Mittwoch, 1. Juni 2022
Germanicus auf Kurzbesuch in Schweckhausen und das taciteische "Notlager"
Die Überschrift mag zunächst etwas befremdlich klingen, da aber inzwischen hinreichend "Römisches" auch aus ostwestfälischem und niedersächsischem Boden zu Tage getreten ist und es durch Literaturhinweise und plausible Theorien Bestätigung fand, dass sich die römischen Feldherren seit Drusus an der Weser förmlich die Klinke in die Hand gaben sollte man auch die Anwesenheit von Germanicus im Nethegau sachlich zu Kenntnis nehmen. Da die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sich Germanicus den Spuren von Varus folgend auch bis in den südlichen Nethegau vorwagte, soll in diesem Abschnitt versucht werden dem Rätsel um das taciteische "Notlager" innerhalb des "prima Vari castra", dass sich möglicherweise im Fahlenbruch befand auf die Spur zu kommen so wie es die Überlebenden dem Feldherrn Germanicus im Jahre 15 + beschrieben hatten.
Daher zunächst die mageren fünf Worte die Tacitus in seinen Annalen dafür fand.

Er schrieb:

"dein semiruto vallo, humili fossa".
was die Altphilologen in der Regel wie folgt übersetzen.
dein = dann/danach/daraufhin
semi ruto = halb zerstörter
vallo = Wall
humili = niedriger
fossa = Graben

Auf die Bedeutung des Wortes "dein" wurde bereits im letzten Abschnitt ausführlicher eingegangen. Aber das lateinische Wort "semiruto" bedarf der Interpretation, denn es stellt eine interessante Kombination aus zwei Silben dar. Die Silbe "semi" ist dabei unstrittig, aber das Adjektiv "ruto" (rutus, ruta, rutum) öffnet die Tür für andere Überlegungen, denn es steht in erster Linie für aufgegraben oder ausgegraben könnte aber auch für an gegraben stehen. Geht man allerdings davon aus wie es seit Jahrhunderten geschieht, dass man dahinter einen Akt der Zerstörung sehen möchte, dann setzt dies grundsätzlich das Vorhandensein eines unzerstörten Walles voraus. Dies lässt jedoch die recherchierbare Aufbauhistorie des "prima Vari Castra" aufgrund der damals herrschenden extrem ungünstigen Voraussetzungen vor dem Hintergrund der tobenden Varusschlacht nicht zu. Denn es dürfte den Legionen nicht gelungen sein unter den gegebenen Verhältnissen gute zur Verteidigung geeignete Lagerstrukturen zu errichten. Der Verfasser empfiehlt daher das Wort "zerstört" nicht anzuwenden, sondern statt dessen von halb fertig im Sinne von nicht zu Ende gebaut auszugehen. "ruto" unter dem man auch aufgegraben oder ausgegraben versteht, lässt diese Übersetzungsmöglichkeit zu. Und was vorher nicht fertig war, lässt sich auch nicht zerstören. Der Grund warum man sich seit jeher für die Übersetzung "zerstört" entschied, obwohl es dafür keinen eindeutigen Hinweis gibt mag daran liegen, dass es nur so möglich war die bislang vertretenen Theorien und visionären Vorstellungen die die Historiker hatten in Zusammenhang mit einer Lagerschlacht zu bringen, wonach der Wall nur im Zuge von Kampfhandlungen zerstört worden sein konnte. Eine andere Erklärung fand sich über die Zeiten nicht, da man es nie anging dem Verlauf der Varusschlacht bis an diesen Punkt ein Gesicht zu verleihen. So bestand die Ausgangslage bislang immer darin annehmen zu wollen, dass in diesem Notlager, dass letztlich Bestandteil des "prima Vari castra", also identisch mit ihm war so heftig gekämpft wurde, bis Wall und Graben am Ende nur noch halb so hoch bzw. tief waren. Da man aber auch im Kampfe stehend noch so viel mit den Füßen scharren kann ohne dass sich der Boden darunter bewegt wird der Wall unter den Kampfhandlungen nicht gelitten haben, zumal man nicht nur auf der Wallkrone kämpfte. So kann es wie dargestellt auch anders gewesen sein und man könnte den Gedanken, dass die nötigen Wälle und Gräben in der Hektik des Kampfes noch bis zu Ende fertig gebaut wurden fallen lassen. Die Überlebenden konnten sich infolge dessen auch nur hinter niedrige Wälle zurück gezogen haben und niedrig deswegen, weil man die Schanzarbeiten einstellen musste. Aber zurück zum Geschehen. Denn