Sonntag, 11. September 2022
Die römische Straße über die Egge - Ein Beitrag zur Entschlüsselung ihres antiken Namens - Später nannte man sie Hellweg.
Und dies war auch nicht etwa nur irgendeine Straße, sondern ein Teilabschnitt jener Strecke für die sich in den späteren Jahrhunderten ein Name durch setzte den man schon als legendär bezeichnen könnte. Ein Name über dessen Bedeutung man immer schon rätselte aber bislang zu keinem befriedigenden Ergebnis kam und er lautet Hellweg. Spricht man über althergebrachte fußläufige oder karrentaugliche Überlandverbindungen und möchte sich darunter eine befestigte Straße vorstellen oder es gar mit heutigen Maßstäben messen, so müssen wir uns mit einer Ausnahme von derartigen Vorstellungen verbschieden. Und diese beruht auf unserem Kenntnisstand, dass man zu Römerzeiten zumindest in den kritischen Höhenlagen und den Zentren der Zivilisation wert auf einen stabilen Fahr- und Marschweg legte. Und wer sich schon mal das Straßennetz in der frei gelegten Stadt Pompeji angesehen hat, der weiß um den Willen dieses Volkes für die Ewigkeit bauen zu wollen. So war die Bezeichnung "Straße" zu Zeiten des römischen Reiches auch gerechtfertigt und nicht ohne Grund stammt unser Name "Straße" auch von der römischen "via strata" ab. Aber obwohl sich die römische Besatzungszeit in Ostwestfalen bekanntlich nur über einen begrenzten Zeitraum erstreckte hinterließen sie östlich von Schwaney ein beeindruckendes Zeugnis ihrer Leistungsfähigkeit. Davor waren unbefestigte Wege also Straßen ohne Unterbau die Regel. Als man 16 + die römischen Legionen aus dem inneren Germaniens zurück gedrängt hatte kehrte die Bevölkerung wieder zu einer bedarfsgerechten und im alten Ostwestfalen zeitgemäßen Wegeführung zurück. Starr ausgebaute Verbindungswege lösten sich langsam wieder auf und man war frei und flexibel in der Wahl der Trassenführung, variierte ihren Verlauf und begnügte sich mit seiner rudimentären Struktur. Das demnach noch vor 16 + gebaute und im 19. Jahrhundert im Zuge eines Straßenneubaus entdeckte Teilstück der Römerstraße führte über den Eggekamm und zwar dort, wo er sich unter den damaligen Bedingungen am Sinnvollsten überwinden ließ. So kann man in der Römerstraße einen Abschnitt der großen Verbindung vom Rhein zur Weser sehen, wie man sie unter dem Namen "Westfälischer Hellweg" kennt. Und wenn in Deutschland von einem Hellweg die Rede ist, dann denkt man zunächst an ihn, obwohl auch andere Altstraßen den Namen Hellweg tragen. Altstraßen die sich aber alle auf NRW und Südniedersachsen beschränken und so war es vielleicht auch dieser klassische westfälische Hellweg der zum Vorbild und Namensgeber der deutschen Hellwege wurde und von dem man später andere mittelalterliche Überlandstraßen ableitete. Obwohl sich die Nutzung dieses auch Kontinental betrachtet bedeutsamen Weges bis weit in prähistorische Zeiten zurück verfolgen lässt, bekam er seine geschichtsträchtige Bedeutung doch erst in der Epoche, als das Imperium sich anschickte sein Einflussgebiet nach Norden und Osten auszudehnen. Eine Invasion gegen die man in Germanien heftig und erfolgreich Widerstand leistete. Und das die römischen Legionen auf diesem Weg ins innere Germaniens vorstießen wird für ihre Bewohner eine neue Erfahrung gewesen sein, denn bislang waren sie es wohl eher gewohnt ihn nur in entgegen gesetzter Richtung zu nutzen. Als man vermutlich unter Ahenobarbus begann den Weg um die Zeitenwende zur Militärstraße auszubauen begriffen unsere Altvorderen was sie erwartete. Aber aufgrund der germanischen Erfolge in den Schlachten gegen Germanicus endeten im Jahre 16 + auch die römischen Ausbaupläne nahezu abrupt. Bis zum endgültigen Zusammenbruch des römischen Reiches sollten beiderseits des Rhein noch viele Generationen heran wachsen, denen diese alten Ereignisse nicht mehr bewusst waren und daher nur das Sagenhafte und das Hörensagen aus diesen Zeiten weiter tragen konnten. Aber unter allen im Einflusszone des Imperiums siedelnden Völkern und darüber hinaus war es nach dem langsamen Zerfall der Großmacht kein Geheimnis, wer die monströsen Paläste und gigantischen Bauwerke einst errichtete und das alles auf das Werk der römischen Kaiser zurück zu führen war die es anordneten. Ob es die Bäder im südenglischen Bath waren, die Kanalisationen unter den frühen Megastädten, die Trinkwasserleitung durch die Eifel oder die wehrhaften Kastelle längst der Flüsse, vieles davon war noch mindestens bis ins hohe Mittelalter oberirdisch zu sehen und es bot sich später auf vielfältige Weise zur Nachnutzung an. Stabile Fundamente auf denen spätere Reiche das römische Erbe antraten. Ihre Leistungen hatten sie alle vor Augen und von alledem ging über die Zeiten eine magische Anziehungskraft aus, die die Germanen immer wieder bewog in dieses Reich einzufallen um es zu erobern, besitzen und besiedeln zu wollen, aber auch um es nachzuahmen. Das römische Recht ist bekanntlich die Grundlage unserer modernen Gesellschaft und Latein wird immer noch in der Schule gelehrt. Das vorbildliche Straßennetz und alle römischen Wege waren Ausdruck ihres schier unersättlichen Sendungsbedürfnisses, ihrer Zivilisationsanstrengungen, aber auch ihres Machtanspruches der sich nicht gewaltlos vollzog. In seiner Blütezeit soll das Imperium über ein Netz von geschätzten etwa 80.000 bis 100.000 Kilometern befestigter Straßen verfügt haben. Aber nicht alle Wege führten nach Rom vor allem nicht der eine, der führte von Rom weg, denn man baute ihn einst in Richtung Weser aus und nicht in Richtung Tiber. Sie wissen was gemeint ist. Beschäftigt man sich mit der frühen Infrastruktur des deutschen Straßennetzes, dann ist auch immer dieser große westfälische