Dienstag, 1. Februar 2022
Das "prima Vari castra" befand sich im Fahlenbruch.
Zunächst soll hier versucht werden die aufgebaute Argumentationskette zu schließen. Am Ende dieses Kapitels folgt der bearbeitete Lageplan und mit Unterstützung der Bodenradar Technologie könnte es gelingen diese Theorie verständlich zu machen. Aber mit der Abwesenheit eines Gegenbeweises eine Behauptung zu rechtfertigen ist unlogisch denn mit dem Fehlen von Beweisen allein lässt sich nichts belegen. Hier liegt der Zweck einzig in der Herausforderung die Behauptung entweder zu stützen oder sie zu entkräften. Wagen wir also einen Sprung vom Herbst des denkwürdiges Jahres 9 + in die heutige Zeit dann könnte man meinen nach dem Studium dieser Theorie nun zu wissen, welchen Weg Varus damals unter dem erwarteten, da vertraglich zugesicherten Schutz der Cherusker einschlug um zu den fernen Aufrührern zu gelangen. Er durchquerte zunächst das Siedlungsgebiet seiner Bündnispartner und wähnte sich dabei zumindest noch am ersten Marschtag von Höxter nach Brakel wie in Abrahams Schoß. Schaut man sich die Region näher an, dann wünscht man sich außer mit Hilfe der historischen Quellen und den landschaftlichen also topographischen Gegebenheiten auch noch auf andere Hinweise zu stoßen mit denen sich der Marschkorridor definieren ließe. So erträumt man sich an der Zugstrecke auch noch jene anthropogenen Veränderungen aufspüren zu können die sich mit Varus in Verbindung bringen ließen. Der dieser Theorie zugrunde liegende Zugweg orientiert sich am prähistorischen Wegenetz auf dessen Trasse man den späteren Hellweg von Brakel nach Warburg führte. Es ist der Weg, den schon Johannes Gigas in seine Karte eintrug, die er in den Jahren zwischen 1620 und 1630 über das Fürstbistum Paderborn anfertigte. Inmitten des Dreißigjährigen Krieges beruhte sie auf dem Wissen der Zeit und zeigte die einzig existierende wohl gut nutzbare Verbindung aus Nordhessen über die Diemel nach Brakel und weiter bis Lügde. Eine Verbindung unter der Egge zwischen Bonenburg und Willebadessen sowie den Oberen Bördenweg von Peckelsheim zum Saltus enthält die Gigas Karte nicht.

Ausschnitt aus der Karte von Johannes Gigas (1620-1630)
Sie zeigt wo einst der Hellweg den Fahlenbruch querte


Er ist gelb gekennzeichnet und man kann ihn auch westlich von Hampenhausen immer noch sehen. Aber nur dann, wenn die Sommer heiß und trocken sind und sich auf der einstigen Trasse die Vegetation gelblich verfärbt hat. Blau kennzeichnet ist der "Obere Bördenweg".


