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Samstag, 10. Dezember 2022
Zum augusteischen Amphorenfund an der Pader - Ein Wink mit dem Zaunpfahl mal wieder den Blick nach Osten zu wagen.
ulrich leyhe, 12:45h
Römischen Zivilisationsfunden treten sie im Stadtgebiet von Paderborn auf und stehen sie wie dieser im Zusammenhang mit dem Verzehr eines Schweinebratens lässt sich schlecht nachsagen, sie wären germanisches Raubgut gewesen oder einem Händler vom Karren gerutscht. Man darf sie daher als Anzeiger für eine römische Ausbaustrecke werten die ausgehend vom Römerhafen Anreppen in östlicher Richtung an dieser Stelle über eine Zwischenstation verfügte. Und auch den Gedanken, dass sich dort mehr als nur ein bescheidener römischer Kontrollposten befunden haben könnte sollte man nicht zu früh verwerfen. Wie die dort ausgegrabenen vier etwa 2000 Jahre alten römischen Weinamphoren aus Kampanien explizit aus der Region um den Monte Massico in ein 1,60 m tiefes Loch in der Paderborner Innenstadt gelangen konnten lässt sich teilweise rekonstruieren. Man wird sie einst mit vielen anderen auf Schiffe verladen haben um ihnen zunächst den Landweg zu ersparen. Vermutlich nutzte man später, wollte man eine Alpenüberquerung mit dem zerbrechlichen Gut vermeiden die Rhone für den Weitertransportiert. Aber wie auch immer, irgendwann wird man die Fracht an einem römischen Rheinhafen angelandet haben um sie dort zu entladen - bzw. umzuladen. In Flachbooten könnte sie Lippe aufwärts gezogen worden sein, wenn man sie nicht auf mit Stroh unterfütterten Ochsenkarren verstaute. Und je nach dem welche Wegstrecke man zugrunde legt, waren dafür allenthalben Distanzen von 1500 bis 2000 Kilometer zu überbrücken gewesen. Falerner Weine waren in der Antike hoch geschätzt und hatten in Italien ihren Preis, transportierte man sie aber noch zusätzlich über tückische Wasserwege oder unwegsames Gelände verteuerte sich der exquisite Tropfen und es stellt sich die Frage der Bezahlbarkeit. Man kann natürlich auch die Variante bevorzugen, wonach man minderen Wein in Falerner Amphoren goss in der Hoffnung, die späteren Empfänger im rauen Norden konnten den Qualitätsunterschied nicht mehr erkennen. Ob es im Imperium statthaft war in „Falerner“ Amphoren Wein aus anderen Anbaugebieten abzufüllen ist fraglich, da es bekanntlich auch damals schon Herkunftssiegel gab wie es in diesem Fall gut nachweisbar ist und das Anfertigen von Kopien problematisch gewesen sein könnte. Aber immer bleibt festzuhalten, dass der Wein eine lange Strecke zurück zu legen hatte, bevor er in Paderborn auf den Tisch kam. War es Original Falerner dann geht auch eine Frage in die Richtung, ob sich die Besatzung eines römischen Wachturmes mit derartigem Qualitätswein die Wartezeit versüßen durfte. Die Vorstellung das sich einfache Frontlegionäre in den unruhigen Zeiten weit ab vom Anbaugebiet einen Wein zu Gemüte führen durften den schon Plinius der Ältere und Horaz zu schätzen wussten macht nachdenklich und man stellt fest, dass wie so oft jeder archäologische Fund auch neue Fragen aufwirft. Möchte man in die Untiefen der Spekulation abgleiten jubilieren jene Kräfte innerhalb der Forschung die in einem derartigen Weinklassiker einen betuchten Kunden erkennen wollen und keine trinklustige und weinselige Wachmannschaft sehen möchte. Auch der profane Gedanke, dass man etwas vom guten Tropfen abzweigte bevor er sein Ziel erreichte liegt nicht fern. Aber Fakten entscheiden und da offenbart der Fund auch noch etwas anderes. Denn der römische Horizont ab der östlichen Stadtgrenze von Paderborn war nie vernagelt und der weite Raum bis zur Weser hätte die Chance verdient ihn nach längerer Zeit der Abstinenz wieder einmal stärker in den Focus der Forschung geraten zu lassen. (10.12.2022)
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Montag, 5. Dezember 2022
Kämpfte die XIX. Varus Legion am Kalkrieser Berg ?