Hellweg ganz vorne mit dabei und auf ihn fällt ein besonderer geschichtlicher Augenmerk, da sich viele Schicksale von nationaler Dimension mit ihm verbinden lassen. Das der Weg zwischen Rhein und Weser oder besser ausgedrückt zwischen der Rheinfurt bei Alt - Homberg und der Weserfurt bei Corvey seit Menschengedenken genutzt wird ist unstrittig und das er während der rund 30 Jahre andauernden römischen Okkupationskriege an Bedeutung gewann auch. Ebenso darf man davon ausgehen, dass die römischen Besatzer und Eroberer ihn in den Jahren der Expansion in einem soliden und funktionsfähigen Zustand hielten um bei Bedarf schnell ihre Truppen heran führen zu können, wenn sich Lippe oder Ems für militärische Operationen nicht nutzen ließen. Der Wegebau und Ausbau oblag den Legionären. Sie legten den logistischen Grundstein für die römische Eroberungspolitik und war das Markenzeichen römischer Einflussnahme und das nicht nur in Germanien. Die damit verbundenen technischen Leistungen prägten die Landschaft, die Infrastruktur grub sich bis in unsere Tage in das Gedächtnis der Anwohner und sie ist bis heute Realität. Siedlungen wurden am Hellweg gegründet und die Menschen lebten gut oder schlecht an, mit und von ihm. Und so drehen sich viele Fragen im Kern nicht nur um die hohe Bedeutung des Hellweges, sondern auch um die Suche danach, wo sein namentlicher Ursprung gelegen haben könnte und es wurden zahleiche Überlegungen angestellt woher der Hellweg seinen Namen hatte. Im mittelhochdeutscher Zeit stand das Wort hell für laut und glänzend, war aber zunächst nur akustisch gemeint und träfe weniger auf einen Überlandweg außerhalb von Ansiedlungen zu. Mal brachte man den Namen mit der Hölle in Verbindung weil "Hel" die Totengöttin war, so wurde daraus der Totenweg oder die helle breite und offene Straße die durch den dunklen Wald führte und auch die germanische Mythologie musste herhalten um dem Weg auf die Spur zu kommen. Die Urform des Namens Hellweg soll nach mehrheitlicher Auffassung innerhalb der Forschung aus dem 9. Jhdt. stammen. So berechtigen zwei Literaturhinweise aus den Jahren 890 und 896 zu der Annahme bzw. stellen den Bezug her, dass es sich dabei um das Wort "Helvius" gehandelt haben soll. Es ist eine Überlieferung über die schon Jacob Grimm 1835 schrieb der sich ebenfalls mit der Frage beschäftigt hatte Es fällt innerhalb eines Satzes in lateinischer Sprache der da lautet "helvius sive strata publica". Diese Worte ließen sich unproblematisch mit dem Satz: "Hellweg oder öffentliche Straße" übersetzen, wobei das Wort "Helvius" jedoch in gewisser Weise Rätsel aufgibt. So wird das Wort "Helvius" zu ein Bestandteil dieses kurzen Satzes der in lateinischer Schrift in der Region Lüttich nahe Marneffe, im mittelalterlichen "Pago Condrustinse" der heutigen Region Condroz in Wallonien nieder geschrieben und sich auf Güter der Region beziehen soll. Aus dem Zusammenhang in dem das Wort "Helvius" erschien lässt sich schließen, dass man unter einem "Helvius" eine öffentliche Straße verstand. Da Marneffe nur 7 Kilometer nördlich der Maas und unweit der Römerstraße von Köln über Bavay nach Calais liegt ließ es plausibel erscheinen. Und diese Nähe zur römischen Straße legte auch den Verdacht nahe, dass man auf diese Straßenverbindung anspielte der man den Namen "Helvius" gab. Man folglich die Strecke vom Rhein zum Ärmelkanal "Helvius" nannte. Warum diese öffentlich nutzbare Straße den Namen "Helvius" bekam wird auf Anhieb nicht deutlich. Aber man erklärte es sich damit und verstand folglich unter dem Wort "Helvius" einen Hellweg, identifizierte den "Helvius" fortan als Hellweg und stellte ihn mit ihm auf die gleiche Stufe. So wurde aus dem "Helvius" die "Strata publica" also eine öffentliche Straße und es klang in diesem Zusammenhang mit dem Bindewort "oder" auch überzeugend. Helvius = Hellweg und Hellweg = öffentliche Straße. Das sich aber "Helvius" im Gegensatz zu Hellweg nur mit einem "l" schrieb und das man unter einem "vius" keinen Weg versteht störte nicht, man begnügte sich mit der Gleichsetzung und akzeptierte es als einen möglichen Hinweis bzw. eine weitere etymologische Erklärungsvariante. Das aber das Wort "vius" in der lateinischen Sprache nicht Weg bedeutet, hätte zu denken geben sollen. Zumal man auch einen Weg oder Pfad nicht "vius" sondern "iter" nannte. Vermutlich hat man es in die Nähe des Wortes "via" gerückt um eine Bezug zum Wort Straße herzustellen. Ist man geneigt trotzdem dieser Spur zu folgen, dann wäre das Wort "Helvius" die älteste bekannte Schreibweise für das Wort Hellweg gewesen, dürfte aber zweifellos älteren Ursprungs gewesen sein. Alle späteren auch dialektischen Wortvarianten die von Hellweg bekannt geworden sind, hätten dann auf dem Wort "Helvius" basiert oder man hätte sie davon abgeleitet. Ein lateinischer Name geschrieben in der Schrift wie man ihn auch schon zu Zeiten des Imperiums zu Papier brachte und ihn wohl auch so aussprach. Man kann sich auch noch dem Wort "sive" für "oder" widmen. Es folgt an der zweiten Stelle im Satz und nach dem lateinischen Wort "Helvius". Es verband im Satzaufbau das Wort "Helvius" mit der "strata publica" und stellt klar, dass damit eine Straße gemeint ist, die für die öffentliche Nutzung freigegeben, also keine nur dem Militär vorbehaltene, Privatstraße oder Straße für die Obrigkeit war. Aber man könnte dafür auch auf die folgenden Umschreibungen ausweichen.

Helvius "bzw." eine öffentliche Straße
Helvius "vielmehr" eine öffentliche Straße
Helvius "besser gesagt" eine öffentliche Straße
Helvius "also" eine öffentliche Straße
Helvius "gleichbedeutend" einer öffentlichen Straße
Helvius "genau genommen" eine öffentliche Straße usw.

