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Freitag, 1. April 2022
Das Geschehen am 3. Marschtag - Dem 2. Kampftag - Versuch einer Rekonstruktion
ulrich leyhe, 02:02h
Auch die Nacht im Notlager I., dem möglichen "prima Vari castra" fand mal ein Ende und die noch verbliebenen kampffähigen Legionäre verließen es irgendwann in den Morgenstunden. Ihre Konstitution entsprach den Umständen, ihre Zuversicht vom Vortag war dahin und ihr Selbstvertrauen angeschlagen. Aus den einst souverän auftretenden Offizieren wurden Gejagte im fremden Land. Einstige Unbefangenheit und Gutgläubigkeit hatte sich als Trugschluss erwiesen, der Generalstab hatte seinen Irrtum zu spät erkannt und der eigentliche Grund für den Marsch einen Aufruhrs zu beenden hatte in Gänze an Bedeutung verloren. Die einstige Überlegenheit war innerhalb von 24 Stunden verflogen, Verzweiflung stand ihnen ins Gesicht geschrieben, ihr Weitermarsch wurde zur Flucht und der Feind schien jetzt allgegenwärtig. So in etwa darf man ohne Übertreibung den Zustand der Armee beschreiben, nach dem was uns Cassius Dio verraten hatte. Anknüpfend an den letzten Abschnitt bewegte sich der angeschlagene römische Kriegszug dieser Theorie nach am zweiten Kampftag auf dem "Oberen Bördenweg" aus Richtung Fahlenbruch/Schweckhausen kommend nach Westen auf das heutige Peckelsheim zu. An der Nordwestflanke der Börde etwa am Oberlauf der Taufnethe angekommen trennten ihn jetzt noch etwa 8 Kilometer Luftlinie vom Einstieg in den Saltus. Bis in die Umgebung der Ortschaft Löwen marschierten sie vermutlich durch das besagte Offenland der Börde. Ein Gelände das für verdeckte germanische Angriffe nur begrenzt geeignet war. So sollte man annehmen, dass sie bis dorthin weitgehend unbehelligt blieben, worüber aber Cassius Dio andere Informationen vorlagen. Denn er berichtete auch über römische Verluste in der Phase des Abzuges. Der Ort Löwen nutzt übrigens seine exponierte Lage an der Bördekante als touristisches Aushängeschild und wirbt mit dem Slogan "Ein Dorf mit Weitblick"!. Dem hätte wohl Varus auch nichts entgegen zu setzen gehabt. Denn er empfand es vermutlich so wie es auch Cassius Dio hinterließ indem dieser am Morgen nach dem Verlassen des Lagers offenes Land erreichte. Germanien war damals durchgängig von Wald - Sumpf und Moorland überzogen und die Siedlungen der Bewohner lagen je nach Bodenqualität darin verstreut. Im Betrachtungsraum hatte es den Charakter einer Mittelgebirgsregion und war zudem geprägt von Fluss- und Bachauen samt ihren Niederungen. Mit Ausnahme der Börde dürften die unwirtlichen Böden einer auskömmlichen Landwirtschaft in weiten Bereichen entgegen gestanden haben. Da man unter Offenland aber zunächst ackerbaulich nutzbare Gegenden verstand, Kornkammer dürfte zu hoch gegriffen sein, darf man sich trotzdem die Frage stellen, wo man im Großraum vor rund 2000 Jahren eine derart begünstigte Region noch hätte antreffen können als hier, wo sich Börde als geschlossenes Anbaugebiet zeigte und eine heraus ragende Bedeutung besaß. Unzugängliche, schlecht nutzbare und zudem lang überflutete Flusslandschaften mit hohem Wasserstand zwang die Menschen Anhöhen zu nutzen und sicherlich half man auch damals schon nach in dem man sich zusätzliche Trockenzonen schuf um dem Boden bei Bedarf mehr Nahrung abgewinnen zu können. Viele der in Ostwestfalen diskutierten Varusschlachtfelder lassen sich nur mit Abstrichen mit der hier deutlich zum Ausdruck gekommenen Beschreibung "Offenland" in Verbindung bringen und die antiken Historiker erwähnten die darin liegenden Siedlungsinseln nur wenn sie im Zuge römischer Rachefeldzüge partiell verwüstet wurden. Aber hier vermutlich südlich von Schweckhausen wurden die Legionen und das vielleicht sogar unerwartet mit einer ungewöhnlich reichhaltigen Agrarlandschaft konfrontiert. Aus den Worten von Cassius Dio spricht somit auch Tröstliches und Positives und es lässt sich bei ihm ein leicht euphorischer Unterton heraus hören. Wie ein Blick in die teilweise Jahrhunderte alte Literatur zur Varusschlacht zeigt, hat man sich bislang nicht mit der nötigen Sorgfalt auf den Gesamtablauf der Varusschlacht konzentriert und näherte sich ihr bzw. beleuchtete meist nur Teilaspekte daraus. Griff mal diese oder jene Textstelle heraus bezog aber nie alle möglichen Aspekte mit ein.
Sinnvoller wäre es immer schon gewesen, ein alles umfassendes, belastbares und disziplinübergreifendes Fundament zu entwerfen in das man die zahlreichen Hinweise hätte einfügen können. So verwundert es auch nicht das noch kein Historiker die Örtlichkeiten zwischen Brakel, Schweck- und Borlinghausen näher in Betracht gezogen hat, zumal die Region nicht nur einen Saltus vorweisen kann, sondern sich auch mit dem Standort der "Arminiussäule" in Verbindung bringen lässt, einer weiteren besonderen Auffälligkeit gleich einem Alleinstellungsmerkmal. Gerät die Laienforschung in Erklärungsnöte bemüht sie gerne den Zufall. Aber war es auch ein Zufall, dass man Varus möglicherweise mithilfe des "sugambrischen Marsergespenstes" in den südlichen Nethegau lockte und lehrt nicht die vielerorts sichtbar gewordene weil durchdachte Herangehensweise des Arminius, dass dieser Mann wenig dem Zufall überließ ? Dann war es auch kein Zufall, dass er Varus genau dorthin lotste, wo er die größten Siegeschancen sah und sich genügend Kämpfer gegen Varus mobilisieren ließen. Soweit die Theorie in der Theorie. Schaut man sich die zahlreichen und oftmals akrobatischen Rechenspiele mancher in historischen Dimensionen denkenden Geschichtsfreunde an, so scheitern selbst plausible Überlegungen oftmals schnell am Vorstellungsvermögen über die Anzahl der Germanen die damals zur Verfügung standen um gegen Varus kämpfen zu können. Fielen die Prognosen, Schätzungen und Annahmen zu niedrig aus, dann stellte man schlicht und einfach fest, dass die Varusschlacht nur ein mindergroßes und maßlos übertrieben dargestelltes, gar aufgebauschtes Ereignis deutscher Geschichte gewesen sein musste. Lag der Fall umgekehrt, dann hatten da wohl doch noch ein paar mehr Germanen in der Region gelebt als allgemein angenommen. Strotzten dann die Hochrechnungen also nur so vor Massen an germanischen Kämpfern, dann war dies schlichtweg unmöglich, da Ostwestfalen damals soviel Mäuler gar nicht stopfen konnte. Verwirrung löste dann allerdings wieder Paterculus aus, der von gewaltigen drei untergegangenen Legionen et cetera sprach, oder Florus der dann diese in ihrer Gesamtheit nahe oder innerhalb eines einzigen Lagers untergehen sah, was dann wiederum die Rechenkünste beflügelte und hoch gesteckte Kalkulationen nach sich zog, die für eine erhebliche germanische Überlegenheit gesprochen hätten. Die Antwort liegt wie sich im Zuge der vielen Kapitel heraus arbeiten ließ in der Mitte. Die Germanen hatten sich nach Lage der Dinge um das Jahr 9 + keiner unbesiegbaren römischen Übermacht entgegen zu stellen. Das Unternehmen war von Anfang an nicht aussichtslos und ihren Sieg begünstigte nicht nur der Heimvorteil, sondern auch noch zahlreiche andere Faktoren. Im Zuge dieser Analyse bietet sich zusätzlich die Hypothese an, dass die geschwächte Armee, da in sich ausgehöhlt und entleert, frei nach Marbod nur noch aus einer Hülle einstiger Kampfkraft bestehend sich nun einer stabilen, gesunden und gut genährten germanischen Landbevölkerung gegenüber sah, die zudem von einem exzellenten Germanenfürsten angeführt wurde. Und da lebten sie nun, empfingen Varus quasi vor ihrer Haustür und die Distanzen die die "Bördegermanen" von dort aus zum Schlachtgebiet zurück zu legen hatten waren überschaubar und alles hilft die Frage zu beantworten wie relativ einfach es doch gewesen sein könnte, die Reste der Varusarmee am zweiten Kampftag nieder zu kämpfen. Zu berücksichtigen ist zudem, dass sich auf Basis einer Mehrtagesschlacht der Marschzug schon am ersten noch kampflosen Tag über einen Anmarschweg von Höxter nach Brakel über 25 Km erstreckte und an vielen germanischen Höfen und Siedlungen vorbei führte. Man durchquerte bewohntes Gebiet wo Sippschaften lebten unter denen sich wiederum viele Familienangehörige befanden, die Waffen führen konnten und wollten und bewegte sich beileibe nicht durch menschenleeres Ödland. Und vermutlich erst ab Hampenhausen begannen die Gefechte wo man in den Schlachtenkorridor eintrat. So lässt sich betonen, dass die Germanen definitiv keinen Mangel an Kämpfern gehabt haben dürften. Sorgen machen musste sich Arminius wohl eher um deren Ausdauer. Aber nochmal zurück zum Schauplatz bzw. zu jenem Morgen als die Varusarmee ihr, nennen wir es Basislager I. und nicht "prima Vari castra" (Tacitus) oder "Waldgebirge Lager" (Cassius Dio) oder "Gerichtslager" (Florus) bzw. "Eggius Lager" (Paterculus) verließ. Cassius Dio berichtete, dass die Römer "nach dem Verlassen" erneut Verluste zu beklagen hatten. Aber er drückt dies nicht in der drastischen Weise aus mit der er die Kämpfe beschrieb, die noch am gleichen Tag zu späterer Stunde im dichten Wald folgen sollten. Er zieht alles in einen knappen Kontext und benötigt dazu nur einen Satz der da lautet.
"Am nächsten Tag rückten sie in etwas besserer Ordnung vor, erreichten sogar offenes Land, kamen aber nicht ohne Verluste davon".
Was man sich unter der kurzen Darstellung "kamen nicht ohne Verluste davon" vorzustellen hat ist für die Verlaufsforschung der Varusschlacht nicht unbedingt relevant, aber dennoch nicht uninteressant. Denn man kann den Eindruck gewinnen, dass die Germanen der römischen Armee nach dem Verlassen des Lagers keine Verschnaufpause mehr gönnten. Genauso kann es sich aber auch nur um ein einzelnes Gefecht gehandelt haben, dass sich unmittelbar nach dem Verlassen des Lagers oder im Verlauf des Vormittages entspannte. Da wie bereits dargestellt die Germanen am längeren Hebel saßen und in dieser Phase keinen erhöhten Druck aufbauen brauchten könnte man diesen Hinweis auch als ein kurzzeitiges Geplänkel oder Scharmützel begreifen. Glaubt man Cassius Dio, was uns wohl nicht anderes übrig bleibt, dann hatte Varus dort zweifellos Verluste zu beklagen. Der Lesart zufolge nahmen sie aber keine die Mehrtagesschlacht betreffend wesentlichen Ausmaße an und tangierten den Weiterzug auch nicht in seiner Grundausrichtung. Es klingt eher nach einem weiteren Aderlass, den Varus erneut über sich und seine Armee ergehen lassen musste zumal im Offenland zu kämpfen für die Germanen aus taktischen Gründen nicht unbedingt ratsam war. Es war aber auch ein Hinweis darauf wie leidvoll und zermürbend Varus sich, ständig Angriffe befürchten zu müssen, vielleicht schon fasst apathisch wirkend und nahezu schicksalsergebend fortzubewegen schien. Andererseits sollte man die Varus noch verbliebene Schlagkraft, die erst in der Waldschlacht gebrochen wurde während des Marschgeschehens noch nicht unterschätzen. So hatte er also das im Zuge des Abzuges zur Plünderung frei gegebene Nachtlager verlassen, blickte zu Beginn und auch während des Marsches in die lichte Weite der Bördelandschaft wurde attackiert und zog weiter nach Westen in Richtung Saltus wofür er den einzig vorhandenen Weg nutzte. Irgendwann hatten die Germanen vom Nachtlager abgelassen, suchten auf parallelen Pfaden Anschluss an die römischen Verbände oder ritten ihnen einfach nur nach. Als dann die, nennen wir sie mal "plündernde Horde" den Anschlus an Varus gefunden hatte kam es möglicherweise zu dem besagten mit Verlusten verbundenen Aufeinandertreffen, dass aber kein Vergleich mit dem war, was Varus noch bevor stand. Soweit das Geschehen im rückwärtigen Bereich des römischen Marschzuges. Denn andere Germanen könnten unterdessen schon damit beschäftigt gewesen sein, sich dort zu positionieren wo Varus im Verlauf seines Marschzuges vorbei kommen musste, anders ausgedrückt sie bezogen ihre Stellungen von wo aus sie die weiteren Gefechte aufnehmen wollten. Varus rückte weiter vor und hatte jetzt westlich von Peckelsheim die Börde verlassen. Hier stieg nun das Gelände an und das bisherige Offenland ging in das ungute Waldland über. Was dann geschah verrät ein Blick in die Übersetzung der Cassius Dio Textstelle 56.21 (2) der unseren Wissenstand unter Verwendung aktueller Wortwahl verdeutlicht.
"Von dort aus (damit ist das letzte Lager gemeint) gelangten sie wieder in Waldgebiete in denen sie sich gegen ihre Angreifer zur Wehr setzten. Da sich Kavallerie und Infanterie zwischen den Bäumen auf engstem Raum fortbewegen mussten, behinderten sie sich im Kampfe gegenseitig und erlitten dadurch schwerste Verluste".
Ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass man nun das baumlose Offenland verlassen hatte. Nach den Kämpfen vor und im Fahlenbruch und den Verlusten im Verlauf des Vormittags nach dem Verlassen des Nachtlagers scheinen die Kämpfe im Wald die endgültige Niederlage eingeleitet und nahezu besiegelt haben.
"Und nun wurde der Zug des Varus der zudem von heftigen Regengüssen und Wind begleitet war, erneut angegriffen. Die Legionäre kamen nur schwer voran konnten keinen Tritt fassen und die Wetterverhältnisse hinderten sie am Gebrauch ihrer Waffen. Denn sie konnten weder mit ihren Bögen noch mit ihren Wurfspeeren, noch mit ihren Schilden erfolgreich agieren, da diese völlig durchnässt waren und immer schwerer wurden. Ihre germanischen Gegner hingegen litten weniger darunter, da sie leicht ausgerüstet waren, sich ungehindert annähern und nach belieben wieder zurückziehen konnten. Darüber hinaus hatten die feindlichen Streitkräfte stark zugenommen, da viele von ihnen, die zunächst wankten, sich aber nun in der Erwartung plündern zu können ihnen anschlossen. So konnten sie die Römer leichter einkreisen und nieder schlagen, deren Reihen jetzt ausgedünnt waren, da in den früheren Kämpfen schon viele umgekommen waren".
Das fatale und extrem verlustreiche wird in dieser Phase deutlich und Cassius Dio eröffnet damit den Schlussakt. Soweit auszugsweise die Interpretation der Textstelle 56.21. Und wieder ist es nur ein einziges scheinbar unauffälliges Wort, das uns hier weiter hilft. Es lautet der Übersetzung nach schlicht und einfach "wieder" kann aber auch mit "erneut" übersetzt werden. So bedeutet es, dass man aus dem Wald des letzten Nachtlagers heraus kam, vorübergehend in der offenen Landschaft unterwegs war, während dessen auch Verluste erlitt, dann aber "wieder" in tückische Waldgebiete eintauchte. Ein Blick auf die Landkarte und der Verlauf der Strecke zeigt es an. Denn daran lässt sich ablesen, wo es sich in etwa zugetragen haben könnte. Sie kamen von Schweckhausen, ihr Zugkorridor war durch den Oberen Bördenweg vorgegeben und der Saltus sollte den Endpunkt markieren. Man hielt sich demnach westlich von Peckelsheim auf und ab dort veränderte sich zusehend wieder die Landschaft zu dem aus römischer Sicht betrachteten Nachteil, da man hier den Nordwestwinkel der Warburger Börde verlassen musste. Das heutige Löwen befand sich südwestlich von Varus und im Westen lagen vor dem Saltus jetzt nur noch zwei bewaldete leichte Höhenrücken die aber den Blick auf die dahinter liegende Egge noch etwas versperrten. Aber die Unvergänglichkeit der Geographie hält sich auch heute noch an die Beschreibung die uns Cassius Dio hinterließ. Denn die Legionen hatten auf dem Weg bis zum Saltus nachdem sie die offene Börde verlassen hatten in der Tat "wieder bzw. erneut" Waldgebiete zu passieren und diese befinden sich auch heute noch unverrückbar da, wo sie sich auch schon damals ausdehnten, nämlich zwischen Peckelsheim und Borlinghausen und zu Varuszeiten dürfte sie noch nahtlos in die Ausläufer und Hangwälder der Egge übergegangen sein. Diese Waldgebiete könnte Cassius Dio erwähnt haben. Sie erstreckten sich über die zwei Höhen rund sieben Marschkilometer westlich des vermeintlichen Nachtlagers im Fahlenbruch. Und sie befanden sich da, wo es hinter Peckelsheim für den Ackerbau begann uninteressant zu werden. Die römischen Legionäre mussten nun in ihrer desolaten Verfassung zu jeder Zeit mit dem Gegner rechnen, der sie sogar schon auf freiem Feld attackiert hatte und erwarteten in den vor ihnen liegenden Waldgebieten nun den entscheidenden Schlagabtausch. Das Arminius schon im deckungslosen Offenland angriff könnte auch für seine Überlegenheit gesprochen haben und nicht nur für den Übermut seiner Cherusker, denn unnötige Opfer auf seiner Seite wird er vermieden haben und über waghalsige Unternehmungen anderer Stammesführer schweigen die Quellen. Man hatte am Vortag die Grundlage für den Sieg geschaffen. Varus war noch immer stark aber auch deutlich geschwächt, stand jetzt isoliert und auf sich allein gestellt mitten in Germanien und hatte immer noch einige Kilometer bis zur Egge vor sich was den Germanen genügend Raum bot, die Schlacht in ihrem Sinne zu Ende zu führen. Im von Cassius Dio überlieferten Waldgebiet errichtete Arminius nach dem Fahlenbruch die zweite Front. Aber hier erwartete Varus keinen Überraschungsangriff und hier tat sich auch kein plötzlicher Hinterhalt auf und hier konnten demzufolge auch die Germanen diesen Vorteil kein zweites Mal mehr für sich verbuchen. Denn während auf die Gefechte am Vortag noch der Name Marschgefecht zutrifft, fand das nun folgende Schlachtgeschehen unter völlig anderen Voraussetzungen statt, denn hier vollzog sich ein Gefecht mit Ansage, was aber für Arminius mit keinem Nachteil mehr verbunden war. Hier musste Varus mit einem Angriff rechnen und hier bündelte Arminius daher auch seine Kräfte und erzwang die Entscheidung. Ältere Karten zeigen, dass der alte Bördenweg von Borlinghausen vorbei an der stattlichen Eiche bis Peckelsheim durch Wald verlief. Dieser Theorie nach kämpften die Cherusker im eigenen Stammesgebiet und infolgedessen ruhte auch auf ihnen die Hauptlast und Verantwortung für das Gelingen der gesamten Schlacht. Aber im Zuge des Marschgeschehens am zweiten Kampftag ist auch noch ein Blick auf die germanischen Siegerstämme fällig. Unser Wissenstand über die Völker, die den Cheruskern damals beistanden beruht auf recherchierbaren Grenzziehungen zu den infrage kommenden und sie unterstützenden Anrainerstämmen. Es waren die in der Nähe zu ihnen siedelnden Brukterer, Marser/Sugambrer und Chatten, während die weiter nördlich siedelnden späteren Bündnispartner wie Angrivarier, Dulgubiner möglicherweise auch Suevi nicht in Betracht kamen und auch in den Quellen im Zuge der Varusschlacht keine Erwähnung fanden. Da solch eine Großtat ein einzelnes Naturvolk trotz günstiger Voraussetzungen wie es etwa die Börde- und Waldlandschaften boten überfordert hätte, tat das cheruskische Fürstenhaus gut daran die in der Region lebenden Stämme in die Allianz einzubinden. Aufgrund der Lage des Schlachtfeldes im mittleren Nethegau, das sich im weiteren Verlauf in den Südwestwinkel des Stammesgebietes verlagerte brauchte Arminius zunächst nur jene Völker in die Allianz einbeziehen, die in diesem Umfeld an der Diemel, auf dem Sintfeld oder dem Sorat sesshaft waren. Kämpfer auch aus größeren Entfernungen sind natürlich nicht auszuschließen. Man darf annehmen Arminius habe die römische Resttruppe aus taktischen Gründen auf ihrem Zug in den "Wald der nassen Wurzeln" in relativer Sicherheit gewogen bevor er die Entscheidungsschlacht suchte. Und hier auf den bewaldeten Höhenrücken wollte er sie statt finden lassen. Vielleicht war es auch kein Zufall, dass man sich der Tradition verpflichtend dafür entschieden hatte. Ein Waldgebiet übersät mit Relikten und Ritualplätzen der Altvorderen. Stein- und Hügelgräber, die selbst aus cheruskischer Sicht schon prähistorischen Charakter besaßen. Hier kam die römische Armee nach dem Marsch den sie nach dem Verlassen des Fahlenbruch Lagers zurück gelegt hatten bereits geschwächt an, hatte an Dynamik eingebüßt und wurde gestoppt. Ihr Marsch war mit erheblichen Verlusten verbunden, ihre Kräfte dürften aufgebraucht gewesen sein und die Strapazen hatten ihnen die Widerstandskraft genommen. Die Germanen verschanzten sich in den Waldgebieten die die Legionen durchqueren mussten um zum Eggeaufstieg zu gelangen. Aufgrund der erhöhten Lage konnten die germanischen Späher Varus und sein Heer kommen sehen. Aus welchen Richtungen die Germanen in dieses Waldgebiet vorstießen lässt sich aus ihrer jeweiligen Stammeszugehörigkeit und ihren Siedlungsgebieten zurück verfolgen. Abordnungen umliegender Stämme bis weit über eine Tagesmarschdistanz hinaus werden den Saltus abgestiegen sein, kamen aus Richtung Bonenburg und Ikenhausen oder zogen längst der Egge heran. Schlägt man dazu nur einen 20 Kilometer Kreis der seinen Mittelpunkt an der Peckelsheimer Feldwegkreuzung Mark/Grundweg hat, dann lässt sich der Einzugsbereich aufgrund der Marschleistung schnell ermitteln. Es hatte sich herum gesprochen, dass Varus schon ein Großteil seiner Männer verloren hatte und es um seine Schlagkraft und Moral nicht mehr zum Besten stand und alle hatten von den Bränden im letzten Nachtlager erfahren oder die Rauchwolken gesehen. Wollte man in die Schlacht eingreifen, so war ihnen bewusst, dass sich auch ihr Risiko jetzt erheblich reduziert hatte. Aber es werden sich auch Germanen an der Endschlacht beteiligt haben die an den Kämpfen des Vortages gar nicht teilgenommen, die noch nie Kontakt zur Varusarmee, geschweige denn überhaupt jemals einen römischen Soldaten von Nahem gesehen hatten. Die bewaldeten Höhen zwischen Peckelsheim und Borlinghausen trennten die Börde von der Egge, bildeten den letzten Riegel vor dem Saltus und waren wie geschaffen um darin die Schlacht auszutragen. Ein gut gewähltes Kampfgebiet und wer schon mal zu Pferde durch einen Wald ritt kann nachvollziehen wie es der römischen Kavallerie erging. Hier musste die Varusarmee ihre Geschlossenheit aufgeben und verlor im Unterholz den Kontakt zueinander. Die Region lag im Schwerpunkt der sich damals zur Wehr setzenden germanischen Stämme und wo man sich unmittelbar bedroht fühlt oder man sich Beute verspricht, da entwickelt man auch den nötigen Kampfgeist. Also schwer vorstellbar, dass auch die Festlegung auf diese Örtlichkeiten dem puren Zufall entsprungen sein soll, oder möchten wir wieder in überwunden geglaubte Gedankenwelten zurück verfallen und unseren Altvorderen das nötige Talent und die Fähigkeit absprechen durchdachte Strategien entwickeln zu können. Und da sich die Herangehensweisen nicht nur von in Notlagen geratenen Naturvölkern gleichen und bis in unsere Tage unverändert geblieben sind, lassen sich auch viele überholt geglaubte Methoden übertragen und immer noch anwenden, wenn sich der Mensch den Schlachten entscheidenden Wildwuchs der Natur zunutze machen muss. Sollte sich in der Zukunft im Lichte neuer Erkenntnisse herausstellen, dass sich die Kämpfe auf parallelen Trassen vollzogen, so lassen sich die hier gewonnenen Prinzipien auch als Basis, Richtschnur oder Stütze nutzen und können auch bei abweichenden Theorien zum Leitgedanken werden. (01.04.2022)
Sinnvoller wäre es immer schon gewesen, ein alles umfassendes, belastbares und disziplinübergreifendes Fundament zu entwerfen in das man die zahlreichen Hinweise hätte einfügen können. So verwundert es auch nicht das noch kein Historiker die Örtlichkeiten zwischen Brakel, Schweck- und Borlinghausen näher in Betracht gezogen hat, zumal die Region nicht nur einen Saltus vorweisen kann, sondern sich auch mit dem Standort der "Arminiussäule" in Verbindung bringen lässt, einer weiteren besonderen Auffälligkeit gleich einem Alleinstellungsmerkmal. Gerät die Laienforschung in Erklärungsnöte bemüht sie gerne den Zufall. Aber war es auch ein Zufall, dass man Varus möglicherweise mithilfe des "sugambrischen Marsergespenstes" in den südlichen Nethegau lockte und lehrt nicht die vielerorts sichtbar gewordene weil durchdachte Herangehensweise des Arminius, dass dieser Mann wenig dem Zufall überließ ? Dann war es auch kein Zufall, dass er Varus genau dorthin lotste, wo er die größten Siegeschancen sah und sich genügend Kämpfer gegen Varus mobilisieren ließen. Soweit die Theorie in der Theorie. Schaut man sich die zahlreichen und oftmals akrobatischen Rechenspiele mancher in historischen Dimensionen denkenden Geschichtsfreunde an, so scheitern selbst plausible Überlegungen oftmals schnell am Vorstellungsvermögen über die Anzahl der Germanen die damals zur Verfügung standen um gegen Varus kämpfen zu können. Fielen die Prognosen, Schätzungen und Annahmen zu niedrig aus, dann stellte man schlicht und einfach fest, dass die Varusschlacht nur ein mindergroßes und maßlos übertrieben dargestelltes, gar aufgebauschtes Ereignis deutscher Geschichte gewesen sein musste. Lag der Fall umgekehrt, dann hatten da wohl doch noch ein paar mehr Germanen in der Region gelebt als allgemein angenommen. Strotzten dann die Hochrechnungen also nur so vor Massen an germanischen Kämpfern, dann war dies schlichtweg unmöglich, da Ostwestfalen damals soviel Mäuler gar nicht stopfen konnte. Verwirrung löste dann allerdings wieder Paterculus aus, der von gewaltigen drei untergegangenen Legionen et cetera sprach, oder Florus der dann diese in ihrer Gesamtheit nahe oder innerhalb eines einzigen Lagers untergehen sah, was dann wiederum die Rechenkünste beflügelte und hoch gesteckte Kalkulationen nach sich zog, die für eine erhebliche germanische Überlegenheit gesprochen hätten. Die Antwort liegt wie sich im Zuge der vielen Kapitel heraus arbeiten ließ in der Mitte. Die Germanen hatten sich nach Lage der Dinge um das Jahr 9 + keiner unbesiegbaren römischen Übermacht entgegen zu stellen. Das Unternehmen war von Anfang an nicht aussichtslos und ihren Sieg begünstigte nicht nur der Heimvorteil, sondern auch noch zahlreiche andere Faktoren. Im Zuge dieser Analyse bietet sich zusätzlich die Hypothese an, dass die geschwächte Armee, da in sich ausgehöhlt und entleert, frei nach Marbod nur noch aus einer Hülle einstiger Kampfkraft bestehend sich nun einer stabilen, gesunden und gut genährten germanischen Landbevölkerung gegenüber sah, die zudem von einem exzellenten Germanenfürsten angeführt wurde. Und da lebten sie nun, empfingen Varus quasi vor ihrer Haustür und die Distanzen die die "Bördegermanen" von dort aus zum Schlachtgebiet zurück zu legen hatten waren überschaubar und alles hilft die Frage zu beantworten wie relativ einfach es doch gewesen sein könnte, die Reste der Varusarmee am zweiten Kampftag nieder zu kämpfen. Zu berücksichtigen ist zudem, dass sich auf Basis einer Mehrtagesschlacht der Marschzug schon am ersten noch kampflosen Tag über einen Anmarschweg von Höxter nach Brakel über 25 Km erstreckte und an vielen germanischen Höfen und Siedlungen vorbei führte. Man durchquerte bewohntes Gebiet wo Sippschaften lebten unter denen sich wiederum viele Familienangehörige befanden, die Waffen führen konnten und wollten und bewegte sich beileibe nicht durch menschenleeres Ödland. Und vermutlich erst ab Hampenhausen begannen die Gefechte wo man in den Schlachtenkorridor eintrat. So lässt sich betonen, dass die Germanen definitiv keinen Mangel an Kämpfern gehabt haben dürften. Sorgen machen musste sich Arminius wohl eher um deren Ausdauer. Aber nochmal zurück zum Schauplatz bzw. zu jenem Morgen als die Varusarmee ihr, nennen wir es Basislager I. und nicht "prima Vari castra" (Tacitus) oder "Waldgebirge Lager" (Cassius Dio) oder "Gerichtslager" (Florus) bzw. "Eggius Lager" (Paterculus) verließ. Cassius Dio berichtete, dass die Römer "nach dem Verlassen" erneut Verluste zu beklagen hatten. Aber er drückt dies nicht in der drastischen Weise aus mit der er die Kämpfe beschrieb, die noch am gleichen Tag zu späterer Stunde im dichten Wald folgen sollten. Er zieht alles in einen knappen Kontext und benötigt dazu nur einen Satz der da lautet.
