Sonntag, 24. März 2024
Der Grabhügel des Jahres 15 + im Kontext des Schlachtverlaufs.
ulrich leyhe, 15:00h
Der Tag an dem Germanicus den Knochenhügel auftürmen ließ erwies sich als Markstein der Schlachtenforschung da sie dort endete und zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Varusereignis. Dieser Zwischenfall stellt eine Episode dar, die erst die Hoffnung aufkeimen ließ mit ihrer Hilfe auch den Ort identifizieren zu können wo es geschah und wird daher in diesem Internet Buch mehrfach angesprochen. Neue Einsichten und ein im Zuge der Herangehensweise wachsendes Verständnis für die einstigen Vorgänge erfordern es immer wieder diesem Prozess neue Aufmerksamkeit zu widmen um dem Übersehenen keine Chance zu geben unentdeckt zu bleiben und so spricht die Summe der Indizien letztlich dafür, dass er sich nahe Borlinghausen befunden haben muss. Der Versuch die Örtlichkeit einzugrenzen wo Germanicus einst die Knochen der Varusarmee bestattete wurde zu einer Generationenaufgabe und man wurde nicht müde der Frage auf den Grund zu gehen. Die Suche und damit die Bestätigung dieser Theorie kann aber zum Erfolg führen, wenn sich das Waldgebiet in dem nach Cassius Dio die Endschlacht statt fand rekonstruieren lässt, da sich in seiner Nähe auch der Knochenhügel befand. Da die wenigen Hinweise die uns Tacitus in seinen Annalen über das Jahr der Bestattung hinterließ in dem man den Ossuaire aufschichtete inhaltlich nicht so karg sind wie sie erscheinen, stirbt auch hier die Hoffnung die Lösung zu finden zuletzt. Aus ihnen geht hervor wo sich der Standort der Germanicus Legionen befand und von wo aus sie beabsichtigten ins Zentrum der Cherusker vorzustoßen, deren Siedlungsgebiete sich vor allem rechts der Weser in einem breiten Band vor dem Harz südlich Hannover bis etwa Göttingen ausdehnten, so wie man es sich unter anderem anhand der Keramikverteilung erklärbar macht. Von seinen Soldaten bedrängt änderte Germanicus aber diesen Plan und entschied sich zuvor noch den getöteten Legionären eine letzte Ehre zukommen zu lassen, so dass sich dadurch der Weitermarsch ins Cheruskerland um unbestimmte Zeit verzögerte aber auch verlängerte. Von diesem bedeutsamen Wendepunkt aus wo er inne hielt bis zum Bestattungsort liegt uns von Tacitus eine vage Distanzangabe vor die aber wegen ihrer Ungenauigkeit schon auf viele Weise interpretiert wurde. Denn von dort wo sich Germanicus überzeugen ließ für die Aufschichtung der Knochen einen Abstecher zum „Teutoburgiensi saltu“ zu machen, wo gemäß Tacitus einst die Varusschlacht geschlagen wurde, soll es nicht weit gewesen sein. Die hier vorgestellte Theorie beruht auf der Grundannahme, dass es sowohl Germanicus 15 + als auch Varus sechs Jahre zuvor auf das Zentrum der Cherusker also den vermeintlichen Sitz ihres Hauptfürsten abgesehen hatte, man dazu also den Kern ihres Siedlungsgebietes ansteuern musste und nicht etwa einen Randbereich. Während Varus noch mit den Fürsten zusammen treffen wollte um mit ihnen einen Vertrag zu schließen, da er eine friedliche Okkupation anstrebte, sah Germanicus in ihnen nur noch den erbitterten Gegner, aber die Zielrichtung blieb bei beiden die gleiche. Während er 14 + noch einen Schleichweg durch das nördliche Sauerland bevorzugte um die Marser zu überraschen, konnte und wollte er 16 + seine Absichten nicht verbergen und marschierte mit einer aus sechs Legionen bestehenden Armee parallel zur Lippe nach Osten. Eine weitere acht Legionen umfassende Armee mit der Aufgabe die im Norden siedelnden Cherusker anzugreifen führte er auf dem Wasserweg der Ems heran und ließ sie möglicherweise ab Rheine den Landweg einschlagen. Das bloße Anrücken seiner Armee reichte bereits aus um einen germanischen Belagerungsring um ein Römerkastell an der Lippe zu sprengen und nutzte für seinen Weitermarsch als Hauptachse vermutlich die südliche Trasse des Rhein/Weser Hellwegs. So gelangte er über Schwaney, Schmechten und Brakel nach Höxter wo er bei Corvey auf die von den Cheruskern kontrollierte Weserfurt traf. Der Name der Stadt Höxter, seine Urform und Bedeutung gibt immer noch Rätsel hinsichtlich seiner Entstehungsgeschichte auf. Als ein Abfallprodukt dieser Recherche könnte man noch den Gedanken aufgreifen, dass sich durch den Buchstaben "X" im Namen der Stadt Höxter, das aus dem einstigen Dorf Huxori hervor gegangen ist eine Verbindung zu dem dortigen Germanenstamm der Cherusker andeutet. In der lateinischen Schrift schrieb man den Namen der Cherusker mit „c“ also Cherusci, aber durch das Zusammenziehen von Lauten könnte man es ursprünglich auch als "sx" ausgesprochen haben. Eine Aussprache die im Westfälischen noch vorhanden ist, sodass man die Cherusker auch Heruxer genannt haben könnte. Eine Schreibweise die sich auch noch im Namen der Externsteine erhalten haben könnte, in dem man dafür auch das Wort "Escernsteine" bzw. "Eskernsteine" einsetzen könnte. Mit Esker bezeichnet man eine Rinne oder einen Geländerücken mit dem man sich auch die Formation der Externsteine erklärbar machen kann. Aber auch an einen Durchlass darf man denken, durch den man in früheren Jahrtausenden die Herden zur besseren Bejagung trieb. Ließe sich der Name Höxter auf diese Weise deuten, dann könnte man auch in dieser Region den Hauptort der Cherusker vermuten den sich Germanicus vorbehielt ihn selbst erobern zu wollen. Von Westen kommend verließ Germanicus demnach den Hellweg vermutlich im Raum Schwaney um auf den Saltus nahe Borlinghausen zu stoßen. Varus schlug sechs Jahre zuvor allerdings von Osten kommend, man möchte fasst sagen den gleichen Umweg ein um die „Wallstatt“ am „Teutoburgiensi saltu“ zu erreichen, verließ aber den Hellweg bereits im Raum Brakel. Und während Varus das Wesertal in Richtung Westen verließ um dem Verlauf der Nethe zu folgen, querten die Legionen des Germanicus den Sorat, marschierten längst der Eggekante und nutzten die eiszeitliche Viehtrifft die später „Teutoburgiensi saltu“ bzw. Volksburgenweg genannt wurde zum Abstieg um in den ebenen Nethegau bei Borlinghausen zu gelangen. Für beide war es ein relativ überschaubarer Umweg bei dem man sich nicht weit, also „haud procul“ wie es Tacitus für die Anmarschstrecke des Germanicus zum Ausdruck brachte von der Hauptzielrichtung entfernen musste und daher von ihnen in Kauf genommen werden konnte. Bei dieser Betrachtung spielt der seit ältesten Zeiten begangene Hellweg eine zentrale Rolle, denn er war für die Legionen während der gesamten etwa dreißig Jahre währenden Okkupationsbemühungen das bequeme Einfalltor nach Osten. Der Hellweg, den man ab der Eggekante „Cheruskerspieß“ nennen könnte, war für alle Anstrengungen die Rom und das schon vor Varus unternahm wenn man es auf dieses Volk abgesehen hatte das Haupteinfalltor und auch Germanicus wählte aus eroberungstaktischer Sicht diese logistisch günstig gelegene Achse um die Cherusker im Mark zu treffen. Zunächst steht aber der „Teutoburgiensi saltu“ nicht im Vordergrund der Schlachtenforschung den sowohl Germanicus als auch Varus allerdings von zwei Himmelsrichtungen und aus unterschiedlichen Gründen im Visier hatten, sondern jene Schnittstelle wo Germanicus 15 + von seinem ursprünglichen Pfad abwich sowie der Ort von dem Varus 9 + einst aufbrach. Aber beide mussten es logistisch angehen was der Planung bedarf. Germanicus wird nicht auf freiem Felde über das Anliegen seiner Legionäre entschieden haben den besagten Ort aufzusuchen und konnte bei der Größe seines Heeres auch keinen spontanen Befehl erteilt haben adhoc die Kursrichtung zu verändern, dürfte sich daher wohl in einem Marschlager aufgehalten haben, während Varus der wie es sich der antiken Überlieferung entnehmen lässt ein festes Lager verlassen haben dürfte. Der Beschreibung nach befand sich Germanicus an den Oberläufen von Lippe und Ems im äußersten Siedlungsgebiet der Brukterer, so dass man seine Position im Bereich der Paderborner Hochebene annehmen kann und vermutlich da, wo sich einst auch das Lager Aliso befand. Und so wie es auch die Absicht von Varus war der nach der Schlichtung bzw. der Niederschlagung des Aufstandes nicht mehr zum Ausgangsort zurückkehren, sondern von dort aus wieder auf die Hauptachse zum Rhein einschwenken wollte, so hielt es auch Germanicus. Auch er wird mit seinen gesamten Legionen nach der Bestattung nicht zum Ausgangsort einem möglichen Marschlager östlich von Paderborn zurück gekehrt sein, sondern dürfte von dort wieder mit dem Ziel zur Weserfurt zu gelangen auf die Ursprungsroute zurück gekehrt sein. Da uns nur eine Distanzangabe und keine Wegebeschreibung zu der Strecke vorliegt, die Germanicus zum Bestattungsort zurück zu legen hatte um damit seinen Lagerplatz und das auch rückwärts lokalisieren zu können, lässt sich auch nur auf Basis der taciteischen Bezeichnung „unweit“ der Bestattungsort errechnen. Eine Kalkulation auf die bereits im Abschnitt „Der gewichtigste Begriff im Focus der Varusschlacht der „teuto burgiensi saltu“ Teil II“ genauer eingegangen wurde. Da sich rekonstruieren lässt, wo die Varusschlacht vermutlich ihren Anfang nahm, nämlich zwischen Brakel und Schweckhausen, lässt sich theoretisch davon ableiten wo sie endete.
Was historisch bekannt ist liest sich etwas flüssiger formuliert wie folgt.
Tacitus Annalen 1,59 – 62 (15 n. Chr.)
„Nachdem das Heer des Germanicus das Land zwischen Ems und Lippe verwüstet hatte marschierte es in einem Zug bis zu den entlegensten Grenzgebieten der Brukterer von wo aus es nicht mehr fern zum Teutoburger Wald war, in dem die Überreste des Varus und seiner Legionen unbestattet lagen. Germanicus folgte dem Verlangen seiner Männer ihnen die letzte Pflicht zu erweisen und wehmutsvolles Mitleiden erfüllte das ganze anwesende Heer, wegen Verwandter, Freunde, der Unwägbarkeit des Krieges und des menschlichen Loses. Germanicus betrat die Stätte der Trauer nach dem der voraus geschickte Caecina eine geeignete Wegstrecke dahin erkundet hatte. So konnte das Heer von Germanicus sechs Jahre nach der Niederlage die Gebeine der drei Legionen mit Erde bedecken und niemand wusste, ob es fremde Überreste, die Ihrigen, Nahverbundene oder Blutsverwandte waren. Den ersten Rasen zum Grabhügel legte Germanicus selbst“.
Die Worte die Tacitus dazu überlieferte waren in Bezug auf die Örtlichkeiten der Schlacht wenig aufschlussreich und konnten sich daher auf den ersten Blick betrachtet den zielführenden Analysen weitgehend entziehen. Es waren allesamt relativ kurze unscheinbare und fasst schon filigran zu nennende Fingerzeige die Tacitus in seinen Annalen notiert hatte. Knappe Randnotizen einer großen Geschichte die alle Historiker seit jeher wie ein undefinierbares Windspiel faszinierten, ohne das man ihrem Kern näher kam um sie richtig einzuschätzen oder bewerten zu können. Das zentral liegende und im Norden und Osten von Gebirgsrücken umrahmte Stadtgebiet von Paderborn geriet insbesondere durch die neuerlich gemachten römischen Funde unter dem St. Johannesstift und die am Kolpingforum erbrachten Nachweise von Przeworsk Keramik der vor römischen Eisenzeit in den Focus der Forschung, da es als Ausgangsort der Ostexpansion eine Orientierungshilfe bietet. Von dort zieht die Forschung seit jeher einen 135 Grad Winkel, legt Linien in Richtung der Passstraßen durch die Mittelgebirge und setzte diese mit möglichen Römerstraßen gleich. Mit seinen mageren Überlieferungen hinterließ uns Tacitus rund 100 Jahre nach der Schlacht die erste Tatortbeschreibung und seine Hinweise eignen sich um sie in die Gesamtlogik