Samstag, 5. Juni 2021
Der Marsch in die Rebellengebiete - Wie stand es um die Versorgung der Legionen.
Elementare also grundsätzliche und somit praktische Sichtweisen kommen im Zuge der historischen Schlachtenauswertung oft zu kurz weil sie sich kaum oder nicht mehr erfassen lassen und weil es mit jedem vergangenen Jahrhundert schwieriger wird. Aber auch weil man sich die Mühe erspart derartigen Überlegungen in ihre Tiefe zu folgen. So gehört das Zusammenspiel von Zeitbedarf, Marschtempo, Logistik und Verproviantierung zu den ungeliebten "Geisterwissenschaften" denen schlecht beizukommen ist und die man häufig außen vor lässt, weil daraus zu schnell nackte, lästige und scheinbar überflüssige Zahlengerüste werden mit denen wir unsere Visionen nicht vernebeln lassen wollen. Geschichtsfreunde und Professoren sind selten Mathematiker dabei sollten gerade diese Dinge die immer Kriegs - und Schlachten entscheidend waren, da sie sich mit historischen Truppenbewegungen beschäftigen am Anfang aller Überlegungen stehen. Mit guten Bögen aber ohne genügend Pfeile, mit stumpfen Klingen, schlechtem Schuhwerk, oder hungrigen Kämpfern kann selbst der beste Feldherr kein Gefecht für sich entscheiden und bei Varus wäre es nicht anders gewesen. Wie also bemaß Varus den logistischen Aufwand den er zu treiben hatte um alle in ausreichender Weise zu versorgen und welche Eigenvorsorge befahl er ihnen für die geplante mehrtägige Operation im Rebellengebiet zu leisten. Wieviel Proviant hatte jeder Einzelne nach dem Verlassen des Hauptlagers mit sich zu führen und von wieviel Tagen Abwesenheit von sicheren Versorgungsdepots ging Varus aus. Das man sich im Hauptlager die Taschen voll stopfte darf erwartet werden und auch das am ersten Rastlager im vermeintlichen Brakel noch etwas hinzu kam. Aber dann musste es reichen, denn mit dem Abgreifen von rechts und links des Wegesrandes wird es für einige tausend Personen schlecht bestellt gewesen sein und die Germanen hatten diesbezüglich Vorkehrungen getroffen und es zu verhindern gewusst. So zielt die Fragestellung dieses Kapitels auf zwei Grundsatzüberlegungen ab. Nämlich zum einen die, wie viele Tage der Proviant für die kämpfende Truppe zu reichen hatte, zum anderen aber auch eine Frage die hier im Vordergrund stehen soll. Nämlich die, die sich aus der gesamten Proviantlage ergibt und die sich um die Problematik dreht, was die Mitnahme eines umfänglichen zivilen Anhangs für einen zusätzlichen Transport Mehraufwandes an Gütern zur Folge gehabt hätte. Ein vermeidbarer Kraftakt den sich Varus mit seiner Entscheidung ersparen konnte, indem er den Zivilpersonen den bequemeren Rückweg gönnte. Hätte er sie mitgenommen, dann galt es aber auch die Versorgung sowohl der Truppen als auch der Zivilisten für den Weg in das angenommene Kampfgebiet, als auch den dortigen Aufenthalt, aber auch noch für der Rückweg zur Lippe sicher zu stellen. Je nach dem wie man es bewerten möchte, mit oder ohne den zivilen Tross, es war allemal ein logistischer Akt. Die Anmarschzeit, die Einsatzdauer und die Abmarschzeit bestimmten folglich nicht nur die Proviantmitnahme sondern auch das gesamte Marsch Equipement. Waren nun wider erwarten unter ihnen auch Zivilisten unterschiedlicher Zusammensetzung und unbekannter Anzahl, so musste Varus dem in vollen Umfang Rechnung tragen. Um aber die Plausibilität nicht zu kurz kommen zu lassen bedarf es zunächst eines kurzen Einstieges ins Grundlegende. Die römische Armee ist bekannt für ihre strenge, autoritäre Disziplin basierend auf exzellenten Befehlsstrukturen und teils unnachgiebigen Kommandeuren. Stützte sich auf straffe Organisationsabläufe war selbstbewusst, siegesgewohnt und siegesverwöhnt. Die in Ostwestfalen untergegangenen Legionen sollen nach Paterculus sogar die Crème de la Crème der damaligen Zeit gewesen sein. Jeder Schritt wurde im Vorfeld durchdacht und man überließ wenig dem Zufall. Wenn sie im Legionsverbund bestehend aus tausenden von Soldaten koordiniert vorgingen hatte jeder seinen Platz, genau darin lag ihr Erfolgsrezept und genau diese Systematik konnten sie in jenem September nicht anwenden. Zusammengefasst waren es unter Feldschlachtbedingungen die eingeübten Abläufe militärischer Logistik, die optimale Waffenausrüstung und im Nahkampf die Routine die ihnen das Siegen erleichterte. Und nicht zu vergessen oft auch ein dem nicht gewachsener Gegner der es ihnen leicht machte. Aber die Truppenführung der drei Varuslegionen vom Centurio bis zum Stabsoffizier wollte auch von der richtigen Vorgehensweise überzeugt sein. Und das schienen sie anfänglich auch gewesen zu sein, da allen die Strategie sich von den nervenden Zivilisten abzutrennen schlüssig erschien. Zumindest gingen die Legionäre damit bis zu dem Zeitpunkt konform, als man ihnen aus taktischen Gründen am ersten Kampftag, dem zweiten Marschtag befahl passiv bleiben zu müssen, denn dazu liegen uns von Paterculus anderslautende Überlieferungen vor. Soldaten mussten und wollten im Ernstfall die Waffe ziehen und sie wollten dabei auf keine störenden Zivilisten achten müssen. So sprechen auch derartige Überlegungen dafür, dass Varus seinen Rückmarschzug halbierte besser gesagt aufsplitten musste und aus ihm einen zivilen und einen militärischen Teil machte. Möglicherweise aus der bloßen Unwissenheit einer falschen Grundeinschätzung heraus, oder einer unangemessenen Bewertung der Lage vor Ort trugen die antiken Historiker den realen Bedingungen und das nicht nur in diesem Fall, keine Rechnung. Sie verschwiegen fiel und verinnerlichten sich nicht das Geschehen, konnten ihm nicht folgen und schenkten vielem keine Beachtung, wohl weil es ihre Leser nicht interessierte. Angesichts der gewaltigen Varusschlacht werden derartige Details auch unwesentlich geworden sein und traten in den Hintergrund. Denn wer konnte oder wollte später überhaupt noch über die Marschaufteilung berichten. Zumal diese taktisch kluge Entscheidung auch noch für die militärische Umsichtigkeit von Varus gesprochen hätte, an dem niemand ein gutes Haar lassen wollte und durfte. Um es näher zu begründen ist es noch mal erforderlich den Ablauf der Geschehnisse des ersten Marschtag unter nachvollziehbaren Gesichtspunkten zu analysieren. Denn erst ein genauer Blick auf die Zeitraffer artige Beschreibung von Cassius Dio verrät uns die wichtige und verborgen gebliebene Erkenntnis. Denn schlicht und einfach ausgedrückt beruht die Theorie auf der Tatsache, dass um die Zeit der Herbstsonnenwende der helle Tag unter Einbeziehung der Dämmerung- und Eintrübungssphasen nur 12 Stunden hat und im halbdunklen konnte man nicht reiten und wollte auch keiner kämpfen. Eine umfassende Erläuterung dazu findet sich in dem Kapitel - Die erste Offenbarung des C. Dio - Ein Schlüssel zur Varusschlacht. "Der lang gesuchte Marschtag". Und darin lässt sich auch eine Erklärung für die Absicht von Varus finden, den Zug auf zwei Wegen zur Lippe führen zu wollen. In der Replik zum besseren Verständnis nochmal die dazu gehörige Theorie. Als Arminius am ersten Marschtag die Kolonne zu unbekannter Zeit und an einem unbekannten Ort absprachegemäß verließ, berichtet Cassius Dio was er danach getan haben soll. Zuerst übernahm er seine Männer, dann schaltete er die Abstellungen aus und danach suchte er Anschluss an Varus um ihn anzugreifen bzw. ihm in den Rücken zu fallen. Insgesamt betrachtet ein volles Programm was sich nicht im Hand umdrehen bewältigen ließ. Man könnte sich noch eine Situation vorstellen, nach der Arminius zumindest Teile seiner Streitkräfte an einem vereinbarten Ort antraf, wo sie ihn schon erwarteten. Aber es werden dort möglicherweise auch nicht alle gewesen sein und sie werden ihn auch nicht in geschlossener Formation wie an einer Bushaltestelle empfangen haben. Viel mehr werden aus unterschiedlichen Richtungen immer wieder kleinere und größere Trupps zu ihm gestoßen sein und selbst am frühen Morgen des ersten Kampftages werden im Umfeld des Gradberges noch weitere Krieger zur Verstärkung eingetroffen sein. Denn um unnötige Risiken auszuschließen ritt damals keine Kampfeinheit unnötige Strecken, nur um sich an einem Treffpunkt mit Arminius vereinen zu wollen, dazu kannte man die Region zu gut. Aber zunächst verbrachte Arminius die Nacht nach dem ersten Marschtag mit seinen Kriegern im Umfeld des Gradberges