Mittwoch, 8. September 2021
Arminius und der Heimvorteil - Nicht nur in der Natur verbarg sich sein 11. Mann
Sich freiwillig und ohne monetäre Interessen oder Zwänge ausgiebig der alten Geschichte zu widmen ist von allen Antriebsfedern das angenehmste Motiv. Und ein Beweggrund diesen uralten Hergang noch einmal aufzugreifen liegt darin, dass der Verfasser sich nicht damit zufrieden geben möchte und seinen Beitrag dazu leisten will, dass dieses Weichen stellende aufeinander Prallen zweier Welten der medialen Verwässerung und Bagatellisierung überlassen bleibt. Es wurde schon viel und zu lange Unsägliches, oft Lächerliches und in der Sache Abträgliches über diese bedeutsame Schlacht verbreitet, dass man nun erwachsen genug sein sollte, auch den aus der Verängstigung gewachsenen Ballast abzuwerfen. So verwundert es nicht, dass es breite Bevölkerungsschichten kaum noch wie ein reales Geschehen wahr nehmen, sondern es für ein banales Stück abgedroschener Science Fiction halten. Und das man im Kinderlexika Produkt Klexikon.de, der Wikipedia für Kinder lesen muss, dass die Varusschlacht einst im Norden Europas stattfand, statt den Kleinen zu sagen, dass sie sich nicht in Skandinavien, sondern mitten in Deutschland ereignete, spricht für sich und macht deutlich wie unwirklich man inzwischen diesen Geschichtsstoff behandelt. Und es war auch nicht das Ziel des Verfassers etwas Selbstgerechtes zu präsentieren und für eigene Positionen und Ansichten zu werben und vehement für die neue Wahrhaftigkeit zu streiten. Trotzdem rekonstruiert man sich von Kapitel zu Kapitel schlauer und bislang unentdeckt gebliebene Zusammenhänge lassen sich bei dieser Methode wie beiläufig aufdecken. Aber es sollen noch weitere folgen. So könnte auch eine darin liegende spürbar werdende Überzeugungskraft gefruchtet haben und ein Funke von "wahrscheinlicher Möglichkeit" übergesprungen sein. Denn es steht hiermit seit längerer Zeit wieder eine neue Theorie im Raum die den Charme der Glaubwürdigkeit in sich trägt. Den Leser könnte mehr als nur das Gefühl erschleichen, dass das Niedergeschriebene plausibel und stimmig klingt da er registriert, dass sich das einstige Geschehen so und nicht anders vollzogen haben könnte. Da es sich wie ein ungewohntes und gewöhnungsbedürftiges Szenario abzeichnet, darf es naturgemäß eine gesunde Skepsis hervorrufen. Auf Basis einer akribischen, übergeordneten und strukturellen Herangehensweise kristallisierte sich eine neuartige und unerwartete Abfolge des Geschehens heraus, die sich auch von unterschiedlichen Seiten beleuchtet als solide erwies. Aber der erlösende Wunsch der Bestätigung geht letztlich nicht in Erfüllung, was aber nicht im Frust enden sollte. Denn auch die nachfolgenden Generationen möchten sich noch am Glanz dieses Themas abarbeiten. So sollte es ein ungelöstes Rätsel der Geschichte bleiben, bei dem Spielverderber eigentlich unerwünscht sind. Doch das nach vorne Tasten war in gewisser Weise zielführend, denn es ließen sich eine Fülle sowohl theoretischer als auch handfester Indizien zu Tage fördern, sodass man sich wünschen würde endlich auch mal am Streckenabschnitt quer durch den Nethegau auf etwas "römisches" im Boden zu stoßen. Aber was nicht ist, dass kann noch werden zumal diese Zugtrassentheorie erst wenige Jahre alt ist. Möchte man sich in den Verlauf der Varusschlacht hautnah hinein denken und sich ihn plastisch vor Augen halten bleibt alles graue Theorie, da uns die lebendigen Farben dazu zu fehlen scheinen. In unserem Vorstellungsvermögen sind die alten Ereignisse oftmals nur im Schwarzweißformat abgespeichert