Donnerstag, 5. August 2021
Wie konnte sich die Wahrheit nur solange verbergen. Fazit: Varus nahm definitiv keine Frauen und Kinder mit ins Rebellengebiet
Und wohin er sie statt dessen schickte, ließ sich bereits hinreichend begründen. Für Cassius Dio unseren Hauptgewährsmann war das zeitkonforme Kommentieren der Varusschlacht vermutlich wichtiger, als dass er gewillt gewesen wäre, sein Augenmerk stärker auf die Chronologie und die Strukturierung zu richten. Wir entschuldigen es damit, dass er nicht anders konnte, weil ihm dazu die Fakten und Vorlagen fehlten. So waren es wohl seine ungenauen Quellen die ihm den Blick auf die wahren Abläufe versperrten und wodurch es ihm versagt blieb seinem Werk eine schlüssige Reihenfolge zu verleihen. Einen Ausweg sah er darin als Hilfsmittel mal zu eigener Wortfindung und Erklärung zu greifen und andernorts einfach Lücken zu lassen und es so dem Leser zu überlassen seine eigenen Phantasien zu wecken. Würden wir nur das für uns Wesentliche heraus filtern, dann bliebe nicht viel Belastungsfähiges übrig. So flossen in seinen Kriegsbericht zwangsläufig eigene Annahmen und Visionen mit ein um zumindest halbwegs ein Gesamtbild zu erzeugen. Interpretationen die er sich gestattete weil das, was er las für ihn nicht schlüssig war. Seine Ergänzungen hielt er für angemessen, zutreffend und vielleicht auch für richtig und weil es ihm schlicht und einfach nötig erschien. So wählte er zwangsläufig eine oberflächliche Ausdrucksweise und griff auf ein Vokabular zurück das mehrere Auslegungen zuließ, weil sich ihm der wahre Sachverhalt nicht erschloss und er ihn daher auch nicht wieder geben konnte. Eine durchaus vorsichtige und daher akzeptable aber auch geschickte Methode, wenn man bemüht ist Unwahrheiten zu vermeiden, sich aber das Berichterstatten nicht nehmen lassen wollte. Denn Fehlinterpretationen gingen fortan einzig zu Lasten des Lesers. Lesen wir nun seine Zeilen so, wie es sich auch in den gesamten Kontext des Schlachtverlaufs einordnen lässt, dann beantwortete uns Cassius Dio, wenn auch auf verschlungenen Pfaden aber letztlich doch die wesentlichen Fragen die uns interessieren. So lieferte er in mehreren Textstellen Hinweise für die Annahme, dass insgesamt 3 ½ Tage nach dem Verlassen des Sommerlagers bis zum Untergang der Legionen vor dem Saltus vergingen, wovon der erste Tag ruhig verlief. Und er verschachtelte Rückschlüsse in dem er uns verriet, wo die Frauen und Kinder im Marschzug abblieben und das die Abstellungen keine Dörfer bewachten, sondern sie zu geleiten hatten. Aus anderen Zusammenhängen lässt sich wiederum ableiten, dass Varus mit dem letzten Aufgebot ins Aufrührergebiet ziehen musste und daher die Hilfe der Germanen gerne annahm. Die allgemein verbreitete Schlussfolgerung, so wie man es auch aus seinen Zeilen heraus lesen könnte, ließ daher bislang auch keinen Zweifel daran aufkommen Varus habe den Kindern und Frauen den Marsch ins Krisengebiet nicht ersparen wollen, sie also mit nahm und sich somit von seiner brutalen Seite zeigte. Vereinfacht ausgedrückt, schlussfolgerte daraus die Nachwelt Varus habe sie dem vollen Risiko ausgesetzt, dabei geht das aus keiner einzigen seiner Zeilen hervor. Aber aufgrund einiger im Verlauf dieses Internet Buches vorgestellten Argumente ließ sich dieser Interpretationsfehler, man möchte fasst sagen endlich korrigieren. Der "humane" Mensch Varus wird sie also eher nicht der Gefahr ausgesetzt haben womit sich automatisch das "Gradberg Szenario" als Alternative aufzwängt. Seine Entscheidung die zwar allen Zivilisten im Nachhinein betrachtet die Varusschlacht ersparte, sie aber dennoch zu Opfern des Varuskrieges werden ließ, da man sie samt ihres Geleitschutzes im schmalen Oesetal abfing und sie in die Gefangenschaft führte bzw. in Geiselhaft nahm. Aber Cassius Dio beließ es nicht bei seinem für uns in der Tat im letzten Kapitel dargestellten schwer verständlichen Hinweis darüber was er in seiner Überlieferung 56.20.(2) unter "Auflösung" bzw. "Verstreuung" verstand und worunter man auch Aufteilung verstehen darf. Worte, die die Nachwelt aus seiner griechischen Urform bildete oder daraus ableitete weil sie es für zutreffend hielt. Und bei alledem was man bislang schon bei Cassius Dio zwischen den Zeilen heraus lesen konnte besser gesagt musste macht es den Eindruck, als sei er selbst mehr ein Opfer als ein Meister dessen gewesen zu sein, als dass er sich die Aufgabe auferlegte, die verdeckten Wahrheiten der Schlacht zutage zu fördern. Aber nun hält er einen weiterer Hauch von Kryptik für uns bereit. Um ihm auf die Schliche zu kommen bedarf es also zunächst eines Blickes in den Abschnitt 56.20. ( 2 ). Der Textteil in dem Cassius Dio den ebenfalls verschleierten Hinweis hinterließ, dass es erforderlich wurde im Sinne des Schutzes von Frauen und Kindern den Marschzug am zweiten Marschtag Vormittags ab Brakel aufzuteilen. Aber was ließ er unmittelbar danach folgen. Unter 56.20 Klammer ( 3 ) hinterlässt er uns nämlich die Information, dass nun plötzlich Sturm und Regen los brach, der Boden schlüpfrig wurde und herab stürzende Baumkronen erhebliche Verwirrung auslösten. Das Wetter hatte sich zu ihrem Nachteil verändert und die Bedingungen wurden deutlich schlechter. Es folgte dann Kapitel 56.20 Klammer ( 4 ). Nun wurden sie von den Germanen die sich gut auskannten umstellt sie wurden von allen Seiten zuerst von weitem mit Speeren beworfen und dann kam es zu Nahkämpfen. Es folgt 56.20 Klammer ( 5 ). Denn nun brach das heillose Chaos aus. Die bunt gemischte Marschformation samt Wagen und Unbewaffneten löste sich auf, die Verluste waren bereits erheblich und die geländekundigen Germanen waren zudem immer im Vorteil. Unzweifelhaft beschreibt uns Cassius Dio hier unter den Teilstrichen 2, 3 und 4 den Weg des zweiten Marschtages ab Brakel auf dem Weg ins Rebellenzentrum wo Varus zu Gericht geladen hat oder laden wollte. Der Weg führte sie offensichtlich nicht durch freies Gelände, sondern nur durch dichten Wald, in dem die Wurzeln offen lagen, nass und rutschig waren und über ihnen die vom Sturm ergriffenen Äste abbrachen. Allesamt waldbedingte Begleiterscheinungen die am ersten Marschtag auf der lichten Trasse des hellen römischen Hellweges zwischen Höxter und Brakel wohl weniger zu erwarten gewesen wären, da er häufiger genutzt wurde. Aber wie so vielen anderen Historikern und Hobbyforschern wird wohl auch Ihnen das Wesentliche am Inhalt dieser Reihenfolge entgangen sein. Aber es ist verzeihlich weil sich auch diese Divergenz sehr im verborgenen halten konnte. Aber die Aufklärung naht. Denn während Cassius Dio in Textstelle 56.20 Klammer ( 2 ) noch explizit und eindeutig von Frauen und Kinder im Marschzug spricht also erwähnt, da diese am ersten Marschtag auch noch am gemeinsamen Zuggeschehen beteiligt waren, so ändert sich das nun am zweiten Marschtag grundlegend. Denn unter Absatz 56.20 Klammer ( 3 ) und (4) in denen die Schlacht los brach, wechselt Cassius Dio die Formulierung, Nun ist von Frauen und Kindern bei ihm keine Rede mehr. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass am ersten Kampftag, also dem zweiten Marschtag diese Zivilisten gar nicht mehr dabei waren und erst recht keine Frauen und Kinder. Cassius Dio ändert sein Vokabular und drückt sich nun anders aus. Denn nun taucht ein für uns völlig neues Wort auf, das bisher an keiner Stelle fiel. Es lautet die "Unbewaffneten". Und so stehen wir hier zunächst wieder an dem gleichen kritischen Interpretationspunkt an dem wir eingestehen müssen, dass wir auch hier dem gleichen Denkfehler aufsaßen, indem wir die "Unbewaffneten" automatisch für die "Frauen und Kinder" also Zivilisten hielten. Also die gleiche Personengruppe vor uns haben, die mit ihrem Verhalten am ersten Marschtag die so genannte Marschauflösung bewirkten die eigentlich keine war. Denn zweifellos kann und sollte man unter Frauen und Kinder keine "Unbewaffneten" verstehen. Denn sie dürften sicherlich immer unbewaffnet gewesen sein und man, bzw. Cassius Dio wird sie nicht damit gemeint haben. Und in dem Augenblick als sich die große Katastrophe abzuzeichnen begann und über die Legionen das Inferno herein brach geschieht das Sonderbare. Denn nun weist uns Cassius Dio nicht mehr auf die Anwesenheit von Frauen und Kindern im Marschzug hin sondern auf diese "nebulösen" Unbewaffneten. Wie wir alle und wer nicht, wird in diesem Moment nicht zu der Schlussfolgerung gelangt sein, dass Cassius Dio unter diesen "Unbewaffneten" auch nur die Zivilisten und somit indirekt auch die Frauen und Kinder gemeint haben könnte und sie nur kurz die Unbewaffneten nannte. Er wechselt also die Bezeichnung und geht dazu über nun von "Unbewaffneten" zu sprechen. Aber dieser Wandel in der Wortwahl muss von ihm auch nicht grundlos passiert sein. Wer also waren nun plötzlich diese "Unbewaffneten" und warum spricht er ab diesem Moment wo die Waffen sprechen, nicht mehr von Frauen und Kindern. Man darf wohl davon ausgehen, dass seinem schriftlichen Hinweis kein Verschreiber zugrunde gelegen haben dürfte und es auch kein Zufall gewesen ist, dass er sich für einen anderen Begriff entschied. Nun sollte man also nach einer möglichen Erklärung suchen, was er damit meinte. Beschäftigt man sich also näher mit dem Wort "Unbewaffnete", dann stößt man darauf, dass es für diesen Begriff eine fest stehende lateinische Definition im römischen Militärapparat gibt. Denn einen Personenkreis die "Unbewaffneten" zu nennen, hat im Imperium eine lange militärische Tradition und der Name steht definitiv nicht für römische Beamte, Ärzte, Handwerker und erst recht nicht für Frauen und Kinder. Denn in der römischen Militärsprache haben diese Unbewaffneten sogar einen Namen. Man nennt sie in lateinisch die "accensi velati". Es ist gleichbedeutend mit, die "schwach Bewaffneten". Aber Frauen und Kinder sind zweifellos auch keine "schwach Bewaffneten" sondern gar nicht bewaffnet. Zumindest nicht mit Waffen die kriegstauglich sind. Und mit dem Begriffswechsel ist nun auch bei Cassius Dio von Frauen und Kindern in der zunehmend heißer werdenden Phase des Gefechtes auch korrekterweise keine Rede mehr. Man kann und muss folglich daraus schließen dürfen, dass die Frauen und Kinder bei Cassius Dio in diesem kritischen Moment deswegen auch keine Erwähnung mehr fanden, weil sie sich zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr im Marschzug befanden, sondern bereits auf dem Weg nach Aliso/Schwaney waren. Denn was wäre für Cassius Dio naheliegender gewesen, als bei seiner Darstellung von Frauen, Kinder oder Trossknechten bzw. Bediensteten zu bleiben. Im Verlauf des Gemetzels hätte man annehmen können ja müssen, dass er auch auf das Schicksal und den Verbleib dieser weitgehend wehrlosen und schwachen Zivilpersonen mit wenigen Worten eingegangen wäre, was er aber nicht tat. Aber was wäre zur Realität geworden, hätte Varus sie doch mit genommen. Dann hätten sich die Frauen und Kinder unvermittelt Schulter an Schulter mit den Kämpfern auf schlüpfrigem Untergrund im vom Sturm gebeutelten Wald inmitten blutigster Gefechte wieder gefunden. Ebenso wie auch die Legionäre wären sie in die heftigen germanischen Angriffe und Nahkämpfe geraten bzw. ihnen ausgesetzt gewesen. Wohin hätten die nun völlig zwischen die Fronten geratenen Frauen und Kinder in einer Gegend in der sie sich nicht auskannten in diesem Moment fliehen sollen, als die Germanen beispielsweise Speere schleuderten, den Treck angriffen oder später versuchten das Gerichtslager zu stürmen. Das "Prima Vari Castra", was der tapfere Präfekt Eggius nach Paterculus so aufopfernd verteidigte. Dio schwenkte demzufolge am zweiten Marschtag dem Tag nach Brakel auf eine andere Bezeichnung über indem er zum Wort die "Unbewaffneten" griff. Diese "accensi velati", die man auch schon mal als die völlig Unbewaffneten bezeichnete oder unter denen man nur äußerst schwach Bewaffnete vielleicht auch Subsidien verstand, bestanden aus einem klar umrissenen Personenkreis. Im militärischen Sprachgebrauch der damaligen Zeit war es die unterste Stufe der Infanterie in Form von Reservemannschaften bzw. Ersatzleuten aus dem niedrigsten Stand. Männer, die sogar außerhalb des eigentlichen Heeres angesiedelt waren. Aber es waren mit Sicherheit keine Frauen, und Kinder darunter. Aber wohl auch keine Trossknechte, zumal dann wenn letztere sogar aus Sklaven bestanden. Die "accensi velati" wurden den einzelnen Heeresabteilungen bzw. Legionen nur zugeordnet um mit ihnen in militärischen Extremlagen also in Notfällen eintretende Lücken und Ausfälle aufzufüllen waren. Sie griffen dann nötigenfalls nach den Waffen kampfunfähig gewordener Legionäre, oder erst danach nach dem diese im Kampf gefallenen waren. Und erst dann stellten sie sich, wenn auch ungeübt sozusagen als letztes Aufgebot ebenfalls dem Gegner. Wohl mehr um Ihre eigene Haut zu retten, als den Legionen zum Sieg zu verhelfen. Die "accensi velati" in dem wohl auch das Wort assistieren verborgen liegt, waren die ärmeren Legionäre des Imperiums und man rekrutierte sie aus den schlecht gestellten Bevölkerungsschichten. Sie konnten sich keine bessere Ausrüstung leisten und trugen daher weder eine Rüstung noch führten sie Schilde bei sich. Sie waren meist nur mit Speeren, also leicht bewaffnet und sollten den Feind solange "beschäftigen", bis sich wieder eine Hauptmacht formiert hatte. Ihre übliche Position war daher der Bereich in den hintersten Reihen der dritten Kampflinie. Im Kampf ergänzten