und erwartete dort den zivilen Marschzug am anderen Morgen. Arminius konnte sich dieser Terminologie nach nicht bereits am ersten Marschtag gegen Nachmittag auf die Abstellungen, die man an der Oese vermuten darf stürzen und gleich danach noch Varus angreifen. Denn dies passt nicht ins tageszeitliche Fenster. Der Aufwand, die Distanzen, die Lichtverhältnisse und erst recht nicht die unvorhersehbaren Randerscheinungen gaben es nicht her. Denn Ende September beginnt man zu fortgeschrittener Stunde keinen Angriff mehr auf einen wehrhaften römischen Marschzug bestehend aus Truppenverbänden mitsamt schwer bewaffneter Legionäre. Und bei eben jenen so häufig zitierten Abstellungen die Arminius vorher noch nieder machte, handelte es sich möglicherweise um die römischen Legionäre die Varus als Geleitschutz dem zivilen Tross mit gab. Bezieht man aber bei realistischer Betrachtung eine Übernachtung, wie die in Brakel angenommene mit ein, dann ergibt sich ein entspannteres Bild und die Rechnung geht auf. Denn am zweiten Marschtag als im Verlauf des Vormittags beide Züge Brakel verließen, der eine nach Süden, der andere nach Westen reichten auch die Tagesstunden für Arminius aus und er konnte sowohl die Abstellungen nieder ringen, als auch noch den Kampf gegen Varus aufnehmen bzw. mit eingreifen. Der Überlieferung von Cassius Dio nach soll sich Varus zum Zeitpunkt des Angriffs bereits in unwegsamen Gelände befunden haben. Aber am ersten Marschtag brauchte sich Varus im Gegensatz zum zweiten Marschtag noch nicht auf schwierigem Terrain fort bewegen, denn da befand er sich noch in räumlicher Nähe zum Sommerlager zwischen Höxter und Brakel, wo die Wege im besseren Zustand waren. Der schlechte Wegezustand verrät es und stützt diese Theorie, dass Varus zum Zeitpunkt des Angriffs den römischen Hellweg bereits verlassen hatte. Damit verdichtet sich die Annahme, dass Varus nicht am ersten, sondern erst am zweiten Marschtag angegriffen wurde. So wird ersichtlich, dass hier ein ganzer nämlich der erste unblutig verlaufende Marschtag durch die von Cassius Dio gewählte Form der Darstellung in der Chronologie unterdrückt wurde was nie auffiel. Es war der erste Tag vom Sommerlager der an der Weser begann und in Brakel endete der Tag an dem Arminius sich von Varus trennte und er verlief demzufolge noch völlig friedlich. Als eine weitere Begründung für die Marschzugaufteilung kommt bekanntlich hinzu, dass man die zahlreichen Zivilisten nicht der Gefahr eines Gefechtes aussetzen wollte. Und natürlich wollte man auch sicher stellen, dass der umfangreiche Tross unbeschadet am Ziel eintrifft. Aber es kam anders, denn der begehrte zivile Tross fiel komplett in die Hände der Germanen. Es waren die ersten Schwerthiebe der Varusschlacht die sich dieser Theorie zufolge um den zur Oese abfallenden Gradberg ereigneten und für die Germanen war es die Stunde des Beute machen und so dürften sich daran auch Germanen aus anderen Stämmen beteiligt haben. Neben den Cheruskern zuvorderst die vermutlich ab Schwaney auf der Paderborner Hochebene siedelnden Brukterer aber entfernungsbedingt wohl weniger die Chatten, obwohl der Name "Kattenborn" westlich des Gradberges am alten Hellweg danach klingen könnte. In diesem Zusammenhang sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Cassius Dio und auch kein anderer antiker Historiker eine klare Aussage darüber hinterließ, dass Frauen und Kinder oder andere Teilnehmer des zivilen Marschzuges jemals das ersehnte Kastell Aliso wohl auf der Eggehöhe bei Schwaney liegend, erreichten. Diese Annahme geht nur auf Mutmaßungen neuzeitlicher Historiker zurück, die es so lesen möchten und man erschloss es sich, weil die Hinweise darauf im Kontext zur Varusschlacht standen. Diese Thematik erfordert allerdings eine unabhängige Betrachtungsweise, der noch ein eigenständiges Kapitel gewidmet ist. Es soll Klarheit in die Abwegigkeit der Überlegungen bringen, wonach es Varusschlacht Teilnehmern gelungen sein soll, sich nach Aliso zu retten. Bekanntlich lockten die Germanen Varus in einen ihm weniger bekannten Hinterhalt und das weit ab von den häufiger frequentierten Wegen in eine unwirtliche Region, wo am Ende ein steiler Gebirgssattel über die Egge auf sie wartete. Sie mussten folglich eine abseits gelegene Strecke einschlagen, was man für gewöhnlich einen Umweg nennt. Im Zuge der hier vorgestellten Gesamttheorie lässt er sich in Kilometern relativ gut bemessen. Denn letztlich lag das Ziel der römischen Armee darin, wieder auf eine Anlegestelle an der Lippe zu stoßen, von wo aus sich die Truppen auf dem Wasserweg wieder zügiger an den Rhein zurück verlegen ließen. Dabei wird es sich aus Distanzgründen nicht mehr um das Hafenkastell Anreppen gehandelt haben, denn dieser Hafen passte, wenn man sich auf der Höhe des heutigen Kleinenberg befunden hätte nicht mehr zur eingeschlagenen westlichen Marschrichtung, denn Anreppen befand sich dafür zu weit nördlich. Alle Umwege haben eines gemeinsam, sie bedeuten in jeder Hinsicht, dass man einen zusätzlichen logistischen Aufwand zu treiben hat. Man musste alles dafür nötige Material auf schweren Karren über eine längere Distanz transportieren. Mehr Kilometer bedeutet für Holzräder die sich entweder in den Boden eingraben oder im Schlamm stecken bleiben immer Materialverschleiß, Zeitverlust, Unterbrechungen also unnötige Verzögerungen. So war es das Gebot der Stunde auf jegliches Unnütze möglichst zu verzichten. Gegenständliches was ein ziviler Tross der auf direkter Linie unterwegs war gut übernehmen konnte. Plant man einen Umweg, so ist auch mehr Zeit einzuplanen und somit auch ein Mehrbedarf an reinen Versorgungsgütern für alle Marschteilnehmer, folglich auch für die Zivilisten, wenn man sie denn mit genommen hätte. Man gab also grundsätzlich dem unbedingt Nötigen gegenüber dem Vermeidbaren den Vorzug. Hätte Varus nun den als äußerst umfänglich beschriebenen Marschzug samt Frauen und Kindern gegen jegliche Logik tatsächlich mit ins Rebellengebiet genommen, so hätte sich somit ein weiterer nicht zu unterschätzender Hindernisgrund aufgetan. Denn dann wäre von ihm nicht nur das Problem der Unterbringung und Betreuung der vielen Personen, sondern auch noch das der zusätzlichen Versorgung zu lösen gewesen. Eine Frage der man sich hypothetisch nähern kann. Legt man die einfache Luftlinie vom ersten Übernachtungslager in Brakel nach Anreppen zugrunde, so beträgt diese Distanz etwa 40 Kilometer. Sie führt die Egge aufwärts an Schwaney vorbei und verläuft dann nur etwa 1000 Meter nördlich der Paderquelle auf direktem Weg zum Lippehafen nahe dem heutigen Anreppen. Diese Entfernung entspricht in groben Zügen der Rückmarschentfernung die der zivile Tross ab Brakel hätte zurück legen müssen. Und in Aliso, dem "Ad caput Juliae" also der julischen Passhöhe, hätte man die zweite Zwischenübernachtung nach Brakel eingeplant. Hätte man dem zivilen Tross diesen vereinfachten Rückmarschweg verwehrt, hätte auch er den kompletten Umweg in die Aufrührerregion mit gehen müssen. So wäre für die Frauen und Kinder aus diesen 40 Kilometern eine um 30 Kilometer längere Wegstrecke geworden, wenn man eine Anlegestelle nahe Lippstadt angesteuert hätte. Ein Zusatzdistanz die man dem zivilen Tross hätte zumuten müssen. Der Tross wäre demnach gemeinsam mit dem militärischen in Brakel aufgebrochen, wäre zuerst mit ins Rebellengebiet gezogen um nach der Gerichtsverhandlung aus dem Raum Peckelsheim/Schweckhausen kommend in die Route nach Westen über den Saltus zur Lippe einzuschwenken. Man hätte sozusagen mit Sack und Pack diese mühsame Eggeschlucht überwinden müssen um dann einen geeigneten Ankerplatz zu erreichen, wenn man sich den Landweg über den Haarweg ersparen wollte. Das wären nach dieser Rechnung besagte 30 Kilometer gegenüber dem Hafen Anreppen mehr gewesen. Aber diese Vorgehensweise wäre nicht ohne Konsequenzen geblieben. Denn die zusätzliche Wegstrecke hätte für den zivilen Tross wegen des längeren Lageraufenthaltes an der Gerichtsstätte die Unterbringung in nicht nur einem zusätzlichen Marschlager erfordert, sondern sogar noch ein zweites Rastlager nötig gemacht, zumal man für den Eggeaufstieg durch den Saltus viele Stunden hätte einplanen müssen. Immer voraus gesetzt, Varus hätte den Streitfall im Einvernehmen mit den Aufrührern auch an nur einem