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Freitag, 26. Juli 2024
Paterculus verriet den Verlauf der Varusschlacht.
ulrich leyhe, 09:12h
Militaristen können schwer aus ihrer Haut und widmen sich daher bevorzugt jenen Themen die die militärischen Umstände zum Inhalt haben. Obwohl Paterculus da keine Ausnahme bildete, vermisst man bei ihm aber einen, wenn auch nur grob verfassten Bericht über den Verlauf der Varusschlacht. Er stand noch unter dem Einfluss der Kämpfe in Pannonien als er über das Desaster schrieb, das vor diesem Hintergrund zur Unzeit passierte. Wäre er darauf eingegangen hätte sich für ihn, der großen Wert auf glaubwürdige Recherche legte, schnell die Frage nach den, man würde heute sagen politisch Verantwortlichen gestellt. Unter diesem Einfluss stehend hatte er bei seiner Themenauswahl zu selektieren. So hielt er sich was die Tiefe seiner Kommentierung anbelangt zurück und beschränkte sich nur auf einzelne Episoden. Somit vermied er es, das gesamte Debakel strukturiert darzustellen wie es später Cassius Dio tat. Was er preis geben wollte vermittelte er auf drei unterschiedlichen Wegen. Erstaunlich ausgiebig ging er zunächst auf den aus seiner Sicht ergangenen strittigen Varusbefehl ein, schilderte dann die Schicksale einzelner Legionäre und bringt auch die Schlacht bei Carrhae ins Spiel die 62 Jahre vor der Varusschlacht geschlagen wurde. Er erkannte die Parallelität beider Schlachten und verdeutlicht damit die Fehlentscheidungen die auch der Varusschlacht zugrunde lagen. Durch diesen Vergleich vermittelt er auch einen aufschlussreichen Einblick in die Vorgeschichte die in die Varusschlacht mündete und teilweise auch in ihren Verlauf. Auf diese Weise umschiffte er es möglicherweise sich auf die Dramatik der diversen Episoden der Varusschlacht einlassen zu müssen und gab damit den berühmten Wink mit dem Zaunpfahl. Eine Analyse zu diesem Vergleich folgt der Umfänglichkeit wegen im nächsten Abschnitt. Im diesem Kapitel werden die einzelne Passagen untersucht in denen er unmittelbar auf die „Arminiusschlacht“ eingeht. Dabei stellte sich heraus, dass sich seine Hinweise bezogen auf unser von Cassius Dio stammendes Wissen auf den Tag genau den einzelnen Phasen des Geschehens zuweisen lassen und damit die Schauplätze fixierbar werden. Offiziere wie Paterculus interessieren sich weniger für die Phasen in denen die Waffen schweigen, sodass er auch nicht auf den ersten kampflosen Marschtag, der im Raum Höxter seinen Anfang nahm einging. Der Tag der einen ruhigen Verlauf nahm und an dem Varus ein Rastlager ansteuerte, dass sich möglicherweise bei Brakel befand, wo exakt auch die erste für Legionäre typische Tagesetappe von 25 Kilometern erreicht war. So setzen seine Überlieferungen auch erst mit dem zweiten Tag ein an dem die Kämpfe ausbrachen. Varus verließ dieser Theorie nach an diesem Tag sein erstes Nachtlager, wo er am Morgen den zivilen Tross trennte und mit dem militärischen Teil Kurs auf die Aufrührer nahm.
Sein erster Hinweis.
Bevor Paterculus auf die Schicksale der vier Schlachtenteilnehmer eingeht befasste er sich mit den Ereignissen wie sie sich in den ersten Stunden der Defilee Schlacht zutrugen. Ein Verlauf wie ihn auch Cassius Dio hinterließ als er sich auf die ersten Geplänkel artig begonnenen Kämpfe bezog die von den Germanen am zweiten Marschtag zunächst noch aus der Distanz vorsichtig vorgetragen wurden, womit man provozieren und antasten wollte. In dieser Situation wurde den Legionen der aus seiner Sicht nicht nachvollziehbare Befehl erteilt, sich gegen diese anfänglichen Attacken nicht zur Wehr setzen zu dürfen. Eine Darstellung die von Seiten der Forschung immer schon für sehr merkwürdig gehalten wurde, daher rätselhaft blieb und auf Unverständnis stieß. Denn es so auszudrücken, als dass man dem „Tüchtigsten aller Heere und dem ersten unter den römischen Soldaten nicht die Freiheit gelassen haben soll ungehindert vorrücken und kämpfen zu dürfen, wie sie es selbst gewollt hatten und das einige von ihnen dafür sogar empfindlich bestraft wurden, weil sie es trotzdem taten“, klingt in diesem Zusammenhang in der Tat befremdlich, ist aber bei genauer Betrachtung nachvollziehbar. Die Varuslegionen erscheinen bei ihm wie das Optimum, also die Superlative dessen, was das römische Imperium in jener Zeit militärisch aufzubieten hatte. Eine Bemerkung die die Verwirrung noch vergrößerte. Aber vor allem waren sie gedrillt, hatten sich befehlshörig und fügsam zu verhalten, durften sich Anweisungen nicht widersetzen und mussten, obwohl es sie das Leben hätte kosten können, den Anordnungen ihrer Feldherrn folgen. Aber das was Paterculus kritisierte war ein Befehl den kein Feldherr ohne einen triftigen Grund ausgibt und der eine Ursache gehabt haben musste. So erscheint es zunächst auch wie ein Dissens und klingt so unglaublich, dass sich ein breites Spekulationsfeld vor uns öffnet. Bei Feindberührung in einem derartigen Moment harte Disziplinmaßnahmen nicht nur auszusprechen, sondern sie auch umzusetzen und die Legionäre sogar zu schlagen, muss eine Ursache gehabt haben. Es war die Entscheidung der damaligen Generalität und es sollte versucht werden der Frage nach zu gehen, was sie zu einem solchen Schritt veranlasst haben könnte. Zunächst einmal klingen die Lobeshymnen die Paterculus über die Armee ausschüttete überzogen und daher trügerisch, obwohl sie ins Vokabular der Zeit gepasst haben könnten. In dieser kritischen Situation in übertriebener Form Lob und Anerkennung zum Ausdruck zu bringen wirkt verdächtig und somit auch unglaubwürdig. Aber Paterculus unterließ es den Befehl so aufzufassen und ihn so zu interpretieren wie er der kritischen Lage zweifellos angebracht war und vermied es ihn in den realistischen Kontext dessen zu setzen, was noch folgen sollte. Es lag ihm vermutlich nichts daran Varus zu rehabilitieren und so bot sich ihm die Gelegenheit Varus erneut als Versager darzustellen und es erübrigte darauf eingehen zu müssen, dass er auch eine Armee anführte die unterbesetzt, daher schwach und auf germanische Unterstützung angewiesen war und die sich keine unnötigen Geplänkel leisten konnte. Obwohl es wie man annehmen darf nicht die von ihm heroisierten Legionen waren, sondern Einheiten um deren Disziplin es nicht zum besten gestanden hatte hob er sie doch im besonderen Maße hervor um den Kontrast zum späteren Debakel zu verstärken. Eine Armee die in der Realität jedem motivierten Feind gegenüber unterlegen gewesen war, die nicht voreilig handeln und und die kein Risiko eingehen durfte. Die Varusschlacht entlud sich bekanntlich nicht in Form eines plötzlichen und gewaltigen germanischen Ansturms, so ist es schwer vorstellbar, dass diese näheren Zusammenhänge Paterculus gegenüber verschwiegen worden sein sollen und sich ihm daher der Kontext in dem Varus seine Entscheidung traf bewusst gewesen sein musste. Mit seiner Bemerkung ging er indirekt auch auf die Truppenmoral ein, die in diesem Moment auf eine harte Probe gestellt wurde und ebenso die Sorge der Generalität, dass sich die Legionäre nicht an die Anweisung hätten halten können. Vor diesem Hintergrund ist ein Blick auf ein fünf Jahre späteres Ereignis in Neuß zu werfen. Im Jahre 14 + rebellierten die dort stationierten Legionäre und Germanicus musste sich ihnen mit Gewalt entgegen stellen. Es aber einer Truppe die sich innerlich schon auf die geruhsamen Monate im Winterlager eingestellt hatte der man nun einen unerwarteten Schwenk, zusätzliche Strapazen eine verlängerte Rückzugsstrecke und möglicherweise auch Kämpfe zumutete ist weder der Loyalität noch der Moral förderlich. So könnte man den Eindruck gewinnen, dass der Generalstab auch schon 9 + ähnliche Probleme befürchtete und daher von Beginn an hart durchgreifen musste. Dazu passt auch die Überlieferung, wonach sich die Asprenas Legionäre offensichtlich zu vorschnell, um das Wort räuberisch zu vermeiden an den Habseligkeiten der in der Schlacht Umgekommenen vergriffen hatten. Ein Verhalten, das ebenfalls auf eine schlechte Disziplin in der Truppe hinweist und Zügellosigkeit erkennen lässt. Sollte also schon am ersten Tag der Varusschlacht der frühe Funke eines aufkommenden Ungehorsams aufgeglimmt sein, dann musste man dem entschieden entgegen treten und auch Mittel von Gewalt einsetzen. Eine Vorstellung die in das Gesamtszenario passen würde. Am ersten Kampftag, dem zweiten Marschtag waren die Legionen zunächst irritiert, denn die Germanen hatten ihren Plan nicht mit Hörnerschall angekündigt. Für den fußkranken Varus der sich aus diesem Grund vermutlich in einem bequemen Kampfwagen im vorderen Teil der Kolonne aufhielt, erschien die Lage unübersichtlich, als er sich entschied den Befehl an die Truppe zu geben unter Strafandrohung Zurückhaltung üben zu müssen. Nach der Darstellung von Cassius Dio entbrannte die Schlacht nicht wie aus dem Nichts heraus und die Marschzugtrasse verwandelte sich auch nicht in kürzester Zeit in ein gigantisches Schlachtfeld auf dem zwei Heere aufeinander prallten. Das Geschehen am ersten Kampftag schaukelte sich langsam hoch was dazu führte, dass die herauf ziehende Gefahr von Seiten der Legionskommandeure zu lange unterschätzt wurde und die angemessenen Entscheidungen ausblieben. Eine Gemengelage die ursächlich für die Fehlentscheidung war, es den Legionären zu verbieten die Attacken mit Gewalt abwehren zu dürfen. Es war in der Tat eine kritische Phase die sich hier für die römischen Befehlshaber unbemerkt vollzog. Es könnte sogar der sensibelste Moment der gesamten Schlacht gewesen sein, als es im hinteren Bereich des Marschzuges zunächst noch aus verdeckter Position über schmale Pfade zu den ersten noch zaghaft vorgetragenen Angriffen der Germanen kam und man die Zuspitzung verkannte. Der römischen Heeresspitze wurde die Problematik auf dem Weg der Befehlskette zeitversetzt zugetragen und statt sich dem entschlossen entgegen zu stellen verschätzte man sich in der Tragweite und es erging der deplatzierte Befehl die Angriffe ignorieren zu müssen, sodass sich in dieser Phase das Schicksal möglicherweise noch hätte wenden lassen. So sollte es anders kommen. Varus wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen, stufte es als harmloses Geplänkel impulsiver und übermütiger junger Krieger ein und die Generalität setzte auf das Eintreffen von Arminius der die Lage wieder unter Kontrolle bringen würde. Man war in diesem Moment nach dem Verlassen des letzten Nachtlagers am Hellweg erst wenige Kilometer unterwegs und befand sich noch nicht in der Nähe der Aufrührer, folglich in einer Region in der man derartige Angriffsversuche nicht erwartet hatte. Die Quellenanalyse spricht dafür, dass Arminius zu diesem frühen Zeitpunkt die Kampfstätte noch nicht betreten hatte und die Theorie besagt, dass es seine Zeit brauchte, bis er vom Schauplatz am Gradberg wo man sich des zivilen Zuges bemächtigte zu Varus aufschließen konnte. So vollzog sich der Frontenwechsel von Arminius erst auf dem Höhepunkt der Schlacht, was dann zur erheblichen Verwirrung unter den Legionären führte. Aus Sicht der Legionäre, denen bereits Wunden beigefügt wurden, war der Befehl weniger amüsant und unter ihnen waren auch jene die es für unbegreiflich hielten sich nicht zur Wehr setzen zu dürfen. Auch mit ihren Aussagen ließ sich seine negative Einschätzung über Varus rechtfertigten und so fand es Eingang in die Geschichtsschreibung. Aber für Varus war es eine verständliche Entscheidung wenn man aus einer scheinbar überlegenen Position heraus eine frühe Eskalation vermeiden will. Aufgrund seines späteren Wissens, dass dies der Beginn der Mehrtagesschlacht hätte Paterculus den Sachverhalt angemessener und gerechter kommentieren müssen. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Clades Variana und erst im Nachhinein ließ sich im Varusbefehl der fatale Irrtum erkennen, den Paterculus dem Generalstab unter bewusster Verkennung der Realität ankreidete. Für die Chronologie von Bedeutung ist es aber festzuhalten, dass es Paterculus sehr wichtig war diesen Umstand zu Papier zu bringen, markierte damit unmissverständlich den ersten Kampftag und drückte damit aus rückwärtiger Sicht betrachtet den Startknopf zur Varusschlacht.
Sein zweiter Hinweis.
trifft ebenfalls auf den ersten Kampftag des zweiten Marschtages zu, bezieht sich aber auf die späten Stunden dieses Tages. Denn erst am Abend offenbarte sich das verheerende Ausmaß des Desasters, das mit einem Überraschungsangriff seinen Anfang nahm. Ausgelöst durch den unerwarteten Seitenwechsel von Arminius ins germanische Lager hatte sich das Kräfteverhältnis zugunsten der Germanen in kürzester Zeit verschoben. Es folgten danach die dramatischen Stunden in denen die allgemeine Verwirrung jede militärische Ordnung überlagerte. Eine Gemengelage in der die für den Aufbau des Nachtlagers zuständige Legion die die Vorhut bildete zunehmend ins Kampfgeschehen verwickelt wurde. Cassius Dio schrieb dazu, dass man das Lager an einem geeigneten Platz errichtete, soweit sich dieser überhaupt finden ließ. In der Forschung übersetzte man den dafür von ihm gewählten Namen mit der viel diskutierten Bezeichnung „Waldgebirge“. Tacitus nannte das Lager „prima Vari castra“ und es sollte sein erstes und einziges bleiben, da sein Lager am nächsten Abend vor der endgültigen Niederlage namenlos blieb. Die Zweikämpfe im Lagerinnern zogen sich hin wie es die Lichtverhältnisse zu ließen und behinderten zwangsläufig die nötigen Schanzarbeiten. Da zudem Ochsenwagen samt Materialien wie Palisaden oder Werkzeugen auf der Strecke geblieben war, erreichten diese nicht mehr die Baustelle wodurch sich das Chaos verstärkte.
Der erste Kampftag läutete bereits den ultimativen Niedergang ein was anhand der folgenden Verbrennung allen überflüssigen Materials deutlich wird und auf eine Flucht „Hals über Kopf“ hinweist. Sechs Jahre später beschrieben die Überlebenden den unfertigen Zustand in trefflicher Weise, denn außer den Pflöcken bzw. Kennzeichnungen mit denen man 9 + ein Terrain abgesteckt hatte auf dem man annahm einmal drei Legionen unterbringen zu müssen, war nicht viel übrig geblieben. In dieser überhitzten Phase herrschten Zustände auf die Paterculus einging in dem er auf den für den Aufbau zuständigen Lagerpräfekten einging. Der Mann dem die Aufgabe zufiel unter diesen heillosen Bedingungen den Überblick behalten zu müssen, der die Arbeiten bestmöglich zu organisieren hatte, während sich in seinem Umfeld seine Männer gezwungen sahen sich bereits verteidigen zu müssen. Es war der nicht beneidenswerte L. (Lucius) Eggius der diese Funktion inne hatte. Die entscheidende Schlüsselfigur in diesen schweren Stunden, dem Paterculus seine Hochachtung zollte und der an diesem Abend übermenschliches zu leisten hatte.
Sein dritter Hinweis.
betraf den Morgen des zweiten Kampftages am dritten Marschtag. Denn noch bevor sie das Lager verließen entschieden sich die stark dezimierten und blessierten Legionäre für den Weitermarsch, der einer Flucht glich, alles hinderliche und unnütz gewordene verbrennen zu müssen. Es war dies aber nicht nur das Entzünden nassen Holzes und der damit verbundene schwarze Rauch der am Himmel über Ostwestfalen stand und für alle das Fiasko sichtbar werden ließ, sondern auch ein demoralisierender Moment für die Legionäre die den ersten Kampftag überlebt hatten. Überliefert ist, dass sie noch während ihres Ausmarsches in neue Gefechte verwickelt wurden. Die Zeit arbeitete für Arminius der ihren weiteren Marschweg kannte, sodass sich das Ausmaß der Kämpfe in Grenzen hielt. So konnten die Reste der Varusarmee wie sich Cassius Dio entnehmen lässt in der Hoffnung ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen einen frohlockenden Blick ins offene Land werfen was kurzzeitig ihre Stimmung hob. Darauf, dass sich südlich an den Lagerplatz angrenzend der Nordrand der von der Eiszeit hinterlassenen Warburger Börde auftat die man wegen der Landwirtschaft baumlos hielt, wurde bereits eingegangen. Hinter ihnen lag eine unbeschreibliche Nacht. Sie verging hungrig, schlaf – und kraftlos und am anderen Morgen stellten sie fest, dass ihre Waffen durch die Nässe unbrauchbar geworden waren. Sie wurden sich der Aussichtslosigkeit ihrer Lage bewusst und nur ihr Überlebenswille trieb sie weiter. Die Germanen hatten am Vortag die Entscheidung herbei geführt und begleiteten ab diesem Morgen nur noch eine im Zerfall befindliche und dahinsiechende Armee ohne Disziplin über die sie die volle Kontrolle hatten. Der Theorie nach standen sie gegen Mittag im Großraum Peckelsheim am Oberlauf der Nethe, hatten die Barriere des Eggegebirges noch vor sich und unter allen war der Gedanke an Flucht naheliegend. Kämpfer aus den Reihen der Hilfstruppen könnten sich je nach Gesinnung den Germanen angeschlossen haben, aber kein antiker Historiker ging auf sie ein und auch wenn ihnen vielleicht die Pferde fehlten, so werden sie Wege gefunden haben um sich abzusetzen. Nach den Worten von Cassius Dio gerieten die Legionen noch am gleichen Tag erneut in ein Waldgebiet. Auch hier liefert die Geographie einen Hinweis darauf, wo sie sich befunden haben könnten, denn bei westlicher Zugrichtung verließen sie wieder den Börderand und drangen in die bewaldeten Ausläufer des Eggegebirges vor. Wie Dio schrieb brachten sie sich durch das Gewicht ihrer durchnässten Waffen auf den glatten Wurzeln gegenseitig zu Fall und die Reiterei nahm ihnen auf engstem Raum noch zusätzlich die Bewegungsfreiheit. Dem lässt sich entnehmen, dass sich die Reiterei noch im Marschzug befand. Hinter diesen Zeilen von Dio könnte sich der Hinweis verbergen, dass hier nicht nur die letzte ernsthafte Auseinandersetzung sprich der Endkampf vollzog, sondern das aufgrund dieser Verhältnisse Numonius Vala die Chancenlosigkeit erkannte und sich entschied mit seinen Schwadronen fahnenflüchtig zu werden. Ein Akt den jede Reiterei erst dann vollzieht, wenn die Lage festgefahren ist. Paterculus beschreibt hier für seine Verhältnisse relativ detailliert sein widerwärtiges Verhalten, dass aus dem Munde eines Militärangehörigen überzeugt und deftig ausfällt. Auch dieser Hinweis lässt sich unmissverständlich dieser Kampfphase zuweisen. Aber auch in diesem Fall blendet Paterculus wieder die Realität der Situation aus. Ein Verhalten, dass man aus der Sicht von Vala für nachvollziehbar halten könnte während Paterculus von ihm indirekt erwartete, dass er mit den Fußlegionären in den Tod oder die Gefangenschaft zu gehen hat.
Sein vierter Hinweis.
galt den Aktivitäten die spätestens am Abend des zweiten Kampftages dem dritten Marschtag statt fanden, als die Varusschlacht endgültig zu Gunsten der Germanen gekippt war. Die Waffen waren nicht mehr zu gebrauchen, die Fußlegionäre waren ungeschützt und auf sich gestellt und die Überlebenden bereiteten sich auf die nächste Nacht unter noch widrigeren Bedingungen vor. Man schuf sich ein letztes Notbehelf, hinter dem sich wie Tacitus es beschreibt ein Provisorium aus flachen Gräben und halbhohen Wällen verbarg und hinter Verhauen zurück gezogen erwartete man zu jederzeit den Feind. Trotzdem versuchten die Reste der Legionen am anderen Morgen den Marsch fortzusetzen aber ihre Bemühungen waren wie Cassius Dio es beschrieb nicht nur wegen des aufragenden Eggegebirges zum Scheitern verurteilt. Umlagert und von den Germanen zur Aufgabe genötigt breitete sich Hoffnungslosigkeit aus und den Unterlegenen blieb nur die Wahl, bis zuletzt zu kämpfen, zu flüchten oder zu kapitulieren, was aber letztlich jeder für sich entschied. In der Position des hier zuständigen Präfekten also des Lagerkommandanten war Ceionius der letzte Oberbefehlshaber der Legionen und er entschied sich aus Sicht von Paterculus für das vom militärischen Standpunkt aus betrachtet Verwerflichste, nämlich die Kapitulation. Das letzte Mittel wenn man annimmt so dem Tod entgehen zu können. Und wieder stellt Paterculus die Ehre vor den Überlebenswillen und verkennt bewusst die Umstände. Wie schon zuvor rekapituliert stellt sich auch hier wieder die Frage mit wem der Militarist Paterculus Kontakt hatte, als er sich die letzten Stunden auf dem Varusschlachtfeld beschreiben ließ und inwieweit er sich dem Faktischen entziehen wollte um tadeln zu können. Legionäre die sich zu Flucht entschieden hatten und den rettenden Rhein erreichten erläuterten später ihre Sicht und sie hatten noch miterlebt wie Ceionius umgeben von zahlreichen verwundeten und ausgezehrten Legionären das Niederlegen der Waffen anbot. In dieser Situation nicht mehr weiter kämpfen zu wollen ist genauso verständlich, wie das Verhalten der Überlebenden, die die Flucht ergriffen. Ein Verhalten auf das Paterculus nicht einging und es nicht kritisierte, obwohl man auch darunter Fahnenflucht verstehen kann. Es einem Kommandanten zum Vorwurf zu machen der sich für die Kapitulation entschied ist war für Paterculus unverzeihlich und er machte ihm sein Verhalten zum Vorwurf, was erkennen lässt, dass er die Entscheidung des Präfekten als Feigheit auslegte. Von einem Befehlshaber der letztlich nichts anderes tat als die Übergabe anzubieten nachdem bereits große Teile des Heeres umgekommen waren verlangte Paterculus den Heldentod was nach Durchhalteparole klingt und in der Geschichtsschreibung den Höhepunkt der Heldentat ausmacht. So hoffte er vielleicht auf diese Weise noch einige Leben retten zu können, obwohl er sich hinsichtlich seines persönlichen Schicksals keine Illusionen gemacht haben dürfte. Es lässt sich auch darin eine sich der Chronologie anpassende Darstellung erkennen. Ein Vorgang der sich vermutlich am Vormittag des letzten und damit des vierten Tages zutrug.
Sein fünfter Hinweis.
