Dienstag, 28. Juni 2022
Am vierten Tag endete die Varusschlacht
Die Varusschlacht hatte sicherlich eine längere Vorgeschichte. Denn in so manchen Köpfen der Cherusker dürfte sie schon begonnen haben, als Varus mit dem Fürstenhaus den Knebelvertrag geschlossen hatte. Im Imperium verfuhr man mit niederen Zivilisationen perfide. Denn letztlich brauchte man nur ihr Siedlungsgebiet um einen dauerhaften Durchzugskorridor für die weiteren Eroberungszüge an die Elbe und zu den Erzregionen herzustellen und Arbalo sollte sich nicht wiederholen. Hinzu kam, das man nach gallischem Vorbild, und das vermutlich an der Weser eine neue Provinzhauptstadt gründen wollte. Es war die Zeit als Arminius noch in Pannonien kämpfte und es für sie noch ein weiter Weg war bis man sich untereinander verständigt und geeinigt hatte um die richtige Taktik für die Schlacht zu finden. Und dazu gehörte nicht nur die Genieleistung des Tandems Segimer/Arminius sondern auch ein Maximum an Geheimhaltung. Wochenlange Anspannung und Diskretion werden dem Ereignis voraus gegangen sein und niemand konnte den Ausgang prophezeien, geschweige den Erfolg garantieren. Erst das Erscheinen von Arminius in Ostwestfalen und sein für alle erkennbarer Frontenwechsel dürfte unter den Germanen die Verkrampfung gelöst und wird ihre Kräfte frei gesetzt haben. Solange lastete auf allen ein Druck gepaart aus Unsicherheit und der Angst vor der eigenen Courage. Als der Zeitpunkt zum Losschlagen gekommen war kam es zu den zwei von Cassius Dio beschriebenen Großschlachten am 2. und 3. Marschtag in dessen Verlauf am ersten Kampftag auch um das "prima Vari castra" gekämpft wurde, das als der Lagerüberfall des Florus in die Geschichte einging, die Kämpfe nach dem Verlassen des "prima Vari castra", sowie die zahlreichen Zweikämpfe bis Arminius die letzten Römer am vierten Marschtag, dem dritten Kampftag vor dem "Teutoburgiensi saltu" zusammen gepfercht hatte. Aber erst ein Blick auf die topographischen Formen die die Kräfte der Natur in der Region hinterließen verrät, wie Durchdacht und nahezu teuflisch der Plan war, mit dem die Germanen Varus in diese Gebirgsfalle gelockt hatten. War für die Nachwelt der Kniff mit dem Aufruhr und die Illoyalität der Cherusker bereits der klassische Hinterhalt, dann war das gelungene Manöver die Legionen vor die Egge zu dirigieren der ultimative Komplott. Um die im Saltusbereich weniger schroff ausgeprägte Egge zu überwinden bei der man beim direkten Einstieg in den "Saltus" am Beginn des Hohlwegebündels bis zur Alten Burg auf einer Steigungsstrecke von 500 Meter aber immer noch etwa 70 Meter Höhenunterschied zu bewältigen hat, setzt eine gute physische Konstitution voraus die vielen Legionären nicht mehr gegeben war. Und darin bestand auch die germanische Rückversicherung für den Fall, dass die Schlacht einen anderen Verlauf genommen hätte als gewünscht und so könnte man sich auch auf andere Szenarien vorbereitet haben. Denn man muss sich auch der Frage eines "was wäre wenn" stellen. Die Germanen konnten in der Vorbereitungsphase zwar abschätzen mit wie vielen Gegnern sie es zu tun bekommen würden da sie in ihrem Sommerlager aus und ein gingen, aber ihr Nachteil bestand darin, dass sie den Hergang der Schlacht weder voraus sagen noch einschätzen konnten und anfänglich auch nicht wussten wie viele Männer, die so genannten Abstellungen Varus für den zivilen Tross über den Gradberg zur Lippe frei gab. Wäre ihnen dieser Überraschungsangriff misslungen, hätte sich möglicherweise eine ungünstige Dynamik eingestellt. Varus hätte die Oberhand behalten und es hätte ihm gelingen können sich mit einem wehrfähigen Großteil seiner Männer relativ unbeschadet nach Westen absetzen zu können. Wäre es dazu gekommen, dann hätte sich die Varusschlacht vermutlich doch noch im "Teutoburgiensi saltu" entschieden und nicht schon auf dem Weg dahin. Dann hätte Varus die Richtung ab Schweckhausen beibehalten, wäre dann aber möglicherweise vor oder im "Saltus" auf ein größeres germanisches Aufgebot gestoßen, dass den Übergang über die Egge kontrollierte und ihn dort erwartet hätte. Arminius musste diesen Überlegungen Raum geben und da war dieser den Germanen nicht unbekannte steil ansteigende Gebirgskamm zweifelsfrei von strategischem Nutzen. Eine Frage die natürlich nur von hypothetischer Bedeutung ist, denn dazu kam es nicht. Will man sich in den Gemütszustand der Germanen am letzten Kampftag hinein versetzen und möchte das dann Kommende besser verstehen, dann sollte man sich die Entwicklung bis zu diesem Zeitpunkt in Erinnerung rufen. In Anknüpfung an das Kapitel "Drei Kilometer vor dem Teutoburgiensi saltu tobte die Endschlacht im Wald der nassen Wurzeln" vom 4. April 2022 konnte man sich vorstellen, dass am Abend des zweiten Kampftages dem dritten Marschtag den Legionären die Aussichtslosigkeit ihrer Lage bewusst geworden war. Obwohl es schon als historisch ungesichert dargestellt wurde, geht man in der neueren Forschung aus Gründen des plausiblen Kontextes doch davon aus, dass das was uns Cassius Dio überlieferte für die Existenz eines vierten Kampftages spricht und so wird es auch von der Wissenschaft kommuniziert. Die Grundaussage lautet demzufolge, zwei Sichtweisen, zwei antike Historiker, aber nur ein mehrere Tage andauerndes Schlachtgeschehen. Eine Odyssee für die die Forschung einige Namen kreiert hat weil man sich in allen Zeiten eine Vision zurecht legen wollte. So nannte man es schon ein Verlaufs -, Defilee oder Passiergefecht, einen Gefechtsmarsch oder gar einen Verfolgungskampf. Aber alle Begriffe meinen dasselbe und Cassius Dio lieferte dazu Vorlage und Drehbuch zugleich. Seine Texte liegen dem zugrunde und viele Geschichtsfreunde wünschen sich, dass alles einst am Kalkrieser Berg endete. In diesem Kapitel soll versucht werden die Schlussphase transparenter zu gestalten um nach Möglichkeit einen Einblick zu gewinnen und zu erkunden wie weit sich unser Kenntnisstand der sich auf die Quellen der antiken Historiker stützt mit unserem Vorstellungsvermögen kombinieren lässt. Auf dem Grad auf dem es zu balancieren gilt, lässt sich am Besten das logische Gleichgewicht einhalten, wenn man zuvor noch mal einen Blick auf die drei Tage davor wirft und was sich über sie rekonstruieren ließ. Denn als Verfasser weiß man nur zu gut wie schnell man den Pfad des plausiblen Aufbaus verlassen kann und sollte ihn sich daher von Zeit zu Zeit in Erinnerung rufen. Auch auf die Gefahr sich zu wiederholen hier noch mal ein kurzer Abriss.