"Am nächsten Tag rückten sie in etwas besserer Ordnung vor, erreichten sogar offenes Land, kamen aber nicht ohne Verluste davon".
Was man sich unter der kurzen Darstellung "kamen nicht ohne Verluste davon" vorzustellen hat ist für die Verlaufsforschung der Varusschlacht nicht unbedingt relevant, aber dennoch nicht uninteressant. Denn man kann den Eindruck gewinnen, dass die Germanen der römischen Armee nach dem Verlassen des Lagers keine Verschnaufpause mehr gönnten. Genauso kann es sich aber auch nur um ein einzelnes Gefecht gehandelt haben, dass sich unmittelbar nach dem Verlassen des Lagers oder im Verlauf des Vormittages entspannte. Da wie bereits dargestellt die Germanen am längeren Hebel saßen und in dieser Phase keinen erhöhten Druck aufbauen brauchten könnte man diesen Hinweis auch als ein kurzzeitiges Geplänkel oder Scharmützel begreifen. Glaubt man Cassius Dio, was uns wohl nicht anderes übrig bleibt, dann hatte Varus dort zweifellos Verluste zu beklagen. Der Lesart zufolge nahmen sie aber keine die Mehrtagesschlacht betreffend wesentlichen Ausmaße an und tangierten den Weiterzug auch nicht in seiner Grundausrichtung. Es klingt eher nach einem weiteren Aderlass, den Varus erneut über sich und seine Armee ergehen lassen musste zumal im Offenland zu kämpfen für die Germanen aus taktischen Gründen nicht unbedingt ratsam war. Es war aber auch ein Hinweis darauf wie leidvoll und zermürbend Varus sich, ständig Angriffe befürchten zu müssen, vielleicht schon fasst apathisch wirkend und nahezu schicksalsergebend fortzubewegen schien. Andererseits sollte man die Varus noch verbliebene Schlagkraft, die erst in der Waldschlacht gebrochen wurde während des Marschgeschehens noch nicht unterschätzen. So hatte er also das im Zuge des Abzuges zur Plünderung frei gegebene Nachtlager verlassen, blickte zu Beginn und auch während des Marsches in die lichte Weite der Bördelandschaft wurde attackiert und zog weiter nach Westen in Richtung Saltus wofür er den einzig vorhandenen Weg nutzte. Irgendwann hatten die Germanen vom Nachtlager abgelassen, suchten auf parallelen Pfaden Anschluss an die römischen Verbände oder ritten ihnen einfach nur nach. Als dann die, nennen wir sie mal "plündernde Horde" den Anschlus an Varus gefunden hatte kam es möglicherweise zu dem besagten mit Verlusten verbundenen Aufeinandertreffen, dass aber kein Vergleich mit dem war, was Varus noch bevor stand. Soweit das Geschehen im rückwärtigen Bereich des römischen Marschzuges. Denn andere Germanen könnten unterdessen schon damit beschäftigt gewesen sein, sich dort zu positionieren wo Varus im Verlauf seines Marschzuges vorbei kommen musste, anders ausgedrückt sie bezogen ihre Stellungen von wo aus sie die weiteren Gefechte aufnehmen wollten. Varus rückte weiter vor und hatte jetzt westlich von Peckelsheim die Börde verlassen. Hier stieg nun das Gelände an und das bisherige Offenland ging in das ungute Waldland über. Was dann geschah verrät ein Blick in die Übersetzung der Cassius Dio Textstelle 56.21 (2) der unseren Wissenstand unter Verwendung aktueller Wortwahl verdeutlicht.
"Von dort aus (damit ist das letzte Lager gemeint) gelangten sie wieder in Waldgebiete in denen sie sich gegen ihre Angreifer zur Wehr setzten. Da sich Kavallerie und Infanterie zwischen den Bäumen auf engstem Raum fortbewegen mussten, behinderten sie sich im Kampfe gegenseitig und erlitten dadurch schwerste Verluste".
Ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass man nun das baumlose Offenland verlassen hatte. Nach den Kämpfen vor und im Fahlenbruch und den Verlusten im Verlauf des Vormittags nach dem Verlassen des Nachtlagers scheinen die Kämpfe im Wald die endgültige Niederlage eingeleitet und nahezu besiegelt haben.
"Und nun wurde der Zug des Varus der zudem von heftigen Regengüssen und Wind begleitet war, erneut angegriffen. Die Legionäre kamen nur schwer voran konnten keinen Tritt fassen und die Wetterverhältnisse hinderten sie am Gebrauch ihrer Waffen. Denn sie konnten weder mit ihren Bögen noch mit ihren Wurfspeeren, noch mit ihren Schilden erfolgreich agieren, da diese völlig durchnässt waren und immer schwerer wurden. Ihre germanischen Gegner hingegen litten weniger darunter, da sie leicht ausgerüstet waren, sich ungehindert annähern und nach belieben wieder zurückziehen konnten. Darüber hinaus hatten die feindlichen Streitkräfte stark zugenommen, da viele von ihnen, die zunächst wankten, sich aber nun in der Erwartung plündern zu können ihnen anschlossen. So konnten sie die Römer leichter einkreisen und nieder schlagen, deren Reihen jetzt ausgedünnt waren, da in den früheren Kämpfen schon viele umgekommen waren".
Das fatale und extrem verlustreiche wird in dieser Phase deutlich und Cassius Dio eröffnet damit den Schlussakt. Soweit auszugsweise die Interpretation der Textstelle 56.21. Und wieder ist es nur ein einziges scheinbar unauffälliges Wort, das uns hier weiter hilft. Es lautet der Übersetzung nach schlicht und einfach "wieder" kann aber auch mit "erneut" übersetzt werden. So bedeutet es, dass man aus dem Wald des letzten Nachtlagers heraus kam, vorübergehend in der offenen Landschaft unterwegs war, während dessen auch Verluste erlitt, dann aber "wieder" in tückische Waldgebiete eintauchte. Ein Blick auf die Landkarte und der Verlauf der Strecke zeigt es an. Denn daran lässt sich ablesen, wo es sich in etwa zugetragen haben könnte. Sie kamen von Schweckhausen, ihr Zugkorridor war durch den Oberen Bördenweg vorgegeben und der Saltus sollte den Endpunkt markieren. Man hielt sich demnach westlich von Peckelsheim auf und ab dort veränderte sich zusehend wieder die Landschaft zu dem aus römischer Sicht betrachteten Nachteil, da man hier den Nordwestwinkel der Warburger Börde verlassen musste. Das heutige Löwen befand sich südwestlich von Varus und im Westen lagen vor dem Saltus jetzt nur noch zwei bewaldete leichte Höhenrücken die aber den Blick auf die dahinter liegende Egge noch etwas versperrten. Aber die Unvergänglichkeit der Geographie hält sich auch heute noch an die Beschreibung die uns Cassius Dio hinterließ. Denn die Legionen hatten auf dem Weg bis zum Saltus nachdem sie die offene Börde verlassen hatten in der Tat "wieder bzw. erneut" Waldgebiete zu passieren und diese befinden sich auch heute noch unverrückbar da, wo sie sich auch schon damals ausdehnten, nämlich zwischen Peckelsheim und Borlinghausen und zu Varuszeiten dürfte sie noch nahtlos in die Ausläufer und Hangwälder der Egge übergegangen sein. Diese Waldgebiete könnte Cassius Dio erwähnt haben. Sie erstreckten sich über die zwei Höhen rund sieben Marschkilometer westlich des vermeintlichen Nachtlagers im Fahlenbruch. Und sie befanden sich da, wo es hinter Peckelsheim für den Ackerbau begann uninteressant zu werden. Die römischen Legionäre mussten nun in ihrer desolaten Verfassung zu jeder Zeit mit dem Gegner rechnen, der sie sogar schon auf freiem Feld attackiert hatte und erwarteten in den vor ihnen liegenden Waldgebieten nun den entscheidenden Schlagabtausch. Das Arminius schon im deckungslosen Offenland angriff könnte auch für seine Überlegenheit gesprochen haben und nicht nur für den Übermut seiner Cherusker, denn unnötige Opfer auf seiner Seite wird er vermieden haben und über waghalsige Unternehmungen anderer Stammesführer schweigen die Quellen. Man hatte am Vortag die Grundlage für den Sieg geschaffen. Varus war noch immer stark aber auch deutlich geschwächt, stand jetzt isoliert und auf sich allein gestellt mitten in Germanien und hatte immer noch einige Kilometer bis zur Egge vor sich was den Germanen genügend Raum bot, die Schlacht in ihrem Sinne zu Ende zu führen. Im von Cassius Dio überlieferten Waldgebiet errichtete Arminius nach dem Fahlenbruch die zweite Front. Aber hier erwartete Varus keinen Überraschungsangriff und hier tat sich auch kein plötzlicher Hinterhalt auf und hier konnten demzufolge auch die Germanen diesen Vorteil kein zweites Mal mehr für sich verbuchen. Denn während auf die Gefechte am Vortag noch der Name Marschgefecht zutrifft, fand das nun folgende Schlachtgeschehen unter völlig anderen Voraussetzungen statt, denn hier vollzog sich ein Gefecht mit Ansage, was aber für Arminius mit keinem Nachteil mehr verbunden war. Hier musste Varus mit einem Angriff rechnen und hier bündelte Arminius daher auch seine Kräfte und erzwang die Entscheidung. Ältere Karten zeigen, dass der alte Bördenweg von Borlinghausen vorbei an der stattlichen Eiche bis Peckelsheim durch Wald verlief. Dieser Theorie nach kämpften die Cherusker im eigenen Stammesgebiet und infolgedessen ruhte auch auf ihnen die Hauptlast und Verantwortung für das Gelingen der gesamten Schlacht. Aber im Zuge des Marschgeschehens am zweiten Kampftag ist auch noch ein Blick auf die germanischen Siegerstämme fällig. Unser Wissenstand über die Völker, die den Cheruskern damals beistanden beruht auf recherchierbaren Grenzziehungen zu den infrage kommenden und sie unterstützenden Anrainerstämmen. Es waren die in der Nähe zu ihnen siedelnden Brukterer, Marser/Sugambrer und Chatten, während die weiter nördlich siedelnden späteren Bündnispartner wie Angrivarier, Dulgubiner möglicherweise auch Suevi nicht in Betracht kamen und auch in den Quellen im Zuge der Varusschlacht keine Erwähnung fanden. Da solch eine Großtat ein einzelnes Naturvolk trotz günstiger Voraussetzungen wie es etwa die Börde- und Waldlandschaften boten überfordert hätte, tat das cheruskische Fürstenhaus gut daran die in der Region lebenden Stämme in die Allianz einzubinden. Aufgrund der Lage des Schlachtfeldes im mittleren Nethegau, das sich im weiteren Verlauf in den Südwestwinkel des Stammesgebietes verlagerte brauchte Arminius zunächst nur jene Völker in die Allianz einbeziehen, die in diesem Umfeld an der Diemel, auf dem Sintfeld oder dem Sorat sesshaft waren. Kämpfer auch aus größeren Entfernungen sind natürlich nicht auszuschließen. Man darf annehmen Arminius habe die römische Resttruppe aus taktischen Gründen auf ihrem Zug in den "Wald der nassen Wurzeln" in relativer Sicherheit gewogen bevor er die Entscheidungsschlacht suchte. Und hier auf den bewaldeten Höhenrücken wollte er sie statt finden lassen. Vielleicht war es auch kein Zufall, dass man sich der Tradition verpflichtend dafür entschieden hatte. Ein Waldgebiet übersät mit Relikten und Ritualplätzen der Altvorderen. Stein- und Hügelgräber, die selbst aus cheruskischer Sicht schon prähistorischen Charakter besaßen. Hier kam die römische Armee nach dem Marsch den sie nach dem Verlassen des Fahlenbruch Lagers zurück gelegt hatten bereits geschwächt an, hatte an Dynamik eingebüßt und wurde gestoppt. Ihr Marsch war mit erheblichen Verlusten verbunden, ihre Kräfte dürften aufgebraucht gewesen sein und die Strapazen hatten ihnen die Widerstandskraft genommen. Die Germanen verschanzten sich in den Waldgebieten die die Legionen durchqueren mussten um zum Eggeaufstieg zu gelangen. Aufgrund der erhöhten Lage konnten die germanischen Späher Varus und sein Heer