Donnerstag, 28. November 2019
„Kalkriese“ im Lichte neuer Argumente - Ein profaner Raubüberfall
Zu wissen, wie viel römische Legionäre im Raum Kalkriese kämpften, könnte zu einer der Schlüsselfragen für Grund und Ursache der dortigen Auseinandersetzung werden, denn sich mit germanischen Kontingenten zu befassen dürfte aussichtslos sein. Aber anhand der Anzahl römischer Soldaten ließe sich eventuell ermessen, wie viel Bedeutung man überhaupt diesem rätselhaften Kräftemessen innerhalb der antiken Welt zukommen lassen wollte. Vielleicht ging es im Zeitalter der tiberianischen Geschichtsschreibung auch nur einfach unter und blieb unerwähnt weil man in der Begebenheit keine grundsätzliche Notwendigkeit für eine Berichterstattung erkannte. Denn die griechischen oder römischen Historiker widmeten sich nicht allen Konflikten in Germanien und selbst die großen Auseinandersetzungen sind ihnen oft nur Randnotizen wert. Und was wir so über die antike Geschichtsschreibung aus den Händen von Dichtern, Astronomen oder Geographen erfahren haben, ist mehr als eigentümlich. „Kalkriese“ hat schon viele Fragezeichen produziert. Wollten die Legionäre die in den Engpass von Kalkriese vor stießen denn letztlich überhaupt kämpfen, mussten sie also mit einem offenem Kampf rechnen. Hatte denn ihre Anwesenheit in dem schmalen, teilweise Bach feuchten Korridor mit südlich angrenzendem Berganstieg und nördlich vorgelagerter Moorlandschaft möglicherweise einen völlig anderen Zweck und Charakter, als dort eine Gefahr oder ein Risiko einzukalkulieren sich also verteidigen zu müssen. Waren die römischen Streitkräfte, oder hatten sie sich überhaupt darauf vorbereitet hier von ihren Waffen Gebrauch machen zu müssen, waren sie also letztlich nicht vielleicht in einem völlig anderen Auftrag unterwegs der keinen Waffeneinsatz erwarten ließ. Hatten sie etwa einer Order zu folgen, die kampflos verlaufen sollte. Dies könnte dann auch die vielen zivilen Gerätschaften unter den Funden erklären helfen. Sie sprechen jedenfalls diese Sprache und es klingt nicht danach, dass man sich einem bevorstehenden Kampf zu stellen bzw. ihn zu befürchten hatte. Alles trug daher vielmehr die Züge einer unplanmäßig und überraschend vorgetragenen germanischen Attacke die Verwirrung auslöste, die unverhofft über sie herein brach und die hastige und überstürzte Fluchtbewegungen in die unterschiedlichsten Richtungen auslöste. Hier war anfänglich keine vorgewarnte und umsichtige römische Kolonne auf dem Marsch, die nach allen Richtungen zu observieren hatte. Hier wähnte man sich solange in Sicherheit bis man die ersten untrügliche Anzeichen dafür erkannte, dass ein Überfall drohte. Und hier war demnach wohl auch kein Varus unterwegs, der sich nach den Worten von Cassius Dio am dritten Tag bereits dem Ende seiner Tage nahe sehen musste und sich der drohenden Gefahr bewusst gewesen war. Es schien sich dort nicht um die dramatische Schlussphase einer mehrtägigen Auseinandersetzung zu handeln in der man gegen alle Vernunft noch immer über reichhaltig Bargeld verfügte und zudem umgeben war mit Glocken tragenden Maultieren. Ganz so, als ob man der Überzeugung war, es gäbe jetzt noch Hoffnung darauf, etwas von alledem retten zu können. Sich sogar am heran nahenden letzten Kampftag noch ausgestattet mit hinderlichen Maskenhelmen einem Nahkampf zu stellen ist nicht nur unpraktisch, sondern kann sich für den Träger auch als störend erweisen oder gar tödlich enden. Denn metallene Masken schränken den Sichtwinkel ein und wecken auch unliebsame Begehrlichkeiten, stellen aber, ob man sie nun trug, im Gepäck oder an der Gürtelschnalle mit sich führte in kritischer Lage immer überflüssigen und entbehrlichen Ballast dar. Dem gesamten Verlauf nach so wie wir es Cassius Dio entnehmen können wirkt es auf Basis des Fundmaterials unlogisch und Militär strategisch nicht haltbar. In Kalkriese werden die römischen Soldaten meines Erachtens wohl in anderer Eigenschaft unterwegs gewesen sein, als sich in einer Verzweiflungstat eine letzte Chance zu erkämpfen. Beeindruckendes gemischt mit Imponiergehabe wollte man bei dieser Mission zum Ausdruck bringen. Denn im römischen Reich waren zu dieser Zeit Gesichtsmasken, die die Regungen der Legionäre unkenntlich machen sollten, den repräsentativen Anlässen vorbehalten. Gedacht für Schaukämpfe der römischen Reiterei in den Arenen jener Zeit, wo man mit ihnen auf zeremoniell pompöse Weise in inszenierten Auftritten römische Macht und Prunk versinnbildlichen und symbolisieren wollte. Glänzende Parademasken waren das sichtbare Attribut für Triumph, aber für ernste Kämpfe untauglich und nicht gedacht für den harten Einsatz im Feld. In Kalkriese konnte und wollte man es sich offensichtlich erlauben und es riskieren sie zu tragen bzw. sie mit sich zu führen. Die explosionsartig verteilten Funde bedecken ein größeres Terrain. Und es werden daran sowohl Fluchtrichtungen und Absetzbewegungen erkennbar die dorthin führten, wo man sich einen Ausweg erhoffte. Es lassen sich aber auch Kampfnester davon ableiten die erkennen lassen, dass man sie dort bereits erwartete oder ihnen folgte. Der eingestürzte Teil eines Wallabschnittes des Marschlagers deutet daraufhin, dass hier einer der Ausgangspunkte des Kampfes gelegen haben könnte. Ein offensichtlich fehlendes kompaktes Fundareal in einem möglichen Zentrum deutet darauf hin, dass es früh nach der ersten Feindberührung schon zu Fluchtverhalten kam. Der viel zitierte germanische „Schlachtentourismus“ dürfte sich nur auf lukrative Teile konzentriert haben, während man Kleinteile unbeachtet ließ und nicht unter die Grasnarbe schaute. Teile aber, die der heutigen akribischen Archäologie nicht entgangen sind bzw. mit denen sich ein Hot Spot der Auseinandersetzung zentrieren ließe. Kurz aber heftig ließe sich vielleicht das Szenario beschreiben. Ein Argument für einen überraschenden Überfall und keine langen Verteidigungsbemühungen. Die Überfallenen suchten das Weite und entkamen soweit es die Geographie zuließ. Im unmittelbaren Schlachtfeld also im Umfeld des relativ klein dimensionierten römischen Rastlagers fand man daher bisher auch nur acht Knochengruben die sich 17 Menschen im Alter zwischen zwischen 20 und 45 Jahren zuordnen ließen. Relativ wenig um damit ein umfangreiches Schlachtgeschehen im Kern der Ereignisse plausibel begründen zu können. Sodass uns diese wenigen Knochenfunde auch nichts über die Mannstärken verraten können, die sich einst an dieser Stelle gegenüber standen. Die wenigen Funde lassen eine Rekonstruktion nicht zu und helfen uns somit gegenwärtig nicht weiter, zumal weitere Skelettteile bislang nicht entdeckt werden konnten. Man könnte also auch davon ausgehen, dass es sich bei den beigesetzten Skeletten nur um die zu Tode gekommenen Römer handelte, die sich im Zentrum des Kampfgeschehens den Germanen bis zuletzt zur Wehr gesetzt hatten und nicht flüchten konnten oder wollten. Da keine weiteren menschlichen Knochenreste aufgespürt wurden, ließe sich daraus schließen, dass sich viele Römer absetzen konnten und ihnen somit auch die Flucht gelungen sein könnte. Legionäre die einzeln oder in Gruppen flüchteten könnten zweifellos auch später noch getötet worden sein und ihre Überreste könnte man, wenn überhaupt also nur mit sehr viel Glück zerstreut im weiteren Umkreis finden. Ein Gesamtbild, das aber den Schluss zulässt, dass in Kalkriese nur ein kleiner Anteil römischer Legionäre den Tod fand, aber die meißten entkommen konnten oder im Umkreis fielen. Dies wäre wiederum ein Hinweis dafür, dass es in Kalkriese zu keiner länger andauernden frontalen Auseinandersetzung zwischen Römern und Germanen kam. Die bislang ergrabenen Wallreste eines Lagers boten etwa 3.000 bis 4.000 Soldaten Raum, Schutz und Unterkunft, wobei die Stärke einer Legion zwischen 3.000 und 6.000 Mann schwanken konnte. Nur aus dem Vorhandensein dieser Strukturen zu schließen, das Lager wäre erst oder könne nur im Zusammenhang mit den Kämpfen errichtet worden sein, ist nicht nachweisbar. Anzunehmen, man könne von der Größe also der Dimension des ergrabenen Rastlagers und dem darin unterbringungsfähigen Personalbestand auch auf die Gesamtstärke der bei Kalkriese kämpfenden Legionäre schließen ist daher ebenfalls nicht haltbar. Denn die bei Kalkriese unterlegenen Römer können die maximale Belegungskapazität des ausgegrabenen Rastlagers sowohl über - als auch unterschritten haben. Das an dieser Stelle existierende Marschlager könnte dort also zweifellos auch schon länger vorhanden gewesen sein und bereits vor den Kampfhandlungen bestanden haben. Es wurde aber erst im Zuge der Kämpfe zerstört. So muss die Kapazität bzw. das personelle Fassungsvermögen dieses Lagers auch nicht mit den an der Schlacht beteiligten Legionären korrespondiert haben. Ursprünglich einmal könnte das Lager den römischen Einheiten auf dem Hellweg von der Ems zur Porta Westfalica schon einige Jahre lang als Etappenlager für kleinere Marschbewegungen einzelner Legionen gedient haben. Über zusätzliche provisorische Zelt- oder Barackenlager in der Nähe oder innerhalb des Lagerkomplexes könnte es vorübergehend auch eine Erweiterung bzw. Aufstockung erfahren haben wie man es mit vielen Kleinlagern bei Bedarf gehandhabt haben dürfte. Aufgrund dieser Unsicherheitsfaktoren ist die Dimension der am Kampf beteiligten Legionäre auch nicht einschätzbar. Es kann sowohl zu einem Scharmützel einiger tausend Römer, als auch zu einem darüber hinaus gehenden Gefecht gekommen sein, ebenso kann es aber auch wesentlich kleinere Ausmaße angenommen haben. Aber die Tatsache, dass die Germanen an diesem sehr weit westlich gelegenen Schauplatz einen Kampf für sich entscheiden konnten weist auf eine zahlenmäßig eher überschaubare römische Kampfeinheit in dieser Region hin. Es war ein auf sich gestellter Heereszug der isoliert von größeren Verbänden unterwegs war und einer Richtung folgte deren Ziel wir noch ergründen müssen. Das Kampfgebiet befand sich nach 16 + außerhalb der neuen imperialen Grenzziehung bereits mitten in Germanien und dort in etwa im Grenzgebiet von Ampsivariern und Angrivariern mit einer Tendenz zu den Erstgenannten. Waren germanische Kampfverbände zahlenmäßig überlegen, so konnten diese für einen römischen Marschzug zwangsläufig immer zu einer Gefahr werden. Der Frage nach zugehen wer sich germanischerseits hier zusammen getan haben könnte, möchte ich noch nach gehen. Aber im Hinblick auf die umfangreichen finanziellen Hinterlassenschaften und die anderen wertvollen