Rekonstruiert nach Cassius Dio, Kapitel 19 ( 1 - 5 )

Der 1. Marschtag verlief unauffällig ohne Kampfaktivitäten von der Weser nach Brakel
wo man nach 20 km Marschzeit in einem dort bereits vorhandenen älteren Etappenlager übernachtete.

Rekonstruiert nach Cassius Dio, Kapitel 20 ( 1 - 5 )

Am anderen Morgen brachen in Brakel die Truppen auf die anlässlich der Gerichtsverhandlung für das nötige Drohszenario zuständig waren und nötigenfalls für Sicherheit sorgen sollten, während der zivile Zug Brakel in Richtung Schmechten verließ. Erst dieser 2. Marschtag der sich zum 1. Kampftag entwickeln sollte endete nach den Gefechten dieses Tages im 2. Nachtlager dem "prima Vari castra".

Übersetzung von Cassius Dio Kapitel 21. ( 1 ) 

"schlugen sie ihr Lager da auf, wo sie einen geeigneten Platz fanden, soweit dies in dem Waldgebirge überhaupt möglich war". (das prima Vari castra).
Am anderen Morgen dem 3. Marschtag der zum 2. Kampftag werden sollte verließen sie diese Lagerstätte (das "prima Vari castra").

Übersetzung von Cassius Dio Kapitel 21. (1)

"nachdem sie zahlreiche Wagen und sonstige Gegenstände, die nicht unbedingt erforderlich waren, verbrannt oder zurückgelassen hatten, zogen in etwas besserer Ordnung weiter, so dass sie sogar offenes Gelände ( die Warburger Börde ? ) erreichen konnten; freilich erlitten sie auch bei ihrem Abzug Verluste".

Übersetzung von Cassius Dio, Kapitel 21 (2)

"Als sie (am 3. Marschtag) von dem zuletzt genannten Standort (also dem prima Vari castra) aufgebrochen waren, gerieten sie (zwischen Peckelsheim und Borlinghausen) erneut in Waldgebiete. Sie setzten sich zwar gegen die Angreifer zur Wehr, hatten aber gerade hier schwere Verluste, denn wenn sie auf engem Raum dicht zusammenrückten um in geschlossener Formation zugleich mit der Reiterei (Numonius Vala war vermutlich noch nicht geflüchtet) und den schwerbewaffneten Legionssoldaten die Feinde anzugreifen, brachten sie sich in dem Gedränge vielfach gegenseitig zu Fall oder glitten auf den Baumwurzeln aus".

Fazit:
Am Abend nach den Gefechten an diesem 3. Marschtag, dem 2. Kampftag bezogen sie das 3. Nachtlager, das "secunda Vari castra".