ulrich leyhe, 18:55h
Und wenn keine systematischen also methodischen Fehler gemacht wurden was sich noch heraus stellen wird, dann könnte man der metallurgischen Vergleichsuntersuchung glauben schenken. Dann hat also nicht nur die Legio I Germanica wovon man ein Mundblech fand, sondern auch eine der drei Varuslegionen ihre Spuren im Venner Moor hinterlassen. Aber die Resultate sind taufrisch, die Forschung benötigt Zeit und wenn es Gegenargumente geben sollte, dann sollten sie stichhaltig sein. Die bisherige Vorgehensweise lässt das Herz jedes Geschichtsfreundes höher schlagen, denn dem aufwändigen Prozedere ist zu entnehmen welcher Wille zur Aufklärung und welche Substanz immer noch in einem Ereignis steckt, oder davon ausgeht, dass schon im Jahre 2009 zweitausend Jahre zurück lag. Die Antriebsfeder dazu saß tief, denn es galt den Verdacht zu entkräften sich zu vorschnell auf die Varusschlacht verständigt zu haben. Das historische Umfeld ist wahrlich komplex und die Schlagzeile der Stuttgarter Nachrichten „Kalkriese war tatsächlich Ort der Varusschlacht“ ist in diesem Zusammenhang verheerend und weckt alte Erinnerungen, so dass man befürchten muss, die Pressekonferenz habe dazu den Ansporn gegeben. Möchte man den Versuch wagen den neuen Wissensstand historisch einzuordnen, dann muss man wie immer wenn man sich mit der Geschichte beschäftigt zeitlich zurück greifen. In Germanien herrschte Krieg und auch die Soldaten der XIX. Legion waren an allen Fronten im Einsatz und kämpften, mal allein, mal im Verbund, die Sollstärke war die Ausnahme und Offiziere wurden ausgetauscht, so dass eine Legion immer homogen agieren, reagieren und auf alles vorbereitet sein musste. Nach dem Immensum Bellum befand sich das Imperium in Germanien im Aufbruch und hatte große Pläne. Man wollte die Ostgrenze zunächst bis an die Weser verschieben und den einzigen noch verbliebenen starken Germanenfürsten Marbod entmachten um freie Hand für weitere Gebietsgewinne zu bekommen. So wurden im Jahre 5 + die Weichen gestellt und die Truppenkontingente festgelegt, die sich am Markomannenfeldzug beteiligen sollten. Möchte man Marbod glauben schenken, dann trat gegen ihn unter dem Befehl von Tiberius im Jahr 6 + eine Streitmacht von 12 Legionen rund 70.000 Soldaten an. Eine gigantische Armee die jedoch schon im Anmarsch stecken blieb und ihr Schwert nicht gegen Marbod ziehen konnte, da vom unerwartet ausgebrochenen Pannonienkrieg an der mittleren Donau für das Imperium eine unmittelbare und größere Gefahr ausging, die nun Priorität bekam. Marbod war also noch mal davon gekommen und man kann nachvollziehen, dass es ihm viel Freude gemacht haben dürfte und der Met aus Fässern floss. Aber auf Basis der von ihm gemachten Aussage zur Truppenstärke ergibt sich ein deutliches Manko. Denn Tiberius soll aus den Regionen längst der Donau 6 – 7 Legionen aufgeboten haben und Saturninus rückte aus Mainz mit 2 – 3 Legionen an. Günstigenfalls hätten ihm gegen Marbod demnach nur 10 Legionen und diese natürlich auch im folgenden Pannonienkrieg zur Verfügung gestanden und im ungünstigen Fall sogar nur 8 Legionen. Zu den germanischen Hilfstruppen liegen keine Angaben vor, aber man wird es mit ihnen nicht ausgeglichen haben können. Was lag da für Tiberius näher, als für die fehlenden Einheiten auf Truppen aus anderen Regionen zurück zu greifen, wollte man die überlieferte Kampfkraft von 12 Legionen erreichen. So besann er sich auf die großen Kontingente am Niederrhein die gerade in die Befehlsgewalt des Feldherren Varus übergingen als auch die seines Neffen Asprenas. Immerhin fünf Legionen. Man darf sich nun der Frage hypothetisch nähern um wie viele Legionäre er sie dezimierte um gegen Marbod 12 Legionen aufbieten zu können. Legionen die er dann in Gänze in den Pannonienkrieg mitführte und die in der Varusschlacht fehlten. Es musste in jedem Fall für die Niederrhein Armee einen erheblichen Aderlass bedeutet haben auf diese Männer verzichten zu müssen. Eine militärische Entwicklung die sich massiv und negativ auf die Kampfkraft im Zuge der Varusschlacht auswirkte und auch das zögerliche Verhalten von Asprenas rechtfertigen könnte. Das Ausdünnen dieser Legionen hatte wie man weiß tragische Konsequenzen, denn Varus war gezwungen sich die Unterstützung seines cheruskischen Juniorpartner zu sichern um einen Aufruhr zu unterdrücken. Tiberius hatte sich für seine Entscheidung sicherlich auch die Zustimmung von Kaiser Augustus einholen müssen und vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum sich dieser Verlauf in der Historie auch nicht nieder geschlagen hat und nicht publik werden durfte. Denn bei Tiberius und Augustus durfte kein Makel hängen bleiben für den Ausgang der Varusschlacht eine Mitschuld getragen zu haben. Aber der unbesiegte Marbod hatte keinen Maulkorb zu befürchten und konnte die Ursache für die Varusmisere beim Namen nennen und spielte daher den Sieg von Arminius mit dem bissigen Kommentar herunter in dem er ihm vorwarf lediglich gegen eine entleerte Armee angetreten zu sein. Aber zurück zur XIX. Legion und warum sie tatsächlich bei Kalkriese gekämpft haben könnte. Wir wissen nicht nach welchem Verfahren man damals ausdünnte, welchen Schlüssel man anwendete und ob man nur einzelne Kohorten abzog um die Struktur einer Legion nicht aufzulösen. Aber Tiberius war erst nach dem Ende des Pannonienkrieges bzw. des