Varus nutzte ihn möglicherweise von Brakel aus kommend am zweiten Marschtag auf dem Weg zum "Teutoburgiensi saltu". Dieser Annahme folgend gelangte er mit seinen Legionären am zweiten Marschtag abends nur bis in den Fahlenbruch nördlich von Schweckhausen. Von dort so besagt es die Theorie zog er am folgenden Tag nach der desaströsen Nacht im "prima Vari castra" und stark lädiert weiter in Richtung Warburg bis er südlich von Schweckhausen auf den oberen Bördenweg einschwenkte um über ihn nach Borlinghausen zum Saltus zu gelangen. An dieser Wegstrecke oder im Umfeld davon gilt es nun in der Hoffnung auf römerzeitliche Artefakte zu stoßen nach oberirdischen Verwerfungen und verdächtigen Bodenstrukturen Ausschau zu halten, aber vor allem auf mögliche Spuren des "prima Vari castra". Da das Schlachtgeschehen wie rekonstruiert nahe Hampenhausen seinen Anfang nahm und später im Fahlenbruch bitter endete, fällt dieser heute bewaldeten Senke durch die der Talbach fließt unsere Aufmerksamkeit zu. Wir wissen anhand des historischen Kartenmaterials von Le Coq und Gigas wo der Hellweg aus Brakel kommend den Fahlenbruch einst querte und es ist naheliegend, dass sich auch darin mögliche Spuren des Marschlagers wenn, dann auch nur in Reichweite dieses Weges erhalten haben könnten. Wo der Fahlenbruch und ein auch damals vermutlich schon vorhandenes Waldgebiet vor 2.ooo Jahren seinen Anfang nahm und wo er endete lässt sich nicht mehr sagen, aber der Bach könnte auch schon in dieser Zeit den zentralen Bereich dieses Sumpftales gebildet haben. So reduziert sich auch der Suchhorizont auf den inzwischen teils von der Vegetation überwucherten und kaum noch benutzbaren alten Hellweg und das Bachtal mit seinen kleinen Nebenbächen. Man könnte nun einen Radius schlagen und versuchen eine aus strategischer Sicht erhöhte Lage oder eine Schutz bietende Bachschleife mit Prallhang auszumachen um dort die Suche aufzunehmen. Der Fahlenbruch steigt vom Talbach nach Süden  und Osten schwach an aber ein markantes Plateau was für einen Lagerplatz geeignet wäre bietet die Natur dort nicht an. Cassius Dio beschrieb die Umgebung aus Unkenntnis über die Landschaft als ein Waldgebirge bzw. vermutete etwas derartiges darunter räumte aber ein, dass der Lagerplatz für den sich Varus entschied keine sonderlichen Qualitäten aufwies und es daher mehr einem Notlager glich. Man kann sich auch fragen wie weit sich Varus auf der Suche nach einem möglichen Rastplatz vom Hellweg entfernt hat, darf aber nicht davon ausgehen, dass sich das Schlachtgeschehen am Kampftag nur auf diesen Weg beschränkte oder konzentrierte. Es wird sich alles in die Breite und Tiefe gezogen haben und der gesamte Bruchwald wird davon betroffen gewesen sein. Es wurde heftig gefochten aber auch der noch so stärkste rechte Arm erlahmt irgendwann und die Kämpfer verloren ihre Kraft. So neigte sich das Gefecht an diesem Tag dem Ende zu und Varus konnte seine Männer zusammen ziehen um ein Lager vorzubereiten, wie auch immer dieses ausgesehen haben mag. Neue Untersuchungsmethoden ermöglichen es Untersuchungen anzustellen wo das Gelände auffällige Strukturen hinterlassen hat die auf Gräben oder Umwallungen hindeuten. So könnten heute auch noch kaum erkennbare unscheinbare Bodenwellen schon Anlass genug sein wissenschaftliche Prospektionen etwa in Form von Querschnittgrabungen durchzuführen, wenn sich denn derartige Anhaltspunkte ergeben sollten. Folgt man der vorgeschichtlichen Wegeverbindung durch den Fahlenbruch die sich teilweise noch durch Hohlwege abzeichnet, so lassen sich im unmittelbaren Umfeld keine derartigen Strukturen auffinden. Entfernt man sich aber rund 4oo Meter vom besagten Hohlwegsbündel in südöstlicher Richtung, dann stößt man mitten im Wald auf etwas derartiges, dass sich mit etwas Mühe sogar noch als ein Plateau identifizieren ließe. Es sind die Spuren einer schwer zu beschreibenden aber offensichtlich einst dort vorhandenen