was unserer Phantasie abträglich ist. Dabei war auch schon vor 2000 Jahren ein Blatt grün bis herbstwelk, ein nasser Baumstamm morschbraun und die Gesichtszüge der Legionäre aschfahl. Anthropogen weitgehend unbeeinflusst gaben die Landschaft und die Vegetation in der man kämpfte das Bild eines urwüchsigen Flickenteppichs ab. Die Urbarmachung war auf ein Mindestmaß beschränkt, Wildwuchs trennte die dünn besiedelten Landstriche samt ihrer Behausungen voneinander ab, Unland mied man und das Wohnumfeld verließ man nur in Notlagen. Viele Regionen waren damals noch weitaus unberührter als Zonen die man heute unter Prozessschutz stellen würde. Überleben prägte den Alltag, Wegenetze wurden nur notdürftig unterhalten, Worte wie Begradigung oder Flurbereinigung waren den Menschen fremd und alles unterlag dem Zwang den nächsten Winter überstehen zu wollen. Zeit hatte eine andere Bedeutung, die Wölb - Äcker Methode für die Nahrungsgewinnung mag sich noch in einer Frühphase befunden haben, ebenso wie die Tierhaltung befand sich beides noch näher im Umfeld der Hütten, da Bären und Wölfe noch allgegenwärtig und die Zeiten rau waren. Was bewaldet war oder sich als schroffe Höhenrücken oder als Geländehindernis zeigte, wurde wegen der beschwerlichen Passierbarkeit zum Niemandsland oder führte ein Dasein als Grenzgebiet, was aber im Verteidigungsfall als Fluchtort schnell wieder an Bedeutung gewann. Kein Italiker dürfte in dieser grünmonoton tristen Waldlandschaft heimatliche Gefühle entwickelt haben. Kam es zu Begegnungen beider Völker außerhalb gesicherter römischer Lager, so dürften diese wortkarg verlaufen sein. Stießen berittene Legionäre auf germanische Reitergruppen könnte dies etwas Gespenstisches an sich gehabt haben. So konnten die Besatzer keinem Germanen ansehen welchem Stamm oder Volk er angehörte. Schweigend und scheinbar ohne Ziel werden sich ihre Wege gekreuzt haben. Und kein Römer konnte der ausdruckslosen Mimik dieser in Leder und Leinen Gekleideten ihre Gesinnung entnehmen. Und auch ihre Sprache war ihnen fremd und half nicht dabei im Gegenüber Freund oder Feind zu erkennen. Aber hinter diesen unauffälligen Äußerlichkeiten verbergen sich die Feinheiten und die wahre Seele der Schlacht und nur hier blickt man in den Schlund einer urtümlichen Epoche zurück und kann sich ein Verständnis für das innere Wesen dieses Zeitalters erschließen. Darauf sollte der Historiker achten und es mit einbeziehen, möchte er versuchen die Wurzeln unserer Vorzeit zu berühren. Nur auf diesem Weg lässt sich Verständnis wecken und es lassen sich die Szenarien authentisch nachstellen. Und der Gradberg der steil zur Oese abfällt, bot den Cheruskern diese willkommenen Strukturen und sie nutzten sie. Zwar nicht um sich darin vor Feinden zu schützen, sondern um sie im umgekehrten Sinne dort anzugreifen. Denn hier bilden Oesetal und Gradbergrücken eine riegelartige Engstelle die seit Menschen gedenken immer nur Platz für einen schmalen Hangweg ließ. Der Durchbruch der Oese hinterließ dort über die Jahrtausende betrachtet dieses natürliche Geländehindernis. Und nur hier verbarg sich die einzige Stelle zwischen Brakel und Schwaney an der alle Reisenden die den Hellweg passierten besondere Vorsicht walten lassen mussten. Von Brakel aus in westliche Richtung bis zum Gradberg gesehen und von Schwaney von östlicher Seite aus, auch wenn dort ein Hohlwegbündel den Marsch erschwerte, war die Landschaft noch passabel begehbar. Kam man aber von Brakel dann ging es ab dieser Talsohle bis Schwaney nur noch bergauf. Die Suffelmühle mitsamt der Antoniusquelle an der Oese auf