Dalmateraufstandes 9 n. Chr. imstande die abgezogenen Legionäre wieder zurück in ihre Kasernen an den Niederrhein zu schicken. Soldaten die der Varusschlacht entgingen, da man sie zuvor für einen anderen Einsatz rekrutierte. Auf diese Legionäre griff Germanicus zurück und hatte sie in den Jahren zwischen 14 + und 16 + in seine Armee einbezogen wo sie dann in den besagten Hinterhalt nördlich des Kalkrieser Berges gerieten. Hier soll es jedoch auf das Argument hinaus laufen, wonach die XIX. Legion über proportional Soldaten für Tiberius abgestellt haben könnte und was sich zwangsläufig stärker im Zuge der Metallfundauswertung widerspiegeln musste. Das Argument die „Kalkrieser XIX Legion“ habe sich in weiten Teilen über Aliso absetzen können, sie also die Varusschlacht ohne größere Verluste überstehen konnte lässt sich schwer erhärten. Aber es findet sich noch eine andere Spur, mit der sich das Schlachtgeschehen nahe Kalkriese erklären ließe. Denn möglicherweise kam es dort zu unerwarteten Kämpfen, als man im Venner Moor im Grenzbereich zu „Angrivarien“ die 16 + in Seenot geratenen und von den Nordseestämmen festgesetzten Legionäre später unter Mitwirkung jener Angrivarier auf halber Strecke austauschte. Ein geschäftegleiches Verfahren, dass man nicht ohne Lösegeldforderungen oder andere zuvor vereinbarte Gegenleistungen vollzog und Münzen fanden sich zahlreich im Venner Moor. Man darf ja man muss sogar annehmen, dass sich unter den schiffbrüchig gewordenen Legionären auch höher gestellte Römer befanden, die sich dabei Verletzungen zugezogen hatten. Dies würde nicht nur die Existenz von Tragegestellen in Form von Bahren erklären sondern auch die medizinischen Gerätschaften die man noch im Boden fand. Und möglicherweise deuten auch die aufgefundenen Glasaugen darauf hin, die man an Totenbahren auch Klinen genannt befestigte. Denn nicht jeder römische Offizier aus gutem Hause hatte die schweren Jahre überlebt und seine Angehörigen waren an einer standesgemäßen Beisetzung interessiert. Fazit: Auch aus der "möglichen" Existenz einzelner Legionäre aus der 19. Legion ergibt sich noch keine Varusschlacht. (06.12.2022)
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Donnerstag, 1. Dezember 2022
Wo sich die Wege von Carolus Magnus und Quinctilius Varus kreuzten
ulrich leyhe, 16:39h
Die Irminsul errichteten die Germanen an jenem Ort, wo sich die Varusschlacht am letzten Marschtag dem Ende zu neigte
(01.12.2022)
(01.12.2022)
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Der Standort der Irminsul - Erste Schritte zur Positionsbestimmung
ulrich leyhe, 16:35h
Die Großraumortung zur Lage des Endschauplatzes der Varusschlacht darf man im Rahmen dieser Theorie als abgeschlossen betrachten womit sich auch der Ort der Irminsul definieren lässt. Was nun in der Konsequenz zu folgen hat ist ein präziseres Eingrenzen der Lokalität. Dazu ist zunächst ein Blick über den Zaun der Jahrhunderte nötig, denn nun kommt der Grenzziehung zwischen dem Nethegau und dem sächsischen Hessengau eine richtungsweisende Bedeutung zu. Es beginnt damit, dass sich der Frankenkönig entschied ein "Novus Herstal" zu gründen und die dafür anvisierte Örtlichkeit verdeutlicht seine politische Weitsicht. Denn es ist nachvollziehbar, dass dieser Platz auch gut erreichbar gewesen sein sollte. Gaben die römischen Eroberer noch einer Tangente vom Oberlauf der Lippe über Paderborn nach Corvey den Vorzug und bauten dafür extra in den kritischen Höhenlagen eine feste Straße, nämlich den "Helvius", den man vermutlich später Hellweg nannte, dann rückte Karl davon ab. Denn für ihn bekam der Haarweg Priorität. Der Weg der durch den vermeintlichen "Teutoburgiensi Saltu" westlich von Borlinghausen führte, über den damals die Legionen entkommen wollten und der später den Namen "Oberer Bördenweg" bekam. Und er stellte somit und das auch noch nach über 750 Jahren immer noch die beste und schnellste West/Ost Verbindung dar. Aber für "Novus Herstal" hatte Karl große Pläne was daraus ersichtlich wird, dass er dafür den gleichen Namen verwendete wie der, den die bedeutende Pfalz der Merowinger und Karolinger an der Maas trägt, nämlich "Heristal". Das er das neue Heristal an der Weser, aus dem sich der Ortsname Herstelle entwickelte noch mit dem Beiwort "Saxonicum" versah dürfte der Unterscheidungsfähigkeit geschuldet gewesen sein. Hier sollte nach seiner Vorstellung im Osten des Reiches ein neues "Heerlager" im Sinne einer Pfalz, also eines Machtzentrums entstehen, denn nicht anders lautet die Übersetzung des Wortes "Heristal". So glichen sich in Ostwestfalen die Wege der Geschichte auf auffällige Weise, denn wieder war es das Westufer der Weser und seine strategische Bedeutung in der sowohl die römischen als auch die fränkischen Imperatoren eine günstige Lage für zukünftige Verwaltungszentren erkannten. Es sieht danach aus, als dass Karl der Große auf diese Weise schon früh ordnend eingriff, indem er auch die neue Grenze im Süden des Sachsenlandes daran anlehnte und sie quer vom "Teutoburgiensi saltu" bis an die Stelle der Flussschleife und den Mündungsbereich der Diemel zog, an deren Endpunkt Herstelle liegt. Aber Karl tat nichts anderes, als sich an den Wegen der Altvorderen zu orientieren und nutzte diese bereits im Jahr 772, dem ersten Jahr seiner beginnenden Sachsenfeldzüge. Er wird sich bewusst darüber gewesen sein, dass er im südlichen Nethegau