Montag, 24. Juni 2024
Was für die Varusschlacht im Nethegau spricht.
Vor allem eines, dass mehr Argumente dafür als dagegen sprechen und diese Region zum Favoriten macht. Doch wer sich hier eine schnelle Antwort in Sachen Varusschlacht erhofft muss enttäuscht werden, denn ein 2.ooo Jahre alten Rätsel lässt sich nicht im Handumdrehen lüften. So mussten alle Register gezogen werden und der Ungeduldige sollte sich auf ein akribisches Vortasten quer durch alle bisher erschienenen Kapitel aber auch die unterschiedlichsten Forschungszweige einlassen. Aber dann darf er sich auf die Möglichkeit einstellen, dass die Schlacht parallel zur Nethe statt gefunden haben könnte. Ein Fluss der zum Schicksal der römischen Armee wurde und sie in den Untergang begleitete. Ein Fließgewässer das im vielleicht ruhigsten Winkel der Republik durch eine Region floss in der sich in Anspielung auf die Zerstörung der Irminsul die frühen Ereignisse die Hand gegeben haben könnten. Es ist eine Theorie auf deren Stichhaltigkeit in diesem Internet Buch seit 2017 in über 150 Beiträgen auf vielen hundert Seiten hin gearbeitet wurde. Wer sich nun ein näheres Bild verschaffen möchte und daher studieren will was bislang und zu welchem Themenkomplex abgehandelt wurde, der sollte sich wenn es ihm an Zeit mangelt das Kapitel seiner Wahl aufrufen. Dabei hilft die Möglichkeit der Suchleiste die der Blog bietet. Und desto präziser die Wortwahl ausfällt, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit also die Trefferquote möglichst schnell auf den gesuchten Abschnitt zu stoßen. Worte wie Tacitus tauchen zwangläufig häufiger auf und sollten daher vermieden werden. Wählt man aber einen Begriff wie etwa „Colonia“, dann bietet das System wie man selbst testen kann vier Kapitel an in denen dieser Name erscheint und es fällt leichter sich das Gesuchte aufzurufen. Bei dem Wort „Manilius“ wird es schon problematisch, denn auf diesen Geschichtsschreiber wurde in 14 Kapiteln näher eingegangen.

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Hilfestellung zur Vorgehensweise anhand des Suchsystems am Beispiel „Colonia“.