Übersetzung von Cassius Dio Kapitel 21 (3 - 5)

"So brach der vierte Tag (der 3. Kampftag) ihres Marsches an, und sie gerieten erneut in einen strömenden Regen mit heftigem Sturm, der sie nicht nur daran hinderte, vorzurücken oder einen festen Stand zu gewinnen, sondern auch den Gebrauch der Waffen nahezu unmöglich machte, denn sie konnten weder ihre Bogen noch ihre Wurfspeere oder auch nur ihre Schilde richtig verwenden, da diese Waffen völlig durchnässt waren. Für die Feinde hingegen war die Nässe kaum ein Hindernis, da sie ja größtenteils leichtbewaffnet waren und so die Möglichkeit hatten, ohne Gefahr anzugreifen oder sich zurückzuziehen. Zudem hatte die Zahl der Feinde noch erheblich zugenommen, denn auch viele andere Barbaren, die vorher noch abgewartet hatten, waren jetzt eingetroffen, um vor allem Beute zu machen, aber auch aus anderen Gründen; die Reihen der Römer hatten sich (hingegen) schon gelichtet, da viele in den vorausgehenden Kämpfen gefallen waren; so umzingelten die Germanen ohne große Mühe die Römer und streckten sie nieder, so dass Varus und die anderen hohen Offiziere aus Furcht, entweder in Gefangenschaft zu geraten oder bei ihren schlimmsten Feinden den Tod zu erleiden".

