Samstag, 4. Dezember 2021
Entschied sich die Varusschlacht im Fahlenbruch ?
Auf Basis der vorliegenden Informationen von Cassius Dio lässt sich erschließen, dass bereits am ersten Kampftag die Entscheidung über Sieg oder Niederlage der Varusarmee gefallen sein könnte. Denn nach allem was wir wissen müssen die Gefechte schon an diesem Tag so heftig und verlustreich und die Legionen danach in einem so desolaten Zustand gewesen sein, dass sich der Exodus bereits abzuzeichnen begann. Die Varusschlacht nachzustellen, sie zu rekonstruieren und ihren Verlauf zu entschlüsseln könnte man die Königsdisziplin dessen nennen, was uns die Geschichtsforschung in Deutschland an Nüssen zu knacken gegeben hat. Denn etwas ausformulieren zu wollen, das in weiten Teilen nur auf theoretischen Grundannahmen basiert ist nicht mehr steigerungsfähig. So gilt es immer wieder die überkommene antike Literatur, die uns im Betrachtungsraum bekannte Landschaft, aber auch die uns angeborene Fähigkeit das Menschenmögliche hinter allem zu erkennen zu nutzen. In uns unsere eigenen natürlichen Verhaltensweisen aufzuspüren und zu versuchen sie mit dem Geschehenen in Einklang zu bringen. Varus sah nach dieser Theorie keine Notwendigkeit den Tag der Entscheidung überhastet anzugehen. Er hatte in Brakel nach dem Sonnenaufgang ab 7 Uhr zum Morgenappell blasen lassen um den Aufbruch vorzubereiten. So könnte sich gegen 9 Uhr zunächst der zivile Marschzug in dem sich der unmilitärische Verwaltungsapparat sowie die Frauen und Kinder befanden ab Brakel im Schutze der für ihn abgestellten Truppen in Richtung Gradberg nach Schwaney in Bewegung gesetzt haben. Das Militär hingegen konnte es ruhiger angehen lassen, da es zu den Aufrührern einem anderen Zeitplan zu folgen hatte. Dieser ging von der Zielvorstellung aus, dass man an diesem Tag nur das Rebellengebiet aufsuchen wollte wo man lediglich ein Marschlager für die Nacht zu errichten hatte, in dem am Folgetag der Konvent statt finden sollte. Somit fiel die Marschzeit dieser Tagesetappe dem Vorhaben angemessen entsprechend kürzer aus. Dies nahm dem Tag die Hektik und so war keine Eile geboten. Die Anmarschroute definierte sich auf Basis des prähistorischen Hellweges und die bis zum Ziel erforderliche Anmarschzeit ließ sich von Varus gut abschätzen, da ihm die Distanz zuvor vermittelt wurde. Wie es bereits im Zuge der veröffentlichten Einzelkapitel ausführlich dargelegt wurde, hatten die Germanen dafür einen fiktiven Lockraum ersonnen. Eine Region im Südwesten des Nethegau die sich unweit der Wohnstätten jener Stämme befand und an sie grenzte wo sich damals das wohl explosivste germanische Völkergemisch der Zeit zusammen gefunden hatte. Nämlich das ultimativ Hass erfüllteste was Innergermanien gegen Rom aufzubieten hatte und was die Cherusker noch übertraf. Und dazu kennt man die Vorgeschichte und die Gräueltaten des Tiberius nur zu gut. Denn es waren jene Stämme, die von ihm 17 Jahre zuvor aus ihren Wohnsitzen in den Rheinregionen östlich von Köln zwischen Lippe und Sieg entweder vertrieben, mit Gewalt deportiert oder als domestiziertes Volk geduldet wurden. Es waren die Marser und Sugambrer, während sich die damals ebenfalls betroffenen Sueben in östlicheren Siedlungsgebieten nieder gelassen haben könnten, wo sie sich unter dem Namen Sueboi Angiler, Angeiloi oder Suevi Anglier möglicherweise auf älteren Kartenwerken vis a vis von Corvey auf dem anderen Weserufer verorten lassen. Mit den zuvor genannten zwei Stämmen ließ sich gut argumentieren und man konnte sie überzeugend als Feinde Roms ins Feld führen und auch Varus wusste was damals noch vor seiner Zeit in Germanien unter Tiberius passierte und auf was Arminius angespielt haben könnte. Es war ein von den Cheruskern auserkorenes Zielgebiet von dem aus Varus über den Eggerücken durch den "Teutoburgiensi Saltu" westlich von Borlinghausen wieder "bequem" zur Lippe zurück marschieren konnte, dann wenn er und die Legionen ihre Aufgabe erfüllt hatten. So sollte man dieser Theorie folgend auch das "prima Vari castra" und das zweite varianische Lager schwerpunktmäßig innerhalb dieses Marschkorridors suchen. Die Zugtrasse ab Brakel entsprach dem besagten Hellweg und dieser querte vor dem Erreichen des heutigen Schweckhausen ein Gebiet das seit Jahrhunderten bewaldet ist und den Namen Fahlenbruch trägt. Le Coq nannte oder kannte für dieses Gebiet noch keinen Namen, aber die preußische Uraufnahme die zwischen 1836 und 1850 erstellt wurde nennt es "Das faule Bruch". Die Neuaufnahme die man zwischen 1891 und 1912 erstellte verwendete dafür schon den heutigen Namen "Fahlenbruch". So war sich der Volksmund lange unschlüssig wie er das sumpfige Waldgebiet auf Dauer nennen wollte um den Kartenzeichnern eine Bezeichnung mit geben zu können. Ob nun fahler, fauler oder vielleicht auch Falenbruch, man wird sich immer an die Namen erinnert haben, die schon die Vorväter dafür nutzten. Unter friedlichen Bedingungen hätte man vermutlich einen Lagerplatz am nördlichen Rand der angenehmen Warburger Börde ins Auge gefasst nun aber war man durch den plötzlichen Ausbruch der Schlacht gezwungen sich für eine abweichende und minderwertige Unterkunft zu entscheiden, wo man das Nachtlager errichten wollte. Die Marschdistanz stand für Varus folglich fest, der Zeitaufwand dafür war kalkulierbar und der Weg ab Brakel bis zu den Siedlungsgebieten der Aufrührer war demzufolge kürzer als eine übliche Tagesmarschentfernung oder Leistung. Das diese aber aufgrund der einsetzenden Gefechte dann sogar noch kürzer ausfallen würde war für Varus nicht vorhersehbar. Unter normalen Bedingungen wäre pünktlich vor Einbruch der Nacht das Marschlager bezugsfertig gewesen, in das man anderntags die Aufrührer zitieren wollte. Florus nannte es "citaret", was allgemein mit rief oder berief übersetzt wird. Aber das heute noch gebräuchliche Wort "zitiert" dürfte es besser treffen, denn der Stärkere zitiert in der Regel den Schwächeren zum Termin. Nun lässt sich auch der Ablauf dieses Tages gut nachstellen und man könnte noch besser rekonstruieren, wann Varus das Lager Brakel verlassen haben müsste um am Ankunftsort noch imstande gewesen zu sein, das Lager noch bei Tageslicht vollenden zu können. Varus hatte seiner Ansicht nach an alles gedacht an was ein Feldherr in diesen Stunden zu denken hatte, dass sich aber schon ab den frühen Nachmittagsstunden, wie man annehmen darf im hinteren Zugabschnitt Kämpfe entwickeln würden überstieg seine Erwartungen und sein Vorstellungsvermögen. Auf den Heggehöhen rächte sich für Varus die Vertrauensseligkeit die er den Germanen um Arminius entgegen brachte. Die nun folgende Kampfzone etwa ab Hampenhausen glitt mit Erreichen der nördlichen Ausläufer des Fahlenbruches zunehmend ins Unwegsame ab und das Schlachtgeschehen strebte auf Basis dieser Theorie auch dort seinem Höhepunkt entgegen. Um es in der römischen Militärsprache auszudrücken hätte man wohl besser zur bewährten Methodik des "agmen expeditum" greifen, also in einen Marsch unter Gefechtsbedingungen übergehen sollen. Aber dafür war es zu spät und die Wegeführung und sein Zustand ließ es wohl gar nicht zu. Die exakte Zugstrecke des aus Brakel kommenden prähistorischen Hellweges der seinerzeit noch vor dem heutigen Hampenhausen nach Westen schwenkte und auf dem sich die Gefechte vollzogen ist bis zu der Stelle wo er auf die Niesener Straße westlich von Frohnhausen stößt oberflächlich heute nicht mehr erkennbar. Erst die Straße "Hegge" macht ihn kartentechnisch wieder sichtbar und darüber verläuft er auf seiner Urtrasse, wird aber nach wenigen hundert Metern schon wieder zum Feldweg und endet dann im waldigen Morast des Fahlenbruches. Es war der Weg über den sich die Varusarmee wie durch eine Schneise vorkämpfen musste. Und so ist es immer wieder eine Herausforderung die tragische Szenerie des Geschehens auszuleuchten, so weit es unser Denken zulässt. Und auch auf die Gefahr hin sich zu wiederholen sei es gestattet mehrfach den Versuch zu starten sich die Worte von Cassius Dio wie ein quirliges und lebendiges Treiben vorzustellen. Denn lange bevor der römische Heerwurm am nördlichen Horizont südlich von Brakel auftauchte hatten die Germanen am Zugweg schon die von der Vegetation und Geländestruktur vorgegebenen geeigneten Positionen aufgesucht von wo aus sie ihm aus guter Deckung heraus auflauerten. Sie wussten wo und wie er sich ins Stocken bringen ließ und sie trugen durch geeignete Maßnahmen dazu bei den Zug schon in Verwirrung zu bringen, bevor man ihn attackierte. Aber zur wesentlichen Strategie gehörte es auch der Varusarmee die Fluchtwege unbrauchbar zu machen. Entgegen kam ihnen, dass sich ein regennasser und aufgeweichter Fahrweg der zuvor von tausenden von Männern samt Karren und Pferden genutzt wurde auch schlecht als Rückweg eignet. Varus war auch aus diesem Grund gezwungen weiter marschieren lassen zu müssen, falls er derartige Überlegungen gehabt haben sollte. Da erfahrene Historienregisseure, authentisch handelnde Komparsen, zeitgemäß gekleidete Statisten und wissenschaftlich geschulte Berater für die Darstellung geschichtlicher Abläufe rar und teuer sind dürfte es zum Scheitern verurteilt sein, wollte man die Kämpfe zu rekonstruieren versuchen. Denn nun sollte man auch nicht mehr von einem in sich geschlossenen mehrere Kilometer langen einheitlichen Marschkörper und Legionären in weißer Kleidung, glänzender Rüstung und gebügelten Hemden ausgehen, nun stand man mitten im offenen Gefecht. So kam der Marschzug streckenweise zum Erliegen, das willkürliche Kampfgeschehen verwirbelte die Marschordnung, die Zuglänge schmolz mal in sich zusammen, zog sich aber auch in die Breite, wurde gleichzeitig zerstückelt und lückenhaft. Der Schlamm prägte die Szenerie und die blutigen Wunden das Erscheinungsbild der Kämpfer. Man focht im Schutz stecken gebliebener Karren, musste sich vor durch gegangenen Pferden schützen, hatte vielleicht im Gefecht schon seine Waffe verloren und war gezwungen trotz mehr oder minder schwerer Verletzungen irgendwie weiter kämpfen zu müssen. So wie es ist wenn es um Leben und Tod geht. Man kann sich zudem gut in die Verhaltensweisen der Legionäre hinein denken, wie sie sich nach anfänglich entfernt vernommenem Geheule und Gejohle plötzlich aus dem Nichts heraus und ohne Ankündigung in Zweikämpfe verwickelt sahen aus denen sich langsam ein schlachtartiges Gemenge entwickelte auf das man nicht oder nur ungenügend vorbereitet war. Es bildeten sich verstreute Gefechtsnester an denen mal mehr und mal weniger Kämpfer beteiligt waren, Cassius Dio aber schrieb, dass die Germanen immer in der Überzahl waren. In dieser Phase ging