Mittwoch, 18. Oktober 2023
Wie fand der Drache den Weg in den Beowulf Epos - Versuch einer Deutung zwischen Sage und Historie
Möchte man in Varus den Mann sehen der sich wie auf einem „Trahho“ tragen, also fortbewegen ließ und der ein Gefährt nutzte, dass die Germanen damals umgangssprachlich einen Drago genannt haben könnten, dann würde sich damit eine interessante Erklärungslücke schließen lassen, warum man die Siegfriedsage so häufig mit der Varusschlacht in Verbindung gebracht hat. Die Worte "Trahho" bzw. "Drago" sind zwar mit Draco etymologisch verwandt gingen aber getrennte Wege bekamen unterschiedliche Bedeutungen und können daher auch auf den ersten Blick betrachtet verwechselt werden. Im Verlauf der mythologischen Fortentwicklung mutierte das ursprünglich profane „Drago Gefährt“ zum überirdischen „Draco Drachen“, sodass Umdenken angesagt ist und kann es vor diesem Hintergrund keinem Kritiker verdenken, wenn darüber der Makel einer gewissen Unglaubwürdigkeit schwebt. Die bedeutsamen Sagen aus der frühdeutschen Geschichte verlangten von der unduldsamen und auf Artefakte fixierten Germanistik immer schon viel ab, sodass man besser daran tat, sie an den Rand historischer Betrachtung zu schieben. Auf ihrem erzählerischen Inhalt lastete immer schon das Problem es für die Forschung zu öffnen, da darin von übernatürlichem, paranormalem und spektakulären Wesen wie fliegenden Drachen oder Sumpfmonstern etc. die Rede ist. Damit erwies die Sagenwelt unserer Nachforschung natürlich einen denkbar schlechten Dienst. Denn kaum kommt ein Drache ins Spiel, dann besteht immer völlige Einigkeit darin, dass es sich nur um eine fragwürdige Sage handeln kann und uns folglich auch alles andere darin enthaltene eher zum Schmunzeln animiert, als dass man ihren Hintergrund für wahr halten könnte. Und obwohl sich ihnen Reales entnehmen lässt, geriet der Drache zum klassischen Synonym gleich einem Erkennungsmerkmal aller Sagen oder Legenden und machte sie für eine ernsthafte Recherche nahezu unbrauchbar. Entnimmt man jedoch der Sage das Untier oder deutet es als den Hinweis auf eine große Schlacht oder einen schwer bezwingbaren Gegner, dann erscheinen die einschlägigen Sagen in neuem Licht und die verwertbaren Spielräume werden erkennbar. Weite Teile der Wissenschaft wussten immer schon, dass sich dem Beowulf Epos auch historische Elemente und Komponente entnehmen lassen. Zwei nebulöse Monsterkämpfe und letztlich noch ein Drachenkampf hatte der Held Beowulf zu absolvieren. Aber im Beowulf Epos wird noch ein weiterer Drachenkampf erwähnt, ihn schrieb der Barde jedoch nicht dem Helden Beowulf zu, sondern verlegte ihn zurück in die fernen Erinnerungswelten der Vorzeit. Diese Überlieferung wonach es Beowulf gleich mit zwei Sumpfmonstern aufnahm und dann noch gegen einen Drachen anzutreten hatte waren definitiv zu viel für eine ernsthafte historische Betrachtung und ließen erheblichen Zweifel an allen Formen des Sagenhaften aufkommen, sodass es auch dem Leser leicht gemacht wurde den gesamten Wahrheitsgehalt in Frage zu stellen. Gäbe es da nicht den Verdacht, dass sich mit der in vorgeschichtlicher Zeit statt gefundenen Drachentötung ein Bezug zur Varusschlacht herstellen ließe und sich der Name Sigemund mit den Wälsungen in Verbindung bringen lässt, dann hätte die Wissenschaft längst jegliche Bemühungen eingestellt nach kompatiblen Verbindungen zu suchen. Wie könnte es also in der „großen Festhalle“ des Helden Beowulf zugegangen sein in der eine schnelle mahnende Bemerkung oder ein scheinbar heiterer Gesang belegen könnten, dass sich hinter Drachen nicht immer feuerspeiende und geflügelte Untiere verbergen müssen, sondern man stattdessen unerwarteterweise auch auf verschüttete Hinweise von historischem Belang gestoßen sein könnte die dann so gar nicht in unsere märchenhaften Dragonheart Phantasien passen wollen. Genauso interessant wäre es eine Vorstellung davon zu entwickeln, was der Barde überhaupt damit bezwecken wollte. Es wäre in beiden Fällen ein an Facetten reiches Kaleidoskop was aber vom Eigentlichen ablenken würde. Die bildliche Vorstellung eines Drachenmotivs mit der man heute allerorts übersättigt wird beruhte oder hatte seinen Ursprung vermutlich in einer im 5. Jhdt. stattgefundenen Interpretationsschwäche oder Fehlauslegung zwischen den erzählenden Festlands Sachsen oder Falen in ihrem neuen Lebensumfeld unter den in der germanischen Sprachwelt weniger bewanderten südbritannischen Keltolatinern. Im später von den Zuwanderern angelsächsisch geprägten Siedlungsgebiet legten die dort vor ihnen lebenden Einheimischen ihre heimatlichen Geschichten und Erzählungen missverständlich aus und geriet dabei in die Wortfalle Drago mit Draco zu verwechseln. Südengland befand sich damals in einem festlandsfernen für germanische Verhältnisse isolierten Geschichtsraum für den in dieser Zeit keine gegenseitigen Einflüsse schriftlich überliefert sind und wenn, dann dürfte es nur zu wenigen Kontaktaufnahmen, Überschneidungen oder Begegnungen zwischen den Völkern gekommen sein. Aber in diesem später Angelsachsen genannten Reich verbreitete sich ab dem 5. Jahrhundert das Wissen aus Innergermanien und verschaffte sich letztlich, wenn auch auf Umwegen Eingang in die historisch literarische Landschaft. Mit dem Beowulf Epos in dem der Barde Ausschnitte daraus später seinen Zuhörern in gefälliger Form als eine in der “Vorzeit“ stattgefundene Anekdote präsentierte fiel für die Nachwelt erstmals Licht in eine Epoche in der die Völkerwanderung begann sich dem Ende zuzuneigen. Es klingt daher wie ein Abriss aus noch älterer Zeit, der noch nicht gänzlich verblichen war. Darin liegt die Aufgabe nach den dahinter liegenden Wahrheiten Ausschau zu halten, denn es waren nie die vermeintlichen und fiktiven Drachen um die es den Sachsen und Falen ging und sie hatten auch nie von oder über ähnliches in Südengland gesprochen oder gar etwas derartiges gemeint, zumal Drachen in Ostwestfalen weder mythologisch nachweisbar sind geschweige vorkamen. Greift man die Mär auf, dann war für die damaligen Zuhörer in der Festhalle auch die Darstellung eines „Wyrm“ nicht hilfreich um ihr Vorstellungsvermögen zu schärfen und trug eher noch dazu bei die Verwirrung unter ihnen zu komplettieren. Und der Barde stellte diesen sich bekanntermaßen glitschig und feucht anfühlenden kleinen Wurm wundersamerweise und zu aller Irritation dann auch noch auf eine Stufe mit einem Angst einflößenden Feuer speienden „Draca“. Würmer leben zwar wie es auch Drachen nachgesagt wird in unterirdischen Gefilden ihnen kann aber weder heißer Atem entweichen geschweige denn, dass sie fliegen können, sind also in ihrer Gestalt eher das völlige Gegenteil davon. Und als ob sie doch miteinander vergleichbar wären erwähnt der Barde beide Wesen in einem Atemzug als Gegner des Waelsen Sigemund im Urkampf. Aus der Drachenepisode mit der der Barde die metseelige Gesellschaft verwunderte sie gleichzeitig in Verwirrung stürzte und in eine entrückte Welt entführte, die in Gänze auf Trugschlüssen basierte, machte der geneigte Zeitgeist daraus später das reale Ereignis Drache ./. Mensch. Weitere Sagenkomplexe griffen es auf, hielten es für wahrhaftig aber der Beowulf Epos in dem es ein Barde wie an Eides statt verkündete, stand am Anfang aller Sagen und nur an ihm dürfen wir uns orientieren wenn wir es uns mit Logik erschließen möchten. Aber warum lässt der Barde beide Wesen miteinander verschmelzen, obwohl es sich doch um miteinander unvereinbare Geschöpfe wie aus zwei Welten handelte. Mit oder ohne Absicht führte er seine Zuhörer in die Irre die sich auf unterhaltsame Weise nun aufgefordert sahen, sich mit seinen seltsamen Darbietungen teils erstaunt etwas