Mit dieser leicht kommentierten Einführung im Rücken lässt es sich besser an den Verlauf des 4. Marschtages heran tasten um sich mit dem Schlussakt vertrauter zu machen. Schon am Abend des dritten Marschtages nach der zweiten Großschlacht am zweiten Kampftag war das Ende der Armee de facto besiegelt. An diesem Abend war sie geschlagen und ihr letztes Lager wurde für sie zur Stätte der bitteren Erkenntnis. Aber die Faszination die von diesem letzten Nachtlager ausgeht da sich darin oder in seiner Umgebung Varus tötete könnte auch die ungeklärte Frage nach der möglichen Örtlichkeit lösen. Und zu wissen wo es sich befand wäre in der Tat eine schöne Abrundung dieser Verlaufstheorie. Was Cassius Dio noch über den 4. Kampftag zu Papier brachte glich stark den Worten die er schon zum ersten und zweiten Kampftag fand. Es schien immer das gleiche Bewegungsmuster samt Dramaturgie gewesen zu sein, dem sich Varus zu stellen hatte. Danach war der germanische Gegner immer allgegenwärtig, immer wieder der geschickt ins Unterholz ausweichende Feind. Der, der sich immer in der besseren Kampfposition befand und dem die Legionäre immer wieder ein leichtes Ziel boten. Im Wesentlichen waren es seine wieder kehrenden Hinweise auf die aus römischer Sicht katastrophalen Wetterverhältnisse die den Germanen zusätzlich in die Hände spielten. An sich die gewohnt klimatischen Bedingungen wie man sie in unseren Regionen als jahreszeitlich typisch und das nicht nur für das Bergland an der Egge bezeichnen kann, die sich aber immer dann besonders dramatisch auswirken, wenn man tagelang auf den Beinen war, einen leeren Magen und nachts kein Dach über dem Kopf hat und dabei noch tagsüber kämpfen musste. Schon ab dem ersten Kampftag, dem zweiten Marschtag bescheinigt uns Cassius Dio Regen und nochmal Regen, als auch Sturm und berstende Baumkronen. Am zweiten Kampftag glitten die Legionäre dann beim Kämpfen auf den nassen Wurzeln aus und der dritte Kampftag, also der 4. Marschtag begann, wie kann es auch anders sein so wie der letzte Tag aufhörte, nämlich wieder mit strömenden Regen und heftigen Sturm. Bis auf wenige Auflockerungen vielleicht am Morgen des dritten Marschtages als man ins offene Land blicken konnte, hatte sich die ganzen Tage über das Wetter gegen sie verschworen und auch noch am letzten dem 4. Tag blieb es sich im negativen Sinne treu. Und der Morgen des 4. Tages dürfte trüb begonnen haben oder wie man im Westgermanischen sagte "truobi". Aber die Nacht vom dritten auf den vierten Tag dürfte für sie fürchterlich verlaufen sein. Die Germanen waren sich ihrer Sache sicher und es ist zu vermuten, dass sie die Römer auch in dieser Nacht nicht haben zur Ruhe kommen lassen.  Ihren nächtlichen Lagerplatz wird man eingeschnürt und Wachtposten positioniert haben die dafür sorgten, dass es keinem Legionär mehr gelingen konnte auszubrechen. Irritierende Scheinangriffe begleitet von einer infernalischen Geräuschkulisse und mit lodernden Feuern begleitet die man in Lagernähe entfachte wird man ihnen die Nacht zum Tage gemacht haben, sodass kein Römer in den Schlaf finden konnte. Dazu gehörten Aktionen deren Ziel es war, etwa ihre Pferde zu entwenden, Material zu erbeuten oder nur um ihnen die letzten Reserven zu nehmen, sie zu schwächen, oder zu berauben. All dem waren sie in der Nacht hoffnungslos ausgeliefert und so könnte es sich vom 3. auf den 4. Tag zugetragen haben. Aber kein antiker Historiker beschrieb es oder ging darauf ein, obwohl es in die Zeit passte und so kann nur auf literarischem Weg der Bezug zur Realität hergestellt werden. Hier im fremden und unwirtlichen Umland, ohne ihre gewohnten Bollwerke oder uneinnehmbaren Marschlager samt schützenden Palisaden und Flankenschutz bestimmten die Germanen die Regel und "Pontes Longi" lehrte, dass schon aufgescheuchte oder ausbrechende Pferde reichten um römische Legionäre zu verängstigen. Und selbst nach dieser Nacht hatte am Morgen des 4. Tages noch eine unbekannte Zahl römischer Soldaten gelebt. Aber ihre Lage war desolat, sie waren sowohl ihrer Kampfkraft als auch ihrer Moral beraubt. Viele dämmerten im nassen Unterholz ihrem Untergang entgegen und das Menetekel der Niederlage schwebte über ihnen. Die Germanen waren wieder die Herren in ihrem Land und sie werden sich während der letzten Stunden bevorzugt diejenigen ausgesucht haben in deren Waffenbesitz sie kommen wollten. Varus war angezählt und das er und seine Männer für sie kein Gegner mehr darstellte dürfte unstrittig gewesen sein. Dezent formuliert dürften am Morgen des vierten Tages die Überlebenden betrüblich in die Runde geschaut, dabei auf die verbliebene Kopfzahl ihrer Kampfgefährten geblickt und sich vor den ersten Angriffen der Germanen zum letzten Mal gesammelt haben. Es war die Phase in der sich jene Römer ihrer letzten Kräfte besannen, die noch ihr Heil in der Flucht suchen wollten. Die sich die etwa vier Stunden Marschzeit wie Neubourg es errechnet hatte zutrauten um vermutlich Aliso zu erreichen. Einige von ihnen könnten sich für andere Fluchtwege entschieden haben und Soldaten die man an diesem Morgen schon für tot hielt, könnten sich schon am Vortag von der Truppe abgesetzt oder die Nacht genutzt haben um sich allein oder in kleinen Gruppen nach Westen durchzuschlagen. Wie sich dieser klägliche Haufen einer einstmals stolzen Armee morgens aufgemacht haben könnte um in