Dienstag, 10. März 2020
Anno 0017 stand in Rom alles im Zeichen Germaniens
Die Feierlichkeiten für Germanicus sollten nicht nur seine persönlichen Erfolge heraus stellen. Man machte 0017 damit auch zum Jahr der Wende und alles sollte auf das römische Volk wie ein Schlußstrich wirken. Ein symbolischer Abschluss von alledem, was Rom in 30 Jahren Krieg in Germanien hinterlassen hat. Jahrelanges Blutvergießen hatte Misstrauen ausgelöst, aus dem Land eine gespaltene vom Rhein zerschnittene Region gemacht und die Menschen und Völker zu Feinden werden lassen. Ab diesem Jahr wollte man in Rom die Vergangenheit vergessen machen und nach vorne schauen. Man hatte der Germania Magna strategisch betrachtet den Rücken gekehrt und die römischen Städte auf dem linken Rheinufer sicherten nördlich von Rheinbrohl nur noch den „nassen Limes“. Ohne es mit Arminius abgestimmt zu haben möchte man derzeit, dass er zum Weltkulturerbe ernannt wird. Einfach ungeheuerlich. Germanicus hatte die Front verlassen müssen, war nicht mehr im Amt und seine Tage waren gezählt. Germanien schien zur Ruhe zu kommen, denn das Jahr 17 + verlief östlich des Rhein unauffällig. Aber die Realität sah wohl anders aus, denn Arminius ballte offensichtlich immer noch die Fäuste. Der Grieche Strabo der wohl geschielt haben soll und auch Strabon genannt wurde war für die Historienforschung ein Glücksfall, denn er hat uns aus dieser Zeit viel an historischem Stoff zur Auswertung hinterlassen. Damit verbunden sind aber auch einige Denkaufgaben die sich nur schwerlich angehen lassen, wenn man sie nicht im Kontext der damaligen Zeiten betrachtet. Wer die letzten Kapitel gelesen hat, dem ist nicht entgangen, dass die Antwort auf die Frage in welchem Jahr möglicherweise das Gefecht bei Kalkriese geschlagen wurde etwas ausgeklammert wurde. Zwei Jahre könnten dafür in Frage kommen. Nämlich die Jahre 17 + und 18 +. Die Hinweise im Zusammenhang mit der neu besetzten Generalität am Niederrhein nach der Rückkehr von Germanicus im ersten Halbjahr 17 + nach Rom und die danach am Rhein in Angriff genommene Flottenaufrüstung sprechen eher für das Jahr 18 +. Aber es gibt noch weitere Anhaltspunkte weshalb man das Jahr 18 + gegenüber dem Jahr 17 + bevorzugen könnte. Im Verlauf dieses und der nächsten Kapitel werden sie sich verdichten. Von jetzt an soll auch Segestes, der sich nach seinem Erscheinen in Rom genötigt sah oder gedrängt wurde seine persönlichen Rechtfertigungen und Offenbarungen zu verbreiten, wieder eine größere Aufmerksamkeit zu kommen. Aber die im Zuge des Germanicus Triumphzuges im Nachhinein von Strabo zu Papier gebrachten Fakten beziehen sich nicht nur auf den Germanenfürsten Segestes. Denn in seine Darstellung, die wie alles was uns die antiken Historiker hinterließen schwer deutbar ist, spielt vermutlich auch ein spezielles Kampfgeschehen mit hinein. Eine Auseinandersetzung bei der es sich um das Gefecht bei Kalkriese gehandelt haben könnte. Natürlich kommt es bei Strabo nicht explizit zur Sprache, aber sein Hinweis ist vieldeutig. So hätten bei Strabo beide Schlachten Spuren hinterlassen, die Varusschlacht deren Verlauf sich meines Erachtens auf den Nethegau konzentrierte, als auch die Auseinandersetzung bei Kalkriese. Diese Verstrickung erschwert es in diesem Fall auch beide Kampfereignisse getrennt voneinander zu behandeln. Aber auf den ersten Blick muss es verwundern, wo es denn eine Verbindungslinie zwischen dem Triumphzug des Jahres 17 in Rom + bis nach Kalkriese gegeben haben soll. Aber eine Verkettung ist nicht ausgeschlossen und so trägt der antike Geschichtsschreiber Strabo, wenn auch hier nur im Scherz gemeint die Schuld daran, dass die Aufarbeitung der „Vita Segestes“ für einen Exkurs in die Welt der „toten Glasaugen von Kalkriese“ für einige Kapitel unterbrochen werden musste. Denn es hing letztlich mit seinem Hinweis zusammen, den er uns im Zuge seiner Überlieferungen betreffend des für Germanicus veranstalteten Triumphzuges am 26. Mai 0017 + hinterlassen hat. Denn es verbarg sich in seinen Aufzeichnungen eine interessante Steilvorlage für eine neue Hypothese. Nämlich eine Aussage mit der er es uns ermöglicht daraus eine zeitliche Fixierungsmöglichkeit abzuleiten und womit er die Brücke zum Ereignis von Kalkriese schlug. So öffnete er uns damit eine gedankliche Tür, wonach man das Gefecht von Kalkriese sogar einer chronologischen Einordnung unterziehen könnte. Strabo schien ein Pedant gewesen zu sein. Denn er machte sich nicht nur die Mühe die Namen der germanischen Häupter die im Triumphzug mitgeführt wurden in Erfahrung zu bringen um sie dann aufzuzählen, er ließ uns auch in den Genuss einiger anderer wertvoller und präziser Randbemerkungen kommen die wir bei anderen Historiker vermissen. So erfahren wir nur von ihm im Zuge seines Kurzberichtes über den 26.5.0017 auch das bereits zuvor thematisierte, nämlich das Arminius offensichtlich immer noch das tat, was man eigentlich nach dem Befehl von Kaiser Tiberius aus dem Jahre 16 + gar nicht mehr erwartet hätte. Denn es wurde auch danach östlich von Xanten von den Germanen immer noch Krieg geführt. Aber wir erfahren auch noch das Wesentliche. Das sich nämlich unter jenen die immer noch im Krieg gegen Rom standen auch Arminius befand. Nach heutiger und wohl auch damaliger Auffassung besteht ein Krieg nicht nur aus einer einzigen Schlacht, sondern einer Abfolge von Kämpfen. Und so dürfte es nach dem Jahr 16 + in Germanien doch noch unerwartet heiß her gegangen sein. Aber einen Krieg brauchten und hatten die Wesergermanen nach dem einseitig ausgerufenen Waffenstillstand aus dem Munde von Kaiser Tiberius nach unseren Vorstellungen nach dem Jahre 16 + gegen Rom eigentlich nicht mehr führen. Das lässt uns gedanklich innehalten. Denn die von Strabo gemachte Randbemerkung will nicht zu unserem Wissenstand passen nämlich dem, dass uns kein römischer Historiker von einer Schlacht zwischen den beiden verfeindeten Völkern berichtet hatte, die sich im Jahr 17 + zugetragen hat. Wenn nicht im Jahre 17 + so könnte diese Feststellung den Schluss zulassen, dass das Gefecht von Kalkriese erst ein Jahr später also im Jahr 18 + statt gefunden haben könnte. Das wiederum würde bedeuten, dass Strabo seine Niederschrift auch erst im Jahre 18 + verfasst hat und nicht im Jahr 17 + und Arminius hätte demnach noch im Jahr 18 + gekämpft und nicht im Jahr 17 +. Infolgedessen wäre es ein weiterer Meilenstein in der Theorie, dass man in Kalkriese im Jahr 18 + gekämpft haben könnte. Auf das große und sicherlich tumultartige Spektakel im Mai 0017, dass Strabo vielleicht nur aus der Menge heraus gemeinsam mit anderen Zuschauern von den hinteren Reihen aus erlebte und dem er mit Blicken folgte ging er übrigens anders als Ovid es sich ausmalte nicht näher ein. Aber neben der Namensnennung der vorgeführten Personen sah Strabo sich doch noch genötigt seine patriotische Pflicht zu erfüllen. Denn er musste auch noch den glänzenden Triumph, der Germanicus nun zu stand mit erwähnen. Aber der Bedeutung dieses Tages für unsere historische Aufarbeitung dürfte auch er sich nicht bewusst gewesen sein. So hinterließ er uns dann doch diesen kleinen und relativ unscheinbaren Hinweis, dass Arminius den von Rom vor vielen Jahren angezettelten Krieg immer noch fortsetzen würde. Und damit wird er wohl zweifellos den Krieg gegen das Imperium gemeint haben, denn innergermanisch ausgetragene Stammeskonflikte waren für Rom keine Kriege und werden für Strabo und Italien keine erwähnenswerte Bedeutung gehabt haben. Man könnte davon ausgehen, dass Strabo sogar selbst im Mai 17 + an einer belebten Straßenecke im alten Rom inmitten des Geschehens stand, obwohl er es nicht ausdrücklich erwähnt hat. Ob er also dem Zug persönlich, wenn auch nur aus der Distanz beiwohnte muss folglich offen bleiben, ebenso die Frage wie er an die detaillierten Informationen kam die er später hinterließ. Aber ungeachtet dessen nahm Strabo an diesem denkwürdigen Tag eine Position ein, die ihn zum Berichterstatter an einer historischen Schnittstelle werden ließ. Denn an diesem Tag wollte das Imperium einen unrühmlichen Abschnitt seiner Politik beenden, nämlich das Ende einer Ära einläuten, die dem Imperium in Germanien bis dato mehr Schaden als Nutzen und Erfolg einbrachte. Er wurde zu dem was man heute einen Zeitzeugen nennt. Er spazierte also möglicherweise an jenem 26. Mai an einer beliebigen Stelle durch Rom und sah von weitem nur die Dinge, die das Kaiserhaus unter Tiberius zu ließ. In die Hinterzimmer der Macht hatte er keinen Zutritt und seine Quellen dürften daher in dieser Phase nicht ergiebig gewesen sein. Nur was auf den Straßen gemunkelt wurde und was man sich zuraunte hätte er zu so früher Stunde zu Papier bringen können aber den jeweiligen Wahrheitsgehalt konnte er noch nicht erkennen. Später wird sein Wissen wohl umfänglicher gewesen sein. Als Strabo in Rom oder im Großraum weilte, basierten noch alle dort vorliegenden Informationen über den Verlauf der Varusschlacht auf dem Kenntnisstand den damals die römischen Staatsbeamten besaßen. Was ihnen also aus dem Munde wieder anderer Römer von überall her zugetragen wurde. Und alle kannten und verwendeten sie immer nur das eine große überlagernde und überragende Wort das alles überschattete nämlich „Verrat“. Verrat aber auch