jedem Centurio die Übersicht verloren und inwieweit unter diesen Bedingungen überhaupt noch ein erkennbares Zuggeschehen in der Vorwärtsbewegung möglich war ist fraglich. Aber es galt für die Legionäre die von Signalhörnern geleitete und gekennzeichnete Richtung beizubehalten und ihr zu folgen. Fluchtartiges nach vorne stürzen um nicht den Anschluss zu verlieren schien oftmals ratsam zu sein um den Speeren auszuweichen. Aber ein Blick auf die Landkarte verrät, was den Legionen noch bevor stand. Denn das Tandem Segimer/Arminius hatte sich für den Höhepunkt des Schlachtgeschehens am ersten Kampftag die Kräfte möglicherweise für den tückischen günstig gelegenen Fahlenbruch aufgespart von dem wir nicht wissen, inwieweit er damals so bewaldet war wie heute. Aber sumpfig war er auch damals schon wie sich anhand der noch oberflächlich sichtbaren mittelalterlichen Ackerbaumethode der Wölb Äcker auch Längsstreifenflure genannt, nachweisen lässt. So war es früher möglich in diesen erhöhten und trocken gelegten klein parzellierten Zonen, die wohl auch von Wald umgeben waren Anbau zu betreiben. Der Fahlenbruch zwischen Brakel und Warburg in Tal - und leichter Hanglage gelegenen war aus strategischer Sicht ein willkommener Querriegel der den Hellweg dank Talbach und Topographie und das gleich in welchem Jahrhundert zur Falle machen konnte. Vielleicht mit ein Grund dafür, dass man dem Hellweg später entschärfte und ihm einen östlicheren Verlauf gab. Vorstellbar, dass der Fahlenbruch vor 2000 Jahren ein für kriegerische Zwecke geeignetes Stück wildgewachsener Natur war, den man vor rund 200 Jahren noch in ein mit Eichen und ein mit Buchen bestandenes Revier unterteilte. Und dieses an Heimtücke kaum zu überbietende Teilstück des gesamten Marschzuges von Brakel nach Borlinghausen hatte es in der Tat in sich. Denn das was sich hier vor Varus auftat war der schaurige Fahlenbruch von dem auch die Sage zu berichten wusste. Eine Bachsenke die durch die damals einsetzenden herbstlichen Regenfälle wie es überliefert ist noch zusätzlich gesättigt wurde. Eine Zone an der die Fruchtbarkeit der südlich gelegenen Börde längst endete und die wenn man sie an der breitesten Stelle quert sein ganzes gefahrvolles Potenzial ausspielt. Man kann es aus der Sicht des höher gelegenen Frohnhausen auch lyrisch ausdrücken in dem man sagt, "von nun an gings bergab". Und dies vollzog sich nicht nur im sprichwörtlichen Sinne, sondern auch im realen, denn die Legionen mussten ab der heutigen Niesener Straße in diese Sumpfsenke absteigen, wo sich vor ihnen der dunkle Bruch des Fahlen - Sundes ausbreitete. Und auch das Wort Sund lässt sich noch gut in seiner Bedeutung zurück verfolgen und in den Kontext der Varusschlacht einbeziehen. Denn es ist das Ortsnamengrundwort für die Möglichkeit nur an jenen Stellen etwas durchfahren oder durchgehen zu können, aber auch zu müssen. Denn es bedeutet in diesem Zusammenhang auch Untiefe und wird aus dem Altnordischen seiner Bedeutung von "Trennendem oder Getrennt" gerecht bzw. davon abgeleitet. Möglicherweise lässt sich davon auch das alte Wort "absunderlich" wie es bis ins 17. Jahrhundert und noch darüber hinaus in Gebrauch war ableiten. Ein Wort, das heute von sonderbar und verwunderlich abgelöst wurde und in dem auch etwas geheimnisvolles mitschwingt. Ein Name womit man ein Gelände bezeichnete, das auf den ersten Blick unverdächtig schien, dort aber aufgrund der vorherrschenden staunassen Böden vor allem für Sandalenträger und Ortsunkundige zum Verhängnis werden konnte. Aus der althochdeutschen Sprache sind in diesem Zusammenhang noch die Worte: Suntarig = abgeschieden, suntar = abgelegen, sunder oder suntar = abgesondert, sunder oder suntaringon = einsam und allein bzw. suntarbõro = sonderbar überliefert. Und vom Ort Frohnhausen dem alten Vrodenhusen vielleicht das einstige Dorf des Frode mit seinen Gräber aus dem 8. Jhdt. führt heute noch eine Straße die den Namen "Sundern" trägt in die Richtung des Fahlenbruches wo sich östlich des Hellweges noch ein älteres Forsthaus mit Namen "Sundern" befindet. Und das Gebiet wo die Germanen die Legionen nun durchschleusen und hinein zwingen wollten verfügte nur über einen einzigen solchen Sundweg, also eine Durchgangsmöglichkeit und die befand sich nur dort, wo auch der alte Hellweg hindurch führte. Alternativstrecken um ihn zu umgehen erforderten weite nach Osten ausgreifende Umwege. Wer diese Sundern Lücke kannte und von seiner verborgenen Lage wusste, hatte diesen Trumpf in der Hand, die Cherusker kannten ihren Fahlenbruch und hatten sich vorbereitet. Vor allem hatten sie dafür gesorgt, dass diese Passage blockiert war. Der Varuszug kam zum Stillstand die Männer stauten sich, strauchelten in ihn hinein und die Details kennen wir schon von Cassius Dio. Varus und sein Stab waren nun seit geraumer Zeit orientierungslos und irrten durch unbekanntes Terrain, da die germanischen Scouts längst das Weite gesucht hatten. Jetzt sprach auf römischer Seite niemand mehr von der Gefahr eines sich entfernt anbahnenden Aufruhrs den man zu schlichten oder zu bekämpfen hatte, denn jetzt befand man sich mitten in ihm. Arminius hatte mit seiner Warnung vor einem Unruheherd also letztlich recht behalten. Was er aber verschwieg war, dass er selbst zu den Rädelsführern und damit zu den Gegnern gehörte. Cassius Dio beschrieb diese Phase sehr anschaulich aber natürlich ohne zu sagen wo es passierte wie folgt: ".... und ihre Abteilungen waren zahlenmäßig immer geringer als die der Germanen und so erlitten sie große Verluste ohne den Feinden ernsthaft Schaden zufügen zu können". Und hier steckten die Legionen nun fest ohne zu ahnen, dass vor ihnen jetzt die größte Herausforderung im Zuge ihrer Truppenbewegung zur scheinbaren Rebellenhochburg lag. Und hier könnte sich nicht nur der Schauplatz der ersten größeren Tragödie befunden haben, hier befand sich möglicherweise auch schon der entscheidende Wendepunkt der gesamten Schlacht. Und hier am Ende des Marsches der Legionen wo der Heggehöhenrücken nach Süden in diesem Sumpfwald ausklingt gelang auch der germanischen Führung ihr Husarenstück. Denn im Zuge der Rekapitulation aller greifbaren Landschaftsmerkmale und historischen Hinweise deutet vieles darauf hin, dass hier vor, im und hinter diesem Waldgebiet mit Namen Fahlenbruch die Germanen die entscheidenden Weichen für ihren Sieg stellten. Denn hier hatte die Varusarmee schon am ersten Kampftag immense Verluste zu beklagen. Hier ließen die Germanen wie an kaum einer anderen Stelle die Natur für sich kämpfen und wenn man Ausschau halten möchte, wo man Rom in den sprichwörtlichen Hinterhalt lockte, so trifft dies auf kein Gebiet besser zu als auf den Fahlenbruch. Über den Fahlenbruch wird im Verlauf dieses Internet Buches noch an anderer Stelle, dann aber aus einem völlig anderen Blickwinkel betrachtet, zu sprechen sein. So könnte der Sieg ausgerechnet an dieser denkwürdigen Stelle in den Folgejahren von einem mystischen Nimbus umgeben worden sein der lange nachhallte. Denn dieser Bruchwald indem die beteiligten Stämme eine kämpferische Höchstleistung vollbringen mussten und wo ihr Durchhaltevermögen vor eine Zerreißprobe gestellt wurde, wurde zum Synonym für Erfolg und zum Fanal ihrer wieder gewonnenen Freiheit. Hier wiederholte sich kein Arbalo, hier ging man geschickter vor, denn hier ließ sich der römische Heerwurm in Gänze einschnüren und zum Erliegen bringen. Zwischen den Bächen Ugge im Süden und Talbach im Norden wurde der Fahlenbruch für die Legionen zu einem aus Bäumen und Morast bestehenden Minenfeld, eine Falle die sie hier nicht erwartet hatten. Der Talbach durchfließt den Bruch von Ost nach West und stößt beim heutigen Gnadenhof Steinmeier auf die Taufnethe die wenige hundert Meter danach in die Nethe mündet. Der Talbach hat dieses versumpfte Waldgebiet heute und hatte es vielleicht auch schon früher breit ausgewaschen, geformt und perforiert, hinterließ Einkerbungen die wie kleine Schluchten erscheinen und mäandrierte im Unterlauf so unberechenbar das ein Überqueren zu einem Wagnis werden musste und er könnte damals wasserreicher gewesen sein. Und dieses Terrain im schweren Boden musste Varus der Theorie nach hinter sich bringen oder drin stecken bleiben. Dies würde auch bedeuten, dass Varus sich noch im Fahlenbruch für einen Lagerplatz für die Nacht hätte entscheiden müssen. In seiner bedenklichen Lage gab es keinen Weg zurück und wegen der Netheaue keinen Ausbruch nach Westen und erst recht keinen in die entgegen gesetzte Richtung nach Osten zur Weser. Ihm hätte nur der Weg besser gesagt die Flucht nach vorne in den Süden geholfen wo man möglicherweise wusste, dass sich dort die urbar gemachte Gehölz freie Warburger Börde auftat, das Waldgebiet enden würde und man sich mehr Sicherheit und Bewegungsfreiheit versprach. Ob es Varus allerdings noch am Abend des ersten Kampftages gelang diese Region zu erreichen ist fraglich. Möchte man mit behördlicher Genehmigung zerstörungsfrei nach römisch/germanischen Artefakten im Boden suchen wollen, so sollte dies unter fachlicher Begleitung innerhalb des Fahlenbruches und längst der Sundpassage noch die besten Möglichkeiten eröffnen um fündig zu werden. Varus steckte nun in diesem Bruch fest, der heute umrahmt ist von den Ortschaften Frohnhausen im Norden, Niesen im Westen, Schweckhausen im Süden, sowie Willegassen und Drankhausen daran anschließend. Am östlichen Ende des Fahlenbruchs neben der Flurbezeichnung "Im Sundern" gibt die zwischen 1836 und 1850 entstandene Urkarte einer Parzelle den rätselhaften Namen "Totas" aus dem man in späteren Jahren, vermutlich weil es sich für ein Waldgebiet zutreffender anhörte, das Wort "Totast" formulierte. Totas ist lateinischen Ursprungs und wurde von Einhard im Jahre 810 in seinen Annalen im Zusammenhang mit "totas insula" verwendet bzw. in der "Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum" im Zuge der Ernennung von Adam von Bremen im 11. Jahrhundert in Verbindung mit "a quo totas olim Galliarum et Germaniae". Cäsar nutzte es als "tota" im Adjektiv Femininum für "ganz" vielleicht auch für groß oder umfänglich. Diese Erkenntnis lässt sich zwar in keinen Zusammenhang mit den alten Ereignissen bringen, führt aber zu der Frage wie sich ein lateinischen Wort in den Fahlenbruch verirren konnte. Nordwestlich von Schweckhausen trägt eine Parzelle den Namen "Burgfeld", mit dem sich die ortskundige Heimatforschung wohl schon beschäftigt hat und Erklärungen bereit hält. Drankhausen ließe sich zweierlei deuten. Es lag an der alten karolingischen Königsstraße nach Herstelle, aber auch nahe dem Oberen Bördenweg der nach Höxter führte und