einzubetten. So findet sich zur Bezeichnung „Teutoburgiensi saltu“ das namentliche Pendant im südspanischen Wort „Castulonensis saltu“. Es handelt sich dabei ebenfalls um einen Pass der durch ein großes Waldgebirge führt und vergleichbar ist mit dem Egge Passstieg nahe Borlinghausen. Dem gegenüber ist „Castulonensis“ gleichbedeutend mit „Teutoburgiensi“ und hinweisgebend für eine Region der Castelle bzw. Volksburgen. Wobei die auf der Eggekante thronende heute Karlsschanze genannte vorgeschichtliche Wallburg deren Kernanlage allein acht Hektar misst, den Begriff Volksburg durchaus rechtfertigt. Eine Bezeichnung die die überlebenden römischen Legionäre dem Germanischen entnommen hatten und der später nur bei Tacitus Eingang in die antike Literatur fand. Insgesamt lassen sich vergleichende Analysen anstellen mit denen sich so auch die Stationen der Mehrtagesschlacht fixieren und sich zuweisen lassen, wodurch man sie wieder miteinander verbinden kann um das Gesamtbild zu komplettieren. Und wer dem Verlauf der Varusschlacht auf den Grund gehen möchte dem geht es fasst so wie dem Häuslebauer. Weil es Bauplan und Grundriss so anzeigen weiß der allerdings wo das Neue mal entstehen soll, sieht aber vor sich nur eine grüne Wiese und muss sich mit einer Vision begnügen. Dem Schlachtenforscher geht es ähnlich, er blickt zunächst ebenfalls in die Weite einer Landschaft, lässt dann aber das Zerfallene statt das Neue in seinen Vorstellungen auferstehen und an die Stelle von Bauplan und Grundriss treten bei ihm die Bruchstücke der Literatur, das Wissen um Geo- und Topographie, sowie die wenigen überirdischen Zeugen die es noch zu erforschen, sowie die Artefakte die es noch zu deuten gilt. Und in dem der Hausbesitzer in spe im Kleinen sorgfältig Maß nimmt, damit alles zusammen passt und miteinander harmoniert stößt er auch zwangsläufig auf die störenden Elemente und kann sie ausräumen. Und nicht anders verhielt es sich bei der Vorgehensweise zu diesem Internet Buch. Hat man über die ausfindig gemachte Schlachtenregion einmal ein Netzgitter gelegt erkennt man auch die Ungereimtheiten und vermeidet es unlogische Schlüsse zu ziehen. Anfang und Ende des Geschehens beruhen auf plausibler Theorie und so zeichnet sich ab wo Varus angegriffen wurde, wo er seine Stationen machte und wo alles endete. So brauchte auf der Suche nach der Wahrheit auch nichts zusammenhanglos in der Luft schweben und alles ergänzte sich, so dass man sich nicht in unpassende Kombinationen verirren brauchte. Dieser Herangehensweise kam zu Hilfe, dass zahlreiche Fakten aus vielen Richtungen einströmten, sich greifen und interpretieren ließen und sich daraufhin die historischen Bezugspunkte wie von selbst zuordnen ließen, sodass es leicht fiel zu erkennen wo sie hin gehörten.
Zunächst ist es die römische Stoßrichtung gewesen die unstrittig auf die Weser abzielte. Sie wird im Hafenkastell Anreppen deutlich wo eine römische Straße frei gelegt wurde die in Richtung Osten weist, drückte sich in Paderborn mit der kürzlichen Entdeckung eines möglichen römischen Etappenlagers aus, führte über die vermutlich schon unter Ahenobarbus begonnene befestigte Eggestraße östlich Schwaney und zeichnet sich heute noch durch einen über 400 Meter langen Entwässerungsgraben und die Steinreste der einstigen Fahrbahndecke ab. Deckungsgleich mit dem seit vor römischen Zeiten genutzten Hellweg traf sie auf die Weserfurt bei Höxter nahe Corvey, wo vorhandene Luftaufnahmen auf Spuren umfänglicher, aber noch unerforschter Lagerarchitektur hinweisen.
Der Theorie folgend gilt der Weserbogen als Ausgangspunkt des varianischen Marschzuges der am ersten Tag aufgrund des guten Ausbauzustandes über den Hellweg bis Brakel führte. Es war ein reiner Anmarschtag an dem es zu keinen Kampfhandlungen kam und an dem sich Arminius von der Truppe löste um sich mit seinen Kriegern zu treffen.
Am zweiten Marschtag verließ man vermutlich erst am späten Vormittag eine nächtliche Raststation im Raum Brakel und teilte den Marschzug auf. Dabei stieß der militärische Teil in die kritische Region der Aufrührer vor, deren fiktive Stätten man im Raum Peckelsheim/Borlinghausen annehmen kann und da keine Armee der Welt Zivilpersonen in ein Feindgebiet mit nimmt, sowie ein umfänglicher Tross ebenfalls stören würde, nahm der zivile Marschzug den direkten und ungefährlichen Weg nach Aliso.
Am ersten Kampftag vermutlich ab der Mittagszeit stellte sich aus Sicht der Cherusker für sie eine positive und unerwartete Dynamik ein. Stunden die wie sich recherchieren lässt bereits über Erfolg und Misserfolg der gesamten Schlacht entschieden und in denen es den germanischen Kämpfer schon vor dem Erreichen des ersten Nachtlagers gelang die Varus Armee so erheblich zu schwächen und zu dezimieren, dass Varus bereits in dieser frühen Phase die Zügel entglitten.
Am Abend des zweiten Marschtages nach den schweren Kämpfen errichteten die Überlebenden wie Cassius Dio es beschrieb unter widrigen Geländebedingungen vermutlich nahe Schweckhausen ein Notlager, das Tacitus „prima Vari castra“ nannte da es das erste von zweien bis zum Untergang war. Ein Komplex dessen Dimension sich sechs Jahre später und das auch nur vage dem Umfang nach entnehmen ließ und sich nur anhand provisorischer Absteckungen erkennbar machte. Schwache Wälle und Gräben davon sind heute noch sichtbar und harren der Erforschung.
Die Endschlacht folgte am zweiten Kampftag als die Varusarmee schon vor dem Versuch durch die Egge zum Sintfeld zu entkommen aufgerieben wurde und man am gleichen Abend nur noch imstande war das „secundus Varia castra“ errichten zu können. Ein Landstrich nahe Borlinghausen in dem man auch den Bestattungsplatz vermuten darf den die Legionen des Germanicus im Jahre 15 + ansteuerten.
