Freitag, 20. Oktober 2023
Lange gesucht, endlich gefunden ? - Die Grotte in der sich Varus tötete.
ulrich leyhe, 14:47h
Die Existenz des Beowulf Epos ist ein Glücksfall für die Historienforschung, da er uns erstmals einen, wenn auch nur minimalen schriftlichen Einblick in die Zeiten vor rund 1500 Jahren aus germanisch/frühmittelalterlicher Sicht gewährt. Aber wer nach dem realen Kern in ihm sucht braucht ein Maximum an rückwärts gewandtem Verständnis. Und wer versucht einer Epoche auf die Spur zu kommen in der man begann nach Erklärungen für die Ereignisse aus noch älteren Zeiten zu suchen in denen man noch Gegner mit Worten wie Drache, Wurm oder Riese umschrieb muss sich bewusst sein mit abweichenden Ansichten konfrontiert zu werden. Man nimmt an, das es sich bei dem Land, das der Pseudoheld Beowulf anführte um das angelsächsische Mercia gehandelt haben könnte, dass sich im 6. Jhdt. als Königreich etabliert hatte, da sich dort die Tradition Männer in der Zweitsilbe mit „wulf“ zu bezeichnen häufte, Namen wie etwa Cenwulf, Ceolwulf, Beorhtwulf oder Beornwulf. Und wie beiläufig hinterließ uns der Epos dann diese geschichtsträchtigen und somit interpretationswürdigen Hinweise auf deren Basis sich Überlegungen anstoßen lassen, die bis in die Zeiten der römischen Okkupationsbemühungen unter Kaiser Augustus reichen könnten. Es ist mutig zu nennen, möchte man den Strophen des Beowulf dann auch noch Bezüge zu Varus entlocken, riskiert es aber trotzdem, dann stößt man auf diverse Aussagen mit denen sich möglicherweise auch historisch Reales verbinden lässt. So könnte man sich damals in Angelsachsen den antiken Spuren folgend für einen fabelhaften Drachen entschieden haben und stellte ihn symbolhaft mit einer Feindesmacht gleich, obwohl uns die germanische Etymologie, Stichwort „trahho“ in eine andere Richtung gelenkt hat. Zu viele schwammige Strömungen und Auslegungstheorien hat es schon um dieses nie existent gewesene Untier gegeben um nun auch Überlegungen Raum geben zu sollen die einer anderen Logik Substanz verleihen könnten. Und auch der vielfach geäußerte Verdacht, die Menschen hätten vor Jahrtausenden in gigantischen fossilen Knochenfunden flugfähige und feuerspeiende Geschöpfe erkannt haben können, dürfte an der Realität vorbei gehen, nämlich belastbare Erklärungen für das Phänomen „Drache“ zu finden. Da der Drache der dem Helden Sigemund in Vorzeiten zum Opfer fiel in einer Felshöhle gehaust haben soll ist es denkbar, dass es sich dabei um eine mythologisch verklärte Anspielung darauf gehandelt haben könnte, auch Varus habe sich am Ende seines Lebens in den Schutz einer Gesteinsnische zurück gezogen. Zudem zitiert der angelsächsische Dichter den Barden mit den Worten, wonach dieser gemeinsam mit seinem Begleiter Fitela und das schon bevor Sigemund den Drachen tötete, zahlreiche Gegner vom Volk der Eoten erschlagen habe. Ebenfalls eine Bezeichnung die die Forschung rätseln lässt um dann anzunehmen man könne Eoten mit Riesen gleichsetzen. Es wirkt dadurch unglaubwürdig, da man sich mit dieser Definition auf das Niveau der Geisteswelt des frühen Mittelalters begibt, die auch schon mal aus der Erklärungsnot heraus Drachen an die Stelle von Gegnern setzte. Aber die Eoten waren weder Riesen respektive hoch gewachsene Menschen noch Drachen, sondern wie alles feindlich gesinnte dem Wesen nach böse menschliche Kreaturen. Welche Feinde erschlugen also Fitela und Siegmund bevor Sigemunde den Drachen tötete. Handelte es sich auf Basis