Montag, 7. März 2022
Stand das Varusheer am Nordrand der Warburger Börde ? Cassius Dio wusste wo die Varusschlacht tobte - ohne es zu wissen.
Zugegeben die Überschrift klingt etwas kryptisch, aber im Verlauf dieses Kapitels wird deutlich was damit gemeint ist. Während sich der Schlachtort mithilfe des geflüchteten Legionärs samt Adler dank der Florus Überlieferung etwas eingrenzen lässt, wird Cassius Dio einen Hauch deutlicher. Er ist unser einziger Gewährsmann und das nicht nur über die kritische Phase als die geschundenen Reste der Varusarmee jene Örtlichkeit verließen, bei der es sich vermutlich um das "prima Vari castra" handelte. Denn nach ihm zu urteilen sollte der morgendliche Abzug noch mit diversen Besonderheiten aufwarten die unser Kombinationstalent heraus fordern. Betrachtet man vieles von dem was er hinterließ, so lässt sich daraus wieder einiges über seinen Stil und seine Methodik in Erfahrung bringen. Aber seine kurzen wie abgehackt wirkenden unklaren syntaktischen Strukturen, Interpunktionen als auch sein Satzaufbau stören durchgängig die Suche nach der nötigen Reihenfolge und erschweren eigene Vorstellungen darüber zu entwickeln was damals geschah, aber es kann gelingen. Es ist das uns hinreichend bekannte "Diotypische Dilemma", das unsere Analysefähigkeit eintrübt aber gleichzeitig anspornt. Aber innerhalb seiner Textstelle 56.21 (1) wird er dann für seine Verhältnisse erstaunlich "deutlich" und es liest sich wie folgt.
So berichtet er zunächst über das Verbrennen und Zurücklassen allen Überflüssigem, doch dann folgen der Reihenfolge nach drei interessante Passagen die mehr verraten als man im ersten Moment annehmen könnte.

:....sie konnten in etwas besserer Ordnung weiter ziehen.
:....sie erreichten dann sogar offenes Gelände.
:....sie erlitten auch bei ihrem Abzug Verluste.

Es sind knappe aber dennoch informative Botschaften mit ungewöhnlicher Aussagekraft. So lässt es die Interpretation der Zeilen in dieser Abfolge zu, dass es den Römern gelungen sein soll innerhalb eines diszipliniert aufgestellten Marschzuges weiter ziehen zu können. Es ist dies ein versteckter, aber doch klar zum Ausdruck gekommener Hinweis darauf wie planlos und ungeordnet es tags zuvor zugegangen sein muss. Nach den Darstellungen des ersten Kampftages, als die Legionäre gezwungen waren unter schwierigsten Bedingungen und nahezu chaotisch Einzug in ihr provisorisches Lager halten zu müssen, klingt diese Beschreibung so, als hätten es die Kämpfer wie eine Erlösung empfunden. Sich also wie befreit gefühlt endlich wieder die Initiative der Fortbewegung ergreifen zu können. Man kann sich vorstellen, dass sich am Morgen nach einer heiklen Nacht eine Armee auch zur Selbstbeherrschung zwingen musste um beim Gegner noch den Eindruck wehrhafter Geschlossenheit zu hinterlassen. Disziplin zu zeigen und damit Abschreckung zur Schau zu tragen war nun das Gebot der Stunde. Germanischerseits betrachtete man das Szenario zunächst wohl abwartend und aus sicherer Distanz und ließ die Legionäre in dieser Phase vermutlich noch unbehelligt. Warum auch sollten sie sich schon unmittelbar nach dem Abzug erneut ins Gefecht stürzen und sich ohne Not einem relativ ausgeruhten und frisch motivierten Feind in den Weg stellen der in der Nacht Zeit hatte, die letzten Reserven zu sammeln. Sie hatten noch den ganzen Tag Zeit um ihren Plan zu Ende zu bringen und konnten sich aussuchen, wo sie als Nächstes und für sich am Gefahrlosesten angreifen wollten. Ihnen also schon frühzeitig weitere Kämpfe aufzuzwingen war unnötig, denn die germanische Gesamtstrategie war auf Zermürbung ausgerichtet, was ihnen auch zum Sieg verhelfen sollte. Trotzdem ist nicht auszuschließen, dass es zu vereinzelten kriegerischen Handlungen vielleicht übereifriger