Freitag, 2. September 2022
Die Inschriftentafel am Corveyer Westwerk - Römisch oder karolingisch ?
Heribert Klabes trug zahlreiche Argumente zusammen um seine Theorie zu begründen, dass Rom schon zu Varuszeiten in Ostwestfalen Gebäude aus Stein errichtet hatte. Architektonisches am Weserufer in Corvey dem die Wissenschaft bislang allerdings nur ein mäßiges Interesse abgewinnen konnte. Der inzwischen verstorbene Heribert Klabes veröffentlichte alles in seinem Buch "Corvey - Eine karolingische Klostergründung an der Weser - Auf den Mauern einer römischen Civitas" und entließ damit eine nachdenklich gewordene Fachwelt in die Ratlosigkeit. Seine Forschungsergebnisse begründete er auf Basis der noch vorhandenen Bausubstanz, schöpfte seinen Verdacht aber auch aus der Ausgestaltung der Abtei, der Dimension des Klosterkomplexes, dem geschichtlichen Hintergrund sowie einer Vielzahl weiterer Schlussfolgerungen und Erkenntnisse. Dabei fällt auch der Inschriftentafel am Corveyer Hauptportal, dem Westwerk ein großes Gewicht hinsichtlich der Altersbestimmung des ganzen Komplexes zu. Es ist aber nicht jene, die sich der interessierte Besucher heutzutage vor Ort von unten ansehen kann, gemeint ist die Original Epigraphik die sich an einer unzugänglichen Stelle befindet.


So wie sie auf dem Titelbild des Buches von Heribert Klabes abgebildet ist, so könnte sie auch vor rund 2000 Jahren ausgesehen haben.

Trotzdem wirkt auch schon die Kopie auf den Freund alter Gemäuer beeindruckend und weckt beim Betrachter den Anschein, es könne sich dabei aufgrund der alten Schriftart um ein Stück aus der Antike und nicht aus dem frühen Mittelalter handeln. Aber Heribert Klabes widmete sich nicht nur dem Herstellungsverfahren des steinernes Reliefs, das er zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, machte, sondern auch den Metallbuchstaben und den Stiften die einst darin eingesetzt waren. Aber lange Zeit war es still um die Bemühungen mehr über das Römische im Klosterbauwerk herauszufinden und es ist in den letzten Jahre auch nicht lauter geworden was neue Erkenntnisse anbelangt. Aber eines scheint gewiss, denn man könnte heute mehr wissen, wenn man es denn gewollt hätte. Und mehr wissen bedeutet, dass man sich intensiver mit dem noch vorhandenen archäologisches Material hätte beschäftigen können und den Faden aufnehmen sollen den Heribert Klabes gelegt hatte. Einst aufgefundene und teils rätselhafte weil schwer zuzuordnende Objekte ausfindig zu machen und sie zu sichern wäre der der erste Schritt. Dazu gehören auch schriftliche Dokumente, Korrespondenzen oder Gutachten mit denen sich belegen lässt, wie vorsichtig und zurückhaltend schon damals die versierte Fachwelt reagieren musste um nicht zu voreilig die Klabes Theorien zu verwerfen. Und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Aber es ist noch Zeit in unbekannten Archiven nach dahin schlummernden Fakten zu suchen die schon in Vergessenheit geraten waren. Exponate die aus Platzmangel in Kellern lagern oder in Vitrinen von Museen hinter oder ohne Glas ausgestellt sind können ebenfalls dazu beitragen die antike Vergangenheit von Corvey zu erhellen. Obwohl schon vieles erschwert wird, da an so manchen Ausstellungsstücken eine Hinweis gebende Beschriftung fehlt aus der die näheren Zusammenhänge hervorgehen. Vor allem den Fundort sollten sie erkennen lassen, an dem sie einst entdeckt wurden. So kann der interessierte Besucher auch nur einen oberflächlichen Blick auf die Gegenstände werfen, da sich kein Bezug erschließen lässt. Aber auch großflächige Bodenprospektionen in den weiten Wiesenlandschaften zwischen Corvey und Höxter vor allem aber auf dem Abteigelände oder der Umgebung dürften zu dem Ergebnis führen, dass sich dort noch zahlreiche Relikte und Artefakte aus ältesten Zeiten vor unseren Augen verbergen. So überlässt man sie einer forschenden Nachwelt von der man sich erhofft ihre Analysemethoden wären in Zukunft fortschrittlicher als die heutigen. Auch Mauerwerke lassen im Fundamentbereich noch auf neue Erkenntnisse hoffen und die Furt über die Weser oder die Reste einstiger Brückenbauwerke warten ebenso auf neue wissenschaftliche Bewertungen wie die besagte verborgene Epigraphik über dem Eingang. Ein Gebäude ohne klare Zweckbestimmung und Sinngebung, für das die Wissenschaft mangels eines besseren Kenntnisstandes den begriffsbildenden und sowohl schlichten als auch profanen Namen Westwerk prägte, weil es sich keiner Funktion zuordnen lässt und sich dafür kein trefflicherer Name finden ließ. Ein Grund dafür könnte sein, dass der Raum der sich dahinter auftut eher einem römischen Atrium ähnelt aber in der karolingischen Vorromanik seines Gleichen sucht. Aber was ließe sich rekonstruieren möchte man sich einen Weg zurück in die Antike bahnen um das Bauwerk dieser Epoche zuschreiben zu können. Eine schwere steinerne Inschriftentafel mit dem Kahn die Lippe aufwärts und dann auf dem Landweg nach Corvey zu transportieren mag bereits möglich gewesen sein klingt aber abwegig. Varus könnte sie, nachdem er Fortschritte an den Baumaßnahmen erkannte mit denen er schon im Jahre 7+ begonnen haben könnte in Auftrag gegeben haben und ließ sie sich nach kommen. Es könnte aber auch schon ein kenntnisreicher Handwerker ausgereicht haben die Platte an Ort und Stelle anzufertigen. Bei den Goldbuchstaben könnte es ähnlich verlaufen sein wenn geschickte Schmiede die sich mit der Schmelze auskannten zur Verfügung standen. Auch davon. dass in der Region dank keltischer Tradition das nötige Wissen vorhanden war darf man ausgehen. Es ist unstrittig das man um diese Zeit bereits die technischen Möglichkeiten besaß derartiges herzustellen. Den Beweis lieferte die Rekonstruktion des imposanten vergoldeten Reiterstandbildes wie es anhand des im befestigten römischen Handelsplatz Waldgirmes aufgefundenen Pferdekopfes möglich war. Die Bauarbeiten an dem auf Expansion ausgelegten römischen Marktzentrum in Hessen begannen schon 13 Jahre vor der Varusschlacht was einen interessanten Blick auf die bereits sehr weit fortgeschrittenen Provinzialisierungspläne gestattet. Bei der Freilegung der Anlage stellte sich zu dem heraus, dass es sich bei den dort frei gelegten Fundamenten um den frühesten Beleg für die Existenz von Steinmauern in Zentralgermanien handelte was auch auf die mögliche Existenz von Steingebäuden hinweist und das nicht nur an der Lahn. Der Schriftzug der Epigraphik wie man in Latein eine derartige Inschriftentafel nennt, mag man den örtlichen Gegebenheiten angepasst und ausformuliert haben und er entsprang keinem Standardtext. Man will dem Zeitgeist nichts unterstellen, aber der Inhalt könnte für Varus zweitrangig gewesen sein. Denn hier zählte damals vermutlich mehr das Majestätische, die Würde und Ausstrahlungskraft eines mit vergoldeten Buchstaben versehenen Steinreliefs, dass seine Wirkung auch nicht verfehlt haben dürfte. In der Person des Varus sollte die Bevölkerung das personifizierte Verbindungsglied zwischen der strahlenden römischen Machtzentrale und der als unwirtlich beschriebenen Magna Germania sehen. So fungierte er auch als Botschafter bzw. Statthalter im Auftrag, also anstatt des Kaisers der die Völker zu beeindrucken hatte. Man kann diese Erklärungen als Spekulation und Phantasterei abtun, gössen nicht Wissenschaft und Kirchturmdenken Hand in Hand durch ihr Verwirrspiel immer wieder neues Wasser auf die Mühlräder der Zweifler. Es ist noch nicht lange her, als man sich 1985 entschloss diese historisch wertvolle Inschriftentafel aus dem Westwerk zu entfernen, durch eine Kopie zu ersetzen und das Original abseits in erhöhter Position aufzustellen, wo es sich gut den Blicken der Besucher entziehen ließ, statt für sie einen museal angemessenen und ansprechenden Platz zu finden, wo sie auch witterungsgeschützter überdauern kann. Damit bot sich allerdings auch die gute Gelegenheit sie von Expertenseite aus zu untersuchen was aber offensichtlich unterblieb. Insbesondere die erstaunliche Ähnlichkeit zur antiken Schriftart "Capitalis quadrata" beunruhigte immer schon die Gemüter und die kreative Forschung und weckte den Verdacht, dass sie römischen Ursprungs sein könnte. Und das man für sie wie es bei antiken römischen Inschriften häufig der Fall ist