne der Geschichte zurück kehrten. Orte wie das römische Kastell Teutoburgium an der Donau könnte an eine cheruskische Auxiliareinheit in einer Zeit erinnern, als man unter Claudius der von 41 + bis 54 + regierte an Rhein und Donau begann die erste durchgehende Kette bestehend aus Wachtürmen und Posten zu errichten. Junge Germanen auch Cherusker wurden immer gebraucht um für Rom Wache zu schieben oder auch zu kämpfen. Und auch für die damalige Zeit waren es keine Entfernungen denn zwischen dem vermeintlichen "Teutoburgiensi saltu" bei Borlinghausen bis zum Limes bei Arnsburg sind es nur etwa 120 Kilometer Luftlinie. Das ein Volk auch wenn sein Name in historischen Zeiten erlosch nicht seine Substanz verliert, sich nicht auflöst und sich auch nicht spurlos aus der Geschichte verabschiedet bedarf keiner Erwähnung. So stellt sich nur die Frage wo sie abgeblieben sind, in welchem Zeitraum bzw. wann sie sich mit anderen Stämmen und Völkern vermischt haben könnten und wie sie dann zum Volk der Falen wurden. Eine Spur zu ihren Siedlungszentren ließe sich bei den Langobarden bzw. Hermunduren aufnehmen die den Cheruskern nicht erst nahe standen, seit sie sich gemeinsam der gewaltigen Germanicus Militärmacht im Jahr 16 + entgegen stellten und sie alle ein Jahr später die beeindruckenden Worte von Arminius vernahmen, als dieser vor der Schlacht gegen Marbod die Front ab ritt und dabei an die erfolgreichen gemeinsam geführten Kriege gegen Roms Legionäre erinnerte, womit er nur die des Jahres 16 + gemeint haben konnte. Sie bemühten sich um Stabilität im cheruskischen Fürstenhaus in dem sie versuchten Italicus zu stützen und wurden später zu ihrer Schutzmacht. In den nördlich des Harz vermutlich an der Fuhse siedelnden Fosen, einem Grenzstamm zu den Langobarden einen kleinen Teil- oder Unterstamm der Cherusker zu sehen der wie Tacitus schrieb mit ihnen unter ging lässt bei ihm detailliertes Wissen erkennen, deutet aber auch die östliche Ausdehnung ihres einstigen Stammesgebietes an. Völker vollzogen zu allen Zeiten Wanderbewegungen und als die Langobarden an den Markomannenkriegen der Jahre 166 + bis 182 + teilnahmen nahm auch der Druck auf den römischen Limes zu und nur mit Mühe gelang es damals den Legionen aus der Poebene zurück zu drängen. Damit kehrte nachweislich erstmals nach 270 Jahren wieder das antike „Teutonen und Kimbern Trauma“ nach Italien zurück und der Limes begann ins Wanken zu geraten. Aus dem unmittelbaren Siedlungsraum der Cherusker versiegen um diese Zeit die Nachrichten jedoch lässt die Tatsache, dass sich beide Völker räumlich und auch strategisch betrachtet nahe standen den Verdacht zu, dass sich ihnen auch Teile der Cherusker angeschlossen hatten. Sie könnten gemeinsam mit ihnen über die Alpen gezogen sein und im Verbund mit anderen Stämmen auch 166/167 + Aquileia belagert haben. Als man in Italien erfuhr, das ihnen außer Langobarden auch Cherusker gegenüber standen wird es unter ihnen alte Erinnerungen an Germanicus und die Clades Variana geweckt haben. Alles passierte schon zu Lebzeiten des um 163 + geborenen Cassius Dio und im gereiften Alter wird er sich der Lage bewusst geworden sein wie konkret die Gefahr damals war, als man sogar Sklaven, Gladiatoren und Räuber aufbieten musste um die germanischen Stämme abzuwehren die man damals dachte im Immensum Bellum geschlagen zu haben. Der für viele unerwartete Einfall in Norditalien hatte Rom aufgerüttelt, war für das Imperium brisant und könnte auch Cassius Dio bewogen haben die fasst vergessenen Schlachten Roms in Ostwestfalen, die verräterischen Germanen und die von ihnen ausgehende Gefahr wieder ins Bewusstsein seiner Landsleute zu rücken, sodass aus seinem Bericht ein früher Weckruf an sein Volk durch schimmern sollte. Es war ihm möglicherweise Anliegen und Ansporn zugleich die der Vergänglichkeit und Verrottung ausgesetzten vergilbten und kaum noch lesbaren Papyrusrollen in den feuchten Gewölben nach rund 200 Jahren nochmal aufspüren zu wollen um sie für seine wissenschaftliche Analyse zu nutzen. Cassius Dio war es die Anstrengung wert um gegenüber den Menschen im Imperium das ewige Problem aus dem Norden wieder vor Augen zu halten, als auch einen Beitrag zur Aufarbeitung eines besonders finsteren Kapitels zu leisten, nämlich die aus den Köpfen längst entschwundene Varusschlacht. Da es seine Absicht war einen breiten Leserkreis zu erreichen und zu sensibilisieren konnte er unserem neuzeitlichen Wissensdurst nicht gerecht werden der sich mehr Inhalt gewünscht hätte. Als die neuerliche Bedrohung gebannt war fand er wohl die nötige Muße sein Mammutprojekt in Angriff zu nehmen und da die Senatsakten nur Bruchstückhaftes enthielten, versuchte er den Schlachtverlauf von Beginn an, bis er vor dem vermeintlichen Saltus endete für seine Leser in einen durchgängigen Kontext zu bringen und das Resultat ist uns soweit bekannt. Da Cassius Dio um 235 + verstarb wird er von einer anderen Schlacht, die vermutlich um diese Zeit an der Engstelle des Harzhorn genannten Höhenrücken tobte nichts mehr erfahren haben. Der Kampfplatz im westlichen Harzvorland befand sich im einstigen Rittigau somit in einer Region die man auch dem Siedlungsgebiet der Cherusker zurechnet und er war wie die Egge dazu geschaffen für feindliche Armeen Hinterhalte zu legen. So darf man davon ausgehen, dass Cherusker maßgeblich an der Schlacht beteiligt waren. Das Gebiet befindet sich etwa 5o Kilometer östlich von Corvey und 9 Kilometer von der an der Leine gelegenen Vogelsburg von Heinrich dem Vogler südlich von Einbeck entfernt in der man den Stammsitz eines anderen Cheruskerfürsten nämlich Segestes vermuten darf. So kontrollierten die Cherusker neben dem Leinetal auch die bedeutsame Nord Süd Passage am Harzhorn und vieles spricht dafür, dass es immer noch Anstrengungen gab die Region gegen einen erneuten römischen Zugriff zu verteidigen in dem man ihnen diese Passage versperren wollte die die Legionen als Rückweg nutzen wollten. Auch wenn Tacitus ihr geschichtliches Vermächtnis schon für beendet erklärt hatte, so macht dies deutlich, dass die Cherusker, obwohl den Legionen am Harzhorn der Durchbruch im Jahr 235 + gelang immer noch ein wehrhafter Stamm waren. Wanderbewegungen von Personen bis zu einzelnen Sippen, Stämmen oder größeren Volksgemeinschaften sind in der Menschheitsgeschichte Normalität und etwa 2 Jahre vor der Harzhorn Schlacht übertraten die Alamannen den obergermanisch/rätischen Limes das nach dem Einfall der Markomannen zu einer weiteren Zäsur für das Imperium wurde. Konsolidierungen im Sinne von Zusammenschlüssen praktizierten die Germanen nicht erst 16 - um den römischen Feldherrn Lollius zu besiegen denn naturgemäß wächst derartiges bei wachsender Bedrohungslage und kann immense Ausmaße annehmen. Die elbgermanischen Langobarden gehörten wie die Cherusker zur Volksgruppe der Hermionen und als diese sich 260 + an der mittleren Donau in Niederösterreich ansiedelten und dort ihre Spuren hinterließen dürften sich unter ihnen, wie auch später für das Jahr 489 überliefert als sie sich zwischen Linz und Wien nieder ließen auch junge Cherusker befunden haben die ihr einstiges Siedlungsgebiet verlassen hatten. Möglicherweise nahmen diese Kriegszüge auch den Charakter von Wanderungen an, sodass sich ihnen auch Frauen, Kinder und Alte angeschlossen haben könnten. Überlegungen die nicht nur für ein Abwandern der Cherusker nach Niederösterreich, sondern auch in die spätere Lombardei sprechen, wo man in Kirchengebäuden auf germanische Ornamentik stieß die zu ihrer Ursprungsregion passt. Die geschichtlichen Zusammenhänge führten dazu, dass sich zwei Überlieferungen kreuzten die sich für die Falenforschung als richtungsweisend erweisen könnten. Es passierte zum Ende des 4. Jahrhunderts, als sich Cherusker und Falen nahezu zeitgleich auf literarische Weise begegneten. Was die erste Erwähnung der Falen anbelangt, so stammt diese vermutlich aus der Regierungszeit von Kaiser Theodosius I dem letzten Herrscher des römischen Gesamtreiches und bezieht sich auf einen Hinweis mit dem Namen „Notitia Dignitatum in partibus orientis“ wonach es eine germanische Kampfeinheit gab die sich unter ihrem Eigennamen „Falchovarii“ in römische Dienste begeben hat und ein spezifisches Schildwappen nutzte. Damit liegt ein namentlicher Beleg vor mit dem sich begründen lässt, dass sich die Heimat dieser Hilfstruppe in Falen befand. Ein Verband von Kriegern ob Reiterei oder Infantrie der sich damals gemeinsam mit Kämpfern aus den Reihen der im Ursprungsgebiet benachbarten Brukterer, Tubanten und Chattuarier auf die Seite Roms gestellt hat und im östlichen Thrakien und Illyrien zum Einsatz kam. Im Gegensatz zu diesen Hilfstruppen verwendeten die Falchovarii nicht den Namen, den ihre germanischen Vorfahren benutzten, sondern bereits den Namen Falen der später für die Großregion angewendet wurde. Warum sie im Sinne dieser Theorie nicht unter dem Namen Cherusker für Rom kämpften lässt sich damit beantworten, dass