in einer sensiblen Region agierte, wo sich schon in prähistorischen Zeiten Germanen und Kelten begegneten. Ein Landstrich zwischen Egge und Weser gleich einem Korridor in dem sich eine altdialektische Sprachentrennung aufbaute die auch Lautverschiebung genannt wird und die sich noch bis heute aufspüren lässt. Hier setzte er im Rahmen seiner Okkupationsstrategie den Eckpfeiler und Stützpunkt seiner Ostpolitik an einer äußerst fragilen Stelle was aber unter den damaligen Gesichtspunkten als angemessen und pragmatisch zu betrachtet werden kann. 772 stand Karl zwar am Anfang des Konfliktes der noch 30 Jahre währen sollte, konnte aber nicht ahnen, dass er ihn erfolgreich zu Ende führen würde. So entschied der Sieg über die Sachsen letztendlich darüber, dass seine ursprünglich angedachte Strategie in Form des festen Platzes Herstelle, als auch die Grenzziehung zwischen dem Nethegau und dem sächsischen Hessengau nicht von langer Dauer war. Denn das Bollwerk auf der Nahtstelle zwischen Hessen und Sachsen wo er einst das Ziel verfolgte Sachsen besser kontrollieren zu können verlor früher als gedacht seine Bedeutung, wurde überflüssig und auch die Grenze brauchte nicht aufrecht erhalten zu werden. Unter den Ottonen und mit der Wiedererlangung der Souveränität hatte sich das Machtmonopol wieder zu Gunsten der Sachsen verschoben und sie beanspruchten wieder die Territorien bis zur Diemel und teilweise darüber hinaus. Die alte Sprachgrenze wurde wieder zur politischen Grenze und das Konstrukt karolingischer Grenzziehung löste sich auf. Heute spiegeln sich die alten Grenzziehungen und Konflikte noch im Zuge dreier deutscher Bundesländer wider die in Herstelle aufeinander treffen. Aber der frühgeschichtliche Grenzweg, der der Spur des Oberen Bördenweges folgte und der schon Cherusker und Chatten trennte, erinnert noch daran, behielt auch seinen Namen und nennt sich daher zwischen Borlinghausen und Peckelsheim auch heute immer noch Mark - also Grenzweg. Der Weg den nach dieser Theorie schon Varus nutzte, um zum vermeintlich rettenden Saltus zu gelangen. Drei Tage soll Karl mit seinem Heer gebraucht haben um das vermutlich nach Arminius benannte Irminsulgelände dem Erdboden gleich zu machen und wurde während dem nach heidnischer Lesart auch prompt von deren Göttern mit Wassermangel bestraft bis der gute Gott seine Kraft entfaltete und für Abhilfe sorgte. So kam es zur Freude von Mensch und Tier im richtigen Moment, will sagen passend zur Mittagszeit zu einem plötzlichen Wasserüberangebot mit dem niemand gerechnet hatte und was nach Auffassung der frommen Laienschar auch nur auf göttlichen Einfluss zurück zu führen war. Aber es dürfte sich dabei um kein überirdisches Phänomen, sondern ein typisches Merkmal von Karstquellen gehandelt haben, die für ihre unregelmäßigen Schüttungen bekannt sind. Zwei bis drei Tage sollen die Franken am Ort verweilt haben während dessen sie ihre Zerstörungsarbeit verrichteten. Angesichts des großen Aufgebotes an fränkischen Kriegern sollte dies aber kein großer Akt gewesen sein und nicht die gesamte Zeit in Anspruch genommen haben, so dass wohl ein gewisses Maß an pausieren damit verbunden war. Denn einen Baumstamm nieder zu legen zumal es zu keinem nennenswerten sächsischen Widerstand kam, dürfte kein großer Aufwand gewesen sein. Was also verschweigen uns die Quellen und was war der wirkliche Grund dafür, dass das Heer länger an dieser Stelle verharrte. Mussten die Arbeiten zur Beseitigung wegen Wassermangels zu lange unterbrochen werden, sollten die Bewohner der Region schon im gleichen Atemzug dem Heidentum abschwören was Zeit kostete, wollte die Geistlichkeit den Ort im gleichen Atemzug umwidmen und hinterließ bereits bauliche Maßnahme im Sinne christlicher Mission, gönnte Karl sich und seinen Männer nach dem langen Marsch, der erfolgreichen Eroberung der Eresburg und der Sommerhitze einfach nur eine nötige Ruhepause, oder erwartete man noch ein sächsisches Aufgebot mit dem man sich schlagen konnte. Vielleicht sollte hier auch schon das Treffen mit einer sächsischen Delegation statt finden auf die man wartete, zu dem es aber erst in Herstelle kam, wo sich die Sachsen im Zuge einer Unterwerfungsgeste genötigt sahen 12 Geiseln zu stellen. Vielleicht sollte hier auch schon das Treffen mit einer sächsischen Delegation statt finden auf die man wartete, zu dem es aber erst in Herstelle kam, wo sich die Nethegau Sachsen im Zuge einer Unterwerfungsgeste genötigt sahen 12 Geiseln zu stellen. Möglicherweise befand sich unter ihnen auch der damals etwa 12 Jahre alte Hathumar, der später zum ersten Bischof von Paderborn ernannt wurde. Fragen wirft auch ein weiterer Hinweis auf wonach der Frankenkönig in den Besitz von Gold und Silber gelangt sein soll. Man nimmt gerne an, dass es sich dabei um Raubgut aus fränkischen Klöstern und Kirchen gehandelt haben könnte. Plündern ja, aber passt es ernsthaft zur fälischen Mentalität derartiges auf museale Weise möglicherweise unter einer Tempeldiener artigen Bewachung drapiert, aufbewahrt oder aufgeständert zu haben oder gehört diese Vorstellung ins Reich der Phantasie. Ungeachtet dessen kann man sich auch ein Holzgebäude vorstellen, dass eine so hohe Achtung genoß, sodass sich niemand wagte Hand anzulegen, selbst wenn es unbewacht war. Hätte es dort wertvolle Gegenstände gegeben, so wären diese sicherlich bei Herannahen des Frankenkönigs