dieser Theorie bei Sigemund um den Vater von Arminius, dann darf man auch ausholen und sich unter den Eoten römische Krieger vorstellen, aber natürlich auch andere germanische Feinde. Nach der Wälsungen Sage gehörte Sigemund respektive Segimer zum Geschlecht der Asen und folgte in vierter Generation auf Stammvater Odin, könnte also bei Arbalo auf jene Eoten genannten „Riesen“ des Drusus gestoßen sein, als sein Sohn Arminius respektive Sifrit noch ein sechs Jahre alter Knabe war. Aber wie sich den Sagen entnehmen lässt, soll der Drache der die vermeintliche römische Heeresmacht symbolisierte auch vermögend gewesen sein. Reichtümer unter denen man bevorzugt Edelmetalle versteht, was es aber nicht gewesen sein musste, denn für einen germanischen Krieger könnten Rüstung und Waffen eine weit aus höhere Bedeutung gehabt haben als Mammon. Widersacher je nach Option als niedrige Kreaturen herab zu setzen und sie etwa als „Würmer“ zu bezeichnen, oder mit dem Wort Drachen aufzuwerten, könnte damals der Umgangston der Zeit gewesen sein, zumal er es sogar bis heute im Volksmund geblieben ist. Da aber Tiere wie Würmer oder Fabelwesen wie Drachen keine Schätze anhäufen können, dürften sich dahinter eine oder mehrere historische Personen, folglich menschliche Gestalten verborgen haben. Möchte man es auf den Reichtum des Varus beziehen, so lässt sich annehmen, dass es Varus noch gelungen sein könnte mit Hilfe der ihn Schützenden neben ihrer Kampfausrüstung auch noch eine umfängliche Menge Wertgegenstände vor dem germanischen Feind zunächst noch bewahrt haben zu können. Es wird selten die Frage aufgeworfen, ob Varus Wertgegenstände, Edelmetalle, Münzen oder andere Prunkstücke in das Krisengebiet zu den Aufrührern mitgenommen haben könnte und auch in diesem Internet Buch wird davon ausgegangen, dass Varus zumindest das Großvolumige seines Zusammengerafften nicht mit in die Aufstandsregion nahm, denn das Sperrige führte demnach der zivile Tross mit sich, der der Recherche nach samt Frauen und Kindern ab Brakel den direkten Rückweg nach Schwaney bzw. Anreppen einschlug. Varus erhoffte sich bei den Aufrührern vielleicht auch nur schlichten zu brauchen und weniger richten zu müssen, denn er wollte seine Rückreise aus keinem blutigen Konflikt heraus antreten, könnte also auch das eine oder andere an Zierrat aus seinem Privatvermögen mitgeführt haben, dass den Germanen ins Auge stach. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass er begrenzte Mengen an Kriegs- oder Soldkassen mit sich führte was auch kein Germane verschmähte. Er könnte es aber auch für geschickt gehalten und daher versucht haben sich mit Geschenken der Zwistigkeiten bequem entledigen zu wollen um den Aufruhr auf diese Weise einzudämmen und damit die Abtrünnigen zu ködern, denn im Einsatz von Waffengewalt sah man immer nur die äußerste Option. Damit hätte Varus vor dem Winter 9 + auf 10 + die Gemüter beschwichtigen und je nach dem was ihm für Motive für den Aufruhr vorgegaukelt wurden auf diesem Wege noch mal für Ruhe und Frieden sorgen können. Eine seinerzeit übliche Methode zumal uns keine Anhaltspunkte über die Gründe für den Aufruhr überliefert sind, von denen aber Varus im Gegensatz zu uns eine Vorstellung gehabt haben dürfte. Und darin lag möglicherweise auch ein Grund dafür, dass sowohl der Drache in Person des Varus noch am letzten Tag über beträchtliche Reichtümer verfügt haben könnte. So ist es nicht auszuschließen, dass er begrenzte Mengen an Wertvollem auch ins