sie aus einem Zusammenschluss diverser Völker entstanden unter denen die Cherusker nur ein Stamm von mehreren Altstämmen waren. Da sich die Falen polarisierend zu den Franken bereits als Sammelbewegung etabliert hatten orientierte man sich unter diesem Namen neu, während sich die anderen drei genannten Stämme noch ihre Eigenständigkeit bewahren wollten. Der Hinweis auf die Falchovarii macht deutlich, dass sich der Name Falen bereits in der Spätantike durchgesetzt hatte also in seiner Begrifflichkeit bereits älteren Datums ist. Während sie sich in Südosteuropa in Diensten Roms stehend selbst Falchowaren, abgekürzt Falen nannten, kannte die Geschichte sie noch lange unter dem Namen Cherusker mit dem sie Geschichte schrieben. Es war der 384 geborene Flavius Honorius, der im weströmischen Reich Mitkaiser von Theodosius II war und dem der Dichter Claudian meinte ein zweifelhaftes Lob aussprechen zu müssen. Claudian irritierte darin die Fachwelt mit seinem Wissen über die antiken Begebenheiten in Germanien zu Zeiten von Drusus, Varus und Germanicus und nannte die Namen der Sugambrer und Cherusker, also jene germanischen Altstämme die damals an den Kämpfen beteiligt waren. Sprach auch die damals in Mitleidenschaft gezogenen Brukterer an deren Stamm immer noch von sich reden macht, in dem seine Hilfstruppen im 4. Jahrhundert im Orient kämpften. Er ging auf den Wissensstand der Zeit ein, erwähnte aber keine Falen bzw. Falchovarii, da sich dieser Zusammenschluss im Gegensatz zum Franken- und Alemannenbund noch nicht auf die politischen Umbrüche eines in den letzten Zügen liegenden römischen Reiches auswirkte. Aus 6. Jahrhundert kennen wir einen weiteren Eintrag. Als im Jahr 584 Chilperich I ermordet wurde, stießen die Verwerfungen östlich des Rhein unter den Merowingern auf wenig Interesse, erschlossen sich ihnen nicht in Gänze und Sachsen oder Falen hatten für sie keine Bedeutung. Dafür waren aber zur gleichen Zeit die Cherusker in Nordfrankreich immer noch ein Begriff und ihre Existenz nach sehr langer Zeit immer noch nicht verblasst. Denn einem Schriftverkehr zwischen dem später in Poitiers lebenden Venezianer Venantius Fortunatus und dem 584 + verstorbenen Bischof Felix von Nantes lässt sich entnehmen, dass man im Zusammenhang mit Canobus, dem Steuermann des Trojakämpfers Menelaos die Cherusker Schiffseigner nannte. Daran lässt sich eine späte Verbindung zwischen Cheruskern und Sachsen und somit auch zu den Falen erkennen, da man offensichtlich über Elbe und Nordsee gemeinsam im Norden Frankreichs agierte. Eine Zusammenarbeit die daran erinnert wie einig sich Falen und Sachsen später immer noch waren, als man gemeinsam 822 den Transport der vermeintlichen Irminsul nach Hildesheim verhindern wollte. Während die Hilfstruppen der Falchovarii bestrebt waren sich namentlich und aufgrund des Schildwappens optisch von den Brukterer unterscheidbar zu machen wird auch eine Siedlungsgrenze deutlich, die sich demnach zwischen den westlich liegenden Wohngebieten der Brukterer und den östlichen der Falchovarier bzw. Falen befand. Das gemeinsame Auftreten der Cherusker im Verbund mit den Sachsen verdeutlicht die Nähe ihrer Siedlungsgebiete zueinander. Somit wird lange vor dem Auftreten von Karl dem Großen sowohl die Überschneidung der Wohngebiete von Cheruskern und Falen als auch der von Brukterer und Falen sichtbar. Dem lässt sich ein gemeinsamer fälischer Siedlungsraum identifizieren und abgrenzen, der sich von West nach Ost zog Theorien stärkt wonach man in den Falen die Nachfahren der Cherusker sehen kann. Überlegungen von denen es schon einige gegeben hat die aber immer ihren Beweis schuldig bleiben mussten, da keine von ihnen die Grenze zur nötigen Überzeugungskraft überschritt. Ob es den hier zur Diskussion gestellten Vorschlägen gelingen kann entscheidet jeder an der Geschichte Interessierte für sich. In der Gesamtbetrachtung ist es vergleichbar mit der Fülle anderer Theorien wonach es sich bei dem Hohlwegbündel westlich von Borlinghausen um den „Teutoburgiensi saltu“ handelt, ist aber auch mit der Erkenntnis verbunden, wonach Karl der Große, als er sich auf dem Weg von Marsberg nach Herstelle befand jenes Borlinghausen passiert habe könnte um dort die Arminius Gedenksäule zu zerstören und natürlich auch mit der These, ob Arminius aus dem Bund der Hermionen seinen Namen dem griechischen Gott Hermes verdankt, da er aus Sicht der Griechen einer hermetisch abgeriegelten Welt entstammte, oder es sich gar bei dem Fürstengeschlecht der Cherusker um die Wälsen handelte was eine Kompatibilität mit der germanischen Sagenwelt herstellt. War es so wie dargestellt, dann kommt man den Wohngebieten der Menschen die den Doppelnamen Cherusker bzw. Falen trugen wieder einen Schritt näher. Höheren Kreisen der Spätantike und des frühen Mittelalters standen Wissenschaft und Literatur offen, aber letztlich prägt und beeinflusst immer der Volksmund im täglichen und ländlichen Leben die Geschicke bis es sprachlichen Ausdruck findet und zum Gemeingut wird. Da auch die Sage irgendwann stirbt wenn man sie nicht noch rechtzeitig verschriftet hat verlor sich auch der Name der Cherusker. Man kannte und verwendete ihn nicht mehr da er den Bewohner nicht mehr geläufig war und der aus antiken Zeiten stammende Name Falen begann sich durchzusetzen. Ein Name der keinen Unterschied mehr zwischen den Altstämmen machte und all jene zusammen fasste, die sich seit alters her gegen die römische Expansion zur Wehr gesetzt hatten. Als man sie 775 in ihren westlichen Landesteilen begann „Westfalai“ zu nennen, da es auch die Franken so wollten war man sich bewusst, dass man sich noch nicht im eigentlichen Zentrum der Falen befand. Dieses musste sich der Redewendung folgend östlich von „Westfalai“ befinden und diese Regionen erreichten die Franken je näher sie der Weser kamen. Aber das Erwähnen des Namens „Westfalai“ sollte ausreichen um den Namen durch die Zeiten zu tragen und nach den Wohngebieten zu suchen die man demnach „Ostfalai“ hätte nennen können. Nicht zu Unrecht spukt und sprießt also in den Köpfen mancher Historiker, Völkerkundler, Linguisten und Heimatforscher der Gedanke, dass es da auch noch eine Region zwischen dem westlichen und dem östlichen Falen gegeben haben musste, nämlich das besagte Falen, wo demnach die Abkömmlinge der Cherusker lebten und sich unter Arminius der Hauptwiderstand manifestiert hatte. Und nach dem man in einem Gau mit Namen Astfala bei Hildesheim fündig wurde, gab man später sogar einer bis zur Elbe reichenden Großregion den Namen Ostfalen da man der Ansicht war es von Astfala ableiten bzw. damit begründen zu dürfen. Es wurde zu einem Teil Deutschlands den man auf Basis dieser Vermutung schon mal als eigenständiges Bundesland oder als Landkreis wieder auferstehen lassen wollte und seit dem auf den Tag seiner „Wiedergeburt“ hinarbeitet. Der Recherche zufolge siedelten jedoch zwischen Oker und Elbe nie Cherusker und infolgedessen nie Falen und demnach auch keine Ostfalen. Römischen Vorstellungen entsprechend hatte man es im Zuge der Varusschlacht mit einer groß angelegten germanischen Allianz unterschiedlicher Völker zu tun in deren Mitte die Cherusker als Rädelsführer und Hauptkriegsgegner standen. In diesem Zusammenhang sah man besonders in ihnen jene Drahtzieher die für ihre Niederlage die Hauptverantwortung trugen, aber die Stämme die sie dabei unterstützten standen ihnen nicht fern. Man warf ihnen vor sich perfidester Methoden bedient zu haben um das Imperium an diesem Ort zu Fall zu bringen, verdrehte und vermied es aber zu erwähnen, dass sie es selbst waren die es meisterlich verstanden auf konspirative Weise ihre Gegner nieder zu werfen. Im Zuge der Feldzüge unter Germanicus erweiterte sich nochmal der Kreis der germanischen Stämme die sich Rom entgegen stellten in dem nun u.a. auch Angrivarier, Langobarden bzw. Hermunduren in die Kämpfe mit eingriffen, da es den Cherusker alleine nicht gelungen wäre die gigantische Armee des Germanicus im Jahre 16 + aus ihrem Land fern zu halten. In der Folgezeit versuchte man auf dem Palatin, in der gesamten römischen Welt aber auch an der unmittelbar betroffenen Rheinschiene das Vergangene zu verarbeiten seit dem Kaiser Tiberius den einseitigen Nichtangriffspakt angeordnet hat. Es war für ein an Siege gewohntes Volk eine ungeheuerliche Schmach sich vor dem Feind kampflos zurück ziehen zu müssen und da man sich in Rom keine Vorstellungen über die Weiten Innergermaniens machen konnte ließen sich die Menschen wie man von Tacitus weiß, von den Begründungen des Kaiserhauses nicht überzeugen und rang um Erklärungen. Es war eine höchst unbefriedigende Situation im Staat entstanden zumal zuvor noch Kaiser Augustus fest davon überzeugt war Germanien bis an Meer unterworfen zu haben, aber schon sein unmittelbarer Thronfolger musste kapitulieren. Man schmollte im Imperium und war bemüht das Geschehen zu verinnerlichen um es mental verarbeiten zu können brauchte aber nicht lange um die Schuldigen