sie also die gelichteten Reihen der Legion. Aus dem bloßen Mitführen dieser unbewaffneten Kräfte lässt sich aber auch erschließen wie personell knapp bemessen die Varus zur Verfügung stehenden Truppen waren, da er auf diese Notverbände offensichtlich schon nicht mehr verzichten konnte. Man hätte andernfalls annehmen können, dass er diese mit in den Treck integriert hätte, den er anwies den direkten Weg zur Lippe zu nehmen. Da sie nur leicht gekleidet und eben auch nicht oder nur sehr wenig bewaffnet waren, waren sie das Kanonenfutter der römischen Antike. Und hinter ihrer Kampfmoral dürfte auch ein großes Fragezeichen gestanden haben. Diese Strategie konnte man aber im Partisanenkrieg im Nethegau und der Eggeregion nicht anwenden, da es hier nicht zu den dazu passenden offenen Schlachtbedingungen kam. Unter den "accensi velati" befanden sich auch jene völlig mittellosen und unbewaffneten Personen wie Musiker, Händler oder Pioniere, vielleicht auch kleinwüchsige Menschen oder Gaukler. Diese galten begreiflicher Weise auch militärisch betrachtet als nicht sonderlich belastungsfähig. Ursprünglich waren sie völlig unbewaffnet und hießen daher nur "velati" bzw. dann "accensi velati" also unbewaffnete Kriegsteilnehmer wie Freigelassene, Ordonanzen oder Hornbläser. Aber es waren eben die Unbewaffneten und Frauen und Kinder hätte Cassius Dio wohl nicht als die Unbewaffneten bezeichnet. Von Bedeutung ist natürlich die Feststellung, dass Varus überhaupt "accensi velati" mit ins Rebellengebiet nahm. Es sprach dafür, dass er sich schon förmlich gezwungen sah, sogar Personen mit einzubeziehen auf die er sicherlich gerne verzichtet hätte. Man riet ihm also schon, die aufgrund der Tiberius Entscheidung gelichteten Reihen mit diesem Notpersonal aufstocken zu müssen und er konnte es sich schon nicht mehr leisten sie mit dem Ziviltross nach Schwaney marschieren zu lassen. Eine bedenkliche Entscheidung die sich dahinter erkennen lässt und für die gesamte Theorie spricht die sich um die Varusschlacht ausbreiten lässt. Vielleicht muss man sich je nach Denkungsweise eingestehen, dass es Varus möglicherweise noch zuzutrauen gewesen wäre, auch Frauen und Kinder mit in diese waghalsige Unternehmung mitgenommen zu haben und Cassius Dio sie nur nicht mehrmals explizit erwähnte und er nur mal die Bezeichnung wechseln wollte. Aber der Unterschied in seiner Begriffswahl in besagter kritischen Situation ist augenfällig. Aufgrund der Tatsache, dass es historisch belegt ist und auch kein Fall bekannt ist, wonach man im Imperium Frauen und Kinder oder andere durch Alter oder Gesundheit benachteiligte Personen mit in ein unübersichtliches Aufstandsgebiet genommen hätte, lässt sich nahezu ausschließen, dass Varus dies im Herbst 9 + getan haben soll. Eher noch denkbar ist es, dass er dies zum Zeitpunkt des Abmarsches möglicherweise noch in Erwägung zog, aber im Verlauf des ersten Marschtages wie zuvor geschildert davon ab ließ. Frauen und mehr noch Kinder hielt man fern von möglichen Gräueltaten. Zumal in einer Zeit, wo es selbst für weibliche Gladiatorinnen in Rom unter Kaiser Augustus schon Altersbeschränkungen gab. Da bekannt ist, dass erst unter Kaiser Tiberius Einschränkungen aufgehoben wurden, wonach Ehefrauen von Statthaltern und hohen Offiziere bzw. Beamten ihre Männer in die Dienstprovinzen nicht begleiten durften spricht dafür, wie rigide man es noch unter der Herrschaft von Augustus sah Frauen überhaupt in die Lager mit zu nehmen auch wenn es nur Rastlager waren, geschweige denn in ein mögliches Gefecht zu führen. Hätte Varus es in diesen Zeiten gewagt Frauen und Kinder mit zu nehmen, selbst wenn es zu keinen Kämpfen gekommen sein sollte und der Kaiser hätte davon erfahren, es hätte ihm nicht gefallen. (05.08.2021)

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Mittwoch, 4. August 2021
Ein trügerisches Wort "Marschauflösung" - oder : "Zivilisten setzt man keiner Gefahr aus"
Eigentlich kommt es einer simplen Feststellung gleich, dass man Personen die keine militärischen Pflichten zu erfüllen haben aus Krisengebieten fern hält. Aber was uns die Stimme des gesunden Menschenverstandes sagt war für die Forschung bislang kein Grund um es in Frage oder gar in Abrede zu stellen, denn für sie war es aufgrund des Quellenstudiums klar, dass Varus auf sie keine Rücksicht genommen hatte. Und auf den ersten Blick könnte man die Worte die Cassius Dio fand auch so interpretieren. Aber wie so oft haben zu einseitige Auslegungen keinen Anspruch auf ewige Gültigkeit auch wenn sie zu uns wie eingemeißelte Wahrheiten überkommen sind. Hält man den roten Faden zum Varusschlachtverlauf einmal in den Händen, dann beantworten sich viele Fragen wie von selbst und es schließt sich ein Kreis nach dem anderen. So summieren sich im Rahmen dieser Theorie auch die Argumente auf eine stattliche Anzahl mit der sich begründen lässt, warum Varus keine Zivilisten mit in den Gefahrenherd nahm. Denn statt dessen ließ er es zu bzw. ordnete an, dass man sie in einem abgekoppelten Marschzug samt Tross unter Einbeziehung ausreichender Begleitmannschaften auf direktem Wege zum Lippeoberlauf schickte. Man fasst diesen Geleitschutz für gewöhnlich mit dem Wort Abstellungen zusammen. Es sind sowohl die diversen Hinweise aus den Überlieferungen die diese Annahme rechtfertigen, als auch die Alternativlosigkeit hervorgerufen durch die pure Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit. Denn Varus musste in einer solch schicksalhaften Stunde eine derartige Entscheidung treffen da sie der Lage angemessen war. Eine Maßnahme die sich uns in ihrer Tragweite aber erst offenbart, wenn sich uns der gesamte Kontext erschließt. An geeigneter Stelle werden sie noch mal in kompakter Form aufgelistet. In diesem Kapitel kann nun ein weiteres Bindeglied geschlossen werden, dass die Fachwelt bislang außer Acht ließ. Es ist insofern eine Erkenntnis mit gesteigertem Wert, als dass sich mit ihrer Hilfe gleich zwei Schlussfolgerungen miteinander verbinden lassen. Nämlich zwei Verläufe die sich ergänzen. Zum einen das, was man schon fasst als Gewissheit bezeichnen darf, dass nämlich Varus keine Abstellungen in germanische Dörfer entsandte und zum anderen die, dass er keine Zivilisten mit zu den Aufrührer nahm und ihnen statt dessen die Gelegenheit gab das Etappenziel Aliso auf direktem Wege anzusteuern zu dürfen. Zwei faktengleiche Erkenntnisse die sich gegenseitig stützen, die miteinander verzahnt sind und in unmittelbarer Verbindung zueinander stehen. Aber beides wird erst augenfällig, wenn sich der Schlachtverlauf vor uns ähnlich wie auf einem Reißbrett ausbreitet. Das Schlüsselwort welches uns dazu die Tür öffnet, könnte man eine Übersetzungsdivergenz nennen. Und die Nadel konnte sich