einzigen Tag gütlich schlichten können und die Sache wäre wunschgemäß in seinem Sinne zu Ende gegangen. Es hätte aber auch anders und zu unerwarteten Komplikationen oder Verzögerungen kommen können, man hätte auch uneinig sein können auch ohne dabei direkt an den Einsatz von Waffen zu denken. Dieser Zeitverlust lässt sich nicht beziffern könnte sich aber hingezogen haben. Der umfangreiche Marschzug wäre aber auch dann irgendwann aus der Region um Peckelsheim weiter gezogen, hätte dann den Kleinenberger Burgweg nahe der ersten Teutoburg genutzt um dann dem Herßweg folgend später die Lippe zu erreichen. So musste sich Varus auch im Falle eines positiven Ausgangs seiner richterlichen Tätigkeiten in Anbetracht der erheblichen Zugdistanz, die ernste Frage der Verproviantierung aller gestellt haben. Denn auf diesem Weg befand sich kein Aliso, dass auf den zivilen Tross wartete um ihn mit ausreichend Nahrung für das letzte Teilstück nach Anreppen zu versorgen. Aber auf der um weitere 30 Kilometer angewachsenen Distanz hätten nicht nur die Legionäre, sondern nun auch noch die zahlreichen anderen Marschteilnehmer versorgt, also satt werden müssen. Die Trosswagen für die Menschen hätten daher auch die nötigen Nahrungsmittel und Gebrauchsgüter für diese zusätzlichen dreißig Kilometer einschließlich zweier zu errichtender oder her zurichtender Rastlager zuladen müssen. Und wir wissen nicht wie viele zivile Personen es waren, die es mit dem täglichen Bedarf an Lebensmitteln und Frischwasser zu versorgen galt. Hinzu kommt ggf. auch der Bedarf für die Zugtiere und das andere Lebendvieh was sich möglicherweise nicht vom Wegesrand ernähren konnte. Bei angenommenen 500 Zivilisten ließe sich deren täglicher Nahrungsbedarf spekulativ hoch errechnen, den diese für den Zeitraum, also den Umweg zusätzlich hätten mit zu führen gehabt. Tonnage, die man sich leicht hätte ersparen können, wenn man den zivilen Tross nicht mit genommen hätte. Aber auch Zelte, Decken und ähnliches bedeutete zusätzlichen Ballast. Auf der nun immerhin 70 Kilometer langen Rückmarschroute zwischen Höxter und Lippstadt stellten sich zwangsläufig andere Versorgungsbedingungen und eine veränderte Vorratshaltung ein. Man hatte sich in den Zentren an der Weser mit dem nötigen Proviant versorgt. Man kam also aus Regionen in denen man intensiveren und fortschrittlicheren Ackerbau betrieb, also verbesserte Bewirtschaftungsformen anwandte, als in den rein germanisch geprägten Agrarregionen im Durchzugskorridor. Man musste es auch, denn je mehr man in unbekannte Regionen vorrückte und in schwieriges Terrain oder bewaldete Gebiete vorstieß, veränderte sich und erschwerte sich aufgrund mangelnder bäuerlicher Siedlungsaktivität naturgemäß auch ihre Versorgungssituation. Es war unkalkulierbar, da man nicht wusste, was sich rechts und links des Weges nutzen ließ, was man dort an Genießbarem vorfand und ob ihnen die Stämme in dieser Region, dass nicht mehr zum Cheruskergebiet zählte überhaupt Nahrung überließen bzw. überlassen wollten. Ob man also in einer Aufrührerregion auch bereit gewesen wäre willig teilen zu wollen muss dahin gestellt sein. Und sicherlich wird Varus nicht das Risiko eingegangen sein, sich in dieser Situation mit Gewalt an den Vorräten der Germanen vergreifen zu wollen. Man kam also nicht umhin die benötigen zusätzlichen Vorräte für möglicherweise plus minus 5oo Personen mit zu transportieren. Das "panis militaris", also das Militärbrot stellte die Haupternährung der Soldaten dar und auch die Zivilisten werden sich ähnlich ernährt haben.  Die Marschverpflegung und der Nahrungsbedarf des Legionärs in Gefechtslage, wozu man sicherlich auch die Marschverpflegung rechnen kann, setzte sich unter anderem  aus Speck, Hartkäse, und geringen Mengen Frischfleisch zusammen oder bestand aus den Nahrungsmittel, die sich eben unterwegs leicht beschaffen ließen und das konnte im Herbst in Germanien für die vielen tausend Menschen schon zu Problemen führen. Lebendes Großvieh vermutlich auch Hühner zur Eigenversorgung ließ sich noch leicht mitführen und war sicherlich Bestandteil aller Marschzüge durch fremdes Territorium außer, man befand sich auf befristeten Kriegszügen wie es Varus nach Abzug aus dem Sommerlager möglicherweise bevor stand. In diesem Fall dürften größere Nutz- also auch Schlachttiere aufgrund der möglicherweise bevorstehenden Militäroperationen eher hinderlich gewesen sein. Zur Not wenn die Nahrungsmittel nicht gereicht hätten, wären sicherlich die Tragtiere zuerst geschlachtet worden. Wenn die historischen Überlieferungen berichten, dass die Legionen üblicherweise das Vieh unterdrückter Stämme wegtrieben, so dürfte dies nur eine Umschreibung dafür gewesen sein, dass man es sich dort bei Bedarf auch gegen mögliche Widerstände angeeignet hätte um es selbst zu nutzen. Somit stehen wir wieder am Anfang jener Überlegung die uns zu dem Schluss kommen lässt, dass Varus sich dieser Lage sehr wohl bewusst war und gut daran tat den Zivilisten diesen Weg aus den unterschiedlichsten Gründen heraus zu ersparen. So gewinnen wir im Zuge der Recherche immer mehr Klarheit darüber was damals geschehen sein könnte. Und auch aus jahreszeitlich - also klimatischer Sicht betrachtet wäre es sehr sinnvoll gewesen, diese logistischen Anstrengungen zu vermeiden und Varus tat es wohl in dem er die einzig richtige Entscheidung traf, nämlich die, die uns kein antiker Historiker hinterließ und die uns auch Cassius Dio nur in verschlüsselter Form überlieferte. Denn der Tag bestand auch an dem vermuteten "24.09.0009" nur aus 12 Stunden. (05.06.2021)

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Dienstag, 18. Mai 2021
Die Tage der Entscheidung rücken näher - Im Sommerlager blühten die Intrigen - Jeder verfolgte seine Interessen.
Faktoren die häufig ausgeblendet werden und die man nicht genügend einbezieht, weil man sie für nicht relevant genug hält um sie im Zusammenhang mit einer Schlacht wie der des Varus zu betrachten beziehen sich auf die unterschwellige Stimmungslage, wie sie auch im Weserlager vor dem Ausmarsch geherrscht haben muss. Sie entzogen sich auch deswegen neuzeitlicher Beachtung weil man den Menschen jener Tage gerne in jeder Hinsicht die rückständigen Verhaltensweisen einer Kulturstufe zuschreibt, die mit der unsrigen noch nichts gemein haben durfte und sie deswegen hochmütig belächelt. Anmaßungen die jeglicher Grundlage entbehren. So ist auch die Atmosphäre im Sommerlager mit einzubeziehen, die für die damalige Meinungsbildung ausschlaggebend war. Sie bildet wiederum die Grundlage für Anordnungen und Befehle und hatte daher einen maßgeblichen Einfluss auf die Strategie des Rückzuges. Eine Frage die zunächst irritieren mag, die aber der näheren Betrachtung bedarf. Wie dachte man etwa in den unteren Offizierskreisen der römischen Armee über die Zuverlässigkeit der cheruskischen Bündnispartner die man doch aus nächster Nähe zu kennen glaubte. Oder hatte sich das Imperium seine Legionäre mithilfe militärischer Disziplin schon so weit heran erzogen, dass sie zu stoischen Befehlsempfängern wurden, die zu keiner selbstständigen Denkweise mehr fähig waren. Eher nicht, denn es waren gerade die Taten der mittleren Führungsebene die Paterculus besonders hervor hob. Welcher Gefahr wähnten sie sich ausgesetzt und für wie riskant hielten sie den ihnen bevor stehenden Auftrag mitsamt Zugweg in einen anderen ihnen weitgehend unbekannten Raum, der von Germanenstämmen besiedelt war, mit denen keine vertraglichen Vereinbarungen bestanden. Worüber unterhielten sie sich in ihren Mannschaftsunterkünften und wie dachten sie über die Sachlage, nach dem sich der Aufruhr herum gesprochen hatte, der ihnen einen Umweg abverlangte. Loyalität zeigen und Zusammenhalt beschwören waren das Gebot der Stunde zumal in der Anfangsphase keine krassen Fehlentscheidungen der Befehlshaber für sie deutlich wurden. Jeglicher Gedanke an ein Aufbegehren lag ihnen daher fern und man gehorchte. Wusste Asprenas der Neffe von Varus, von dem man bis heute nicht genau weiß wo er mit seinen Legionen stand als Varus unter ging schon mehr über das, was sich zusammen braute. Verfügte er über weiter reichende Informationen als die, die Varus hatte, schöpfte er frühzeitig Verdacht und stufte die Lage gefährlicher ein, als Varus es tat und brachte er sich daher noch rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich. Asprenas kannte die Stärke und damit auch die Schwäche seiner Legionen und auch die seines Onkels Varus und man könnte ihm sogar Machtansprüche unterstellen, falls Varus sich einen Lapsus leisten sollte. Asprenas dem man sein Nichteingreifen deswegen verzieh, weil er zu weit vom Schuss gestanden haben soll, um Varus noch helfen zu können. Ist diese Version glaubhaft und gab es keine Meldereiter die zwischen Varus und Asprenas verkehrten und Informationen über Abmarsch und Bewegungsprofil austauschten. Kam in der Gefahrenlage keiner zu Asprenas durch um ihn zu benachrichtigen. Aber mit dem Wissen um die Geographie der Eggelandschaft und die Umstände kann man sich vorstellen, warum dies nicht gelang. Warum zog Varus nicht die zwei Legionen von Asprenas näher an sich heran, wo ihm Unterstützung doch offensichtlich gut getan hätte und warum verließ er sich lieber auf die Cherusker. Es erinnert entfernt an den Untergang der Titanic. 