beleuchtet das Ende des Debakels und wir erfahren von Paterculus wie es mit dem Legionär Caelius Caldus zu Ende ging. Ein Akt wie er sich zweifellos nur am vierten Tag zugetragen haben kann als die Varusarmee geschlagen am Boden lag. Sein Tod so wie er ihn schilderte muss ihm besonders nahe gegangen sein, da er in diesem Fall die näheren Umstände die ihn zum Selbstmord zwangen nicht nur kannte, sondern auch überlieferte. Aber er stellt es, obwohl in der Konsequenz in beiden Handlungen kein Unterschied zu erkennen ist die Tat im Gegensatz zu Varus als heldenhaft dar. Was also ein Caelius Caldus darf, dass durfte aus seiner Sicht ein Varus noch lange nicht. Ein erneuter Hinweis darauf wie Paterulus bewusst Varus verunglimpfte obwohl es im römischen Militär nicht unüblich war, dass sich der Feldherr selbst tötete. Und im gleichen Kontext in dem er von der tapferen Tat des jungen Caelius Caldus spricht, erwähnt er auch den Mut des Lagerpräfekten von Aliso Lucius Caedicius, eine Position die man auch mit Generalquartiermeister übersetzen könnte. Damit erwies Paterculus der Forschung einen großen Dienst, denn er setzte den letzten Tag der Varusschlacht in eine enge Verbindung zum Fluchtlager Aliso, was wieder für die räumliche Nähe spricht, was auf die Fußläufigkeit beider Orte hindeutet und sich auch in der Theorie als stimmig erweist. Um doch noch eine gewisse Ausgewogenheit herzustellen unterstellt er Varus in diesem Zusammenhang sogar noch beste Absichten gehabt zu haben. Damit versucht er Sachlichkeit und Neutralität zu zeigen macht aber auch deutlich wie unschlüssig er in der Bewertung des Feldherrn ist, dem er an anderer Stelle völliges Versagen zum Vorwurf macht. Ein klarer Hinweis darauf, dass sich ihm das Verhalten und die Entscheidungen von Varus nicht in Gänze erschlossen, erklärte ihn aber im Zweifelsfall zum Schuldigen. Er warf ihm Unvermögen vor die Armee richtig geführt zu haben, wagte sich aber nicht den damaligen Kaiser Augustus oder den neuen Kaiser Tiberius zu kritisieren denen Varus letztlich seine Position verdankte. Aber Paterculus könnte nach allem was er für Rom in Germanien geleistet hatte mit der Entscheidung von Tiberius den Krieg 16 + zu beenden gehadert haben. Bezogen auf Caelius Caldus lastet allerdings auf Paterculus der Verdacht, dass er kein Wort über ihn verloren hätte, wäre er nicht der Spross einer angesehenen römischen Familie gewesen. Möchte man es noch skeptischer bewerten, dann könnte er es nur der Ehre des Hauses Caldus wegen so formuliert haben. Aber auch dieser Episode lässt sich kein Hinweis zur Lage der Schauplätze der Schlacht entnehmen, denn wir erfahren nicht wann, wo oder bei welcher Gelegenheit sich Caelius Caldus umbrachte können den Vorfall aber wieder dem Kontext zuordnen. Unstrittig stand sein Freitod mit der Varusschlacht in Verbindung, denn Paterculus rühmt ihn als einen Kämpfer aus den Reihen seiner Legionen und führt ihn als einen Beweis für die Couragiertheit römischer Legionäre an. Wann sich Caldus zum Freitod entschied wird explizit nicht deutlich, aber er dürfte sich ereignet haben, als man nach dem Tod des Feldherrn aufgrund der Kapitulation von Ceionius die Waffen nieder legte. Aber auch dieser Fall wird eine Vorgeschichte gehabt haben, denn es gab viele Legionäre die überlebten, da sie seinem Beispiel nicht folgten oder flüchteten. Unter diesen befanden sich auch die Zeugen seiner Kurzschlussreaktion, denn sonst hätte Paterculus davon nichts erfahren. Der Übersetzung nach schrieb Paterculus dazu die folgenden Zeilen: “ Caelius Caldus, Nachfahre einer berühmten Familie fiel durch eine mutige Tat auf. Als sich die Germanen auf die Gefangenen stürzten, schlug er sich das Ende der Kette, mit der man ihn gefesselt hatte so stark gegen seinen eigenen Kopf, dass er dieser Verletzung erlag“. Aber gleich woher die Germanen diese Ketten hatten, oder wie sie an sie kamen, ob sie sie selbst geschmiedet hatten, sie von ihren eigenen zuvor angeketteten Landsleuten stammten, oder ob sie sie den römischen Trosswagen entnommen hatten, sie standen ihnen als sie sie brauchten zur Verfügung. In Erwartung ihres Sieges hatten sie dafür gesorgt, dass diese gewichtigen metallenen Handfesseln bereit lagen. Ketten, die die germanischen Krieger nicht im Gefecht bei sich führten, da sie sie behindert hätten. Ein Hinweis der die Schlussfolgerung zulässt, dass man auf Seiten der Germanen die Schlacht durchdacht anging und man sich davon entfernen sollte anzunehmen, dass hier eine undisziplinierte Horde gegen Varus antrat. Wir lesen, dass die Germanen die entwaffneten Gefangenen zusammen getrieben und ihnen Ketten angelegt hatten. Sie saßen wohl auf dem Boden, während man sie bewachte und über die weitere Vorgehensweise beratschlagte. Auch Caelius Caldus war unter ihnen somit wehrlos sprich kampfunfähig, sodass von ihm keine Gefahr mehr ausging. Noch lebte er und er erwartete seine Hinrichtung so wie es auch Cassius Dio übermittelte, da die Germanen erbarmungslos jedes Pferd und jeden Mann getötet haben sollen. Der aus dem Ruder gelaufenen Lage unmittelbar nach der Schlacht lässt sich mit rationalen Argumenten nicht beikommen, die Stimmung war emotional geladen, es herrschte Verwirrung, Entscheidungen wurden zeitgemäß und somit willkürlich getroffen und offen bleibt auch nach welchen Kriterien man in dieser Phase über das Schicksal der Gefangenen entschied. Nicht alle gefangenen Römer werden wie Caelius Caldus freiwillig aus dem Leben geschieden sein und auch nicht alle starben den Rachetod, denn es gab wie überliefert gegen Lösegeld zurück gekaufte sowie höher Gestellte und Sklaven die noch lange unter den Germanen lebten bevor Rom sie befreien konnte. Vorstellbar ist auch, dass es später zu freundschaftlichen Beziehungen zwischen gefangenen und versklavten Römern und duldsamen Germanen kam und man ihnen Freiraum ließ den sie zur Rückkehr nutzten bzw. nutzen durften. Da Tacitus berichtete, dass man nur die Tribunen und Centurionen ersten Ranges an den Altären geschlachtet hatte, dürfte Caelius Caldus einer von ihnen gewesen sein und ein derartiges Schicksal erwartet haben, sodass er keinen anderen Ausweg sah den Altären der Germanen zu entgehen und Suizid für ihn die logische Konsequenz war. Tacitus verglich es mit der brachialen Vorgehensweise zu der Rom im Zusammenhang mit dem Abschlachten der Marser im Jahre 14 + fähig war als er notierte, dass „kein Geschlecht und kein Alter auf Schonung hoffen durfte. Ob Menschen gehörend oder den Göttern geweiht, alles wurde dem Erdboden gleich gemacht. Unsere Soldaten blieben ohne Verluste, da sie es ja nur mit Halbschlafenden, Unbewaffneten oder einzeln Umherirrenden zu tun gehabt hatten“ womit er indirekt das Verhalten der Germanen begründete und sogar rechtfertigte auf ähnliche Weise mit den Legionären umgehen zu dürfen. Tacitus überlieferte des Weiteren, dass es den Germanen nicht erlaubt sei, einen der ihrigen Hinzurichten, ihn auszupeitschen oder ihm Fesseln anzulegen. Dies war einzig das Recht der germanischen Schamanen. Varus aber tat es und er war kein Priester. Das nach Cassius Dio alle Gefangenen getötet worden sein sollen widerspricht der Überlieferung von Tacitus, denn es waren die Überlebenden der unteren Ränge die sechs Jahre später Germanicus zu den Schauplätzen führten. Im Falle des aus gutem Hause stammenden vermutlich besonders mutigen bis wagemutigen Caelius Caldus könnte man annehmen, dass er kraft seiner Herkunft eine entsprechende Karriere vor sich hatte. Spekulation bereichert eine Szenerie wenn Wissen es nicht ersetzen kann und so kann man das Thema „Selbstmord aus Tapferkeit“ auch anders bewerten. Er diente nicht als einfacher Legionär stand auf der Karriereleiter schon etwas höher und zählte wohl zu jenen, die im Umkreis von Varus kämpften und halfen ihn bis zuletzt zu schützen. Er wusste was man den Germanen über die Zeiten angetan hatte und wie sie auch unter Varus gedemütigt wurden und erwartete ein Schicksal, das sich nicht auf dem Weg der Auslösung bereinigen ließ. Möglicherweise war auch Caldus selbst an diesen Gräueltaten beteiligt. So könnte es auch der Moment gewesen sein, als man ihn wieder erkannte und er wusste, dass ihm der sichere Tod drohen würde. Anhand der antiken Überlieferungen sowie dem Rekonstruktionsversuch des Schlachtgeschehens unter Berücksichtigung des gesundheitlichen Zustandes der Überlebenden, der Distanz zum Rhein und den dazwischen liegenden Gefahren lässt sich darstellen, dass es nicht viele Römer gegeben haben dürfte, die nach der Schlacht auch ohne die Zwischenstation Aliso den Rhein erreichen konnten. Hinzu kommt, dass man versklavte Römer auch tiefer in den Osten geschafft haben könnte, was ihren Fluchtweg noch zusätzlich verlängert hätte. Aber auch einigen Teilnehmern des abgetrennten zivilen Marschzuges dürfte die Flucht ins näher liegende Aliso noch gelungen sein. Frauen und Kinder sowie Trossknechte, vermutlich auch Advokaten, Vermesser, Baufachleute, ebenso Sklaven, Verwaltungspersonal und natürlich Ältere und Kranke die aber nicht unmittelbar über die Schlacht berichten konnten, da sie nicht dabei waren. Auch sperriges und gewichtiges Material, das man auf Ochsenkarren verladen hatte und was man nicht über den Winter an der Weser lagern wollte, befand sich im abgekoppelten nicht militärischen Teil, da es in abwegigen Regionen zu Ballast geworden wäre. Diese Tonnage Kilometer weit auf Umwegen über Land mitzuführen wäre überflüssig und beschwerlich und daher keine Option gewesen. Anders als es beim Unverzichtbaren wie Palisadenpfosten oder Schanzwerkzeug war, so galt es diese Güter auf dem schnellsten Weg zum nächsten Lippehafen zu transportieren. Die Örtlichkeiten der Hinrichtungen zwischen dem Sintfeld und dem Sorat im Raum östlich oder südlich von Kleinenberg zu suchen weil dort einige Stätten den Namen Opferplatz tragen klingt zwar verführerisch hätte aber einen überflüssigen Eggeanstieg erforderlich gemacht und auch in der Hanglage des Saltus wird man sie vergeblich suchen. Auch weisen diverse Großsteine mit Blutrinne und Becken westlich Borlinghausen auf derartige Rituale hin aber Favorit bleibt der „Tuistowald“ östlich von Borlinghausen mit seinen zahlreichen noch vorhandenen oder bereits eingeebneten Hügelgräbern und dies sowohl als Austragungsstätte der Endschlacht, als auch als späterer Richtplatz, wo Caldus sein Ende fand.
Fünf Hinweise mit denen Paterculus eine Richtschnur zum Schlachtverlauf vorgibt, die sich vom ersten Lanzenwurf eines Germanen vermutlich nahe Hampenhausen bis zum letzten Atemzug einer Armee nahe Borlinghausen ziehen lässt. Er benennt auf seine Art die wesentlichen Höhepunkte und suchte sich mit Ausnahme des Punktes 1.) dazu jeweils die passende Person um daran den Verlauf der Schlacht fest machen zu können.
Hinweis 1.)
Zum ersten Kampftag berichtet er über eine Armee die sich nicht verteidigen durfte.
Hinweis 2.)
Zum ersten Kampftag über den Lagerpräfekten Eggius der über sich hinaus wuchs.
Hinweis 3.)
Zum zweiten Kampftag an dem Numonius Vala die Aussichtslosigkeit erkannte.
Hinweis 4.)
Zum zweiten Kampftag als auf Ceionius die Entscheidung zur Kapitulation lastete.
Hinweis 5.)
Zum zweiten Kampftag als nach Varus auch Caldus den Freitod suchte.
Alles nur Zufall oder steckte dahinter eine Botschaft mit der sich der Schlacht neue Facetten abgewinnen lassen ?
(26.07.2024)
Sein erster Hinweis.
Bevor Paterculus auf die Schicksale der vier Schlachtenteilnehmer eingeht befasste er sich mit den Ereignissen wie sie sich in den ersten Stunden der Defilee Schlacht zutrugen. Ein Verlauf wie ihn auch Cassius Dio hinterließ als er sich auf die ersten Geplänkel artig begonnenen Kämpfe bezog die von den Germanen am zweiten Marschtag zunächst noch aus der Distanz vorsichtig vorgetragen wurden, womit man provozieren und antasten wollte. In dieser Situation wurde den Legionen der aus seiner Sicht nicht nachvollziehbare Befehl erteilt, sich gegen diese anfänglichen Attacken nicht zur Wehr setzen zu dürfen. Eine Darstellung die von Seiten der Forschung immer schon für sehr merkwürdig gehalten wurde, daher rätselhaft blieb und auf Unverständnis stieß. Denn es so auszudrücken, als dass man dem „Tüchtigsten aller Heere und dem ersten unter den römischen Soldaten nicht die Freiheit gelassen haben soll ungehindert vorrücken und kämpfen zu dürfen, wie sie es selbst gewollt hatten und das einige von ihnen dafür sogar empfindlich bestraft wurden, weil sie es trotzdem taten“, klingt in diesem Zusammenhang in der Tat befremdlich, ist aber bei genauer Betrachtung nachvollziehbar. Die Varuslegionen erscheinen bei ihm wie das Optimum, also die Superlative dessen, was das römische Imperium in jener Zeit militärisch aufzubieten hatte. Eine Bemerkung die die Verwirrung noch vergrößerte. Aber vor allem waren sie gedrillt, hatten sich befehlshörig und fügsam zu verhalten, durften sich Anweisungen nicht widersetzen und mussten, obwohl es sie das Leben hätte kosten können, den Anordnungen ihrer Feldherrn folgen. Aber das was Paterculus kritisierte war ein Befehl den kein Feldherr ohne einen triftigen Grund ausgibt und der eine Ursache gehabt haben musste. So erscheint es zunächst auch wie ein Dissens und klingt so unglaublich, dass sich ein breites Spekulationsfeld vor uns öffnet. Bei Feindberührung in einem derartigen Moment harte Disziplinmaßnahmen nicht nur auszusprechen, sondern sie auch umzusetzen und die Legionäre sogar zu schlagen, muss eine Ursache gehabt haben. Es war die Entscheidung der damaligen Generalität und es sollte versucht werden der Frage nach zu gehen, was sie zu einem solchen Schritt veranlasst haben könnte. Zunächst einmal klingen die Lobeshymnen die Paterculus über die Armee ausschüttete überzogen und daher trügerisch, obwohl sie ins Vokabular der Zeit gepasst haben könnten. In dieser kritischen Situation in übertriebener Form Lob und Anerkennung zum Ausdruck zu bringen wirkt verdächtig und somit auch unglaubwürdig. Aber Paterculus unterließ es den Befehl so aufzufassen und ihn so zu interpretieren wie er der kritischen Lage zweifellos angebracht war und vermied es ihn in den realistischen Kontext dessen zu setzen, was noch folgen sollte. Es lag ihm vermutlich nichts daran Varus zu rehabilitieren und so bot sich ihm die Gelegenheit Varus erneut als Versager darzustellen und es erübrigte darauf eingehen zu müssen, dass er auch eine Armee anführte die unterbesetzt, daher schwach und auf germanische Unterstützung angewiesen war und die sich keine unnötigen Geplänkel leisten konnte. Obwohl es wie man annehmen darf nicht die von ihm heroisierten Legionen waren, sondern Einheiten um deren Disziplin es nicht zum besten gestanden hatte hob er sie doch im besonderen Maße hervor um den Kontrast zum späteren Debakel zu verstärken. Eine Armee die in der Realität jedem motivierten Feind gegenüber unterlegen gewesen war, die nicht voreilig handeln und und die kein Risiko eingehen durfte. Die Varusschlacht entlud sich bekanntlich nicht in Form eines plötzlichen und gewaltigen germanischen Ansturms, so ist es schwer vorstellbar, dass diese näheren Zusammenhänge Paterculus gegenüber verschwiegen worden sein sollen und sich ihm daher der Kontext in dem Varus seine Entscheidung traf bewusst gewesen sein musste. Mit seiner Bemerkung ging er indirekt auch auf die Truppenmoral ein, die in diesem Moment auf eine harte Probe gestellt wurde und ebenso die Sorge der Generalität, dass sich die Legionäre nicht an die Anweisung hätten halten können. Vor diesem Hintergrund ist ein Blick auf ein fünf Jahre späteres Ereignis in Neuß zu werfen. Im Jahre 14 + rebellierten die dort stationierten Legionäre und Germanicus musste sich ihnen mit Gewalt entgegen stellen. Es aber einer Truppe die sich innerlich schon auf die geruhsamen Monate im Winterlager eingestellt hatte der man nun einen unerwarteten Schwenk, zusätzliche Strapazen eine verlängerte Rückzugsstrecke und möglicherweise auch Kämpfe zumutete ist weder der Loyalität noch der Moral förderlich. So könnte man den Eindruck gewinnen, dass der Generalstab auch schon 9 + ähnliche Probleme befürchtete und daher von Beginn an hart durchgreifen musste. Dazu passt auch die Überlieferung, wonach sich die Asprenas Legionäre offensichtlich zu vorschnell, um das Wort räuberisch zu vermeiden an den Habseligkeiten der in der Schlacht Umgekommenen vergriffen hatten. Ein Verhalten, das ebenfalls auf eine schlechte Disziplin in der Truppe hinweist und Zügellosigkeit erkennen lässt. Sollte also schon am ersten Tag der Varusschlacht der frühe Funke eines aufkommenden Ungehorsams aufgeglimmt sein, dann musste man dem entschieden entgegen treten und auch Mittel von Gewalt einsetzen. Eine Vorstellung die in das Gesamtszenario passen würde. Am ersten Kampftag, dem zweiten Marschtag waren die Legionen zunächst irritiert, denn die Germanen hatten ihren Plan nicht mit Hörnerschall angekündigt. Für den fußkranken Varus der sich aus diesem Grund vermutlich in einem bequemen Kampfwagen im vorderen Teil der Kolonne aufhielt, erschien die Lage unübersichtlich, als er sich entschied den Befehl an die Truppe zu geben unter Strafandrohung Zurückhaltung üben zu müssen. Nach der Darstellung von Cassius Dio entbrannte die Schlacht nicht wie aus dem Nichts heraus und die Marschzugtrasse verwandelte sich auch nicht in kürzester Zeit in ein gigantisches Schlachtfeld auf dem zwei Heere aufeinander prallten. Das Geschehen am ersten Kampftag schaukelte sich langsam hoch was dazu führte, dass die herauf ziehende Gefahr von Seiten der Legionskommandeure zu lange unterschätzt wurde und die angemessenen Entscheidungen ausblieben. Eine Gemengelage die ursächlich für die Fehlentscheidung war, es den Legionären zu verbieten die Attacken mit Gewalt abwehren zu dürfen. Es war in der Tat eine kritische Phase die sich hier für die römischen Befehlshaber unbemerkt vollzog. Es könnte sogar der sensibelste Moment der gesamten Schlacht gewesen sein, als es im hinteren Bereich des Marschzuges zunächst noch aus verdeckter Position über schmale Pfade zu den ersten noch zaghaft vorgetragenen Angriffen der Germanen kam und man die Zuspitzung verkannte. Der römischen Heeresspitze wurde die Problematik auf dem Weg der Befehlskette zeitversetzt zugetragen und statt sich dem entschlossen entgegen zu stellen verschätzte man sich in der Tragweite und es erging der deplatzierte Befehl die Angriffe ignorieren zu müssen, sodass sich in dieser Phase das Schicksal möglicherweise noch hätte wenden lassen. So sollte es anders kommen. Varus wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen, stufte es als harmloses Geplänkel impulsiver und übermütiger junger Krieger ein und die Generalität setzte auf das Eintreffen von Arminius der die Lage wieder unter Kontrolle bringen würde. Man war in diesem Moment nach dem Verlassen des letzten Nachtlagers am Hellweg erst wenige Kilometer unterwegs und befand sich noch nicht in der Nähe der Aufrührer, folglich in einer Region in der man derartige Angriffsversuche nicht erwartet hatte. Die Quellenanalyse spricht dafür, dass Arminius zu diesem frühen Zeitpunkt die Kampfstätte noch nicht betreten hatte und die Theorie besagt, dass es seine Zeit brauchte, bis er vom Schauplatz am Gradberg wo man sich des zivilen Zuges bemächtigte zu Varus aufschließen konnte. So vollzog sich der Frontenwechsel von Arminius erst auf dem Höhepunkt der Schlacht, was dann zur erheblichen Verwirrung unter den Legionären führte. Aus Sicht der Legionäre, denen bereits Wunden beigefügt wurden, war der Befehl weniger amüsant und unter ihnen waren auch jene die es für unbegreiflich hielten sich nicht zur Wehr setzen zu dürfen. Auch mit ihren Aussagen ließ sich seine negative Einschätzung über Varus rechtfertigten und so fand es Eingang in die Geschichtsschreibung. Aber für Varus war es eine verständliche Entscheidung wenn man aus einer scheinbar überlegenen Position heraus eine frühe Eskalation vermeiden will. Aufgrund seines späteren Wissens, dass dies der Beginn der Mehrtagesschlacht hätte Paterculus den Sachverhalt angemessener und gerechter kommentieren müssen. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Clades Variana und erst im Nachhinein ließ sich im Varusbefehl der fatale Irrtum erkennen, den Paterculus dem Generalstab unter bewusster Verkennung der Realität ankreidete. Für die Chronologie von Bedeutung ist es aber festzuhalten, dass es Paterculus sehr wichtig war diesen Umstand zu Papier zu bringen, markierte damit unmissverständlich den ersten Kampftag und drückte damit aus rückwärtiger Sicht betrachtet den Startknopf zur Varusschlacht.
Sein zweiter Hinweis.
trifft ebenfalls auf den ersten Kampftag des zweiten Marschtages zu, bezieht sich aber auf die späten Stunden dieses Tages. Denn erst am Abend offenbarte sich das verheerende Ausmaß des Desasters, das mit einem Überraschungsangriff seinen Anfang nahm. Ausgelöst durch den unerwarteten Seitenwechsel von Arminius ins germanische Lager hatte sich das Kräfteverhältnis zugunsten der Germanen in kürzester Zeit verschoben. Es folgten danach die dramatischen Stunden in denen die allgemeine Verwirrung jede militärische Ordnung überlagerte. Eine Gemengelage in der die für den Aufbau des Nachtlagers zuständige Legion die die Vorhut bildete zunehmend ins Kampfgeschehen verwickelt wurde. Cassius Dio schrieb dazu, dass man das Lager an einem geeigneten Platz errichtete, soweit sich dieser überhaupt finden ließ. In der Forschung übersetzte man den dafür von ihm gewählten Namen mit der viel diskutierten Bezeichnung „Waldgebirge“. Tacitus nannte das Lager „prima Vari castra“ und es sollte sein erstes und einziges bleiben, da sein Lager am nächsten Abend vor der endgültigen Niederlage namenlos blieb. Die Zweikämpfe im Lagerinnern zogen sich hin wie es die Lichtverhältnisse zu ließen und behinderten zwangsläufig die nötigen Schanzarbeiten. Da zudem Ochsenwagen samt Materialien wie Palisaden oder Werkzeugen auf der Strecke geblieben war, erreichten diese nicht mehr die Baustelle wodurch sich das Chaos verstärkte.
Der erste Kampftag läutete bereits den ultimativen Niedergang ein was anhand der folgenden Verbrennung allen überflüssigen Materials deutlich wird und auf eine Flucht „Hals über Kopf“ hinweist. Sechs Jahre später beschrieben die Überlebenden den unfertigen Zustand in trefflicher Weise, denn außer den Pflöcken bzw. Kennzeichnungen mit denen man 9 + ein Terrain abgesteckt hatte auf dem man annahm einmal drei Legionen unterbringen zu müssen, war nicht viel übrig geblieben. In dieser überhitzten Phase herrschten Zustände auf die Paterculus einging in dem er auf den für den Aufbau zuständigen Lagerpräfekten einging. Der Mann dem die Aufgabe zufiel unter diesen heillosen Bedingungen den Überblick behalten zu müssen, der die Arbeiten bestmöglich zu organisieren hatte, während sich in seinem Umfeld seine Männer gezwungen sahen sich bereits verteidigen zu müssen. Es war der nicht beneidenswerte L. (Lucius) Eggius der diese Funktion inne hatte. Die entscheidende Schlüsselfigur in diesen schweren Stunden, dem Paterculus seine Hochachtung zollte und der an diesem Abend übermenschliches zu leisten hatte.
Sein dritter Hinweis.
betraf den Morgen des zweiten Kampftages am dritten Marschtag. Denn noch bevor sie das Lager verließen entschieden sich die stark dezimierten und blessierten Legionäre für den Weitermarsch, der einer Flucht glich, alles hinderliche und unnütz gewordene verbrennen zu müssen. Es war dies aber nicht nur das Entzünden nassen Holzes und der damit verbundene schwarze Rauch der am Himmel über Ostwestfalen stand und für alle das Fiasko sichtbar werden ließ, sondern auch ein demoralisierender Moment für die Legionäre die den ersten Kampftag überlebt hatten. Überliefert ist, dass sie noch während ihres Ausmarsches in neue Gefechte verwickelt wurden. Die Zeit arbeitete für Arminius der ihren weiteren Marschweg kannte, sodass sich das Ausmaß der Kämpfe in Grenzen hielt. So konnten die Reste der Varusarmee wie sich Cassius Dio entnehmen lässt in der Hoffnung ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen einen frohlockenden Blick ins offene Land werfen was kurzzeitig ihre Stimmung hob. Darauf, dass sich südlich an den Lagerplatz angrenzend der Nordrand der von der Eiszeit hinterlassenen Warburger Börde auftat die man wegen der Landwirtschaft baumlos hielt, wurde bereits eingegangen. Hinter ihnen lag eine unbeschreibliche Nacht. Sie verging hungrig, schlaf – und kraftlos und am anderen Morgen stellten sie fest, dass ihre Waffen durch die Nässe unbrauchbar geworden waren. Sie wurden sich der Aussichtslosigkeit ihrer Lage bewusst und nur ihr Überlebenswille trieb sie weiter. Die Germanen hatten am Vortag die Entscheidung herbei geführt und begleiteten ab diesem Morgen nur noch eine im Zerfall befindliche und dahinsiechende Armee ohne Disziplin über die sie die volle Kontrolle hatten. Der Theorie nach standen sie gegen Mittag im Großraum Peckelsheim am Oberlauf der Nethe, hatten die Barriere des Eggegebirges noch vor sich und unter allen war der Gedanke an Flucht naheliegend. Kämpfer aus den Reihen der Hilfstruppen könnten sich je nach Gesinnung den Germanen angeschlossen haben, aber kein antiker Historiker ging auf sie ein und auch wenn ihnen vielleicht die Pferde fehlten, so werden sie Wege gefunden haben um sich abzusetzen. Nach den Worten von Cassius Dio gerieten die Legionen noch am gleichen Tag erneut in ein Waldgebiet. Auch hier liefert die Geographie einen Hinweis darauf, wo sie sich befunden haben könnten, denn bei westlicher Zugrichtung verließen sie wieder den Börderand und drangen in die bewaldeten Ausläufer des Eggegebirges vor. Wie Dio schrieb brachten sie sich durch das Gewicht ihrer durchnässten Waffen auf den glatten Wurzeln gegenseitig zu Fall und die Reiterei nahm ihnen auf engstem Raum noch zusätzlich die Bewegungsfreiheit. Dem lässt sich entnehmen, dass sich die Reiterei noch im Marschzug befand. Hinter diesen Zeilen von Dio könnte sich der Hinweis verbergen, dass hier nicht nur die letzte ernsthafte Auseinandersetzung sprich der Endkampf vollzog, sondern das aufgrund dieser Verhältnisse Numonius Vala die Chancenlosigkeit erkannte und sich entschied mit seinen Schwadronen fahnenflüchtig zu werden. Ein Akt den jede Reiterei erst dann vollzieht, wenn die Lage festgefahren ist. Paterculus beschreibt hier für seine Verhältnisse relativ detailliert sein widerwärtiges Verhalten, dass aus dem Munde eines Militärangehörigen überzeugt und deftig ausfällt. Auch dieser Hinweis lässt sich unmissverständlich dieser Kampfphase zuweisen. Aber auch in diesem Fall blendet Paterculus wieder die Realität der Situation aus. Ein Verhalten, dass man aus der Sicht von Vala für nachvollziehbar halten könnte während Paterculus von ihm indirekt erwartete, dass er mit den Fußlegionären in den Tod oder die Gefangenschaft zu gehen hat.
Sein vierter Hinweis.
galt den Aktivitäten die spätestens am Abend des zweiten Kampftages dem dritten Marschtag statt fanden, als die Varusschlacht endgültig zu Gunsten der Germanen gekippt war. Die Waffen waren nicht mehr zu gebrauchen, die Fußlegionäre waren ungeschützt und auf sich gestellt und die Überlebenden bereiteten sich auf die nächste Nacht unter noch widrigeren Bedingungen vor. Man schuf sich ein letztes Notbehelf, hinter dem sich wie Tacitus es beschreibt ein Provisorium aus flachen Gräben und halbhohen Wällen verbarg und hinter Verhauen zurück gezogen erwartete man zu jederzeit den Feind. Trotzdem versuchten die Reste der Legionen am anderen Morgen den Marsch fortzusetzen aber ihre Bemühungen waren wie Cassius Dio es beschrieb nicht nur wegen des aufragenden Eggegebirges zum Scheitern verurteilt. Umlagert und von den Germanen zur Aufgabe genötigt breitete sich Hoffnungslosigkeit aus und den Unterlegenen blieb nur die Wahl, bis zuletzt zu kämpfen, zu flüchten oder zu kapitulieren, was aber letztlich jeder für sich entschied. In der Position des hier zuständigen Präfekten also des Lagerkommandanten war Ceionius der letzte Oberbefehlshaber der Legionen und er entschied sich aus Sicht von Paterculus für das vom militärischen Standpunkt aus betrachtet Verwerflichste, nämlich die Kapitulation. Das letzte Mittel wenn man annimmt so dem Tod entgehen zu können. Und wieder stellt Paterculus die Ehre vor den Überlebenswillen und verkennt bewusst die Umstände. Wie schon zuvor rekapituliert stellt sich auch hier wieder die Frage mit wem der Militarist Paterculus Kontakt hatte, als er sich die letzten Stunden auf dem Varusschlachtfeld beschreiben ließ und inwieweit er sich dem Faktischen entziehen wollte um tadeln zu können. Legionäre die sich zu Flucht entschieden hatten und den rettenden Rhein erreichten erläuterten später ihre Sicht und sie hatten noch miterlebt wie Ceionius umgeben von zahlreichen verwundeten und ausgezehrten Legionären das Niederlegen der Waffen anbot. In dieser Situation nicht mehr weiter kämpfen zu wollen ist genauso verständlich, wie das Verhalten der Überlebenden, die die Flucht ergriffen. Ein Verhalten auf das Paterculus nicht einging und es nicht kritisierte, obwohl man auch darunter Fahnenflucht verstehen kann. Es einem Kommandanten zum Vorwurf zu machen der sich für die Kapitulation entschied ist war für Paterculus unverzeihlich und er machte ihm sein Verhalten zum Vorwurf, was erkennen lässt, dass er die Entscheidung des Präfekten als Feigheit auslegte. Von einem Befehlshaber der letztlich nichts anderes tat als die Übergabe anzubieten nachdem bereits große Teile des Heeres umgekommen waren verlangte Paterculus den Heldentod was nach Durchhalteparole klingt und in der Geschichtsschreibung den Höhepunkt der Heldentat ausmacht. So hoffte er vielleicht auf diese Weise noch einige Leben retten zu können, obwohl er sich hinsichtlich seines persönlichen Schicksals keine Illusionen gemacht haben dürfte. Es lässt sich auch darin eine sich der Chronologie anpassende Darstellung erkennen. Ein Vorgang der sich vermutlich am Vormittag des letzten und damit des vierten Tages zutrug.