nur deswegen so lange im Heuhaufen verstecken, weil uns mißlicherweise bislang der Blick auf den Schlachtenkontext versagt blieb. Denn die Orientierungslosigkeit war immer ein Manko der Geschichtsforschung, wenn es um die Frage der Varusschlacht ging. Und anknüpfend an die schlagwortartigen Begriffe wie "Aliso", "Teutoburgiensi saltu" und "Abstellungen" müssen wir nun noch ein weiteres charakteristisches Wort hinzufügen, dass der Forschung immer wieder all zu leicht über die Zunge glitt aber offensichtlich nie Kopfzerbrechen auslöste. Wir kennen es alle zur Genüge, denn auch dieses Wort fällt immer wieder im Zusammenhang mit der Varusschlacht. Aber man erkannte in ihm bislang nicht den Bezug, in den es gehört hätte, da man das Wort in gewohnter Manier immer nur auf die zahlreichen Frauen und Kinder bezog, die im Tross mit marschierten. Es lautet "Marschauflösung" und es setzte sich daher in der Forschung immer wie selbstverständlich an dieser Stelle fest und erschien immer wieder in diesem Sinn und Zusammenhang. Wie konnte es auch anders sein. Nämlich in der Weise, als dass diese zivilen wohl besser gesagt sich unzivilisiert benehmenden Marschteilnehmer das Zuggeschehen frohgemut so stark beeinflussten und verzögerten, dass es ihnen dadurch gelang, die gesamte Rückzugsordnung so empfindlich zu stören und wodurch man mit ihnen so seine liebe Not hatte. Und auch das Wort "Marschauflösung" wurde somit zu einem geflügelten Wort, das viele Historiker lasen und doch nicht lasen bzw. sich ihnen seine eigentliche Bedeutung besser gesagt die Konsequenz die man daraus hätte ziehen sollen nicht erschloss. Und auch die, die es lasen und studierten führte es in die Irre und verleitete sie zu diversen falschen Schlussfolgerungen und Fehleinschätzungen, da man es immer nur in diese eine nur vermeintlich richtige Richtung deutete. Und es passte augenscheinlich doch auch alles sehr gut zusammen, so dass kein Experte am Kontext des heillosen Durcheinanders am ersten Marschtag seine Zweifel hatte. Vor ihrem inneren Auge paradierte immer der gesamte Marschzug, es prägten sich ihnen die Bilder ein und dass bunte Treiben erschien ihnen überaus plausibel und so schuf man sich eigene Vorstellungen, und Realitäten. Soweit zu Einführung und Vorrede um damit den Leser auf das Folgende besser einstimmen zu können, aber warten Sie bitte noch etwas. Und letztlich handelte auch Cassius Dio genau so wie wir es heute auch täten bzw. taten, denn er schlug den gleichen Weg ein und schrieb es auch so nieder, wie er es sah, vor allem aber wieder so, wie er es sehen wollte. Aber Cassius Dio gelangte auch nur möglicherweise zu der gleichen Auffassung und scheinbar unvermeidbaren Erkenntnis wie wir heute, dass es nämlich ein chaotischer erster Marschtag gewesen sein musste. Denn seine Quellen verrieten ihm vermutlich auch noch eine andere nämlich eine zweite Erklärungsversion oder Variante. Und so klopfte er wie wir es schon kennen, das Geschehene so wie es ihm zur Bearbeitung vorlag in gewohnter Manier auf seine Plausibilität hin ab. Und das natürlich auf seine Methode, denn im Detail wusste er ja gar nicht, was rund 160 Jahre vor seiner Geburt in Ostwestfalen passierte. So wurde das Resultat seiner Analyse zum Ausgangspunkt und Baustein unseres Geschichtsverständnisses und er fand dafür ein griechisches Wort, dem wir das Wort "Marschauflösung" gaben. Wir würdigen seine Bemühung die Schlacht für die Nachwelt lebendig gemacht zu haben, müssen uns aber davor hüten dem blind zu folgen. Denn nur wenn wir den eingetretenen Pfad verlassen, können wir auch neue Erkenntnisse erwarten. Dazu gehört auch wie bereits rekonstruiert das Aufspüren des "verlorenen" Marschtages, wodurch sich erst eine Beweiskette schließen ließ die wesentlich dazu beitrug auch die anderen Rätsel zu lösen. Und auch dazu war das Verlassen des Pfades nötig, denn auch dies gelang nur bei genauem Hinschauen und nach rechnen. Nur so wurde es überhaupt erst möglich die Schlacht auf 3 1/2 Marschtage zu begrenzen von denen sich aber nur 2 ½ Tage als Kampftage identifizieren lassen. Und nun soll es auch noch um die angebliche Mitnahme von Frauen und Kindern ins Schlachtgeschehen gehen. Eine These, die immer noch viele Anhänger hat, die man aber stark in Zweifel ziehen darf. So kann man auch bei Betrachtung der Darstellung über die Marschauflösung aus der Feder von Cassius Dio bei genauem Hinsehen zu anderen Interpretationen gelangen. Im Zuge der Nachbearbeitung lassen sich neue logische Schlussfolgerungen in den Ablauf bringen, was zu einer weiteren Klarstellung darüber verhilft, was damals geschah. Nämlich die bedeutsame Erkenntnis, dass sich Varus am zweiten Marschtag im Zuge seiner Truppenrückführung für die Trennung des Zuges entschied. Er ihn also am zweiten Tag morgens aufteilte bzw. splittete. Und hier vermischen sich nun die zwei Geschehensabläufe die sich auf den ersten Blick immer wie zwei unterschiedliche und voneinander abweichende Handlungen zeigten. Nämlich die Begrifflichkeit der "Abstellungen" und die der "Marschauflösung" die aber bei genauer Betrachtung eine Identität erkennen lassen. Wer sich zum Thema Varusschlacht noch nicht in die Untiefen besser gesagt Abgründe dieses Ereignisses vorgewagt hat, der stellt an den Anfang meistens zwei grundsätzliche Fragen. Die erste bezieht sich darauf, wo sie denn nun stattgefunden hat und die zweite, warum man im Boden bislang noch keine Grabungserfolge vorweisen kann. Und die Römerfreunde sind ungeduldig geworden, zumal man die Fundorttheorie Kalkriese diesbezüglich als abgeschlossen betrachten darf. Solange man allerdings nicht weiß wo man den Spaten ansetzen soll ist alles vergebliche Liebesmühe. Im Zuge dieser Theorie war man gezwungen mehrfach feststellen zu müssen, dass die Chance etwas handgreiflich Nachweislichen zur Varusschlacht aufzufinden noch geringer ist als man es ursprünglich annahm. Denn Ort und Verlauf der Varusschlacht lässt sich nur auf Basis von Indizienverdichtung eingrenzen, bleibt also vermutlich auf ewig betrachtet auf dem Niveau einer Hypothese. Schon vieles was der Theoriefindung diente und damit zur Erhellung der Vorgänge beitrug stimmt allerdings zuversichtlich. Denn es blieb nicht nur dabei die Bedeutung eines Segestes im zähen Spiel um die Deutung der Hintergründe und seiner Gestalt völlig neu aufzurollen und zu entlarven denn andere Seitenlinien steuerten Klärendes bei. So haben wir uns auch die Frage zu stellen, wie wir mit dem Hinweis umzugehen haben, dass sich zumindest anfänglich zahlreiche Zivilisten im Marschzug von der Weser an den Rhein aufhielten. Denn da wo sich ein Tross mit Frauen und Kindern entlang bewegte sollte auch etwas im Zuge des Überfalls in den Boden gelangt sein. So könnte man