könnte einst eine Raststation gewesen sein. Nachrangig ließe es sich über das altsächsische Wort Mandränke, wie man die "grote" Marcellussturmflut 1219 auch nannte, mit einer Katastrophe in Verbindung bringen. Aber die römischen Soldaten verließen nun den Kamm der Hegge und stiegen nicht nur hinab in den Fahlenbruch, sondern wurden durch die nachrückenden Germanen in dieses Bruchwaldgebiet gedrückt. Das "prima Vari castra" lässt sich dieser Theorie nach am Hellweg oder in seiner Nähe verorten wo die dem Desaster entkommenen Legionären es notdürftig errichten mussten. Und dieses Lager hatte für Varus nun nicht mehr die Funktion eines beeindruckenden und repräsentativen Castra zu erfüllen, sondern wurde zum Auffanglager und Zufluchtsort derer, die sich noch bis dahin retten oder schleppen konnten. Cassius Dio berichtete über die Phase etwas ausführlicher als wir es sonst von ihm gewohnt sind. Unter 56,21 (1) schreibt er, dass sich die Überlebenden nach den Kämpfen für einen Lagerplatz entscheiden mussten, der den Geschehnissen und den Verhältnissen Rechnung trug. So war es nun nicht mehr ein wohl geordnetes und durchdacht geplantes Marschlager am Ende eines ruhig verlaufenden Marschtages, sondern ein unter extremen Bedingungen auf die Schnelle errichtetes Behelfslager, das der Not gehorchend so zu konzipieren war, dass es auch noch imstande war vor germanischen Nachtangriffen etwas Sicherheit zu bieten. Und es war bei weitem nicht mehr vergleichbar mit einem Lager wie man es üblicherweise unter friedlichen Bedingungen errichtet hätte. Nach Cassius Dio schaute man sich daher auch mehr gezwungenermaßen nach einem geeigneten Platz dafür um, soweit dies in einem Waldgebirge überhaupt möglich war. Er verwendete dafür ein altgriechisches Wort, dass man mit "Waldgebirge" übersetzte, dass man aber abmildernd werten darf, da Waldgebirge in dieser Region nicht existieren. Man darf es aber nicht mit einem Lager vergleichen in dem man mit den rebellischen Aufrührern die Lage sondieren und in dem Varus gerichtlich über das weitere Vorgehen entscheiden wollte. Für ein solches Lager hätte man sich einen geeigneteren Ort gesucht aber keinen Platz in einem vor Nässe triefenden Sumpfwald über dessen Umgebung Florus schrieb, dass nichts blutiger war, als jenes Gemetzel in Sümpfen und Wäldern. Aber jetzt herrschte Krieg zwischen Germanen und Römern und der erste Kampftag hatte für die Germanen auch eine psychologische Bedeutung, denn plötzlich waren sie die Erfolgreichen da ihr Plan begann aufzugehen, was beflügelt. Aber die Chronologie der Abläufe fordert noch ihren Tribut und so ist ein Blick auf den möglichen zeitlichen Verlauf unabdingbar. Varus fuhr oder ritt also vermutlich in der Spitzengruppe des Heereszuges und diese These geht davon aus, dass die Marschierenden bei ungestörtem Verlauf imstande waren pro Stunde etwa 3 Kilometer zurück legen zu können. Eine Annahme die auch voraus setzt, dass es zu keinen größeren Störungen kam. Für diesen Tag standen wie dargestellt noch keine Gespräche mit den Aufrührern an, so dass man sich Zeit mit dem Ausmarsch gelassen haben könnte. Der gesamte römische Marschzug hatte ausgangs Brakel auf Basis einer in einem voraus gegangenen Kapitel erfolgten Untersuchung eine Truppenstärke von etwa 11.000 Mann und eine Gesamtlänge von etwa 6 Kilometern. Um sich den Verlauf dieses Tages besser vergegenwärtigen zu können, ist ein Blick auf die mögliche tageszeitliche Zonierung nötig. Varus lassen wir nach dieser Überlegung gegen 10 Uhr das Brakeler Rastlager verlassen. Etwa gegen 12 Uhr, also nach zwei Stunden Marschzeit erreichte Varus an der Spitze befindlich den Punkt nahe Hampenhausen, wo es zwei Stunden später gegen 14 Uhr zu den ersten Angriffen auf den Zug kommen sollte. Es war gegen 14 Uhr, weil um diese Uhrzeit die letzten Wagen des Marschzuges gerade dabei waren diesen Punkt zu passieren. Bis Hampenhausen hatte Varus demnach etwa sechs Kilometer zurück gelegt wofür er die besagten zirka zwei Stunden benötigt hatte. Somit hatte Varus noch 6 Kilometer vor sich, um nach insgesamt 12 Kilometern gegen 14 Uhr den Ort zu erreichen, wo man eigentlich beabsichtigte das erste Nachtlager zu errichten. Resümee: Varus hätte demnach den anvisierten und von Arminius empfohlenen Freiplatz, da wo man das Gerichtslager errichten wollte nach etwa vier Stunden Marschzeit ab Brakel gegen 14 Uhr erreicht haben können. So wäre auch immer noch genügend Zeit vorhanden gewesen um mit dem Aufbau zu beginnen und rechtzeitig vor der Dunkelheit fertig zu werden. Nach Hampenhausen verschlechterte sich der allgemeine Wegezustand und es verlängerte sich dadurch zwangsläufig auch die Marschzeit, so dass sein Zeitplan gegen 14 Uhr am angedachten Lagerplatz einzutreffen nicht mehr eingehalten werden konnte. Und auf diesem kritischen Marschabschnitt, den die Germanen durch geeignete Barrieren vermutlich noch zusätzlich beschwerlich gestaltet hatten, sahen sich nun ab 14 Uhr die Legionen einem stetig wachsenden germanischen Aufgebot gegenüber gesetzt, denn auf dieser Strecke fiel die Vorentscheidung darüber, wer die Varusschlacht für sich entscheiden sollte. Karren die im hinteren Teil unterwegs waren und auch schon jene im mittleren blieben stecken und erreichten den vorgesehenen Lagerplatz nicht mehr zum ursprünglich angedachten Zeitpunkt 16 Uhr. Der Marschzuges wies jetzt nicht mehr die alte Länge auf. Er schob sich ineinander, könnte sich auf 4 Kilometer verkürzt haben, war dafür aber breiter geworden. Er kam im vorderen Teil zum Stillstand, die Wagen und Mannschaften schlossen dichter auf und es kam zu Knäuelbildungen. Somit befand er sich gegen 14 Uhr erst in der Senke die dem Falenbruch nördlich vorgelagert ist, wo Varus gegen 14 : 30 Uhr die ersten kritischen Nachrichten aus dem hinteren Zugteil erreichten. Es mag irritieren, wenn man das Geschehen so minutiös, wie man in Westfalen sagt aufdröselt, aber auf diese Weise gelingt es besser sich den Verlauf zu verinnerlichen. Dieser Theorie zufolge begannen die Angriffe zunächst auf die hinteren vorbei ziehenden letzten Zugabschnitte, also erst nachdem auch der letzte Legionär und der letzte Karren diese neuralgische Landmarke vor Hampenhausen gegen 14 Uhr passiert hatte. Und erst im Verlauf der Schlacht begannen die Germanen damit weitere Teile des Marschzuges von hinten aufzurollen und ihn an unterschiedlichen Stellen ins Visier zu nehmen bis sie zu Varus vorgedrungen waren. Um also dem Konstrukt ein chronologisches Korsett zu verleihen könnte man zu der Auffassung gelangen, dass erst mit zunehmendem Voranschreiten der Schlacht die Kämpfe auch die Zugspitze erreichten. Varus selbst hätten die Germanen an seiner Spitze frühestens gegen 15 Uhr im Fahlenbruch angegriffen haben können. Bei dieser Annahme hätte auch ihn das Schlachtgeschehen, dass gegen 14 Uhr vor Hampenhausen ausbrach etwa eine knappe Stunde später ebenfalls erreicht haben können. Eine Zeitspanne in der sich die Befehlskette zwischen Varus und dem hinteren Trossende begann heiß zu laufen und die Kommandos des Generalstabes die Legionäre verwirrten die man zunächst zur Passivität zwang bevor man die tatsächliche Lage begriff. Während sich nun langsam auch die römische Marschspitze im trügerischen Fahlenbruch den ersten Angriffen ausgesetzt sah und dort gegen 15 Uhr endgültig zum Stillstand kam, schlugen sich die Germanen mit den Legionären bereits seit einer Stunde an den unterschiedlichsten Stellen auf der Strecke zwischen dem Sieksbach bei Hampenhausen und dem Fahlenbruch. Das Aufgebot, das die Germanen an diesem ersten Tag in den Kampf schicken konnten bedarf allerdings noch der näheren Betrachtung. Möchte man die Lage in schaudernde Worte kleiden, so sind dazu keine großen Phantasien und Vorstellungskräfte zu bemühen. Man könnte die heutige Bezeichnung Fahlenbruch in der Gestalt deuten, als ob der Bruch seinen Namen jenen Pfählen verdankt, die hier seinerzeit errichtet wurden, um an ihnen die ersten römischen Gefangenen hinzurichten, denn ab hier begann für Varus die Endzeituhr zu ticken. Der Name Fahlenbruch kann aber neben der falen Farbe des morschen Holzes auch noch eine andere Bedeutung gehabt haben auf die aber noch einzugehen ist. Man befand sich nun an einem wesentlichen Scheidepunkt des Schlachtgeschehens. Weit entfernt vom Sommerlager Höxter/Corvey, rund 10 Kilometer südlich von Brakel, bis Aliso/Schwaney waren es durch die Luft gemessen etwa 20 Kilometer und nach Anreppen noch ein weiter Weg. Hier wartete Varus sehnlichst auf die Nachricht, dass Arminius nun endlich mit seinen Männern auf Seiten Roms in die Kämpfe eingreifen würde. Die Nachrichten die Varus am zweiten Marschtag dem ersten Kampftag erreichten überschlugen sich und anhand der Ausmaße des Angriffs wurde ihm bewusst in welchen Hinterhalt er geraten war. Seine Legionäre erwarteten im Kampfgeschehen die Befehle der Obrigkeit, aber es kamen keine mehr durch da die Nachrichtenkette zu oft unterbrochen und jede Kampfeinheit und jeder Einzelne jetzt auf sich gestellt war. Stattdessen erreichte Varus die katastrophale Information, dass einige seiner Männer Arminius zwar gesehen haben wollten, dieser sich jedoch zur völligen Verwunderung und Bestürzung aller Reitergefechte mit der eigenen römischen Kavallerie lieferte. Die Katastrophenmeldung wurde zum Lauffeuer und totale Resignation war die Folge, da man alle Hoffnungen und Erwartungen in sein Erscheinen gesetzt hatte. Aber nun stand für alle eindeutig fest, dass Arminius die Fronten gewechselt hatte und in diesem Moment wird Varus und auch jedem anderen bewusst geworden sein, in welche Gefahr und Abhängigkeit man sich begeben hatte. Und mehr noch, denn es wurde Varus klar, dass es auf den Wegen auf denen er kam nun auch kein zurück mehr geben würde. Varus spürte, dass sich alles gegen ihn gewendet und verschworen hatte, denn auch die Wetterbedingungen kippten und nahmen nun wie überliefert ist schlimme Ausmaße an. Das Erscheinen von Arminius mit seinen gut ausgerüsteten und kampferprobten Männern setzte unter den Germanen neue Kräfte frei. Sie glaubten zwar an die Zusage seiner Ankunft, aber nun sah man ihn. Er wurde zum wichtigen Motivationsschub, da bis zu dem Zeitpunkt keiner der gegen Varus kämpfenden Germanen wusste, wie die Kämpfe am Gradberg gegen den zivilen Marschzug verliefen. Denn es war keine ausgemachte Sache, dass sich dort alles wie geplant zugetragen hatte. Die Eigendynamik die nicht nur jedes Fußballspiel erfasst trifft auch für Schlachten zu unterliegt unbekannten und nicht vorhersehbaren Einflüssen. Wir wissen nichts über die Anzahl und darüber welche germanischen Stämme an den Kämpfen des ersten