etwa 272 Meter gelegen bildete den Tiefpunkt und auf dem Netheberg nahe dem römischen Hellweg bewegte man sich schon auf 387 Höhenmetern. Möchte man den Beginn der Varusschlacht bestimmen dann begann sie an jenem fiktiven 25.9.0009 mit wenigen Stunden Abstand an zwei unterschiedlichen Orten. Bewusst etwas listig und doppelsinnig formuliert schlug die Stunde Null am Tag X also zwei Mal. Dieser Varusschlacht Hypothese folgend geschah es am zweiten Marschtag zunächst am Gradberg wo die Germanen erstmals zuschlugen und wo sie sich des zivilen Trosses bemächtigten. Von alledem ahnte Varus nichts, denn er selbst geriet erst später in Bedrängnis. Man ist sich darin einig, dass alle bislang im Hinblick auf die Suche nach dem Varusschlachtfeld angestellten Überlegungen unabhängig davon von wem sie stammen, auf Theorien gestützten Annahmen basieren. Diesen wiederum liegen in erster Linie die Überlieferungen der antiken Verfasser zugrunde. Dann folgen die geographischen Hinweise und zahlreiche andere Anhaltspunkte. Aber hinter jeder neuen Theorie lebt im sich auf die Suche begebenden Geschichtsfreund sicherlich die ureigene Vision und Überzeugung die antike Literatur richtig interpretiert zu haben. Aber schnell ist auch Wunschgedanken daran beteiligt, individuelle Vorstellungen und somit auch fehl gedeutetes Einfühlungsvermögen, deren Wahrheitsgehalt sich zwangsläufig der Überprüfbarkeit entzieht. Aber keine der vielen bereits diskutierten Varianten kommt ohne ein schlüssiges und flüssiges Gesamtkonzept aus. Also ein überzeugendes Drehbuch, woran bislang alle aufgestellten Theorien zur Varusschlacht zu kranken schienen und was daher schmerzlich vermisst wird. Denn alles muss auch zueinander passen, nahtlos ineinander greifen, sich in die vorhandene Landschaft einfügen und sich ihr unterordnen. Und dieses Gedankengebäude weicht davon einmal auf erfrischend neuartige Weise ab, denn diese Theorie lässt nur verschwindend wenige Fragen offen. So darf es nicht im Widerspruch bezogen auf unser Wissen über die Distanzen, die damaligen Marschleistungen, die Versorgungsmöglichkeiten oder die wenigen antiken Anhaltspunkte stehen. Aber nicht nur die im Osten liegenden historisch überlieferten Flussnamen wie Albis (Elbe) und Visurgis (Weser) machen es uns schwer den Schlachtenhorizont in der Rhein nahen Geographie zu suchen, so tendiert man seit jeher auch bevorzugt ins Ostwestfälische, wenn man Ausschau nach dem Schlachtgebiet hält. Es sind die unveränderlichen Abstände zwischen den auch heute immer noch existenten Fließgewässern, die unverkennbaren Gebirgspassagen die auch noch nach Jahrhunderten an alter Stelle anzutreffen sind und die Knotenpunkte der frei gelegten römischen Kastelle mitsamt ihrer zivilen Ansiedlungen die sich heran ziehen lassen, die sich wie ein Netzwerk über Ostwestfalen legen lassen und die ebenfalls eine Basis für diese Theorie bilden. Alle bislang bekannten Visionen zeigten Schwachstellen hinsichtlich ihrer jeweiligen Schlüssigkeit und Überzeugungskraft, wurden oft verworfen und in Frage gestellt, dann wieder aufgegriffen und optimiert um dann je nach Gesichtspunkt doch wieder fallen gelassen zu werden. Und allen bisherigen Theorien gelang es immer nur einzelne Episoden aus dem großen Verlauf zusammenhanglos heraus zu brechen und war nicht imstande sie plausibel miteinander zu verbinden. Erst mithilfe dieser Theorie lässt sich über den Schlachtenablauf ein erhellendes und auch einleuchtendes Gerüst legen. Es sind die Schnittmengen wo es anzusetzen gilt, möchte man sich mit einer neuen Variante anfreunden, sich mit ihr Gehör