Sein fünfter Hinweis.
beleuchtet das Ende des Debakels und wir erfahren von Paterculus wie es mit dem Legionär Caelius Caldus zu Ende ging. Ein Akt wie er sich zweifellos nur am vierten Tag zugetragen haben kann als die Varusarmee geschlagen am Boden lag. Sein Tod so wie er ihn schilderte muss ihm besonders nahe gegangen sein, da er in diesem Fall die näheren Umstände die ihn zum Selbstmord zwangen nicht nur kannte, sondern auch überlieferte. Aber er stellt es, obwohl in der Konsequenz in beiden Handlungen kein Unterschied zu erkennen ist die Tat im Gegensatz zu Varus als heldenhaft dar. Was also ein Caelius Caldus darf, dass durfte aus seiner Sicht ein Varus noch lange nicht. Ein erneuter Hinweis darauf wie Paterulus bewusst Varus verunglimpfte obwohl es im römischen Militär nicht unüblich war, dass sich der Feldherr selbst tötete. Und im gleichen Kontext in dem er von der tapferen Tat des jungen Caelius Caldus spricht, erwähnt er auch den Mut des Lagerpräfekten von Aliso Lucius Caedicius, eine Position die man auch mit Generalquartiermeister übersetzen könnte. Damit erwies Paterculus der Forschung einen großen Dienst, denn er setzte den letzten Tag der Varusschlacht in eine enge Verbindung zum Fluchtlager Aliso, was wieder für die räumliche Nähe spricht, was auf die Fußläufigkeit beider Orte hindeutet und sich auch in der Theorie als stimmig erweist. Um doch noch eine gewisse Ausgewogenheit herzustellen unterstellt er Varus in diesem Zusammenhang sogar noch beste Absichten gehabt zu haben. Damit versucht er Sachlichkeit und Neutralität zu zeigen macht aber auch deutlich wie unschlüssig er in der Bewertung des Feldherrn ist, dem er an anderer Stelle völliges Versagen zum Vorwurf macht. Ein klarer Hinweis darauf, dass sich ihm das Verhalten und die Entscheidungen von Varus nicht in Gänze erschlossen, erklärte ihn aber im Zweifelsfall zum Schuldigen. Er warf ihm Unvermögen vor die Armee richtig geführt zu haben, wagte sich aber nicht den damaligen Kaiser Augustus oder den neuen Kaiser Tiberius zu kritisieren denen Varus letztlich seine Position verdankte. Aber Paterculus könnte nach allem was er für Rom in Germanien geleistet hatte mit der Entscheidung von Tiberius den Krieg 16 + zu beenden gehadert haben. Bezogen auf Caelius Caldus lastet allerdings auf Paterculus der Verdacht, dass er kein Wort über ihn verloren hätte, wäre er nicht der Spross einer angesehenen römischen Familie gewesen. Möchte man es noch skeptischer bewerten, dann könnte er es nur der Ehre des Hauses Caldus wegen so formuliert haben. Aber auch dieser Episode lässt sich kein Hinweis zur Lage der Schauplätze der Schlacht entnehmen, denn wir erfahren nicht wann, wo oder bei welcher Gelegenheit sich Caelius Caldus umbrachte können den Vorfall aber wieder dem Kontext zuordnen. Unstrittig stand sein Freitod mit der Varusschlacht in Verbindung, denn Paterculus rühmt ihn als einen Kämpfer aus den Reihen seiner Legionen und führt ihn als einen Beweis für die Couragiertheit römischer Legionäre an. Wann sich Caldus zum Freitod entschied wird explizit nicht deutlich, aber er dürfte sich ereignet haben, als man nach dem Tod des Feldherrn aufgrund der Kapitulation von Ceionius die Waffen nieder legte. Aber auch dieser Fall wird eine Vorgeschichte gehabt haben, denn es gab viele Legionäre die überlebten, da sie seinem Beispiel nicht folgten oder flüchteten. Unter diesen befanden sich auch die Zeugen seiner Kurzschlussreaktion, denn sonst hätte Paterculus davon nichts erfahren. Der Übersetzung nach schrieb Paterculus dazu die folgenden Zeilen: “ Caelius Caldus, Nachfahre einer berühmten Familie fiel durch eine mutige Tat auf. Als sich die Germanen auf die Gefangenen stürzten, schlug er sich das Ende der Kette, mit der man ihn gefesselt hatte so stark gegen seinen eigenen Kopf, dass er dieser Verletzung erlag“. Aber gleich woher die Germanen diese Ketten hatten, oder wie sie an sie kamen, ob sie sie selbst geschmiedet hatten, sie von ihren eigenen zuvor angeketteten Landsleuten stammten, oder ob sie sie den römischen Trosswagen entnommen hatten, sie standen ihnen als sie sie brauchten zur Verfügung. In Erwartung ihres Sieges hatten sie dafür gesorgt, dass diese gewichtigen metallenen Handfesseln bereit lagen. Ketten, die die germanischen Krieger nicht im Gefecht bei sich führten, da sie sie behindert hätten. Ein Hinweis der die Schlussfolgerung zulässt, dass man auf Seiten der Germanen die Schlacht durchdacht anging und man sich davon entfernen sollte anzunehmen, dass hier eine undisziplinierte Horde gegen Varus antrat. Wir lesen, dass die Germanen die entwaffneten Gefangenen zusammen getrieben und ihnen Ketten angelegt hatten. Sie saßen wohl auf dem Boden, während man sie bewachte und über die weitere Vorgehensweise beratschlagte. Auch Caelius Caldus war unter ihnen somit wehrlos sprich kampfunfähig, sodass von ihm keine Gefahr mehr ausging. Noch lebte er und er erwartete seine Hinrichtung so wie es auch Cassius Dio übermittelte, da die Germanen erbarmungslos jedes Pferd und jeden Mann getötet haben sollen. Der aus dem Ruder gelaufenen Lage unmittelbar nach der Schlacht lässt sich mit rationalen Argumenten nicht beikommen, die Stimmung war emotional geladen, es herrschte Verwirrung, Entscheidungen wurden zeitgemäß und somit willkürlich getroffen und offen bleibt auch nach welchen Kriterien man in dieser Phase über das Schicksal der Gefangenen entschied. Nicht alle gefangenen Römer werden wie Caelius Caldus freiwillig aus dem Leben geschieden sein und auch nicht alle starben den Rachetod, denn es gab wie überliefert gegen Lösegeld zurück gekaufte sowie höher Gestellte und Sklaven die noch lange unter den Germanen lebten bevor Rom sie befreien konnte. Vorstellbar ist auch, dass es später zu freundschaftlichen Beziehungen zwischen gefangenen und versklavten Römern und duldsamen Germanen kam und man ihnen Freiraum ließ den sie zur Rückkehr nutzten bzw. nutzen durften. Da Tacitus berichtete, dass man nur die Tribunen und Centurionen ersten Ranges an den Altären geschlachtet hatte, dürfte Caelius Caldus einer von ihnen gewesen sein und ein derartiges Schicksal erwartet haben, sodass er keinen anderen Ausweg sah den Altären der Germanen zu entgehen und Suizid für ihn die logische Konsequenz war. Tacitus verglich es mit der brachialen Vorgehensweise zu der Rom im Zusammenhang mit dem Abschlachten der Marser im Jahre 14 + fähig war als er notierte, dass „kein Geschlecht und kein Alter auf Schonung hoffen durfte. Ob Menschen gehörend oder den Göttern geweiht, alles wurde dem Erdboden gleich gemacht. Unsere Soldaten blieben ohne Verluste, da sie es ja nur mit Halbschlafenden, Unbewaffneten oder einzeln Umherirrenden zu tun gehabt hatten“ womit er indirekt das Verhalten der Germanen begründete und sogar rechtfertigte auf ähnliche Weise mit den Legionären umgehen zu dürfen. Tacitus überlieferte des Weiteren, dass es den Germanen nicht erlaubt sei, einen der ihrigen Hinzurichten, ihn auszupeitschen oder ihm Fesseln anzulegen. Dies war einzig das Recht der germanischen Schamanen. Varus aber tat es und er war kein Priester. Das nach Cassius Dio alle Gefangenen getötet worden sein sollen widerspricht der Überlieferung von Tacitus, denn es waren die Überlebenden der unteren Ränge die sechs Jahre später Germanicus zu den Schauplätzen führten. Im Falle des aus gutem Hause stammenden vermutlich besonders mutigen bis wagemutigen Caelius Caldus könnte man annehmen, dass er kraft seiner Herkunft eine entsprechende Karriere vor sich hatte. Spekulation bereichert eine Szenerie wenn Wissen es nicht ersetzen kann und so kann man das Thema „Selbstmord aus Tapferkeit“ auch anders bewerten. Er diente nicht als einfacher Legionär stand auf der Karriereleiter schon etwas höher und zählte wohl zu jenen, die im Umkreis von Varus kämpften und halfen ihn bis zuletzt zu schützen. Er wusste was man den Germanen über die Zeiten angetan hatte und wie sie auch unter Varus gedemütigt wurden und erwartete ein Schicksal, das sich nicht auf dem Weg der Auslösung bereinigen ließ. Möglicherweise war auch Caldus selbst an diesen Gräueltaten beteiligt. So könnte es auch der Moment gewesen sein, als man ihn wieder erkannte und er wusste, dass ihm der sichere Tod drohen würde. Anhand der antiken Überlieferungen sowie dem Rekonstruktionsversuch des Schlachtgeschehens unter Berücksichtigung des gesundheitlichen Zustandes der Überlebenden, der Distanz zum Rhein und den dazwischen liegenden Gefahren lässt sich darstellen, dass es nicht viele Römer gegeben haben dürfte, die nach der Schlacht auch ohne die Zwischenstation Aliso den Rhein erreichen konnten. Hinzu kommt, dass man versklavte Römer auch tiefer in den Osten geschafft haben könnte, was ihren Fluchtweg noch zusätzlich verlängert hätte. Aber auch einigen Teilnehmern des abgetrennten zivilen Marschzuges dürfte die Flucht ins näher liegende Aliso noch gelungen sein. Frauen und Kinder sowie Trossknechte, vermutlich auch Advokaten, Vermesser, Baufachleute, ebenso Sklaven, Verwaltungspersonal und natürlich Ältere und Kranke die aber nicht unmittelbar über die Schlacht berichten konnten, da sie nicht dabei waren. Auch sperriges und gewichtiges Material, das man auf Ochsenkarren verladen hatte und was man nicht über den Winter an der Weser lagern wollte, befand sich im abgekoppelten nicht militärischen Teil, da es in abwegigen Regionen zu Ballast geworden wäre. Diese Tonnage Kilometer weit auf Umwegen über Land mitzuführen wäre überflüssig und beschwerlich und daher keine Option gewesen. Anders als es beim Unverzichtbaren wie Palisadenpfosten oder Schanzwerkzeug war, so galt es diese Güter auf dem schnellsten Weg zum nächsten Lippehafen zu transportieren. Die Örtlichkeiten der Hinrichtungen zwischen dem Sintfeld und dem Sorat im Raum östlich oder südlich von Kleinenberg zu suchen weil dort einige Stätten den Namen Opferplatz tragen klingt zwar verführerisch hätte aber einen überflüssigen Eggeanstieg erforderlich gemacht und auch in der Hanglage des Saltus wird man sie vergeblich suchen. Auch weisen diverse Großsteine mit Blutrinne und Becken westlich Borlinghausen auf derartige Rituale hin aber Favorit bleibt der „Tuistowald“ östlich von Borlinghausen mit seinen zahlreichen noch vorhandenen oder bereits eingeebneten Hügelgräbern und dies sowohl als Austragungsstätte der Endschlacht, als auch als späterer Richtplatz, wo Caldus sein Ende fand.
Fünf Hinweise mit denen Paterculus eine Richtschnur zum Schlachtverlauf vorgibt, die sich vom ersten Lanzenwurf eines Germanen vermutlich nahe Hampenhausen bis zum letzten Atemzug einer Armee nahe Borlinghausen ziehen lässt. Er benennt auf seine Art die wesentlichen Höhepunkte und suchte sich mit Ausnahme des Punktes 1.) dazu jeweils die passende Person um daran den Verlauf der Schlacht fest machen zu können.
Hinweis 1.)
Zum ersten Kampftag berichtet er über eine Armee die sich nicht verteidigen durfte.
Hinweis 2.)
Zum ersten Kampftag über den Lagerpräfekten Eggius der über sich hinaus wuchs.
Hinweis 3.)
Zum zweiten Kampftag an dem Numonius Vala die Aussichtslosigkeit erkannte.
Hinweis 4.)
Zum zweiten Kampftag als auf Ceionius die Entscheidung zur Kapitulation lastete.
Hinweis 5.)
Zum zweiten Kampftag als nach Varus auch Caldus den Freitod suchte.
Alles nur Zufall oder steckte dahinter eine Botschaft mit der sich der Schlacht neue Facetten abgewinnen lassen ?
(26.07.2024)
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Samstag, 13. Juli 2024
Velleius Paterculus, der Mann der mehr wusste als er sagte und auch das Varusschlachtfeld kannte.
ulrich leyhe, 07:12h
Er war die graue Eminenz der Varusschlacht der uns auf besondere Weise Einblick in den Schlachtenverlauf gewährte. Aber die Spur die er für die aufmerksame Nachwelt legte musste so lange im Verborgenen ruhen, bis sich unter Mithilfe seiner antiken Historikerkollegen die Umrisse der Schlacht in eine bislang unauffällige Landschaft projizieren ließen. Der Theorie nach befindet sich der Schlachtenkorridor östlich der Egge, wirkt vom Gebirge wie abgeschottet, nahezu getarnt und konnte sich daher lange den forschenden Blicken entziehen. So fristete er unbeleckt von der Römerforschung im Stillen über die Jahrhunderte betrachtet sein Dasein bis in unsere Tage. Eine Abgeschiedenheit von der die Region Abschied nehmen muss, da sie ihre Geheimnisse auch Dank Paterculus preis gab. Er kannte die Region zwischen Egge und Weser und war ein kritischer Begleiter jener epochalen Ereignisse auch wenn er in der dramatischen Phase die das Imperium dort erfahren musste nicht dabei war. Aber aus seinem Werk ging keine Silbe hervor, wo denn genau die drei Legionen aufgerieben wurden. So vermisst man bei ihm auch jegliche Angaben über den Verlauf der Schlacht, entdeckt weder einen Hinweis zur Örtlichkeit noch stößt man auf geographische Anhaltspunkte. Dafür bieten uns seine Informationen unerwartete Anhaltspunkte die uns wie Schleier erscheinen und sich erst abziehen lassen, wenn man den Inhalt seiner Schrift mit den Überlieferungen der anderen antiken Historiker abgleicht. Aufgrund seiner Ortskenntnisse wusste Paterculus wie kaum ein anderer wo und auf welche Weise die Germanen die Varusarmee zu Fall brachten und konnte sich den Hergang noch von den Lebenden beschreiben lassen. Dadurch kam er in den Besitz erstaunlicher Detailkenntnisse vermied es aber trotzdem die Landschaft identifizierbar zu machen. Vermutlich erfuhr man auch deswegen nichts von ihm weil er es in einer Zeit nieder schrieb als es noch zu viele Zeitzeugen gab die die Schauplätze bestens kannten und sie in zweifelhafter Erinnerung hatten. Dies machte es in jenen Tagen, als man den Ort noch nicht mystifiziert hatte überflüssig darauf einzugehen. Trotzdem ist man doch verwundert, denn gerade von einem Militaristen wie ihm hätte man erwartet, dass er im Zuge seiner strategischen Analysen und Aufarbeitungen die er über die Fehler des besagten Feldherrn anstellte auch Worte über die Örtlichkeiten zwischen Weser und Lippe hätte fallen lassen müssen. So konnte er vermutlich auch darauf verzichten seine Informanten nach den Details der Örtlichkeiten fragen, da sein Wissen ausreichte um sich den geographischen Schlachtverlauf vorstellbar zu machen. Etwa den Ort anzugeben wo man am Morgen noch nichts ahnend im Etappenlager aufbrach. Wo die ersten Lanzen flogen, auf welcher Anhöhe dann Varus irgendwo im unwirtlichen Germanien sein Lager am Abend des ersten Kampftages errichtete. Oder wo sich die widerwärtigen Sümpfe ausbreiteten in denen wie Florus später berichtete ein Bannerträger samt Legionsadler versank und die Bäume standen an denen man die Schädel der Tribunen nagelte. All dies war für ihn nebensächlich. Ob ihm schon der Name „Teutoburgiensi saltu“ bekannt war, den Tacitus später verwendete ist fraglich aber die Engstelle war für ihn ein Begriff denn ein derartiges Merkmal war in der Struktur der Egge einzigartig. Die römischen Namen die man den alten germanischen Siedlungsstätten wie Höxter, Brakel oder Warburg gab sollte er ebenfalls gekannt haben, hätte er sie uns allerdings überliefert, wäre eine Verortung für uns vermutlich genauso problematisch gewesen, wie das verschollene Aliso zu identifizieren. Da er auch verschwieg, dass Germanicus sechs Jahre später am Schlachtenende die Knochen bestattete könnte darauf hindeuten, dass ihn dies einen Militaristen nicht sonderlich berührte, ihn nicht interessierte oder er schon früh die tristen Stätten der peinlichen Niederlage in Vergessenheit geraten lassen wollte. Aber ungeachtet dessen lassen sich seinen Worten doch vielsagende Informationen entnehmen die für die Verlaufsanalyse im Sinne der Schlachtenforschung wertvoll sind. Fakten denen sich kein anderer antiker Historiker widmete da sich unter ihnen kein Militarist befand und sie keinen Kontakt mehr zu den Zeitzeugen hatten. Seine Sätze gleichen Anekdoten und wirken nur auf den ersten Blick wie die Aneinanderreihung zusammenhangloser schicksalhafter Begebenheiten einzelner römischer Legionäre die unter Varus dienten. Aber durch die neue Sichtweise auf die alten Geschehnisse werden sie zu einem zusätzlichen Bestandteil von dem die Forschungslandschaft profitieren kann. So tragen seine Worte aus dem Mund eines erfahrenen Militärs dazu bei den Verlauf zu erhärten, die Theorie zu bestätigen und sie abzusichern. Denn nun erst lassen sie sich zuordnen und mit ihrer Hilfe gelingt ein weiterer Schritt Ordnung und Aufhellung in das vermeintliche Labyrinth der Varusschlacht und seinen uns chaotisch erscheinenden Ablauf zu bringen. Seine Berichte stützen die Theorie die diesem Geschichtsprojekt zugrunde liegt, nämlich den Kern der Schlacht zwischen Brakel und Borlinghausen ansiedeln zu können und lassen sich mit der von Cassius Dio beschriebenen Mehrtagesschlacht in Einklang bringen. Die Besonderheit seiner Zeilen liegt darin, dass er als kampferfahrener Berufsoffizier und hochrangiger Soldat ein Militärexperte war, sodass man sich sowohl mit seiner Person als auch seiner Seriosität näher beschäftigen muss um die Qualität seiner Angaben bewerten und ihren Wert richtig einzuschätzen zu können. Er war ein Kind der Zeit, Kenner des germanischen Aufmarschgebietes und wusste wo einst alle Heerwege den neuen römischen Militärdistrikt Ostwestfalen durchkreuzten wie man ihn und die Weser erreichte, wo sich Furten über die Flüsse auftaten, Sümpfe umgehen ließen, wo die Pässe verliefen und sich die vielen schon genutzten und wieder aufgegebenen Marsch – und Standlager befanden. Ihm war bekannt wo Drusus in die Falle von Arbalo ging, wusste wohl auch ungefähr wo er sich zu Tode ritt und wie unbefriedigend die Feldzüge des Germanicus endeten auch ohne das er über sie berichtete. Er stand viele Jahre in nahezu staatstragend zu nennender Funktion und diente dem Imperium in dem er auf vielen Schlachtfeldern Roms präsent war. Ein Mann mit Verhandlungsgeschick den man heute zum Militärattaché befördern würde. Von ihm stammt die Aussage, dass es Rom beinahe gelungen wäre aus Germanien eine tributpflichtige Provinz zu machen, eine Bemerkung die für politische Weitsicht und Kenntnis über innere Strukturen spricht. Vier Jahre vor dem Ausbruch der Varusschlacht „an der Nethe“ hielt er sich noch in der Region auf, konnte aber an ihr selbst nicht teilnehmen, da er zur gleichen Zeit noch die Restgefechte gegen die Dalmater zu bestehen hatte. Aus seinen Informationen lässt sich heraus lesen, dass man ihm nicht nur den wesentlichen Schlachtenhergang, sondern auch diverse Details geschildert hatte. Diesen entnahm er einige Schlüsselereignisse da er sie für prägnant hielt weil sie symptomatisch für das Desaster waren. Da Paterculus wie man immer annehmen musste nur wenig zum Schlachtenverlauf beitragen konnte, stand er nicht wie Cassius Dio oder Cornelius Tacitus im Rampenlicht der Varusforschung und man bewertete ihn zurückhaltender. Und da sich seinen Ausführungen keine interpretationswürdigen Bezüge entlocken ließen, schienen seine Aufzeichnungen für die Schlachtfeldsuche unbrauchbar zu sein, sodass er in den Schatten geriet. Er war Zeitgenosse bedeutender Persönlichkeiten der römischen Kaiserzeit sowohl vor als auch nach der Jahrtausendwende und er wusste demzufolge auch viel über die Intrigen und Hintergründe im römischen Herrscherhaus und die Abläufe diverser römischer Schlachten, darunter auch jene die vor seiner Zeit geschlagen wurden und die, die keinen glücklichen Ausgang fanden. Infolgedessen war er auch über die Taten und somit auch das Fehlverhalten anderer römischer Feldherren bestens informiert aus denen er gelernt hatte und seine Schlüsse zog. Seine Vita offenbart uns eine heraus gehobene Stellung was die Wertigkeit seiner Aussagen unterstreicht. Velleius Paterculus entstammte einer in Kampanien ansässigen Familie des Ritterstandes. Sein Vater war Offizier und sein Großvater der noch unter dem römischen Senator Tiberius Claudius Nero diente war, wie man heute sagen würde Kommandant eines Pionierbatallions. Als Militärtribun, Legat, Ritter, Offizier und Reiterpräfekt konnte Paterculus auf eine stolze Bilanz zurück blicken und war da er auf Augenzeugenberichte zurück greifen also Schlachtenteilnehmer noch persönlich gekannt haben dürfte allen bekannten antiken Geschichtsschreibern voraus. Paterculus starb nach 30 + und obwohl seine Überlieferungen erst 1515 entdeckt wurden war er doch der Mann der zeitlich der Varusschlacht am nächsten stand. Zudem befand er sich in der komfortablen Lage es nicht nötig gehabt zu haben von anderen abschreiben zu müssen. Die Berichte von Tacitus, Florus und Dio waren schon weit vor dem Jahr 1515 bekannt, erreichen aber hinsichtlich ihrer Authentizität nicht die Aussagequalität der Paterculus Überlieferungen. Im Gegensatz zu Paterculus waren sie immer auf Wissen angewiesen, das zum Zeitpunkt der Niederschrift schon durch viele Hände gegangen war da ihnen im Gegensatz zu Paterculus weder Augen - noch Zeitzeugen Rede und Antwort leisten konnten. Paterculus war eine angesehene Größe im Staate, wusste sich als Autor zu artikulieren, hatte stets die Staatsräson im Auge und daher auch keine kritischen Blicke höherer Instanzen zu fürchten. Ungeachtet der Betroffenheit einstiger Schlachtenteilnehmer wie es von Tacitus im Vorfeld der Knochenbestattung dargestellt wird ist seine Schrift die einzig bekannte, die das individuelle Schicksal und die Begleitumstände einzelner Kämpfer zum Inhalt hat. So war er der erste und einzige der es auf den Punkt brachte was sich damals für bittere Schicksale an der ostwestfälischen Front und im unmittelbaren Schlachtengeschehen zutrugen und sie an Personen binden konnte deren Namen er hinterließ. Im Gegensatz zu Cassius Dio brauchte er dafür keine Senatsakten oder andere Vorlagen um zu erfahren was damals vor sich ging, konnte seine Eindrücke ungefiltert wieder geben und gab nahezu unverfälscht das weiter was ihm zu Ohren kam. Er beschönigte nichts schrieb es freimütig nieder und seine Darstellung erweckt nicht den Anschein als habe er sich einer Zensur beugen müssen. Paterculus konnte sich auch noch am Fundus dessen bedienen was in Rom in den Jahren nach der Schlacht die Runde machte und teilte noch nicht die Sorgen, die Cassius Dio rund 200 Jahre später quälten als der sich Gedanken über das im Vorliegende machte, da es ihm nicht glaubhaft und schlüssig erschien. Wobei Cassius Dio damit eher den Schlachtenverlauf meinte auf den Paterculus gar nicht eingegangen war. Man darf wieder spekulieren ob er mit Absicht darauf verzichtet hatte bzw. es umschiffte um zu vermeiden, dass ihm im Zuge seiner Schilderungen doch noch etwas über das Versagen der höheren Befehlsebene über die Lippen ging. Abläufe von denen er wusste, die aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Er ließ es sich nicht nehmen auf die Helden und gleichermaßen die Versager einzugehen trug dafür aber nichts zum Verlauf der Geschehnisse bei. So beschwor er stets den hohen Kampfeswillen der Armee und stellte die hohe Moral der Truppe in den Vordergrund, so dass es bei ihm ganz im Sinne des Imperiums vor Lob und Mannesmut nur so triefte. Damit erkaufte er sich letztlich die Freiheit etwas offener berichten zu dürfen. Aber seine Loyalität und militärische Disziplin die ihn mit dem Kaiserhaus verband ließ es nicht zu nach den wahren Schuldigen für das Desaster zu suchen oder es gar in sein Werk mit einzuflechten. Jene politisch Verantwortlichen die einem aus seiner Sicht unfähigen, phlegmatischen und wohl auch am Körper behinderten Administrator den Vorzug gaben und diesem dann noch zu allem Überfluss eine Truppendezimierung zuzumuten, statt im krisengeschüttelten Cheruskerland auf einen Mann mit militärischer Erfahrung zu setzen. So enthalten seine Schilderungen obwohl berechtigt keine Vorwürfe gegen jene Personen, die es so entschieden hatten, da sie die Lage in Germanien unterschätzt hatten. Aus berufenem Munde und Kraft seiner militärischen Autorität erteilte er dem in Ostwestfalen eingesetzten römischen Militär die kämpferische Absolution, besaß als Vertrauter des späteren Kaisers Tiberius dazu die erforderliche liberale Gesinnung und Eigenständigkeit und wirkte unantastbar. Trotzdem dürfte Paterculus der mehr einem Kriegsberichterstatter glich als einem Historiker bewusst gewesen sein, dass er auf schmalem politischen Grad wandelte, den richtigen Ton zu treffen und dies auch bei der Themenauswahl zu beachten hatte. So schmähte er ordnungsgemäß die Fahnenflüchtigen um Vala sowie den feigen Ceionius und schob dem Zeitgeist gehorchend und der Obrigkeit genehm Varus die Schuld zu den man schon zeitnah zum Bauernopfer erklärt hatte. Angesichts einer derartigen Niederlage den Germanen eine negative aber trotzdem ehrenvolle Gesinnung zu unterstellen und den Erzfeind Arminius dessen Begleiter er im Pannonienkrieg war für seine Leistungen zu loben in dem er fest stellte, dass man ihn zu Recht in den römischen Ritterstand hob und ihm das Bürgerrecht zu erkannte spricht für seinen Charakter und die aus militärischen Kreisen bekannte Fairness. So blieb er höflich, zurück haltend und gerecht und nannte den umstrittenen Segestes wohl nur deswegen treu und vornehm weil dieser mit Rom kooperierte. Und natürlich suchte auch er in den Naturgewalten und den höheren Mächten die bequemen Mitschuldigen für das Debakel. Allesamt Darstellungen die in ihm sowohl den Haudegen als auch den Diplomat erkennen lassen. So gelang ihm der Spagat über eine Niederlage zu berichten ohne nach den augenscheinlichen Drahtziehern im Kaiserpalast zu fragen oder nach ihnen forschen zu wollen. Der weit gereiste Paterculus dachte weltoffen und trat schon in jungen Jahren in die Armee ein, diente als Militärtribun unter Publius Vinicius in Thrakien, Makedonien und Griechenland. Ob er sogar mit Kaiser Augustus zusammen traf ist nicht überliefert, aber nach Lage der Dinge könnten sie sich auch persönlich gekannt haben bzw. begegnet sein. Im Jahre 1 - diente er unter Gaius Caesar dem Adoptivsohn von Kaiser Augustus, wurde dann zum Reiterpräfekt ernannt und war acht Jahre in Germanien und Pannonien „legatus“ unter Tiberius. So nahm er ab dem Jahr 2 + am Krieg gegen die Cherusker und andere germanische Stämme teil der im Jahre 1 + begann und im Jahre 5 + endete und dem er Namen Immensum Bellum gab was sich vermutlich eher auf die Landmassen bezog die man damals durchquerte, als dass es mit gewaltigen Schlachten zu tun gehabt hätte. Paterculus dürfte aufgrund seines Ranges und seiner Erfahrung auch an den Vorbereitungen des später abgebrochenen Markomannenfeldzuges nicht nur beteiligt, sondern sich auch im Marschzug befunden haben als man diesen aufgrund der größeren Gefahrenlage ins pannonische Aufstandsgebiet umleitete. Dort nahm er wie sich schlussfolgern lässt gemeinsam mit Arminius an der Niederschlagung der Aufstände teil die von 5 + bis 9 + andauerten und aus denen Arminius vorzeitig nach Germanien zurück kehrte. In den unruhigsten Zeiten, die das Imperium an seiner germanischen Nordostflanke erleben musste, half er dem späteren Kaiser Tiberius in seinen Zeiten als Feldherr zwischen 9 + bis 11 + im römisch besetzten Germanien die Ordnung aufrecht zu halten und begleitete ihn auch wieder auf seinen ersten Vorstößen nach der Varusschlacht ins Rechtsrheinische. Zählt man die Zeiten von 2 – bis 5 + und von 9 + bis 11 + als volle Jahre, dann wäre er 9 Jahre in Germanien stationiert gewesen. Er war daher in Germanenfragen bestens bewandert, kannte ihre Mentalitäten und kein anderer Historiker erreichte die tiefgreifenden Kenntnisse dieses Mannes. Nach dem Paterculus bereits mit dem römischen Feldherrn Lollius ins Gericht ging, als dieser sich 16 - u.a. von den „schälen Sicambrern“ überrumpeln ließ, stand nun Varus für ihn im Mittelpunkt der Kritik den er erheblich diskreditierte sich aber trotzdem bemühte gerechte Erklärungen für sein Verhalten zu finden. Paterculus thematisierte mehrfach fehlerhafte Entscheidungen von Varus.