Germanen kam. Für Varus hingegen glich der Ausmarsch mehr einem Ausbruch. Mit dem Mut der Verzweiflung ging man es an diesem Morgen an und unbekannt ist, über wie viele kampffähige Männer Varus noch verfügte mit denen er sich den weiteren Kämpfen stellen konnte. Man kennt die Topographie um Schweckhausen, so dass man sich vorstellen kann, dass er als er am zweiten Kampftag aufbrach und den Fahlenbruch in aufgeräumter Marschdisziplin verließ von erhöhter Warte aus am südlichen Horizont den entfernten Desenberg Vulkan gesehen haben könnte. Blicken wir spekulativ ins germanische "Nähkästchen" dann könnte man sich auch vorstellen, dass Arminius unterdessen wohl seine Mühe hatte, die eigenen Kämpfer wieder zu einem neuen Bündnis zusammen zu schmieden, frisch zu motivieren und sie auf die weiteren Kämpfe einzuschwören. Wir wissen nicht wie willig das germanische Herz noch am Folgetag die Bereitschaft verspürte weiter zu kämpfen. Nach den Aussagen und Berichten der Händler und den in Germanien stationierten Streitkräften war Deutschland in jener Zeit für die antiken Historiker die es meist nicht mit eigenen Augen sahen ein Land der Sümpfe, Moore und Wälder und dazwischen je nach Bodenbeschaffenheit verstreut befanden sich die Siedlungsinseln der "Eingeborenen". Um so mehr muss vor diesem Hintergrund nun der seltsame Hinweis und zweite Passus von Cassius Dio aufhorchen lassen, wonach die Legionen am Morgen nach der ersten Nacht "offenes Gelände"" erreicht haben sollen. Was hat man sich nun unter einem "offenen Gelände" vorzustellen und wie ließe es sich definieren. Viele Geschichtsforscher die Cassius Dio strittig sehen mag diese Information verwundern, denn wann äußerste sich dieser oder wann taten es antike Historiker überhaupt mal, sich über die Geographie einer Region oder Landschaft innerhalb des Feindeslandes auszulassen. Aber der im Zuge dieser Theorie aufgedeckte Marschweg der Legionen hält dazu eine Antwort bereit. Denn da Varus auf den Höhen um Schweckhausen stand und er zwangsläufig nach Südwesten weiter ziehen musste, konnte sein Blick auch nur in die südlichen Richtungen und auf nichts anderes gefallen sein. Und was er da vor sich liegen sah waren die endlosen Weiten der Warburger Börde die man richtigerweise die Borgentreicher Bördelandschaft nennen sollte. Und wenn dann noch das Wetter die Weitsicht begünstigte, dann blickte Varus in die von den damaligen Völkern und Stämmen bewirtschafteten fruchtbaren Äcker und das mitten in der Erntezeit. Anbaugebiete in denen Bauern arbeiteten die man noch der "Vorrömischen Eisenzeit" zurechnen kann, denn die römische Eisenzeit hatte sich in Ostwestfalen in diesen Jahren noch nicht bemerkbar gemacht. Es befand sich dort eine Übergangsregion und es wird dort noch ein Menschenschlag gelebt haben, der sich in Teilen auch noch aus Bewohnern keltischer Abstammung zusammen gesetzt haben dürfte. Der Name Schweck wie er sich im Ortsnamen Schweckhausen noch erhalten hat trägt die sich verändernde Bodenbeschaffenheit möglicherweise noch im Namen. Denn es finden sich darin keine Hinweise mehr auf Wald, Moor oder Sumpf wie in anderen Ortsnamen der Region. Die erste Silbe "Schweck" begegnet uns im althochdeutschen Wort "sweiga" oder "sweig" und steht für Weideplatz, Rinderherde oder Viehhof also für Offenland und ein "Sweigari" war ein Viehzüchter und kein Waldbauer. Ein Hinweis der bereits für ein baumloses Gelände, was auch Siedlung mit beinhaltet und im weiteren Sinne auch für Kornkammer und Ackerbau steht. Für die an mehr Zivilisation gewohnten Südländer könnte es ein vertrauter und versöhnlicher Anblick gewesen sein, der sie etwas das Vergangene vom Vortag vergessen machte. Die Bördelandschaften sind wie auch die Flussauen hinsichtlich ihrer Bodenwerte das Beste