rechtzeitig weg geschafft worden. Der Hinweis auf die eroberten Edelmetalle existiert wortgleich in den "Annales regni francorum" also den fränkischen Reichsannalen und den "Lorscher Annalen" und lautet "perrexit partibus Saxoniae prima vice, Aeresburgum castrum coepit, ad Ermensul usque pervenit, et ipsum fanum destruxit, et AURUM (Gold) vel ARGENTUM (Silber), quod ibi repperit, abstulit". Es kann demnach nur einer gemeinsamen Quelle entstammt sein. Einhard der Hofbiograph Karls des Großen war erst zwei Jahre alt als der Frankenkönig 772 die Irminsulstätte verwüstete und in seinen Annalen ist keine Rede mehr vom wertvollen Raubgut. Er war auch Laienabt hatte die älteren Reichsannalen überarbeitet und hatte eine Funktion inne, die auch innerhalb der Kirche umstritten ja sogar bekämpft wurde, denn man könnte ihn auch einen politischen Abt nennen, sodass seine Interessen und Ambitionen nicht unbedingt im klerikalen mönchischen Leben gelegen haben dürften. Daraus Gründe abzuleiten warum er es nicht erwähnte gleitet ins Spekulative ab, aber ein "passender" wäre der gewesen, dass er den Sachverhalt was die Schätze anbetraf begründet anzweifelt haben könnte. So könnte er sich auf das bessere Wissen seines Lehrmeisters des Angelsachsen Alkuin, dem wichtigsten Berater Karls des Großen gestützt haben, der zum Zeitpunkt der Irminsul Affäre schon 37 Jahre alt war und daher Kenntnisse besaß die Einhard als Kleinkind noch nicht hatte. Alkuin war dafür bekannt an der fränkischen Vorgehensweise gegen die Sachsen Kritik zu üben, geriet vermutlich deswegen auch in Misskredit und wurde später vom Hof entfernt. So könnte er die in den Reichsannalen erwähnten frommen Legenden die man um die Irminsulniederlegung gewoben hatte versachlicht und relativiert haben, woraufhin Einhard zumindest das "Gold und Silber" weg ließ, da man es nicht an der Irminsul vorfand. So darf man abwägen, ob der Hinweis auf das "Tempelgold" in den Teil des realen oder irrealen Geschehens der Überlieferung fällt. Zeitzeugen die der Niederlegung beiwohnten vielleicht sogar aus Kreisen der Kleriker sind namentlich nicht bekannt und auch die Teilnahme von Sturmius ist zwar rekonstruierbar bleibt aber Spekulation. Aber man sollte den Feldzug 772 auch unter dem Aspekt betrachten, dass die Sachsen nach 34 Jahren Ruhe möglicherweise wenig vorbereitet waren um einem fränkischen Großangriff auf ihr Land stand halten zu können. Auf fränkischer Seite hingegen werden sich die kampfeswilligsten Haudegen daran beteiligten haben, aber auch sie wussten was auf sie zu kam und wer ihre Gegner waren. Obwohl auch Kleriker damals ein Schwert führen konnten, so ist deren Teilnahme am Feldzug auf Basis der fränkischen Reichsannalen nicht überliefert. Welche Chronisten später an der Aufarbeitung beteiligt, vielleicht auch selbst Zeugen der Handlungen waren, oder ihre Zeilen nur dem Hörensagen nach verfassten und auf welche Weisungen und Vorgaben sie was schrieben bzw. schreiben mussten bleibt unklar aber bekanntlich schreiben immer jene Menschen Geschichte die im Licht stehen. Auch wann man nach der Eroberung der Eresburg den Entschluss fasste die Irminsul aufzusuchen ist nicht bekannt. Ob dies eine spontane Entscheidung war oder man es schon frühzeitig ins Auge fasste bleibt offen. Man darf sich daher auch die Frage stellen wann die Franken überhaupt erstmals etwas von der Existenz einer Ermen - oder Irminsul erfahren hatten. Nicht auszuschließen ist, dass das Wissen um sie erst im Zuge der Eresburg Eroberung die Runde machte. Es mag ein reizvolles Ziel für die Franken gewesen sein sich diesem unweit gelegenen Zentrum dörflicher Verehrung zu widmen zumal es auch an der Strecke nach Herstelle lag und keines großen Umweges bedurfte. Ein Ort unklarer Bestimmung der sich aus mehrfacher Hinsicht für einen Abstecher anbot, denn es ließ sich mit der Heimsuchung dieser Stätte eine weitere überregionale Aufmerksamkeit erzeugen. Das es sich auch als heidnische Gedenkstätte gut verkaufen ließ könnte ihnen erst später bewusst geworden sein. Das sich aber für alle damit der Gedanke an Reichtum verbinden ließ, mag sie schnell davon überzeugt haben ihren Kurs leicht zu ändern. Zweifellos stand das Beute machen im Vordergrund und die Annalen griffen gerne auf, dass sich an der Irminsulstätte auch Gold und Silber befunden haben soll oder eben haben könnte. Man kann natürlich auch der Überlegung nachgehen, dass die vom Feldzug heim gebrachten Schätze anderswo erbeutet wurden. Im Zuge der folgenden Kapitel wird noch darauf eingegangen, dass in der Irminsul nichts "theophores" steckte. Aber den daheim gebliebenen Franken samt ihrem frommen Auftrag war diese Vision gut vermittelbar und passte zur klerikalen Philosophie wonach auch die biblischen Heiden vor dem Abbild ihrer Götzen Gold und Silber stapelten. So könnte man die dortige Existenz der Edelmetalle in Abrede stellen zumal um das Heidentum auszurotten damals nahezu alle Mittel recht waren. Taten für die man nicht immer ein scharfes Schwert brauchte und für die sich auch die spitze Feder eignete um Überzeugungsarbeit und das auch in den eigenen Rehen zu leisten. Damit ließ sich das dringende und "hochnotpeinliche" Erfordernis dieses Feldzuges deutlich heraus stellen und die Argumente eines Alkuin der die "christliche Schwertmission" kritisierte abschwächen. Die Notwendigkeit war über jeden Zweifel erhaben und