zu finden, denn es konnte sich ja nur um die Germanen gehandelt haben. Es war aus Sicht Roms für die Zukunft keine gute Ausgangslage und man machte keinen Unterschied zwischen ihnen, ihren Völkern und Stämmen und war nur bemüht die unmittelbaren rechtsrheinischen Anrainer in Schach zu halten. Alle übrigen die an den Kriegen beteiligt waren begann. Es war die Phase in der sich die hier vorgestellte „Falentheorie“ aufzubauen begann also ihren Anfang nahm. Sie beginnt mit der begründbaren Annahme, dass die Urform des Namens Falen römischer, somit außer germanischer Herkunft ist, sie auch nicht aus fränkischen Zeiten stammt und das die Franken diese Wortwahl nur übernahmen. Dafür, dass die Cherusker ihr Blut an diese Falen weiter gaben reichte ihr Interesse nicht und zudem fanden die Karolinger keinen Bezug mehr zur Varusschlacht. Gestützt wird die Annahme durch die im 4. Jahrhundert im Orient stationierten germanischen Auxiliareineinheiten unter denen sich Falen befanden. Zu der Gesamttheorie gehört auch die Theorie, dass vom Imperium ausgehend der Name Falen auf alle Stämme übertragen wurde, die sich an der Revolte beteiligt hatten. Stämme die ab dem römischen Landlimes, dem „Caesiam limitemque a Tiberio“ ostwärts bis in die Weserregion siedelten. Einer Grenze, die die römische Einflußsphäre kennzeichnete, sich als Heckenwall oder Schneise abzeichnete und von Duisburg bis zur Sieg reichte. Bevor auf die Frage eingegangen wird wie man im Imperium dazu kam allen gegnerischen Stämme den Namen Falen zu geben bedarf es zunächst des Versuches der Klärung wo sich auf Basis antiker Geschichtsschreibung die Siedlungsgebiete ihrer Vorfahren, nämlich die der Cherusker befunden haben. Ein großer Teil unseres Wissen über sie stützt sich auf die wenigen Informationen wonach immer die Weser ihre Lebensader darstellte und daher zum Hauptkriterium und Anhaltspunkt auf der Suche nach den cheruskischen Wohnstätten wird. Schon Drusus zog 11 – ohne sie zu überschreiten an die Weser und traf im gleichen Jahr im Zuge der Schlacht bei Arbalo vermutlich auch auf die Cherusker. Zwei Jahre später man geht davon aus, dass er sich für Arbalo rächen wollte und griff die Cherusker an der Weser an die sich dem aber durch Ausweichen nach Osten entzogen, ein Verhaltensmuster, dass sich 15 + gegen Germanicus wiederholte. Auf dem Rückritt von der Elbe stürzte Drusus 9 - vermutlich im Hellwegbereich nahe Schellerten noch vor dem Erreichen der Weser im cheruskischen später Astfala Gau genannten Gebiet so schwer, dass er daran starb. Nach dem aufständische Cherusker 4 + von Tiberius unterworfen wurden stand wieder die Weser im Mittelpunkt der Ereignisse da Tiberius sie überschritt. Es folgte Varus der wie es der antiken Literatur zu entnehmen ist, an die Weser gelockt wurde, wo er mit den dort siedelnden Cheruskern vermutlich 7 + oder 8 + einen Vertrag schloss um sich dort nieder lassen zu können und sich über den verlängerten Hellweg einen Durchgangskorridor in den Osten sichern konnte. Germanicus wurde von den Cheruskern 15 + gezwungen sich vom rechten Ufer der Weser zurück ziehen zu müssen, nach dem man ihn in Bedrängnis gebracht hatte. Arminius und sein Bruder Flavus lieferten sich 16 + über die Weser ein denkwürdiges Streitgespräch und im gleichen Jahr brachten sich wie überliefert die Cherusker schwimmend über die Weser in Sicherheit. Darüber hinaus gibt es weitere Hinweise aus denen sich ableiten lässt, dass die Weser sehr oft im Mittelpunkt der Schlachten beider Kontrahenten stand und es sich bei ihr nicht nur um den Fluss der Cherusker schlechthin handelte, sondern um einen Fluss der für sie auch eine Grenzmarkierung nach Westen darstellte, ihre Siedlungsgebiete durchfloss, sie also immer stark tangierte. Spekulatives Denken im Zusammenhang mit dem Anrücken, sowie dem Abzug römischer Legionen als auch die jeweiligen Schlachtabläufe über Ems und Lippe unterstreichen zudem mehrfach die strategische Nähe zur Weser. Ausgehend vom römischen Brückenkopf Xanten zeigt die Lippe wie eine Lanze nach Osten und der folgende Landweg bis zur Weserfurt bei Höxter ist die kürzeste Verbindung vom Oberlauf der Lippe, wo ein römisches Hafenkastell nachgewiesen ist, man in Paderborn auf ein römisches Marschlager stieß, sich noch der römische Eggeweg erkennbar macht und sich auf älteren Luftaufnahmen östlich von Höxter römische Lagerspuren nachweisen lassen. Dies verdeutlicht die direkte Route zur Weser und einen Gegner greift man in der Regel entweder frontal oder über die Flanke an. Und so lassen sich die Cherusker auch der Topographie folgend immer am mittleren Weserlauf verorten, womit sich eine Region abzeichnet, um die sich unser Wissen zu ihren Wohngebiete gruppiert, rekonstruieren und eingrenzen lässt. Aber es summieren sich noch andere Hinweise die ein Abgreifen ihrer einstigen Wohngebiete erlaubt. Wie etwa der Hinweis auf einer Karte aus dem 15. Jahrhundert, einer Zeit als man noch mehr über die Schlacht wusste und auch noch viel Römisches oberirdisch sah, dem man folgte, sodass Abraham Ortelius den „Teutoburgiensi saltu“ unmittelbar westlich der Weser eingezeichnet hat, da der Schlachtverlauf dort an Plausibilität gewann. Aber auch mit Hilfe der Siedlungsräume jener Germanenstämme die das Cheruskergebiet umrahmten und die mit ihnen kämpften lässt sich die Ausdehnung ihrer Siedlungen im Groben abstecken. So machen es uns die Cherusker zwar nicht leicht heraus zu finden wo einst ihre Hütten standen, aber es ist auch nicht unmöglich es heraus zu finden. Und das nicht erst seit Rafael von Uslar es anhand keramischer Unterschiede in der Formgebung nachwies was zur Aufklärung beitrug in dem es ihm gelang die Siedlungsgebiete etwa der Cherusker und der Angrivarier voneinander abzutrennen. Die Siedlungsräume der ebenfalls in der antiken Literatur häufig erwähnten Brukterer befanden sich in der westfälischen Bucht und ihr Stamm grenzte von Westen vermutlich an der Eggekante an das Territorium der Cherusker, während man dem in der "Wetternische" zwischen Weser und Eggegebirge liegenden Nethegau noch den Wohngebieten der Cherusker zurechnet. Die Wohngebiete der benachbarten Chatten lassen sich schon ab der Warburger Börde greifen spätestens aber südlich der Diemel. Aufwärts der Diemel etwa ab dem Eggedurchbruch waren es die Marser im Verbund mit den Sigambrer während im Nordwesten ab dem Werretal die Angrivarier an die der Cherusker grenzten. Östlich siedelten vermutlich die Fosen da man die Fuhse mit ihnen in Verbindung bringt. Der Harz bildete im Osten eine natürliche Barriere und entschied über die Grenzziehungen der Stämme während nordöstlich davon die Wohngebiete der langobardischen Teilstämme begannen die bis zur Elbe reichten, so dass auf dieser Basis mittig davon die Lebensräume der Cherusker deutlich werden. Im Zusammenhang mit den Cheruskern werden von Ptolemäus die angilischen Sueben erwähnt. Ein unruhiges da wanderndes Volk, das sich später auch in Süddeutschland niederließ. Bodenfunde lassen sich ihnen nicht zuweisen aber ihr Siedlungsgebiet darf man anhand seiner Schriften nördlich des Harzes vermuten während abgespaltene Gruppen im großen Verband der Elbgermanen aufgegangen sein dürften. Jene Angilier auf die die vermutlich römische Inschrift im Corveyer Westwerk Bezug genommen haben könnte, da man vor ihnen die Mauern der neuen Stadt schützen musste. Während Auenlandschaften oder fruchtbare Ebenen immer schon attraktiver waren als klimatisch ungünstige Höhenlagen trägt Kartenmaterial dazu bei die klein parzellierten Siedlungskammern und Kleingaue heraus zu filtern um sie den Völkern zuweisen zu können. So ließe sich das Siedlungsgebiet zwischen Egge und Harz durchflossen von Weser und Leine als Kerngebiet der Cherusker identifizieren. Möchte man auf dieser Basis versuchen sie siedlungstechnisch zu greifen, dann könnten sie eine Region bewohnt haben, an deren Randgebieten sich in heutiger Zeit die folgenden Ortschaften oder Städte befinden, sodass sie sich räumlich zwischen Driburg, Steinheim, Nordstemmen, Hildesheim, Goslar, Osterrode, Göttingen, Reinhardshagen, Warburg, Scherfede und Neuenheerse ausgebreitet hätten. Die Isoglossen vereinfachen ihre Verortung im südlichen Bereich wo entlang der Benrather Linie nahe der Diemel eine der ältesten Sprach - und damit auch Siedlungsgrenzen Deutschlands verläuft. Im Großraum südlich von Hannover bis zum Harz verwischen sich die Hinweise, was das Lokalisieren ihrer östlichsten Wohngebiete erschwert wo nur Fuhse und Oker einen Anhaltspunkt liefern. Aber auf dem Wege der Mediävistik könnte es gelingen ihre einstigen Grenzen zum Teil nachziehen zu können, da ab dem Mittelalter erste Hinweise zu den historisch gewachsenen Gaulandschaften und Ortsnamen zur Verfügung stehen. Namen die historische aber auch prähistorische Züge tragen, sich aber etymologisch auch veränderten und sich der Dialektik angepasst haben dürften. Zur menschlichen Lebensweise gehört, dass über die Jahrhunderte betrachtet immer ein