Donnerstag, 13. Februar 2025
Die Cherusker waren Hermionen - Wie weit reichte griechischer Einfluss nach Germanien.
Der erfolgreiche Widerstand der Cherusker mit ihrem charismatischen Anführer der das Imperium letztlich bewog sich militärisch zurück zu ziehen, machte sie zu etwas Besonderem unter den Völkern Germaniens. Die Forschung stellt sich daher schon lange die Frage woran es gelegen haben könnte, dass es ausgerechnet ihnen gelang die Stämme zu einen. Zu wissen wer sie waren, woher sie kamen, was ihnen die Kraft verlieh und was aus ihnen wurde steht genauso im Mittelpunkt der Diskussion wie die Geschehnisse im Zusammenhang mit der Varusschlacht und soll auch in diesem Internetbuch ein Thema sein. Und das man ihnen im Verbund mit anderen Stämmen den griechisch klingenden Namen Hermionen gab trägt mit dazu in ihnen etwas Herausragendes zu sehen. Was ihr Fürstenhaus anbetrifft so kommt hinzu, dass auch dieses auf griechische Wurzeln zurück blicken kann wie Snorri Sturluson in seiner Heimskringla um 1230 schrieb und das dazu konkrete Hinweise gibt soll hier in Kürze ebenfalls behandelt werden. Da es auf beides Antworten und Erklärungen gibt berührt es im Umkehrschluss auch die Thematik um die Örtlichkeiten der Varusschlacht und deren Dimension und auch darauf soll in weiteren Kapiteln näher eingegangen werden. Es fing damit an, dass man selbst zu Lebzeiten des Griechen Cassius Dio die Stammesgebiete der Germanen und Kelten immer noch nicht auseinander halten konnte und sich die Historiker bis heute darin unschlüssig sind, wie sie mit dem überkommenen Namen „Germanen“ verfahren sollen den uns der Grieche Poseidonios 8o – erstmals ins Volksgedächtnis schrieb. Um der Begrifflichkeit willen begann man sie später zu ordnen, teilte sie in Ost,- West und Nordgermanen auf und verständigte sich darauf, dass sie ein Siedlungsgebiet abdeckten, das um die Zeitenwende unter Einbezug von Skandinavien von den Ardennen, bis zur Weichsel, den Sudeten und Osteuropa bis zum Schwarzen Meer reichte. Das Definieren von Übergangszonen in denen sie sich in unserem Betrachtungsraum mit den Kelten vermischten wird begünstigt von der jeweiligen Dialektik auf Basis der Grenzen der Lautverschiebung. Wie sich das tägliche Zusammenleben über diese Grenzbereiche hinaus gestaltete und wie viel Keltentum und Keltenblut im Germanen steckte und umgekehrt greift tief in unser subjektives Vorstellungsvermögen ein. So verzichtete man auch auf die Wortfindung Südgermanen die man auch Nordkelten hätte nennen können. Ihre Wohngebiete erstreckten sich bevor die Germanen nach Süden vorstießen, sie teils verdrängten, sich aber auch mit ihnen vermischten, sie also nur übersiedelten bis zum Nordrand der Mittelgebirge. Darin, dass die Germanen kaum ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt haben sollen und sich nicht als Volk verstanden, ist sich die Wissenschaft einig. Die Germanen lebten auf keiner Insel setzten sich aus verschiedenen Stämmen zusammen und lebten in einem Schmelztiegel der steten äußeren Einflüssen also kulturellen Strömungen und Zuwanderungen ausgesetzt war. Den technologischen Fortschritt verdanken sie in unserem Betrachtungsraum den keltischen Errungenschaften die wiederum von den kulturellen Impulsen aus dem südöstlichen und dem südwestlichen Europa profitierten dem sie geographisch bedingt näher standen. Bedingt durch die Alpenbarriere aber begünstigt vom Donauverlauf und den Flussverbindungen Rhone, Rhein und Mosel kontrollierten und kanalisierten sie zu ihrer Zeit den Wissenstransfer in den Norden und beeinflussten ihn in ihrem Sinne. Ihr Vorsprung und Vorteil machte sie attraktiv und neben klimatischen Gründen war dies mit ursächlich für germanische Begehrlichkeiten und löste deren Südexpansion aus. Und als Cäsar Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts von Westen anrückte stieß er in Südwestdeutschland und am Rhein zwar noch auf eine widerstandsfähige keltische Oppidakultur die aber bereits germanischen Druck ausgesetzt war wie es die Wanderzüge der Kimbern und Teutonen und die Notumsiedlung der Ubier anzeigt. Zwischen den Fronten verloren sie ihre Selbstbestimmung und es brach für sie eine Zeit an in der sie auch im Verhältnis mit ihren kritischen Nachbarn im Norden nur noch eingeschränkt darüber entscheiden konnten, wie weit ihr Handlungsspielraum ging und sie den Austausch mit ihnen zulassen wollten oder ihnen besser aus dem Weg gingen. Eine Ursache heutiger Unwissenheit über Germanien lag mit daran, dass der sich südlich von ihnen ausbreitende keltische Siedlungsgürtel sie auch aus sprachlicher Hinsicht isolierte und daher wie eine Barriere wirkte. Und da beide Völker schriftlos kommunizierten konnte man von ihnen nichts Nachhaltiges erwarten und engere Beziehungen beschränkten sich nur auf die unmittelbare Kontaktlinie. Wollen wir also etwas über das frühe Germanien erfahren müssen wir weit ausholen das Keltenland überspringen und uns den Kulturen zuwenden die über Informationen verfügen die weiter zurück reichen die nachlesbar sind und uns dabei helfen können die germanischen Entwicklungsprozesse zu verstehen. Lange bevor Rom begann im Norden Dominanz zu zeigen war es um 370 – der griechische Nautiker Pytheas der von Marseille ausgehend in die nördlichen Hemisphären vorstieß. Und auch wenn es nur wenig greifbare Funde von ihnen gibt, so dürfte es auch Griechen gegeben haben, die in den Jahrhunderten danach über den Rhein, die Donau oder Adria bzw. über Land den Weg wenn nicht ins innere Germaniens, so doch in deren Randgebiete erkundeten und in ihrer Heimat darüber berichteten. Für den lukrativen griechischen Fernhandel dürfte der germanische Norden einer „Terra Incognita“ geglichen haben. So darf man annehmen, dass ihre vorchristlichen Reisetätigkeiten auch aufgrund von Verständigungsproblemen in den Zentren der keltischen Hauptorte etwa am Glauberg endeten und man es bevorzugte den Einheimischen den Kontakt mit den Germanen zu überlassen. So kann man neben dem Bernsteinhandel auch anderen Warenbewegungen eher in keltischer Hand sehen, ein alltägliches Geschäft das sich diese nicht entgehen ließen. Aber der Machtgewinn des Imperiums wuchs dank militärischer Stärke und während Rom unter Außenpolitik vor allem wirtschaftlichen Einfluss verstand dem sich alles unterzuordnen hatte sah sich die griechische Kultur nachdem sie das Gewaltmonopol an das Imperium abtreten musste und ab 146 – nur noch römische Provinz war auf dem Rückzug und war gezwungen sich dem Friedvollen zu verpflichten. Man hatte sich mit dem Imperium arrangiert, wird aber einstiger Größe nachgetrauert haben und beobachtete jetzt aus der Ferne wie auch die Nordvölker nach und nach ihrem Schicksal folgten. So darf man das Wenige was man aus dieser Zeit über Germanien wusste nur in Griechenland erwarten. Griechische Lehrer schulten im Imperium die nach wachsenden Generationen, standen dem neuen Reich als Philosophen zur Seite und dank des um 1oo + geborenen Claudius Ptolemäus, wieder einem Griechen wissen wir, dass auch die Geographie zu jenen Themenfeldern zählte, in denen sie seit jeher bewandert waren und sich nun ein neues Betätigungsgebiet erschlossen haben in dem sie sich schon früh geographisch für Germanien interessierten. So sammelte er für viele Städte und Orte Namen und notierte sie in griechischer Sprache, wozu auch Streontion gehörte, wobei es sich vermutlich um Brakel am Hellweg handelte. Aber auch Moers – Asberg wo der Hellweg nach Osten begann, vielleicht besser gesagt wo er seine Fortsetzung von der Kanalküste fand und an den belgischen „Helvius“ anknüpfte, das die Griechen Askibourgion nannten, gehörte zu den Namensnennungen. Die griechische Kultur trat ihr Wissen einschließlich ihrer geographischen Erkenntnisse an die neuen Machthaber in Rom ab die es über ihre Literatur weiter gaben dabei aber den griechischen Kern unkenntlich werden ließen. So wurde uns auf diesem Weg auch ein Wort überliefert, dass etymologisch betrachtet dem griechischen Sprachraum näher steht als dem römisch/lateinischen. Es stammt aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert und es waren die Römer Tacitus, Pomponius Mela und Plinius der Ältere die es aufgegriffen und für uns sicherten. Ein Wort aus der germanischen Frühgeschichte, dass Aufhellung über unsere Altvorderen verspricht. Tacitus nannte es „Herminones“, während Pomponius Mela und Plinius der Ältere es „Hermiones“ schrieben. Es fiel im gleichen Zusammenhang mit den Ingaevones und den Istaevones mit denen man damals die drei germanischen Volksgruppen bezeichnet. Plinius der Ältere fasste unter die Ingvaeonen die fünf germanischen Stämme der Vandiler, Burgodionen, Varinner, Chariner und Gutonen zusammen und überlieferte, dass sie