Mittwoch, 1. November 2023
Varus ist tot - Es lebe der Drache - Die Wiege des Drachenmythos stand in Ostwestfalen.
Sollte es also den vereinigten Germanenstämmen 9 + gelungen sein die Reste der Varus Legionen in einem Endkampf am dritten Tag, so wie es Cassius Dio hinterließ und das vermutlich nach dem Verlassen des Weserlagers vor der Egge nahe Borlinghausen endgültig zu besiegen, dann sollte sich auch in dieser Region der Ort befunden haben an dem sich Varus ins Schwert stürzte. Außer den historischen Hinweisen vor allem jene aus taciteischer Hand lassen sich nur über den Volksmund Rückschlüsse auf die gesuchten Örtlichkeiten ziehen. Des Volkes Stimme wurde dazu erstmals schriftlich vernehmbar, als eine unter dem Namen „Nowell Codex“ bekannt gewordene Abhandlung 1563 die Aufmerksamkeit der Forschung weckte. Dieser später Beowulf genannte Epos ist die älteste bekannt gewordene Heldengeschichte die möglicherweise Schlussfolgerungen zur Varusschlacht zulässt. Darin wird über einen vorzeitlichen Kampf berichtet in dem ein Drache vor allem aber sein Bezwinger Sigemunde aus dem Geschlecht der Wälsungen Erwähnung findet und sich im Drachen der unterlegene Varus wieder gespiegelt haben könnte. Wie aufwändige Recherchen in viele Richtungen ergaben führte die personelle Unterbesetzung seiner Armee auch zu seiner Niederlage. Denn es zogen nur die Rumpflegionen der 17. 18. und 19 Legion in die Schlacht da Tiberius im Jahre 6 + einen großen Teil von ihnen für seine Eskapade die Markomannen in einem letztlich gescheiterten Feldzug besiegen zu wollen entzogen hatte. Ein verschwiegener Sachverhalt den die antiken Quellen aus Gründen der Staatsraison gegenüber dem Kaiserhaus der Öffentlichkeit vorenthalten mussten, denn zu tief steckte auch Augustus mit im Dilemma. Im Weserbogen bei Höxter aufbrechend und von den Germanen noch kampflos auf dem Hellweg bis Brakel begleitend und flankiert begann die Schlacht erst am Folgetag nachdem die römische Armee nach Süden in Richtung Peckelsheim schwenkte. Vor dem Eggeaufstieg nahe Borlinghausen, wo es später zu der Errichtung der Irminsulgedenkstätte gekommen sein dürfte, endeten dieser Theorie nach die Kämpfe. Hier kreuzen sich die Ereignisse die uns von der Zerstörung der Sul her bekannt sind und wo in diesem Zusammenhang von einem plötzlichen Frischwasserschwall berichtet wird wie es episodisch ausschüttende Quellen in Muschelkalkregionen an sich haben. So könnte es der Quellbereich des einzigen Baches in der Region gewesen sein nämlich der der Helmerte, wo sich auch der letzte Vorhang hinter der Varusschlacht schloss. Treffen hier Theorie, geographische und topographische Realität, Sage und eine Vielzahl anderer Hinweise aufeinander, dann tötete sich hier nicht nur der römische Feldherr selbst, sondern es fiel hier im übertragenen Sinne auch sein mythologisches Ebenbild der Drache dem Gegner zum Opfer, denn Varus und der Drache könnten eins gewesen sein. In die Enge einer für ihn ausweglosen Grotte getrieben und durstig von den Anstrengungen verschmolzen an diesem Platze beide miteinander und mussten in ihrer Not erkennen, dass sich kein Ausweg mehr bot und sie dem Tod nicht mehr entgehen konnten. Soweit die mögliche Duplizität der Protagonisten die je nach Sichtweise Haut oder Schuppen trugen. Geschah es also hier wo sich unweit westlich von Borlinghausen der prähistorische Aufstieg als Hohlwegbündel durch die Egge schlängelt, der sich mühelos als „Teutoburgiensi saltu“ identifizieren lässt, dann sollte auch in dieser Region die Mythologie des Drachen noch ihre Spuren hinterlassen haben. Und in der Tat stößt man auf Indizien die darauf hinweisen könnten. Es ist dabei weniger an die Borlinghauser