Kern an Restbevölkerung sesshaft bleibt, der keine Abwanderungstendenz zeigte und sich nur wenig verschob, also kaum verlagerte. Dadurch erhielten sich ihre Einflussgebiete und hinterließen Spuren die sich territorial abgrenzen lassen. Den heutigen Bewohnern an Weser und Leine steht nicht auf die Stirn geschrieben, bei wem sich noch typologische Spuren finden lassen die sie mit ihren Vorfahren verbindet. Aber über die Populationsgenetik war es etwa im Falle der Lichtensteiner Höhle in Bad Grund möglich noch nach 3000 Jahren Personen ausfindig zu machen die man als Nachfahren bronzezeitlicher Menschen ansprechen kann. Und da sich die Höhle im einstigen cheruskischen Amber Gau befindet sollte man davon ausgehen dürfen, dass sich genetisch betrachtet auch die sesshaft gebliebenen Nachfahren der Cherusker immer noch unter den Bewohner der Region befinden. Jene Cherusker denen es aus römischer Sicht betrachtet damals durch ihr hinterlistiges Täuschungsmanöver, Verrat und betrügerisches Verhalten gelang auf widerwärtigste Weise drei der besten Legionen Roms in eine Falle zu locken in der sie unter gingen und sich einen Eintrag im ewigen Stammbuch deutscher Frühgeschichte sicherten. Ein nur mit Carrhae vergleichbares Desaster auf den ein mehrjähriger Gegenschlag unter Germanicus folgte der noch dazu scheiterte. Dadurch mussten sich nicht nur die Legionen, sondern das gesamte schon im Aufbau befindliche römische Leben nach 30 Jahren vergeblicher Bemühungen wieder auf die alte Ausgangslinie am Rhein zurück ziehen. Für das Imperium eine neue Erfahrung mit der sich kein Ruhm gewinnen ließ und wodurch es sich in seiner Ehre und Eitelkeit zutiefst getroffen sah und in einem schmerzlichen Schockzustand verharrte dem man etwas entgegen zu setzen hatte, um das Geschehene erträglich zu machen. Ausgerechnet jene Völker mit denen sie es gewohnt waren mit ihnen willkürlich umzugehen hatten den Spieß umgedreht. Es waren ihre Legionen die versagt hatten, aber es gehört nicht zu den menschlichen Tugenden Schuld bei sich zu suchen und verzehrte sich daher nach Rechtfertigung. So blieb ihnen von allen kriegerischen Eskapaden nur noch ein überschaubarer rechtsrheinischer Gebietsstreifen. Er reichte vom Rheinufer bis zu einer Art Demarkationslinie, einer frühen Form des Limes wo sich fortan das Imperium vom Barbaricum abtrennte. Eine Grauzone der Interessenskonflikte die etwa vis a vis von Köln wie ein vorgeschobener Pufferstreifen wirkte, in der man die der Umsiedlung entgangenen Sigambrer duldete und deren Verlauf sich heute noch abzeichnet. Um so weiter man Osten kam nahm römischer Einfluss ab, dafür wuchs in der Bevölkerung die Abneigung, man begegnete sich mit Argwohn, Skepsis und Misstrauen, entfremdete und entfernte sich voneinander. Und wer in dieser Zeit über die Wupper ging, der ging auch oftmals „über die Wupper“. Ungeachtet der Zerwürfnisse stand Rom gezwungenermaßen mit den Völkerschaften rechts des Rhein in loser Verbindung, trieb mit ihnen begrenzten Handel und gestaltete soweit wie nötig und möglich das neue Zusammenleben. Nach dem von Tiberius befohlenen würdelosen Rückzug brach eine Zeit an in der man in allen Schichten der Bevölkerung in und um die Militärstützpunkte nach Wegen suchte um mit dem deprimierenden Status Quo fertig zu werden. Im freien Germanien indessen blickte man mit geschwellter Brust, Genugtuung, Selbstbewusstsein und Stolz auf die vergangenen Erfolge und die Heldenverehrung blühte auf. Der römische Drache war besiegt ging in die Sagenwelt ein und war fortan Sinnbild römischer Dekadenz. Wirkten auf sie die Namen der einst im germanischen Osten gegen sie kämpfenden Stämme und Völker samt ihren Anführern noch furchterregend und klangen beängstigend, so erlosch nach 16 + das Interesse an ihnen, man qualifizierte sie als rückständig ab und begrub darunter die erlittenen Demütigungen. Vor allem aber begann innerhalb der noch umfangreichen kelto/romanischen Mischbevölkerung links des Rhein in Unkenntnis der Geographie, ihrer Wohngebiete, den unaussprechlichen Stammesnamen und aus Bequemlichkeit die jenseitigen Völker in einen Topf zu werfen. Was man respektierte war ihr zwielichtiges Talent Rom nicht nur im Zuge der Varusschlacht, sondern auch im weiteren Verlauf vieler Schlachten und Kämpfe immer wieder geschickt hinters Licht geführt zu haben. Damit hatte die Geschichte den Cheruskern für alle Zeiten die Bürde auferlegt, das Volk gewesen zu sein, dem es gelang sich mit Widerstand, Ausdauer und Zähigkeit dem mächtigsten Gegner der Epoche erfolgreich entgegen zu stellen. Man intrigierte, wendete das Mittel der Täuschung an und machte sich damit in den Augen der Unterlegenen zu Betrügern. Obwohl es doch Rom selbst war, das die Germanen heraus forderte verblasste diese Realität und es wuchs der Wunsch nach Schuldumkehr. Aber wie geht man mit einem erbitterten Feind um der sich nicht nieder ringen ließ. Man suchte sich einen Weg mit dem sich jegliches Gedächtnis an ihn auslöschen ließ und strafte sie mit Nichtachtung um sie aus der Geschichte zu tilgen und versuchte ihren einst gefürchteten Namen „Cherusker“ aber auch die Namen der anderen Stämme in Vergessenheit geraten zu lassen und schwieg sie umgangssprachlich tot. So sagte man ihnen alles was dem Verrat nahe kommt vom Täuschen, Betrügen, Hintergehen, die Treue oder das Wort brechen alle Eigenschaften und Varianten der Hinterhältigkeit nach. Seit Cäsar kennt die lateinische Sprache dafür ein passendes Wort und es lautet „Fallere“. Ein Begriff der sich in alle Formen konjugieren lässt und alle Attribute umfasst die auf das niederträchtige Verhalten der Germanen und nicht nur auf was man vom Vorabend der Varusschlacht weiß anwendbar ist. Ein Schimpfwort, das sich besonders da verbreitete wo man ohne Umschweife auf den Punkt kam und man das Sprechlatein pflegte was schon in der Antike “ sermo vulgaris“ also Vulgärlatein genannt wurde. Stämme mit Zungen brecherischen Namen konnte sich keiner merken und eine negative Sammelbezeichnung war das geeignete Mittel um ein Volk in seiner Gesamtheit zu strafen, dass sich nicht besiegen ließ und das man aus dem täglichen Leben verbannen wollte. Der Name Fallere“ bot sich an und wurde im Volksmund zum geflügelten Wort mit dem sich alle negativen Eigenschaften bündeln ließen, besser als es je eine Obrigkeit hätte verordnen können. Eine erfolgreiche Strategie deren Rechnung aufging da man bis heute daran fest hielt. Überkommen aus einer Zeit als man begann die germanischen Stämme nur noch auf indirekte Weise mit Hilfe der Metapher „Fallere“ dem Name für Betrüger und Verräter anzusprechen. Nach dem Rückzug der Legionen wollte das Imperium keine Cherusker und die sie unterstützenden Völker mehr kennen und sah in ihnen nur noch die „Fallere“ die Verschwörer, folglich die „Falsuris“. Ein Wort aus dem sich das deutsche Wort „falsch“ im Sinne von Falschheit entwickelte, das sich in zutreffender Weise ebenfalls auf die Cherusker anwenden ließ und so hatte man für alle die sich nicht unterwerfen lassen wollten den richtigen besser gesagt einen abfälligen Namen gefunden. Der Name Cherusker war nicht mehr erwünscht, forderte eine Umschreibung förmlich heraus und irgendwann gelang es auf diesem Weg den Mythos der Schande abzuschütteln. An ihnen blieb im Laufe der Zeit nur noch der Name Betrüger haften, aber keiner kannte in den Jahrhunderten danach, als man nichts mehr vom Vergangenen wusste den genauen Grund, die Ursache, die Bedeutung oder den Zusammenhang wie es dazu kam. So könnte es letztlich die lateinische Zunge und Sprache des einstigen Gegners gewesen sein die dafür sorgte, dass der Name Cherusker aus der Geschichte getilgt wurde aber unter ihrem Beinamen bis in unsere Zeiten weiter lebte in dem man ihnen und ihren einstigen Nachbarvölker den Namen „Falen“ aufdrückte. Man kann davon ausgehen, dass der Prozess mit dem man das Aussprechen ihres Eigennamens vermied bzw. unterdrückte in dem man ihn aus der Alltagssprache verbannte schon zu Zeiten einsetzte, als die Cherusker begannen ihren inneren Halt zu verlieren. Und im römischen Teil der Welt handelte man auf diese Weise, wenn man sich an erlittene Demütigungen nicht mehr erinnern möchte. Dann spricht man ihn nur noch im Flüsterton aus oder wagt sich nur noch hinter vor gehaltener Hand heran. Eine Methodik die man aus Kulturen kennt in denen die Obrigkeit die ungeliebte Wahrheit missbilligt oder einfach nur ungern zur Kenntnis nimmt. Letztlich sorgte die Geschichte dafür, dass es dem Imperium nur halbherzig gelang die Erinnerung an die einstige Blamage auszumerzen. So klebte die in der Wurzel des Wortes „Fal – ler - e“ steckende Anfangssilbe „Fal“ mit denen man sie später auch verspottete an ihnen noch bis in unsere Zeit. Ein Wort dem sich unterschwellig Respekt entnehmen lässt und vielleicht mit einer typischen Schulterbewegung zur gängigen Redewendung wurde. Um zu wissen wie man die Feinde auf der anderen Rheinseite angeredet haben könnte konnte die Sprachforschung