Aus den Missbilligungen gegenüber Varus könnte man einen stillen Vorwurf gegenüber dem Kaiserhaus ableiten, wonach er sich als übergangen betrachtete.
Seine Selbsteinschätzung seiner strategischen Qualifikationen führten möglicherweise dazu, sich für die bessere Alternative zu halten. Er hätte die Stimmung in Germanien vermutlich auch besser eingeschätzt und selbst im Katastrophenfall hätte er die Lage auf geeignete Weise stabilisiert. So lässt sich spekulieren, dass es mit einem Paterculus als Statthalter eine Varusschlacht nicht gegeben hätte.
Er kannte Arminius persönlich und dies wohl nicht nur aus den gemeinsamen Zeiten im Pannonienkrieg und wäre schon im Vorfeld imstande gewesen aus den unterschiedlichen Strömungen und Stimmungen im Lager der Germanen die angemessenen Schlüsse zu ziehen. Zu viel der Spekulation wäre es zu fragen, ob es diese vernichtende Schlacht auch bei seiner Teilnahme gegeben hätte und wie dann sein Bericht ausgesehen hätte. So wirkt er aus der Distanz zum Geschehen wie das legitime Sprachrohr gleich einem Presseoffizier der von höchster Stelle befugt schien, dass Schlachtengeschehen mit deutlichen Worten kommentieren und sich gleichzeitig auch positionieren zu dürfen. Und obwohl er seine Worte rund 20 Jahre nach der Varusschlacht zu Papier brachte da er 31 + verstarb, stellte sich danach über eine lange Zeit scheinbar niemand mehr die Frage oder wagte sich herausfinden zu wollen, wie es denn nun wirklich in Ostwestfalen zwischen Egge und Weser dazu kommen konnte. Vielleicht war sein Hinweis es der Nachwelt einmal in einem größeren Werk präsentieren zu wollen nur eine Vorsichtsmaßnahme die darauf abzielte nicht ins Detail gehen zu müssen, um nicht doch umfänglicher auf die eigentliche Schuldfrage näher eingehen zu müssen was für ihn zu Problemen hätte führen können. So können wir auch bei ihm zunächst nur heraus lesen, dass die Legionen von Wäldern und Sümpfen eingeschlossen in einen Hinterhalt gerieten wo sie den tückischen Attacken der Germanen ausgesetzt waren. Wir erfahren von ihm nicht, ob die Schlacht innerhalb oder außerhalb eines Lagers statt fand oder wie lange sie dauerte. Seine auf Personen bezogenen Informationen hören sich jedoch nur auf den ersten Blick wie die Schilderungen von Nebensächlichkeiten an. Kurze Episoden mit denen er vermeiden konnte auf das Wesentliche des eigentlichen Schlachtengeschehen eingehen zu müssen. Paterculus übermittelte uns keine geographischen Anhaltspunkte bezogen auf die Landschaft durch die die Legionen einst zogen, was sie sahen, ob sie Flüsse überquerten oder Anstiege zu bewältigen hatten. Wissen das wir, sofern man dieses Wort benutzen darf einzig Tacitus oder Dio verdanken, die unseren Augenmerk erst in die Region zwischen Lippe und Weser lenkten. Sie halfen uns zu verstehen, wo der Marschzug in den Untergang begann und wo er vermutlich an jenem Gebirgszug endete auf dem sich die Höhenbefestigungen der Einheimischen befanden durch den eine Passage führte die Tacitus Saltus nannte. Paterculus ging mit nur wenigen Worten auf das eigentliche Schlachtengeschehen ein in dem er mangels Wissen darüber in welch unberechenbarer Zwangslage Varus entscheiden musste schrieb:
“Da man ihm (dem römischen Heer) nicht einmal die ungehinderte Gelegenheit bot, zu kämpfen oder vorzurücken, wie sie es selbst gewollt hatten, ja einige wurden sogar empfindlich bestraft, weil sie römische Waffen und römische Gesinnung anwendeten, so wurde es eingeschlossen von Wäldern, Sümpfen und Hinterhalten und weder zum Kämpfen noch zum Ausbrechen bot sich ihnen, so sehnlich sie es sich auch wünschten ungehindert Gelegenheit, ja, einige mussten sogar schwer dafür büßen, dass sie als Römer ihre Waffen und ihren Kampfgeist eingesetzt hatten. Und Mann für Mann wurden von demselben Feind abgeschlachtet, den sie ihrerseits stets wie Vieh abgeschlachtet hatten - dessen Leben und Tod von ihrem Zorn, Mitleid oder Gnade abhängig gewesen war. Das tüchtigste aller Heere, das erste unter den römischen Soldaten an Zucht, Tapferkeit und Kriegserfahrung, wurde durch die Schlaffheit des Feldherrn, die Treulosigkeit des Feindes und die Missgunst des Schicksals hintergangen“.
So verdanken wir Paterculus viele wichtige Details darüber was sich im Zuge der Schlacht zutrug die außer ihm niemand erwähnt und so deutlich beschrieben hatte. Übertroffen wird der Wert seiner Informationen aber dadurch, dass sich seine Schilderungen nahezu exakt in den Verlauf dieser Schlacht einfügen lassen die nach nur zwei Kampftagen beendet war. Damit stützte er den Aufbau einer Chronologie mit der sich die Kämpfe so rekonstruieren lassen, wie sie uns Cassius Dio, aber auch Tacitus und Florus überliefert hatten. In den voraus gegangenen Kapitel aus dem Jahr 2020 unter dem Titel „Wollte Paterculus Statthalter in Germanien werden ? Teil 2. - und unter Bewertung der Textstellen 2.119 (1) bis 2.119 (5)“ wurde bereits darauf näher eingegangen aber im folgenden Kapitel werden seine wertvollen Hinweise dem Verlauf zugeordnet. (13.07.2024)
Aus den Missbilligungen gegenüber Varus könnte man einen stillen Vorwurf gegenüber dem Kaiserhaus ableiten, wonach er sich als übergangen betrachtete.
Seine Selbsteinschätzung seiner strategischen Qualifikationen führten möglicherweise dazu, sich für die bessere Alternative zu halten. Er hätte die Stimmung in Germanien vermutlich auch besser eingeschätzt und selbst im Katastrophenfall hätte er die Lage auf geeignete Weise stabilisiert. So lässt sich spekulieren, dass es mit einem Paterculus als Statthalter eine Varusschlacht nicht gegeben hätte.
Er kannte Arminius persönlich und dies wohl nicht nur aus den gemeinsamen Zeiten im Pannonienkrieg und wäre schon im Vorfeld imstande gewesen aus den unterschiedlichen Strömungen und Stimmungen im Lager der Germanen die angemessenen Schlüsse zu ziehen. Zu viel der Spekulation wäre es zu fragen, ob es diese vernichtende Schlacht auch bei seiner Teilnahme gegeben hätte und wie dann sein Bericht ausgesehen hätte. So wirkt er aus der Distanz zum Geschehen wie das legitime Sprachrohr gleich einem Presseoffizier der von höchster Stelle befugt schien, dass Schlachtengeschehen mit deutlichen Worten kommentieren und sich gleichzeitig auch positionieren zu dürfen. Und obwohl er seine Worte rund 20 Jahre nach der Varusschlacht zu Papier brachte da er 31 + verstarb, stellte sich danach über eine lange Zeit scheinbar niemand mehr die Frage oder wagte sich herausfinden zu wollen, wie es denn nun wirklich in Ostwestfalen zwischen Egge und Weser dazu kommen konnte. Vielleicht war sein Hinweis es der Nachwelt einmal in einem größeren Werk präsentieren zu wollen nur eine Vorsichtsmaßnahme die darauf abzielte nicht ins Detail gehen zu müssen, um nicht doch umfänglicher auf die eigentliche Schuldfrage näher eingehen zu müssen was für ihn zu Problemen hätte führen können. So können wir auch bei ihm zunächst nur heraus lesen, dass die Legionen von Wäldern und Sümpfen eingeschlossen in einen Hinterhalt gerieten wo sie den tückischen Attacken der Germanen ausgesetzt waren. Wir erfahren von ihm nicht, ob die Schlacht innerhalb oder außerhalb eines Lagers statt fand oder wie lange sie dauerte. Seine auf Personen bezogenen Informationen hören sich jedoch nur auf den ersten Blick wie die Schilderungen von Nebensächlichkeiten an. Kurze Episoden mit denen er vermeiden konnte auf das Wesentliche des eigentlichen Schlachtengeschehen eingehen zu müssen. Paterculus übermittelte uns keine geographischen Anhaltspunkte bezogen auf die Landschaft durch die die Legionen einst zogen, was sie sahen, ob sie Flüsse überquerten oder Anstiege zu bewältigen hatten. Wissen das wir, sofern man dieses Wort benutzen darf einzig Tacitus oder Dio verdanken, die unseren Augenmerk erst in die Region zwischen Lippe und Weser lenkten. Sie halfen uns zu verstehen, wo der Marschzug in den Untergang begann und wo er vermutlich an jenem Gebirgszug endete auf dem sich die Höhenbefestigungen der Einheimischen befanden durch den eine Passage führte die Tacitus Saltus nannte. Paterculus ging mit nur wenigen Worten auf das eigentliche Schlachtengeschehen ein in dem er mangels Wissen darüber in welch unberechenbarer Zwangslage Varus entscheiden musste schrieb:
“Da man ihm (dem römischen Heer) nicht einmal die ungehinderte Gelegenheit bot, zu kämpfen oder vorzurücken, wie sie es selbst gewollt hatten, ja einige wurden sogar empfindlich bestraft, weil sie römische Waffen und römische Gesinnung anwendeten, so wurde es eingeschlossen von Wäldern, Sümpfen und Hinterhalten und weder zum Kämpfen noch zum Ausbrechen bot sich ihnen, so sehnlich sie es sich auch wünschten ungehindert Gelegenheit, ja, einige mussten sogar schwer dafür büßen, dass sie als Römer ihre Waffen und ihren Kampfgeist eingesetzt hatten. Und Mann für Mann wurden von demselben Feind abgeschlachtet, den sie ihrerseits stets wie Vieh abgeschlachtet hatten - dessen Leben und Tod von ihrem Zorn, Mitleid oder Gnade abhängig gewesen war. Das tüchtigste aller Heere, das erste unter den römischen Soldaten an Zucht, Tapferkeit und Kriegserfahrung, wurde durch die Schlaffheit des Feldherrn, die Treulosigkeit des Feindes und die Missgunst des Schicksals hintergangen“.
So verdanken wir Paterculus viele wichtige Details darüber was sich im Zuge der Schlacht zutrug die außer ihm niemand erwähnt und so deutlich beschrieben hatte. Übertroffen wird der Wert seiner Informationen aber dadurch, dass sich seine Schilderungen nahezu exakt in den Verlauf dieser Schlacht einfügen lassen die nach nur zwei Kampftagen beendet war. Damit stützte er den Aufbau einer Chronologie mit der sich die Kämpfe so rekonstruieren lassen, wie sie uns Cassius Dio, aber auch Tacitus und Florus überliefert hatten. In den voraus gegangenen Kapitel aus dem Jahr 2020 unter dem Titel „Wollte Paterculus Statthalter in Germanien werden ? Teil 2. - und unter Bewertung der Textstellen 2.119 (1) bis 2.119 (5)“ wurde bereits darauf näher eingegangen aber im folgenden Kapitel werden seine wertvollen Hinweise dem Verlauf zugeordnet. (13.07.2024)
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Montag, 24. Juni 2024
Was für die Varusschlacht im Nethegau spricht.
ulrich leyhe, 10:33h
Vor allem eines, dass mehr Argumente dafür als dagegen sprechen und diese Region zum Favoriten macht. Doch wer sich hier eine schnelle Antwort in Sachen Varusschlacht erhofft muss enttäuscht werden, denn ein 2.ooo Jahre alten Rätsel lässt sich nicht im Handumdrehen lüften. So mussten alle Register gezogen werden und der Ungeduldige sollte sich auf ein akribisches Vortasten quer durch alle bisher erschienenen Kapitel aber auch die unterschiedlichsten Forschungszweige einlassen. Aber dann darf er sich auf die Möglichkeit einstellen, dass die Schlacht parallel zur Nethe statt gefunden haben könnte. Ein Fluss der zum Schicksal der römischen Armee wurde und sie in den Untergang begleitete. Ein Fließgewässer das im vielleicht ruhigsten Winkel der Republik durch eine Region floss in der sich in Anspielung auf die Zerstörung der Irminsul die frühen Ereignisse die Hand gegeben haben könnten. Es ist eine Theorie auf deren Stichhaltigkeit in diesem Internet Buch seit 2017 in über 150 Beiträgen auf vielen hundert Seiten hin gearbeitet wurde. Wer sich nun ein näheres Bild verschaffen möchte und daher studieren will was bislang und zu welchem Themenkomplex abgehandelt wurde, der sollte sich wenn es ihm an Zeit mangelt das Kapitel seiner Wahl aufrufen. Dabei hilft die Möglichkeit der Suchleiste die der Blog bietet. Und desto präziser die Wortwahl ausfällt, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit also die Trefferquote möglichst schnell auf den gesuchten Abschnitt zu stoßen. Worte wie Tacitus tauchen zwangläufig häufiger auf und sollten daher vermieden werden. Wählt man aber einen Begriff wie etwa „Colonia“, dann bietet das System wie man selbst testen kann vier Kapitel an in denen dieser Name erscheint und es fällt leichter sich das Gesuchte aufzurufen. Bei dem Wort „Manilius“ wird es schon problematisch, denn auf diesen Geschichtsschreiber wurde in 14 Kapiteln näher eingegangen.
colonia (PNG, 124 KB)
Hilfestellung zur Vorgehensweise anhand des Suchsystems am Beispiel „Colonia“.
Obwohl erstrebenswert, so ist es aber unmöglich alle bisherigen Pfade der Recherche in einem einzigen Abschnitt zusammen zu fassen, sodass dieses Kapitel auch nur einen sehr groben Überblick zu allen harten und weichen Fakten vermitteln kann und daher für die Gesamtanalyse nur bedingt repräsentativ und hilfreich ist. Trotzdem soll hier zumindest der Versuch gemacht werden einen Überblick zu bieten, wie es damals abgelaufen sein könnte und der Geschichtsfreund kann sich dann darauf basierend nach belieben tiefer mit der Materie befassen. Zweifellos stehen die antiken Historiker am Anfang der Varusgeschichte aber dann geht der Sprung des Wissens über die Varusschlacht schnell zu den Corveyer Mönchen über die es sich im 9. Jhdt. im Lesesaal der Abtei anhand der Tacitus Annalen aneignen konnten. Ihnen war es noch anders als heute möglich den Inhalt der Schrift mit der sie umgebenden und noch unverbauten Landschaft abzugleichen und sie beherrschten zudem die alten Formen lateinischer Sprachweise besser als heutzutage. Ein Vorteil um den man sie beneiden könnte. Darüber hinaus gelangten sie noch in den Besitz heute längst verschollener Artefakte da sie ihnen von den Einheimischen zugetragen wurden, womit sie ihren Kenntnisstand vervollständigen konnten und die Zusammenhänge erkannten. Ebenfalls ein Umstand der sich 1100 Jahre später in unserer Zeit mit nichts mehr wett machen lässt. Die Mönche dürften in der Mehrzahl gebürtige Sachsen gewesen sein und wussten auch vieles von dem was der Volksmund noch wusste. So hielten sich bei ihnen die vielen Erinnerungen wach über die wir heute nur spekulieren können und sie trugen zur Erhellung bei. Taten und Begebenheiten die sich jenseits der mit der Christianisierung einher gehenden Strenge auf vielen Wegen verbreiten konnten und die Umbruchzeiten überlebt hatten. Schon die früheste Forschung erkannte die Verbindungen zwischen dem was die antike Welt schriftlich festhielt und dem was sich mangels Schreibkenntnis nur mündlich weiter geben ließ und sich Sage nennt. Dabei würden Sie allein bei der Begriffswahl „Drachentöter“ im zuvor erläuterten Suchsystem auf 14 Kapitel stoßen die sich mit diesem Teil der Forschung beschäftigen. Den Menschen im Nethegau war anhand der von ihnen gemachten Funde, denn wer will bezweifeln, dass sie auf ihren Äckern im 8. Jhdt. und den Zeiten davor nicht auf Schwerter, Dolche, Rüstungsteile und ähnliches gestoßen wären immer schon bewusst, dass sich in ihrer Region einst gewaltige aber unerklärbare kriegerische Ereignisse zugetragen hatten. Das die den Mönchen erst durch Tacitus bekannt gewordene Varusschlacht einst in ihrem Lebensumfeld dem Nethegau geschlagen wurde gehörte somit schon vor den Tagen der Existenz einer Abtei Corvey zum Wissen der Zeit als es noch nicht seine schriftliche Bestätigung gefunden hatte. Die Theorie die diesem Internetbuch zugrunde liegt kann jetzt die dazu gehörigen Details nachliefern. Was die Überlieferungen der antiken Historiker anbelangt, so hadert die Fachwelt schon seit Jahrhunderten mit den Jahrtausende alten Schriften und schwingt sich dabei oft zum Richter über wahr und unwahr, glaubhaft und unglaublich auf aber sie bilden das literarische Fundament für das Varusereignis. Im wesentlichen sind es nur vier Personen die in Sachen Varusschlacht weiter helfen können. Mitten im Fadenkreuz der Zweifler steht der „Senatsaktenabschreiber“ Cassius Dio der lange nach der Schlacht erst zu Beginn des 3. Jhdt. schrieb dafür aber den einzigen und zudem detailliertesten Bericht über ihren Verlauf hinterlassen hat. Angelastet wird ihm, dass er es wagte seine Vorlagen selbst infrage zu stellen, in dem er das einstige Kaiserhaus nicht nur der Fälschung verdächtigte, sondern auch die Ursachen die zur Schlacht führten unterdrückt glaubte bzw. vermutete, dass man sie verschwiegen haben könnte. So gab er freimütig zu sie selbst in einem uns unbekannten Ausmaß bearbeitet sprich angepasst oder verändert zu haben um sie verständlich zu machen. In späterer Zeit machte man sich nur wenig Gedanken über diese von ihm gemachte hilfreiche Bemerkung und warum er es getan haben könnte. Er gehörte dem Jahrgang 153/165 + an, so dass viele ihm die nötige Authentizität absprach, obwohl es gerade die Distanz ist, die man Positiv werten sollte. Florus dem „Schöngeist“ gibt die Forschung kaum Chancen ernst genommen zu werden, da man ihm die Fähigkeit schriftliche Leistungen auf historischer Basis zu vollbringen absprach bzw. es ihm nicht zutraute, während Tacitus dagegen allen wie die Glaubwürdigkeit in Person erscheint obwohl auch er nie in Germanien war. Paterculus hebt sich von allen ab. Er kannte als einziger Germanien und obwohl auch er die Schlacht nicht "life" erlebte so war nur er es der den Vorteil genoss ein Zeitgenosse der damaligen Protagonisten gewesen zu sein. Aufgrund seiner Stellung als Offizier, er kämpfte zum Zeitpunkt der Schlacht in Pannonien unterstellt man ihm den unschätzbaren militärischen Sachverstand. Er war Weggefährte des späteren Kaisers Tiberius und traf mit ihm schon zusammen als dieser noch Feldherr war und man darf ihm unterstellen auch Arminius aus nächster Nähe gekannt zu haben, während das Werk von Plinius dem Älteren dem fünften im Bunde leider verschollen ist. Damit schließt sich der Kreis jener von denen sich etwas über das Ereignis erfahren ließ. Man sollte erwarten, dass das was die antiken Historiker schrieben im wesentlichen auch identisch mit dem ist, was sie ihren Quellen entnahmen, was sich damals zutrug und es dann auch getreu so verarbeiteten. Da man jedoch ihre Quellen nicht kennt und sich bereits deren Glaubwürdigkeit nicht abschätzen lässt, sind diese ebenfalls kritisch zu sehen. Zudem lässt es sich nicht beurteilen inwieweit man untereinander also voneinander abgeschrieben haben könnte und dabei mögliche Irrtümer mit übertrug. So entlädt sich in der heutigen Zeit ein aus Verzweiflung und Unkenntnis gespeister Unmut über den Köpfen der antiken Historiker die sich dem nicht mehr erwehren können. Im Kern ist es wohl mehr der Verdruss darüber, dass sich ihren Überlieferungen so wenig Aussagekräftiges entnehmen lässt um sagen zu können wo denn einst die Schlacht statt fand. So lasen denn damals die sicherlich auch um sachliche Aufklärung bemühten antiken Geschichtsschreiber in ihren Quellen von einem äußerst arglistigen Feind, von halsbrecherischen und todesmutigen Ereignissen unter widrigsten Umständen und Bedingungen, von heraus ragenden und heroischen Leistungen einzelner Lagerkommandanten und vom desaströsen Versagen des Generalstabes samt Feldherrn. Sie wussten, dass sie über eine Schlacht schrieben die für Rom in der Katastrophe endete, waren sämtlich betrübt und verbittert zugleich und schwankten zwischen Beschönigen, in dem sie das Heldenhafte heraus stellten und Empörung wenn es um das Versagen des Statthalters ging. Aber all ihr an erlesenes Wissen woher auch immer sie es hatten reichte immer nur aus um ein schnelles Schlaglicht auf die kurzen Episoden und Phasen des Verlaufs zu werfen, während allen der Einblick in das "Großeganze" versagt blieb. Man schaute auf das Ereignis aus unterschiedlichen Perspektiven in späteren Zeiten aber immer auf das gleiche Geschehen, kommentierte es aber unter Zuhilfenahme eigener Vorstellungen und Visionen, sodass man es letztlich der Nachwelt überließ daraus einen Strang zu bilden um den Verlauf kompatibel zu machen. Da es aus vier verschiedenen Federn also Blickwinkeln stammte musste alles zwangsläufig so wirken, als ob man es mit divergierenden Berichten zu tun hat und so ist es verzeihlich, dass es den späteren Analysten schwer fiel das Verbindende heraus zu arbeiten. Dieses Dilemma darf man nun als überwunden betrachten, denn im Zuge dieses Internet Buches ließ sich begründen, dass alle vier antiken Historiker mit ihren Darstellungen richtig lagen und sich auf glaubhafte Weise ergänzten. Ihre Berichte auch wenn sie aus unterschiedlichen Sichtweisen abgefasst wurden und sie es unter Verwendung anderer Worte taten, so lassen sie sich doch einem bestimmten Abschnitt innerhalb des Schlachtengeschehens zuweisen. Über die Jahrhunderte betrachtet gerieten jedoch alle Versuche den möglichen Verlauf der Schlacht darzustellen zu Stückwerk und so beschrieb man das Szenario der Schlacht auf Gutdünken und unterschiedlichste Art und Weise in dem man mal dieses oder jenes Ereignis heraus griff, händeringend nach Zusammenhängen suchte bis wieder alles ins Stocken geriet da der Faden riss. Kein Jünger der Varusgeschichte konnte der kollektiven Forschergemeinde je Anfang und Ende präsentieren, sodass allen noch so gut gemeinten Vorschlägen Hand und Fuß fehlte, jegliche Plausibilität darunter litt und das Kapitel Varusschlacht in den Ruf geriet zum Spielball ehrgeiziger Forscher, Träumer und Heimatkundler zu werden. Dies führte oft dazu, dass die zeitgenössischen Historiker genügend Ansatzpunkte fanden um sich im Ringen um die glaubwürdigste Version gegenseitig zu reiben was sich auf die Stichhaltigkeit der Forschungsergebnisse negativ auswirkte und daher in der an der Geschichte interessierten Bevölkerung auf Unverständnis stoßen musste sie irritierte und oft abwenden ließ. Und es waren nicht wenige die ihren fragwürdigen literarischen Fußabdruck in Form der Internationalen Standardbuchnummer (ISBN) hinterließen und dafür oftmals sogar noch einen Kaufpreis verlangten, obwohl man darin das plausible Gesamtgerüst, dass durchgängig Fließende und die nötige Logik vermisst. Und blieben dann noch weiße Seiten übrig, so bediente man sich um sie zu füllen an der Belletristik des 20. Jhdt. oder stieg in die nationalsozialistische Gruselkammer hinab. So bekamen die Kämpfe des Jahres 9 + nie ein Gesicht, die antiken Quellen konnten nicht zueinander finden und das Resultat verkam zu Stückwerk. Oftmals krankte es daran, dass sich die Topographie und der landschaftliche Hintergrund dem Wunschverlauf partout nicht der Theorie unterordnen wollte oder es kam hinzu, dass die Analysen was den Zeitbedarf der Tagesmarschetappen ab Tag zwei anbetrifft Mängel aufwiesen, da man nicht ausreichend berücksichtigte, dass das Kampfgeschehen die Armee massiv am Fortkommen hinderte. Zudem verzerrten falsche Distanzannahmen zur Marschzuglänge das Gesamtbild da man die Legionsstärke überschätzte und dem Irrtum anhing Varus habe Frauen und Kindern der Gefahr ausgesetzt. So unterlag man der Fehlannahme, es habe sich hinter dem genannten Begriff der „Unbewaffneten“ um Frauen und Kinder gehandelt. Aber sie finden ab dem Zeitpunkt, als man in Brakel aufbrach keinerlei Erwähnung mehr. Natürlich leiden die Quellenanalysen auch darunter, dass die altgriechischen und altlateinischen Worte und Begriffe seit jeher eine Herausforderung für Philologen und Sprachforscher darstellen. Was die lateinische Sprache anbelangt, so sind die Schriften von Julius Cäsar unersetzbar, da die Worte die er verwendete aus der Epoche stammten und mit den Schriften der anderen Historiker abgeglichen werden können. Wortverwandtschaften und Übereinstimmungen bieten uns Basis und Hilfestellung. Anders ist es bei Cassius Dio. Er war Grieche stand den Dingen vermutlich neutraler und distanzierter gegenüber und hatte sein Werk in seiner Muttersprache abgefasst, die wir heute altgriechisch nennen. Eine vergleichende Analyse bedeutet daher immer vorher einen tiefen Blick in die möglichen Variationen und Auslegungen zu werfen die uns die diversen Übersetzungen gestatten. Aber in welcher Situation und warum entschied sich Cäsar dafür dieses und wann Tacitus jenes Wort zu verwenden, warum griffen sie in dem einen Fall nach einer Umschreibung für die sie nach unserem Verständnis und dafür halten eigentlich auf andere Begriffe hätten ausweichen müssen. Wollte man auch damals schon vermeiden sich im Text zu häufig zu wiederholen, traf man mangels Verständnis nicht das passende Wort oder übernahm man Worte anderer Historiker ohne sich der Hintergründe bewusst zu sein. Spielräume und Interpretationen die uns heute vor viele Rätsel stellen wie es sich gut am taciteischen Wort „Saltus“ fest machen lässt. Ein Wort für das es mehrere Übersetzungsmöglichkeiten gibt, für das sich aber nur eine Erklärung deutlich abzeichnet und mit der sich der Verlauf der Schlacht nachstellen lässt. Bekanntlich steckt dieser Teil der Römerforschung in einem in Jahrhunderten gewachsenen Dilemma was immer schon dazu verführte für die Geschehnisse nach neuen und teilweise gewagten Erklärungen zu suchen und Theorien aufzustellen die durch Fehlschlüsse auch schon mal im Schiffbruch endeten wie der Fall „Kalkriese = Varusschlacht“ offenbart. Überlegungen wie die hier vorgestellte die verblüffend wirkt, da sie der Wahrheit nahe zu kommen scheint irritieren zunächst gewinnen aber bei näherer Betrachtung an Plausibilität. Um es etwas „non chalance“ auszudrücken darf man sagen, dass es da eine Region im östlichsten Ostwestfalen gab, die bislang kein Freund der Varusschlachtforschung auf dem Schirm hatte bzw. die nächstliegenden Theorien erst den nördlichen Rand des Sauerlandes oder den Oberwälder Wald bei Reelsen umfassen. Das römische Legionen auch östlich der Egge operierten ließ sich jüngst wieder durch einen etwa drei Kilometer nordöstlich von Brakel entdeckten Militariafund untermauern den Experten als Teil einer kaiserzeitlichen Rüstung im Bereich der Schulter identifizierten. Im Focus dieser Forschungsarbeit steht die Annahme, dass Varus zunächst aus Richtung Xanten kommend die obere Lippe erreichte, dann über Paderborn den römischen Hellweg nach Osten nutzte wo er sich seinen Stützpunkt an der Weser im Raum Höxter/Corvey errichtete. Dies also weder Weser ab- noch Weseraufwärts tat. Von hier aus trat er auch den Rückzug im Herbst 9 + zum Rhein an, sodass auch an diesem Ort der Hauptstrang des Mehrtagesgefechtes seinen Ausgang nimmt. Die Eckpunkte, Schauplätze und Stationen lassen sich daran aufreihen bis die Varusschlacht vor der Eggewand im Raum Borlinghausen endet. Die Beweislast für die These durch die sich eine Kompatibiliät herstellen lässt gelingt am Vorteilhaftesten es an den jeweiligen Marsch – bzw. Kampftagen festzumachen auf die im weiteren Verlauf detaillierter und hoffentlich auf verständliche Weise eingegangen wird.