Obwohl erstrebenswert, so ist es aber unmöglich alle bisherigen Pfade der Recherche in einem einzigen Abschnitt zusammen zu fassen, sodass dieses Kapitel auch nur einen sehr groben Überblick zu allen harten und weichen Fakten vermitteln kann und daher für die Gesamtanalyse nur bedingt repräsentativ und hilfreich ist. Trotzdem soll hier zumindest der Versuch gemacht werden einen Überblick zu bieten, wie es damals abgelaufen sein könnte und der Geschichtsfreund kann sich dann darauf basierend nach belieben tiefer mit der Materie befassen. Zweifellos stehen die antiken Historiker am Anfang der Varusgeschichte aber dann geht der Sprung des Wissens über die Varusschlacht schnell zu den Corveyer Mönchen über die es sich im 9. Jhdt. im Lesesaal der Abtei anhand der Tacitus Annalen aneignen konnten. Ihnen war es noch anders als heute möglich den Inhalt der Schrift mit der sie umgebenden und noch unverbauten Landschaft abzugleichen und sie beherrschten zudem die alten Formen lateinischer Sprachweise besser als heutzutage. Ein Vorteil um den man sie beneiden könnte. Darüber hinaus gelangten sie noch in den Besitz heute längst verschollener Artefakte da sie ihnen von den Einheimischen zugetragen wurden, womit sie ihren Kenntnisstand vervollständigen konnten und die Zusammenhänge erkannten. Ebenfalls ein Umstand der sich 1100 Jahre später in unserer Zeit mit nichts mehr wett machen lässt. Die Mönche dürften in der Mehrzahl gebürtige Sachsen gewesen sein und wussten auch vieles von dem was der Volksmund noch wusste. So hielten sich bei ihnen die vielen Erinnerungen wach über die wir heute nur spekulieren können und sie trugen zur Erhellung bei. Taten und Begebenheiten die sich jenseits der mit der Christianisierung einher gehenden Strenge auf vielen Wegen verbreiten konnten und die Umbruchzeiten überlebt hatten. Schon die früheste Forschung erkannte die Verbindungen zwischen dem was die antike Welt schriftlich festhielt und dem was sich mangels Schreibkenntnis nur mündlich weiter geben ließ und sich Sage nennt. Dabei würden Sie allein bei der Begriffswahl „Drachentöter“ im zuvor erläuterten Suchsystem auf 14 Kapitel stoßen die sich mit diesem Teil der Forschung beschäftigen. Den Menschen im Nethegau war anhand der von ihnen gemachten Funde, denn wer will bezweifeln, dass sie auf ihren Äckern im 8. Jhdt. und den Zeiten davor nicht auf Schwerter, Dolche, Rüstungsteile und ähnliches gestoßen wären immer schon bewusst, dass sich in ihrer Region einst gewaltige aber unerklärbare kriegerische Ereignisse zugetragen hatten. Das die den Mönchen erst durch Tacitus bekannt gewordene Varusschlacht einst in ihrem Lebensumfeld dem Nethegau geschlagen wurde gehörte somit schon vor den Tagen der Existenz einer Abtei Corvey zum Wissen der Zeit als es noch nicht seine schriftliche Bestätigung gefunden hatte. Die Theorie die diesem Internetbuch zugrunde liegt kann jetzt die dazu gehörigen Details nachliefern. Was die Überlieferungen der antiken Historiker anbelangt, so hadert die Fachwelt schon seit Jahrhunderten mit den Jahrtausende alten Schriften und schwingt sich dabei oft zum Richter über wahr und unwahr, glaubhaft und unglaublich auf aber sie bilden das literarische Fundament für das Varusereignis. Im wesentlichen sind es nur vier Personen die in Sachen Varusschlacht weiter helfen können. Mitten im Fadenkreuz der Zweifler steht der „Senatsaktenabschreiber“ Cassius Dio der lange nach der Schlacht erst zu Beginn des 3. Jhdt. schrieb dafür aber den einzigen und zudem detailliertesten Bericht über ihren Verlauf hinterlassen hat. Angelastet wird ihm, dass er es wagte seine Vorlagen selbst infrage zu stellen, in dem er das einstige Kaiserhaus nicht nur der Fälschung verdächtigte, sondern auch die Ursachen die zur Schlacht führten unterdrückt glaubte bzw. vermutete, dass man sie verschwiegen haben könnte. So gab er freimütig zu sie selbst in einem uns unbekannten Ausmaß bearbeitet sprich angepasst oder verändert zu haben um sie verständlich zu machen. In späterer Zeit machte man sich nur wenig Gedanken über diese von ihm gemachte hilfreiche Bemerkung und warum er es getan haben könnte. Er gehörte dem Jahrgang 153/165 + an, so dass viele ihm die nötige Authentizität absprach, obwohl es gerade die Distanz ist, die man Positiv werten sollte. Florus dem „Schöngeist“ gibt die Forschung kaum Chancen ernst genommen zu werden, da man ihm die Fähigkeit schriftliche Leistungen auf historischer Basis zu vollbringen absprach bzw. es ihm nicht zutraute, während Tacitus dagegen allen wie die Glaubwürdigkeit in Person erscheint obwohl auch er nie in Germanien war. Paterculus hebt sich von allen ab. Er kannte als einziger Germanien und obwohl auch er die Schlacht nicht "life" erlebte so war nur er es der den Vorteil genoss ein Zeitgenosse der damaligen Protagonisten gewesen zu sein. Aufgrund seiner Stellung als Offizier, er kämpfte zum Zeitpunkt der Schlacht in Pannonien unterstellt man ihm den unschätzbaren militärischen Sachverstand. Er war Weggefährte des späteren Kaisers Tiberius und traf mit ihm schon zusammen als dieser noch Feldherr war und man darf ihm unterstellen auch Arminius aus nächster Nähe gekannt zu haben, während das Werk von Plinius dem Älteren dem fünften im Bunde leider verschollen ist. Damit schließt sich der Kreis jener von denen sich etwas über das Ereignis erfahren ließ. Man sollte erwarten, dass das was die antiken Historiker schrieben im wesentlichen auch identisch mit dem ist, was sie ihren Quellen entnahmen, was sich damals zutrug und es dann auch getreu so verarbeiteten. Da man jedoch ihre Quellen nicht kennt und sich bereits deren Glaubwürdigkeit nicht abschätzen lässt, sind diese ebenfalls kritisch zu sehen. Zudem lässt es sich nicht beurteilen inwieweit man untereinander also voneinander abgeschrieben haben könnte und dabei mögliche Irrtümer mit übertrug. So entlädt sich in der heutigen Zeit ein aus Verzweiflung und Unkenntnis gespeister Unmut über den Köpfen der antiken Historiker die sich dem nicht mehr erwehren können. Im Kern ist es wohl mehr der Verdruss darüber, dass sich ihren Überlieferungen so wenig Aussagekräftiges entnehmen lässt um sagen zu können wo denn einst die Schlacht statt fand. So lasen denn damals die sicherlich auch um sachliche Aufklärung bemühten antiken Geschichtsschreiber in ihren Quellen von einem äußerst arglistigen Feind, von halsbrecherischen und todesmutigen Ereignissen unter widrigsten Umständen und Bedingungen, von heraus ragenden und heroischen Leistungen einzelner Lagerkommandanten und vom desaströsen Versagen des Generalstabes samt Feldherrn. Sie wussten, dass sie über eine Schlacht schrieben die für Rom in der Katastrophe endete, waren sämtlich betrübt und verbittert zugleich und schwankten zwischen Beschönigen, in dem sie das Heldenhafte heraus stellten und Empörung wenn es um das Versagen des Statthalters ging. Aber all ihr an erlesenes Wissen woher auch immer sie es hatten reichte immer nur aus um ein schnelles Schlaglicht auf die kurzen Episoden und Phasen des Verlaufs zu werfen, während allen der Einblick in das "Großeganze" versagt blieb. Man schaute auf das Ereignis aus unterschiedlichen Perspektiven in späteren Zeiten aber immer auf das gleiche Geschehen, kommentierte es aber unter Zuhilfenahme eigener Vorstellungen und Visionen, sodass man es letztlich der Nachwelt überließ daraus einen Strang zu bilden um den Verlauf kompatibel zu machen. Da es aus vier verschiedenen Federn also Blickwinkeln stammte musste alles zwangsläufig so wirken, als ob man es mit divergierenden Berichten zu tun hat und so ist es verzeihlich, dass es den späteren Analysten schwer fiel das Verbindende heraus zu arbeiten. Dieses Dilemma darf man nun als überwunden betrachten, denn im Zuge dieses Internet Buches ließ sich begründen, dass alle vier antiken Historiker mit ihren Darstellungen richtig lagen und sich auf glaubhafte Weise ergänzten. Ihre Berichte auch wenn sie aus unterschiedlichen Sichtweisen abgefasst wurden und sie es unter Verwendung anderer Worte taten, so lassen sie sich doch einem bestimmten Abschnitt innerhalb des Schlachtengeschehens zuweisen. Über die Jahrhunderte betrachtet gerieten jedoch alle Versuche den möglichen Verlauf der Schlacht darzustellen zu Stückwerk und so beschrieb man das Szenario der Schlacht auf Gutdünken und unterschiedlichste Art und Weise in dem man mal dieses oder jenes Ereignis heraus griff, händeringend nach Zusammenhängen suchte bis wieder alles ins Stocken geriet da der Faden riss. Kein Jünger der Varusgeschichte konnte der kollektiven Forschergemeinde je Anfang und Ende präsentieren, sodass allen noch so gut gemeinten Vorschlägen Hand und Fuß fehlte, jegliche Plausibilität darunter litt und das Kapitel Varusschlacht in den Ruf geriet zum Spielball ehrgeiziger Forscher, Träumer und Heimatkundler zu werden. Dies führte oft dazu, dass die zeitgenössischen Historiker genügend Ansatzpunkte fanden um sich im Ringen um die glaubwürdigste Version gegenseitig zu reiben was sich auf die Stichhaltigkeit der Forschungsergebnisse negativ auswirkte und daher in der an der Geschichte interessierten Bevölkerung auf Unverständnis stoßen musste sie irritierte und oft abwenden ließ. Und es waren nicht wenige die ihren fragwürdigen literarischen Fußabdruck in Form der Internationalen Standardbuchnummer (ISBN) hinterließen und dafür oftmals sogar noch einen Kaufpreis verlangten, obwohl man darin das plausible Gesamtgerüst, dass durchgängig Fließende und die nötige Logik vermisst. Und blieben dann noch weiße Seiten übrig, so bediente man sich um sie zu füllen an der Belletristik des 20. Jhdt. oder stieg in die nationalsozialistische Gruselkammer hinab. So bekamen die Kämpfe des Jahres 9 + nie ein Gesicht, die antiken Quellen konnten nicht zueinander finden und das Resultat verkam zu Stückwerk. Oftmals krankte es daran, dass sich die Topographie und der landschaftliche Hintergrund dem Wunschverlauf partout nicht der Theorie unterordnen wollte oder es kam hinzu, dass die Analysen was den Zeitbedarf der Tagesmarschetappen ab Tag zwei anbetrifft Mängel aufwiesen, da man nicht ausreichend berücksichtigte, dass das Kampfgeschehen die Armee massiv am Fortkommen hinderte. Zudem verzerrten falsche Distanzannahmen zur Marschzuglänge das Gesamtbild da man die Legionsstärke überschätzte und dem Irrtum anhing Varus habe Frauen und Kindern der Gefahr ausgesetzt. So unterlag man der Fehlannahme, es habe sich hinter dem genannten Begriff der „Unbewaffneten“ um Frauen und Kinder gehandelt. Aber sie finden ab dem Zeitpunkt, als man in Brakel aufbrach keinerlei Erwähnung mehr. Natürlich leiden die Quellenanalysen auch darunter, dass die altgriechischen und altlateinischen Worte und Begriffe seit jeher eine Herausforderung für Philologen und Sprachforscher darstellen. Was die lateinische Sprache anbelangt, so sind die Schriften von Julius Cäsar unersetzbar, da die Worte die er verwendete aus der Epoche stammten und mit den Schriften der anderen Historiker abgeglichen werden können. Wortverwandtschaften und Übereinstimmungen bieten uns Basis und Hilfestellung. Anders ist es bei Cassius Dio. Er war Grieche stand den Dingen vermutlich neutraler und distanzierter gegenüber und hatte sein Werk in seiner Muttersprache abgefasst, die wir heute altgriechisch nennen. Eine vergleichende Analyse bedeutet daher immer vorher einen tiefen Blick in die möglichen Variationen und Auslegungen zu werfen die uns die diversen Übersetzungen gestatten. Aber in welcher Situation und warum entschied sich Cäsar dafür dieses und wann Tacitus jenes Wort zu verwenden, warum griffen sie in dem einen Fall nach einer Umschreibung für die sie nach unserem Verständnis und dafür halten eigentlich auf andere Begriffe hätten ausweichen müssen. Wollte man auch damals schon vermeiden sich im Text zu häufig zu wiederholen, traf man mangels Verständnis nicht das passende Wort oder übernahm man Worte anderer Historiker ohne sich der Hintergründe bewusst zu sein. Spielräume und Interpretationen die uns heute vor viele Rätsel stellen wie es sich gut am taciteischen Wort „Saltus“ fest machen lässt. Ein Wort für das es mehrere Übersetzungsmöglichkeiten gibt, für das sich aber nur eine Erklärung deutlich abzeichnet und mit der sich der Verlauf der Schlacht nachstellen lässt. Bekanntlich steckt dieser Teil der Römerforschung in einem in Jahrhunderten gewachsenen Dilemma was immer schon dazu verführte für die Geschehnisse nach neuen und teilweise gewagten Erklärungen zu suchen und Theorien aufzustellen die durch Fehlschlüsse auch schon mal im Schiffbruch endeten wie der Fall „Kalkriese = Varusschlacht“ offenbart. Überlegungen wie die hier vorgestellte die verblüffend wirkt, da sie der Wahrheit nahe zu kommen scheint irritieren zunächst gewinnen aber bei näherer Betrachtung an Plausibilität. Um es etwas „non chalance“ auszudrücken darf man sagen, dass es da eine Region im östlichsten Ostwestfalen gab, die bislang kein Freund der Varusschlachtforschung auf dem Schirm hatte bzw. die nächstliegenden Theorien erst den nördlichen Rand des Sauerlandes oder den Oberwälder Wald bei Reelsen umfassen. Das römische Legionen auch östlich der Egge operierten ließ sich jüngst wieder durch einen etwa drei Kilometer nordöstlich von Brakel entdeckten Militariafund untermauern den Experten als Teil einer kaiserzeitlichen Rüstung im Bereich der Schulter identifizierten. Im Focus dieser Forschungsarbeit steht die Annahme, dass Varus zunächst aus Richtung Xanten kommend die obere Lippe erreichte, dann über Paderborn den römischen Hellweg nach Osten nutzte wo er sich seinen Stützpunkt an der Weser im Raum Höxter/Corvey errichtete. Dies also weder Weser ab- noch Weseraufwärts tat. Von hier aus trat er auch den Rückzug im Herbst 9 + zum Rhein an, sodass auch an diesem Ort der Hauptstrang des Mehrtagesgefechtes seinen Ausgang nimmt. Die Eckpunkte, Schauplätze und Stationen lassen sich daran aufreihen bis die Varusschlacht vor der Eggewand im Raum Borlinghausen endet. Die Beweislast für die These durch die sich eine Kompatibiliät herstellen lässt gelingt am Vorteilhaftesten es an den jeweiligen Marsch – bzw. Kampftagen festzumachen auf die im weiteren Verlauf detaillierter und hoffentlich auf verständliche Weise eingegangen wird.