Sollten jedoch alle Argumente auf einem Interpretationsirrtum beruhen, dann bleibt immer noch die Frage offen, was sich tatsächlich hinter der Bezeichnung "Helvius" verborgen haben könnte, wenn es denn kein "Totenweg" und auch kein "heller Weg" war. Der Name "Helvius" ist zweifellos lateinischen Ursprungs verrät jedoch keine Bezüge zum Begriff "Straße" und das die Erstsilbe "Hel" zufällig auf das deutsche Wort "hell" hinweist erleichtert nicht die Suche. Wenn aber "Helvius" mit Straße verglichen wird und man es in einen Kontext brachte, dann sollte man auch annehmen, dass es Bezüge zwischen "Helvius" und Straße gegeben haben sollte die auf den ersten Blick allerdings nicht erkennbar sind. Was sich aber recherchieren lässt ist nicht nur, dass der Name "Helvius" bzw. "Helve" etymologisch von "honiggelb" herrührt. Er war auch etwas völlig unverdächtiges und normales, denn es war schlicht eine Bezeichnung für römische Nomen also "Gentile" bzw. "Gens". Die Großsippe der Gens mit Namen "Helvia" war eine plebejische Familie im alten Rom  und wurde erstmals zur Zeit des "Zweiten Punischen Krieges"  erwähnt. Die Liste der Helvius Namensträger ist lang und enthielt viele Militaristen. Wiederkehrende Erkennungsnamen für Familienverbände mit denen sich die Träger des Namens "Helvius" den "Helvia" zuordnen lassen wodurch eine gemeinsame Abstammuungslinie erkennbar wird. Zahlreiche männliche Personennamen sind überliefert die den Namen Helvius tragen. Darunter waren Namen wie Publius Helvius Pertinax, Gaius Helvius Cinna, Lucius Helvius Cat, Sextus Helvius oder Marcus Accenna Helvius Agrippa. Sie waren Senator, Proconsul, Legat, Tribun, Dichter, Legionär oder Patrizier aber auch Metallarbeiter und ein römischer Kaiser konnte sich den "Helvia" zugehörig fühlen und trug den Namen "Helvius". In der weiblichen Form war eine Helvia die Mutter von Cicero aber auch die Mutter von Seneca hieß Helvia. Aber der Frage warum man im 9. Jahrhundert öffentliche römische Straßen mit einem Personennamen verglich sollte man nachgehen. So verbarg sich möglicherweise hinter dem Namen "Helvius" eine Person die sich mit einer öffentlichen Straße in Verbindung bringen ließe. Wer wäre also demnach dieser besagte unbekannte Römer mit Namen "Helvius" gewesen dem man die Ehre antat in dem man ihn in einen direkten Zusammenhang mit einer römischen Straße brachte. So könnte er etwas mit dem Bau oder der Existenz dieser "strata publica" nahe Marneffe zu tun gehabt haben. Aber nicht nur mit dieser römischen Straße. So klingt es, als könne man den Namen "Helvius" wie ein Synonym für den römischen Straßenbau schlechthin werten. Ein Name wie es auch viele neuzeitliche Vergleiche zeigen. Man nehme nur den alten Namen "Kruppstahl" der sich zeitweise für guten Stahl einbürgerte und sich auch auf eine Person zurück führen ließ. Kombiniert man weiter, so könnte man im Wort "Helvius" einen Typus oder Begriff erkennen, den man für alle nach einem bestimmten Konzept umgesetzten Straßenbauformen zugrunde legte, anwendete und so nannte. Es war eben ein Straßenkörper erbaut nach dem Prinzip "Helvius". Eine bewährte Systematik die sich durch Zweckmäßigkeit auszeichnete sich über die Zeiten einbürgerte und dazu führte, dass auch spätere Generationen diese Methode Straßen zu bauen auf einen Erfinder mit Namen "Helvius" gleich einem Patent zurück führte und die von ihm standardisierten Kriterien wie etwa die Abstandsmaße einhielt, wenn man neue Straßen baute. Nicht nur der Römerstraße die die Egge östlich von Schwaney querte lassen sich wieder kehrende römische Baumuster entnehmen. Heribert Klabes hatte den Aufbau dieser Straße im Querschnitt dargestellt und die Abbildung lässt erkennen wie durchdacht man damals vorging um allen Eventualitäten Rechnung zu tragen. Römerstraßen hatten wie sich dieser Straße östlich von Schwaney entnehmen lässt, zunächst langlebig zu sein. Mussten an den kritischen Steigungsstellen im Unterboden Stabilität aufweisen und besaßen daher Gleisrillen, sollten der Witterung standhalten und erforderten folglich den Bau von Wassergräben. Darüber hinaus mussten sie den Anforderungen der Menschen, Tiere und Karren gerecht werden die sie nutzten. So könnte Herr Helvius einer jener Männer gewesen sein, der wie viele andere kluge Köpfe im Imperium im Geiste fortschrittlich seinen Beitrag leistete um dem Reich auch im technischen Sinne zur Blüte zu verhelfen. Ihm könnte man es verdankt haben einst den Grundriss für den römischen Straßenbaucharakter entwickelt zu haben und ihn zum römischen Standard zu erheben. Denn alles wollte einmal erfunden sein. So entwarf er den Baukörper wie man ihn im Idealfall zu errichten und umzusetzen hatte. Wir kennen einen ähnlichen Fall aus der Antike in dem sich ein anderer Mann einen bleibenden Namen machte, indem er Grundregeln aufstellte und damit ein richtungsweisendes Konzept entwarf. Ebenfalls eine Vorgabe die zu Modellcharakter heran reifte und mit der die Weichen für ein grundlegendes Bauverfahren gestellt wurden, dass eine ebenso zielgerichtete Bedeutung hatte. Die aber durch ihren unmittelbaren militärstrategischen Nutzen für eine kriegführenden Nation noch bedeutungsvoller war. Es war der Vordenker Polybios der den Untergang Karthagos noch selbst mit erlebte. Ihm war klar wieviel davon abhing, dass ein römisches Militärlager über optimale bausteinartige Grundzüge zu verfügen hatte. Wieder kehrende Strukturen die die Legionäre in den Stand versetzten blinder Routine folgend in kurzer Zeit ein Legionslager aus dem Boden zu stampfen.. Mit dem Doppellegionslager, dass er schon im 2. Jhdt. v. Chr. für das Militär entwarf schuf auch er sich einen bleibenden Namen. Wäre es an dem gewesen, so hätten die Feldherren im römischen Reich der Weitsicht dieses unbekannten Helvius der einst die Normen des Straßenbaus festlegte diese Methodik zu verdanken gehabt. Ganz so wie es einst Hölzermann und Klabes auch in der Egge vorfanden, beschrieben und skizzierten. Helvius könnte es gewesen sein, der erkannte, dass man in Gallien und Germanien aus klimatischen Gründen andere Wege gehen musste als in