Zusammenfassung der Theorie:
Am Tag eins war von Schlacht noch keine Rede. Man brach nach dem gemeinsamen Gastmahl das am Vorabend statt fand am folgenden Morgen in der Region Höxter/Corvey auf und nutzte für den herbstlichen Rückzug zunächst den schon seit prähistorischen Zeiten existierenden, schon von den Legionen seit Ahenobarbus ausgebauten und häufig frequentierten Hellweg. Eine Straßenverbindung, dessen Namen man einem römischen Bauarchitekten namens Helvius verdankt haben könnte. Dazu erschien bereits das Kapitel „Die römische Straße über die Egge - Ein Beitrag zur Entschlüsselung ihres antiken Namens - Später nannte man sie Hellweg“ vom11.9.2022. Sie führte durch offenes Land aus dem Funde belegen, dass es bereits seit frühesten Zeiten bewirtschaftet wird. Aufgrund seiner überschaubaren offenen Topographie parallel zur Nethe zwischen Godelheim und Brakel war dieses Terrain für einen Hinterhalt artigen Überraschungsangriff vor allem aber aufgrund seiner Nähe, sprich der guten Erreichbarkeit des Ausgangs – als auch des Ziellager ungeeignet, sodass es an diesem Abschnitt zu keinen Kampfhandlungen kam. Mit dem historischen Wissen, dass Arminius anfangs noch mit den Legionen ritt, also nicht im Umfeld des Ausgangslagers angegriffen hatte, verging dieser erste Tag nachvollziehbar kampflos. Hierbei handelt es sich um eine wesentliche Erkenntnis womit sich begründen lässt, dass sich der Marschzug über vier Tage hinzog, so wie es Cassius Dio berichtete. Siehe „Die „zweite Offenbarung“ des C. Dio - Chronologie war nicht seine Stärke“ vom 31. März 2019. Es kam an diesem ersten Tag folglich zu keinen Kampfaktivitäten, wovon jedoch bislang die gesamte einschlägige Literatur mangels tiefgreifender Analyse ausging. Dadurch lässt sich der gesamte Ablauf der Schlacht erst chronologisch aufbauen. Die erste Routineetappe bis Brakel wofür auch noch die Teilnahme von Zivilpersonen verbrieft ist und wo man gegen Nachmittag eintraf um das erste Nachtlager zu beziehen entspricht einer typisch römischen Marschdistanz von etwa 25 Kilometern. Man darf sich einen entspannten Verlauf vorstellen an dem noch alle teil nahmen, das gesamte Heer des Varus, der umfängliche Tross mit den zahlreichen Zivilpersonen und anfänglich auch noch die Schar der Cherusker denen man vertraute. In den Abschnitten 19.(1) bis 19.(4) sowie 20.(2) berichtete Cassius Dio über diesen ersten Marschtag. Vermutlich in der zweiten Tageshälfte sonderten sich die Cherusker von der Marschkolonne ab und nahmen Kontakt zu ihren Stammesgenossen auf. Es war die entscheidende Wende deren Konsequenz und Tragweite sich den Vertretern Roms zu diesem Zeitpunkt nicht erschloss. Denn Arminius der sie als Freund verließ, sollte als Feind zurück kommen. In Abschnitt 19.(4) und 19.(5) berichtete Cassius Dio über diesen heiklen Moment der in den Quellen wie eine beiläufige Bemerkung wirkt. Die germanischen Kampfeinheiten lagerten nicht an einem zentralen Ort, rückten aufgrund ihrer verstreuten Siedlungsgebiete aus unterschiedlichen Richtungen an und wurden vermutlich erst im Verlauf des ersten Marschtages zusammen gezogen an dem Arminius noch in enger Verbindung zu seinem Vater stand. Angekommen im Etappenlager beriet sich Varus mit seinem Stab, ob man es riskieren sollte Zivilpersonen in die Region der Aufrührer mitzunehmen was völlig unüblich war. Man stellte sich zudem die Frage, wie es der Kaiser aufnehmen würde sollte es zu Opfern unter ihnen kommen oder ob aufgrund des Umweges für alle die Verpflegung reichen würde, bzw. mit wieviel zusätzlichen Marschlagern sie planen mussten und ob die Wege für die Trosskarren geeignet waren. So entschied man sich einem vielleicht von Arminius vorgebrachten Vorschlag zu folgen, den Marschzug ab Brakel aufzuteilen. Demnach verließen am Tag zwei zeitversetzt zwei Marschzüge getrennt voneinander das erste Nachtlager. Es war ein von Sümpfen umschlossenes Lager vermutlich nahe einer germanischen Siedlung, da es sich im vermuteten Brakel an einem überregional bedeutsamen Ost - West und Nord - Süd Drehkreuz in Flussnähe befand und bei dem es sich wohlweislich nicht um das „prima Vari castra“ handelte, da es bereits vor der Varusschlacht existierte. Und während sich die Bewaffneten aufmachten um für die anstehende Gerichtsverhandlung zu den Aufrührern zu ziehen, ermöglichte man es dem umfänglichen Tross mitsamt den zahlreichen Ochsenkarren sowie den Wert- und Gebrauchsgegenständen die man über die Sommermonate angehäuft hatte unter Geleitschutz den direkten Kurs via Hellweg über Schwaney zum Lippeoberlauf einschlagen zu dürfen. Jener Geleitschutz der ebenfalls zu vielen Irritationen führte und den Cassius Dio 19.(1) in der Gestalt interpretierte, als dass Varus seine Legionen im Feindesland nicht konzentriert hatte, da diese von den Germanen zu diversen Schutzzwecken angefordert wurden. Dann stößt man unter 20.(5) auch auf die Bezeichnung die „Unbewaffneten“. Ein historisch hinterlegter Name für einen Personenkreis, bei dem es sich nicht um Frauen und Kinder, sondern um die „assensi velati“ handelte. Männer die aus unterschiedlichen Gründen nur begrenzt zum Kämpfen geeignet waren. Dazu erschien am 5.8.2021 das erläuternde Kapitel „Wie konnte sich die Wahrheit nur solange verbergen“. Fazit: Varus nahm definitiv keine Frauen und Kinder mit ins Rebellengebiet“. So bewegte sich der zivile Marschzug nun nach Westen auf die Gradberg Engstelle zu während Varus nach Süden ins Aufrührer Gebiet zog. Varus nutzte dazu den ebenfalls schon seit prähistorischen Zeiten begangenen Weg der auf einem Höhenrücken östlich der Nethe verlief und wodurch man der sumpfigen Auenlandschaft ausweichen konnte. Heute nur noch als Feldweg genutzt trägt er aber immer noch den Namen Warburger Hellweg. Er beginnt an der alten Nethebrücke nahe dem Sudheimer Hof südlich von Brakel und führt geradewegs in Richtung eines vom Thalbach verursachten Sumpfgebietes, dem Schweckhauser Fahlenbruch. Siehe Kapitel „Sorglos verlassen drei Rumpflegionen das Brakeler Etappenlager“ vom 2. Oktober 2021. Arminius hatte unterdessen seine Männer beauftragt sich zunächst des zivilen Marschzuges zu bemächtigen und schloss danach zu Varus auf. Cassius Dio berichtete über diesen denkwürdigen Moment in Abschnitt 19.(5) und in Abschnitt 20.(4). So griff Arminius entweder schon in die bereits im Gang befindlichen Kampfhandlungen am zweiten Marschtag ein oder er löste sie erst im Augenblick seines Erscheinens aus nachdem sie zunächst in der Erwartung seines Eintreffens nur zaghaft begonnen hatten. Aufgrund der Anmarschwege die die Germanen zurück zu legen hatten sowie den logistischen Vorbereitungen im Zuge des morgendlichen Ausmarsches der Legionen und dem damit verbundenen jeweiligen Zeitbedarf begannen sich die Kämpfe erst um die Mittagszeit zur Schlacht hoch zu schaukeln. Zu diesem Zeitpunkt hätte sich bei normalem Marschverlauf die Vorhut bestehend aus der ersten Legion bereits jener Region annähern sollen, wo man in Kontakt mit den Aufrührern hätte kommen sollen, statt dessen wurde die Lage von Stunde zu Stunde unübersichtlicher. Arminius könnte in dieser Phase das Schlachtfeld erreicht haben wodurch sich die Ereignisse überschlugen und sich eine unvorhersehbare Dynamik entwickelte was in der römischen Marschformation eine massive Verwirrung auslöste. Der ursprüngliche Plan ein Tribunal artiges Standlager zu errichten wurde verworfen und es stellte sich eine Situation ein die Cassius Dio unter 21.(1) beschrieb, als er aufgrund der widrigen Umstände von der Errichtung eines notdürftigen Nachtlagers sprach für das sich in dem Waldgebirge nur schwerlich ein geeigneter Platz finden ließ. Damit endete die Strecke die man am zweiten Marschtag gedachte zurück legen zu können durch die ausbrechenden Kämpfe vorzeitig und zudem unter extrem desaströsen Bedingungen. Das Notlager konnte seine Strukturen bis heute bewahren und befindet sich auf Basis dieser Theorie nördlich von Schweckhausen im Fahlenbruch.
Eine Forschungsgruppe der Römerfreunde inspizierte bereits zu Beginn des 21. Jhdt. die bedeutsamen Wall- und Grabenreste im Fahlenbruch bei Schweckhausen. Rolf Bökemeier veröffentlichte dazu im August 2004 zwei Fotos denen sie sich entnehmen lassen. Auf dem einen Foto steht Gerhard Steinborn aus Marienmünster womit er die Tiefe des Grabens verdeutlicht. Das zweite Bild zeigt den Wallgraben inmitten eines Fichtenwaldes der heute nicht mehr sichtbar ist, da der Nadelholzbestand durch Windbruch umgeworfen wurde. Zum Zeitpunkt der Begehung im Juni 2022 waren die Stämme noch nicht abgeräumt die Gräben aber bereits nicht mehr erkennbar.
Tacitus nannte es in zutreffender Weise „prima Vari castra“ und es wurde zum Wendepunkt der Schlacht. Hier erkannte die Generalität aufgrund der hohen Verlustzahlen, einem weitgehend zerstörten Tross und der isolierten Lage inmitten des Feindesgebietes die Aussichtslosigkeit und trat nach der Materialverbrennung die Flucht nach Westen an. So orientierte man sich ab dem Morgen des 3. Tages in Richtung Borlinghausen wo nur noch der „Teutoburgiensi saltu“ eine Möglichkeit bot dem Inferno zu entkommen. In Schweckhausen am Nordrand der Warburger Börde kreuzte der aus Brakel kommende Warburger Hellweg den Oberen Bördenweg, die Westostroute. Auf die besondere Bedeutung des Oberen Bördenweges wird u.a. im Kapitel „Zur karolingischen Neuordnung der Gaulandschaft nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ - Die Kartographie konservierte das Schlachtfeld“ vom 15. 12. 2022 gesondert eingegangen. Hier bot sich den Legionen ein freier Blick nach Süden ins Offenland der baumlosen Warburger Börde. Cassius Dio verarbeitete diese Phase des Geschehens ebenfalls im Abschnitt 21.(1) wobei dieser Theorie u.a. das Kapitel „Stand das Varusheer am Nordrand der Warburger Börde ? - Cassius Dio wusste wo die Varusschlacht tobte - ohne es zu wissen“ vom 7. 3. 2022 zugrunde liegt. Beim Abzug und im weiteren Verlauf wurden die „Rumpflegionen“ erneut in Kämpfe verwickelt und es kam im Raum Borlinghausen zu einer letzten Schlacht in der sich die bewaffneten Legionäre mit der eigenen Reiterei gegenseitig in Bedrängnis und folglich zu Fall brachten. Cassius Dio ging in Abschnitt 21. (2) darauf ein. Bis zum Abend des 3. Marschtages entbrannte die Schlacht. Varus hatte bis zu diesem Zeitpunkt bereits große Teile seiner Armee samt Fahrzeugen und Zugtieren verloren und man errichtete am Abend dieses Tages das zweite Notlager. Tacitus ging in seinem Kapitel 61. (2) darauf ein als er schrieb, dass Germanicus 15 + auf einen halb zerstörten Wall stieß, den er nach dieser Theorie im zweiten Notlager vorfand. Am 4. Tag setzte das Gemetzel ein auf das sich Cassius Dio im Abschnitt 21.(3), 21. (4) und 21.(5) bezog um dann im Abschnitt 22.(1). das Ende der Schlacht zu schildern. Unter Ausblendung der zahlreichen jedoch nicht zielführenden Hinweise auf die ungünstigen Wetterverhältnisse und ihre Auswirkungen war es um das Rätsel Varusschlacht anzugehen, geschweige denn es lösen zu wollen nicht nur nötig eine durchgängige Logik herzustellen, sondern es kam darauf an neben Vorstellungskraft und Einfühlungsvermögen auch Substanzielles vorweisen zu können. Ein Blick auf die geopolitische Lage der Zeit lässt erkennen, dass Tiberius gezwungen war Varus für den Markomannen Feldzug Truppenkontingente entziehen zu müssen und wegen dem anschließenden Pannonien Feldzug konnte er sie ihm auch nicht mehr wieder rechtzeitig zuführen was sich erheblich auf seine Kampfstärke auswirkte, sodass die Legionen weit von ihrer Sollstärke entfernt waren. Dieser Kräfteentzug machte Varus in allen Belangen von den Cheruskern und deren Feldherren abhängig was letztlich deren Sieg begünstigte. Dem Vorstoß von Varus nach Osten ging zwischen 1 + und 5 + der große Krieg von Paterculus „Immensum Bellum“ genannt voraus. Eine Erhebung germanischer Stämme gegen Rom an der was kaum vorstellbar ist und auch nur vermutet wird nahezu alle Stämme östlich des Rhein bis zur Elbe beteiligt gewesen sein sollen. Regionale Konfliktherde sind denkbar die aber letztlich für Rom keine nennenswerte Bedrohung darstellten, worin man aber einen ersten Probelauf für das sehen konnte was unter Germanicus 16 + auf das Imperium zu kommen sollte. Eine mit militärischen Mitteln erzwungene Befriedung der Stämme war aber eine Voraussetzung für den Aufbau einer neuen Provinz und man kann darin einen vorbereitenden Akt gleich einem Plan sehen dieses von langer Hand angehen zu wollen. So lassen sich im „Immensum Bellum“ die nötigen flankierenden Maßnahmen erkennen um jegliche germanischen Widerstände gegen die Absichten einer Provinzialisierung im Vorfeld auszuräumen. Aus strategischer Sicht war sicherzustellen, dass Varus keine Gefahren von Völkern aus den Weiten des heutigen Niedersachsens und des Elbevorlandes drohen konnten, sodass Tiberius die Empörungen und die Uneinigkeit der rebellierenden Stämme entgegen kam und ihm die Gelegenheit boten einzugreifen. Velleius Paterculus beschrieb die germanischen Erhebungen als gewaltig und stellte den Feldzug der sich mit der römischen Strategie deckte und für Varus eine günstigere Ausgangslage schuf als nötig dar. Im Fahrwasser dessen stellten sich auch die damit bezweckten ruhigen politische Verhältnisse ein die Varus halfen seinen Auftrag angehen zu können. Mit Dominanz und Stärke hatte man sich die nördlichen Völker auf Distanz gehalten und von chattischer Seite befürchtete man keine Widerstände. Im Zusammenhang mit diesen Kämpfen sprach Cassius Dio in unterschwelliger Weise jedoch nur von Unruhen innerhalb der germanischen Stämme und so gelangte er zu der Auffassung, dass damals „nichts Erinnerungswürdiges vollbracht wurde“. Es lässt sich so deuten, dass es seinerzeit zwar zu einer umfänglichen Zurschaustellung römischer Macht und Überlegenheit in weiten Gebieten Germaniens kam, aber Schlachtenerfolge im großem Maßstab ausblieben bzw. es möglicherweise gar nicht dazu kam. So könnten die germanischen Aufstände auch als Vorwand gedient haben in dem man die Lage bewusst überschätzt hatte um einen umfänglichen Unterdrückungsfeldzug zu begründen, zumal keine Bodenfunde oder sonstige historische Erwähnungen auf das Gegenteil hinweisen. Aber die Maßnahme verfehlte nicht ihre Wirkung und man erreichte das gesteckte Ziel in dem man es nun riskieren konnte Varus zu beauftragen ins Land der Cherusker und an die Weser zu ziehen. In ähnlicher Weise verdrehte die antike Geschichtsschreibung auch den Sachverhalt in dem sie Arminius unterstellte er bzw. die Cherusker hätten Varus in sein Land gelockt. Eine Argumentation die in die Zeit passte und mit der man ihn schon früh zum Rädelsführer machte bzw. ihn als solchen entlarven konnte. So etablierte sich die Vorstellung man könne Rom von der widerrechtlichen Okkupation frei sprechen, bzw. Varus eigentlich gar nicht die Absicht hatte das Land zu besetzen. Überzogen ausgedrückt, waren es die Cherusker letztlich selbst schuld in dem sie Varus in Ihr Stammesgebiet köderten bzw. einluden. So unterstellte man den Cherusker eine perfide Methodik schon 7 + den Plan gehabt zu haben Varus in der gleichnamigen Schlacht zwei Jahre später besiegen zu wollen und so ließ sich beim Leser der Eindruck erwecken, dass das „gutmütige“ Imperium letztlich nur Opfer von Vertrauen und Leichtgläubigkeit war und konnte ihm jegliches Aggressionsverhalten absprechen. Auch so ließen sich Argumente für eine bittere Niederlage finden und die Cherusker bekamen den ewigen Ruf ein Volk hinterhältiger Betrüger zu sein. Ein Image das an ihnen bis heute haften blieb und noch zum Gegenstand eines separaten Kapitels werden wird. Im Zuge des „Immensum bellum“ errichtete man vermutlich auch das 20.000 Legionäre umfassende Lager Wilkenburg an der alten Leine und sucht seit dem jedoch bislang vergeblich nach weiteren Lagern im Tagesmarschabstand. Außer Paterculus der diesen Krieg als außerordentlich voluminös darstellte und die relativierende Aussage von Cassius Dio gibt es nur noch die Minimalquelle von Suetonius der sich aber lediglich entnehmen lässt, dass Tiberius von Kaiser Augustus angewiesen wurde in dieser Zeit Germanien zu unterwerfen. Ebenfalls eine Formulierung die den „Immensum bellum“ nicht mehr so immense erscheinen lässt wie er in die Geschichtsschreibung „dank Paterculus“ eingegangen ist. Nach dem man also zu der Überzeugung gelangte mögliche Gefahrenherde im Norden unter Kontrolle gebracht zu haben, wurde die Freigabe für die „Mission Varus“ erteilt und er konnte in den mittleren Weserabschnitt vorstoßen um dort im Sinne einer neuen Verwaltungsstruktur selbstständig agieren zu können. Die Nordstämme ließ man eingeschüchtert zurück und Varus konnte mit sicherem Abstand zu ihnen mit den Cheruskern die ihn wohlweislich angelockt hatten den Knebelvertrag schließen da sich diese nun nicht mehr auf eine langobardisch elbgermanische Rückendeckung stützen konnten. Zu bedenken ist, dass eine versumpfte wirtschaftlich uninteressante und zudem wertstofffreie Region zu erobern auch nicht das eigentliche Ziel Roms war, denn letztlich hatte man die Erzlagerstätten im Visier, sodass sich im römischen Vorstoß in den Norden und bis zur Elbe um diese Zeit auch noch nicht die Strategie einer neuen Elbgrenze erkennen lässt. Zweifellos war der Macht - und Einflussbereich von Marbod in diesen Tagen dem Imperium bereits ein Dorn im Auge. Einem Gefahrenbereich dem man mit dem „Immensum Bellum“ und der Gründung einer römischen Provinz unter Varus im bedeutsamen Harzvorland immer näher kam. An diesem geostrategischen Ort im Raum Höxter an der Mittelweser offenbart sich der Kern augusteischer Machtpolitik, denn von hier aus war es möglich wenn es militärisch geraten schien den Harz sowohl nördlich als südlich zu umfassen. Eine Theorie die es ausschließt das Varuslager weiter nördlich zu vermuten. Wir schreiben das Jahr 7/8 + und mit jedem Kilometer mit dem man das Lager nach Norden in Richtung Hameln verschoben hätte wäre auch der Versorgungsabstand einer sozusagen überlebenswichtigen Logistikkette in die Länge gezogen worden. Damit wäre auch die Gefahr gewachsen, dass sich um diese Zeit ein noch unbesiegter Marbod mit dem Tiberius drei Jahre vor dem Ausbruch der Varusschlacht noch einen Zwangsfrieden schließen musste zu einem Gegenspieler entwickeln konnte und er sich hätte dazwischen schieben können. Varus hätte im Markomannenkönig der über ein schlagkräftiges und vollzähliges Heer verfügte eine ernst zunehmende Armee zum Gegner gehabt und wäre mit einem nördlicher gelegenen Lager erhebliche und unnötige Risiken eingegangen. Varus durfte die schnelle Anbindung via Hellweg zur Lippe aus strategischen Gründen nicht aufs Spiel setzen. Denn im möglichen Zusammenspiel mit anderen Stämmen wäre es für Marbod ein Leichtes gewesen einen Keil in die römische Lagerkette zu treiben um Varus samt Provinz zu isolieren. Das Imperium war ein Militärstaat und beherrschte in der Regel das Einmaleins der Kriegstaktik. Und neben dem von Tiberius angeordneten militärischen Aderlass als man Varus seine drei Legionen für den Markomannen Feldzug erheblich abgeschmolzen haben könnte, was er widerstandlos zu akzeptieren hatte kommen Gedankenabläufe dieser Art im provinzialrömischen Forschungszweig oft zu kurz. Abgestellte varianische Kontingente auf dem Weg in den Osten könnten sich möglicherweise auch mit den Marschlagern bei Hachelbich am Südharz in Verbindung bringen lassen. Die Zeiten eines im Sinne Roms geschlossenen Besatzungsvertrages hatten sich nun geändert nachdem die Legionäre nach dem abgebrochenen Markomannen Feldzug wegen des Pannonien Aufstandes nicht nach Ostwestfalen zurück kehren konnten, so dass sich Varus gezwungen sah, seinen cheruskischen Vertragspartnern mehr auf Augenhöhe begegnen zu müssen. Da die Cherusker als auch Varus in Marbod einen gemeinsamen Feind hatten dem sich Arminius erst 17 + entledigen konnte musste Varus ihren Empfehlungen und Vorschlägen folgen da er im Ernstfall auf ihre Unterstützung angewiesen war. Nach dem der Geopolitik das Augenmerk galt und sich auch der Zug des Varus in den Untergang abzeichnet bzw. nachzeichnen lässt, steht nun das innere Geschehen im Vordergrund. So kann nach Grundriss, Rohbau, Gerüst und Zuschnitt die Detailplanung folgen. Sind die Außenmauern also erst mal hoch gezogen und herrscht in den Räumen freie Sicht, dann kann sich der Hausbesitzer mit der Raumnutzung, Möblierung und Ausgestaltung beschäftigen, während sich der Historiker einem ganzen Landstrich gegenüber sieht in dem sich ein Geschehen widergespiegelt haben könnte, in das er nun die einzelnen Stationen einzuordnen hat. Es ist ein oft unterschätzter Analysefehler anzunehmen, dass es sich bei den Abständen zwischen dem Etappenlager Brakel und den folgenden zwei Notlagern um Tagesmarschetappen handelte, so wie man es sich unter Schönwetterbedingungen vorstellt. Dies trifft nur auf den ersten Marschtag zu an dem man sich problemlos und ungefährdet über die normale Distanz fortbewegen konnte, während die weiteren Tage von der militärischen Dynamik bestimmt und davon erheblich beeinflusst wurden. Denn ab dem Einsetzen des Schlachtgeschehens am zweiten Marschtag verringerte sich zwangsläufig auch das Tempo der Vorwärtsbewegung was bei unmittelbarem Feindkontakt auch zum völligen Stillstand führen konnte. Anhand des nun vorliegenden Ablaufplanes lässt sich der jeweilige Zeitbedarf auch unter Einbeziehung der hellen Tagesstunden ermessen. So wird die von Cassius Dio vorgegebene Gesamtdauer begründbar, die einzelnen Aktivitäten lassen sich zuweisen und das Gesamtbild füllt sich was der Plausibilität dient, da es den Aktionsradius deutlich macht in dem die Varusschlacht statt fand bzw. sich auswirkte. Ein Schlachtenspektakel, dass sich im Kern letztlich nur über 22 Kilometer etwa auf der Höhe von Hampenhausen beginnend bis Borlinghausen erstreckte. So gehörte ein sorgfältiges Maßnehmen unter herbstlichen Gesichtspunkten ebenso dazu wie das Bewerten der damals herrschenden Bedingungen und das auch unter humanen Aspekten. Dadurch wird deutlich wie wenig ein pauschales und nahezu verzweifelt wirkendes Hochrechnen der Marschzuglänge zur Erkenntnis beitragen und eine akribische Vorgehensweise nicht ersetzen kann. Darauf geht u.a. der Abschnitt „Der Tag an dem die Varusschlacht ausbrach“ vom 17.10. 2021 näher ein. So sind viele bislang angestellte Spekulationen beispielhaft für die Oberflächlichkeit mit der man sich häufig der Thematik widmete. Der große Rahmen muss ineinander greifen damit der Ablaufplan stimmig wird ohne den alles zusammenhanglos in der Luft schweben würde und man sich ohne Anfang und Ende zu kennen in unlogischen Kombinationen verirren würde. Nun aber liegen die wesentlichen Eckdaten vor und man kann sie ins Weichbild des Nethegau drücken, da wo sie ihren Platz haben. Es hat sich heraus gestellt, dass alle bisher im Boden entdeckten Artefakte so bedeutsam und zielführend sie auch scheinen nicht dabei helfen konnten dem Varusschlachtfeld auf die Spur zu kommen, so dass die Zeit für eine neue Herangehensweise gekommen war. Nur bei dieser Methodik und auf Basis der antiken Schriften und den darin gemachten geographischen Aussagen, den nachgewiesenen infrastrukturellen und fortifikatorischen Hinweisen sowie den vorhandenen Luftaufnahmen war es möglich das Kampfgebiet einzugrenzen und das Gesamtbild zu vervollständigen und abzurunden. Die von den Römerfreunden an der Weser entwickelte Theorie eines ab Paderborn nach Osten gerichteten Fächers war zwar hinweisgebend, aber letztlich nur halbherzig. Man ließ ihn ab Paderborn nur 45 Grad ausschlagen und nur 20 km nach Osten ausgreifen, wodurch es östlich von Schmechten keine Varusschlacht mehr geben durfte und man die Südegge einschließlich Willebadessen und Borlinghausen komplett ausklammerte. Was die Strategie anbelangt für die Schlacht einen Austragungsraum zu definieren liegen nach dem Verlaufsplan und der Lokalisierung weitere Eckpfeilern der Theorie zugrunde die uns die antiken Schriften, die Geographie und die Bodenstrukturen verraten.
Auf Basis historisch geographischer Hinweise
I.)
Cornelius Tacitus schreibt, dass Stertinius 15 + die Brukterer schlug und Germanicus danach auf seinem Weg zur Weser bis in deren entlegenste Wohngebiete vordrang worunter man sich die äußersten also östlichsten Grenzgebiete ihrer Siedlungen vorstellen kann. Zuvor hatte er noch das Gebiet zwischen Ems und Lippe verwüstet. In ihrem Namen Brukterer verbirgt sich der Hinweis, dass es sich bei ihnen um Bewohner des flachen Landes handelte und sie die Niederungen besiedelten die topographisch betrachtet bis in die sichelförmige Randlage von Paderborn an der östlichen Hochebene mit den heutigen Orten Buke und Altenbeken bzw. Schwaney unmittelbar am Hellweg reichen, sodass der Eggekamm die Grenzregion gebildet haben könnte. Von dort lag wie Tacitus überlieferte der „Teutoburgiensi saltu“ nicht weit entfernt. Um diese Distanz darzustellen benutzte er die Worte „haud procul“. Worte die er aufgrund umfangreicher Recherchen bei Entfernungen bzw. Abständen von 20 km verwendete. Es ist eine Distanzangabe die uns vom Ortszentrum Schwaney am Hellweg über den Eggekamm exakt bis zur Borlinghauser Eiche einem markanten Punkt im Kontext der Schlacht führt. Schauen wir darüber hinweg, dass Cassius Dio die Realitäten verschob in dem er schrieb die Cherusker hätten Varus an die Weser gelockt, dann fällt unweigerlich der Blick auf Höxter am Weserufer. Höxter liegt aber nicht nur vor dem Solling sondern auch im westlichen Schatten des Harzes von wo aus sich seine südlichen Ausläufer als auch die Nordkehre erreichen lässt um ihn zu umgehen. In Höxter liefert die Weserfurt am Ende des Hellwegs die durch Hangabrutschungen von den Rabenklippen in Verbindung mit dem Geschiebe der Nethe entstand eine Erklärung für die frühe Bedeutung der Region. Furten begünstigen seit jeher den Durchgangsverkehr was Städtegründungen förderte und findet seine Bestätigung darin, dass sich hier schon vor 1115 das erste feste Bauwerk befand, dass die Weser überbrückte. Eine Zeit als in Hameln und auch in Bremen noch keine Brücke existierte.