Betrug an Varus und am ganzen römischen Volk. Aber germanische Quellen die ihnen zum Abgleich hätten dienen können waren nicht vorhanden. Doch im Jahre 17 + betrat nun endlich eine hoch gestellte germanische Persönlichkeit die römische Weltbühne von der man sich Aufklärung erhoffte. Nun konnte man nach rund 7 langen Jahren auf das ersehnte Insiderwissen hoffen und einen Mann befragen, der damals hautnah dabei war. Ob sein Wissen allerdings bei allen so willkommen gewesen war, muss ebenfalls offen bleiben. Und dieser Mann der Stunde war Segestes und er war noch dazu ein Cheruskerfürst. Er könnte vieles aufklären Licht ins dunkle und Klarheit in die Vergangenheit bringen. Aber die Zeiten waren im Jahr 17 + längst nicht mehr die alten. Denn in sieben Jahren hatte sich vieles verändert und das Varusereignis war allen wenn auch nur oberflächlich aus dem Gedächtnis geglitten, man hatte es verdrängt und es besaß nach den langen Kriegen unter Germanicus nicht mehr die Bedeutung von einst. Auch das römische Volk hatte in diesen Jahren viel zu erleiden und zu erdulden gehabt und es galt auch noch den fasst genau so lange zurück liegenden zehrenden Krieg in Pannonien und Dalmatien zu überwinden. Die Wende ausgelöst durch die Varusschlacht hatte zwar einen bleibenden Eindruck in den Seelen der Römer hinterlassen, aber das Inferno am Saltus wich über die Jahre betrachtet einem dumpfen, weit zurück liegenden Gefühl, dass sie nur noch nebulös und kaum fassbar in ihren Erinnerungen mittrugen. Es war eine Zeit angebrochen in der die Hintergründe um die Varusschlacht in den Köpfen der meisten Römer soweit sie sich überhaupt erschließen ließen, schon fasst in Vergessenheit geraten waren. Der Feldherr Germanicus, der Vater des späteren Kaisers Caligula hatte die germanischen Untaten ruhmreich gerächt, auch wenn dies nur der offiziellen Verlautbarung entsprach und man konnte das Kapitel abschließen. Was man also nun aus dem Munde eines Segestes an neuem alten aus Germanien erfuhr hatte sicherlich nicht mehr den hohen Stellenwert, den es unmittelbar nach Bekanntwerden der römischen Niederlage in der Varusschlacht gehabt hätte, einer Zeit als in Rom noch mehr die Angst eines plötzlichen germanischen Angriffs überwog und weniger der Zorn, der in den Gesichtern der Römer geschrieben stand. Aber nun beherrschte nur noch die Innenpolitik die Agenda des Kaisers und die sah vor, dass man an diesem 26.5.0017 ausgelassen zu feiern hatte und das die alten Geschichten nicht mehr hervor gezerrt werden sollten. Der letzte Beweis dafür wurde im Triumphzug vorgeführt, es war die fällige Endabrechnung mit dem germanischen Widersacher und die Akte Varusschlacht ließ sich bei dieser Gelegenheit auch gleich mit schließen. Doch dann geschah unerwartetes. Denn nun betrat ein Mann die Szenerie. Ein Mann wie aus der Vergangenheit auferstanden der noch mal an die längst vergessene Schlacht im vermeintlichen Nethegau erinnerte und bei allen alte Gefühle weckte. Ein Germane den man in diesen Zeiten einen Römerfreund nannte muss schon kurios gewirkt haben. Ein Mann den man von höchster Stelle belobigte, den man nun präsentieren und vorzeigen wollte. Ein lebender Beweis dafür, dass Rom in Germanien nicht nur Feinde hatte und er ließ sich zum Markenzeichen und Aushängeschild einer ehrenwerten römischen Gesinnung hoch stilisieren. Er personifizierte damit für alle sichtbar den guten Germanen im Kontrast zu Arminius. Aber dieser Mann mit Namen Segestes hatte auch noch eine dunkle Seite und die passte nicht so recht ins römische Kalkül. Vielleicht hatte man im Kaiserhaus auch gerne seine diffuse Rolle die er damals zwischen Arminius und Varus einnahm unterdrückt, denn sein Wissen konnte auch unangenehme Folgen haben. So hätte er die Niederlage des Varus auch als eine zwangsläufige Konsequenz darstellen können, da man im Jahre 5 + große Truppenkontingente aus den niederrheinischen Garnisonen für den Markomannenfeldzug und den späteren Pannonienkrieg heraus gelöst hatte. Fehlende Soldaten die man Varus nicht mehr unterstellen konnte, da sie schlicht auf dem Schlachtfeld an der Donau starben oder wegen ihrer Verletzungen nicht mehr einsatzfähig waren. Ein Verlust der dazu führte, dass die drei Legionen bei weitem nicht in Sollstärke gegen Arminius antreten konnten. Möglicherweise wäre selbst noch Tiberius in die Kritik geraten denn er hatte es entschieden und zugelassen, dass Varus in militärischer Unterzahl eine neue Provinz aufbauen musste. So bahnte sich vermutlich auch diplomatischer Konfliktstoff an, als Segestes im Geleit von Germanicus in Rom eintraf. Segestes hätte von derartigem Wissen sicherlich keinen Gebrauch gemacht zumal man in Rom über diese Hintergründe damals auch bestens informiert war. Aber der römische Senat der Verwaltungsapparat aber auch andere dürften noch an der Aufarbeitung der alten Ereignisse interessiert gewesen sein. Ob die kaiserliche Regie darauf Einfluss genommen haben könnte ist denkbar und anzunehmen. Wir kennen dies auch aus unseren Tagen. Denn wie gerne würde auch heute noch so mancher Politiker in der einen oder anderen Sache zur Tagesordnung übergehen, weil man an alten Geschichten nicht mehr rütteln mochte. Doch dann schlägt die berühmte Stunde der Opposition und der gefürchtete Untersuchungsausschuss muss es doch noch mal aufwühlen, will es recherchieren und genauer wissen. Und selbst Tiberius, obwohl seine Politik nach vorne gerichtet war, sollte man nicht unterstellen, er könnte daran nicht interessiert gewesen sein. Aber man erwartete von Segestes auch Loyalität und konnte sie einfordern. Wenn auch nicht mehr auf den Straßen Roms, so rätselte und sinnierte man sicherlich immer noch in den Historiker - und Aristokratenkreisen darüber, was sich denn acht Jahre zuvor im Zuge der Varusschlacht in Ostwestfalen genau zugetragen haben könnte. Und dies war vor allem aus aktuellem Anlass begünstigt, denn nun war der damals zweit Wichtigste Mann aus Ostwestfalen plötzlich unter ihnen und konnte Rede und Antwort stehen. Und auch Claudia Pulchra die Gattin von Varus samt Anhang drang möglicherweise auch noch auf Reputation für ihren einstigen Ehemann. Man kann dem entnehmen, dass sich vieles im alten Rom an Dingen festmachte wozu uns heute die Sachkenntnis fehlt. Aber bei tieferer Analyse erscheint es uns begreiflicher. Als Strabo in seinem Bericht, gleich wann er ihn verfasste erwähnte, dass es in Germanien sogar noch nach dem Jahr 16 + immer noch zu Gefechten kam, müsste ihn dies aufgehorcht haben lassen. Denn normalerweise müssten einem Menschen in diesem Fall Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Veranstaltung gekommen sein. Denn eine Feier aus Anlass eines Sieges über das germanische Volk abzuhalten hätte nicht zu der Realität gepasst, dass der Hauptwidersacher Arminius nicht nur immer noch lebte, sondern sogar noch persönlich an Kriegen gegen das Imperium beteiligt war. Eine historische Faktenlage, die man mit dieser Feier förmlich auf den Kopf stellte und die sich definitiv nicht mit diesem feierlichen Staatsakt vereinbaren ließ. Eine Veranstaltung der man dann schon fasst den Namen „Pyrrhusfeier“ hätte geben können. Aber Stopp. Denn unter Zugrundelegung meiner Theorie, dass Strabo seine Zeilen erst 18 + nieder schrieb, Arminius also 18 + noch kämpfte, konnte auch 17 + in Rom noch keiner wissen, dass der Krieg in Germanien wieder angefacht von germanischer Seite im Jahre 18 + erneut aufgeflammt war. Man erkennt daran wie heikel sich Spekulationen verselbstständigen können. Aber zurück in die Rekonstruktion. Sollte Strabo von den Kriegen des Arminius schon an diesem 26. Mai 0017 etwas erfahren haben, dann hätte der Krieg an dem Arminius beteiligt war bereits im ersten Halbjahr 0017 statt gefunden haben müssen. Es stellt sich also die Frage, wann Strabo seinen Bericht über den Triumphzug nieder schrieb und wann ihn selbst die Information über Arminius erreichte. Denn auch hier gilt wieder der historische Leitsatz, der auch für heutige Tageszeitungen immer noch gilt, nämlich das ein Ereignis nicht an dem Tag zu Papier gebracht wurde bzw. darüber berichtet werden kann, an dem es sich ereignete. Es hätte also damals auch noch eine lange Zeit verstreichen können, bis man es mit der sinerzeit bereits verfügbaren metallisch bleihaltigen Tinte sozusagen zu Papyrus brachte. Denn mit jedem Tag den Strabo mit seinem Bericht zuwartete bzw. den er vergehen ließ bevor er über den 26.5.0017 schrieb, kämpfte auch Arminius um diesen Tag länger gegen das Imperium. Man sollte also annehmen, dass Strabo nicht schon am gleichen Tag, nämlich dem 26.5.0017 zur Feder gegriffen hat. Denn wen hätte es auch gegeben haben sollen, der ihm einen Redaktionsschlusstermin aufgezwungen haben könnte. Er könnte also alle Zeit der Welt gehabt haben bevor er sich setzte um etwas zu verfassen. Aber von der Überlegung wann er diese schriftliche Aufarbeitung nun in Angriff genommen hatte, hängt die Frage nach der Aktualität seines gesamten Berichtes ab. Und das nicht nur was den Zeitpunkt des Krieges von Arminius anbetrifft, sondern auch das Alter des kleinen Thumelicus, auf das er ebenfalls eingegangen ist. Wann also erfuhr Strabo davon. Je nach dem wann und aus welchem mehr oder weniger berufenen Munde ihm diese Informationen zugeflüstert wurden, stellt