Tages beteiligt waren, aber Varus stand nun abgeschnitten und isoliert mitten in Germanien und wartete auf Hilfe die nicht mehr kam. Dafür war man aber jenem verhängnisvollen Bergsattel schon ein gutes Stück näher gekommen den Tacitus beim Namen nannte. Denn es lagen jetzt nur noch etwa 11 Kilometer Luftlinie zwischen dem umkämpften Fahlenbruch und diesem Saltus, an dem oder vor dem die Schlacht ihr Ende finden sollte. Eine Distanz zu lang um sie unter den herrschenden Bedingungen in einem Nachtmarsch bewältigen zu können aber kurz genug um die Hoffnung auf Rettung nicht aufzugeben. Die römische Armee musste sich die letzten etwa 5 Kilometer vom ersten Angriffspunkt westlich von Hampenhausen unter widrigsten Wetter- und Kampfbedingungen durch ein Spalier germanischer Attacken bis in den Fahlenbruch durch kämpfen. Die Zeit schritt voran und spätestens jetzt erkannte man bei der römischen Heeresführung, dass es Zeit war an die nächtliche Unterbringung zu denken. So begann man sofern möglich die ersten Arbeiten für ein Nachtlager anzugehen. Sollte die Schlacht auf Basis dieser Hypothese gegen 14 Uhr begonnen haben, dann waren auch die germanischen Krieger nach einigen Stunden des Kampfes müde und ausgebrannt und es war kaum zu erwarten, dass sich unablässig frische Angreifer in die Schlacht warfen. So liegt es nahe, dass nach einigen Stunden Kraft und Eifer nachließ und man sich die Restkraft für den nächsten Tag aufsparen musste. Mit Einbruch der Dämmerung könnten sie vom Feind abgelassen haben und Varus konnte sich verstärkter auf den Aufbau eines provisorisches Nachtlager konzentrieren. Arminius könnte nun auch die Taktik für den ersten Kampftag für aufgegangen gehalten und seine Männer zurück gezogen haben, nachdem sich die Legionen in den Fahlenbruch zurück gezogen und verschanzt hatten. Er hatte Varus nun da wo er ihn hin haben wollte, abgeschnürt auf engstem Raum und reduziert auf den unbedingt nötigen Bereich in dem sich Varus nun für die Nacht einrichten musste. Ein Lagerplatz für den man anfänglich noch eine größere Unterbringungskapazität plante, was man aber aufgeben musste und dessen Fassungsvermögen man dann wegen weiter fortschreitender Verluste und der fehlenden Helligkeit erneut reduzieren musste. Es kam nur noch zu einem auf die Schnelle errichteten Notlager, dass nicht mehr dazu vorgesehen war darin Ochsen samt Karren unterbringen zu können. Es hatte nur noch den einen Zweck zu erfüllen, nämlich den Überlebenden ein Minimum an Schutz vor möglichen weiteren Angriffen zu bieten. Auf kleinstem Raum verbrachte man vor und hinter den notdürftig geschaffenen Wällen, Schutz bietenden Baumstämmen, Holzkarren oder Bachschluchten die Nacht, da die hellen Stunden des Vorabends und die Umstände keine umfangreichen Schanzarbeiten mehr ermöglichten. Folgen wir den literarischen Hinweisen von Cassius Dio, da uns nichts anderes vorliegt, denn Tacitus verlor über den Schlachtverlauf keine Silbe, dann konnte dieser Tag nur unter derartigen Bedingungen geendet haben. Einzelne Kämpfe gegen versprengte Römer dürften sich noch bis zum Einbruch der Dunkelheit und vielleicht sogar bis in die Nacht hingezogen haben. Den Legionären wird es in jedem Fall schwer gefallen, wenn nicht sogar unmöglich gewesen sein unter diesen Bedingungen überhaupt noch ein sicheres Nachtlager zu errichten, denn vielen Legionären gelang es nicht mehr das noch mühsam im Bau befindliche Lager zu erreichen um sich noch mit am Aufbau beteiligen zu können. Cassius Dio hinterließ die denkwürdigen und eindeutig zu interpretierenden Sätze, dass es an diesem Tag zu den heftigsten Kämpfen kam und sie am nächsten Tag erneut aufflammten. Auf Basis dieser Grundannahme bekommt die Theorie Nahrung, dass die Kernschlacht zwischen dem zweiten Marschtag ab etwa 14 Uhr und am folgenden Tag nach dem Abzug aus dem Nachtlager stattfand. Es war die Phase in der nun die Germanen den Schlachtverlauf bestimmten, der sie zum Sieg führte. Auf der Suche nach den Spuren der Schlacht stoßen wir immer wieder auf die natürlichen Gegebenheiten der Landschaft. Ob wir nach begehbaren Marschwegen Ausschau halten oder die römischen Lager bevorzugt an Bachtälern oder auf Anhöhen suchen, es sind immer wieder die gleichen topographischen Schemata und Besonderheiten die uns dabei helfen können und die sich auch schon mal in Ortsnamen bis heute erhalten haben könnten. Nicht nur die Germanen und ihre Anführer wussten um die Schwachstellen einer ziehenden Armee und sie kannten jeden Winkel der ihnen vertrauten Heimat bestehend aus zahlreichen kalkreichen Niedermoorregionen und wussten um die Geographie auch ohne das sie diesen einen Namen gaben. In den Ortsnamen Natingen früher Nathge oder Natzungen auch Natesingen steckt die mittelhochdeutsche Silbe "nat" für "nass". In Drenke oder Drankhausen könnten sich Bezüge zu einer Landschaft erkennen lassen, die auch stark vom Grundwasserstand geprägt war. Allerdings ist größte Vorsicht geboten von Ortsnamen oder Flurbezeichnungen Rückschlüsse bis hin zum Wunschdenken zu vollziehen, denn dann käme man bei einer alten Flurbezeichnung östlich von Natzungen die sich "Im Schlacht Feld" nennt, schnell auf andere Gedanken. Auch der Ortsname Löwen südlich von Peckelsheim Richtung Borlinghausen gelegen, der auf den Worten Loh für Wald und Venn für Morast beruhen soll und einen Moorwald bezeichnet, weist ebenfalls auf eine sumpfige, moorige und nährstoffarme Gegend am Rande der Börde hin. Allesamt Hinweise die dafür sprechen, dass die gesamte Region in früheren Zeiten mit Ausnahme der Höhenwege aufgrund zahlreicher Quellaustritte aus derartigen Bodenverhältnissen bestand. Ein typischer Lebensraum wie er auch von der daran angepassten Tierwelt bewohnt wurde und wie ihn unsere heimischen Schlangen aus der Familie der Nattern bevorzugen. Und das auch Schlangen in der Varusschlacht eine kleine Rolle gespielt haben erfuhren wir von Florus (II, 30, 29ff). Denn einem bei ihm nach zu lesenden Satz der da lautet, "Endlich hast du Schlange aufgehört zu zischen", lässt es sich unschwer entnehmen. Im weiteren Verlauf fällt dem ersten Notlager eine besondere Aufmerksamkeit zu. Es ist das Lager, dass Florus mangels besserer Kenntnis vermutlich fälschlicherweise für das überfallene Gerichtslager hielt, das bei Tacitus den Namen "prima Vari castra" trug, von dem er meinte drei Legionen hätten es noch errichten können und das Cassius Dio das Notlager im Waldgebirge nannte. Ein Lager für das noch Chancen bestehen es zu verorten um es auffinden zu können. (04.12.2021)

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Dienstag, 23. November 2021
Cassius Dio und der nebulöse Stamm der Aufrührer
Das eigentliche Zielgebiet der Varuslegionen, also die Siedlungsgebiete dieser fiktiven Spitzbuben zu kennen ist eine der zentralen Schlüsselfragen um die Örtlichkeiten der Schlacht aufzuspüren und ist ein wesentlicher Anhaltspunkt dafür, wo Varus seinen Marschzug einst begann, ihn hin lenkte bzw. wo man ihn hin lenkte. Dahinter den einst vertriebenen Stamm der Marser zu sehen, der sich 8 - im Verbund mit den Sugambrern der Gewalt des Tiberius entziehen musste und sich daher vom östlichen Rheinufer nach Osten abgesetzt hatte, klingt naheliegend. Da die Forschung ihre Wohngebiete in den letzten Jahren kontinuierlich weiter nach Osten verschoben hat und sie nun an der Diemel bis zum Eggerand verortet werden, scheint es nicht unlogisch gewesen zu sein, dass Arminius mit ihnen argumentierte. Aber zur Einstimmung in diese Recherche sei noch einmal festzuhalten, dass allen Geschichtsinteressierten die die Übersetzung von Cassius Dio kennen hinreichend bekannt ist, dass sich die Germanen um Arminius den Aufruhr nur ausgedacht hatten um Varus in eine abwegige Region zu locken, wo er sich auf dem Weg dorthin besser bekämpfen ließ. Denn Cassius Dio entnahm seinen Quellen eindeutig, dass dieser Aufstand nur das Produkt einer geschickten Täuschung war. Anders ausgedrückt, dass es den Aufstand so wie man ihn einst Varus gegenüber darstellte letztlich nicht gab und es sich in Wahrheit nur um eine in geheimer Absprache eingefädelte abgekartete Operation handelte. Eine Finte die man zwar dem römischen Machthaber als eine Empörung vorgaukelte, die es aber in dieser Form letztlich nicht gab. Ein geschickter Schachzug hinter dem aber wie sich später heraus stellen sollte, weit mehr steckte als nur das was Arminius preis zu geben bereit war. Aber um das Theoriegerüst zu vervollständigen galt es ungeachtet dessen für dieses Aufrührerzentrum das Varus ansteuern sollte doch eine Örtlichkeit zu definieren. Varus nahm letztlich die Herausforderung an und man möchte nun auch wissen in welche Region man ihn lockte. Also auch dann, wenn der Aufruhr der nur in den Köpfen der findigen Germanen existierte später mit der Varusschlacht verschmolz. Es sei denn man meldet an den Überlieferungen von Cassius Dio grundsätzlichen Zweifel an, was hier aber nicht der Fall sein soll. Außer dem Saltus, der sich dieser Theorie nach nahe Borlinghausen befand, verfügen wir um die Lage ausfindig zu machen nur über das schwache Verb "entfernt" wie es uns Cassius Dio hinterließ. So stellte er innerhalb des Kapitels 56,19,3 klar, dass man diese Varus gegenüber nur vorgetäuschten Unruhen gezielt in eine "entfernte" Region verlegt hatte, wo man den Aufruhr nur künstlich zum Ausbruch kommen ließ. So war Varus genötigt statt den direkten Weg zum Rhein zu nutzen einen Umweg artigen Bogen von mehreren Kilometern zu schlagen der ihn in den Süden des Nethegau verschlug. Cassius Dio irrte natürlich wie alle anderen antiken Historiker auch denn das was man Varus gegenüber anfänglich nur als Aufruhr beschrieb war keine Narretei, sondern führte zur römischen Niederlage und nahm unerwartete Ausmaße an um dann als Varusschlacht in die Geschichte einzugehen. Die Aussage innerhalb dieser Textstelle birgt aber bei näherer Betrachtung weiteren Informationsgehalt. So darf man sich zunächst einmal die Frage stellen, was Cassius Dio unter "entfernt" verstand und das erinnert schon fatal an das taciteische haud procul = unweit, dass uns ebenso über die Distanz rätseln lässt. Denn was bedeutete vor rund 2000 Jahren "unweit" und was hatte man sich unter "entfernt" dem lateinischen "procul = in der Ferne" vorzustellen. Die Begriffe Entfernung oder Distanz besitzen für sich allein genommen keine Aussagekraft, wenn sich ihnen keine Fixpunkte oder zeitlichen Bezüge zuordnen lassen. Tacitus half uns indem er den "Teutoburgiensi saltu" erwähnte und Cassius Dio indem er uns Hinweise auf die Marschtage und damit auf die Etappenlänge lieferte. Man darf nun zugrunde legen, dass Cassius