Kirche „Der heiligen Maria zur Hilfe der Christen“ aus dem 19. Jhdt. gedacht, hinter der im Kirchgarten eine Statue an St. Michael erinnert wie er einen Drachen absticht sondern an eine alte Sage. Trotzdem darf man annehmen, dass man in Borlinghausen in alten Zeiten mehr zu St. Michael tendierte, als das man sich dem fränkischen Taufzentrum Löwen zugehörig fühlte, wohin man zwar auf Anweisung den Kirchgang anzutreten hatte, wo man dann aber vom irischen Frankenapostel St. Kilian und nicht vom Drachen tötenden St. Michael empfangen wurde. Möchte man sich also auf die weitere Suche nach einem ostwestfälischen Drachenmythos begeben, dann braucht man nicht weit zu blicken, denn er manifestiert sich überdeutlich nur 14 Kilometer südöstlich von Borlinghausen im einstigen Vulkankegel des Desenberges. Auf ihm stand einst die Burg eines alten Rittergeschlechtes, dass dem westfälischen Uradel zugerechnet wird. Bevor aber dem ostwestfälischen Drachenmythos das Augenmerk gelten soll und die Zusammenhänge deutlicher werden, ist es erforderlich sich mit der Dynastie dieses Spiegelritter genannten Geschlechtes zu beschäftigen in deren Familienchronik eine seltsame Begebenheit festgehalten ist. Zurück zu verfolgen welcher Epoche der Zeitgeschichte die späteren Fürsten und Grafen aus dem Hause derer zu Spiegel entstammten bleibt der Spekulation überlassen. Allein die Existenz einer Ermentrud von Spiegel zum Desenberg die von 1281 – 1315 lebte und eine ältere Namensschwester in der merowingischen Aristokratie hatte die um 6oo n. Chr. in Paris verstarb lässt es nicht zu darin erste Spuren der Spiegelritter erblicken zu wollen. Aber trotzdem war es die Zeit als auch noch die Schreibweise „Irmin“ als Vorsilbe geläufig war, die uns in Irminfried einem thüringischen Königssohn begegnet der vor 534 bei Zülpich verstarb, der der Spur des Arminius folgte und uns an die rund 250 Jahre später zerstörte Irminsul erinnert, die dieser Theorie nach bei Borlinghausen im Nethegau stand. Unklar aber nicht auszuschließen ist, ob der Wahrheitsgehalt aus alten Erzählungen zutrifft wonach bereits Karl der Große der Familie „von Spiegel“ die Daseburg als Lehen übergeben haben soll. Ihr Geschlecht lässt sich zwar nur bis zu Oswald I von Spiegel zurück verfolgen der um 1170 geboren wurde, aber der zähe Epochenwandel früherer Jahrhunderte lässt erwarten, dass die Sippe der Spiegelritter nicht umsonst zum westfälischen Uradel gezählt wird, also weitaus älter gewesen sein dürfte. Sein Sohn war Hermann I von Spiegel der etwa 69 jährig um 1259 verstarb. Aus dem Hause derer von Spiegel die man im Dialekt natürlich “Spechel“ nannte entstammt des Weiteren ein Mann dessen Name allein schon in der überlieferten Schreibweise von Witukind Geschichte schreibt. Ein Name der dafür spricht, dass sich seine Eltern bei der Auswahl noch unzweifelhaft mit dem alten sächsischen Widerstandsführer Widukind verbunden sahen, nämlich mit dem Sachsenherzog Widukind der um 807 verstorben sein soll. Mit Namen die die Väter ihren Söhnen gaben ließen sich immer schon alte Traditionen transportieren und so zeigen Namensvergaben wie etwa Brun, dass sich darin noch ein Vermächtnis verbarg, dass man in die Zukunft retten wollte. In diesem Fall brachte man damit Verbundenheit zum Ausdruck und stellte einen deutlichen Bezug zu dem Mann her, der seinerzeit im Frankenreich nicht gut gelitten war. Der sich dann aber aus politischen Motiven heraus gezwungen sah, sich taufen lassen zu müssen. So signalisiert Name und Gestalt des Spiegelritters Witukind altsächsisches Gedankengut an dem man festzuhalten gedachte und das Geschehen um die Irminsul näher rücken lässt. Da sich Widukind der Widersacher Karls des Großen 