Kampfgebiet mit sich geführt hatte was zur späteren Legendenbildung beitrug. Wie auch dem Beowulf Epos zu entnehmen ist, spielte der dem Drachen zugeschriebene und ihn umgebende Schatz in allen Sagen eine elementare Rolle, denn Reichtum und Macht gingen sich nie aus dem Weg. So hielt sich auch hartnäckig das Wissen um einen gewaltigen Schatz was die Menschen zu allen Zeiten faszinierte und sie ähnlich dem Rheingold bzw. dem Nibelungenhort nach ihm suchen ließ. Interessant bleibt die Feststellung, dass die erste europäische Sage die sich mit der Tötung eines Untieres auseinander setzt ihren frühesten Niederschlag in der altenglischen Literatur fand. Der mystifizierte Feind von einst, dem nach tödlicher Verwundung nur noch Abscheu entgegen gebracht wurde um dann als kriechender Wurm von allen verspottet sein Ende zu finden. Eine in die germanische Sagenwelt als Drachenkampf eingegangene Schlacht die sich nach dieser Theorie erstmals einer konkreten örtlichen Definition erfreuen darf. Ein Kampf in dem sich der in einen Lindwurm verwandelte Fafnir unter einem Schreckenshelm dem Aegishjalmur verbarg, dem die Helmerte vermutlich ihren Namen verdankt.Ein mehrtägiges Gefecht dessen Ausgang sich im östlichen Vorland der Egge unterhalb eines Schluchtweges dem „Teutoburgiensi saltu“ unweit dem Standort der dort später errichteten „Irminsul“ bei Borlinghausen identifizieren ließ. Und wer hätte schon die Ereignisse aus dem einstigen Zentrum des Varusgeschehnisses auf die Insel bringen sollen, als jene heidnischen Söldner, die man ab dem 5. begann auch aus Ostwestfalen anzulocken wo sich über den einmalig erhaltenen Parzellennamen „Hakenei“ eine direkte Verbindung unmittelbar ins Zentrum der südenglischen Großstadt London herstellen lässt, wo sie dann sesshaft wurden. Männer die außer ihrer Kampfkraft, ihren Waffen und ihrem Siegeswillen ihre neuen Fürsten auch mit Gesprächsstoff versorgten. Über die sprachlichen Barrieren hinaus tauschte man auch altes Wissen aus, was wir heute einen Kulturtransfer nennen würden, nämlich das gesamte Ideelle nicht greifbare und in diesen Zeiten nie aufgezeichnete Wissen, dass man aus der alten Heimat im Gedächtnis trug. Und es dürften auch anfängliche Verständigungsprobleme mit ein Grund dafür gewesen sein, dass man in Südengland immer nur den ihnen bekannten „Draco“ und darunter weniger das Gefährt „Drago“ verstand. Und es waren auch Falen die auf die Insel kamen und deren Sprache man später angelsächsisch nannte. Worte und Begriffe aus dem Landstrich aus dem sie einst kamen gingen in die englische Sprache über. Es waren ihre Worte Traditionen und Gewohnheiten die aber auch Erinnerungen an ihr bisheriges Leben enthielten und auch das was sie noch von ihren Vorvätern wussten. Und darin enthalten waren auch die sagenhaften Geschichten die sich in langen Nächten gut erzählen ließen. So könnte es demnach im frühen England passiert sein, wo man sich entschied die aus der griechisch/römischen Antike bekannte starr blickende und feindselige Schlange „Draco“ gegen den Namen zu tauschen den die Germanen ursprünglich für Varus anwendeten, nämlich „Trahho“ und für ihn schien sich auch „Draco“ gut anwenden zu lassen, denn er verkörperte und personifizierte das Böse, das Unnachgiebige schlechthin und bot sich für eine derartige Entstehungsgeschichte nahezu an. Die ab dem 5. Jhdt. angeworbenen Söldner nach Südengland blieben mit ihrer alten sächsisch/fälischen Heimat in steter Verbindung was zu einem dauerhaften Zufluss an