die Egge einzudringen bleibt der Phantasie überlassen. Vor sich im Blick die dunklen und bedrohlichen Osthänge wo sich irgendwo im Dickicht verborgen der alte Bördenpad bzw. der Burgweg durch einen Hohlweg zum Sintfeld bzw. Sorat wand aus dem die Regenfälle bis heute ein ganzes Bündel davon auswuschen. Cassius Dio schreibt, dass sie am 4. Tag nicht nur erneut ein unübersichtliches Waldgebiet durchdringen mussten, sie mussten auch noch mit dem strömenden Regen und dem heftigen Sturm fertig werden. Es könnten damit jene gemeint gewesen sein, die sich auch am 4. Tag noch nicht aufgegeben hatten, den Einstieg in die Egge wagten und nicht zu jenen gehören wollten, die die Germanen kampflos nieder streckten. Für die Fluchtwilligen galt es nun die vor ihnen liegenden Steilhänge der Egge angehen zu müssen und zu versuchen geeignete Abschnitte zu finden um sie zu erklimmen. Der antike römische Historiker Strabon beschrieb uns das Umfeld recht anschaulich in dem er uns überlieferte, dass die Barbaren die unzugänglichen Sümpfe, Wälder und Einöden für sich kämpfen ließen. Dieser Hinweis sagt alles zur Taktik der Germanen, die sich die Natur zunutze machten. Etwa wie der 11. Mann, den beim Fußballspiel die Zuschauer bilden. Strabon umschreibt es mit den Worten, dass das eigentlich Naheliegende für den Unkundigen fern zu liegen scheint und das dürfte sich auch auf das germanische Wegenetz beziehen lassen. Denn so wie der Verdurstende in der Wüste den Tod findet, weil er die Quelle nur wegen einer dazwischen liegenden Düne verfehlt, so wird auch im dichten Wald ein Pfad schon nach wenigen Metern unsichtbar. Und der Eggewald war vor 2000 Jahren nicht mit dem heutigen gelichteten Wirtschaftswald vergleichbar. Wobei die Legionäre den "Saltus" für den Aufstieg tunlichst meiden mussten, denn ihn werden die Germanen im Auge gehabt haben. Die sich vor ihnen auftürmende Struktur wirkte auf sie wie eine grüne Hölle, teils versumpft und der Boden dicht mit Laub und Totholz angefüllt, aber nicht unüberwindbar. Oben angekommen hätte es der eine oder andere auch schaffen können unerkannt über die Ebenen des Sintfeldes zu entkommen. Der Florus`sche Bannerträger schaffte es immerhin noch bis Haaren wo ihn die Kräfte verließen oder er verletzt samt Adler im Sumpf versank, denn sein Adler gelangte nicht in die Hände der germanischen Verfolger. Aber einige konnten schon den frischen Westwind der westfälischen Bucht spüren und sich glücklich schätzen es bis hierhin geschafft zu haben. Nach langen Tagen und Nächten mag es auch einigen gelungen sein erschöpft und ausgehungert an der Lippe auf andere Römer zu stoßen und mit etwas Phantasie konnten sie vor ihrem inneren Auge schon fasst das silberne Band des Rhein am Horizont erkennen. Das dies unter widrigsten Bedingungen geschah und sich viele aus Gewichtsgründen von Teilen ihrer Waffen trennen mussten, die zudem wegen der Nässe unbrauchbar waren klingt plausibel. Aber es gab am Morgen auch noch die, die sich am letzten Tag der Ehre wegen beherzt zur Wehr setzen wollten und die nicht den Vortag, die Nacht oder den Morgen zur Flucht genutzt hatten. Sie bekamen es mit der beschriebenen leichtfüßigen Kampfesweise der Germanen zu tun die sich auskannten. Es war der beklagenswerte Rest der einstigen Großmacht die sich am Morgen des vierten Tages dem Unvermeidlichen stellte und sie wurde wohl von den germanischen Kämpfern argwöhnisch bis höhnisch beäugt und kein Germane ging jetzt noch ein unnötiges Kampfesrisiko ein. Ein Szenario das schwach an die letzten Ferse aus dem Nibelungenlied am Hofe von König Etzel erinnert. Zweikämpfe wurden zur Ausnahme und der Germane entschied über das Schicksal des vor ihm liegenden wehrlosen Legionärs. Und so wie es Cassius Dio auch überlieferte nahm der Druck der Feinde erwartungsgemäß zu. Aus den unterschiedlichsten Motiven und Richtungen erschienen sie auf der Wallstatt und stießen in die schon gelichteten Reihen der Römer vor. Ihre Übermacht und Überlegenheit nahm zu war demzufolge erdrückend und auch alle Germanen die wie er schrieb, vorher noch abgewartet hatten zögerten nun auch nicht mehr und griffen mit ein. Es war der Tag an dem sie triumphierten durften und sie nahmen ihre Art der Rache auf zeitgemäße Weise. Ein seit Menschengedenken tief sitzendes inneres Bedürfnis einem Beben gleich bei dem es schwer fällt dem ein gewisses Verständnis zu verweigern. Denn das ungebändigte Entladen von Wut, Schmerz und Überreizung führte in allen Zeiten zu kaum beherrschbaren Zornesausbrüchen und den Preis zahlte der nun wehrlos Gewordene der zuvor die Macht besaß. Das Resultat kann man in den antiken Quellen nach lesen und es verwundert nicht. Und wie sich den selbstmörderischen Reaktionen der Offiziere einschließlich des Feldherrn auch entnehmen lässt, setzte in dieser Phase kein Römer mehr auf eine diplomatische Lösung und erwartete auch keine Gnade. Der Hass den sie in den Jahren ihrer Anwesenheit auf sich gezogen hatten musste beträchtlich gewesen sein und richtete sich jetzt gegen sie. Und die Entschlossenheit mit der sie von den Germanen die letzten Tage bekämpft wurden machte unter ihnen jegliche Illusionen auf Schonung zunichte. Wie man damals einen derartigen Sieg beging entzieht sich unserem Vorstellungsvermögen aber sicherlich konnte man auch damals schon in Ostwestfalen feste feiern. Jetzt entlud sich auf germanischer