Dio den Standort des Varuslagers an der Weser zum Fix- und Ausgangspunkt machte als er den Begriff "entfernt" anwendete. Natürlich sagte Cassius Dio uns nicht wieviel Kilometer die Varusarmee am ersten dem noch friedlich verlaufenden Marschtag zurück legte. Da sich aber rekonstruieren ließ, dass sich das historisch hinterlassene umfängliche Programm das Arminius zu bewältigen hatte gar nicht an einem Tag leisten ließ, konnte ja musste die Schlacht über Varus auch erst am zweiten Marschtag herein gebrochen sein. Und genauso verriet uns Cassius Dio nicht wieviel Kilometer Varus noch am Kampftag marschierte bevor ihn das germanische Grauen überkam. Dieser Theorie nach schaffte Varus am ersten Marschtag ohne Feindeinwirkung bequem die übliche Tagesleistung von etwa 25 Kilometer, also die Distanz die zwischen dem Weserlager und Brakel lag. Der zweite Marschtag hingegen versank und endete im Chaos und es lassen sich nur wenig Rückschlüsse auf die an diesem Tag zurück gelegte Entfernung machen. So konnte uns auch Cassius Dio nicht verraten in welche Region man den vorgetäuschten Aufruhr geschickterweise platziert hatte, der dann allerdings bereits auf dem Hinweg zum Ausbruch kam. Von Dio erfahren wir lediglich, dass die Germanen den Marschzug zunächst mit ihren Speeren angriffen und dies dürfte wie sich rekonstruieren lässt daher erst am zweiten Marschtag erfolgt sein und sicherlich nicht sofort, sondern auch erst einige Stunden nach dem sie das Brakeler Lager verlassen hatten. Man darf daher nicht den Denkfehler machen den Streckenabschnitt wo das Gefecht begann mit dem ursprünglich anvisierten Zielgebiet, nämlich den Siedlungsgebieten der Pseudo Aufrührer zu verwechseln, der Region wo sich nach Arminius Darstellung die "sorgenvollen" Unruhen ereignet haben sollen. Als die Legionen Brakel verließen ging Varus davon aus, dass man bis zum Kerngebiet der Aufrührer noch eine gewisse Wegstrecke zu zurück zu legen hatte, aber man erwartete nicht, dass man schon irgendwo vor dem Erreichen des Zielgebietes angegriffen werden könnte. Geht man auch für den zweiten Marschtag von einer vollen Tagesetappenleistung von 25 Kilometern aus, dann hätte Varus an diesem Tag von Brakel aus theoretisch sogar schon die Diemel bei Warburg erreichen können. Da aber der "Teutoburgiensi saltu" bei Borlinghausen als Bezugspunkt in der Landschaft fixiert ist, Varus also weit aus weniger Kilometer zurück zu legen und er vorher auch noch ein Nachtlager zu errichten hatte, dass man bei herbstlichem Sonnenstand früh anzugehen hatte, reduziert sich auch die Tagesmarschdistanz erheblich. Varus konnte es sich demnach leisten später aufzubrechen und trotzdem noch früh genug an dem Ort einzutreffen, wo er das erste Marschlager errichten wollte, dass ihm am Folgetag auch als Gerichtslager dienen sollte. Aufgrund der recherchierten Zugtrasse die über den bei Trockenheit gut begehbaren prähistorischen Heggehöhenrücken führte, schlug Varus wohl auch diesen von der Topographie begünstigten Weg ein und folgte zunächst seinem Verlauf. Um zum Saltus zu gelangen ließ sich jedoch ein Winkelschlag nicht vermeiden, ein Wendepunkt der sich da befand wo sich der Fahlenbruch ausdehnte. Varus nahm nun das vorgegebene Zielgebiet des Aufrührerstammes ins Visier wo er den Bau des Gerichtslagers plante. Betrachtet man die Distanz von Brakel aus gesehen über den Fahlenbruch und dann zum Saltus westlich von Borlinghausen, so ergibt sich daraus eine Luftlinien Entfernung von insgesamt rund 22 Kilometer. 10 Kilometer bis in den Fahlenbruch und weitere 12 Kilometer von dort bis zur Eggeschlucht. Somit entsprach die Marschleistung am 1. Kampftag rund 12 Kilometer wenn man der Luftlinie noch eine um 2 Kilometer längere Wegeführung zuschlägt. Es wäre demnach die Hälfte einer normalen Tagesetappe gewesen so wie sie für die Zeit hinterlegt ist. Der Rekonstruktion nach marschierte Varus also am ersten Tag die Strecke von 25 Kilometer von Höxter bis Brakel und am Folgetag waren es etwa 6 - 8 Kilometer bis zu jenem Punkt südlich von Brakel nahe Hampenhausen, wo die Germanen die Schlacht zunächst mit zaghaft vorgetragenen Speerwürfen auf den hinteren Teil eröffneten. Das Gebiet des vorgetäuschten Aufruhrs von dem Varus gar nicht genau wusste gegen wen auch immer er sich richtete, denn mit einem Feind Roms setzt man sich nicht noch vorher an den Richtertisch sondern bekämpft ihn, befand sich zweifellos NICHT da, wo man ihn angriff. So könnte das Rebellengebiet wo Varus erwartete in das Aufrührergebiet einzumarschieren mittig zwischen der Angriffszone am Sieksbach nahe Hampenhausen und dem Saltus gelegen haben. Eine Region in der gute Böden vorherrschen was eine dichte Besiedelung annehmen lässt, wo sich also eine vielköpfige Bevölkerung ernähren kann und was wiederum für zahlreiche Kämpfer spricht. Hier befand sich zwar nicht das Siedlungsgebiet der Marser, aber hier ließe sich allemal das Pulverfass eines Aufruhrs vermuten zu dem es letztlich, allerdings unter dem Namen Varusschlacht auch kam. So käme die Region um Peckelsheim am Nordrand der fruchtbaren Börde auf halber Strecke gelegen für eine in dieser Hinsicht aufsässig gewordene Bevölkerung auch gut infrage. Damit wäre im Groben auch die Landschaft umrissen, die Cassius Dio unter "entfernt" verstand, eine Region 25 Km (Luftlinie) südwestlich von Höxter. Der Übersetzung nach schrieb Cassius Dio aber auch noch, dass sich zunächst, also zuerst nur die entfernter Wohnenden empörten. Seine Wortwahl "zuerst" verdeutlicht aber auch, dass sich dieser ersten Empörung noch weitere Unruhen oder gar Gewaltausbrüche anschlossen. So musste Cassius Dio vermutlich eine Erklärung dafür finden, warum die Schlacht nicht erst im Siedlungsgebiet der Aufrührer ausbrach, sondern schon auf dem Weg dahin. Und er fand sie in dem er nach der für ihn schlüssigen Erklärung griff und zu der Schlussfolgerung gelangte, dass der Aufruhr zwar weiter entfernt seinen Anfang nahm also ausbrach, sich aber zusehends ausbreitete und Varus letztlich entgegen brannte, er also in ihn hinein marschierte. So war der Aufruhr wie es Cassius Dio darstellte plötzlich nicht mehr nur die Finte eines cleveren Arminius der Varus nur locken wollte, sondern wurde zu einem konkreten Szenario was letztlich die antike Geschichtsschreibung und was auch verständlich ist, in ihre literarische Verwirrung stürzte. Denn ein Aufruhr in dem die alten Historiker zunächst nur ein Lockmittel sahen, dass sich dann jedoch zur Varusschlacht auftürmte der Nachwelt verständlich zu machen konnte die Historie schon in Erklärungsnöte bringen. Ein Arminius der mit der Gefahr also nicht nur gezündelt, sondern sie Varus gegenüber sogar richtig dargestellt hatte ihn aber geschickt zwang sie zu unterschätzen forderte einiges von den antiken Historikern ab. Wie auch sollte sich Cassius Dio diesen Verlauf noch nach rund 200 Jahren vorstellen. Und so konnte er auch nur berichten, dass sich der Aufruhr zum Zeitpunkt des Anrückens der Varusarmee bereits weit in den Norden also in seine Richtung verselbstständigt hatte, die Rebellen also den Legionen schon entgegen gezogen waren. So war es für ihn auch stimmig und plausibel, wenn er zunächst, also zuerst nur über einen entfernten Aufruhr schreibt, dann aber zum Ausdruck bringt, dass sich der anfänglich entfernte Aufruhr nun nicht mehr nur in weiter Ferne vollzog, sondern sich bereits auf dem Hinmarsch bemerkbar machte. So lässt sich dieser Textstelle entnehmen, dass Cassius Dio damit den Beginn eines Flächenbrandes andeutete der nach dem ersten Aufruhr, über den Arminius pflichtgemäß Varus in Kenntnis gesetzt hatte um sich griff und dann Varus voll entgegen schlug. Aber nicht nur das. Cassius Dio deutete damit auch an, dass der Aufruhr noch auf Aliso und viele römische Lager übergriff und nach 200 Jahren wusste er auch, dass sein Beben bis ans Rheinufer reichte. Somit lässt Cassius Dio die ersten Unruhen nahtlos in die Varusschlacht und alle weiteren Gefechte übergehen und zieht keinen Trennstrich mehr zwischen einem Aufruhr den er anfänglich für fingiert hielt, der es aber letztlich nicht war. So war es für Cassius Dio auch nicht einfach das Geschehene so zu formulieren, dass jeder Leser seiner Schriften verstand was wirklich damals vor sich ging. Und bei alledem musste er noch vermeiden Varus von seiner historischen Schuld am Ende noch frei zu sprechen. Denn das wäre der Bruch mit einer einst verordneten Staatszensur die alles überwog und die unerschütterlich, wie eingemeißelt die Zeiten überdauert hatte. Nun verschmolz bei Hampenhausen eine anfänglich nur trickreich ins Spiel gebrachte Empörung mit der Realität, wuchs sich aus zu einem bedrohlichen Angriff auf die römischen Legionen und beides ließ sich nicht mehr voneinander trennen. Arminius hatte recht behalten es gab den Aufruhr, aber er hatte es gegenüber Varus maßlos untertrieben dargestellt um ihn in Sicherheit zu wiegen. Die neue Lagebeschreibung machte nun aus einem weit entfernten Aufruhr für Varus den Ernstfall aber nicht nur das. In dem Arminius den Aufruhr angekündigte der sich zur Schlacht hoch schaukelte hatte Arminius dem Imperium in diesem Moment bereits hintergründig den Germanenkrieg erklärt. Um uns ungeachtet dessen in die Lage und die Entscheidungsprozesse von Varus hinein versetzen zu können, müssen wir uns diese Kriegsfinte jedoch wie ein reales Ereignis vorstellen. Arminius informierte also Varus, dass es zu einem Aufruhr gekommen wäre und diese offensichtlich glaubhaft vorgebrachten Schilderungen reichten dann auch aus um Varus dazu zu bewegen den besagten renitenten Stamm aufzusuchen. Das man bei der Übersetzung aus dem Original von Cassius Dio das Adjektiv "entfernt" verwendete offenbart, dass die Rebellion nicht im unmittelbaren Umfeld der Niederlassung vermutlich an der Weser ausbrach, also da wo Varus residierte. Es war also ein längerer Anmarsch unvermeidlich um dieses Gebiet zu erreichen. So wird man von Seiten der Cherusker aus strategischen Gründen auch kein Wort darüber verloren haben, dass Varus bereits auf dem Hinmarsch angegriffen werden könnte, denn Varus sollte es für ein lokales Ereignis halten. Wenn es also überhaupt zu römischem Waffeneinsatz kommen sollte, so konnte Varus erwarten, dass sich dies auch erst dann ergeben könnte, wenn er bei den Rebellen angekommen wäre. Er brauchte also mit Feindseligkeiten bereits auf dem Weg dahin in keiner Weise rechnen. Ob sich der Ärger der Aufrührer gegen andere Germanenstämme richtete, Zwistigkeiten im eigenen Stamm die Ursache waren, oder es sich alles aus anderen Gründen entzündete, geht aus den alten Schriften nicht hervor. Wie sollte es auch, wenn alles bis