älteren Verteidigungsanlage von der sich nur noch schwache Verwerfungen erhalten haben, die einen halbfertigen Eindruck hinterlassen. Militärische Anlagen die jedoch in sich keinen klaren Zusammenhang erkennen lassen, da die zwei Grabenstrukturen in die nördliche und östliche Richtung im Nichts enden. Das oberirdisch Sichtbare befindet sich in unmittelbarer Nähe eines kleines Nebenbaches der in den Talbach mündet und stößt nördlich an den Prallhang dieses kaum noch vorhandenen Bachlaufes. Ein nahezu trocken gefallenes Fließgewässer, das sich heute nur noch bei stärkeren Regenereignissen füllt, in einem anmoorigen Quellbereich entspringt und durch das eine schwach ausgeprägte kleine Furt von Ost nach West führt. Ein Blick auf die digitalen Möglichkeiten können helfen das besagte Gelände abzutasten es näher zu erforschen und nach Höhen und Tiefen abzusuchen wodurch sich nähere Rückschlüsse auf seine Formgebung ziehen lassen. Vermutlich aufgrund der im Fahlenbruch an anderer Stelle vorhandenen und gut erkennbaren Längsstreifenflure früherer landwirtschaftlicher Nutzung, auch Wölb - Äcker genannt hat man in den Kartenwerken diese Bodenveränderung als mittelalterlich identifiziert bzw. sich darauf verständigt und legte dafür die Bezeichnung Kulturdenkmal "KD Wallanlage" fest. Was die möglicherweise mittelalterliche Herkunft anbelangt, zumal sich keine Wölb Äcker unmittelbar im Wallgrabenkomplex befinden ist es fraglich ob diese Festlegungen auf archäologischen Untersuchungen beruhten, oder nur einer oberflächlichen Einschätzung entsprangen. An diesem Ort lässt sich eindeutig eine Oberflächenveränderung ausmachen die  auf eine einstige strategische Maßnahme hinweist. Auch wenn sie aus nachrömischen Zeiten stammen sollte, wäre es lohnenswert diese Hinterlassenschaft näher zu untersuchen. Aber zunächst sei der Versuch gestattet diese interessanten Relikte und Reste einstiger Verteidigungsanlagen zu beschreiben. Die gesamte Struktur zeigt sich heute in besonderer Weise als ein mysteriöses Gebilde das Rätsel aufgibt. Unklarheit besteht aus verschiedenen Gründen, aber besonders augenfällig erscheint seine undefinierbare Ausdehnung und der damit verbundene undeutliche Endausbauzustand. Daher lässt sich für Bauwerk keine geometrisch bekannte Form festlegen mit der man es sicher als ein Rechteck ansprechen könnte. Optisch wirkt es eher wegen der Winkelstellung wie ein Dreieck. Es handelt sich also um keine von einer Wallanlage komplett umschlossene Fläche. Das oberflächlich noch sichtbare Innere ist aus unbekannten Gründen sowohl nach Osten als auch nach Norden offen und zeigt in diese Richtung weder Wall noch Grabenstruktur. Anders die noch gut erkennbare Wallgraben Struktur im Westen und Süden. Die nach Westen gerichtete in Nordsüdrichtung verlaufende Anlage lässt einen etwa 194 Meter langen Wall mit Graben erkennen der sich durch eine auffällige Gradlinigkeit auszeichnet wobei der Wallsockel aktuell noch eine Breite von maximal sechs Metern aufweist. Im Norden endet der Bau wie beschrieben unvermittelt, während er an seinem südlichen Ende winkelartig nach Osten schwenkt bzw. abknickt. Die kürzere Ostwest Struktur misst etwa 120 Meter. Am Ende dieser auch schwächer ausgeprägten Umwallung zeigt sich eine unerwartet nach Norden gebogene auslaufende Kante oder Kurve, die aber schon nach wenigen Metern endet. Ab diesem Punkt öffnet sich die Anlage und die Umwallung wirkt nach Osten hin wie ungeschützt. Das gleiche ungeschützte Bild zeigt die Umwallung auch nach Norden hin befände sich da nicht der Talbach. So erscheint die Anlage bestenfalls noch wie ein unvollendetes Dreieck, da sie nur aus zwei Schenkeln besteht. Ein spontaner Blick auf die gesamte Architektonik geworfen vermittelt im ersten Moment den Eindruck von etwas Halbfertigen und nicht zu Ende Gebautem. Was die Erbauer einst sicherlich nutzen wollten war der an Windungen reiche Verlauf des versumpften Talbaches der