belustigend und vielleicht auch kopfschüttelnd befassen zu müssen. Letztlich aber blieben alle ratlos zurück wie wir heute auch, aber das Gehörte blieb in ihnen haften. Und wer von den Anwesenden konnte schon zu Beowulf Zeiten wissen, was die frühen Sachsen und Falen und vielleicht auch Engern an Geschichten auf die Insel im Gepäck hatten. Und was es da in der Vorzeit in fernen Gegenden für seltsame Kämpfe gegeben haben soll die sie nun für Drachenschlachten hielten, weil die Worte so ähnlich klangen. So ließ der Barde seinen Zuhörern die Wahl wie sie sich das „Drachenwürmige“ Monster vorzustellen hatten. Der Barde nahm sicherlich nicht für sich in Anspruch zu wissen, über was er mit vermutlich ernsthaftem Unterton gebärdenreich gestikulierend berichtete. So wird er bei möglichen Nachfragen aus der Zuhörerschaft seine Unsicherheit darüber verschleiert haben, gegen was der vorzeitliche Held Sigemund damals anzukämpfen hatte. Möchte man sich in die Haut des Barden begeben, dann wollte er zunächst unterhalten vielleicht auch die Taten des Beowulf relativieren erinnerte aber auch an dieses alte ihm noch bekannte Geschehen, da es ihm zur Stimmung in der Festhalle zu passen schien. Sicher war er sich nur in einem, dass nämlich Sigemund der Sippe der Wälsen entstammte und im vorzeitlichen Kampf eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Da sich seinen dem Hörensagen nach bekannten Quellen nichts mehr darüber entlocken ließ was damals wirklich geschah, nutzte er einmal ausgesprochen, dass wenige Hinterlassene um den Wissensdurst der Zuhörer zumindest oberflächlich zu befriedigen. Man sollte sich aber darüber bewusst sein, dass die Menschen auch damals schon die Existenz von Drachen so wie man sie ihnen beschrieb anzweifelt haben dürften. Dem Barden wird der enge Zusammenhang von Drago = Draco nicht mehr bekannt gewesen sein und griff zur „Fabula“ der üblichen Erzählung wonach man Menschen durch Tiergestalten austauschte und besonders widerwärtige unter ihnen ganze Armeen verkörperten. Neben der Erklärung, dass man in Südengland die römischen Legionen in ihrer Gesamtheit als einen wehrhaften Drachen kennen gelernt hatte und sie hoch stilisierte, sie aber nach ihrer Niederlage in einen wehrlosen Wurm geschrumpft sah, so spiegelt dies sowohl ihre anfänglich gewaltige Stärke als auch die spätere klägliche Schwäche der römischen Armee wider. Dies könnte dafür sprechen, dass man in der Wortwahl auf das Vergangene anspielte und der Untergang der drei Legionen das Varusereignis beschrieb. Ein anfänglich siegreicher Drache der als nieder getretener Wurm im Staub endete. Der Drache der sein Dasein in Verbindung mit dem Varusgeschehen nur den Begrifflichkeiten von „trahho“ und „drago“ verdankt, die einst lediglich die Bedeutung von „ziehen“ und „tragen“ besaßen, wegen ihrer Ähnlichkeit aber als geflügelte Wesen aufgefasst wurden. Demnach hätten aber auch die Sachsen und Falen im 5. Jhdt. neben den protogermanischen Begriffen für die Fortbewegung wie „trahho“ und „drago“ die sie auf die Insel transferierten und worauf sie den römischen Feldherrn samt seiner Mannen reduzierten gleichzeitig auch die Schwäche der römischen Armee in Form eines Wurmes dargestellt mit dem sie die Legionen verglichen. „Wyrm“ und „Draca“ schafften es somit gemeinsam bis in den rund 5oo Jahre später spielenden Beowulf Epos. Aber beider Ursprünge wurzelten auf Basis dieser Theorie nicht allein in der Varusschlacht, sondern auch in der Tatsache, dass es damals gelang das starke Rom aus dem zentralen Teil Germaniens mit Gewalt zu verdrängen. Nichts anderes als die zwei Begriffe „Wyrm“ und „Draca“ standen dem Barden zur Verfügung um das Scheitern Roms auf den Punkt zu bringen und keine anderen konnte er seinen Quellen entlocken wollte er dem Gegner des Segimund im Vorzeitkampf ein Gesicht verleihen um seinen aufmerksamen Zuhörern ein Feindbild vermitteln zu können. Sein Auftritt in der Festhalle war nachhaltig und man wird ihm andächtig zugehört haben, sonst hätte es sein Abstecher in die Vergangenheit nicht bis in die Weltliteratur gebracht. In Unkenntnis der Bedeutung der Worte „Wyrm“ und „Draca“ für die er selbst keine Erklärung hatte, da sie in dieser Mundart auf ihn zukamen und nur auf mythischer Symbolik beruhten vermischte er. Es dürfte ihm bewusst gewesen sein, dass sich gegen einen Wurm schlecht kämpfen ließ, aber das Altgesagte enthielt keine weiteren Details über den tatsächlichen Hintergrund des vorzeitlichen Ereignisses. Man kann es also so deuten, dass des Waelsen Sohn zunächst mit einem Drachen kämpfte der nach der Niederlage zum Wurm verkümmerte. Während sich folglich im Drachen, die altgermanischen Urworte „trahho“ und „drago“ verbergen und es sich auf Basis dieser Theorie zurück verfolgen lässt, bietet sich nun auch mit der Bezeichnung „wyrm“ eine direkte Erklärung an, denn damit dürfte der uns allen bekannte humusbildende Erdwurm gemeint sein. Ein Ausdruck mit dem sich die Schwäche eines Gegners kaum besser darstellen lässt. Aber er verkörperte nicht nur die Kraftlosigkeit die dem Anführer Varus zum Verhängnis wurde, sondern letztlich auch das gesamte Imperium wie es in Germanien versagte und man degradierte es damit. Vor diesem Hintergrund wird auch deutlich, dass man einen besiegten Feind nicht mehr mit Attributen wie „Lig, -Fyr,- oder Níðdrachen belegen kann. Umschreibungen die als Vorsilben nur zu einem bedrohlichen „draca“ passen wollen, dem man eine unbändige Kraft zuschreiben möchte. Und war es nicht immer schon so, dass sich ein Sieg umso bedeutungsvoller feiern ließ, wenn man einen Feind vorher nur genügend gefährlich erscheinen lässt. Begriffe oder Beinamen nach denen man in damaliger Zeit händedringend Ausschau hielt, sein Vorstellungsvermögen peinigte und daher das scheinbar unbezwingbare Wesen zum „Allroundtalent“ machte um es für alle noch gewaltiger in Szene setzen zu können. Es glorifizierte seinen Bezwinger Sigemund um so mehr je größer man die Fürchterlichkeiten des Gegners beschrieb. Um so unabänderlicher und unvermeidbar ließ sich damit aber auch der Tod des Helden Beowulf rechtfertigen und erklären der eben gegen ein solches Untier unterliegen musste, ohne aber damit seine Niederlage zu schmälern. So stand man in jener Zeit auch mit der Frage im Zwiespalt warum Beowulf nicht das gelang was einst Sigemund in Vorzeiten gelang, nämlich seinen Feind zu vernichten. So war der Verfasser des Epos gezwungen im trüben Wasser des einstigen Volksmundes zu fischen und entschied sich zur Ausschmückung des Drachen dazu ihm diese Fähigkeiten andichten zu müssen um zu untermauern, dass Beowulf gegen einen derartigen Feind keine Chance hatte. Damit wird verdeutlicht, dass das was Beowulf nicht schaffte einem ihn überragenden Sigemund in grauer Vorzeit möglich war. Dabei ist zu bedenken, dass zwischen den Grendelkämpfen und seinem für ihn tödlich ausgehenden Kampf gegen einen uns unbekannten Widersacher, dem man ebenfalls den Stempel Drache aufdrückte Beowulf um etwa 5o Jahre gealtert sein dürfte, er sich aber trotzdem noch zutraute sich ihm entgegen zu stellen. Und natürlich kann man einem unterlegenen „Wyrm“ nicht die Beinamen verleihen mit denen man nur einen Feind in Gestalt eines Untieres betiteln kann, sodaß auch an keiner Stelle von einem Lig, -Fyr,- oder Níðwyrm die Rede sein konnte. Man ist natürlich zunächst geneigt anzunehmen, dass auch der Name „wyrm“ nur einer von vielen Bezeichnungen gewesen sein konnte die man einst dem Drachen gab, aber hier ließ sich ein anderer Zusammenhang heraus arbeiten mit dessen Hilfe es sich plausibler darstellen ließ, dass Draca und Wyrm ein und dieselbe Gestalt waren. Einmal im unbesiegten und einmal im besiegten Zustand. So ließe