786 nach gängiger Lesart bekehren ließ machte auch die weitere Verwendung seines Namen unverfänglich, so dass kein Verdacht mehr auf seine späteren Namensträger fiel, es könne ihnen an Gottestreue gemangelt haben. So beginnt es sich erst nach den Sachsenkriegen aufzuhellen, wo einst die familiären Wurzeln der Familie von Spiegel gelegen haben könnten. Wo sie ihre frühen Verwaltungsstrukturen aufbauten und ihre Funktionsträger im Sinne fränkischer Politik begannen tätig zu werden. Der Spiegelsippe können keine mittelalterlichen Grafschaften zugeordnet werden und auch als Gaugrafen treten sie nicht in Erscheinung. Es deutet aber darauf hin, dass man sie zum wichtigen Landadel zählen darf, der im personellen Austausch mit den Führungsschichten stand und ein Ineinandergreifen statt fand. Sie bildeten den unabdingbaren Unterbau für ein Funktionieren überregionaler Interessen im Sinne politischer Umsetzung. Die Dynastie der Spiegelritter dürfte demnach auch die erwachende sächsische Renaissance mit geprägt haben die mit der Ernennung des Sachsenherzogs Heinrich 919 zum König ihren deutlichen Ausdruck fand und ihren Anfang nahm. So könnte sich ihre Familiengeschichte auf älteste Traditionen der Sesshaftigkeit im Großraum östlich der Egge zwischen Diemel und Nethe stützen. Nach dem die Karolinger ihre strenge Hand lockerten und die Konradiner ihre Macht verloren, die Ottonen ihr Herzogtum Sachsen in die Mitte des Reiches führten war Aufbruchstimmung angesagt und die Spiegelritter besannen sich neu, besser gesagt „alt“ auf einstige Latifundien. Aufgrund verwandtschaftlicher Verflechtungen dürften sie schon vor der denkwürdigen Niederlegung der Irminsul östlich der Egge vielerorts begütert gewesen sein und hatten ihre einstigen Besitztümer nicht aufgegeben, sodass ihr Anspruch daran nicht erlosch und sie wieder daran anknüpften. Die Machtverhältnisse nicht nur im sächsischen Hessengau die noch zu Karolingerzeit zu Gunsten frankentreuer Vasallen geregelt waren verschoben und neutralisierten sich mit dem Wiedererstarken sächsischen Selbstbewusstseins. Nach der Zerstörung von Helmern 937 durch den Konradiner Eberhard und seine Niederlage an der Eresburg 938 wurde nach dem Sieg Otto I 939 in der Schlacht von Andernach wieder verstärkt nach sächsischen Interessen regiert, wodurch die fränkische Fraktion ins Nachteil geriet. Als noch die Kriege gegen Karl den Großen tobten werden die Vorfahren der Spiegelritter auf sächsischer Seite gestanden haben und dürften daher auch unter den Repressalien und Deportationen gelitten haben, wovon sie sich im 10 Jhdt. erholt hatten und unter der Gunst der Ottonen stehend wieder gehobene Funktionen einnehmen konnten und durften. Nach dem Tod des Grafen Dodiko 1020 der in Warburg residierte und über weite Gebiete des sächsischen Hessengau, des Itter - und Nethegau regierte und über Grundbesitz bis Höxter und in den nordhessischen Raum verfügte, werden die Spiegelritter wieder an Einfluss gewonnen haben. So war der Desenberg mal ein sächsisches Bollwerk gegen die Franken mal umgekehrt und wurde im Zuge ottonischer Politik wieder ins sächsische Kernland integriert. In dieser Zeit könnte sich die altsächsische Familie der Spiegelritter in der Daseburg angesiedelt vielleicht auch wieder angesiedelt haben und in eine Nachfolge eingetreten sein. In Erinnerung an älteste Familientraditionen könnten sie sich in dieser Zeit, wenn es nicht schon vorher geschah auch den Namen „von Spiegel“ zugelegt haben. So war Witukind von Spiegel der den Beinamen zu Desenberg trug Probst im Kloster Gröningen bevor er ab 1189 die hohe Position des Abtes von Corvey übernahm, die er bis 1205 inne hatte. Vermutlich wurde Witukind um die Mitte