nördlich die Anlage abzugrenzen scheint. Ein Bachtal, dass sich wie hier wie ein natürlicher Schutz in Form eines Annäherungshindernisses anbietet ließ sich immer schon gut in eine Verteidigungsanlage integrieren. Allerdings erreichten die beiden baulichen Maßnahmen, sowohl die westliche Grabenwalllinie als auch die südliche die in die Richtung des Talbachtales zeigen nicht die Ufer des Baches sondern endeten schon davor. Eine Auffälligkeit für die man nach Erklärungen suchen sollte. Warum also konnte oder wollte man das Walldreieck nicht bis an das Ufer des Talbach bauen, sondern ließ es wie ein unfertiges Bauwerk erscheinen. Unfertig insofern, als das man warum auch immer auf den direkten Anschluss zum Talbach verzichtete. Das Dreieck sicherte und bot Schutz nur nach Westen und Süden aber nicht vollständig ringsum auch nach Norden und Osten. Erwartete man aus diesen Richtungen keine Gefahr, musste man die Arbeiten unterbrechen oder wurden die nicht mehr sichtbaren Wallgrabenabschnitte über die Zeiten doch aus Gründen einer anderen Nutzung, aber welcher eingeebnet. Wie bereits dargestellt gab es innerhalb der möglichen und ausbaufähigen maximalen Grundfläche der Verteidigungsanlage keine Spuren die auf eine mittelalterliche Bearbeitung hinweisen. Also keine Wölb - Äcker und dergleichen, so dass diese Argumentation für eine Abflachung entfallen könnte. Den Generationen standen zudem sicherlich Flächen zur Verfügung die nicht zuerst aufwändig eingeebnet werden mussten. Da man Feinden keine offene Flanke bietet und diese die Umwallung von zwei Seiten aus von hinten hätten einnehmen und den Kämpfern in den Rücken fallen können erscheint der Verdacht fragwürdig anzunehmen die alten Bauherren hätten sich sicher sein können von Osten oder Norden nicht angegriffen zu werden. So bleibt die Frage nach dem Warum man die Lücke gelassen hatte denn Absicht dürfte nicht dahinter gestanden habe. Da klingt die Annahme plausibler die schanzenden Legionäre wurden unterbrochen und konnten ihre Arbeit nicht fortsetzen bzw. zu Ende führen. Die 194 m lange Westwallstruktur verläuft nahezu parallel und flankierend zum alten Hellweg, so als wolle man sich aus der Umwallung heraus gegen ihn abschirmen. Ein weiterer Grund für eine Wallgrabenstruktur in dieser Position. Aber auch in diesem Fall steht die Frage im Raum, warum man die Umwallung nicht zu Ende baute, den Raum nicht komplett umschloss und statt dessen große Lücken Einfallschneisen gleich übrig ließ. Dieser Theorie nach hatte man jene Abschnitte die nicht von der Talbachkerbe geschützt waren mit Karren und Verhau verriegelt, das man anderntags verbrannte und daher keine Spuren hinterließ. Betrachtet man das Bachtal unter heutigen Verhältnissen und in möglicherweise regenarmen Phasen, dann muss man sich Fragen, wie der kümmerliche Talbach imstande gewesen soll Schutz zu bieten und wie er einen ernst zunehmenden Gegner hätte aufhalten können. Und natürlich gab Cassius Dio die Antwort denn die Varusschlacht war von prasselndem Regen begleitet der die Bäche anschwellen ließ, so dass man sich dahinter schützen konnte. Aber Nässe und Feuchtigkeit erschwerten auch massiv jegliche Formen von Erdarbeiten wodurch sie durch die Schwere des Bodens zum Erliegen kamen. Übersehene Argumente die uns ein völlig anderes Bild vom "prima Vari castra" vermitteln, wenn man auch hier die Wetterlage in das reale Geschehen integriert. Varus hatte es mit einem Gegner zu tun, der sich keine Sorgen darüber machen musste, ob seine Sandalen im Schlamm stecken bleiben könnten, denn er trug keine. So war das Gewässer für Verteidigungszwecke nur bedingt brauchbar, man nutzte es mehr nach dem Motto "besser als nichts" dafür half die hereinbrechende Dunkelheit das Problem zu lösen. Verwitterte Reste römischer Wallanlagen, wenn sie sich nicht in den Auen von Flüssen befanden und man sie über die Jahrhunderte unangetastet ließ, blieben bis heute auch oberirdisch