sich auch der skurile Spagat vermeiden sich unter einem Regenwurm einen Drachen vorstellen zu müssen, ein hoffnungsloses und zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Aber irrige Annahmen sind verzeihlich, wenn man sich im Vorfeld nicht in die Abgründe der Varusschlachtthematik begeben hat, denn darin steckt die Erklärung sowohl für die Bedeutung des Wurms als auch die des Drachen. Während also Beowulf die Sumpfmonster Grendel und noch ein weiteres Sumpfmonster in Gestalt von Grendels Mutter tötete und diese Kämpfe auch überlebte, so findet er doch letztlich im Kampf gegen den „Draca“ den Tod. Als man aber den Sieg Beowulfs über das erste Sumpfmonster Grendel, den Sohn der Mutter in einer Festhalle ausgiebig feierte und der Barde sein Lied anstimmte lebte der Held Beowulf noch. Der Barde setzte also zu seinem geschichtsträchtigen Gesang an und besang nicht etwa die aktuelle Tat von Beowulf für die er gefeiert wird, sondern er erinnert an die Tötung eines Monsters sprich Feindes in älteren Zeiten. In seinem Lied in der Festhalle anlässlich des Sieges von Beowulf über die Grendelmonster vorgetragen rühmt der Barde und das vielleicht auch zum Erstaunen aller einen Helden der Vorzeit, der schon lange vor Beowulf einen Kampf, als Beowulf noch gar nicht lebte erfolgreich bestanden hatte. Der Barde vergleicht die Tat mit dem Sieg Beowulfs über die Sumpfmonster und man darf sich immer wieder fragen, was er damit bezweckte. In alten Zeiten zu schwelgen war immer schon Bestandteil von Festivitäten gleich welcher Zusammensetzung und die Tradition reicht bis in unsere Tage, man bereicherte damit die Diskussion und hob die Gesprächslaune. Nichts anderes wird auch der Barde im Sinn gehabt denn es dürfte ihm, dem Geladenen fern gelegen haben den Erfolg von Beowulf herab zu setzen. Man kann ihm also keine dunklen Absichten unterstellen was seine Glaubwürdigkeit im Rahmen seines Wissensstandes untergraben könnte. Und dazu gehört auch der Informationsgehalt seiner Aussage, wonach der Vorzeitheld Sigemund der Sohn des Wälse und somit auch der Vater von Sifrit, Siegfried bzw. Sigurd war. Damit rückte der Barde die Siegesfeier für Beowulf in die unmittelbare Nähe zu einer Legende die später als Siegfrieds Drachentötung bekannt wurde, denn die Wälsungen stellten die Verbindung dazu her. Aber nicht nur das, denn in diesem Moment öffnet der Barde auch den Blick auf die überlieferte lange Ahnenreihe des einstigen Wälsungengeschlechts. Und danach war Sigemund auch der Ururenkel des Göttervaters Odin. Ein Hinweis auf das historische Faktum, dass Odin auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut war auf das noch einzugehen nötig sein wird. So kam es im Beowulf Epos zu einem Gesang der die Geschehnisse der germanischen Urzeit aufgreift und dabei Namen verwendet die sich auch auf die Varusschlacht beziehen lassen, wenn man in Sigemund den Cherusker Segimer und in Sigurd bzw. Sifrit Arminius seinen Sohn sehen möchte. Damit wird diese kurze und äußerst minimalistisch zu nennende Episode zur ersten Überlieferung aus der sich auch ein Bezug zu Varus ableiten lässt. Der Beowulf Epos entstand nach Auffassung der Wissenschaft nach dem Jahr 700 bzw. in der ersten Hälfte des 8. Jhdt. und wurde im 10. Jahrhundert unter der Bezeichnung „Nowell Codex“ nieder geschrieben, während sich die Geschehnisse selbst in einer Zeit noch vor dem 6. Jhdt. zugetragen haben sollen. Zeitangaben die wie alles Geschichtliche strittig diskutiert werden. Was der Barde in einer Festhalle in Dänemark vermutlich im 6. Jhdt. vortrug stellt ein Gemisch aus Hörensagen und Realität dar und sein Gesang erscholl demnach bereits in einer Zeit in der sich sein Wissen auf die im 5. Jhdt. nach Südengland ausgewanderten Falen und Sachsen bezogen haben könnte. Es den Barden also über England erreichte bevor er es beim dänischen König Hrodgar vortrug. Hrodgar soll um 594 verstorben sein und gilt wie so vieles aus der Zeit als historisch nicht gesichert ist, da es unsere Vorfahren mit der Geschichtsschreibung „nicht so hatten“. Natürlich lässt sich dem gegenüber auch die These aufstellen, wonach der Barde sein Wissen von Sigemunds Drachenkampf und seiner Zugehörigkeit zum Wälsengeschlecht nicht über die angelsächsischen Königtümer erfuhr, sondern es direkt aus den Regionen Ostwestfalens und Südniedersachsen bezog. Dem ließe sich entgegen halten, dass der Beowulf Epos in angelsächsischer Sprache nieder geschrieben wurde und aus Ostwestfalen aus dieser Zeit keine schriftlichen Zeugnisse vorhanden und Söldnerströme vom germanischen Festland nach Südengland überliefert sind, aber keine Wanderungen von Falen oder Sachsen in den dänischen Norden bekannt sind. Die Wirren zu Zeiten der 30 Jahre andauernden augusteischen Germanenkriege endeten 16 + und strahlten auf die gesamte germanische Welt aus, umfassten große Räume und beeinflussten nicht nur die Menschen im späteren West- Mittel und Ostfalen, sondern auch jene in Südniedersachsen und anderen Teilen Mittel – und Nordeuropas. In der folgenden Epoche als sich die Geschehnisse Rom gegenüber wieder abzukühlen begannen, sickerten sie zeitversetzt in das Volksgedächtnis zahlreicher Völker ein die sich ihr auf unterschiedliche Weise bemächtigten und es auslegten. Ein epochaler Einschnitt nie gekannten Ausmaßes ausgelöst durch diese eine Schlacht die man vermutlich im Korridor zwischen Brakel und Borlinghausen austrug und die der Volksmund zur Drachenschlacht hoch stilisiert haben könnte. Es ist weder bekannt noch überliefert, ob die Schlacht die man im Imperium „Clades Variana“ nannte auch unter den Germanen einen Namen hatte. Den damaligen Zeitgenossen dürfte bewusst gewesen sein, dass es eine Schicksalsschlacht war und sich dadurch im Resultat die verfeindeten Völker auf lange Zeit voneinander isolierten. Ebenso bestand für die Völker kein Zweifel daran, dass die Götter dabei massiv ihre Finger mit im Spiel hatten. So verband man das sich über drei Jahrzehnte hin ziehende und bis dato nie da gewesene Blutvergießen auch mit den überirdischen Mächten und war sich sicher, dass man den Sieg letztendlich nur ihrem Stammvater Odin zu verdanken hatte. Dem Mann der ihr Fürstengeschlecht einst begründet hatte. Der Gedanke, dass Rom nicht doch noch mal und das auch nach dem Jahr 16 + nachsetzen würde um verloren gegangenes Terrain zurück zu erkämpfen war beunruhigend. Man erwartete ja rechnete stark mit Rachegelüsten und bereitete sich innerlich wieder auf Krieg, Hunger und Tod vor. Noch größeres Unheil als zuvor war zu befürchten gleichbedeutend mit einer andauernden Zeit der Dunkelheit apokalyptischen Ausmaßes. Aus Sorge vor der Zukunft zogen Tristesse und Mutlosigkeit in die Hütten ein. Losgelöste germanische Kriegerscharen zogen umher und rissen Sippen und Völker in die Strudel der Wanderbewegungen. Eine Zeit für die die nordische Mythologie das Wort „Fimbulwinter“ verwendet haben könnte was den Weltuntergang ankündigte. Und auch vom bitteren Ende hatte man in Germanien eine Vorstellung und dafür könnte sich „Ragnarök“ als Name angeboten haben. Ragna = Götter bzw. rokkr = Dunkel = Kälte. Snorri Sturluson besser gesagt die einst pagane Gesellschaft stellte sich darunter ein Szenario vor, dass in der nordischen Welt der langen Winternächte nicht unbekannt war. Eine nie enden wollende Dämmerphase wie man sie aus der Phase vor dem Eintritt völliger Dunkelheit kennt. So interpretierte man es und für Snorry schien der Name „Götterdämmerung“ passend gewesen sein. Aber die moderne Forschung interpretiert es als das "Schicksal der Götter". Die Götter beider Streitmächte, die ihre Krieger auf dem Schlachtfeld lenkten und sich damit selbst bekriegten. Der Feind war zunächst zurück gedrängt