kommen sehen. Aus welchen Richtungen die Germanen in dieses Waldgebiet vorstießen lässt sich aus ihrer jeweiligen Stammeszugehörigkeit und ihren Siedlungsgebieten zurück verfolgen. Abordnungen umliegender Stämme bis weit über eine Tagesmarschdistanz hinaus werden den Saltus abgestiegen sein, kamen aus Richtung Bonenburg und Ikenhausen oder zogen längst der Egge heran. Schlägt man dazu nur einen 20 Kilometer Kreis der seinen Mittelpunkt an der Peckelsheimer Feldwegkreuzung Mark/Grundweg hat, dann lässt sich der Einzugsbereich aufgrund der Marschleistung schnell ermitteln. Es hatte sich herum gesprochen, dass Varus schon ein Großteil seiner Männer verloren hatte und es um seine Schlagkraft und Moral nicht mehr zum Besten stand und alle hatten von den Bränden im letzten Nachtlager erfahren oder die Rauchwolken gesehen. Wollte man in die Schlacht eingreifen, so war ihnen bewusst, dass sich auch ihr Risiko jetzt erheblich reduziert hatte. Aber es werden sich auch Germanen an der Endschlacht beteiligt haben die an den Kämpfen des Vortages gar nicht teilgenommen, die noch nie Kontakt zur Varusarmee, geschweige denn überhaupt jemals einen römischen Soldaten von Nahem gesehen hatten. Die bewaldeten Höhen zwischen Peckelsheim und Borlinghausen trennten die Börde von der Egge, bildeten den letzten Riegel vor dem Saltus und waren wie geschaffen um darin die Schlacht auszutragen. Ein gut gewähltes Kampfgebiet und wer schon mal zu Pferde durch einen Wald ritt kann nachvollziehen wie es der römischen Kavallerie erging. Hier musste die Varusarmee ihre Geschlossenheit aufgeben und verlor im Unterholz den Kontakt zueinander. Die Region lag im Schwerpunkt der sich damals zur Wehr setzenden germanischen Stämme und wo man sich unmittelbar bedroht fühlt oder man sich Beute verspricht, da entwickelt man auch den nötigen Kampfgeist. Also schwer vorstellbar, dass auch die Festlegung auf diese Örtlichkeiten dem puren Zufall entsprungen sein soll, oder möchten wir wieder in überwunden geglaubte Gedankenwelten zurück verfallen und unseren Altvorderen das nötige Talent und die Fähigkeit absprechen durchdachte Strategien entwickeln zu können. Und da sich die Herangehensweisen nicht nur von in Notlagen geratenen Naturvölkern gleichen und bis in unsere Tage unverändert geblieben sind, lassen sich auch viele überholt geglaubte Methoden übertragen und immer noch anwenden, wenn sich der Mensch den Schlachten entscheidenden Wildwuchs der Natur zunutze machen muss. Sollte sich in der Zukunft im Lichte neuer Erkenntnisse herausstellen, dass sich die Kämpfe auf parallelen Trassen vollzogen, so lassen sich die hier gewonnenen Prinzipien auch als Basis, Richtschnur oder Stütze nutzen und können auch bei abweichenden Theorien zum Leitgedanken werden. (01.04.2022)
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Montag, 7. März 2022
Stand das Varusheer am Nordrand der Warburger Börde ? Cassius Dio wusste wo die Varusschlacht tobte - ohne es zu wissen.
ulrich leyhe, 13:37h
Zugegeben die Überschrift klingt etwas kryptisch, aber im Verlauf dieses Kapitels wird deutlich was damit gemeint ist. Während sich der Schlachtort mithilfe des geflüchteten Legionärs samt Adler dank der Florus Überlieferung etwas eingrenzen lässt, wird Cassius Dio einen Hauch deutlicher. Er ist unser einziger Gewährsmann und das nicht nur über die kritische Phase als die geschundenen Reste der Varusarmee jene Örtlichkeit verließen, bei der es sich vermutlich um das "prima Vari castra" handelte. Denn nach ihm zu urteilen sollte der morgendliche Abzug noch mit diversen Besonderheiten aufwarten die unser Kombinationstalent heraus fordern. Betrachtet man vieles von dem was er hinterließ, so lässt sich daraus wieder einiges über seinen Stil und seine Methodik in Erfahrung bringen. Aber seine kurzen wie abgehackt wirkenden unklaren syntaktischen Strukturen, Interpunktionen als auch sein Satzaufbau stören durchgängig die Suche nach der nötigen Reihenfolge und erschweren eigene Vorstellungen darüber zu entwickeln was damals geschah, aber es kann gelingen. Es ist das uns hinreichend bekannte "Diotypische Dilemma", das unsere Analysefähigkeit eintrübt aber gleichzeitig anspornt. Aber innerhalb seiner Textstelle 56.21 (1) wird er dann für seine Verhältnisse erstaunlich "deutlich" und es liest sich wie folgt.
So berichtet er zunächst über das Verbrennen und Zurücklassen allen Überflüssigem, doch dann folgen der Reihenfolge nach drei interessante Passagen die mehr verraten als man im ersten Moment annehmen könnte.
:....sie konnten in etwas besserer Ordnung weiter ziehen.
:....sie erreichten dann sogar offenes Gelände.
:....sie erlitten auch bei ihrem Abzug Verluste.
Es sind knappe aber dennoch informative Botschaften mit ungewöhnlicher Aussagekraft. So lässt es die Interpretation der Zeilen in dieser Abfolge zu, dass es den Römern gelungen sein soll innerhalb eines diszipliniert aufgestellten Marschzuges weiter ziehen zu können. Es ist dies ein versteckter, aber doch klar zum Ausdruck gekommener Hinweis darauf wie planlos und ungeordnet es tags zuvor zugegangen sein muss. Nach den Darstellungen des ersten Kampftages, als die Legionäre gezwungen waren unter schwierigsten Bedingungen und nahezu chaotisch Einzug in ihr provisorisches Lager halten zu müssen, klingt diese Beschreibung so, als hätten es die Kämpfer wie eine Erlösung empfunden. Sich also wie befreit gefühlt endlich wieder die Initiative der Fortbewegung ergreifen zu können. Man kann sich vorstellen, dass sich am Morgen nach einer heiklen Nacht eine Armee auch zur Selbstbeherrschung zwingen musste um beim Gegner noch den Eindruck wehrhafter Geschlossenheit zu hinterlassen. Disziplin zu zeigen und damit Abschreckung zur Schau zu tragen war nun das Gebot der Stunde. Germanischerseits betrachtete man das Szenario zunächst wohl abwartend und aus sicherer Distanz und ließ die Legionäre in dieser Phase vermutlich noch unbehelligt. Warum auch sollten sie sich schon unmittelbar nach dem Abzug erneut ins Gefecht stürzen und sich ohne Not einem relativ ausgeruhten und frisch motivierten Feind in den Weg stellen der in der Nacht Zeit hatte, die letzten Reserven zu sammeln. Sie hatten noch den ganzen Tag Zeit um ihren Plan zu Ende zu bringen und konnten sich aussuchen, wo sie als Nächstes und für sich am Gefahrlosesten angreifen wollten. Ihnen also schon frühzeitig weitere Kämpfe aufzuzwingen war unnötig, denn die germanische Gesamtstrategie war auf Zermürbung ausgerichtet, was ihnen auch zum Sieg verhelfen sollte. Trotzdem ist nicht auszuschließen, dass es zu vereinzelten kriegerischen Handlungen vielleicht übereifriger Germanen kam. Für Varus hingegen glich der Ausmarsch mehr einem Ausbruch. Mit dem Mut der Verzweiflung ging man es an diesem Morgen an und unbekannt ist, über wie viele kampffähige Männer Varus noch verfügte mit denen er sich den weiteren Kämpfen stellen konnte. Man kennt die Topographie um Schweckhausen, so dass man sich vorstellen kann, dass er als er am zweiten Kampftag aufbrach und den Fahlenbruch in aufgeräumter Marschdisziplin verließ von erhöhter Warte aus am südlichen Horizont den entfernten Desenberg Vulkan gesehen haben könnte. Blicken wir spekulativ ins germanische "Nähkästchen" dann könnte man sich auch vorstellen, dass Arminius unterdessen wohl seine Mühe hatte, die eigenen Kämpfer wieder zu einem neuen Bündnis zusammen zu schmieden, frisch zu motivieren und sie auf die weiteren Kämpfe einzuschwören. Wir wissen nicht wie willig das germanische Herz noch am Folgetag die Bereitschaft verspürte weiter zu kämpfen. Nach den Aussagen und Berichten der Händler und den in Germanien stationierten Streitkräften war Deutschland in jener Zeit für die antiken Historiker die es meist nicht mit eigenen Augen sahen ein Land der Sümpfe, Moore und Wälder und dazwischen je nach Bodenbeschaffenheit verstreut befanden sich die Siedlungsinseln der "Eingeborenen". Um so mehr muss vor diesem Hintergrund nun der seltsame Hinweis und zweite Passus von Cassius Dio aufhorchen lassen, wonach die Legionen am Morgen nach der ersten Nacht "offenes Gelände"" erreicht haben sollen. Was hat man sich nun unter einem "offenen Gelände" vorzustellen und wie ließe es sich definieren. Viele Geschichtsforscher die Cassius Dio strittig sehen mag diese Information verwundern, denn wann äußerste sich dieser oder wann taten es antike Historiker überhaupt mal, sich über die Geographie einer Region oder Landschaft innerhalb des Feindeslandes auszulassen. Aber der im Zuge dieser Theorie aufgedeckte Marschweg der Legionen hält dazu eine Antwort bereit. Denn da Varus auf den Höhen um Schweckhausen stand und er zwangsläufig nach Südwesten weiter ziehen musste, konnte sein Blick auch nur in die südlichen Richtungen und auf nichts anderes gefallen sein. Und was er da vor sich liegen sah waren die endlosen Weiten der Warburger Börde die man richtigerweise die Borgentreicher Bördelandschaft nennen sollte. Und wenn dann noch das Wetter die Weitsicht begünstigte, dann blickte Varus in die von den damaligen Völkern und Stämmen bewirtschafteten fruchtbaren Äcker und das mitten in der Erntezeit. Anbaugebiete in denen Bauern arbeiteten die man noch der "Vorrömischen Eisenzeit" zurechnen kann, denn die römische Eisenzeit hatte sich in Ostwestfalen in diesen Jahren noch nicht bemerkbar gemacht. Es befand sich dort eine Übergangsregion und es wird dort noch ein Menschenschlag gelebt haben, der sich in Teilen auch noch aus Bewohnern keltischer Abstammung zusammen gesetzt haben dürfte. Der Name Schweck wie er sich im Ortsnamen Schweckhausen noch erhalten hat trägt die sich verändernde Bodenbeschaffenheit möglicherweise noch im Namen. Denn es finden sich darin keine Hinweise mehr auf Wald, Moor oder Sumpf wie in anderen Ortsnamen der Region. Die erste Silbe "Schweck" begegnet uns im althochdeutschen Wort "sweiga" oder "sweig" und steht für Weideplatz, Rinderherde oder Viehhof also für Offenland und ein "Sweigari" war ein Viehzüchter und kein Waldbauer. Ein Hinweis der bereits für ein baumloses Gelände, was auch Siedlung mit beinhaltet und im weiteren Sinne auch für Kornkammer und Ackerbau steht. Für die an mehr Zivilisation gewohnten Südländer könnte es ein vertrauter und versöhnlicher Anblick gewesen sein, der sie etwas das Vergangene vom Vortag vergessen machte. Die Bördelandschaften sind wie auch die Flussauen hinsichtlich ihrer Bodenwerte das Beste was die Natur aus Sicht der Nahrungsmittelgewinnung zu bieten hat, hier war es der wertvolle von den Gletschern der Eiszeit hinterlassene Lössstaub der es begünstigte. Böden hervorragend geeignet um mit ihrer Hilfe auf leichtere Weise nicht nur Korn zum Wachsen zu bringen. Hier war die frühe Zivilisation zu Hause und hier entwickelte sie ihre erste Dynamik. Es war eine der Landschaften die zu den ersten Regionen gehörten in denen die Menschen der bäuerlichen Kultur im Frühneolithikum in Mitteleuropa sesshaft wurden. Auf Basis einer der höchsten Bodenwertkennzahlen Deutschlands wird dort schon seit über 7000 