Auf Basis dieses in groben Zügen geschilderten Verlaufs folgen die Indizien die das Gesamtbild füllen. Die sich abwechselnden kampf - und kampflosen Phasen innerhalb des mehrtägigen Marschgeschehens die nicht nur mit den hellen Tagesstunden, sondern auch mit den logistischen Vorbereitungen und Möglichkeiten in Einklang zu bringen waren führten auch zu der Erkenntnis, dass sich der Varuszug über drei Tage erstreckte. Da der Marsch am ersten Tag vom Sommerlager bis Brakel noch unter normalen Bedingungen verlief gelang es eine Distanz von 25 km zurück zu legen, während die Armee an den beiden Folgetagen bedingt durch die Kämpfe nur noch zu geringen Tagesleistungen fähig war. Die Hauptschlacht fand am zweiten Marschtag statt und setzte sich am Folgetag fort, während sich am vierten Tag nur noch kleinere Scharmützel zugetragen haben dürften. Grundsätzlich standen der neuzeitlichen Recherche nur die Fakten der alten taciteischen Literatur, die Gegebenheiten der Landschaft und die verwertbaren Bodenfunde zur Bewertung zur Verfügung. Spekulativ zu nennen ist es den Volksmund, oder die Sage und Legende späterer Generationen hinzuzuziehen, obwohl sich diese als sehr interessant erweist. Erst nachdem sich die Theorie hinreichend mit Fakten gleichen Argumenten anreichern ließ traten neue und unerwartete Sichtachsen zu Tage wodurch sich bislang verborgene Abläufe erkennbar machten. Dazu gehört auch die Zufallstheorie, dass sich im Umfeld von Borlinghausen auch die Irminsul befunden haben dürfte wodurch sich eine weitere Spur zu diesem Ereignis legen ließ. So komplettierte und verdichtete sich das „Puzzlebild“ der Varus Ereignisse förmlich wie von selbst und man könnte es sich schon fasst als „Varusschlacht Brettspiel“ patentieren lassen. Wäre dies die Lösung käme es einer Erlösung gleich und so erscheint uns alles wie ein gigantisches Gemälde bei dem im Format nur das Bauernkrieg Panorama Museum in Bad Frankenhausen mithalten kann. Richten wir also unser Augenmerk auf jene Region von wo aus Germanicus aufbrach um dahin zu gelangen wo ihm die damals Überlebenden der Varusschlacht berichteten, dass dort wie sie wohl vermuteten die Gebeine der Getöteten immer noch oberirdisch also unbestattet liegen würden. Ob man über konkrete Aussagen von Informanten verfügte oder man nur einem Verdacht nach gehen wollte ist für das Aufspüren der Stätte unerheblich. Das sich Knochen nicht ansehen lässt, ob sie von Freund oder Feind stammten klingt plausibel. Mit der germanischen Totenverehrung schien man aber in imperialen Kreisen nicht vertraut gewesen zu sein, sonst hätte man gewusst, dass auch unsere Vorfahren ihre Mitmenschen bestatteten bzw. auch bestattet haben, sie also die Überreste nicht der Verwesung preis gegeben hatten. Zu dieser Theorie gesellt sich auch die Vorgehensweise mit der Germanicus 16 + über Paderborn hinaus nach Osten vorstieß. Springen wir also in dieses Jahr über das uns von Tacitus weitere Nachrichten vorliegen, die sich auf den Grabhügel beziehen und arbeiten wir uns in jene Region vor in der Germanicus ein Jahr zuvor aufgebrochen war um die Knochen aufzutürmen, sie mit Grassoden zu überdecken um dann anschließend seinen erfolglosen Feldzug gegen die Cherusker anzutreten. So machte Germanicus, der Vater des späteren römischen Kaisers Caligula im Jahr 16 + wieder Station in Ostwestfalen. Er hatte sich erneut aufgemacht um nun die im Jahre 15 + vertagte Entscheidung zu erzwingen und es zu den Schlachten von Idistaviso und am Agrivarierdamm nahe der Weser kam. Nachdem sich Germanicus mit sechs Legionen der Lippe folgend wieder bis an ihren Oberlauf vorgearbeitet hatte deren Quellbäche aus Pader und Ellerbach bestehen blickte er östlich von Schwaney in den tiefer liegenden Nethegau. Er erahnte am östlichen Horizont die Weser von wo an er mit den Cheruskern zu rechnen hatte und sah sich wieder dort angekommen, wo er sich im Jahr zuvor zum Umweg zwecks Knochenbestattung überreden ließ. Wie beschrieben gelang es ihm ohne großen Aufwand die Belagerung eines römischen Kastells an der Lippe aufzulösen in dem er die Germanen vertrieb da diese sich vor der Übermacht zurück zogen. Was die Germanen aber danach taten wurde so dargestellt, als ob es ihrem Frust geschuldet war. Denn sie rächten sich am Grabhügel den Germanicus im Jahr zuvor für die Gefallenen aufschichtete in dem sie ihn zerstörten. Hierdurch wird ein direkter Zusammenhang zweier Geschehnisse deutlich von denen sich das erstere zweifelsfrei an der Lippe ereignete. Um aus dieser Episode die Lage des Grabhügels ableiten zu können bedarf es eines Einstieges in die Frage wo sich an der Lippe das belagerte Kastell befunden haben könnte um davon die Distanz zwischen Kastell und Grabhügel ableiten zu können. Germanicus zog vom Rhein wohl aus Xanten kommend in Richtung Osten, als sich die Begebenheit der Belagerung dazwischen schob die die Forschung irritierte. Da war es weniger das Entsenden von Silius der die Aufgabe hatte einen kleine Attacke gegen die Chatten anzuführen die aber wegen schlechten Wetters nur zu mäßigem Erfolg führte als vielmehr der Hinweis auf dieses sich an der Lippe befindliche römische Kastell dem man zu Hilfe kommen musste.
Tacitus berichtet darüber in seinen Annalen 2,5 – 7 (1) und es folgen dazu zwei Übersetzungsmöglichkeiten.
„Er (Germanicus) selbst zieht auf die Nachricht hin, dass das an der Lippe angelegte Kastell belagert werde, mit sechs Legionen dorthin“.
„Er (Germanicus) selbst führte sechs Legionen zu dem an der Lippe angelegten Kastell das, wie er hörte belagert wurde.“
Fakt ist, dass sein Heer dort dringend gebraucht wurde bevor es den Stämmen der westfälischen Bucht möglicherweise auch den östlicher siedelnden Cheruskern gelang es einzunehmen und das es sich an der Lippe befand. Man erfährt jedoch nicht wo es sich befand und schon gar nicht ob es sich dabei um ein einst im Zuge der Varusschlacht zerstörtes Lager handelte, dass man wieder aufgebaut hatte. Nimmt man die Information wörtlich, dass „DAS“ an der Lippe angelegte Kastell …...