Transportgüter kann es sich auch um ein Aufeinandertreffen vor dem Hintergrund eines profanen Raubüberfalls gehandelt haben. Raubzüge und Überfälle missgünstiger Stämme auch untereinander waren seinerzeit nicht unüblich wie wir auch von Cassius Dio erfahren haben, denn damals hatte auch Varus Legionäre zum Schutz von Transporten abgestellt. Aber römische Maultier Karawanen versprachen sicherlich bessere Beute. Man wollte auf Basis dieser Theorie also im Schlauch bei Kalkriese demnach keinen Varus und auch keine Legionen vernichten, man wollte sich schlicht und einfach in den Besitz der Werte bringen. Hier waren also keine germanischen Patrioten, Sittenwächter oder Stammesverteidiger am Werk. Das Pekuniäre und andere interessante Dinge könnten allein schon ein ausschlaggebender Grund dafür gewesen sein, diesen Marschzug zu überfallen. Es wäre demnach nur eine minder schwere Auseinandersetzung gewesen, die daher auch historisch keinen bedeutsamen Wiederhall oder Niederschlag gefunden hat, weil sie ohne größere strategische Auswirkung blieb. Ein peinliches Ereignis allemal, das man nicht thematisiert hat oder es nicht für nötig hielt es hervor zu heben, zumal es einen Ausgang zum Nachteil des Imperiums nahm, wie es auch noch andere ähnliche andere gegeben haben dürfte. Denn die antiken Historiker haben uns bekanntlich keine Liste über alle Gefechte in Germanien hinterlassen. Ob man dem Vorfall schon den Stellenwert einer Schlacht oder gar Clades zuschreiben sollte und ob es diese hohe Einstufung verdient, ist fraglich. Eine strittige Interpretation für den Schlachtenhorizont Kalkriese hat sich auf die letzten Stunden der Varusschlacht verständigt, als die Feinde Varus immer näher kamen. Varus wäre es demnach selbst unter ungünstigsten Bedingungen noch gelungen, bis in die letzte Phase des Endkampfes enorme Geldsummen den Germanen vorenthalten zu können. Schätze und Werte samt medizinischem Gerät vor allem aber Gegenstände die man selbst im Defiliergefecht noch bis zuletzt in eigener Obhut behalten konnte und wollte, obwohl sich an den Vortagen der Niedergang bereits deutlich abzeichnete und die wie ein Köder gewirkt hätten. Aber der interessante Fundhorizont, die Suche nach der passenden zeitlichen Zuordnung, die Örtlichkeit und die Erwartungshaltung auf weitere spektakuläre Funde werden uns als Anreiz um alles in einen plausiblen Kontext zu setzen sicherlich noch lange beschäftigen. In der Einführung hatte ich bereits darauf hingewiesen, dass uns Strabo aus seiner Darstellung des Triumphzuges noch vieles mehr hinter lassen hat, auf das es sich lohnt einzugehen. In der Kapitelabfolge bewege ich mich aber immer noch auf den Spuren die uns Strabo über den Cheruskerfürsten Segestes hinterließ. Der Mann, dem die römische Welt und deren Oberschicht später viele Kenntnisse verdankt, deren Wahrheitsgehalt ich allerdings für fraglich halte. Aber im Zusammenhang mit einer rätselhaften und eben von jenem Strabo verwendeten Wortwahl spielt hier an einer unerwarteten Stelle urplötzlich ein völlig anderes Thema mit hinein, dass sich nicht ausklammern lässt. Denn wer hätte je gedacht, dass man dem Text aus der Feder von Strabo auch etwas Interessantes in Bezug auf die These von einer möglichen „Varusschlacht nördlich von Osnabrück“ abgewinnen kann. So gerät das Thema „Kalkriese“ unverhofft mit in die „Segestes - Verschwörung“ hinein und man kann die beiden Säulen der Geschichtsforschung nicht von einander trennen. Aber der Reihe nach. Wenn auch Tiberius im Herbst 16 + den weiteren Krieg gegen die Germanen untersagte, so musste es dem Imperium doch daran gelegen sein auch weiterhin das wichtige natürliche Bollwerk nämlich die Rheingrenze zu sichern, die zu den fragilsten Abschnitten im ganzen römischen Reich zählte. Die Zahl der am Rhein stationierten Legionäre war folglich nicht unerheblich, wie sich nicht nur anhand von Hochrechnungen ermitteln lässt. Und diese Soldaten wollten und mussten auch nach dem Beschluss von Kaiser Tiberius in den Folgejahren beschäftigt werden bzw. wollten beschäftigt sein, denn den vielen Soldaten nur das Wache schieben zu verordnen, dürfte schon damals nicht im Sinne einer nahezu alles beherrschenden Großmacht gewesen sein. Als Germanicus Germanien für immer verließ und seine Reise nach Rom antrat um zu seinem Triumphzug am 26. Mai 0017 pünktlich zu sein, nahm er meines Erachtens auch Segestes seine Familie sowie die zahlreichen Gefangenen mit. Statt ihm blieb der mit ihm nachgewiesenermaßen eng befreundete Gaius Silius am Rhein zurück und übernahm seine Funktionen die teils im defensiven Bereich lagen, aber wenn nötig auch begrenzte operative Züge tragen durften. Tacitus nannte Gaius Silius etwas nebulös einen Moderator also einen Vermittler, obwohl Silius weit aus mehr war als das. Vermutlich traf er aber mit seiner Wortwahl den Nagel auf den Kopf, denn um diese Zeit war auf römischer Seite in Germanien mehr ein Moderator als ein Feldherr vonnöten. Denn in Germanien galt es nun nach der Entscheidung von Tiberius neue Leitlinien zu ziehen nach dem man von zukünftigen Angriffskriegen mit dem Ziel neue Provinzen zu schaffen Abstand nahm. Dauerhafte Grenzsicherung zu betreiben lautete nun die Devise die schon im Zuge der von mir thematisierten „Tiberianischen Landwehr“ östlich von Köln durch Sugambrerland deutlich wurde. Aber gleichzeitig musste man immer imstande sein auch zukünftig Angriffe, also begrenzte Feldzüge und Kommandoaktionen östlich des Rheins im Sinne dieser Strategie umzusetzen. Dies sollte Bestandteil des neuen Prinzips, heute würde man sagen der Militärdoktrin sein. Denn eine starre Grenze hätte sich taktisch als fatal und sich als ein Zeichen von Schwäche im Sinne von Einschanzen erweisen können. Denn es galt auch weiterhin östliche Regionen die der eigenen Versorgung dienten und von keinem schützenden Rhein mehr abgeschirmt wurden, nicht aus der Kontrollzone zu entlassen. Weitere militärische Präventionen also Vorwärtsverteidigungen gehörten daher zur Gesamtstrategie und die Vorgabe an Silius war es möglicherweise die beiden germanischen Distrikte Ober- und Untergermanien auf die neue Gefechtslage vorzubereiten, die Truppenteile zu koordinieren, sie also nach Tacitus zu moderieren. Dazu diente fortan die römische Streitmacht auf der westlichen Rheinseite. Permanente Abschreckung bei nötiger Offensive war den Germanen gegenüber glaubhaft zu machen. Germanien sollte also immer im Auge behalten werden, aber ohne in Gänze vom Land Besitz ergreifen zu wollen. Das war das Gebot der Zeit und die Herausforderung an die römische Staatsmacht. Eine frühe Festlegung in Form einer Selbstbeschränkung, die über die gesamte Zeit in der das römische und später weströmische Reich in Germanien existierte Bestand haben sollte. Dies führte in der Konsequenz zu einer epochalen Weichenstellung, die der Varusschlacht den historisch gewichtigen Stellenwert in der deutschen Frühgeschichte einbrachte und eine Zeitenwende besiegelte. Ein Ergebnis daraus ist die Tatsache, dass sich fortan der Rhein zu einer heute noch spürbaren Kultur- und Dialektgrenze entwickelt hat. Das östliche Germanien sollte im Status quo verharren und kein germanischer Stamm sollte sich auch nach den letzten Kämpfen im Herbst 16 + völlig sicher fühlen dürfen. Der Moderator Gaius Silius hatte seit dem Jahr 13 + neben Lucius Munatius Plancus das Zweite Konsulat inne. Der erste Konsul Plancus war selbst bereits in Germanien als er Germanicus 14 + half einen Aufstand meuternder Legionäre zu verhindern. Auch Gaius Silius stand von Beginn der Germanicus Feldzüge im Jahre 14 + an der Seite von Germanicus und für ihn wurde schon 15 + aufgrund seiner besonderen Verdienste und Erfolge zu seinen Ehren in Rom ein Triumph organisiert. Die Tatsache, dass man einen Zweiten Konsul auf Dauer und einen Ersten Konsul in einer schwierigen Lage nach Germanien entsandte unterstreicht die Bedeutung Germaniens für das römische Reich in jener Zeit. Ein Germanien in dem bereits ein Cäsar kämpfte und vermutet wird, dass der spätere Kaiser Augustus auch schon bis nach Trier kam. Das man den Zweiten Konsul Gaius Silius nach dem Ende der Germanicus Feldzüge mit der Verwaltung Germaniens beauftragte verdeutlicht erneut den hohen Stellenwert, den die Region für Rom besaß und das gewachsene Sicherheitsbedürfnis an der Nordflanke, dem man Rechnung zu tragen hatte.

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An dieser Stelle sei ein Exkurs in die freie Enzyklopädie (Wikipedia) angebracht die mir zwar in vielerlei Hinsicht bei der schnellen Quellensuche hilfreich ist und auf deren Basis ich meine Kenntnis je nach Bedarf über den Buchbestand der Universitätsbibliothek Trier aufbessere, ergänzend hinzuziehe und vervollständige bzw. abgleiche. Der man aber auch mit einer gewissen Skepsis begegnen sollte. Unter Gaius Silius (Konsul 13) ist zu lesen, dass er im Jahre 13 + zum ordentlichen Konsul ernannt wurde. Des Weiteren, dass er „im Jahre 18 mit dem Aufbau der Flotte beauftragt wurde und das er einen Kriegszug gegen die Chatten führte, bei dem er erst nach zwei Jahren erfolgreich war“. Wikipedia bezieht sich in diesem Fall auf die Literatur und gibt als Quelle die „Prosopographia Imperii Romani“ an sowie „Ronald Syme“. Im Zuge meiner Recherche konnte ich diese Werke noch nicht einsehen und muss daher meine Schlussfolgerungen daraus unter Vorbehalt stellen. Der zitierte namhafte Ronald Syme war von 1948 bis 1952 Präsident der "Society for the Promotion of Roman Studies" also der "Roman Society" und gilt unbestritten als ein Experte dieser Epoche. Das es sich aus der antiken Literatur heraus lesen ließ, dass Gaius Silius im Jahre 18 + den Auftrag bekam den Aufbau der römischen Flotte in Germanien zu übernehmen steht im Kontext zu den Ereignissen nach dem Germanicus Germanien verließ. Denn Gaius Silius war bis 21 + Oberbefehlshaber des Ober Germanischen Heeres. Das aber dem Wikipedia Hinweis zu entnehmen ist, dass und das noch nach 18 + Gaius Silius zwei Jahre benötigte um die Chatten zu bezwingen halte ich nicht für schlüssig, denn er hätte sich damit den Anweisungen des Kaiser Tiberius widersetzt. Zudem hätte sich ein erneuter zwei jähriger Krieg in Germanien nicht mehr mit der Zielvorstellung von Grenzsicherung oder Vorneverteidigung rechtfertigen lassen und ich konnte es bislang auch keiner antiken Quelle entnehmen. Wegen der erschwerten Recherche werde ich mich im weiteren Verlauf Formulierungen bedienen müssen, die dem Rechnung tragen.