den milderen mediterranen Regionen. Aber die Maßarbeit insbesondere die Präzision einer lotgerechten geraden und damit eindrucksvollen Wegeführung wie sie uns auch bei der Eggestraße begegnet drückt praktisches denken aus und spricht für eine Arbeit nach Lehrbuch. Im römischen Bauhandwerk vor allem im militärischen Sektor überließ man diese Dinge bekanntlich nicht dem Zufall. Spitzenleistungen zu erbringen setzte Erfinder voraus wie man es auch vom ausgewogenen Mischungsverhältnis des "opus caementicium" her kennt. Das Helvius - Prinzip wurde zum Standard im Reich und er könnte der Vater dessen gewesen sein, wonach sich alle späteren Feldherren zu richten hatten und seine Handschrift könnten wir auch in der bestechenden Genauigkeit und Gradlinigkeit der Römerstraße von Schwaney in Richtung Osten wieder erkennen. Sollte also ein römischer Gentile Pate bei der Namensgebung des Hellweges gestanden haben, so wäre auch ein Bezug zur Erbauungszeit dieser Straße hergestellt und wir hätten im Umkehrschluss auch eine Grundlage um sagen zu können, dass Rom der Urheber nicht nur der Straße über die Egge war sondern auch der Hellwege insgesamt. Aber die Eggestraße war eine Wegeführung die den Namen Straße auch zurecht trug und die nicht mehr vergleichbar war mit den primitiven prähistorischen Wandertrassen wie sie davor existierten und dann wieder bis ins Mittelalter nur als unbefestigte Hohlwege erkennbar sind. Denn erst Rom hatte die Struktur der alten Feld- und Überlandwege für das anvisierte erhöhte Nutzungsaufkommen perfektionieren müssen und es dauerhaft an den Stellen stabilisiert, wo vor der Jahrtausendwende noch sandige Trampelpfade und schmale unbefestigte Karrenwege das Bild bestimmten. Brauchbare Straßendecken, sichere Anstiege oder Übergänge fehlten zuvor oder waren nicht auf dem Stand dessen was Rom sich zum Ziel gesetzt hatte. Und diese Straßenbauqualität bekam einen Namen der die, die sie erbauten möglicherweise auch mit stolz erfüllte. Und dazu gehörte auch der Baukörper einer in allen Jahreszeiten nutzbaren Eggequerung die man nach Helvius benannte und daraus später den Helviusweg bzw. den "westfälischen Helvius" machte. Und wenn Helvius auch der Namensgeber für den westfälischen Hellweg war, dann legte insbesondere die Römerstraße über die Egge die schon Germanicus und vor ihm Varus nutzte ein beredtes Zeugnis darüber ab, wie eng sich die Legionen an die "Helvi `schen Verfahrensregeln" hielten. (11.09.2022)

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Freitag, 2. September 2022
Die Inschriftentafel am Corveyer Westwerk - Römisch oder karolingisch ?
Heribert Klabes trug zahlreiche Argumente zusammen um seine Theorie zu begründen, dass Rom schon zu Varuszeiten in Ostwestfalen Gebäude aus Stein errichtet hatte. Architektonisches am Weserufer in Corvey dem die Wissenschaft bislang allerdings nur ein mäßiges Interesse abgewinnen konnte. Der inzwischen verstorbene Heribert Klabes veröffentlichte alles in seinem Buch "Corvey - Eine karolingische Klostergründung an der Weser - Auf den Mauern einer römischen Civitas" und entließ damit eine nachdenklich gewordene Fachwelt in die Ratlosigkeit. Seine Forschungsergebnisse begründete er auf Basis der noch vorhandenen Bausubstanz, schöpfte seinen Verdacht aber auch aus der Ausgestaltung der Abtei, der Dimension des Klosterkomplexes, dem geschichtlichen Hintergrund sowie einer Vielzahl weiterer Schlussfolgerungen und Erkenntnisse. Dabei fällt auch der Inschriftentafel am Corveyer Hauptportal, dem Westwerk ein großes Gewicht hinsichtlich der Altersbestimmung des ganzen Komplexes zu. Es ist aber nicht jene, die sich der interessierte Besucher heutzutage vor Ort von unten ansehen kann, gemeint ist die Original Epigraphik die sich an einer unzugänglichen Stelle befindet.


So wie sie auf dem Titelbild des Buches von Heribert Klabes abgebildet ist, so könnte sie auch vor rund 2000 Jahren ausgesehen haben.

Trotzdem wirkt auch schon die Kopie auf den Freund alter Gemäuer beeindruckend und weckt beim Betrachter den Anschein, es könne sich dabei aufgrund der alten Schriftart um ein Stück aus der Antike und nicht aus dem frühen Mittelalter handeln. Aber Heribert Klabes widmete sich nicht nur dem Herstellungsverfahren des steinernes Reliefs, das er zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, machte, sondern auch den Metallbuchstaben und den Stiften die einst darin eingesetzt waren. Aber lange Zeit war es still um die Bemühungen mehr über das Römische im Klosterbauwerk herauszufinden und es ist in den letzten Jahre auch nicht lauter geworden was neue Erkenntnisse anbelangt. Aber eines scheint gewiss, denn man könnte heute mehr wissen, wenn man es denn gewollt hätte. Und mehr wissen bedeutet, dass man sich intensiver mit dem noch vorhandenen archäologisches Material hätte beschäftigen können und den Faden aufnehmen sollen den Heribert Klabes gelegt hatte. Einst aufgefundene und teils rätselhafte weil schwer zuzuordnende Objekte ausfindig zu machen und sie zu sichern wäre der der erste Schritt. Dazu gehören auch schriftliche Dokumente, Korrespondenzen oder Gutachten mit denen sich belegen lässt, wie vorsichtig und zurückhaltend schon damals die versierte Fachwelt reagieren musste um nicht zu voreilig die Klabes Theorien zu verwerfen. Und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Aber es ist noch Zeit in unbekannten Archiven nach dahin schlummernden Fakten zu suchen die schon in Vergessenheit geraten waren. Exponate die aus Platzmangel in Kellern lagern oder in Vitrinen von Museen hinter oder ohne Glas ausgestellt sind können ebenfalls dazu beitragen die antike Vergangenheit von Corvey zu erhellen. Obwohl schon vieles erschwert wird, da an so manchen Ausstellungsstücken eine Hinweis gebende Beschriftung fehlt aus der die näheren Zusammenhänge hervorgehen. Vor allem den Fundort sollten sie erkennen lassen, an dem sie einst entdeckt wurden. So kann der interessierte Besucher auch nur einen oberflächlichen Blick auf die Gegenstände werfen, da sich kein Bezug erschließen lässt. Aber auch großflächige Bodenprospektionen in