sich also diese Frage und damit auch die nach der Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit seines oder seiner Zuträger. Eines aber wird durch den Hinweis von Strabo deutlich und das unbenommen davon, wann er es, ob nun im Jahre 17 + oder erst 18 + erfuhr bzw. nieder schrieb. Denn Arminius ließ auch noch nach dem Befehl von Kaiser Tiberius im Jahre 16 + den Kampf gegen Germanien einzustellen seine Waffen nicht ruhen. Für ihn war der Krieg folglich noch nicht mit dem Machtwort des Kaisers beendet. So ist es auch denkbar, dass Arminius der auch noch im Jahre 18 + gelebt haben soll, auch noch in diesem Jahr in Kämpfe mit Rom nicht nur verwickelt gewesen sein könnte, sondern sogar den Befehl gab römische Einrichtungen anzugreifen bzw. mit dabei war. Denn die Entführung seiner Frau könnte ihn auf lange Sicht zornig gemacht haben und auch die letzten Anhänger von Segestes in Ostwestfalen dürften seine Wut zu spüren bekommen haben und schließlich wurde Arminius mit dem Abzug des Segestesclans zum einzigen Herrscher der Cherusker. Daher besitzt auch die Frage keine Relevanz wie lange die pikante und zugleich beängstigende Botschaft, eines immer noch kämpfenden Arminius oder vielleicht auch seines kämpfenden Germanenvolkes aus dem Norden bis nach Rom gebraucht haben könnte. Rechenmodelle, wonach sich Nachrichten von Germanien nach Rom schneller vollzogen als gedacht liegen allerdings vor. So bleibt es sich gleich, ob die Menschen in Rom und damit auch Strabo es schon am 26.5.0017 erfuhr oder erst Monate später. Aber sein Hinweis zeugt auch von einer erheblichen Unruhe, die noch nach 16 + in Germanien östlich des Rheins geherrscht haben muss. Aber nun zum letzten Fallbeispiel, nämlich der Möglichkeit, dass sich Strabo mit der Niederschrift seines Triumphzug Berichtes Zeit ließ und ihn erst irgendwann im Jahre 18 + zu Ende schrieb und veröffentlichte. Damit ließe sich in der Konsequenz auch noch eine Schlacht am Kalkrieser Berg und das unter Beteiligung von Arminius in das Jahr 18 + ziehen. Was man aber auch noch berücksichtigen und betonen sollte ist die Tatsache, dass es sich bei den Kämpfen von Arminius nun nicht mehr um Verteidigungsschlachten gegen römische Legionen handelte, sondern das er nun selbst zum Angreifer wurde, denn das Blatt hatte sich nach dem Rückzugsentscheid 16 + gewendet. Wenn also Strabo schrieb das Arminius immer noch Krieg führen würde, ob er es nun schon im zweiten Halbjahr 17 + oder erst im Jahr 18 + tat, so muss auch noch mal der Frage nachgegangen werden, wo Arminius denn diesen Krieg geführt haben sollte. Da sich nach 16 + keine römischen Legionen mehr tiefer in Germanien aufhalten durften könnte man also annehmen, dass Arminius sich der Rheingrenze genähert haben musste, nämlich dort wo es auch etwas zu kämpfen gab. Er könnte im rechtsrheinischen ehemaligen Sugambrergebiet römische Abordnungen angegriffen, aber auch römische Ansiedelungen nieder gebrannt haben. Er könnte aber auch wie dargestellt einen römischen Marschzug samt allem mitgeführten Besitz in seine Gewalt gebracht haben. Eine Vexillation dessen Absicht es war römische Schiffbrüchige frei zu kaufen, könnte auch noch gut in sein Konzept gepasst haben. Arminius wird nach 16 + auch nicht mehr sein ganzen Volk hinter sich gewusst haben, denn man war kriegsmüde, sondern wird diese Vorstöße nur im Rahmen seiner Kampfstärke gewagt haben. Schließlich fühlte man sich in Germanien nach dem Jahre 16 + noch lange in Siegerlaune und da werden sich sicherlich Kämpfer gefunden haben die sich ihm anschlossen. Man könnte also dieser Variante den Vorzug geben, womit es sich auch kompatibler zum Tacitus Hinweis bewegen würde, nämlich dem des Gefangenenaustausches der Schiffbrüchigen unter Beteiligung der Angrivarier. Sollte also Strabo schon im zweiten Halbjahr 17 + zur Feder gegriffen haben und nicht erst 18 + so ließe sich prophylaktisch vor diesem Hintergrund betrachtet, dass Gefecht von Kalkriese auch aus dem Jahr 18 + in den Herbst des Jahres 17 + vorverlegen. Dann hätte man die Freikaufverhandlungen mit den Angrivariern vielleicht schon im Spätsommer oder Herbst 16 + aufgenommen und der Gefangenenaustausch hätte noch im Jahr 17 +, dem Jahr des Germanicus Triumphzuges statt finden können. Strabo lieferte also mit seinem Querverweis in Form dieser erstaunlichen Randbemerkung einen Impuls, dem es sich lohnte nachzugehen. Und im Zuge der Textanalysen von Strabo und Tacitus war es daher auch ein leichtes die Bündelung dieser Informationen auch als Erklärungen für das Gefecht am Kalkrieser Berg heran ziehen, und es sogar zeitlich eingrenzen zu können. Der textuelle Fluss im Verlauf dieses Internet Buches nämlich die Motive eines Segestes zu ergründen musste also vorübergehend für die neue Kalkriese Theorie ausgesetzt werden und die voran gegangenen Kapitel hatten dem Rechnung zu tragen. So musste zwangsläufig die Frage nach der Bedeutung des Cheruskerfürsten Segestes und seinen Aussagen in Rom für einige Abschnitte in den Hintergrund treten. Aber das wird sich im nächsten Abschnitt wieder etwas ändern, denn bekanntlich war Segestes der Mann, der unseren historischen Wissensstand über die Varusschlacht maßgeblich beeinflusst und sogar dominiert und angereichert hatte. (10.03.2020)

... link


Dienstag, 3. März 2020
Imperialer Glanz und Gloria versagten in Kalkriese
Das der einstige römische Feldherr Tiberius 8 - mit der Aktion die Sugambrer gegen ihren Willen auf die andere Rheinseite zu verpflanzen den Anfang machte und damit zum Weichensteller und Urheber für ein Wirtschaftswunder im Großraum Köln wurde, erschließt sich erst aus der Retrospektive. Das er später als Kaiser mit einem weiteren Befehl nämlich seiner Entscheidung des Jahres 16 + gleich das ganze nordöstliche Imperium daran teilhaben ließ, hatte sich damals bis Kalkriese noch nicht herum gesprochen. Aber in der Fisse - Niewedder Senke ließen es die Germanen leger ausgedrückt schon mal etwas krachen, denn sie ließen damit ihre Mentalität schon Jahrhunderte vor der Überschreitung des Limes deutlich werden. Denn ein Naturvolk handelt nach anderen Regeln. So wurde das Desaster von Kalkriese zum Synonym germanischer Unberechenbarkeit, beendete das römische Experiment vorsichtiger Annäherung zum einstigen Widersacher und ließ die Fronten erneut erstarren. Damit wurde aus Kalkriese nach der Varusniederlage ein weiterer Wendepunkt einer fehl geleiteten römischen Germanenpolitik. Tiberius der wohl beste Kenner der germanischen Denkungs- und Lebensweise besaß schon 16 + den nötigen Weitblick und verhütete somit Schlimmeres. Denn in der Konsequenz hätte der Battaveraufstand des Jahres 69 + ein weitaus umfangreicheres und bedrohlicheres Szenario annehmen können, wenn sich daran noch die weiter östlich des Rheins siedelnden germanischen Stämme beteiligt hätten. Es ist schon augenfällig genug, dass sich dem Aufstand die linksrheinischen Cugerner gemeinsam mit den unter Zwang umgesiedelten Sugambrer samt den rechtsrheinischen Brukterern anschlossen. Linksrheinische Stämme die dafür auch nicht erst einen niederrheinischen "Wasserlimes" überschreiten mussten um ins Imperium einzubrechen, denn sie siedelten bereits innerhalb der Grenzen des römischen Reiches. Es ist eine reizvolle und diskussionswürdige Theorie nun zu versuchen über die Schiene attraktiver gläserner Kostbarkeiten, vielleicht sogar schon aus dem Hause "Köln - Eigelstein" eine Verbindung nach Kalkriese herstellen zu wollen. Aber die rauen Gesellen aus der norddeutschen Tiefebene mögen es damals anders gesehen haben, ließen sie links liegen und wirkten desinteressiert. In einer Zeit noch ohne Frauenquote waren den Herren der Schöpfung andere Dinge wichtiger, als das bunte Glaszeug, dass man ihnen schmackhaft machen wollte. Begebe man sich in eine subjektive Erzählposition, so könnte in Kalkriese ein unzufriedenes Grummeln unter den Germanen den bevorstehenden Konflikt angekündigt haben. Inwieweit sich damals neben Köln oder Kaiseraugst auch noch über Trier eine Verbindung nach Kalkriese herstellen lassen könnte, ist schwer zu beurteilen, denn die Kenntnisse über farbiges Glas aus der Großregion Trier sind mäßig. "Glasaugen" die man in drei römischen Militärlagern der Germania inferior an der Lippe vorfand, wo sie zwischen 8 - und 9 + in den Boden gelangten, sprechen für die Tatsache, dass man sie häufiger als angenommen, für was auch immer verwendet hatte, sie also auch an unterschiedlichen Orten produziert haben könnte. Ihnen somit den Status eines Gebrauchsgutes zuzugestehen bzw. sie damit in Verbindung zu bringen wäre also keine utopische Vorstellung. Folglich mit den profansten Dingen des Alltags wie man sie nicht nur in römischen Lagern, sondern auch in nicht militärischen also zivilen Siedlungen benutzt haben dürfte. So wie es etwa mit gläsernem Geschirr also Trinkhörnern, Bechern, Schalen, Näpfen und dergleichen geschieht die in jener Zeit schon parallel zur groben Töpferware auf die Tische kamen. Manche Historiker halten gerne Ausschau nach den Segeln des Ungewöhnlichen und vergessen dabei schnell das reale Leben und dazu gehören meines Erachtens nicht die seltsamen Vorschläge die man bislang als Begründung für ihre Bedeutung anführte. Denn gläserne Objekte sollte man sicherlich zuerst da suchen, wo sie ihren eigentlichen