Seite die aufgestaute Anspannung und mündete in die überlieferten Ritualmorde und Gewaltexzesse. Man rechnete mit Varus und vielen seiner Begleiter schonungslos ab, denen die Flucht nicht mehr gelang. Cassius Dio ging näher darauf ein als er schrieb, dass sich die Römer in den letzten Stunden widerstandslos töten ließen. Und damals gab es offensichtlich noch genügend römische Soldaten, die dies mit erlebten, folglich überlebten und mit ansehen konnten, welche Offiziere sich für den Selbstmord entschieden, wer den Germanen zum Opfer fiel und wer als Geisel taugte. Germanicus gegenüber berichteten sie sechs Jahre später auf ihre Weise wie sich das grauenvolle Spektakel vollzog, was Tacitus etwa hundert Jahre später verschriftete. Sowohl Tacitus, Florus, Paterculus als auch Cassius Dio gingen auf dieses grauenvolle Treiben ein und beschrieben die Szenerie am Ende der Schlacht am vierten Marschtag. Und alle taten es perspektivisch unabhängig voneinander je nach ihrem Wissenstand wodurch sich ihre Darstellungen glaubwürdig ergänzten und man wohl daran insgesamt wenig Zweifel haben braucht. Es waren die zermürbenden Tage und Stunden die an beiden Parteien nicht spurlos vorüber gingen, aber für die Legionen verliefen die drei Marschtage Kräfte zehrender und sie waren die Ausgelaugteren. Es wird auf sie erhebliche Auswirkungen auf Leib und Leben gehabt haben, alle Formen von Verletzungen werden sie davon getragen haben und ebenso hatte ihre moralische Konstitution gelitten, sodass sie auf ernsthafte Gegenwehr verzichtet haben dürften. Im Mix waren es folglich keine guten Voraussetzungen falls man sich an diesem 4. Tag doch noch zur Wehr hätte setzen wollen. Die Waffen der Todgeweihten wenn sie sie noch trugen, waren bis zur Unbrauchbarkeit verschlissen, ihre Sandalen zerfetzt und die mentale Verfassung der Krieger war gedrückt. Man hatte die Cherusker heraus gefordert und so war ihnen alles erlaubt was die damalige Stammesethik noch durch gehen lässt um die Schwächen des Gegners auszunutzen. Es wird anhand dieser Darstellung deutlich wie sich die letzten Stunden der Varusarmee in die Erinnerungen der wenigen Überlebenden eingegraben haben mussten und welchen Eindruck der imposante "Teutoburgiensi saltu" bei ihnen hinterließ. In den schrecklichsten Stunden ihres Lebens in denen sie sich im Überlebenskampf durchsetzen mussten gab es immer nur diesen einen Schluchtenweg. Und auch nur der Legionär, der es bis an den Rand der Egge schaffte und zuvor das Schlachten überlebt hatte, konnte seine Erinnerungen daran weiter geben. Und dies war auch nur seine ureigene Sichtweise und Schilderung vom Untergang der Legionen. So nahm jeder Überlebende nur seinen persönlichen Eindruck mit und gab ihn später weiter. Während der eine von ihnen noch wusste, wo sich Varus damals tötete, erinnerte sich der andere vielleicht noch daran wo Arminius seine Spottrede hielt und jene die mit ansahen wie man einigen Römern die Augen ausstach waren nicht dabei, als Varus sich tötete und hörten auch nicht die Worte von Arminius, da sie sich an anderer Stelle aufhielten. Es ist sicherlich schwer vorstellbar, aber alles dürfte sich auch über einen größeren Raum verteilt haben. Wie die Überlebenden letztlich den Schauplatz der Tragödie erreichten war unerheblich und die einstigen Anmarschwege wurden zur Nebensache, sie berichteten nur über den letzten Kampftag. Dieser war in ihrem Bewusstsein haften geblieben und wurde durch den Besuch an Ort und Stelle wieder leidvoll aufgefrischt. Aber wie war das mit den Stämmen und gegen wen kämpften die Legionäre am letzten Tag überhaupt, oder von wem bekam sie den letzten Todesstoß. Es hilft zwar nicht unmittelbar bei der Suche nach dem Ort des Geschehens, sollte aber bei der Betrachtung auch nicht fehlen, denn es könnte in den folgenden Kapiteln noch an Bedeutung gewinnen, wenn sich die Frage nach den einstigen Stammesgrenzen stellt. Denn der Weg der aus dem "Saltus" hervor trat wurde zur östlichen Verlängerung des Haar- Börden - und natürlich des Herßweges des alten Heeresweg. Er führte weiter zur Weser und verlief am Nordrand der fruchtbaren Warburger Börde entlang. Ein Siedlungsraum der vor 2000 Jahren vermutlich schon von den keltisch geprägten Chatten beansprucht wurde, deren Wohnsitze sich hier mit der Harpstedt-Nienburger Gruppe schnitten, zu denen die Cherusker gerechnet werden könnten. So ließe sich schlussfolgern, dass auch die Erbauer der Behmburg nach dem Stand der Forschung "Latènemenschen", also Kelten gewesen sein könnten, zumal es in die Zeit der germanischen Südexpansion passen würde. Und nicht zu vergessen, beim Triumphzug des Germanicus 17 + führte man auch einen gefangenen Priester mit. Dieser hieß Libes und er war Chatte, sodass sich hier vor dem Saltus ein Schwerpunkt der Stammesgebiete heraus gebildet haben dürfte. Eine Stammesabgrenzung die ebenfalls für die unstrittige Beteiligung der Chatten an der Varusschlacht spricht. So darf man annehmen, dass es sich bei der Bemerkung von Cassius Dio wonach sich am letzten Kampftag auch verstärkt jene in die Schlacht einbrachten die vorher noch nicht beteiligt waren um Chatten gehandelt haben könnte. Das Marser/Sugambrer mitkämpften wird in der Regel damit begründet, dass bei ihnen Germanicus 14 + einen Legionsadler der Varusarmee zurück holen konnte und er an ihnen böse Rache nahm. Und die Brukterer