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Für das Jahr 18 + was auch logistisch nachvollziehbar ist, ist zu lesen, dass Silius begann die einst zerstörte römische Flotte wieder aufzubauen. Eine an sich konsequente militärisch logistische Maßnahme die die Neuausrichtung an der Germanenfront belegt und dem Geiste der neuen Grenzstrategie nicht widerspricht. Im östlichen Terrain vor dem Rheinlimes durfte sich keine germanische Bedrohung mehr zusammen ballen können. Die abseitig siedelnden Wesergermanen werden während dieser Zeit alle römischen Aktivitäten misstrauisch aus der Distanz begleitet haben und mussten aufgrund der römischen Strategie zwangsläufig immer mit einem Aufflackern neuer Kämpfe, die auch gegen sie gerichtet sein konnten rechnen. So werden sie eine Schutzzone im Sinne einer Frühwarnabsicherung zu ihrem Territorium aufgebaut haben. Eine Grenzziehung ab der sie sich unmittelbar bedroht fühlten und zu den Waffen rufen mussten. Sie werden ihre geographische Westgrenze besonders im Auge behalten haben und sie könnte sich östlich des Rheins in unbekannter Region und Tiefe befunden haben um noch rechtzeitig reagieren zu können. In der zweiten Hälfte des Jahres 17 + steckte der neu ernannte Befehlshaber Gaius Silius demzufolge noch in der Sondierungsphase um sich mit der neuen Lage vertraut zu machen. Aber mit dem Jahr 18 + stand der an ihn ergangene Befehl zur Umsetzung an und man erwartete erste Erfolgsnachrichten. Denn ab 18 + nahm Gaius Silius gemeinsam mit Aulus Caecina Severus und dem übrigen Führungsstab den Flottenaufbau in Angriff. Vermutlich die erwartete Ersatzmaßnahme für die zahlreichen im Jahre 16 + an der Küste zerschellten Schiffe. Dazu müssten sie sich zwangsläufig an den Wasserwegen aufgehalten haben. Also an Flussabschnitten an denen sich in dieser Zeit Werften bzw. Plätze befanden, wo man leichte Fluss – oder Küstenschiffe herstellen konnte. Möglicherweise auch Werften in denen germanische Schiffbauer für sie gegen Lohn tätig gewesen sein könnten. Bootsbau, der nicht unbedingt nur im linksrheinisch römischen Besatzungsgebiet statt gefunden haben muss. Da der Mittelrhein vis a vis der Lahnmündung weniger zum Gefahrenbereich zählte, könnte man diese Arbeiten auch an mehreren geeigneten genügend wasserführenden Flüssen angegangen haben, möglicherweise sowohl am Niederrhein als auch an kleineren Flüssen wie Ijssel oder Ems etwa bei Rheine oder Emsdetten. Zwischen Rheine und dem vermuteten Drususkanal „der langen Renne“ liegen etwa drei Tagesmärsche oder 58 Kilometer. Und von Rheine aus sind es wiederum lediglich 3o Kilometer bis zum magischen Kalkrieser Berg. Wenn schon Weser oder Elbe nicht mehr erreichbar waren, so könnte man annehmen, dass zumindest der Flussverlauf der Ems bevor sie in Richtung Quelle um die westfälische Bucht nach Osten bog als der östlichste und ebenfalls nach Norden entwässernde Grenzfluss die Funktion eines vorgeschobenen Limes besaß oder aber inmitten eines Kontrollraumes lag, den das Imperium noch für sich beanspruchte. Somit könnte es sich bei dem Kalkrieser Berg als dem westlichsten Ausläufer der Mittelgebirgskette, um ein von weitem aus sichtbares Landschaftselement gehandelt haben, das eine geographisch markierende Funktion zur Germania Magna bildete. Gaius Silius oder andere Legaten könnten sich 18 + auch noch bis ans linke Ufer der Ems gewagt bzw. sich dort aufgehalten haben um die dortige Lage bei den Ampsivariern zu inspizieren und vielleicht sogar den Fortgang von Schiffsbauarbeiten zu kontrollieren. (28.11.19)

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Freitag, 22. November 2019
Was geschah am Kalkrieser Berg - Zeit für eine neue Erklärung oder die Lösung ?
„Denk ich an Kalkriese in der Nacht. Dann bin ich um den Schlaf gebracht“. So könnte man Heinrich Heine als Grundlage nehmen. Und wer Kalkriese sagt, meint Varus. Seit aber die Turbulenzen und das Verwirrspiel um „seine“ Schlacht im Jahre 9 + zu nahmen gerieten wieder die Schlachten aller Germanicus Feldzüge in die Mühlen der Forschung. Aber einen Umstand zog man warum auch immer bislang nicht näher in Betracht. Eine mögliche Auseinandersetzung die nicht in den bisher betrachteten zeitlichen Kontext zu passen scheint. Ein Scharmützel oder schon ein Gefecht zu dem es gekommen sein könnte, dass uns die Historie jedoch verschwiegen hat. So lohnt es sich aber den Blickwinkel zu erweitern und ich möchte bevor ich mich wieder verstärkt der Person des Segestes zu wende dieses aus mehreren Abschnitten bestehende Kapitel vorziehen, denn Strabo hat uns nicht nur etwas über Segestes hinterlassen, er hat uns auch noch ein Seil gespannt, das ich vorher noch überspringen möchte. Betrachtet man einen Hinweis den uns Tacitus hinterließ und bringen ihn in Verbindung mit einer Überlieferung aus der Feder von Strabo, so erhalten wir in der Essenz aus beidem eine Kombination von Ereignissen die uns in ein sehr auffälliges Zielgebiet lenkt, nämlich die Niewedder Senke. Denn Tacitus berichtet über ein sich zugetragenes Ereignis, das möglicherweise mit dem übereinstimmt das Strabo andeutet.Als der Brite Tony Clunn ab 1987 auf den Spuren von Theodor Mommsen am Nordrand des Wiehengebirges fündig wurde löste dies einen unerwarteten Boom unterschiedlichster Interessensrichtungen aus. In eine einst eher stille Region hielt eine pulsierende Dynamik einzug. Vom Erdreich gereinigte restaurierte Funde sprachen die Besucher an und es gelang morsche Historie als moderne Attraktion zu präsentieren. Aus einer bäuerlich geprägten Landschaft wurde ein musealer Schauplatz, der sich zum Selbstläufer entwickelte und was die große Distanz in eine weit zurück reichende Epoche schnell vergessen machte. Plötzlich traf sich eine ungewöhnliche Mischung aus Menschen die an Kultur interessiert sind, jenen die von der Neugierde Getrieben werden, Personen die beruflich mit der Geschichtsforschung befasst sind, Privatiers die es zu ihrem Hobby gemacht haben, Managern der Touristikbranche und die Konsum Orientierten. Allesamt befördert von einem Hauch Goldgräberstimmung dem die Politik gerne die Hand reichte. Der allgemeine Wunsch deutsche Frühgeschichte erlebbar zu machen, wollte fortan umfänglich und möglichst wahrhaftig befriedigt sein. Ein Ansinnen, dem man gerne nach kam und das man in dieser Gestalt und Dimension schon lange nicht mehr kannte. Und es wurden Fehler in der Aufarbeitung gemacht, die man aber langsam in der Knochenkiste der Geschichte begraben sollte. Der geweckten Erwartungshaltung in Verbindung mit dem ausgelösten Rechtfertigungsdruck verdanken wir nun aber einen kaum versiegenden Forschungsdrang der unseren Wissensstand kontinuierlich verbessert. Die anfängliche Deutung der zahlreichen im Boden ausgegrabenen römischen Relikte und Artefakte östlich des Bramscher Ortsteiles Kalkriese hatte die an Geschichte interessierte weltweite Community schon ins Schwärmen gebracht die darauf gesetzt hatte, der Varusschlachtort wäre nun endlich gefunden worden. Die Freude wich jedoch, als manches Erhoffte von der nüchternen Realität eingeholt wurde. Und seit dem man etwas davon abgerückt ist, da sich später diverse Ungereimtheiten einstellten die es schwer machen diese Schlacht mit der des Jahres 9 + als identisch zu erklären, werden auch wieder andere infrage kommende Schlachten jener Zeit für neue Bewertungen heran gezogen. Fortan können und dürfen auch einst abwegig erschienene Theorien nicht mehr gänzlich verworfen werden. Denn eine fehlende Gesamtlogik und die mangelnde Aussagekraft von Kontext und Funden lassen belastbare Festlegungen über die Umstände und Hintergründe des dortigen Geschehens bislang nicht zu. Eine an sich wünschenswerte Entwicklung. Denn Schlachtorte zu ungeklärten Ereignissen eignen sich besser zum Tummelplatz historischer Analysen und Hypothesen als Enträtselte. Auf der Suche nach der einen übrig bleibenden weil plausibelsten Variante oder der einzig wahren Erklärung bilden nun die Feldzüge des Germanicus die in den Jahren zwischen 14 + und 16 + stattfanden, den Kern des neuen Prüfbereiches. Neue Hoffnungen setzt man aktuell auch in die Archäometallurgie. Metallische Gegenstände aus anderen Regionen Europas die den drei unter gegangenen Legionen aufgrund unterschiedlicher Methoden zweifelsfrei zu geordnet werden können, vergleicht man nun mit den Metallfunden aus Kalkriese um über den „metallurgischen Fingerabdruck“ nachweisen zu können, dass sich die Varuslegionen in Kalkriese aufhielten und demzufolge in die dortigen Kämpfe verwickelt gewesen sein müssten. Es wäre dann eine Bestätigung dessen, was man umgangssprachlich eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit nennt. Eine wissenschaftlich technologische Herausforderung die man schon fasst eine Operation an den offenen Wurzeln urdeutscher Geschichte nennen könnte. Ob diese Untersuchungen zu belastbaren Ergebnissen führen werden bleibt abzuwarten und solange lautet die Botschaft aus Kalkriese, dass in alle Richtungen "ungestraft" weiter spekuliert werden darf. Und da gibt es in der Tat eine Reihe interessanter Aspekte bzw. Anhaltspunkte, die man aufgreifen könnte. So auch eine Verbindungslinie die mir an anderer literarischer Stelle bisher noch nicht aufgefallen ist. Aber die zahlreichen in der Region verstreut aufgefundenen Münzfunde die sich inzwischen auf eine stattliche Anzahl von über 2000 Stück summiert haben dürften und die in den Jahrhunderten in der Übergangszone zwischen Berg - und Moorlandschaft zu Tage traten, lassen aufhorchen. Sie zeigen an, dass nördlich des Kalkrieser Berges einst eine Marschkolonne mit einer ansehnlichen Summe an Bargeld kompakt im Trosswagen verstaut oder verteilt über mehrere Schatullen unterwegs gewesen sein musste. Nicht nur die verschollenen Münzen von Gut Barenau oder andere Sammlungen die im Zuge der Weltkriege oder anderweitig abhanden kamen, galt es da mit einzubeziehen. Auch die zuletzt noch 2017 ausgegrabenen 200 Silbermünzen die vorwiegend aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert stammen und von denen die ältesten schon im Jahre 180 – geprägt wurden sind zu berücksichtigen. Somit Münzen von denen einige schon seit vielen Jahrzehnten in Umlauf gewesen waren, bevor sie im Untergrund um Kalkriese verschwanden. Geprägt wurden diese Münzen in einer Zeit als an die Varusschlacht noch gar nicht zu denken war. Daran lässt sich natürlich auch die Unzuverlässigkeit erkennen, anhand von Münzfunden genaue Datierungen vornehmen zu können. Denn angenommen, man hätte in Kalkriese nur Münzen aus dem Jahre 180 – gefunden, könnte man denn daraus schließen, dass römische Legionäre schon unter Marcus Porcius Cato Censorius, der 149 – in Rom verstarb bei Kalkriese