vergoldete Buchstaben verwendet hat trug ebenfalls dazu bei. Eine Vermutung die immer schon als hoch wahrscheinlich galt, die aber ohne wissenschaftliche Bestätigung eine Theorie bleiben muss. Durch Goldreste die an den Befestigungsstiften haften geblieben waren gelang es Heribert Klabes nachzuweisen, dass man ins Relief wie konnte es auch anders sein, einst vergoldete Buchstaben eingelegt hatte. Goldbuchstaben von denen man im Corveyer Museum auf befragen bis vor wenigen Jahren noch keine Kenntnis besaß. Aber dazu später mehr. Denn zunächst beschritt die Wissenschaft einen anderen Weg den man im Hinblick auf das Römerzeitliche auch als Irrweg bezeichnen könnte. Denn man analysierte wie man eigentlich erwarten sollte nicht die Haltestifte die sich noch in der Originaltafel befanden, sondern konzentrierte sich auf archäologisches Material unklarer Herkunft, dass sich im Schutt der Abtei erhalten hatte. Und darin stieß man im Zuge von Grabungen auf die Reste zweier vergoldeter Buchstaben die man für die Reste besagter Inschriftentafel hielt. Die Tafel enthielt insgesamt 57 Buchstaben und man ging von 193 Bohrlöchern und den dazugehörigen Stiften aus. Von diesen Verstiftungen konnten im Schutt ebenfalls noch 31 Exemplare sicher gestellt werden. Wobei das Auffinden von zwei Goldbuchstaben und 31 Stiften im Grabungsgeröll nach so langer Zeit in Anbetracht des Eigenwertes schon erstaunlich ist. Es standen somit für weitere Untersuchungen zwei mit Gold überzogene Buchstaben aus Kupferblech und 31 Stifte zur Verfügung. Was dann jedoch schnell ins Auge fiel war die unerfreuliche Erkenntnis, dass es sich bei den zwei Buchstaben nicht um Teile aus der Inschriftentafel des Westwerk handelte. Denn die im Schutt entdeckten Teil waren zu klein und passten daher nicht in die Ausnehmungen der Originaltafel. Genau genommen wiesen sie nur die Hälfte der Größe auf die sie hätten haben müssen. Man hatte es folglich mit Goldbuchstaben zu tun, die nicht aus besagtem Relief stammten und bei denen es infolgedessen unklar ist, wo diese einst ihren Platz gehabt haben sollen. Vermutlich waren sie auf Epigraphiken späteren Datums befestigt, die zwischenzeitlich verschollen sind. Aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt und man unterzog sie trotzdem einer vergleichenden Analyse, ob sie nun römischen oder karolingischen Ursprungs waren. Eine Untersuchung auf Basis einer ungünstigen Ausgangslage und daher von fragwürdiger Bedeutung und nur geeignet um einen Zufallstreffer zu landen. Warum man die aufwändige Untersuchung wohlwissend, dass ein direkter römischer Bezug nicht mehr gegeben war trotzdem durchführte ist unklar, ermöglicht aber einen tiefen Einblick in die wissenschaftliche Arbeitsmethodik. So beauftragte man damals in Dr. Robert Lehmann einen renommierten Experten auf dem Gebiet der Archäometrie sich des Themas "Goldbuchstaben" anzunehmen. Dabei ist er auch zu einem Urteil hinsichtlich der Fragestellung gelangt, wann die Vergoldung der Buchstaben statt gefunden haben könnte. Im Resultat stehen sich ungeachtet der Tatsache, dass sie nicht aus dem Original stammten die Fragen gegenüber, ob sie noch von römischer Hand gefertigt wurden, oder eine Arbeit aus karolingischer Zeit darstellen. Um zu einem Ergebnis zu kommen führte Dr. Lehmann Reihenuntersuchungen durch und da eine Erkenntnis auch im direkten Zusammenhang mit der Theorie steht, wonach die Varusschlacht im Nethegau statt fand, berührt es auch den Kern dieses Internetbuches. Dr. Lehmann hatte sich unabhängig von seinen materialbezogenen Untersuchungen auch mit den geschichtlichen Ereignissen beschäftigt und sich in diesem Zusammenhang wohl auch für die Interpretationen und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen interessiert, vermutlich um ein besseres Verständnis für das Geschehene zu entwickeln. Zu seiner Beurteilung trug bei, dass die zur Analyse genutzten Buchstaben aus bleihaltigem Kupfer bestanden und mit einer dicken Vergoldung überzogen waren. Auch daraus konnte er Schlüsse ziehen und gelangte zu der Feststellung, dass die beiden untersuchten Buchstaben, obwohl sie beim Betrachter einen antiken Eindruck hinterließen nicht aus der Römerzeit stammten, sondern im frühen Mittelalter hergestellt wurden. Herr Lehmann konnte sogar so weit gehen und sich festlegen, dass sie vor 1175 entstanden sind. Um zu weiteren Erkenntnissen zu gelangen aus welchen Minen Kupfer und Gold stammten schlug Dr. Lehmann eine Bleiisotopenuntersuchung vor. Auf dieser Basis wären Diskussionen möglich wer die Anbringung  der Inschrift im Mittelalter verfügt haben könnte um zu einer besseren zeitlichen Einordnung zu gelangen. Somit wäre geklärt, dass man zumindest diese zwei zu klein geratenen Goldbuchstaben dem Mittelalter zuordnen kann und keine Römer ihre Finger im Spiel hatten. Aber auch in diesem Fall gilt, dass wissenschaftliche Expertisen die sich keine Hintertüren offen halten selten sind. So sind auch bei dem Untersuchungsergebnis von Dr. Lehmann, dass dem Aufbau nach einem Gutachten gleich kommt Zweifel angebracht. Denn obwohl die Chancen wegen des Größenunterschiedes zum Originalrelief gering waren in ihnen Teile römischen Ursprungs zu sehen, hatte man doch die Erwartungshaltung eine relativ präzise Beurteilung zum frühen Mittelalter zu bekommen. Aber eine gewisse Skepsis und Bedenken an seinem Urteil hatte er selbst mit eingeflochten und relativierte seine eigene Bewertung. Denn der Kern der Problematik besteht in dem von ihm verwendeten Wortlaut, das einem Eingeständnis des schwierigen Sachverhaltes gleich kommt. Zitat: "Der Nachweis von bleihaltigem Kupfer und einer dicken Vergoldung bei den vorliegenden Buchstaben erlauben unter der Berücksichtigung der geschichtlichen Überlieferungen und Reihenanalysen die Einschätzung, dass die beiden Buchstaben "wohl Nicht" römischen Ursprungs sind". So hat Dr. Lehmann "wohl" den Hasen im Pfeffer erkannt in dem er sich des Wortes "wohl" bediente und im gleichen Zusammenhang für das Wort" "nicht" Großbuchstaben verwendete. Er hebt damit das Wort "nicht" stärker hervor, hätte aber wohl besser das Wort "wohl" mehr betonen sollen. Denn das Wort "wohl" kennt viele Synonyme wie anscheinend, vermutlich, augenscheinlich oder mutmaßlich, steht aber nicht für ein sicheres Urteil. So bleibt es eine Einschätzung wie Herr Dr. Lehmann es selbst feststellt und leider ein Ergebnis, das uns sowohl in der Sache als auch hinsichtlich der Frage, wann sie im frühen Mittelalter geschaffen wurden die erwünschte Klarheit schuldig bleibt. Und das was man "einschätzt" steht auf ebenso tönernen Füßen, als wenn man das Wort "wohl" im Text verwendet, denn schätzen bedeutet glauben und vermuten und besitzt keine Beweiskraft. Trotz Reihenanalyse reicht sein Fazit nur für das Vertreten einer Meinung oder Ansicht, wo wir uns doch alle ein klares Ergebnis gewünscht hätten. Aber als Autor eines Geschichtswerkes weiß man wie oft man sich der lästigen Konjunktive bedienen muss, was dann von allen Beteiligten viel Gleichmut abverlangt. So geht das Rätselraten weiter, ob es denn möglich ist anhand des Reliefs doch noch seiner möglicherweise römischen Vergangenheit auf die Spur zu kommen und das auch ohne diese zwei Goldbuchstaben dafür nutzen zu können. Es könnte auch die Schriftart der "Capitalis Quadrata" sein, die vielleicht weiter helfen könnte. So wäre es möglich die Ausnehmungen in der Inschriftentafel, wo einst die Buchstaben in der Platte saßen mit zerstörungssicherem Material, vielleicht Kunstharz auszugießen. Die gleiche Prozedur könnte man dann bei den als sicher in augusteischer Zeit angefertigten Tafeln durchführen. Sollte sich dann eine ungewöhnliche Duplizität zeigen wäre es ein Versuch der helfen könnte ein Glied in der Indizienkette zu schließen. Aber es standen nicht nur die zwei dummerweise zu klein geratenen Goldbuchstaben aus jüngeren Schuttmassenschichten zur Verfügung um sie auf mittelalterliche oder römische Herkunft hin zu prüfen, sondern auch noch 31 Befestigungsstifte die man in der gleichen Schuttmasse gefunden hat wie die kleinen Goldbuchstaben. So besteht natürlich der begründete Verdacht, dass sie wie die zwei Goldbuchstaben auch an einer jüngeren Inschriftentafel befestigt waren und nicht im Original Relief