Kämpfern führte, den Informationsaustausch förderte, was aber nicht dazu beitrug um innerhalb weniger Generationen einstigen Glaubensvorstellungen abzuschwören. Aufgrund der lateinischen Schriftsprache war man in Südengland gegenüber der Germania Magna was auch Dichtkunst und höfische Manier mit einschließt weiter. Dem konnten sich die Neubürger vom Festland nicht verschließen, so dass sie zunehmend unter den Einfluss der irischen Mission gerieten und ihre heidnische Seele an Kraft verlor. Den Mönchen keltischer Abstammung war die Unchristlichkeit der eingewanderten Germanen nicht entgangen und dürfte in ihnen den Anreiz geweckt haben in ihre einstigen Siedlungsgebiete vorzudringen um dort Gottes Wort zu verkünden. Im Gegensatz zur einst militärisch geprägten Einflussnahme die zum Herbeirufen der Angelsachsen führte, löste Columban eine christliche Gegenbewegung aus und war der erste irische Wandermönch der um 591 von britischen Boden aus aufbrach um den Kontinent nach den Regeln des Heiligen Patrick zu missionieren. Er gründete die Abtei Luxeuil dem Vorläufer der Abtei Corbie und damit der Abtei Corvey die bevor sie ihren Platz an der Weser einnahm ihre Propstei im etwa neun Kilometer östlich davon gelegenen Neuhaus hatte. Die Tradition der einstigen Wandermönche wurzelte in der keltischen Kultur die dem Germanentum näher stand und als toleranter und sogar fortschrittlicher galt als der römische Zweig christlicher Mission. Eine Toleranz bzw. Duldung die sich bei der Betrachtung der Wandmalereien im Westwerk der Abtei Corvey noch nach empfinden lässt. Die fränkische Staatsmacht hatte sich für Kilian als ihren Apostel entschieden wovon auch etwa zehn Kilianskirchen in Westfalen zeugen. Aber die einst auf falschen Annahmen basierend folglich ungewollt und irrtümlich aus Ostwestfalen nach Südengland exportierte Drachensymbolik ignorierte diese Realität, war nun keine Einbahnstraße mehr, kehrte auf unterschiedliche Weise in ihre Ursprungsgebiete zurück und entwickelte dort eine eigene auf Drachen bezogene Formenvielfalt. Möglicherweise erwuchs daraus ein zweifellos christlich motiviertes Konkurrenzverhalten und führte zu einer Zweigleisigkeit die sich auf die Wahl der jeweiligen Kirchenschutzpatrone auswirkte. Denn während die stärker fränkisch orientierten Kirchenoberen sich für Kilian entschieden hielt es eine traditionelle Schicht innerhalb des Klerus mehr damit den Bezug zum Drachen tötenden Michael zu betonen nach dem in Norddeutschland ungleich mehr Kirchen benannt wurden. Möchte man unter Zuhilfenahme des Beowulf Epos die Suche nach Varus aufnehmen so lässt sich ihm möglicherweise auch eine Beschreibung zur Örtlichkeit entlocken. Denn Sigemunde der Sohn des Waelse oder der spätere angelsächsische Verfasser des Beowulf hatte den „Draca“ der auch „Wyrm“ genannt wurde an einer Stelle getötet die im Epos mit „unter einem harnen Stein“ beschrieben wird. Es schrieb sich darin „under hárne stán“ bzw. under härne stän. Aus der Sagenwelt ist man vieles gewohnt und man hätte wohl einiges erwartet, aber keinen Hinweis darauf, welche Beschaffenheit das Gestein an der Stelle hatte, wo es zur „Wyrmtötung“ kam. Allerdings wirft die Beschreibung „hárne“ viele Frage auf, was damit gemeint gewesen sein könnte. Verschiedene Experten übersetzen das Wort „hárne“ mit altem, rauem oder brüchigem Gestein. In der britischen Forschung hat sich offensichtlich durchgesetzt, dass es sich bei „hárne“ um die Farbe „grau“ handeln würde. So setzt man es