1912 sahen auch andere Schiffsbesatzungen von weitem das Desaster, schätzten die Lage falsch ein und konnten oder kamen nicht zu Hilfe. Varus soll von 7 + bis 9 + als Statthalter für Germanien zuständig gewesen sein, aber mit Sicherheit für Niedergermanien. Aber Asprenas könnte schon vor ihm am Rhein gestanden haben, denn er ist bereits für das Jahr 6 + als Suffektkonsul am Niederrhein hinterlegt. Also seit dem Jahr als sich Tiberius im Frühjahr des gleichen Jahres auf Marbod zu bewegte. Schätzte Asprenas aufgrund dessen bereits die Lage in Ostwestfalen kritisch ein und suchte daher die Nähe zum sicheren Rhein. Welche Kontakte bestanden zwischen Tiberius und Asprenas schon bevor Varus nach Germanien versetzt wurde, denn sie kannten sich. Und schließlich wurden auch Asprenas teile seiner Armee von Tiberius für den Markomannen Feldzug abgezogen wie sich rekonstruieren lässt. Gab es Vereinbarungen zwischen beiden, oder hatte man Asprenas gar übergangen oder ihm Versprechungen, also möglicherweise Hoffnungen auf höhere Funktionen gemacht. Warum nahm Tiberius ihn nicht mit zu seinem Feldzug gegen Marbod und ließ ihn am Niederrhein auf die Ankunft von Varus warten, der 7 + nach Germanien kam. Insgesamt interessante Fragen die nicht mehr beantwortet werden können. Und da waren auch noch überall die vielen anderen uns unbekannten Stimmen, die Varus scheitern sehen wollten, aber ohnmächtig seinem Treiben zusehen mussten oder denen die Hände gebunden waren, weil Varus im Auftrag von Kaiser und Tiberius handelte. Einflussreiche Kräfte die aber vor einer offenen Kritik an Varus oder vor einer Palastrevolte zurück schreckten, obwohl sie schon sorgenvoll seinem Treiben zusehen mussten, oder erfahrene Frontlegionäre die schon frühzeitig den Cheruskern misstrauten. Hinzu kam der Druck der auf Varus lastete sowohl vor Tiberius aber besonders vor dem Kaiser bestehen zu wollen und zu müssen. All dies plus seines eigenen Zerrbildes musste er am Morgen dieses grauen Septembertages in die Waagschale werfen um zu einer richtigen Entscheidung zu kommen. Dazu kamen noch die bedeutungsvollen Orakel der Götter die von allen vorher befragt wurden aber keiner weiß, was sie rieten und was sie ihnen vorher sagten. Das eine oder andere Schreckensbild könnte schon darunter gewesen sein, dass man möglicherweise fehl interpretierte. Und natürlich sahen alle die ersten bedrohlich wirkenden wetterwendischen Zeichen und Vorboten der Natur. Denn die Luft könnte sich bereits feucht angefühlt haben, der Wind hatte sich gedreht und man konnte den Regen schon förmlich riechen. Der Sommer war vorbei, die Wolkenformationen am westlichen Horizont wurden dichter und zeigten untrüglich an, dass ein Wetterwechsel bevor stand und die ersten Schwaden nicht mehr lange auf sich warten lassen würden. Jahreszeitlich typische Anzeichen, die die Germanen zu deuten wussten. Und sie sehnten die Schlechtwetterfronten förmlich herbei. Und man wusste in Ostwestfalen auch wie es dann um die lehmigen Bodenverhältnisse stehen würde, wenn sie mit Feuchtigkeit in Kontakt kamen, wenn Bäche anschwollen, der Sturm in die Baumkronen griff und das morsche Holz zum Bersten brachte. Das die heidnische Seele in den Wolken schon Wesen und Gestalten erkennen wollte, ist nachvollziehbar. Sich nun über Irrtümer und Fehlentscheidungen Gedanken zu machen war jetzt nicht mehr die Zeit. Varus wusste von den Schicksalen seiner Vorgänger und wie scharf die Nachwelt richten konnte, falls sich seine Entscheidungen als falsch erweisen sollten. Er durfte sich in keinerlei Hinsicht einen Patzer erlauben. Und dann gab es in Rom auch noch seine angesehene Familie und eine verwöhnte und möglicherweise auch unerbittliche Claudia Pulchra seine Gattin, die ihm eine Schmach wohl auch nicht nicht verziehen hätte. Die römischen Geschichtsschreiber konnten erbarmungslos sein und es war an jenem Morgen sicherlich nicht sein Ziel sich einige Tage später ins eigene Schwert zu stürzen. Er wird über einen Beraterstab verfügt haben, der eher aus zu vielen, als aus zu wenigen Stimmen bestand. Er wollte sich in alle Richtungen absichern, wollte es vielleicht auch allen recht machen, hörte auf die Männer des Segimer hörte auf Arminius, hörte allen zu und vielleicht noch auf andere hoch gestellte germanische Fürsten unbekannter Herkunft. Aber es war keine Veleda darunter, die ihm definitiv den Untergang durch die Hand seiner Bündnispartner vorher sagte. Und auch kein Verräter war zu erblicken, der den Verrat verriet. Ihm nahe stehende römische Berater könnten ihn darin bestärkt und beeinflusst haben, welchem Rat er denn nun mehr oder weniger glauben schenken und wen er besser überhören sollte. Ein ausgeprägtes Eigeninteresse unter diesen Personen darf immer voraus gesetzt werden. So könnte Varus in diesen Stunden aus vielerlei Gründen zu der Überzeugung gelangt sein und man könnte ihn gedrängt haben, den zivilen Tross abzuspalten. Viele Personen werden an seinen Entscheidungsfindungen aktiv mitgewirkt und ihren Anteil an seiner Vorgehensweise gehabt haben. Und manche seiner römischen Berater passten vermutlich gut in die Schublade der Schranzen oder Höflinge und nicht zu vergessen die Übergewichtigen. Aber diese Clientel, obwohl es der Realität recht nahe kommen dürfte, findet in keinen Annalen Erwähnung. Und in dieser Phase der Aufbruchstimmung mag auch ein Segestes nicht weit gewesen sein und er hätte jetzt noch die Gelegenheit gehabt, klare und unmissverständlich deutliche Worte der Warnung auszusprechen, aber er schwieg sich wie man annehmen darf, aus besagten Gründen aus. Aber oftmals sind es gerade die so genannten Vertrauten, jene den Menschen besonders nahestehenden Personen aus dem eigenen und unmittelbaren Lebensumfeld, den Dienern und Pagen denen man in kritischen Lagen für gewöhnlich den meisten Glauben schenkt. Ihr Wort und ihre Meinung zählen in schwierigen Stunden häufig mehr, als eigene Scharfsinnigkeit oder persönlicher Sachverstand. Und auch Varus wird seinen Brutus unerkannt um sich gehabt haben. Und das eigene Überleben dieses Personenkreises, ihr sprichwörtlicher Selbsterhaltungstrieb überlagerte in dieser Zeit vieles. Und sie kannten nur ein Ziel, nämlich nicht in die Gefahr zu geraten sich in einem Krisenherd wieder finden zu müssen. So war es ihr schlichtes Ansinnen, sich dem nunmehr im Raume stehenden zivilen Tross anschließen zu dürfen um einer möglichen Militäraktion weiträumig aus dem Weg gehen zu können. So genannte Berater die aber letztlich nur um des eigenen Lebens und Überlebens Willen ihre gut gemeinten Empfehlungen aussprachen. Sie wären ja schließlich letztlich auch alle selbst unmittelbar betroffen gewesen, hatten also für ihre vermeintlich guten Ideen auch gute Gründe gehabt. Und selbst wenn keine Gefahr im Süden auf sie lauern sollte, warum hätten sie sich unnötig einem beschwerlichen Umweg aussetzen sollen, wo es doch auch bequemer ging. Man hatte Varus also am Vorabend oder sogar noch am Morgen mit guten Ratschlägen zugeworfen. Aber nun war er sich völlig sicher wie er zu handeln hatte, denn er gab nun jenen Kräften nach, die sich bei ihm durchsetzen konnten und die sich für die sinnvolle Aufteilung des Marschzuges einsetzten und sich dafür bei ihm stark machten. Sich nun in einer heiklen Lage auch noch mit einem aus strategischer Sicht