was die Natur aus Sicht der Nahrungsmittelgewinnung zu bieten hat, hier war es der wertvolle von den Gletschern der Eiszeit hinterlassene Lössstaub der es begünstigte. Böden hervorragend geeignet um mit ihrer Hilfe auf leichtere Weise nicht nur Korn zum Wachsen zu bringen. Hier war die frühe Zivilisation zu Hause und hier entwickelte sie ihre erste Dynamik. Es war eine der Landschaften die zu den ersten Regionen gehörten in denen die Menschen der bäuerlichen Kultur im Frühneolithikum in Mitteleuropa sesshaft wurden. Auf Basis einer der höchsten Bodenwertkennzahlen Deutschlands wird dort schon seit über 7000 Jahren Ackerbau betrieben, also lange vor der Ankunft der ersten Römer in Ostwestfalen. So konnten linienbandkeramische Siedlungen auch am nordwestlichen Rand der Börde zwischen Hohenwepel und Peckelsheim nachgewiesen werden und Funde aus der jüngeren steinzeitlichen Michelsberger Kultur ( 4.200 - 3.600 v. Chr.) traten nur 1.500 Meter südöstlich von Schweckhausen zutage. Spuren die für eine traditionell gute Ernährungsgrundlage sprechen, deren Böden man zum Anbau nutzte und auf denen man keine Bewaldung zuließ. Die offene Landschaft wie sie Cassius Dio bezeichnete entspricht dieser Region die im Westen nahe Peckelsheim und Löwen beginnt, einen Bogen nach Osten schlägt und sich über den südlichen Teil des Nethegau bis zur Diemel erstreckt. Den Begriff "Offenland" hat man heutzutage unmissverständlich umrissen, denn er wird für nicht überbautes Gelände angewendet und steht für eine Landschaft die nicht von Bäumen dominiert wird. Folglich umfasst es alle Biotoptypen die nicht zum Wald zählen. Setzen wir also mal voraus, dass Cassius Dio darunter das gleiche verstand wie wir heute. Und diese fruchtbaren Böden waren verlockend und auch die am Ende der Völkerwanderung nach Süden vordringenden Völker wussten schon um ihre Wertigkeit. Eine Region, die auch immer wieder Begehrlichkeiten weckte, was zu Grenzkonflikten führte. Die Bedeutung der Börde die später auch die Karolinger und danach die Konradiner zu schätzen wussten, als sie den sächsischen Hessengau wohl aus diesem Grund fränkischer Hoheit unterstellten. Und an der bewaldeten Börde - Nordgrenze die den Vegetationswechsel kennzeichnete, befand sich das "prima Vari castra" wie es im Abschnitt "Das prima Vari castra befand sich im Fahlenbruch" vom 01.02.22 näher dargestellt ist. Und ob es Varus bewusst war, dass fasst unmittelbar südlich an das Notlager dieses Offenland angrenzte wissen wir nicht. Eine angenehme Region die sich auch für ein "Gerichtslager" angeboten hätte, wozu es jedoch nicht kam. So lässt sich überraschenderweise aus diesem kurzen Hinweis von Cassius Dio eine weitere Verortung des Schlachtverlaufes ableiten. Eine überaus deutliche Textstelle auf eine sich verändernde Landschaft wie man es klarer nicht zum Ausdruck bringen kann. Es ist die Beschreibung einer Region genau dort wo sie dieser Theorie nach auch hin gehört und wie sie sich nahtlos in den Verlauf der Varusschlacht einfügt und eine der wenigen Anhaltspunkte wo Cassius Dio ins topographische Detail geht. Diese auffällige Erwähnung aus der hervor geht, dass die Legionen nach dem Verlassen des Lagers nun "sogar offenes Gelände" erreichten stärkt zudem die Verlässlichkeit der Cassius Dio Überlieferung. Es ist ein Fingerzeig dahingehend, dass sich hier für Varus die ihn umgebende Natur und das offenbar ganz plötzlich veränderte. Die bisherige Enge einer Waldlandschaft war gewichen und damit schien auch ihre Bedrücktheit etwas verflogen zu sein. Eine Bemerkung die nur in der Hinsicht verständlich wird, als dass man das zuvor von Cassius Dio erwähnte unwirtliche "Waldgebirge" hinter sich gelassen hat. So lässt sich daraus schließen, dass sie ein Gebiet verließen, dass sich nach