steckten, dass bis 1985 ins Westwerk eingelassen war und das im Verdacht steht aus antiken Zeiten zu stammen. So muss man resümieren, dass es von wissenschaftlicher Seite aus betrachtet nur Sinn macht Teile zu untersuchen die auch tatsächlich aus der Epigraphik stammen, da Untersuchungsergebnisse aus der Schuttmasse nicht zu einem Ergebnis führen können. Aber es wurde trotzdem mit ihnen gearbeitet. So sollen sich 21 Stifte von 31 Stiften als völlig unbrauchbar für eine Analyse erwiesen haben und neun Exemplare waren beschädigt. Ein Stift aus der Schuttmasse gelangte dann zur Untersuchung, aber es konnte damit keine Herkunftsbestimmung erfolgen und weitere Details sind nicht bekannt geworden. Aber in der originalen Inschriftentafel vom Westwerk befinden sich immer noch Stifte mit denen sich Untersuchungen als lohnender erweisen könnten, sie auf ihre Herkunft und vielleicht auf ihr Alter hin zu prüfen, als die im Schutt gefundenen. Ein engagierter Hobbyforscher sah sich damals genötigt Teile der Originalplatte zu entwenden um darauf basierend altersbestimmende aber nicht autorisierte archäometallurgische Analysen durchführen zu lassen. Da der Forscher die Ergebnisse veröffentlichte wurde die Justiz auf ihn aufmerksam und es entwickelte sich daraus ein "historischer" Kriminalfall. Das staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren wurde später wegen Mangels an öffentlichem Interesse eingestellt. In Erfahrung zu bringen zu welchem genauen Ergebnis diese nicht genehmigte Analyse führte könnte dazu beitragen Licht in die Alters- und Herkunftsbestimmung des Original Reliefs zu bringen. Bekannt gewordenen Bruchstücken daraus die sich noch in der Erinnerung einst damit befasster Personen halten konnten wird derzeit nach gegangenen. So ist zwar dieser eine Stift verschollen, aber es existieren weitere Stifte in der Platte mit denen sich eine Analyse zu machen lohnen könnte. Eine interessante Vorstellung die von der Wissenschaft aufgegriffen werden sollte. Natürlich wirft dieser Vorfall aus historischer Sicht betrachtet viele Fragen auf. Zunächst natürlich die, warum sich Personen Metallstifte illegal bemächtigten um sie einer Altersbestimmung zuzuführen wohl wissend, dass sie sich damit möglicherweise eines Vergehens schuldig machen und dies nicht den Berufskollegen überlassen wollten. Um die Inschriftentafel zu schützen und für die Nachwelt zu sichern hatte man sie durch eine Kopie ersetzt und so wäre es nicht nur zu begrüßen, sondern auch wissenschaftlicher Standard derartige Gelegenheiten zu nutzen, um den Kenntnisstand zu erweitern und dieses einmalige Reliktes ältester deutscher Vergangenheit auf Herz und Nieren zu untersuchen. Es bedurfte also demzufolge keiner illegalen Maßnahme, denn die Experten vom zuständigen Denkmalamt waren schließlich vor Ort und hätten dies übernehmen können. Würde man sich nun wieder der Inschrift annehmen wollen und keine Kosten oder Mühen scheuen, dann wären es die Kupferstifte in der Original Epigraphik die zur Untersuchung anstünden. Aber was könnte man sich für ein Ergebnis erhoffen. Isotopenanalysen könnten zum Ergebnis haben damit heraus finden zu können, wo einst die verarbeiteten Metalle abgebaut wurden, wo sich also die Minen unserer Altvorderen befanden. Hätten man dann den Berg identifiziert aus dem sie einst kamen, fängt die Sache wieder an interessant zu werden. Denn diese Schürfstelle könnte mittels vergleichender Untersuchungen Aufschluss darüber geben in welcher Epoche man sie ausbeutete. Geschah es nur zur Römerzeit lag sie links oder rechts des Rhein, in Südeuropa oder gar in Cornwall wie sich anhand des 2021 entdeckten Frauengrabes bei Tübingen feststellen ließ, dass mit einem rund 4000 Jahre alten Goldfund aufwarten konnte. Deckte die Mine also über die Zeiten hinweg den Bedarf vieler Generationen oder arbeitete man dort nur in der Antike und die Karolinger bedienten sich woanders. Mit einem Ergebnis stellen sich also auch wieder neue Frage die erst beantwortet werden können wenn der erste Schritt getan ist. Geschichte kennt eben keinen Anfang und kein Ende. ( 02.09.2022

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Montag, 15. August 2022
Der römische Hellweg über die Egge und seine Verbindung zum Harzhornereignis
Die römische Straße vom Lippeoberlauf bei Anreppen über Paderborn bis Schwaney und darüber hinaus ließ sich bislang anhand zweier Teilstrecken nachweisen. Zum einen war es der frei gelegte Abschnitt unmittelbar nach dem die Straße das römische Hafenkastell Anreppen in Richtung Osten verließ und des Weiteren die Trasse die man 1848 erstmals östlich von Schwaney entdeckte weil sie von der L 828 angerissen wurde. Man darf vermuten das es sich bei der Römerstraße ab Anreppen lediglich um einen zubringenden Ast zu jener Hauptverbindung handelte die vom Rhein aus, aus Richtung Salzkotten heran führte und die sich an einem Punkt X vermutlich im Bereich der Paderquellen trafen, da über das Zentrum von Paderborn die Luftlinie von Anreppen nach Schwaney verläuft. Um einmal den Namen Hellweg zu vermeiden, so existierte eine seit Jahrtausenden begangene Altstraße deren Anfangspunkt man in Duisburg und den Endpunkt in Corvey sieht. Zu Zeiten des Imperiums wurde sie intensiv genutzt und daher vom römischen Fiskus aus militärischen Erwägungen heraus in einen guten Zustand versetzt. Man hatte sie bedarfsgerecht ausgebaut, Stichstraßen zu den Lippekastellen angelegt und mit Versorgungsstützpunkten versehen die man heute in den Stadtzentren der an ihr liegenden Städte vermuten darf. Allesamt strukturelle Verbesserungen für die bis zum Ausbruch der römischen Okkupationswelle kein Bedarf bestand. In ihrer Urform hat sich der Begriff Hellweg eingeprägt den man etymologisch auf die frühe römische Nutzung zurück verfolgen könnte. So lässt sich auch der Teilabschnitt zwischen Paderborn und Schwaney da er unmittelbar auf den Eggekamm zusteuert mit ältesten Traditionen und Wanderbewegungen verbinden. Während die Bedingungen für langlebige Wegeverbindungen über die Eggehöhen ungünstig waren und daher häufiger neue Trassen nötig wurden, so behielt die Altstraße zwischen Paderborn und Schwaney doch weitgehend ihren Charakter und blieb ihrem prähistorischen Verlauf in unveränderter Weise treu, da sie sich auf diesem Streckenabschnitt keinen erschwerten Bedingungen zu stellen hatte. Aber was wissen wir über ihr Schicksal nachdem Germanicus sie vermutlich letztmalig nur auf dem Hinweg im Jahre 16 + nach Idistaviso und ins Stammesgebiet der Angrivarier nutzte aber nicht mehr für seinen Rückweg, da dieser einen nördlicheren Verlauf nahm. Eine bedeutende Straße wie diese wird immer genutzt worden sein, ob sich nun über sie die verletzten Legionäre der ersten Schlacht zum Rhein zurück schleppten oder man über sie Verstärkung heran führte. Aber man darf annehmen, das sich der Streckenabschnitt von Schwaney nach Paderborn noch über viele Jahrhunderte in einem unverändert guten Zustand befand und es auch bis zum Bau der Bundesstraße 64 blieb. Was sich aber auch mit Sicherheit schlussfolgern lässt ist, dass diese Straße nach dem Ende der Germanenkriege im Herbst 16 + über eine sehr lange Zeit keine römischen Sandalenabdrücke mehr erdulden musste. Die an ihr siedelnden Brukterer waren wieder unter sich und von Zeit zu Zeit wird sie wie in allen Zeiten von germanischen Reitertrupps genutzt worden sein. Das römische Treiben hatte sich auf die Rheinschiene zurück verlagert und wann sich römische Händler wieder nach Cheruskien wagten ist ungewiss wird aber nicht lange auf sich warten gelassen haben. Das römische Militär unternahm aus Erkundungsgründen Streifzüge, aber man hielt mit der gebotenen Distanz Kontakt zueinander. Von Tacitus erfahren wir, dass sich 47 + eine Delegation der Cherusker in Rom aufhielt um sich die Zustimmung zu holen, dass Italicus der Sohn des Bruders von Arminius den Stamm der Cherusker anführen durfte. Welchen Weg sie nach Rom nahmen ist unklar. Da man sich den nötigen Schutzbrief vermutlich zuvor im Zuge des Grenzübertrittes in der Heereszentrale Köln holen musste dürften die Bittsteller über Schwaney zum Rhein gezogen sein. Und da Ptolemäus der zwischen 100 und 160 + lebte einige germanische Hauptorte erwähnte die sich in Bezug zum Hellweg