Platz hatten, nämlich im unmittelbaren menschlich, häuslichen Bedürfnisumfeld der Nahrungsaufnahme und seiner Aufbewahrung. Aber auch an Orten wo man sie prunkvoll zur Schau stellen wollte durften sie nicht fehlen, also da wo man sie auch nicht unbedingt jeden Tag brauchte, sondern nur für besondere Anlässe nutzen wollte. Man wollte sie vorzeigen und präsentieren, aber sie waren aus Glas und erforderten einen behutsamen Umgang. Man sollte daher wohl die Glasaugen - Scherben in die Nähe der jeweiligen Ausgangsprodukte rücken, zumal angenommen werden darf, dass man diese auch aus Glas angefertigt hatte, woraus auch sonst. Also Objekte an denen diese "Glasaugen" zuvor ihren Platz hatten und ein einst integrierter Bestandteil davon gewesen sein müssten. Möchte man der Theorie folgen, die Scherben wären aus einem größeren Glasgefäß heraus gebrochen, so lassen die Aufsehen erregenden Glasaugen nun rätseln, wie dieses nie gesehene Gefäß ausgesehen haben könnte oder sollte. Wie würde sich seine Machart und Formgebung darstellen. Das Objekt könnte im Aussehen ein auf den ersten Blick ungewöhnliches Behältnis gewesen sein aber beim zweiten Blick bereits einen zweckmäßigen Eindruck hinterlassen. Man kann erkennen, dass die Scherbchen alle eine leichte Wölbung aufweisen so gilt es, sie einmal experimentell durch eine ergänzende Formgebung zu modellieren, zu vollenden, sie also zu komplettieren. So könnte man ihre ursprüngliche Form wieder erkennen und sich ihre Gestalt auf diese Weise virtuell erschließen lassen. Man ließe sie also vor unserem inneren Auge wieder auferstehen und würde ihnen ihr alte Erscheinungsform wieder zurück geben. Man würde dann vermutlich ein passendes gefäßartiges Behältnis in unbekannter Größe in der Hand halten. Oder man käme wegen der Gradstellung zu dem Schluss, dass sie an einem Gefäß nicht im ausgeprägten, sondern sich eher im schwächeren Wölbungsbereich befanden. In jedem Fall läge das Unikat eines Teilgefäßes vor uns, für das derzeit noch jegliche Vorbilder in Form von Bodenfunden in der Epoche des ersten oder zweiten nachchristlichen Jahrzehnts fehlen. Was aber nicht verwundern sollte, denn nicht alles was man damals herstellte also schon herstellen konnte, fand sich auch im Bodenaushub unter Köln, erreichte die Vitrinen von Museen und Sammlungen um archäologisch ausgewertet werden zu können und lagert daher auch nicht in den dortigen möglicherweise angestaubten und halb vergessenen Untergeschossen und unzugänglichen Nischen und Katakomben. Wobei man bei aller Trübsal nur hoffen kann, dass unsere jetzt zeitigen Architektur - Eliten nicht auch noch darunter einen U - Bahnschacht in den Untergrund treiben wollen der mehr verspricht als das er hält. Was wir aber haben sind möglicherweise die Einzelteile dieser Gefäße, nämlich die aus ihnen heraus - oder abgebrochenen so genannten "Glasaugen". Aber die besagten toten bzw. leblosen Augen von Kalkriese haben es in der Tat in sich. Anhand der Fundorte und der Verteilung ließe sich fasst schon schlussfolgern, dass man die Glasaugengefäße nur für den germanischen Markt angefertigt hätte. Denn im ganzen römischen Reich fanden sich bislang keine Glasaugen die mit dieser Form vergleichbar gewesen wären. Und sie auch nicht in Italien entdeckte, obwohl man dort sicherlich gut und relativ gründlich in vielen Regionen geforscht hat. Also weder in den augusteischen noch in den tiberischen Fundschichten bzw. in den Siedlungszonen späteren Datums. Die Glasaugen von Kalkriese weichen im Aussehen auch von den Teilen ab, die man in Xanten, Anreppen, Haltern, Kaiseraugst oder Oberaden entdeckte. Dies ließe sich auf die heraus ragende Experimentierfreudigkeit frühester römischer Glasmacherkunst zurück führen. Angetrieben und vielleicht auch etwas beseelt vom anbrechenden Pioniergeist der Zeit begann man sich auch neuen und eigenwilligen Formen zu widmen. Es wurden individuelle Ideen umgesetzt und in Umlauf gebracht und die Formenvielfalt schien keine Grenzen zu kennen. Neue auch voluminöse Formgebungen aber ebenso Verzierung und Farbgestaltung beflügelte die frühen Dessiner, womit sich ein wachsender Kundenkreis in den neu erblühenden Stadtgründungen am Rhein beeindrucken ließ und diesen zum Kauf anreizte. Revolutionär neues verkörperte immer schon den Fortschritt und die Friedenszeiten begünstigten und weckten ungeahnte Kreativität. Neuartige faszinierende Gegenstände geeignet und dazu angetan auch schon bei den Germanen die Bereitwilligkeit zu wecken in Geschäfte einzuwilligen. Da muss man schon einen fasst mitleidigen Blick auf die Stufe jener Keramik werfen, wie man sie zur gleichen Zeit in Germanien herstellte und die erst den Kontrast deutlich macht. Die östliche germanische Rheinseite wurde nach der Umsiedlung der rauflustigen Sugambrer zu einer Region in der sich eine Rom gegenüber willfährige Bevölkerung ansiedelte. Der Westen des heutigen Bergischen Landes im mittelalterlichen Deutzgau dem Pagus Tuizichgowe war domestiziert und stand der römischen Einflussnahme ungehindert zur Verfügung. Sicherlich wird man schon mal auf die östliche Rheinseite geschaut haben und da blieb den römischen Glasmachern die zeitgleiche germanische Keramik der groben Fußschalen mit Warzendekor nicht verborgen. Man könnte den Germanen vielleicht schon einen zweckmäßigen Faible für das Warzendekor nachsagen, eine Methode die Schalenaußenwände rau zu halten um sie auf diese Weise griffiger zu gestalten, damit sie bei Nässe nicht so schnell aus den Fingern gleiten konnten. Vielleicht ließen sich die Gefäße dank der warzenartigen Verdickungen auch bruchsicher und damit stabiler anfertigen. Eine interessante Vorstellung, dass man im römischen Köln diese Technik sogar abschaut haben könnte, aber statt des klobigen germanischen Warzendekors setzte man auf der westlichen Rheinseite auf Warzen aus Glas in Form von Augen. Die unattraktive und für unser Verständnis urtümliche Warzenmusterung germanischer Töpferware zum Vorbild genommen und schon war die moderne Variante, nämlich das römische Glasaugengefäß geboren. Und das nicht etwa weil die Kölner Experten nicht selbst auf diese Idee gekommen wären. Man orientierte sich nur daran, ja kopierte es vielleicht sogar, da man erkannte, dass man auf diese Weise auch den germanischen Geschmack und Bedarf gleich mit erreichen konnte. In Germanien entschied noch der spätere Verwendungszweck wie ein Gegenstand auszusehen hatte und ein imposantes Äußeres war nicht das Maß der Dinge. Aber was verstand man eigentlich im alten Köln zu Zeiten von Kaiser Tiberius unter Geschmack. Man mag es drehen und wenden, wir werden kein Gefühl dafür entwickeln können, was die aufstrebende römische Zivilisation und warum sie das eine oder andere als schön und geschmackvoll betrachtete und wovon sie sich leiten ließ. Aber wir kennen vieles von dem was sie schufen und da muss man sich schon etwas die Augen reiben, nach welchen pittoresken Formgebungen den frühen Glasmachern die Laune stand. Das Museum "Belgisches Haus" in der Kölner Cäcilienstraße zeigt neben dem dort aktuell ausgestellten weltberühmten Diatretglas aus Köln - Braunsfeld auch einige andere sehenswerte Stücke. Die ersten Diatretgläser sind aus dem 1. Jahrhundert bekannt was besagt, das diese fortschrittliche Technologie bereits in der römischen Kaiserzeit bekannt war und man sie anfertigte. Aber die Vitrinen beherbergen auch Glasgefäße die sich wegen ihrer filigranen Machart in jeder Hinsicht als nicht alltagstauglich erwiesen haben dürften. Wirft man auch hier wieder einen Blick auf die rückständigen parallel im Einsatz befindlichen Gebrauchsgüter der germanischen Rheinseite, so erkennt man welche Welten sich hier damals auftaten. Am Rhein prallten zwei extrem unterschiedliche und zivilisatorisch entfernt voneinander existierende Menschenschläge aufeinander. Auf der einen Seite der Rheinische, also der keltisch römisch orientierte Mensch dem Mosel und Rhein den Zugang in die südlichen Gefilde der Kultur öffneten und östlich des Rheins der alles andere als ebenbürtig anzusehende Germane der gar nicht anders konnte, da er in seiner Landschaft verhaftet war. Denn die geographische Struktur der Gebirgszüge und die damit verbundenen alle nach Westen strömenden Flüsse formten aus ihnen eine Bevölkerung die zwar östlich des Stromes angesiedelt war, aber sie immer nach Westen blicken ließ. Erst durch Weser und Elbe waren die germanischen Völker nicht mehr auf den Rhein fixiert und entwickelten andere Traditionen und Weltbilder. Mit der römischen Eroberung des Rheintales in das alle Flüsse zwischen Kinzig und Lippe entwässerten wurde Rom automatisch auch zum Beherrscher dieses Siedlungsraumes. Unterschiedliche Mentalitäten die sich in der Zeitgeschichte über lange Zeit ungestört nebeneinander entwickeln konnten und sich getrennt voneinander heraus gebildet hatten. Ein Prozess, der sich noch bis heute bemerkbar macht, wenn man sich mit den Menschen aus den rechtsrheinischen Kölner Stadtteilen und aus den linksrheinischen zusammen setzt oder versucht sie mental miteinander zu vergleichen. Dann ist der Rhein unüberhörbar immer noch die alte Grenze. Schon der erste Blick auf einige römische Glasgefäße im "Belgischen Haus" verrät die Tatsache, dass man diese hochwertigen Teile nicht für den Alltagsgebrauch