II.)
Cassius Dio schreibt, dass Varus am ersten Marschtag anfänglich noch von Arminius und den Seinen begleitet wurde. Was sich zunächst nach einem normalen Vorgang anhört lässt annehmen, das man sich entschied den Rückmarsch von der Mittelweser zur oberen Lippe über die Hauptverbindung anzutreten. Eine allen Zugteilnehmern bekannte Route da an diesem Tag keine Experimente auf der Agenda standen. Die Bedeutung dieser Strecke zeigt sich daran, dass sich an ihr auch das erst kürzlich entdeckte Marschlager Paderborn befand, dass schon unter Drusus errichtet worden sein könnte. Diese sowohl von den Legionen, als auch von den sie begleitenden Germanen ob fußläufig oder beritten, sowie vom umfänglichen Tross bestehend aus mehrachsigen Fahrzeugen genutzte Landstraße dürfte sich daher in einem geeigneten und angemessenen gut befahr - und begehbaren Zustand befunden haben. Kritische Steigungen und heikle Bachüberquerungen dürfte man entschärft haben und bildeten kein Hindernis mehr. Eine Infrastruktur die Rom im wesentlichen schon vorfand da die Region schon in vorgermanisch keltischen Zeiten dicht besiedelt war, Eine Strecke die man noch ausgebaut hatte und die für den Vorstoß nach Osten unabdingbar war. Eine Zuwegung die mit den Ausschlag dafür gegeben haben dürfte, dass man sich für ein Lager im Raum Höxter entschied.
III.)
Cassius Dio setzt im Zusammenhang mit dem ersten Notlager einen geographischen Bezugspunkt, den man mit Waldgebirge übersetzt hat. Ein wuchtiges Wort, dass er einer uns nicht bekannten Stelle seiner Quellen entnahm oder es in dieser Art eigeninterpretierte. Zweifellos wollte er damit die erschwerten Umstände und kritischen Bedingungen am Abend des ersten Kampftages zum Ausdruck bringen unter denen sich die Legionäre eine Bleibe für die Nacht schaffen mussten. Ostwestfalen kennt in dieser Region nur die schroffe Egge auf die sich diese Wortkombination anwenden ließe. Die Zugstrecke die die Legionen der Theorie folgend am ersten Tag bis Brakel und am zweiten Tag bis zum Erreichen des Notlagers zurück legten verlief jedoch durch relativ ebenes Gelände oder gewellte Landschaften. So trifft die Beschreibung wohl nur für das markant aufragende Eggegebirge zu, bis zu dessen Hangkante sie jedoch am zweiten Marschtag noch nicht vorgedrungen waren. Versucht man sich diesen Begriff zu erklären und in einen Zusammenhang zu bringen, dann könnte er sich nur auf dem Weg mündlicher Überlieferung über die Überlebenden der Schlacht in seine Vorlagen eingeschlichen haben, denn wer wusste schon außer ihnen, dass sich im Schlachtengebiet ein bewaldetes Gebirge befand. So könnten sie es auch gewesen sein, die diesen Hinweis aufbrachten, da für sie die Egge das prägende Element der Großregion war. Eine Vorstellung in Gestalt einer Formation die Cassius Dio selbst nie vor Augen hatte die er nicht zuordnen konnte und daher der Auffassung war er könne es auch auf das Umfeld des ersten Notlagers übertragen. Seine Annahme, das Notlager habe möglicherweise inmitten einer unzugänglichen und schluchtenreichen Bergwelt gelegen kann durch die Realität der Topographie vor Ort als überführt betrachtet werden. Hinter dem Notlager des Cassius Dio, dass am zweiten Marschtag, dem ersten Kampftages errichtet wurde verbarg sich das erste Varus Lager, bei dem es sich um das taciteische „prima Vari castra“ gehandelt haben dürfte bzw. um das worunter Florus das Gerichtslager verstand, da dies einst das Ziel der ganzen Aktion war. Ein Lager, dass sich jedoch auf einer mäßigen Anhöhe im Fahlenbruch unweit des Warburger Hellweges nahe Schweckhausen befand aber dort nie gesucht wurde, auch weil sich die Forschung durch das Wort Waldgebirge in die Irre führen ließ.
IV.)
Cassius Dio beschreibt einen äußerst bemerkenswerten Umstand der so gar nicht in einen Schlachtenbericht passen will. Denn er berichtet, dass sie am Morgen nach dem Abzug aus diesem Notlager „offenes“ Gelände erreichten. Man betrat infolgedessen eine Region ohne höheren Bewuchs folglich baumlos. Flächen mit hochwertigen Böden dienen seit jeher der Agrarwirtschaft und werden deswegen vegetationsfrei gehalten. Zu den ältesten Lößregionen in Deutschland gehört die Warburger Börde die sich unmittelbar südlich an den Schlachtenkorridor anlehnt. So könnte man sich am Morgen des dritten Marschtages auf der Anhöhe nördlich von Schweckhausen befunden haben, von wo aus sich auch heute noch ein weiter Blick zum dreizehn Kilometer Luftlinie entfernten Desenberg eröffnet.
V.)
Cornelius Tacitus geht auf die Stätten ein wo die Cherusker die Tribunen und die Zenturionen der höheren Ränge getötet hatten. Tacitus verwendet in seiner Überlieferung „lucis propinquis barbarae arae, apud quas tribunos ac primorum ordinum centuriones mactaverant“ übersetzt „nahe dem Licht des Barbarenaltars, wo sie die Tribunen und Zenturionen der ersten Ränge getötet hatten.“ das Wort „lucis“ und hob damit hervor wo es sich genau ereignete. Man kann es so deuten, dass man es in der Nähe eines im Licht stehenden Altars tat. Demnach hatte der Altar unter freiem Himmel gestanden aber getötet hatte man sie im Schatten dieser Lichtung. Man ist dazu übergegangen diese Stätte einen Hain, also eine lichte Waldung zu nennen und da sich dort ein „Arae“ also ein Altar befand unter dem man sich einen Steinblock vorstellen darf bekam der Hain den Zusatz „heilig“. Man tötete sie also nicht auf dem Altar, sondern in der Nähe davon, sodass es sich bei dem Altar um keine Hinrichtungsstätte handelte. So könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Cherusker die ihnen heiligen Altäre nicht mit dem getöteten Feind in Berührung bringen wollten. Da von Altären die Rede ist geht man davon aus darin trotzdem Ritualtötungen sehen zu können, es im engeren Sinne also Menschenopfer waren. Opfer brachte man grundsätzlich Ahnen und Göttern dar und der Ort wo dies statt gefunden haben könnte deckt sich mit der Recherche die diesem Internetbuch zugrunde liegt. Denn der Endkampf vollzog sich in einem Waldgebiet westlich von Borlinghausen in dem heute noch zahlreiche Hügelgräber oberirdisch sichtbar sind, da sie christlicher Einebnung entgehen konnten. Und wie es alle Völker mit ihren Grabstätten hielten ehrten die Germanen dort ihre prähistorischen Vorfahren. Es ist aber auch der Wald der heute außer dem Namen Struck – noch immer den Namen Twistholz trägt. Ein Wald auf den aus Richtung Helmern ein Feldweg zuläuft der sich daher Twistweg nennt. Abgeleitet von Tuisto dem erdgeborenen Gott der Germanen der sich auch im Namen Teuto erhalten haben soll, in die Nähe eines Kriegsgottes gerückt wird, aber auch eine Ähnlichkeit mit Tvashtri dem Schöpfergott hat, wie man ihn im altindischen Sanskrit der Sprache der Veden nannte.
VI.)
Cornelius Tacitus erwähnt den „Teutoburgiensi“, eine Bezeichnung die man vom Aufbau her mit dem Namen der „Tarragonensis“ einer Gebirgsregion in Spanien vergleichen kann. Tacitus stieß in seinen Quellen auf das Wort „Teutoburgiensi“, das ihm nicht geläufig war da es germanischen Ursprungs war und für das es keinen lateinischen Namen gab. Und während man hinter diesem Begriff aufgrund der prähistorischen Fliehburgen der Einheimischen den Eggekamm erkennen kann war in Spanien der Estragon namensgebend den man in Frankreich Tarragon nennt. Da man zu allen Zeiten nach einem griffigen Alleinstellungsmerkmal suchte um Regionen einen Wiedererkennungswert zu geben nutzte man das Naheliegende und was in beiden Fällen seit Urzeiten existierte, was sich dafür eignete, was man vorfand also antraf. Auch seine Quellen könnten das Wort von den Überlebenden der Schlacht aufgegriffen haben oder es war für die römischen Feldherren eine von den Einwohnern übernommene Orientierungshilfe wenn sie nach Osten ins Land der Volksburgen aufbrachen. Für Rom war es Wald und Gebirge zugleich eine riegelförmige Bergkette durch die eine Passage führte, die Tacitus „Saltu“ also Waldschlucht nennt. Das gesamte Eggegebirge ließ damals nur eine Passage zu auf die die Bezeichnung „Saltu“ anwendbar ist. Im Sinne dieser Analyse trifft sie nur auf das Hohlwegebündel zu dessen Hauptweg sich heute Burgweg nennt, der westlich von Borlinghausen zur „Alte Burg“ führt und das Ende des Schlachtenkorridors markiert. Der Altenbekener Aufstieg war vor 2000 Jahren noch kein karentauglicher Verkehrsweg und der Anstieg durch das Schwarzbachtal nahe Scherfede führte aus entgegen gesetzter südlicher Richtung von der Diemel kommend auf das Sintfeld. Der Weg durch die Externsteine war zwar auch eine prähistorische Landstraße aber auf alle bis auf den einen, lässt sich der Begriff "Saltus" nicht anwenden.
Auf Basis sichtbarer Bodenstrukturen:
I.)
Es ist die römische Stoßrichtung gewesen die auf die Weser gerichtet war. Der erste Bezugspunkt dazu wird in Anreppen deutlich, wo man eine römische Straße frei legte die in Richtung Osten führt. Sie wird in Paderborn wieder sichtbar wo die aktuellen Grabungsergebnisse im Stadtgebiet auf ein römisches Marschlager hinweisen. Der Fund einer Münze mit der Darstellung des römischen Kaisers Severus Alexander am Bauernhof unmittelbar am Hellweg 2.500 Meter westlich Schwaney weist darauf hin, dass der Hellweg auch noch später von römischen Truppen genutzt worden sein dürfte. Hinzu kommt die Entdeckung und Freilegung einer in auffälliger Weise mit Steinen befestigten Straße mit hangseitigem Entwässerungsgraben über die Egge östlich von Schwaney auf die ein Hohlwegebündel folgt. Detailliert geht darauf das Kapitel „Die Römerstraße von Schwaney zur Weser - Sie ist noch da“ ! Vom 2. August 2022 ein.
II.)
Zum vermuteten Sommerlagerkomplex im Weserbogen stehen Luftaufnahmen zur Verfügung die zwei ineinander greifende Wallstrukturen mit abgerundeten Ecken erkennen lassen. Entstanden sind sie unmittelbar östlich von Höxter zu einem Zeitpunkt als dieser Bereich noch nicht im Zuge der Gewerbegebietserschließung Höxter – Ost weitgehend überbaut war. Dazu gehört das Kapitel „Römische Lagerspuren mitten in Höxter ?“ vom 1. August 2018.
III.)
Weitere Hinweise ergeben sich aus der Baugeschichte der Abtei Corvey, den dort verwendeten Baumaterialien wie Ziegel und Bachtuff sowie der Architektonik, was auf einen römischen Stützpunkt schließen lässt. Siehe Kapitel „Die Inschriftentafel am Corveyer Westwerk - Römisch oder karolingisch“ ? vom 2. September 2022.
IV.)
Am Warburger Hellweg südlich von Frohnhausen im Waldgebiet „Fahlenbruch“ haben sich bislang undatierte Lagerreste erhalten, worunter man das taciteische „prima Vari castra“ bzw. das Dio`sche erste Notlager verstehen darf, das Florus für das Gerichtslager hielt. Ein Komplex bestehend aus heute noch erkennbaren Wällen und Gräben die hinsichtlich ihrer Dimension den Überlebenden des ersten Kampftages gedient haben könnten. Der Erosion ausgesetzte Aufwallungen die in der Höhe jenen des cäsarischen Lagers bei Hermeskeil gleichen. Siehe Kapitel „ Das "prima Vari castra" befand sich im Fahlenbruch“ vom 1. Februar 2022.
V.)
Im Aufstiegsbereich zur „Alte Burg“ westlich Borlinghausen existiert eine am Hang gelegene ebenfalls undatierte Wallgrabenstruktur in Form einer Wegesperre die dazu gedient haben könnte die Legionen am Aufstieg zu hindern. Siehe Kapitel “War es ein Sperrwerk aus Varuszeiten im vermeintlichen „Teutoburgiensi saltu“ ? Vom 16. April 2024.
Kartographische Hinweise in Form von Parzellenamen östlich von Borlinghausen deuten auf frühchristliche Kulttraditionen hin. Siehe Kapitel „Wo die Irminsul stand - Im Schriftgut der Region verbergen sich Bezüge zu den Ereignissen der Jahre 9 und 772“ vom 27. Januar 2023.
I.)
Der Parzellenname „Eskerke“ lässt an ein Kirchenbauwerk denken, also an eine „Kerke“ aus Eschenholz, die dort im Zuge der Christianisierung errichtet wurde und die möglicherweise von den Sachsen zerstört oder von den Franken aufgegeben wurde da sich die Karolinger für Löwen nahe der Taufnethe und am westlichen Rand der fruchtbaren Warburger Börde gelegen als missionarischen Hauptort entschieden.
II.)
Ein in unmittelbarer Nähe befindlicher Höhenweg durch die Feldflur trägt den Namen „Weißer Weg“ bei dem es sich um eine Bezeichnung handeln könnte die von den Gewänder der Täuflinge herrühren würde.
III.)
Eine andere Parzelle trägt den Namen „Kreuzhecke“ was vermutlich auf eine in Kreuzform angelegte Umfriedungsstruktur zurück geführt werden könnte. Ein Ort an dem einst ein weit sichtbares christliches Kreuzsymbol aufgestellt war.
Aus Kreuzhecke, Weißer Weg oder Eskerke lassen sich jedoch nur indirekte Bezüge zur Varusschlacht ableiten. Direkter werden sie erst dann, wenn sich an diesem Platz mittels weiterer Hinweise der Standort der Irminsul bestätigen ließe und man davon ausgeht, dass Armin für die Bewohner der Region im Namen Irmin weiterlebte. Aber auch die Nähe zu Marsberg und die Zugroute Karl des Großen macht Borlinghausen seit jeher zum Favorit. Siehe u.a. Kapitel „Den Standort der Irminsul kannten die Corveyer Mönche - Was wussten sie von der Varusschlacht“ vom 21. November 2023.
In Form einer unweit davon hinterlegten Parzelle die den Namen „Hakenei“ trägt, ergibt sich in diesem Zusammenhang ein weiterer seltsamer Bezug. Er ermöglicht einen Exkurs in die Parallelwelt alter Zeiten und bietet erstmals zur sprachlich dialektischen Nähe zwischen dem mythologischen Drachen und dem Feldherrn Varus auch eine räumliche Erklärung an. Das Wort „Hakenei“ war eine Bezeichnung die in altsächsischen früheren Jahrhunderten ihren Ursprung gehabt haben dürfte. Überliefert wurde sie in einer Schreibweise wie sie in Deutschland kein zweites Mal anzutreffen ist, dafür findet man sie aber mitten im Stadtkern von Alt - London wo sich einst die von Vortigern im 5. Jhdt. angeworbenen Sachsen und Falen niederließen und wo es im Wort Hack - ney überlebte, wo man die überlieferten Erinnerungen austauschte was auch das Vermächtnis des Varus bewahrte. Dazu erschien u.a. am 20.03.2023 das Kapitel „Der Drache der nie einer war“. Der Parzellenname „Hakenei“ ist ein Begriff der für die Aufzucht von Zugpferden steht. Pferde die entweder zu zweit oder viert vor Karren gespannt wurden oder Pflugscharen zu ziehen hatten. Möglicherweise ließ sich auch Varus kutschieren, da er Fußkrank war. Statt kutschieren könnte man aber auch tragen bzw. ziehen sagen. Anders gesagt bzw. in althochdeutsch ausgedrückt ließ er sich „tragan“. In altsächsischer Sprache lautete es „dragan“, ein Wort gleichbedeutend mit „ziehen“. Zudem ist es identisch mit dem germanischen Wort, dass ebenfalls als „dragan“ überliefert ist. In Latein nannte es sich „trahere“ und in altindisch „dhrajati“ und stand für dahin gleiten aber auch fliegen, womit es sich dem althochdeutschen Wort „trahho“ dem Urwort von Drachen annähert. Eine mögliche Spur wie sie die frühen Auswanderer aus Ostwestfalen gelegt haben könnten, die ihr noch vorhandenes Wissen auf der seinerzeit ebenfalls von Rom okkupierten Insel verbreiteten. Dort führte die Ähnlichkeit und der Gleichklang der Begriffe zu einer Verschmelzung und löste die Vorstellung aus man habe es bei Varus mit einem wahren Untier zu tun gehabt. Ein Mensch unter dem man sich ein widerwärtiges Monster vorzustellen hatte, dass begleitet von christlicher Symbolsprache im Mittelalter als Drachen nach Sachsen zurück kehrte.
Fazit:
So lassen sich den Überlieferungen von Cassius Dio jene aufschlussreichen Details entnehmen die erkennen lassen, dass es innerhalb des mehrtägigen Marschgeschehens zu Kampf - und kampflosen Phasen kam und es sich rekonstruieren lässt, dass der erste Marschtag ungestört, und ohne jegliche Kampfhandlungen verlief. Auf Basis der hellen Tagesstunden, den äußerst umfänglichen, unvermeidbaren und somit auch zeitintensiven logistischen Tätigkeiten und Vorbereitungen, sowie den ab dem zweiten Marschtag einsetzenden Kämpfen lassen sich die Stunden füllen die in der Summe erkennen lassen, dass sich der Varuszug über drei Tage erstreckte, Kämpfe aber nur an den Tagen zwei und drei statt fanden und es am vierten Tag nur noch zu kleineren Scharmützeln reichte. Grundsätzlich steht der neuzeitlichen Recherche die antike Literatur zur Verfügung worin man die Fakten wie eingemeißelt erkennen möchte bzw. muss, die Gegebenheiten der Landschaft und weniger die Bodenfunde um den Verlauf der Schlacht nachstellen zu können. Gewagt zu nennen ist es auf den Volksmund zu schauen, die nordischen Sagen und die einheimischen Legenden der nachfolgenden Generationen hinzuzuziehen, obwohl darin wertvolle Informationen enthalten sind die zur Auswertung genutzt wurden Aber erst nachdem sich die Theorie hinreichend mit Fakten gleichen Argumenten anreichern ließ, traten neue und unerwartete Sichtachsen zu Tage wodurch Abläufe deutlich wurden, die vorher nicht erkennbar waren. Erlösend einer Lösung gleich kommend erscheint uns die Varusschlacht nun wie ein überdimensionales Panoramagemälde, das sich zum „Puzzlebild“ komplettieren ließ, sodass man es sich schon fasst als „Varusschlacht Brettspiel“ patentieren lassen könnte. Angelehnt an den historischen Kenntnisstand und an eine Vielzahl zusätzlicher Hinweise stand in den letzten Kapiteln die Bemühung im Vordergrund einen authentischen Ablauf zu präsentieren um dabei zu versuchen hinter die Kulissen der Mehrtagesschlacht zu blicken. Bestehende Erklärungslücken konnten plausibel und nachvollziehbar geschlossen werden um ein in sich schlüssiges und überzeugungsfähiges Konzept zu präsentieren. In der Zusammenfassung musste hier hier auf vieles verzichtet werden wozu auch die Wiederholung jener Theorien zählt, wonach der ihn britische Volksmund im 5. Jhdt. Varus zum Drachen mutieren ließ, ihn personifizierte bzw. umgedeutet haben könnte. Das man dem isländischen Abt Nikulas im 12. Jhdt. genau dort auf den Drachen hinwies, wo Varus im Zuge dieser Theorie seinen Tod fand und sich begründen lässt. Das man die Irminsul da errichtete wo die Cherusker einst ihre Grabsitten pflegten und die Varusschlacht endete sieht nach vielen Zufällen gleichzeitig aus, wirkt zumindest irritierend und rechtfertigt es allemal weitere Untersuchungen anzustrengen. Aber die Aufarbeitungsgeschichte zur Varusschlacht ist noch nicht zu Ende und geht im nächsten Kapitel weiter. (24.06.2024)
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Hilfestellung zur Vorgehensweise anhand des Suchsystems am Beispiel „Colonia“.