“ belagert wurde und nicht, das „EIN“ Kastell an der Lippe belagert wurde, dann klingt es so, als könne man dieses Lager mit keinem anderen Kastell an der Lippe verwechseln und könnte sogar annehmen, dass es 16 + gar kein weiteres mehr an der Lippe gab. Es muss ein strategisch wichtiges Kastell gleich einer Abwehrbastion gewesen sein, das immer noch oder schon wieder existierte und es wert war geschützt zu werden, während sich „EIN“ so anhört, als ob es nur eines von mehreren römischen Kastellen an der Lippe war. Man soll die Überlegung an dieser Stelle nicht über gewichten, aber es fordert die Forschung heraus, sich der Frage anzunehmen. Die Kastellkette an der Lippe bis zum Rhein war durch das Vorrücken der Germanen nach den Ereignissen des Jahres 9 + wenn sie denn noch existent war, so doch nicht mehr geschlossen. Da die Germanen Distanz zum Rhein gehalten haben dürften werden sie ihren Marsch der Verwüstung vorher abgebrochen haben. Bis auf ein mögliches Brückenkopflager gegenüber von Xanten respektive eines weiteren darauf noch folgenden Lagers werden alle anderen bis zur Egge von ihren Besatzungen verlassen worden sein und wurden mehr oder weniger von den Germanen zerstört bzw. unbrauchbar gemacht. In den Jahren nach der Varusschlacht beruhigte sich die Lage, die Lippestämme hatten von den Kastellen abgelassen, die unmittelbaren Plünderungszüge waren beendet und auch die Bezwinger der Varus Armee die vermutlich an der Zerstörung römischer Infrastruktur längst der Lippe beteiligt waren, hatten sich wieder in den Osten zurück gezogen. Zur Vorgeschichte ist zu sagen, dass Rom Germanien nach dem Desaster noch nicht aufgegeben hatte. Germanicus griff hart durch, sorgte in seiner Armee für Disziplin, rüstete auf und begann wieder Macht und Entschlossenheit zu demonstrieren. So hatte er es möglicherweise wieder riskiert ein Basislager im Sinne einer neuen Strategie an der Lippe zu etablieren, das man in den Folgejahren in einen verteidigungsfähigen Zustand versetzte und mit einer dauerhaften Besatzung versehen hatte. Nach dem Wiedererstarken hatte man es offensichtlich weit und vermutlich zu weit in den Osten und damit in den neuralgischen Grenzbereich an einen Ort vorgeschoben, den man schon wieder für sicher gehalten hatte und das nun von den Germanen belagert wurde. Die römischen Feldzüge der Jahre 14 + und 15 + hatten die antiken Historiker versucht als einen Erfolg darzustellen. Dazu im Widerspruch steht jedoch die für das Jahr 16 + verbriefte germanische Belagerung dieses Lippekastells die für ein wechselseitiges Kampfgeschehen spricht. Zu kombinieren wieviel Tagesmärsche Germanicus vom Rhein aus brauchte um bis zu diesem Lager vorzustoßen ist eine Frage hypothetischen Ausmaßes. Es pendelt zwischen der Überlegung wie weit sich die Germanen 16 + wieder in Richtung Rhein vorgewagt hatten, als auch wie weit sich Rom getraut hatte sein neues Frontlager schon wieder am Mittel - oder Oberlauf der Lippe zu errichten. In diesem Zusammenhang sollte man vielleicht auch das Römerlager Oberaden nicht völlig verwerfen, das sich auf halber Strecke zwischen Xanten und Paderborn befindet aber als Drusus zeitlich eingestuft wurde. In Fäkalien eines mit Tierkadavern und Abfällen vergifteten Lagerbrunnen gefundene mediterrane Pflanzenreste sind kein Beleg dafür, dass römische Legionen es aufgaben, Münzfunde sind bekanntlich ebenfalls für Datierungen ungeeignet und innerhalb eines 56 Hektar großen Areal könnten sich noch manche Hölzer befinden mit denen sich andere dendrochronologische Schlüsse ziehen lassen. Das die Germanen es belagerten deutet darauf hin, dass es sich schon relativ weit im Osten befunden haben dürfte. Es allerdings schon wieder im entfernten Ostwestfalen im aus westlicher Sicht letzten Drittel der Lippe zu suchen, dürfte nicht haltbar sein, denn ein isoliertes Lager etwa im Raum Paderborn wäre den Germanen völlig schutzlos ausgeliefert gewesen und stand auf dem sprichwörtlich verlorenen Posten. In der grundsätzlichen Annahme, dass der kurze Hinweis auf eine Belagerung glaubwürdig ist und es nicht die Absicht war Germanicus heroisieren zu wollen ist er bedeutsam. Man sollte sich darunter nicht unbedingt einen aus einer großen Ansammlung Krieger bestehenden und lückenlosen germanischen Belagerungsring vorstellen. Aber es wird dadurch deutlich, dass sich durch die im Zuge der römischen Feldzüge der Jahre 14 + und 15 + wieder aufflackernden Kämpfe an der Lippe erneut germanischer Widerstand regte, so darf man ihnen ein zorniges Aufbäumen zutrauen, dass sich gegen ein erreichbares, geeignetes und vielleicht auch symbolträchtiges Lippekastell richtete. Ein Lager das man sich zutraute es zu belagern, von dem man aber im Gefahrenfall auch schnell wieder ablassen konnte. Da es von vielen Faktoren abhängt lässt sich auch schwer abschätzen, wann dieses römische Lager wieder seine Funktion aufnahm, wobei die Sicherheitsfrage für die römische Besatzung und damit der Abstand zum Rhein ganz oben stand. Es von der ersten Stunde an dem Risiko einer Belagerung auszusetzen wird Germanicus vermieden haben in dem er den Tagesmarschabstand zwischen Lager und Rhein auf ein bis maximal zwei Tage abgesenkt hatte. Deutlich wird aber auch, dass die Lagerbesatzung imstande war sich bis zum Eintreffen einer Entsatzarmee behaupten konnte, was sowohl für eine relative Nähe zum Rhein, einen guten Ausbauzustand aber auch eine qualifizierte Verteidigungsfähigkeit spricht. Möchte man versuchen realistisch zu spekulieren, dann sollte sich das Bollwerk also im ersten Drittel im Höchstfall auf halber Strecke zwischen dem Rhein und Paderborn liegend befunden haben. Germanicus wusste wo sich der Grabhügel befand, an dessen Instandsetzung er nicht mehr interessiert war nachdem die Germanen ihn zerstört hatten. Hier stellt sich natürlich auch die Frage woher Germanicus wusste, dass die Germanen ihn zerstört hatten. Wie alle größeren germanischen Stämme dürften auch die Chatten von mehreren Fürsten regiert worden sein, wir kennen nur ihre Namen nicht. So kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es Silius nur gelang mit dem Fürsten Arpus/Arpi bzw. seiner Frau und Tochter einen von mehreren zu entführen. Germanicus hielt sich etwa zeitgleich an der Lippe auf und eine Theorie mündet dahin, dass es gar nicht die Aufgabe von Silius war Gefangene zu machen, sondern das vielmehr sein Hauptauftrag aus Sondieren bestand. Seine Aufgabe könnte darin bestanden haben heraus zu finden, ob die Chatten die Absicht hatten sich den Cheruskern anzuschließen. Widersprüchlich sind zweifellos die Worte die Tacitus für diesen Parforceritt fand in dem er schrieb, dass man Silius nur eine kleine Sondierungstruppe zur Verfügung stellte. Sich unter diesen Umständen die wie zufällig erscheinende Entführung von Frau und Tochter des Chattenfürsten Arpi, nur als eine magere Ausbeute darzustellen klingt so, als habe sich Germanicus davon mehr versprochen und es mit ungünstigen Wetterverhältnissen zu begründen erscheint eher wie ein Schutzbehauptung dafür gewesen zu sein, dass er nichts konkretes in Erfahrung bringen konnte. Er musste von Süden kommen um auch Truppenverschiebungen innerhalb der Chatten etwa im Ederbereich erkennen zu können, aber sein