der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel. Das man gestohlenes Kirchengut den rechtmäßigen Besitzern wieder zurück gab ist nicht überliefert. Vielleicht erwähnten die Annalen das Edelmetall auch, da es aus der Enttäuschung erwuchs, dass die ihnen zuvor als so bedeutungsvoll geschilderte Stätte der Verehrung lediglich aus einem unspektakulären Baumstamm bestand. In diesem Zusammenhang stünde auch noch eine geschichtliche Aufarbeitung dazu an, warum Karl der Große vehement gegen die Sachsen wütete, obwohl es seinem Großvater 40 Jahre vor "Irminsul" nur mit Hilfe sächsischer und langobardischer Unterstützung gelang die ebenfalls ungläubigen Sarazenen zu schlagen. Schwer begründbar, so wird doch immer wieder ins Feld geführt, dass sich die Irminsul einst innerhalb der Behmburg befand die man später in Karlschanze umbenannte. Die auf der Eggehöhe teilweise schon schwach im östlichen Hangbereich liegende, aber dem Soratfeld und der westfälischen Bucht zugewandte und vermutlich schon in prähistorischer Zeit errichtete Wallanlage erfüllt aufgrund ihrer Lage nicht die Voraussetzungen um darin eine Alternative sehen zu können. Sie thront am östlichen Rande des einstigen Brukterergebietes wo sie der Theorie nach nicht in Berührung zu den Stammesgebieten der an der Schlacht beteiligten Marser oder Chatten kommt. So wäre die Behmburg dort nur für die Menschen der Hochfläche als Kultstätte geeignet gewesen, da sie sich vom Nethegau aus nur sehr mühsam durchs Hellebachtal auf Eselspfaden erklimmen lässt. Aber eine Irminsul sollte ihren Platz gut zugänglich und in ebener Lage gehabt haben. Im Zentrum einer Fluchtburg gelegen verfehlt der Standort auch die begründete Theorie was den Endschauplatz der Varusschlacht anbelangt. So galt es an der Zugroute anzusetzen und nicht nur den Marschweg von Varus zu rekonstruieren, sondern auch den, den damals Karl einschlug, als er Marsberg verließ um nach Herstelle zu gelangen. So visierte man den Ort der Irminsul an, der sich auf Basis dieser Annahme nahe Borlinghausen befand und den Franken musste daran gelegen sein, ihn ohne Umschweife auf dem schnellsten und bequemsten Weg zu erreichen. Vom Obermarsberg aus betrachtet bieten sich nur zwei Möglichkeiten an, wie man nach Borlinghausen gelangen kann. Und sicherlich gab man der kürzeren und eben verlaufenden Variante entlang der heutigen Bundesstraße 7 parallel zur Diemel über Westheim gegenüber dem Anstieg zum Sintfeld den Vorzug. Nach Westheim bog die Altstraße nahe Scherfede scharf nach Norden ab und die Entfernung von der Eresburg bis Borlinghausen liegt bei lediglich etwa 22 Kilometern. Auf diesem Weg umging das fränkische Heer auch die Hangwaldgebiete des heutigen Nonnenholzes und Marschallshagen in der Südegge und ersparte sich owohl das Queren der versumpften Bachkerbtäler, als auch den späteren Abstieg durch den Saltus von der Alten Burg hinab zum heutigen Borlinghausen und blieb zudem auch in besiedelten und gut passierbaren Regionen. Um nochmal zurück zu greifen in die germanische Epoche, so geht die historische Bewertung davon aus, dass sich das Siedlungsgebiet der Cherusker auch westlich der Weser erstreckte was den Nethegau mit eingeschlossen haben soll. Diese Erkenntnis ignoriert oder überspringt aber bislang die Forschung, wenn es um die Frage geht, welches Volk bzw. welcher Stamm den Nethegau zu Zeiten der Sachsenkriege besiedelte. Allgemein vertritt man die Auffassung die Angrivarier bzw. die aus ihnen erwachsenen Engern hätten den Nethegau von den Cheruskern übernommen und in ihr Stammesgebiet integriert. Somit lässt man die Existenz eines eigenständigen Nachfolgestammes außer Acht, der das Erbe der Cherusker angetreten hatte nämlich das Volk, das immer schon in Mittelfalen bzw. Falen zwischen West- und Ostfalen lebte und das waren nicht die Engern. Eine Karte die das Stammesherzogtum Sachsen um das Jahr 1000 zeigt in das man zwischen "Westfalai" und "Ostfalia" das Gebilde eines "engrischen Angaria" implementierte offenbart das Dilemma und die historische Unsicherheit in der Forschungslandschaft. Engern wird darauf wie ein Korridor von der dänischen Grenze bis kurz vor Kassel abgebildet. Ein kartographischer Offenbarungseid bar jeglichen politischen Einfühlungs- und Vorstellungsvermögens dem die Unregierbarkeit ins Stammbuch geschrieben ist. Es lässt sich noch nicht einmal mit der Kompromissgeburt eines Lotharingiens vergleichen, da dieses frühe Reich im Gegensatz zu Engern sogar einst existierte. Mangels historischem Wissen über das tatsächliche Stammesgefüge und insbesondere die Gauabgrenzungen im Süden von "Großengern" verunsicherte man mit dieser Abbildung die Generationen und überging aus Unkenntnis die gewachsenen historischen Verhältnisse wie man sie in den einstigen Wohngebieten zur Sachsenzeit erwarten darf. Nämlich eine autochthone Vorbevölkerung. Zudem ist man sich einig darin, dass die Falen und Sachsen ihre Substanz daraus schöpften, dass sie im Zuge der Völkerwanderung ihre Wohngebiete nicht bzw. kaum verändert haben. Man unterschlug mithin die Spuren eines verschollenen Volkes, das man seit der Antike bewusst in Vergessenheit geraten lassen wollte und deren alten Geist man im Zuge des verpönten Irminsulvermächtnisses auch nicht mehr wieder auferstehen lassen wollte. Plausible Erklärungen zu dieser Theorie werden noch nach gereicht. Und im Zuge fränkisch geprägter