die die römische Gewalt am stärksten über sich ergehen lassen mussten galten ebenfalls für die Varusschlacht als gesetzt. Aber für alle Stämme stellte der etwa 500 Meter lange "Teutoburgiensi saltu" Pass einen gemeinsamen Grenzabschnitt dar. Und insbesondere bei den Chatten und Marsern deren Stammesgebiet oberhalb des "Saltus" seinen Anfang genommen haben dürfte wird es sich um frische Kräfte gehandelt haben, die sich erst hier mit in die Kämpfe einbrachten, wobei vor allem die Letztgenannten dafür Sorge trugen, dass der "Saltus" in Richtung Westen für die flüchtenden Römer versperrt war. Man sollte aber auch nicht unterschlagen, dass am vierten Kampftag auch die Kräfte jener Germanen erlahmten, die schon von Beginn an die Last des Kampfes trugen und sich daher von den Kämpfen zurück gezogen hatten. Aber die aus der Trossverbrennung her rührenden unvermeidbaren "Rauchzeichen" vom Vortag konnten bis weit in Land gesehen werden, so dass sich auch noch verspätete, zögerliche und vermutlich sogar auch noch "sehr" verspätete Horden zum Kampfgebiet durch geschlagen haben könnten. Viele von ihnen erreichten das Schlachtfeld im "Saltus" vielleicht sogar erst zu einem Zeitpunkt, als sich der Vorhang des Schicksals schon längst über die Legionen gesenkt hatte und es für sie schon nicht mehr viel zu holen gab. Cassius Dio beschrieb die letzten Stunden der Varusarmee vor ihrem endgültigen Untergang nach der zweiten Großschlacht auf drastische Weise. Der hinterlassene Stoff der antiken Historiker bietet genügend Phantasmen in denen sich genussvoll suhlen ließe, möchte man sich in die Haut der Vorfahren begeben. Unübersehbar hatten sie dargestellt wie die Germanen ihren Sieg genossen und auskosteten, wie eine Orgie ließen sie es erscheinen und trieben es auf die literarische Spitze um in den Seelen der Nachwelt das Schaurige zum Beben zu bringen. Beginnen wir damit wie man nach Tacitus dem Feldherrn Germanicus noch die an die Bäume genagelten Schädel und die Altäre der Barbaren zeigen konnte, wobei man zweifellos an große Opfersteine mit Ausnehmungen zum Auffangen von Blut denkt wie man sie auch heute noch im "Saltus" entdecken kann und stellt sich vor wie germanische Priester vom Schlage eines Libes ihren Teil dazu beitrugen. Dort wo man Tribunen und Centurionen tötete und die Überlebenden sogar noch sechs Jahre danach imstande waren den Ort zu finden, wo die Legaten fielen, die Legionsadler geraubt wurden, Varus verletzt wurde, wo er sich dann selbst tötete und wo Arminius seine Spottrede hielt klingt schon seltsam, aber so war es wohl. So als ob es gestern erst geschehen wäre, aber es war authentisch, da es alle vier Historiker zum Thema machten. Wechseln wir dann zu Cassius Dio der es ergänzte und berichten konnte wie demoralisierend sich der Selbstmord von Varus auf alle Umstehenden auswirkte. Denn fortan verzichtete man auf jegliche Formen von Verteidigung oder Gegenwehr, tötete sich selbst, warf die Waffen weg und ließ sich vom nächst besten Feind nieder machen. Die Flucht war ihnen versperrt und jeder Mann und sogar jedes Pferd soll nieder gemetzelt worden sein. Das auch Pferde getötet wurden könnte darauf hinweisen, dass diese Darstellung auch ihre Schwachstellen hatte, denn Pferde waren in Germanien hoch gehandelte Wertgegenstände. Auf sie wollte man nicht verzichten und ließ sie leben, es sei denn sie waren zu Tode verletzt. Zu dieser Endphase am 4. Tag liegt uns von Florus keine unmittelbare Überlieferung vor was den Erkenntnissen nach auch passt, da sich für ihn der Kern der Varusschlacht im Kampf um das vermeintliche und nie zustande gekommene "Gerichtslager" verbarg, die er für die Endschlacht hielt. Aber seine Hinweise auf das Geschehen lassen sich ungeachtet dessen auch auf einen 4. Tag übertragen. Florus erwähnte nicht den Selbstmord von Varus bzw. nahm es nicht so genau, denn er verglich seinen Tod mit Lucius Aemilius Paullus, der allerdings in der Schlacht von Cannae getötet wurde und keinen Selbstmord beging. Des Weiteren schilderte auch er die Kämpfe in den Sümpfen und Wäldern als blutig und damit drastisch. Auch dem Spott der Germanen widmete er sich und sah besonders die römischen Advokaten, also die höheren Führungsstäbe des römischen Adels darunter leiden. Wie er zu dem detaillierten Wissen gelangte, wonach man manchen Römern die Augen ausgestochen haben soll erstaunt und auch das man einigen den Mund zu nähte lässt Zweifel an seinen Darstellungen zu, da es schwer vorstellbar ist. Das man Römern die Hände ab und auch die Zuge heraus schnitt mit der dann ein Germane spielte und ihr zurief, dass "Du Natter endlich aufgehört habest zu zischen" klingt glaubhaft, denn menschliche Grausamkeiten kennen keine Grenzen und derartige Taten sind auch für den 30 Jährigen Krieg dokumentiert der 1639 Jahre später endete. Es verblüfft allerdings sein Wissenstand, dass römische Legionäre noch versucht haben sollen seinen Leichnam zu vergraben, was jedoch nicht gelang, da die Germanen ihn wieder ausgruben. Der Selbstmord des Feldherrn und der Versuch seinen Leichnam zu begraben lässt sich schlecht in die hektische Phase des von Florus beschriebenen Lagerüberfall einbetten, den er als kurz und heftig schilderte, sodass sich auch diese Tat dem 4. Marschtag zuordnen lässt. Auch Tacitus zählte die Gräueltaten auf, aber er erwähnte keinen vierten Marschtag. Er erkannte