anderem, aber nicht nach einer offenen Landschaft anhört. Cassius Dio kennzeichnet damit erstmals die Region in der sich die Varusschlacht ereignete ( er wusste es nur nicht ). Es lässt sich nach empfinden, dass man es auf römischer Seite wie eine unerwartete Wende aufgenommen haben könnte. Sogar Stimmen könnten laut geworden sein, wonach die Germanen ihre Angriffe nun nicht mehr fortsetzen würden, was sich aber als trügerisch erwies. Dieses Ereignis fügt sich in den Verlauf der hier vorgestellten Gesamttheorie auf das sich nur stoßen ließ, wenn man der grauen Theorie bis zu diesem Punkt gefolgt ist und das aufgegriffen und verinnerlicht hat, was die antike Literatur in seiner gesamten Breite her gibt. Ohne den Aufbau einer plausiblen Abfolge wäre es nicht möglich gewesen bis an diese interessante Schnittstelle vorzudringen. Eine Landschaft im Übergang die sich durch eine deutliche Geländeveränderung abzeichnet wie man sie, möchte man die tief liegende westfälische Bucht einmal ausklammern nur hier am Nordrand der Börde antrifft. Cassius Dio der selbst erst rund 160 Jahre nach der Schlacht zur Welt kam sorgte dafür, dass sich dieser Glücksmoment in die Chronik der Weltgeschichte einschlich, denn der Funken Hoffnung die hier aufkeimte sollte sich schon bald wieder zerschlagen. Aber eine gewisse Euphorie lässt sich hier aus seinen Worten heraus hören. Eine Positivnachricht nach all dem Schrecklichen. Die Überlebenden schienen es wohl später mit Freude berichtet zu haben und man entnimmt dem und spürt geradezu, wie unsäglich leidvoll sich zuvor der Kampf im dichten Wald vollzogen haben musste und so war es ihm eine Erwähnung wert. Ein kurzzeitiges Hochgefühl wie eine Momentaufnahme, das die überlebenden Soldaten mit nach Italien nahmen, das sich dort herum sprach und das auch nur wegen dieser Außergewöhnlichkeit Eingang in sein Werk finden konnte. War es für Tacitus wichtig mit dem Saltus durch die Egge einen Hinweis auf den Friedhof der nicht bestatteten Knochen zu hinterlassen, so lieferte uns Cassius Dio damit ein weiteres Erkennungsmerkmal . Ein zusätzlicher Meilenstein mit dem sich die Marschroute nicht nur auffinden, sondern auch bestätigen lässt. Und offenes Gelände birgt in sich den Hinweis, dass man nicht nur eine völlig andere Geographie betrat, sondern auch auf eine veränderte Vegetation stößt, die nicht mehr mit der vorherigen vergleichbar war in der dichter Wald vorherrschte und in dem man das Nachtlager errichtet hatte. Diese Darstellung hilft auch die Frage zu beantworten wie es den Germanen gelingen konnte die nötigen Kämpfer für die Schlacht gegen Varus zu gewinnen. So könnte man die germanische Kampfkraft auf die Bevölkerungsdichte zurück zu führen die letztlich durch die Fruchtbarkeit der Region begünstigt war. Dies könnte den wesentlichen Beitrag dazu geliefert haben, dass den Germanen hier und nur hier der Sieg über Varus gelingen konnte. Ein Ausschlag gebender Faktor um sich von dort aus den römischen Machtansprüchen kraftvoll zu widersetzen. So musste der mehr als deutliche "Offenland" Hinweis von Cassius Dio auch zwangsläufig an jenen Historikern vorbei gehen, die sich die Varusschlacht unter völlig anderen Vorzeichen und in anderen Regionen vorstellten. Denn hier lässt sich nur eine Verbindung zur Schlacht herstellen, wenn man alle Anhaltspunkte miteinander verknüpft. Und wo sonst konnten die Legionen in Ostwestfalen vor 2000 Jahren auf Offenland in Verbindung mit guter Fernsicht stoßen bzw. blicken wenn nicht da, wo sich großräumige germanische Siedlungsgebiete befanden, also auch da, wo der Boden ab Schweckhausen um Peckelsheim und Löwen am Nordwestrand der flachen Warburger Börde die besten Voraussetzungen dafür bot. Und nur eine Landschaft die ihre Bewohner satt machen