doch eigentlich erwarten früher oder später auf derart nicht militärische Funde vom Kinderspielzeug bis zur Haarklammer stoßen zu können. Aber weder das Eine noch das Andere kam an jener Engstelle am Gradberg ans Licht, wo sich der Theorie nach der Tross der germanischen Übermacht nahezu kampflos ergab. Gestattet man sich aber einen wissenschaftlichen Fehltritt und versucht sich in Rekonstruktion kann es verständlich werden. Denn in einem Nadelöhr wie der Gradberg Umrundung die sich beidseitig abriegeln lässt ist auch jede Form von Gegenwehr nahezu zwecklos, da das Gelände kein Ausbrechen zulässt. Hier gab sich der Tross samt Geleit dem Unvermeidlichen hin und umfängliche Kampfspuren sind dort nicht zu erwarten. Aber es gab sie die Utensilien wie sie nur Frauen oder Kinder mit sich führen und sie fanden sich auch. Was aber für alle Funde gleichermaßen zutrifft ist die bittere Wahrheit, dass sie nicht sagen können an welchem Tag sie zu Boden fielen oder vergraben wurden. Trotzdem lässt ein Fund aufhorchen. Heribert Klabes beschrieb ihn ausführlich in seinem Buch "Corvey" auf Seite 27. Es sind die so genannten "Tränenkrüglein". Parfümbehälter die man häufig als Grabbeigabe entdeckte und denen man daher diesen Namen gab. Es waren drei kugelförmige Ton Fläschchen, acht Zentimeter hoch und sechs Zentimeter im Umfang die ein Landwirt auf dem Netheberg rund 3 Kilometer westlich des Gradberges Mitte des 20. Jhdt. fand. Die Funde wurden um 1960 in der Hauptschule Neuenheerse ausgestellt sind allerdings heute verschollen. Man kann also lediglich sagen, "immerhin" da war mal was, aber das ist eigentlich auch schon alles, was auf römische Frauen in der Egge hinweisen könnte, wenn es nicht doch eine spätere Handelsware war. Man darf jedoch anmerken, dass derart kleine Gefäße auch nicht unbedingt zum attraktiven Diebesgut germanischer Raubzüge gezählt haben dürften. Aber keine Theorie kommt ohne einen plausiblen Unterbau aus, auf dem sie wachsen kann. Zum Varusereignis wurzelt vieles in dem Wissen, dass uns Cassius Dio hinterließ. Er hatte sicherlich recht damit als er uns überlieferte, dass Varus wie im Frieden viele Wagen und Lasttiere, aber auch nicht wenige Frauen, Kinder und Trossknechte mit sich führte. Denn für Varus herrschte zum Zeitpunkt des Ausmarsches Ruhe an der Weser und auch an der Route die über Aliso zur Lippe führte. Aber Cassius Dio verriet uns nicht wie lange sie Varus begleiteten bzw. begleiten durften. Bei näherer Betrachtung kann sich seine Aussage wohl nur auf die erste und angenehme Etappe seiner Marschstrecke nach dem Verlassen des Sommerlagers beziehen und die endete für Varus in Brakel. Also der Streckenabschnitt von Höxter nach Brakel auf einer für den damaligen Verkehr tauglichen Römerstraße der ersten Ausbaustufe. Aber in Brakel am Mittelabschnitt der Nethe angekommen, sah die Welt schon anders aus und die Lage bedurfte vermutlich aus der Sicht von Varus der Neubewertung. Denn dieses Mal war es ein Rückmarsch, der nicht mit mit jenen der Vorjahre vergleichbar war, denn die Anzahl der zivilen Teilnehmer dürfte über die Jahre angestiegen sein. Und so hatte Cassius Dio natürlich auch vollkommen recht mit seiner Einschätzung, dass das Mitführen dieses Personenkreises zu einer Auflösung der Marschordnung führte bzw. mit dazu beitragen musste. Und es lässt sich auch gut nachvollziehen, was Cassius Dio damit zum Ausdruck brachte, wenn man die Hintergründe besser kennt und sich rekonstruieren lässt, wo sich der Marschzug am ersten Tag entlang bewegte. Da war man allseits guter Dinge und marschierte auch in lockerer Formation und Atmosphäre. Ob dadurch allerdings bereits die Disziplin in Frage gestellt war, sei dahin gestellt. Man wird auch heiter gewesen sein bald wieder in der Zivilisation anzukommen. Hinter einer möglicherweise überschwänglichen Ausgelassenheit schon Gründe erkennen zu wollen, die jegliche Marschordnung missen ließen wäre übertrieben. Konzentration und Anstrengung werden es verdrängt haben und die Armee sorgte für die nötige Disziplin. An die Stelle der griechischen Worte wie sie Cassius Dio schrieb setzte die Wissenschaft seit jeher die zwei plausibel scheinenden Worte "Auflösung und Marschordnung". Für Cassius Dio so wie er es in seinen Quellen las, verbarg sich dahinter jedoch nicht unbedingt ein Tross der sich wie außer Rand und Band verhielt. Er könnte darin auch einen anderen Hinweis erkannt haben, aber einen Hinweis dem er nicht nach der langen Zeit nicht mehr auf den Grund gehen konnte, da sich ihm der Kontext nicht erschloss. So hat er mit seiner Darstellung auch etwas anderes zum Ausdruck gebracht haben können als das, was wir heute darin sehen möchten oder daraus gemacht haben. Denn er wollte damit möglicherweise etwas anderes deutlich machen aber nicht das, was wir uns bislang darunter vorgestellt haben und es in unserer fest gefahrenen Denkungsweise immer so interpretieren wollen. Denn die Marschkolonne musste beileibe kein chaotisches, zerfahrenes oder zerpflücktes Wirrwarr oder das Bild eines Menschenknäuels geboten haben, dass sich nur noch mit der Peitsche beherrschen ließ und zum Marsch angetrieben werden musste. Cassius Dio kannte größere Marschzüge aus eigener Anschauung und hätte auch andere Worte finden können. Es war kein ungeordneter Zug vergleichbar mit einer lang gezogene Menschenkette innerhalb der die Karren nicht dicht an dicht zueinander aufschlossen. Er bestand auch nicht aus einem Treck der dazwischen zu viel Platz ließ, weil es die Frauen und Kinder mit ihrer Nachlässigkeit übertrieben haben könnten, so wie man es im westfälischen Dialekt ausdrückt "gedrömmelt" haben könnten. Vergessen wir nicht, es stand allen eine über zwanzig Kilometer lange kräftezehrende Marschetappe bevor, da wollte man im Zeitrahmen bleiben, da wollten alle so schnell wie möglich vorwärts kommen, zumal in Brakel angekommen, ihnen immer noch ein weiter Weg bevor stand. Die gestrengen Offiziere der römischen Militärpolizei hätten allemal eingegriffen und etwaige Eskapaden und Unregelmäßigkeiten schnell beendet und zu verhindern gewusst. Zweifellos wird mal ein Rad oder eine Achse gebrochen sein, aber damit hatte man Routine und brauchte keinen ADAC. Es mag zwar eine gelöste Stimmung geherrscht haben aber "aufgelöst" hat sich am ersten Marschtag bzw. was auf dieser Vermutung beruhen könnte vermutlich gar nichts. Denn der ins deutsche übersetzte Begriff "Auflösung" dürfte wohl eine andere Botschaft enthalten haben. Die Forschung übersetzt seine in altgriechisch überlieferten Zeilen komplett mit den Worten "Sie führten auch wie im Frieden viele Wagen und Lasttiere mit, ferner folgten ihnen nicht wenige Kinder und Frauen und zahlreiche Trossknechte, auch dies trug zur Auflösung