kämpften. Sicherlich nicht. Anders betrachtet könnten wiederum dort gefundene Münzen mit dem VARus Gegen Stempel auch noch sehr viel später nach Varus in den Boden von Kalkriese gelangt sein, nämlich genau solange wie auch sie in Umlauf gewesen sein könnten. Bei den Münzen aus dem Jahre 180 – waren es im Jahre 9 immerhin schon rund 190 Jahre gewesen. Folgerichtig könnte man mit Varusmünzen sogar noch bis ins 3. Jahrhundert und darüber hinaus gezahlt haben. Stünde uns DNA fähige Substanz aus Kalkriese und daraus resultierend eindeutige Angaben zur Verfügung, so könnten wir manchen Spekulationen ein Ende setzen und würden uns glücklich schätzen. Aber welchen Umfang könnte bei diesem Fundvolumen die gesamte dort entlang transportierte Geldmenge gehabt haben. Was gelangte davon in den Boden und was fiel den Germanen in die Hände. Denn an einem germanischen Sieg an diesem Ort zweifelt niemand. Was konnten die Legionäre noch davon retten und was liegt heute immer noch unentdeckt im Boden. Schaut man sich die bisher untersuchte Fläche an und vergleicht sie mit einem möglichen Erwartungsraum wird schnell klar, was noch im Boden liegen könnte. Eine kostbare Fracht die da den alten Hellweg passierte. Hatte man für sie möglicherweise zu wenig Bewachungspersonal abgestellt oder waren die Angreifer zu stark. Wenn man sich allerdings mit einer ungewöhnlichen hohen Geldsumme wagte in Germanien die Hellwege zu nutzen waren Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Sich vorher mit dem dort ansässigen Germanenstamm auf ein Wegerecht zu einigen bzw. sich unter deren Schutz zu stellen ist solange denkbar, wie verlässlich die Germanen waren. Wie der Name Soldat schon sagt, wird Soldaten also auch Legionären ein Sold gezahlt und ihnen zeitversetzt ausgezahlt. Denn zuerst kommt die Arbeit und dann der Lohn. Nach getaner Arbeit beinhaltet bei Soldaten in der Regel nach einem Feldzug. Nach getaner Arbeit umfasst und bedeutet aber für Soldaten auch, dass die Soldzahlung nach einer Schlacht erfolgt. Legionären zahlte man wie überliefert ist ihren Sold drei Mal im Jahr aus, was sicherlich nicht an feste Kalenderdaten gebunden war. War die Garnison auf dem Feldzug, so war der Legionär mit seinen monetären Rücklagen umsichtig und nahm nur das Nötigste mit, denn es lauerten überall Gefahren. Er könnte im Gefecht seinen Münzbeutel verlieren musste aber auch befürchten, dass seine eigenen Stubenkameraden lange Finger machten. In den Standlagern am Rhein und anderswo wurden die Truppenkassen in einem Keller und dort symbolträchtig unter dem jeweiligen Fahnenheiligtum aufbewahrt. Die Behauptung aufzustellen, wonach römische Legionäre ihren Sold der aus früheren Zahlungen stammte auch auf dem Kriegszug mitgenommen haben könnten wodurch sich die Ansammlung erklären ließe, gehört nicht zu den sicheren und belastbaren Erkenntnissen der Forschung. Man nimmt daher an, dass die Soldaten nur im kleinen Rahmen Münzen am Körper mit sich führten. Mangels besserer Erklärungen hält man daher die aufgefundenen Münzen bislang für die Truppenkasse der Legion oder der Legionen. Eine erstaunliche Erklärung, denn in Anbetracht der Tatsache, dass man im Jahre 2016 acht Goldmünzen fand, darf man sich die Frage stellen, wem man denn während eines Feldzuges seinen Sold in Gold auszuzahlen hatte, oder traute man der Truppenkasse im Standortquartier nicht. Denn dieser Fund entsprach immerhin dem Jahreseinkommen eines höheren römischen Offiziers, der in Kalkriese als komplexer Fund in den Boden gelangte. Er könnte also einer oder mehreren Person zugeordnet werden. Sollte man die den Marschzug begleitenden Legionäre für deckungsgleich halten mit der Anzahl jener, die man im ergrabenen Marschlager hätte unterbringen können, so stellt sich erneut die Frage warum für diese überschaubare Abordnung so viele Münzen gebraucht wurden. Die Frage aufzuwerfen, ob die Münzen überhaupt im Verlauf eines Feldzuges bei Kalkriese in den Boden gelangten und nicht unter anderen Bedingungen halte ich für berechtigt und komme noch darauf zurück. In den Wäldern und Sümpfen Germaniens brauchten Legionäre kein Geld und verlorene Wetten oder Niederlagen beim Würfelspiel mussten auch nicht sofort mit barer Münze beglichen werden, wenn man denn überhaupt um Geld spielte. Ebenso hatten Münzen als Währung in Germanien wenig Bedeutung. So ist es fraglich, ob jeder Legionär grundsätzlich Münzen in ein Kampfgebiet mit genommen hätte und man sie nicht in den sicheren Kastellen zurück ließ. Woher der Begriff Legionärsgeld stammt konnte ich noch nicht heraus finden. Ob das Wort berechtigt anzunehmen, alle Legionäre hätten Geld auf einem Feldzug mit geführt ist denkbar, wird angenommen, ist aber nicht gesichert. Feldzüge in Germanien waren zeitlich befristet. Nach der Schneeschmelze im Frühjahr brach man auf und mit Herbstbeginn sollte der Feldzug abgeschlossen sein. Dieses Ablaufschema vermissen wir jedoch bei den Germanicus Feldzügen. Germanicus startete Feldzüge spät im Jahr ( 14 +) oder brach Feldzüge vorzeitig ab (15 + und 16 +). Man zog dann befristet in die Rheinkastelle ein um dann aber im gleichen Jahr erneut in Germanien einzugreifen. Man konnte also den Soldzahlungen fristgerecht nach kommen bzw. die Legionäre konnten sich eindecken um damit die notwendigen Dinge zu regeln. Den Sold bezahlte der Kommandant nach der Schlacht an die Rückkehrer besser gesagt an die Überlebenden aus. Wer im Feld blieb, der ging zwangsläufig leer aus, denn nach einer Schlacht, ob gewonnen oder verloren ließ sich sicherlich makabrerweise einiges davon einsparen. Familienangehörige sind bei Legionären nicht zu erwarten. Wofür brauchten Legionäre während ihrer Feldzüge also größere Geldbeträge. Vor einem Feldzug ausgezahlter Sold steigert zudem auch nicht unbedingt die Kampfbereitschaft. Die Erklärung für die gehäuften Münzfunde mit dem Mitführen der Truppenkasse zu begründen halte ich daher für eine nachrangige Erklärungsmöglichkeit. Sollte es sich um einen Versorgungszug gehandelt haben, der abgelegene römische Standorte mit Münzen zu versorgen gehabt hätte, stellt sich die Frage, welche römischen Truppen man denn mit Sold versorgen wollte, um dafür auf dem Weg zu ihnen die Engstelle am Kalkrieser Berg passieren zu müssen. Folglich eine Reihe von Argumenten die gegen eine Legionskasse sprechen. Aber woher kam das Geld und wofür brauchte man es. Kam es in dieser Häufung aus dem inneren Germaniens, dann war es auf dem Rückweg zum Rhein und man brauchte es in Germanien nicht mehr. Oder war es möglicherweise auf umgekehrten Weg vom Rhein ins innere Germaniens unterwegs und die Münzen stammten aus den Geldreserven der Kastelle am Rhein. Es bleibt festzuhalten, dass die enorme Menge an Münzen mehr Fragen aufwirft als sie Antworten gibt. (22.11.2019)

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Samstag, 9. November 2019
Strabo lüftet einen Vorhang - Der Tag des Triumphes für Germanicus
Wir schreiben den 26. Mai des Jahres 17 + Anno Domini Nostri Iesu Christi oder wie man es in der klassischen Antike vielleicht schrieb den XXVI.V.XVII. Ein besonderer Tag den Strabo zum Anlass nahm uns etwas über seinen Verlauf in Rom zu hinterlassen. Ein Tag der viele historische Rekorde schlug die unseren Wissensstand von stund an verbessern helfen sollten und ein Tag der dank Strabo auch für die Varusforschung zur Superlative wurde. Er wurde für uns zur Stunde Null was die gespaltene Person des Segestes anbelangt und er bietet uns viele Anknüpfpunkte die weit darüber hinaus reichen. Erst dank des griechischen Geographen und Geschichtsschreibers Strabo beginnt es nun, etwa acht oder neun Jahre nach der Varusschlacht konkreter um die Person des Segestes zu werden und die Informationen über ihn beginnen sich zu verdichten. Aber nicht nur das, Strabo hat uns noch sehr viel mehr hinter lassen was der weiteren Analyse wert ist. Grund genug um mich etwas in den von ihm überlieferten Text hinein zu arbeiten und zu versuchen den verborgenen Geheimnissen die in seiner Schreibweise liegen auf die Spur zu kommen. In den folgenden Abschnitten werde ich zusätzliche Details die man seinen Vorlagen entnehmen kann näher betrachten. In diesem Kapitel möchte ich den Anfang machen, aber es soll hierin nur die kurz gefasste Überlieferung im Vordergrund stehen die Strabo für uns zum Historiker zur Varusschlacht macht und nicht die umfängliche Arbeit des Geographen Strabo. Strabo ist eine Ausnahmeerscheinung, denn er wird zu einem Bindeglied zwischen Ovid und Manilius auf der einen und der Historikerkette die mit Velleius Paterculus ihren Anfang nahm und bei Cassius Dio endet, auf der anderen Seite. Strabo ist ein Geschichtsmensch des Übergangs der uns überleitendes Wissen vermittelt und uns in eine Zeit geleitet in der für uns die Taten des Segestes nach und nach immer deutlicher in Erscheinung treten. Seine Art der Geschichtsschreibung aus der Bewegung eines unmittelbaren Zeitgenossen und sogar Zuschauers heraus macht es uns schwer ihn zeitgeschichtlich richtig zuzuordnen. Deswegen möchte ich auch direkt zu Beginn dieses Abschnittes seine Überlieferungen präsentieren, aber nur insoweit sie die Varusschlacht thematisch betreffen, damit man sich früh mit dem Text den er uns hinterließ anfreunden bzw. sich mit ihm vertraut machen kann. Er ist und wie kann es auch anders sein wieder sehr knapp gehalten, aber die magere Ausgangslage hat den doppelsinnigen Vorteil, dass sie dadurch für den Geschichtsfreund überschaubarer wird. Zum besseren Verständnis, habe ich die Übersetzung leicht verkürzt und habe einige Worte ohne, wie ich denke den Inhalt verfälscht zu haben, verschoben, ausgetauscht und den Text nach Sätzen etwas strukturiert.

Es beginnt satzweise mit:

Bei den Cheruskern wurden drei römische Legionen mit ihrem Feldherrn Varus vernichtet.
Die Legionen wurden durch den Bruch der Verträge verraten und dann aus dem Hinterhalt vernichtet.
Alle (Anmerkung: Womit sicherlich nur die römischen Kriegsgegner in der Varusschlacht gemeint sein konnten) haben dafür gebüßt.
Germanicus kam dadurch in den Genuss eines glorreichen Triumphzuges.
Im Triumphzug wurden die bedeutendsten Männer und Frauen mit geführt. Segimund, der Sohn des Cheruskerfürsten Segestes und seine Schwester Thusnelda, die die Gattin des Arminius war mit ihrem drei jährigen Sohn Thumelicus.
Sie war die Gattin des Mannes, der den Krieg bei den Cheruskern gegen Varus angeführt hat und der Mann, der den Treuebruch (Anmerkung: Also den Vertragsbruch) gegen Varus beging.
Arminius setzt den Kampf auch - jetzt noch - fort. (Anmerkung: Wann ist jetzt ?)
Des Weiteren Sesithakos, der Sohn des Cheruskerfürsten Segimer, sowie dessen Gattin Ramis, der Tochter des Chattenfürsten Ukromeros.