Zusammenfassung der Theorie:

Am Tag eins war von Schlacht noch keine Rede. Man brach nach dem gemeinsamen Gastmahl das am Vorabend statt fand am folgenden Morgen in der Region Höxter/Corvey auf und nutzte für den herbstlichen Rückzug zunächst den schon seit prähistorischen Zeiten existierenden, schon von den Legionen seit Ahenobarbus ausgebauten und häufig frequentierten Hellweg. Eine Straßenverbindung, dessen Namen man einem römischen Bauarchitekten namens Helvius verdankt haben könnte. Dazu erschien bereits das Kapitel „Die römische Straße über die Egge - Ein Beitrag zur Entschlüsselung ihres antiken Namens - Später nannte man sie Hellweg“ vom11.9.2022. Sie führte durch offenes Land aus dem Funde belegen, dass es bereits seit frühesten Zeiten bewirtschaftet wird. Aufgrund seiner überschaubaren offenen Topographie parallel zur Nethe zwischen Godelheim und Brakel war dieses Terrain für einen Hinterhalt artigen Überraschungsangriff vor allem aber aufgrund seiner Nähe, sprich der guten Erreichbarkeit des Ausgangs – als auch des Ziellager ungeeignet, sodass es an diesem Abschnitt zu keinen Kampfhandlungen kam. Mit dem historischen Wissen, dass Arminius anfangs noch mit den Legionen ritt, also nicht im Umfeld des Ausgangslagers angegriffen hatte, verging dieser erste Tag nachvollziehbar kampflos. Hierbei handelt es sich um eine wesentliche Erkenntnis womit sich begründen lässt, dass sich der Marschzug über vier Tage hinzog, so wie es Cassius Dio berichtete. Siehe „Die „zweite Offenbarung“ des C. Dio - Chronologie war nicht seine Stärke“ vom 31. März 2019. Es kam an diesem ersten Tag folglich zu keinen Kampfaktivitäten, wovon jedoch bislang die gesamte einschlägige Literatur mangels tiefgreifender Analyse ausging. Dadurch lässt sich der gesamte Ablauf der Schlacht erst chronologisch aufbauen. Die erste Routineetappe bis Brakel wofür auch noch die Teilnahme von Zivilpersonen verbrieft ist und wo man gegen Nachmittag eintraf um das erste Nachtlager zu beziehen entspricht einer typisch römischen Marschdistanz von etwa 25 Kilometern. Man darf sich einen entspannten Verlauf vorstellen an dem noch alle teil nahmen, das gesamte Heer des Varus, der umfängliche Tross mit den zahlreichen Zivilpersonen und anfänglich auch noch die Schar der Cherusker denen man vertraute. In den Abschnitten 19.(1) bis 19.(4) sowie 20.(2) berichtete Cassius Dio über diesen ersten Marschtag. Vermutlich in der zweiten Tageshälfte sonderten sich die Cherusker von der Marschkolonne ab und nahmen Kontakt zu ihren Stammesgenossen auf. Es war die entscheidende Wende deren Konsequenz und Tragweite sich den Vertretern Roms zu diesem Zeitpunkt nicht erschloss. Denn Arminius der sie als Freund verließ, sollte als Feind zurück kommen. In Abschnitt 19.(4) und 19.(5) berichtete Cassius Dio über diesen heiklen Moment der in den Quellen wie eine beiläufige Bemerkung wirkt. Die germanischen Kampfeinheiten lagerten nicht an einem zentralen Ort, rückten aufgrund ihrer verstreuten Siedlungsgebiete aus unterschiedlichen Richtungen an und wurden vermutlich erst im Verlauf des ersten Marschtages zusammen gezogen an dem Arminius noch in enger Verbindung zu seinem Vater stand. Angekommen im Etappenlager beriet sich Varus mit seinem Stab, ob man es riskieren sollte Zivilpersonen in die Region der Aufrührer mitzunehmen was völlig unüblich war. Man stellte sich zudem die Frage, wie es der Kaiser aufnehmen würde sollte es zu Opfern unter ihnen kommen oder ob aufgrund des Umweges für alle die Verpflegung reichen würde, bzw. mit wieviel zusätzlichen Marschlagern sie planen mussten und ob die Wege für die Trosskarren geeignet waren. So entschied man sich einem vielleicht von Arminius vorgebrachten Vorschlag zu folgen, den Marschzug ab Brakel aufzuteilen. Demnach verließen am Tag zwei zeitversetzt zwei Marschzüge getrennt voneinander das erste Nachtlager. Es war ein von Sümpfen umschlossenes Lager vermutlich nahe einer germanischen Siedlung, da es sich im vermuteten Brakel an einem überregional bedeutsamen Ost - West und Nord - Süd Drehkreuz in Flussnähe befand und bei dem es sich wohlweislich nicht um das „prima Vari castra“ handelte, da es bereits vor der Varusschlacht existierte. Und während sich die Bewaffneten aufmachten um für die anstehende Gerichtsverhandlung zu den Aufrührern zu ziehen, ermöglichte man es dem umfänglichen Tross mitsamt den zahlreichen Ochsenkarren sowie den Wert- und Gebrauchsgegenständen die man über die Sommermonate angehäuft hatte unter Geleitschutz den direkten Kurs via Hellweg über Schwaney zum Lippeoberlauf einschlagen zu dürfen. Jener Geleitschutz der ebenfalls zu vielen Irritationen führte und den Cassius Dio 19.(1) in der Gestalt interpretierte, als dass Varus seine Legionen im Feindesland nicht konzentriert hatte, da diese von den Germanen zu diversen Schutzzwecken angefordert wurden. Dann stößt man unter 20.(5) auch auf die Bezeichnung die „Unbewaffneten“. Ein historisch hinterlegter Name für einen Personenkreis, bei dem es sich nicht um Frauen und Kinder, sondern um die „assensi velati“ handelte. Männer die aus unterschiedlichen Gründen nur begrenzt zum Kämpfen geeignet waren. Dazu erschien am 5.8.2021 das erläuternde Kapitel „Wie konnte sich die Wahrheit nur solange verbergen“. Fazit: Varus nahm definitiv keine Frauen und Kinder mit ins Rebellengebiet“. So bewegte sich der zivile Marschzug nun nach Westen auf die Gradberg Engstelle zu während Varus nach Süden ins Aufrührer Gebiet zog. Varus nutzte dazu den ebenfalls schon seit prähistorischen Zeiten begangenen Weg der auf einem Höhenrücken östlich der Nethe verlief und wodurch man der sumpfigen Auenlandschaft ausweichen konnte. Heute nur noch als Feldweg genutzt trägt er aber immer noch den Namen Warburger Hellweg. Er beginnt an der alten Nethebrücke nahe dem Sudheimer Hof südlich von Brakel und führt geradewegs in Richtung eines vom Thalbach verursachten Sumpfgebietes, dem Schweckhauser Fahlenbruch. Siehe Kapitel „Sorglos verlassen drei Rumpflegionen das Brakeler Etappenlager“ vom 2. Oktober 2021. Arminius hatte unterdessen seine Männer beauftragt sich zunächst des zivilen Marschzuges zu bemächtigen und schloss danach zu Varus auf. Cassius Dio berichtete über diesen denkwürdigen Moment in Abschnitt 19.(5) und in Abschnitt 20.(4). So griff Arminius entweder schon in die bereits im Gang befindlichen Kampfhandlungen am zweiten Marschtag ein oder er löste sie erst im Augenblick seines Erscheinens aus nachdem sie zunächst in der Erwartung seines Eintreffens nur zaghaft begonnen hatten. Aufgrund der Anmarschwege die die Germanen zurück zu legen hatten sowie den logistischen Vorbereitungen im Zuge des morgendlichen Ausmarsches der Legionen und dem damit verbundenen jeweiligen Zeitbedarf begannen sich die Kämpfe erst um die Mittagszeit zur Schlacht hoch zu schaukeln. Zu diesem Zeitpunkt hätte sich bei normalem Marschverlauf die Vorhut bestehend aus der ersten Legion bereits jener Region annähern sollen, wo man in Kontakt mit den Aufrührern hätte kommen sollen, statt dessen wurde die Lage von Stunde zu Stunde unübersichtlicher. Arminius könnte in dieser Phase das Schlachtfeld erreicht haben wodurch sich die Ereignisse überschlugen und sich eine unvorhersehbare Dynamik entwickelte was in der römischen Marschformation eine massive Verwirrung auslöste. Der ursprüngliche Plan ein Tribunal artiges Standlager zu errichten wurde verworfen und es stellte sich eine Situation ein die Cassius Dio unter 21.(1) beschrieb, als er aufgrund der widrigen Umstände von der Errichtung eines notdürftigen Nachtlagers sprach für das sich in dem Waldgebirge nur schwerlich ein geeigneter Platz finden ließ. Damit endete die Strecke die man am zweiten Marschtag gedachte zurück legen zu können durch die ausbrechenden Kämpfe vorzeitig und zudem unter extrem desaströsen Bedingungen. Das Notlager konnte seine Strukturen bis heute bewahren und befindet sich auf Basis dieser Theorie nördlich von Schweckhausen im Fahlenbruch.