Jahren Ackerbau betrieben, also lange vor der Ankunft der ersten Römer in Ostwestfalen. So konnten linienbandkeramische Siedlungen auch am nordwestlichen Rand der Börde zwischen Hohenwepel und Peckelsheim nachgewiesen werden und Funde aus der jüngeren steinzeitlichen Michelsberger Kultur ( 4.200 - 3.600 v. Chr.) traten nur 1.500 Meter südöstlich von Schweckhausen zutage. Spuren die für eine traditionell gute Ernährungsgrundlage sprechen, deren Böden man zum Anbau nutzte und auf denen man keine Bewaldung zuließ. Die offene Landschaft wie sie Cassius Dio bezeichnete entspricht dieser Region die im Westen nahe Peckelsheim und Löwen beginnt, einen Bogen nach Osten schlägt und sich über den südlichen Teil des Nethegau bis zur Diemel erstreckt. Den Begriff "Offenland" hat man heutzutage unmissverständlich umrissen, denn er wird für nicht überbautes Gelände angewendet und steht für eine Landschaft die nicht von Bäumen dominiert wird. Folglich umfasst es alle Biotoptypen die nicht zum Wald zählen. Setzen wir also mal voraus, dass Cassius Dio darunter das gleiche verstand wie wir heute. Und diese fruchtbaren Böden waren verlockend und auch die am Ende der Völkerwanderung nach Süden vordringenden Völker wussten schon um ihre Wertigkeit. Eine Region, die auch immer wieder Begehrlichkeiten weckte, was zu Grenzkonflikten führte. Die Bedeutung der Börde die später auch die Karolinger und danach die Konradiner zu schätzen wussten, als sie den sächsischen Hessengau wohl aus diesem Grund fränkischer Hoheit unterstellten. Und an der bewaldeten Börde - Nordgrenze die den Vegetationswechsel kennzeichnete, befand sich das "prima Vari castra" wie es im Abschnitt "Das prima Vari castra befand sich im Fahlenbruch" vom 01.02.22 näher dargestellt ist. Und ob es Varus bewusst war, dass fasst unmittelbar südlich an das Notlager dieses Offenland angrenzte wissen wir nicht. Eine angenehme Region die sich auch für ein "Gerichtslager" angeboten hätte, wozu es jedoch nicht kam. So lässt sich überraschenderweise aus diesem kurzen Hinweis von Cassius Dio eine weitere Verortung des Schlachtverlaufes ableiten. Eine überaus deutliche Textstelle auf eine sich verändernde Landschaft wie man es klarer nicht zum Ausdruck bringen kann. Es ist die Beschreibung einer Region genau dort wo sie dieser Theorie nach auch hin gehört und wie sie sich nahtlos in den Verlauf der Varusschlacht einfügt und eine der wenigen Anhaltspunkte wo Cassius Dio ins topographische Detail geht. Diese auffällige Erwähnung aus der hervor geht, dass die Legionen nach dem Verlassen des Lagers nun "sogar offenes Gelände" erreichten stärkt zudem die Verlässlichkeit der Cassius Dio Überlieferung. Es ist ein Fingerzeig dahingehend, dass sich hier für Varus die ihn umgebende Natur und das offenbar ganz plötzlich veränderte. Die bisherige Enge einer Waldlandschaft war gewichen und damit schien auch ihre Bedrücktheit etwas verflogen zu sein. Eine Bemerkung die nur in der Hinsicht verständlich wird, als dass man das zuvor von Cassius Dio erwähnte unwirtliche "Waldgebirge" hinter sich gelassen hat. So lässt sich daraus schließen, dass sie ein Gebiet verließen, dass sich nach anderem, aber nicht nach einer offenen Landschaft anhört. Cassius Dio kennzeichnet damit erstmals die Region in der sich die Varusschlacht ereignete ( er wusste es nur nicht ). Es lässt sich nach empfinden, dass man es auf römischer Seite wie eine unerwartete Wende aufgenommen haben könnte. Sogar Stimmen könnten laut geworden sein, wonach die Germanen ihre Angriffe nun nicht mehr fortsetzen würden, was sich aber als trügerisch erwies. Dieses Ereignis fügt sich in den Verlauf der hier vorgestellten Gesamttheorie auf das sich nur stoßen ließ, wenn man der grauen Theorie bis zu diesem Punkt gefolgt ist und das aufgegriffen und verinnerlicht hat, was die antike Literatur in seiner gesamten Breite her gibt. Ohne den Aufbau einer plausiblen Abfolge wäre es nicht möglich gewesen bis an diese interessante Schnittstelle vorzudringen. Eine Landschaft im Übergang die sich durch eine deutliche Geländeveränderung abzeichnet wie man sie, möchte man die tief liegende westfälische Bucht einmal ausklammern nur hier am Nordrand der Börde antrifft. Cassius Dio der selbst erst rund 160 Jahre nach der Schlacht zur Welt kam sorgte dafür, dass sich dieser Glücksmoment in die Chronik der Weltgeschichte einschlich, denn der Funken Hoffnung die hier aufkeimte sollte sich schon bald wieder zerschlagen. Aber eine gewisse Euphorie lässt sich hier aus seinen Worten heraus hören. Eine Positivnachricht nach all dem Schrecklichen. Die Überlebenden schienen es wohl später mit Freude berichtet zu haben und man entnimmt dem und spürt geradezu, wie unsäglich leidvoll sich zuvor der Kampf im dichten Wald vollzogen haben musste und so war es ihm eine Erwähnung wert. Ein kurzzeitiges Hochgefühl wie eine Momentaufnahme, das die überlebenden Soldaten mit nach Italien nahmen, das sich dort herum sprach und das auch nur wegen dieser Außergewöhnlichkeit Eingang in sein Werk finden konnte. War es für Tacitus wichtig mit dem Saltus durch die Egge einen Hinweis auf den Friedhof der nicht bestatteten Knochen zu hinterlassen, so lieferte uns Cassius Dio damit ein weiteres Erkennungsmerkmal . Ein zusätzlicher Meilenstein mit dem sich die Marschroute nicht nur auffinden, sondern auch bestätigen lässt. Und offenes Gelände birgt in sich den Hinweis, dass man nicht nur eine völlig andere Geographie betrat, sondern auch auf eine veränderte Vegetation stößt, die nicht mehr mit der vorherigen vergleichbar war in der dichter Wald vorherrschte und in dem man das Nachtlager errichtet hatte. Diese Darstellung hilft auch die Frage zu beantworten wie es den Germanen gelingen konnte die nötigen Kämpfer für die Schlacht gegen Varus zu gewinnen. So könnte man die germanische Kampfkraft auf die Bevölkerungsdichte zurück zu führen die letztlich durch die Fruchtbarkeit der Region begünstigt war. Dies könnte den wesentlichen Beitrag dazu geliefert haben, dass den Germanen hier und nur hier der Sieg über Varus gelingen konnte. Ein Ausschlag gebender Faktor um sich von dort aus den römischen Machtansprüchen kraftvoll zu widersetzen. So musste der mehr als deutliche "Offenland" Hinweis von Cassius Dio auch zwangsläufig an jenen Historikern vorbei gehen, die sich die Varusschlacht unter völlig anderen Vorzeichen und in anderen Regionen vorstellten. Denn hier lässt sich nur eine Verbindung zur Schlacht herstellen, wenn man alle Anhaltspunkte miteinander verknüpft. Und wo sonst konnten die Legionen in Ostwestfalen vor 2000 Jahren auf Offenland in Verbindung mit guter Fernsicht stoßen bzw. blicken wenn nicht da, wo sich großräumige germanische Siedlungsgebiete befanden, also auch da, wo der Boden ab Schweckhausen um Peckelsheim und Löwen am Nordwestrand der flachen Warburger Börde die besten Voraussetzungen dafür bot. Und nur eine Landschaft die ihre Bewohner satt machen kann bringt eine dichte Besiedelung hervor und stand für das nötige Potenzial um das Kräfteverhältnis zugunsten der Germanen zu verschieben. Ein Hinweis, dass es nur hier möglich gewesen sein konnte Varus zu stoppen. Nachdem die Legionäre den befreienden Augenblick genossen und neuen Mut geschöpft hatten schüttete Cassius Dio wieder Wasser auf die Mühlen der leidgeprüften Legionäre, denn er überlieferte wie selbstverständlich sozusagen in einem Atemzug auch noch etwas anderes und dies formulierte er so, als ob es etwas völlig Erwartungsgemäßes war. Denn er äußerte unmissverständlich, dass die Armee und das wohlweislich "nach dem Verlassen" des Nachtlagers in weitere Gefechte verwickelte wurde und wieder Verluste erlitt. Das die Kämpfe noch nicht zu Ende waren ist bekannt, aber wann sie genau wieder einsetzten wird in seinen Auslassungen nicht deutlich, denn die Darstellung "nach dem Verlassen" lässt den weiten Interpretationsspielraum zu, ob es unmittelbar oder später geschah. So schob er den Halbsatz, dass die Kämpfe "nach dem Verlassen" wieder neu entbrannten erst nach seinem Hinweis auf die vor ihnen liegende "offene Landschaft" ein. Zuerst stand also seine Aussage, dass man in passabler Ordnung los marschierte, sich dann vor ihnen eine offene Landschaft ausbreitete und dann erst folgte sein Hinweis, dass sie wieder angegriffen wurden. Da der "Offenland Anblick" und der Angriff der Germanen nicht gleichzeitig passiert sein dürfte darf man annehmen, dass dazwischen eine gewisse Zeit verstrich. Man verließ das Lager also zunächst in besserer Marschordnung, erlebte dann den belebenden Anblick einer freien Sicht und erst danach folgten die Angriffe. So würde es passen. Wäre es umgekehrt gewesen, dann hätten zuerst die verlustreichen Kämpfe eingesetzt und danach hätte man sich über den schönen freien Ausblick gefreut und zu einer passablen Marschordnung gefunden, was schwerlich vorstellbar ist. Denn das man sich mit den Germanen nach dem Ausmarsch direkt heftige Nahkämpfe lieferte, dann nach den Kämpfen die angenehmen Marschbedingungen hervor hebt um sich dann noch im positiven Sinne über das Erreichen einer offenen Landschaft auszulassen klingt nicht sehr plausibel. Und so hält sich unser Erstaunen auch in Grenzen, wenn wir eine neuerliche Bestätigung dafür finden, dass sich hier das offene Land befand in das Varus sah und Cassius Dio es für die Nachwelt konservierte. Denn die Offenheit ist auch heute noch ein Markenzeichen und Alleinstellungsmerkmal für die Menschen am Börderand. Und die Kämpfe, hatten sie denn erst einmal wieder eingesetzt, so hätten die Germanen sie am zweiten Kampftag vielleicht auch solange fortgesetzt bis die Schlacht gewonnen gewesen wäre und es hätte keine Unterbrechungen mehr gegeben die den Römern die Möglichkeit gegeben hätten, die freie Sicht zu genießen. So macht die Reihenfolge Sinn. Man verließ zunächst gesittet das Lager, dann war man hoch erfreut über die schöne Aussicht und wurde dann doch wieder angegriffen. Es liegt eine wichtige Erkenntnis darin, dass es sich in eine nachvollziehbare Reihenfolge setzen lässt, denn erst auf diese Weise kann man auch den weiteren Marsch transparent machen. Es wird ein Schema erkennbar, mit dem sich der gesamte Schlachtverlauf samt den dazwischen liegenden Nächten und Kampfpausen aufspüren lässt. Möchte man das bisherige Rekapitulieren und an Eckpunkten festmachen, dann liegt zunächst der sumpfige Fahlenbruch mit seinem möglichen "prima Vari castra" vor uns. Es folgte dann der Eintritt der Varusarmee ins Offenland der Börde. Danach nähert sie sich dem "Teutoburgiensi saltu" und in Haaren lassen sich die Geschehnisse mit dem Fund des römischen Legionsadler verbinden. (07.03.2022)
So berichtet er zunächst über das Verbrennen und Zurücklassen allen Überflüssigem, doch dann folgen der Reihenfolge nach drei interessante Passagen die mehr verraten als man im ersten Moment annehmen könnte.
:....sie konnten in etwas besserer Ordnung weiter ziehen.
:....sie erreichten dann sogar offenes Gelände.
:....sie erlitten auch bei ihrem Abzug Verluste.