Auch der Sugambrer Deudorix, der Sohn von Melos Bruder Baitorix war dabei. Und auch Segestes war unter ihnen. Er war der Schwiegervater des Arminius und er war von Anfang an wegen seines anderen Standpunktes (Anmerkung: eine milde Formulierung !) zu ihm im Zwiespalt.
So nutzte Segestes eine sich bietende Gelegenheit aus, um zu den Römern über zu wechseln.
Daher nahm er auch am Triumphzug mit seinen nächsten Angehörigen teil.
Segestes zog ehrenvoll im Triumphzug mit.
Darin wurde auch Libes, ein Priester der Chatten mit geführt und auch andere Personen aus den unterworfenen Völkern.
So aus den Stämmen der Chauken, Ampsivarier, Brukterer, Usipeter, Cherusker, Chatten, Kattuariern, Lander und Tubanten.

Bei genauem Hinsehen, steckt in jedem einzelnen Satz für den Geschichtsforscher eine Sprengstoff gleiche Brisanz die nach Erklärungen ruft. Und nahezu fächerartig breitet sich ein umfänglicher Fragenkomplex aus. Er beginnt beispielsweise schon mit den etymologischen Forschungsansätzen zur Herkunft der von ihm verwendeten Namen bzw. Schreibweisen und endet noch lange nicht bei der Frage, wann er es nieder schrieb. Über Strabos Schriften, in griechisch wird er nicht Strabo sondern Strabon genannt, erreichen uns nun erstmals belastbare Fakten über das rätselhafte Gebaren und den zwielichten Lebensweg des bedeutsamen Germanenfürsten Segestes. Gleich ob er seine markigen Warnrufe vor einem drohenden Kampf Varus gegenüber schon in Ostwestfalen ins Ohr geflüstert haben will, oder ob er dies erst später in Rom den Menschen wahrheitswidrig, glauben machen wollte, man kommt an ihm nicht vorbei. Und bei der Befragung eines so bedeutenden Zeitzeugen wollte man von ihm in Rom um das Jahr 17 + sicher genauer wissen, was sich denn damals vor der Schlacht zugetragen hatte. Warum sie denn verloren ging, wie Varus sich verhielt, was Arminius tat, aber vor allem was denn überhaupt der treue Römerfreund Segestes unternahm um Varus vor alledem zu schützen. Beweggründe für seinen vorgetäuschten Warnruf Varus gegenüber und seinem späteren Auftritt in Rom werden vielleicht auch dank Strabo erkennbarer und lassen weitere Schlussfolgerungen zu. Der Quellenanalyse nach war es auch Strabo, der uns als erster Historiker die diversen Namen der Familienmitglieder und natürlich auch den Namen des Cheruskerfürsten, nämlich Segestes überhaupt genannt bzw. überliefert hat. Denn zuvor tauchte dieser Name der uns später in unterschiedlichen Schreibweisen begegnen sollte an keiner anderer Stelle in der Geschichtsschreibung auf. Er war also vor Strabo völlig unbekannt. Es klingt plausibel, dass nach der Auffassung einiger Historiker Strabo seinen Kenntnisstand schon relativ früh nach dem Triumphzug etwa zwischen den Jahren 17 + und 19 + zu Papier gebracht haben soll, warum oder worauf hätte er auch warten sollen. Er tat es demnach also nur wenige Jahre nach dem wichtigen Stichtag, nämlich dem 26. Mai 0017, als vermutlich ganz Rom für Germanicus auf den Beinen war.

Als kleines Hilfsmittel und zur Orientierung habe ich Ordnungsbegriffe gesetzt in dem ich zur besseren Übersicht und Analyse den Verlauf in drei Phasen gesplittet habe. So lassen sich die von Segestes ausgelösten Irritationen oder seine Machenschaften leichter aufspüren.

Phase I.
Die römische Götterdämmerung oder die Schockstarre nach der Schlacht
Phase II.
Der Untergang der drei Legionen wurde zum Allgemeinwissen
Phase III.
Die Falschaussagen des Segestes finden Eingang in die Geschichtsschreibung

Die Phase I einer völligen „schriftlichen Leere“ ist nun überwunden und wir lassen sie hinter uns, dann traten wir mit Ovid und Manilius in die Phase II ein. Und die Angaben dieser ersten beiden „Offenbarer“ der Varusschlacht ließen wir vor unseren inneren Augen erscheinen und lebendig werden. Ihre Worte habe ich in den letzten Abschnitten versucht zu interpretieren und inhaltlich aufzuarbeiten. Bevor ich aber die Phase II in der Ovid und Manilius zu uns sprachen ganz verlasse, folgt noch eine letzte Person, nämlich die des Strabo, die noch mit in die Phase II gehört. Damit sind wir sozusagen in der Endrunde dieser Phase angekommen in der er uns weiter beschäftigen wird. In der letzten Phase III werden dann die Historiker Paterculus, Tacitus, Florus und Dio folgen und wir werden ihren Texten entnehmen können, was sie uns in Bezug auf das Erscheinungsbild des Segestes zu sagen haben. Aber zum allgemein und besseren Gesamtverständnis noch mal zurück in die Phase I. Sie begann also unmittelbar nach dem im Saltus die Waffen ruhten und sich die Abenddämmerung über das Schlachtgeschehen legte. Und ja, man darf an dieser Stelle auch mal theatralische Worte verwenden, denn Realität in Verbindung mit Einfühlungsvermögen gehört auch immer zur Geschichtsforschung mit dazu. Denn es breitete sich nach dem Schlachten auch eine große Trauer über der Wallstatt aus. Es war vom typisch herbstlich regnerischem Wetter die Rede, die Körper aller Kämpfer kühlten aus, die Kraft war aus ihren Körpern gewichen, man starrte in eine Leere oder dem Tod entgegen und wer wollte unter diesen Bedingungen noch nach Beute schielen. In der Folge breitete sich eine ähnliche Stimmung auch im ganzen Reich aus. Über das Imperium legten sich Verbitterung und Ratlosigkeit, lähmten bei gleichzeitiger Hektik die Staatssysteme und eine Phase der Orientierungslosigkeit griff um sich. Es herrschte offene Fassungslosigkeit bis zu tiefsinniger Sorge um die Zukunft die in eine Phase des Stillschweigens, der Angst und des ungewissen und unruhigen Abwartens überging. Eine Zeit in der jede Nachricht aus dem Norden mit Gold aufgewogen wurde, wenn sie nur glaubhaft schien um die Gefahr besser einschätzen zu können. Aber jeder römische Bürger konnte sich nun auch denken was folgen würde. Denn man musste zur Gegenwehr schreiten und das Ausheben neuer Legionen würde die unabänderliche Konsequenz sein. Ein üblicher Automatismus, wenn einem Staat Gefahr droht. Es war aber auch eine Zeit in der man es noch nicht für geraten hielt, die wenigen Informationen die man besaß nach außen dringen zu lassen um keine unnötige Unruhe zu erzeugen. Sie dauerte aber nur solange an, bis es letztlich auch vor den Menschen auf der Straße nicht mehr geheim zu halten war. Diese Phase können wir nur spekulativ erfassen und ich lasse sie daher an dem Zeitpunkt enden, wo wir uns auf die ersten schriftlichen Hinterlassenschaften stützen können die man als Hinweis gebend auf die Varusschlacht bezeichnen kann, denn diese waren die Aufzeichnungen von Ovid und Manilius und was anderes kennen und haben wir nicht. Unter chronologischen Gesichtspunkten betrachtet, begann diese Phase I an jenem Abend, nämlich dem letzten und dritten Kampftag. Und nicht vergessen, siehe mein Kapitel vom 9.3.2019. Denn der erste Marschtag vom Sommerlager nach Brakel war nach Cassius Dio nicht bereits ein Kampftag. Die Kämpfe begannen erst am zweiten Marschtag gegen Mittag. Den dritten Kampftag möchte ich fiktiv an dem 27.09.0009 fest machen und die Phase I an dem Tag enden lassen, als man Kaiser Augustus die Tristia von Ovid vorlegte. Denn was Kaiser Augustus bis zu dem Tag schon alles wusste und aus Germanien erfahren hatte, dass haben wir nie erfahren dürfen oder können. An diesem Tag nahm die Phase II ihren Anfang. Wichtig für die Gesamtstruktur meiner Betrachtung ist jedoch, dass Segestes sowohl für Ovid als auch für Manilius noch eine völlig unbekannte germanische Größe darstellte und ihnen über seine Gesprächsinhalte mit Varus im römischen Sommerlager vor Ausbruch der Schlacht noch nichts bekannt war. Zumal sie letztlich auch den Namen Segestes gar nicht kannten. Aber bei Strabo verhält es sich dann schon anders. Er schwebt förmlich zwischen der Phase II und der Phase III. Er wusste schon mehr, aber noch nicht alles. Denn ihm waren zwar der Name Segestes sowie die Namen seiner Familienangehörigen schon bekannt, aber er besaß ebenso wie Ovid und Manilius keinerlei Kenntnis über das konspirative Vorleben des Segestes in Ostwestfalen und seinen angeblichen Warnruf Varus gegenüber. Strabo schrieb lediglich über den Triumphzug, hatte aber immerhin schon etwas über die Zwistigkeiten zwischen Segestes und Arminius erfahren und konnte darüber berichten. Die Phase II setzte nun bekanntermaßen da ein, wo Ovid aus der Verbannung seine Tristia verfasste und sie dem Kaiser bekannt wurde. Auf Ovid folgte der Chronologie nach Manilius und ihm schloss sich nun Strabo die Person der weiteren Kapitel an, der die historische Brücke zu Paterculus schlug bzw. eine Lücke schloss. Aber auch Strabo gehörte wohlweislich noch nicht zu jenen, die den glücklichen Umstand nutzen konnten auf das zweifelhafte Wissen des Germanen Segestes zurück greifen zu können. Die Phase III beginnt mit jenem denkwürdigen Tag als Segestes mit großem Gefolge in der Obhut von Germanicus die römische Bühne der Weltgeschichte betrat, denn nun sollte sich alles ändern und die Historiker die danach schrieben, angefangen mit Paterculus bekamen nun endlich die Information an die Hand, die ihnen fehlte, nämlich die ersehnte Plausibilität. Also das tiefe Verständnis und die Einsicht darüber, wie denn in wenigen Tagen aufgrund eines uneinsichtigen Varus drei Legionen aufgerieben werden konnten. Jetzt erkannte man dank Segestes in Rom die bittere Wahrheit über den Feldherrn konnte ihn verwünschen und man konnte sich ein Bild und einen Reim auf alles Vorgefallene machen. Denn nichts ist dem Menschen lieber als eine glaubhafte Erklärung. Aber damit einhergehend brach nun auch für Segestes eine kritische Zeit an. Denn nun musste seine Strategie, nämlich eine Mischung aus Selbstschutz, Falschdarstellung, Notlüge und Eigenlob auch eine überzeugende Wirkung entfalten. Sein Wissen hatte nun, gleich wie er es den Historikern vortrug und ihnen freigiebig offenbarte auch stimmig zu klingen. Ovid, Manilius und Strabo erscheinen vor diesem Hintergrund betrachtet, wie Personen die aus dem Zug der Geschichte zu früh das Abteil verlassen haben und daher die Enthüllungen des Segestes verpassen mussten. Könnte man Ovid und Manilius noch mal zum sprechen bringen würden sie aber die Nachwelt verlachen, die einem Geschichtenerzähler mit Namen Segestes aufgesessen ist. Segestes setzte vor dem Tribunal nun den Gesichtsausdruck eines Spielers auf. Denn er durfte unter keinen Umständen verraten oder durchblicken lassen, das er Varus gegenüber damals geschwiegen hatte. Das er ein Mitwisser, Dulder oder gar selbst ein Kämpfer in der Schlacht war und Varus ins offene Messer laufen ließ. So verdrehte er die Fakten in seinem Sinne, sah