des 12. Jhdt. geboren und war demnach auch ein Zeitgenosse von Kaiser Friedrich Barbarossa. Mit Witukind als auch Oswald I von Spiegel die in der zweiten Hälfte des 12. Jhdt. geboren wurden lässt sich eine alte Familientradition ableiten lässt, deren Wurzeln sich mindestens in eine Zeit erstreckten in der die Liudolfinger auch Ottonen genannt, das erste sächsische Herrschergeschlecht nach dem Rückzug der Karolinger bzw. Konradiner stellten. Nach dem Sachsenherzog Widukind und dem gleichnamigen Mönch Widukind von Corvey hatte es Witukind bis zum Abt von Corvey gebracht, was seine Bedeutung und die des Hauses derer von Spiegel noch zusätzlich unterstreicht. Das auch andere Familienmitglieder vom Stamm der Spiegelsippe Äbte von Corvey waren weist darauf hin, wie gut sie in den kirchlichen Führungsebenen des Mittelalters vertreten waren und dort in Amt und Würden standen. Beide Widukinde wähnten sich dem sächsischen Uradel nahe oder waren möglicherweise sogar noch über ihre Familienzweige miteinander verwandt. Durch ihre Namensidentität wird auch der Zeitenwechsel deutlich, wonach sich die alte Tradition und der neue Glaube nicht mehr gegensätzlich gegenüber standen. Die weltliche Macht regierte das Land Hand in Hand mit Hilfe und Unterstützung des hohen Klerus, die Interessenslagen verliefen wechselseitig, veränderten oder überschnitten sich, sodass Hermann III von Spiegel zum Desenberg im 14. Jhdt. sogar Fürstbischof von Paderborn wurde. Darf man den Spiegelrittern das Erneuern und den Wiedereinstieg in ältere Besitzansprüche in der Region unterstellen, dann begannen in dieser Phase ihre Interessen in den Vordergrund zu rücken über ehemaliges Terrain im neuralgischen Grenzgebiet zwischen dem zunächst fränkisch dominierten sächsischen Hessengau und dem sächsisch dominierten Nethegau wieder alleinig verfügen zu wollen. Land, das sie noch als ihr eigen betrachtetet haben könnten, das sie im Zuge karolingischer Grenzfestlegungen, Verdrängungen oder Deportationen aufgeben mussten, dass ihnen nach ihrem Selbstverständnis aber immer noch zustand. Als man im Mittelalter begann Herrensitze auch in ebener Lage auf Basis von Wasserburgen zu errichten und die Spiegelritter sich in zwei Linien spalteten verließ man den Desenberg. Im Zuge dieser Wiederbesiedelung einstiger Ländereien erneuerten sie ihre Ansprüche und machten sie möglicherweise in jenen Ländereien geltend, die sie schon in früheren Jahrhunderten besaßen. Ein Prozess der augenscheinlich mit dem Einverständnis und der Akzeptanz der dortigen Bewohner einher ging. Dies spräche dafür, dass sie in ein Machtvakuum stießen und in einst legitime Besitztümer zurück kehrten. Gaugrafen oder andere Größen stellten sich ihrem Ansinnen nicht entgegen und Auseinandersetzungen sind nicht bekannt geworden was für kluge Verhandlungen spricht, eine traditionelle Rechtmäßigkeit andeutet aber Spekulation bleiben muss. Es kann aber auch sichtbar machen, wie eng dieses Rittergeschlecht mit der Region verbunden und darin verwurzelt war und immer noch ist. Man stieg wieder in altes Recht ein und ergriff Besitz von einem Land, dass ihnen seit alters her zustand, in dem man ihnen aber die Macht genommen hatte. In der Tat eine lange Geschichte die nicht ohne Hypothesen auskommt möchte man einen Bogen zurück in der Vergangenheit der Spiegelritter schlagen. Folglich eine Theorie wonach die Familie von Spiegel dort seit jeher ansässig war aber ihren Besitz vorübergehend nicht wahrnehmen konnte da man sie verdrängte. Aber da war noch ihr seltsamer Name „von Spiegel“ mit dem sie auf ein in Familienerinnerungen lebendig gebliebenes „drachenhaftes Ereignis“ aus Vorzeiten anspielten. Die Gründungssage der Stadt