den weiten Wiesenlandschaften zwischen Corvey und Höxter vor allem aber auf dem Abteigelände oder der Umgebung dürften zu dem Ergebnis führen, dass sich dort noch zahlreiche Relikte und Artefakte aus ältesten Zeiten vor unseren Augen verbergen. So überlässt man sie einer forschenden Nachwelt von der man sich erhofft ihre Analysemethoden wären in Zukunft fortschrittlicher als die heutigen. Auch Mauerwerke lassen im Fundamentbereich noch auf neue Erkenntnisse hoffen und die Furt über die Weser oder die Reste einstiger Brückenbauwerke warten ebenso auf neue wissenschaftliche Bewertungen wie die besagte verborgene Epigraphik über dem Eingang. Ein Gebäude ohne klare Zweckbestimmung und Sinngebung, für das die Wissenschaft mangels eines besseren Kenntnisstandes den begriffsbildenden und sowohl schlichten als auch profanen Namen Westwerk prägte, weil es sich keiner Funktion zuordnen lässt und sich dafür kein trefflicherer Name finden ließ. Ein Grund dafür könnte sein, dass der Raum der sich dahinter auftut eher einem römischen Atrium ähnelt aber in der karolingischen Vorromanik seines Gleichen sucht. Aber was ließe sich rekonstruieren möchte man sich einen Weg zurück in die Antike bahnen um das Bauwerk dieser Epoche zuschreiben zu können. Eine schwere steinerne Inschriftentafel mit dem Kahn die Lippe aufwärts und dann auf dem Landweg nach Corvey zu transportieren mag bereits möglich gewesen sein klingt aber abwegig. Varus könnte sie, nachdem er Fortschritte an den Baumaßnahmen erkannte mit denen er schon im Jahre 7+ begonnen haben könnte in Auftrag gegeben haben und ließ sie sich nach kommen. Es könnte aber auch schon ein kenntnisreicher Handwerker ausgereicht haben die Platte an Ort und Stelle anzufertigen. Bei den Goldbuchstaben könnte es ähnlich verlaufen sein wenn geschickte Schmiede die sich mit der Schmelze auskannten zur Verfügung standen. Auch davon. dass in der Region dank keltischer Tradition das nötige Wissen vorhanden war darf man ausgehen. Es ist unstrittig das man um diese Zeit bereits die technischen Möglichkeiten besaß derartiges herzustellen. Den Beweis lieferte die Rekonstruktion des imposanten vergoldeten Reiterstandbildes wie es anhand des im befestigten römischen Handelsplatz Waldgirmes aufgefundenen Pferdekopfes möglich war. Die Bauarbeiten an dem auf Expansion ausgelegten römischen Marktzentrum in Hessen begannen schon 13 Jahre vor der Varusschlacht was einen interessanten Blick auf die bereits sehr weit fortgeschrittenen Provinzialisierungspläne gestattet. Bei der Freilegung der Anlage stellte sich zu dem heraus, dass es sich bei den dort frei gelegten Fundamenten um den frühesten Beleg für die Existenz von Steinmauern in Zentralgermanien handelte was auch auf die mögliche Existenz von Steingebäuden hinweist und das nicht nur an der Lahn. Der Schriftzug der Epigraphik wie man in Latein eine derartige Inschriftentafel nennt, mag man den örtlichen Gegebenheiten angepasst und ausformuliert haben und er entsprang keinem Standardtext. Man will dem Zeitgeist nichts unterstellen, aber der Inhalt könnte für Varus zweitrangig gewesen sein. Denn hier zählte damals vermutlich mehr das Majestätische, die Würde und Ausstrahlungskraft eines mit vergoldeten Buchstaben versehenen Steinreliefs, dass seine Wirkung auch nicht verfehlt haben dürfte. In der Person des Varus sollte die Bevölkerung das personifizierte Verbindungsglied zwischen der strahlenden römischen Machtzentrale und der als unwirtlich beschriebenen Magna Germania sehen. So fungierte er auch als Botschafter bzw. Statthalter im Auftrag, also anstatt des Kaisers der die Völker zu beeindrucken hatte. Man kann diese Erklärungen als Spekulation und Phantasterei abtun, gössen nicht Wissenschaft und Kirchturmdenken Hand in Hand durch ihr Verwirrspiel immer wieder neues Wasser auf die Mühlräder der Zweifler. Es ist noch nicht lange her, als man sich 1985 entschloss diese historisch wertvolle Inschriftentafel aus dem Westwerk zu entfernen, durch eine Kopie zu ersetzen und das Original abseits in erhöhter Position aufzustellen, wo es sich gut den Blicken der Besucher entziehen ließ, statt für sie einen museal angemessenen und ansprechenden Platz zu finden, wo sie auch witterungsgeschützter überdauern kann. Damit bot sich allerdings auch die gute Gelegenheit sie von Expertenseite aus zu untersuchen was aber offensichtlich unterblieb. Insbesondere die erstaunliche Ähnlichkeit zur antiken Schriftart "Capitalis quadrata" beunruhigte immer schon die Gemüter und die kreative Forschung und weckte den Verdacht, dass sie römischen Ursprungs sein könnte. Und das man für sie wie es bei antiken römischen Inschriften häufig der Fall ist vergoldete Buchstaben verwendet hat trug ebenfalls dazu bei. Eine Vermutung die immer schon als hoch wahrscheinlich galt, die aber ohne wissenschaftliche Bestätigung eine Theorie bleiben muss. Durch Goldreste die an den Befestigungsstiften haften geblieben waren gelang es Heribert Klabes nachzuweisen, dass man ins Relief wie konnte es auch anders sein, einst vergoldete Buchstaben eingelegt hatte. Goldbuchstaben von denen man im Corveyer Museum auf befragen bis vor wenigen Jahren noch keine Kenntnis besaß. Aber dazu später mehr. Denn zunächst beschritt die Wissenschaft einen anderen Weg den man im Hinblick auf das Römerzeitliche auch als Irrweg bezeichnen könnte. Denn man analysierte wie man eigentlich erwarten sollte nicht die Haltestifte die sich noch in der Originaltafel befanden, sondern konzentrierte sich auf archäologisches Material unklarer Herkunft, dass sich im Schutt der Abtei erhalten hatte. Und darin stieß man im Zuge von Grabungen auf die Reste zweier vergoldeter Buchstaben die man für die Reste besagter Inschriftentafel hielt. Die Tafel enthielt insgesamt 57 Buchstaben und man ging von 193 Bohrlöchern und den dazugehörigen Stiften aus. Von diesen Verstiftungen konnten im Schutt ebenfalls noch 31 Exemplare sicher gestellt werden. Wobei das Auffinden von zwei Goldbuchstaben und 31 Stiften im Grabungsgeröll nach so langer Zeit in Anbetracht des Eigenwertes schon erstaunlich ist. Es standen