nachdem Germanicus 14 + nur bis zu den Marsern vordrang standen im Folgejahr die Cherusker auf seinem Schlachtenplan. Es muss zu Beginn des Sommers des Jahres 15 + gewesen sein, als Germanicus aus Richtung Borlinghausen kam und dem alten Keltenweg in Richtung Brakel folgend westlich des heutigen Schweckhausen mit seinen berittenen Legionären durch das Bett der Ugge ritt. Von hier aus bis zum ersten Lager von Varus im Fahlenbruch war es nicht mehr weit. Schweckhausen war noch nicht und so ritt ihm auch niemand entgegen um sich ins goldene Buch einzutragen. Er kam wohl etwas widerwillig dorthin, weil sowohl der Saltus als auch der Fahlenbruch abseits seiner Anmarschroute zu den Cheruskern lagen. Aber die Veteranen der Varusschlacht und vermutlich auch seine eigene Neugier strebten danach das alte Schlachtgebiet zu besuchen. Im Fahlenbruch befand sich dieser Theorie nach das "prima Vari castra" und man wollte schauen was davon übrig war bevor man sich zurück zum Saltus begab, wo noch die meisten Knochen aus dem letzten Varusgefecht unbestattet lagen. Sich im einstigen Gefechtsgelände nur umzusehen um da gewesen zu sein, entsprach nicht den römischen Gepflogenheiten und so sollte auch ein würdiger ritueller Akt damit verbunden sein. Aber es lag ein ungutes Omen über diesem Tag. Denn der Augur Germanicus stellte sich gegen alle religiösen Sitten in dem er sich durch das Berühren sterblicher Überreste befleckte. Aber nicht nur diese umstrittene Mission ließ es für Germanicus ungut enden. Denn der folgende Sommerfeldzug gegen die Cherusker brachte ihm ebenfalls kein Ruhmesblatt ein. Vermutlich aus Angst es könne ihm wie Varus ergehen soll er vor dem germanischen Gegner ausgewichen sein. Wie es nach Tacitus hieß trennte man sich unentschieden. Wer den Fahlenbruch und die heute noch darin befindlichen Wall - und Grabenstrukturen kennt der weiß welchen Weg Germanicus dahin einschlagen musste, aber auch die Wegeführung und die alten Kampfspuren an der Strecke in Verbindung mit dem Erinnerungsvermögen der Überlebenden wiesen ihm die Richtung. Und wenn Germanicus das sah, was sich immer noch im Fahlenbruch erkennen lässt, dann kann man sich ein Bild davon machen was dort einst vor sich ging. Und dies kann die Frage lösen helfen was Germanicus vorfand aber vor allem, was ihm die Überlebenden dazu noch im Detail erklären konnten. Die Varushistorie hat alle die sich mit ihr beschäftigen in ihren Bann gezogen und Notlager hin Notlager her, letztlich bestand der gesamte Marsch des Varus bis auf das existente Etappenlager I in Brakel aus Notlagern, denn südlich von Brakel begannen die Gefechte und da errichtete man auch kein Lager mehr das Reißbrettvorgaben entsprochen hätte. Einmal in die Diskussion gebrachte Begriffe, ob es im 19. oder 20. Jahrhundert geschah sind langlebig, halten sich zäh und beherrschen unser Vokabular scheinbar bis in die Ewigkeit. Das Wort "Notlager" wenn damit das gemeint ist, dass Tacitus im Zusammenhang mit dem "prima Vari castra" erwähnt, ist ein solches Wort. Man kreierte es um sich die Situation besser vorstellen zu können in der die Legionäre damals waren. Eine für sie ungünstige Lebenslage von der gar nicht bekannt ist, ob es sie in dieser Form überhaupt gegeben hat bzw. sich so zutrug. Die im Wald des Fahlenbruches verborgenen Wallstrukturen verraten jedoch eine ganz andere Verlaufsgeschichte. Aber diese einst militärischen Zwecken dienenden Reste lassen sich zum Sprechen bringen und können Aufschluss über die damaligen Geschehnisse geben. Betrachtet man das Waldgebiet des Fahlenbruches mit den Augen eines Topographen oder Militärhistorikers dann fällt sofort auf, dass es über keine Anhöhe oder Kuppe verfügt, die sich für Verteidigungszwecke anbieten würde. So lässt sich der Örtlichkeit auch nicht ansehen warum man ausgerechnet dort auf die Idee kam Fortifikatorisches zu hinterlassen. Sie ist zudem versumpft was allein schon gegen jegliche Erdarbeiten spräche, aber offensichtlich konnte man darauf