Geldern stützt sich ebenfalls auf einen Drachen, aber deutschlandweit gibt es nur ein Uradelsgeschlecht, das sich damit rühmen kann einst sogar gegen einen Drachen gekämpft zu haben. Betrachtet man die bekannten Drachenlegenden des Mittelalters dann sticht diese eine Sage heraus und auf Basis der Kernaussage dieser Theorie sollte sich auch niemand verblüfft zeigen, wenn die Ritter von Spiegel einst die „Alte Burg“ im vermeintlichen „Saltus Teutoburgiensi“ unweit der Helmerte Quelle bewohnten, wo einst der Statthalter Varus sein Ende gefunden haben könnte. Es ist eine Sage die zum Bestandteil der Familienchronik der Spiegelritter wurde, sie deckt sich mit dieser geschichtsträchtigen Region in Ostwestfalen und lässt die Nachhaltigkeit alter Ereignisse durch blicken. Was zusätzliches Erstaunen auslöst ist nicht nur die Tatsache, dass diese Familie mit einer alten Drachensage und das auch noch am „richtigen Ort“ aufwarten kann. Es ist auch die Feststellung, dass sich die von den Spiegelrittern in den neu erworbenen Ländereien, die ihnen vielleicht schon seit Jahrhunderten gehört hatten, sich wie an einem Glied aufgereiht genau da entlang ziehen, wo einst Varus dieser Theorie nach am dritten Marschtag, dem zweiten Kampftag entlang zog und wo er sich am vierten Tag tötete. Zufall oder kein Zufall, dass sich nahe dem Fahlenbruch Wald in dem sich noch heute sichtbar die vermuteten Reste der einstigen „prima Vari castra“ Wallanlagen zeigen ein Schloss befindet, dass sich nachweislich seit dem 14. Jhdt. im Besitz der Herren von Spiegel befand bevor es den Besitzer wechselte. Ob es auch schon eine von der Familie Spiegel bewohnte Vorgängeranlage gab, lässt sich nicht mehr nachweisen. Folgt man der „Varusroute“ nach Westen in Richtung „Teutoburgiensi saltu“, dann erreicht man Peckelsheim. Die dortige Burg gelangte im 14. Jhdt. „wieder“ in den Besitz der Familie von Spiegel von und zu Peckelsheim. Ob sich auch diese Burg oder ein dort einst befindlicher befestigter Platz schon in früheren Zeiten im Besitz der Familie befand ist ebenfalls unklar. Der weitere Marsch des Feldherrn Varus führte dann von Peckelsheim nach Borlinghausen wo dieser Überlegung nach auch einst die Irminsul stand. Das dortige Wasserschloss gelangte vor 1411 in den Besitz des Ritters Gerd von Spiegel zu Peckelsheim. Das Ziel von Varus war es seinen Marsch durch den „Saltus Teutoburgiensi“ nach Westen über das Sintfeld fortzusetzen, wozu es bekanntlich nicht kam. Am oberen Ende des Hohlwege Passanstieges angekommen wäre dann zu seiner Linken sein Blick vermutlich auf eine alte Volksburg gefallen, deren Ruinen am Bördenweg heute den Namen „Alte Burg“ tragen. Und natürlich verwundert es auch nicht mehr, dass sich auch diese Burg vor dem Zerfall im Besitz der Familie von Spiegel befand, denn im Jahre 1338 ließ sich darin Johann von Spiegel in Borlinghausen nieder und errichtete sich inmitten den Wällen dieser alten Volksburg ein Haus. Im 15. Jhdt. war die Familie von Spiegel auch Miteigentümer an der Burg Helmern die im 1o. Jhdt. von den Konradinern zerstört wurde und sie verfügten über weiteren Besitz in Kleinenberg und Lichtenau auf dem Sorat. Fasst man es zusammen dann wird erkennbar, dass sich das Haus Spiegel ab dem 14. Jhdt. intensiv und erfolgreich um Besitzvermehrung am Nordrand des einstigen sächsischen Hessengaus bemühte und mit Helmern auch im Nethegau. Insgesamt fünf Objekte erwarb die Familie der Spiegel zu Schweckhausen/Peckelsheim demnach zwischen der Mitte des 14. und der Mitte des 15. Jhdt. Es war sicherlich kein Zufall, dass man sich ausgerechnet hier so stark engagierte und im hohen Mittelalter auf eine Distanz von nur rund zehn Kilometern diese Schlossbauten