völlig überflüssigen und hinderlichen zivilen Tross belasten zu müssen, hätte zudem gegen jeden militärischen Sachverstand gesprochen. Somit hatte Varus damit auch automatisch die Militärspitze auf seiner Seite gehabt die ihm auch zur Aufteilung riet und den Höflingen und Vertrauten die nun die Mehrheit bildeten beugte er sich nur zu gerne und vermied es diese Gruppe mit ins Krisengebiet zu nehmen. Und das auch die Arminen für die Teilung plädierten bedarf eigentlich keiner besonderer Erwähnung mehr. Sie gelangten auf diese Weise schnell und kompakt in den Besitz der wertvollen Fracht und ein mit Zivilisten durchsetzter Gegner, war für die Legionäre im Kampfe hinderlich. Aber für Arminius war deren Teilnahme von Vorteil, denn sie versprach einen schnellen Handstreich. Schließlich duldete die Operation keine Verzögerungen. Und was hätte sich andererseits für Varus alles daraus ergeben können, wenn er den Frauen, Kindern und allen anderen nicht militärischen Begleitpersonen unter den zu erwartenden Bedingungen eine solche vermeidbare Tortur durch unwegsames Terrain in ein entfernt liegendes und kaum erschlossenes Gebiet ernsthaft zugemutet und ausgesetzt hätte. Immer wieder ins Feld geführt wird auch das plausible Argument, dass ein mögliches Gefecht bei den Aufrührern auch zu Opfern unter ihnen hätte führen könnte. All dies wäre vermeidbar, wenn man ihnen den angenehmeren Rückweg zugestanden hätte. Und in den schillerndsten Farben malten ihm die Offiziere noch im Sommerlager aus, dass die Zivilisten in einem denkbar ungünstigsten Moment nicht nur zwischen die Fronten geraten konnten, sie könnten sogar auch noch die möglichen Kampfhandlungen aus Gründen der Rücksichtnahme erschweren. Und an Geiselnahmen wollte man gar nicht denken. Besonders jenen diffusen Beratern war es lieb und recht, die noch eine große aber nicht unbedingt militärische Karriere vor sich wähnten. Ein unnötiges Risiko einzugehen, passte nicht in ihr Lebenskonzept, denn sie sollten bei Varus nur etwas Frontluft schnuppern. Andererseits nutzten aber auch viele Römer die sich ihnen in Germanien bietenden Möglichkeiten, um sich an Kampfhandlungen beteiligen zu können. Auf diese Weise konnten sie sich auszeichnen und sich für höhere Aufgaben empfehlen und sie konnten nicht schnell genug die Waffen schwingen. Folgen wir dem Historiker Seneca, der um das Jahre 1 + in Corduba geboren wurde und 65 + verstarb, so gelang es einigen von Ihnen sogar die Schlacht zu überleben. In seiner Epistulae Morales 47 ist zu lesen. "Bei der Niederlage des Varus hat das Glück - im Imperium stand es für das heutzutage geflügelte Wort Pech - viele Männer von hervorragender Geburt, die sich den Rang des Senators über den Kriegsdienst erhofften, niedergedrückt: Den einen machte es zum Hirten, den anderen zum Wächter einer Hütte, verachte nun ( nicht ) den Menschen ( den ) dieses Schicksal ( ereilte ), in welches ( auch ) du hinein geraten kannst, noch während du ihn gering schätzt". Bei ihm kam es deutlich zum Ausdruck welch bittere Konsequenzen die Niederlage für einige nach sich zog und das war nichts für karrierehungrige römische Jungaristokraten. Eine Auseinandersetzung lag also zumindest in der Luft, auch wenn man die Lage für beherrschbar hielt. Andernfalls hätte man die cheruskische Unterstützung nicht annehmen brauchen. Diese Gruppe von Personen und engsten Berater von Varus unter den Rückzugsteilnehmern die keine oder kaum Waffen trugen und wehruntauglich also wehrunfähig waren, verband alle ein gemeinsames Ziel. Sie wollten unter keinen Umständen in Gefahr für Leib und Leben geraten und suchten nach Mitteln und Wegen es zu verhindern. Und darunter waren zweifellos auch jene höher gestellten und einflussreichen Personen deren Meinung Varus gar nicht ignorieren konnte und durfte. Ihnen hatte er einen sicheren, zügigen und gefahrlosen Rückweg zu garantieren und sie hätten es ihm schwer nachgetragen, wenn er sie einer Gefahr ausgesetzt hätte. Hochdekorierte, die ihm später das Leben hätten schwer machen können auch wenn ihnen nichts zustoßen würde. Er musste ihnen auf diplomatische Weise entgegen kommen, denn mitten im Barbaricum außerhalb geschützter Palisaden fühlte sich diese Kaste unwohl. Riskant war zudem ihr vornehmes äußeres Erscheinungsbild. Vielleicht sogar noch erkennbar am Tragen von Tunica, Toga oder Pallium verrieten sie den Germanen schon von weitem ihre Bedeutung. Es war nahe liegend, dass sie im Ernstfall zu einer begehrten Zielscheibe und Ware werden konnten und daher einer besonderen Gefahr ausgesetzt waren. So hätte man sie bevorzugt als Geisel in Gewahrsam nehmen oder an ihnen schlimmstenfalls ihren Zorn auslassen können. Etwa so, wie es der Überlieferung nach dem Ende der Schlacht auch einigen römischen Militärangehörigen erging und wie es in diesen Zeiten üblich war. Und diese Gruppe könnte recht umfänglich gewesen sein, Denn um seine neuen Aufgaben in der germanischen Provinz, der fiktiven "Germania orientis" erfüllen zu können scharte Varus auch Experten um sich, die er mit in den neuen Militärbezirk nahm. So begleitete ihn nicht nur ein umfänglicher Militärapparat, sondern auch die erforderlichen Handwerker, Baufachleute, Vermesser, Ärzte, Priester und Auguren, aber auch die in landwirtschaftlichen Dingen ausgebildeten Personen. Gerade sie waren für den Aufbau einer neuen Civitates am Rande der bekannten Welt von Bedeutung. Steuerpflichtige Militärbezirke oder Provinzen erforderten zudem ein umfangreiches Verwaltungssystem, das nicht nur aus der Einzelperson des Feldherrn Varus und einigen seiner Schwertträger bestanden haben dürfte. Dafür bedurfte es eines umfassenden Stabes, vielleicht hatte er sich schon einen kleinen Beamtenstaat um sich versammelt. Sie trugen den Namen Officiales und sollen unterschiedlichen und der Literatur nach, kaum voneinander abgegrenzten Aufgaben und Funktionen nachgegangen sein. Ob im Varus Team auch Beamte tätig waren, die an Varus vorbei direkt dem Kaiser unterstellt waren ist nicht bekannt aber denkbar auch wenn es an keiner Stelle Erwähnung findet. Steuervollzugsbeamte "Procuratoren" genannt wird es in seiner Umgebung gegeben haben, während sich ein "Procurator Civitatium" in diesem frühen Stadium der Annexion noch nicht an der Weser aufgehalten haben dürfte. Obwohl einige sich mutig vor wagende zeitgenössische Historiker schon die Auffassung vertreten, es habe bereits eine fertige römische Provinz an der Weser bestand gehabt, was aber schwer vorstellbar ist. Denn diese hätte man wie verbreitet geschlussfolgert wird, mit Kind und Kegel im Herbst wohl nicht mehr verlassen. Die Spekulationen beginnen mit der Frage, ob sich Varus schon mit "Princeps Praetorii" also Sekretären umgeben haben könnte. Man möchte es annehmen. Ob er schon über "Scribae" auch "Cornicularii","Exceptores"  und "Exacti" genannt verfügte, bzw. er sie im Stab hatte, bleibt ebenfalls offen. Sie organisierten den kompletten Schriftverkehr und vervielfältigten Dokumente, führten ( leider verschollene ) Protokolle und Amtstagebücher und leiteten die Korrespondenz. Die "Beneficiarii" hatten Kurierfunktionen, konnten aber auch zu Steuer - und Zolleintreibungen sowie für Polizeiaktionen abgestellt werden. Mit "Apparitores" hätte Varus dann sogar noch über Amtshelfer verfügt. "Frumentarii" die in den Quellen auch "Speculatores" oder "Quaestionarii" genannt werden, wird Varus bei den Germanen hingegen gut gebraucht haben können. Denn diese Soldaten waren für die Verbrecherverfolgung, aber auch für Folterungen und Hinrichtungen zuständig. Einige dieser vorgenannten Verwaltungsbediensteten kann man sich auch gut innerhalb seiner Entourage vorstellen. Auch unter ihnen wird es Personen gegeben haben, die kein gesteigertes Interesse daran fanden, sich an einer möglichen Auseinandersetzung zu beteiligen. Eine, nennen wir sie mal intelligente Schicht von Verwaltungs - besser gesagt Staatsbediensteten oder Ordonanzen für die kleineren und größeren und auch die schmutzigen Arbeiten waren nötig, wollte man eine neue Provinz im römischen Sinne entstehen lassen. Und viele unter ihnen trachteten vielleicht schon nach eigenen Besitztümern samt Sklaven und träumten von Land und Villen auch in den neu besetzten Gebieten. Dieser spezielle Personenkreis, beherrschte zwar nicht unbedingt die Waffenführung, fühlte