Haupterkundungsgebiet wird im Norden der chattischen Siedlungsgebiete gelegen haben wo das Grenzgebiet zu den Cherusker beginnt. Eine Region die eine berittene Kampfgruppe vom Mainz aus in wenigen Tagen erreicht haben könnte. Da wo die Diemel fließt, sich die Formgebung der Keramik ändert und wo sich heute noch die alte Lautverschiebung hörbar macht begann sich die Stämme zu vermischen. Eine neuralgische Zone in der einst der germanische Expansionsdrang an den Mittelgebirgen die damals von Kelten besiedelt wurde zunächst zum Stillstand kam. Nicht nur da wo sich der Desenberg nahe Warburg erhebt wäre eine Arpus Feste denkbar auch der südlich der fruchtbaren Börde gelegene Warberg innerhalb des heutigen Warburg könnte einen chattischen Fürstensitz beherbergt haben. Aber Silius könnte auch noch ungefährdet in die cheruskischen Stammesgebiete vorgestoßen sein, da diese sich im Norden sammelten um sich auf Germanicus vorzubereiten. Silius hätte folglich auch den Raum Borlinghausen erreichen können und hätte dort den Grabhügel der Varuslegionen passiert haben können. Er wäre es gewesen, der festgestellt haben könnte, dass die Germanen den Grabhügel erheblich beschädigt hatten. Ein Zerstörungswerk, das auch nicht erst jene Germanen anrichteten die sich von der Belagerung zurück ziehen mussten, das schon weitaus früher stattgefunden haben könnte, aber erst von Silius festgestellt wurde. Gleich wo Germanicus stand ließ sich das südliche Ostwestfalen auch aus der Lipperegion gut erreichen. Silius stand mit Germanicus in Kontakt und informierte ihn über den Zustand und erst daraufhin könnte Germanicus entschieden haben auf die Wiederherstellung des Grabhügels zu verzichten, denn Germanen dürften es ihm nicht berichtet haben. Träfe es zu, dass es sich dabei um eine Spähaktion handelte dann wird deutlich, dass sich Germanicus voraus schauend verhielt mit welchen Gegnern er es bald zu tun bekommen könnte.Sollte die Theorie zutreffen, dann ließ sich davon ein weiteres Indiz dafür ableiten, dass die Varusschlacht im Übergangsbereich zur Bördelandschaft ihr Ende fand und sich zuletzt ins Grenzgebiet von Cheruskern und Chatten in den südlich Nethegau verlagert hat. So sah Germanicus wohl keinen Sinn mehr darin auch 16 + erneut eine zeitraubende Marschrichtungsänderung von der Lippe kommend einplanen zu müssen, wodurch er auf Basis dieser Theorie den Hellweg irgendwo zwischen Soest und Geseke hätte verlassen müssen. Aber es lässt sich ein vorsichtiges Fazit der Analyse ziehen, wo man demnach den Grabhügel suchen sollte. Denn Germanen die sich von einem Lager an der Lippe absetzten werden sich nach Osten oder Südosten aber nicht nach Norden oder Nordosten zurück gezogen haben. Den Grabhügel in der Nähe des belagerten Römerkastells zu suchen erübrigt sich, da dort keine Varusschlacht geschlagen wurde, sondern dürfte sich aus westlicher Richtung betrachtet hinter der Egge befunden haben. So dürfte sich der Grabhügel in Fortsetzung einer von Xanten nach Lippstadt und fiktiv nach Osten verlängerten Lippelinie entweder auf gleicher Höhe oder unterhalb von ihr befunden haben. Eine Theorie die sich mit der Annahme die Varusschlacht habe bei Borlinghausen geendet deckt. Aber Tacitus lieferte uns eine weiteren Anhaltspunkt, denn im gleichen Kapitel 7. unter Abschnitt (1) erwähnt er parallel zum nicht erneuerungswürdigen Grabhügel den Altar den man damals für seinen Vater Drusus errichtet hatte. Auch diesen zerstörten die Germanen, aber ihn ließ er wieder herstellen. Beide Ereignisse gleichzeitig anzusprechen spricht dafür, dass die Objekte nicht übermäßig weit auseinander lagen. Von Drusus nimmt man an, das er von der Elbe kommend irgendwo zwischen Magdeburg und Schellerten vom Pferd stürzte und starb. Von dort transportierte man den sterbenden oder bereits toten Drusus Tiberius entgegen der sich aufgemacht hatte um seine Leiche auf dem Weg über die Wetterau nach Rom zu überführen. Da in den Jahren der Okkupation an der Germanenfront selten Ruhe herrschte und sich Phasen relativer Sicherheit und Stabilität schwer ausmachen lassen, lässt sich nicht sagen, wann und wo man den Altar für Drusus errichtete. Im Stammesgebiet der Cherusker östlich der Weser oder im Nethegau wird man ihn nicht errichtet haben. Der Altar dürfte in seiner Bedeutung einem Triumphbogen für den Verstorbenen nahe gekommen sein, Gedenkstätten die man gut sichtbar und bevorzugt in die Nähe wichtiger Wegeverbindungen baute. So erging es Germanicus wie allen seinen Vorgänger, auch er bewegte sich entlang der Lippe kommend auf Paderborn zu, nachdem er die Reparatur des Grabhügels nicht für nötig hielt. Den Altar könnte man in dieser Region etwa an einer Kreuzung vermuten und was man heute sagen darf, so war Paderborn nahe der Lippe wo man sich ein von der Front abgerückten Etappenlager vorstellen kann im Verbund mit Anreppen, das die östlich operierenden Truppen versorgte, dass Drehkreuz römischer Logistik und damit Eroberungspolitik. Anreppen diente mit seinen großzügigen Thermalanlagen der Garnison und erscheint wie ein Erholungszentrum. Eine Region mit einer Vielzahl geeigneter und erhabener Anhöhen in deren Nähe sich auch das zum Bau eines Altars erforderliche Muschelkalkgestein finden lässt. Die westfälische Bucht bot dafür eine geeignete Bühne und in sie öffnete sich der Blick wie man es im Imperium gerne nutzte. Hier könnte er den Altar repariert haben bevor er sich den Cheruskern zuwendete. Eine Theorie die sich mit dem unweit gelegenen Grabhügel ergänzt und immer wieder die Egge und damit die Varusschlacht in den Focus der Betrachtung rückt. (24.03.2024)
Was historisch bekannt ist liest sich etwas flüssiger formuliert wie folgt.
Tacitus Annalen 1,59 – 62 (15 n. Chr.)
„Nachdem das Heer des Germanicus das Land zwischen Ems und Lippe verwüstet hatte marschierte es in einem Zug bis zu den entlegensten Grenzgebieten der Brukterer von wo aus es nicht mehr fern zum Teutoburger Wald war, in dem die Überreste des Varus und seiner Legionen unbestattet lagen. Germanicus folgte dem Verlangen seiner Männer ihnen die letzte Pflicht zu erweisen und wehmutsvolles Mitleiden erfüllte das ganze anwesende Heer, wegen Verwandter, Freunde, der Unwägbarkeit des Krieges und des menschlichen Loses. Germanicus betrat die Stätte der Trauer nach dem der voraus geschickte Caecina eine geeignete Wegstrecke dahin erkundet hatte. So konnte das Heer von Germanicus sechs Jahre nach der Niederlage die Gebeine der drei Legionen mit Erde bedecken und niemand wusste, ob es fremde Überreste, die Ihrigen, Nahverbundene oder Blutsverwandte waren. Den ersten Rasen zum Grabhügel legte Germanicus selbst“.