der Marschordnung bei". Da mag man sich zunächst die Frage stellen, aus welchem Grunde das Mitführen dieses Personenkreises etwas mit einer Marschauflösung zu tun haben sollte oder hätte dazu führen sollen. Möchte man "dies trug zur Auflösung der Marschordnung bei" aber mit anderen Augen lesen oder interpretieren, dann wäre es übersetzungstechnisch gar nicht so abwegig, wenn man sagen würde, dies "FÜHRTE" statt dies "TRUG" zur Auflösung der Marschordnung bei. Man fragt sich natürlich im ersten Moment, wo denn der Unterschied zwischen "führte und trug" liegen soll. Aber es gibt ihn. Denn der Marschzug löste sich nicht schon während dem Marsch auf wie man immer dachte, sondern es mündete in eine Marschauflösung, aber erst am Ende des Marsches nach dem man in Brakel eintraf. Da erst löste sich der Marschzug auf, da man ihn anderntags auf unterschiedlichen Wegen weiter führen ließ. Im diesem Sinne hätte uns Cassius Dio, immer die Akzeptanz der Übersetzung voraus gesetzt den Hinweis gegeben, dass sich der Marschzug nicht zerstob bzw. sich nicht in seine Einzelteile zerlegte, sich also nicht aufgelöst hätte, dass man ihn aber letztlich in zwei Züge aufteilte. So ließe sich aus dem Wort "Marschauflösung" auch eine "Splittung des Marschzuges" im Sinne einer Teilung und keine "Auflösung der Marschordnung" im Sinne einer Unordnung ableiten. Demzufolge hätte es Cassius Dio seiner Vorlage zwar aus seiner Sicht betrachtet richtig entnommen, hat es also korrekt mit den Frauen und Kindern in Verbindung gebracht, hat es aber nicht bis zu Ende ausführen können, da er das Ende nicht kannte. Er musste es daher zweideutig wieder geben und überlies es der Nachwelt wie sie es sehen wollte. Zum einen so, wie wir es uns immer vorgestellt hatten nämlich das heillose Durcheinander im Zuge der Varusschlacht mit dem die Germanen dann leichtes Spiel hatten, oder die Zugaufteilug in zwei Marschzüge ab Brakel. Und wenn Cassius Dio von der Teilung etwas gelesen hätte, dann hätte er es auch zum Ausdruck gebracht, dass nämlich der mit vielen Zivilpersonen besetzte gesamte Marschzug eben aus diesem Grunde morgens ab Brakel aufgeteilt im Sinne von aufgelöst wurde. Nach dem was er uns über die skurrilen Abstellungen in den Dörfern der Germanen berichtete dürfen wir nun annehmen, dass er von der Marschaufteilung am Brakel keinen blassen Schimmer hatte. Denn dann hätte er wohl berichtet, dass man nicht umhin kam den Frauen und Kindern den Zug zu den Rebellen zu ersparen. Ohne das infrage stellen der vorherrschenden Abstellungstheorie und jetzt auch die Existenz einer Marschaufteilungsthese wäre diese Auslegung bzw. Interpretation der Cassius Dio Übersetzung vermutlich nicht ans Licht gekommen. Als Fazit lässt sich sagen Cassius Dio schrieb, wenn auch in altgriechisch "auflösen", meinte damit aber "aufteilen". Mithin wird daraus eine Aufgabenstellung die ich gerne an die Übersetzungsexperten der Altphilologie weiter geben möchte. Sollte man dieser Annahme folgen können, dann hätte man auch einen historischen Hinweis dafür gefunden der dafür sprechen würde, dass Varus entsprechend gehandelt hätte. Nämlich den, dass er den Marschzug auflöste in dem er ihn aufteilte ihn also in zwei Teile teilte. Denn darunter ließe sich auch eine synonyme Verwandtschaft zum Begriff Auflösung im Sinne von aufsplittern oder entflechten, auseinander fallen oder aufheben verstehen. Man stellte also und das spätestens am ersten Marschtag von der Weser nach Brakel fest, dass es mehr Sinn ergeben würde, die bisherige Marschordnung aufzulösen sie also in der ursprünglichen Formation aufzugeben, zu verlassen in dem man den Zug halbierte. Es ist aber anzunehmen, dass man zu dieser Überzeugung bereits früher gelangte. Aber wir können auch noch auf eine weitere Übersetzung der Schriften des Cassius Dio zurück greifen. Darin entschied man sich für die folgende Traduktion.  "Darüber hinaus folgten ihnen nicht wenige Frauen und Kinder und ein großes Gefolge von Bediensteten - ein weiterer Grund für ihren Fortschritt in verstreuten Gruppen". Tauscht man Fortschritt gegen Weitermarsch aus, dann erweckt diese Übersetzung den Eindruck, als ob sie noch einen Schritt weiter geht als die erste Variante. Denn die hier gewählten Worte sprechen sich noch deutlicher für die Plausibilität einer Marschzugaufteilung aus. Auch diese Übersetzung lässt sich bezogen auf die Theorie einer Marschaufteilung anwenden. Denn die Tatsache zahlreiche Zivilisten mitführen zu müssen, machte im Verlauf der FORTSCHREITENDEN Marschbewegung die Entscheidung nötig ihn zu VERSTREUEN. In diesem Fall könnte man für das Wort aufteilen auch das Wort verstreuen einsetzen. Zwei Übersetzungen die für eine übersetzungstechnische Parallele sprechen. Was nun die logistischen Führungsqualitäten des römischen Feldherrn Varus anbetrifft, so hat die Historie darüber sowohl ein eindeutiges, als auch vernichtendes Urteil gefällt. Das dies vermutlich auf einer tendenziösen Fehleinschätzung der Geschichtsforschung beruht lässt sich nicht nur damit begründen, dass es gegen jegliche militärische Praxis verstoßen hätte, Zivilpersonen in Regionen zu schleusen die zum Kriegsschauplatz hätten werden können. Auch das Versorgungsproblem wie zuletzt dargestellt, lässt es als Posse erscheinen, dass Varus den gesamten zivilen Tross mitgenommen haben soll. Und natürlich dürfte es auch sein inniger Wunsch gewesen sein, seine persönlichen Barschaften und Wertsachen auf sicherem Weg an die Lippe zu wissen. Aber was geschah mit den Zivilpersonen. Ihnen stand ein für uns heute schwer zu rekonstruierendes Schicksal bevor. Versetze man sich in den römischen Geleitschutz, die so genannten Abstellungen wie sie samt ihren Schutzbefohlenen gerade nördlich von Dringenberg die Hangkante des südlichen Ausläufers des Gradberges folgten, wie sie sich unvermittelt einer großen Anzahl germanischer Kämpfer gegenüber sahen. Germanen die sie dort nicht erwarteten und deren Stammeszugehörigkeit sie nicht nicht erkennen konnten. Anfänglich mögen sie darin noch einen friedlichen Charakter vermutet haben, der aber schnell schwand. Bei derartig vielen Kriegern wurde ihnen klar, dass an Widerstand nicht zu denken war. Hier kam es also möglicherweise auch zu keinen Gefechten. Der komplette Zug änderte lediglich seine Richtung, Gefangene wurden in Fesseln gelegt und die Wertgegenstände könnten relativ lautlos den Besitzer gewechselt haben. Für die Germanen stand an diesem Tag noch zu viel auf dem Spiel, als dass sie sich zu lange am Gradberg hätten aufhalten wollen, denn der schwerste Teil lag noch vor ihnen (04.08.2021)

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Samstag, 17. Juli 2021
Zur Aliso - Forschung - Wie kam der Schwaneyer Limberg zu seinem Namen ?