sich dafür aber in den "antiken Vorzimmer" um so mehr zu Hause und allen überlegen. Verfilzt, heute würde man sie vernetzt und einflussreich nennen, suhlten sie sich bereits im Gefühl von Goldgräberstimmung, besser gesagt Bleigräberstimmung, denn das konnte die Region bieten. Und nicht zu vergessen die Harzer Silberminen. Sie strebten nach Macht und Reichtum in den neu eroberten Regionen, wo sie sich bewähren konnten. Drohten Streitfälle, so kamen sie dem Feldherrn zuvor noch bevor dieser dann als höchste Instanz die Bühne betrat und herrschaftlich in seinem Richterstuhl platz nahm. Sie entschieden schon im Vorfeld mit welchen Problemen man Varus belästigen wollte und hatten schon im Umfeld von Varus den direkten Kontakt zur germanischen Bevölkerung. Aber da wo sie agierten müssten sie auch schon eine tiefe Ablehnung und Abneigung gegenüber allem Römischen gespürt haben und ihnen dürfte die Stimmung nicht verborgen geblieben sein. Sie erkannten daher früh und vielleicht schon vor allen anderen die kritische Stimmung im Lande der Cherusker. Es waren diese teils erfahrenen Honoratioren die spürten, dass sich in Ostwestfalen ein deutlicher Gesinnungswandel vollzog, sollte die Atmosphäre überhaupt einmal gut gewesen sein. Es war eine Provinz die sich in einem kritischen Schwebezustand befand und dies wird vielen nicht entgangen sein. Eine Provinz die man mit Waffengewalt eroberte, mit Knebelvertrag gezüchtigt und die man nun in ein friedliches Zusammenleben zwingen wollte, ist in der Tat eine mehr als bedenkliche und fragile Ausgangslage. Und um es nochmal zu betonen Germanen waren kulturell betrachtet keine Kelten auch wenn ihr keltischer Anteil und Ursprung höher als angenommen gewesen sein dürfte. Einige römische Verwaltungsträger bemerkten die Veränderung und es war für sie schwer vorstellbar, dass sich daraus ein Dauerzustand machen ließ. Sie waren es die erkannten, dass man diesen Militärbezirk auf Dauer nur mit Waffengewalt halten konnte und man auf kurz oder lang mit einer kritischen Entwicklung zu rechnen hatte. Denn Menschen die an ein ursprüngliches Leben mit der Natur gewöhnt waren, lassen sich nicht auf lange Sicht mit brachialen Mitteln und Methoden der Gewaltanwendung samt Tributpflicht und Gehorsamkeitszwang umerziehen. Das man in Germanen befürchtete, dass die Schwerter schon Rost ansetzen könnten wurde uns überliefert und dem ist nichts hinzuzufügen. Es konnte jederzeit in Gewalt umschlagen aber diese Sensibilität blieb Varus verborgen und man hielt es von ihm fern. Aber die nördlichen und östlichen Anrainerstämme standen im Gegensatz zu den Cheruskern in keinem Vertragsverhältnis zum Imperium, befanden sich also nicht in römischen Diensten und besaßen keinen Vasallenstatus. Aber zu diesen Nachbarstämmen pflegten die Cherusker ihre Kontakte. Und auch von dort aus fand eine sicherlich unverhohlene Einflussnahme statt. Die Cherusker wurden je nach Interessenslage beeinflusst um sich zur Wehr zu setzen, wurden aber von einer Minderheit auch zur Kooperation mit Rom ermuntert. Und die römischen Honoratioren standen alle dem sehr nahe oder hatten ihre Zuträger. Der Zivilisation stärker zugewandte Völker wie man es von den gallischen oder rechtsrheinischen Kelten oder anderen Mittelmeervölker weiß, waren für das Imperium kalkulierbar. Die kippende Stimmungslage unter den Germanen könnte durchgesickert sein und auch damals schon ein seltsames Gefühl ausgelöst haben. Zum Abschluss des alljährlichen Treibens um den Rückzug zum Rhein wollten die Herren aber nicht noch zusätzliche und unnötige Eskapaden, Beschwerlichkeiten und möglicherweise kriegerische Aktionen in Kauf nehmen oder über sich ergehen lassen müssen. Je früher man wieder in Aliso, Anreppen oder am Rhein eintraf, desto besser. Diese höher gestellten und einflussreichen Zivilpersonen und Honoratioren auch aus dem Beamtenapparat der Advokaten wird es daher auch an der Weser gegeben haben. Nach unnötigen Kilometer langen Umwegen unter widrigen Wetterverhältnissen auf ( noch ) schlechteren Wegstrecken möglicherweise auf Ochsenkarren und eventuell bevorstehenden Kämpfen und Gefahren stand ihnen nicht der Kopf, dem wollte man sich nicht aussetzen und war davon nicht sonderlich angetan geschweige begeistert. Es gab da schließlich eine kürzere gefahrlose Alternative und warum sollte Varus ihnen diese Rückmarschroute auch verwehren wollen und die Menschen die er noch brauchte unnötig gegen sich aufbringen in dem er sie in die Rebellenregion zwang. Sollte Varus doch die Aufrührer befrieden, aber bitte schön, ohne uns, könnte die damalige Devise gelautet haben. Ihr Einfluss war groß, sie besaßen das Ohr des Varus und sie werden es verstanden haben, es ihm zu verstehen gegeben zu haben und ihn dazu bewogen haben, den Rückmarschzug in jedem Fall und das unbedingt ab Brakel aufteilen zu müssen. Sie huldigten ihm verhielten sich teils auch unterwürfig und machten ihm klar, dass Varus kraft seines Respekt einflößenden Erscheinungsbildes bei den Rebellen schon genügend Eindruck hinterlassen würde, um diese schnellstens wieder zur Ruhe zu bringen und wofür er sie nicht brauchte. Vielleicht rieten sie ihm sogar dazu bewusst jene Leute zurück zu lassen, die in Germanenkreisen aufgrund ihrer Strenge und Gewalt keinen guten Ruf genossen. Alle hinterlistigen und zwielichten Flüstertöne hinter den Tapetentüren sind hier gut denkbar und man meint, man könnte sie sogar noch heute gut heraus hören. Und natürlich dachte Varus auch mehr an seine persönlichen Wertsachen, als an das Leben der Frauen, Kinder und Wichtigtuer. Aber die ihm aufgetischten Gründe überzeugten ihn schon allein deswegen, weil er sich überzeugen lassen wollte und sie ihm gefielen. Hätte er sich dagegen ausgesprochen hätte er wohl allein auf weiter Flur gestanden. Die Argumente wirkten für alle glaubhaft und so trennte er den Marschzug in einen militärischen Teil, den er und seine Kommandanten anführte, der die Germanen befrieden sollte, der aber im ungünstigen Fall auch in einen Kampfauftrag münden könnte und in einen zivilen offenbar gefahrlosen Marschzug. Die angenehme Alternative um allen Problemen aus dem Weg gehen zu können war es dem strategisch ausgebauten Hellweg ab Brakel nach Anreppen zu folgen. Ein gemeinsames Ausrücken aller an der Weser lebenden römisch gesinnten Menschen bis auf das wenige zurück bleibende Winterpersonal, dass möglicherweise auch nur aus römischen Freiwilligen bestand oder von Germanen übernommen wurde. Es würde sich also noch gut in eine Beweiskette einfügen lassen wonach man nach etwa 20 Kilometern Marschstrecke ab dem Sommerlager gerechnet, im Raum Brakel den Zivilisten das Privileg einräumte indem man sie von den Uniformierten trennte. Unterschätzen wir also nicht die Möglichkeiten der Einflussnahme eines diffusen aber stimmgewaltigen Milieus. Menschen gesteuert durch eigene Interessen. Nachvollziehbar und verständlich zugleich war unter ihnen in dieser Zeit jeder sich selbst der Nächste. Aber auch sie waren Bestandteil der Separierungstheorie und somit eine weitere argumentative Säule für das Rückzugsszenario dessen Enttarnung wir in erster Linie der Überlieferung des Cassius Dio verdanken. So stieß er uns, ohne das es ihm damals bewusst war mit der Nase auf den ersten Marschtag. Denn er überfrachtete ihn mit derart umfänglichen Aktivitäten wie sie die Germanen an einem einzigen Tag gar nicht imstande waren zu leisten. Aber es sollen noch weitere Begründungen zur Sprache kommen die die Annahme einer Herauslösung der Zivilisten rechtfertigen. Eine davon wird sich mit dem Versuch der Beweisführung beschäftigen, dass Frauen und Kinder entgegen aller bisherigen Quellenanalysen nie das rettende Lager Aliso bei Schwaney erreichen sollten. (18.05.2021)

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Montag, 3. Mai 2021
Die Grotte wo Siegfried einst den Drachen tötete und hier endete die Varusschlacht.


Man hätte es sich sicherlich spektakulärer vorgestellt, aber die reale Natur Ostwestfalens kann mit Bayreuth leider nicht mithalten.
Eine unscheinbare Muschelkalkquelle, die aber zum Ort des Geschehens geworden sein könnte wo Varus Suizid beging. (03.05.2021)

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Varus umringt von Feinden am Außenposten imperialer Macht unter dem Druck höchster Erwartungen.