somit für weitere Untersuchungen zwei mit Gold überzogene Buchstaben aus Kupferblech und 31 Stifte zur Verfügung. Was dann jedoch schnell ins Auge fiel war die unerfreuliche Erkenntnis, dass es sich bei den zwei Buchstaben nicht um Teile aus der Inschriftentafel des Westwerk handelte. Denn die im Schutt entdeckten Teil waren zu klein und passten daher nicht in die Ausnehmungen der Originaltafel. Genau genommen wiesen sie nur die Hälfte der Größe auf die sie hätten haben müssen. Man hatte es folglich mit Goldbuchstaben zu tun, die nicht aus besagtem Relief stammten und bei denen es infolgedessen unklar ist, wo diese einst ihren Platz gehabt haben sollen. Vermutlich waren sie auf Epigraphiken späteren Datums befestigt, die zwischenzeitlich verschollen sind. Aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt und man unterzog sie trotzdem einer vergleichenden Analyse, ob sie nun römischen oder karolingischen Ursprungs waren. Eine Untersuchung auf Basis einer ungünstigen Ausgangslage und daher von fragwürdiger Bedeutung und nur geeignet um einen Zufallstreffer zu landen. Warum man die aufwändige Untersuchung wohlwissend, dass ein direkter römischer Bezug nicht mehr gegeben war trotzdem durchführte ist unklar, ermöglicht aber einen tiefen Einblick in die wissenschaftliche Arbeitsmethodik. So beauftragte man damals in Dr. Robert Lehmann einen renommierten Experten auf dem Gebiet der Archäometrie sich des Themas "Goldbuchstaben" anzunehmen. Dabei ist er auch zu einem Urteil hinsichtlich der Fragestellung gelangt, wann die Vergoldung der Buchstaben statt gefunden haben könnte. Im Resultat stehen sich ungeachtet der Tatsache, dass sie nicht aus dem Original stammten die Fragen gegenüber, ob sie noch von römischer Hand gefertigt wurden, oder eine Arbeit aus karolingischer Zeit darstellen. Um zu einem Ergebnis zu kommen führte Dr. Lehmann Reihenuntersuchungen durch und da eine Erkenntnis auch im direkten Zusammenhang mit der Theorie steht, wonach die Varusschlacht im Nethegau statt fand, berührt es auch den Kern dieses Internetbuches. Dr. Lehmann hatte sich unabhängig von seinen materialbezogenen Untersuchungen auch mit den geschichtlichen Ereignissen beschäftigt und sich in diesem Zusammenhang wohl auch für die Interpretationen und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen interessiert, vermutlich um ein besseres Verständnis für das Geschehene zu entwickeln. Zu seiner Beurteilung trug bei, dass die zur Analyse genutzten Buchstaben aus bleihaltigem Kupfer bestanden und mit einer dicken Vergoldung überzogen waren. Auch daraus konnte er Schlüsse ziehen und gelangte zu der Feststellung, dass die beiden untersuchten Buchstaben, obwohl sie beim Betrachter einen antiken Eindruck hinterließen nicht aus der Römerzeit stammten, sondern im frühen Mittelalter hergestellt wurden. Herr Lehmann konnte sogar so weit gehen und sich festlegen, dass sie vor 1175 entstanden sind. Um zu weiteren Erkenntnissen zu gelangen aus welchen Minen Kupfer und Gold stammten schlug Dr. Lehmann eine Bleiisotopenuntersuchung vor. Auf dieser Basis wären Diskussionen möglich wer die Anbringung  der Inschrift im Mittelalter verfügt haben könnte um zu einer besseren zeitlichen Einordnung zu gelangen. Somit wäre geklärt, dass man zumindest diese zwei zu klein geratenen Goldbuchstaben dem Mittelalter zuordnen kann und keine Römer ihre Finger im Spiel hatten. Aber auch in diesem Fall gilt, dass wissenschaftliche Expertisen die sich keine Hintertüren offen halten selten sind. So sind auch bei dem Untersuchungsergebnis von Dr. Lehmann, dass dem Aufbau nach einem Gutachten gleich kommt Zweifel angebracht. Denn obwohl die Chancen wegen des Größenunterschiedes zum Originalrelief gering waren in ihnen Teile römischen Ursprungs zu sehen, hatte man doch die Erwartungshaltung eine relativ präzise Beurteilung zum frühen Mittelalter zu bekommen. Aber eine gewisse Skepsis und Bedenken an seinem Urteil hatte er selbst mit eingeflochten und relativierte seine eigene Bewertung. Denn der Kern der Problematik besteht in dem von ihm verwendeten Wortlaut, das einem Eingeständnis des schwierigen Sachverhaltes gleich kommt. Zitat: "Der Nachweis von bleihaltigem Kupfer und einer dicken Vergoldung bei den vorliegenden Buchstaben erlauben unter der Berücksichtigung der geschichtlichen Überlieferungen und Reihenanalysen die Einschätzung, dass die beiden Buchstaben "wohl Nicht" römischen Ursprungs sind". So hat Dr. Lehmann "wohl" den Hasen im Pfeffer erkannt in dem er sich des Wortes "wohl" bediente und im gleichen Zusammenhang für das Wort" "nicht" Großbuchstaben verwendete. Er hebt damit das Wort "nicht" stärker hervor, hätte aber wohl besser das Wort "wohl" mehr betonen sollen. Denn das Wort "wohl" kennt viele Synonyme wie anscheinend, vermutlich, augenscheinlich oder mutmaßlich, steht aber nicht für ein sicheres Urteil. So bleibt es eine Einschätzung wie Herr Dr. Lehmann es selbst feststellt und leider ein Ergebnis, das uns sowohl in der Sache als auch hinsichtlich der Frage, wann sie im frühen Mittelalter geschaffen wurden die erwünschte Klarheit schuldig bleibt. Und das was man "einschätzt" steht auf ebenso tönernen Füßen, als wenn man das Wort "wohl" im Text verwendet, denn schätzen bedeutet glauben und vermuten und besitzt keine Beweiskraft. Trotz Reihenanalyse reicht sein Fazit nur für das Vertreten einer Meinung oder Ansicht, wo wir uns doch alle ein klares Ergebnis gewünscht hätten. Aber als Autor eines Geschichtswerkes weiß man wie oft man sich der lästigen Konjunktive bedienen muss, was dann von allen Beteiligten viel Gleichmut abverlangt. So geht das Rätselraten weiter, ob es denn möglich ist anhand des Reliefs doch noch seiner möglicherweise römischen Vergangenheit auf die Spur zu kommen und das auch ohne diese zwei Goldbuchstaben dafür nutzen zu können. Es könnte auch die Schriftart der "Capitalis Quadrata" sein, die vielleicht weiter helfen könnte. So wäre es möglich die Ausnehmungen in der Inschriftentafel, wo einst die Buchstaben in der Platte saßen mit zerstörungssicherem Material, vielleicht Kunstharz auszugießen. Die