aber nicht besiegt und kein Germane unterschätzte die Kampfkraft des Gegners denn der römische Drache konnte sich jederzeit wieder erheben. Vorstellbar ist, dass eine permanente Angst die Menschen im germanischen Kernland umtrieb da, wo man sich ihnen einst entgegen gestellt hat und wo sie immer noch ihren Einfluss ausübten. In den schlichten Gemütern der Zeit zwischen Völkerwanderung und frühem Mittelalter verknüpfte man die einstigen Ereignisse mit den erwachenden Drachenvisionen. Allerdings sollte man sich davor hüten unseren Vorfahren das Vermögen logischen Denkens abzusprechen, denn auch damals schon war vielen bewusst, dass der Drache nur eine Umschreibung darstellte. Eine sich später verselbstständigende Bezeichnung und die ihre Eigendynamik entfaltete, passend zum Untier Flügel bekam und zum „geflügelten Begriff“ für das Böse wurde. Nicht anders kann sich auch das simple voralthochdeutsche Wort „trahho“ oder „drago“ für „ziehen“ und „tragen“ „verflogen“ haben und könnte sich atypisch als Drachen fehlinterpretiert in den Wortschatz eingeschlichen haben, wurde in Südengland zum Drachen umgedeutet und fand seinen Weg in die nordische Mythologie. Und drücken wir es nicht auch heute noch in unserer alltäglichen Sprache je nach Dialekt und regional unterschiedlich immer noch so aus in dem wir in Westfalen und auch anderswo dazu neigen zu sagen „trach mir dat mal, statt zu sagen „trage es mir mal“ ? Viele in Germanien verbreitete Worte hatten später den Weg auf die im 5. Jhdt. noch kaum von Germanen respektive Falen, Sachen oder Angeln besiedelten britischen Inseln gefunden deren Bevölkerung in dieser Zeit aus Keltoromanen bestand. Aber in den Zeiten der halblegendären aber fasst schon historisch zu nennenden Gestalten Hengist und Horsa änderte sich das Zeitgeschehen, und die Bezeichnung „trahho“ dürfte in dieser Zeit den Sprung auf die Insel vollzogen haben. Noch näher stand den Keltoromanen möglicherweise das germanische Wort „drago“, da die lateinisch sprechende römische Besatzungsmacht ein ähnlich klingendes Wort verwendete und das schon vor den germanischen Einwanderungswellen in Südengland eingeführt wurde. Es war das Wort „Draco“. Denn während die Altsachsen unter dem Wort „drag“ im ursprünglichen Sinne noch etwas Profanes verstanden, fassten es die Keltoromanen als „Draco“ auf, erkannten darin ein Untier und verglichen es damit. Und es war nicht nur der Nähe geschuldet mit der sich die Worte „Drago und Draco“ begrifflich nahe standen, weswegen die Keltoromanen unter dem germanischen Wort „Drago“ den ihnen geläufigeren „Draco“ bevorzugten. Denn der Drachen wie er einst in der mediterranen und vorderasiatischen Welt verbreitet war, schien für sie plausibler zu sein und förderte ihre Vorstellungskraft mehr heraus als der Kampf gegen ein „Gefährt“ wie es aus dem germanischen Wort „Drago“ spricht. So könnten sich im Zuge dieser frühen kontinentalen sprachlichen Einflüsse in Südengland die Wege getrennt haben, so dass das Wort Drago, dass übrigens bis heute im Dragster oder im Racing Drag weiter lebt, während sich die Mythologie des Zwillingwortes bemächtigte und daraus den Dragon machte. Was also für die einen ein Fahrzeug war, war für die anderen der Drachen. So entschieden sich die Keltoromanen ihrem Sprachschatz zufolge dafür im germanischen Wort „trahho“, den ihnen geläufigen Draco zu sehen. Das also die eingewanderten Festlandssachsen auch einst gegen einen gewaltigen Drachen also gegen einen Draco statt gegen einen Drago gekämpft haben mussten. Eine Umdeutung die die Eingewanderten nicht beabsichtigt und nicht bezweckten hatten machte im Zuge ihrer Anwesenheit in Südengland die Runde. Man bewegte sich im 5. Jahrhundert als dieser nachvollziehbare Vorgang in Europa zur Geburtsstunde der Drachensage wurde und man unter anderen germanischen Völkern auch die Falen anwarb, ob man sie nun West – Ost - oder Mittelfalen nennen möchte. Nach dem diese transformative Darstellung den Charme der Plausibilität bekommen hat darf man einen Schritt weiter gehen und sich mit der Frage beschäftigen, wie es sich damals konkret vollzogen haben könnte, als Varus sein Leben aushauchte und wo es statt gefunden haben könnte. (18.10.2023)

... link


Dienstag, 19. September 2023
Die Wälsungen – Fürstengeschlecht der Cherusker ?
Aus dem Sagenhaften das Reale zu isolieren sollte eine wieder kehrende Pflicht und Kür für die Geschichtsforschung darstellen. Ein motivierendes Thema mit Ewigkeitspotenzial zu dem die Zeitgeschichte zeitweise auf Distanz geht, das aber weder ignoriert noch delegiert werden sollte und in dem nicht nur die „Völsunga Saga“ einen wichtigen Stellenwert einnimmt. Der gesamte Sagenkomplex macht einen großen Anteil an unserem historischen Erbe aus und die Herausforderung besteht darin sich ihm unvoreingenommen nähern zu müssen. Mit Sigurd respektive Siegfried, in „urdeutsch“ wohl Sifrit genannt weil es so im Nibelungen Lied geschrieben steht, ließe sich eine Brücke über die Zeiten schlagen. Bezöge man dann die antike Literatur mit ein, dann könnte es sich bei Sifrit im übertragenden Sinne um Arminius gehandelt haben. Etymologisch betrachtet würde es dann auf die altsächsische Irminsul hinaus laufen, die einst in Ostwestfalen stand, deren unbekanntes Aussehen die Menschen seit langer Zeit zu gestalterischer Vielfalt verleitet, damit aber den klaren Blick auf sie vernebelt hat. Sifrit und Arminius wären demnach ein und dieselben Gestalten gewesen, die die deutsche Geschichte in zweierlei Hinsicht geprägt haben. Während Sifrit der Legende entstammt, soll es sich bei Arminius unstrittig um eine reale Person gehandelt haben. Sifrit in der Schreibweise Siegfried war das Endglied einer Kette die auf der Genealogie der Völsungen Saga basiert. Arminius erging es vergleichsweise ähnlich, wenn man das Wissen aus römisch historischer Quelle betrachtet. Das Bestreben der Geschichtsforschung zu stützen, die seit jeher über die Epochen betrachtet Ausschau nach Durchgängigkeit und Kontinuität hält ist die Antriebsfeder dieser Theorie was aber aus Gründen der Komplexität auf Skepsis stoßen darf. Möchte man sich dennoch mit ihr anfreunden, dann würde auf Arminius der Verdacht lasten, dass sich hinter ihm der letzte große Stammhalter einer vergangenen Führungsschicht verborgen hält, der über mehrere Generationen herrschte und auf einem Mann mit Namen Odin aufbaute. Der uns bekannte Stammbaum des cheruskischen Fürstensohnes Arminius hingegen reicht basierend auf den antiken Quellen nur zurück bis zu seinem Vater Segimer, während da die Völsunga Saga wesentlich weiter und tiefer greift. So macht es eben einen Unterschied, ob man der einheimisch germanischen Quelle vertrauen möchte, oder dem Halbwissen einer einstigen Besatzungsmacht folgt. Arminius ein Nachfahre der großen Cheruskersippe dessen Namen wir nur den antiken Schriften entnehmen können wäre demnach auch eine Waelse gewesen. Verschmolzen sie miteinander, dann besaß diese Person an der Weser die ungeteilte Macht über die Cherusker und wurde im Zuge der Schlachten gegen Varus ,- Germanicus und Marbod zum Inbegriff germanischer Widerstandskraft. Für ihn findet sich in der mündlich und schriftlich übertragenen Geschichtsdarstellung kein würdiger Nachfolger mehr, und die Sage nennt uns ebenfalls weder den Namen eines Wälsungers der auf Siegfried respektive Arminius folgte, noch kennen wir einen von allen Cheruskern akzeptierten Anwärter aus der Segimer Sippe dem man den „Thron der Cherusker“ anvertrauen wollte. Schlussendlich erwähnt sowohl die Völsungen Saga für den Sagenhelden Siegfried den letzten seiner Hierarchie keinen Sohn, noch für Arminius dessen leiblichen Sohn Thumelicus man nach Ravenna deportierte, sodaß