Eine Forschungsgruppe der Römerfreunde inspizierte bereits zu Beginn des 21. Jhdt. die bedeutsamen Wall- und Grabenreste im Fahlenbruch bei Schweckhausen. Rolf Bökemeier veröffentlichte dazu im August 2004 zwei Fotos denen sie sich entnehmen lassen. Auf dem einen Foto steht Gerhard Steinborn aus Marienmünster womit er die Tiefe des Grabens verdeutlicht. Das zweite Bild zeigt den Wallgraben inmitten eines Fichtenwaldes der heute nicht mehr sichtbar ist, da der Nadelholzbestand durch Windbruch umgeworfen wurde. Zum Zeitpunkt der Begehung im Juni 2022 waren die Stämme noch nicht abgeräumt die Gräben aber bereits nicht mehr erkennbar.

Tacitus nannte es in zutreffender Weise „prima Vari castra“ und es wurde zum Wendepunkt der Schlacht. Hier erkannte die Generalität aufgrund der hohen Verlustzahlen, einem weitgehend zerstörten Tross und der isolierten Lage inmitten des Feindesgebietes die Aussichtslosigkeit und trat nach der Materialverbrennung die Flucht nach Westen an. So orientierte man sich ab dem Morgen des 3. Tages in Richtung Borlinghausen wo nur noch der „Teutoburgiensi saltu“ eine Möglichkeit bot dem Inferno zu entkommen. In Schweckhausen am Nordrand der Warburger Börde kreuzte der aus Brakel kommende Warburger Hellweg den Oberen Bördenweg, die Westostroute. Auf die besondere Bedeutung des Oberen Bördenweges wird u.a. im Kapitel „Zur karolingischen Neuordnung der Gaulandschaft nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ - Die Kartographie konservierte das Schlachtfeld“ vom 15. 12. 2022 gesondert eingegangen. Hier bot sich den Legionen ein freier Blick nach Süden ins Offenland der baumlosen Warburger Börde. Cassius Dio verarbeitete diese Phase des Geschehens ebenfalls im Abschnitt 21.(1) wobei dieser Theorie u.a. das Kapitel „Stand das Varusheer am Nordrand der Warburger Börde ? - Cassius Dio wusste wo die Varusschlacht tobte - ohne es zu wissen“ vom 7. 3. 2022 zugrunde liegt. Beim Abzug und im weiteren Verlauf wurden die „Rumpflegionen“ erneut in Kämpfe verwickelt und es kam im Raum Borlinghausen zu einer letzten Schlacht in der sich die bewaffneten Legionäre mit der eigenen Reiterei gegenseitig in Bedrängnis und folglich zu Fall brachten. Cassius Dio ging in Abschnitt 21. (2) darauf ein. Bis zum Abend des 3. Marschtages entbrannte die Schlacht. Varus hatte bis zu diesem Zeitpunkt bereits große Teile seiner Armee samt Fahrzeugen und Zugtieren verloren und man errichtete am Abend dieses Tages das zweite Notlager. Tacitus ging in seinem Kapitel 61. (2) darauf ein als er schrieb, dass Germanicus 15 + auf einen halb zerstörten Wall stieß, den er nach dieser Theorie im zweiten Notlager vorfand. Am 4. Tag setzte das Gemetzel ein auf das sich Cassius Dio im Abschnitt 21.(3), 21. (4) und 21.(5) bezog um dann im Abschnitt 22.(1). das Ende der Schlacht zu schildern. Unter Ausblendung der zahlreichen jedoch nicht zielführenden Hinweise auf die ungünstigen Wetterverhältnisse und ihre Auswirkungen war es um das Rätsel Varusschlacht anzugehen, geschweige denn es lösen zu wollen nicht nur nötig eine durchgängige Logik herzustellen, sondern es kam darauf an neben Vorstellungskraft und Einfühlungsvermögen auch Substanzielles vorweisen zu können. Ein Blick auf die geopolitische Lage der Zeit lässt erkennen, dass Tiberius gezwungen war Varus für den Markomannen Feldzug Truppenkontingente entziehen zu müssen und wegen dem anschließenden Pannonien Feldzug konnte er sie ihm auch nicht mehr wieder rechtzeitig zuführen was sich erheblich auf seine Kampfstärke auswirkte, sodass die Legionen weit von ihrer Sollstärke entfernt waren. Dieser Kräfteentzug machte Varus in allen Belangen von den Cheruskern und deren Feldherren abhängig was letztlich deren Sieg begünstigte. Dem Vorstoß von Varus nach Osten ging zwischen 1 + und 5 + der große Krieg von Paterculus „Immensum Bellum“ genannt voraus. Eine Erhebung germanischer Stämme gegen Rom an der was kaum vorstellbar ist und auch nur vermutet wird nahezu alle Stämme östlich des Rhein bis zur Elbe beteiligt gewesen sein sollen. Regionale Konfliktherde sind denkbar die aber letztlich für Rom keine nennenswerte Bedrohung darstellten, worin man aber einen ersten Probelauf für das sehen konnte was unter Germanicus 16 + auf das Imperium zu kommen sollte. Eine mit militärischen Mitteln erzwungene Befriedung der Stämme war aber eine Voraussetzung für den Aufbau einer neuen Provinz und man kann darin einen vorbereitenden Akt gleich einem Plan sehen dieses von langer Hand angehen zu wollen. So lassen sich im „Immensum Bellum“ die nötigen flankierenden Maßnahmen erkennen um jegliche germanischen Widerstände gegen die Absichten einer Provinzialisierung im Vorfeld auszuräumen. Aus strategischer Sicht war sicherzustellen, dass Varus keine Gefahren von Völkern aus den Weiten des heutigen Niedersachsens und des Elbevorlandes drohen konnten, sodass Tiberius die Empörungen und die Uneinigkeit der rebellierenden Stämme entgegen kam und ihm die Gelegenheit boten einzugreifen. Velleius Paterculus beschrieb die germanischen Erhebungen als gewaltig und stellte den Feldzug der sich mit der römischen Strategie deckte und für Varus eine günstigere Ausgangslage schuf als nötig dar. Im Fahrwasser dessen stellten sich auch die damit bezweckten ruhigen politische Verhältnisse ein die Varus halfen seinen Auftrag angehen zu können. Mit Dominanz und Stärke hatte man sich die nördlichen Völker auf Distanz gehalten und von chattischer Seite befürchtete man keine Widerstände. Im Zusammenhang mit diesen Kämpfen sprach Cassius Dio in unterschwelliger Weise jedoch nur von Unruhen innerhalb der germanischen Stämme und so gelangte er zu der Auffassung, dass damals „nichts Erinnerungswürdiges vollbracht wurde“. Es lässt sich so deuten, dass es seinerzeit zwar zu einer umfänglichen Zurschaustellung römischer Macht und Überlegenheit in weiten Gebieten Germaniens kam, aber Schlachtenerfolge im großem Maßstab ausblieben bzw. es möglicherweise gar nicht dazu kam. So könnten die germanischen Aufstände auch als Vorwand gedient haben in dem man die Lage bewusst überschätzt hatte um einen umfänglichen Unterdrückungsfeldzug zu begründen, zumal keine Bodenfunde oder sonstige historische Erwähnungen auf das Gegenteil hinweisen. Aber die Maßnahme verfehlte nicht ihre Wirkung und man erreichte das gesteckte Ziel in dem man es nun riskieren konnte Varus zu beauftragen ins Land der Cherusker und an die Weser zu ziehen. In ähnlicher Weise verdrehte die antike Geschichtsschreibung auch den Sachverhalt in dem sie Arminius unterstellte er bzw. die Cherusker hätten Varus in sein Land gelockt. Eine Argumentation die in die Zeit passte und mit der man ihn schon früh zum Rädelsführer machte bzw. ihn als solchen entlarven konnte. So etablierte sich die Vorstellung man könne Rom von der widerrechtlichen Okkupation frei sprechen, bzw. Varus eigentlich gar nicht die Absicht hatte das Land zu besetzen. Überzogen ausgedrückt, waren es die Cherusker letztlich selbst schuld in dem sie Varus in Ihr Stammesgebiet köderten bzw. einluden. So unterstellte man den Cherusker eine perfide Methodik schon 7 + den Plan gehabt zu haben Varus in der gleichnamigen Schlacht zwei Jahre später besiegen zu wollen und so ließ sich beim Leser der Eindruck erwecken, dass das „gutmütige“ Imperium letztlich nur Opfer von Vertrauen und Leichtgläubigkeit war und konnte ihm jegliches Aggressionsverhalten absprechen. Auch so ließen sich Argumente für eine bittere Niederlage finden und die Cherusker bekamen den ewigen Ruf ein Volk hinterhältiger Betrüger zu sein. Ein Image das an ihnen bis heute haften blieb und noch zum Gegenstand eines separaten Kapitels werden wird. Im Zuge des „Immensum bellum“ errichtete man vermutlich auch das 20.000 Legionäre umfassende Lager Wilkenburg an der alten Leine und sucht seit dem jedoch bislang vergeblich nach weiteren Lagern im Tagesmarschabstand. Außer Paterculus der diesen Krieg als außerordentlich voluminös darstellte und die relativierende Aussage von Cassius Dio gibt es nur noch die Minimalquelle von