gleiche Prozedur könnte man dann bei den als sicher in augusteischer Zeit angefertigten Tafeln durchführen. Sollte sich dann eine ungewöhnliche Duplizität zeigen wäre es ein Versuch der helfen könnte ein Glied in der Indizienkette zu schließen. Aber es standen nicht nur die zwei dummerweise zu klein geratenen Goldbuchstaben aus jüngeren Schuttmassenschichten zur Verfügung um sie auf mittelalterliche oder römische Herkunft hin zu prüfen, sondern auch noch 31 Befestigungsstifte die man in der gleichen Schuttmasse gefunden hat wie die kleinen Goldbuchstaben. So besteht natürlich der begründete Verdacht, dass sie wie die zwei Goldbuchstaben auch an einer jüngeren Inschriftentafel befestigt waren und nicht im Original Relief steckten, dass bis 1985 ins Westwerk eingelassen war und das im Verdacht steht aus antiken Zeiten zu stammen. So muss man resümieren, dass es von wissenschaftlicher Seite aus betrachtet nur Sinn macht Teile zu untersuchen die auch tatsächlich aus der Epigraphik stammen, da Untersuchungsergebnisse aus der Schuttmasse nicht zu einem Ergebnis führen können. Aber es wurde trotzdem mit ihnen gearbeitet. So sollen sich 21 Stifte von 31 Stiften als völlig unbrauchbar für eine Analyse erwiesen haben und neun Exemplare waren beschädigt. Ein Stift aus der Schuttmasse gelangte dann zur Untersuchung, aber es konnte damit keine Herkunftsbestimmung erfolgen und weitere Details sind nicht bekannt geworden. Aber in der originalen Inschriftentafel vom Westwerk befinden sich immer noch Stifte mit denen sich Untersuchungen als lohnender erweisen könnten, sie auf ihre Herkunft und vielleicht auf ihr Alter hin zu prüfen, als die im Schutt gefundenen. Ein engagierter Hobbyforscher sah sich damals genötigt Teile der Originalplatte zu entwenden um darauf basierend altersbestimmende aber nicht autorisierte archäometallurgische Analysen durchführen zu lassen. Da der Forscher die Ergebnisse veröffentlichte wurde die Justiz auf ihn aufmerksam und es entwickelte sich daraus ein "historischer" Kriminalfall. Das staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren wurde später wegen Mangels an öffentlichem Interesse eingestellt. In Erfahrung zu bringen zu welchem genauen Ergebnis diese nicht genehmigte Analyse führte könnte dazu beitragen Licht in die Alters- und Herkunftsbestimmung des Original Reliefs zu bringen. Bekannt gewordenen Bruchstücken daraus die sich noch in der Erinnerung einst damit befasster Personen halten konnten wird derzeit nach gegangenen. So ist zwar dieser eine Stift verschollen, aber es existieren weitere Stifte in der Platte mit denen sich eine Analyse zu machen lohnen könnte. Eine interessante Vorstellung die von der Wissenschaft aufgegriffen werden sollte. Natürlich wirft dieser Vorfall aus historischer Sicht betrachtet viele Fragen auf. Zunächst natürlich die, warum sich Personen Metallstifte illegal bemächtigten um sie einer Altersbestimmung zuzuführen wohl wissend, dass sie sich damit möglicherweise eines Vergehens schuldig machen und dies nicht den Berufskollegen überlassen wollten. Um die Inschriftentafel zu schützen und für die Nachwelt zu sichern hatte man sie durch eine Kopie ersetzt und so wäre es nicht nur zu begrüßen, sondern auch wissenschaftlicher Standard derartige Gelegenheiten zu nutzen, um den Kenntnisstand zu erweitern und dieses einmalige Reliktes ältester deutscher Vergangenheit auf Herz und Nieren zu untersuchen. Es bedurfte also demzufolge keiner illegalen Maßnahme, denn die Experten vom zuständigen Denkmalamt waren schließlich vor Ort und hätten dies übernehmen können. Würde man sich nun wieder der Inschrift annehmen wollen und keine Kosten oder Mühen scheuen, dann wären es die Kupferstifte in der Original Epigraphik die zur Untersuchung anstünden. Aber was könnte man sich für ein Ergebnis erhoffen. Isotopenanalysen könnten zum Ergebnis haben damit heraus finden zu können, wo einst die verarbeiteten Metalle abgebaut wurden, wo sich also die Minen unserer Altvorderen befanden. Hätten man dann den Berg identifiziert aus dem sie einst kamen, fängt die Sache wieder an interessant zu werden. Denn diese Schürfstelle könnte mittels vergleichender Untersuchungen Aufschluss darüber geben in welcher Epoche man sie ausbeutete. Geschah es nur zur Römerzeit lag sie links oder rechts des Rhein, in Südeuropa oder gar in Cornwall wie sich anhand des 2021 entdeckten Frauengrabes bei Tübingen feststellen ließ, dass mit einem rund 4000 Jahre alten Goldfund aufwarten konnte. Deckte die Mine also über die Zeiten hinweg den Bedarf vieler Generationen oder arbeitete man dort nur in der Antike und die Karolinger bedienten sich woanders. Mit einem Ergebnis stellen sich also auch wieder neue Frage die erst beantwortet werden können wenn der erste Schritt getan ist. Geschichte kennt eben keinen Anfang und kein Ende. ( 02.09.2022

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Montag, 15. August 2022
Der römische Hellweg über die Egge und seine Verbindung zum Harzhornereignis
Die römische Straße vom Lippeoberlauf bei Anreppen über Paderborn bis Schwaney und darüber hinaus ließ sich bislang anhand zweier Teilstrecken nachweisen. Zum einen war es der frei gelegte Abschnitt unmittelbar nach dem die Straße das römische Hafenkastell Anreppen in Richtung Osten verließ und des Weiteren die Trasse die man 1848 erstmals östlich von Schwaney entdeckte weil sie von der L 828 angerissen wurde. Man darf vermuten das es sich bei der Römerstraße ab Anreppen lediglich um einen zubringenden Ast zu jener Hauptverbindung handelte die vom Rhein aus, aus Richtung Salzkotten heran führte und die sich an einem Punkt X vermutlich im Bereich der Paderquellen trafen, da über das Zentrum von Paderborn die Luftlinie von Anreppen nach Schwaney verläuft. Um einmal den Namen Hellweg zu vermeiden, so existierte eine seit Jahrtausenden begangene Altstraße deren Anfangspunkt man in Duisburg und den Endpunkt in Corvey sieht. Zu Zeiten des Imperiums wurde sie intensiv genutzt und daher vom römischen Fiskus aus militärischen Erwägungen heraus in einen guten Zustand versetzt. Man hatte sie