verschaffen und damit vorstellig werden. Komplex ist das gesteckte Ziel die Örtlichkeiten zu identifizieren allemal und es wird erschwert und beeinflusst durch die latente Gefahr, besser gesagt die Verlockung das historisch Überlieferte den jeweiligen Theorien angleichen zu wollen, statt wie es sich gehört den umgekehrten Weg einzuschlagen, nämlich den antiken Überlieferungen zu folgen. Das Örtlichkeiten mit dem Namen "Aliso" oder "Teutoburg" in alten Schriften und Landkarten und das sogar europaweit mannigfach vertreten sind erhöht auf den ersten Blick den Schwierigkeitsgrad Bezüge nach Ostwestfalen herzustellen, aber für ihr verbreitetes Vorkommen gibt es gute Gründe ohne das dadurch diese Theorie beeinflusst wird, worauf aber noch einzugehen sein wird. Hat man aber mal den Königsweg enträtselt fällt vieles leichter. Wir wissen alle wo die Favoriten zum Austragungsort der Varusschlacht schlummern und wünschen uns den großen Fingerzeig von oben der uns versagt bleibt aber die umfangreiche Sammlung an theoretischen Fakten macht Mut. Während die alten lateinischen Worte für viel Verwirrung sorgen, was zum Beispiel die antike geographische Vorstellung zur Lage der Lippequelle anbelangt, so scheinen sich doch alle Forscher darin einig zu sein, dass unter der Visurgis, wie von Cassius Dio erwähnt wird nur die Weser gemeint gewesen sein konnte. Da das große Römerlager nahe Xanten und die dort in den Rhein mündende Lippe als gesetzt gelten, bedarf es vom Grundsatz her nur der Verlängerung des Lippelauf über den Beginn der Schiffbarkeit hinaus um die Zielrichtung deutlich werden zu lassen. Zieht man eine gestreckte Linie von Xanten in Richtung Osten über das Stadtzentrum von Paderborn hinaus, so stößt man unweigerlich auf die Weser bei Höxter. Und diese erdachte Linienziehung verläuft nicht nur unwesentlich nördlich der Paderquellen, sondern berührt auch unmittelbar die ostwestfälische Stadt Brakel womit wir uns bereits mitten im Nethegau befinden. Also sowohl im Osten von Westfalen, als auch im Westen von Ostfalen, aber dieses merkwürdige historische Denkspiel ist einem anderen Kapitel vorbehalten. Die große überregionale Verbindungslinie rechtfertigt bereits in Teilen die strategische Vorgehensweise den Suchraum der Schlacht auf diese Region begrenzen zu dürfen. Weitere Fakten mit denen es sich begründen lässt wurden bereits im Verlauf dieser Niederschrift hinreichend dargelegt. Aber das allein genügt nicht. Denn um darin den Schlachtenraum fixieren zu können ist mehr nötig, als nur das grobe Eingrenzen möglicher historisch geometrischer Operationsgebiete. Man muss es enger fassen will man es genau wissen und dazu gehört es schon nahezu jedes Stöckchen einzeln herum drehen zu müssen. Man muss der Frage nach der germanischen Kampfstrategie auf den Grund gehen. Denn unsere Vorfahren ließen wie es aus antiken historischen Hinweisen hervor geht, eben jene Natur, die so viele Möglichkeiten bot um sie sich im Ernstfall zu nutze zu machen, für sich kämpfen. Sie war noch viel mehr wert, als der oft zitierte 11. Mann, wie man die heimischen Zuschauer eines Fußballspiels nennt. Dichtes Laubwerk, spätsommerlich hohe Bodenvegetation, Eichen die sich bis in die Kronen besteigen ließen, überdeckte und unkenntlich gemachte Senken und Gruben, knöcheltiefer Sumpf, Bohlenpfade die oft zitierten Holzwege, deren Verlauf und dessen Ende nur die Einheimischen kannten, schroffe Steilhänge die nur der Unkundige für unbezwingbar hielt oder unauffällige Nahrungs- und Waffendepots, aus alledem setzt sich die Kriegsführung eines Naturvolkes zusammen. Und dies sind auch