beiden eine direkte Nachfolge versagt blieb. Auf Italicus den Abkömmling des einstigen Hochverräters Flavus, dürfte sich die cheruskische Oberschicht als auch die Gesamtheit des Stammes nach dem Ableben von Arminius als seinen legitimen Erben nicht verständigt haben. Ihn auf Basis einer zuvor beim römischen Erzfeind Rom eingeholten Zustimmung durchsetzen zu wollen wird man zudem auch als Schmach empfunden haben. Damit endete auch mit Arminius die für eine direkte Nachfolge nötig gewesene Blutlinie dieser scheinbar Janus köpfigen Person was auf seine Identität mit Sifrit hinweist. Zudem ist es nicht unüblich, dass in unterschiedlichen Kulturkreisen wechselseitige Namensgebungen existierten wie das Beispiel Attila/Etzel zeigt. So erlosch das Haus Wälsung für deren Gründe uns die Sage keine Erklärung bietet, während wir dank der antiken Geschichtsschreiber meinen zu wissen, dass die Cherusker im Streit unter gingen. Die Hierarchie der Völsungen endete den Quellen zufolge bei dem Namen Siegfrid bzw. Sigurd während er gemäß der Donaueschinger Nibelungenhandschrift C.) unter dem Namen Sifrit in die Sagengeschichte einging. Ein Name wie man ihn in gekürzter Form dem dialektisch geprägten germanischen Volksmund entnommen hatte, aus dem sich später der hochdeutsche Name Siegfried entwickelte. Als die antiken Quellen schon im Verlauf des römischen Prinzipats zu versiegen begannen verabschiedete sich auch das alte Wissen um Varus und Arminius aus der Literatur der römischen Klassik und in der Zeit der großen Völkerverschiebungen erlosch jegliches Interesse daran. Und auch in Italien übergab man die alten Geschichten dem Volksmund, wo es sich noch bis heute im Aberglauben der italienischen Unglückzahl 17 erhalten haben soll die sich vermutlich von der 17. Varuslegion ableitet. Eine Epoche in der es zu massiven Umwälzungen kam, in der sich alle bestehenden Strukturen auflösten und auf die eine nachrichtenarme Zeit folgte. Da man um diese Zeit andere Sorgen hatte stößt man in dieser Epoche erwartungsgemäß auch bei keinem antiken römischen Schriftsteller auf den Namen Sifrit und da Karl der Große die in Arminius fortlebende und an ihn erinnernde Irminsul schon tilgte bevor die Zeit der Sagen anbrach, sucht man auch darin den Namen Arminius vergeblich. Aber in Germanien schlugen die Uhren anders, dort nahm ab dem 6. Jhdt. langsam Sifrit und der Drache seinen Platz ein und die Legende verlieh ihm Kontur und Symbolik. Dieser Theorie folgend konnte sich Arminius am einstigen Austragungsort der Varusschlacht nahe Borlinghausen eine Nische bewahren, wo er sich noch lange im Gedächtnis der Bevölkerung Ostwestfalens halten konnte. Und auch der etymologische Forschungszweig erkennt in Irmin bzw. Ermin den Ursprung des Namens Armin, womit sich unschwer auch ein direkter Bezug zur Irminsul herstellen lässt. Ein Name wie er erst im 5. Jhdt. durch die aus dem Nethegau ausgewanderten Falen und Sachsen in Südengland Verbreitung gefunden haben könnte, da die keltische Zunge andere Namen bevorzugte. Später bürgerte sich der Name auch auf den britischen Inseln ein und ist durch Sichfrith, Sigfred oder Sigfrodo des im 9. Jhdt herrschenden Königs von Dublin belegt. Es war der germanischen Mundart geschuldet, die das Wort Sigfrid oder Siegfried nicht nur als Sichfrit aussprach, sondern der es sogar gelang es umgangssprachlich bis zum Namen Sifrit zu verstümmeln. Und auch der Name des heiligen Siegfried von Schweden aus Växjö der im 11. Jhdt. lebte, den man auch Sigfrid oder Sigfridus nannte spricht für die weite Verbreitung des altgermanischen Namens Sifrit und nicht nur Sigurd auch im nordeuropäischen Sprachraum. In Italien hingegen dürfte sich der Name erst im Zuge der langobardischen Landnahme verbreitet haben. Jener Volksstamm der die Cherusker vermutlich schon gegen Germanicus unterstützt hatte und dann gemeinsam mit ihnen Marbod besiegte. Dieses westlich der Elbe siedelnde Volk, das anfänglich in einer Allianz mit den Cheruskern stand übernahm später die Rolle einer Schutzmacht und integrierte Teile von ihnen. Aus Italien kennt man den Namen Sifrit in den Varianten bzw. Schreibweisen Segafredo, Segafreddo, Seganfreddo aber auch Siffredi und Sifredi die aufgrund der langobardischen Besiedelung besonders im Piemont, im Aostatal, aber auch im östlicher gelegenen Venetien proportional häufig vertreten sind. Namen, die sich mindestens ins 5 und 6. Jhdt. zurück verfolgen lassen also lange bevor man die Donaueschinger Nibelungenversion, die Lieder Edda, die Völsunga Saga, oder die Thidreks Saga verfasst hatte. Ein Name der einer Keimzelle entstammte und dem sich möglicherweise seine Ursprungsregion Ostwestfalen entnehmen lässt. So darf man konstatieren, dass die geschichtliche Entwicklung des Namens Sifrit, Sichfrit bis zu Siegfried nicht erst in der mittelalterlichen Hochzeit der Christianisierung Verbreitung erfuhr, als man erkannte die Taten der Altvorderen würdigen zu sollen oder meinte sie heroisieren zu müssen, die aber zu forderst dazu geeignet waren um damit die Religiosität zu fördern. So dürfte der Name Siegfried in all seinen gesprochenen Formen bereits in den Tagen der Varusschlacht und sicherlich auch schon früher in Gebrauch gewesen sein. Möchte man romanhaft in die Zeit der Ereignisse gleiten, dann gehört dazu die Rekonstruktion sich vorzustellen, auf welche Weise die Cherusker an der Weser erstmals vom Erscheinen römischer Legionen am Rhein Nachricht bekamen. Dort wo Waels, der Vater von Sichmund, pardon Sigemund alias Segimer und Großvater von Siegfried respektive Arminius im ersten vorchristlichen Jahrhundert lebte. Der Mann nach dem man das Geschlecht und seine Nachfahren Wälsungen nannte. Errichtet man ein Zeitgerüst und nimmt Arminius als Bezugsgröße da sich sein Alter in etwa zurück rechnen lässt, dann könnte Waels wie ihn der Beowulf Epos nennt um das Jahr 67 – geboren worden sein. So war er möglicherweise 12 Jahre alt als Cäsar 55 – seine erste Brücke über den Rhein schlug. Eine Zeit in der rechts des Rhein zwischen Lippe und Sieg noch die Sugambrer siedelten, die in der Region die niederländische Sprachvarietät hinterlassen haben könnten. Ein Stamm für den die frühe „kölsche Hochkultur“ nur den abfälligen Namen „Sig“ übrig hatte aus dem sich die „Schäl Sig“ entwickelte. Aber Cäsar schockte mit seinem Jahrhundertbauwerk nicht nur die direkten Anrainerstämme am germanischen Ufer, sondern auch die tiefer im Hinterland siedelnden Stämme, eine Entwicklung die die über den Rhein geflüchteten Treverer bereits prophezeit haben könnten. Auch wenn man sich dafür diverser Flussinseln bedient haben dürfte, so muss die Tat Cäsars, dem das Menschen kaum mögliche gelang, nämlich über einen der breitesten Flüsse Mitteleuropas eine Holzbrücke zu legen auf alle wie ein Epoche machendes, einschneidendes und unvorstellbares Ereignis gewirkt haben. In Erwartung glaubhafter Augenzeugen die es bestätigen konnten wurde später deutlich, dass die Welt nicht mehr die war, von der man annahm sie zu kennen. Man spürte im Osten den Umbruch und auch die auf sie zukommende Welle der Veränderung die zeitversetzt alle rechtsrheinischen Hauptorte in Germanien erreichte, sodass auch der kleine Wälsunge davon hörte. So wie sich die Treverer aufspalten ließen, so bestand die imperiale Taktik immer schon darin Fronten in den gegnerischen Fürstenhäusern aufzubauen und für sich zu nutzen. Dann brach über Germanien der Krieg herein und die Gewalttaten erschütterten alle Stämme zwischen Rhein und Weser. Während man andere Stämme nahezu völlig aufrieb und Tiberius schon vor der Zeitenwende Teile der Sugambrer und Sueben zwangsumgesiedelt hatte, gelang es einigen von ihnen sich nach Osten in die Nähe der cheruskischen