Obwohl erstrebenswert, so ist es aber unmöglich alle bisherigen Pfade der Recherche in einem einzigen Abschnitt zusammen zu fassen, sodass dieses Kapitel auch nur einen sehr groben Überblick zu allen harten und weichen Fakten vermitteln kann und daher für die Gesamtanalyse nur bedingt repräsentativ und hilfreich ist. Trotzdem soll hier zumindest der Versuch gemacht werden einen Überblick zu bieten, wie es damals abgelaufen sein könnte und der Geschichtsfreund kann sich dann darauf basierend nach belieben tiefer mit der Materie befassen. Zweifellos stehen die antiken Historiker am Anfang der Varusgeschichte aber dann geht der Sprung des Wissens über die Varusschlacht schnell zu den Corveyer Mönchen über die es sich im 9. Jhdt. im Lesesaal der Abtei anhand der Tacitus Annalen aneignen konnten. Ihnen war es noch anders als heute möglich den Inhalt der Schrift mit der sie umgebenden und noch unverbauten Landschaft abzugleichen und sie beherrschten zudem die alten Formen lateinischer Sprachweise besser als heutzutage. Ein Vorteil um den man sie beneiden könnte. Darüber hinaus gelangten sie noch in den Besitz heute längst verschollener Artefakte da sie ihnen von den Einheimischen zugetragen wurden, womit sie ihren Kenntnisstand vervollständigen konnten und die Zusammenhänge erkannten. Ebenfalls ein Umstand der sich 1100 Jahre später in unserer Zeit mit nichts mehr wett machen lässt. Die Mönche dürften in der Mehrzahl gebürtige Sachsen gewesen sein und wussten auch vieles von dem was der Volksmund noch wusste. So hielten sich bei ihnen die vielen Erinnerungen wach über die wir heute nur spekulieren können und sie trugen zur Erhellung bei. Taten und Begebenheiten die sich jenseits der mit der Christianisierung einher gehenden Strenge auf vielen Wegen verbreiten konnten und die Umbruchzeiten überlebt hatten. Schon die früheste Forschung erkannte die Verbindungen zwischen dem was die antike Welt schriftlich festhielt und dem was sich mangels Schreibkenntnis nur mündlich weiter geben ließ und sich Sage nennt. Dabei würden Sie allein bei der Begriffswahl „Drachentöter“ im zuvor erläuterten Suchsystem auf 14 Kapitel stoßen die sich mit diesem Teil der Forschung beschäftigen. Den Menschen im Nethegau war anhand der von ihnen gemachten Funde, denn wer will bezweifeln, dass sie auf ihren Äckern im 8. Jhdt. und den Zeiten davor nicht auf Schwerter, Dolche, Rüstungsteile und ähnliches gestoßen wären immer schon bewusst, dass sich in ihrer Region einst gewaltige aber unerklärbare kriegerische Ereignisse zugetragen hatten. Das die den Mönchen erst durch Tacitus bekannt gewordene Varusschlacht einst in ihrem Lebensumfeld dem Nethegau geschlagen wurde gehörte somit schon vor den Tagen der Existenz einer Abtei Corvey zum Wissen der Zeit als es noch nicht seine schriftliche Bestätigung gefunden hatte. Die Theorie die diesem Internetbuch zugrunde liegt kann jetzt die dazu gehörigen Details nachliefern. Was die Überlieferungen der antiken Historiker anbelangt, so hadert die Fachwelt schon seit Jahrhunderten mit den Jahrtausende alten Schriften und schwingt sich dabei oft zum Richter über wahr und unwahr, glaubhaft und unglaublich auf aber sie bilden das literarische Fundament für das Varusereignis. Im wesentlichen sind es nur vier Personen die in Sachen Varusschlacht weiter helfen können. Mitten im Fadenkreuz der Zweifler steht der „Senatsaktenabschreiber“ Cassius Dio der lange nach der Schlacht erst zu Beginn des 3. Jhdt. schrieb dafür aber den einzigen und zudem detailliertesten Bericht über ihren Verlauf hinterlassen hat. Angelastet wird ihm, dass er es wagte seine Vorlagen selbst infrage zu stellen, in dem er das einstige Kaiserhaus nicht nur der Fälschung verdächtigte, sondern auch die Ursachen die zur Schlacht führten unterdrückt glaubte bzw. vermutete, dass man sie verschwiegen haben könnte. So gab er freimütig zu sie selbst in einem uns unbekannten Ausmaß bearbeitet sprich angepasst oder verändert zu haben um sie verständlich zu machen. In späterer Zeit machte man sich nur wenig Gedanken über diese von ihm gemachte hilfreiche Bemerkung und warum er es getan haben könnte. Er gehörte dem Jahrgang 153/165 + an, so dass viele ihm die nötige Authentizität absprach, obwohl es gerade die Distanz ist, die man Positiv werten sollte. Florus dem „Schöngeist“ gibt die Forschung kaum Chancen ernst genommen zu werden, da man ihm die Fähigkeit schriftliche Leistungen auf historischer Basis zu vollbringen absprach bzw. es ihm nicht zutraute, während Tacitus dagegen allen wie die Glaubwürdigkeit in Person erscheint obwohl auch er nie in Germanien war. Paterculus hebt sich von allen ab. Er kannte als einziger Germanien und obwohl auch er die Schlacht nicht "life" erlebte so war nur er es der den Vorteil genoss ein Zeitgenosse der damaligen Protagonisten gewesen zu sein. Aufgrund seiner Stellung als Offizier, er kämpfte zum Zeitpunkt der Schlacht in Pannonien unterstellt man ihm den unschätzbaren militärischen Sachverstand. Er war Weggefährte des späteren Kaisers Tiberius und traf mit ihm schon zusammen als dieser noch Feldherr war und man darf ihm unterstellen auch Arminius aus nächster Nähe gekannt zu haben, während das Werk von Plinius dem Älteren dem fünften im Bunde leider verschollen ist. Damit schließt sich der Kreis jener von denen sich etwas über das Ereignis erfahren ließ. Man sollte erwarten, dass das was die antiken Historiker schrieben im wesentlichen auch identisch mit dem ist, was sie ihren Quellen entnahmen, was sich damals zutrug und es dann auch getreu so verarbeiteten. Da man jedoch ihre Quellen nicht kennt und sich bereits deren Glaubwürdigkeit nicht abschätzen lässt, sind diese ebenfalls kritisch zu sehen. Zudem lässt es sich nicht beurteilen inwieweit man untereinander also voneinander abgeschrieben haben könnte und dabei mögliche Irrtümer mit übertrug. So entlädt sich in der heutigen Zeit ein aus Verzweiflung und Unkenntnis gespeister Unmut über den Köpfen der antiken Historiker die sich dem nicht mehr erwehren können. Im Kern ist es wohl mehr der Verdruss darüber, dass sich ihren Überlieferungen so wenig Aussagekräftiges entnehmen lässt um sagen zu können wo denn einst die Schlacht statt fand. So lasen denn damals die sicherlich auch um sachliche Aufklärung bemühten antiken Geschichtsschreiber in ihren Quellen von einem äußerst arglistigen Feind, von halsbrecherischen und todesmutigen Ereignissen unter widrigsten Umständen und Bedingungen, von heraus ragenden und heroischen Leistungen einzelner Lagerkommandanten und vom desaströsen Versagen des Generalstabes samt Feldherrn. Sie wussten, dass sie über eine Schlacht schrieben die für Rom in der Katastrophe endete, waren sämtlich betrübt und verbittert zugleich und schwankten zwischen Beschönigen, in dem sie das Heldenhafte heraus stellten und Empörung wenn es um das Versagen des Statthalters ging. Aber all ihr an erlesenes Wissen woher auch immer sie es hatten reichte immer nur aus um ein schnelles Schlaglicht auf die kurzen Episoden und Phasen des Verlaufs zu werfen, während allen der Einblick in das "Großeganze" versagt blieb. Man schaute auf das Ereignis aus unterschiedlichen Perspektiven in späteren Zeiten aber immer auf das gleiche Geschehen, kommentierte es aber unter Zuhilfenahme eigener Vorstellungen und Visionen, sodass man es letztlich der Nachwelt überließ daraus einen Strang zu bilden um den Verlauf kompatibel zu machen. Da es aus vier verschiedenen Federn also Blickwinkeln stammte musste alles zwangsläufig so wirken, als ob man es mit divergierenden Berichten zu tun hat und so ist es verzeihlich, dass es den späteren Analysten schwer fiel das Verbindende heraus zu arbeiten. Dieses Dilemma darf man nun als überwunden betrachten, denn im Zuge dieses Internet Buches ließ sich begründen, dass alle vier antiken Historiker mit ihren Darstellungen richtig lagen und sich auf glaubhafte Weise ergänzten. Ihre Berichte auch wenn sie aus unterschiedlichen Sichtweisen abgefasst wurden und sie es unter Verwendung anderer Worte taten, so lassen sie sich doch einem bestimmten Abschnitt innerhalb des Schlachtengeschehens zuweisen. Über die Jahrhunderte betrachtet gerieten jedoch alle Versuche den möglichen Verlauf der Schlacht darzustellen zu Stückwerk und so beschrieb man das Szenario der Schlacht auf Gutdünken und unterschiedlichste Art und Weise in dem man mal dieses oder jenes Ereignis heraus griff, händeringend nach Zusammenhängen suchte bis wieder alles ins Stocken geriet da der Faden riss. Kein Jünger der Varusgeschichte konnte der kollektiven Forschergemeinde je Anfang und Ende präsentieren, sodass allen noch so gut gemeinten Vorschlägen Hand und Fuß fehlte, jegliche Plausibilität darunter litt und das Kapitel Varusschlacht in den Ruf geriet zum Spielball ehrgeiziger Forscher, Träumer und Heimatkundler zu werden. Dies führte oft dazu, dass die zeitgenössischen Historiker genügend Ansatzpunkte fanden um sich im Ringen um die glaubwürdigste Version gegenseitig zu reiben was sich auf die Stichhaltigkeit der Forschungsergebnisse negativ auswirkte und daher in der an der Geschichte interessierten Bevölkerung auf Unverständnis stoßen musste sie irritierte und oft abwenden ließ. Und es waren nicht wenige die ihren fragwürdigen literarischen Fußabdruck in Form der Internationalen Standardbuchnummer (ISBN) hinterließen und dafür oftmals sogar noch einen Kaufpreis verlangten, obwohl man darin das plausible Gesamtgerüst, dass durchgängig Fließende und die nötige Logik vermisst. Und blieben dann noch weiße Seiten übrig, so bediente man sich um sie zu füllen an der Belletristik des 20. Jhdt. oder stieg in die nationalsozialistische Gruselkammer hinab. So bekamen die Kämpfe des Jahres 9 + nie ein Gesicht, die antiken Quellen konnten nicht zueinander finden und das Resultat verkam zu Stückwerk. Oftmals krankte es daran, dass sich die Topographie und der landschaftliche Hintergrund dem Wunschverlauf partout nicht der Theorie unterordnen wollte oder es kam hinzu, dass die Analysen was den Zeitbedarf der Tagesmarschetappen ab Tag zwei anbetrifft Mängel aufwiesen, da man nicht ausreichend berücksichtigte, dass das Kampfgeschehen die Armee massiv am Fortkommen hinderte. Zudem verzerrten falsche Distanzannahmen zur Marschzuglänge das Gesamtbild da man die Legionsstärke überschätzte und dem Irrtum anhing Varus habe Frauen und Kindern der Gefahr ausgesetzt. So unterlag man der Fehlannahme, es habe sich hinter dem genannten Begriff der „Unbewaffneten“ um Frauen und Kinder gehandelt. Aber sie finden ab dem Zeitpunkt, als man in Brakel aufbrach keinerlei Erwähnung mehr. Natürlich leiden die Quellenanalysen auch darunter, dass die altgriechischen und altlateinischen Worte und Begriffe seit jeher eine Herausforderung für Philologen und Sprachforscher darstellen. Was die lateinische Sprache anbelangt, so sind die Schriften von Julius Cäsar unersetzbar, da die Worte die er verwendete aus der Epoche stammten und mit den Schriften der anderen Historiker abgeglichen werden können. Wortverwandtschaften und Übereinstimmungen bieten uns Basis und Hilfestellung. Anders ist es bei Cassius Dio. Er war Grieche stand den Dingen vermutlich neutraler und distanzierter gegenüber und hatte sein Werk in seiner Muttersprache abgefasst, die wir heute altgriechisch nennen. Eine vergleichende Analyse bedeutet daher immer vorher einen tiefen Blick in die möglichen Variationen und Auslegungen zu werfen die uns die diversen Übersetzungen gestatten. Aber in welcher Situation und warum entschied sich Cäsar dafür dieses und wann Tacitus jenes Wort zu verwenden, warum griffen sie in dem einen Fall nach einer Umschreibung für die sie nach unserem Verständnis und dafür halten eigentlich auf andere Begriffe hätten ausweichen müssen. Wollte man auch damals schon vermeiden sich im Text zu häufig zu wiederholen, traf man mangels Verständnis nicht das passende Wort oder übernahm man Worte anderer Historiker ohne sich der Hintergründe bewusst zu sein. Spielräume und Interpretationen die uns heute vor viele Rätsel stellen wie es sich gut am taciteischen Wort „Saltus“ fest machen lässt. Ein Wort für das es mehrere Übersetzungsmöglichkeiten gibt, für das sich aber nur eine Erklärung deutlich abzeichnet und mit der sich der Verlauf der Schlacht nachstellen lässt. Bekanntlich steckt dieser Teil der Römerforschung in einem in Jahrhunderten gewachsenen Dilemma was immer schon dazu verführte für die Geschehnisse nach neuen und teilweise gewagten Erklärungen zu suchen und Theorien aufzustellen die durch Fehlschlüsse auch schon mal im Schiffbruch endeten wie der Fall „Kalkriese = Varusschlacht“ offenbart. Überlegungen wie die hier vorgestellte die verblüffend wirkt, da sie der Wahrheit nahe zu kommen scheint irritieren zunächst gewinnen aber bei näherer Betrachtung an Plausibilität. Um es etwas „non chalance“ auszudrücken darf man sagen, dass es da eine Region im östlichsten Ostwestfalen gab, die bislang kein Freund der Varusschlachtforschung auf dem Schirm hatte bzw. die nächstliegenden Theorien erst den nördlichen Rand des Sauerlandes oder den Oberwälder Wald bei Reelsen umfassen. Das römische Legionen auch östlich der Egge operierten ließ sich jüngst wieder durch einen etwa drei Kilometer nordöstlich von Brakel entdeckten Militariafund untermauern den Experten als Teil einer kaiserzeitlichen Rüstung im Bereich der Schulter identifizierten. Im Focus dieser Forschungsarbeit steht die Annahme, dass Varus zunächst aus Richtung Xanten kommend die obere Lippe erreichte, dann über Paderborn den römischen Hellweg nach Osten nutzte wo er sich seinen Stützpunkt an der Weser im Raum Höxter/Corvey errichtete. Dies also weder Weser ab- noch Weseraufwärts tat. Von hier aus trat er auch den Rückzug im Herbst 9 + zum Rhein an, sodass auch an diesem Ort der Hauptstrang des Mehrtagesgefechtes seinen Ausgang nimmt. Die Eckpunkte, Schauplätze und Stationen lassen sich daran aufreihen bis die Varusschlacht vor der Eggewand im Raum Borlinghausen endet. Die Beweislast für die These durch die sich eine Kompatibiliät herstellen lässt gelingt am Vorteilhaftesten es an den jeweiligen Marsch – bzw. Kampftagen festzumachen auf die im weiteren Verlauf detaillierter und hoffentlich auf verständliche Weise eingegangen wird.
Zusammenfassung der Theorie:
Am Tag eins war von Schlacht noch keine Rede. Man brach nach dem gemeinsamen Gastmahl das am Vorabend statt fand am folgenden Morgen in der Region Höxter/Corvey auf und nutzte für den herbstlichen Rückzug zunächst den schon seit prähistorischen Zeiten existierenden, schon von den Legionen seit Ahenobarbus ausgebauten und häufig frequentierten Hellweg. Eine Straßenverbindung, dessen Namen man einem römischen Bauarchitekten namens Helvius verdankt haben könnte. Dazu erschien bereits das Kapitel „Die römische Straße über die Egge - Ein Beitrag zur Entschlüsselung ihres antiken Namens - Später nannte man sie Hellweg“ vom11.9.2022. Sie führte durch offenes Land aus dem Funde belegen, dass es bereits seit frühesten Zeiten bewirtschaftet wird. Aufgrund seiner überschaubaren offenen Topographie parallel zur Nethe zwischen Godelheim und Brakel war dieses Terrain für einen Hinterhalt artigen Überraschungsangriff vor allem aber aufgrund seiner Nähe, sprich der guten Erreichbarkeit des Ausgangs – als auch des Ziellager ungeeignet, sodass es an diesem Abschnitt zu keinen Kampfhandlungen kam. Mit dem historischen Wissen, dass Arminius anfangs noch mit den Legionen ritt, also nicht im Umfeld des Ausgangslagers angegriffen hatte, verging dieser erste Tag nachvollziehbar kampflos. Hierbei handelt es sich um eine wesentliche Erkenntnis womit sich begründen lässt, dass sich der Marschzug über vier Tage hinzog, so wie es Cassius Dio berichtete. Siehe „Die „zweite Offenbarung“ des C. Dio - Chronologie war nicht seine Stärke“ vom 31. März 2019. Es kam an diesem ersten Tag folglich zu keinen Kampfaktivitäten, wovon jedoch bislang die gesamte einschlägige Literatur mangels tiefgreifender Analyse ausging. Dadurch lässt sich der gesamte Ablauf der Schlacht erst chronologisch aufbauen. Die erste Routineetappe bis Brakel wofür auch noch die Teilnahme von Zivilpersonen verbrieft ist und wo man gegen Nachmittag eintraf um das erste Nachtlager zu beziehen entspricht einer typisch römischen Marschdistanz von etwa 25 Kilometern. Man darf sich einen entspannten Verlauf vorstellen an dem noch alle teil nahmen, das gesamte Heer des Varus, der umfängliche Tross mit den zahlreichen Zivilpersonen und anfänglich auch noch die Schar der Cherusker denen man vertraute. In den Abschnitten 19.(1) bis 19.(4) sowie 20.(2) berichtete Cassius Dio über diesen ersten Marschtag. Vermutlich in der zweiten Tageshälfte sonderten sich die Cherusker von der Marschkolonne ab und nahmen Kontakt zu ihren Stammesgenossen auf. Es war die entscheidende Wende deren Konsequenz und Tragweite sich den Vertretern Roms zu diesem Zeitpunkt nicht erschloss. Denn Arminius der sie als Freund verließ, sollte als Feind zurück kommen. In Abschnitt 19.(4) und 19.(5) berichtete Cassius Dio über diesen heiklen Moment der in den Quellen wie eine beiläufige Bemerkung wirkt. Die germanischen Kampfeinheiten lagerten nicht an einem zentralen Ort, rückten aufgrund ihrer verstreuten Siedlungsgebiete aus unterschiedlichen Richtungen an und wurden vermutlich erst im Verlauf des ersten Marschtages zusammen gezogen an dem Arminius noch in enger Verbindung zu seinem Vater stand. Angekommen im Etappenlager beriet sich Varus mit seinem Stab, ob man es riskieren sollte Zivilpersonen in die Region der Aufrührer mitzunehmen was völlig unüblich war. Man stellte sich zudem die Frage, wie es der Kaiser aufnehmen würde sollte es zu Opfern unter ihnen kommen oder ob aufgrund des Umweges für alle die Verpflegung reichen würde, bzw. mit wieviel zusätzlichen Marschlagern sie planen mussten und ob die Wege für die Trosskarren geeignet waren. So entschied man sich einem vielleicht von Arminius vorgebrachten Vorschlag zu folgen, den Marschzug ab Brakel aufzuteilen. Demnach verließen am Tag zwei zeitversetzt zwei Marschzüge getrennt voneinander das erste Nachtlager. Es war ein von Sümpfen umschlossenes Lager vermutlich nahe einer germanischen Siedlung, da es sich im vermuteten Brakel an einem überregional bedeutsamen Ost - West und Nord - Süd Drehkreuz in Flussnähe befand und bei dem es sich wohlweislich nicht um das „prima Vari castra“ handelte, da es bereits vor der Varusschlacht existierte. Und während sich die Bewaffneten aufmachten um für die anstehende Gerichtsverhandlung zu den Aufrührern zu ziehen, ermöglichte man es dem umfänglichen Tross mitsamt den zahlreichen Ochsenkarren sowie den Wert- und Gebrauchsgegenständen die man über die Sommermonate angehäuft hatte unter Geleitschutz den direkten Kurs via Hellweg über Schwaney zum Lippeoberlauf einschlagen zu dürfen. Jener Geleitschutz der ebenfalls zu vielen Irritationen führte und den Cassius Dio 19.(1) in der Gestalt interpretierte, als dass Varus seine Legionen im Feindesland nicht konzentriert hatte, da diese von den Germanen zu diversen Schutzzwecken angefordert wurden. Dann stößt man unter 20.(5) auch auf die Bezeichnung die „Unbewaffneten“. Ein historisch hinterlegter Name für einen Personenkreis, bei dem es sich nicht um Frauen und Kinder, sondern um die „assensi velati“ handelte. Männer die aus unterschiedlichen Gründen nur begrenzt zum Kämpfen geeignet waren. Dazu erschien am 5.8.2021 das erläuternde Kapitel „Wie konnte sich die Wahrheit nur solange verbergen“. Fazit: Varus nahm definitiv keine Frauen und Kinder mit ins Rebellengebiet“. So bewegte sich der zivile Marschzug nun nach Westen auf die Gradberg Engstelle zu während Varus nach Süden ins Aufrührer Gebiet zog. Varus nutzte dazu den ebenfalls schon seit prähistorischen Zeiten begangenen Weg der auf einem Höhenrücken östlich der Nethe verlief und wodurch man der sumpfigen Auenlandschaft ausweichen konnte. Heute nur noch als Feldweg genutzt trägt er aber immer noch den Namen Warburger Hellweg. Er beginnt an der alten Nethebrücke nahe dem Sudheimer Hof südlich von Brakel und führt geradewegs in Richtung eines vom Thalbach verursachten Sumpfgebietes, dem Schweckhauser Fahlenbruch. Siehe Kapitel „Sorglos verlassen drei Rumpflegionen das Brakeler Etappenlager“ vom 2. Oktober 2021. Arminius hatte unterdessen seine Männer beauftragt sich zunächst des zivilen Marschzuges zu bemächtigen und schloss danach zu Varus auf. Cassius Dio berichtete über diesen denkwürdigen Moment in Abschnitt 19.(5) und in Abschnitt 20.(4). So griff Arminius entweder schon in die bereits im Gang befindlichen Kampfhandlungen am zweiten Marschtag ein oder er löste sie erst im Augenblick seines Erscheinens aus nachdem sie zunächst in der Erwartung seines Eintreffens nur zaghaft begonnen hatten. Aufgrund der Anmarschwege die die Germanen zurück zu legen hatten sowie den logistischen Vorbereitungen im Zuge des morgendlichen Ausmarsches der Legionen und dem damit verbundenen jeweiligen Zeitbedarf begannen sich die Kämpfe erst um die Mittagszeit zur Schlacht hoch zu schaukeln. Zu diesem Zeitpunkt hätte sich bei normalem Marschverlauf die Vorhut bestehend aus der ersten Legion bereits jener Region annähern sollen, wo man in Kontakt mit den Aufrührern hätte kommen sollen, statt dessen wurde die Lage von Stunde zu Stunde unübersichtlicher. Arminius könnte in dieser Phase das Schlachtfeld erreicht haben wodurch sich die Ereignisse überschlugen und sich eine unvorhersehbare Dynamik entwickelte was in der römischen Marschformation eine massive Verwirrung auslöste. Der ursprüngliche Plan ein Tribunal artiges Standlager zu errichten wurde verworfen und es stellte sich eine Situation ein die Cassius Dio unter 21.(1) beschrieb, als er aufgrund der widrigen Umstände von der Errichtung eines notdürftigen Nachtlagers sprach für das sich in dem Waldgebirge nur schwerlich ein geeigneter Platz finden ließ. Damit endete die Strecke die man am zweiten Marschtag gedachte zurück legen zu können durch die ausbrechenden Kämpfe vorzeitig und zudem unter extrem desaströsen Bedingungen. Das Notlager konnte seine Strukturen bis heute bewahren und befindet sich auf Basis dieser Theorie nördlich von Schweckhausen im Fahlenbruch.
Eine Forschungsgruppe der Römerfreunde inspizierte bereits zu Beginn des 21. Jhdt. die bedeutsamen Wall- und Grabenreste im Fahlenbruch bei Schweckhausen. Rolf Bökemeier veröffentlichte dazu im August 2004 zwei Fotos denen sie sich entnehmen lassen. Auf dem einen Foto steht Gerhard Steinborn aus Marienmünster womit er die Tiefe des Grabens verdeutlicht. Das zweite Bild zeigt den Wallgraben inmitten eines Fichtenwaldes der heute nicht mehr sichtbar ist, da der Nadelholzbestand durch Windbruch umgeworfen wurde. Zum Zeitpunkt der Begehung im Juni 2022 waren die Stämme noch nicht abgeräumt die Gräben aber bereits nicht mehr erkennbar.
Tacitus nannte es in zutreffender Weise „prima Vari castra“ und es wurde zum Wendepunkt der Schlacht. Hier erkannte die Generalität aufgrund der hohen Verlustzahlen, einem weitgehend zerstörten Tross und der isolierten Lage inmitten des Feindesgebietes die Aussichtslosigkeit und trat nach der Materialverbrennung die Flucht nach Westen an. So orientierte man sich ab dem Morgen des 3. Tages in Richtung Borlinghausen wo nur noch der „Teutoburgiensi saltu“ eine Möglichkeit bot dem Inferno zu entkommen. In Schweckhausen am Nordrand der Warburger Börde kreuzte der aus Brakel kommende Warburger Hellweg den Oberen Bördenweg, die Westostroute. Auf die besondere Bedeutung des Oberen Bördenweges wird u.a. im Kapitel „Zur karolingischen Neuordnung der Gaulandschaft nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ - Die Kartographie konservierte das Schlachtfeld“ vom 15. 12. 2022 gesondert eingegangen. Hier bot sich den Legionen ein freier Blick nach Süden ins Offenland der baumlosen Warburger Börde. Cassius Dio verarbeitete diese Phase des Geschehens ebenfalls im Abschnitt 21.(1) wobei dieser Theorie u.a. das Kapitel „Stand das Varusheer am Nordrand der Warburger Börde ? - Cassius Dio wusste wo die Varusschlacht tobte - ohne es zu wissen“ vom 7. 3. 2022 zugrunde liegt. Beim Abzug und im weiteren Verlauf wurden die „Rumpflegionen“ erneut in Kämpfe verwickelt und es kam im Raum Borlinghausen zu einer letzten Schlacht in der sich die bewaffneten Legionäre mit der eigenen Reiterei gegenseitig in Bedrängnis und folglich zu Fall brachten. Cassius Dio ging in Abschnitt 21. (2) darauf ein. Bis zum Abend des 3. Marschtages entbrannte die Schlacht. Varus hatte bis zu diesem Zeitpunkt bereits große Teile seiner Armee samt Fahrzeugen und Zugtieren verloren und man errichtete am Abend dieses Tages das zweite Notlager. Tacitus ging in seinem Kapitel 61. (2) darauf ein als er schrieb, dass Germanicus 15 + auf einen halb zerstörten Wall stieß, den er nach dieser Theorie im zweiten Notlager vorfand. Am 4. Tag setzte das Gemetzel ein auf das sich Cassius Dio im Abschnitt 21.(3), 21. (4) und 21.(5) bezog um dann im Abschnitt 22.(1). das Ende der Schlacht zu schildern. Unter Ausblendung der zahlreichen jedoch nicht zielführenden Hinweise auf die ungünstigen Wetterverhältnisse und ihre Auswirkungen war es um das Rätsel Varusschlacht anzugehen, geschweige denn es lösen zu wollen nicht nur nötig eine durchgängige Logik herzustellen, sondern es kam darauf an neben Vorstellungskraft und Einfühlungsvermögen auch Substanzielles vorweisen zu können. Ein Blick auf die geopolitische Lage der Zeit lässt erkennen, dass Tiberius gezwungen war Varus für den Markomannen Feldzug Truppenkontingente entziehen zu müssen und wegen dem anschließenden Pannonien Feldzug konnte er sie ihm auch nicht mehr wieder rechtzeitig zuführen was sich erheblich auf seine Kampfstärke auswirkte, sodass die Legionen weit von ihrer Sollstärke entfernt waren. Dieser Kräfteentzug machte Varus in allen Belangen von den Cheruskern und deren Feldherren abhängig was letztlich deren Sieg begünstigte. Dem Vorstoß von Varus nach Osten ging zwischen 1 + und 5 + der große Krieg von Paterculus „Immensum Bellum“ genannt voraus. Eine Erhebung germanischer Stämme gegen Rom an der was kaum vorstellbar ist und auch nur vermutet wird nahezu alle Stämme östlich des Rhein bis zur Elbe beteiligt gewesen sein sollen. Regionale Konfliktherde sind denkbar die aber letztlich für Rom keine nennenswerte Bedrohung darstellten, worin man aber einen ersten Probelauf für das sehen konnte was unter Germanicus 16 + auf das Imperium zu kommen sollte. Eine mit militärischen Mitteln erzwungene Befriedung der Stämme war aber eine Voraussetzung für den Aufbau einer neuen Provinz und man kann darin einen vorbereitenden Akt gleich einem Plan sehen dieses von langer Hand angehen zu wollen. So lassen sich im „Immensum Bellum“ die nötigen flankierenden Maßnahmen erkennen um jegliche germanischen Widerstände gegen die Absichten einer Provinzialisierung im Vorfeld auszuräumen. Aus strategischer Sicht war sicherzustellen, dass Varus keine Gefahren von Völkern aus den Weiten des heutigen Niedersachsens und des Elbevorlandes drohen konnten, sodass Tiberius die Empörungen und die Uneinigkeit der rebellierenden Stämme entgegen kam und ihm die Gelegenheit boten einzugreifen. Velleius Paterculus beschrieb die germanischen Erhebungen als gewaltig und stellte den Feldzug der sich mit der römischen Strategie deckte und für Varus eine günstigere Ausgangslage schuf als nötig dar. Im Fahrwasser dessen stellten sich auch die damit bezweckten ruhigen politische Verhältnisse ein die Varus halfen seinen Auftrag angehen zu können. Mit Dominanz und Stärke hatte man sich die nördlichen Völker auf Distanz gehalten und von chattischer Seite befürchtete man keine Widerstände. Im Zusammenhang mit diesen Kämpfen sprach Cassius Dio in unterschwelliger Weise jedoch nur von Unruhen innerhalb der germanischen Stämme und so gelangte er zu der Auffassung, dass damals „nichts Erinnerungswürdiges vollbracht wurde“. Es lässt sich so deuten, dass es seinerzeit zwar zu einer umfänglichen Zurschaustellung römischer Macht und Überlegenheit in weiten Gebieten Germaniens kam, aber Schlachtenerfolge im großem Maßstab ausblieben bzw. es möglicherweise gar nicht dazu kam. So könnten die germanischen Aufstände auch als Vorwand gedient haben in dem man die Lage bewusst überschätzt hatte um einen umfänglichen Unterdrückungsfeldzug zu begründen, zumal keine Bodenfunde oder sonstige historische Erwähnungen auf das Gegenteil hinweisen. Aber die Maßnahme verfehlte nicht ihre Wirkung und man erreichte das gesteckte Ziel in dem man es nun riskieren konnte Varus zu beauftragen ins Land der Cherusker und an die Weser zu ziehen. In ähnlicher Weise verdrehte die antike Geschichtsschreibung auch den Sachverhalt in dem sie Arminius unterstellte er bzw. die Cherusker hätten Varus in sein Land gelockt. Eine Argumentation die in die Zeit passte und mit der man ihn schon früh zum Rädelsführer machte bzw. ihn als solchen entlarven konnte. So etablierte sich die Vorstellung man könne Rom von der widerrechtlichen Okkupation frei sprechen, bzw. Varus eigentlich gar nicht die Absicht hatte das Land zu besetzen. Überzogen ausgedrückt, waren es die Cherusker letztlich selbst schuld in dem sie Varus in Ihr Stammesgebiet köderten bzw. einluden. So unterstellte man den Cherusker eine perfide Methodik schon 7 + den Plan gehabt zu haben Varus in der gleichnamigen Schlacht zwei Jahre später besiegen zu wollen und so ließ sich beim Leser der Eindruck erwecken, dass das „gutmütige“ Imperium letztlich nur Opfer von Vertrauen und Leichtgläubigkeit war und konnte ihm jegliches Aggressionsverhalten absprechen. Auch so ließen sich Argumente für eine bittere Niederlage finden und die Cherusker bekamen den ewigen Ruf ein Volk hinterhältiger Betrüger zu sein. Ein Image das an ihnen bis heute haften blieb und noch zum Gegenstand eines separaten Kapitels werden wird. Im Zuge des „Immensum bellum“ errichtete man vermutlich auch das 20.000 Legionäre umfassende Lager Wilkenburg an der alten Leine und sucht seit dem jedoch bislang vergeblich nach weiteren Lagern im Tagesmarschabstand. Außer Paterculus der diesen Krieg als außerordentlich voluminös darstellte und die relativierende Aussage von Cassius Dio gibt es nur noch die Minimalquelle von Suetonius der sich aber lediglich entnehmen lässt, dass Tiberius von Kaiser Augustus angewiesen wurde in dieser Zeit Germanien zu unterwerfen. Ebenfalls eine Formulierung die den „Immensum bellum“ nicht mehr so immense erscheinen lässt wie er in die Geschichtsschreibung „dank Paterculus“ eingegangen ist. Nach dem man also zu der Überzeugung gelangte mögliche Gefahrenherde im Norden unter Kontrolle gebracht zu haben, wurde die Freigabe für die „Mission Varus“ erteilt und er konnte in den mittleren Weserabschnitt vorstoßen um dort im Sinne einer neuen Verwaltungsstruktur selbstständig agieren zu können. Die Nordstämme ließ man eingeschüchtert zurück und Varus konnte mit sicherem Abstand zu ihnen mit den Cheruskern die ihn wohlweislich angelockt hatten den Knebelvertrag schließen da sich diese nun nicht mehr auf eine langobardisch elbgermanische Rückendeckung stützen konnten. Zu bedenken ist, dass eine versumpfte wirtschaftlich uninteressante und zudem wertstofffreie Region zu erobern auch nicht das eigentliche Ziel Roms war, denn letztlich hatte man die Erzlagerstätten im Visier, sodass sich im römischen Vorstoß in den Norden und bis zur Elbe um diese Zeit auch noch nicht die Strategie einer neuen Elbgrenze erkennen lässt. Zweifellos war der Macht - und Einflussbereich von Marbod in diesen Tagen dem Imperium bereits ein Dorn im Auge. Einem Gefahrenbereich dem man mit dem „Immensum Bellum“ und der Gründung einer römischen Provinz unter Varus im bedeutsamen Harzvorland immer näher kam. An diesem geostrategischen Ort im Raum Höxter an der Mittelweser offenbart sich der Kern augusteischer Machtpolitik, denn von hier aus war es möglich wenn es militärisch geraten schien den Harz sowohl nördlich als südlich zu umfassen. Eine Theorie die es ausschließt das Varuslager weiter nördlich zu vermuten. Wir schreiben das Jahr 7/8 + und mit jedem Kilometer mit dem man das Lager nach Norden in Richtung Hameln verschoben hätte wäre auch der Versorgungsabstand einer sozusagen überlebenswichtigen Logistikkette in die Länge gezogen worden. Damit wäre auch die Gefahr gewachsen, dass sich um diese Zeit ein noch unbesiegter Marbod mit dem Tiberius drei Jahre vor dem Ausbruch der Varusschlacht noch einen Zwangsfrieden schließen musste zu einem Gegenspieler entwickeln konnte und er sich hätte dazwischen schieben können. Varus hätte im Markomannenkönig der über ein schlagkräftiges und vollzähliges Heer verfügte eine ernst zunehmende Armee zum Gegner gehabt und wäre mit einem nördlicher gelegenen Lager erhebliche und unnötige Risiken eingegangen. Varus durfte die schnelle Anbindung via Hellweg zur Lippe aus strategischen Gründen nicht aufs Spiel setzen. Denn im möglichen Zusammenspiel mit anderen Stämmen wäre es für Marbod ein Leichtes gewesen einen Keil in die römische Lagerkette zu treiben um Varus samt Provinz zu isolieren. Das Imperium war ein Militärstaat und beherrschte in der Regel das Einmaleins der Kriegstaktik. Und neben dem von Tiberius angeordneten militärischen Aderlass als man Varus seine drei Legionen für den Markomannen Feldzug erheblich abgeschmolzen haben könnte, was er widerstandlos zu akzeptieren hatte kommen Gedankenabläufe dieser Art im provinzialrömischen Forschungszweig oft zu kurz. Abgestellte varianische Kontingente auf dem Weg in den Osten könnten sich möglicherweise auch mit den Marschlagern bei Hachelbich am Südharz in Verbindung bringen lassen. Die Zeiten eines im Sinne Roms geschlossenen Besatzungsvertrages hatten sich nun geändert nachdem die Legionäre nach dem abgebrochenen Markomannen Feldzug wegen des Pannonien Aufstandes nicht nach Ostwestfalen zurück kehren konnten, so dass sich Varus gezwungen sah, seinen cheruskischen Vertragspartnern mehr auf Augenhöhe begegnen zu müssen. Da die Cherusker als auch Varus in Marbod einen gemeinsamen Feind hatten dem sich Arminius erst 17 + entledigen konnte musste Varus ihren Empfehlungen und Vorschlägen folgen da er im Ernstfall auf ihre Unterstützung angewiesen war. Nach dem der Geopolitik das Augenmerk galt und sich auch der Zug des Varus in den Untergang abzeichnet bzw. nachzeichnen lässt, steht nun das innere Geschehen im Vordergrund. So kann nach Grundriss, Rohbau, Gerüst und Zuschnitt die Detailplanung folgen. Sind die Außenmauern also erst mal hoch gezogen und herrscht in den Räumen freie Sicht, dann kann sich der Hausbesitzer mit der Raumnutzung, Möblierung und Ausgestaltung beschäftigen, während sich der Historiker einem ganzen Landstrich gegenüber sieht in dem sich ein Geschehen widergespiegelt haben könnte, in das er nun die einzelnen Stationen einzuordnen hat. Es ist ein oft unterschätzter Analysefehler anzunehmen, dass es sich bei den Abständen zwischen dem Etappenlager Brakel und den folgenden zwei Notlagern um Tagesmarschetappen handelte, so wie man es sich unter Schönwetterbedingungen vorstellt. Dies trifft nur auf den ersten Marschtag zu an dem man sich problemlos und ungefährdet über die normale Distanz fortbewegen konnte, während die weiteren Tage von der militärischen Dynamik bestimmt und davon erheblich beeinflusst wurden. Denn ab dem Einsetzen des Schlachtgeschehens am zweiten Marschtag verringerte sich zwangsläufig auch das Tempo der Vorwärtsbewegung was bei unmittelbarem Feindkontakt auch zum völligen Stillstand führen konnte. Anhand des nun vorliegenden Ablaufplanes lässt sich der jeweilige Zeitbedarf auch unter Einbeziehung der hellen Tagesstunden ermessen. So wird die von Cassius Dio vorgegebene Gesamtdauer begründbar, die einzelnen Aktivitäten lassen sich zuweisen und das Gesamtbild füllt sich was der Plausibilität dient, da es den Aktionsradius deutlich macht in dem die Varusschlacht statt fand bzw. sich auswirkte. Ein Schlachtenspektakel, dass sich im Kern letztlich nur über 22 Kilometer etwa auf der Höhe von Hampenhausen beginnend bis Borlinghausen erstreckte. So gehörte ein sorgfältiges Maßnehmen unter herbstlichen Gesichtspunkten ebenso dazu wie das Bewerten der damals herrschenden Bedingungen und das auch unter humanen Aspekten. Dadurch wird deutlich wie wenig ein pauschales und nahezu verzweifelt wirkendes Hochrechnen der Marschzuglänge zur Erkenntnis beitragen und eine akribische Vorgehensweise nicht ersetzen kann. Darauf geht u.a. der Abschnitt „Der Tag an dem die Varusschlacht ausbrach“ vom 17.10. 2021 näher ein. So sind viele bislang angestellte Spekulationen beispielhaft für die Oberflächlichkeit mit der man sich häufig der Thematik widmete. Der große Rahmen muss ineinander greifen damit der Ablaufplan stimmig wird ohne den alles zusammenhanglos in der Luft schweben würde und man sich ohne Anfang und Ende zu kennen in unlogischen Kombinationen verirren würde. Nun aber liegen die wesentlichen Eckdaten vor und man kann sie ins Weichbild des Nethegau drücken, da wo sie ihren Platz haben. Es hat sich heraus gestellt, dass alle bisher im Boden entdeckten Artefakte so bedeutsam und zielführend sie auch scheinen nicht dabei helfen konnten dem Varusschlachtfeld auf die Spur zu kommen, so dass die Zeit für eine neue Herangehensweise gekommen war. Nur bei dieser Methodik und auf Basis der antiken Schriften und den darin gemachten geographischen Aussagen, den nachgewiesenen infrastrukturellen und fortifikatorischen Hinweisen sowie den vorhandenen Luftaufnahmen war es möglich das Kampfgebiet einzugrenzen und das Gesamtbild zu vervollständigen und abzurunden. Die von den Römerfreunden an der Weser entwickelte Theorie eines ab Paderborn nach Osten gerichteten Fächers war zwar hinweisgebend, aber letztlich nur halbherzig. Man ließ ihn ab Paderborn nur 45 Grad ausschlagen und nur 20 km nach Osten ausgreifen, wodurch es östlich von Schmechten keine Varusschlacht mehr geben durfte und man die Südegge einschließlich Willebadessen und Borlinghausen komplett ausklammerte. Was die Strategie anbelangt für die Schlacht einen Austragungsraum zu definieren liegen nach dem Verlaufsplan und der Lokalisierung weitere Eckpfeilern der Theorie zugrunde die uns die antiken Schriften, die Geographie und die Bodenstrukturen verraten.