kann bringt eine dichte Besiedelung hervor und stand für das nötige Potenzial um das Kräfteverhältnis zugunsten der Germanen zu verschieben. Ein Hinweis, dass es nur hier möglich gewesen sein konnte Varus zu stoppen. Nachdem die Legionäre den befreienden Augenblick genossen und neuen Mut geschöpft hatten schüttete Cassius Dio wieder Wasser auf die Mühlen der leidgeprüften Legionäre, denn er überlieferte wie selbstverständlich sozusagen in einem Atemzug auch noch etwas anderes und dies formulierte er so, als ob es etwas völlig Erwartungsgemäßes war. Denn er äußerte unmissverständlich, dass die Armee und das wohlweislich "nach dem Verlassen" des Nachtlagers in weitere Gefechte verwickelte wurde und wieder Verluste erlitt. Das die Kämpfe noch nicht zu Ende waren ist bekannt, aber wann sie genau wieder einsetzten wird in seinen Auslassungen nicht deutlich, denn die Darstellung "nach dem Verlassen" lässt den weiten Interpretationsspielraum zu, ob es unmittelbar oder später geschah. So schob er den Halbsatz, dass die Kämpfe "nach dem Verlassen" wieder neu entbrannten erst nach seinem Hinweis auf die vor ihnen liegende "offene Landschaft" ein. Zuerst stand also seine Aussage, dass man in passabler Ordnung los marschierte, sich dann vor ihnen eine offene Landschaft ausbreitete und dann erst folgte sein Hinweis, dass sie wieder angegriffen wurden. Da der "Offenland Anblick" und der Angriff der Germanen nicht gleichzeitig passiert sein dürfte darf man annehmen, dass dazwischen eine gewisse Zeit verstrich. Man verließ das Lager also zunächst in besserer Marschordnung, erlebte dann den belebenden Anblick einer freien Sicht und erst danach folgten die Angriffe. So würde es passen. Wäre es umgekehrt gewesen, dann hätten zuerst die verlustreichen Kämpfe eingesetzt und danach hätte man sich über den schönen freien Ausblick gefreut und zu einer passablen Marschordnung gefunden, was schwerlich vorstellbar ist. Denn das man sich mit den Germanen nach dem Ausmarsch direkt heftige Nahkämpfe lieferte, dann nach den Kämpfen die angenehmen Marschbedingungen hervor hebt um sich dann noch im positiven Sinne über das Erreichen einer offenen Landschaft auszulassen klingt nicht sehr plausibel. Und so hält sich unser Erstaunen auch in Grenzen, wenn wir eine neuerliche Bestätigung dafür finden, dass sich hier das offene Land befand in das Varus sah und Cassius Dio es für die Nachwelt konservierte. Denn die Offenheit ist auch heute noch ein Markenzeichen und Alleinstellungsmerkmal für die Menschen am Börderand. Und die Kämpfe, hatten sie denn erst einmal wieder eingesetzt, so hätten die Germanen sie am zweiten Kampftag vielleicht auch solange fortgesetzt bis die Schlacht gewonnen gewesen wäre und es hätte keine Unterbrechungen mehr gegeben die den Römern die Möglichkeit gegeben hätten, die freie Sicht zu genießen. So macht die Reihenfolge Sinn. Man verließ zunächst gesittet das Lager, dann war man hoch erfreut über die schöne Aussicht und wurde dann doch wieder angegriffen. Es liegt eine wichtige Erkenntnis darin, dass es sich in eine nachvollziehbare Reihenfolge setzen lässt, denn erst auf diese Weise kann man auch den weiteren Marsch transparent machen. Es wird ein Schema erkennbar, mit dem sich der gesamte Schlachtverlauf samt den dazwischen liegenden Nächten und Kampfpausen aufspüren lässt. Möchte man das bisherige Rekapitulieren und an Eckpunkten festmachen, dann liegt zunächst der sumpfige Fahlenbruch mit seinem möglichen "prima Vari castra" vor uns. Es folgte dann der Eintritt der Varusarmee ins Offenland der Börde. Danach nähert sie sich dem "Teutoburgiensi saltu" und in Haaren lassen sich die Geschehnisse mit dem Fund des römischen Legionsadler verbinden. (07.03.2022)

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