Es sind knappe aber dennoch informative Botschaften mit ungewöhnlicher Aussagekraft. So lässt es die Interpretation der Zeilen in dieser Abfolge zu, dass es den Römern gelungen sein soll innerhalb eines diszipliniert aufgestellten Marschzuges weiter ziehen zu können. Es ist dies ein versteckter, aber doch klar zum Ausdruck gekommener Hinweis darauf wie planlos und ungeordnet es tags zuvor zugegangen sein muss. Nach den Darstellungen des ersten Kampftages, als die Legionäre gezwungen waren unter schwierigsten Bedingungen und nahezu chaotisch Einzug in ihr provisorisches Lager halten zu müssen, klingt diese Beschreibung so, als hätten es die Kämpfer wie eine Erlösung empfunden. Sich also wie befreit gefühlt endlich wieder die Initiative der Fortbewegung ergreifen zu können. Man kann sich vorstellen, dass sich am Morgen nach einer heiklen Nacht eine Armee auch zur Selbstbeherrschung zwingen musste um beim Gegner noch den Eindruck wehrhafter Geschlossenheit zu hinterlassen. Disziplin zu zeigen und damit Abschreckung zur Schau zu tragen war nun das Gebot der Stunde. Germanischerseits betrachtete man das Szenario zunächst wohl abwartend und aus sicherer Distanz und ließ die Legionäre in dieser Phase vermutlich noch unbehelligt. Warum auch sollten sie sich schon unmittelbar nach dem Abzug erneut ins Gefecht stürzen und sich ohne Not einem relativ ausgeruhten und frisch motivierten Feind in den Weg stellen der in der Nacht Zeit hatte, die letzten Reserven zu sammeln. Sie hatten noch den ganzen Tag Zeit um ihren Plan zu Ende zu bringen und konnten sich aussuchen, wo sie als Nächstes und für sich am Gefahrlosesten angreifen wollten. Ihnen also schon frühzeitig weitere Kämpfe aufzuzwingen war unnötig, denn die germanische Gesamtstrategie war auf Zermürbung ausgerichtet, was ihnen auch zum Sieg verhelfen sollte. Trotzdem ist nicht auszuschließen, dass es zu vereinzelten kriegerischen Handlungen vielleicht übereifriger Germanen kam. Für Varus hingegen glich der Ausmarsch mehr einem Ausbruch. Mit dem Mut der Verzweiflung ging man es an diesem Morgen an und unbekannt ist, über wie viele kampffähige Männer Varus noch verfügte mit denen er sich den weiteren Kämpfen stellen konnte. Man kennt die Topographie um Schweckhausen, so dass man sich vorstellen kann, dass er als er am zweiten Kampftag aufbrach und den Fahlenbruch in aufgeräumter Marschdisziplin verließ von erhöhter Warte aus am südlichen Horizont den entfernten Desenberg Vulkan gesehen haben könnte. Blicken wir spekulativ ins germanische "Nähkästchen" dann könnte man sich auch vorstellen, dass Arminius unterdessen wohl seine Mühe hatte, die eigenen Kämpfer wieder zu einem neuen Bündnis zusammen zu schmieden, frisch zu motivieren und sie auf die weiteren Kämpfe einzuschwören. Wir wissen nicht wie willig das germanische Herz noch am Folgetag die Bereitschaft verspürte weiter zu kämpfen. Nach den Aussagen und Berichten der Händler und den in Germanien stationierten Streitkräften war Deutschland in jener Zeit für die antiken Historiker die es meist nicht mit eigenen Augen sahen ein Land der Sümpfe, Moore und Wälder und dazwischen je nach Bodenbeschaffenheit verstreut befanden sich die Siedlungsinseln der "Eingeborenen". Um so mehr muss vor diesem Hintergrund nun der seltsame Hinweis und zweite Passus von Cassius Dio aufhorchen lassen, wonach die Legionen am Morgen nach der ersten Nacht "offenes Gelände"" erreicht haben sollen. Was hat man sich nun unter einem "offenen Gelände" vorzustellen und wie ließe es sich definieren. Viele Geschichtsforscher die Cassius Dio strittig sehen mag diese Information verwundern, denn wann äußerste sich dieser oder wann taten es antike Historiker überhaupt mal, sich über die Geographie einer Region oder Landschaft innerhalb des Feindeslandes auszulassen. Aber der im Zuge dieser Theorie aufgedeckte Marschweg der Legionen hält dazu eine Antwort bereit. Denn da Varus auf den Höhen um Schweckhausen stand und er zwangsläufig nach Südwesten weiter ziehen musste, konnte sein Blick auch nur in die südlichen Richtungen und auf nichts anderes gefallen sein. Und was er da vor sich liegen sah waren die endlosen Weiten der Warburger Börde die man richtigerweise die Borgentreicher Bördelandschaft nennen sollte. Und wenn dann noch das Wetter die Weitsicht begünstigte, dann blickte Varus in die von den damaligen Völkern und Stämmen bewirtschafteten fruchtbaren Äcker und das mitten in der Erntezeit. Anbaugebiete in denen Bauern arbeiteten die man noch der "Vorrömischen Eisenzeit" zurechnen kann, denn die römische Eisenzeit hatte sich in Ostwestfalen in diesen Jahren noch nicht bemerkbar gemacht. Es befand sich dort eine Übergangsregion und es wird dort noch ein Menschenschlag gelebt haben, der sich in Teilen auch noch aus Bewohnern keltischer Abstammung zusammen gesetzt haben dürfte. Der Name Schweck wie er sich im Ortsnamen Schweckhausen noch erhalten hat trägt die sich verändernde Bodenbeschaffenheit möglicherweise noch im Namen. Denn es finden sich darin keine Hinweise mehr auf Wald, Moor oder Sumpf wie in anderen Ortsnamen der Region. Die erste Silbe "Schweck" begegnet uns im althochdeutschen Wort "sweiga" oder "sweig" und steht für Weideplatz, Rinderherde oder Viehhof also für Offenland und ein "Sweigari" war ein Viehzüchter und kein Waldbauer. Ein Hinweis der bereits für ein baumloses Gelände, was auch Siedlung mit beinhaltet und im weiteren Sinne auch für Kornkammer und Ackerbau steht. Für die an mehr Zivilisation gewohnten Südländer könnte es ein vertrauter und versöhnlicher Anblick gewesen sein, der sie etwas das Vergangene vom Vortag vergessen machte. Die Bördelandschaften sind wie auch die Flussauen hinsichtlich ihrer Bodenwerte das Beste was die Natur aus Sicht der Nahrungsmittelgewinnung zu bieten hat, hier war es der wertvolle von den Gletschern der Eiszeit hinterlassene Lössstaub der es begünstigte. Böden hervorragend geeignet um mit ihrer Hilfe auf leichtere Weise nicht nur Korn zum Wachsen zu bringen. Hier war die frühe Zivilisation zu Hause und hier entwickelte sie ihre erste Dynamik. Es war eine der Landschaften die zu den ersten Regionen gehörten in denen die Menschen der bäuerlichen Kultur im Frühneolithikum in Mitteleuropa sesshaft wurden. Auf Basis einer der höchsten Bodenwertkennzahlen Deutschlands wird dort schon seit über 7000 Jahren Ackerbau betrieben, also lange vor der Ankunft der ersten Römer in Ostwestfalen. So konnten linienbandkeramische Siedlungen auch am nordwestlichen Rand der Börde zwischen Hohenwepel und Peckelsheim nachgewiesen werden und Funde aus der jüngeren steinzeitlichen Michelsberger Kultur ( 4.200 - 3.600 v. Chr.) traten nur 1.500 Meter südöstlich von Schweckhausen zutage. Spuren die für eine traditionell gute Ernährungsgrundlage sprechen, deren Böden man zum Anbau nutzte und auf denen man keine Bewaldung zuließ. Die offene Landschaft wie sie Cassius Dio bezeichnete entspricht dieser Region die im Westen nahe Peckelsheim und Löwen beginnt, einen Bogen nach Osten schlägt und sich über den südlichen Teil des Nethegau bis zur Diemel erstreckt. Den Begriff "Offenland" hat man heutzutage unmissverständlich umrissen, denn er wird für nicht überbautes Gelände angewendet und steht für eine Landschaft die nicht von Bäumen dominiert wird. Folglich umfasst es alle Biotoptypen die nicht zum Wald zählen. Setzen wir also mal voraus, dass Cassius Dio darunter das gleiche verstand wie wir heute. Und diese fruchtbaren Böden waren verlockend und auch die am Ende der Völkerwanderung nach Süden vordringenden Völker wussten schon um ihre Wertigkeit. Eine Region, die auch immer wieder Begehrlichkeiten weckte, was zu Grenzkonflikten führte. Die Bedeutung der Börde die später auch die Karolinger und danach die Konradiner zu schätzen wussten, als sie den sächsischen Hessengau wohl aus diesem Grund fränkischer Hoheit unterstellten. Und an der bewaldeten Börde - Nordgrenze die den Vegetationswechsel kennzeichnete, befand sich das "prima Vari castra" wie es im Abschnitt "Das prima Vari castra befand sich im Fahlenbruch" vom 01.02.22 näher dargestellt ist. Und ob es Varus bewusst war, dass fasst unmittelbar südlich an das Notlager dieses Offenland angrenzte wissen wir nicht. Eine angenehme Region die sich auch für ein "Gerichtslager" angeboten hätte, wozu es jedoch nicht kam. So lässt sich überraschenderweise aus diesem kurzen Hinweis von Cassius Dio eine weitere Verortung des Schlachtverlaufes ableiten. Eine überaus deutliche Textstelle auf eine sich verändernde Landschaft wie man es klarer nicht zum Ausdruck bringen kann. Es ist die Beschreibung einer Region genau dort wo sie dieser Theorie nach auch hin gehört und wie sie sich nahtlos in den Verlauf der Varusschlacht einfügt und eine der wenigen Anhaltspunkte wo Cassius Dio ins topographische Detail geht. Diese auffällige Erwähnung aus der hervor geht, dass die Legionen nach dem Verlassen des Lagers nun "sogar offenes Gelände" erreichten stärkt zudem die Verlässlichkeit der Cassius Dio Überlieferung. Es ist ein Fingerzeig dahingehend, dass sich hier für Varus die ihn umgebende Natur und das offenbar ganz plötzlich veränderte. Die bisherige Enge einer Waldlandschaft war gewichen und damit schien auch ihre Bedrücktheit etwas verflogen zu sein. Eine Bemerkung die nur in der Hinsicht verständlich wird, als dass man das zuvor von Cassius Dio erwähnte unwirtliche "Waldgebirge" hinter sich gelassen hat. So lässt sich daraus schließen, dass sie ein Gebiet verließen, dass sich nach anderem, aber nicht nach einer offenen Landschaft anhört. Cassius Dio kennzeichnet damit erstmals die Region in der sich die Varusschlacht ereignete ( er wusste es nur nicht ). Es lässt sich nach empfinden, dass man es auf römischer Seite wie eine unerwartete Wende aufgenommen haben könnte. Sogar Stimmen könnten laut geworden sein, wonach die Germanen ihre Angriffe nun nicht mehr fortsetzen würden, was sich aber als trügerisch erwies. Dieses Ereignis fügt sich in den Verlauf der hier vorgestellten Gesamttheorie auf das sich nur stoßen ließ, wenn man der grauen Theorie bis zu diesem Punkt gefolgt ist und das aufgegriffen und verinnerlicht hat, was die antike Literatur in seiner gesamten Breite her gibt. Ohne den Aufbau einer plausiblen Abfolge wäre es nicht möglich gewesen bis an diese interessante Schnittstelle vorzudringen. Eine Landschaft im Übergang die sich durch eine deutliche Geländeveränderung abzeichnet wie man sie, möchte man die tief liegende westfälische Bucht einmal ausklammern nur hier am Nordrand der Börde antrifft. Cassius Dio der selbst erst rund 160 Jahre nach der Schlacht zur Welt kam sorgte dafür, dass sich dieser Glücksmoment in die Chronik der Weltgeschichte einschlich, denn der Funken Hoffnung die hier aufkeimte sollte sich schon bald wieder zerschlagen. Aber eine gewisse Euphorie lässt sich hier aus seinen Worten heraus hören. Eine Positivnachricht nach all dem Schrecklichen. Die Überlebenden schienen es wohl später mit Freude berichtet zu haben und man entnimmt dem und spürt geradezu, wie unsäglich leidvoll sich zuvor der Kampf im dichten Wald vollzogen haben musste und so war es ihm eine Erwähnung wert. Ein kurzzeitiges Hochgefühl wie eine Momentaufnahme, das die überlebenden Soldaten mit nach Italien nahmen, das sich dort herum sprach und das auch nur wegen dieser Außergewöhnlichkeit Eingang in sein Werk finden konnte. War es für Tacitus wichtig mit dem Saltus durch die Egge einen Hinweis auf den Friedhof der nicht bestatteten Knochen zu hinterlassen, so lieferte uns Cassius Dio damit ein weiteres Erkennungsmerkmal . Ein zusätzlicher Meilenstein mit dem sich die Marschroute nicht nur auffinden, sondern auch bestätigen lässt. Und offenes Gelände birgt in sich den Hinweis, dass man nicht nur eine völlig andere Geographie betrat, sondern auch auf eine veränderte Vegetation stößt, die nicht mehr mit der vorherigen vergleichbar war in der dichter Wald vorherrschte und in dem man das Nachtlager errichtet hatte. Diese Darstellung hilft auch die Frage zu beantworten wie es den Germanen gelingen konnte die nötigen Kämpfer für die Schlacht gegen Varus zu gewinnen. So könnte man die germanische Kampfkraft auf die Bevölkerungsdichte zurück zu führen die letztlich durch die Fruchtbarkeit der Region begünstigt war. Dies könnte den wesentlichen Beitrag dazu geliefert haben, dass den Germanen hier und nur hier der Sieg über Varus gelingen konnte. Ein Ausschlag gebender Faktor um sich von dort aus den römischen Machtansprüchen kraftvoll zu widersetzen. So musste der mehr als deutliche "Offenland" Hinweis von Cassius Dio auch zwangsläufig an jenen Historikern vorbei gehen, die sich die Varusschlacht unter völlig anderen Vorzeichen und in anderen Regionen vorstellten. Denn hier lässt sich nur eine Verbindung zur Schlacht herstellen, wenn man alle Anhaltspunkte miteinander verknüpft. Und wo sonst konnten die Legionen in Ostwestfalen vor 2000 Jahren auf Offenland in Verbindung mit guter Fernsicht stoßen bzw. blicken wenn nicht da, wo sich großräumige germanische Siedlungsgebiete befanden, also auch da, wo der Boden ab Schweckhausen um Peckelsheim und Löwen am Nordwestrand der flachen Warburger Börde die besten Voraussetzungen dafür bot. Und nur eine Landschaft die ihre Bewohner satt machen kann bringt eine dichte Besiedelung hervor und stand für das nötige Potenzial um das Kräfteverhältnis zugunsten der Germanen zu verschieben. Ein Hinweis, dass es nur hier möglich gewesen sein konnte Varus zu stoppen. Nachdem die Legionäre den befreienden Augenblick genossen und neuen Mut geschöpft hatten schüttete Cassius Dio wieder Wasser auf die Mühlen der leidgeprüften Legionäre, denn er überlieferte wie selbstverständlich sozusagen in einem Atemzug auch noch etwas anderes und dies formulierte er so, als ob es etwas völlig Erwartungsgemäßes war. Denn er äußerte unmissverständlich, dass die Armee und das wohlweislich "nach dem Verlassen" des Nachtlagers in weitere Gefechte verwickelte wurde und wieder Verluste erlitt. Das die Kämpfe noch nicht zu Ende waren ist bekannt, aber wann sie genau wieder einsetzten wird in seinen Auslassungen nicht deutlich, denn die Darstellung "nach dem Verlassen" lässt den weiten Interpretationsspielraum zu, ob es unmittelbar oder später geschah. So schob er den Halbsatz, dass die Kämpfe "nach dem Verlassen" wieder neu entbrannten erst nach seinem Hinweis auf die vor ihnen liegende "offene Landschaft" ein. Zuerst stand also seine Aussage, dass man in passabler Ordnung los marschierte, sich dann vor ihnen eine offene Landschaft ausbreitete und dann erst folgte sein Hinweis, dass sie wieder angegriffen wurden. Da der "Offenland Anblick" und der Angriff der Germanen nicht gleichzeitig passiert sein dürfte darf man annehmen, dass dazwischen eine gewisse Zeit verstrich. Man verließ das Lager also zunächst in besserer Marschordnung, erlebte dann den belebenden Anblick einer freien Sicht und erst danach folgten die Angriffe. So würde es passen. Wäre es umgekehrt gewesen, dann hätten zuerst die verlustreichen Kämpfe eingesetzt und danach hätte man sich über den schönen freien Ausblick gefreut und zu einer passablen Marschordnung gefunden, was schwerlich vorstellbar ist. Denn das man sich mit den Germanen nach dem Ausmarsch direkt heftige Nahkämpfe lieferte, dann nach den Kämpfen die angenehmen Marschbedingungen hervor hebt um sich dann noch im positiven Sinne über das Erreichen einer offenen Landschaft auszulassen klingt nicht sehr plausibel. Und so hält sich unser Erstaunen auch in Grenzen, wenn wir eine neuerliche Bestätigung dafür finden, dass sich hier das offene Land befand in das Varus sah und Cassius Dio es für die Nachwelt konservierte. Denn die Offenheit ist auch heute noch ein Markenzeichen und Alleinstellungsmerkmal für die Menschen am Börderand. Und die Kämpfe, hatten sie denn erst einmal wieder eingesetzt, so hätten die Germanen sie am zweiten Kampftag vielleicht auch solange fortgesetzt bis die Schlacht gewonnen gewesen wäre und es hätte keine Unterbrechungen mehr gegeben die den Römern die Möglichkeit gegeben hätten, die freie Sicht zu genießen. So macht die Reihenfolge Sinn. Man verließ zunächst gesittet das Lager, dann war man hoch erfreut über die schöne Aussicht und wurde dann doch wieder angegriffen. Es liegt eine wichtige Erkenntnis darin, dass es sich in eine nachvollziehbare Reihenfolge setzen lässt, denn erst auf diese Weise kann man auch den weiteren Marsch transparent machen. Es wird ein Schema erkennbar, mit dem sich der gesamte Schlachtverlauf samt den dazwischen liegenden Nächten und Kampfpausen aufspüren lässt. Möchte man das bisherige Rekapitulieren und an Eckpunkten festmachen, dann liegt zunächst der sumpfige Fahlenbruch mit seinem möglichen "prima Vari castra" vor uns. Es folgte dann der Eintritt der Varusarmee ins Offenland der Börde. Danach nähert sie sich dem "Teutoburgiensi saltu" und in Haaren lassen sich die Geschehnisse mit dem Fund des römischen Legionsadler verbinden. (07.03.2022)
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Sonntag, 6. März 2022
Der 3. Marschtag wurde zum 2. Kampftag. Varus verließ das Notlager im Fahlenbruch. Auch dank Florus kennen wir seine Marschrichtung.