dem Ozean am nächsten lebten. Zu ihnen zählte man auch die Kimbern, Teutonen und Chauken die er andersartig nannte ohne aber den Unterschied näher darzustellen. Vermutlich teilte er sie und verstand unter den Erstgenannten jene Stämme die nördlich der Ostsee in Skandinavien und die Inseln Bornholm und Gotland besiedelten und unter der zweiten Gruppe die Stämme, die die deutsch/dänische Nordseeküste bewohnten. Wissen das danach klingt, als ob es auch schon griechischer Feder entstammte, da man in Rom an derartig Unmilitärischem nicht interessiert war und nicht geforscht hat. Nach dem sich die vermutlich griechischen Geographen von den Küstengebieten entfernten und in die Mitte vorstießen fällt der Name Herminones als Sammelbezeichnung für die dort lebenden Völker. Tacitus zählte zu ihnen die Sueben, Hermunduren, Chatten und Cherusker, während man ohne ihre Namen zu nennen alle übrigen Völker unter der Rubrik Istaevones zusammen fasste. Möchte man hinter Istaevones nicht eine Verbindung zum griechischen Wort Isthmus für Meerenge erkennen, dann weicht das Wort „Hermiones“ vom Silbenaufbau her deutlich von den Volksgruppennamen der Ingaevones und Istaevones ab und lässt nicht nur mediterrane, sondern deutlich griechische Herkunft erkennen. Pomponius Mela und Plinius der Ältere waren älter als Tacitus was darauf hindeutet, dass der von ihnen erwähnte Name „Hermionen“ gegenüber dem taciteischen „Herminones“ auch die ältere Schreibweise gewesen sein könnte. Warum aber römische Geschichtsschreiber im ersten nachchristlichen Jahrhundert einer im zentralen Germanien beheimateten Volksgruppe einen griechisch klingenden Namen gaben irritiert und man kann daraus den Schluss ziehen, dass es griechische Reisende waren die noch vor der römischen Nordexpansion für die germanische Welt Namen ersannen um sie zu lokalisieren. Sucht man nach einem Bezug wird man in Griechenland, genau genommen auf dem Peloponnes fündig, wo eine hellenistische Stadt den Namen „Ermioni“ trägt. Aber es ist weniger die Ähnlichkeit zwischen dem Namen der Stadt und den Herminones und auch nicht der damit verbundene Frauenname Hermione, der Tochter des Trojahelden Menelaos, sondern der griechische Gott Hermes der Namensgeber der Stadt, der in Italien Ermes geschrieben wird. Was die frühen griechischen Kartierer bewog eine „göttliche“ Verbindung von Griechenland zu den Cheruskern und ihren Nachbarstämmen zu schlagen ist Gegenstand historischer Forschung seit sich Widukind von Corvey im 10. Jahrhundert Gedanken über einen möglichen Zusammenhang machte. Er schrieb allerdings nicht wie vor ihm der Chronist Einhard Ermin, sondern vermutlich wegen der Namensähnlichkeit mit Hermes machte er, um zu der Feststellung zu gelangen die Sachsen seien griechischer Herkunft daraus Hirmin. Die möglichen Zusammenhänge verdienen einer plausiblen Erklärung die natürlich aus griechischer Sicht betrachtet in einer Welt bestand haben sollte, die den vorchristlichen Zeiten und Bedingungen vor der römischen Einflussnahme Rechnung trägt und die keltischen Lebensgewohnheiten zu berücksichtigen hat. Mit dem Verlassen keltischer Gebiete nach Norden erschwerte nicht nur die Sprache den Kontakt zu den Germanen, sondern auch deren Lebensgewohnheit und Mentalität die sich mit mediterraner Eigenart nicht in Einklang bringen ließ. So begann für sie spätestens an der Diemel ein fremdes, abgeschottetes, unwirtliches und unnahbares Land dem sich nichts abgewinnen ließ und an dem man wenig Interesse zeigte. Es wirkte auf sie verschlossen und versperrt und so fand es auch namentlichen seinen Niederschlag in die frühen Schriften zur Verortung von Territorien. Aufgrund der Abgeschiedenheit und scheinbaren Isolierung in der die Menschen im Land der „Herminonen“ wie abgeriegelt von der Außenwelt lebten ging man ihnen zwangsläufig aus dem Weg. Um derartige Regionen begrifflich zu machen stand ihnen der griechische Gott Hermes zur Seite. In seiner Gestalt als Hermes Trismegistos war er auch der sagenhafte Autor der hermetischen Schriften und Urvater der Alchemie. Nach Hermes wurden die Hermen bezeichnet, Steinhaufen die als Wegmarken für Reisende dienten. Hermes stand symbolisch für undurchdringlich aber auch geheimnisvoll und mysteriös wie es das von ihm abgeleitete Wort „hermetisch“ zum Ausdruck bringt. Die Hermionen lebten wie ein hermetisch abgeschlossenes Volk abseits der griechischen Handelswege wo ihnen kein Steinhaufen mehr den Weg wies. Die Hermi - onen bildeten nach ihrer Vorstellung eine Volksgemeinschaft von Menschen die hermetisch lebten und für sie waren es die Hermetischen oder die Ermitikos bzw. im angelsächsischen die Hermits. Eine recht einfache und plausible Erklärung die auch den Cheruskern das Schemenhafte ihrer Existenz nimmt. Es hilft den antiken Namen des germanischen Volkshelden zu enträtseln und macht deutlich, dass Arminius für den die Germanen im dialektischen Sprachgebrauch möglicherweise in Sechfrit oder Siechfrid ihr eigenes Pendant besaßen kein Gott war. Hätte man den Namen Arminius nicht in der lateinischen Sprache zu Papier gebracht sondern wäre dem griechischen Ursprung gefolgt, dann hätte man ihn nach Ermion dem Sohn des Europs und Enkel des aus der Mythologie überlieferten Phoroneus vermutlich Armínious bzw. Erminious genannt haben können, der Mann der dem Volk entstammte das für die Griechen in der germanischen Abgeschiedenheit lebte. Der 1484 geborene Georg Spalatin der den Austragungsort der Varusschlacht bei Duisburg vermutete übernahm in seiner Veröffentlichung die zu seiner Zeit in Italien gängige Form Arminio die sich ebenfalls von Erminio ableitet und es folgten darauf die diversen Varianten wie Eermen, Eormen, Ermin. Aber auch Irmin mit „i“ geschrieben, das zuvor mit „e“ geschrieben wurde sich aber zu Beginn des nachchristlichen Jahrtausend vom Selbstlaut zum Zwischenlaut entwickelte. Wobei uns die lateinisch dominierte Literatur ähnlich wie bei der Gestalt Attila/Etzel nur den Namen Arminius und weder den griechischen noch den germanischen überlieferte.
Tacitus hatte sich mit griechischen Weltbild im Zusammenhang mit der Gestalt des Arminius befasst, in dem er ihnen unterstellte Arminius nicht gekannt zu haben. Er begründet es damit, dass sie nur ihre eigenen, womit er vermutlich Helden meinte würdigten und es nicht so taten wie die Römer die sie alle gleich behandelten. Er nimmt damit gegenüber den Griechen eine despektierliche Haltung ein die wegen ihrer Pauschalisierung Zweifel am Wahrheitsgehalt weckt und daher nicht überzeugend wirkt. So könnte man davon ausgehen, dass der Name wie ihn später auch der in Italien lebende Grieche Cassius Dio nannte auch im Griechenland des 2. Jahrhunderts bekannt gewesen sein dürfte. Ausgehend von der Überlegung, dass man bei ihm einen Namenswechsel vollzog als er in eine germanische Hilfstruppe aufgenommen wurde trat sein germanischer „Taufname“ in der römischen Welt in den Hintergrund und gelangte zu keiner Bedeutung. Er war fortan nur noch Germane kraft Geburt und sollte mit dem Namenswechsel seine Herkunft abstreifen. Man ersann für ihn aus althergebrachter Tradition den Namen Arminius der später Eingang in die römische Literatur fand und unter dem er Karriere machte. Sein germanischer Name nahm einen anderen Werdegang überlebte in Germanien in unterschiedlicher Aussprache und verdriftete sich in den Norden und Nordwesten Europas wo er überlebte bevor er über die Sagenschienen nach Mitteleuropa zurück gespült wurde. Arminius war der Name des Mannes aus tiefster germanischer Provinz und er hatte sich eingeprägt, da er als römischer Ritter zu Ruhm und Ehre kam, bevor er dem Imperium verräterisch den Rücken kehrte. Er wurde im Jahr 17 - geboren als der römische Feldherr Lollius links des Rhein vernichtend geschlagen wurde und war fünf Jahre alt, als sich Drusus 12 - erstmals an der Lippe blicken ließ. Germanen aus der Region der er entstammte wird man vor ihm noch nicht ins römische Militär aufgenommen haben und es dürfte für die damalige Zeit ein Novum gewesen sein dies erstmals zu praktizieren. Germanische Krieger von der Weser für Rom kämpfen zu lassen war neu und noch dazu Männer zu rekrutieren die nicht berechenbar waren, war für Rom auch mit einem Wagnis verbunden. Wie es auch den Geschichtsschreibern des Imperiums aus griechischen Quellen bekannt war, hatte man das bislang hermetisch abgeschottete Land vorher nie erreicht und es war daher für die römischen Feldherren Neuland. Wie anders hätte man im römischen Militär auch einen Mann nennen sollen der hier sein Zuhause hatte als ihm den Namen Arminius zu geben. (13.02.2025)

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Mittwoch, 22. Januar 2025
Das Grauen der Varusschlacht war der Beginn von Solidarität.