setzen lassen, wird sich diese Altstraße ihre zentrale Bedeutung für den Ostwestverkehr bewahrt haben. Zahlreiche Bodenfunde verdeutlichen die Intensität mit der man auf der Straße von Paderborn nach Osten unterwegs war wobei ein Relikt unsere besondere Aufmerksamkeit erregt hat. Denn von diesem Fund lässt sich ableiten, wie intensiv der römische Hellweg östlich von Paderborn auch noch im 3. Jhdt. genutzt wurde. Zu verdanken haben wir diesen Wissenszugewinn einem aufmerksamen Heimatforscher aus Schwaney. Denn ihm vertraute man zum dauerhaften Verbleib eine römische Münze an. Man fand sie in den 30 er Jahren des 19. Jahrhunderts auf einem Feld rund 2.500 Meter westlich von Schwaney in der Nähe des Bauernhofes "Auf dem Heng 1" der sich unmittelbar an der römischen Straße bzw. am Hellweg befindet. Unbeachtet verbrachte sie die Jahre bei den Nachfahren des damaligen Finders bis man sie jetzt neu entdeckte und wissenschaftlicher Obhut übergab. Zur Auflage wird gemacht, dass sie in Paderborn verbleiben soll, wo sie vermutlich zukünftig ihren Platz in einer Vitrine im Kaiserpfalz Museum finden wird. Aber es wird in Erwägung gezogen davon Abgüsse zu Ausstellungszwecken anzufertigen. Unabhängig von der Tatsache, dass diese Münze darauf hinweist, das der Hellweg in römischen Zeiten und auch nach der Varusschlacht immer noch frequentiert wurde kann noch mit einer anderen interessanten Information aufgewartet werden. Denn eine Münzexpertin vom Denkmalamt identifizierte die Prägung als eine Darstellung des römischen Kaisers Severus Alexander der von 222 + bis 235 + regierte und im gleichen Jahr in Mainz verstarb. Er oder sein Nachfolger Maximinus Thrax stehen im Verdacht vermutlich an der in den Jahren 235/236 + statt gefundenen Germanenschlacht nahe der Gemeinde Kalefeld - Wiershausen beteiligt gewesen zu sein. Der Münzfund mit seinem Abbild gibt nun die üblichen Rätsel auf wie diese Münze in einen Acker nahe Schwaney und rund 80 Kilometer westlich vom Harzhorn entfernt gelangen konnte. Ein Blick auf die Karte verrät, dass die dort siegreich gewesenen römischen Legionen auch den Weg über Schwaney hätten nehmen können, wenn sie sich entschieden haben sollten zum Rhein zurück zu marschieren statt nach Mainz. Sie wären demnach an der Vogelsburg vorbei geritten wo nach dieser Theorie einst Segestes seinen Fürstensitz hatte stießen unmittelbar auf das spätere Corvey und nutzen ab hier die gut ausgebaute Römerstraße. Die zweite Erklärung klingt nicht ganz so historisch spektakulär. Denn einigen Germanenkriegern könnte es noch gelungen sein bevor sie der Schlacht entkamen einige Münzen zu erbeuten die ihnen später in Schwaney aus der Tasche fielen. Diese Theorie würde aber beinhalten, dass sich auch Germanen aus diesen Regionen am Harzhorn mit den Römern schlugen und schon steckt man wieder mitten drin in der Spekulation. Aber Fakt bleibt, dass die Münze wie auch immer nach Schwaney gelangte, man sie erfreulicherweise wieder fand und sie nicht in Vergessenheit geriet oder gar verschollen blieb.
Das Foto der Münze, das dem Verfasser freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.

(15.08.2022)

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Dienstag, 2. August 2022
Die Römerstraße von Schwaney zur Weser - Sie ist noch da !
Zu diesem Ergebnis gelangte im Sommer 2022 ein kleines Team von Hobbyhistorikern, dass sich der Mühe unterzog in die "Fußspuren" von Ludwig Hölzermann und Heribert Klabes zu treten um nach zu schauen was es von der einstigen römischen Straße über die Egge noch zu sehen gibt. Sie stammte aus einer längst vergessenen Zeit was es uns schwer macht das weit zurück liegende Geschehen nach zu empfinden. Unstrittig rückte für die Germanen in Ostwestfalen die römische Militärmaschinerie damals aus dem Westen heran und so konnte es auch nur im Interesse des Imperiums liegen den Osten Germaniens aus dieser Richtung kommend strategisch zu erschließen. Möchte man schon in dieser Phase den Einwand zulassen man habe den Baukörper von Ost nach West voran getrieben so bietet die Historie dafür keinerlei Anhaltspunkte, denn schließlich standen nur für Rom die Signale auf Eroberung und Unterwerfung. Man war unseren Altvorderen technologisch weit überlegen, leistungsfähiger in jeder Hinsicht und verfügte über ein Heer mit Tausenden von Legionären wie es sie in vergleichbarer Dimension in den folgenden Jahrhunderten in Mitteleuropa nicht mehr geben sollte. Soldaten, die wenn man sie nicht in die Schlacht schickte schon allein aufgrund der Wahrung von Disziplin und Ordnung beschäftigen musste. Sie bekamen Sold der in Zeiten von Feldzügen aufgestockt wurde und sie hatten zur Verfügung zu stehen. Römische Legionäre waren prinzipiell auch immer Bausoldaten und das für alle Belange. Sie errichteten Gebäude, Wasserleitungen und Kastelle, bauten Brücken und setzten ebenso aufwändige infrastrukturelle Maßnahmen aller Art um da sie über fortschrittlich entwickelte handwerkliche Techniken, eine geordnete Befehlsstruktur verfügten und über die nötige Logistik für alles verfügten. Bei allen Projekten standen ihnen exzellente römische Baumeister und Architekten zur Seite die sie einwiesen. Alle unterstanden einem Feldherrn der es unter militärischen Gesichtspunkten betrachtet beaufsichtigte, lenkte und die Ziele vorgab. Denn in der bewegten Vergangenheit waren es in erster Linie die militärischen Motive, wenn es um den Bau befestigter Straßen ging. Die Theorie dieses Internet Buches basiert auf der Annahme, dass die Varusschlacht in dieser Region geschlagen wurde. So ist diese Straße in Ostwestfalen von immenser Bedeutung, da sich erst mit dem Wissen um ihre Existenz einen Überblick über das Geschehen vor 2000 Jahren gewinnen lässt. Sie wird damit zum Stein gewordenen Zeugnis imperialer Großmachtabsichten womit der Beweis erbracht wäre, dass der römische Kaiser Augustus im Weserbogen von Höxter/Corvey Größeres plante. Damit wird diese geschichtsträchtige Straße die die Lippe mit der Weser verband und ab Schwaney durch Cheruskerland führte zum Eckpfeiler der These, dass sich in ihrem Umfeld auch die Stationen der Varusschlacht rekonstruieren lassen bzw. befunden haben dürften. Im Vordergrund der Sommerexkursion stand allerdings keine hoch wissenschaftliche Prospektion auf Basis von GPS Vermessung oder exakter Kartierung samt Skizzenanfertigung und umfangreicher Fotodokumentation wie es nur die gut ausgestattete Disziplin übergreifende Amtsarchäologie zu leisten imstande wäre. Einzig der Befund sollte erbracht werden, dass sich hier auf den Eggehöhen immer noch älteste Geschichte vor unseren Augen auftut womit sich beweisen ließe, wie weit die römische Infrastruktur schon vor rund 2000 Jahren gediehen war bzw. nach Ostwestfalen ausgegriffen hatte, bevor die Germanen der Expansion ein Ende setzten. Hölzermann später Klabes und andere erkannten, dass es sich bei der erstmals im 19. Jahrhundert entdeckten und in Teilen frei gelegten Straße um ein Bauwerk aus antiker Zeit handelte und Hölzermann Jahrgang 1830 konnte einschätzen wie rückständig es selbst zu seiner Zeit noch im Straßenbau zuging. Eine technisch anspruchsvolle Straßenverbindung, die man aber was ihren begründeten römischen Ursprung anbelangt als einen solchen ignoriert, da man davon überzeugt ist man müsse sie späteren Epochen und welchen auch immer zurechnen. Beweiskräftige Argumente konnte man dafür jedoch bislang nicht vorlegen. Aber woher auch sollte in nachrömischer Zeit das Wissen um den Aufbau einer derartigen Straße samt Drainage, Schotterunterbau und Gleisweg kommen. Denn wie so viele fortschrittliche, technisch und wissenschaftliche Errungenschaften der Antike geriet auch die Kunst und Fertigkeit des römischen Straßenbaus die in der Stabilität und Zweckmäßigkeit lag im europäischen Mittelalter in Vergessenheit. Das Wissen um viele bauliche Fähigkeiten der Antike ging verloren, ein nur auf den Straßenbau bezogener und spezialisierter Handwerkerstand ließ lange auf sich warten und die Antike hinterließ keine schriftlichen Bauanleitungen. Vieles musste erst neu entdeckt, erlernt und verbreitet werden obwohl alles schon einmal da war und machte sich auch einen schlanken Fuß als es darum ging das Corveyer Westwerk als nicht römisch zu erklären.