keine hohlen Phrasen im verzweifelten Ringen nach Erklärungen und Gründen für die römische Niederlage, sondern die unverblümte Beschreibung einer Landschaft wie es sie sich heute nur noch in Relikten aufspüren lässt. Denn es ist aus den antiken Quellen hinreichend bekannt wie garstig die Natur in Germanien dem Imperium mit gespielt hat. Und damit ist nicht allein das scheußliche Wetter oder der unerfreuliche Wegezustand gemeint, was den Legionen an den Kampftagen zu schaffen machte, sondern das gesamte Milieu in dem die Germanen ihr Leben verbrachten. Und da wären noch die anderen Hinweise. Das im Jahre 15 + der Weg zum alten Varusschlachtfeld wegen seiner Unbegehbarkeit erst aufwändig herzurichten war und das auf dem östlichen Weserufer im gleichen Jahr ein Angriff von Germanicus von den Cherusker ebenfalls an einem Sumpfgebiet scheiterte. Und natürlich noch die Schlacht an den "Pontes Longi". Einem größeren von Bächen durchzogenen Moor- und Sumpfgebiet vermutlich im Lippetal gelegen. Auch dort geriet man wiederum in einen Hinterhalt aus Untiefen. Es summierte sich. Der missglückte Angriff über die Weser, das beinahe Desaster von Arbalo, die Einkesselung im grundlosen Morast bei den langen Brücken, natürlich die Varusschlacht, aber auch der versumpfte Marschkorridor am Kalkrieser Berg, oder die Panne mit der plötzlich einsetzenden Flut im Wattenmeer. Germanien war ein unwilliges und unbeugsames Land für imperiale Gebietsansprüche. So könnte man auch annehmen, dass sich Rom zudem noch extrem ungeschickt bei der Eroberung Germanien anstellte vor allem wenn man rechts des Rheins kämpfen wollte. Es waren wohl alle Gallier Kelten, jedoch nicht alle Kelten waren Gallier. Und östlich des Rheins hatte man es nun mit germanischen Kelten zu tun. Ein Völkergemisch gewaschen auch mit Weserwasser und was deren Mentalität und Wesen anbelangt so war und blieb es Rom fremd und unberechenbar. Der Lebensraum entscheidet mit über Temperament und Charakter seiner Bewohner und auch darin liegt auch ein Teil der Lösung verborgen, denn man kann sich nicht nahe genug mit den Menschen im Nethe- Tilithi- oder Wetigau, und ihrer Biogeographie befassen möchte man erahnen wie sie damals die Fremdherrschaft über sich ertrugen. Und wahrlich, die Cherusker werden ihr Stammesgebiet bis ins letzte Detail gekannt haben. Nur sie wussten wo die begehbaren Wege verliefen wo und wie sie endeten, kannten je nach Jahreszeit ihren Zustand und wann es besser war zum Weitermarsch auf ein steiniges begehbares Bachbett auszuweichen statt den Landweg zu nutzen. Sie wussten wo abgefallenes Unterholz kein Durchkommen ermöglichte, kannten die Tücken aber auch die für sie wichtigen Qualitäten der Landschaft vom Eggegrat aus über die feuchte Talaue der Nethe, die Hegge bis zur breiten Weseraue und dem angrenzenden Flussufer. Aus ihrer mediterranen Heimat waren für die Legionäre auch die Sumpflandschaften ein gewohnter Anblick. Die darin vor 2000 Jahren vorherrschende Vegetation brachte im Süden jedoch eine andere Tierwelt bestehend aus Giftschlangen, Skorpionen und aggressiven Insekten hervor und begünstigte die Malaria. Welcher Römer wusste damals, dass diese Tierarten bis auf die Kreuzotter in Ostwestfalen nicht verbreitet waren und wer wollte da den Germanen mit dem gezückten Schwert ins Abwegige folgen. Aber gehört es noch zur Dramaturgie sich eine Schlachtenversion vorstellen zu müssen, wonach die römischen Legionäre in Germanien so zaghaft agierten, dass man ihnen dieses Verhalten zutrauen könnte. Waren sie so wenig robust das sie sich in diesen Momenten aufgrund eines