Wie wir es gerade wieder erleben müssen sind gemeinsame Gegner und Feinde immer der Antrieb sich verbünden zu müssen. Möchte man aber der Spekulation nicht Tür und Tor öffnen, so lassen sich die Szenarien der Kämpfe auf den einzelnen Schlachtfeldern des Jahres 9 + die zwischen dem ersten und dem dritten Kampftag ausgetragen wurden noch heute von jedem an der Geschichte interessierten Menschen auf intuitive Weise gut nachvollziehen. Es war ein gespenstiger Anblick, der sich damals jenen bot, die es bis zuletzt kämpfend mit erlebten, denen sich die letzten Bilder einbrannten, denen wenn es Römer waren noch die Flucht aus dem Inferno gelang oder die die bitteren Stunden in ihrer Passivität als Gefangene über sich ergehen lassen mussten. Jeder hatte seine eigenen Erfahrungen mit dem germanischen Feind machen müssen und wenn er der Generalität nahe stand blieb ihm auch das Geschehen um deren Selbstmorde nicht verborgen. Ihre irren und müden Blicke glitten in den Stunden über leicht und schwer verletzte, Sterbende und Tote und standen selbst dem Tod näher als dem Leben. Unwirkliche Schauspiele vollzogen sich in in ihrem Umfeld als der Schlachtenlärm zu verstummen begann. Keiner dürfte ohne Blessuren geblieben sein und über den Kampfstätten begann sich Friedhofsruhe auszubreiten. Zaghaft und in gebeugter Haltung erschienen wie auf ein geheimes Kommando die ersten Frauen mit Stöcken in der Hand, krochen suchend über den Boden, blickten hinter jede Wurzel, bückten sich und stocherten dabei nach Verwertbarem. Verängstigte Kinder und Ergraute folgten ihnen, man blickte in die Gesichter der Opfer, konnte ihnen noch ihre Schicksale ansehen und sich ein Bild von den grausigen Ereignissen machen. Im Angesicht des Todes überwog ein Gemisch aus schweigsamen Treiben und Goldgräberstimmung, man suchte nach Anverwandten und ignorierte die Feinde in dem man sie sich selbst überließ und während man noch auf überlebende Germanen stieß denen sich noch mit Heilsalben helfen ließ, waren andere schon mit Plündern und Fleddern beschäftigt. Unwissend ob noch Leben in ihnen war, zogen Frauen die die Sage Walküren nannte ihre Körper fort. Die folgenden Tage ließen das ganze Ausmaß der Schlacht erkennen und viele Orte an denen es zu Zweikämpfen und mehr kam werden noch Tage danach auf ihre Entdeckung gewartet haben. Über dem nassen Wald an der Egge lag nach dem letzten Schwertstreich eine besondere Stimmung. Wer wollte jetzt noch einen Unterschied zwischen den erschöpften germanischen Krieger machen die nun auf jene stießen die sich erst in den letzten Stunden entschlossen hatten sich dem Feind entgegen zu stellen und wer wollte den Sieg für sich beanspruchen. Was für Rom der Zusammenbruch dreier stolzer Legionen war, war für Germanien der Moment der Befreiung und was von diesen Augenblicken in der antiken Literatur hängen blieb, können wir bei Tacitus und Cassius Dio nachlesen die es wiederum den Überlebenden verdanken. Und auch was davon über die germanische Zunge verlautete erfuhren wir auch nur über den Umweg der höher gestellten römischen Zivilisation die Kraft ihrer Fortschrittlichkeit den Vorsprung der Deutungshoheit für sich beanspruchen durfte. Sie maß sich an aus dem Munde der Überlebenden das wieder geben zu können und interpretieren zu dürfen was in der Endphase der Schlacht passierte bis Varus für sich den Schlussstrich zog, den man Kapitulation nennen kann. Wer aber waren die Überlebenden die uns mit diesem Wissen versorgen konnten als die Germanen noch mitten im Zeitalter der Prähistorie steckten. Bittere Augenzeugenberichte denen die Varusforscher seit Jahrhunderten im übertragenden Sinne an den Lippen kleben und denen man mit ruhigem Gewissen nachsagen darf, dass sie es waren die der Schlacht den Namen gaben der sich bis in die Neuzeit erhalten hat. Eine Bezeichnung die sie aus Cheruskerkreisen kannten, und die wir heute die Schlacht nahe der „Schlucht der Volksburgen“ nennen würden. Ein Name der aus einer halb germanisch, halb römischen Vermischung stammt und zu „Teutoburgiensi saltu“ wurde. Rom selbst hatte für den Pass bei den Volksburgen im Gegensatz zu den Germanen keinen Namen und nur den Überlebenden verdanken wir, dass in der Nähe davon die Knochen auf ihre Bestattung warteten und sie Caecina den Weg dahin zeigen konnten. Fakten, die die Angaben der Überlebenden glaubhaft machen und uns damit den belastbarsten Hinweis auf den Ort der Varusschlacht lieferten. Da sich nach Cassius Dio und bei genauem Hinsehen auch Tacitus, Florus und Paterculus entnehmen lässt, das sich die Schlacht über mehrere Tage hinzog, konnte sich dieser Passweg auch nur dort befunden haben wo sie endete und wo sich unweit davon eine oder mehrere Volksburgen befanden, da sich der Bezeichnung „Teutoburgiensi“ weder ein Plural noch ein Singular entnehmen lässt. Was uns weiter hilft sind die Indizien die dafür sprechen, dass die Schlacht unter Beteiligung der Marser/Sigambrer, Bructerer, sowie der Chatten und Feder führend der Cherusker statt fand also in der Nähe ihrer Siedlungsgebiete. Des Weiteren, dass sie sich im Landschaftsraum zwischen den Quellgebieten von Ems und Lippe sowie dem Mittellauf der Weser, aber nicht nördlich davon zugetragen hat, da die dort siedelnden Angrivarier nicht an der Schlacht teil nahmen. Argumente die zu Fakten werden und für den Eggepass westlich Borlinghausen sprechen. Und auch wenn sich Münzfunden kein direkter Hinweis entnehmen lässt, wo Arminius einst sein Werk beendet hatte, so bereichern sie doch immer wieder die Diskussion vor allem dann, wenn sich ihnen die eingeschlagenen Kürzel VAR = Varus entnehmen lassen und den römischen Provinzialarchäologen erfreuen, da sie sich mit der Schlacht in Verbindung bringen lassen. Und obwohl es nicht nachvollziehbar ist, wie sie einst in germanische Erde gelangten so zeugen sie doch davon, dass Varus wenn er nicht gerade selbst am Fundort zugegen war, so doch nicht weit davon entfernt gewesen sein dürfte. Da wo er sich nach dieser Theorie unweit von Borlinghausen tötete fanden sich da man dort auch noch nicht nach ihnen suchte bisher keine solchen Münzen. Dafür wurde aber eine „VAR“ Münze im Zuge von Prospektionen nahe Bevern 12 Kilometern nordöstlich von Corvey nahe dem Altweg von Holzminden nach Gandersheim, eine bei Atteln 18 nordwestlich von Borlinghausen und eine 9 Kilometer südlich von Borlinghausen am Gaulskopf nahe Warburg gefunden. Hätten die Überlebenden nicht die Worte „Teutoburgiensi saltu“ fallen gelassen, hätten ihre Hinweise die uns dank Tacitus bekannt sind Zweifel an ihrem Wahrheitsgehalt geweckt. Während sich bei derartigen Begriffen nicht die Frage der Glaubwürdigkeit stellt gilt es einzig zu Hinterfragen, welche Bedeutung die Worte der Überlebenden hatten die darüber hinaus Eingang in die Quellen fanden und welchen Sinn ihnen Tacitus und später Dio entnahm den sie dann mit ihren Worten wieder gaben. Dem Ursprung waren sie Glaubhaft aber kein Geschichtsschreiber hatte jemals die Gabe die Tatsachen hinter seinen Quellen zu erkennen. Ob es also so war, dass wie Tacitus schrieb Arminius tatsächlich nach der Schlacht auf ein Podest stieg, um die als Schmährede bekannte Siegesansprache zu halten, oder ob seiner Überlieferung mit Zurückhaltung zu begegnen ist bzw. Cassius Dio Recht damit hatte, dass sich alle töteten um nicht in Gefangenschaft zu geraten kann daher als gesichert angenommen werden. Sollte Arminius also schon unmittelbar nach dem letzten Schwertstreich gekommen sein um die Taten seiner Landsleute zu würdigen und die des Gegners herab zu setzen oder könnte dieses Ereignis erst zu später Stunde oder am nächsten Tag statt gefunden haben wird zu einer Frage der persönlichen Vorstellungskraft. Lust nach Feiern wie man sie sich heute vorstellen möchte wird keiner verspürt haben und es war eher das Halali des Abblasens wie man es aus der mittelalterlichen Jagdszene kennt, das aber auch ältere Wurzeln haben könnte. Was die Zeilen von Tacitus, Cassius Dio und unsere Phantasie über die Riten und Rituale der Germanen nach der Schlacht hergeben, macht einen Blick in die dunklen Welten unserer Vorfahren nötig. Eine Zeit noch unbeleckt von christlicher Nächstenliebe, dafür aber um so näher den unberechenbaren Naturgewalten stehend in denen Sonne, Mond, die Jahreszeiten und wie wir seit „Nebra“ wissen die Plejaden die große Rolle spielten. Was trieb man mit den Gefangenen, sparte man die Opferszenen für später auf galt es zunächst grausame Rache zu nehmen oder führten die Zauberpriester Regie und hielten ihre Hand über das große Spektakel. Bedeutsame Römer unter den Gefangenen wird man, nachdem man sie am Aussehen oder ihrer Uniform erkannt und bewertet hat für spätere Lösegeldforderungen aufbewahrt haben. Keinen Römer entkommen zu lassen, lautete die ungeschriebene Regel, da jeder Gefangene von Nutzen sein konnte. Großzügiges Durchwinken nach Aliso oder wohin auch immer hat nicht statt gefunden. Jeder dem man habhaft werden konnte, wurde zuerst einmal in die Gefangenschaft geführt. Nicht zuletzt deswegen gelang wie überliefert auch nur wenigen von ihnen die Flucht an den Rhein. Aber es fielen auch Römer in die Hände der Germanen, die man weder opferte noch für Lösegeldforderungen nutzte oder weiter verkaufte. Sie dienten den Germanen der Region als Sklaven gleich wie man sie einsetzte und sie verschwanden in den kleinen Siedlungen der beteiligten Stämme. Als Publius Pomponius Secundus um 50 + gegen die Chatten zu Felde zog gelang es ihm noch über 40 Jahre nach der Varusschlacht gefangene Legionäre zu befreien und man mag sich fragen wie alt diese gewesen sein könnten und in welchem Zustand sie waren. Offensichtlich waren sie nicht imstande gewesen zu fliehen oder hatten sich an das Leben im alten Hessen gewöhnt. Ob man sie aber gegen ihren Willen, sozusagen mit Gewalt befreien musste, scheint eher unwahrscheinlich zu sein. Aber diese Episode macht auch deutlich, dass sich die römischen Besatzungstruppen an Rhein und Donau noch lange aus dem Landesinneren fern hielt. Nicht nur den Chatten wagte man sich nicht zu nähern und es sprach sich auch nicht herum wo noch Römer in germanischer Knechtschaft überlebt haben könnten. Man ließ offensichtlich alle an den Kämpfen beteiligte Stämme nach den unbefriedigenden Schlachtausgängen zuletzt am Ith, am Angrivarierdamm unbehelligt. Ganz so wie es Tiberius angeordnet hatte konzentrierte man sich nur noch auf die Sicherung der Grenzflüsse und hatte sich um diese Zeit noch um keinen Wetterau Limes zu kümmern und Suchkommandos zum Aufspüren Vermisster existierten nicht. Im Umfeld der Varusschlacht dürften vorüber gehend noch versprengte Römer für Unruhe gesorgt haben, aber dann waren die, die den Sieg schwer erkämpft hatten wieder unter sich, es kehrte Ruhe ein und man fragte sich wie die Römer ihre Niederlage verdauen würden. Es war ein Frieden auf Zeit in der sich die Stämme nicht nur regenerieren und neue Kräfte sammeln konnten, sondern auch an neuen Allianzen arbeiteten. Ungeachtet der Tatsache, dass den Germanen nicht verborgen blieb, dass Tiberius die Rheinarmee wieder aufgestockt hatte begannen sie die römische Lebensart zurück zu drängen, die Zeugnisse ihrer Anwesenheit an der Weser zu beseitigen oder für ihre Zwecke zu nutzen. Der den Germanen danach oft unterstellte und weiter existierende Handel mit Rom dürfte lange zum Erliegen gekommen sein und sich eher in die keltischen Regionen Richtung Main verlagert haben. Alle Lippelager bis nahe an den römischen Landlimes den „Caesiam limitemque a Tiberio“ standen nach 9 + im Zentrum der Gegenbewegung wurden zerstört, ausgeraubt und offen gelassen und als Germanicus ab 14 + mit seinen Rachefeldzügen begann führte er mehr Kämpfer ins Feld als der römische Feldherr Aetius 451 + gegen Attila. Für die Schlachten 16 + auf dem Idistaviso Feld und am Angrivarierdamm werden jeweils 8 Legionen plus germanische aber auch gallische Hilfstruppen genannt und für die Schlacht bei den Pontes Longi 15 + 4 Legionen plus Hilfskräfte. Da Arminius diese Kämpfe nicht nur überstand, sondern Germanicus erfolgreich abwehrte und sie als Patt Situation in die Geschichte eingingen könnte man daraus schließen, dass es den Germanen nach der Varusschlacht gelang ihre gesamte verfügbare Volksmasse zwischen Weser und Elbe in die Germanicus Kriege zu werfen. Eine Leistung die ungeahnte Widerstandskraft erkennen lässt und ohne einen gewaltige Motivationsschub und treibende Kräfte nicht möglich gewesen wäre und die man unseren Altvorderen kaum zugetraut hätte. Der Varusschlacht fiel erst dadurch die Bedeutung eines Wendepunktes in der römischen Expansionspolitik zu. Aber nicht nur das, es war die Geburtsstunde eines Mythos und es waren Ereignisse die ein Grossvolk wie das der Germanen mangels eines schnellen Informationsaustausches oder übergreifender Verständigung nur auf dem Wege des „Weitersagens“ über die Zeiten retten konnte. Geschehnisse die wir heute als „Sage“ belächeln und ihnen jeglichen Zusammenhang mit den einstigen Befreiungsschlachten absprechen möchten.(22.01.2025)

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Donnerstag, 16. Januar 2025
Vom Sommerlager in den Untergang.