Wohngebiete abzusetzen. Wiederum andere duldete man, da sie nun im einstigen Siedlungsgebiet eine kontrollierbare Minderheit darstellten und daher sesshaft bleiben durften. Nach dem sich die erste Abwehrschlacht der Wesergermanen 11 – bei Arbalo als Fehlschlag erwies, setzte man in Ostwestfalen aufgrund der gegebenen Umstände auf vorsichtige Annäherung und verhielt sich abwartend. Wohl auch ermutigt vom scheinbar willfährigen Verhalten der Cherusker versuchte Varus sie ab 7 + näher mit den römischen Sitten vertraut zu machen. Er soll es auf unliebsame Weise angegangen haben was zu deren Sinneswandel beitrug, worin man den Grundstein für den Stimmungswechsel in Ostwestfalen sieht und was ihren Widerstandsgeist weckte. Getragen vom herrschenden Fürstengeschlecht begann sich die aufgezwungene Fügsamkeit in Auflehnung zu verwandeln und den Rest glauben wir zu kennen. Setzt man das Geschlecht der Wälsen auf eine Stufe mit dem des cheruskischen Fürstenhauses dessen Name uns keine Quelle überliefert hatte, dann könnten es nach dieser Theorie die Wälsungen gewesen sein, die sich die Gegenwehr auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Mythologisch gesehen müssten auf dieser Basis natürlich auch noch mal unsere Annahmen über Asen und Vanen auf den Prüfstand gestellt werden. Der kleine Wälse der er noch zu Cäsars Zeiten war, war zum Fürsten heran gereift und wie sich seinem Namen im Beowulf Epos entnehmen lässt hing ihm der Gründungsmythos an. Er wurde zum Synonym und man verband seine Sippe fortan mit Kühnheit und Tapferkeit, sodass sie von nun an in der Sagenwelt einen festen Platz bekamen und immer in einen Zusammenhang mit siegreichen Kämpfen, Schlachten und Kriegen gebracht werden. Und natürlich spielt auch das Nibelungenlied auf den Untergang der Wälsen an was sich mit dem Niedergang der Cherusker im 2. Jhdt. decken würde. Im Finnsburg Fragment, das seine Entstehungsgeschichte im 5. Jhdt. haben soll fällt der Begriff „Fres-Wael“, was mit „Friesische Schlacht“ übersetzt wird, was namentlich an die Waelsungen anknüpfen könnte und im übertragenen Sinne eine Anspielung auf deren Abwehrkämpfe gegen Rom gewesen sein könnte. Walstatt war die Gegend in der man die Waffen kreuzte, ein Wort mit dem sich die Etymologie schwer tut. Möglicherweise verband man ohne unser Wissen den Namen Walstatt immer schon mit den Wälsen die sich dort schlugen. Es war aber auch immer der Ort, an dem auch Tote zurück blieben bevor man sie weg trug. Aus dem Angelsächsischen wie man es nach der Besiedelung Südenglands sprach, sind für das Wort Walküre die Namen Waelcyrge – Waelcerie - Waelcyrie und Waelkyrie überliefert und man schrieb es wie „Waels“ ebenfalls mit „ae“. So waren es möglicherweise die heilkundigen Frauen der Wälsungen die sich um die Verwundeten bemühten und sie wegtrugen. Die Silbe „cyrge“ ist gleichbedeutend mit „cyrie“ und wurde im antiken Griechenland als Huldigungsruf für Gottheiten aber auch Könige genutzt. Später übernahm es in der Schreibweise von „Kyrie eleison“ die christliche Liturgie. Im vorchristlich heidnischen Elysium bzw. Elysion lag der Ursprung, bezeichnete die Insel der Seligen und leitet damit in die griechische Mythologie über. Dadurch schimmert eine mögliche Verbindung in das antike Griechenland durch und lässt erkennen, dass sich im griechischen Sprachraum vermutlich die Urheimat der Waelsungen befand. Auf den Schlachtfeldern der Vorzeit sollte man darunter jedoch keinen Huldigungsruf, sondern eher einen Hilferuf verstehen, den die geschundenen Waelsen im Angesicht des Todes ausstießen und in dem sie das Inselreich der Seligen anriefen woraufhin ihnen dann die Waelkyrie zu Hilfe kamen. Das dem Beowulf Epos folgend man einem der Abkömmlinge von Odin den für Rufnamen unüblichen Namen Waels gab, den man auch als Beinamen interpretieren könnte und dann nach ihm seine Sippe die Waelsungen benannte mag Gründe gehabt haben. Vermutlich kam Waels, der Vater von Segimund/Segimer dank seiner herausragenden Taten zu Macht und Ansehen und wurde dadurch zum Stammvater der Sippe. Sein Volk verband mit ihm die Erinnerung daran, dass seine Vorfahren einst aus fernen Regionen einwanderten bevor sie sich im Hunaland die Herrschaft erkämpften. Geschichtsabläufe zu rekonstruieren erfordert eine seltsam rückwärts gewandte Sichtweise und sie erforschen zu wollen wird immer aus dem kläglichen Versuch bestehen, sich aus einer Vielzahl möglicher Wahrheiten für die scheinbar plausibelste zu entscheiden und eine überzeugende Spur dahin zu legen. Möchte man in den Wälsungen die cheruskische Fürstensippe sehen und beides miteinander verbinden, dann spürt man die Vergänglichkeit der Geschichte auf besondere Weise und muss es akzeptieren, dass nach dem Tod von Arminius respektive Sifrit der Einfluss der einst stolzen Cherusker schnell verblaste, damit zwangsläufig auch ihr infolgedessen Wälsunger genanntes Fürstenhaus unterging und sie die „historische“ Bühne verließen. Dieser Prozess setzte bereits ein, als die Germanen explizit die Cherusker 16 + und 17 + nach der Marbodschlacht auf dem Höhepunkt ihrer Macht anlangten und damit der Kipppunkt erreicht war. Sie konnten die Zeiten nicht aufhalten, die von der neuen Macht am Rhein geprägt wurde. Stämme und Sippen die unter hohen Verlusten im Abwehrkampf gegen das Imperium standen und sich aufrieben verloren zwangsläufig an Bedeutung und schlossen sich anderen größeren Stämmen und Sippen an, was Raum für neue und wehrhafte Strukturen schuf. Versteht man unter dem Hunaland eine größere Landfläche innerhalb der Nord – und westdeutschen Naturräume dann verschoben sich darin die Grenzen. In den westlichen rheinnahen Randgebieten begann man, sich mit den neuen lateinisch sprechenden Nachbarn zu arrangieren bis sich ein Gewöhnungseffekt einstellte was vom Handelsaustausch begünstigt und beschleunigt wurde. Während man im Landesinneren und den der Weser näher liegenden Regionen in größerer Distanz zum Imperium blieb, man dort verharrte und sich der Rhein begann zu einer Kulturgrenze zu verfestigen. Ein vorsichtiger Status quo hatte sich ab dem Jahr 16 + eingestellt und in der Folgezeit sind Auseinandersetzungen mit Rom nicht mehr überliefert. Erst unter dem ehrgeizigen römischen Feldherrn Corbulo flammten zur Mitte des 1. Jhdt. wieder neue Kämpfe mit den Cheruskern auf was davon zeugt, dass sie sich bis in diese Zeit noch eine gewisse Substanz und Eigenständigkeit bewahren konnten. Aber die Vorgehensweise sich zur gleichen Zeit schon die Zustimmung auf dem Wege der Unterwürfigkeit aus Rom holen mussten, um Italicus den Sohn von Flavus zum neuen Fürsten ernennen zu dürfen, gibt zu denken und läutete ihr stammesgeschichtliches Ende ein. Die folgende Niederlage des letzten bekannt gewordenen Cheruskerfürsten Chariomerus und vermutlichen Sohnes von Italicus gegen die Chatten war ein weiteres Anzeichen dafür, dass in diesem Sinne betrachtet die Macht der Wälsungen aufgebraucht war, aber die Strahlkraft die von ihnen ausging blieb über die Jahrhunderte erhalten. Weitere Schlachten römischer Legionen oberhalb der Lippelinie sind bis zum Harzhornereignis 235/236 nicht mehr bekannt geworden und waren auch nicht mehr das erklärte Ziel des Imperiums. Auf den Rückzug zum Rhein als neuer römischen Ostgrenze folgte die schrittweise Erschließung von Handelsrouten und trat an die Stelle einst gewaltsamer Aktionen. Es war die verbliebene Möglichkeit noch einen begrenzten Nutzen aus den nun nicht mehr erreichbaren Rohstoffquellen ziehen, und wirtschaftlichen Einfluss östlich des Rhein auszuüben zu können. Eine Strategie mit der sich auch militärisch wieder Position beziehen ließ. Einen Handel zu damaliger Zeit aufrecht zu erhalten ist ohne Rom