Suetonius der sich aber lediglich entnehmen lässt, dass Tiberius von Kaiser Augustus angewiesen wurde in dieser Zeit Germanien zu unterwerfen. Ebenfalls eine Formulierung die den „Immensum bellum“ nicht mehr so immense erscheinen lässt wie er in die Geschichtsschreibung „dank Paterculus“ eingegangen ist. Nach dem man also zu der Überzeugung gelangte mögliche Gefahrenherde im Norden unter Kontrolle gebracht zu haben, wurde die Freigabe für die „Mission Varus“ erteilt und er konnte in den mittleren Weserabschnitt vorstoßen um dort im Sinne einer neuen Verwaltungsstruktur selbstständig agieren zu können. Die Nordstämme ließ man eingeschüchtert zurück und Varus konnte mit sicherem Abstand zu ihnen mit den Cheruskern die ihn wohlweislich angelockt hatten den Knebelvertrag schließen da sich diese nun nicht mehr auf eine langobardisch elbgermanische Rückendeckung stützen konnten. Zu bedenken ist, dass eine versumpfte wirtschaftlich uninteressante und zudem wertstofffreie Region zu erobern auch nicht das eigentliche Ziel Roms war, denn letztlich hatte man die Erzlagerstätten im Visier, sodass sich im römischen Vorstoß in den Norden und bis zur Elbe um diese Zeit auch noch nicht die Strategie einer neuen Elbgrenze erkennen lässt. Zweifellos war der Macht - und Einflussbereich von Marbod in diesen Tagen dem Imperium bereits ein Dorn im Auge. Einem Gefahrenbereich dem man mit dem „Immensum Bellum“ und der Gründung einer römischen Provinz unter Varus im bedeutsamen Harzvorland immer näher kam. An diesem geostrategischen Ort im Raum Höxter an der Mittelweser offenbart sich der Kern augusteischer Machtpolitik, denn von hier aus war es möglich wenn es militärisch geraten schien den Harz sowohl nördlich als südlich zu umfassen. Eine Theorie die es ausschließt das Varuslager weiter nördlich zu vermuten. Wir schreiben das Jahr 7/8 + und mit jedem Kilometer mit dem man das Lager nach Norden in Richtung Hameln verschoben hätte wäre auch der Versorgungsabstand einer sozusagen überlebenswichtigen Logistikkette in die Länge gezogen worden. Damit wäre auch die Gefahr gewachsen, dass sich um diese Zeit ein noch unbesiegter Marbod mit dem Tiberius drei Jahre vor dem Ausbruch der Varusschlacht noch einen Zwangsfrieden schließen musste zu einem Gegenspieler entwickeln konnte und er sich hätte dazwischen schieben können. Varus hätte im Markomannenkönig der über ein schlagkräftiges und vollzähliges Heer verfügte eine ernst zunehmende Armee zum Gegner gehabt und wäre mit einem nördlicher gelegenen Lager erhebliche und unnötige Risiken eingegangen. Varus durfte die schnelle Anbindung via Hellweg zur Lippe aus strategischen Gründen nicht aufs Spiel setzen. Denn im möglichen Zusammenspiel mit anderen Stämmen wäre es für Marbod ein Leichtes gewesen einen Keil in die römische Lagerkette zu treiben um Varus samt Provinz zu isolieren. Das Imperium war ein Militärstaat und beherrschte in der Regel das Einmaleins der Kriegstaktik. Und neben dem von Tiberius angeordneten militärischen Aderlass als man Varus seine drei Legionen für den Markomannen Feldzug erheblich abgeschmolzen haben könnte, was er widerstandlos zu akzeptieren hatte kommen Gedankenabläufe dieser Art im provinzialrömischen Forschungszweig oft zu kurz. Abgestellte varianische Kontingente auf dem Weg in den Osten könnten sich möglicherweise auch mit den Marschlagern bei Hachelbich am Südharz in Verbindung bringen lassen. Die Zeiten eines im Sinne Roms geschlossenen Besatzungsvertrages hatten sich nun geändert nachdem die Legionäre nach dem abgebrochenen Markomannen Feldzug wegen des Pannonien Aufstandes nicht nach Ostwestfalen zurück kehren konnten, so dass sich Varus gezwungen sah, seinen cheruskischen Vertragspartnern mehr auf Augenhöhe begegnen zu müssen. Da die Cherusker als auch Varus in Marbod einen gemeinsamen Feind hatten dem sich Arminius erst 17 + entledigen konnte musste Varus ihren Empfehlungen und Vorschlägen folgen da er im Ernstfall auf ihre Unterstützung angewiesen war. Nach dem der Geopolitik das Augenmerk galt und sich auch der Zug des Varus in den Untergang abzeichnet bzw. nachzeichnen lässt, steht nun das innere Geschehen im Vordergrund. So kann nach Grundriss, Rohbau, Gerüst und Zuschnitt die Detailplanung folgen. Sind die Außenmauern also erst mal hoch gezogen und herrscht in den Räumen freie Sicht, dann kann sich der Hausbesitzer mit der Raumnutzung, Möblierung und Ausgestaltung beschäftigen, während sich der Historiker einem ganzen Landstrich gegenüber sieht in dem sich ein Geschehen widergespiegelt haben könnte, in das er nun die einzelnen Stationen einzuordnen hat. Es ist ein oft unterschätzter Analysefehler anzunehmen, dass es sich bei den Abständen zwischen dem Etappenlager Brakel und den folgenden zwei Notlagern um Tagesmarschetappen handelte, so wie man es sich unter Schönwetterbedingungen vorstellt. Dies trifft nur auf den ersten Marschtag zu an dem man sich problemlos und ungefährdet über die normale Distanz fortbewegen konnte, während die weiteren Tage von der militärischen Dynamik bestimmt und davon erheblich beeinflusst wurden. Denn ab dem Einsetzen des Schlachtgeschehens am zweiten Marschtag verringerte sich zwangsläufig auch das Tempo der Vorwärtsbewegung was bei unmittelbarem Feindkontakt auch zum völligen Stillstand führen konnte. Anhand des nun vorliegenden Ablaufplanes lässt sich der jeweilige Zeitbedarf auch unter Einbeziehung der hellen Tagesstunden ermessen. So wird die von Cassius Dio vorgegebene Gesamtdauer begründbar, die einzelnen Aktivitäten lassen sich zuweisen und das Gesamtbild füllt sich was der Plausibilität dient, da es den Aktionsradius deutlich macht in dem die Varusschlacht statt fand bzw. sich auswirkte. Ein Schlachtenspektakel, dass sich im Kern letztlich nur über 22 Kilometer etwa auf der Höhe von Hampenhausen beginnend bis Borlinghausen erstreckte. So gehörte ein sorgfältiges Maßnehmen unter herbstlichen Gesichtspunkten ebenso dazu wie das Bewerten der damals herrschenden Bedingungen und das auch unter humanen Aspekten. Dadurch wird deutlich wie wenig ein pauschales und nahezu verzweifelt wirkendes Hochrechnen der Marschzuglänge zur Erkenntnis beitragen und eine akribische Vorgehensweise nicht ersetzen kann. Darauf geht u.a. der Abschnitt „Der Tag an dem die Varusschlacht ausbrach“ vom 17.10. 2021 näher ein. So sind viele bislang angestellte Spekulationen beispielhaft für die Oberflächlichkeit mit der man sich häufig der Thematik widmete. Der große Rahmen muss ineinander greifen damit der Ablaufplan stimmig wird ohne den alles zusammenhanglos in der Luft schweben würde und man sich ohne Anfang und Ende zu kennen in unlogischen Kombinationen verirren würde. Nun aber liegen die wesentlichen Eckdaten vor und man kann sie ins Weichbild des Nethegau drücken, da wo sie ihren Platz haben. Es hat sich heraus gestellt, dass alle bisher im Boden entdeckten Artefakte so bedeutsam und zielführend sie auch scheinen nicht dabei helfen konnten dem Varusschlachtfeld auf die Spur zu kommen, so dass die Zeit für eine neue Herangehensweise gekommen war. Nur bei dieser Methodik und auf Basis der antiken Schriften und den darin gemachten geographischen Aussagen, den nachgewiesenen infrastrukturellen und fortifikatorischen Hinweisen sowie den vorhandenen Luftaufnahmen war es möglich das Kampfgebiet einzugrenzen und das Gesamtbild zu vervollständigen und abzurunden. Die von den Römerfreunden an der Weser entwickelte Theorie eines ab Paderborn nach Osten gerichteten Fächers war zwar hinweisgebend, aber letztlich nur halbherzig. Man ließ ihn ab Paderborn nur 45 Grad ausschlagen und nur 20 km nach Osten ausgreifen, wodurch es östlich von Schmechten keine Varusschlacht mehr geben durfte und man die Südegge einschließlich Willebadessen und Borlinghausen komplett ausklammerte. Was die Strategie anbelangt für die Schlacht einen Austragungsraum zu definieren liegen nach dem Verlaufsplan und der Lokalisierung weitere Eckpfeilern der Theorie zugrunde die uns die antiken Schriften, die Geographie und die Bodenstrukturen verraten.