bedarfsgerecht ausgebaut, Stichstraßen zu den Lippekastellen angelegt und mit Versorgungsstützpunkten versehen die man heute in den Stadtzentren der an ihr liegenden Städte vermuten darf. Allesamt strukturelle Verbesserungen für die bis zum Ausbruch der römischen Okkupationswelle kein Bedarf bestand. In ihrer Urform hat sich der Begriff Hellweg eingeprägt den man etymologisch auf die frühe römische Nutzung zurück verfolgen könnte. So lässt sich auch der Teilabschnitt zwischen Paderborn und Schwaney da er unmittelbar auf den Eggekamm zusteuert mit ältesten Traditionen und Wanderbewegungen verbinden. Während die Bedingungen für langlebige Wegeverbindungen über die Eggehöhen ungünstig waren und daher häufiger neue Trassen nötig wurden, so behielt die Altstraße zwischen Paderborn und Schwaney doch weitgehend ihren Charakter und blieb ihrem prähistorischen Verlauf in unveränderter Weise treu, da sie sich auf diesem Streckenabschnitt keinen erschwerten Bedingungen zu stellen hatte. Aber was wissen wir über ihr Schicksal nachdem Germanicus sie vermutlich letztmalig nur auf dem Hinweg im Jahre 16 + nach Idistaviso und ins Stammesgebiet der Angrivarier nutzte aber nicht mehr für seinen Rückweg, da dieser einen nördlicheren Verlauf nahm. Eine bedeutende Straße wie diese wird immer genutzt worden sein, ob sich nun über sie die verletzten Legionäre der ersten Schlacht zum Rhein zurück schleppten oder man über sie Verstärkung heran führte. Aber man darf annehmen, das sich der Streckenabschnitt von Schwaney nach Paderborn noch über viele Jahrhunderte in einem unverändert guten Zustand befand und es auch bis zum Bau der Bundesstraße 64 blieb. Was sich aber auch mit Sicherheit schlussfolgern lässt ist, dass diese Straße nach dem Ende der Germanenkriege im Herbst 16 + über eine sehr lange Zeit keine römischen Sandalenabdrücke mehr erdulden musste. Die an ihr siedelnden Brukterer waren wieder unter sich und von Zeit zu Zeit wird sie wie in allen Zeiten von germanischen Reitertrupps genutzt worden sein. Das römische Treiben hatte sich auf die Rheinschiene zurück verlagert und wann sich römische Händler wieder nach Cheruskien wagten ist ungewiss wird aber nicht lange auf sich warten gelassen haben. Das römische Militär unternahm aus Erkundungsgründen Streifzüge, aber man hielt mit der gebotenen Distanz Kontakt zueinander. Von Tacitus erfahren wir, dass sich 47 + eine Delegation der Cherusker in Rom aufhielt um sich die Zustimmung zu holen, dass Italicus der Sohn des Bruders von Arminius den Stamm der Cherusker anführen durfte. Welchen Weg sie nach Rom nahmen ist unklar. Da man sich den nötigen Schutzbrief vermutlich zuvor im Zuge des Grenzübertrittes in der Heereszentrale Köln holen musste dürften die Bittsteller über Schwaney zum Rhein gezogen sein. Und da Ptolemäus der zwischen 100 und 160 + lebte einige germanische Hauptorte erwähnte die sich in Bezug zum Hellweg setzen lassen, wird sich diese Altstraße ihre zentrale Bedeutung für den Ostwestverkehr bewahrt haben. Zahlreiche Bodenfunde verdeutlichen die Intensität mit der man auf der Straße von Paderborn nach Osten unterwegs war wobei ein Relikt unsere besondere Aufmerksamkeit erregt hat. Denn von diesem Fund lässt sich ableiten, wie intensiv der römische Hellweg östlich von Paderborn auch noch im 3. Jhdt. genutzt wurde. Zu verdanken haben wir diesen Wissenszugewinn einem aufmerksamen Heimatforscher aus Schwaney. Denn ihm vertraute man zum dauerhaften Verbleib eine römische Münze an. Man fand sie in den 30 er Jahren des 19. Jahrhunderts auf einem Feld rund 2.500 Meter westlich von Schwaney in der Nähe des Bauernhofes "Auf dem Heng 1" der sich unmittelbar an der römischen Straße bzw. am Hellweg befindet. Unbeachtet verbrachte sie die Jahre bei den Nachfahren des damaligen Finders bis man sie jetzt neu entdeckte und wissenschaftlicher Obhut übergab. Zur Auflage wird gemacht, dass sie in Paderborn verbleiben soll, wo sie vermutlich zukünftig ihren Platz in einer Vitrine im Kaiserpfalz Museum finden wird. Aber es wird in Erwägung gezogen davon Abgüsse zu Ausstellungszwecken anzufertigen. Unabhängig von der Tatsache, dass diese Münze darauf hinweist, das der Hellweg in römischen Zeiten und auch nach der Varusschlacht immer noch frequentiert wurde kann noch mit einer anderen interessanten Information aufgewartet werden. Denn eine Münzexpertin vom Denkmalamt identifizierte die Prägung als eine Darstellung des römischen Kaisers Severus Alexander der von 222 + bis 235 + regierte und im gleichen Jahr in Mainz verstarb. Er oder sein Nachfolger Maximinus Thrax stehen im Verdacht vermutlich an der in den Jahren 235/236 + statt gefundenen Germanenschlacht nahe der Gemeinde Kalefeld - Wiershausen beteiligt gewesen zu sein. Der Münzfund mit seinem Abbild gibt nun die üblichen Rätsel auf wie diese Münze in einen Acker nahe Schwaney und rund 80 Kilometer westlich vom Harzhorn entfernt gelangen konnte. Ein Blick auf die Karte verrät, dass die dort siegreich gewesenen römischen Legionen auch den Weg über Schwaney hätten nehmen können, wenn sie sich entschieden haben sollten zum Rhein zurück zu marschieren statt nach Mainz. Sie wären demnach an der Vogelsburg vorbei geritten wo nach dieser Theorie einst Segestes seinen Fürstensitz hatte stießen unmittelbar auf das spätere Corvey und nutzen ab hier die gut ausgebaute Römerstraße. Die zweite Erklärung klingt nicht ganz so historisch spektakulär. Denn einigen Germanenkriegern könnte es noch gelungen sein bevor sie der Schlacht entkamen einige Münzen zu erbeuten die ihnen später in Schwaney aus der Tasche fielen. Diese Theorie würde aber beinhalten, dass sich auch Germanen aus diesen Regionen am Harzhorn mit den Römern schlugen und schon steckt man wieder mitten drin in der Spekulation. Aber Fakt bleibt, dass die Münze wie auch immer nach Schwaney gelangte, man sie erfreulicherweise wieder fand und sie nicht in Vergessenheit geriet oder gar verschollen blieb.
Das Foto der Münze, das dem Verfasser freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.

(15.08.2022)

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