sichtbar. Ein Beispiel dafür bietet möglicherweise der befestigte Kern, also die fortifikatorisch besonders gesicherte Innenfläche des römischen Marschlagers Hedemünden. Die länglich ovale Anlage misst 300 x 125 Meter und umfasst einen Innenraum von 3,2 Hektar. Dort zeigt sich die Wallbreite heute noch in einer Basisbreite von fünf bis sechs Metern und einer Höhe von 0,8 bis 1,2 Metern, was mit der Wallbreite im Fahlenbruch nahezu identisch ist. Das erklärt aber noch nicht den Grund warum man den Bau nicht fortsetzte und ihn nur bis in den Zustand eines Fragmentes kommen ließ. So darf man tatsächlich den Eindruck gewinnen, als ob man die Arbeiten jäh unterbrach und vielleicht sogar unterbrechen musste und dann auch nicht mehr zu Ende führen konnte und wollte. Zwei über die Luftaufklärung erkennbare unauffällige kurze Grabenvertiefungen könnten die Frage beantworten helfen warum man es unterließ. Sie befinden sich sowohl an der Südostspitze der kürzeren 120 Meter langen ostwestlich verlaufenden Wallgrabenanlage als auch an der Nordspitze der südnördlich verlaufenden Wallgrabenanlage. Denn bei genauer Betrachtung fällt auf, dass beide Längswerke am Ende unvermittelt einen unerklärbaren stummelartigen Schwenk wie einen Wurmfortsatz vollziehen. Bei der 120 Meter Struktur knickt er nach Norden und bei der 194 Meter Struktur knickt er scharf nach Osten ab. Die ursprüngliche vorgesehene Richtung beider Wallgrabenlinien lässt sich gut der Draufsicht entnehmen aber die kurzen Abknickungen sprechen für die Erkenntnis, dass sich die jeweiligen Endpunkte im Norden als auch im Osten nicht mehr erreichen ließen, da man gezwungen war, die Arbeiten vorzeitig zu beenden. Diese Endpunkte lassen sich definieren indem man sie als gedachte Linie weiter zieht. Man erkennt dann, dass man beide am Talbach enden lassen wollte. Man darf also spekulieren und findet möglicherweise im voraus gegangenen Kapitel die Erklärung für den Abbruch der Schanzarbeiten. Als am Nachmittag des ersten Kampftages die Spitze des Marschzuges aufgrund der ausgebrochenen Unruhen den Stoppbefehl bekam und die erste Legion den Auftrag erhielt den Platz für ein vorzeitiges und ungeplantes Nachtlager zu suchen und mit den Bauarbeiten begann war man sich hinsichtlich der benötigen Dimensionierung noch zwangsläufig unschlüssig und plante es für die volle Anzahl der Varusarmee bzw. so wie sie Brakel verlassen hatte. Geht man folglich der Theorie nach, dass dieses Torso eines Nachtlagers auch zu Ende gebaut worden wäre, dann hätten die zwei Wallstrukturen in der Fortsetzung auch den Talbach erreicht. Dann hätte die heute noch oberirdisch sichtbare Länge von 194 Metern auch eine Gesamtausdehnung von etwa 270 m erreicht und die kürzere noch sichtbare 120 m Struktur wäre dann sogar auf 395 m angewachsen. Verbindet man diese beide Endpunkte da wo sie an den Talbach gestoßen wären, dann lässt sich der fehlende Schenkel längst des Talbaches errechnen der dann eine Strecke von etwa 360 m erreicht. Allerdings nur auf fiktiver Basis, da der Talbach gewölbt und bogenartig verläuft. Man kennt in diesem Zusammenhang betrachtet die römische Vorliebe Marschlager an Bachläufen zu errichten und dort zu nächtigen wie sich auch am Beispiel des Menkhauser Baches erkennen lässt, so könnte diese Methode auch für einen römischen Ursprung sprechen. Man sieht nun in der Vision das römische Nachtlager und welche Dimension es gehabt haben könnte, hätte man es zu Ende gebaut. Es sind jedoch nur die schemenhaften Außenmaße eines Marschlagers, das nie fertig gestellt wurde. Um sich die damalige Situation in der Phase des Lageraufbaus zu vergegenwärtigen muss man sich in das Schlachtgeschehen hinein denken. Die erste Legion schanzte vermutlich sogar im Regen mit den ihnen zur Verfügung stehenden zeitgemäßen Werkzeugen an Wall und Graben. Als diese Arbeiten im Gange waren erreichte der Lärm der Schlacht auch die arbeitenden Legionäre. Es erreichten