Auch der älteste deutsche Dom in Trier war zunächst ein römisches Bauwerk des 4. Jhdt. ebenso wie das älteste deutsche Kloster in Tholey, dass auf den Ruinen und mit den Steinen einer römischen Bäderanlage im 7. Jhdt. erbaut wurde. Und erst mit der Grundsteinlegung des hohen Domes zu Aachen im Jahre 795 suchte man wieder Anschluss an einstiges Wissen. Aber selbst dies ließ sich noch nicht ohne die Zuhilfenahme römischer Bauexperten realisieren und man verwendete dafür zu großen Teilen das Baumaterial römischer Vorgängergebäude des Aachener Zentrums um sich die aufwändige Arbeit im Steinbruch zu ersparen. Und was Linksrheinisch noch in den Kinderschuhen steckte stellt sich im Vergleich zu Ostwestfalen wie ein Quantensprung dar. Man nutzte daher lange und über das Frankenreich hinaus die bekannten antiken weil existenten Altwege und profitierte von ihrer soliden Bausubstanz. So darf man davon ausgehen, dass sich an dieser Grundtendenz sogar bis weit in die Neuzeit hinein nichts geändert hat. Der heutige bauliche Zustand des antiken römischen Eggehellweges liegt im spekulativen Bereich da man ihn aus den besagten Gründen heraus noch nicht wissenschaftlich untersucht hat, aber anhand des Fundmaterials ließ er sich teilweise rekonstruieren und man wird ihn über die Zeit seiner Existenz mit den üblichen ein - oder zweiachsigen Karren befahren haben. Wegen der strittigen Argumentationslage soll im weiteren Verlauf daher auch der Frage nachgegangen werden, warum im Großraum dieser Straßenführung über die Jahrhunderte betrachtet keine Bevölkerung lebte die dazu imstande gewesen wäre derart umfangreiche überregionale Verkehrswege zu hinterlassen. Denn neben dem fehlenden technischen Grundwissen in späterer Zeit lassen sich auch andere handfeste Gründe dafür finden, dass diese Straße aus antiker Zeit stammte. Denn zum Ausbau einer solch aufwändigen Straße bedarf es sinngebender Argumente aber kollektive Eigeninitiativen und Notwendigkeiten mit denen sich diese Straße, die man schon ein Jahrhundertbauwerk nennen könnte, realistisch begründen ließe und in welcher Epoche man es getan haben könnte sind nicht erkennbar. Gehen wir also auf die Suche in die Zeit nach den Germanenkriegen die im wesentlichen unter Drusus begannen und unter Germanicus auf Druck von Tiberius zunächst endeten, dann blicken wir zurück auf eine Zeitspanne in der Rom zwar noch wirkte aber am Straßenbau in Ostwestfalen kein Interesse mehr zeigte. Eine Epoche, die sich zunächst bis zum Ende des weströmischen Reiches um das Jahr 400 + erstreckte. Es folgen die Jahrhunderte in denen die wandernden Völker die Egge passierten und danach begann eine Phase in der sich eine ruhige und nahezu unauffällige Einbürgerung und Integration der sächsischen Volksstämme in die fälischen und engrischen Siedlungsgebiete vollzog. Einwanderungen die in etwa zeitgleich mit den Bemühungen der Merowinger stattfanden in der Region eigene Machtansprüche durchsetzen zu wollen. Undenkbar, dass man in dieser Phase ernsthaft Straßenbau über die Egge betreiben wollte, sodass man es ausklammern darf. Und welches andere Volk hätte bis ins frühe Mittelalter aus der westfälischen Bucht nach Osten gerichtete organisierte Eroberungszüge oder militärische Bewegungen durchgeführt die man mit Straßenbaumaßnahmen begleitet hätte. Und auch Karl dem Großen wird man nicht in die Schuhe schieben können, dass er seine Franken für einen derartigen Straßenbau hätte begeistern können geschweige denn man hätte es überhaupt gekonnt. Denn für die Karolinger hatten zu Zeiten der Sachsenkriege und noch lange danach jedwede Maßnahmen und erst recht nicht jener über die Egge Priorität besessen und um die Kenntnis des Straßenbaus was auch die Vermessungstechnik mit einschließt stand es im frühen Mittelalter nicht zum Besten. Auch danach werden weder Konradiner noch Ludolfinger daran interessiert gewesen sein am bestehenden Wegenetz Maßnahmen umzusetzen geschweige denn neue Projekte in Angriff zu nehmen. Zu Beginn des 10. Jhdt. folgten zudem erneut unruhige Zeiten in denen man keine Heeresstraßen über die Egge bauen wollte. Und dies schon gar nicht in der Zeit als Eberhard von Franken 915 vor der Eresburg gegen die Sachsen unterlag und 937 das 12 Kilometer von der Römerstraße entfernte Elmeri, das heutige Helmern zerstörte. Aktivitäten mit denen sich begründen ließe, dass die Straße über die Egge nicht aus antiker Zeit sondern mittelalterlichen Ursprungs gewesen wäre, lassen sich bis dato nicht aufspüren. Und es war nicht nur Eberhard von Franken der in dieser Zeit den Nethegau in Unruhe versetzte. Denn zwischen 909 und 936 suchten auch die Ungarn das Land zwischen Rhein und Elbe heim und 986 begann der Slawenaufstand der 1066 erneut ausbrach und die Region bedrohte. Die folgenden Zeiten bis ins hohe Mittelalter und darüber hinaus darf man als grundsätzlich unruhig einstufen. Wer wollte es da riskieren Fremden die wichtige Passage über die Egge zu erleichtern oder kenntlich zu machen, sodass es sich förmlich verbot umfangreiche völkerverbindende Baumaßnahmen umzusetzen. So kam über viele Jahrhunderte der Straßenbau weitgehend zum Erliegen. Aber immerhin konnte man noch die Hinterlassenschaft der Römer nutzen deren Straßennetz sich über weite Teile Europas erstreckte, da es sich als außerordentlich langlebig erwies. Und so werden die Äbtissinnen von "Herisia" im 9. Jhdt. ihr Damenstift auch immer noch über dieses Pflaster erreicht haben. Und in diesem 9. Jahrhundert erfuhr der antike Hellweg über den Varus möglicherweise schon zu seinen Verhandlungen mit den Cheruskern ritt seine Krönung und machte erstmals auch historisch von sich reden. Es passierte im Jahr 836, die Sachsenkriege waren erst 34 Jahre zuvor zu Ende gegangen als der aus prähistorischen Zeiten stammende Hellweg von Paderborn über Schwaney und Brakel nach Corvey erstmals Erwähnung fand. Wir erfuhren es quasi durch die Hintertür können es aber nachvollziehen und es uns somit auf indirekte Weise erschließen. Es war die Zeit, in der man noch den guten Ausbau der Römerstraße zu schätzen wusste und gerne nutzte, da sich darauf der Eggerücken gut passieren ließ. Denn es war immer noch der schnellste, da direkteste und einzig nutzbare Verkehrsweg aus der westfälischen Bucht und damit vom Rhein zur Weser. Und in diesem Jahr 836 waren es die Reliquien des Kirchenpatrons St. Vitus die von Paris über Paderborn nach Corvey überführt wurden. Und die heiligen Knochen konnten nur über den römischen Hellweg östlich von Schwaney gerumpelt sein, denn einen anderen Weg dürfte es nicht gegeben haben. Wir wissen, dass im Zuge dieser "Translation" die Stadt Brakel unter der Bezeichnung "villa brechal" erstmals urkundlich genannt wurde da die Pilgerschar im Ort Rast machte und man wird ihn demnach aus Richtung Schmechten kommend erreicht haben. Den gleichen Weg dürfte man auch für die Überführung der Gebeine der heiligen Saturnina zugrunde legen die man 887 aus Sains-lès-Marquion über Paderborn ins heutige Neuenheerse transportierte. So folgten wieder Epochen in denen man Wege eher unkenntlich machte oder verwildern ließ, als sie neu entstehen zu lassen oder gar mit Steinböden oder Drainagen versehen wollte. Als die Ludolfinger deren Zentren sich um den Harz gruppierten das Mittelalter einläuteten erfüllte die vorhandene römische Wegeführung nach dieser Theorie immer noch die Bedürfnisse der Benutzer, denn der Römerweg von Schwaney über die Egge führte mitten ins Reich der Ottonen. Ob die weltlichen Interessen des Paderborner Hochstiftes ausgereicht hätten um hohe Geldmittel für den Ausbau eines Fahrweges nach Corvey und an die Weser aufzuwenden so wie ihn Heribert Klabes aufgrund seiner Forschungen im Querschnitt skizziert hatte überzeugt nicht und wurde auch in keiner Chronik erwähnt. Straßenbau in Zeiten kriegerischer Wirren des frühen und hohen Mittelalters verbunden mit der folgenden Kleinstaaterei bei dünnster Besiedelung weit ab mittelalterlicher Köhler oder kleinerer Ansiedlungen wie es Schwaney damals war zu betreiben hätte für die Bevölkerung einen erheblichen Kraftakt bedeutet und man darf es ausschließen. Hinzu kommt, dass allen damaligen Landesfürsten daran gelegen war den Zustand der Wegenetze nicht zu verbessern, da sie nur von schlechten Straßen profitieren konnten. Handwerker, Schmiedebetriebe und Bauern aber auch alle Herbergen an den Überlandwegen konnten nur mit verdienen, wenn die Wege schadhaft blieben. Wer wollte also eine Lanze dafür