in Bezug zu „harung“, dass für eine altersbedingte Grauheit bzw. Graufärbung steht. Denkbar ist, dass die zahlreichen „Harnig“ Personennamen auch noch mit grau in Verbindung stehen könnten. Aber ebenso könnte damit die früheste Schreibweise einer grauen unauffälligen Schutzbekleidung mit Namen Harnisch gemeint gewesen sein. Demnach wäre es ein verwittertes Gestein oder ein Fels gewesen, wohin sich der Drache zurück zog um dort, und wenn man nun der Siegfriedssage folgen möchte zu einer Wasserstelle zu gelangen. Dieser Sage nach schleppte sich der Drache Fafnir zum Wasser um zu trinken. War es Varus, dann spricht daraus eine übereinstimmende Glaubwürdigkeit, da man sich gut vorstellen kann, dass auch Varus nach der kräftezehrenden Flucht durstig gewesen sein dürfte. Ob es ein stehendes, ein fließendes Gewässer oder eine Quelle war aus der Varus trank bevor er sich für den Freitod entschied bleibt offen. Verbindet man den Drachentöter „Sigemunde“ wie man ihn im Original in der Beowulf Sage nannte, mit der Siegfriedsage und erkennt in Sigemunde den Cherusker Segimer da dieser ebenso viel für den Sieg tat wie sein Sohn also der Verdacht schwelt, dass man in Segimer dem Vater von Arminius in damaliger Zeit den wahren Sieger der Varusschlacht sah, dem vielleicht auch der Sieg bzw. der Erfolg mehr zustand, so böte das eine Erklärung. Segimer der im Zuge der Varusschlacht nicht mehr namentlich in Erscheinung tritt hatte schon vieles vorbereitet und eingefädelt als sein Sohn wie man vermutet noch für Rom in Pannonien kämpfte. Nach seiner Rückkehr fand er dank seines Vater Segimer sowohl aus militärstrategischer Sicht als auch was die bereits hergestellte Loyalität der Landsleute anbelangt einen gut gedeckten Tisch vor. Den römischen Quellen dürften diese Vorleistungen entgangen sein, da man später nur seinen Sohn Arminius auf dem Schlachtfeld erlebte. Sein Vater Segimer indes passte nicht ins römische Konzept denn einen taktisch vorbereiteten Untergang einer römischen Armee mochte man den Halbwilden nun doch nicht zugestehen. Einen einst hoch angesehenen römischen Ritter wie Arminius zum Verräter abzustempeln eignete sich allemal besser für die römische Theatralik und mit ihm ließ sich der Zorn im Imperium ungleich mehr steigern, als würde man den Sieg einem ältlichen Stammesfürsten in die Schuhe schieben. Aber der germanische Volksmund und spätere Sagenkomplex vergaß nichts, die Zunge trug es weiter und auch Marbod schlug noch mit seiner spöttischen Bemerkung Arminius wäre der Sieg aufgrund eines schwachen Gegners quasi in den Schoß gefallen in eine ähnliche Kerbe, denn Marbod war Insider des Geschehens, wusste mehr als viele andere und könnte damit auch die von Segimer erbrachten Vorleistungen gemeint haben. Segimer kam vermutlich in der Schlacht um aber alle Cherusker und in den Nachbarstämmen wusste man um seine Leistungen. Da wir uns mit Ausnahme der Sagenwelt nicht auf germanisches Wissen stützen können, machte uns letztlich nur die antike Literatur auf Arminius aufmerksam die ihn in ihren Schriften zum Helden erhob. So darf man auch annehmen, dass Segimer sprich Sigemunde der Name des Mannes war den die Falen nach Südengland brachten, da er für sie der wahre Varusbezwinger war. Hätten die Germanen Tacitus gelesen hätten sie ihn vielleicht wegen „Fake news“ gemeldet. Zieht man nun eine Verbindung vom Beowulf zu Varus, dann hätte sich sein Ende sowohl am Wasser als auch unter grauem Gestein zugetragen. Aber was war so außergewöhnlich