sie aber auch auch äußerst bedrohliche Nachrichten wonach es sich nicht nur um vereinzelte Geplänkel, sondern um ein eindeutiges Schlachtgeschehen handelte. Die ersten Flüchtenden erreichten die Marschzugspitze und berichteten über die chaotischen Szenen und die großen Verluste die die Armee schon im hinteren Teil erlitten hatte. Daraufhin besann man sich noch während die Schanzarbeiten im Gange waren, die ursprüngliche Lagerdimension zu verringern, denn man erkannte, dass sich die anfänglich angestrebte Dimension des Lagers nicht aufrecht erhalten ließ. Und auch das man sie nicht mehr brauchte, denn es wurde allen bewusst, dass dieses Nachtlager nicht mehr die Anzahl aller beherbergen musste, die am Morgen Brakel verließen, da viele von ihnen auf dem Schlachtfeld blieben. Man strebte daraufhin wie man annehmen kann eine Verkleinerung an. Doch auch diese Überlegung ließ man im Kampfgeschehen schnell fallen und so endeten die Schanzarbeiten schon nach wenigen Metern. So erreichte die besagte stark verkürzte abgeknickte Struktur am Ende der 194 m langen Tangente nur noch etwa 5,50 m und auch der nach Norden ragende Finger der 120 Meter Tangente lässt sich nur über eine Strecke von etwa 7,00 m verfolgen. Als man sich entschloss sogar die Verkleinerung aufzugeben, muss sich die Gefahrenlage bereits zugespitzt und ihren Höhepunkt erreicht haben. Man könnte daraus schließen, dass nun sogar die Soldaten das Schwert in die Hand nehmen mussten die gerade noch schaufelten um sich zu verteidigen oder dem Feind entgegen zustürmen der immer näher kam. Soldaten die jetzt noch schanzen konnten und wollten dürfte man vergeblich suchen. Dafür rückte die Dunkelheit näher und die Germanen ließen vom Feind ab. Die bis dato nutzbaren Wallanlagen mussten nun für die Nacht den nötigen Schutz bieten und die klaffenden Lücken schloss man möglicherweise wie dargestellt mit den Gestellen der Ochsenkarren und nutzte dazu einen kleinen Nebenbach des Talbaches. Damit erklärt sich sowohl das zusammenhanglos erscheinende Bild eines in den Raum geworfenen Winkels bestehend aus dem Lang - und dem Kurzwall, als auch das Vorhandensein der zwei stummelartigen Abknickungen am Ende der beiden Wallstrukturen. Die sichtbaren Reste eines Lagers das einmal bis zum Talbach heran reichen sollte. Betrachtet man diese vermutlich aus der Not geborenen Minimalfortsätze angehängt an die 120 m bzw. 194 m Strukturen unter dem Blickwinkel der katastrophalen Lage am Abend des ersten Kampftages wird diese Handlungsweise nachvollziehbar. So wecken diese Bodenverwerfung Assoziationen die man auch in Kontext der Varusschlacht einbeziehen kann. Hätte man denn das Werk vollenden können, hätten die Germanen die Römer ungestört schanzen lassen und hätte es am ersten Tag nicht so viele Verluste gegeben, dann würde man heute womöglich noch auf die Reste einer großen rechteckigen Schanzanlage blicken und nicht nur auf einen Winkel. Auf dieser Basis kann man sich sogar an die Frage heran wagen, ob sich anhand eines fertigen Lagers auch eine Hochrechnung auf die Anzahl der Legionäre anstellen ließe, die Brakel am Morgen verließen. Hätte denn dann das Lager wohlweislich im fertigen Zustand die nötige Dimension gehabt um den angenommenen 11.000 Legionären für eine Nacht im Wald unter diesen Notbedingungen ausreichend Raum zu bieten ? Um dieser Überlegung nachzugehen ist die Geometrie gefragt. Es werden dafür also die Maße eines ungleichschenkeligen Dreiecks benötigt um die Kapazität ermitteln zu können. Zieht man die Linien der vorhandenen Wallgrabenstruktur bis zum Talbach weiter, dann verfügt man über die Maße die zur Errechnung der Gesamtfläche nötig sind. Es sind diese der Westwall mit demnach 270 m, der nach Südosten zeigende Wall von 395 m und die Linie längst des Talbach von etwa 360 m. Um den Flächeninhalt zu errechnen bedarf es der Zuhilfenahme des Lehrsatzes von Heron, wenn nur die drei Seitenlängen bekannt sind.