ulrich leyhe, 11:33h
Das sich das "prima Vari castra" möglicherweise im Fahlenbruch nahe Schweckhausen befand beruht auf einer dort noch erkennbaren Wallstruktur und der hier zuletzt vorgestellte Animation hinsichtlich seiner rätselhaften Beschaffenheit. Und solange nicht die Sparte der einschlägigen Forschung das Schüppchen in die Hand genommen hat, darf es als plausible These im Raum stehen bleiben. Da dieser Verdacht aber nur ein Faktor von mehreren ist, hebelt selbst ein Gegenbeweis die Gesamtschlüssigkeit, die dieser Hypothese zugrunde liegt nicht aus. Über den Morgen danach als die Überlebenden des Vortages das Lager der rauchenden Trümmer verließen darf man sich seine Gedanken darüber machen wie es für Varus weiter gegangen sein könnte. Nach dieser Theorie war es das Lager, dass Tacitus mit "prima Vari castra" betitelte und in das Florus in Unkenntnis der damaligen Sachlage hinein interpretierte, Varus habe darin Recht sprechen wollen. Möchte man den Tag nach der Nacht rekonstruieren, dann kann uns kein anderer antiker Historiker weiter helfen als nur Cassius Dio. Aber wie gewohnt fällt das zu sichtende Material spärlich aus, so dass es wieder gilt nicht nur jedem Hinweis nach zu gehen, sondern sich auch in die Plausibilität der Geschehnisse hinein zu denken. Das hier der Fahlenbruch zum Bezugs- und Wendepunkt wird und sich hinter dem Borlinghauser Pass der "Teutoburgiensi saltu" verbergen könnte vereinfacht die Suche nach seiner weiteren Marschrichtung und verleiht ihr Struktur. Ein Blick auf die frühen Kartenwerke und den Verlauf der schroffen Egge was die Passagemöglichkeiten anbetrifft die dadurch erheblich eingeschränkt sind verrät, welche Möglichkeit Varus noch blieb um von hier aus den Stämmen auf schnellstem Wege zu entkommen. Bis zum Saltus "Querfeldein" zu marschieren wäre für ihn wegen der Unpassierbarkeit dazwischen liegender Bereiche nicht ratsam gewesen. So wurde für ihn eine prähistorische, also vermutlich schon zu Bronzezeiten genutzte Altstraße zum Marsch - , in seinem Fall aber zum Fluchtweg. War es am Vortag noch die alte Trasse des einstigen Hellweges der von Brakel nach Warburg führte die er als Hinweg zu den Aufrührern nutzte, so musste er nun aufgrund der ihm aufgezwungenen Kämpfe eine Planänderung vollziehen und auf den "Oberen Bördenweg" einschwenken, der später auf dem Sintfeld in den Herßweg überging. Und dafür, dass diese Trasse nicht nur die grobe Richtung vorgab, sondern vielleicht auch exakt der Weg war, den die Legionen am zweiten Kampftag einschlugen ja sogar dazu gezwungen waren, könnte es auch einen schriftlichen Hinweis aus antiken Zeiten geben. Denn Florus beschreibt einen Legionär der dem Inferno zunächst entgehen konnte. Ein Mann, der bevor er die Flucht ergriff selbst noch unter diesen widrigen Bedingungen versuchte eines der bedeutsamsten Prestigesymbole der römische Armee in Sicherheit bringen zu wollen. Er könnte ein aufrechter und gewissenhafter und der Ehre verpflichteter Kämpfer im Dienste seiner Legion gewesen sein denn wie anders sollte man es sich erklären, dass es diesem Mann sogar noch in einer äußerst prekären Lebenslage so wichtig war sich die Flucht noch zusätzlich zu erschweren und sich zudem noch angreifbar zu machen. Es war ein Gegenstand von besonderer Wertigkeit den er sicherlich nicht an sich nahm, um sich in dieser Situation damit persönlich bereichern zu wollen, eher darf man ihm noch unterstellen sich damit frei kaufen zu wollen falls er in die Hände des Feindes geraten sollte. Florus überlieferte uns diese Episode der Übersetzung nach mit den Worten. "Noch heute besitzen die Barbaren Feldzeichen und zwei Adler, den dritten riss der Bannerträger los, bevor er in die Hände der Feinde fiel, trug ihn verborgen unter seinem Wehrgehenk und versank damit in dem blutigen Sumpf". Und im Originaltext lautet es "Signa et aquilas duas adhuc barbari possident, tertiam signifer, prius quam in manus hostium ueniret, euolsit mersamque intra baltei sui latebras gerens in cruenta palude sie latuit". So gelang ihm mit dem dritten Legionsadler die Flucht nach Westen anzutreten. Das Teil wird unhandlich gewesen und sein Gewicht gehabt haben und wenn er dem Endschauplatz nahe Borlinghausen entkam, so dürfte es ihm schon beim Aufstieg durch die Egge erhebliche Mühe bereitet haben, aber es gelang ihm noch. Machen wir nun einen Sprung und beziehen den interessanten Fund aus dem Jahre 1706 in diese Überlieferung mit ein und bewerten es im Rahmen dieser Theorie dann kam der Legionär nicht weit, denn in diesem Jahr wurde etwa 21 Kilometer westlich von Borlinghausen in Haaren auf dem Sintfeld ein Gegenstand geborgen, auf den die Florus Überlieferung zutreffen könnte. Ein gewisser Henrikus Hugt der als Schweinehirt bezeichnet wird hatte das Glück auf dem heute wieder so genannten Salmes Feld zwischen Buchen - und Kastanienweg in Haaren, unweit der "Via regia" der "Frankfurter Straße" auf das Objekt zu stoßen. Wie so vieles was man über die Zeiten an "Römischem" aus dem Boden holte, so gelangte auch dieses Teil in die Hände jener, die daraus Kirchengold anfertigten. Eine schöne Zusammenfassung dieser alten Geschichte findet sich im Internet unter der Bezeichnung "Der Goldadlerfund von Haaren". Das Salmes Feld konnte später von Historikern im frühen 18. Jahrhundert als Fundstelle identifiziert werden und darauf basierend wurde eine Straße benannt. Der Ort befindet sich bezeichnenderweise etwa 2 Kilometer nördlich des prähistorischen Herßweges. Da man in ihm damals einen römischen Legionsadler erkannt haben wollte, könnte es sich der Überlieferung nach um einen der Adler der drei untergangenen Legionen gehandelt haben. Denn einmal seinem Trägergestell entrissene Legionsadler lassen sich nicht mehr ansehen zu welcher Legion sie einst gehörten da an römischen Legionsadlern keine Legionsnummer angebracht oder eingraviert waren. Abbildungen und Vorlagen lässt sich entnehmen, dass die Kennzeichnung auf einem zum Gestell gehörigen Querholz stand. Diese trug vermutlich aber nur den Namen der Legion und weniger die römische Zahl XVII, XVIII oder XIX der einst von Kaiser Augustus ausgehobenen Legionen. Drei Legionen für die erstaunlicherweise keine Eigennamen überliefert sind, obwohl sie zu den Besten des Reiches gehört haben sollen. Vergleichsweise Namen wie etwa Ulpia Vitrix, Rapax oder Primigenia gehen aus den alten Textstellen für die drei Varuslegionen nicht hervor. So ließen sich die später aufgefundenen Adler zwar als römische Legionsadler identifizieren aber es war nicht ersichtlich vor welcher Legion sie einst vorweg getragen wurden. Da die Umstände unter denen Gambinus Secundus 41 + ein Legionsadler bei den Chauken in die Hände fiel fragwürdig sind, darf man die These wagen, ob es sich bei diesem Adler nicht vielmehr um den Adler aus der Niederlage des Lollius 17 ? oder 16 ? handelte, statt um den letzten der drei Varusadler. So könnte es sich bei dem von Henrikus Hugt in Haaren gefundenen Adler auch um den noch fehlenden Adler von einer der drei Varuslegionen gehandelt haben. Träfe es also zu, dass es sich hier um den von Florus erwähnten Adler handelte, der übrigens damals Henrikus Hugt zum reichen Mann gemacht haben soll, dann deutet dies darauf hin, dass auch andere überlebende Legionäre als Fluchtroute eben jenen Korridor über Haaren nutzten, der über Büren nach Soest führte. So darf man auch vermuten, das dieser Legionär nicht der einzige gewesen ist, der diese Fluchtroute einschlug, so dass man sich der Lage damals durchaus bewusst gewesen sein könnte, dass man sich den Umweg über die entfernten Lager am oberen Lippelauf sparen konnte, da sie bereits in der Hand der Germanen waren. Der unglückliche Legionär konnte offensichtlich seinen germanischen Verfolger entkommen, denn diese hätten das Prunkstück andernfalls an sich genommen. Der Florus Darstellung lässt sich entnehmen, dass der Mann schwer verletzt war bevor er im Sumpf unterging. Aber Florus hätte dies nicht schreiben können, wäre das Geschehen nicht beobachtet worden. So gab es offensichtlich Augenzeugen, folglich andere Kämpfer, die mit ihm flüchteten, die das rettende Rheinufer auch erreichten und die darüber berichten konnten. Dieser Fund irritierte seit jeher die Fachwelt und stellte sich bislang immer so dar, als könne er nicht in den Kontext der Varusschlacht passen. So fand ein Adlerfund an dieser Stelle nur wenige Befürworter, Florus der ohnehin nicht als der Glaubhafteste galt und eine Varusschlacht an diesem Orte konnte nach Ansicht vieler erst recht nicht statt gefunden haben. Wie heraus gerissen oder abgetrennt wirkte daher immer diese 300 Jahre alte Überlieferung auf die Varusforschung, veranlasste aber trotzdem einige Historiker anzunehmen die Schlacht müsse sich nun auch dort auf dem Sintfeld zugetragen haben, da sich der Fund nur so in den Zusammenhang einbauen ließ. Den Fund mit einem Fluchtweg zu verbinden war der Wissenschaft mangels eines theoretischen Unterbaus nicht möglich und da sich die Region nahe Borlinghausen nie als Szenario einer Schlacht anbot entging der Forschung zwangsläufig auch der Gedanke an eine Verkettung zum unweit gelegenen und hier zur Diskussion gestellten Kampfgeschehen. So gestaltet sich der Verlauf völlig anders, wenn man diese Theorie mit einbezieht, denn auf dieser Basis lässt sich der vermeintliche Adlerfund aufgrund der relativ geringen Nähe auch dem Schlachtgebiet östlich des Saltus zuordnen. Aber zurück zum Morgen des zweiten Kampftages als es für den römischen Generalstab um die Frage ging wie es für alle weiter gehen sollte. Moralisch ermuntert von den Durchhalteparolen der Offiziere suchte man nachdem man das Lager hinter sich gelassen hatte im für sie unübersichtlichen und unbekannten Terrain nach einer begehbaren Ost/Westpassage die sie zum Saltus im übertragenden Sinne also zum "Ausgang" aus dem Dilemma im Nethegau führen sollte. Es war ihnen bekannt, dass es diesen Weg gab, man musste ihn nur finden. Aber Varus sollte in Arminius eine ungebetene Hilfe finden. Arminius durchlief als römischer Ritter und Sohn die Kaderschmiede für angehende Stammesfürsten und sie servierte den Germanen das militärische Talent, dass sie jetzt brauchten. So dürfte auch Arminius persönlich beim Rückzug der Legionen die Führung übernommen haben, denn er kannte die Landschaft und die Wege bestens und das vermutlich schon von Kindesbeinen an. Es klingt etwas überzogen anzunehmen, man könnte es Varus leicht gemacht haben und ließ ihn diese Zuwegung zum Saltus aus eigenem Antrieb entdecken damit er sie einschlagen sollte. Vielleicht hat man für ihn diese einzige Trasse auch in der Absicht offen gehalten, um ihn auf diesem Weg besser in seinen Untergang lotsen zu können. Viele bedeutungsvolle prähistorische Altstraßen gab es in der Region nicht, aber die wenigen legten sich wie ein Netz über das Land. Wege die die wandernden Völker seit Jahrtausenden nutzten orientierten sich an den großen Flusslandschaften und Meerengen, zogen sich durch Gebirgspässe und man verband über sie auch die an Mineralien reichen Erzregionen, die Salzabbaugebiete bis zu den Abnehmern oder die wichtigen Routen von der Ostsee zum Mittelmeer. Die Giganten unter den Fernverbindungen standen für den Sklaven- oder Bernsteinhandel. Aber vielerorts gab es die kleinen Abzweigungen, Zuwegungen und Anknüpfpunkte die wieder alle und alles miteinander verbanden. Es waren zwar Wege und Straßen untergeordneter Bedeutung aber nicht für die ländliche und ortsansässige Bevölkerung. Für sie waren es die Lebensadern der