frühmittelalterlicher Grenzziehung fand sich nun die Irminsulstätte auch nicht mehr da wieder, wo einst Cherusker und Chatten nebeneinander siedelten und sich arrangierten, sondern hatte nun ihren Platz im fälischen Sachsen. Sie grenzte zwar immer noch an das einst chattische Stammesgebiet, was aber nun unter fränkischer Hoheit stand. Nun aber war ihr Standort unversehens in die Nähe der von den Karolingern neu gezogenen Grenze gerückt und geriet damit in den unmittelbaren Spannungsraum der zwei verfeindeten Völker. Die Irminsul war nun zu einem fälischen Stammesmittelpunkt geworden und hatte den Bezug zu den Cheruskern und zum ehemaligen Chattenland längst verloren dem Land, dass Karl zum sächsischen Hessengau erklärt hat. So entschied die Zeitgeschichte darüber, dass sich dadurch das Wahrzeichen "Irminsul" sehr weit im Süden Sachsens wieder fand, sich also in die kritische Nähe zum nunmehr fränkischen Reich verschoben hatte. Damit beantwortet sich auch die Frage, warum man für ein so bedeutsames Kultobjekt nicht einen Standort gewählt hatte der sich tiefer im Landesinneren befand. Es war eine Position die sich aus dem geschichtlichen Ereignis der Varusschlacht erschloss, als man die frühmittelalterliche Entwicklung noch nicht voraus ahnen konnte. Sowohl die Falen als auch die zugewanderten Sachsen hatten sich nun zwangsläufig mit dem nun strategisch äußerst ungünstig gelegenen Standort der Irminsul abzufinden. Wobei es natürlich die an die Varusschlacht gebundene Tradition gebot sie auch nicht beliebig versetzen zu dürfen. Dieser Umstand verführte auch dazu anzunehmen, im Sachsenland habe es noch weitere Irminsäulen gegeben, was aber nicht der Fall war und was auch keine Quellenangabe hergibt. So war das Irminsulgelände von seiner ursprünglichen Bestimmung her auch nie ein gewachsener Thingplatz, dürfte es aber über die Jahrhunderte betrachtet geworden sein und könnte dadurch auch eine vermehrt politische Symbolik und Bedeutung im Sinne eines Gerichtsortes bekommen haben. So rückte Karl an den Oberlauf der Helmerte aus Richtung Bonenburg kommend. Nahe dem heutigen Borlinghausen wich er somit lediglich 6.500 Meter von der idealen Luftlinie Marsberg - Herstelle ab. Die vorhandenen Altwege waren die Verkehrsadern der Zeit und von ihrem Zustand hing ab wie und wo man reiste und marschierte. Das Netz der gut nutzbaren überregionalen Fahrwege lässt sich nur halbwegs erschließen. Als sicher gilt aber, dass der Herß - bzw. Bördenweg der sich aus dem Sintfeld näherte und weiter nach Osten führte zu den bedeutenden Magistralen einstiger Fortbewegung zählte. Nach dem Eggeaustritt teilte er sich in einen Oberen - und Unteren Bördenweg, wobei der Obere Bördenweg der über Borlinghausen, Peckelsheim und Schweckhausen an der Nordkante der Warburger Börde nach Herstelle führte auch heute noch in einigen Abschnitten Königsweg genannt wird. Den Franken war er nicht unbekannt und sie nutzten ihn nach getaner Arbeit an der Irminsul für ihren Weitermarsch nach Herstelle. Insgesamt betrachtet ging Karl weder ein strategisches Risiko ein noch war mit diesem Abstecher zur Irminsul ein großer Umweg verbunden. Hier gilt es nun den Bezug zu Borlinghausen herzustellen, die Region in der Varus letztmalig auf "Tuchfühlung" zu Ermin, Irmin, Hirmin oder Arminius stand. Die karolingische Gepflogenheit wie es schon die bedeutsamen Kirchenlehrer empfahlen bestand darin für die Errichtung christlicher Gebäude heidnisch mystische Kraftorte zu bevorzugen, sie also an jenen Orten zu errichten die man für besonders pagan vorbelastet hielt um geschickt in deren traditionell gewachsene Erinnerungskultur und Glaubenswelt einzusteigen um das Umgewöhnen der Bevölkerung zu erleichtern. Und in dieser Tradition immer noch verharrend benannte man auch die alte Behmburg, die man hinlänglich als Mittelalterlich bezeichnet, obwohl sich dafür keine Beweise finden lassen im 17. Jahrhundert nach dem "Aachener" Karl dem Großen Karlsschanze. Damit brachte man ihn wie auch die Borlinghauser Eiche deren Pflanzung man ihm zuschrieb eng mit der Region in Verbindung. Und ja, man darf sogar annehmen, dass Karl die Borlinghauser Eiche pflanzte. Denn Gehölze haben bekanntlich die Eigenschaft auch wenn der Hauptstamm einmal sein Alter erreicht hat, vermorschte oder brach neue Triebe bilden zu können, die wieder zu stattlicher Größe heran wachsen konnten. Wer also will bezweifeln, dass es sich nicht bei der Borlinghauser Eiche genauso verhielt und Karl den Ursamen in den Boden steckte. Ungeachtet des wahren Sachverhaltes unterstreicht es doch, dass Karl der Große einst im Nethegau gewirkt hatte und dort auch noch andere Spuren hinterlassen haben könnte. Und das er dabei nicht nur auf dem Sintfeld kämpfte oder unterwegs nach Paderborn war, sondern auch sein Pferd durch das Eggevorland explizit den Nethegau führte beweist seine Anwesenheit in Herstelle im gleichen Jahr 772 sowie sein dortiger Aufenthalt vom Herbst 797 bis Ostern 798. Es ist bekannt, dass er sich zum Leidwesen der Kleriker seines Hofes auch für die Lieder, Verse und Reime seiner germanischen Vorfahren interessiert haben soll. Er war sich also seiner Wurzeln noch bewusst und richtete seinen Blick nicht nur nach Italien. Karl der Große war belesen ließ sich auch vorlesen, kannte seine Herkunft wusste sicherlich auch von der Hunnenschlacht und die Sachsen waren für ihn keineswegs