zum Zeitpunkt der Errichtung planerisch betrachtet keine Rücksicht nehmen. Das man aber trotzdem an diesem Ort Schutzanlagen aufwarf zeugt bereits davon, dass hier Ungewöhnliches stattfand was militärisch wenig Sinn ergab und schwer vertretbar scheint. Somit darf man konstatieren, dass sich die oberflächlich noch erkennbaren Spuren der ehemaligen Wehranlagen an einer äußerst suboptimalen Stelle befinden. Ein Ort, bei der man also rätseln darf warum man sich dafür entschied gerade hier Ausschachtungen durchzuführen. Und das gilt selbst für den Fall, dass es sich dabei möglicherweise auch um Wälle aus anderen Perioden der Geschichte gehandelt haben könnte. Allenfalls der in relativer Nähe dazu verlaufende prähistorische Verbindungsweg von Warburg nach Brakel könnte Erklärungen dafür bieten warum man unweit davon den Weg mittels Wallanlagen schützen, kontrollieren ihn also im Auge behalten wollte. Es ist schlichtweg eine Örtlichkeit in der auch kein Forschungsteam das sich mit Römerzeitlichem beschäftigt auf die Idee gekommen wäre, dort nach Varus und Co. Ausschau zu halten. Folglich der ideale Platz der förmlich dazu einlud von der Forschung übersehen zu werden. Denn unter einem so schicksalhaften Begriff wie dem "prima Vari castra" stellte man sich beileibe etwas anderes vor als diese unauffällige Wallstruktur fern ab von jeglichen bekannten Varusschlachttheorien. Aber Cassius Dio hatte uns schon vorgewarnt besser gesagt, er hat uns die Spur der Erklärung gelegt in dem er unter 21. (1) andeutete: "Daher schlugen sie dort ihr Lager auf, wo sie einen geeigneten Platz fanden, soweit dies in dem Waldgebirge überhaupt möglich war". Cassius Dio bringt es auf den Punkt denn daraus spricht der deutliche Hinweis, dass die Legionen keine andere Wahl hatten da ihnen geeignetere Flächen in ihren prekären Situation nicht zur Verfügung standen. Man hatte sich für das zu entscheiden, was man am Abend nach dem ersten Kampftag vorfand und das war alles andere als das, was man unter diesen Umständen gebraucht hätte. Der tapfere Lagerkommandant nennen wir ihn in Anlehnung an Paterculus Eggius, für dessen Vorname er den Anfangsbuchstaben L. angab und der vermutlich Lucius lautete, war nicht zu beneiden. Er ritt mit seinen Quartiermeistern im ersten Abschnitt des Marschzuges eventuell in der Nähe von Varus als das Schlachtengetümmel begann sich bis zu ihnen durchzufressen. In dieser Phase fiel die Entscheidung einen Lagerplatz auswählen zu müssen, der nun mehr die Funktion eines Auffanglagers bekam. Ein Fluchtort an dem sich die Legionäre sammeln konnten um ihre Schlagkraft zu bündeln die bisher Marschzug bedingt gestreckt ausgerichtet war. Möglicherweise diente der Platz zunächst nur der Konzentration und man entschied sich erst später auch dort die Nacht zu verbringen und die nötigen Schutzwälle zu schanzen. Die römische Kolonne bestehend aus in Einzelkämpfe verwickelte Kampfgruppen rückte nun in breiter Formation aus Richtung Norden an und und strömte in den Fahlenbruch wobei sie sich am alten Hellweg orientierte. Der Platz für den sich Eggius entschied wo man sich zusammen rottete befand sich etwa 200 Meter südöstlich dieses alten Weges wo die Topografie eine minimale Anhöhe bot. Man darf sich vorstellen wie es in diesen späten Nachmittagsstunden Ende September und möglicherweise bei Dauerregen im sumpfigen Fahlenbruch zugegangen sein könnte. Von Germanen verfolgt, bedrängt, bekämpft und teilweise schon eingekreist wich man zurück. So jedenfalls lässt es sich den Zeilen von Cassius Dio entnehmen und so könnte es zugegangen sein, als man mit den Germanen im Gefecht stand. Nun musste man im Führungskreis um Varus handeln und begann unter widrigsten Bedingungen im ungünstigen Terrain den Lagerplatz abzustecken, weil man auch aufgrund der Situation und der eintretenden Dämmerung den Weitermarsch nicht mehr fortsetzen konnte. Erschwert wurde die Lage dadurch, dass die mit Werkzeugen und Palisaden beladenen Karren vielfach fest steckten, ihrer