Um es schnell auf den Punkt zu bringen. Kann uns die Vermenschlichung von Wesenszügen und Charakteren der alten Hauptdarsteller in Germanien helfen deren Verhalten und Stimmungslage in den kritischen Phasen des Geschehens für eine Bewertung ihrer Taten heranzuziehen. Natürlich nicht, u.a. weil wir mit ihnen noch nicht gemeinsam an der Theke gestanden haben. Aber allein schon das Aufwerfen dieser Frage soll in uns das Gefühl wecken, dass damals, obwohl die antiken Historiker mit dem Werfen von Nebelkerzen nicht sparsam umgingen immer nur Menschen am Werk waren die auch nur mit Wasser kochten. Aber es soll dazu beitragen unseren Blick auch auf die Personen zu lenken, die damals im Rampenlicht standen. Denn es läuft darauf hinaus, dass wir nicht nur dem längst vergangenen Schlachtenlärm nachsinnen sollten, sondern auch zur Kenntnis nehmen müssen, dass damals Angst, Schweiß und noch vieles mehr mit im Spiel war. Aber mit Sicherheit lässt sich sagen, dass sich eine überlegen wähnende Armee im Gegensatz zu einem aufopferungsbereiten Gegner keine unnötigen Mühen und Lasten aufhalst und folglich den Weg des geringsten Widerstandes sucht. Antiker Symbolik folgend kennzeichneten die Säulen des Herkules das Ende der Welt und symbolisierten das Stoppschild der Zivilisation. War es für die Griechen die schier endlose Wasserfläche die sich hinter Gibraltar ausbreitete, müssen es für Rom die weiten Germaniens gewesen sein, die sie bremsten. Und wer die Seele der Varusschlacht verstehen will muss sich diese endlose Landmasse verinnerlichen, denn für die Germanen stand die Tür in einen schrankenlosen Rückzugsraum immer weit offen. Diese Geographie war die Trumpfkarte und Arminius spielte sie immer wieder aus. Aber die ureigenen Gefühlswelten der alten Protagonisten und ihre Stimmungslagen bleiben für uns immer im Dunklen und entziehen sich jeglicher Einblicknahme. Welche Laune trieb sie an, wie stand es um ihre Gesundheit, hatten sie am Morgen der Schlacht gut gefrühstückt und was gab es zu Mittag. Waren sie überschwänglich optimistisch, nachdenklich und in sich versunken und wie hielten sie es mit ihren Göttern. Für Varus hingegen galt zudem, wie bestechlich und empfänglich er war und wie er auf schmeichelnde Worte reagierte. Aber Emotionen zu überliefern, wie sie sich in zwiespältigen Situationen, bei Selbstzweifeln, Skrupeln, und ähnlichem äußern und zeigen, gehörte noch selten zum Repertoire antiker Kriegsberichterstattung. Erst in unserer Zeit ist man bemüht auch in die Seelenwelten längst verblichener Schlachtenlenker vorzustoßen. Aber mit Varus hatte man sich wegen seiner unerklärlichen Niederlage immer schon gerne näher beschäftigt, vor allem mit seinen Schwächen. Man erfährt am Rande, dass auch sein Vater in Gefahrenlage geraten schnell die Hand an sich legte und seine Frau im antiken Rom in alle Richtungen vernetzt war, während ihr Mann Varus für das Imperium jahrelang an den Außengrenzen des Reiches diente. Aber inwieweit helfen uns diese Hinweise zur Enträtselung seiner Person weiter, wenn wir daraus seine Verhaltensweisen entschlüsseln möchten. Nun kann ein als phlegmatisch und träge charakterisierter Feldherr genau so gut zu richtigen Entscheidungen fähig sein, wie ein erfahrener Feldherr falsch liegen kann, denn nicht immer ist das militärisch Taktische ratsamer als das undefinierbare Bauchgefühl. Im großen Geschehen um das Varusereignis sind uns nur wenige Ausnahmen bekannt geworden, die uns Einblick in das Innenleben der Protagonisten verschaffen. Und dazu gehört auch der berühmte Gefühlsausbruch von Kaiser Augustus auf die Niederlage hin. Man kann Schlussfolgerungen naturgemäß nur aus abgeschlossenen Handlungen ableiten und nachdem wie man sie uns überlieferte. Nüchtern betrachtet lässt sich Varus in seiner damaligen Lage kein grobes Fehlverhalten vorwerfen. Er handelte auf Basis seines Wissenstandes und seiner militärischen Möglichkeiten heraus. Zu dieser Auffassung sind inzwischen auch viele moderne Historiker gelangt. Wollen wir trotzdem mehr wissen, müssten wir uns mit verbundenen Augen wie an einem langen Seil vom Möglichen, über das Denkbare bis zum Wahrscheinlichen zurück zu den Anfängen hangeln. Nur dort können wir fündig werden, wenn wir mehr über Ursache und Wirkung erfahren wollen. Am Seilanfang müssten wir mit der Suche beginnen und uns auch mit den Sorgen, Nöten, Ängsten und Befindlichkeiten der Menschen in fernster Vergangenheit befassen. Denn sie alle brachten auch ihre ureigenen persönlichen und privaten Lebenserwartungen und Wünsche mit in die Vorgänge um die Schlacht ein und jedes Einzelschicksal hatte seine Geschichte. Und selbst dann wird es immer nur bei vagen Vermutungen bleiben. Aber wie sollte man die antiken Schriften zum Reden bringen, wenn es kein Studienfach über antikes, psychologisches "Schlachten Profiling" gibt. Viele Vergleiche mit ähnlichen Situationen gleich in welcher Epoche sie sich ereigneten können her halten, wenn wir unser Vorstellungsvermögen auf die damaligen Zeiten fokussieren wollen. Das eine oder andere lässt sich jedoch mangels belastbarer Quellen aus der simplen Logik heraus erschließen. Fest stehende Fakten wie sie immer Gültigkeit behalten werden, weil sie unveränderlicher menschlicher Eigenart und Eigenheit entstammen nutzen uns bei der Analyse. Und vieles davon können wir auch auf die damaligen Verhältnisse anwenden, denn auch zu Varuszeiten dürfte es nicht anders gewesen sein. Viele historische Beispiele aus allen Stadien der geschichtlichen Entwicklung lehren es und stehen uns hilfreich zur Seite, wenn wir uns mit den Wesensmerkmalen der menschlichen Gesellschaft und dem Zusammenleben in Gefahrensituationen befassen. Wie viele Zitate, wenn sie sich auf unsere unrühmlichen und unguten Eigenschaften, aber auch auf unsere positiven Seiten beziehen, sind uns aus der griechischen und römischen Welt nur deswegen immer noch geläufig, weil sie an Sinnhaftigkeit selbst nach Jahrtausenden bis heute noch nichts eingebüßt haben. Sich um jeden Preis bereichern oder Macht erringen zu wollen ist immer noch ein erstrebenswertes Ziel seit Menschengedenken. Der zweite Weltkrieg brachte ein schlimmes aber geflügeltes Wort hervor, es lautete "Kriegsgewinnler". Der Kriegsgewinnler ist zu allen Zeiten ein Mensch der imstande ist, auch aus dem Leid anderer Profit ziehen zu können, sich schwierige Lagen zu nutze zu machen, also selbst noch unter widrigsten Umständen fähig war, für sich Gewinn heraus zu schlagen. In der Erwartung Schlachten selbst Kriege zu überleben hoffte er zum Nutznießer eigener Schandtaten zu werden. Ihn einen Lebenskünstler zu nennen wäre verwerflich, aber will man ihn etwas schonen könnte man ihn noch einen Realisten nennen. Und was bedeutet und bedeutete für viele Zeitgenossen im täglichen Überlebenskampf schon das Wort Loyalität, Gewissen, Zuverlässigkeit oder Moral, wenn eine lukrative Lebensperspektive winkt zumal dann, wenn Titel und Adelsstand nicht genügten. Nicht anders war die Situation und Ausgangslage auch vor 2000 Jahren, der sich damals der Feldherr Varus gegenüber gestellt sah und sich dem nicht entziehen konnte oder wollte. Er war selbst integraler Bestandteil eines großen Verwaltungsapparates, kannte den römischen Personalzirkus, bis sich das Glück 9 + von ihm abwendete. Aus römischer Sicht betrachtet hatte Kaiser Augustus seinem Feldherrn Varus das Kommando über einen nach Osten hin grenzen - und endlosen Landstrich am Rande der zivilisierten Welt übertragen. Er hatte ihn in eine Region entsandt, die erst wenige Jahre zuvor mit Waffengewalt erobert, also nach römischem Lesart befriedet wurde. War es nur eine mutige Entscheidung, oder wollte der Kaiser mit Varus vielleicht schon das "Peter Prinzip" anwenden, wonach man einen Menschen in einer Hierarchie bis an eine bestimmte Stufe aufsteigen lässt, auf der er dann früher oder später an seinem eigenen Unvermögen scheitern musste. Er ihn also so lange beförderte, bis er das nötige Maß an Unfähigkeit erreicht hatte um ihn degradieren zu können. Eine in manchen Chefetagen auch heute noch beliebte Methode. Varus mag auch Untergebene in seinen Reihen gehabt haben, die noch nicht über genügend Erfahrung und Kompetenz verfügten, ebenso aber auch über eine im Kampf erprobte Führungselite und vielleicht beging er auch den Fehler nicht rechtzeitig erkannt zu haben, das er sich mit den falschen Beratern umgeben hatte. Eine Erkenntnis zu der er wohl erst im umkämpften Gerichtslager bei den Aufrührern gelangte, wo er vor vollendeten Tatsachen stand und sich seinem eigenen Abgrund näherte. Aber auch Kaiser Augustus könnte sich auf Varus bezogen den gleichen Vorwurf gemacht haben, in dem er sein Scheitern nicht, oder doch nicht so früh erwartet hatte. Aber Varus musste auf Basis einer sich kritisch entwickelnden Lage eine Reihe von Entscheidungen treffen und dann die richtigen Befehle geben, dies konnte und durfte ihm keiner abnehmen. Varus versetzte man vermutlich 6 + in sein neues Wirkungsgebiet nach Germanien und er könnte im Frühjahr 7 + an die Weser aufgebrochen sein, wo er an der östlichen Peripherie des Reiches für Rom eine neue Provinz aufzubauen hatte und dort die Macht der Cäsaren verkörpern sollte und an Kaisers statt seine Statthalterschaft