ein fremdes Volk. So sollte man nicht ausschließen, dass sein Wissen was er sich erwarb auch bis in die Epochen vor der Völkerwanderung zurück gereicht haben könnte. Aber was hätte der spätere Kaiser Karl von den Römern der Zeitenwende denen er nun selbst auf allen Ebenen nacheiferte noch wissen können. Varus war schon 763 Jahre tot als Karl 772 die Eresburg erstürmte, aber insbesondere westlich des Rhein begegneten ihm noch auf Schritt und Tritt die gigantischen römischen Bauwerke der Antike. Überall sah er noch die alten Gemäuer, teilweise die daraus hergerichteten Gebäude, die monströsen Viadukte der Eifel Wasserleitungen und die fortschrittliche Straßenpflasterung. Alles zu seiner Zeit noch in beeindruckend gut erhaltenem Zustand und in immer noch imposanter Dimension. Stabile Straßen für die man sogar noch Jahrhunderte später dankbar war. Inwieweit er aber über die Anwesenheit römischer Legionäre in Ostwestfalen, wo er den Sachsen begegnete informiert war ist nicht überliefert. Aber auch in dieser dünn besiedelten Region wird er noch auf die römischen Wallanlagen der alten Kastelle gestoßen sein und schaute sich die ihm zugetragenen alten Münzen oder andere Bodenfunde an, die aus jener Zeit stammten um sie zu bewerten. Antike Zahlungsmittel die man im 8. Jahrhundert wohl noch an jeder Straßenecke fand. Zweifellos konnte er die einzelnen Epochen römischer Geschichte nicht überblicken aber Kaiser Augustus wird ihm noch ein Begriff gewesen sein zumal er dem Imperium zeitlich weit aus näher stand als wir es heute sind. Und was er an der Weser noch oberirdisch vorfand als er 775 unter der Brunsburg kämpfte waren möglicherweise auch die steinernen Gebäude von Corvey, da sie schon dort schon standen als sich die Mönche noch nicht für diesen neuen Klosterstandort entschieden hatten. Es könnten darunter auch die marmorartig aussehenden Reste zugehauenen Silikat Gesteins, also dem heimischen Bachtuff gewesen sein die er verbaut in dem Gebäude sah, dass man bezeichnenderweise im 9. Jahrhundert "Selicasa" nannte. Noch immer frei stehende Torsi gleiche Fragmente die dieser Theorie zufolge vielleicht schon die römischen Steinmetze hinterließen. Ein Anblick der ihn bewogen haben könnte schon früh die Weichen für das spätere "Corbeia nova" zu stellen. Darunter auch Säulenelemente aus Kalksinter also Silikatgestein die vermutlich im Zuge der Ausbauarbeiten 822 wieder zutage gelangten und die man in den Dom zu Hildesheim schaffte, weil man sich ihre Herkunft nicht erklären konnte und die die sächsische Seele irrtümlicherweise für die Reste der Irmensul hielt. Ob Karl aber noch etwas von Varus bekannt war ist zwar fraglich aber doch möglich, denn der Volksmund bewahrt mehr als man meint und wie schon Heinrich Heine 1837 dichtete ist in Westfalen "nicht alles tot, was begraben ist". Wann es geschah, dass man dem Berg unweit westlich von Bonenburg den Namen Varenberg gab, der eine Ähnlichkeit zu Varus aufweist ist nicht bekannt aber irgendwann muss er ihn bekommen haben, wobei aber auch die ortsansässige Heimatforschung hinsichtlich dieser Frage überfordert ist. Mögen Irminsul und Varusniederlage recht nahe beieinander im Fadenkreuz des heutigen Borlinghausen gelegen haben, so darf man sich doch die Frage stellen, ob sich davon nicht vielleicht doch noch etwas im oberirdischen Bereich oder anhand von Aufzeichnungen erhalten haben könnte. Einem Bezugspunkt in der unmittelbaren Region gelang allerdings schon früh der Sprung in die Geschichtsbücher. Es ist der 937 erwähnte Ort "Elmeri" der sich heute Helmern schreibt. Strittig ist seine etymologische Herkunft und während die einen für einen Gründervater namens "Elmer" plädieren, gibt es auch die Annahme der Ort verdanke seinen Namen der Ulme, die man im frühen Mittelalter "Elm" nannte, so wie der Baum auch heute noch in Angelsachsen bezeichnet wird. Obwohl das frühere Rittergut Helmern 5 Kilometer Luftlinie von der Behmburg/Karlsschanze entfernt liegt vermutet man, dass dort die Mannen lebten die einst als Wachmannschaft für diese Befestigungsanlage zuständig waren. Helmern/Elmeri selbst hatte auch die Funktion einer Grenzbefestigung denn sie lag nur etwa drei Kilometer nördlich des bedeutenden "Oberen Bördenweges", der den "sächsischen Hessengau" vom "sächsischen Nethegau" trennte, kontrollierte aber auch den in Nordsüdrichtung verlaufenden Verkehrsweg unmittelbar unterhalb der Egge und den Hellweg von Warburg nach Brakel. So fand sich Helmern seit jeher in strategischer bedeutsamer Position, konnte vor allem die Passagen nach Norden blockieren, dürfte zur Zeit der Sachsenkriege umkämpft gewesen sein und leistete Widerstand. Die Franken wussten um seine Schlüsselfunktion, nutzten seine zentrale Lage und werteten Helmern später zum karolingischen Königshof auf. Noch vor Borlinghausen und Willebadessen ist Helmern der erste uns bekannt gewordene historische Siedlungschwerpunkt im westlichen Nethegau, da er sich schon für die erste Hälfte des 10. Jahrhundert namentlich greifen lässt. Helmern/Elmeri wird im Verlauf dieser "Theorie" noch eine hintersinnige Bedeutung zufallen, denn eine bislang unentdeckte fasst schon kryptisch zu nennende Spur zur Borlinghauser Irminsul rückt das alte "Elmeri" in ein neues Licht. Ein verborgener Hinweis dem in den folgenden Kapiteln noch nach gegangen wird. (01.12.2022
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