Zugtiere beraubt, bereits zerstört oder schon geplündert waren. So wartete man im Fahlenbruch um Eggius vergeblich auf das nötige Material was den Aufbau einer brauchbaren Schutzanlage wenn auch nicht verhinderte so doch massiv erschwerte. Das Chaos verstärkte sich da die Befehlsstrukturen brachen, sich die Führungsebenen aufgelöst hatten, Offiziere nicht zur Stelle oder bereits verletzt waren. So versanken die Zuständigkeiten im Nebel und auf Basis von Zurufen lässt sich schlecht Ordnung schaffen oder ein Lageraufbau organisieren. So spitzte sich die Lage zu, aber das größere Problem wird darin bestanden haben, dass niemand die Anzahl der Legionäre überschauen konnte, für die man jetzt den Lagerplatz zu dimensionieren hatte. Cassius Dio beschrieb es drastisch, wonach Varus bereits am ersten Kampftag hohe Verluste gehabt haben dürfte. Über die Anzahl lässt sich spekulieren aber an diesem Tag als Varus bemerkte, dass Arminius sich mit seinen Männern gegen ihn gestellt hatte statt mit ihm zu kämpfen, hatte sich das Blatt für Varus gewendet. Aber ein Lagerkommandant musste wissen wie groß das Lager zu sein hatte, was aber zum Nullsummenspiel wird, wenn man Legionäre einplant die ausbleiben. Welche Dimensionen sollte also das Nachtlager aufweisen und wie sollte man alles ohne Palisaden und Werkzeuge bei ungewisser Anzahl darin Schutz Suchender angehen. Wieviel Legionäre hatten das Lager schon erreicht und mit wie vielen war noch zu rechnen. Männer die noch immer nördlich des Fahlenbruch mit den Germanen im Gefecht standen, die sich noch zum Lager, dessen Standort sie möglicherweise gar nicht kannten durchzukämpfen hatten waren keine planbare Größe. Und alles geschah bei Einbruch der Dämmerung die jahreszeitlich bedingt und bei niedriger Bewölkung früher herein bricht. Und wer schaufelt, kann kein Schwert schwingen und umgekehrt. So stelle man sich vor wie unter diesen Umständen und Voraussetzungen das "prima Vari castra" ausgesehen haben sollte oder könnte und übertrage es dann auf die waldbaulich gepflegte Geographie einer Landschaft wie wir sie in unserer Zeit gewohnt sind. Dann zu erwarten darin vom bloßen Anblick her noch die alten Strukturen vorfinden oder wieder erkennen zu können ist nicht möglich und nur auf dem Grabungsweg könnte sich ein hinweisgebender Fund einstellen. So bekommt man auch ein Gefühl dafür wie beschwerlich es ist lange vergangenen Episoden der Weltgeschichte anhand weniger Umrisse und kaum erkennbarer Bodenverwerfungen auf die Spur zu kommen. Ein Lager an dessen Konturen zwei Jahrtausende nagten und ihre Spuren hinterließen könnten sich an dieser Stelle als "prima Vari castra" entlarven lassen, würde man auf zerbrochene römische Waffen oder anderes Identifizierbares stoßen. Aber Lucius Eggius hatte nun die Qual Anweisungen und Befehle auszugeben die der kritischen Lage angepasst waren. Bei Inaugenscheinnahme der Fläche erkannte er die sich im nordöstlichen Randbereich auftuende Kerbe eines Talbachzulaufes die er in die Grundstruktur einbeziehen konnte, aber die verbleibenden Teilstücke konnte man mit Wallanlagen gegen die Germanen schließen. In der ersten Phase mag er noch optimistisch gewesen sein und plante auf dieser Basis für ein größeres Aufkommen an Legionären die es galt unter zu bringen. Dann wurde die Lage dramatisch und die angedachte Struktur und Ausdehnung ließ sich nicht beibehalten. Sie war nicht mehr nötig, da sie sich nicht mehr mit Soldaten ausfüllen ließ. So brach man die Schanzarbeiten ab. Im weiteren Verlauf nutzte er die bis dato vorhandenen Wälle kürzte sie aber auf eine kleinere Dimension ein und trug damit den neuen Raumansprüchen für eine geringere Anzahl an Legionären Rechnung. Nachdem sich dann noch heraus stellte, dass sich selbst diese Eingrenzung nicht mehr umsetzen ließ, beendete er die Baumaßnahmen in Gänze und begnügte sich zwangsläufig mit dem bis dahin erreichten. Das Resultat glich einem unübersichtlichen Torso, wurde zum Stückwerk und drückte das ganze Chaos