Die Worte die Tacitus dazu überlieferte waren in Bezug auf die Örtlichkeiten der Schlacht wenig aufschlussreich und konnten sich daher auf den ersten Blick betrachtet den zielführenden Analysen weitgehend entziehen. Es waren allesamt relativ kurze unscheinbare und fasst schon filigran zu nennende Fingerzeige die Tacitus in seinen Annalen notiert hatte. Knappe Randnotizen einer großen Geschichte die alle Historiker seit jeher wie ein undefinierbares Windspiel faszinierten, ohne das man ihrem Kern näher kam um sie richtig einzuschätzen oder bewerten zu können. Das zentral liegende und im Norden und Osten von Gebirgsrücken umrahmte Stadtgebiet von Paderborn geriet insbesondere durch die neuerlich gemachten römischen Funde unter dem St. Johannesstift und die am Kolpingforum erbrachten Nachweise von Przeworsk Keramik der vor römischen Eisenzeit in den Focus der Forschung, da es als Ausgangsort der Ostexpansion eine Orientierungshilfe bietet. Von dort zieht die Forschung seit jeher einen 135 Grad Winkel, legt Linien in Richtung der Passstraßen durch die Mittelgebirge und setzte diese mit möglichen Römerstraßen gleich. Mit seinen mageren Überlieferungen hinterließ uns Tacitus rund 100 Jahre nach der Schlacht die erste Tatortbeschreibung und seine Hinweise eignen sich um sie in die Gesamtlogik einzubetten. So findet sich zur Bezeichnung „Teutoburgiensi saltu“ das namentliche Pendant im südspanischen Wort „Castulonensis saltu“. Es handelt sich dabei ebenfalls um einen Pass der durch ein großes Waldgebirge führt und vergleichbar ist mit dem Egge Passstieg nahe Borlinghausen. Dem gegenüber ist „Castulonensis“ gleichbedeutend mit „Teutoburgiensi“ und hinweisgebend für eine Region der Castelle bzw. Volksburgen. Wobei die auf der Eggekante thronende heute Karlsschanze genannte vorgeschichtliche Wallburg deren Kernanlage allein acht Hektar misst, den Begriff Volksburg durchaus rechtfertigt. Eine Bezeichnung die die überlebenden römischen Legionäre dem Germanischen entnommen hatten und der später nur bei Tacitus Eingang in die antike Literatur fand. Insgesamt lassen sich vergleichende Analysen anstellen mit denen sich so auch die Stationen der Mehrtagesschlacht fixieren und sich zuweisen lassen, wodurch man sie wieder miteinander verbinden kann um das Gesamtbild zu komplettieren. Und wer dem Verlauf der Varusschlacht auf den Grund gehen möchte dem geht es fasst so wie dem Häuslebauer. Weil es Bauplan und Grundriss so anzeigen weiß der allerdings wo das Neue mal entstehen soll, sieht aber vor sich nur eine grüne Wiese und muss sich mit einer Vision begnügen. Dem Schlachtenforscher geht es ähnlich, er blickt zunächst ebenfalls in die Weite einer Landschaft, lässt dann aber das Zerfallene statt das Neue in seinen Vorstellungen auferstehen und an die Stelle von Bauplan und Grundriss treten bei ihm die Bruchstücke der Literatur, das Wissen um Geo- und Topographie, sowie die wenigen überirdischen Zeugen die es noch zu erforschen, sowie die Artefakte die es noch zu deuten gilt. Und in dem der Hausbesitzer in spe im Kleinen sorgfältig Maß nimmt, damit alles zusammen passt und miteinander harmoniert stößt er auch zwangsläufig auf die störenden Elemente und kann sie ausräumen. Und nicht anders verhielt es sich bei der Vorgehensweise zu diesem Internet Buch. Hat man über die ausfindig gemachte Schlachtenregion einmal ein Netzgitter gelegt erkennt man auch die Ungereimtheiten und vermeidet es unlogische Schlüsse zu ziehen. Anfang und Ende des Geschehens beruhen auf plausibler Theorie und so zeichnet sich ab wo Varus angegriffen wurde, wo er seine Stationen machte und wo alles endete. So brauchte auf der Suche nach der Wahrheit auch nichts zusammenhanglos in der Luft schweben und alles ergänzte sich, so dass man sich nicht in unpassende Kombinationen verirren brauchte. Dieser Herangehensweise kam zu Hilfe, dass zahlreiche Fakten aus vielen Richtungen einströmten, sich greifen und interpretieren ließen und sich daraufhin die historischen Bezugspunkte wie von selbst zuordnen ließen, sodass es leicht fiel zu erkennen wo sie hin gehörten.
Zunächst ist es die römische Stoßrichtung gewesen die unstrittig auf die Weser abzielte. Sie wird im Hafenkastell Anreppen deutlich wo eine römische Straße frei gelegt wurde die in Richtung Osten weist, drückte sich in Paderborn mit der kürzlichen Entdeckung eines möglichen römischen Etappenlagers aus, führte über die vermutlich schon unter Ahenobarbus begonnene befestigte Eggestraße östlich Schwaney und zeichnet sich heute noch durch einen über 400 Meter langen Entwässerungsgraben und die Steinreste der einstigen Fahrbahndecke ab. Deckungsgleich mit dem seit vor römischen Zeiten genutzten Hellweg traf sie auf die Weserfurt bei Höxter nahe Corvey, wo vorhandene Luftaufnahmen auf Spuren umfänglicher, aber noch unerforschter Lagerarchitektur hinweisen.
Der Theorie folgend gilt der Weserbogen als Ausgangspunkt des varianischen Marschzuges der am ersten Tag aufgrund des guten Ausbauzustandes über den Hellweg bis Brakel führte. Es war ein reiner Anmarschtag an dem es zu keinen Kampfhandlungen kam und an dem sich Arminius von der Truppe löste um sich mit seinen Kriegern zu treffen.
Am zweiten Marschtag verließ man vermutlich erst am späten Vormittag eine nächtliche Raststation im Raum Brakel und teilte den Marschzug auf. Dabei stieß der militärische Teil in die kritische Region der Aufrührer vor, deren fiktive Stätten man im Raum Peckelsheim/Borlinghausen annehmen kann und da keine Armee der Welt Zivilpersonen in ein Feindgebiet mit nimmt, sowie ein umfänglicher Tross ebenfalls stören würde, nahm der zivile Marschzug den direkten und ungefährlichen Weg nach Aliso.
Am ersten Kampftag vermutlich ab der Mittagszeit stellte sich aus Sicht der Cherusker für sie eine positive und unerwartete Dynamik ein. Stunden die wie sich recherchieren lässt bereits über Erfolg und Misserfolg der gesamten Schlacht entschieden und in denen es den germanischen Kämpfer schon vor dem Erreichen des ersten Nachtlagers gelang die Varus Armee so erheblich zu schwächen und zu dezimieren, dass Varus bereits in dieser frühen Phase die Zügel entglitten.