Nur zwei Mal fällt in den antiken Schriften der Name Aliso. Zuerst war es Velleius Paterculus der den Kommandanten von Aliso lobte weil es ihm gelang das Kastell nach der Varusschlacht vor den Massen anstürmender Germanen erfolgreich zu verteidigen und der zweite Historiker war Publius Cornelius Tacitus der uns überlieferte, dass der Feldherr Germanicus im Jahre 16 + das ganze Gebiet zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein durch neue Heerstraßen und Dammwege erschloss und sicherte. Der Hinweis von Paterculus verdeutlicht die Nachbarschaft von Aliso zum Schlachtgebiet und bei Tacitus wird erkennbar, dass es sich bei Aliso um ein Kopflager handelte. Ein römisches Kastell, dass sich weit an einem nach Osten vorgeschobenen Punkt befand von wo aus man über weite Strecken die römische Infrastruktur bis zum Rhein wieder herrichtete bzw. verbesserte. Wichtige Anhaltspunkte die die Theorie stärkten Aliso könne sich nur am Oberlauf oder im Quellbereich der Lippe unweit des Schlachtgebietes und damit auch im Nahbereich zum Stammesgebiet der Cherusker befunden haben. Aufgrund einer Vielzahl von Hinweisen lässt sich die Position von Aliso auf den Altenbekener Ortsteil Schwaney verdichten, dessen Umgebung auch wegen seiner auffälligen Topographie besondere Aufmerksamkeit erregt. Der prägende Limberghöhenrücken ist unübersehbar der Hausberg von Schwaney, ein Name den man gerne mit der Baumart Linde in Verbindung bringen möchte, obwohl Abweichungen in der Schreibweise und Wortherkunft unübersehbar sind. Denn im Althochdeutschen schrieb sich die Linde "linta" und im altsächsischen als auch angelsächsischen "lind", während sich in der Silbe "lim" der Name der klebrigen Masse Leim verbirgt. Die Silbe "Lim" könnte aus der indogermanischen Sprachwurzel stammen und sich dahin zurück verfolgen lassen von wo aus sie auf unterschiedliche Weise Eingang in die sich daraus entwickelnden europäischen Sprachenfamilien fand. Auf diesem Weg erreichte sie auch den italisch - latinisch - romanischen Sprachraum. So ließe sich im Zusammenhang mit dem Schwaneyer Limberg betrachtet auch eine weitere auf römischen Hinterlassenschaften fußende Theorie aufstellen, der nachzugehen es sich lohnen könnte. Viel zu viel der einst vorhandenen und vererbten Verbindungen und Spuren zurück ins antike römische Imperium wurde schon im Mittelalter verschüttet, sodass wir uns heute arg anstrengen müssen, wenn wir einiges davon wieder frei legen wollen. Seit jeher stützen wir uns dabei auf die Wissenschaft von der Erforschung der Sprach - und damit der Wortentwicklung über die Jahrhunderte, also die Etymologie und schwören auf sie vor allem dann, wenn sie uns zum Ziel führen kann. Eine große Anzahl keltischer als auch antiker lateinischer Worte hat, ohne das es uns bewusst ist oder nachweisbar wäre, Eingang in unsere Alltagssprache gefunden. Darunter fanden sich auch Elemente geographischer Natur wie Fließgewässer, bedeutsame Erhebungen oder vergleichbares. Was wegen der langen Zeitspanne aber durch das Raster historischer Namensforschung fallen musste sind die zahlreichen Bezeichnungen die sich in späterer Zeit aus dem im Imperium inflationär verbreiteten lateinischen Wort Limes entwickelt haben, das u.a. für Grenzweg, Grenze oder Grenzwall gebräuchlich war. Der "Limitemque a Tiberio", war schon früh Namensgeber für einen nach Möglichkeit bewuchsfrei zu haltenden langen Schutzstreifen. Unmittelbar nach dem Varusdesaster wurde er vom Feldherrn Tiberius angeordnet und verlief vermutlich östlich von Köln, von der Lippe durch das Bergische Land und vielleicht sogar noch über die Sieg hinaus bis an die Wied. Mit ihm machte Rom unmittelbar nach der verheerenden Schlacht den ersten Schritt hin zur Grenzstabilisierung und er sollte das Sprungbrett für den späteren Versuch einer Rückeroberung sein. Damit führte er den Germanen vor Augen, wie man sie zukünftig vom Imperium fern zu halten gedachte. Das große in der Forschung später vereinfacht Limes genannte gewaltige und trennende Bauwerk quer durch Germanien mit dem unter Kaiser Claudius in der Mitte des ersten Jahrhunderts begonnen wurde prägte fortan die germanisch römischen Beziehungen und diktierte den Germanen das Wesen und den Charakter der neuen Zivilisation. Daraus wurden rund 350 Jahre die die Germanen Zeit hatten sich an diese Grenze zu gewöhnen, sich mit ihr zu arrangieren, die sie aber nie akzeptierten bis sie sie zu Beginn des 5. Jhdt. überschritten, wodurch sie ihre Bedeutung verlor. So wurde die dafür ursprünglich römische Bezeichnung "limitare" oder "limitatio" für die Germanen zum Synonym für Grenze. In der lateinischen Sprache gebräuchlich waren zudem die Worte "limus" für quer und "limen" für Querstein und Schwelle und Cäsar sprach in seinen Ackergesetzen von "limites decumanique". Allesamt lateinische Worte mit der Silbe "lim" zu Beginn. Die germanische Zunge nahm sich des Wortes auf ihre Weise an. Was dann ihrer dialektischen Umgangssprache zum Opfer fiel, weil es ihrer Mentalität entsprach, war der Vereinfachung geschuldet. Und während die altsächsische "Marka" einen mehr territorialen Bezug gehabt haben könnte und das Wort Grenze erst später seine Bedeutung erlangte lag es unseren Vorfahren näher und war ihnen sprachlich zuzutrauen die römische Grenze "de Lim" zu nennen. Eine Kurzform aus früher Zeit die aber im Laufe der Jahrhunderte wieder verdrängt wurde und in Vergessenheit geriet. Denken wir dabei nur an die Rheinländer die ihrem Fluß kurzerhand den Namen "Rin" gaben. Die Germanen machten das Wort "Lim" zum Synonym für eine Vielzahl von Gebrauchsformen, verwendeten es aber vordringlich für prägnante Geländemarkierungen, wenn sie eine klassische Abgrenzung benennen und es im abschreckenden und besitzansprüchlichen Sinne zum Ausdruck bringen wollten. Worte die in ihrer Alltagssprache fehlten entlehnten sie so, wie wir es bis heute praktizieren. Sie legten damit den sprachlichen Grundstein, brachten uns aber in etymologische Erklärungsnöte hinsichtlich der Herkunft des Wortes "Lim". Aber sie leisteten damit ihren Beitrag zur schnellen Konversation auf eine sehr praktische Weise, denn auch die unsichtbaren Dinge wie Grenzen wollten einen Namen haben. Ein