angefertigt hatte. Dafür waren sie schlicht nicht gedacht und auch völlig untauglich. Denn sie waren alles andere als "Spülmaschinenfest" und man muss fasst befürchten, dass sie schon der bloße Anblick hätte beschädigen können, so feingliedrig ist ihre Struktur. Dieser Exkurs in die seltsamen Geschmackswelten der Antike soll auch einen Einblick in die Flexibilität römischer Anpassungsfähigkeit vermitteln, denn schließlich hatten wir es hier mit einer Hochkultur mitsamt ihres ungeahnten Selbstvertrauens zu tun. Ein verständliches Selbstvertrauen, denn der Kontrast bzw. das Gefälle nach Westen, welches sich in der Tischkultur offenbart setzte sich auch in Kleidung, Lebensweise und allen anderen kulturellen und technischen Erscheinungsformen und Errungenschaften beider Völker fort. Vergleichen wir das römische Kunsthandwerk der Diatretprodukte und anderer "High - Tech" Leistungen der Glaskunst und stelle sie gegen die Stilrichtungen späterer Zeitalter wie zum Beispiel die der Nippes Epoche, so erscheinen uns die römischen Exemplare sogar schon nahezu nüchtern und sachlich im Dekor. Wer wollte da noch Leugnen oder in Abrede stellen, dass man sich in dieser überaus kreativen Phase nicht auch den germanischen Fußschalen widmete. Also statt mit Ton mit Glas als Basisprodukt experimentierte, um der archaischen Kultur auf diese Weise etwas unter die technologischen Arme zu greifen. Und um den Germanen auf die Weise den zivilisatorischen Vorsprung gleich mit vorzuführen. Denn mit Glasaugen die man eindrückte oder auf schmolz ließ sich vieles ansehnlicher gestalteten. Eine schöne und unbeweisbare Überlegung aber ein Gedanke, den man bei den Glasaugenfunden bei Bramsche nicht völlig verwerfen sollte. Kostbare gläserne nun aber römische Fußschalen mit Wulsten griffig gemacht könnten die Angrivarier statt nach Münzen auch schon mal nach Glas haben greifen lassen, wenn man es ihnen gegen die gefangenen Geiseln angeboten hätte. Womit wir wieder bei diesem Szenario angelangt wären, statt uns mit den Möglichkeiten einer Varusschlacht bei Kalkriese zu beschäftigen. Doch nichts außer acht lassend müssen unsere Gedanken auch immer ihre Fähigkeit behalten weit ausholen zu können. So müssen wir uns auch die Frage erlauben dürfen, wie weit wir die Zeitspirale für die Herstellung dieser Glasaugen - Trinkschalen - Gefäße noch über die Zeitenwende hinaus also sogar nach hinten verschieben könnten. Eine bewusst verklausulierte Fragestellung, die es auch noch zu lüften gilt und der man nachzugehen hat. Bei den Glasaugenfundstätten handelte es sich im Betrachtungsraum um die heutigen Städte Xanten, es wurde frühestens 16 - gegründet und bestand über das Jahr 18 + hinaus. Um Haltern, es wurde frühestens 7 - gegründet und bestand bis 9 + (Varusschlacht). Um Anreppen, es wurde um 5 + gegründet und bestand bis 9 + (Varusschlacht) und um Oberaden, dass um 11 - gegründet wurde allerdings nur bis 8 + bestand. In jenem Oberaden einem Lager, dass nach 8 + keinen Bestand mehr gehabt haben soll, ließen sich ebenfalls Glasaugen finden. So sei die Frage gestellt, ob man in Köln sogar schon zu Lebzeiten des Feldherrn Drusus der 9 - verstarb Glasaugengefäße hergestellt hat. Aber auch hier gilt im Zweifelsfall zwar nicht die Unschuldsvermutung, so aber doch die Möglichkeit, dass das Lager Oberaden auch noch nach 8 - als langlebige Zwischenstation gedient haben könnte, die bei bedarf auch noch als provisorisches Marschlager genutzt und bis zur Varusschlacht zeitweise angesteuert wurde, auch ohne das sich dafür konkrete Bodenfunde als Beweis finden ließen. Glasaugen hätte man demnach dort also auch noch nach 8 + finden können. Schließlich lag es auch an der viel genutzten Lipperoute an der jedes römische Lager, wenn nötig bei geeigneter Lage schnell wieder nutzbar gemacht werden konnte. Tendiert man zur ersten Annahme, so könnte man parallel zur Umsiedelung der Sugambrer die im Jahre 8 - erfolgte um die Front zu beruhigen aber auch um den kölnischen Aufschwung nicht zu gefährden, noch den Gedankengang zu Ende denken. Denn auch wenn man Oberaden um 8 - aufgeben haben sollte, so könnten die Teile auch noch danach in den Oberader Boden gelangt sein. Die Aufnahme oder vielleicht sogar die Intensivierung der Produktion von Glasaugen in Köln hätte demnach gut in die Phase nach der Sugambrerumsiedelung gepasst, als man keine rechtsrheinischen Übergriffe mehr zu fürchten hatte. Wäre aber das Jahr 8 - das definitive Aufgabedatum des Lagers Oberaden gewesen, muss man sogar annehmen dürfen, dass es entweder am Eigelstein damals schon fasst dynamisch zugegangen sein müsste oder in dieser vorchristlichen Epoche die Glasaugen - Ursprungsmetropole nämlich Kaiseraugst noch das frühe kölnische Zentrum darstellte. Möchte man also annehmen, dass schon lange vor der Stadtrechteverleihung durch Kaiser Claudius im Jahre 5o + gute Glasmacher aus Kaiseraugst in Köln einwanderten, seßhaft und tätig wurden, könnte das harte Durchgreifen von Tiberius gegen die Sugambrer im Jahre 8 - dies begünstigt haben. Ein in der Tat verlockender Gedankengang, denn man könnte, wenn auch nur theoretisch davon ausgehen, dass die Glasscherben mit den schwarzen Pupillen auch schon vor 8 - in den Boden von Kalkriese gelangt sein könnten. Aber so schnell wie diese Theorie aufgestellt ist, so schnell kann man sie auch wieder begraben. Denn der Münzfund vom Typ Caius/Lucius hebt sie auf. Denn die Prägungen dieser Serie sollen nur zwischen 2 - und 4 + statt gefunden haben. Unabhängig vom angedachten Gefangenenaustausch des Jahres 18 - bliebe also unter diesem Gesichtspunkt betrachtet für das Kalkriesegefecht ein recht umfangreiches Zeitfenster. Es würde sich schon mit dem Jahr 2 - öffnen und etwa solange offen gehalten werden können, bis die Legio I Germanica dem das Kalkrieser Mundblech zugeschrieben wird die Rheingarnisonen verließ und das zog sich über einen langen Zeitraum hin. Der frühe Glasaugenfund von Oberaden könnte die Theorie stützen, dass sich die Glasaugen die 18 + in Kalkriese zu Bruch gingen schon seit maximal 26 Jahren im Kölner Produktionsprogramm befunden haben könnten. Grund genug für eine weitere Annahme wie bedeutsam Köln bereits in diesen Jahren für die Herstellung von Luxusartikeln war. Ich möchte daher als Herstellungsort für die bislang insgesamt gefundenen 23 Glasaugen Scherben gleich welchen technischen Stand sie verkörperten schon für den prosperierenden Standort Köln plädieren und ihn als Ursprung anzusehen. Aber welchen Sinn und Zweck die Scherben hatten, um was für Teile es sich also bei den vermeintlichen "Glasaugen" handelt wissen wir dadurch immer noch nicht, da die Fundlage zu schwach ist. Es kann wie dargestellt angenommen werden, dass man diese leicht gewölbten Teile auch an Glasgefäßen angebracht an geschmolzen oder eingedrückt hat um diesen eine bessere Griffigkeit zu verleihen, damit sie besser in der Hand lagen. Für derartige Gefäße mit unebener Außenfläche gibt es neben den germanischen Fußschalen mit Warzendekor auch andere Vorbilder aus vorchristlicher Zeit. Becher denen man wegen der aufgesetzten buckelartigen Elemente einen speziellen und urdeutschen Namen gab. Denn dafür bot sich ein Wort an, dass diese Erhöhung wie sie sich auch an den Glasaugen samt Iris und Pupille zeigt, wie kaum ein anderes zum Ausdruck bringt. Ein Wort aus der Dialektik geboren, das für alles angewendet wird was leicht aber auch stärker hervor steht oder sich abhebt. Ein Wort das vielfache Verwendung findet, wenn man derartiges beschreiben möchte. Seien es die Holzfigürchen in Miniformat wie sie beim "Mensch ärgere Dich nicht Spiel Verwendung finden, sei es ein Name den man auch für Spikereifen oder für die Stollen unter Sportschuhen verwenden kann oder eine hügelige Landschaftsform. Denn alles lässt sich unter diesem einen Grundbegriff Noppen, Nuppen oder wie man in meiner Heimatstadt Wuppertal sagt nämlich Nüppken (Mehrzahl Nüppkes) zusammen fassen. So fand das Wort Nuppen auch Eingang in die technische Welt der Glasherstellung und der Name Nuppenbecher fand für derartiges Verwendung. So schmolz man die Nuppen mal als Glastropfen, mal in Iris- und Pupillenform auf das jeweilige Glasprodukt auf. Die Nuppen gaben ganzen Generationen von Bechertypen ihren Namen, nämlich die Nuppenbecher. Ein gängiger Name, wie man ihn für Trinkgefäße aus Augusta Raurica und anderswo vergab. Aber auch eine Form, wie sie sich selbst in der römischen Handwerkermetropole Kaiseraugst erst etwa ab dem Jahr 4o +, aber nicht davor nach weisen lässt. Sollte es sich bei den gefundenen "Glasaugen" also im Kern um abgebrochene Nuppen mit den sie umgebenden Restglas des Ursprungsgefäßes handeln, so würden diese Teile sowohl für die Existenz gläserner Trinkgefäße in den römischen Kastellen aber auch auf dem Marsch durch die Niewedder Senke sprechen. Sei es nun für den Eigenbedarf oder als begehrte Handelsware. Aber wegen ihrer Rätselhaftigkeit entwickelten sich die sogenannten Glasaugen zum Phänomen. Und sie verbergen ein an sich recht schlichtes Geheimnis. Es lautet einfach ausgedrückt, dass "es sie gab", das sie schon existierten also hergestellt werden konnten. Sie lassen sich unserem Blick nicht mehr entziehen, sie liegen vor uns und sind keine Vision. So mussten es auch Erzeugnisse aus römischer Produktion der