aufgrund der Neuigkeit dieser These noch nichts zur Unterstützung beitragen, denn mit „Fallere“ wird man sie nicht angesprochen haben. Man könnte für das Land ein Wort genutzt haben, das einer uns unbekannten Umgangssprache entstammte, eine Ausdrucksweise wie man sie in den Legionslagern am Rhein und den Siedlungen in ihrem Umfeld pflegte und es vielleicht „Falenses“ nannte, während man den Bewohnern den Namen „Falaisi“ gab. Worte die zunächst der romanische Volksmund der linken Rheinseite gebar bevor sie sich durch die Umwälzungen veränderten und ins Altfränkische übergingen. So ist es denkbar, dass man sich auch an der Bezeichnung „falsch“ im Sinne von die „Falschen“ orientierten, das ebenfalls auf das lateinische Wort „Fallere“ zurück geht und eine Umschreibung von Hinterlist darstellt. So setzte sich der weitere Verlauf sprachlicher Verselbstständigung über die Karolinger fort, die die aus der Antike bekannten Anreden übernahmen, sodass für sich für die Großregion das Wort „Falai“ einbürgerte. Im Verlauf ihres Feldzuges 775 bezeichneten sie damit die Bewohner die ihnen östlich des Rhein als erstes entgegen traten die und nannten sie Personen bezogen möglicherweise Falenser bzw. Fale. Letztlich ist es eine Erkenntnis zu der man nur gelangen konnte, wenn man sie aus der Tiefe der Plausibilität hervor holt. Nimmt man die Suche nach diesem pseudonym wirkenden Germanenstamm akribisch auf und schaut was sich noch von ihm ableiten oder auf ihn zurück führen lässt, dann gehört dies zu den Fragen die sich jeder an der Geschichte Interessierte stellt und hier könnte die Antwort liegen. Die Forschung danach wird erschwert da mit jeder neuen Generation der Abstand zur Vergangenheit wächst, das innere Verständnis und der Bezug zur Vergangenheit schwindet und man das Feld zunehmend der Bodenarchäologie überlassen muss, da sich die historische Literatur erschöpft hat. Unberufene Hobbyhistoriker werden von Natur aus oft zu Bewahrern des Vergangenen und diese Tradition reicht zurück bis Snorri Sturluson, dem man unterstellt, dass er nicht mehr wollte als nur die heidnischen Erinnerungen für die Nachwelt zu erhalten. Und während man seit Jahrhunderten über das Schlachtgebiet und die Schlacht rätselt an deren Ende einst Varus den Tod fand, so grübelt man fasst schon genau so lange darüber nach, ob es nicht die Falen gewesen sein könnten, die in die Fußstapfen der Cherusker traten. Der mysteriöse Name Falen den die dortigen Bewohner früher nicht für sich benutzten, der sich wie ein Phantom durch die Geschichtsforschung zieht, den es aber zwischen Rhein und Weser bevor Karl der Große die Bühne betrat für ein Volk nie gab, sondern nur für die Menschen die dort lebten. So ist es nur dem Ansporn zahlreicher Geschichtsfreunde zu verdanken, dass man es nicht aufgab seinen seltsamen Ursprüngen auf die Schliche zu kommen und will uns bis heute nicht ruhen lassen. Und auch im weiteren Verlauf dieses Internetbuches soll versucht werden, diesem schemenhaften Begriff im Zuge unterschiedlicher Herangehensweisen das Reale abzugewinnen um es auferstehen und lebendig werden zu lassen. (19.03.2025)
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Donnerstag, 13. Februar 2025
Die Cherusker waren Hermionen - Wie weit reichte griechischer Einfluss nach Germanien.
ulrich leyhe, 09:26h
Der erfolgreiche Widerstand der Cherusker mit ihrem charismatischen Anführer der das Imperium letztlich bewog sich militärisch zurück zu ziehen, machte sie zu etwas Besonderem unter den Völkern Germaniens. Die Forschung stellt sich daher schon lange die Frage woran es gelegen haben könnte, dass es ausgerechnet ihnen gelang die Stämme zu einen. Zu wissen wer sie waren, woher sie kamen, was ihnen die Kraft verlieh und was aus ihnen wurde steht genauso im Mittelpunkt der Diskussion wie die Geschehnisse im Zusammenhang mit der Varusschlacht und soll auch in diesem Internetbuch ein Thema sein. Und das man ihnen im Verbund mit anderen Stämmen den griechisch klingenden Namen Hermionen gab trägt mit dazu in ihnen etwas Herausragendes zu sehen. Was ihr Fürstenhaus anbetrifft so kommt hinzu, dass auch dieses auf griechische Wurzeln zurück blicken kann wie Snorri Sturluson in seiner Heimskringla um 1230 schrieb und das dazu konkrete Hinweise gibt soll hier in Kürze ebenfalls behandelt werden. Da es auf beides Antworten und Erklärungen gibt berührt es im Umkehrschluss auch die Thematik um die Örtlichkeiten der Varusschlacht und deren Dimension und auch darauf soll in weiteren Kapiteln näher eingegangen werden. Es fing damit an, dass man selbst zu Lebzeiten des Griechen Cassius Dio die Stammesgebiete der Germanen und Kelten immer noch nicht auseinander halten konnte und sich die Historiker bis heute darin unschlüssig sind, wie sie mit dem überkommenen Namen „Germanen“ verfahren sollen den uns der Grieche Poseidonios 8o – erstmals ins Volksgedächtnis schrieb. Um der Begrifflichkeit willen begann man sie später zu ordnen, teilte sie in Ost,- West und Nordgermanen auf und verständigte sich darauf, dass sie ein Siedlungsgebiet abdeckten, das um die Zeitenwende unter Einbezug von Skandinavien von den Ardennen, bis zur Weichsel, den Sudeten und Osteuropa bis zum Schwarzen Meer reichte. Das Definieren von Übergangszonen in denen sie sich in unserem Betrachtungsraum mit den Kelten vermischten wird begünstigt von der jeweiligen Dialektik auf Basis der Grenzen der Lautverschiebung. Wie sich das tägliche Zusammenleben über diese Grenzbereiche hinaus gestaltete und wie viel Keltentum und Keltenblut im Germanen steckte und umgekehrt greift tief in unser subjektives Vorstellungsvermögen ein. So verzichtete man auch auf die Wortfindung Südgermanen die man auch Nordkelten hätte nennen können. Ihre Wohngebiete erstreckten sich bevor die Germanen nach Süden vorstießen, sie teils verdrängten, sich aber auch mit ihnen vermischten, sie also nur übersiedelten bis zum Nordrand der Mittelgebirge. Darin, dass die Germanen kaum ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt haben sollen und sich nicht als Volk verstanden, ist sich die Wissenschaft einig. Die Germanen lebten auf keiner Insel setzten sich aus verschiedenen Stämmen zusammen und lebten in einem Schmelztiegel der steten äußeren Einflüssen also kulturellen Strömungen und Zuwanderungen ausgesetzt war. Den technologischen Fortschritt verdanken sie in unserem Betrachtungsraum den keltischen Errungenschaften die wiederum von den kulturellen Impulsen aus dem südöstlichen und dem südwestlichen Europa profitierten dem sie geographisch bedingt näher standen. Bedingt durch die Alpenbarriere aber begünstigt vom Donauverlauf und den Flussverbindungen Rhone, Rhein und Mosel kontrollierten und kanalisierten sie zu ihrer Zeit den Wissenstransfer in den Norden und beeinflussten ihn in ihrem Sinne. Ihr Vorsprung und Vorteil machte sie attraktiv und neben klimatischen Gründen war dies mit ursächlich für germanische Begehrlichkeiten und löste deren Südexpansion aus. Und als Cäsar Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts von Westen anrückte stieß er in Südwestdeutschland und am Rhein zwar noch auf eine widerstandsfähige keltische Oppidakultur die aber bereits germanischen Druck ausgesetzt war wie es die Wanderzüge der Kimbern und Teutonen und die Notumsiedlung der Ubier anzeigt. Zwischen den Fronten verloren sie ihre Selbstbestimmung und es brach für sie eine Zeit an in der sie auch im Verhältnis mit ihren kritischen Nachbarn im Norden nur noch eingeschränkt darüber entscheiden konnten, wie weit ihr Handlungsspielraum ging und sie den Austausch mit ihnen zulassen wollten oder ihnen besser aus dem Weg gingen. Eine Ursache heutiger Unwissenheit über Germanien lag mit daran, dass der sich südlich von ihnen ausbreitende keltische Siedlungsgürtel sie auch aus sprachlicher Hinsicht isolierte und daher wie eine Barriere wirkte. Und da beide Völker schriftlos kommunizierten konnte man von ihnen nichts Nachhaltiges erwarten und engere Beziehungen beschränkten sich nur auf die unmittelbare Kontaktlinie. Wollen wir also etwas über das frühe Germanien erfahren müssen wir weit ausholen das Keltenland überspringen und uns den Kulturen zuwenden die über Informationen verfügen die weiter zurück reichen die nachlesbar sind und uns dabei helfen können die germanischen Entwicklungsprozesse zu verstehen. Lange bevor Rom begann im Norden Dominanz zu zeigen war es um 370 – der griechische Nautiker Pytheas der von Marseille ausgehend in die nördlichen Hemisphären vorstieß. Und auch wenn es nur wenig greifbare Funde von ihnen gibt, so dürfte es auch Griechen gegeben haben, die in den Jahrhunderten danach über den Rhein, die Donau oder Adria bzw. über Land den Weg wenn nicht ins innere Germaniens, so doch in deren Randgebiete erkundeten und in ihrer Heimat darüber berichteten. Für den lukrativen griechischen Fernhandel dürfte der germanische Norden einer „Terra Incognita“ geglichen haben. So darf man annehmen, dass ihre vorchristlichen Reisetätigkeiten auch