Folglich die Wurzel aus S*(s - a)*(s - b)*(s - c)
a.) = 270 m
b.) = 360 m
c.) = 395 m
Umfang: 1.025 m ( = Summe der drei Seiten)
S = der halbe Umfang 512,50 m
Formel für die Fläche:
Demnach lautet die Wurzel:
+ C10* (C10 - C5)* (C10 - C6)*(C10 - C7)
Somit hätte das Lager wenn man es denn zu Ende gebaut worden wäre eine Fläche von etwa 47.191 m², folglich 4,7 Hektar bedeckt. Eine Fläche groß genug um darin etwa 11.000 Männer unter den gegebenen Verhältnissen für eine Nacht unter zu bringen. Wozu es bekanntlich nicht kam, da man es nicht zu Ende baute und weil man die angedachte Dimensionierung aufgrund der desaströsen Lage aufgab. Dieser Wallanlage kartographisch das Prädikat Kulturdenkmal zu geben ist begründet auch wenn man sich um sie zu finden etwas in das Dickicht des Fahlenbruches hinein begeben muss. Aber allemal sind es Strukturen die es der Mühe wert sind sie unter dem Gesichtspunkt der Varusforschung zu untersuchen. Dieses Analyseergebnis ruft förmlich nach dem Vergleich was Tacitus und Cassius Dio über das römische Marschlager berichteten. Tacitus beschrieb den weiten Umfang den dieses Hauptlager hatte, thematisierte dann in komprimierter Form die bleichenden Gebeine der Getöteten die man auf dem Ritt vom ersten zum zweiten Lager entdeckte. Er nannte die Fundstellen in "Medio campi". Übersetzt man es etwa ins "spanische Latein" wie "medio del campo", so steht es für "mitten im Feld" oder "auf dem Land - inmitten von Feldern" also auch von Schlachtfeldern. Dann wechselte Tacitus nach dieser Theorie den Schauplatz und berichtet nun über das Notlager, das die dezimierten Reste der Varusarmee am Abend des zweiten Marschtages errichteten. Dabei ging er auf den halb zerstörten Wall und den flachen Graben ein, hinter dem sich die dezimierten Reste nieder gelassen hatten. Und dies war nicht der Wall und der Graben des ersten Marschlagers im Fahlenbruch, sondern schon das Lager in dessen Nähe Varus sich später tötete. Im Fahlenbruch Marschlager rotteten sich die Überlebenden des ersten Kampftages zusammen, die es am nächsten Morgen laut Cassius Dio dann noch geordnet und in erstaunlich guter Verfassung aber wohl eher in trotziger Haltung verlassen hatten. Denn ein regennasses Lager in dem man hinter den Wällen zusammen kauernd genächtigt hatte und sich innerlich auf den eigenen Tod vorbereiten musste bzw. auf den germanischen Todesstoß wartete, das verlässt man nicht am anderen Morgen guten Mutes, mit neuer Kraft und Schwung um sich zu freuen durch Offenland marschieren zu können. Das wesentliche dieser Hypothese betrifft aber nicht die Frage nach der möglichen Aufnahmefähigkeit also das Fassungsvermögen des "prima Vari castra" für den Fall das es alle 11.000 Legionäre noch am Abend hätten beziehen können. Sondern wieviel Legionären es Raum geboten haben könnte, die am Abend nach der Schlacht des ersten Tages auch noch lebten. Auf dieser Basis ist eine abweichende Flächenberechnung nötig die sich nur auf die dezimierte Größe des Lagers auf Basis der Einkürzung, wie sie heute noch sichtbar ist, bezieht. Man entschied sich aufgrund der Notlage die Überlebenden auf kleinstem Raum einzupferchen und richtete sich hinter diesem behelfsartigen Winkel ein der mehr Gefahr bedeutete als Schutz bot. Aber kein Germane hegte wohl den Wunsch nach den Anstrengungen des Tages dieses römische