Nahversorgung über die sie wiederum Zugang zu den großen Fernverbindungen hatten. In Westfalen waren es die Hell- und Bördenwege, der Heiden-, Herß -, oder Haarweg. Aber allesamt waren dies Wege die die Weser mit dem Rhein verbanden und keine Nord/Süd Verbindungen. Diese waren im Rheinland östlich des Flusses u.a. der bekannte Mauspad oder in Ostwestfalen die Altstraße die man später den Frankfurter Weg nannte, der den Herßweg auf dem Sintfeld nahe Haaren kreuzte. Aber es gab auch die vielen unscheinbaren und kaum erkennbaren Wege die obwohl geringer eingestuft und weniger beansprucht trotzdem eine wichtige Funktion für den Handel und in Kriegszeiten ihre Bedeutung für die Menschen in der Region hatten. Überland- und Zubringerwege deren Verlauf für die Germanen kein Geheimnis war, die aber den römischen Besatzern unkenntlich und unsichtbar erschienen, da sie auf den ersten Blick keiner klaren Richtung folgten. Sie umgingen versumpftes Gelände und ihre Streckenführung war den Legionen fremd, die nur die Gradlinigkeit ihrer Militärstraßen gewohnt waren. Die Cherusker kannten die versteckten Pfade. Vor allem den Oberen Bördenweg der aus Richtung Höxter und Borgholz kommend die einzige Verbindung zum Saltus darstellte, wenn man ungünstiges Terrain meiden wollte. Ein Weg der in unübersichtlichen Windungen nach Westen führte und der später im Herß- und Haarweg aufging. Dieser, man könnte sich ihn unter den damaligen Bedingungen wie einen mit schmalen Karren befahrbaren und je nach den Bodenverhältnissen sandigen Trampelpfad vorstellen, nutzte in etwa eine Linienführung zwischen Natzungen und Peckelsheim und er verlief im Betrachtungsgebiet vermutlich auf dem Königsweg zwischen Willegassen und Schweckhausen in etwa nahe und parallel zur heutigen L 837. Wo Varus aufbrach befand sich nach dieser Theorie im nahen Fahlenbruch das "prima Vari Notlager". Es war zweifellos nicht das ursprünglich angestrebte Lager in das Varus beabsichtigte die Aufrührer zum Convent zu zitieren, wie es Florus schien. Dafür hatte Arminius dem Feldherrn im Vorfeld sicherlich einen repräsentativeren Ort vorgeschlagen. Etwa da, wo sich das persönliche Erscheinen des großen Statthalters besser zur Geltung bringen ließ und man dem würdigen Anlass mehr Bedeutung hätte verleihen können. Vermutlich überzeugte man Varus es an einem zentralen, jedoch im Nebulösen gehaltenen traditionellen Versammlungsplatz der ortsansässigen Aufrührer durchzuführen. Varus hätte von diesem günstigen Ort aus einen zügigen Rückweg durch das begeh- als auch befahrbare Hohlwegsbündel westlich von Borlinghausen zur Lippe antreten können. Möchte man diesen angedachten Platz in der Örtlichkeit definieren, so sollte man auch ihn in der Nähe des Oberen Bördenweges suchen. So tasteten sich die Legionäre am Morgen des zweiten Kampftages vielleicht geschickt flankiert von den Cheruskern die sich nach Bedarf zu tarnen wussten, zunächst in die Richtung dieses Weges auf dem man sie zum Saltus leiten wollte. Aus germanischer Sicht überließ man das Weitere nicht dem Zufall, denn für diesen Weg hatten sie bereits ihre militärischen also partisanenartigen Vorbereitungen getroffen. Und da lässt die Phantasie viele Spielräume zu. Kleinräumig war den Legionen die Region fremd aber einigen Legionären die dort als Kundschafter unterwegs waren, könnte sie noch schwach in Erinnerung gewesen sein und man übte sich auf dem Parkett der Pfadfindung. Das Lager das vermutlich auch Paterculus erwähnte, als er berichtete wie hartnäckig, aufopfernd und tapfer es vom Lagerpräfekten Eggius verteidigt wurde hatte man nun hinter sich gelassen. Und dies war nicht das Gerichtslager, das die Germanen wie es Florus beschrieb überfallen hatten, denn dieses Notlager war nie mit dem Gerichtslager wie es sich Florus vorstellte identisch und sollte nicht mit ihm verwechselt werden. Denn zu Gericht laden wollte Varus an einem eindrucksvollen Ort in ansprechender Umgebung und nicht in einem provisorischen Behelfslager im verregneten Waldgebirge. Die Legionäre hatten nach der unsäglichen Nacht die nun überzählig gewordenen Waffen der toten Kameraden vielleicht noch vorher unbrauchbar gemacht, um sie nicht in die Hände der Germanen fallen zu lassen, später ließ es sich nicht mehr vermeiden, dass sie noch viele scharfe Klingen erbeuteten. Im Verlauf der Nacht hatten die Germanen vermutlich noch Zulauf bekommen und ihre Kampfmoral sollte ungebrochen gewesen sein und während sie in der Region personelle Unterstützung und Ration fanden, mussten viele Legionäre nun zu Fuß den Marsch in den Untergang fort setzen denn die Pferde vom Vortag waren entweder tot oder hatten ihre Besitzer gewechselt. Dies bremste ihr Marschtempo und machte sie anfälliger. Die Germanen sahen auf einen geschwächten Gegner was sie zusätzlich motivierte, so dass im Verlauf des zweiten Kampftages weitere ausgeruhte bislang zaghafte gebliebene Krieger dazu gestoßen sein dürften. Eine wohl Schlachten entscheidende Phase, während Varus auf diesen Zuwachs nicht zurück greifen konnte und im Verlauf des Marsches zudem noch weitere Kämpfer eingebüßt haben dürfte, die verletzungsbedingt marschunfähig wurden oder kleineren Scharmützeln zum Opfer fielen. Auf germanischer Seite nahm es einen anderen Verlauf. Denn aufgrund der sich nun auch auf einen zweiten Tag erstreckenden Kämpfe darf man nicht unbedingt davon ausgehen, dass am Morgen dieses Tages auch noch all jene Germanen dabei waren, die schon am Vortag gekämpft hatten. Man muss es sich wohl wie eine stete Fluktuation sowohl ins Kampfgebiet als auch zurück in die Wohnstätten vorstellen, sozusagen ein kommen und gehen, denn Kriege und Schlachten führte man in Germanien nicht so wie man es sich heute gerne vorstellt und schon gar nicht eine Schlacht in dieser Dimension, die sich über mehrere Tage und viele Kilometer hinzog. Hier sollte man sich bei dem Versuch sich militärstrategisch zu betätigen von völlig anderen Bedingungen und Zusammenhängen leiten lassen. Es sind realitätsnahe Geschehnisse nachzustellen, wie sie sich nicht mit unserer Gedankenwelt eines kompakten Schlachtengeschehens verbinden lassen. So war es vielleicht an diesem Morgen sogar schon die zweite oder gar die dritte "Kämpfer Generation" die auf germanischer Seite die Waffen schwang. So kämpfte möglicherweise jeder Germane immer nur solange, wie seine Kräfte reichten oder Verletzungen ihn nicht hinderten und einige könnten schon nach wenigen Stunden wieder gegangen sein. Viele von ihnen verließen die Kampforte, da sie sich ihre Beute gesichert hatten, oder einfach nur deswegen, weil sie des Kampfes müde waren, kein weiteres Risiko eingehen, oder zu ihrer Familie zurück kehren wollten, wo die Landwirtschaft oder anderes Notwendige auf sie wartete. Denn die Varusschlacht war zunächst ein Volkskrieg der Bauern, also der Landbevölkerung durchsetzt mit jungen wagemutigen Kriegern und vermischt und geführt von einer kämpfenden Elite wie sie Arminius aus Pannonien heran geführt hatte. Jeder beteiligte sich nach eigenem Ermessen und was man damals unter Disziplin verstand entzieht sich auf ganzer Breite unserem Wissenstand. Strafen wegen Feigheit vor dem Feind oder Fahnenflucht wurden damals noch nicht ausgesprochen oder geahndet und die "Herisliz" ist erst für das Jahr 788 überliefert. Ehre hieß das hehre Wort und der Verfall der Würde wog schlimmer. Aber letztlich legte es jeder für sich persönlich aus. Arminius und Segimer kannten ihre "Helden" und spornten sie an, köderten und motivierten sie wo sie nur konnten um den Endsieg nicht zu gefährden. Jetzt nur nicht wieder in die alten typisch germanischen Fehler verfallen. Etwa den Feind nicht energisch genug attackieren oder voreilige und nicht durchdachte Vorstöße zu wagen. Den Mut auskühlen lassen und auf die richtige Gelegenheit warten. Auf keinem Fall einem schon fasst besiegt geglaubten Feind eine Gelegenheit zur Flucht eröffnen, denn er konnte schnell wieder zurück kommen, nur weil man uneins war oder falsche strategische Schlüsse zog. Arminius hatte viele Stämme in die Abwehrschlacht eingebunden, Kampfgruppen unterschiedlichster Herkunft, Gesinnung und Interessenslage werden es gewesen sein die er zusammen gezogen und für die Heeresfolge hatte gewinnen können. Und dazu gehörte es auch den Stammesfrieden untereinander herzustellen, was ihm wohl gelang. Aber es wollte aufrecht erhalten werden, denn da gab es auch noch die nie verstummen wollenden stammestypischen Rivalitäten wer denn den größten Anteil am Erfolg hatte, den Sieg für sich verbuchen konnte und wollte, wem er gebührte und wem ein Legionsadler zustand. Aber die stolzen Trophäen, Banner und Standarten hatte Varus nicht zurück gelassen, sie wollten erst noch erobert sein. Und sie führten die Legionen solange mit sich wie es ihnen nur möglich war. Bemüht man die Vorstellungskraft, dann musste der Germanenfürst im verlassenen Lager vielleicht sogar mit energischen Worten dem Treiben ein Ende setzen und die Kämpfer auf die nächsten Gefechte einstimmen. Da aber wie man weiß noch andere Stämme an der Schlacht beteiligt waren, könnte hier für viele auch schon die Schlacht zu Ende gewesen sein und nun übernahmen andere Völker wie etwa Marser, Chatten, Brukterer oder Sugambrer die Last der folgenden Kämpfe und lauerten den Legionen an der Marschroute auf, da sich diese nun ihren Stammesgebieten näherten. Während man im Lager noch damit beschäftigt war dem einen oder anderen Legionär die Ketten anzulegen, nutzten andere noch die Gelegenheit um sich die schwarzen Aschereste der schmorenden Karren ins Gesicht zu reiben, damit den eigenen Kampfeswillen und den der Mitkämpfer zu steigern und um bedrohlicher zu wirken. Es war eine nicht sehr weit hergeholte Szenerie wie man sie am Morgen nach dem Abzug der Römer im Lager erwarten darf. Grundsätzlich lag allem der Plan zugrunde die Trümpfe der Landschaft auszuspielen um es mit den wenigsten Verlusten verbunden zu Ende zu führen. Was nun hinter den Varuslegionen geschah dürfte plausibel sein. Denn unmittelbar nachdem Varus sein Lager verlassen hatte, werden es die Germanen in Besitz genommen, besser gesagt zerwühlt haben und sie ließen "keinen Stein mehr auf dem anderen". Es war zu erwarten, dass es sich die Germanen nicht nehmen ließen dies in ausführlichster Weise anzugehen. Man darf sich in diesem Zusammenhang auch die Frage stellen, wie die Germanen mit dem an der Weser verorteten römischen Hauptlager nach dem Verlassen der Varusarmee umgingen. Letztlich wird dies aber unerheblich gewesen sein und hinter dem Ansinnen zurück gestanden haben, zunächst die Präsenz von Varus und seinen Legionen in Ostwestfalen zu beenden. Im "prima Vari castra" war jetzt die klassische Plünderungsphase angebrochen aber es trat in diesem Zusammenhang auch noch ein beklemmender Faktor hinzu, denn im Lager befanden sich wohl auch noch zahlreiche zurück gelassene da verwundete Legionäre. Hierzu fällt einem der Satz des Gallierkönigs Brennus "vae victis - wehe den Besiegten" ein. Beteiligt an dieser Übernahme waren die Germanen der ersten Stunden und all jene die sich einfanden und es wird seine Zeit in Anspruch genommen haben. Man wird die Wertgegenstände und das waffentechnisch Brauchbare an sich genommen und den Rest den Bewohnern der Region überlassen haben, die sich später von der Neugier getrieben von selbst einstellten. Varus wird die Zeit genutzt haben sich von den Germanen abzusetzen. Viel half es ihm nicht, denn es sollten noch schwere Kämpfe auf ihn zukommen. (06.03.2022)
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