Auf Basis historisch geographischer Hinweise

I.)
Cornelius Tacitus schreibt, dass Stertinius 15 + die Brukterer schlug und Germanicus danach auf seinem Weg zur Weser bis in deren entlegenste Wohngebiete vordrang worunter man sich die äußersten also östlichsten Grenzgebiete ihrer Siedlungen vorstellen kann. Zuvor hatte er noch das Gebiet zwischen Ems und Lippe verwüstet. In ihrem Namen Brukterer verbirgt sich der Hinweis, dass es sich bei ihnen um Bewohner des flachen Landes handelte und sie die Niederungen besiedelten die topographisch betrachtet bis in die sichelförmige Randlage von Paderborn an der östlichen Hochebene mit den heutigen Orten Buke und Altenbeken bzw. Schwaney unmittelbar am Hellweg reichen, sodass der Eggekamm die Grenzregion gebildet haben könnte. Von dort lag wie Tacitus überlieferte der „Teutoburgiensi saltu“ nicht weit entfernt. Um diese Distanz darzustellen benutzte er die Worte „haud procul“. Worte die er aufgrund umfangreicher Recherchen bei Entfernungen bzw. Abständen von 20 km verwendete. Es ist eine Distanzangabe die uns vom Ortszentrum Schwaney am Hellweg über den Eggekamm exakt bis zur Borlinghauser Eiche einem markanten Punkt im Kontext der Schlacht führt. Schauen wir darüber hinweg, dass Cassius Dio die Realitäten verschob in dem er schrieb die Cherusker hätten Varus an die Weser gelockt, dann fällt unweigerlich der Blick auf Höxter am Weserufer. Höxter liegt aber nicht nur vor dem Solling sondern auch im westlichen Schatten des Harzes von wo aus sich seine südlichen Ausläufer als auch die Nordkehre erreichen lässt um ihn zu umgehen. In Höxter liefert die Weserfurt am Ende des Hellwegs die durch Hangabrutschungen von den Rabenklippen in Verbindung mit dem Geschiebe der Nethe entstand eine Erklärung für die frühe Bedeutung der Region. Furten begünstigen seit jeher den Durchgangsverkehr was Städtegründungen förderte und findet seine Bestätigung darin, dass sich hier schon vor 1115 das erste feste Bauwerk befand, dass die Weser überbrückte. Eine Zeit als in Hameln und auch in Bremen noch keine Brücke existierte.

II.)
Cassius Dio schreibt, dass Varus am ersten Marschtag anfänglich noch von Arminius und den Seinen begleitet wurde. Was sich zunächst nach einem normalen Vorgang anhört lässt annehmen, das man sich entschied den Rückmarsch von der Mittelweser zur oberen Lippe über die Hauptverbindung anzutreten. Eine allen Zugteilnehmern bekannte Route da an diesem Tag keine Experimente auf der Agenda standen. Die Bedeutung dieser Strecke zeigt sich daran, dass sich an ihr auch das erst kürzlich entdeckte Marschlager Paderborn befand, dass schon unter Drusus errichtet worden sein könnte. Diese sowohl von den Legionen, als auch von den sie begleitenden Germanen ob fußläufig oder beritten, sowie vom umfänglichen Tross bestehend aus mehrachsigen Fahrzeugen genutzte Landstraße dürfte sich daher in einem geeigneten und angemessenen gut befahr - und begehbaren Zustand befunden haben. Kritische Steigungen und heikle Bachüberquerungen dürfte man entschärft haben und bildeten kein Hindernis mehr. Eine Infrastruktur die Rom im wesentlichen schon vorfand da die Region schon in vorgermanisch keltischen Zeiten dicht besiedelt war, Eine Strecke die man noch ausgebaut hatte und die für den Vorstoß nach Osten unabdingbar war. Eine Zuwegung die mit den Ausschlag dafür gegeben haben dürfte, dass man sich für ein Lager im Raum Höxter entschied.

III.)
Cassius Dio setzt im Zusammenhang mit dem ersten Notlager einen geographischen Bezugspunkt, den man mit Waldgebirge übersetzt hat. Ein wuchtiges Wort, dass er einer uns nicht bekannten Stelle seiner Quellen entnahm oder es in dieser Art eigeninterpretierte. Zweifellos wollte er damit die erschwerten Umstände und kritischen Bedingungen am Abend des ersten Kampftages zum Ausdruck bringen unter denen sich die Legionäre eine Bleibe für die Nacht schaffen mussten. Ostwestfalen kennt in dieser Region nur die schroffe Egge auf die sich diese Wortkombination anwenden ließe. Die Zugstrecke die die Legionen der Theorie folgend am ersten Tag bis Brakel und am zweiten Tag bis zum Erreichen des Notlagers zurück legten verlief jedoch durch relativ ebenes Gelände oder gewellte Landschaften. So trifft die Beschreibung wohl nur für das markant aufragende Eggegebirge zu, bis zu dessen Hangkante sie jedoch am zweiten Marschtag noch nicht vorgedrungen waren. Versucht man sich diesen Begriff zu erklären und in einen Zusammenhang zu bringen, dann könnte er sich nur auf dem Weg mündlicher Überlieferung über die Überlebenden der Schlacht in seine Vorlagen eingeschlichen haben, denn wer wusste schon außer ihnen, dass sich im Schlachtengebiet ein bewaldetes Gebirge befand. So könnten sie es auch gewesen sein, die diesen Hinweis aufbrachten, da für sie die Egge das prägende Element der Großregion war. Eine Vorstellung in Gestalt einer Formation die Cassius Dio selbst nie vor Augen hatte die er nicht zuordnen konnte und daher der Auffassung war er könne es auch auf das Umfeld des ersten Notlagers übertragen. Seine Annahme, das Notlager habe möglicherweise inmitten einer unzugänglichen und schluchtenreichen Bergwelt gelegen kann durch die Realität der Topographie vor Ort als überführt betrachtet werden. Hinter dem Notlager des Cassius Dio, dass am zweiten Marschtag, dem ersten Kampftages errichtet wurde verbarg sich das erste Varus Lager, bei dem es sich um das taciteische „prima Vari castra“ gehandelt haben dürfte bzw. um das worunter Florus das Gerichtslager verstand, da dies einst das Ziel der ganzen Aktion war. Ein Lager, dass sich jedoch auf einer mäßigen Anhöhe im Fahlenbruch unweit des Warburger Hellweges nahe Schweckhausen befand aber dort nie gesucht wurde, auch weil sich die Forschung durch das Wort Waldgebirge in die Irre führen ließ.