augusteisch/tiberianischen Zeit gewesen sein, die uns da aus dem Kalkrieser Boden anschauten, denn unter Cäsar stellte man sie wohl noch nicht her. Und selbst in ihrem desolaten Zustand zeigt sich immer noch ihre Machart und ihre Farbgebung. Aber auch eine Form die uns als Puzzleteil dienen kann um mit deren Hilfe man das einstige Gesamtobjekt erahnen kann. Sie sind real und liegen vor unseren Augen, also muss es auch ohne das uns Vergleiche dazu bekannt sind, eine Hand gegeben haben, die sie einst erschuf. Wie viel Jahre zwischen Produktions - und Zerstörungstag gelegen haben mögen, lässt sich nicht sagen. Da man aber nicht auf Vorrat produzierte weil Bedarf bestand, kann man möglicherweise unter Berücksichtigung von mehrmaligen Umladens und der Transportdistanzen sogar von nur wenigen Monaten ausgehen. Ware die in Köln im Juli produziert wurde könnte man schon im August in Xanten auf Maultierkarren oder Flachboote verladen und könnte Kalkriese im Herbst erreicht haben. Die in Kalkriese ausgegrabenen "Glasaugen" Scherben können natürlich wie auch schon angedeutet auf das dortige Kleinlager hinweisen. In einem mittelgroßen Marschlager, immerhin in einer Größenordnung, dass für die Unterbringung einiger tausend Legionäre ausgelegt war, konnten auch Nuppenbecher zu Bruch gegangen sein. In diesem Fall müsste man die Funde wieder vom Schlachtenhorizont lösen und einem vielleicht schon länger existierenden Marschlager zuordnen. Aber auch derartig attraktive Gefäße als Tauschware mit den germanischen Stämmen zu nutzen ist nahe liegend und deckt sich mit dieser Theorie. Diese Scherben als eine Begründung für eine Varusschlacht am Kalkrieser Berg heran zu ziehen ist nicht möglich, aber das Wissen um die Bedeutung und Herkunft der Teile kann helfen das Gesamtbild zu erhellen. Gläserne Produkte konnten in diesen Zeiten schon rationell hergestellt werden und waren daher auch eine günstige Alternative um sie für den Freikauf von Legionären anzubieten. Und worauf meine These beruht, dass man das Gefecht auch als einen Raubüberfall ansprechen kann, der auch Gewaltschäden hinterließ. Und natürlich sind Glasprodukte zweifellos eine sparsamere Methode um sie Münzen aus Edelmetall als Alternative vorzuziehen bzw. sie ihnen entgegen stellen zu können. In Betracht zu ziehen ist auch die Möglichkeit, dass die Glasaugen im Zuge des damaligen internationalen Handelsverkehrs aus größeren Entfernungen von Legionären etwa aus Ägypten in den deutschen Norden gelangten. Die nordafrikanischen Völker insbesondere die Pharaonenreiche waren schon Jahrhunderte vor der römischen Machtausdehnung imstande ihren Mumien gläserne Augen höchster Qualität einzulegen.
Die Marschkolonne war allemal ein lukrativer Köder und Magnet für jegliche Begehrlichkeiten der Zeit. Zusammenfassend ließe sich sagen, dass nach Strabos Aussage, dass Arminius immer noch kämpfte und was er um das Jahr 18 + nieder geschrieben haben könnte, dieser Kampf in der Niewedder Senke statt fand. Zwei Jahre nach dem Germanicus in Germanien seinen Abschied nahm und vermutlich Gaius Silius als sein Nachfolger im Gespann und Zusammenschluß mit anderen renommierten Römern für ihn nachgerückt war. Im gleichen Jahr 18 + kreuzte und vollzog sich nach Strabos Angabe möglicherweise die Übergabe der schiffbrüchigen Legionäre im Grenzgebiet zu den Angrivariern, die diese vorher übernommen hatten. Ein Austausch den es nach Tacitus gegeben haben muss, der in Bezug zu den Angivariern stand und der mit welchem Endresultat auch immer, statt gefunden hat. Die Fäden zu den agierenden Personen und Handlungen könnten also sowohl zeitlich als auch räumlich betrachtet östlich von Bramsche zusammen gelaufen sein. Hier ist um diese Zeit eine spannungsgeladene Konfrontation in Form einer heftigen Auseinandersetzung durchaus denkbar, sie könnte sich schnell hochgeschaukelt haben und warum auch hätte man den Gefangenenaustausch unnötig lange hinaus zögern sollen. Ein Disput, der sich an Geringfügigkeiten entzündet haben kann, oder auch ein von langer Hand vorbereiteter Waffengang gewesen sein könnte. An dem möglicherweise auch noch dieser nicht mehr ganz so junge Arminius, der ja immer noch gekämpft haben soll, mit seinen Cheruskern und anderen Stämmen auf germanischer Seite wie etwa den Chasuariern beteiligt war. Und auf Seiten Roms war es die I Legio ( Cohors ) Germanica. Sie war noch bis mindestens 21 + möglicherweise sogar bis in die dreißiger Jahre nach Christi für Köln nachgewiesen und ihre Kasernen dürften auch nicht weit von den frühen römischen Glasöfen entfernt gestanden haben. Ihr oblag möglicherweise die Sicherung eben dieses sensiblen Marschzuges mit Sonderauftrag. Jener zweckgebundenen Transportkolonne die sich durch ihre wertvolle Ausstattung und aufgrund ihres arglosen Verhaltens, in einem nicht ungefährlichen Korridor einem erhöhten Risiko ausgesetzt hatte. Ein römischer Treck deren Aufgabe einzig darin bestand mit den Germanen ein Geschäft erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Eine Transaktion "Mensch gegen Wert oder Ware" die außer Kontrolle geriet, da sich möglicherweise eine der beiden Parteien nicht so verhielt wie es beabsichtigt bzw. abgesprochen war. Sozusagen ein geplatzter "Letter of Intent", wofür es viele Gründe gegeben haben könnte. Aber aufgrund der Fundlage eine Situation die dafür spricht, dass dieser Trupp nicht auf einen regulären Kampfeinsatz vorbereitet war. Aber was schlimmer wog, war die Tatsache einer erneuten und vielleicht auch vermeidbaren römischen Niederlage zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Sie bestärkte Tiberius in der Richtigkeit seiner Entscheidung des Jahres 16 + sich aus Germanien zurück zu ziehen. Im Ergebnis war es das Resultat einer Fehleinschätzung das sich rächte. Das Verhältnis zweier so unterschiedlich gearteter Kulturen war eben 18 + noch nicht reif für diplomatisches Geschick. Einige Jahre später verstarb Arminius, aber 18 + lebte er noch. (03.03.2020)

... link


Sonntag, 1. März 2020
Zu welchem Preis gaben die Germanen die schiffbrüchigen Römer frei
Die im Boden nahe Kalkriese gefundenen kleinen Augen aus farbigem Glas für die es, was ihren damaligen Verwendungszweck anbetrifft bislang keine schlüssigen Erklärungen gibt, wurden zu einem eigenständiges Thema im großen Kontext um das dortige Ereignis. Es entwickelte sich daraus ein separates Forschungsgebiet, so wie es sich bei heraus ragenden Artefakten auch gehört. Nach allgemeiner Auffassung und einem Schuss Wunschdenken, gingen die Teile im Zuge eines Gefechtes zu Bruch und dann zu Boden. Es stellte sich im Nachhinein nun ein nahezu fieberhaftes Ringen nach Erklärungen um ihre Bedeutung ein, was es unvermeidlich macht den bisherigen Horizont auf der Suche nach neuen Gedankengänge zu erweitern. Es stellen sich also die üblichen Grundsatzfragen, bei welcher Gelegenheit, warum und wie die farbigen Glasaugen in den Untergrund von Kalkriese gelangt sein könnten. Und es wäre natürlich von größtem Interesse zu wissen zu welchem Zeitpunkt, also in welchem Jahr und möglichst auch noch in welcher Jahreszeit es passiert sein könnte. Aber auch woher sie stammten und welche Funktion sie einst zu erfüllen hatten wäre von Bedeutung. Und nicht nur zu wissen, wo sie damals hergestellt worden sein könnten, sondern auch wie lange sie bereits existierten bevor sie zu Boden fielen und ob sie sich überhaupt mit einer Schlacht in Verbindung bringen lassen. Alles gehört in den großen Fragenkomplex der bisher unbeantwortet blieb. Also eben nicht nur der letzten Auffassung einer Expertin aus Italien zu folgen, dass die Glasaugen artigen Fundobjekte als Eck - oder Randverzierungen an Totenklinen oder Krankentragen befestigt gewesen sein könnten, macht den Reiz der Forschung aus. Wie auch immer hätte man es technisch anstellen können Glas mit Holz zu verbinden, welchen bislang undefinierbaren Zweck könnten sie also erfüllt haben. Fragwürdiges und merkwürdiges Mobiliar, das sich demnach auch an anderen Stellen bzw. Lagern in Westfalen befunden haben müsste, also folglich dort wo sich ebenfalls Glasaugen fanden. Und eben auch an Holzgestellen für Tote oder Verletzte die man seinerzeit durch die Niewedder Senke bugsiert haben soll. Wahrlich echte gedankliche Herausforderungen die da an uns gestellt werden. So könnten den Glasaugen auch noch andere Entstehungsgeschichten zugedacht gewesen sein, die sich mit dem nötigen Einfühlungsvermögen erschließen ließen. So rücken also neben der Vision sie könnten als Aufständerungen von Gefäßen gedient, oder einmal eingefasst in Gemmen artigen Schmuckstücken geruht haben, auch andere Vorstellungen und Möglichkeiten in den Focus unserer Gedankenspiele. Umgearbeitet zu Fingerringen könnte man mit ihnen experimentiert und modelliert haben. So könnte es sich auch um kurzfristige Modeerscheinungen gehandelt haben die schnell wieder verblassten. Sich vorzustellen die Glasaugen könnten aber auch die Reste abgebrochener Teile einstiger Gefäße also gläserner Behältnisse gewesen sein, an die man sie vor dem Abbruch seinerzeit angeschweißt hatte, liegt noch im vorstellbaren Bereich. Gefäße also Gebrauchsware die sich auch als Tauschobjekte in ein Szenario einfügen ließen, wie es in den letzten Kapiteln um den Gefangenenaustausch beschrieben ist. Schlaglichtartig