dato nur das Produkt einer Inszenierung war. Es kann und sollte daher auch nicht unbedingt davon ausgegangen werden, dass der nur künstlich von Arminius aufgebauschte Zorn unter den, dem Grundsatz nach nicht existenten Aufrührern etwas mit der römischen Zwangsherrschaft zu tun gehabt haben musste, obwohl es gerne so interpretiert wird, da es naheliegend scheint. Varus konnte also den Marsch zu ihnen auch in dem Bewusstsein und dem beruhigenden Gefühl angetreten haben unter den germanischen Stämmen nur etwas zur Schlichtung beitragen zu müssen. So könnten die genauen Beweggründe für ihn eher diffuse gewesen sein, er kannte sie vielleicht gar nicht im Detail, denn wir erfahren darüber an keiner Stelle etwas aus dem Munde von Arminius. Was für eine wohlweislich nur vorgetäuschte innergermanische Auseinandersetzung spricht und weniger für den Ärger über die römische Besatzung, kann den diversen Hinweisen entnommen werden. Denn es lief wie mehrfach überliefert auf ein Tribunal hinaus, es stand also ein Gerichtstermin an und es war bei Florus auch von einem Überfall auf ein Gerichtslager die Rede. Schließlich trifft man sich vor einer Schlacht nicht mehr vor Gericht zumal dann wenn die Gegenseite den Richter stellt. So darf man sogar annehmen, dass Varus sich und seine Armee völlig unbedroht sah und das weder auf dem Marsch zu den Aufrührern als auch später bei den Aufrührern selbst. Und das war auch beabsichtigt, denn nur so konnte der Plan aufgehen. So beruhte seine Einschätzung vielleicht auch darauf, dass man in ihm die oberste Instanz sah und ihn deswegen als Richter hinzuziehen wollte. Argumente die berechtigterweise auch für seine völlige Sorglosigkeit sprechen und sein Verhalten bestätigen, denn danach zu urteilen durfte er sich auch wie im tiefsten Frieden gefühlt haben und es lässt sich dem auch nichts anderes entgegen halten. Wenn in der Weltgeschichte von großen Schlachten die Rede ist, so sind damit in der Regel Feldschlachten mit längerer Ankündigung also Vorbereitungs - und Vorlauflaufzeit gemeint. Schlachten die sich anbahnten und bei denen sich die feindlich gesinnten Mächte für gewöhnlich zuerst umschleichen um dann den ihrer Meinung nach besten Zeit- und Angriffspunkt zum Losschlagen zu finden. Die Varusschlacht war kein Ereignis in diesem Sinne, sie geschah für Rom aus dem Nichts heraus ohne Ankündigung oder Kriegserklärung und man könnte für sie auch nach einer anderen Bezeichnung suchen. Man wird danach suchen müssen, wo es in antiken Zeiten schon mal der Fall war, dass es einem Naturvolk gelang die überlegene Armee einer Weltmacht in dieser Dimension zu bezwingen. So ist zumindest dem Verfasser aus der Geschichtsschreibung kein solches Ereignis bewusst, wonach ein Berufsheer auf dem Marsch völlig unvorbereitet nicht nur in eine Schlacht hinein gezogen, sondern auch völlig vernichtet wurde. Eine immer noch kampfstarke und aus mehreren Legionen zusammen gesetzte Streitmacht auch wenn ihre Kopfzahl im unteren Bereich lag hätte immer noch in der Lage sein müssen geeignete Vorkehrungen zu treffen. Hier konnte man es sich offensichtlich aus nachvollziehbaren Gründen erlauben es zu unterlassen. Wäre auch nur der geringste Verdacht aufgekommen es könne gefährlich werden, wäre das taktisch geschulte römische Militär definitiv anders vorgegangen. Denn wie bereits ausführlich dargestellt gab es auch keine Vorwarnung durch einen Germanen mit Namen Segestes. Das sich die Gefechte über mehr als zwei Tage hinzogen belegt, dass man hier eine Armee zum Ausbluten bringen musste, da sie sich andernfalls nicht hätte besiegen lassen. Ein Verlauf der sich in seiner Gesamtheit nur anhand der Fakten erklären lässt und die sich im Zuge dieser Betrachtung zusammen tragen ließen. Beginnend mit vorsichtigem Geplänkel sich hoch schaukelnd in ein Schlachtengetümmel und Ausklingend in nachsetzenden Manövern und Verfolgungen bis zur bitteren Niederlage eines angeschlagenen Gegners. So klingt es in der Zusammenfassung und die Sage machte daraus einen dahin siechenden Wurm der am Ende enthauptet wurde als er vor Erschöpfung zum Wasser kroch. Man ließ die Legionen ab Brakel erst einen genügenden Abstand hinter sich bringen, bevor man am frühen Nachmittag des zweiten Marschtages dieses angedachten 25.09.0009, neuerliche kalendarisch historische Untersuchungen bevorzugen den 24.09.0009 den Kampf gegen sie aufnahm. Er zog sich bis in die Dämmerung hin und endete vor Einbruch der Dunkelheit. Das verlustreiche Marschzuggefecht dürfte sich quälend hin gezogen haben, möglicherweise gegen Abend eskalierte es und fand seinen Höhepunkt. Nach dem sich die Überlebenden auf einer Freifläche um ihre jeweiligen Kommandanten konzentrierten wuchs ihre Verteidigungskraft und die Kämpfe schwollen ab. Man scharte sich zusammen und der römischen Armee gelang es sich etwas zu konsolidieren und zu ordnen. Hier bildete sich ein Kampfzentrum wo es den Legionären gelang die restlichen Kräfte zu bündeln und einen Abwehrkampf zu organisieren bis die Germanen mit dem Hereinbrechen der Nacht von ihnen abließen. Wie man annehmen sollte dürfte sich der Lagerplatz auf einem erhöht liegenden Plateau befunden haben von wo aus es sich besser verteidigen ließ, auf dem man sich verschanzte und wo man die Dunkelheit herbei sehnte. Es lässt sich nachvollziehen, dass dieses Nachtlager wo die Kämpfe dieses Tages ihr fanden und in dem die Wundärzte ihr Möglichstes taten, nur einen notdürftigen Bauzustand erreichte. Dieser 25.09.0009, um dem Kind ein Datum zu geben könnte der verlustreichste Tag der gesamten Mehrtagesschlacht gewesen sein. Die wieder aufflammenden Abzugsgefechte am Morgen des 26.09.0009 nach dem Verlassen des ersten Varuslager waren erneut erheblich, dürften aber die Verluste vom Vortag aufgrund des Überraschungseffektes nicht erreicht haben. (23.11.2021)

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Donnerstag, 4. November 2021
Unsere Altvorderen und ihre Schlachten Logistik.
Obwohl das Imperium schon links des Rheines Flagge zeigte und auch in Ostwestfalen Fuß gefasst hatte, sollte man die Periode epochal betrachtet noch der "vor römischen" Eisenzeit zuordnen. Eisenzeit und Logistik, zwei Worte die sich beißen und so muss man sich auch die Frage stellen, was man damals darunter verstand. Ersetzen wir aber das Wort Logik mit Brauchtum oder Instinkt dann kommen wir den alten Zeiten etwas näher. Wie man sich vor 2000 Jahren auf Gefechte und Kämpfe mit anderen waffentechnisch gleich gestellten Germanenstämmen vorbereitete mag noch nachvollziehbar sein. Aber alles kann sicherlich kein Vergleich mit dem gewesen sein was nötig war um sich auf die Schlacht gegen Varus vorzubereiten. Wie könnten sie es angegangen haben genügend Kämpfer zu sammeln, wie "trommelte" man sie zusammen und wie behielt man im großen Operations- und Einzugsgebiet der Nethe die Übersicht. Die nötige Intelligenz und Fähigkeit dazu war bei ihnen zumindest auf Führungsebene vorhanden, aber unter den einfachen Kriegern hatte die Disziplin zu stimmen. Um es sich in der Umsetzung sprich Vorgehensweise vorzustellen müssen wir tief in die untersten Kellerräume unserer Gehirnhälften hinab steigen in denen sich noch die Reste brauchbarer Vorstellungen oder notgeborener Reflexe, Stichwort Hirnanhangdrüse im verstaubten Genpool abgelagert haben könnten. Dabei ist alles ganz einfach und man wird sich damals auch noch einiges an Geschicklichkeit aus der Tierwelt abgeguckt haben. Man besaß einen guten Blick für die Schwächen des römischen Feindes und erkannte hoffentlich auch die eigenen. Aber Logistik ist mehr und besteht in erster Linie aus Kommunikation, aber für die richtige Kampfausstattung war jeder Einzelne für sich selbst verantwortlich. Einen Gegner zu überraschen der sich nicht uneingeschränkt in die Karten schauen lässt und sich ihm im richtigen Moment entgegen zu stellen, muss damals eine gewaltige Herausforderung für die verstreut lebenden germanischen Dorfgemeinschaften und ihre Allianz gewesen sein. Was sich also hinter den Kulissen des römischen Lagerlebens auf germanischer Seite vollzog ist eines der vielen Rätsel im Zusammenhang mit der Varusschlacht. Gemeint ist nicht die Wochen - und monatelange Vorgeschichte oder der aufgestaute Hass, sondern nur das Geschehen auf die unmittelbaren Abläufe etwa 24 oder 36 Stunden vor dem Ausbruch der Schlacht. Allein dies zu ergründen lässt erahnen wie komplex das Zusammenwirken der germanischen Kräfte gewesen sein musste um zum Ziel zu kommen. Das Kampfgebiet war abgesteckt, man wusste wo Varus aufbrechen würde, wo man ihn hinführen wollte und wo man plante die ersten Speere zu schleudern. Und das man die Marschstrecke teilweise mit Barrieren und anderen denkbaren Hindernissen präparierte brauchte man unseren Vorfahren nicht erst sagen. Aber wann gab Varus den ultimativen also unwiderruflichen Befehl zum Marsch in den Süden aus, wann also wurde für seine Gegner deutlich, dass er den Vorschlag von Arminius aufgriff um zu den Aufrührern zu ziehen und wies seinen Generalstab an dafür die Vorbereitungen zu treffen. Nach Tacitus ( 1,55. (2) zu urteilen traf Varus diese Entscheidung bereits am Vorabend anlässlich eines Gastmahls in seinem Lager an der Weser. Als vermutlich bereits die Dunkelheit eintrat kommt es im Zuge seiner Überlieferung, wonach man "unter die Waffen" trat zum Ausdruck, dass die Entscheidung gefallen zu sein könnte, die Herausforderung anzunehmen und anderntags den Marsch zu den Aufrührern anzutreten. Ein möglicherweise historischer Augenblick durch den sich Arminius erst imstande sah zu handeln. Man darf annehmen, dass Arminius mit am Tisch saß, zumindest aber zeitnah davon erfuhr. Hätte Arminius unmittelbar im Anschluss an die Tischrunde seinen oder seine Vertrauensmänner informiert und hätten diese wiederum ohne großes Aufsehen die Nachricht verbreitet, dann hätten noch in der gleichen Nacht die Alarmreiter ausgesandt worden sein können um die Fürsten der Region zu informieren. Dies war für Arminius der entscheidende Moment um reagieren zu können, denn nun erst waren die Germanen handlungsfähig. Bis zu diesem Zeitpunkt verharrte man in der Großregion in unruhiger Anspannung und wartete auf das vereinbarte Zeichen. Wir können nicht nachvollziehen wie berechnend - oder unberechenbar genauer gesagt vielleicht auch flatterhaft Varus hinsichtlich seiner Entscheidungsfreudigkeit war und vielleicht auch bewusst seine letztgültige Entscheidung lange im Verborgenen hielt. So bestand immer noch ein Restrisiko das Varus sich letztlich vielleicht doch umentschied und den Gedanken an einen Exkurs spontan fallen ließ. Wäre es dazu gekommen wäre Varus auf dem