dieser Stunden aus wie es sich besser kaum darstellen lässt. Es existierte nun ein Lager, dass den Namen nicht verdiente. Es wies eine große offene also ungeschützte Flanke auf und machte es anfällig für germanische Angriffe. Angriffe zu denen es zugunsten von Varus aber aufgrund der nachlassenden Kämpfe und der einsetzenden Dunkelheit nicht mehr kam. Dieses Lager, das einem aus der Not geborenen Bauplan folgte war demnach das "prima Vari castra", es bot einen tristen Anblick und wirft Fragen auf wie viele Legionäre darin noch die Nacht verbracht haben könnten und wieviel von ihnen noch am nächsten Tag körperlich imstande waren weiter zu marschieren. So erkennt man vor dem inneren Auge schemenhaft die teils arg lädierten Legionäre denen es nur mit Mühe gelungen war, den Keulen und Schwertern der Germanen zu entkommen. Sie warfen sich mit letzter Kraft hinter die nur mäßig vorhandenen halb fertigen Wallanlagen, scharten sich mit den anderen Überlebenden zusammen und stellten ihre Schilde als letzte Maßnahme auf. Wälle die schon eine gewisse Höhe aufwiesen wechselten jetzt ab mit Wällen deren Bau man einstellen musste und die Überlebenden werden sich für den Abschnitt der Umwallung entschieden haben, der ihnen noch ein Minimum an Sicherheit versprach. Kommt man zurück auf die Beschreibung die uns Tacitus dazu hinterließ und die den Mündern der Überlebenden entsprang, so kennen wir die gängige Übersetzung seiner lateinischen Worte die da lautet: "Dann erkannte man an dem halb zerstörten Wall mit flachen Graben davor die Stelle an der sich die bereits dezimierten Reste nieder gelassen hatten". Und nun fügt es sich auch in den zuvor beschriebenen Verlauf und die Feststellung, dass es kein zerstörter Wall, sondern ein halbfertiger Wall war, da man ihn nicht mehr zu Ende bauen konnte. Die abgekämpften Legionäre mussten sich einen Platz suchen wo sie die Nacht verbringen konnten und da durften sie unter den gegebenen Umständen nicht wählerisch sein. Am 01.02.2022 wurde dazu ein Kapitel unter dem Namen "Das prima Vari castra befand sich im Fahlenbruch" eingestellt. Im gleichen Kapitel wurde in diesem Zusammenhang auf Basis einer bearbeiteten Bodenradar (Lidar) Darstellung eine Animation aufbereitet aus der sich diese einzelnen Bauphasen des ersten Varuslagers ableiten und integrieren lassen, so wie es sich dieser Theorie nach zugetragen haben könnte. Die Abbildung zeigt die Lage und die drei angesprochenen Bauabschnitte. Das ungeordnete und unfertig wirkende Zusammenspiel von abgewinkelten, halbfertigen und unterbrochenen Wällen und Gräben offenbart erst im Zuge der Lidar Methode seine Unvollkommenheit. So muss das Erscheinungsbild irritieren und jeden Historiker zunächst ratlos zurück lassen der nach schlüssigen Erklärungen sucht, wenn er auf keine Anhaltspunkte zurück greifen kann, mit denen er sich das Geschehen plausibel machen kann. Auf den ersten Blick erscheint es wie aus dem Zusammenhang gerissene diffuse Wall/Grabenfragmente die erst eine Logik ergeben, wenn sich dem eine Theorie überstülpen lässt. Und innerhalb dieser Strukturen könnte sich auch jener Rückzugsbereich befunden haben, für den es keinen anderen Namen geben konnte als es ein Notlager quasi im Notlager befindlich nennen zu müssen und den die Überlebenden nutzten um dahinter zu überleben. Tacitus beschrieb den Ort und es erschloss sich ihm auch die Situation, dass es im 1. Varuslager Überlebende gab die anderntags den Marsch fortsetzen konnten und die nach dem 1. Varuslager auch noch ein 2. Varuslager errichten konnten. Das Lager in dessen Nähe die Varusschlacht zu Ende ging und wo man einen Hügel aus Knochen entstehen ließ. Es ist in der Tat eine mutige Vision aber sie lässt sich mit einer plausiblen Theorie stützen also glaubhaft machen und man könnte auf diesem Weg auch der Zufluchtsstätte auf die Spur gekommen sein, für die sich viele Historiker den Begriff Notlager einfallen ließen. (01.06.2022)

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