So lautet der Titel des aus über 200 Einzelkapiteln bestehenden Gesamtberichtes zur Varusschlacht an dem ich seit Oktober 2017 schreibe. Aber in ihm verbergen sich auch die klassischen Irrtümer die sich wie Blei über die Forschungslandschaft legten und selbst neuere Buchausgaben schreiben sie immer wieder munter fort. Jetzt wo sich der Kern der Recherche zum möglichen Verlauf, als auch den Örtlichkeiten der Varusschlacht, sowie den diversen Betrachtungen die in das Thema hineinspielen abzeichnet und überzeugende Argumente das Bild abrunden sollen innerhalb dieses Kapitels noch mal einige Abläufe und Aspekte wie es sich ereignet haben könnte in Erinnerung gerufen werden. Diverse schlüssige Hinweise lassen zudem erkennen, dass man davon ausgehen kann, dass das Varuslager an der Weser bereits als Winterlager genutzt wurde, sodass die damals gewählte Überschrift „Vom Sommerlager in den Untergang“ als überholt betrachtet werden kann. Da man seit den Tagen von Theodor Mommsen davon ausgeht Varus habe sein Standlager im Herbst 9 + verlassen, um sich in ein Winterlager am Rhein zu begeben und dies vielleicht auch in der gesamten Zeit seiner Statthalterschaft tat, hatte sich dafür der Name Sommerlager eingebürgert. Wesentlich für die Annahme das dieses Kastell an der Weser stand sind der Hinweis von Cassius Dio, wonach die Cherusker Varus an diesen Fluss gelockt haben, ein unter ihnen Zustande gekommener Vertrag als auch die Weser die auffällig oft im Zusammenhang mit den Kriegen gegen die Cherusker erwähnt wird. Des Weiteren ist es die Zielsetzung der römischen Okkupanten sich eine neue Provinz erschließen zu wollen, die logistischen Vorteile in der Weserschleife an Hellweg und Weserfurt und die strategische Lage eines Handelsstützpunktes auf dem Weg zu den östlich liegenden lukrativen Erzlagerstätten. Da die römischen Truppen wie es die Überwinterung der römischen Armee unter Tiberius 4 + an den Lippequellen belegt befähigt waren Kastelle auch den Winter über durchgängig zu besetzen, hat sich die Theorie, Varus habe sich auf dem Weg an den Rhein in ein Winterlager befunden als er angegriffen wurde, als substanzlos erwiesen. Intelligentes Handeln passt sich den Herausforderungen an und obwohl wir die geistigen Leistungen der Antike kennen, verhindert doch eine Barriere in unserem Vorstellungsvermögen zu akzeptieren, dass auch unseren germanischen Ahnen insbesondere ihrer Führungsschicht die Fähigkeit zu logischem, was strategisches Denken einschließt durchaus gegeben war. Man wusste um die Kampfstärke und die Fähigkeiten der Legionen und wäre das Wagnis einen Angriff einzufädeln nicht eingegangen, wenn sich die Siegeschancen als aussichtslos erwiesen hätten. So war man sehr wohl imstande gewesen die Risiken eines Schlagabtausches abzuwägen, hatte sich nicht blind links in das Abenteuer Varusschlacht gestürzt und sich daher für eine Erfolg versprechende Vorgehensweise entschieden. Obwohl nicht unbedingt standesgemäß, so greifen doch viele Forscher darauf zurück sich bildlich und nahezu romanhaft in die historischen Ereignisse auf Basis menschlicher Verhaltensweisen hineinzudenken. So lassen sich Ungereimtheiten entlarven die die Plausibilität stören und das Reale und Nachvollziehbare lässt sich isolieren. Diese Theorie geht einen ähnlichen Weg über den sich weitergehende Überlegungen anstellen und das Gesamtbild deutlicher machen lassen. Als am Vorabend Varus und seine Männer den symbolischen Akt der Waffenschau und ihrer Entnahme vollzogen begann der Theorie nach die Varusschlacht. Es zeichnete sich jedoch ab, dass man die Legionen am ersten Tag auf dem Weg zu den Aufrührern noch unbehelligt lassen wollte vor allem aber musste. Wortwörtlich genommen passt „unbehelligt“ auch in die damalige Jahreszeit in der der helle und der dunkle Teil des Tages mit jeweils etwa 12 Stunden in der Phase des Herbstaquinoktium gleich lang ausfielen. Da Varus den Beschreibungen von Arminius den nötigen Zeitbedarf bis zum Erreichen der vermeintlichen Widersacher entnehmen konnte, wo er gedachte die Gründe für den Aufruhr in Erfahrung bringen zu können, bestand für ihn kein Grund zur Eile. Man nutzte für die erste Wegstrecke den gut ausgebauten Hellweg der die Lippe mit dem römischen Brückenkopf an der Weser verband. Auf ihm zog man zunächst bis Brakel und wurde auf diesem Abschnitt noch noch vom zivilen Tross begleitet, der aus Personen bestand die ihm Gegensatz zu den Legionen die Wintermonate nicht an der Weser, sondern in Haltern oder vielleicht am Rhein verbringen wollten. Der morgendliche Ausmarsch könnte daher zögerlich begonnen, sich also auch erst verspätet in Gang gesetzt haben. Im Etappenlager Brakel, wo man nach rund 21 Kilometern die erste Nacht verbringen wollte, erwartete man die Legionen und den Tross gegen Nachmittag, sodass sie, um sich eine Zeitvorstellung zu machen gegen 10 Uhr an der Weser aufgebrochen sein könnten. Man stand auf diesem häufig begangenen Weg über Kuriere oder mittels Signalgebung in Kontakt und vergewisserte sich gegenseitig der Lage. Auch die alte Germanensiedlung Brakel, Stichwort Streontion, dürfte von für Ernstfälle begrenzt verteidigungsfähig gewesen sein was ausschließt, dass die Cherusker an diesem ersten Abschnitt des Hellweges zwischen zwei römischen Wallanlagen einen Angriff riskiert hätten. Das Terrain war zudem übersichtlich und die Wegeführung bot keine geeigneten Möglichkeiten drei Legionen eine Falle zu legen. Dazu passt, dass sich Arminius der Überlieferung nach mit seinen Kriegern am ersten Tag noch eine unbestimmte Zeit im Marschzug aufhielt und nichts über Kämpfe berichtet wurde. Er verließ ihn im Verlauf des Tages, aber noch vor dem Erreichen des Nachtlagers um wie Cassius Dio spekulierte, weitere Kräfte zu sammeln. Wo er dies tat, ob er es tat und wohin er dazu ritt bleibt offen. Auch wenn Arminius die zentrale Figur war, so dürfte es zu diesem Zeitpunkt immer noch sein unter den Germanen hoch geschätzter Vater Sigimerus gewesen sein, der die Fäden zog, die Gesamtstrategie entwickelt hatte und den die germanische Sagenwelt Sigimundus genannt haben könnte. Von dem Moment an, als Varus das Weserlager verließ war er unmerklich angezählt und Arminius und seine Unterführer handelten in seinem Sinne. Wen man in diesem Augenblick mit welchem Auftrag und wohin entsandte ist militärische Routine und folgt einem Schema und Konzept, das bis heute unverändert ist, denn man nimmt Kontakt mit den jeweiligen Kampfgruppen in den Bereitstellungsräumen auf damit diese die Lage kannten und sich vorbereiten konnten. Wo sich diese befanden entsprach der ihnen zugewiesenen strategischen Aufgabe. Man suchte die Anführer der jeweiligen Truppenteile auf die sich dieser Theorie folgend in zwei Räumen aufhielten. Eine Kampfgruppe lagerte da, wo der zivile Marschzug von Osten her den Eggeanstieg zu bewältigen hatte, die Gradbergenge passieren musste und man alle Mühe hatte die Karren durch die Hohlwege bergauf zu bugsieren. Andere Kuriere stellten eine Verbindung zu den Kampfgruppen her, die sich auf den Abschnitt konzentrierten an dem man den ersten Angriff auf die Legionen vorsah. Eine Region die die Theorie im Raum Hampenhausen sieht. Die Strecken legten die Verbindungsmänner zu Pferde zurück und informierte die Kolonnenführer darüber, dass alles nach Plan verlief, sodass Cassius Dio mit seiner Annahme richtig gelegen haben dürfte. Damit waren auf germanischer Seite alle Vorbereitungen für diesen Tag getroffen, man wusste wo die Legionen standen, wann sie Brakel erreichen würden und alle kannten ihre Mannstärke und Ausrüstung. Der Tag ging in den Nachmittag über und vielleicht deutete sich schon ein Wetterumschwung an. Ob Römer oder Germane, alle bereiteten sich auf seine Weise auf den nächsten Tag vor. Was den Marschweg am Folgetag in Richtung der Aufrührer anbelangt, so befand sich Varus nicht in völliger Unkenntnis, da seine Reiteroffiziere ihn kannten und den Verlauf des Hellweges nach Paderborn kannte sowieso jeder. Die zahlreichen Zivilisten im Treck denen man den Weg ins vermeintliche Lager der Aufrührer ersparte setzten sich aus unterschiedlichen Schichten zusammen. Es war eine zusammen gewürfelte Schar bestehend aus teilweise privilegierten Personen, verdienten Beamten die die Altersgrenze erreicht hatten und letztmalig dabei waren, die gesundheitliche Probleme hatten, die den Winter über an der Weser entbehrlich und für Kämpfe ungeeignet waren, oder im möglichen Kampfgeschehen die Legionen nur behindert hätten. Und natürlich wollte man es einigen Frauen und Kindern nicht zumuten in Handgreiflichkeiten oder mehr verwickelt zu werden. Vielleicht waren die Ochsenkarren auch mit persönlichen Gegenständen der Generalität beladen die man an den Rhein überführen wollte. Denkbar ist auch, dass man im Pendelverkehr stand, in Anreppen Rückladung aufnehmen wollte oder Legionäre auf Rotation warteten. Szenarien der Normalität die sich im Zuge der Recherche einstellen denen man sich bislang nicht in der Tiefe widmen mochte, da man von der festgefahrenen Theorie herbstlicher Truppenrückführung nicht ablassen wollte. Diesen umfänglichen Personenkreis nahm man samt Bagage bis Brakel mit von wo aus sie am Folgetag zunächst die Etappe bist Aliso anzugehen hatten. Der Übersetzung der Überlieferung von Cassius Dio lässt sich entnehmen was an diffusen Vermutungen und Herleitungen in Rom über die Bedeutung der Abstellungen in Umlauf war, auf deren eigentlichen Zweck und letztlich ihren Untergang man sich in der Hauptstadt keinen Reim machen konnte. Man übersetzte seine griechischen Worte in