Hellweg geblieben, so hätte es die nach Cassius Dio etwa 2 ½ Tage andauernde Schlacht möglicherweise gar nicht gegeben, da sich die Voraussetzungen völlig geändert hätten. Erst als die Hinweise eindeutig interpretierbar waren konnte Arminius den Stämmen den Zeit- und Angriffsplan übermitteln. Die Plausibilität gestattet es annehmen zu dürfen, dass die Uhr ab dem Moment tickte, als man im Weserlager unter die Waffen trat um am folgenden Tag das Sommerlager zu verlassen. Von diesem Augenblick an sollten bis zum Ausmarsch aus dem Brakeler Lager am Morgen des zweiten Marschtages gegen 10 Uhr noch 24 Nacht- und 15 Tagesstunden vergehen. Zeit die die Germanen für ihre Art der Logistik brauchten. Und vor allem waren es die Tagesstunden des ersten Marschtages die Arminius zur Verfügung standen um seine Männer zusammen zu ziehen. Und jetzt konnten auch die Vertrauensleute von Arminius den befreundeten Stammesführern in der Großregion den aktuellen Stand mitteilen und die Kunde verbreiten, dass es zur Schlacht kommen würde. Die Fürsten der beteiligten Stämme konnten wiederum ihrerseits die Befehlskette in Gang setzen und ihre Unterführer sowie die Sippenältesten informieren. Und so lässt es sich auch den antiken Schriften entnehmen. So standen den Botenreitern mindestens die 12 Tagesstunden des ersten Marschtages zur Verfügung und sie konnten vielleicht sogar die Dunkelheit für ihren Ritt meiden. Und es stellt sich dann die Frage wie schnell und auf welchen Wegen die Krieger der beteiligten Stämme das Kampfgebiet erreichen konnten und welche Distanzen sie dazu zu überwinden hatten. Die kampfwilligen Germanen hatten sicherlich in der Erwartung auf das Kommende wohlweislich die Erntearbeit schon länger eingestellt, ihre angerosteten Schwerter waren geschärft und auch die Keulen der weniger Betuchten lagen schon neben dem Strohsack. Man saß auf heißen Kohlen und musste nun flexibel reagieren, denn Kampf war angesagt. Jeder Germane der wollte, konnte sich wohl an den Kämpfen beteiligen, aber nicht jeder erfüllte auch die Voraussetzungen dafür, so legte sich jeder seine persönliche Messlatte. Germanische Kurierreiter, sendete man sie am Morgen des ersten Marschtages schon an der Weser sternförmig aus, konnten an einem Tag alle benachbarten Stammesführer in ihren jeweiligen Zentren erreichen. Depeschenreiter die im Mittelalter am Tag etwa 100 Kilometer schafften werden auch 1000 Jahre früher nicht viel länger gebraucht haben um die Hauptwohngebiete der betroffenen Völkerstämme aufzusuchen. Ritt man in Stafetten übergab man die Nachricht und schon nach wenigen Stunden konnten die Siedlungen der Germanen erreicht werden, die sich beteiligen wollten und die sich über viele Quadratkilometer zwischen Lippeoberlauf und Harzvorland erstreckten haben könnten. Wie diese nun mit ihren Sippen in den entlegenen Landesteilen Kontakt aufnahmen mag auf ähnliche Weise geschehen sein, denn auch dahin führten Wege und es funktionierte die anspruchslose und vom Gelände unabhängige vierbeinige Post. Problematischer wiegt da mehr die Frage, wie koordiniert die einzelnen Kampfverbände oder Hundertschaften aufbrachen und vor allem wie lange sie bis ins Zielgebiet unterwegs waren, denn nicht jeder Germane konnte ein Pferd sein eigen nennen und musste die Strecke bis ins Kampfgebiet zu Fuß zurück legen. Aus welchem Betrachtungsraum sie diese Strapazen auf sich nahmen lässt sich schwer abschätzen. Am Abend vor dem Verlassen des Lagers klingt aus den Überlieferungen von Tacitus noch der Unterton heraus, als ob über das Unternehmen Varusschlacht bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht das letzte Wort gesprochen worden wäre. Erst in dem Moment als man unter die Waffen trat, man sie also der Übersetzung nach für den nächsten Morgen an sich nahm, kommt es zum Ausdruck und da schien die Entscheidung gefallen zu sein die Herausforderung anzunehmen auch anderntags den Marsch zu den Aufrührern anzutreten. Ein möglicherweise historischer Moment durch den sich Arminius erst imstande sah zu handeln. Die Nacht dürfte bereits herein gebrochen sein, als noch während des Gastmahls die Entscheidung fiel, wobei man annehmen darf, dass Arminius mit am Tisch saß, zumindest aber davon erfuhr. Hätte Arminius unmittelbar im Anschluss daran seinen oder seine Vertrauensmänner informiert und hätten diese wiederum ohne großes Aufsehen die Nachricht verbreitet, dann hätten noch in der gleichen Nacht die Alarmreiter ausgesandt worden sein können um die Fürsten der Region zu informieren. Da sich Pferde in der Dunkelheit besser orientieren können als Menschen, da sie eine spezielle reflektierende Schicht im Auge haben wodurch sie das Restlicht verstärkter nutzen können wäre auch dies denkbar gewesen. Spätestens in den Morgenstunden hätte dann die Nachricht alle Adressaten erreicht und die ersten Krieger hätten sich zu Fuß auf den Weg machen können. Schlägt man nur einen einfachen Kreis von etwa 25 Kilometern Luftlinie um das Ausgangslager Höxter von wo aus die Reiter des Arminius aufbrachen, so umfasst dieser bereits ein Siedlungsgebiet, das bis Bad Driburg und Bodenwerder reicht, sich nach Süden bis Trendelburg erstreckt und über den Solling noch bis Dassel hinaus greift. So wäre den in diesem Umkreis siedelnden Fußkämpfern hätte sie denn die Nachricht im Verlauf der Nacht, des frühen Morgens oder Vormittags erreicht, noch genügend Zeit zum Anmarsch geblieben. Dieser Theorie nach wurde Varus gegen 14 Uhr erst am darauf folgenden Tag angegriffen und man hätte sich an dem Tag auf den Weg gemacht, als Varus noch dabei war die erste Marschetappe bis Brakel hinter sich zu bringen. So hätten selbst Krieger zu Fuß waren sie konditionsstark den Fahlenbruch auch dann noch erreichen können, wenn sie erst an dem frühen Morgen aufbrachen als Varus das Lager Brakel verließ. Sie sehen, es besteht auf Basis dieser Theorie die gute Möglichkeit, dass selbst Fußkämpfer aus 25 Kilometern und mehr noch in die Schlacht einbringen konnten und wenn nicht gleich am ersten Kampftag etwa gegen 14 Uhr, so aber doch mit etwas Verspätung. Hätten aber am 2. Kampftag mühelos die Schlachtzone auch zu Fuß erreichen können. Weit aus anders anders wäre es verlaufen, wenn den Germanen für den Weg zum Schlachtfeld Pferde zur Verfügung gestanden hätten. Stellte man ihnen aus dem dörflichen Umfeld nach patriotischer Denkweise die nötigen Reit- oder Ackerpferde bereitwillig zur Verfügung ließen sich noch größere Einzugsradien ermitteln und weitere Räume erfassen aus denen kampfwillige Germanen noch das Schlachtfeld erreicht haben könnten. So hätten Arminius berittene Kontingente aus noch abgelegeneren und entfernter liegenden Gebieten zur Verfügung gestanden. Es musste nicht gerade ein Alarmritt zum Schlachtfeld gewesen sein, sodass ein normaler Tagesritt je nach dem wie scharf man es anging mit dem Reitpferd und weniger dem Arbeitspferd in früheren Jahrhunderten zwischen 50 und 60 Kilometern gelegen haben könnte. Man kannte den Zeitplan wann Varus Brakel verlassen würde und konnte sich darauf einstellen. Germanen, saßen sie denn einen Tag auf dem Pferderücken und trauten sie sich noch einen Nachtritt im Schritttempo zu, so konnten selbst noch aus dem Leinetal, Kassel, Geseke und unter Umständen auch noch aus Hameln Männer hinzugestoßen sein. Ab dem Abend im Sommerlager nachdem sich Varus möglicherweise schon mit Arminius auf die abweichende Wegeführung verständigt hatte, wäre es folglich den cheruskischen Meldereitern problemlos möglich gewesen alle germanischen Stammeszentren zu erreichen die sich der Überlieferung nach an der Varusschlacht beteiligt haben sollen. Und natürlich ritten sie auch zum Sitz des Cheruskerfürsten Segestes vermutlich an der Leine liegend, von wo aus sich bekanntlich auch Sippenangehörige von Segestes aufmachten um Arminius zu unterstützen. Voraus gesetzt Segestes, der selbst beim Abendmahl anwesend war, auch wenn er schwieg hätte dies nicht selbst übernommen. Und auch dann, wenn nicht alle Stämme ihre gesamte Streitmacht für die Varusschlacht abgestellt haben sollten, so darf man auf Basis dieses erheblichen Einzugsgebietes davon ausgehen, dass es den Germanen nicht an Kämpfern gemangelt haben dürfte. Hatte Arminius mit den Fürsten den Marschweg der Legionen abgesprochen, dann war allen die Zugstrecke von Brakel bis Borlinghausen bekannt. Kämpfer aus den Reihen der südlichen Anrainerstämme wie Chatten und Marser hätten Varus auch erst angreifen brauchen nach dem dieser sich ihren Territorien genähert hatte, sparten sich also einige Kilometer Anmarsch oder Anrittzeit. Das Kampfgebiet befand sich vollumfänglich im Siedlungsgebiet der Cherusker von dem man annimmt, dass aufgrund der Egge mit seiner trennenden Wirkung der gesamte Nethegau bis an die Diemel noch dazu gehörte, so trugen sie was auch historisch nicht verwundert die Hauptlast in dieser Befreiungsschlacht. Im Rücken der varianischen Marschszenerie liefen mit heutigen Worten gesprochen also die Drähte heiß. Man darf daher auch annehmen, dass es zuerst die Krieger der Cherusker waren die sich mit Speeren bewaffnet auf den Angriff vorbereiteten. Sie waren Arminius verpflichtet und dürften ihre Instruktionen direkt von ihm erhalten haben. Vermutlich Krieger die dem Marschzug ab Brakel in sicherem Abstand unerkannt gefolgt waren und die ihre Wohngebiete nördlich einer Linie von Bad Driburg bis Höxter hatten. Andere Cherusker werden seitlich zugestoßen sein. Da den übrigen Stämmen die Bezugspunkte im Groben bekannt waren darf man voraus setzen, dass sie sich über die nächst liegenden Routen dem späteren Kampfplatz annäherten und diese dürften damals der Luftlinie schon recht nahe gekommen sein. Aber wer wies die Neuankommenden ein und sagte jenen Bewaffneten, wo sie sich hin zu begeben hatten wenn sie völlig ortsfremd waren. Wo befand sich der Gegner der zudem noch in Bewegung war. Was mag in diesen seltsamen Stunden und Tagen der Unruhe noch alles geschehen sein, was sich selbst unserer kühnsten Phantasie entzieht. Eine ganze Region befand sich im Ausnahmezustand, war in Aufruhr versetzt und doch zum Stillschweigen verurteilt. Und wo befand sich das Befehlszentrum des germanischen Fürsten Arminius, war es die Behmburg oder saß er in diesen Stunden mehr im Sattel, als dass er auf den Füßen stand aber sprichwörtlich hatte er immer die Zügel in der Hand zu halten. Beobachtete er die Lage vor dem offenen Ausbruch vom Teufelsberg nahe Hampenhausen von erhöhter Warte aus, wo die Meldereiter der befreundeten Stämme in kurzen Abständen eintrafen damit der Kontakt zu ihnen nicht abriß. Wusste er immer genau, wo sich die Kampfverbände der Chatten, Marser oder