erscheinende Episoden von Ereignissen wie man sie mit einer freudigen Wiedersehensfeier verbindet und wie man sie mit der Begrüßung zurück kehrender Geisel in Verbindung bringen darf entsprachen immer schon unseren menschlichen Bedürfnissen. Eben ein Trinkgelage wie es einem flämischen Meister sicher gut gelungen wäre es auf Leinwand zu bannen. Man kann wegen der zeitlichen Nähe die zwischen der Schiffskatastrophe des Jahres 16 + und der Rückkehr nach zwei Jahren in germanischem Gewahrsam lag sogar davon ausgehen, dass jene Römer die aus Xanten kommend den Marschzug nach Kalkriese begleiteten auch noch mit einigen jener Legionäre bekannt, um nicht zu sagen befreundet waren, die nun im Jahre 18 + oder ein Jahr zuvor endlich zurück kehren konnten. Ein Aspekt der Zwischenmenschlichkeit wie er schnell aus dem Blickfeld geraten kann, wenn man sich beim Schürfen in der Vergangenheit nur auf das sichtbar Gegenständliche konzentriert. Wurde dann daraus ein Aufeinandertreffen bei dem sich die anwesende höhere römische Generalität herab ließ, um sich zum Abschluss noch mal gemeinsam und in friedlicher Atmosphäre mit dem niederen germanischen Sippenadel zusammen zu setzen, zu versöhnen und möglicherweise auf das vermeintlich erfolgreiche Zustandekommen anstoßen wollte, als dann im Zuge des Geschehens den Kontrahenten beider Seiten alles entglitt. Und es wären dann im wahrsten Sinne des Wortes die Scherben gewesen, die uns noch heute von einer historischen Tragödie künden. Relikte von Trinkgefäßen die an diesem Tag ihre eigene Geschichte schrieben, da sie zum deutlichen Zeugnis einst gut gemeinter Absichten und somit zu Zeugen der Zeitgeschichte wurden. So war es möglicherweise auch ein Ursprungsgedanke, dass man diese Glasgefäße den Germanen gegen die Geiseln zum Tausch anbieten wollte. Schöner Zierrat in ansprechendem Dekor aber in einem für uns heute rätselhaften Geschmack, da er einem 2000 Jahre alten Zeitgeist entsprang der sich heute unseren kühnsten Vorstellungen entzieht, aber den Germanen gefallen haben könnte. Und auch beide Überlegungen würden noch gut zu einer Geiselübergabe passen. Aber rein archäologisch betrachtet führen diese Gedanken ins nüchterne Abseits, denn der Bodenforschung gelang es bislang nicht den nötigen Beweis für diese oder andere Herkunftstheorien zu erbringen. Denn schlicht und einfach ließen sich noch nicht die Komplett - Teile einstiger Glasgefäße versehen mit jenen Augenelementen aus dem Boden zutage fördern man möchte gar zaubern sagen, die diese Argumentation stützen könnten. So bleibt uns zwar der Beweis für diese Annahme versagt, aber die Betrachtung eines größeren epochalen Umfeldes könnte weiter helfen unseren Blickwinkel zu schärfen. Denn man konnte aus technischer Sicht betrachtet, wenn sich sogar schon durchsichtiges Glas produzieren ließ um die Zeitenwende natürlich erst recht farbige Glasbehältnisse in vielerlei auch skurriler Machart herstellen. Ob man aber damals einen Sinn oder die Notwendigkeit erkannte an ihnen auch Wulste, Verdickungen oder Knospen wie man die Kalkrieser Glasaugen auch nennen könnte aufschmelzen oder anbringen zu wollen, muss offen bleiben. Denn mangels datierfähiger Belegexemplare also Bodenfunde, lässt sich diese Moderichtung für die Zeit vor dem Jahr 18 + nicht bestätigen. So lange aber auch noch die Frage ungeklärt ist, ob die Glasteile in der Niewedder Senke nicht möglicherweise auch etwas später oder gar früher und das nicht im Zuge der besagten Kampfhandlungen in den Boden gelangt sind, lassen sich auch immer wieder neue Theorien entwickeln. Zum Beispiel die, dass der Bereich um Kalkriese wegen seiner guten Verkehrsanbindung an einer bedeutenden Transferverbindung der Prähistorie in späterer, aber auch früherer Zeit die Funktion eines Stützpunktes für durchziehende Händler besaß, die Produkte vielerlei Art mit sich geführt haben könnten. Ob also auf der Route durchgängig auch Handelswaren in beide Richtungen unterwegs waren die sowohl für Innergermanien als auch die römischen Rheinlande bestimmt waren, konnte noch nicht schlüssig beantwortet werden. Schließlich gab es immer wieder ruhige Zwischenphasen in denen man im Imperium an germanischen Naturprodukten interessiert war und diese beglichen werden mussten. So ist es eine interessante Vorstellung, dass die Glasaugen auch einige Jahre später in den Oberescher Sand gefallen sein könnten, einer Zeit als Varus längst Geschichte, man die Gefangenen bereits ausgetauscht hatte und über den römischen Lippelagern schon das Gras der Zeit wuchs. Das Wort "lange" ist natürlich relativ, denn die Legion, der das in Kalkriese gefundene Mundblech zugeschrieben wird war relativ sicher nur bis zum Jahr 21 + für Köln nachgewiesen. Danach ist über ihren Verbleib wenig bekannt. Das Gesamtbild wird allerdings durch das Verschieben von Abteilungen den sogenannten Vexillationen undeutlich bzw. eingetrübt. Man kann annehmen, dass Teile der Legio I Germanica auch noch lange nach 21 + sowohl in Köln als auch im benachbarten Bonn stationiert waren. Eine Überlegung die uns noch weit über den Tellerrand der Jahre 17 + oder 18 + hinaus blicken lassen könnte. Denn Boden kann wie man weiß, vieles sehr lange aufbewahren und gibt uns nicht immer bereitwillig die erhoffte Auskunft, wann man es fallen ließ. Bei Münzen wird dies zusätzlich durch die Tatsache erschwert, da sie ein sozusagen unzerbrechliches Zahlungsmittel darstellen und daher sehr weit herum kommen konnten. Münzen die man etwa um das Jahr Null prägte konnten sich noch sehr viele Jahre später in Umlauf befunden haben und konnten auch noch nach Jahrzehnten und länger in den Boden gelangt sein, während Glasobjekte zweifellos schadensanfälliger waren und früher da unbrauchbar geworden weggeworfen wurden. Man könnte also auf dieser Basis würde man die Glasaugen von einem Schlachtenszenario der Jahre 17 + oder 18 + trennen auch noch in eine spätere Zeit verlegen und sogar wie dargestellt über das Jahr 21 + hinaus. Und das obwohl die aus der Strabo/Tacitus Essenz zu ziehende Schlußfolgerung sehr schlüssig klingt. Auch künstlich erhitzte Funde wie es die Kalkrieser Glasaugen darstellen verhalten sich ähnlich wie Meteoriten, können sich Jahrtausende im Boden erhalten und sind somit auch planetar betrachtet äußerst langlebig. Die Langlebigkeit von Bodenfunden erweist sich auch anhand eines anderen Teiles. Man legte es in Italien frei und es lässt sich mit ihm sogar eine sehr enge stylistische Verbindung bis nach Kalkriese schlagen. Denn man kann von der Systematik her an diesem Fund den gleichen gelben Augenring erkennen, wie er auch in einigen Glasaugen zu sehen ist, die sich in Kalkriese fanden. Einen gelben Ring, der die schwarze Iris von der ebenfalls schwarzen Pupille deutlich abtrennt scheint im Imperium einer zeitlosen Herstellungsmethodik zu entsprechen. Die Farbe gelb ist dafür gut geeignet und mit ihrer Hilfe lässt sich der Unterschied, nämlich das schwarz der Iris, als auch das schwarz der Pupille von einander zu trennen gut darstellen. Und diese Stilrichtung und Machart in dem man mittels eines gelben Ringes die schwarze Iris von einer schwarzen Pupille unterscheidbar macht ist in der antiken Glaskunst wie der Fund aus Italien beweist nicht ungewöhnlich. Sie war vermutlich schon lange bevor man die Funde in der frühen nachchristlichen Zeit in Westfalen machte eine beliebte Form der Darstellung, wenn man das menschliche Auge nachbilden wollte und war auch noch lange Zeit danach regelmäßig in Gebrauch. Denn gelb und schwarz bilden einen guten Kontrast zueinander. Und so kann man die Glasaugen von Kalkriese schon fasst zum Verwechseln ähnlich in die Nähe zu der besagten anderen Darstellung rücken. Nämlich dem italienische Fund, den man in einer alten römischen Villa in der Toskana zwischen Florenz und Siena machte. Die in der Villa di Aiano bei Torraccia di Chiusi gefundene Scherbe, zeigt das Kopfteil eines Fisches der in der Augenpartie ein nahezu identischen Aussehen und die gleichen Merkmale aufweist, wie die einiger Kalkrieser Augenfunde. Die Ursprünge der römischen Villa sollen zwischen dem Ende des 3. und dem Anfang des 4. Jahrhunderts liegen. Und sie bestätigen, dass künstlerische Element, nämlich mit gelben Augenringen die Iris von der Pupille zu isolieren und das sie zweifellos in Italien ihren Ursprung hatten. Was auch nicht verwundert. Aber wir wissen nun dank der Funde in Germanien auch, dass das Motiv aus der Villa di Aiano auf ältere Vorbilder zurück greift die wie der schmuckvolle Fischkopf es beweist künstlerisch weiter entwickelt wurden. Im Kern erkennt man sowohl bei den Kalkrieser Glasaugen als auch am Fischkopf aus der Villa die Aiano den gestalterischen Wunsch dem Auge des Betrachters gefallen zu wollen. Problematisch wird dieser Vergleich durch die Tatsache, dass die Scherbe aus der Villa einer viel späteren Epoche römischer Zivilisation zugerechnet wird. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass der Fischkopf älteren Datums ist also nicht zum Ende des 3. Jahrhunderts dort angefertigt wurde, wo man ihn fand. Augen mit gelben Ring darzustellen traf in Italien und über die Grenzen hinaus den allgemeinen Geschmack und war keine dem Totenkult vorbehaltene oder auf Skulpturen beschränkte bzw. darauf ausgerichtete Form der darstellenden Kunst.