gegenüber freundlich bzw. neutral gesinnte germanische Zwischenhändler nicht denkbar die über die Grenzen hinweg auch immer als Kundschafter im Interesse Roms von Nutzen waren, die aber auch von den Germanen geschätzt wurden, denn sie erreichten die größeren germanischen Handelszentren und wussten um die Stimmung im Lande. Der Aufbau von Kontakten und der daraus resultierende Warenaustausch funktionierte in Handschlagzeiten bevorzugt auf Basis von Vertrauen und Zuverlässigkeit und bevor ein römisches Produkt auf friedlichem Weg Ostwestfalen erreichte ging es durch viele Hände. Und auch in den östlichen Regionen Germaniens wo den Menschen der Name „Arminius“ aus alten Tagen noch ein Begriff war kam man, zumal ein Interesse an hochwertigen aber auch alltagstauglichen Produkten aus den Rheinlanden bestand, mit der römischen Welt wieder mehr in Kontakt. Die neuen römischen Ziehväter werden dem Germanen Sifrit den lateinischen Namen Arminius nicht unbedingt aufgezwungen haben, möglicherweise hatten sie auch Probleme mit der Aussprache seines germanischen Namens. Ein Name dessen Bedeutung sich durch die Wortfolge erklären könnte, denn vor den Frieden hatten die Götter den Sieg gesetzt. Vielleicht hatte er ihn sich auch selbst gegeben als ihn sein Vater oder seine Sippe zunächst vielleicht noch als Geisel der Fremdherrschaft übergab, er also in eine für ihn fremde Welt überwechselte wo er in die römische Haut schlüpfte und darüber anfänglich sogar noch mit Stolz erfüllt gewesen sein könnte. Obwohl der Name lateinisch endet wurde er dem Substantiv nach zu urteilen von den Germanen im heutigen Ostwestfalen auch noch ohne die lateinische Endung in den Jahrhunderten nach seinem Tod vergeben. Man möchte nicht spekulieren, aber es verwundert, dass sich in der frühmittelalterlichen Namenstradition nur die weibliche Form in der Schreibweise Irmina bzw. Irmine aber auch Hermine erhalten hat. Arminius dessen Name dafür spricht, dass er in zwei Welten zu Hause war und daher zwangsläufig auch zwei Namen führte, den man aber unter fränkischer Rigide nicht mehr vergeben durfte. Zwei Namen die sich parallel zueinander in Germanien erhalten hatten. Beiden Namensvarianten ob Sifrit oder Armin zw. Irmin lassen sich heroisierende Attribute passend zum Innenleben der germanischen Kriegergesellschaft ablesen und ihre Ehren – Achtungs - oder Siegernamen bringen es zum Ausdruck. Aber die Bedeutung des Namens Waels, dem theoretischen Großvater von Arminius lässt sich dieser Systematik nicht zuordnen und wirft Fragen auf. Waels war der Genealogie zufolge der Name des Vaters von Sigemunde. Damit, dass der Barde ihn im 6. Jhd. im Beowulf Epos als des Waelses „ealfela “ also Sohn betitelte bestätigt sich seine rechtmäßige Stammhalterschaft innerhalb der Wälsungen Hierarchie. Von den Vorfahren des Waelse für den auch der Name Wölsung verwendet wird, werden sein Vater Rerir, sein Großvater Sigi und sein Urgroßvater Odin genannt. Die drei Ahnen des Waelse die man bereits der Wälsungensippe zuschrieb, obwohl „Waelse“ namentlich erstmals in der vierten Generation erscheint. Den Namen Waelse könnten ihm seine Eltern gegeben haben siehe Kapitel „Warum die Wesergermanen dem Imperium ebenbürtig gewesen sein könnten“, in dem zum Ausdruck kommt, dass der Name auch an die einstige Wandertradition der ersten „Waelsen“ anzuknüpfen scheint. Sein Geburtsname könnte aber auch anders gelautet haben und man machte erst später „Waelse“ zu einem ihm würdigen Beinamen, wie etwa Germanicus oder Africanus und auch Odin hatte eine Unzahl davon. Auch ist denkbar, dass er selbst den Namen Waelse zur Berühmtheit geführt und ihn erst zu einem „Markenzeichen“ machte. Es scheint, dass er „großes“ geleistet, also denkwürdige und herausragende Taten vollbracht hatte was dann dazu führte, dass man auch seinen Sohn Sigemunde mit ehrfürchtigem Unterton bereits einen „Waelse“ nannte. Aber ebenso könnte könnte Rerir seinen Sohn „Waelse“ genannt haben da er ihm diesen schon als Vermächtnis in die Wiege legen wollte. Da wo Arminius in den Wäldern vor dem Saltus um Borlinghausen sein wohl größter Erfolg gelang hatte sich dieser Name am Zähesten ins Bewusstsein der Menschen eingegraben und wie nicht anders zu erwarten fand er dort in der I(A) rminsul auch seinen deutlichsten Ausdruck. Es ist wohl angeraten sich von den Vorstellungen zu lösen, wonach einzig die römischen Schriften geeignet sein könnten, um sie für den Verlauf der innergermanischen historischen Prozesse heran zu ziehen. Sie vorsichtig und abwägend einzubinden ist statthaft, aber man ist angehalten in der germanischen Sagenliteratur die reale Geschichte Germaniens erkennen zu sollen. Was natürlich nicht bedeutet, dass die diversen Überlieferungen aus römischer Feder über Nacht völlig verworfen werden sollten, obwohl sie was ihren Wahrheitsgehalt anbetrifft seit jeher kontrovers diskutiert werden. Grenzen lassen sich nicht ziehen und mit ihnen überzogene Glaubwürdigkeitsansprüche zu verbinden trägt genauso wenig zum geschichtlichen Erhellen bei, wie eine übertriebene Skepsis gegenüber dem Sagenhaften. Aber die antiken Schilderungen über die Geschehnisse aus Ostwestfalen explizit bezogen auf die Vorgeschichte der Varusschlacht verraten, dass es dem Imperium nie gelang sich einen umfassenden Einblick in die bodenständige, pagan geprägte germanische Denkungsweise und Mentalität zu verschaffen. Es erschlossen sich ihnen vermutlich auch aus purem Desinteresse heraus und aufgrund sprachlicher Barrieren weder die komplexen familiären noch die stammesübergreifenden Abhängigkeitsverhältnisse oder das Wesen der Menschen über die man herrschen wollte. So blieb ihnen auch vieles von den Vorgehensweisen und Hinterlistigkeiten verborgen, die die Germanen schon lange vor dem ersten Schlagabtausch in die Wege leiten mussten, um den Widerstand gegen Rom letztlich erfolgreich organisieren und einfädeln zu können. Und obwohl das Imperium mitten in ihrem Land stand, führte dies in der Summe nicht dazu, dass sie es doch klar hätten erkennen müssen, was sich zusammen braute und wie stark sie sich in die Hände von Arminius begeben hatten. Zweifellos konnten die Quellen nicht über alles berichten, was man im Zelt oder in der hölzernen Kommandantur des Varus an Kenntnissen vor dem Aufbruch zum Rhein zusammen getragen hatte ganz zu schweige, was später verfälscht, missverständlich wieder gegeben oder fehl interpretiert wurde, sodass man dankbar ist für jeden antiken Textbaustein, aber auch für jeden nüchternen Forscherblick auf die alten Schriften. Insgesamt blieb uns nahezu alles von dem versagt, was sich in diesen Zeiten im wälsischen Hunaland gleich gesetzt mit dem Reich der Cherusker zutrug. Denkt man an die Tausende von Kämpfern die 9 + aufeinander einschlugen, so waren die wenigen Personennamen die uns dazu aus antiker Quelle erreichten nur ein karger Abriss im Vergleich zu den vielen anderen seinerzeit lebenden und höher gestellten Germanen zu denen Rom in Ostwestfalen über die Jahre der Besatzung in engem Kontakt gestanden haben musste. Wer regierte damals die Brukterer, Chatten oder Marser, wer dolmetschte und auch über Thusnelda der Angetrauten von Arminius und Tochter des dubiosen Segestes der mithilfe Roms die Macht anstrebte weiß man definitiv zu wenig. Wie die Sippe zueinander stand und was die tieferen Beweggründe der Protagonisten auf germanischer Seite umtrieb offenbarte erst das Resultat in Form einer gewonnenen Schlacht und die Sage spülte es nur zaghaft und um Jahrhunderte zeitversetzt an die Oberfläche. Es klang bereits an, dass aus germanischer Sicht betrachtet es nicht unbedingt Arminius allein gewesen sein musste, der damals den Erfolg über Varus für sich beanspruchen