hinterließ bzw. sie wieder instand setzte und um sich darin nieder zu lassen, ohne das von anderer Seite Ansprüche laut wurden. So zog es die Familie wieder da hin, wo sie schon vor den Sachsenkriegen beheimatet gewesen sein könnte. Es ließ sich deutlich machen, dass der Drache keine germanische Erfindung war, denn für sie war ein „Trahho“ etwas Funktionales in dem Varus reiste aber kein Drache. Die Verwandlung stellte sich erst ein, als die sächsischen Söldner im 5. Jhdt. die britischen Inseln betraten, das Missverständnis seinen Lauf nahm und in die Sagenwelt Eingang fand. Eine steile These wäre, dass es im frühen Mittelalter zu einer Rückkoppelung in die einstige Ausgangsregion gekommen sein könnte und die Ritter vom Desenberg griffen es auf, da es sich mit den volksmundartigen Überlieferungen vertrug und entschieden sich dafür die Drachenepisode in ihr Feldzeichen aufzunehmen. Die historischen Ampeln sprangen demnach um nachdem Kaiser Honorius 410 England verloren gab, die dort dreißig Jahre später zu Hilfe gerufenen „Germanen“ nun Sachsen genannt sesshaft geworden waren und es zu regelmäßigen Kontakten zwischen Südengland und Ostwestfalen kam. So waren es nach dieser Theorie auch die Männer aus dem Nethegau die aufbrachen und die Insel erreichten um dort zu kämpfen, dort aber auch ihre heimische Kultur jenseits des Kanals verbreiteten. Geschichten von einstigen Schlachten, großen Reichtümern und verworrenen Ränkespielen gegen gewaltige Gegner, die sich in pompösen Karren durch die Landschaft kutschieren ließen wurden ausgetauscht, besser gesagt ausgesprochen sich als gesagt und wurden zu dem Stoff das die Nachwelt „Sage“ nennt. Erzählungen die in England das „Drago = Gefährt“ des Varus in den „Drako = Drachen“ verwandelten und die auch den Weg in die nordische Welt fanden. Die Berührung der Kämpfer aus Ostwestfalen mit den frühen englischen Warlords gaben den Anstoß der Transfer spülte es zurück und ab dem Mittelalter gesellte sich die Mythologie aus dem Norden dazu was zu den bekannten Verwirrungen und Irritationen führte und die Sagen historisch betrachtet wegen ihrer Vielstimmigkeit in Verruf brachten. Die ältesten in der Lieder Edda enthaltenen Elemente sollen auf Vorstufen aus dem 10. Jhdt. zurück gehen dem wiederum Jahrhunderte mündlicher Überlieferung voraus gingen, was mit den Kämpfern aus Falen in Südengland seinen Anfang genommen haben könnte. Um diese Zeit könnte sich die Drachensage im Nethegau etabliert haben und die Spiegelrittern könnten sie aufgegriffen haben, da sie sich mit zeitgemäß stattlicher Symbolik und Heraldik umgeben wollten. In einer Zeit in der die Verunsicherung noch weit verbreitet, alles Vergangene von Verwerfungen überlagert war und viel Unkenntnis herrschte, hatte man sich gleichzeitig einer Gegenwart zu stellen die noch von den Nachwirkungen der Sachsenkriege geprägt war. Was die Menschen der Region aber seit jeher zutiefst irritierte und auch verängstigte war das Greif- und Sichtbare was man noch im Boden fand. Bebaute man vor 1000 Jahren das Land oder rodete den Wald, dann stieß man vielerorts immer noch auf undefinierbare und rätselhafte Gegenstände die niemand zuordnen oder enträtseln konnte. Teile von Rüstungen unbekannter Machart, verbogene Metallteile, Edelmetalle, Zierelemente, auch goldene Münzen mit seltsamen Abbildungen, Waffenreste und Technik deren Herkunft sich das einfache Volk kaum erklären konnte. Alles weckte den Verdacht, dass sich dort vor „Unzeiten“ Unvorstellbares zugetragen haben musste. Der unbedarfte Bauer brachte alles gehorsam ins nächste Kloster wo man es verwahrte aber den Überbringer im Unklaren lassen musste oder ihn mit Geschichten abspeiste. In dieser