sich zu einer Notlüge gezwungen und warf seine Version Varus auf das Deutlichste gewarnt zu haben in die Waagschale um an der nötigen Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Denn davon konnte jetzt sein Leben abhängen. Erst im Jahr 17 + erfuhren es also die ersten Fragesteller in Rom, wie es damals im dunklen Germanenwald angeblich wirklich gewesen sein soll und er tischte ihnen die ausgedachte Version des „vermeintlichen“ Warnrufes auf. Bis dahin rätselte man in Rom, wie denn alles um Himmelswillen nur soweit kommen konnte. Im weiteren Verlauf der Phase III behandle ich die Historiker, die es ihrer späten Geburt verdanken, mehr zu wissen. Historiker, die ihre Annalen nun basierend auf einem Wissenstand verfassen konnten, den auch sie mit Ausnahme von Paterculus erst selbst abschreiben mussten. Ein Wissenstand der in weiten Teilen darauf beruhte, was sich die Menschen in Rom vorher von Segestes alles weis machen ließen. Aus der Überlieferung von Strabo lässt sich noch nicht erschließen, dass ihm etwas über das umstrittene Verhalten von Segestes im Zusammenhang mit seinen, nennen wir sie mal „vermeintlichen“ Warnungen an Varus bekannt war. Aber die Interpretation dessen, was Strabo nieder schrieb und wie er es tat ist interessant und berührt im weiteren Sinne auch den Verlauf der Varusschlacht. Strabo konfrontiert uns mit seiner interessanten Sicht der Dinge, und dem Wissen der Zeit, denn er stellt bereits den „Bruch des Vertrages“ zwischen Römern und Cheruskern auf eine Stufe mit dem Begriff „Verrat“ bzw. nennt den Bruch dieses Vertrages also gleichzeitig auch einen Verrat. Aber kann man denn überhaupt einen Vertragsbruch auch einen Verrat nennen. Ist denn ein Vertragsbruch dasselbe wie ein Verrat möchte man da fragen. Ich denke ja, denn man bricht einen Vertrag in dem man gegen seinen Inhalt und gegen die darin zum Ausdruck gebrachte Vereinbarung oder Verabredung verstößt. In diesem Sinne verrät man auch den Geist eines Vertrages, verstößt folglich gegen ihn bzw. verrät ihn somit. Der Verrat bestand also bereits darin bzw. lag schon in der Tatsache begründet und begann wirksam zu werden als Arminius Varus an griff. Dies war dann sozusagen der offene Verrat. Angriff = Vertragsbruch = Verrat oder Angriff = Verrat = Vertragsbruch. Obwohl aber Strabo offen von Verrat und Vertragsbruch spricht kann er bis auf die Andeutung vorhandener Zwistigkeiten nichts zu den Hintergründen berichten. Und ein Segestes der den Hinterhalt der Germanen an Varus verriet, kommt in der Version des Strabo an keiner Stelle, obwohl er ihn namentlich erwähnen kann, vor. Seine Darstellung beinhaltet also nicht den Hinweis darauf, dass Segestes den Angriff auf Varus diesem schon vorher angekündigt hatte. Aber wir reden hier trotzdem von zwei unterschiedlichen Formen oder Methoden von Verrat. Denn es ist bekanntlich ja so, dass wenn zwei das gleiche tun, es noch lange nicht dasselbe ist. Denn in dem der Verräter Segestes die Gefahr ankündigte beging er den Verrat, nämlich den Verrat, den wir nur aus germanischer Sicht als einen Verrat nämlich an seinem Volk betrachten. Der aber aus römischer Sicht keinen Verrat darstellte, sondern eine kühne heroische Tat, das aber mitnichten ein Verrat war. Diesen Verrat begingen einzig die Cherusker in Person von Arminius, der das römische Reich im Zuge seines Angriffs verriet und damit den Vertrag brach. So vertreten wir heute die Ansicht, dass in der Ankündigung der drohenden Gefahr der Verrat begründet lag und erst in zweiter Linie im Angriff der Germanen auf Varus und seine Legionen. Sieger und Verlierer bewerten Abläufe bekanntlich immer unterschiedlich. Ein Verrat, der erst offen zu Tage tritt, wenn er auf dem Schlachtfeld klare Fakten schafft und sich dadurch als Verrat zu erkennen gibt und ein Verrat bei dem man die Schlacht bereits vorher verriet, bevor diese überhaupt zum Ausbruch kam, macht eben den Unterschied. Aber die Frage, ob ein Verrat bereits in der Ankündigung liegt oder erst die Schlacht den Verrat ausmacht bleibt in diesem Fall hypothetisch, da ich den Verrat von Segestes grundsätzlich in Zweifel ziehe. Wobei die Begrifflichkeit eines Verrats sowohl als auch Bestand hätte, gleich ob die verräterische Tat später begangen wurde oder nicht. Die Rechtswissenschaft wird es besser formulieren können als ich. Aus seiner Darstellung bzw. Formulierung lässt sich nun schließen, dass Strabo vom Verrat des Segestes bzw. der Warnung die vorher an Varus ergangen ist nichts wusste. Denn für ihn war bereits der Hinterhaltangriff der Germanen auf die Römer ein Verrat und wie er schrieb damit auch gleichbedeutend mit dem Bruch des Vertrages. Von einem Segestes der auf Seiten Roms stand, der dann aber vor gab zur Rettung der Legionen als Verräter bzw. als Warner aufgetreten zu sein, von dem ist bei Strabo um 18 + weit und breit nichts zu lesen. Diese Feststellung ist wesentlich, denn sie beweist das Wissensdefizit bei Strabo, wirft ihn damit auf das Niveau von Ovid und Manilius in die Phase II zurück und lässt erkennen, dass Strabo vom verräterischen Tun des Segestes nichts wusste. Das von Segestes kund getane Wissen nach seiner Ankunft in Rom, hatte meiner Schlussfolgerung nach als Strabo um 18 + schrieb die römische Geschichtsschreibung noch nicht befruchtet. Strabo lebte als er schrieb noch in dem Glauben, Segestes wäre ein guter Freund des Imperiums und brachte dies mit seinem Hinweis auf die bestehende Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und Arminius zum Ausdruck. Das Segestes aber versucht haben soll im Jahre 9 + den Schlachtenausgang massiv zu beeinflussen, war bis zu Strabo noch nicht durch gedrungen. Aber ungeachtet dessen bringt Strabo frischen Wind in die Diskussion. Denn ihm verdankt die Forschung die erste Namensnennung dieser umstrittenen Persönlichkeit und wir blicken auf eine Gestalt ohne Gesicht, hinter der aber nun eine Person aus Fleisch und Blut steht, die wie es überliefert ist, vor 2000 Jahren einen die Geschichte bewegenden Komplott ausgelöst haben soll. Ein fingierter Verrat den es also möglicherweise gar nicht gab, der aber trotzdem die Gemüter vieler Geschichtsforscher in langjährige Verwirrung stürzte und manche Theorie zur Varusschlacht zum Überschäumen brachte. Strabo lässt ihn aus dem Dunst der Vergangenheit hervor treten und man sieht nun, wie dieser Mann langsam ins Licht der Historie eintaucht oder in sie hinüber gleitet. Strabo starb nach 23 + in Amasya wenige Jahre nach dem angenommenen Todestag des Arminius oder parallel zu ihm, in der heutigen Türkei und er hebt sich durch sein Mehr an Detailwissen von seinen Vorgängern Ovid und Manilius ab. Strabo setzte die fünf wesentlichen Ecksäulen im Allgemeinwissen seiner Zeit. 1.) Er stellte klar, dass die drei römischen Legionen einem Verrat der Cherusker zum Opfer fielen. 2.) Er weist auf den Bruch des bilateralen Vertrages hin. 3.) Er erwähnt den voraus gegangenen Vertrauensmißbrauch durch die Cherusker. 4.) Er spricht vom cheruskischen Hinterhalt und er erwähnt 5.) die unter den Cheruskern vor herrschenden Zwistigkeiten. Aber er verlor kein Wort darüber, dass Varus vom Cheruskerfürsten Segestes vor der Schlacht gewarnt wurde. Eine wesentliche Erkenntnis die sich aus der Zusammenfassung ableitet ist die Tatsache, dass offenbar vor dem Eintrittsjahr 17 + noch niemand in Rom etwas von den Warnungen des Segestes in Ostwestfalen vor der Schlacht wusste. Strabo weist wie dargestellt lediglich darauf hin, dass Segestes anderer Meinung war als Arminius. Meinungsverschiedenheiten müssen aber nicht automatisch in einen Verrat münden, sie könnten es aber. Die Überlieferung von Strabo lässt es aber offen, ob Segestes es damals wagte so weit zu gehen sich gegen seinen eigenen Stamm zu stellen in dem er Varus vor dem Hinterhalt warnte. Für Strabo ist der Verrat ein Vertragsbruch und der Vertragsbruch ein Verrat. Offen ausbrechen lässt er es erst auf dem Schlachtfeld aber noch nicht am Vorabend der Schlacht. Damit machte Strabo allein Arminius zum Verräter und lastete auch einzig nur ihm den Verrat und damit gleich bedeutend den Vertragsbruch an. Das es also zu der Schlacht kam ist Fakt, ob aber mit oder ohne vorherige Warnung durch Segestes bleibt bei Strabo unausgespochen. Auch über den Ablauf also den Hergang sowie den Tatenhorizont der Varusschlacht berichtet uns Strabo nichts. All dies macht Segestes zu einer ungewöhnlich prägnanten Figur im Karussell, das sich um die Varusschlacht dreht, denn auch sein Nichtwissen ist stichhaltig für die Interpretation seiner Worte. So könnte man die Folgezeit der Phase II zu der ich neben Ovid und Manilius auch das Werk von Strabo zähle, schon fasst zum „Zeitalter des Segestes“ erklären. Ob Haupt- oder Schlüsselfigur die Dinge die Segestes tat oder auch nicht tat, lassen seine Bedeutung erkennen und ihn fasst ebenbürtig zu Arminius erscheinen. Ich hatte mehrfach herausgestellt, dass sich Segestes in einer äußerst misslichen Lage befand, als er in Rom Rede und Antwort zu stehen hatte. Ich hatte damit auch den Verdacht geäußert und ihn begründet, dass sich Segestes deswegen genötigt sah seine strittige Lage durch Täuschung und falsche Tatsachenbehauptungen zu beschönigen. Ich habe ihm unterstellt, dass es von ihm im Zuge der Befragung Aussagen und Äußerungen gegeben haben könnte, die sich nicht mit den Begebenheiten sowohl im Vorfeld, als auch während und nach der Varusschlacht deckten und die rein der moralischen Aufwertung seiner Person in den Augen der Römer dienen sollten, aber ohne das sie in Bezug zu den wahren Vorkommnissen standen. Aussagen von Segestes die sich später mit den Überlieferungen von Historikern vermischten, die wir als zutreffend und zuverlässig einstufen. Die Historiker übernahmen später viele Quellenangaben die auf seinen Aussagen beruhten, weil auch sie sie für glaubhaft und überzeugend hielten und auch halten mussten. Ich schließe daher auch nicht aus, dass es möglicherweise noch weitere Darstellungen aus dem Munde des Segestes gab. Äußerungen, die also über seine wichtigste Lüge Varus gewarnt zu haben, sogar noch hinaus gegangen sein könnten. So lockt hier im Verlauf der Aufarbeitung die interessante Herausforderung festzustellen, welches historische Wissen überhaupt erst, also nur dank seines Informationsflusses in die Geschichtsschreibung ein gang fand und was uns über andere Quellen erreicht haben könnte. Quellen also, die nicht auf Segestes zurück zu führen sind. Über vergleichende Untersuchungen könnten sich möglicherweise Ungereimtheiten heraus filtern lassen. Abweichungen und