brechen, dass man in diesen Zeiten befestigte Straßen über die Egge bauen wollte. So schließt sich hier der erste Kreis wonach die Argumente die für einen späteren Bau sprechen rar werden. Aber das weitere Schicksal der Römerstraße in den folgenden Jahrhunderten die einst vom Eiserweg ortsausgang Schwaney nach Osten abzweigte liegt im Unklaren. Aber es stellt sich bei alledem auch die Frage wie lange sich die dort zweifelsfrei verlaufende Römerstraße überhaupt in der Nutzung befand bevor man sie aufgab, also nicht mehr befuhr und sie folglich den freien Kräften der Natur überließ. Sie bis zur Unkenntlichkeit dem Verfall preis zu geben misslang bekanntlich aufgrund ihres stabilen steinernen Unterbaus und eines tief ein gefurchten Drainagegrabens nicht aber trotzdem wollte oder musste man irgendwann auf sie verzichtet haben. Natürlich hat man sich auch mit der Überlegung zu befassen warum Drusus oder vielleicht war es auch erst Ahenobarbus, die Römerstraße nördlich des "Rotes Wasser" bezeichneten Baches einem Zulauf des Ellerbaches in Angriff nahm, statt eine andere Route bis zur Engstelle zwischen Gradberg und Oese zu wählen. Alternativen hätten sich finden lassen aber man bevorzugte diese Trasse. Man darf spekulieren, dass die Natur vor 2000 Jahren ein völlig anderes Bild bot als heute. Dichteste Eggewälder oder ungünstige Moorregionen hätten andere Überlegungen zunichte machen können. Aber die Nähe zu einem Bachlauf und eine schwächere Vegetationsdecke hätten ausschlaggebende Gründe dafür gewesen sein können um den Bau genau hier anzusetzen. Einst passable vielleicht auch klimatische Bedingungen die sich jedoch in den folgenden Jahrhunderten veränderten und die Menschen zwang nach besseren Lösungen und Alternativen für den Wegeverlauf Ausschau zu halten könnten die Ursache geliefert haben. Aber räumlich wird man sich wohl noch lange an der Römerstraße orientiert haben bevor man sich entschied die Straße zu verlegen und für sie eine andere Trasse zu suchen. Für diesen Weg und zukünftige bürgerte sich in der Folgezeit der Name Hellweg ein der erstmals im Jahre 890 Erwähnung fand aber auch schon aus älterer Zeit gestammt haben könnte. Aber im Bewusstsein der Bevölkerung blieb haften, dass der antike und auch noch im frühen Mittelalter genutzte westfälische Hellweg einst von der Schwaneyer Westtorstraße nach Süden abknickte, wo er fasst bis an den Eiserweg heran führte. Da der Hellweg am westlichen Rand von Schwaney einen geraden Verlauf nimmt und dort bis heute noch den Namen Hellweg trägt kann man den Eindruck gewinnen, dass er einst auch in den Eiserweg mündete. Eine Theorie die zum römischen Verlauf des Hellweges passt, da der Römerweg der Recherche zur Folge nach rund 160 Metern auf dem Eiserweg in östlicher Richtung vom unpassierbaren und heute wegelosen Eggewald geschluckt wird. Es könnte schon im 11. Jhdt. gewesen sein, dass man den Römerweg aufgab und aus uns unbekannten Gründen einen neuen Verlauf suchen musste. Und dafür findet sich auch ein Hinweis, denn die heute in Schwaney immer noch bekannte trügerische Bezeichnung "Römergraben" verleitet dazu, dass man zwar dem Hellweg eine neue Spur gab diesen aber im Wissen oder Gedächtnis um die alte einst dort verlaufende Römertrasse immer noch für einen Graben aus römischer Zeit hielt. Ein Grabenteilstück das jedoch vom originalen und aufgespürten Römerweg um etwa 250 Meter abweicht. Eigentlich keine große Distanz aber wesentlich ist die Tatsache, dass der Römergraben in eine andere Richtung zeigt und dann einen anderen Verlauf nimmt als die antike Römerstraße. Die mit "Römergraben" bezeichnete Trasse hat den Charakter einer Parallelstrecke und zweigte etwa auf der Höhe des Forsthauses vom einstigen Römerweg ab, der heute Neuernheerser Straße heißt. Nördlich führt er am Bentler Hof durch den besagten "Römergraben", quert später die heutige L 828 und lässt sich noch etwa 1000 Meter dank Bodenradar verfolgen. Ein Weg unter vielen anderen der über die Egge führte und der auch in den späteren Jahrhunderten in der Bedeutungslosigkeit versinken sollte. Aber anders erging es einem Hellweg dessen Entstehungsgeschichte im hohen Mittelalter gelegen haben könnte. Möglicherweise war es im 12. Jhdt. als die Zeit wieder reif für einen neuen Weg war, was dazu führte, dass man den "Römergrabenweg" aufgab und sich nach einer geeigneteren Trasse umsah. Eine Trasse deren Reiz und Vorteil darin lag, dass sie unmittelbar im inzwischen bevölkerungsreicher gewordenen Dorf Schwaney ihren Anfang nahm und nicht mehr nach Südosten ausschwenkte. Es war die Route durch das Bodental die mit dem heutigen Schwaneyer Bodentalweg ihren Anfang nahm und die im weiteren Verlauf den Namen Landdrostenweg trägt. Über diesen neu geschaffenen Landdrostenweg gelangte man besser zur inzwischen zur Bedeutung gelangten Burg Dringenberg die im Jahre 1320 zum Sitz der oberwaldischen Verwaltung ernannt wurde und auch zeitweise Residenz der Paderborner Bischöfe war oder sie eigens dafür errichtete. Nun hatte sich der Name Hellweg auf den Landdrostenweg übertragen und wurde bevorzugt von den Amtsmännern begangen die über ihn von Paderborn nach Dringenberg ritten wo sie ihre Geschäfte wahr nahmen und für die Abgaben zuständig waren. Der "Römergraben" Hellweg war nun auch Geschichte und die neu geschaffene Strecke durch das Bodental durfte fortan den bedeutsamen Namen Hellweg tragen. Aber da wusste man von der einstigen Römerstraße schon lange nichts mehr, es sei denn der eine oder andere verwunderte Wanderer stieß urplötzlich mitten im Wald auf ihre verborgenen Reste. Zu einem wohl einschneidenden Ereignis auch für die Infrastruktur Ostwestfalens wurden die Eroberungen der einst slawisch beherrschten Gebiete östlich der Elbe die Mitte des 12. Jhdt. mit Heinrich dem Löwen begannen und womit die Ostkolonisation ihren Anfang nahm. In der Folgezeit verschoben sich die großen Verkehrsströme da sie ab dem hohen Mittelalter über Paderborn, Hameln und Hildesheim nach Magdeburg geführt wurden. Die alten Hellwege über die Egge begannen langsam zu verblassen und die Regionen östlich von Paderborn und der Nethegau fielen in der Entwicklung zurück. Es war eine Zeit großer Veränderungen angebrochen und neue Zentren der Zivilisation bildeten sich heraus und die einst Regionen übergreifenden Wege dienten fortan mehr dem Nahverkehr. Städtisches Leben baute sich andernorts auf und die Vergabe von Stadtrechten trug dem Rechnung. Als man Driburg 1290 die Stadtrechte zusprach wuchs auch die Bedeutung eines Weges über Altenbeken nach Driburg und der einstige Hauptverkehr über Schwaney nach Brakel begann sich langsam dorthin zu verlagern, sodass auch 1345 erstmals die Rede von einem "Driborcher" also Driburger Hellweg ist. Erst Anfang des 19. Jhdt. entstand der neue Postweg nach Bad Driburg den man 1829 zur Chaussee ausbaute. Aber im 18. Jhdt. lief immer noch der stärkste Verkehr von Paderborn über Schwaney und nicht von Paderborn über Driburg zur Weser. Der Landdrostenweg als ehemaliges Teilstück des alten Hellweges wird diesen Verkehr längst nicht mehr aufgenommen haben, denn zwischenzeitlich trat die Neuenheerser Straße an seine Stelle und hatte vom Landdrostenweg die Tradition des westfälischen Hellweges übernommen. Der Kartograph Mayor Le Coq fand 1805 die Situation vor wonach der Schwaneyer Hellweg heute von der Landstraße 828 verkörpert wird. So wollte es die "Ironie des Straßenbaus", dass man sich wieder der alten Römertrasse annäherte. Dies führte aber letztlich dazu, dass man die antike Straße überhaupt erst wieder fand, denn die L 828 musste sie kreuzen und zerstörte sie dabei zwangsläufig an dieser Stelle. Als Fazit kann man daher sagen, dass ohne den Bau der L 828 die historischen Bonner Jahrbücher aus dem 19. Jahrhundert was die Römerstraße anbelangt leer geblieben wären. So ging es mit dem modernen Straßenbau in nachrömischen Zeiten also erst wieder ab dem 18. Jahrhundert weiter. Es war die Zeit als man in Deutschland überall begann für neue Landstraßen auf Schotter überzugehen, wo sich bislang nur Trampelpfade befanden. Zwar bestanden diese Straßen anfänglich nur aus losen Gesteinskörnungen ohne Bindemittel in der Deckschicht, aber es waren gut geplante Straßenkörper die aufgrund mehrerer Schotterschichten der Straße Stabilität verliehen. So kann man anhand dieser Darstellung den Eindruck gewinnen wie viel Zeit verstreichen musste bevor man wieder begann an die römischen Straßenbauqualitäten anzuknüpfen. Und