aufgrund von Verständigungsproblemen in den Zentren der keltischen Hauptorte etwa am Glauberg endeten und man es bevorzugte den Einheimischen den Kontakt mit den Germanen zu überlassen. So kann man neben dem Bernsteinhandel auch anderen Warenbewegungen eher in keltischer Hand sehen, ein alltägliches Geschäft das sich diese nicht entgehen ließen. Aber der Machtgewinn des Imperiums wuchs dank militärischer Stärke und während Rom unter Außenpolitik vor allem wirtschaftlichen Einfluss verstand dem sich alles unterzuordnen hatte sah sich die griechische Kultur nachdem sie das Gewaltmonopol an das Imperium abtreten musste und ab 146 – nur noch römische Provinz war auf dem Rückzug und war gezwungen sich dem Friedvollen zu verpflichten. Man hatte sich mit dem Imperium arrangiert, wird aber einstiger Größe nachgetrauert haben und beobachtete jetzt aus der Ferne wie auch die Nordvölker nach und nach ihrem Schicksal folgten. So darf man das Wenige was man aus dieser Zeit über Germanien wusste nur in Griechenland erwarten. Griechische Lehrer schulten im Imperium die nach wachsenden Generationen, standen dem neuen Reich als Philosophen zur Seite und dank des um 1oo + geborenen Claudius Ptolemäus, wieder einem Griechen wissen wir, dass auch die Geographie zu jenen Themenfeldern zählte, in denen sie seit jeher bewandert waren und sich nun ein neues Betätigungsgebiet erschlossen haben in dem sie sich schon früh geographisch für Germanien interessierten. So sammelte er für viele Städte und Orte Namen und notierte sie in griechischer Sprache, wozu auch Streontion gehörte, wobei es sich vermutlich um Brakel am Hellweg handelte. Aber auch Moers – Asberg wo der Hellweg nach Osten begann, vielleicht besser gesagt wo er seine Fortsetzung von der Kanalküste fand und an den belgischen „Helvius“ anknüpfte, das die Griechen Askibourgion nannten, gehörte zu den Namensnennungen. Die griechische Kultur trat ihr Wissen einschließlich ihrer geographischen Erkenntnisse an die neuen Machthaber in Rom ab die es über ihre Literatur weiter gaben dabei aber den griechischen Kern unkenntlich werden ließen. So wurde uns auf diesem Weg auch ein Wort überliefert, dass etymologisch betrachtet dem griechischen Sprachraum näher steht als dem römisch/lateinischen. Es stammt aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert und es waren die Römer Tacitus, Pomponius Mela und Plinius der Ältere die es aufgegriffen und für uns sicherten. Ein Wort aus der germanischen Frühgeschichte, dass Aufhellung über unsere Altvorderen verspricht. Tacitus nannte es „Herminones“, während Pomponius Mela und Plinius der Ältere es „Hermiones“ schrieben. Es fiel im gleichen Zusammenhang mit den Ingaevones und den Istaevones mit denen man damals die drei germanischen Volksgruppen bezeichnet. Plinius der Ältere fasste unter die Ingvaeonen die fünf germanischen Stämme der Vandiler, Burgodionen, Varinner, Chariner und Gutonen zusammen und überlieferte, dass sie dem Ozean am nächsten lebten. Zu ihnen zählte man auch die Kimbern, Teutonen und Chauken die er andersartig nannte ohne aber den Unterschied näher darzustellen. Vermutlich teilte er sie und verstand unter den Erstgenannten jene Stämme die nördlich der Ostsee in Skandinavien und die Inseln Bornholm und Gotland besiedelten und unter der zweiten Gruppe die Stämme, die die deutsch/dänische Nordseeküste bewohnten. Wissen das danach klingt, als ob es auch schon griechischer Feder entstammte, da man in Rom an derartig Unmilitärischem nicht interessiert war und nicht geforscht hat. Nach dem sich die vermutlich griechischen Geographen von den Küstengebieten entfernten und in die Mitte vorstießen fällt der Name Herminones als Sammelbezeichnung für die dort lebenden Völker. Tacitus zählte zu ihnen die Sueben, Hermunduren, Chatten und Cherusker, während man ohne ihre Namen zu nennen alle übrigen Völker unter der Rubrik Istaevones zusammen fasste. Möchte man hinter Istaevones nicht eine Verbindung zum griechischen Wort Isthmus für Meerenge erkennen, dann weicht das Wort „Hermiones“ vom Silbenaufbau her deutlich von den Volksgruppennamen der Ingaevones und Istaevones ab und lässt nicht nur mediterrane, sondern deutlich griechische Herkunft erkennen. Pomponius Mela und Plinius der Ältere waren älter als Tacitus was darauf hindeutet, dass der von ihnen erwähnte Name „Hermionen“ gegenüber dem taciteischen „Herminones“ auch die ältere Schreibweise gewesen sein könnte. Warum aber römische Geschichtsschreiber im ersten nachchristlichen Jahrhundert einer im zentralen Germanien beheimateten Volksgruppe einen griechisch klingenden Namen gaben irritiert und man kann daraus den Schluss ziehen, dass es griechische Reisende waren die noch vor der römischen Nordexpansion für die germanische Welt Namen ersannen um sie zu lokalisieren. Sucht man nach einem Bezug wird man in Griechenland, genau genommen auf dem Peloponnes fündig, wo eine hellenistische Stadt den Namen „Ermioni“ trägt. Aber es ist weniger die Ähnlichkeit zwischen dem Namen der Stadt und den Herminones und auch nicht der damit verbundene Frauenname Hermione, der Tochter des Trojahelden Menelaos, sondern der griechische Gott Hermes der Namensgeber der Stadt, der in Italien Ermes geschrieben wird. Was die frühen griechischen Kartierer bewog eine „göttliche“ Verbindung von Griechenland zu den Cheruskern und ihren Nachbarstämmen zu schlagen ist Gegenstand historischer Forschung seit sich Widukind von Corvey im 10. Jahrhundert Gedanken über einen möglichen Zusammenhang machte. Er schrieb allerdings nicht wie vor ihm der Chronist Einhard Ermin, sondern vermutlich wegen der Namensähnlichkeit mit Hermes machte er, um zu der Feststellung zu gelangen die Sachsen seien griechischer Herkunft daraus Hirmin. Die möglichen Zusammenhänge verdienen einer plausiblen Erklärung die natürlich aus griechischer Sicht betrachtet in einer Welt bestand haben sollte, die den vorchristlichen Zeiten und Bedingungen vor der römischen Einflussnahme Rechnung trägt und die keltischen Lebensgewohnheiten zu berücksichtigen hat. Mit dem Verlassen keltischer Gebiete nach Norden erschwerte nicht nur die Sprache den Kontakt zu den Germanen, sondern auch deren Lebensgewohnheit und Mentalität die sich mit mediterraner Eigenart nicht in Einklang bringen ließ. So begann für sie spätestens an der Diemel ein fremdes, abgeschottetes, unwirtliches und unnahbares Land dem sich nichts abgewinnen ließ und an dem man wenig Interesse zeigte. Es wirkte auf sie verschlossen und versperrt und so fand es auch namentlichen seinen Niederschlag in die frühen Schriften zur Verortung von Territorien. Aufgrund der Abgeschiedenheit und scheinbaren Isolierung in der die Menschen im Land der „Herminonen“ wie abgeriegelt von der Außenwelt lebten ging man ihnen zwangsläufig aus dem Weg. Um derartige Regionen begrifflich zu machen stand ihnen der griechische Gott Hermes zur Seite. In seiner Gestalt als Hermes Trismegistos war er auch der sagenhafte Autor der hermetischen Schriften und Urvater der Alchemie. Nach Hermes wurden die Hermen bezeichnet, Steinhaufen die als Wegmarken für Reisende dienten. Hermes stand symbolisch für undurchdringlich aber auch geheimnisvoll und mysteriös wie es das von ihm abgeleitete Wort „hermetisch“ zum Ausdruck bringt. Die Hermionen lebten wie ein hermetisch abgeschlossenes Volk abseits der griechischen Handelswege wo ihnen kein Steinhaufen mehr den Weg wies. Die Hermi - onen bildeten nach ihrer Vorstellung eine Volksgemeinschaft von Menschen die hermetisch lebten und für sie waren es die Hermetischen oder die Ermitikos bzw. im angelsächsischen die Hermits. Eine recht einfache und plausible Erklärung die auch den Cheruskern das Schemenhafte ihrer Existenz nimmt. Es hilft den antiken Namen des germanischen Volkshelden zu enträtseln und macht deutlich, dass Arminius für den die Germanen im dialektischen Sprachgebrauch möglicherweise in Sechfrit oder Siechfrid ihr eigenes Pendant besaßen kein Gott war. Hätte man den Namen Arminius nicht in der lateinischen Sprache zu Papier gebracht sondern wäre dem griechischen Ursprung gefolgt, dann hätte man ihn nach Ermion dem Sohn des Europs und Enkel des aus der Mythologie überlieferten Phoroneus vermutlich Armínious bzw. Erminious genannt haben können, der Mann der dem Volk entstammte das für die Griechen in der germanischen Abgeschiedenheit lebte. Der 1484 geborene Georg Spalatin der den Austragungsort der Varusschlacht bei Duisburg vermutete übernahm in seiner Veröffentlichung die zu seiner Zeit in Italien gängige Form Arminio die sich ebenfalls von Erminio ableitet und es folgten darauf die diversen Varianten wie Eermen, Eormen, Ermin. Aber auch Irmin mit „i“ geschrieben, das zuvor mit „e“ geschrieben wurde sich aber zu Beginn des nachchristlichen Jahrtausend vom Selbstlaut zum Zwischenlaut entwickelte. Wobei uns die lateinisch dominierte Literatur ähnlich wie bei der Gestalt Attila/Etzel nur den Namen Arminius und weder den griechischen noch den germanischen überlieferte.