allerdings beim Studium der archivierten Schriften aus dem Jahre 15 + aufgrund der Tatsache, dass es Überlebende gab, dass die Schlacht im "prima Vari castra" noch nicht zu Ende gewesen sein konnte. Das also weiter marschiert und gekämpft wurde und das dies in der Konsequenz auch noch am Abend zur Errichtung eines weiteren Lagers geführt haben könnte, dürfte ihm klar geworden sein, auch ohne das er es zu Papier brachte. So hätte es theoretisch auch aus seiner Sicht zu einem vierten Tag kommen können. Paterculus fand ebenfalls einige Worte für das Dramatische zum Ende der Schlacht als er schrieb, dass die Legionen eingeschlossen von Wäldern und Sümpfen von den Germanen völlig aufgerieben und wie Vieh dahin geschlachtet wurden. Eine Bestätigung des Zeitzeugen Paterculus für die wohl tatsächlich statt gefundenen Gräueltaten und sein klarer Hinweis auf den Selbstmord des Feldherrn, wie man ihn bei Florus vermisst. Dafür aber die Bestätigung, dass die Germanen den Leichnam den man offensichtlich auch noch verbrennen wollte wieder ausgruben um ihm den Kopf abzutrennen. Und dies kann definitiv nur am letzten Tag der Schlacht passiert sein. Ob sich dies alles in einem gesitteten und von Priestern überwachten Rahmen vollzog darf man bezweifeln und es dürfte in Raserei ausgeartet sein. Aber wo gelang es Varus im September des Jahres 9 + noch am Abend des dritten Marschtages und nach den intensiven Kämpfen eine nächtliche Ruhestätte zu errichten. Die Antwort wird sein, dass es zu keinem Nachtlager im herkömmlichen Sinne mehr kam, dass unseren Vorstellungen entsprechen würde. Es mag sich noch um eine schwache Wallanschüttung verstärkt mit etwas Holzverhau gehandelt haben, wozu die erschöpften Männer noch imstande waren, denn rund 36 Stunden feindlicher Angriffe und Nahkämpfe lagen hinter ihnen. Aber geben wir uns aber keinen Illusionen hin, denn auch dieses zweite varianische Marschlager dürfte sich kaum finden lassen und selbst wenn man es fände, ließe es sich nicht mehr als das ersehnte letzte Nachtlager des Varus identifizieren, es sei denn der Zufall erweist uns einen Dienst. Denn auch in diesem Lager lag schon nach kurzer Zeit kein Scheidt mehr auf dem anderen und es war weit davon entfernt in einigen mittelhohen Erdaufwerfungen ein wichtiges strategisches Ziel einstiger germanischen Eroberung zu sehen. Im Zuge der Verlaufsanalyse ließen sich die Marschstationen, in der Folge die Etappen, und letztlich die Örtlichkeiten des Schlachtgeschehens eingrenzen. Diese in der Landschaft aufzufinden, sie der Geographie förmlich abzulesen, also wieder zu erkennen und sie in unsere umgeformte Zivilisationstopographie einzuordnen ist Ziel dieser Internet Veröffentlichung. Aber auch bei noch so viel Tragik wie sie sich in den letzten Stunden über die Varusarmee ergoss und wie es sich den antiken Quellen entnehmen lässt, lassen sich keine belastbaren Rückschlüsse auf jenen Ort ziehen wo sich diese Dramen ereigneten, sich das letzte Nachtlager befand, die Altäre standen, oder Varus sich tötete. Aber es ließen sich schon und es werden sich auch noch weitere Anhaltspunkte ausfindig machen, wodurch sich der Aktionsraum weiter einschränken wird und sich in der Theorie vielleicht sogar der Ort der Tat finden lässt. Von der Kopfzahl jener Legionäre und deren Gesundheitszustand die am Abend des zweiten Kampftages noch lebten hängt auch die Qualität, also der Zustand des Nachtlagers ab. Den Überlieferungen nach, dürfte deren Größenordnung stark zusammen geschmolzen sein, sodass man keine umfangreiche Leistung erwarten kann. Spekulationen fallen schwer und müssten dann auch die Stärke der Germanen mit einbeziehen von denen diese letztlich bezwungen wurden. Cassius Dio schreibt gemäß der Übersetzung dazu, dass sich die Reihen der Römer schon gelichtet hatten da viele von ihnen in den voraus gegangenen Kämpfen schon gefallen waren. "Gefallen" das allseits angewendete schmeichelhafte Wort für den, der seinen Tod im Krieg fand. Möchte man versuchen den Schlachtort anhand dieser Hypothese zu verorten, könnte man ein Halbkreis - Winkelmesser auf die Landkarte legen und die flache Seite an die Egge lehnen. Borlinghausen bildet den zentralen Mittelpunkt und der Markhof unmittelbar am "Oberen Bördenweg" etwa 2.600 Meter östlich von Borlinghausen gelegen, läge auf 90 Grad und würde somit den weitesten Abstand zu Borlinghausen darstellen, bevor sich das Messgerät nach Norden und Süden einwölbt. Diese Fläche gälte es zu untersuchen, wollte man sowohl den Kampfplatz, als auch das letzte varianische Lager, den Ort seines Suizid und möglicherweise zudem auch noch den Knochenhügel aufspüren. Was ließe sich nun nach so langer Zeit noch historisch über diese Region heraus finden, was man noch mit der Varusschlacht in Verbindung bringen könnte. Was geschah dort noch alles nahe dem "Oberen Bördenweg" in den späteren Jahrhunderten. Das Ende des Imperium Romanum wehte darüber hinweg, die wandernden Völker kamen und gingen und alle nutzten den "Teutoburgiensi saltu". Sie zogen ihn hinauf oder hinab ob sie nun zum Rhein oder zur Weser wollten. Und nicht nur Franken und Sachsen begegneten sich dort später auf unheilige Weise, aber da war die Varusschlacht schon lange vorbei. Dafür wird uns aber das Jahr 772 mit einigen neuen Querverbindungen überraschen. (28.06.2022)

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