hier wo die alte Neuenheerser Straße nahe des Bentler Hofes in die Landstraße 828 einmündet und der Eiserweg nicht weit war nahm ein Teilstück der Römerstraße ihren Anfang. Hinweise wo man auf ihn hätte stoßen können lagen vor, aber man brach auf ohne konkrete Erwartungshaltung, setzte auf den Zufall und spekulierte auf den puren Überraschungsmoment. Und auch das Wetter hatte mit der Gruppe bei über 30 Grad kein Erbarmen und bescherte dem Suchtrupp eine bei dichter Vegetationsdecke im unübersichtlichen Bruchwald beschwerlich begehbare Wegstrecke. Drei volle Tage nahm sich die kleine Wandergruppe Zeit um den beschriebenen Streckenverlauf abzugehen oder abzufahren. Der erste Tag galt dem Kernabschnitt des prähistorischen Weges ab dem Rieseler Mühlenberg. Er führte einst aus Richtung Corvey heran, steuerte ab hier auf direktem Weg die Egge an und passierte den zur Oese abfallenden Steilhang wo nach dieser Theorie den Cheruskern im Jahre 9 + der komplette zivile Tross samt Frauen und Kindern in die Hände fiel, da diese im weiteren Verlauf der Schlachtenbeschreibung von Cassius Dio keine Erwähnung mehr fanden. Bis zur Suffelmühle verlief es unspektakulär auf bekanntem Hellwegterrain und erwartungsgemäß ohne auffällige Bodenstrukturen. Aber ab der Oese änderte sich das Bild, denn nun drang man nachdem man die sumpfige Tallage hinter sich gelassen hatte ins ansteigende Eggemassiv vor wo deutlicher wurde, dass man sich auf der Trasse des einstigen mittelalterlichen Hellweges befand und vielleicht darunter liegend auch schon auf der Römerstraße. Hohlwege sind dafür bezeichnend die sich mit rauem steinigen Bodenbelag abwechselten, plötzlich unter Ackerland oder Asphalt verschwinden, wieder zutage traten um sich dann bei Erreichen des Netheberges gänzlich den Blicken zu entziehen. Wo sich keine Steilstrecken befanden war auch die historische Ausbeute mager, da man auf ebenen Flächen keine Wegebaumaßnahmen durchführen brauchte, die heute noch erkennbar wären. Denn Sand und Oberboden hatten die Spuren verwischt und den Rest Hoffnung hatte die neuzeitliche Land - und Forstwirtschaft begraben. Dafür näherte man sich langsam der Landstraße 828 an bei deren Bau man 1848 auf die römische Militärstraße stieß, da sie diese Landstraße queren musste. Aber das weitere Abgehen der Strecke sollte die Gruppe entschädigen. Denn genau da wo sich der vorliegenden Literatur entnehmen lässt, dass dort einst die Römerstraße verlief wurde man auch fündig. Was zunächst auffiel war eine umfängliche Anzahl sowohl verstreut liegender Steine unterschiedlicher Größe als auch auch Steine die sich noch in relativ gradliniger Formation befanden. So ging die Vermutung dahin, dass es sich dabei um die Reste der Steinlagen handelte die man dort einst zum Unterbau der Römerstraße verwendete. Über viele Meter ließen sie sich noch, wenn auch teils mit Moos bedeckt oberirdisch feststellen. Aber ihr exakter Verlauf und ihre jeweiligen Positionen ließen sich im Kontext vom Boden aus betrachtet keiner Gesamtstruktur zuordnen. Ohne Freilegung oder Schnittgrabung sie einer genaueren Untersuchung unterzogen zu haben, lässt sich jedoch nicht mit Bestimmtheit sagen in welchem Zusammenhang sie mit dem römischen Bauwerk gestanden haben könnten. Im Gegensatz dazu ging Heribert Klabes seinerzeit in die Tiefe und hinterließ den Aufbau der Römerstraße in dem er zwei Querschnittskizzen in seinem Buch "Corvey" veröffentlichte und es durch detaillierte Ausführungen ergänzte und seine Theorien vorstellte. Er legte einst eine 2,50 bis 3,30 Meter breite Steinpacklage frei wozu die aufgefundenen Quader in Verbindung gestanden haben könnten sich allerdings über die Jahrtausende verschoben hatten. Steinen sieht man ihr Alter nicht an, da man ihnen jedoch teilweise noch eine Aufreihung also Formation entnehmen konnte und schwache Bearbeitungsspuren erkennbar waren durfte man davon ausgehen, dass die hier aufgefundenen Steine aufgrund ihrer Lage und Anhäufung auf keine natürliche Ursache zurück zu führen waren. Die Gruppe hatte demzufolge an der seinerzeit kartographisch angezeigten Waldstruktur ihr vermeintliches Ziel erreicht und konnte sich weiteren Studien widmen. Obwohl anlässlich der Exkursion im mittleren Streckenabschnitt auch äußerst schwere Steinblöcke und das in erstaunlich großer Zahl aufgefunden werden konnten war wie sich später heraus stellen sollte, diese Feststellung allein nicht die wesentliche Erkenntnis zu der man im Zuge dieser Begehung gelangte. Da sich aber nun die Fundstätte mit den groben Literaturangaben deckte aber die Position der Steine vor Ort Rätsel zu ihrer ursprünglichen Lage aufgab wäre ein Blick aus höherer Warte auf die Römerstraße wünschenswert gewesen, um sich den Verlauf, die einstige Dimension, Richtung folglich ihren Aufbau und ihre Struktur besser erschließen zu können. Ein Überblick den man sich im geschlossenen Waldgebiet samt Unterholz nicht verschaffen konnte und den nur eine Draufsicht bieten kann. Ob nun die Steine die einstige Straße gesäumt, begrenzt oder ihren Unterboden stabilisierten ließ sich dem bloßen Anblick nicht entnehmen. Natürlich ist der Freundeskreis nicht auf eine knorrige Eiche gestiegen, was auch im dichten und belaubten Wald zu nichts geführt hätte um eine Höhenperspektive herstellen zu können, sondern bediente sich zur Erforschung der Fundstelle des Hyperspektralsystems auch Lidar genannt. Dieser Technik ist es auch zu verdanken, dass sich die kleine Expedition gelohnt hat. Denn erst auf dem Wege der Bodenradarmethode am heimischen Schreibtisch trat eine Struktur zutage die man zu fortgeschrittener Zeit an diesem Tag übersah. Denn erst auf Basis dieser Methode ließ sich eine unerwartet andere aber recht umfängliche Struktur und ihre Ausdehnung sichtbar machen und sie lieferte ein weitaus interessanteres Ergebnis. Denn es fiel durch eine äußerst bestechende, da extrem gradlinig verlaufende Bodenveränderung auf, die sich nach dem Lidar Verfahren und das überaus deutlich rot abzeichnete. Eine kerzengrade Linie womit sich die exakte Arbeitsweise der einstigen "Supermacht" wie kaum eine andere in Ostwestfalen bestätigen lässt. Denn nur über dieses neuzeitliche Verfahren war es möglich die Linienführung der Altstraße über eine Distanz von über 400 Metern exakt nachweisen zu können bevor sie aufgrund späterer Bodenverwerfungen an ihrem westlichen und östlichen Ende abreißt bzw. unkenntlich wird. Eine Erkenntnis die im Zuge der Lidaranalyse am Schreibtisch Verblüffung auslöste. Beunruhigt durch diese Entdeckung sah man sich genötigt ihr auf den Grund zu gehen. Ein Teammitglied das die nötige Flexibilität besaß machte sich daher nur wenige Tage nach der Feststellung auf um die Ursache diese Verfärbung nachzugehen und sie auszuforschen und er fand die Erklärung. Sie war vom Prinzip her so simpel wie einleuchtend denn die rote Linie stand nicht etwa für die im Gelände vorgefundenen Steine sondern war nichts anderes, als eine für den Straßenbau unvermeidliche technische Begleitmaßnahme. Es war die inzwischen stark abgeflachte Vertiefung des einstigen römischen Drainagegrabens von nur noch max. 40 cm der sich parallel zur Hangseite auf eine Länge von über 4oo Metern erhalten hatte und über Lidar präzise dargestellt wurde. Da sich das Gelände am östlichen Ende dieses Grabens mit kontinuierlicher Steigung fortsetzt der Graben dort aber nicht mehr erkennbar ist darf man davon ausgehen, dass die Straße in geringer Tiefe ihren weiteren Verlauf nahm so wie es auch Heribert Klabes beschrieb. Die dürfte zunächst in gleicher Richtung erfolgt sein bevor sie Gelände - und richtungsbedingt einen nordöstlichen Schwenk vollziehen musste um die nächste Zielmarke auf dem Netheberg nicht zu verfehlen. So bieten sich im Zuge weiterer Forschungen mehrere Ansatzmöglichkeiten wo sich Gelegenheiten auftun den originalen Streckenverlauf noch mal im Urzustand und über eine größere Distanz frei legen und genauer erforschen zu können. Die Maßhaltigkeit von Wegeabständen wie sie Heribert Klabes anschaulich zu Papier brachte sind Markenzeichen römischer Perfektion und sprechen für ihre Disziplin und politische Weitsicht wie sie mit ihren Eroberungen einher ging. Aber das eigentlich faszinierende an dieser 400 Meter langen gestreckten Graden und linearen Formgebung ist jedoch ihr völlig krümmungsfreier Verlauf der sich erst aus der Höhenperspektive offenbarte. Und dies war wiederum nur möglich weil die Lidar Technik die Bodenveränderungen