Tacitus hatte sich mit griechischen Weltbild im Zusammenhang mit der Gestalt des Arminius befasst, in dem er ihnen unterstellte Arminius nicht gekannt zu haben. Er begründet es damit, dass sie nur ihre eigenen, womit er vermutlich Helden meinte würdigten und es nicht so taten wie die Römer die sie alle gleich behandelten. Er nimmt damit gegenüber den Griechen eine despektierliche Haltung ein die wegen ihrer Pauschalisierung Zweifel am Wahrheitsgehalt weckt und daher nicht überzeugend wirkt. So könnte man davon ausgehen, dass der Name wie ihn später auch der in Italien lebende Grieche Cassius Dio nannte auch im Griechenland des 2. Jahrhunderts bekannt gewesen sein dürfte. Ausgehend von der Überlegung, dass man bei ihm einen Namenswechsel vollzog als er in eine germanische Hilfstruppe aufgenommen wurde trat sein germanischer „Taufname“ in der römischen Welt in den Hintergrund und gelangte zu keiner Bedeutung. Er war fortan nur noch Germane kraft Geburt und sollte mit dem Namenswechsel seine Herkunft abstreifen. Man ersann für ihn aus althergebrachter Tradition den Namen Arminius der später Eingang in die römische Literatur fand und unter dem er Karriere machte. Sein germanischer Name nahm einen anderen Werdegang überlebte in Germanien in unterschiedlicher Aussprache und verdriftete sich in den Norden und Nordwesten Europas wo er überlebte bevor er über die Sagenschienen nach Mitteleuropa zurück gespült wurde. Arminius war der Name des Mannes aus tiefster germanischer Provinz und er hatte sich eingeprägt, da er als römischer Ritter zu Ruhm und Ehre kam, bevor er dem Imperium verräterisch den Rücken kehrte. Er wurde im Jahr 17 - geboren als der römische Feldherr Lollius links des Rhein vernichtend geschlagen wurde und war fünf Jahre alt, als sich Drusus 12 - erstmals an der Lippe blicken ließ. Germanen aus der Region der er entstammte wird man vor ihm noch nicht ins römische Militär aufgenommen haben und es dürfte für die damalige Zeit ein Novum gewesen sein dies erstmals zu praktizieren. Germanische Krieger von der Weser für Rom kämpfen zu lassen war neu und noch dazu Männer zu rekrutieren die nicht berechenbar waren, war für Rom auch mit einem Wagnis verbunden. Wie es auch den Geschichtsschreibern des Imperiums aus griechischen Quellen bekannt war, hatte man das bislang hermetisch abgeschottete Land vorher nie erreicht und es war daher für die römischen Feldherren Neuland. Wie anders hätte man im römischen Militär auch einen Mann nennen sollen der hier sein Zuhause hatte als ihm den Namen Arminius zu geben. (13.02.2025)
Tacitus hatte sich mit griechischen Weltbild im Zusammenhang mit der Gestalt des Arminius befasst, in dem er ihnen unterstellte Arminius nicht gekannt zu haben. Er begründet es damit, dass sie nur ihre eigenen, womit er vermutlich Helden meinte würdigten und es nicht so taten wie die Römer die sie alle gleich behandelten. Er nimmt damit gegenüber den Griechen eine despektierliche Haltung ein die wegen ihrer Pauschalisierung Zweifel am Wahrheitsgehalt weckt und daher nicht überzeugend wirkt. So könnte man davon ausgehen, dass der Name wie ihn später auch der in Italien lebende Grieche Cassius Dio nannte auch im Griechenland des 2. Jahrhunderts bekannt gewesen sein dürfte. Ausgehend von der Überlegung, dass man bei ihm einen Namenswechsel vollzog als er in eine germanische Hilfstruppe aufgenommen wurde trat sein germanischer „Taufname“ in der römischen Welt in den Hintergrund und gelangte zu keiner Bedeutung. Er war fortan nur noch Germane kraft Geburt und sollte mit dem Namenswechsel seine Herkunft abstreifen. Man ersann für ihn aus althergebrachter Tradition den Namen Arminius der später Eingang in die römische Literatur fand und unter dem er Karriere machte. Sein germanischer Name nahm einen anderen Werdegang überlebte in Germanien in unterschiedlicher Aussprache und verdriftete sich in den Norden und Nordwesten Europas wo er überlebte bevor er über die Sagenschienen nach Mitteleuropa zurück gespült wurde. Arminius war der Name des Mannes aus tiefster germanischer Provinz und er hatte sich eingeprägt, da er als römischer Ritter zu Ruhm und Ehre kam, bevor er dem Imperium verräterisch den Rücken kehrte. Er wurde im Jahr 17 - geboren als der römische Feldherr Lollius links des Rhein vernichtend geschlagen wurde und war fünf Jahre alt, als sich Drusus 12 - erstmals an der Lippe blicken ließ. Germanen aus der Region der er entstammte wird man vor ihm noch nicht ins römische Militär aufgenommen haben und es dürfte für die damalige Zeit ein Novum gewesen sein dies erstmals zu praktizieren. Germanische Krieger von der Weser für Rom kämpfen zu lassen war neu und noch dazu Männer zu rekrutieren die nicht berechenbar waren, war für Rom auch mit einem Wagnis verbunden. Wie es auch den Geschichtsschreibern des Imperiums aus griechischen Quellen bekannt war, hatte man das bislang hermetisch abgeschottete Land vorher nie erreicht und es war daher für die römischen Feldherren Neuland. Wie anders hätte man im römischen Militär auch einen Mann nennen sollen der hier sein Zuhause hatte als ihm den Namen Arminius zu geben. (13.02.2025)
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Mittwoch, 22. Januar 2025
Das Grauen der Varusschlacht war der Beginn von Solidarität.
ulrich leyhe, 10:57h
Wie wir es gerade wieder erleben müssen sind gemeinsame Gegner und Feinde immer der Antrieb sich verbünden zu müssen. Möchte man aber der Spekulation nicht Tür und Tor öffnen, so lassen sich die Szenarien der Kämpfe auf den einzelnen Schlachtfeldern des Jahres 9 + die zwischen dem ersten und dem dritten Kampftag ausgetragen wurden noch heute von jedem an der Geschichte interessierten Menschen auf intuitive Weise gut nachvollziehen. Es war ein gespenstiger Anblick, der sich damals jenen bot, die es bis zuletzt kämpfend mit erlebten, denen sich die letzten Bilder einbrannten, denen wenn es Römer waren noch die Flucht aus dem Inferno gelang oder die die bitteren Stunden in ihrer Passivität als Gefangene über sich ergehen lassen mussten. Jeder hatte seine eigenen Erfahrungen mit dem germanischen Feind machen müssen und wenn er der Generalität nahe stand blieb ihm auch das Geschehen um deren Selbstmorde nicht verborgen. Ihre irren und müden Blicke glitten in den Stunden über leicht und schwer verletzte, Sterbende und Tote und standen selbst dem Tod näher als dem Leben. Unwirkliche Schauspiele vollzogen sich in in ihrem Umfeld als der Schlachtenlärm zu verstummen begann. Keiner dürfte ohne Blessuren geblieben sein und über den Kampfstätten begann sich Friedhofsruhe auszubreiten. Zaghaft und in gebeugter Haltung erschienen wie auf ein geheimes Kommando die ersten Frauen mit Stöcken in der Hand, krochen suchend über den Boden, blickten hinter jede Wurzel, bückten sich und stocherten dabei nach Verwertbarem. Verängstigte Kinder und Ergraute folgten ihnen, man blickte in die Gesichter der Opfer, konnte ihnen noch ihre Schicksale ansehen und sich ein Bild von den grausigen Ereignissen machen. Im Angesicht des Todes überwog ein Gemisch aus schweigsamen Treiben und Goldgräberstimmung, man suchte nach Anverwandten und ignorierte die Feinde in dem man sie sich selbst überließ und während man noch auf überlebende Germanen stieß denen sich noch mit Heilsalben helfen ließ, waren andere schon mit Plündern und Fleddern beschäftigt. Unwissend ob noch Leben in ihnen war, zogen Frauen die die Sage Walküren nannte ihre Körper fort. Die folgenden Tage ließen das ganze Ausmaß der Schlacht erkennen und viele Orte an denen es zu Zweikämpfen und mehr kam werden noch Tage danach auf ihre Entdeckung gewartet haben. Über dem nassen Wald an der Egge lag nach dem letzten Schwertstreich eine besondere Stimmung. Wer wollte jetzt noch einen Unterschied zwischen den erschöpften germanischen Krieger machen die nun auf jene stießen die sich erst in den letzten Stunden entschlossen hatten sich dem Feind entgegen zu stellen und wer wollte den Sieg für sich beanspruchen. Was für Rom der Zusammenbruch dreier stolzer Legionen war, war für Germanien der Moment der Befreiung und was von diesen Augenblicken in der antiken Literatur hängen blieb, können wir bei Tacitus und Cassius Dio nachlesen die es wiederum den Überlebenden verdanken. Und auch was davon über die germanische Zunge verlautete erfuhren wir auch nur über den Umweg der höher gestellten römischen Zivilisation die Kraft ihrer Fortschrittlichkeit den Vorsprung der Deutungshoheit für sich beanspruchen durfte. Sie maß sich an aus dem Munde der Überlebenden das wieder geben zu können und interpretieren zu dürfen was in der Endphase der Schlacht passierte bis Varus für sich den Schlussstrich zog, den man Kapitulation nennen kann. Wer aber waren die Überlebenden die uns mit diesem Wissen versorgen konnten als die Germanen noch mitten im Zeitalter der Prähistorie steckten. Bittere Augenzeugenberichte denen die Varusforscher seit Jahrhunderten im übertragenden Sinne an den Lippen kleben und denen man mit ruhigem Gewissen nachsagen darf, dass sie es waren die der Schlacht den Namen gaben der sich bis in die Neuzeit erhalten hat. Eine Bezeichnung die sie aus Cheruskerkreisen kannten, und die wir heute die Schlacht nahe der „Schlucht der Volksburgen“ nennen würden. Ein Name der aus einer halb germanisch, halb römischen Vermischung stammt und zu „Teutoburgiensi saltu“ wurde. Rom selbst hatte für den Pass bei den Volksburgen im Gegensatz zu den Germanen keinen Namen und nur den Überlebenden verdanken wir, dass in der Nähe davon die Knochen auf ihre Bestattung warteten und sie Caecina den Weg dahin zeigen konnten. Fakten, die die Angaben der Überlebenden glaubhaft machen und uns damit den belastbarsten Hinweis auf den Ort der Varusschlacht lieferten. Da sich nach Cassius Dio und bei genauem Hinsehen auch Tacitus, Florus und Paterculus entnehmen lässt, das sich die Schlacht über mehrere Tage hinzog, konnte sich dieser Passweg auch nur dort befunden haben wo sie endete und wo sich unweit davon eine oder mehrere Volksburgen befanden, da sich der Bezeichnung „Teutoburgiensi“ weder ein Plural noch ein Singular entnehmen lässt. Was uns weiter hilft sind die Indizien die dafür sprechen, dass die Schlacht unter Beteiligung der Marser/Sigambrer, Bructerer, sowie der Chatten und Feder führend der Cherusker statt fand also in der Nähe ihrer Siedlungsgebiete. Des Weiteren, dass sie sich im Landschaftsraum zwischen den Quellgebieten von Ems und Lippe sowie dem Mittellauf der Weser, aber nicht nördlich davon zugetragen hat, da die dort siedelnden Angrivarier nicht an der Schlacht teil nahmen. Argumente die zu Fakten werden und für den Eggepass westlich Borlinghausen sprechen. Und auch wenn sich Münzfunden kein direkter Hinweis entnehmen lässt, wo Arminius einst sein Werk beendet hatte, so bereichern sie doch immer wieder die Diskussion vor allem dann, wenn sich ihnen die eingeschlagenen Kürzel VAR = Varus entnehmen lassen und den römischen Provinzialarchäologen erfreuen, da sie sich mit der Schlacht in Verbindung bringen lassen. Und obwohl es nicht nachvollziehbar ist, wie sie einst in germanische Erde gelangten so zeugen sie doch davon, dass Varus wenn er nicht gerade selbst am Fundort zugegen war, so doch nicht weit davon entfernt gewesen sein dürfte. Da wo er sich nach dieser Theorie unweit von Borlinghausen tötete fanden sich da man dort auch noch nicht nach ihnen suchte bisher keine solchen Münzen. Dafür wurde aber eine „VAR“ Münze im Zuge von Prospektionen nahe Bevern 12 Kilometern nordöstlich von Corvey nahe dem Altweg von Holzminden nach Gandersheim, eine bei Atteln 18 nordwestlich von Borlinghausen und eine 9 Kilometer südlich von Borlinghausen am Gaulskopf nahe Warburg gefunden. Hätten die Überlebenden nicht die Worte „Teutoburgiensi saltu“ fallen gelassen, hätten ihre Hinweise die uns dank Tacitus bekannt sind Zweifel an ihrem Wahrheitsgehalt geweckt. Während sich bei derartigen Begriffen nicht die Frage der Glaubwürdigkeit stellt gilt es einzig zu Hinterfragen, welche Bedeutung die Worte der Überlebenden hatten die darüber hinaus Eingang in die Quellen fanden und welchen Sinn ihnen Tacitus und später Dio entnahm den sie dann mit ihren Worten wieder gaben. Dem Ursprung waren sie Glaubhaft aber kein Geschichtsschreiber hatte jemals die Gabe die Tatsachen hinter seinen Quellen zu erkennen. Ob es also so war, dass wie Tacitus schrieb Arminius tatsächlich nach der Schlacht auf ein Podest stieg, um die als Schmährede bekannte Siegesansprache zu halten, oder ob seiner Überlieferung mit Zurückhaltung zu begegnen ist bzw. Cassius Dio Recht damit hatte, dass sich alle töteten um nicht in Gefangenschaft zu geraten kann daher als gesichert angenommen werden. Sollte Arminius also schon unmittelbar nach dem letzten Schwertstreich gekommen sein um die Taten seiner Landsleute zu würdigen und die des Gegners herab zu setzen oder könnte dieses Ereignis erst zu später Stunde oder am nächsten Tag statt gefunden haben wird zu einer Frage der persönlichen Vorstellungskraft. Lust nach Feiern wie man sie sich heute vorstellen möchte wird keiner verspürt haben und es war eher das Halali des Abblasens wie man es aus der mittelalterlichen Jagdszene kennt, das aber auch ältere Wurzeln haben könnte. Was die Zeilen von Tacitus, Cassius Dio und unsere Phantasie über die Riten und Rituale der Germanen nach der Schlacht hergeben, macht einen Blick in die dunklen Welten unserer Vorfahren nötig. Eine Zeit noch unbeleckt von christlicher Nächstenliebe, dafür aber um so näher den unberechenbaren Naturgewalten stehend in denen Sonne, Mond, die Jahreszeiten und wie wir seit „Nebra“ wissen die Plejaden die große Rolle spielten. Was trieb man mit den Gefangenen, sparte man die Opferszenen für später auf galt es zunächst grausame Rache zu nehmen oder führten die Zauberpriester Regie und hielten ihre Hand über das große Spektakel. Bedeutsame Römer unter den Gefangenen wird man, nachdem man sie am Aussehen oder ihrer Uniform erkannt und bewertet hat für spätere Lösegeldforderungen aufbewahrt haben. Keinen Römer entkommen zu lassen, lautete die ungeschriebene Regel, da jeder Gefangene von Nutzen sein konnte. Großzügiges Durchwinken nach Aliso oder wohin auch immer hat nicht statt gefunden. Jeder dem man habhaft werden konnte, wurde zuerst einmal in die Gefangenschaft geführt. Nicht zuletzt deswegen gelang wie überliefert auch nur wenigen von ihnen die Flucht an den Rhein. Aber es fielen auch Römer in die Hände der Germanen, die man weder opferte noch für Lösegeldforderungen nutzte oder weiter verkaufte. Sie dienten den Germanen der Region als Sklaven gleich wie man sie einsetzte und sie verschwanden in den kleinen Siedlungen der beteiligten Stämme. Als Publius Pomponius Secundus um 50 + gegen die Chatten zu Felde zog gelang es ihm noch über 40 Jahre nach der Varusschlacht gefangene Legionäre zu befreien und man mag sich fragen wie alt diese gewesen sein könnten und in welchem Zustand sie waren. Offensichtlich waren sie nicht imstande gewesen zu fliehen oder hatten sich an das Leben im alten Hessen gewöhnt. Ob man sie aber gegen ihren Willen, sozusagen mit Gewalt befreien musste, scheint eher unwahrscheinlich zu sein. Aber diese Episode macht auch deutlich, dass sich die römischen Besatzungstruppen an Rhein und Donau noch lange aus dem Landesinneren fern hielt. Nicht nur den Chatten wagte man sich nicht zu nähern und es sprach sich auch nicht herum wo noch Römer in germanischer Knechtschaft überlebt haben könnten. Man ließ offensichtlich alle an den Kämpfen beteiligte Stämme nach den unbefriedigenden Schlachtausgängen zuletzt am Ith, am Angrivarierdamm unbehelligt. Ganz so wie es Tiberius angeordnet hatte konzentrierte man sich nur noch auf die Sicherung der Grenzflüsse und hatte sich um diese Zeit noch um keinen Wetterau Limes zu kümmern und Suchkommandos zum Aufspüren Vermisster existierten nicht. Im Umfeld der Varusschlacht dürften vorüber gehend noch versprengte Römer für Unruhe gesorgt haben, aber dann waren die, die den Sieg schwer erkämpft hatten wieder unter sich, es kehrte Ruhe ein und man fragte sich wie die Römer ihre Niederlage verdauen würden. Es war ein Frieden auf Zeit in der sich die Stämme nicht nur regenerieren und neue Kräfte sammeln konnten, sondern auch an neuen Allianzen arbeiteten. Ungeachtet der Tatsache, dass den Germanen nicht verborgen blieb, dass Tiberius die Rheinarmee wieder aufgestockt hatte begannen sie die römische Lebensart zurück zu drängen, die Zeugnisse ihrer Anwesenheit an der Weser zu beseitigen oder für ihre Zwecke zu nutzen. Der den Germanen danach oft unterstellte und weiter existierende Handel mit Rom dürfte lange zum Erliegen gekommen sein und sich eher in die keltischen Regionen Richtung Main verlagert haben. Alle Lippelager bis nahe an den römischen Landlimes den „Caesiam limitemque a Tiberio“ standen nach 9 + im Zentrum der Gegenbewegung wurden zerstört, ausgeraubt und offen gelassen und als Germanicus ab 14 + mit seinen Rachefeldzügen begann führte er mehr Kämpfer ins Feld als der römische Feldherr Aetius 451 + gegen Attila. Für die Schlachten 16 + auf dem Idistaviso Feld und am Angrivarierdamm werden jeweils 8 Legionen plus germanische aber auch gallische Hilfstruppen genannt und für die Schlacht bei den Pontes Longi 15 + 4 Legionen plus Hilfskräfte. Da Arminius diese Kämpfe nicht nur überstand, sondern Germanicus erfolgreich abwehrte und sie als Patt Situation in die Geschichte eingingen könnte man daraus schließen, dass es den Germanen nach der Varusschlacht gelang ihre gesamte verfügbare Volksmasse zwischen Weser und Elbe in die Germanicus Kriege zu werfen. Eine Leistung die ungeahnte Widerstandskraft erkennen lässt und ohne einen gewaltige Motivationsschub und treibende Kräfte nicht möglich gewesen wäre und die man unseren Altvorderen kaum zugetraut hätte. Der Varusschlacht fiel erst dadurch die Bedeutung eines Wendepunktes in der römischen Expansionspolitik zu. Aber nicht nur das, es war die Geburtsstunde eines Mythos und es waren Ereignisse die ein Grossvolk wie das der Germanen mangels eines schnellen Informationsaustausches oder übergreifender Verständigung nur auf dem Wege des „Weitersagens“ über die Zeiten retten konnte. Geschehnisse die wir heute als „Sage“ belächeln und ihnen jeglichen Zusammenhang mit den einstigen Befreiungsschlachten absprechen möchten.(22.01.2025)
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