Auf Basis historisch geographischer Hinweise
I.)
Cornelius Tacitus schreibt, dass Stertinius 15 + die Brukterer schlug und Germanicus danach auf seinem Weg zur Weser bis in deren entlegenste Wohngebiete vordrang worunter man sich die äußersten also östlichsten Grenzgebiete ihrer Siedlungen vorstellen kann. Zuvor hatte er noch das Gebiet zwischen Ems und Lippe verwüstet. In ihrem Namen Brukterer verbirgt sich der Hinweis, dass es sich bei ihnen um Bewohner des flachen Landes handelte und sie die Niederungen besiedelten die topographisch betrachtet bis in die sichelförmige Randlage von Paderborn an der östlichen Hochebene mit den heutigen Orten Buke und Altenbeken bzw. Schwaney unmittelbar am Hellweg reichen, sodass der Eggekamm die Grenzregion gebildet haben könnte. Von dort lag wie Tacitus überlieferte der „Teutoburgiensi saltu“ nicht weit entfernt. Um diese Distanz darzustellen benutzte er die Worte „haud procul“. Worte die er aufgrund umfangreicher Recherchen bei Entfernungen bzw. Abständen von 20 km verwendete. Es ist eine Distanzangabe die uns vom Ortszentrum Schwaney am Hellweg über den Eggekamm exakt bis zur Borlinghauser Eiche einem markanten Punkt im Kontext der Schlacht führt. Schauen wir darüber hinweg, dass Cassius Dio die Realitäten verschob in dem er schrieb die Cherusker hätten Varus an die Weser gelockt, dann fällt unweigerlich der Blick auf Höxter am Weserufer. Höxter liegt aber nicht nur vor dem Solling sondern auch im westlichen Schatten des Harzes von wo aus sich seine südlichen Ausläufer als auch die Nordkehre erreichen lässt um ihn zu umgehen. In Höxter liefert die Weserfurt am Ende des Hellwegs die durch Hangabrutschungen von den Rabenklippen in Verbindung mit dem Geschiebe der Nethe entstand eine Erklärung für die frühe Bedeutung der Region. Furten begünstigen seit jeher den Durchgangsverkehr was Städtegründungen förderte und findet seine Bestätigung darin, dass sich hier schon vor 1115 das erste feste Bauwerk befand, dass die Weser überbrückte. Eine Zeit als in Hameln und auch in Bremen noch keine Brücke existierte.
II.)
Cassius Dio schreibt, dass Varus am ersten Marschtag anfänglich noch von Arminius und den Seinen begleitet wurde. Was sich zunächst nach einem normalen Vorgang anhört lässt annehmen, das man sich entschied den Rückmarsch von der Mittelweser zur oberen Lippe über die Hauptverbindung anzutreten. Eine allen Zugteilnehmern bekannte Route da an diesem Tag keine Experimente auf der Agenda standen. Die Bedeutung dieser Strecke zeigt sich daran, dass sich an ihr auch das erst kürzlich entdeckte Marschlager Paderborn befand, dass schon unter Drusus errichtet worden sein könnte. Diese sowohl von den Legionen, als auch von den sie begleitenden Germanen ob fußläufig oder beritten, sowie vom umfänglichen Tross bestehend aus mehrachsigen Fahrzeugen genutzte Landstraße dürfte sich daher in einem geeigneten und angemessenen gut befahr - und begehbaren Zustand befunden haben. Kritische Steigungen und heikle Bachüberquerungen dürfte man entschärft haben und bildeten kein Hindernis mehr. Eine Infrastruktur die Rom im wesentlichen schon vorfand da die Region schon in vorgermanisch keltischen Zeiten dicht besiedelt war, Eine Strecke die man noch ausgebaut hatte und die für den Vorstoß nach Osten unabdingbar war. Eine Zuwegung die mit den Ausschlag dafür gegeben haben dürfte, dass man sich für ein Lager im Raum Höxter entschied.
III.)
Cassius Dio setzt im Zusammenhang mit dem ersten Notlager einen geographischen Bezugspunkt, den man mit Waldgebirge übersetzt hat. Ein wuchtiges Wort, dass er einer uns nicht bekannten Stelle seiner Quellen entnahm oder es in dieser Art eigeninterpretierte. Zweifellos wollte er damit die erschwerten Umstände und kritischen Bedingungen am Abend des ersten Kampftages zum Ausdruck bringen unter denen sich die Legionäre eine Bleibe für die Nacht schaffen mussten. Ostwestfalen kennt in dieser Region nur die schroffe Egge auf die sich diese Wortkombination anwenden ließe. Die Zugstrecke die die Legionen der Theorie folgend am ersten Tag bis Brakel und am zweiten Tag bis zum Erreichen des Notlagers zurück legten verlief jedoch durch relativ ebenes Gelände oder gewellte Landschaften. So trifft die Beschreibung wohl nur für das markant aufragende Eggegebirge zu, bis zu dessen Hangkante sie jedoch am zweiten Marschtag noch nicht vorgedrungen waren. Versucht man sich diesen Begriff zu erklären und in einen Zusammenhang zu bringen, dann könnte er sich nur auf dem Weg mündlicher Überlieferung über die Überlebenden der Schlacht in seine Vorlagen eingeschlichen haben, denn wer wusste schon außer ihnen, dass sich im Schlachtengebiet ein bewaldetes Gebirge befand. So könnten sie es auch gewesen sein, die diesen Hinweis aufbrachten, da für sie die Egge das prägende Element der Großregion war. Eine Vorstellung in Gestalt einer Formation die Cassius Dio selbst nie vor Augen hatte die er nicht zuordnen konnte und daher der Auffassung war er könne es auch auf das Umfeld des ersten Notlagers übertragen. Seine Annahme, das Notlager habe möglicherweise inmitten einer unzugänglichen und schluchtenreichen Bergwelt gelegen kann durch die Realität der Topographie vor Ort als überführt betrachtet werden. Hinter dem Notlager des Cassius Dio, dass am zweiten Marschtag, dem ersten Kampftages errichtet wurde verbarg sich das erste Varus Lager, bei dem es sich um das taciteische „prima Vari castra“ gehandelt haben dürfte bzw. um das worunter Florus das Gerichtslager verstand, da dies einst das Ziel der ganzen Aktion war. Ein Lager, dass sich jedoch auf einer mäßigen Anhöhe im Fahlenbruch unweit des Warburger Hellweges nahe Schweckhausen befand aber dort nie gesucht wurde, auch weil sich die Forschung durch das Wort Waldgebirge in die Irre führen ließ.
IV.)
Cassius Dio beschreibt einen äußerst bemerkenswerten Umstand der so gar nicht in einen Schlachtenbericht passen will. Denn er berichtet, dass sie am Morgen nach dem Abzug aus diesem Notlager „offenes“ Gelände erreichten. Man betrat infolgedessen eine Region ohne höheren Bewuchs folglich baumlos. Flächen mit hochwertigen Böden dienen seit jeher der Agrarwirtschaft und werden deswegen vegetationsfrei gehalten. Zu den ältesten Lößregionen in Deutschland gehört die Warburger Börde die sich unmittelbar südlich an den Schlachtenkorridor anlehnt. So könnte man sich am Morgen des dritten Marschtages auf der Anhöhe nördlich von Schweckhausen befunden haben, von wo aus sich auch heute noch ein weiter Blick zum dreizehn Kilometer Luftlinie entfernten Desenberg eröffnet.
V.)
Cornelius Tacitus geht auf die Stätten ein wo die Cherusker die Tribunen und die Zenturionen der höheren Ränge getötet hatten. Tacitus verwendet in seiner Überlieferung „lucis propinquis barbarae arae, apud quas tribunos ac primorum ordinum centuriones mactaverant“ übersetzt „nahe dem Licht des Barbarenaltars, wo sie die Tribunen und Zenturionen der ersten Ränge getötet hatten.“ das Wort „lucis“ und hob damit hervor wo es sich genau ereignete. Man kann es so deuten, dass man es in der Nähe eines im Licht stehenden Altars tat. Demnach hatte der Altar unter freiem Himmel gestanden aber getötet hatte man sie im Schatten dieser Lichtung. Man ist dazu übergegangen diese Stätte einen Hain, also eine lichte Waldung zu nennen und da sich dort ein „Arae“ also ein Altar befand unter dem man sich einen Steinblock vorstellen darf bekam der Hain den Zusatz „heilig“. Man tötete sie also nicht auf dem Altar, sondern in der Nähe davon, sodass es sich bei dem Altar um keine Hinrichtungsstätte handelte. So könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Cherusker die ihnen heiligen Altäre nicht mit dem getöteten Feind in Berührung bringen wollten. Da von Altären die Rede ist geht man davon aus darin trotzdem Ritualtötungen sehen zu können, es im engeren Sinne also Menschenopfer waren. Opfer brachte man grundsätzlich Ahnen und Göttern dar und der Ort wo dies statt gefunden haben könnte deckt sich mit der Recherche die diesem Internetbuch zugrunde liegt. Denn der Endkampf vollzog sich in einem Waldgebiet westlich von Borlinghausen in dem heute noch zahlreiche Hügelgräber oberirdisch sichtbar sind, da sie christlicher Einebnung entgehen konnten. Und wie es alle Völker mit ihren Grabstätten hielten ehrten die Germanen dort ihre prähistorischen Vorfahren. Es ist aber auch der Wald der heute außer dem Namen Struck – noch immer den Namen Twistholz trägt. Ein Wald auf den aus Richtung Helmern ein Feldweg zuläuft der sich daher Twistweg nennt. Abgeleitet von Tuisto dem erdgeborenen Gott der Germanen der sich auch im Namen Teuto erhalten haben soll, in die Nähe eines Kriegsgottes gerückt wird, aber auch eine Ähnlichkeit mit Tvashtri dem Schöpfergott hat, wie man ihn im altindischen Sanskrit der Sprache der Veden nannte.
VI.)
Cornelius Tacitus erwähnt den „Teutoburgiensi“, eine Bezeichnung die man vom Aufbau her mit dem Namen der „Tarragonensis“ einer Gebirgsregion in Spanien vergleichen kann. Tacitus stieß in seinen Quellen auf das Wort „Teutoburgiensi“, das ihm nicht geläufig war da es germanischen Ursprungs war und für das es keinen lateinischen Namen gab. Und während man hinter diesem Begriff aufgrund der prähistorischen Fliehburgen der Einheimischen den Eggekamm erkennen kann war in Spanien der Estragon namensgebend den man in Frankreich Tarragon nennt. Da man zu allen Zeiten nach einem griffigen Alleinstellungsmerkmal suchte um Regionen einen Wiedererkennungswert zu geben nutzte man das Naheliegende und was in beiden Fällen seit Urzeiten existierte, was sich dafür eignete, was man vorfand also antraf. Auch seine Quellen könnten das Wort von den Überlebenden der Schlacht aufgegriffen haben oder es war für die römischen Feldherren eine von den Einwohnern übernommene Orientierungshilfe wenn sie nach Osten ins Land der Volksburgen aufbrachen. Für Rom war es Wald und Gebirge zugleich eine riegelförmige Bergkette durch die eine Passage führte, die Tacitus „Saltu“ also Waldschlucht nennt. Das gesamte Eggegebirge ließ damals nur eine Passage zu auf die die Bezeichnung „Saltu“ anwendbar ist. Im Sinne dieser Analyse trifft sie nur auf das Hohlwegebündel zu dessen Hauptweg sich heute Burgweg nennt, der westlich von Borlinghausen zur „Alte Burg“ führt und das Ende des Schlachtenkorridors markiert. Der Altenbekener Aufstieg war vor 2000 Jahren noch kein karentauglicher Verkehrsweg und der Anstieg durch das Schwarzbachtal nahe Scherfede führte aus entgegen gesetzter südlicher Richtung von der Diemel kommend auf das Sintfeld. Der Weg durch die Externsteine war zwar auch eine prähistorische Landstraße aber auf alle bis auf den einen, lässt sich der Begriff "Saltus" nicht anwenden.
Auf Basis sichtbarer Bodenstrukturen:
I.)
Es ist die römische Stoßrichtung gewesen die auf die Weser gerichtet war. Der erste Bezugspunkt dazu wird in Anreppen deutlich, wo man eine römische Straße frei legte die in Richtung Osten führt. Sie wird in Paderborn wieder sichtbar wo die aktuellen Grabungsergebnisse im Stadtgebiet auf ein römisches Marschlager hinweisen. Der Fund einer Münze mit der Darstellung des römischen Kaisers Severus Alexander am Bauernhof unmittelbar am Hellweg 2.500 Meter westlich Schwaney weist darauf hin, dass der Hellweg auch noch später von römischen Truppen genutzt worden sein dürfte. Hinzu kommt die Entdeckung und Freilegung einer in auffälliger Weise mit Steinen befestigten Straße mit hangseitigem Entwässerungsgraben über die Egge östlich von Schwaney auf die ein Hohlwegebündel folgt. Detailliert geht darauf das Kapitel „Die Römerstraße von Schwaney zur Weser - Sie ist noch da“ ! Vom 2. August 2022 ein.
II.)
Zum vermuteten Sommerlagerkomplex im Weserbogen stehen Luftaufnahmen zur Verfügung die zwei ineinander greifende Wallstrukturen mit abgerundeten Ecken erkennen lassen. Entstanden sind sie unmittelbar östlich von Höxter zu einem Zeitpunkt als dieser Bereich noch nicht im Zuge der Gewerbegebietserschließung Höxter – Ost weitgehend überbaut war. Dazu gehört das Kapitel „Römische Lagerspuren mitten in Höxter ?“ vom 1. August 2018.
III.)
Weitere Hinweise ergeben sich aus der Baugeschichte der Abtei Corvey, den dort verwendeten Baumaterialien wie Ziegel und Bachtuff sowie der Architektonik, was auf einen römischen Stützpunkt schließen lässt. Siehe Kapitel „Die Inschriftentafel am Corveyer Westwerk - Römisch oder karolingisch“ ? vom 2. September 2022.
IV.)
Am Warburger Hellweg südlich von Frohnhausen im Waldgebiet „Fahlenbruch“ haben sich bislang undatierte Lagerreste erhalten, worunter man das taciteische „prima Vari castra“ bzw. das Dio`sche erste Notlager verstehen darf, das Florus für das Gerichtslager hielt. Ein Komplex bestehend aus heute noch erkennbaren Wällen und Gräben die hinsichtlich ihrer Dimension den Überlebenden des ersten Kampftages gedient haben könnten. Der Erosion ausgesetzte Aufwallungen die in der Höhe jenen des cäsarischen Lagers bei Hermeskeil gleichen. Siehe Kapitel „ Das "prima Vari castra" befand sich im Fahlenbruch“ vom 1. Februar 2022.
V.)
Im Aufstiegsbereich zur „Alte Burg“ westlich Borlinghausen existiert eine am Hang gelegene ebenfalls undatierte Wallgrabenstruktur in Form einer Wegesperre die dazu gedient haben könnte die Legionen am Aufstieg zu hindern. Siehe Kapitel “War es ein Sperrwerk aus Varuszeiten im vermeintlichen „Teutoburgiensi saltu“ ? Vom 16. April 2024.
Kartographische Hinweise in Form von Parzellenamen östlich von Borlinghausen deuten auf frühchristliche Kulttraditionen hin. Siehe Kapitel „Wo die Irminsul stand - Im Schriftgut der Region verbergen sich Bezüge zu den Ereignissen der Jahre 9 und 772“ vom 27. Januar 2023.
I.)
Der Parzellenname „Eskerke“ lässt an ein Kirchenbauwerk denken, also an eine „Kerke“ aus Eschenholz, die dort im Zuge der Christianisierung errichtet wurde und die möglicherweise von den Sachsen zerstört oder von den Franken aufgegeben wurde da sich die Karolinger für Löwen nahe der Taufnethe und am westlichen Rand der fruchtbaren Warburger Börde gelegen als missionarischen Hauptort entschieden.
II.)
Ein in unmittelbarer Nähe befindlicher Höhenweg durch die Feldflur trägt den Namen „Weißer Weg“ bei dem es sich um eine Bezeichnung handeln könnte die von den Gewänder der Täuflinge herrühren würde.
III.)
Eine andere Parzelle trägt den Namen „Kreuzhecke“ was vermutlich auf eine in Kreuzform angelegte Umfriedungsstruktur zurück geführt werden könnte. Ein Ort an dem einst ein weit sichtbares christliches Kreuzsymbol aufgestellt war.
Aus Kreuzhecke, Weißer Weg oder Eskerke lassen sich jedoch nur indirekte Bezüge zur Varusschlacht ableiten. Direkter werden sie erst dann, wenn sich an diesem Platz mittels weiterer Hinweise der Standort der Irminsul bestätigen ließe und man davon ausgeht, dass Armin für die Bewohner der Region im Namen Irmin weiterlebte. Aber auch die Nähe zu Marsberg und die Zugroute Karl des Großen macht Borlinghausen seit jeher zum Favorit. Siehe u.a. Kapitel „Den Standort der Irminsul kannten die Corveyer Mönche - Was wussten sie von der Varusschlacht“ vom 21. November 2023.
In Form einer unweit davon hinterlegten Parzelle die den Namen „Hakenei“ trägt, ergibt sich in diesem Zusammenhang ein weiterer seltsamer Bezug. Er ermöglicht einen Exkurs in die Parallelwelt alter Zeiten und bietet erstmals zur sprachlich dialektischen Nähe zwischen dem mythologischen Drachen und dem Feldherrn Varus auch eine räumliche Erklärung an. Das Wort „Hakenei“ war eine Bezeichnung die in altsächsischen früheren Jahrhunderten ihren Ursprung gehabt haben dürfte. Überliefert wurde sie in einer Schreibweise wie sie in Deutschland kein zweites Mal anzutreffen ist, dafür findet man sie aber mitten im Stadtkern von Alt - London wo sich einst die von Vortigern im 5. Jhdt. angeworbenen Sachsen und Falen niederließen und wo es im Wort Hack - ney überlebte, wo man die überlieferten Erinnerungen austauschte was auch das Vermächtnis des Varus bewahrte. Dazu erschien u.a. am 20.03.2023 das Kapitel „Der Drache der nie einer war“. Der Parzellenname „Hakenei“ ist ein Begriff der für die Aufzucht von Zugpferden steht. Pferde die entweder zu zweit oder viert vor Karren gespannt wurden oder Pflugscharen zu ziehen hatten. Möglicherweise ließ sich auch Varus kutschieren, da er Fußkrank war. Statt kutschieren könnte man aber auch tragen bzw. ziehen sagen. Anders gesagt bzw. in althochdeutsch ausgedrückt ließ er sich „tragan“. In altsächsischer Sprache lautete es „dragan“, ein Wort gleichbedeutend mit „ziehen“. Zudem ist es identisch mit dem germanischen Wort, dass ebenfalls als „dragan“ überliefert ist. In Latein nannte es sich „trahere“ und in altindisch „dhrajati“ und stand für dahin gleiten aber auch fliegen, womit es sich dem althochdeutschen Wort „trahho“ dem Urwort von Drachen annähert. Eine mögliche Spur wie sie die frühen Auswanderer aus Ostwestfalen gelegt haben könnten, die ihr noch vorhandenes Wissen auf der seinerzeit ebenfalls von Rom okkupierten Insel verbreiteten. Dort führte die Ähnlichkeit und der Gleichklang der Begriffe zu einer Verschmelzung und löste die Vorstellung aus man habe es bei Varus mit einem wahren Untier zu tun gehabt. Ein Mensch unter dem man sich ein widerwärtiges Monster vorzustellen hatte, dass begleitet von christlicher Symbolsprache im Mittelalter als Drachen nach Sachsen zurück kehrte.
Fazit:
So lassen sich den Überlieferungen von Cassius Dio jene aufschlussreichen Details entnehmen die erkennen lassen, dass es innerhalb des mehrtägigen Marschgeschehens zu Kampf - und kampflosen Phasen kam und es sich rekonstruieren lässt, dass der erste Marschtag ungestört, und ohne jegliche Kampfhandlungen verlief. Auf Basis der hellen Tagesstunden, den äußerst umfänglichen, unvermeidbaren und somit auch zeitintensiven logistischen Tätigkeiten und Vorbereitungen, sowie den ab dem zweiten Marschtag einsetzenden Kämpfen lassen sich die Stunden füllen die in der Summe erkennen lassen, dass sich der Varuszug über drei Tage erstreckte, Kämpfe aber nur an den Tagen zwei und drei statt fanden und es am vierten Tag nur noch zu kleineren Scharmützeln reichte. Grundsätzlich steht der neuzeitlichen Recherche die antike Literatur zur Verfügung worin man die Fakten wie eingemeißelt erkennen möchte bzw. muss, die Gegebenheiten der Landschaft und weniger die Bodenfunde um den Verlauf der Schlacht nachstellen zu können. Gewagt zu nennen ist es auf den Volksmund zu schauen, die nordischen Sagen und die einheimischen Legenden der nachfolgenden Generationen hinzuzuziehen, obwohl darin wertvolle Informationen enthalten sind die zur Auswertung genutzt wurden Aber erst nachdem sich die Theorie hinreichend mit Fakten gleichen Argumenten anreichern ließ, traten neue und unerwartete Sichtachsen zu Tage wodurch Abläufe deutlich wurden, die vorher nicht erkennbar waren. Erlösend einer Lösung gleich kommend erscheint uns die Varusschlacht nun wie ein überdimensionales Panoramagemälde, das sich zum „Puzzlebild“ komplettieren ließ, sodass man es sich schon fasst als „Varusschlacht Brettspiel“ patentieren lassen könnte. Angelehnt an den historischen Kenntnisstand und an eine Vielzahl zusätzlicher Hinweise stand in den letzten Kapiteln die Bemühung im Vordergrund einen authentischen Ablauf zu präsentieren um dabei zu versuchen hinter die Kulissen der Mehrtagesschlacht zu blicken. Bestehende Erklärungslücken konnten plausibel und nachvollziehbar geschlossen werden um ein in sich schlüssiges und überzeugungsfähiges Konzept zu präsentieren. In der Zusammenfassung musste hier hier auf vieles verzichtet werden wozu auch die Wiederholung jener Theorien zählt, wonach der ihn britische Volksmund im 5. Jhdt. Varus zum Drachen mutieren ließ, ihn personifizierte bzw. umgedeutet haben könnte. Das man dem isländischen Abt Nikulas im 12. Jhdt. genau dort auf den Drachen hinwies, wo Varus im Zuge dieser Theorie seinen Tod fand und sich begründen lässt. Das man die Irminsul da errichtete wo die Cherusker einst ihre Grabsitten pflegten und die Varusschlacht endete sieht nach vielen Zufällen gleichzeitig aus, wirkt zumindest irritierend und rechtfertigt es allemal weitere Untersuchungen anzustrengen. Aber die Aufarbeitungsgeschichte zur Varusschlacht ist noch nicht zu Ende und geht im nächsten Kapitel weiter. (24.06.2024)
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