die deutsche Schrift gleich Sprache: „So hielt Varus seine Truppen nicht, wie es sich in Feindesland gehört hätte zusammen und überließ sie statt dessen jenen, die darum baten. Mal zu Zwecken der Bewachung gefährdeter Örtlichkeiten, mal um Räuber einzufangen, oder um Lebensmittel Transporte zu begleiten“. Anders als für den sich sicher fühlenden Varus steckte für Cassius Dio mit dem Wissen um das Desaster, keine historisch überraschende Erkenntnis. Das aber jene die die Entsendung von Abstellungen für ratsam hielten bereits identisch mit den Aufrührern waren die zeitgleich die Legionen angriffen, erschloss sich den Menschen in Mittelitalien nicht da darüber keine Teilnehmer mehr berichten konnten. Was von dem, mit dem die Germanen bei Varus hilfesuchend vorstellig geworden sein sollen ins Schriftgut einsickerte und ob die überlieferten Argumente die sie dafür genutzt haben sollen überhaupt ihrem Ansinnen entsprachen und diese nicht vielmehr römischer Vorstellungskraft und Wunschdenken entsprangen muss mit der allgemeinen Glaubwürdigkeitsfrage verbunden werden. Aus unserer Sicht kann es nicht plausibel klingen, dass Räuber im Stammesgebiet der Cherusker ihr Unwesen treiben würden und selbst der Warentransport schon nicht mehr sicher war. Das hinter der Brille eines Cassius Dio der Blick eingetrübt war und es für ihn die Tatbestände germanischer Hinterlistigkeit erfüllte sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass man hier lediglich Varus aufgefordert haben könnte, er möge doch an den nötigen Geleitschutz für den zivilen Marschzug denken. Unberührt davon bleibt zweifelsfrei, dass der Akt der Entsendung die Armee teilte und damit schwächte. Hinweise die wenn sie zutreffen doch erkennen lassen, wie umsichtig die Cherusker vorgingen. Varus hingegen stand anderes bevor, er brach am nächsten Tag in etwa parallel zum zivilen Treck auf um unter den Aufrührern „nach dem Rechten zu sehen“ und wäre nach getaner Arbeit wieder zum Weserlager zurück gekehrt um dort auch über den Winter die neue Außengrenze des Imperiums zu bewachen. Eine Theorie die mit auf der Erkenntnis beruht, dass die römische Armee schon unter der Tiberius 5 Jahre vor der Varusschlacht unweit der Weser an den Quellen der Lippe den Winter verbrachte. Karl der Große soll seinen Erfolg über die Sachsen unter anderem der Tatsache verdankt haben, dass er imstande war in ihrem Land zu überwintern, was aber wie es scheint Varus und den anderen Feldherren auch nicht weiter geholfen hatte. Für Varus sollte der Exkurs zu den Aufrührern von kurzer Dauer sein, sodass er sich nicht auf einen längeren Aufenthalt vorbereitete und daher Proviant und logistisches Material auch nur in begrenztem Umfang mit sich führte. Den Überlieferungen lässt sich entnehmen, dass Varus sich auf eine Sitzung oder eine Verhandlung vorbereitet hatte, die nach der Methode eines Tribunals ablaufen sollte. Man wird die Lage aufgrund der Hinweise von Arminius so eingeschätzt haben, als dass man lediglich ein Rastlager für eine Nacht einzurichten gehabt hätte und größeren Widerstand nicht erwartete, zumal ihm Arminius Unterstützung zugesagt hatte. Aber auf eine mehrtägige Schlacht hatten ihn die Cherusker nicht eingestimmt. Dass er dann einen Teil seiner bereits begrenzt gehaltenen Vorräte im Zuge der Kämpfe am ersten Tag verlor und zur Errichtung eines Nachtlagers nicht mehr zur Verfügung stand verschärfte seine Lage noch zusätzlich. Die Nahrungsvorräte die man sich zuvor noch mit dem Tross geteilt hatte gingen früh zur Neige und die Krise spitzte sich schneller zu als vermutet. Insgesamt sind es aufeinander aufbauende Erkenntnisse die zur Sinnhaftigkeit beitragen. Varus stieß nach dem er den bequemeren ersten Abschnitt der über den „Helvius Weg“ führte wie man den Hellweg in Belgien nannte am zweiten Tag ab Brakel in eine Region vor in der sich die Marschbedingungen verschlechterten, wo es unwegsamer und von Cassius Dio als beschwerlich beschrieben wurde. Aus Unwissenheit über die tatsächliche Beschaffenheit der Landschaft stellte Cassius Dio es so dar, als ob sie durch stark zerklüftete Gegenden ziehen mussten wo die Bäume dicht wuchsen und überaus hoch standen. Für die Chronologie hilfreich ist seine Erwähnung, dass sie schon große Mühe hatten den Weg frei zu bahnen noch bevor sie überhaupt von den Aufrührern angegriffen wurden, in dem sie Bäume fällen und Brücken bauen mussten. Es passt in eine Welt seiner Vision, aber man darf den Verdacht haben, dass dazu die Germanen bereits das ihrige beigetragen hatten um den Anmarschweg zusätzlich zu blockieren. Betrachtet man sich heute die theoretisch angedachte Zugstrecke, dann sollte man sich unter dem Bau von Brücken eher das provisorische Überbrücken von Sumpfzonen mittels Bohlenlagen folglich Knüppeldämme und keine dauerhaft feste Bauwerke vorstellen. Man verwendete dafür Holz, das man verbunden mit Zeitaufwand wohl teilweise erst vor Ort einschlug, passend machte oder aufsammelte, da die Pioniere wenn überhaupt nicht alles mitgeführt haben dürften. Es waren Arbeiten die sich schon in die Mittagszeit des zweiten Marschtages hinein gezogen haben könnten, worunter ihre Marschleistung litt und sich ihr Zeitplan verschob. Nach Cassius Dio fand dies zu einer Zeit statt, als man für sich selbst noch keine Gefahr erkannte von den Germanen angegriffen werden zu können, sich also Zeit nehmen konnte. Da sich wie überliefert parallel dazu die Wetterverhältnisse zu verschlechtern begannen, heftiger Regen einsetzte und damit verbunden stürmische Winde aufkamen, wurden diese Tätigkeiten zunehmend erschwert. Der Boden an den Wurzeln begann aufzuweichen, man glitt aus, Räder fuhren sich fest, es kam zu Unterbrechungen und Lücken entstanden im Marschzug, was die Kontaktaufnahme untereinander problematisch machte, sodass ihnen die Zeit begann weg zu laufen. Insgesamt trug alles dazu bei, dass die Kolonne in einen Auflösungsprozess überging, es unübersichtlich wurde und sich der Marschzug verlängerte. Cassius Dio ging anschaulich darauf ein in dem er beschrieb wie vom Sturm zerborstene Baumkronen herab stürzten und Verwirrung auslösten. Die Fahrspur war hier nicht mehr der große Hellweg, dieser besaß weder Drainage noch Grabensystem wie sich die von den Legionen errichtete heute noch erkennbare Straße über die Egge in seinen Relikten zeigt. Es war ein Weg über Muschelkalkboden, schwer, zäh, verschlammte und nicht vergleichbar mit dem dort heute existierenden und nur für landwirtschaftliche Fahrzeuge frei gegebenen asphaltierten Feldweg (VZ 260). So lässt sich kaum erahnen unter welchen Bedingungen vor 2000 Jahren ein derartiger Marsch verlief und welche Herausforderungen damit verbunden waren. Schon der erste etwa 1.600 Meter lange Serpentinen artige Anstieg vom heutigen Sudheimer Hof auf den Höhenrücken der Hegge zu Beginn des alten Warburger Hellweges dürfte mit Strapazen verbunden gewesen sein und Zeit gekostet haben. Während die Heggelandschaft vermutlich keine größeren stehenden Gewässer aufwies so füllten sich doch bei Regenwetter die Senken schnell mit Niederschlagswasser, sodass sich Sumpfzonen bildeten und der aufgeweichte Boden das Fortkommen behinderte. Unter Umständen musste man sogar schon ohne Feindeinwirkung Karren aufgeben oder Material umladen. Die heikle Lage in der man sich befand hatte stille Beobachter und die Cherusker konnten sich abstimmen, wo man ansetzen wollte. Aus dichtem Gebüsch sollen sie hervor gebrochen sein, kannten jeden Pfad, sollen einzelne Gruppen umstellt haben, richteten dann furchtbares Unheil an und waren dabei immer in der Überzahl. Da der römische Marschzug auch wegen stecken gebliebenen Ochsenkarren zum Stillstand kam, bot sich vieles als leichte Beute an und ließ sich problemlos einkreisen. Viele der ihn begleitenden Legionäre waren überfordert, bereits vom übrigen Zuggeschehen abgeschnitten, auf sich gestellt und hatten den leichtfüßigen Germanen nicht viel entgegen zu setzen. Diese warfen anfänglich wie man liest ihre Speere noch aus der Ferne, als sie aber niemand abwehrte und viele Römer schon verwundet waren, wagten sie sogar den Nahkampf. Es war die Phase als Varus den nicht nur für Paterculus, sondern auch für die heutige Forschung irritierenden Befehl ausgab, sich nicht wehren zu dürfen, hinter dem sich aber der schlichte Grund verbarg sich nicht wie damals in Carrhae in kritische Scharmützel hinein ziehen und von der Trasse weg ziehen zu lassen. Allesamt Darstellungen wie wir sie in dieser Phase bei Tacitus, der nur das folgende Nachtlager beschrieb, vergeblich suchen. Immer schwächer als der angreifende Feind konnte man wie Cassius Dio schrieb weder in geordneter Formation vorrücken noch dicht aufschließen. Der Tatsache, dass man sich hier bereits mitten unter den Aufrührern befand die man erst am Ende des Marsches oder am folgenden Tag anzutreffen gedachte, war man sich in Varuskreisen in diesem Moment nicht bewusst. Ebenso wenig, dass diese Aufrührer gar keinen Richterspruch anstrebten, geschweige denn sich ihn anhören wollten. Das sich im Zug des Varus auch die für absolute Katastrophenfälle mitgeführte Notreserve der „Accensi velati“, befand hatte man in Historikerkreisen noch nie richtig gewichtet. Dabei handelte es sich um eine als letztes Aufgebot gedachte Personengruppe die erst bei extremen militärischen Engpässen, also kriegerisch bedingtem Totalausfall der legitimen Streitkräfte zum Einsatz kommen sollten. Das Mitführen ist ein Hinweis darauf, wie kritisch die Lage war, dass Varus sogar auf diese Kräfte zurück greifen musste. Um so deutlicher wird, wie er