daran, dass es den Altvorderen so wichtig schien uns die Farbe „grau“ für das Gestein zu hinterlassen worunter sich der Drache verborgen haben sollte. Könnte damit passend zu Theorie etwa damit das graue Karstgestein der Egge gemeint gewesen sein. Karstgestein, das außerdem die besondere Eigenschaft aller Karstquellen miteinander verbindet und sie von Tieflandquellen unterscheidet. Denn scheinbar urplötzlich setzen sie größere Wassermassen frei. Ein Phänomen, dass uns nicht erst seit den Geschehnissen im Zuge der Niederlegung der Irminsul beschäftigt. Man nutzte es für kultische Handlungen und schrieb den Quellen Mystik und übernatürliche Kräfte seit Menschengedenken zu. Und das man meint dem Gestein eine graue Farbgebung unterstellen zu können trifft für die Region zu und wäre folgerichtig, denn es ist die Farbe des vorherrschenden Kreidekarsttypus wie er auf der Paderborner Hochfläche anzutreffen ist und aus der Erdgeschichte des „Germanischen Trias“ stammt. Möchte man „die Grauen“ wie Basalt, Granit oder Sandstein in Ostwestfalen ausklammern und den Drachenkampf lokalisieren, dann braucht man „nur“ in den Muschelkalkregionen danach suchen wenn man auf graues Gestein stoßen möchte. Keine Karstquelle und kaum ein Quelltopf ohne seitliche Felsüberhänge. Varus kam demnach nur bis zu einem Quellbereich an der schroffen Egge und da findet sich nahe Borlinghausen auch nur eine Karstquelle. Es ist die der Helmerte. Eine Quelle die sich heute nicht mehr als Topf, sondern wie ein anthropogen beeinflusster breiter V - förmiger Graben ohne höhlenartige überhängende Gesteinsformationen wie man sie von Höhlensystemen her kennt, zeigt. Hier sucht man heute Topf und Felsüberhang vergeblich was aber nicht bedeutet, dass es dort einst nicht auch einen zumindest halbhöhlenartigen Gewölbekeller oder einen felsigen Vorsprung gegeben haben könnte, denn es verstrichen immerhin 2000 Jahre in denen sich auch Gestein verschieben konnte. Das überlieferte Wort „under“ mag in früherer Zeit auch eine andere Bedeutung gehabt haben und nicht nur für „unter“ gestanden haben. Man könnte damit auch unterhalb gemeint haben. Denn der etymologischen Forschung folgend beinhaltet „unter“ auch eine im räumlichen Verhältnis zu einem Bezugspunkt stehende vertikal tiefere Lage oder Richtung. Am ehesten lässt es sich mit dem Satz ausdrücken. „Die Bergstation liegt 300 Meter unter dem Gipfel“ und das bedeutet auch nicht, dass sie mitten im Berg lag. So muss sein Suizid auch nicht unbedingt innerhalb einer Felsenhöhle im Berg, sondern kann auch in Hanglage, folglich am Eggerand und in diesem Fall an seiner östlichen Kante zu Füßen des Gebirges statt gefunden haben. Um nun den Ort seines Todes näher zu definieren lässt sich sagen, dass Varus wie der Drache in Wassernähe starb und das das Gestein einen Grauton aufwies. Aber verstand man unter dem Namen „hárne“ wirklich nur graues Gestein und möchte man es nur auf diese Weise übersetzen und sich mit dieser Erklärung zufrieden geben, dann lässt sich allein von der grauen Farbe eines Steines vielleicht eine Grotte ableiten aber keine, aus der eine feuchte Quelle hervor quirlt woran sich der Drache laben wollte. Sich unter einer Felsenhöhle einen letzten Zufluchtsort vorzustellen würde also im Zusammenhang mit dem Sagenhaften noch authentischer wirken gäbe es noch einen weiteren Hinweis auf die darin vorherrschende Feuchtigkeit. Und es gibt ihn genau da wo er auch hingehört. Denn man sollte hinter dem Begriff „hárne“ nicht