Andersdarstellungen, die uns auch einen neuen Blick auf den Ablauf der Varusschlacht ermöglichen. Einen veränderten Verlauf der Kampfabfolge zugrunde legen zu müssen könnte dazu führen, dass uns bislang unverständliche Textstellen plausibler erscheinen. Es wird sich also zeigen, ob wir fündig werden könnten. Dazu ist es erforderlich alle Nachrichten der Historiker der Phase III zu studieren, und sie danach abzuwägen, was sie zu unserem Wissenstand über Segestes beitragen könnten bzw. was diese ihrer Meinung nach von ihm als wahrhaftig zu Papier brachten. Alle vermeintlichen Informationen, wenn sie sich nachweislich nur aus dem Mund von Segestes stammend bestätigen würden, haben unmittelbaren Einfluss auf alles, was sich über die Varusschlacht rekonstruieren ließe. Denn ein nicht bzw. nie vorher gewarnter, also völlig ahnungslos gewesener Varus handelt zweifellos auch anders, als ein wie auch immer vor gewarnter Varus. Welche Kenntnisse uns also nur über die Zunge des germanischen Zeitzeugen Segestes zugeflossen sein könnten und welches nur von Legionären oder anderen Teilnehmern gekommen sein kann, gilt es aufzuspüren. Und Segestes war unbestritten der hochrangiste Zeitzeuge, der alle ob Römer oder Germane übertrifft. Denn nur er war von Anfang bis Ende dabei, er überlebte die Schlacht und nur er kam bis Rom um dort auszusagen. Wir müssten also genau hin hören und auch heraushören, welchen Zungenschlag wir bei den Historikern der Phase III entdecken, die uns eine Bewertung ihres jeweiligen Wahrheitsgehaltes gestatten. Bevor ich der zeitlichen Reihenfolge ihrer jeweiligen Berichterstattung vorgehend die Historiker Paterculus, Tacitus, Florus und zuletzt Cassius Dio im Zuge der Phase III über Segestes „geistig“ befrage, soll zunächst die Phase II also im Schlussspurt Strabo in den Vordergrund gerückt werden und das, was er uns über Segestes und die Umstände verraten kann. Die anvisierte Analyse der historischen Überlieferung der Phase III greift erst ab der Person des Velleius Paterculus. Insgesamt betrachtet wird also reichlich Material anfallen, was nun einer Neubetrachtung zu unterziehen wäre. Strabo oder Strabon zu deutsch „der Schielende“ der in der Zeit von 63 – aber noch nach dem Jahre 23 + gelebt haben soll wiederholt im Kern vielfach die grundsätzlichen Fakten die uns bereits von Manilius bekannt sind. Aber das Anstellen von Basisüberlegungen um den Gesamtüberblick nicht aus dem Auge zu verlieren, damit wir uns nicht im historischen Gewirr verirren, darf nie zu kurz kommen. Nicht anders ist es auch bei Strabo. So sollten wir wie ich es bereits thematisierte immer ein waches Auge darauf haben, wo die Quellen bzw. seine liegen könnten, aus denen die antiken Historiker schöpfen konnten. Und den Zeitpunkt zu wissen, zu dem dem sie ihr Wissen letztlich nieder schrieben kann hilfreich sein. Denn zwischen einer Erstinformation, also dem Zeitpunkt zu dem der Historiker es selbst erfuhr und wann er dann das Erfahrene bewertete um es selbst zu verarbeiten, also später aufarbeitete in dem er es zu Papier brachte, kann wieder viel Zeit ins Land gegangen sein. Ausgangspunkt für uns ist immer das Varusereignis und die Annahme, dass das Wissen um den Ausgang der Schlacht irgendwann Ende September oder Anfang Oktober 0009 den Rhein erreicht hat. Aber wann es letztlich seinen schriftlich historischen Niederschlag in Rom erfuhr und wie glaubhaft dieser jeweils ausfiel, kann auch Rückschlüsse zur Schlacht, zur Örtlichkeit und zum Verlauf ermöglichen, denn nichts sollte ausgeschlossen werden. Und so ist und bleibt die Erforschung der zeitlichen Abstände zueinander immer eine akribische Herausforderung um das in damaligen Zeiten Menschen mögliche zu erkennen und heraus zu stellen. Zeitweise halten wir die antiken Kommunikationswege über die prähistorischen Straßennetze für träge, umständlich und behäbig, erfahren dann aber plötzlich wieder wie schnell dann doch wichtige Informationen von A nach B gelangen konnten. Fackeln, Licht- und vielleicht auch Rauchzeichen, Spiegelreflexe und Meldereiter inbegriffen konnten den Nachrichtenfluss positiv begünstigen und letztlich beschleunigen. Daher sei zuerst noch einmal die Frage aufgeworfen, wann Strabo seine Hinweise zum Triumphzug und damit indirekt zur Varusschlacht zu Papier gebracht haben könnte. Denn wir sind hier nicht nur auf der Spur nach der Suche dieser einen Schlacht, denn in Germanien gab es in jener Zeit auch noch andere Kämpfe die miteinander im Zusammenhang standen. Und da hat er uns tatsächlich noch andere und in Teilen vielleicht sogar recht datierfähige Hinweise hinterlassen. Nicht nur Schlussfolgerungen auf Basis des Alters des Thumelicus anzustellen hilft dabei sich zu orientieren, auch ein anderer Satz aus seiner Geographica VII,1,4 lässt uns da aufhorchen. Er lautet und das leicht vereinfacht zum Ausdruck gebracht „Arminius, der den Krieg der Cherusker anführte setzt - noch jetzt - den Kampf fort“. Genau genommen sind es nur diese zwei Worte „noch jetzt“ die uns rätseln lassen, in denen aber die Antworten auf zwei Fragen versteckt liegen könnten. Nämlich jene, wann Strabo seinen Triumphzugbericht nieder schrieb wenn Arminius „noch jetzt“ kämpfte und vielleicht im Umkehrschluss auch noch die Frage beantworten hilft, wer bei Kalkriese kämpfte und wann bei Kalkriese gekämpft wurde. Aber da ist vorher noch etwas anderes. Nämlich etwas recht seltsames aus seinem Unterton heraus zu hören, dass zu beschreiben die abgeklärte Historie gerne den Romanautoren überlässt, weil man in diesem Segment in der Regel nicht über das dafür nötige Talent verfügt. Denn es ist die einzige Textstelle in der Strabo so etwas wie Melancholie durchblicken lässt und wie es scheint, in der er uns noch etwas auf den Weg mit geben wollte. Denn in seiner Aussage „noch jetzt“ schwingt auch eine wehmütig klingende Botschaft mit. Als wollte Strabo mit wenigen Worten zum Ausdruck bringen, dass sogar noch jetzt der Cheruskerfürst Arminius den Kampf gegen den allmächtigen Gegner Rom immer noch fort setzt. So als ob Arminius es nach den vielen Jahren immer noch nicht aufgegeben habe, Rom die Stirn zu bieten und er es nahezu zu seiner Lebensaufgabe machte, Germanien den römischen Zugriff zu ersparen. Ganz so wie es später Tacitus zum Ausdruck brachte als er schrieb, Arminius sei unbestritten der Befreier Germaniens gewesen, der „liberator haud dubie Germaniae“. Das scheinbar nie enden wollende Ringen, dass Arminius mit dem Imperium austrug schimmert bei Strabo etwas durch und er könnte damit zu einem frühen Begründer für eine Strömung geworden sein, die in Arminius eine bedeutende Herrschergestalt der Zeit erkannte. Die blutigen Schlachten, heftigen Kriege und Kämpfe die Arminius noch unter der Flagge des Imperiums führte und die Schlachten die danach folgten, als er nur noch für die germanische Seite seine Waffen einsetzte hatten ihn also immer noch nicht zur Resignation bringen können. Schlachten für Germanien, die mit der Varusschlacht neun Jahre zuvor ihren Anfang nahmen. Schlachten, die Höhen und Tiefen, erfolgreiche und glückliche Siege, demütigende und schmerzhafte Niederlagen kannten. Er durch stand sie alle, die Germanicus Kriege und sogar die Schlachten gegen andere Germanenstämme, er kämpfte selbst mit, wurde bekanntlich oft verwundet, zog sich in die Sümpfe zurück und ersann, wenn es nötig schien viele neue Kampfstrategien um am Ende Sieger zu bleiben. Sein Leben, so möchte man es in wenigen Worten zusammen fassen, setzte sich aus Taktik, Strategie, Intrigen, Liebesentzug, Machtkämpfen vor allem aber aus Nahkampf zusammen. Der Verlust von Frau und Kind wird ihn noch zusätzlich zum verbissenen Kämpfer gemacht haben. Und dieser Arminius kämpfte doch tatsächlich immer noch und das obwohl die Germanicus Schlachten längst vorüber waren und er war dazu erstaunlicherweise auch immer noch körperlich imstande. Er könnte im Jahre 18 +, ein Jahr nach dem Triumphzug für Germanicus etwa 35 Jahre alt gewesen sein. Etwa die Hälfte davon stand er im Krieg. Selbst nach dem Kaiser Tiberius das Ende der Germanicus Feldzüge verfügte, Segestes schon lange aus seinem Blickfeld verschwand durfte und konnte der alte Recke Arminius sein Schwert immer noch nicht einmotten, da man ihn und seine Erfahrung nach wie vor brauchte. Aber nach dem Germanicus nach 16 + die einstigen Schlachtfelder zwischen Rhein und Weser verließ, betrat eine neue Generation römischer Feldherren und Anführer die alten Schauplätze römisch/germanischer Fehden. Das Vakkuum das Germanicus hinterließ musste geschlossen werden. Es erschien nun ein neuer starker Mann am Rhein. In seiner neuen Rolle war es nun der Konsul Gaius Silius für den Germanien kein unbekanntes Land war. Gemeinsam mit Aulus Caecina Severus schließt er die nach Germanicus entstandene strategische Lücke in Niedergermanien und strukturierte die germanische Grenzpolitik nach der Entscheidung des Kaiser Tiberius, nicht weiter gegen die Germanen vorzugehen neu. Er übernahm nun in der Nachfolge seines Freundes Germanicus die römische Macht am Rhein. Und Arminius ? Der zog „noch jetzt“ also immer noch gegen Rom ins Feld, obwohl wir nun schon das Jahr 18 + also das neunte Jahr nach Varus schreiben. Man wird Arminius der immer noch lebte als Strabo schrieb wie eine lebende Legende betrachtet haben, der man wie eine schemenhafte Gestalt scheinbar nie habhaft werden konnte. Er tauchte nur kurz im Geschehen auf, ließ sich kaum ins Gesicht blicken und entschwand mit wenigen Getreuen schnell wieder in der Abenddämmerung, wenn er sah das die Front stand. So könnte es gewesen sein. Und selbst seinen eigenen Landsleuten mag er mit der Zeit wie eine übernatürliche Spukgestalt vorgekommen sein. Stoff aus dem damals an den Feuerstellen der Germanen an den Göttergeschichten geschmiedet wurde. Schon nahezu mystische Züge werden ihm, der immer noch kämpfte von Freund und Feind nach gesagt worden sein. Die Germanen begannen in dieser Zeit für ihn Namen zu ersinnen, die von seinen Taten und seinem Wesen abgeleitet wurden. Wollte man ihn nicht bei seinem Namen nennen und auf ihn aus Schauder und Ehrfurcht nur in der dritten Person hinweisen erdachte man den Kenning. Die Umschreibung für eine abwesende Gestalt deren Namen man sich nicht getraute direkt auszusprechen. Auch in unserem Zeitalter neigt man noch zu den uralten Kenningriten und Gebräuchen, wenn man über eine dritte nicht anwesende Person sprechen möchte, man aber das Aussprechen des Namens aus vielerlei Gründen vermeiden oder umgehen will. Dann entscheidet man sich für einen Namen bei dem jeder