subjektives Angstempfindens blockiert fühlten. Auf Basis der Überlieferungen könnte man es annehmen, denn immer wenn es galt in trügerisches Gelände vorzudringen, dann versagte offensichtlich die römische Kampfdisziplin, ihre Pferde fassten keinen tritt mehr, ihre Waffen ließen sich nicht mehr erfolgreich nutzen und es brach Verwirrung aus. Ist von Brandschatzungen also dem Auslösen von Flächenbränden die Rede könnte der Grund dafür vielmehr darin gelegen haben, den Germanen die Deckung zu rauben, als ihre Felder zu verwüsten. Aber die Germanen wussten "von Natur aus", wo sie anzugreifen hatten, weil sie erfolgreich sein mussten. Sie wussten, wann man die untergehende Sonne im Rücken haben würde und wann sie ein Umweg schneller zum Ziel führte als der direkte Weg. Wissen über den Umgang mit der widrigen Natur das sich der "zivilisierte" Mensch abgewöhnen durfte. Und wie alle Naturvölker der Welt kannten sie Mittel und Wege und wussten was zu tun war, wenn man den Feind in einen Hinterhalt locken wollte. Wie die Gestirne in der Nacht zeigte ihnen die Vegetation und die Topographie am Tage was zu tun war. Und genauso verhielt es sich auch im Triangel zwischen Höxter, Schwaney und Borlinghausen in dem sich die Schlacht vollzog und wo alle westlichen Niederschläge aus dem Eggegebirge früher oder später in die Nethe entwässerten. Das Tandem Segimer und Arminius brauchte nur die bestimmenden Faktoren des Raumes und die anderen auf Rache sinnenden einst vertriebenen Stämme der Sugambrer und Marser für ihre Strategie gewinnen und die ersten Eckpfeiler des Erfolges waren gesetzt. Das Arminius den römischen Feldherrn in den Süden in Richtung Diemel locken musste und nicht in den Norden liegt auf der Hand, denn man konnte auf diese Weise die Legionen parallel zur Egge an den einzigen bei Borlinghausen befindlichen begehbaren Saltus heran führen. Den Weg den man Varus vorher als einen geeigneten Rückweg zum Rhein beschrieben hatte. Man konnte sich die Fließrichtung der Nethe und ihre Feuchtgebiete zunutze machen und die Legionen unter diesem Vorwand zunächst auf die trockenen Hegge Höhen dirigieren. So war die von den Einheimischen ausgewählte Region ein Paradebeispiel für antike Schlachtenplanung von Partisanenhand und geradezu prädestiniert und geschaffen für ein Marschzuggefecht gegen einen stärkeren Gegner. Aus diesen grob geschilderten Gründen heraus betrachtet, war es das klassische Kampfgebiet weil schon die Natur dafür die Regeln vorgab, die Weichen gestellt hatte und den Germanen eine Steilvorlage servierte. Und keine andere Region zwischen Weser und Lippe konnte hier mithalten, befand sich so abseitig und lag doch gleichzeitig so nahe am hellwegigen Hauptzugkorridor. wenn man in der "Visurgis" den Ausgangspunkt und in "ad Ripam" den Zielpunkt erkannt hat. Die lukrativen Erzminen aber auch die fruchtbaren Tallagen der Mittelgebirge, ihre Siedlungskammern und Salzstätten zwischen Harz und Elbe waren für Rom attraktiv und natürlich der Grund Ihrer Stoßrichtung sowohl in den Nordosten, die Bernsteinstraße die über Magdeburg und Burg an die Ostsee führte als auch zum Oberlauf der Elbe. Während hingegen die wenig ergiebigen dafür aber endlosen Moor - und Sumpflandschaften der Norddeutschen Bucht auf sie keinerlei wirtschaftliches Interesse ausübten. Und nur über Höxter aber nicht über Hameln erreichte man auch auf dem besten Weg jene Zielregionen an der Mittelelbe. Jenem Fluss der in Verbindung mit dem bayrischen Wald einmal die neue Ostgrenze des Imperiums darstellen sollte. (08.09.2021)

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