Beispiel sind auch die vielen Ortsnamen in denen das Wort "hausen" vorkommt, die man aber in Ostwestfalen und Niedersachsen oft nur mit "sen" enden ließt. Auch das Wort "Limes" kürzte man schließlich ein und nutzte nur die Vorsilbe "Lim", so wie sie es auch aus den Mündern ihrer "Bewacher" klang und sie es verstanden. "Lim" ein Wort, dass uns quer durch Europa und darüber hinaus unzählige Male begegnet. Mal sind es Worte wie Limbach wenn ein Bach eine Grenze bildet, mal ist es der einprägsame Bergrücken der Limberg, der wie eine Barriere wirkt und mal ist es die daraus hervor gegangene Limburg. Namen die sich bis Belgien und die Niederlande finden lassen. Limvorsilben wie sie im deutschen Sprachraum auch vielfach in Ortsnamen zu finden bzw. darin aufgegangen sind und wozu auch Worte wie Limbecke, Limbike oder Limbeke aber auch Limbierg und vielleicht auch Limrock zu zählen sind. Die etymologischen Argumente die sich um die Herkunft des Wortes "Lim" ranken können in keiner Weise befriedigen. Genauer betrachtet gibt es auch keine haltbaren Theorien die das Wort anders erklären könnten, als es auf diese antike Wurzel hin zurück zu führen. Während sich der Limitberg in seiner originalen Bedeutung abgewandelt von Limes vielleicht nur in der niederländischen Sprache in Südafrika als Limietberg erhalten hat, sind Limberge verbreiteter. Am Nordrand der Mittelgebirge häufen sie sich, sodass man die Wiehengebirgs - Egge auch den Limbergsattel nennt. Der Limberg mit seiner Limburg im Teutoburger Wald östlich von Bramsche war immer schon ein markanter Grenzberg ebenso wie der Schwaneyer Limberg am Ostrand der Egge. So bewahrten sich die Germanen möglicherweise auf ihre Art den alten Geist wie er sich im Ursprungswort verbarg, von dem sie aber die klare Vorstellung hatten, dass dieses Wort ursprünglich nicht positiv besetzt war. Aber nach dem Ende der römischen Besatzung setzten sie sich ihre Grenzen selbst und schufen sich ihren Limes. Aber der Weg vom Limes hin zum dazugehörigen Kastell war auch nicht weit wie es das augusteische Römerlager auf dem Limberg bei Sasbach am nördlichen Kaiserstuhl belegt. Zudem bestätigt sich die Theorie des Limberges als Grenzberg auch im Zuge der Entdeckung zweier Römerlager in Eschhofen einem Stadtteil von Limburg an der Lahn im Jahre 2012. Limberge könnten demzufolge auch hinweisgebend für ehemalige Befestigungsanlagen sein. Das unsere Vorfahren Bergkuppen zum Bau von Fluchtburgen nutzten ist bekannt und das sie sie Limberg nannten belegt auch der Limberg im saarländischen Wallerfangen. Allerdings konnte auf diesem Berg kein Römerlager, sondern die Reste keltischer Schutzanlagen der älteren und jüngeren Hallstattzeit entdeckt werden, obwohl sich nur etwa 1.500 Meter nördlich davon an der Saar die aus Cäsar Zeiten stammende Römerstadt Contiomagus befand, so dass hier im übertragenden Sinne ebenfalls ein Grenzberg vermutet werden darf. Hinzu kommt das dieser Grenzberg auch in einem Bereich liegt der seinerzeit die keltischen Treverer von Mediomatrikern voneinander trennte. Am Pfälzer Wald unterstreicht der Grenzcharakter des Haardtrandes mit dem Limberg und dem darauf thronenden Salierkloster Limburg bei Bad Dürkheim gemeinsam mit der keltischen Wallanlage und dem römischen Steinbruch das Erbe beider Kulturen. Dieser Limberg den man auch Linthberg nannte hätte somit Bezug zu einem angenommenen "Limitberg" gehabt. Denn "Limthberg" wird man ihn wegen der Aussprache nicht genannt haben, da es sich mit der Phonetik nicht verträgt. Aber zurück nach Ostwestfalen, wo ein weiterer Hinweis den Verdacht auf römische Namenstradition erhärten könnte. Vom Menkhauser Bachtal samt entdecktem Marschlager nach Barkhausen mussten die Legionen den Kamm des Teutoburger Waldes überqueren um in das Stammesgebiet der Angrivarier einzudringen. So wie die Egge bei Schwaney, die Stämme der Brukterer von den Cheruskern trennte, so werden die Höhenlagen des Teutoburger Waldes die Brukterer von den Angrivariern abgetrennt haben. Während aus Sicht der Cherusker der Nethegau den westlichsten Rand ihres Stammesgebietes kennzeichnete, breitete sich am Nordrand des Teutoburger Waldes der Grenzgaubezirk der Angrivarier aus. Und so nannten sie ihn auch. Es war der "Limgau" oder "Limga" bzw. "Lingauwe" an der Bega um Schötmar der auch zum Namensgeber von Lemgo wurde. Hier tritt die Silbe "Lim" mangels eines Berges als Bezugsgröße in einer Tallage auf und hinterließ ihre Spuren im Ortsteilnamen Lieme. Man könnte demnach sagen, dass sich im Wort Lieme noch in Reinform der Hinweis auf das Limitierende einer Grenzziehung erhalten haben könnte. Möchte man eine gegenteilige Auffassung vertreten, so könnte diese zum Inhalt haben, dass es auch Limberge und Limbäche gibt hinter denen sich keine Bezüge zu Grenzen oder Befestigungsanlagen erkennen lassen. Allerdings könnte dies auch nur vordergründig zutreffen. So ist es nicht auszuschließen, dass sich über historische Untersuchungen widererwartend doch Bestätigungen finden lassen oder bereits gefunden wurden aber in den Archiven schlummern. Die aus den Germanen hervor gegangenen Franken und Sachsen und andere wendeten es in dieser Sinngebung an, übernahmen möglicherweise auch noch seine Bedeutung und trugen zur Verbreitung der aus drei Buchstaben bestehenden Silbe bei. Die Zeitschiene in der man im frühen Deutschland noch die Begrifflichkeiten miteinander verband dürfte im Zuge der fränkischen Eroberungen ein Ende gefunden haben und führten zur gleichnamigen Bildungen von Ortsnamen. So träfe auch auf den Schwaneyer Lim(es)berg vieles zu. Er könnte sowohl der Standort eines befestigtes Lagers wie Aliso gewesen sein, als auch eine Grenzfunktion inne gehabt haben, denn er trennte nicht nur die Stammesgebiete der Brukterer von den Cheruskern, sondern könnte auch bezeichnend für das östliche Ende des einstigen Imperiums gewesen sein. Ein markanter Bergrücken an dem die Germanen einst das römische Vordringen zum Stillstand brachten und in Schwaney hätte ein Limberg demnach seine volle Berechtigung gehabt. Aber es wäre allemal ein interessantes Betätigungsgebiet für die Welt der Etymologen. (17.07.2021)

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