Anwesende zwar sofort weiß, wer gemeint ist aber ohne das man ihn ausspricht. So setzt man sich nicht dem Risiko der Nachrede aus, entgeht heute einer moralischer Verurteilung und entzog sich damals womöglich einer übernatürlichen Strenge. Unter seinen Gegnern dürfte Arminius jedenfalls Angst und Schrecken und unter seines gleichen Ehrfurcht und Achtung ausgelöst haben. Das Verhältnis zwischen Arminius und seinen Stammesangehörigen mag unterschiedlich gewesen sein, aber wer ein solches von ständigen Kämpfen geprägtes Leben, das durch zahlreiche Wunden gezeichnet war solange überdauerte, hinter dem erkannte man damals eine Halbgott artige Wesensgestalt und der überstieg das damalige Denkvermögen der Menschen in Bezug auf die Unsterblichkeit. Neun Jahre nach der Varusschlacht könnte allein schon seine Silhuette und sein Äußeres auf dem Schlachtfeld ausgereicht haben um Kämpfe zu beeinflussen. Wo, wie und mit wem Arminius den Kampf allerdings „jetzt noch“ fort setzt wird nicht ersichtlich, darüber schweigt sich Strabo aus. Aber immerhin er notierte es „viel sagend“. Was sich also auch immer hinter seinen zwei Worten „noch jetzt“ verbirgt, es bleibt für uns rätselhaft an was Strabo dabei gedacht haben könnte und wir können nur spekulieren. Aber wir können auch eins und eins zusammen zählen. Denn es lässt sich eingrenzen. Zweifellos muss Arminius in dem Moment als Strabo es schrieb noch gelebt haben, logisch, und er war somit sein Zeitgenosse bevor Arminius um 21 + verstarb. Denn sonst hätte er keinen Kampf fort setzen können. Aber um welchen Kampf sollte oder könnte es sich da gehandelt haben, den Arminius noch nach dem Triumphzug fort gesetzt haben soll. Eine Frage, die noch gut in den umfänglichen Kontext der Varusschlacht passt. Bekanntlich hatten die Cherusker und das sicherlich mit großer Unterstützung anderer Stämme noch eine gewaltige, aber vor allem siegreiche Schlacht gegen die Markomannen ausgetragen. Diese Schlacht fand jedoch schon im Frühjahr des Jahres 17 + statt, also vor oder in etwa zeitgleich zum Triumphzug des Germanicus in Rom. Sie kann Strabo also nicht gemeint haben. Der Germanenstamm der Cherusker hatte also nach der letzten Römerschlacht am Angrivarierdamm von wo aus sich Germanicus im Sommer 16 + vermutlich pari oder geschlagen zurück zog im Frühjahr 17 + schon nicht mehr die Legionen am Rhein im Visier, sondern orientierte sich nach Südosten in Richtung Markomannenreich. Dies bezeugt, dass die Schlagkraft der Weser - und Elbgermanen die Jahre zuvor kaum gelitten hatte zu diesem Zeitpunkt schon wieder stark genug war, um zusätzlich sogar noch einen innergermanischen Krieg nicht nur zu führen, sondern diesen auch siegreich beenden zu können. Wenn also Strabo nach seiner Beschreibung des Triumphzuges, also nach dem Mai 0017 die magischen Worte „noch jetzt“ schreibt, bleibt festzuhalten und wir wissen, dass es zumindest in der zweiten Hälfte des Jahres 17 + keine kriegerischen Auseinandersetzungen unter Römern und Germanen im Korridor zwischen Rhein und Weser gab. Die Überlegung das Strabo mit seiner Bemerkung „noch jetzt“ an die Markomannenschlacht gedacht haben könnte, die schon im Frühjahr 17 + zu Ende ging, kann man also ausklammern. Im Jahre 17 + hätte es Strabo auch nicht zu Papier bringen können, denn da gab es keine germanischen Kämpfe gegen Rom. Und nach der Markomannenschlacht im Sommer 17 +, werden sich die Cherusker auch nicht sofort den Römer zugewandt haben, um sie nun in ihren sicheren Kastellen am Rhein anzugreifen, zumal davon auch nichts überliefert ist. Folglich herrschte in Ostwestfalen zwischen Römern und Cheruskern das ganze Jahr 17 + über Ruhe und Burgfrieden. Man ging sich gegenseitig aus dem Weg, rüstete aber auf und hatte ein Auge auf die feindlichen Linien. Das Wissen um die Markomannenschlacht brauchte zudem bis ins entfernte Rom seine Zeit und eine reine Germanenschlacht hätte auch keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Schreibverhalten von Strabo und das Verhältnis zwischen Römern und Cheruskergermanen gehabt. Da aber Strabo einen guten Namen hat und relativ ausführlich über den Triumphzug im Mai des Jahres 17 + berichtete und er sich damit als Informant eine gewisse Zuverlässigkeit erworben hat, muss man auch daraus schließen dürfen, dass seine Angabe zu traf. Das nämlich Arminius sowohl nach der Markomannenschlacht, also auch noch nach dem Mai des Jahres 17 + tatsächlich noch in Kämpfe gleich welcher Art und Intensität gegen Rom verwickelt gewesen sein musste. Aber gegen wen sollte Arminius den Kampf fortgesetzt haben, als es Strabo nieder schrieb, denn im Jahre 17 + findet sich nichts derartiges. Anders verhält es sich da allerdings schon im Jahre 18 +. Fakt aber bleibt, dass Strabo seine Zeilen nach dem Triumphzug nieder schrieb und Arminius auch noch lebte, sonst hätte er den Kampf nicht fort setzen können. Aber auch das Arminius nach dem Sieg über Marbod im Frühjahr 17 + immer noch zum Angriff fähig, imstande und scheinbar voller Tatendrang war wird dadurch deutlich. „Noch jetzt“ ist da eine eindeutige Positionierung und es entsprang „ad hoc“ seiner Feder und war eine von Strabo aus dem unmittelbaren Augenblick heraus gemachte Aussage. Sie weist auf einen parallel sich zutragenden Sachverhalt hin. Ich schließe daher daraus, dass Strabo seine Überlieferungen noch unter dem starken Eindruck des Triumphzug stehend die zwei Worte zu Papier brachte und auf den nimmermüde kämpfenden Arminius hinweisen wollte. Ob er sich unmittelbar nach dem Triumphzug an den Tisch setzte um sofort das Gesehene nieder zu schreiben kann nach den damaligen Bedingungen ausgeschlossen werden. Denn 17 + gab es wie dargestellt keinerlei Anhaltspunkte für Strabo um zu schreiben Arminius würde „jetzt noch“ kämpfen. Aber wie ich bereits andeutete lagen die Verhältnisse ein Jahr später 18 + anders. Denn in diesem Jahr hätte sich für Arminius tatsächlich eine Gelegenheit bieten können, um erneut die Waffe gegen Rom erheben zu müssen. Aber es könnte ein Ereignis gewesen sein, über das die Geschichtsbücher schwiegen. Um zu untermauern, dass Strabo seinen Bericht über den Triumphzug erst im Jahre 18 + anfertigte und selbst in diesem Jahr noch nichts über den Verrat des Segestes verlauten ließ, wollte oder konnte, muß ich mich nochmal auf der Zeitschiene wenige Jahre zurück begeben. Man hätte annehmen können, es herrschte nach der letzten großen Schlacht des Jahres 16 + am Angrivarierdamm beiderseitige Waffenruhe. Germanicus beendete den Feldzug direkt danach in einer Zeit als man noch im Hochsommer 16 + stand, obwohl sich römische Feldzüge in der Regel bis in den Herbst hin zogen. Aber weit gefehlt, denn man war römischerseits trotz des erstaunlich frühen Abbruchs noch nicht kriegsmüde. Denn kaum hatte Germanicus wieder den Rhein erreicht, strengte er neue Schlachten gegen die Germanen an und rüstete erneut gegen sie auf. Am Rande und ohne direkten Bezug zur Varusschlacht ließe sich hier noch die Frage aufwerfen, warum Germanicus bereits im Hochsommer 16 + Order zum Rückzug an den Rhein gab um dann im Herbst des gleichen Jahres doch schon wieder seine Kräfte gegen die Germanen zu sammeln. Wir kennen seine Strategie schneller Vorstöße und Rückzüge auch aus dem Jahr 15 + in dem er sich mit der Befreiung der Segestes Familie begnügte, das Land der Chatten verwüstete die Marser angreifen ließ, dann aber den Feldzug abbrach um im Herbst des gleichen Jahres erneut die Germanen anzugreifen. Es war in den Jahren der Germanicus Feldzüge ein ständiges kommen und gehen römischer Legionen in Germanien. Germanicus versuchte sich in der Methode einer Zermürbungstaktik. Eine kräfte raubende Strategie, die wohl auch später Kaiser Tiberius nicht mehr akzeptieren wollte. Denn noch im Herbst 16 + in dem Jahr in dem er die Schlacht am Angrivarierdamm bestritt, mobilisierte er unter der Führung von Silius 30.000 Soldaten und 3.000 Reiter gegen die Chatten. Ob es sein Ziel war von Süden her die Siedlungsgebiete der Cherusker an der Mittelweser anzugreifen ist denkbar. Denn er führte selbst seine Legionen in direkter Stoßrichtung vom Rhein auf Ostwestfalen zu. Und er musste auf dem Wege dahin zwangsläufig wieder das Gebiet der Marser durchqueren, wo es ihm aus seiner Sicht betrachtet glücklicherweise sogar gelang einen Adler aus der Varusschlacht zurück zu holen und das ohne das man ihm großen Widerstand entgegen brachte. Er verwüstete aber vorher wie es wohl dem Standard der Geschichtsschreibung entsprach noch ihre Wohngegenden. Beide Angriffskeile waren auf die Weseregion gerichtet, aber es kam im Herbst des Jahres 16 + zu keiner weiteren großen Schlacht mehr gegen die Germanen. So glich es möglicherweise einem kurzen Gewaltakt um ein weiteres Schlachtenjahr im Folgejahr 17 + vorzubereiten zu dem es aber nicht mehr kam. So wäre es möglicherweise sogar noch zu einem vierten Jahr der Germanicus Feldzüge gekommen, wenn nicht Tiberius gehandelt hätte. Diese Feldzüge im Herbst 16 + sollen zudem für die römischen Legionen äußerst erfolgreich verlaufen sein, woraufhin selbst Tacitus später die Entscheidung des Kaiser Tiberius kritisierte und bedauerte, als dieser den Krieg gegen die Germanen für beendet erklärte. Überliefert ist sogar, dass die Legionen gut gelaunt ihre Winterlager am Rhein bezogen haben sollen und man in dieser Zeit noch davon überzeugt war 17 + erneute die Germanen angreifen zu können bzw. zu dürfen. Jedoch zerschlug sich diese Absicht durch die Tatsache, dass Tiberius seinen Feldherrn Germanicus wie es den Anschein machte, nahezu im vollen Lauf stoppte. Es gab demnach also im Jahr 17 + definitiv keine Auseinandersetzung zwischen Römern und Germanen. Im Gegenzug einigte man sich wohl auf den besagten Triumphzug am 26.5.0017. Aber im nächsten Kapitel möchte ich näher auf ein Scharmützel eingehen, das im Jahre 18 + statt gefunden haben könnte. Und diese vielleicht schon Schlacht zu nennende Auseinandersetzung ließe sich wiederum in den Horizont und Kontext eines anderen großen Kampfereignisses implementieren. Eine Schlacht, die wie es zahlreiche Funde belegen real statt gefunden hat. Aber auch eine Schlacht die seit geraumer Zeit durch die historische Landschaft geistert, viele Gemüter erhitzt und die so manche Phantasie beflügelt wie kaum eine andere. Aber das war eben eine Schlacht im Jahre 18 + und nicht nicht die Varusschlacht des Jahres 9 +. Denn um sie dahinter zu erkennen bedarf es weit aus härterer Fakten und Argumente, als jene die man bisher anzuführen im Stande ist. (09.11.2019)

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