IV.)
Cassius Dio beschreibt einen äußerst bemerkenswerten Umstand der so gar nicht in einen Schlachtenbericht passen will. Denn er berichtet, dass sie am Morgen nach dem Abzug aus diesem Notlager „offenes“ Gelände erreichten. Man betrat infolgedessen eine Region ohne höheren Bewuchs folglich baumlos. Flächen mit hochwertigen Böden dienen seit jeher der Agrarwirtschaft und werden deswegen vegetationsfrei gehalten. Zu den ältesten Lößregionen in Deutschland gehört die Warburger Börde die sich unmittelbar südlich an den Schlachtenkorridor anlehnt. So könnte man sich am Morgen des dritten Marschtages auf der Anhöhe nördlich von Schweckhausen befunden haben, von wo aus sich auch heute noch ein weiter Blick zum dreizehn Kilometer Luftlinie entfernten Desenberg eröffnet.

V.)
Cornelius Tacitus geht auf die Stätten ein wo die Cherusker die Tribunen und die Zenturionen der höheren Ränge getötet hatten. Tacitus verwendet in seiner Überlieferung „lucis propinquis barbarae arae, apud quas tribunos ac primorum ordinum centuriones mactaverant“ übersetzt „nahe dem Licht des Barbarenaltars, wo sie die Tribunen und Zenturionen der ersten Ränge getötet hatten.“ das Wort „lucis“ und hob damit hervor wo es sich genau ereignete. Man kann es so deuten, dass man es in der Nähe eines im Licht stehenden Altars tat. Demnach hatte der Altar unter freiem Himmel gestanden aber getötet hatte man sie im Schatten dieser Lichtung. Man ist dazu übergegangen diese Stätte einen Hain, also eine lichte Waldung zu nennen und da sich dort ein „Arae“ also ein Altar befand unter dem man sich einen Steinblock vorstellen darf bekam der Hain den Zusatz „heilig“. Man tötete sie also nicht auf dem Altar, sondern in der Nähe davon, sodass es sich bei dem Altar um keine Hinrichtungsstätte handelte. So könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Cherusker die ihnen heiligen Altäre nicht mit dem getöteten Feind in Berührung bringen wollten. Da von Altären die Rede ist geht man davon aus darin trotzdem Ritualtötungen sehen zu können, es im engeren Sinne also Menschenopfer waren. Opfer brachte man grundsätzlich Ahnen und Göttern dar und der Ort wo dies statt gefunden haben könnte deckt sich mit der Recherche die diesem Internetbuch zugrunde liegt. Denn der Endkampf vollzog sich in einem Waldgebiet westlich von Borlinghausen in dem heute noch zahlreiche Hügelgräber oberirdisch sichtbar sind, da sie christlicher Einebnung entgehen konnten. Und wie es alle Völker mit ihren Grabstätten hielten ehrten die Germanen dort ihre prähistorischen Vorfahren. Es ist aber auch der Wald der heute außer dem Namen Struck – noch immer den Namen Twistholz trägt. Ein Wald auf den aus Richtung Helmern ein Feldweg zuläuft der sich daher Twistweg nennt. Abgeleitet von Tuisto dem erdgeborenen Gott der Germanen der sich auch im Namen Teuto erhalten haben soll, in die Nähe eines Kriegsgottes gerückt wird, aber auch eine Ähnlichkeit mit Tvashtri dem Schöpfergott hat, wie man ihn im altindischen Sanskrit der Sprache der Veden nannte.

VI.)
Cornelius Tacitus erwähnt den „Teutoburgiensi“, eine Bezeichnung die man vom Aufbau her mit dem Namen der „Tarragonensis“ einer Gebirgsregion in Spanien vergleichen kann. Tacitus stieß in seinen Quellen auf das Wort „Teutoburgiensi“, das ihm nicht geläufig war da es germanischen Ursprungs war und für das es keinen lateinischen Namen gab. Und während man hinter diesem Begriff aufgrund der prähistorischen Fliehburgen der Einheimischen den Eggekamm erkennen kann war in Spanien der Estragon namensgebend den man in Frankreich Tarragon nennt. Da man zu allen Zeiten nach einem griffigen Alleinstellungsmerkmal suchte um Regionen einen Wiedererkennungswert zu geben nutzte man das Naheliegende und was in beiden Fällen seit Urzeiten existierte, was sich dafür eignete, was man vorfand also antraf. Auch seine Quellen könnten das Wort von den Überlebenden der Schlacht aufgegriffen haben oder es war für die römischen Feldherren eine von den Einwohnern übernommene Orientierungshilfe wenn sie nach Osten ins Land der Volksburgen aufbrachen. Für Rom war es Wald und Gebirge zugleich eine riegelförmige Bergkette durch die eine Passage führte, die Tacitus „Saltu“ also Waldschlucht nennt. Das gesamte Eggegebirge ließ damals nur eine Passage zu auf die die Bezeichnung „Saltu“ anwendbar ist. Im Sinne dieser Analyse trifft sie nur auf das Hohlwegebündel zu dessen Hauptweg sich heute Burgweg nennt, der westlich von Borlinghausen zur „Alte Burg“ führt und das Ende des Schlachtenkorridors markiert. Der Altenbekener Aufstieg war vor 2000 Jahren noch kein karentauglicher Verkehrsweg und der Anstieg durch das Schwarzbachtal nahe Scherfede führte aus entgegen gesetzter südlicher Richtung von der Diemel kommend auf das Sintfeld. Der Weg durch die Externsteine war zwar auch eine prähistorische Landstraße aber auf alle bis auf den einen, lässt sich der Begriff "Saltus" nicht anwenden.


Auf Basis sichtbarer Bodenstrukturen:

I.)
Es ist die römische Stoßrichtung gewesen die auf die Weser gerichtet war. Der erste Bezugspunkt dazu wird in Anreppen deutlich, wo man eine römische Straße frei legte die in Richtung Osten führt. Sie wird in Paderborn wieder sichtbar wo die aktuellen Grabungsergebnisse im Stadtgebiet auf ein römisches Marschlager hinweisen. Der Fund einer Münze mit der Darstellung des römischen Kaisers Severus Alexander am Bauernhof unmittelbar am Hellweg 2.500 Meter westlich Schwaney weist darauf hin, dass der Hellweg auch noch später von römischen Truppen genutzt worden sein dürfte. Hinzu kommt die Entdeckung und Freilegung einer in auffälliger Weise mit Steinen befestigten Straße mit hangseitigem Entwässerungsgraben über die Egge östlich von Schwaney auf die ein Hohlwegebündel folgt. Detailliert geht darauf das Kapitel „Die Römerstraße von Schwaney zur Weser - Sie ist noch da“ ! Vom 2. August 2022 ein.

II.)
Zum vermuteten Sommerlagerkomplex im Weserbogen stehen Luftaufnahmen zur Verfügung die zwei ineinander greifende Wallstrukturen mit abgerundeten Ecken erkennen lassen. Entstanden sind sie unmittelbar östlich von Höxter zu einem Zeitpunkt als dieser Bereich noch nicht im Zuge der Gewerbegebietserschließung Höxter – Ost weitgehend überbaut war. Dazu gehört das Kapitel „Römische Lagerspuren mitten in Höxter ?“ vom 1. August 2018.

III.)
Weitere Hinweise ergeben sich aus der Baugeschichte der Abtei Corvey, den dort verwendeten Baumaterialien wie Ziegel und Bachtuff sowie der Architektonik, was auf einen römischen Stützpunkt schließen lässt. Siehe Kapitel „Die Inschriftentafel am Corveyer Westwerk - Römisch oder karolingisch“ ? vom 2. September 2022.


IV.)
Am Warburger Hellweg südlich von Frohnhausen im Waldgebiet „Fahlenbruch“ haben sich bislang undatierte Lagerreste erhalten, worunter man das taciteische „prima Vari castra“ bzw. das Dio`sche erste Notlager verstehen darf, das Florus für das Gerichtslager hielt. Ein Komplex bestehend aus heute noch erkennbaren Wällen und Gräben die hinsichtlich ihrer Dimension den Überlebenden des ersten Kampftages gedient haben könnten. Der Erosion ausgesetzte Aufwallungen die in der Höhe jenen des cäsarischen Lagers bei Hermeskeil gleichen. Siehe Kapitel „ Das "prima Vari castra" befand sich im Fahlenbruch“ vom 1. Februar 2022.