erst auf die Unterstützung der Cherusker angewiesen war und es sich nicht erlauben konnte mit ihnen ein Zerwürfnis zu riskieren. Da die Übersetzung der Zeilen von Cassius Dio sie mit der Wortwahl „die Unbewaffneten“ betitelte, folgte man wie auch im Falle des herbstlichen Rückzuges einer falschen Spur, in dem man fälschlicherweise die Ansicht vertrat, es könne sich dabei nur um jene beim Auszug aus dem Lager am Vortag erwähnten Frauen und Kinder gehandelt haben. Aber es waren statt dessen jene Männer die im Waffengebrauch ungeübt und daher in ihrer Verteidigungsfähigkeit stark eingeschränkt waren. Wie überliefert setzten sie sich unter anderem aus im Kampf ungeübten Spielleuten oder Handwerker zusammen, die Waffen nur in Notsituationen führen sollten und diese dann auch erst den um sie sterbenden Legionären entnehmen sollten. Da sich im Zuge der Recherche der Tatbestand zu erkennen gab, dass es sich bei diesen so genannten „Unbewaffneten“ nicht um jene Frauen und Kinder handelte, die am ersten Marschtag noch dabei waren, stärkt den Verdacht, dass dieser Personenkreis lediglich bis Brakel im Zug mit marschierte. So trägt die Erkenntnis auch dazu bei, dass der eigentliche Grund für die Entsendung der Abstellung nur mit diesem zivilen Zug in Zusammenhang gestanden haben konnte, was auch den vermissten Sinn ergibt. Ein Makel in der Übersetzung wie er auch beim Wort „vacuas“ ausgesprochen von Marbod auftrat und beinhaltete, dass man Varus mit entleerten Truppen an die Weser schickte und nicht mit „dienstfreien“. Am zweiten Marschtag an dem die Auseinandersetzung ausbrach erreichten die im hinteren Teil marschierenden Legionäre die die Angriffe der Germanen überlebt hatten mühsam kämpfend nach einigen Kilometern Wegstrecke den tückischen Fahlenbruch. An seiner nördlichen Seite durchfließt ihn der heutige Talbach und südlich ist es die Ugge die das Sumpfwaldgebiet in ihre Mitte nehmen. Beide fließen von Ost nach West und münden nördlich von Peckelsheim in die Taufnethe. Dieses von den Germanen ausgewählte Staunässegebiet verläuft quer zur Zugrichtung der Legionen und bot den leicht bewaffneten Cherusker beste Kampfbedingungen. Wie es auch bei Gebirgen und Bergen der Fall ist entstammen auch die Namen von Flüssen und Bächen oftmals weit zurück liegende Zeiten und lassen sich kaum deuten. So verleitet auch das seltsam klingende Wort Ugge dazu sich etymologisch näher mit ihm zu beschäftigen. Unter dem Namen „ugge“ bzw. „uggen“ kommt es auch im sprachlich altsächsisch geprägten Mittelenglischen vor und bedeutet etwa Angst, Besorgnis und Fürchten. Im Altnordischen ist es als „ugga“ bzw. „uggr“ bekannt und steht veraltet für Angst, aber auch Horror, Streit und Bestrafung. Am Südrand des Fahlenbruches befindet sich das alte Dorf Schweckhausen mit seiner Wasserburg aus den Zeiten der Familie von Spiegel. Erstmals 1250 unter dem Namen Swinderessen erwähnt steckt in der erste Silbe „Swinde“ die altsächsische Silbe „swindan“, aus „farswindan“, aus dem über das mittelniederdeutschen Wort „vorswinden das heutige „verschwinden“ wurde und sagen wir nicht dialektisch und regional beeinflusst auch heute nicht noch mehr „vaschwinde“als verschwinde. Und in der Tat verschwindet in einem Sumpfwald so manches was nie wieder auftaucht. Aber aus dem Fahlenbruch verschwanden oder entkamen einst die Legionen des Varus und sie kamen nicht mehr wieder. Aber zweifellos muss man derartigen Kombinationen mit Vorsicht begegnen. Schweckhausen am Nordrand der Warburger Börde und östlich des kaum passierbaren Nethetales gelegen hatte südlich im Anschluss an den Heggehöhenrücken für den Durchgangsverkehr eine heraus gehobene Bedeutung. Denn nicht nur der Nordsüd Hellweg von Brakel nach Warburg führte hindurch, hier kreuzte sich auch der Königsweg von Soest nach Herstelle und die teilweise auch Oberer Bördenweg genannte Verbindung vom Sintfeld durch den Hohlweg an der alten Burg über Borlinghausen nach Höxter. Hier im Raum Peckelsheim trafen Fernwege aufeinander die bereits in antiken Zeiten ein bedeutsames Wegenetz bildeten, dass sich heute dem Betrachter auf den ersten Blick nicht erschließt. Als der Kartierer Johannes Gigas im 17.Jahrhundert zeichnete gingen die alten Strukturen bereits ins Neuzeitliche über. Der große Hellweg verlief schon nicht mehr über Schwaney sondern über Driburg, aber der „kleine“ von Brakel nach Warburg war noch in Betrieb. Und während Schweckhausen immer noch mitten drin lag und einen Knotenpunkt bildete, war Willebadessen unter der Egge noch gar nicht an den Überlandverkehr angeschlossen. Aus der Heimatchronik des Ortes Schweckhausen geht noch hervor, dass es dieser Weg in sich hatte, denn den Fahlenbruch nannte man auch Speukenwald. Speuken steht im Zusammenhang mit dem Spökenkieker, einem Seher dem man übersinnliche Fähigkeiten nach sagte. Warum es den Menschen gruselte die ihn auch zum Kirchgang nutzten lag an seiner Passierbarkeit, denn Wege wie der durch den Bruch hindurch führende alte Warburger Hellweg, oder schmale Fußpfade verzeihen in dem heute noch tiefen und morastigen Boden innerhalb der stark mäandrierenden bewaldeten Talbachaue keinen Fehltritt. Bedingungen die in früheren Zeiten im Zusammenwirken mit der Ugge ein besonderer Gefahrenbereich darstellten, der die Menschen verängstigte. Eine Zone die sich in allen Zeiten anbot Durchreisenden aufzulauern, also Gelegenheiten für Hinterhalte bot. Und wem noch der alte Westernhit “The good the bad and the ugly” in Erinnerung ist, der kennt das Wort „ugly“ auch in der gesteigerten Form  von „böse“.  Und wer kann sich diesen gut nachvollziehbaren Bedeutungen auch im Hinblick auf die dort möglicherweise stattgefundene tobende Varusschlacht schon entziehen. Etymologische und topographische Fakten die in ihrer Kombination erkennen lassen, das hier eine ganze Landschaft der germanischen Strategie in die Hände gespielt hat. Ugge und Talbach sind unbedeutend und unscheinbar und kein Auswärtiger kennt sie, sie sind nicht lang, verlaufen teilweise durch eingekerbte Bachtäler mit seitlichen Steilhängen, was darauf hindeutet, dass sie in Phasen stärkeren Niederschlags große Wassermengen aufnehmen müssen und es zu Hangabrutsch kam. Beide Bäche sättigen den Fahlenbruch, was in früheren Zeiten noch ausgeprägter gewesen sein dürfte, was die mittelalterliche Wölbäcker Bewirtschaftung noch gut erkennbar nicht überall zuließ. Und auch in diesem Sumpfwald war es nötig und naheliegend, dass die römischen Pioniere wie Dio es beschrieb zur Überbrückung belastbare Übergänge für die wenigen noch intakten Trosswagen errichten mussten, die man noch bis hierhin ziehen konnte. Indem man die Bachläufe angestaut haben dürfte dürften die Germanen im Vorfeld insbesondere im Fahlenbruch, wo es nach Dio noch gelang auf einer Anhöhe ein halbwegs tauglichen Lagerplatz zu finden, dazu beigetragen haben, dass Varus keine komfortablen Wegeverhältnisse vorfinden konnte. Kommt man wie die Legionen von Norden aus Richtung Brakel und wollte in Unkenntnis der Topographie die Querung dieser Bachtäler vermeiden, so wäre es ihnen nicht besser ergangen. Eine westliche Umgehung hätten die Talauen der Nethe und Taufnethe verhindert und die Alternative den unwegsamen Fahlenbruch östlich zu passieren, hätte sie tiefer in unbekanntes Terrain bzw. Feindesland geführt. Die antiken Historiker waren sich in ihrer Bewertung einig, dass die Germanen die Natur für sich kämpfen ließen wofür der Fahlenbruch, der sich von Ost nach West ausbreitet ein gutes Beispiel bot da er eine natürliche Sperre bildet in der Varus förmlich stecken bleiben musste, aufgehalten wurde und daher gezwungen war das beschriebene Notlager am Abend des zweiten Marschtages zu errichten. Ihn in diesen Sumpfwald zu zwingen zeugt davon wie umfassend und durchdacht Sigimerus den Legionen die Fährte in ihren Untergang legte. Sie zunächst vom großen Hellweg abzubringen um ihnen dann nach etwa zehn Kilometern südlich von Brakel schon vor und später im tückischen Fahlenbruch den Schlacht entscheidenden Schlagabtausch zu liefern, lässt unsere Vorfahren in einem ungewohnten, da strategisch gereiften Licht erscheinen. Hier ruhte einer der Ursprung des historisch überlieferten tief verwurzelten Wissen der antiken Historiker Varus in einen Hinterhalt gelockt zu haben um ihn in den umliegenden Sümpfen wie Florus es beschrieb zu Fall zu bringen. Der Ort von dem er berichtete, dass nichts blutiger war als diese Katastrophe in Sümpfen und Wäldern. Der durch den Fahlenbruch fließende Talbach weist diverse Windungen auf, sodass sich keinem Ortsfremden die Fließrichtung erschließt, was die Richtungssuche erschwerte und das Chaos vergrößerte. Grundlose Bachtäler in denen kein Rüstung tragender Legionär imstande war seinem Angreifer zu folgen, wenn der sich leichtfüßig zurück zog. Und so erlitten sie wie Cassius Dio es ausdrückte bereits vor der Errichtung des ersten Marschlagers erhebliche Verluste, ohne das sie gegen die Barbaren etwas ausrichten konnten, sodass die Verluste weit aus mehr auf ihrer als auf der Seite der Germanen lagen. Die Passierbarkeit für Gespanne über den durch den Fahlenbruch hindurch führenden alten Warburger Hellweg, der nie eine befahrbare Allwetterdecke oder gar Überholspuren kannte, dürfte noch bis zum Bau einer Straße durch das Nethetal ein Wagnis für alle Trossknechte samt ihrer Zugtiere gewesen sein. Ein umfänglicher Teil an Karren mit Ausrüstungen aller Art samt Baumaterialien und Nahrungsmitteln um ein sicheres und verteidigungsfähiges Nachtlager zu errichten war im Zuge der Kampfhandlungen auf der Strecke