abtastet und zudem imstande ist die Vegetation, also den Baumbewuchs auszublenden. Nur der menschlichen und keiner naturgegebenen Einflussnahme ist es zu verdanken, das sich das Bauwerk so präzise über zwei Jahrtausende erhalten konnte. Denn der Garant für seine Unvergänglichkeit beruht auf der Arbeitsweise jener römischer Baumeister die man noch als prähistorisch ansprechen darf. Denn für sie, die in der gleichen Epoche unter Augustus schon imstande waren die Via Gemini von Aquileia nach Emona über das schroffe slowenische Karstgebirge zu bauen, bedeutete die Egge keine Herausforderung. Jene im Zuge des Pannonienaufstandes genauso bedeutsame Militärstraße "Claustra Alpium JULIARUM" über den Birnbaumer Pass die uns in "Caput JULIAE Fluminis" wieder begegnet als Paterculus im Jahre 4 + berichtete, dass man in der Mitte Germaniens an den Quellen des gleichnamigen Julierflusses, die sich dieser Theorie nach in Schwaney befinden, einst das Winterlager errichtete. Man bediente sich seinerzeit der gängigen Methodik Boden - und Randsteine zu setzen über die die Zugtiere und Karren geführt wurden. Es folgte daneben eine Trasse auf der die Legionäre und Zügelhalter marschierten und im Anschluss daran grub man zum Abführen des Oberflächenwasser die unvermeidliche Drainage und hinterließ mit dem Aushub eine Aufwallung zwischen Pfad und Drainage. Den Graben so anzulegen war auch der Grund dafür, dass das gesamte Bauwerk in den Jahrhunderten im Zuge von Witterungsveränderungen und Regenfällen nur wenig Schaden nehmen konnte, obwohl einige einst gut gesetzte und verfugte Steine nicht alle Vegetationszyklen unbeschadet überdauerten und sich daher aufgelöst und verschoben hatten. Einige von ihnen lagen jedoch am südlichen Rand immer noch in vermutlich unveränderter Position, da sie sich mit dem Boden und dem Wurzelwerk verwachsen hatten. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sich von diesen Steinreihen ausgehend noch eine Vermessung rentiert, wenn man den gesamten Straßenquerschnitt darstellen möchte. Im Ensemble ist es ein Bodendenkmal das in Deutschland seines Gleichen sucht. Zwischen talseitiger Bordsteinkante und nördlicher Grabenkante bewegte sich demnach die uralte römische Wegeführung. Möchte man den Arbeitsaufwand erfassen, so ließen sich Hochrechnungen über die Anzahl und das Gewicht der Steine anstellen die seinerzeit hier verlegt wurden. Auf einer Länge von etwa 120 Metern innerhalb der 400 Meter Strecke zeigen sich Doppellinien die sich jedoch nicht durchgehend erhalten haben. Sie bedürfen noch einer Untersuchung da es sich dabei um Abschnitte die Wallkrone des Aushubmaterials handeln könnte. Einschließlich der im Boden des Weges befindlichen Steine ließe sich in etwa die Tonnage ermitteln, die hier einst zu bewegen war. Auf einen Meter Wegstrecke waren es allein etwa 4 bis 5 Randsteine unterschiedlicher Größe und darunter befanden sich einzelne Steine für die zum Setzen mehrere Männer nötig waren, aber auch handliche Exemplare mit einem Gewicht von rund 5 kg. Mit der ungeklärten Frage wieviel Steine sich im Untergrund vor unseren Augen verbargen und im Hinblick der Tatsache, dass die Römerstraße nicht nur hier auf derartige Weise befestigt war käme allein für dieses rund 400 Meter lange Teilstück eine erhebliche Tonnage zusammen die hier verarbeitet wurde. Hier wurde demzufolge ein Aufwand betrieben wie er nur von organisierter Hand vorstellbar ist hinter dem sich ein deutlicher Nutzen verborgen haben muss. Eine Notwendigkeit die dem Standardprogramm römischer aber nicht mittelalterlicher Denkweise entsprach. So darf man zusätzlich zu den übrigen Argumenten auch in Verbindung mit den aufgefundenen Randsteinen der Deutung folgen sie also in die besagte Zeit datieren zu können. Römische Straßenbauer beherrschten ihr Handwerk und auch bei akribischem Studium der Region nach dem Lidar Verfahren sucht man eine derart auffällige Gradlinigkeit im weiten Umkreis vergeblich. Jüngere oder ältere Zuwegungen die aufgrund neuzeitlicher Straßenprojekte wie etwa im Zuge der L 828 oder für den Holzabtransport nötig waren erreichen nicht die exakte Linienführung wie sie hier zutage tritt. Die Gradlinigkeit dürfte sich über den gesamten Querungshorizont über die Eggehöhen fortgesetzt haben, so wie es auch Hölzermann und Klabes skizziert hatten. Was bei der Betrachtung des Bodenradarbildes zweifellos ins Auge fällt sind die zahlreichen Wegeführungen späterer Jahrhunderte insbesondere jene aus der Blütezeit dieses Hellweges. Mittelalterliche Hellwege die man nach dem sich ihre Begehbarkeit verschlechterte immer wieder auf neuen Trassen entstehen lassen musste sind noch erkennbar und sie bündelten sich in den Konzentrationsbereichen kurz vor dem Erreichen des steilsten Anstieges. Sie kreuzen sich wie mehrfach erkennbar wird und nehmen ihren Verlauf nahe der neuen Landstraße 828 lassen aber alle die hervorstechende Gradlinigkeit der römischen Straße missen. Sie geben aber ein eindrückliches Bild ab wie intensiv dieser Egge Übergang in alter Zeit genutzt wurde, bevor diese Trasse an Attraktivität verlor und vom späteren Landdrostenweg abgelöst wurde. Aber Heribert Klabes verdanken wir nicht nur die Wiederentdeckung der Grundzüge wie sie aus Hölzermann Zeiten überliefert sind, sondern auch den Fund einer dreifach Umwallung nahe dem Eiserweg bei Schwaney, den er am Beginn des Eggeeinstieges für den Unterbau eines Wachturmes hält. Eine ab dieser Bodenauffälligkeit gezogene gedachte Linie trifft in der Fortführung ansatzlos auf das besagte westliche Ende der zuvor beschriebenen über 4oo Meter langen sichtbaren Bodenanomalie anthropogenen Ursprungs, setzt sich darin nahtlos und in gerader Linienführung fort, geht also in sie über, verläuft folglich in gleicher Spur und Himmelsrichtung weiter und beschreibt somit eine kerzengerade Strecke vom Eiserweg bis in die Nähe der L 828 wo sie oberflächlich sichtbar endet. Eine messtechnisch erbrachte zweite Erkenntnis die jeden Historiker hinsichtlich ihrer Präzision über eine Strecke von etwa 1680 Meter verblüffen muss. Wovon aber weder Hölzermann schrieb noch Klabes es erwähnte oder es ihnen nicht auffiel ist die Existenz einer weiterer Deformation der Oberfläche die auf menschliche Einflussnahme zurück zu führen ist. Denn zieht man nun die zuvor dargestellte erstaunlich gerade Linie von 1.680 Metern vom Eiserweg ausgehend bis zum östlichen Ende der 400 Meter Drainagegrabenstrecke, verlängert sie aber dann um ein weiteres Stück bis zu diesem auffälligen und ausfindig gemachten Geländepunkt so verfehlt sie diesen nur um rund 80 Meter. Sie besteht aus einer noch etwa einem Meter hohen runden Kuppen artigen Form, die allerdings keine erkennbaren Umwallungen aufwies. Sie bedeckt eine Grundfläche die wenn man sie vom noch schwach erkennbaren Sockel aus vermisst eine Fläche von etwa 50 m² bedeckt und im Zentrum aus unförmigen rundlichen Steinblöcken besteht. Ob man auch diesen kleinen Hügel als die Reste eines Wachturmes ansprechen darf ist unklar aber denkbar, denn die Theorie der Sichtachsen insbesondere auf Basis der gradlinigen 2.ooo Meter Messung würde dafür sprechen. Denn zur Vorwarnung und Wegekennzeichnung musste ein Kontrollturm nicht in unmittelbarer Nähe zur römischen Straße gestanden haben. Es kam nur auf die Sicht- und Signalschneise in Verbindung mit den anderen Türmen an, was wiederum eine optimal gewählte Position und Turmhöhe voraus setzt. Türme die man zum einen am Eiserweg entdeckte als auch am Netheberg fand, wo sich ebenfalls auffällige Steinstrukturen erhielten. Genaue Vermessungen und Untersuchungen wären daher wünschenswert und sollten je nach Möglichkeit angegangen werden um zu präziseren Aussagen zu gelangen, denn es könnte sich dabei auch um die Reste eines Grabhügels handeln. Bis dato ist es allemal als ein Gewinn und ein kleiner Fortschritt zu werten, dass auf der Egge immer noch alles beim Alten geblieben ist. Nun sollte sich die Forschung genügend ermuntert fühlen zu versuchen weitere Hinweise zu sammeln wie langfristig doch schon die antiken Planer gedacht hatten, in der Hoffnung sich auf diese Weise komfortabler neue Gebiete zwischen Weser und Elbe erschließen zu können. So wird die Römerstraße zum Maßstab neuer Kombinationen und Schlussfolgerungen und das auch, was den Boden unter Höxter und Corvey anbelangt. Aus naheliegenden Gründen erfolgen hierzu keine detaillierten Fundpläne. (02.08.2022)

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