Brukterer befanden. Hatte man sich gegenseitig Streckenabschnitte zugewiesen und wie viel musste dem Zufall überlassen bleiben. Letztlich lebt jedes Gefecht von Reaktion und Gegenreaktion, denn mit keiner Theorie lässt sich nachvollziehen, ob nicht Varus doch noch unerwartete Feldherrntalente zu Tage zauberte die man ihm nicht zugetraut hätte. Unvorhersehbare Ereignisse hätten die Planungen zunichte machen können und neue Entscheidungen waren nicht nur zu treffen sie wollten auch kommuniziert sein. So hätte urplötzlich auch ein Segestes auf Varus zureiten können um ihn vom Weitermarsch abzubringen in dem er gefesselte Cherusker den Plan verraten ließ. Aber auch die Augen all jener Unverdächtigen waren auf die Legionen gerichtet. Begleitet von den Blicken der Frauen am Wegesrand, aber auch denen der kampfunfähigen älteren Menschen die an der Zugroute lebten, die das Marschgeschehen beobachteten und nützliche Hinweise zur Lage beisteuern konnten. Sie wussten immer wo sich gerade seine Spitze und wo sich der Tross befand und konnten anrückende unkundige Horden in den Verlauf einweihen und vielleicht sogar einweisen. Hier befand sich in jenen Tagen auch eine ganze Zivilgesellschaft im Abwehrkampf gegen die sich jeder Angreifer und jede ungeliebte Kolonialmacht schwer tut. Alle werden in Ostwestfalen Hand angelegt haben um den Legionen das Vorwärtskommen zu erschweren oder ihnen das seitliche Ausbrechen unmöglich zu machen und mancher Baumstamm konnte richtig platziert dramatische Folgen für einen römischen Karren haben, jede Grube konnte einen Achsenbruch nach sich ziehen und jede kleine Finte konnte strategische Wunder vollbringen. Der Großraum Nethegau brodelte in dieser Zeit und entwickelte sich an diesem fiktiven 24.9.0009 zu einer einzigen Nachrichtenumschlagbörse bestehend aus einem kontinuierlichen Informationsfluss zwischen den Ortsansässigen und den zuströmenden Kämpfern aus den abgelegeneren Gebieten. So musste oftmals ein bloßes Armzeichen der Einheimischen ausreichen um den zuströmenden Scharen die richtige Richtung zu weisen. Krieger der Brukterer rückten von Westen an, nutzten die Hellebachschlucht oder stiegen über verwachsene Pfade die Egge hinab um an geeigneter Stelle östlich der Nethe die Reihen der Cherusker zu füllen. Cherusker östlich der Weser nutzten die seichten Stellen des Flusses zwischen Wehrden und Beverungen zum Übergang während sich die chattischen Kampfgruppen von Süden die Diemel überquerend näherten. Marser die sich möglicherweise im Verbund mit den Sugambrern auf den Kampf vorbereiteten positionierten sich vermutlich nachdem sie durch die Borlinghauser Eggeschlucht oder über Scherfede und Dalheim anrückten im südwestlichen Teil der Marschroute. Man darf spekulieren, ob die Stämme nur geschlossen angriffen oder sich mit den anderen Kampfgruppen vermischten. Wollte man nach der germanischen Mentalität urteilen, so blieben die jeweiligen Horden oder Hundertschaften bevorzugter Weise unter sich. Da man sich kannte und besser verständigen konnte bildete man geschlossene Flügel und Formationen. Wie hat man sich den Schlachtverlauf vorzustellen. Inwieweit rieb sich das am Kampf beteiligte Kontingent der Cherusker auf das vermutlich das Gefecht eröffnete. Verfolgte es Varus trotz erheblicher Verluste kämpfend und sich aufzehrend bis in den Fahlenbruch, übergab es dann den Feind den Brukterern oder Chatten die sie ablösten bis diese im weiteren Verlauf die Hauptlast an die Marser und Sugambrer abtraten, also durch sie ersetzt wurden, oder war es ein zusammen gewürfeltes Stammesgewirr, dass sich nicht mehr trennen ließ, sodass man ein stammesbezogenes Zusammengehörigkeitsempfinden aufgab. Fühlte man sich gar für diese wenigen Tage wie ein gemeinsames Großvolk, um dann wieder eigene Wege zu gehen ? Dann wäre die Varusschlacht für diese Stämme in der Tat ein erstes verbindendes Schlüsselereignis gewesen. Ein Zusammenschluss der erst einige Jahrhunderte später seine Geburt als Völkerbündnis unter den Namen Franken und Alemannen erleben sollte. Letztlich wird die Motivation, die Kondition und ihr kampfbedingter von Blessuren gezeichneter Gesundheitszustand darüber entschieden haben, wie lange man sich mit den Legionären im Nahkampf messen wollte und konnte. In der Anfangsphase hatten sich wie man weiß alle nur zögerlich dem römischen Marschzug genähert. Man wartete am geeigneten Ort auf ein Signal. Vermutlich machten die Mutigsten den Anfang und alle erhofften sich noch den Zustrom weiterer Kräfte. All diese Bewegungen blieben den Legionen lange verborgen. Da sie keine Aufklärung betrieben hatten, ihre Augen nur nach vorne gerichtet waren und sie nicht wussten, dass man hinter und seitlich von ihnen bereits den Ring geschlossen hatte. Nach dem sie Brakel verlassen hatten waren sie abgeschnitten und isoliert denn von dort kam kein römisch Gesinnter mehr zu Varus durch um ihm zu sagen wie er erschrak als er sah, dass zahlreiche germanische Horden die Brakeler Brucht überquerten und den Weg nach Süden einschlugen. Viele Anrückende und sicherlich auch Übereifrige gelangten schon unter ihren jeweiligen Rottenführern an den Vortagen in die Krisenregion und verharrten dort abwartend im Freien, andere strömten erst nach längeren Nachtmärschen vor Sonnenaufgang hinzu. Aber alle mussten solange ihr Kampfeinsatz noch nicht gefragt war ungeduldig den richtigen Zeitpunkt erkennen. Für sie galt es auf die Information zu warten, ob Varus tatsächlich am Morgen des 25.09.0009 in ihre Richtung aufbrach. Von nun an steigerte sich unter ihnen der Kampfgeist und aus ihren Reihen werden wohl auch die ersten Speere geflogen sein. Das einsetzende Kampfgebrüll und der Lärm aufeinander schlagender Waffen wird überall hörbar gewesen sein. Signalhörner schallten, das Blöcken der Zugtiere trug weit und durchgegangene Reitpferde werden allen angezeigt haben, dass die Zeit gekommen war. Kampfeshektik machte sich breit und zahlreiche Kämpfer die das Schlachtgebiet noch nicht erreicht hatten sorgten sich zum Leidwesen von Ruhm und Ehre möglicherweise schon zu spät gekommen zu sein. Man fragt sich immer wie sich alles so unauffällig unter den Augen der Römer vollzogen haben konnte und auch diese Überlegung gehört zu einer Vielzahl offener Fragen, zieht sich durch viele Theorien, wird aber immer unbeantwortet bleiben und uns zu Hypothesen zwingen. Und natürlich gehört es zu den angeborenen Instinkten sich nicht verdächtig zu machen, dazu bedurfte es keiner Instruktionen. Man hört aus Historikerkreisen oft die Erklärung, dass die germanischen Aufmarschaktivitäten von der Besatzungsmacht deshalb nicht als solche erkannt bzw. wahr genommen wurden, da man es mit der Häufung gleichzeitig statt findender Kultfeiern in Verbindung brachte, es folglich in dem damit verbundenen Treiben unterging unterschätzt dabei vielleicht aber auch, dass das Land streckenweise gut besiedelt war und Reitergruppen keine Seltenheit waren. Was die Festivitäten anbelangt, so wäre die Tagundnachtgleiche, also das Äquinoktium, in etwa gleich zu setzen mit dem kirchlichen Erntedankfest eine Erklärung, aber auch der Geburtstag von Kaiser Augustus wird heran gezogen und könnte hinein gespielt haben, obwohl er den Germanen gleichgültig gewesen sein dürfte. So gab es Gründe mit denen sich die hektische Umtriebigkeit und die spürbare Unruhe und Nervosität gut verschleiern und kaschieren ließe, aber der Nethegau ist groß und Rom war nicht überall. Erschwerend kam für die römische Kultur noch hinzu, dass es sich um für sie fremde individuelle Rituale handelte und sich Prozessionen nach unbekannter germanischer Tradition vollzogen. Bräuche und Riten die in diesem Jahr wegen der vermutlich alle neun Jahre intensiver wieder kehrenden Kultfeiern noch besonders umfangreich ausgefallen sein sollen. Wer wollte da noch eine Unterscheidung machen können. Alternativ dazu ist es jedoch denkbar und auch plausibel, dass die römischen Verbände die germanischen Kämpfer die sich ihnen bald entgegen stellen sollten gar nicht zu Gesicht bekamen, da sie andere Routen nutzten und sich verbargen. Denn die Anmarschstrecken der germanischen Krieger befanden sich weitgehend außerhalb ihres Sichtfeldes. Mit ein Grund dafür, warum man sich für ein entfernt lebendes Volk entschied, dass man für den Aufruhr verantwortlich machte. Es war eine Region in der die Germanen noch unbeobachtet und unbehelligt von römischer Einflussnahme und den Segnungen ihrer Kultur agieren konnten. Und keine waffentragende berittene Schar von Germanen wird zudem so unklug gewesen sein und hätte noch am zweiten Marschtag morgens vor Ausbruch der Schlacht freundlich grüßend den Marschweg der Legionen gekreuzt. Denn da säumte schon ein Großteil von ihnen den baldigen Spießroutenparcour und als die Schlacht entbrannte war das Versteckspiel sowieso vorbei. Kein Legionär ahnte auf dem Hinweg die Gefahr und sah auch die Brukterer nicht, die aus dem Westen, oder die übrigen Stämme die aus dem Süden hinzustießen nicht, da es in dieser Region keine römischen Kontrollposten gab. Erkannte man trotzdem Reiterscharen am Horizont, beruhte eben alles auf religiösen Motiven. Hätten die Römer sich über Waffen tragende Germanen Gedanken gemacht und Sprachkundige hätten sie befragt, dann wäre die Antwort wohl in Bruchstücken die gewesen, dass man zur Schutztruppe gehören würde und eine Anweisung von Arminius befolgte. Notfalls verwies man germanischerseits auf die Opferfeste und war unterwegs in ihre Dörfer und Wohnstätten denn an Ausreden werden sie nicht verlegen gewesen sein. Kein Römer konnte und wollte ihnen das Gegenteil beweisen, denn man war ja in einem befreundeten Land unterwegs. Alles ist zwar nur eine Frage der Darstellung, aber wenn es dann noch an der Verständigung hapert und dialektische Unterschiede erschwerend hinzu kamen erübrigt sich jede Bemühung über Kulturgrenzen hinweg zu kommunizieren. Im Anmarsch auf Hampenhausen wo sich der Zugkorridor zum Kessel zu verengen begann werden die Geräusche des einsetzenden Regens und das Rauschen des Windes in den Baumkronen das Knacken des morsches Holzes übertönt haben, dass die Massen der anrückenden Germanen verursachten. Letzte Warnzeichen die der Herbststurm zunächst noch verschluckte. Als es unüberhörbar wurde begann die Varusschlacht und nach den ersten siegreichen Zweikämpfen warfen die Germanen ihre minderwertigen Keulen weg, eigneten sich die besseren eisernen Waffen der römischen Krieger an und mit jeder Stunde wuchs nicht nur ihre Kampfkraft es könnte auch die Stunde gewesen sein in der für Germanien die römische Eisenzeit anbrach. (04.11.2021)

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