unbedingt eine Farbe vermuten, sondern darf auch an ein Verb denken. Denn der uns allen bekannte Name „Harn bzw. Harnen“ stand in Altsachsen und Angelsachsen auch für einen langsam fließenden Bach für benetzten, befeuchten und fließen, folglich in enger Verbindung zu Wasser, Regen, Fluss und Harn im Sinne von tröpfeln und rinnen. Der Name Harn hatte im Altnordischen auch noch eine mythologische Bedeutung, denn auch der Name „Hrönn“ gehört in diesen Kontext. Hrönn war eine Tochter des Riesen Oegir und man könnte damit sogar noch einen etymologischen Zusammenhang von Harn, Hrönn zum Ögishelm herstellen. Aber die Sage liefert noch einen weiteren Anhaltspunkt. Dieses Mal ist es wieder die Siegfriedsage genauer gesagt das Fafnismal in dem uns über Umwege auch die Vegetation beschrieben wird die den Drachen bzw. Varus umgab als er den Tod fand. Es ist wie so oft ein scheinbar magerer Hinweis der im Halbwissen von Sage und Historie unterzugehen drohte und sicherlich nur wenigen Menschen bisher aufgefallen ist. Gemeint sind die Vögel, besser gesagt die Vogelart die den Helden Siegfried davor warnten, dass Reginn ihn töten wollte. Denn es waren keine beliebigen Vögel sondern Spechtmeisen. Eine Vogelart wie sie nur in Altwaldbeständen leben kann da sie in Baumhöhlen brütet. So ist hier der Sage nach weder von einer Meise noch von einem Specht die Rede, sondern vom Kleiber (Sitta europaea). Damit kommt zum Ausdruck, dass die Gnitaheidr keine Heidelandschaft war, wie wir sie uns vielleicht vor unserem inneren Auge vorstellen möchten, sondern ein dichtes Waldgebiet. So sind wir schon wieder etwas schlauer was die Lokalisierung der Örtlichkeit anbelangt. Zum einen tritt in der Nähe von Borlinghausen die Helmerte aus dem Eggegestein hervor die in früherer Zeiten, als man sie noch nicht zur Trinkwassernutzung verformt hatte eine Felshöhle gebildet haben könnte die man in der Neuzeit zerstören musste. War es nun ein grauer Stein über den das Gebirgswasser herab tröpfelte, dann kommen wir den Drachenüberlieferungen sehr nahe. Den Berichten der überlebenden Legionäre über die letzten Stunden der Schlacht sechs Jahre danach lässt sich nicht entnehmen ob da, wo die Legaten fielen, Varus seine erste Wunde zugefügt wurde und Arminius seine höhnische Rede hielt sich auch unmittelbar der Ort befand, an dem sich der römische Feldherr tötete. Da wo die Germanen die hohen Offiziere an ihren geheiligten Stätten marterten, vermutlich deswegen heilig da es sich in der Umgebung einstiger Grabhügel aus eigener Vorzeit zutrug, muss nicht der Platz gewesen sein an dem sich Varus flüchtend in Begleitung weniger zurück gezogen hatte. Die Biotopstruktur in den östlichen Hanglagen der Egge war vor 2000 Jahren zudem stärker von Altwald geprägt und dürfte damals bis in die Tallagen westlich von Borlinghausen gereicht haben. Hier wäre es demnach fasst schon ein Allerwelts – Tatort, was mit ein Grund dafür ist, dass den Örtlichkeiten heutzutage nicht mehr ihre einstige Bedeutung anzusehen ist und sie sich nur auf theoretischem Wege auffinden ließen. Aber hier konzentriert sich alles auf einen exemplarischen Ort, hier bündeln sich die geographischen und topographischen Verhältnisse sowie die Hinweise aus römischen aber auch aus späteren germanischen Quellen wie in keiner anderen Region und nur im Zusammenspiel mit allen bislang dargestellten historischen Stationen lässt sich die Stelle identifizieren wo Varus starb und man später die Irminsul errichtete. (20.10.2023)