langen Phase der Ratlosigkeit nahte in Gestalt der Drachensage Abhilfe womit sich viele Erklärungsnotstände beseitigen ließen. Geeignete Legenden die sich zudem gut mit frühchristlichen Begebenheiten in Einklang bringen ließen und die durch die neue Glaubenslehre gefördert und begünstigt wurden, da sie dazu beitrugen der Bevölkerung das Seelenheil samt Fegefeuer deutlicher werden zu lassen. Im Kern der Sage aus dem Norden kam das zum Ausdruck, was einst die Auswanderer nach England transportierten, was dort zur Sage umgedeutet wurde und so zu einer der Grundlagen des Beowulf Epos und nachfolgender Sagen wurde. Es war der Sieg über einen einst gefährlichen kaum bezwingbaren Gegner, der nur gelang, weil er sich warum auch immer täuschen also irritieren ließ. Und es muss ein gewaltiger Widersacher gewesen sein, da er über unermesslichen Reichtum verfügte. Allesamt Vorstellungen, die sich mit den seltsamen Bodenfunden gut in Verbindung bringen ließen. Für den einfachen Menschen schloss sich der Kreis und verhalf der Sage zur nötigen Glaubwürdigkeit. In den lateinisch geführten Schreibstuben der Abtei Corvey wo die Tacitus Annalen gelesen wurden wusste man schon etwas mehr über die alten Zeiten schwieg wohl und blieb passiv um nicht der nun vorherrschenden christlichen Weltanschauung zu schaden, obwohl darin Spuren und Zusammenhänge zur Region erkennbar wurden. Ungeachtet dessen darf man auch eine weniger ergiebige Spur verfolgen, wonach sich in der Familie älteste Erinnerungen an die einstigen großen Schlachten bis ins frühe Mittelalter erhalten haben konnten auch ohne das die Erinnerungen daran einen Umweg über Südengland nahmen. Dies könnte auch den Gedanken mit einschließen wonach man im Hause Spiegel der Überzeugung war, dass auch Vorfahren ihrer Sippe an den Kämpfen gegen Varus der zwar tot war, aber dessen negative Aura als "Nidhöggr" überlebt hat. Rückwärtig die politische Realität römischer Machtpolitik in Ostwestfalen um das Jahr Null durchschauen zu können war den vor der Egge siedelnden Menschen und sicherlich auch den Mönchen in Covey nicht mehr vergönnt und man muss sich eingestehen, dass man es selbst vom unsterblichen Volksmund nach so langer Zeit nicht mehr erwarten konnte. Aber zurück zum Drachen der am Fuße des Desenberges gelebt und die umliegenden Ortschaften überfallen haben soll. Als man sich im Mittelalter bemühte der Sage ein historisches Fundament zu geben um ihr einen realen Hintergrund zu verleihen war für die Menschen der Frankenherrscher die einzige Gestalt die sich noch aus den vergangenen Zeiten greifbar machen ließ, denn weiter zurück reichte ihr Blick nicht mehr. So beruhte ihre Überzeugung darauf, dass es auch nur Karl der Große gewesen sein konnte, den man noch mit dem Drachen in Verbindung bringen konnte, von dem die Vorfahren noch die blasse Ahnung einer möglichen Existenz hatten. So konnte es auch nur Karl gewesen sein, der einem Drachenbezwinger versprochen hatte auf dem Desenberg eine Burg bauen zu dürfen, wenn ihm dies gelingen würde. Letztlich war es kein Franke, sondern ein junger Sachse der mit einem gebrochenen, wohl zerteilten und damit verspiegeltem Schild in den Kampf zog. Damit irritierte er den Drachen für einen kurzen Moment, in dem dieser drei Drachen gleichzeitig erblickte was ausreichte um ihn mit einer Lanze töten zu können. So hätte die Geburtsstunde der Spiegelritter auf Basis dieser Sage zu Zeiten Karls des Großen geschlagen. Den relativ sachlich gehaltenen Schriften der Chronisten der Zeit darf man jedoch entnehmen, dass sich in der Epoche die von Karl dem Großen maßgeblich mit beeinflußt wurde die Mitwirkung von Fabelwesen an konkreten Geschehnissen wie der Vergabe von Burgbaurechten