konnte, man dies also in Germanien völlig anders gesehen haben könnte, ihn nämlich mehr Sigimer respektive Sigemund einem Vater zuschrieb. Sigemund dem überlieferten legendären Herrscher über Hunaland einer Region, die man in Westfalen oder Niedersachsen suchen muss. Einer Landschaft in der man sich damals in zahlreichen erbitterten Schlachten und Kämpfen gegenüber stand und wo man sich an Ith und Weser letztlich auch erfolgreich gegen Germanicus durchsetzen konnte was die Wende im Kriegsgeschehen brachte. Was die Germanen in diesem 30 jährigen Krieg über sich ergehen lassen mussten dürfte Spuren unter jenen hinterlassen die nach dem Zusammenbruch Roms in ihrer Heimat sesshaft geblieben waren. Diese vom Barden als Vorzeitwissen bezeichneten Ereignisse konnten die Söldner im 5. Jhdt. nach Südengland gebracht haben wo es sich verbreitete. Hunaland ist eine nicht mehr fassbare Übergangsbezeichnung für ein weites mit prähistorischen Großsteingräbern übersätes Land, das von unterschiedlichen germanischen Stammesverbänden bewohnt war, die sich aber untereinander sprachlich verständigen konnten. Eine Region in dem auch ein Volk beheimatet war, das sich selbst, oder dem man den Namen Cherusker gab. Ein Stamm, der nach Odin von Waels seinem Ururenkel angeführt wurde, bevor Segimer respektive Segimunde die legitime Macht zufiel. Ein Volk das man später nach einem ihrer Oberhäupter Wälsungen nannte. Eine zweifellos gewagte Kombination die man bisher nur selten auf die Varusforschung angewendet oder man darin nach Stichhaltigkeit gesucht hätte, da die mögliche Verbindungslinie zwischen Wälsungen und Cheruskern zu unscharf verlief und man zu „Antikehörig“ aufwuchs. Aber was tat der Barde. Er entführte seine Zuhörer mit seinem eindrucksvollen Lobgesang nicht nur in die aktuelle Epoche zu Lebzeiten des Beowulf um ihm für seine glorreichen Siege über die Grendelmonster zu huldigen, er thematisierte auch das alte Geschehen, das sich vor langer Zeit allerdings auf dem Festland zutrug. Denn er erwähnte Sigemunde und der entstammte dem Geschlecht der Wälsungen, dass von Odin abstammte und das Snorri Sturluson im Saxland verortete, da wo Odin seine Sippe einst hingeführt hatte. Sigemund der wie er sang nicht nur den Vorzeitdrachen tötete, sondern wie es überliefert ist auch das Hunaland regierte, in dem sich Sachsen und Falen begegneten, in dem man sich die Siedlungsgebiete teilte, das von der Weser durchflossen wurde und das sie dialektisch noch bis heute voneinander unterscheidet. (19.09.2023)

... link


Samstag, 26. August 2023
Römisches Marschlager unter dem Johannesstift - Städtische Keimzelle von Paderborn ?
Wenn es um die Suche nach einem Marschlager geht war Paderborn, der letzte Siedlungsschwerpunkt vor dem Eggeabstieg immer schon der Liebling der Römerforschung, zeigte sich dem aber bislang nicht erkenntlich. Dies hat sich nun dank der Funde geändert, denn man darf nun mit einem Militärstützpunkt spekulieren. Das infrage kommende Areal innerhalb von Paderborn befindet sich auf einem flachen Hügel der in früheren Zeit an drei Seiten von den Bächen Pader und Riemeke umflossen wurde. Er umfasst etwa 30 Hektar und bot demnach Platz für drei Legionen. Der Logik folgend war zu erwarten, dass auch der Boden unter Paderborn früher oder später römische Funde freigeben würde mit denen sich die Theorie einer Zwischenstation bestätigen ließe, sodass die Funde der Amphoren, sowie die Feldbacköfen nicht überraschen konnten. Die Region lebt von der Magie des Hellweges, den vor rund 7000 Jahren schon "die Neolithier" nutzten. Sie folgten den nach eiszeitlichen Herden und wussten, wie man am Besten und Schnellsten und das möglichst trockenen Fußes vom Rhein an die Weser gelangte. Sie suchten sich zwischen Ruhr und Lippe den bequemen Weg und brauchten dafür nur die Emscher zu queren. Einen Namen hatte diese von vielen Völkern genutzte Altstraße nicht nötig auf der später die Germanen zogen und über die sich das Imperium ihr Land einzuverleiben versuchte. Möglich, dass die moderne Bezeichnung Hellweg in einem römischen Baumeister mit Namen "Helvius" zu suchen ist, so wie sich eine andere von den Römern genutzte Altstraße zur Kanalküste in Belgien nennt. Und um ihre Pläne zu verwirklichen sorgte das Imperium wie zu erwarten ist für einen guten Ausbauzustand. Anhand der Eggequerung östlich Schwaney kann es noch Bestätigung finden. Ihr gradliniger Verlauf zeichnete sie aus und machte sie militärisch wertvoll. Eine in Richtung Osten frei gelegte Zuwegung vom römischen Umschlaglager Anreppen ausgehend stieß auf den Hellweg der aber in seinem weiteren Verlauf die Paderquellen zum Ziel hatte und zunächst nicht das neu entdeckte Römerlager im Menkhauser Bachtal von wo aus man in Richtung Porta Westfalica marschiert wäre. Aufgrund intensiver Nutzung machte es die Logistik erforderlich, dass die gesamte Strecke auch noch über eine Vielzahl unterschiedlicher Versorgungstationen verfügte. Lagerstätten für Material sowie kleinere und größere  Rastplätze für die  Zug- und Tragetiere die auch unterhalb der Tagesmarschdistanz gelegen haben dürften werden den Weg gesäumt haben. Ob man die Altstraße nun als einen römischen oder einen westfälischen Hellweg bezeichnen möchte sei dahin gestellt, Fakt ist das er nicht erst zu Römerzeiten den kürzesten Weg vom Rhein über Paderborn an die Weser darstellte. Die geographische Lage machte die Paderstadt zur Drehscheibe und es steigt mit den neuen Grabungsfunden die Wahrscheinlichkeit, dass man das letzte Marschlager eine Tagesetappe westlich vor Paderborn im Raum Geseke vermuten darf.  In die Entdeckung reihen sich alle römischen Bodenfunde die über die Zeiten zwischen Paderborn und Corvey gefunden wurden ein. In neuerer Zeit hervor zu heben sind der Fund einer Münze der in den 30 er Jahren des 19. Jahrhunderts auf einem Feld rund 2.500 Meter westlich von Schwaney in unmittelbarer Nähe zum Hellweg gelang und etwa 9 Kilometer östlich vom "Amphorenfundplatz" entfernt liegt. Anhand der Prägung ließ sich erkennen, dass es sich um eine Darstellung des römischen Kaisers Severus Alexander handelte, der von 222 + bis 235 + regierte. Er oder sein Nachfolger Maximinus Thrax stehen im Verdacht vermutlich an der in den Jahren 235/236 + statt gefundenen Germanenschlacht nahe der Gemeinde Kalefeld - Wiershausen am Harzhorn beteiligt gewesen zu sein. Der Fund markiert deutlich den Hellwegsverlauf und möchte man davon ausgehen, dass ein Legionär die Münze im 3. Jhdt. verlor dann ist es naheliegend, dass die Altstraße noch lange nach der Varusschlacht auch vom römischen Militär frequentiert wurde. Zu diesem erst neuerlich bekannt gewordenen Fund gesellt sich ein weiterer der unlängst einem aufmerksamen Freund der alten Geschichte ins Auge fiel. Ein kleines Metallteil aus verwittertem Aurichalkum, einer dem Messing ähnlichen Kupfer/Zink Legierung, dass sich ebenfalls nahe der Trasse des alten Hellweges zwischen Paderborn und Corvey im Raum Brakel befand. Es handelte sich um einen Sestertius, dem Hauptzahlungsmittel im römischen Reich. Obwohl stark korrodiert ließ sich anhand der nur noch schemenhaften Darstellungen erkennen, dass es sich bei der Münze um die Büste des römischen Kaisers Antoninus Pius handelte, der von etwa 140 bis 152 + regierte. Er ist abgebildet als stehende Gestalt, hält in der rechten Hand einen Szepter und in der linken über den Symbolen Altar mit Schlange ein Patera Gefäß. Gekennzeichnet ist die Münze mit den Buchstaben "S" und "C" für Senatum Consultum. Mosaiksteine die verdeutlichen, dass sich hinter der Corveyer Weserfurt für Rom das nächste Etappenziel verbarg und Paderborn für die Zivilisationsgeschichte noch viel Neues erwarten lässt. (26.08.2023)

... link