geblieben. Mit dem übrig gebliebenen schlugen sie am Abend des zweiten Marschtages ihr Lager dort auf, wo sie nach Cassius Dio einen geeigneten Platz fanden, soweit dies wie er schrieb in dem Waldgebirge überhaupt möglich war. Es könnte auf diese Region zutreffen in der man sich von umfänglichen Teilen eines bereits am Vortag dezimierten Trosses trennte, wo sich für Varus der Wendepunkt abzeichnete. Zudem finden sich auch bei Cassius Dio keine Hinweise darüber wonach die Legionen nach dem sie ihre Aussichtslosigkeit erkannten wieder zum Ausgangslager zurück gekehrt wären. Und wenn man in Bezug auf die Varusschlacht von einem Zentrum sprechen möchte, dann passierte es auf dem Teilstück von Brakel nach Schweckhausen vor dem „prima Vari castra“ im „prima Vari castra“ und nach dem Verlassen des „prima Vari castra“. Die Fachwelt wollte hinter diesem Lager das überlieferte Dreilegionenlager sehen, statt eine Notunterkunft in Form eines von nur noch wenigen und mit letzten Mitteln errichteten Nachtlager. Tacitus verwendete dafür das Wort „castra“, das für einen geschützten Raum steht aus dem heraus es sich verteidigen lässt, aber wie hätte er es nach seinem Wissensstand auch anders nennen sollen. Einer Wunschvorstellung folgend, sich darunter ein Lager mit einem geschlossenen Palisadenring, einem kompletten Grabensystem samt inneren Aufbauten und möglicherweise auch noch mit Wehr – bzw. Beobachtungstürmen vorzustellen, kann es sowohl nach dem was Cassius Dio als auch die Überlebenden 15 + berichtet hatten nicht gewesen sein . Hier bekommt Tacitus wieder das Wort der das Lager, welches sich in der Region von Schweckhausen verorten lässt als „das Erste“ bezeichnete. So wusste er, das es noch ein oder mehrere gab und sechs Jahre nach dem Varus das Lager Hals über Kopf verlassen hatte. wollte man an dem wenigen erkannt haben, dass es sich dabei um die Arbeit von drei tatkräftigen Legionen gehandelt haben soll. Da Varus nach der Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung nur eine Nacht bei den Aufrührern verweilen wollte und danach wieder in sein Hauptlager zurück kehren wollte wird er nur das dafür nötige mit sich geführt haben. Da davon im Zuge der Kämpfe Wesentliches zerstört, aufgegeben oder von der Germanen geraubt wurde stand vieles für den Aufbau des Notlagers nicht mehr zur Verfügung was sich mit der Vorstellung man habe vor einem Dreilegionenlager gestanden nicht deckt und sie ins Wanken gerät, sodass hier die Eigeninterpretation von Tacitus erkennbar wird. Nach allem was sich rekonstruieren lässt reicht diese Darstellung nur für die Schlussfolgerung, dass man dort lediglich imstande war eine Nacht unter widrigsten Bedingungen verbracht haben zu können. Unter freiem Himmel kampierte man im regennassen Gelände und fieberte mehr sitzend als liegend an einem Ort dem Morgen entgegen der noch nicht einmal ein Mindestmaß an Sicherheit versprach. So dürfte dem Lager den antiken Hinweisen von Dio und Tacitus folgend, selbst noch die Bezeichnung Biwak geschmeichelt haben. Alle versuchten noch einen leidlich trockenen Schlafplatz zu finden und man war weit davon entfernt über irgend etwas zu Gericht sitzen zu wollen. Da man auch mit nächtlichen Attacken rechnen musste war bemüht um das Minimale noch eine halbwegs geschlossene Wachpostenkette zu installieren und war wegen der Nässe und Gefahr weit davon entfernt Feuerstellen zu entfachen. Die Legionäre befanden sich in einem desolaten Ausnahmezustand und Schlaf wird in dieser Nacht keiner gefunden haben. Der Lagerplatz zeigte sich aufgrund der Kämpfe die sich bis in die Dunkelheit hinein zogen am anderen Morgen stark verwüstet und so passt es auch in die Schilderungen der Überlebenden sechs Jahre später. Man hatte das Unnötige verbrannt und verließ das Nachtlager tags darauf nahezu fluchtartig. Eine Aktion der sich frühere Kapitel ausführlich gewidmet haben. Oberflächlich hinterließen die sichtbaren Spuren und Überreste nur noch wenig Interpretierbares, das man Germanicus hätte schildern können. Fragen danach aus wie viel Köpfen die Wenigen bestanden die noch berichten konnten und wer sie waren wurden bereits aufgegriffen. So stand vieles von dem was aus dem Jahr 15 + bekannt wurde auf den tönernen Füßen der Personen die 9 + selbst dabei waren. Der Wahrheitsgehalt aus jenen Tagen dürfte auf dünnem Eis gestanden haben, ihr Vorstellungsvermögen hatte gelitten. Tacitus ließ es heroisch klingen und erinnerte daran, dass es mal drei Legionen waren. Ob entleert oder weit entfernt von der Sollstärke so schienen doch diese drei römischen Legionen die man Varus einst mitgegeben hatte im übertragenden Sinne in dem Moment als die Überlebenden ihr letztes Wissen preisgaben wie verschluckt. Unstrittig ist, dass nahezu alle die Schlacht nicht überlebten, denn an Sueton einem Zeitgenosse von Tacitus der den Kaiser zitierte zweifelte niemand und darüber spekulieren wer diese Überlebenden waren möchte man auch nicht. Trotzdem geistert es nach wie vor strittig durch die Forschungslandschaft wie es den Germanen gelungen sein sollte sie alle, so wie aus dem Tacitus Annalen oberflächlich betrachtet hervor geht handstreichartig besiegt zu haben, obwohl ein nicht unerheblicher Teil von ihnen am Morgen danach laut Cassius Dio noch fähig war den Weitermarsch bis zur endgültigen Niederlage antreten zu können und Varus mit ihnen sogar noch ein zweites Lager errichtete. So deutlich wie es die Worte von Cassius Dio ausdrücken besteht kein Zweifel daran, dass die Restarmee des Varus jegliche Gedanken zum Ausgangslager zurück kehren zu wollen ausschloss. Genauso eindeutig wie es jedem im Varuslager bewusst war, dass dem zivilen Marschzug samt Geleitschutz eine eben solche Falle erwartet hatte. Auch dies war ein nicht unbedeutendes Ereignis über das sich wie es scheint 15 + kein Überlebender mehr äußern konnte oder wollte. Erst Cassius Dio erwähnte den Vorfall rund zweihundert Jahre später und stellte es als eine gut durch dachte Aktion der Cherusker im Vorfeld der Schlacht dar mit der sich dieses zunächst rätselhafte Geschehen am Rande der Schlacht aufhellen lässt. Die Konsequenz nach der überstandenen Schlacht war die abrupte Richtungsänderung der Rumpfarmee, man orientierte sich mit letzter Kraft nach Westen, hatte Ballast abgeworfen bzw. verbrannt und der kollektive Zwang flüchten zu müssen beherrschte die Szenerie. Die Route hin zum vermutlichen „Teutoburgiensi saltu“ westlich von Borlinghausen war definiert, Querfeldein zu entkommen war wegen der Unwegsamkeit keine Option und man hatte gezwungenermaßen den Altwegen der Germanen zu folgen. Aber einem Feind dem der Fluchtweg bekannt ist kann man nicht entkommen. Asprenas stand mit zwei Legionen weit im Westen, vermutlich in Haltern und ob es zu Hilferersuchen an ihn kam bleibt Spekulation. Ein Blick auf die Altstraßenkarte verrät ab Schweckhausen den einzig möglichen weiteren Verlauf und was folgt lässt sich Cassius Dio entnehmen. Der Hinweis von Cassius Dio, dass man das Nachtlager in etwas besserer Ordnung verließ war in diesem Zusammenhang an Eindeutigkeit kaum zu überbieten und stellt klar, dass der Einzug am Vorabend unter katastrophalen Bedingungen verlief. Er entnahm es so seinen Quellen und gab entsprechend wieder, als dass die Legionen schon am ersten Kampftag nicht nur eine verheerende Niederlage erlitten und viel Material einbüßten, sondern erkannte auch die totale Konfusion die geherrscht hatte. Das sich die Resttruppe dann trotz der Verhältnisse am Morgen des zweiten Marschtages noch um Disziplin bemühte, sich noch nicht aufgab, sich nicht in alle Richtungen zerstreute und keine wahllosen Fluchtbewegungen stattfanden schien ihn beeindruckt zu haben unterstreicht aber auch das Trostlose an diesen Stunden. Nicht nur an diesem Fall zeigen sich anhand von Passagen und Randbemerkungen gewisse Vorlieben innerhalb der antiken Berichterstattung. So wich man vom eigentlichen Geschehen ab, gab persönlichen Gedanken Raum überdeckte damit indirekt, dass ihre Quellen nur mager sprudelten rundete das Geschehen etwas ab und verzichtete dafür darauf sich im Gegenzug dem zuzuwenden was wir heute für Wesentlich halten und schuf Raum für eigene Visionen. Die Kopfzahl der noch zum Marsch fähigen, geschweige kampffähigen Legionäre war merklich geschrumpft aber es galt am Morgen des dritten Marschtages gegenüber sich und den auf sie gerichteten Augenpaaren Geschlossenheit zu demonstrieren und Kampfkraft vorzutäuschen. Es folgte der Streckenabschnitt wo nach Cassius Dio die übernächtigten Legionäre am Morgen erneut in Kämpfe verwickelt, sie danach den freien Blick vermutlich in die Warburger Börde genossen und sich erhofften über das Sintfeld entkommen zu können, wohin einem Legionär die Flucht gelang der dabei bei Haaren einen römischen Goldadler verlor, den man im 17. Jahrhundert wieder fand. In dem er auf die Beschaffenheit der Landschaft eingeht, gibt uns Cassius Dio den seltsamen Hinweis, wonach es an diesem Morgen der leidgeprüften und demoralisierten Truppe wie ein Lichtstrahl der Hoffnung erschien in Offenland bzw. offenes Land blicken zu können. Ein Anblick bei dem es sich nur um eine baumlose Agrarlandschaft gehandelt haben konnte ließ unter ihnen einen Funken Zuversicht aufkommen den Cassius Dio schnell wieder abwürgte. Ein Fingerzeig den er für besonders erwähnenswert hielt und mit dem sich ein Kontrast zur waldreichen Region der Hegge und des Fahlenbruches herstellen ließ, die man hinter sich gelassen hatte. Unbewaldete Regionen die einen weiten Blick zuließen dürften bei der damaligen geringen Bevölkerungsdichte