antrat. Zuvor verliefen unter Hochdruck die Vorbereitungen zu dem von Kaiser Augustus angeordneten Markomannenfeldzug im Jahre 5 + um endlich das widerspenstige Germanien in Gänze zu befrieden. Vom neuen imperialen Zentrum in Höxter/Corvey aus betrachtet regierte man zentral, befand man sich inmitten eines geostrategisch bedeutsamen Großraumes positionierte sich neu und hatte sich weit vorgeschoben. Somit besetzte Varus an der Weser den letzten Vorposten und bewegte sich damit in der Mitte der bislang erreichten imperialen Machtgrenze an Rhein und Lippeoberlauf und einer noch relativ gelassenen Urbevölkerung an den Ufern der Elbe. Aber diese Hinterlandstämme zwischen dem Weserlimes und der Elbe ahnten das weitere Geschehen und Misstrauen staute sich an. Es formierte sich in Ansätzen das, was Germanicus später erwarten sollte und was Tacitus so trefflich formulierte als er schrieb, dass es nicht die Samniten, nicht die Karthager, nicht die Gallier, nicht die Spanier und auch nicht die Parther waren, die uns so oft herausgefordert hatten wie die Germanen. Und sie sollen seiner Meinung nach wegen ihres Freiheitswillen sogar noch gefährlicher gewesen sein, als die alten Machthaber der Armenier. Zunächst bestand die Aufgabe von Varus darin, diesen germanischen Kontinent an seinem westlichen Rand anzutasten zu kontrollieren und behutsam vorzugehen um die Stämme willfährig zu machen und sie nach Möglichkeit zu befrieden bzw. zu domestizieren. Sie dann aber tributreif zu manipulieren und gleichzeitig die Wesergrenze vor starken Stämmen und Strömungen aus dem Osten wie den suebischen Angiliern zu bewachen. Daher hätte es für ihn oberstes Gebot sein sollen, gerade gegenüber den Völkern östlich der Weser den friedlichen Eindruck der Pax Romana zu vermitteln was jegliches Machtgebaren ausgeschlossen hätte. Und man sollte annehmen, dass der Kaiser genau an diesem neuralgischen Außenposten seinen fähigsten Mann, samt einem verlässlichem Beraterstab hätte platzieren sollen. So erwartete man in Rom von ihm, dass er dieses in ihn gesetzte Vertrauen auch rechtfertigen würde. Man traute es ihm, einem offensichtlich verwaltungserfahrenen Statthalter zu den am weitesten vorgeschobenen römischen Stützpunkt zu stabilisieren. So überging man bewusst auch einige andere gute aber stärker in militärischer Hinsicht qualifizierte Männer wie etwa Paterculus. Mit Varus an der Spitze erhoffte sich der Kaiser die richtige Abwägung getroffen zu haben und positionierte ihn an einer der prekärsten Grenzen des Reiches, wo doch die Bezeichnung Frontabschnitt besser zugetroffen hätte. Dort machte die politische Lage Varus zur klassischen Fehlbesetzung und Augustus hätte vielleicht besser anders entschieden und einen Militaristen entsandt. Die Brunsburger Weserfurt am militärisch sensiblen Weserbogen war bekanntlich die ewige Einfallpforte aller Zug- und Völkerbewegungen aus dem Osten, sozusagen der militärische Vorläufer des vergleichbaren Fulda Gap, der Fulda Lücke im kalten Krieg. Dies hatte man zwar im römischen Imperium schon früh erkannt, aber bei aller strategischer Entschlossenheit machte das Imperium in Ostwestfalen einen Fehler. Denn der Rhein, war nicht die Weser. Ab Harz und Weser war alles anders als im Rheintal, wo die Region schon über Jahrhunderte im Zuge einer anders gearteten Zivilisation und Vorgeschichte, nämlich der keltischen vorgeprägt war. Ab Westfalen betrat das Imperium einen Boden der damit nicht vergleichbar war, der sich langsamer entwickelt hatte und gegenüber den linksrheinischen Regionen nicht nur klimatisch benachteiligt war. Auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse von Heribert Klabes lässt sich schlussfolgern, dass für Varus und das Imperium genau an dieser Stelle der Begriff Repräsentanz einen neuen Stellenwert bekommen sollte. Hier an der Corveyer Weserschleife sollten in Zukunft die germanischen Stämme des Ostens Einlass ins Imperium begehren. Sie sollten ab hier den reich an Errungenschaften gesegneten und hoch entwickelten Boden einer Weltmacht betreten. Mit staunenden Augen sollten sie auf die Leistungen der römischen Zivilisation blicken und dabei vor Bewunderung erstarren. Die kubische Säulenhalle am Corveyer Westwerk könnte davon übrig geblieben sein. Im Jahr 9 + nach der Niederschlagung der Pannonier und Dalmater hätte Varus dann wieder über seine ihm ursprünglich zugedachte Kopf - bzw. Kampfstärke verfügt. Es wäre vermutlich der Zeitpunkt erreicht, weitere Schritte zur Stabilisierung in Form neuer Bündnisse und neuer Garnisonsgründungen zu unternehmen. Ab dem Jahr 9 + wäre an der Weser der Wendepunkt erreicht worden. Die gallisch/römischen Städte zum Vorbild genommen wäre auch über Germanien ein neues Zeitalter eher herein - als angebrochen. Mit den wieder erstarkten Legionen hätte man die umfassenden Aufbauarbeiten weiter führen können und neue weithin sichtbare Fanale der Macht in Form aufragender Gebäude wären entstanden und zu Ende gebaut worden. Für das Jahr 10 + wäre Aufbruchstimmung angesagt gewesen und man hätte begonnen vollendete Tatsachen zu schaffen. Im Sinne römischer Eroberungsstrategie erwies es sich als fatal, dass man sechs Jahre brauchte um sich im Zuge des Kaiserwechsels neu zu konstituieren und sich vom Schock der Varusniederlage zu erholen, Zeit die die Germanen nutzten und die Rom mangels Kampfkraft und fehlender Entschlossenheit verstreichen ließ. Marbod hielt sich nach 9 + erstaunlicherweise zurück und es zeichnete sich von keiner Seite mehr eine ernst zunehmende Bedrohungslage ab. Ab dem Jahr 9 + hätten umgehend weitere römische Ostexpansionen im Weserraum folgen können, ja sogar müssen aber so wurde das Jahr zum Synonym des Niederganges. Lange Jahre machte sich Stillstand breit woraus sich ein brüchiger Status Quo ergab. Resultat war die Zurücknahme einst weitreichender Pläne auf das Niveau des bis dato erreichten und man stand wieder an der guten alten Rheingrenze wo alles begann. Varus mag schon am Vorabend des Abmarschtages erkannt haben wie abhängig er von den ihm zugesagten germanischen Hilfstruppen war. Es waren unter seinen Hilfskräften aber auch Cherusker die noch wenige Jahre zuvor im von Tiberius und Paterculus angeführten Immensum Bellum blutig von Rom nieder gekämpft wurden. Diese Germanen sollten nun die römischen Truppen schützen und zum Garanten und Fundament für eine dauerhafte römische Präsenz in Ostwestfalen werden. Leichtsinn gepaart mit Naivität besser gesagt Größenwahn muss man hier dem Imperium unterstellen. Tacitus hatte sicher damit recht, denn von ihm ist überliefert, dass es zwischen Siegern und Besiegten keine erfolgreiche Koalition geben kann. So entstand eine nahezu groteske Lage, die erst durch die Schwächung der Rhein/Weser Legionen im Zuge des Markomannen Feldzug aufbrach und für Rom in einem Mehrfrontenkonflikt mündete. Rom war im Nethegau quasi über Nacht zum Juniorpartner der Cherusker geworden und in deren Abhängigkeit geraten. Angewiesen auf die militärischen Gnaden der einstigen Gegner musste Varus still halten. Nun waren es die Cherusker die ihm, dem großen Varus die nötigen Hilfstruppen an die Seite stellten, da seine eigenen Legionen nicht mehr stark genug waren um in einem möglichen Krisenherd zu bestehen. Einstige und mehrfach erbitterte Gegner sollten nun in wenigen Jahren eine verlässliche Loyalität entwickelt haben, um ein ungeliebtes feindliches Regime im eigenen Lande sogar noch zu stützen. Ja, so kann und muss man es auch sehen, aber konnte man denn am Rhein von sich wirklich so überzeugt gewesen sein und über eine derart gehörige Portion an Selbstsicherheit verfügt haben, dass sich keine Stimme wagte zur Mäßigung aufzurufen. Offensichtlich nicht. So fand sich Varus in dieser kritischen Phase unversehens auf verlorenem Posten wieder. Topographisch und nüchtern gesehen war Varus an der Weser von jeglicher schneller Unterstützung abgeschnitten und saß festgeschnürt wie auf einem Brückenkopf. Lediglich über den schmalen Hellweg war er Land gestützt mit dem 60 Kilometer entfernt liegenden letzten Lippehafen nahe Anreppen verbunden. Nördlich und südlich davon agierten die Germanen nach Belieben. So führte er förmlich das Dasein eines Leuchtturmwärters und eines von den Germanen geduldeten Militärattachés. Während seine Aufgabe darin bestand, in die Weiten Germaniens hinein zu horchen erfüllte er damit zwar die ihm auferlegte ungemütliche Frühwarnfunktion, übersah aber wie unterdessen seine Akzeptanz bröckelte. So verlor er an Boden, ohne es selbst wahrzunehmen. Es ward ihm eine Funktion übertragen wofür er nicht zu beneiden war und es wurde von ihm einiges an diplomatischem Geschick abverlangt. Was hatte er militärisch noch von einem unbesiegten Marbod zu befürchten. Braute sich vielleicht schon etwas im Elbegebiet zusammen, wovon er keine Kenntnis hatte. Wo und wie nahe zu ihm siedelten um diese Zeit die Langobarden und die diversen anderen Suebenstämme. So wurde Varus schon vor seiner Niederlage zum Statthalter ohne Volk und Land und hätte man im Jahr 9 + dem römischen Expansionstrieb nicht Einhalt geboten, dann hätte es eine "Varusschlacht" vermutlich in den folgenden Jahren gegeben. (03.05.2021)

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