Die Kunstrichtung stand also zur freien Verfügung und somit allen Lebensbereichen offen und war schon im ersten Jahrzehnt unserer Zeitrechnung Bestandteil antiker Musterkollektionen. Die Glasaugen könnten also sowohl während eines Gefechtes zu Bruch gegangen sein, als auch im Zuge des späteren Handelsaufkommens zwischen Römern und Galliern auf der einen und Germanen auf der anderen Seite. In welche der beiden Richtungen die Erkenntnis hinsichtlich der Fundlage "in situ" tendiert kann ich nicht beurteilen. Ein Glasaugenfund in gleicher Bodenschicht und Nähe etwa zu einer Militaria brächte zweifellos die Scherben in einen unmittelbaren Kontext zu einer Schlacht. Inwieweit aber in regenreichen Zeiten oder durch das Stöbern des Geländes und die landwirtschaftliche Bearbeitung späterer Generationen die Bodenschichten gestört oder verändert wurden, wodurch die Funde verlagert sein könnten, was dann zu anderen Fundzusammenhängen oder Fundtiefen geführt haben könnte und zu anderen Interpretationen verleiten kann, müsste die Bodenforschung begründen. Kommt das farbige Glas von Kalkriese nicht aus dem angedachten zentralen Produktionsort früh augusteischer Glasproduktion Kaiseraugst, so könnte bzw. müsste es sich um noch entfernter hergestellte Importgüter aus dem römerzeitlichen Italien gehandelt haben. Da aber das Museum in Kaiseraugst über sehr frühe Rohschmelzen und Ausgangsstoffe verfügt und man auch in Kaiseraugst ein Glasauge fand ist die Theorie in Kaiseraugst den Ausgangsort der Kalkrieser und Lippelager Teile zu sehen zumindest nahe liegend. Im Fall Kaiseraugst hätte die Ware rheinabwärts zwar eine nicht unerhebliche Wegstrecke an den Niederrhein hinter sich bringen müssen, was aber durch die Fließrichtung des Flusses begünstigt worden wäre. Allerdings musste dann auch noch der Transport bis Kalkriese eine beschwerliche Distanz halb zu Land, halb zu Wasser bewältigen, bis dann irgendwann später alles zertrümmert in den dortigen Boden gelangte. Aber wo könnte man sie sonst gegossen haben wenn nicht in Kaiseraugst. Aus den Öfen des römischen Köln stammten die Glasstücke nach dem allgemeinen Forschungsstand noch nicht, denn die soll man wohl erst um die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhundert unter Feuer gesetzt haben. Der Gründungsgeschichte von Köln liegt die Annahme zugrunde, dass das Oppidum Ubiorum als die erste angenommene stadtähnliche Siedlung auf dem Boden des späteren Köln um das Jahr 38 - entstanden sein soll. Es hängt zusammen mit der Tatsache, dass Agrippa in den Jahren 40 - bis 38 - am Rhein bei Köln anwesend war. Da der römische Feldherr und Politiker Agrippa aber auch um die Jahre 19 - / 20 - in Köln weilte könnte man das letzte Datum 19 - als ein sicheres Gründungsdatum betrachten und die vorgenannten Jahre als mögliche Gründerjahre in Betracht ziehen. Kaiser Claudius verlieh dem heutigen Köln erst im Jahre 50 + den Status einer Colonia, nannte sie Colonia Claudia Ara Agrippinensium und die Bürger erhielten fortan das römische Bürgerrecht. Die Geschichtsschreibung musste sich schon mehrfach korrigieren und die Erfahrung machen neuen Fakten Rechnung zollen zu müssen. Denn der zivilisatorische Fortschritt konnte schon mal unerwartete Sprünge machen und man musste daraufhin die Jahreszahlen an der Zeitschiene zurück setzen. Wegen erhöhter Nachfrage nach Glasartikeln musste man im römischen Köln zu einem noch nicht bekannten Zeitpunkt die Produktion hoch schrauben und die Ausstoßmengen nahmen wie man nach lesen kann für die Zeit betrachtet enorme Ausmaße an. Im alten Köln produzierte Teile wurden in das gesamte römische Reich, also die iberische Halbinsel, die Donauregion, ans Schwarze Meer und bis nach Großbritannien exportiert. Doch wann begann dies alles in Köln, wann wuchsen in Köln die Glasmacherwerkstätten aus dem Boden und ab wann begann die Produktion in Köln auf Hochtouren zu laufen und man möchte schon fasst spekulieren, wann man in Köln in die "katalogisierte Großserie" eingestiegen sein könnte, sich also in Köln die ersten "Start up" Unternehmen gründeten und etablierten und wie schnell sie danach ihre Palette erweiterten. Auch dieser Prozess könnte sich in relativ kurzer Zeit vollzogen haben. Denn die Colonia Claudia machte damals die typisch sprunghafte Entwicklung durch, wie sie bei allen aufstrebenden Urbanitäten zu beobachten ist. Eine wirtschaftliche Aufschwungphase dank neuer innovativer Produkte konnte schnell revolutionäre Ausmaße annehmen. Heute nennen wir sie Industriestädte, da die zutreffendere aber ungewöhnliche Namenskreation "Manufakturstadt" befremdlich klingt. Da der Markt am Rande zum Barbaricum wuchs wird Köln auf die frühen Glasmachermeister entsprechend anziehend gewirkt haben. Eine Siedlung an einem großen Fluss und an der Schnittstelle zweier Bevölkerungsgruppen wie Galliern und Germanen musste einfach attraktiv sein. Aber die Glasmacher waren dank ihrer Künste außer dem Militär und den Schmieden die heimlichen Herrscher von Köln. War es im Kriege neben der Lebensmittelversorgung die Waffenherstellung, könnten es in Friedenszeiten die Glasmacher gewesen sein, die auf der obersten Sprosse städtischer Prominenz zu finden waren. Und die nach Köln strömenden Glasmacher, die Lehrer der frühen Muranokunst waren aufgrund ihrer Fähigkeiten die sie aus dem Mittelmeerraum in den Norden trugen auch die Garanten einer neuen Beschäftigungswelle. Diese Spezialisten stellten die Gefäße gehobener Kulturansprüche in der Koloniestadt  "CCAA" zunächst aus den importierten Rohglasbarren her und begannen später dank der entdeckten Frechener Bodenschätze auch die Eigenproduktion aufzunehmen. Zug um Zug wurden die Ortsansässigen geschult und der Kölner Eigelstein steht hier als Synonym und war wie die Ausgrabungen zeigen, dass Zentrum eines dynamischen Fortschritts. Aber nun doch wieder zurück zur Kernfrage auf Basis einer Argumentationskette an deren Ende in abgekürzter Form die Feststellung stehen könnte, dass die bei Kalkriese gefundenen Glasaugen eigentlich auch schon in Köln hätten hergestellt worden sein können. Läge man die möglichen kölschen Gründungsjahre zugrunde, so liegt eine umfassende Zeitspanne vor uns in der die Welt nicht still stand. Als Tiberius 8 - die Sugambrer unter Zwang an den Niederrhein umsiedelte sank in kurzer Zeit das Risiko einer äußeren Bedrohung Kölns nämlich von der Ostseite des Rheins angegriffen werden zu können. Die schäl Sick der "Sickambrer" hatte man unter Kontrolle und die Weichen waren auf Frieden und Wachstum gestellt. Der Experten Zustrom aus dem Süden konnte sich nun erst recht entfalten die Schmelzofen wuchsen aus dem Boden, denn sie zu errichten war mit den nötigen Know How kein Hexenwerk. Es könnte sogar schon zwischen den Jahren 38 - und 19 - los gegangen sein, als die ersten produktionsbedingten Zweckbauten errichtet wurden für die man auch den Namen Siedlung anwenden könnte. Eine Sandbank mag es gewesen sein, aber auch andere erhöhte und relativ Hochwasser geschützte Flächen am Rhein kamen in Frage die auch den Bau von Glasöfen nicht gefährdeten. Aber nach 8 - dürfte die Produktion Fahrt aufgenommen haben. Schlussfolgert man weiter, so hätten die Zuwanderer aus dem Süden um diese Zeit die ersten Öfen in Betrieb genommen und die Kalkrieser Glasaugen hätten von dem Moment an auch keinen allzu langen Weg mehr nach Kalkriese zurück legen müssen. Denn zwischen der Sugambrervertreibung 8 - und dem Gefangenenaustausch lagen volle viele Jahre in denen man auch am Eigelstein nicht untätig war. Das Militär hatte den Raum für zivile Strukturen frei gemacht und das Vakuum begann sich zu füllen. Die Überlegung, ob die Glasaugen nun schon aus Köln, aus dem entfernt liegenden Kaiseraugst bzw. Augst oder gar aus Italien stammten, nimmt in den Theorien um den Sinn und Zweck den die Glasaugen bei Kalkriese spielten, nicht die wesentliche Rolle ein. Es ist mehr die Frage, ob die Glasaugen gleich wo man sie fand von einstigen Gefäßen abgebrochen sein konnten, die man zu dem Zweck nach Kalkriese brachte um sie dort entweder den Angrivariern zum Tausch anzubieten, sie zugleich selbst nutzte bzw. mit ihnen auf den Freikauf anstoßen wollte. Schönheit und Eleganz in germanischen Hütten zu entdecken, in denen alle Gefäße zur Lagerung von Flüssigkeiten nur in tristen, erdfarbenem Einheitston existierten, hätte schon etwas kulturell bahnbrechendes für die Menschen an sich gehabt denen der Begriff Luxus noch fremd war. Richteten sich die militärischen Blicke aller auf Xanten oder Neuß, so richteten sich die der germanischen Mondäne damals, als Düsseldorf noch eine nasse Wiese war auf Köln. Und diese frühen bunten Trinkgläser hätten einer Produktion in Köln gut zu Gesicht gestanden, denn die kürzere Distanz hätte es den Römern leichter gemacht sie nach Kalkriese zu transportieren. Ins Gepäck der römischen Legion, die noch über 21 + hinaus in Köln und Bonn stationiert war, hätten Gefäße mit Augenschmuck gut hinein gepasst, denn die Soldaten mussten damals die Handelsware auf Karren verstauen und die waren in Köln stationiert. Aber die Gedanken greifen noch einen Schritt weiter mit dem sich das nächste Kapitel befassen wird (01.03.2020)

... link