in Ostwestfalen unüblich und ungewöhnlich zugleich gewesen sein, sonst hätte sich dieser Hinweis nicht nicht in seine Quellen eingeschlichen. Freie Sicht bot sich generell in Gegenden die die Menschen zur Nahrungsmittelgewinnung brauchten, den Boden also offen halten mussten oder die Bodenqualität den Aufwuchs behinderte. Kaum deutlicher lässt es sich ausdrücken, dass hier die Warburger Börde gemeint war, eine der fruchtbarsten Kulturlandschaften in Mitteldeutschland seit Menschengedenken. Eine Region in der für damalige Verhältnisse intensiver Ackerbau betrieben wurde, die südlich an Schweckhausen grenzte und mit Borgentreich mittig gelegen bis Warburg reichte. Bevor sie aber dieser Anblick erheiterte hatten die Germanen ihren Abzug schon erwartet, standen förmlich Spalier und so erlitten die Legionen wie Dio schreibt neue Verluste unbekannten Ausmaßes. Mithalten könnte hier lediglich der weite Blick den man von den Eggehöhen oder dem Teutoburgerwald in die Weiten der westfälischen Bucht werfen kann. Nördlich bzw. östlich davon hätte demzufolge der erste Kampftag statt gefunden, das „prima Vari castra“ des Tacitus, das bei Cassius Dio den Charakter eines Notlagers hatte, hätte inmitten der Waldgebiete gelegen, das zweite Notlager müsste man am Oberlauf der Lippe suchen und die Fluchtbewegungen hätten sich auf ein Lager Aliso Lippe abwärts gelegen konzentriert. Da derartigen Überlegungen an vielen Stellen der plausible Unterbau fehlt wurden sie nicht in Betracht gezogen und sind nicht Bestandteil dieser Theorie. Aus allen Richtungen entluden sich jetzt blutige Scharmützel über die entkräfteten Legionäre, Geplänkel denen man sie sich nicht entziehen konnte, Verzweiflungstaten bis zum letzten Aufbäumen waren die Folge und erfolgreiche Kampfstrategien zu entwickeln ließ der germanische Fleischwolf am 3. Marschtag nicht mehr zu. Mangels Mauerspeere auch Schanzpfähle genannt sowie anderer Baumaterialien und Werkzeuge konnte ihnen auch die nächste Nacht keine Perspektive bieten und der Verlauf des Tages entschied über ihre Überlebenschancen. Schlafentzug hatte ihre Apathie gefördert, Halluzinationen und Wehrlosigkeit waren die Folge und durch Fluchtverhalten, Verletzungen oder Tod verlor der Marschzug an Geschlossenheit und löste sich auf. Die Zeit arbeitete für die Germanen, sie geleiteten und beobachteten ihn und ihr Mut zum Risiko hatte sich der Lage angepasst. Ähnlich griff es später die Nibelungensage auf und ließ es am Hofe König Etzels spielen und enden den man in Esztergom vermutet. Die Zeit Überraschungsmomente zu nutzen war vorbei, da man sich der Möglichkeit das „prima Vari castra“ diskret zu Verlassen durch die unkluge Verzweiflungstat nasses Holz entzündet zu haben beraubte, da dies erst die Blicke aller im Umkreis von vielen Quadratkilometern auf sie gelenkt hatte. Das Gespenst der Varusniederlage erwachte für Rom noch mal 15 + als die Germanen versuchten ihren Erfolg aus dem Jahr 9 + zu wiederholen. Trotz einer Armee bestehend aus 50.000 Soldaten plus Reiterei versagte die römische Taktik unter Germanicus in der als Weserschlacht bezeichneten Auseinandersetzung. Man trat den Rückzug an, soll sich an der Ems gesammelt haben um von dort in drei Heeressäulen in die Winterlager zu marschieren. Während Germanicus und Pedo in Richtung Niederlande zogen, sollte General Caecina mit vier Legionen auf direktem Weg Xanten erreichen. Verlässt man mit diesem Ziel die Weser dann dürfte sich Caecina bereits vorher in diese Richtung abgesetzt da die Ems nicht auf seiner Strecke lag. Die Zwischenrast für alle Bewegungen aus Ostwestfalen nach Xanten war Haltern und die direkte Verbindung wollte man die Lippeaue und den Hellweg vermeiden führte über Beckum. Möchte man auf der Suche nach dem Schauplatz fündig werden dürfte dies auf dem Weg der Topographie möglich sein. Was aber weniger von Bedeutung ist als die Frage, warum sich Tacitus dem Verlauf der Varusschlacht nicht genauso gewidmet hat wie dieser Schlacht. Denn während ihn der Untergang der drei Legionen nur im Zusammenhang mit der Entdeckung des ersten Nachtlagers, der Bestattung der Knochen und der näheren Umstände seines Selbstmordes interessierte beschrieb er den Verlauf der Caecina Schlacht so wie es auch Cassius Dio im Fall der Varusschlacht tat, nämlich als Mehrtagesschlacht. Das Schicksal des Varus wollte Tacitus in einem anderen Licht erscheinen lassen, es der Nachwelt wie ein unlösbares Rätseln hinterlassen um den Versäumnissen auf römischer Seite keinen Raum geben zu müssen. In dem er den germanischen Feldherrn würdigte ersparte er es sich auf die Versager einzugehen und sah in Caecina der sich der Schlinge 15 + entziehen konnte einen Feldherrn der sein Handwerk verstand. Das die Falle hinter und vor Varus gleich mehrfach zu schnappte lässt sich nur bei genauem Hinsehen erkennen. Zum einen ging die perfide Rechnung der Germanen bereits auf in dem Varus kein Unheil erwartete. Des Weiteren warteten auf ihn die Tücken einer Sumpflandschaft die ihn mehrfach ins Desaster stürzten und letztlich stellte sich ihm ein Gebirge von seiner unüberwindbaren Seite wie ein Schild entgegen. Arminius setzte Caecina mit einer ausgeruhten Armee nach und stellte ihn in einer Sumpflandschaft die man unter Zuhilfenahme von Holzstämme passierbar gemacht hatte. Es war eine Topographie ohne Egge und mit Hindernissen die Caecina kannte was ihm den Durchbruch erleichterte. Ein Ausgang über den sich gemessen an der Varusniederlage leichter Bericht erstatten ließ. Vom Feind durchschaut und umringt saßen seine Männer im Eggevorland fest, die kräftigen unter ihnen werden sich gegen Abend noch gesammelt haben, wenigen wird es gelungen sein sich bis zu den Eggehöhen durchzuschlagen und viele werden den Weg ins letzte provisorische Nachtlager nicht mehr gefunden haben oder mussten geschwächt aufgeben, da ihnen die Schlacht im Wald den sie auf engstem Raum Schulter an Schulter mit der eigenen Kavallerie kämpfend passieren mussten ihre letzten Kräfte gaben. Die, die die Nacht schutzlos und völlig durchnässt verbracht hatten, brachen am Morgen des vierten Tages noch einmal auf und gerieten wie Cassius Dio es hinterließ erneut in strömenden Regen mit heftigem Sturm, der sie nicht nur daran hinderte vorzurücken oder einen festen Stand zu gewinnen, sondern auch den Gebrauch der Waffen nahezu unmöglich machte. Sie konnten weder ihre Bögen, noch ihre Wurfspeere oder Schilde richtig verwenden, da alles mit Wasser vollgesogen war. Da ihre Feinde größtenteils leicht bewaffnet waren und die Möglichkeit hatten ohne Gefahr anzugreifen oder sich schnell zurückziehen konnten waren für Wetterbedingungen kaum ein Hindernis. Da die Germanen Rückhalt in der Bevölkerung fanden, während die Männer um Varus auf sich gestellt waren, waren sie von jeglicher Unterstützung abgeschnitten was sich bei der Qualität der Nachtlager und der Nahrungsmittelversorgung ausgewirkt haben dürfte. Aber nun hatte nach Cassius Dio die Zahl der Germanen erheblich zugenommen da viele die vorher zögerten oder verspätet eintrafen sich das Beutemachen nicht entgehen lassen wollten. Die Reihen der Römer hatten sich stark gelichtet da viele in den vorausgehenden Kämpfen gefallen waren oder verletzt wurden. Die Germanen umzingelten sie ohne große Mühe und streckten sie nieder, so dass Varus und die anderen hohen Offiziere aus Furcht, entweder in Gefangenschaft zu geraten oder bei ihren schlimmsten Feinden den Tod zu erleiden zumal sie schon verwundet waren den Entschluss fassten Selbstmord zu verüben. Schon Wilhelm Tappe schrieb im 19. Jahrhundert das Germanicus sicherlich nicht alle Knochen für den Tumulus zusammen sammeln konnte. Die Dynamik des Schlachtverlaufes brachte es mit sich, dass sie genau dort endete, wo sich schon seit alters her die Kultorte und später die der der Kelten und Germanen konzentrierten. Ein Opferstein am Eggeweg südlich des Bördenweges, weitere im Umfeld der Alten Burg, Opferhügel östlich von Kleinenberg am Burgweg, und noch viele andere eiszeitlichen Findlinge in der Region die zum Teil mit Becken als Blutauffang und Abflussrinne und Ablauföffnung zu Opferstätten umgearbeitet wurden, zeugen noch heute von den alten Bräuchen. Diese vielen rituell genutzten Felsblöcke wurden nicht erst für Varus quasi über Nacht aus dem Stein gehauen, und existierten bereits seit Jahrhunderten und länger. Auch die dortige Häufung christlicher Weihestätten deutet auf eine lebhafte heidnische Vergangenheit in der Region hin die man hinter sich lassen wollte. Nur 11 km westlich vom vermuteten „Teutoburgiensi saltu“ steht das mittelalterliche Kloster Dahlheim mit archäologischen Spuren die bis in die römische Kaiserzeit zurück reichen, 9 km nordwestlich ist es die alte St. Annen oder Amerunger Kapelle genannte kleine Kirche und nur 2,5 km südlich befindet sich das Kloster Hardehausen mit seinen weit verstreuten Besitztümern. Aber die alten Parzellennamen östlich von Borlinghausen weisen immer noch den Weg zur einstigen Arminus Gedenkstätte auch Irminsul genannt die Karl dem Großen auf dem Weg der Christianisierung gut in Konzept passte. Er selbst musste schließlich am Besten wissen, das Irmin kein heidnischer Gott war, denn die 704 oder 710 verstorbene Irmina von Qeren bzw. von Trier war eine seiner Ahnen und seine Verwandte Irmintrud und viele andere gleichen Namens verdanken ihren Namen garantiert keinem heidnischen Gott zumal man es nicht gewagt hätte einem in Austrasien aufgewachsenen Kind den Namen einer germanischen Gottheit zu geben.
(16.01.2025)

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