Notlager noch in stockdunkler Nacht zu erstürmen und sich zusätzlicher und unnötiger Gefahren auszusetzen. Man beließ es dabei und die Überlebenden beider Konfliktparteien bereiteten sich auf den nächsten Tag vor. Für das auf den vermutlich tatsächlichen Raumbedarf reduzierte Notlager lässt sich ein Innenraum anhand der heute noch oberflächlich sichtbaren Verwerfungen errechnen. Es handelt sich dabei um die 194 m sowie um die 120 m Strecke was einen ungleichschenkligen Winkel darstellt. Aufgrund dieser Maße lässt sich eine Innenfläche von rund 2,3 Hektar errechnen. Ausgehend von einer Gesamtstärke der Varusarmee von 11.000 Soldaten und einem Verlust von 4 bis 5.000 Legionären am ersten Kampftag hätte man im "prima Vari castra" noch Platz für 6 bis 7000 Männer schaffen müssen. Diesen Männern hätte demnach eine Bodenfläche von 23.000 m² zur Verfügung gestanden. Ungünstigenfalls also etwas über 3 m² pro Mann und günstigenfalls annähernd 4 m². Da aus Gründen der Bodenbeschaffenheit nicht die ganze Fläche dafür geeignet war könnten die Bedingungen dafür zwar schlecht, aber nicht unmöglich gewesen sein zumal man das Quartier unter Nahkampfbedingungen aufzubauen hatte. So wird es manchem nicht vergönnt gewesen sich einen guten Schlafplatz hinter den halbfertigen Wällen zu suchen, musste sich nahe den Karren verbergen oder die Nacht halbsitzend verbringen. Möglicherweise lässt sich auf Basis dieser Theorie der Beweis erbringen, dass das Fahlenbruch Lager mit dem "prima Vari castra" des Tacitus und dem Cassius Dio Lager im Waldgebirge identisch gewesen sein könnte. Aber letztlich muss hier die Spachtelkelle der Archäologie für Klarheit sorgen in welcher Epoche man die Wallstrukturen schuf

Wall und Graben im Fahlenbruch
das "prima Vari castra" ?


Es könnte das beredte Zeugnis und ein Synonym für den Zusammenbruch der Varusarmee gewesen sein. Aber was blieb vom "prima Vari castra". Mittels Lidar lässt sich der Bauplan erfassen und was letztlich daraus wurde verraten die widrigen Umstände unter denen es damals geschanzt werden musste. Es steht symbolisch für das ganze Drama des Tages, offenbart aber vielleicht auch die beeindruckende Flexibilität eines unermüdlich wirkenden Kommandanten L. Eggius wie in Paterculus beschrieb. Plante dieser doch zu Anfang noch ein rechteckiges Nachtlager bauen zu lassen um darin all jene unterbringen zu können, die am Morgen Brakel verlassen hatten, so musste er der Not gehorchend erkennen, dass sich am Abend nur noch die Hälfte der Männer Schutz suchend einfanden, weil die Situation es erzwang und die Formgebung konfus erscheinen lässt. Griff er als er erkannte, dass selbst diese Dimensionierung zu umfänglich war darauf zurück mithilfe von Ochsenkarren Barrieren zu errichten um die letzten Lücken zu schließen. Nutzte er selbst noch den Talbach und ein Nebengerinne, um sie im Nordosten als Annäherungshindernisse zu verwenden. Die graphisch bearbeitete Animation gibt Auskunft über die Stufen des Ausbaus der ohne Abschluss bleiben sollte. Vielleicht liegt auch im südwestlichen Winkel der beiden Wallstrukturen des Rätsels Lösung, denn wie man unschwer erkennen kann, konnte sich nur an dieser Stelle die Wölbung des "Spielkartenformats" in Bezug auf die Bauweise römischer Marschlager erhalten.(01.02.2022)

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