ausschließen lässt. So soll demnach ein Drache einem Rittergeschlecht dazu verholfen haben, dass eine zuvor von den Franken eroberte sächsische Bergfestung auf dem Desenberg wieder in sächsischen Besitz zurück geführt werden konnte, so dass auch hier erst wieder der Tod eines Feindes in Drachengestalt es möglich machte, dass das Land wieder in die Hände der rechtmäßigen Besitzer gelangte. Im Zuge einer Vermischung der einstigen Ereignisse die im Grenzbereich von Mythologie und Historie lagen rief man Karl den Großen auf den Plan aber im Kern war auch dies ein Akt der Befreiung. Daraus eine Spur zu Varus ableiten und versuchen in der Sage den historischen Kern zu isolieren fällt damit leichter. Und hinzu kommt noch der Hinweis auf die Art der Täuschung, denn auch Varus wurde getäuscht in dem man ihm einen regional begrenzten Volksaufstand beschrieb es ihm aber nicht bewusst war, dass sich dieser zur Schlacht hoch schaukeln sollte und würde. Eine Falle die ihm gestellt werden konnte, da er sich in Unterzahl befand und sich daher auf Arminius und sein Kontingent verlassen musste. Und so wie der Desenberg Drache war auch Varus irritiert es plötzlich mit einer Vielzahl von Feinden zu tun zu haben was zur Verwirrung beitrug und zu seiner Niederlage führte. Letztlich beruhte es auf Basis einer gelungenen Täuschung durch die erst beide Siege möglich wurden. Den Gründungsmythos einem Drachen in die Schuhe zu schieben bettet sich in die Region ein, tritt damit als Wesensmerkmal und entscheidendes Kriterium in den Vordergrund und wurde gebührend auf dem Wappenschild präsentiert. So darf im weitesten Sinne annehmen, dass sich die Herren von Spiegel den damaligen Sieg mit anheften wollten wobei sie annahmen, dass auch ihre Altvorderen mit daran beteiligt waren Varus zu schlagen und sich daher den besiegten Drachen auf die Fahne schrieben, ihn also für ihre Heraldik nutzend, wollte man auf diese Weise auch wieder in die einstigen Regionen zurück kehren in denen sich die Kämpfe zutrugen und wodurch der Endschauplatz der Varusschlacht wieder in den Focus rückt. Aber warum mussten es drei Spiegel sein um damit die Täuschung zu symbolisieren. Spiegel sind seit jeher mysteriös, Tiere können sich darin nicht wieder erkennen, sich im Wasser zu spiegeln galt früher als gefährlich und Medusa wurde unter Zuhilfenahme von Spiegeln der Kopf abgeschlagen. Mit Spiegeln ließ sich immer schon gut täuschen, auch wenn man in Sachsen keine Fata Morgana kannte. Eine Erklärung könnte sein, dass der Desenberg auch ein Spiegelberg war, von dem aus man mit Hilfe von Lichtreflexen Nachrichten und das möglicherweise auch schon zu Varuszeiten übermitteln konnte. Hatte man vielleicht auch damals schon Varus mithilfe von Lichtsignalen getäuscht um ihn so in die Richtung zu dirigieren wo man ihn hin haben wollte. So könnte damit die Herkunft dieser Familienlegende ein weiterer Fingerzeig dafür sein, dass sich diese Region in das Geschehen um die Varusschlacht einbinden lässt und sich damit auch der Tod des Fabelwesens in dieser Gegend annehmen lässt. Der "Oegishjalmr" des "Fafnir", der Schreckens- oder Schutzhelm diente auch der Tarnung und machte den Träger unsichtbar. Täuschen in Verbindung mit Hinterhalt zieht sich durch alle Drachenlegenden, aber es war der Verrat der Cherusker, der damals in Rom am Schwersten wog. Und von allen Vergehen die sie sich gegenüber dem Imperium schuldig machten brachen sie mit dieser Schandtat ein Sakrileg, das man ihnen mehr noch als die vielen getöteten Legionäre nie verzieh. Ein Frevel der in die Geschichte einging, der dem Volk der Cherusker aber auch einen neuen Namen beschert hat den sie bis in unsere Tage tragen. (01.11.2023)