V.)
Im Aufstiegsbereich zur „Alte Burg“ westlich Borlinghausen existiert eine am Hang gelegene ebenfalls undatierte Wallgrabenstruktur in Form einer Wegesperre die dazu gedient haben könnte die Legionen am Aufstieg zu hindern. Siehe Kapitel “War es ein Sperrwerk aus Varuszeiten im vermeintlichen „Teutoburgiensi saltu“ ? Vom 16. April 2024.


Kartographische Hinweise in Form von Parzellenamen östlich von Borlinghausen deuten auf frühchristliche Kulttraditionen hin. Siehe Kapitel „Wo die Irminsul stand - Im Schriftgut der Region verbergen sich Bezüge zu den Ereignissen der Jahre 9 und 772“ vom 27. Januar 2023.

I.)
Der Parzellenname „Eskerke“ lässt an ein Kirchenbauwerk denken, also an eine „Kerke“ aus Eschenholz, die dort im Zuge der Christianisierung errichtet wurde und die möglicherweise von den Sachsen zerstört oder von den Franken aufgegeben wurde da sich die Karolinger für Löwen nahe der Taufnethe und am westlichen Rand der fruchtbaren Warburger Börde gelegen als missionarischen Hauptort entschieden.

II.)
Ein in unmittelbarer Nähe befindlicher Höhenweg durch die Feldflur trägt den Namen „Weißer Weg“ bei dem es sich um eine Bezeichnung handeln könnte die von den Gewänder der Täuflinge herrühren würde.

III.)
Eine andere Parzelle trägt den Namen „Kreuzhecke“ was vermutlich auf eine in Kreuzform angelegte Umfriedungsstruktur zurück geführt werden könnte. Ein Ort an dem einst ein weit sichtbares christliches Kreuzsymbol aufgestellt war.

Aus Kreuzhecke, Weißer Weg oder Eskerke lassen sich jedoch nur indirekte Bezüge zur Varusschlacht ableiten. Direkter werden sie erst dann, wenn sich an diesem Platz mittels weiterer Hinweise der Standort der Irminsul bestätigen ließe und man davon ausgeht, dass Armin für die Bewohner der Region im Namen Irmin weiterlebte. Aber auch die Nähe zu Marsberg und die Zugroute Karl des Großen macht Borlinghausen seit jeher zum Favorit. Siehe u.a. Kapitel „Den Standort der Irminsul kannten die Corveyer Mönche - Was wussten sie von der Varusschlacht“ vom 21. November 2023.

In Form einer unweit davon hinterlegten Parzelle die den Namen „Hakenei“ trägt, ergibt sich in diesem Zusammenhang ein weiterer seltsamer Bezug. Er ermöglicht einen Exkurs in die Parallelwelt alter Zeiten und bietet erstmals zur sprachlich dialektischen Nähe zwischen dem mythologischen Drachen und dem Feldherrn Varus auch eine räumliche Erklärung an. Das Wort „Hakenei“ war eine Bezeichnung die in altsächsischen früheren Jahrhunderten ihren Ursprung gehabt haben dürfte. Überliefert wurde sie in einer Schreibweise wie sie in Deutschland kein zweites Mal anzutreffen ist, dafür findet man sie aber mitten im Stadtkern von Alt - London wo sich einst die von Vortigern im 5. Jhdt. angeworbenen Sachsen und Falen niederließen und wo es im Wort Hack - ney überlebte, wo man die überlieferten Erinnerungen austauschte was auch das Vermächtnis des Varus bewahrte. Dazu erschien u.a. am 20.03.2023 das Kapitel „Der Drache der nie einer war“. Der Parzellenname „Hakenei“ ist ein Begriff der für die Aufzucht von Zugpferden steht. Pferde die entweder zu zweit oder viert vor Karren gespannt wurden oder Pflugscharen zu ziehen hatten. Möglicherweise ließ sich auch Varus kutschieren, da er Fußkrank war. Statt kutschieren könnte man aber auch tragen bzw. ziehen sagen. Anders gesagt bzw. in althochdeutsch ausgedrückt ließ er sich „tragan“. In altsächsischer Sprache lautete es „dragan“, ein Wort gleichbedeutend mit „ziehen“. Zudem ist es identisch mit dem germanischen Wort, dass ebenfalls als „dragan“ überliefert ist. In Latein nannte es sich „trahere“ und in altindisch „dhrajati“ und stand für dahin gleiten aber auch fliegen, womit es sich dem althochdeutschen Wort „trahho“ dem Urwort von Drachen annähert. Eine mögliche Spur wie sie die frühen Auswanderer aus Ostwestfalen gelegt haben könnten, die ihr noch vorhandenes Wissen auf der seinerzeit ebenfalls von Rom okkupierten Insel verbreiteten. Dort führte die Ähnlichkeit und der Gleichklang der Begriffe zu einer Verschmelzung und löste die Vorstellung aus man habe es bei Varus mit einem wahren Untier zu tun gehabt. Ein Mensch unter dem man sich ein widerwärtiges Monster vorzustellen hatte, dass begleitet von christlicher Symbolsprache im Mittelalter als Drachen nach Sachsen zurück kehrte.

Fazit:
So lassen sich den Überlieferungen von Cassius Dio jene aufschlussreichen Details entnehmen die erkennen lassen, dass es innerhalb des mehrtägigen Marschgeschehens zu Kampf - und kampflosen Phasen kam und es sich rekonstruieren lässt, dass der erste Marschtag ungestört, und ohne jegliche Kampfhandlungen verlief. Auf Basis der hellen Tagesstunden, den äußerst umfänglichen, unvermeidbaren und somit auch zeitintensiven logistischen Tätigkeiten und Vorbereitungen, sowie den ab dem zweiten Marschtag einsetzenden Kämpfen lassen sich die Stunden füllen die in der Summe erkennen lassen, dass sich der Varuszug über drei Tage erstreckte, Kämpfe aber nur an den Tagen zwei und drei statt fanden und es am vierten Tag nur noch zu kleineren Scharmützeln reichte. Grundsätzlich steht der neuzeitlichen Recherche die antike Literatur zur Verfügung worin man die Fakten wie eingemeißelt erkennen möchte bzw. muss, die Gegebenheiten der Landschaft und weniger die Bodenfunde um den Verlauf der Schlacht nachstellen zu können. Gewagt zu nennen ist es auf den Volksmund zu schauen, die nordischen Sagen und die einheimischen Legenden der nachfolgenden Generationen hinzuzuziehen, obwohl darin wertvolle Informationen enthalten sind die zur Auswertung genutzt wurden Aber erst nachdem sich die Theorie hinreichend mit Fakten gleichen Argumenten anreichern ließ, traten neue und unerwartete Sichtachsen zu Tage wodurch Abläufe deutlich wurden, die vorher nicht erkennbar waren. Erlösend einer Lösung gleich kommend erscheint uns die Varusschlacht nun wie ein überdimensionales Panoramagemälde, das sich zum „Puzzlebild“ komplettieren ließ, sodass man es sich schon fasst als „Varusschlacht Brettspiel“ patentieren lassen könnte. Angelehnt an den historischen Kenntnisstand und an eine Vielzahl zusätzlicher Hinweise stand in den letzten Kapiteln die Bemühung im Vordergrund einen authentischen Ablauf zu präsentieren um dabei zu versuchen hinter die Kulissen der Mehrtagesschlacht zu blicken. Bestehende Erklärungslücken konnten plausibel und nachvollziehbar geschlossen werden um ein in sich schlüssiges und überzeugungsfähiges Konzept zu präsentieren. In der Zusammenfassung musste hier hier auf vieles verzichtet werden wozu auch die Wiederholung jener Theorien zählt, wonach der ihn britische Volksmund im 5. Jhdt. Varus zum Drachen mutieren ließ, ihn personifizierte bzw. umgedeutet haben könnte. Das man dem isländischen Abt Nikulas im 12. Jhdt. genau dort auf den Drachen hinwies, wo Varus im Zuge dieser Theorie seinen Tod fand und sich begründen lässt. Das man die Irminsul da errichtete wo die Cherusker einst ihre Grabsitten pflegten und die Varusschlacht endete sieht nach vielen Zufällen gleichzeitig aus, wirkt zumindest irritierend und rechtfertigt es allemal weitere Untersuchungen anzustrengen. Aber die Aufarbeitungsgeschichte zur Varusschlacht ist noch nicht zu Ende und geht im nächsten Kapitel weiter. (24.06.2024)

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