Am Abend des zweiten Marschtages nach den schweren Kämpfen errichteten die Überlebenden wie Cassius Dio es beschrieb unter widrigen Geländebedingungen vermutlich nahe Schweckhausen ein Notlager, das Tacitus „prima Vari castra“ nannte da es das erste von zweien bis zum Untergang war. Ein Komplex dessen Dimension sich sechs Jahre später und das auch nur vage dem Umfang nach entnehmen ließ und sich nur anhand provisorischer Absteckungen erkennbar machte. Schwache Wälle und Gräben davon sind heute noch sichtbar und harren der Erforschung.
Die Endschlacht folgte am zweiten Kampftag als die Varusarmee schon vor dem Versuch durch die Egge zum Sintfeld zu entkommen aufgerieben wurde und man am gleichen Abend nur noch imstande war das „secundus Varia castra“ errichten zu können. Ein Landstrich nahe Borlinghausen in dem man auch den Bestattungsplatz vermuten darf den die Legionen des Germanicus im Jahre 15 + ansteuerten.
Auf Basis dieses in groben Zügen geschilderten Verlaufs folgen die Indizien die das Gesamtbild füllen. Die sich abwechselnden kampf - und kampflosen Phasen innerhalb des mehrtägigen Marschgeschehens die nicht nur mit den hellen Tagesstunden, sondern auch mit den logistischen Vorbereitungen und Möglichkeiten in Einklang zu bringen waren führten auch zu der Erkenntnis, dass sich der Varuszug über drei Tage erstreckte. Da der Marsch am ersten Tag vom Sommerlager bis Brakel noch unter normalen Bedingungen verlief gelang es eine Distanz von 25 km zurück zu legen, während die Armee an den beiden Folgetagen bedingt durch die Kämpfe nur noch zu geringen Tagesleistungen fähig war. Die Hauptschlacht fand am zweiten Marschtag statt und setzte sich am Folgetag fort, während sich am vierten Tag nur noch kleinere Scharmützel zugetragen haben dürften. Grundsätzlich standen der neuzeitlichen Recherche nur die Fakten der alten taciteischen Literatur, die Gegebenheiten der Landschaft und die verwertbaren Bodenfunde zur Bewertung zur Verfügung. Spekulativ zu nennen ist es den Volksmund, oder die Sage und Legende späterer Generationen hinzuzuziehen, obwohl sich diese als sehr interessant erweist. Erst nachdem sich die Theorie hinreichend mit Fakten gleichen Argumenten anreichern ließ traten neue und unerwartete Sichtachsen zu Tage wodurch sich bislang verborgene Abläufe erkennbar machten. Dazu gehört auch die Zufallstheorie, dass sich im Umfeld von Borlinghausen auch die Irminsul befunden haben dürfte wodurch sich eine weitere Spur zu diesem Ereignis legen ließ. So komplettierte und verdichtete sich das „Puzzlebild“ der Varus Ereignisse förmlich wie von selbst und man könnte es sich schon fasst als „Varusschlacht Brettspiel“ patentieren lassen. Wäre dies die Lösung käme es einer Erlösung gleich und so erscheint uns alles wie ein gigantisches Gemälde bei dem im Format nur das Bauernkrieg Panorama Museum in Bad Frankenhausen mithalten kann. Richten wir also unser Augenmerk auf jene Region von wo aus Germanicus aufbrach um dahin zu gelangen wo ihm die damals Überlebenden der Varusschlacht berichteten, dass dort wie sie wohl vermuteten die Gebeine der Getöteten immer noch oberirdisch also unbestattet liegen würden. Ob man über konkrete Aussagen von Informanten verfügte oder man nur einem Verdacht nach gehen wollte ist für das Aufspüren der Stätte unerheblich. Das sich Knochen nicht ansehen lässt, ob sie von Freund oder Feind stammten klingt plausibel. Mit der germanischen Totenverehrung schien man aber in imperialen Kreisen nicht vertraut gewesen zu sein, sonst hätte man gewusst, dass auch unsere Vorfahren ihre Mitmenschen bestatteten bzw. auch bestattet haben, sie also die Überreste nicht der Verwesung preis gegeben hatten. Zu dieser Theorie gesellt sich auch die Vorgehensweise mit der Germanicus 16 + über Paderborn hinaus nach Osten vorstieß. Springen wir also in dieses Jahr über das uns von Tacitus weitere Nachrichten vorliegen, die sich auf den Grabhügel beziehen und arbeiten wir uns in jene Region vor in der Germanicus ein Jahr zuvor aufgebrochen war um die Knochen aufzutürmen, sie mit Grassoden zu überdecken um dann anschließend seinen erfolglosen Feldzug gegen die Cherusker anzutreten. So machte Germanicus, der Vater des späteren römischen Kaisers Caligula im Jahr 16 + wieder Station in Ostwestfalen. Er hatte sich erneut aufgemacht um nun die im Jahre 15 + vertagte Entscheidung zu erzwingen und es zu den Schlachten von Idistaviso und am Agrivarierdamm nahe der Weser kam. Nachdem sich Germanicus mit sechs Legionen der Lippe folgend wieder bis an ihren Oberlauf vorgearbeitet hatte deren Quellbäche aus Pader und Ellerbach bestehen blickte er östlich von Schwaney in den tiefer liegenden Nethegau. Er erahnte am östlichen Horizont die Weser von wo an er mit den Cheruskern zu rechnen hatte und sah sich wieder dort angekommen, wo er sich im Jahr zuvor zum Umweg zwecks Knochenbestattung überreden ließ. Wie beschrieben gelang es ihm ohne großen Aufwand die Belagerung eines römischen Kastells an der Lippe aufzulösen in dem er die Germanen vertrieb da diese sich vor der Übermacht zurück zogen. Was die Germanen aber danach taten wurde so dargestellt, als ob es ihrem Frust geschuldet war. Denn sie rächten sich am Grabhügel den Germanicus im Jahr zuvor für die Gefallenen aufschichtete in dem sie ihn zerstörten. Hierdurch wird ein direkter Zusammenhang zweier Geschehnisse deutlich von denen sich das erstere zweifelsfrei an der Lippe ereignete. Um aus dieser Episode die Lage des Grabhügels ableiten zu können bedarf es eines Einstieges in die Frage wo sich an der Lippe das belagerte Kastell befunden haben könnte um davon die Distanz zwischen Kastell und Grabhügel ableiten zu können. Germanicus zog vom Rhein wohl aus Xanten kommend in Richtung Osten, als sich die Begebenheit der Belagerung dazwischen schob die die Forschung irritierte. Da war es weniger das Entsenden von Silius der die Aufgabe hatte einen kleine Attacke gegen die Chatten anzuführen die aber wegen schlechten Wetters nur zu mäßigem Erfolg führte als vielmehr der Hinweis auf dieses sich an der Lippe befindliche römische Kastell dem man zu Hilfe kommen musste.
Tacitus berichtet darüber in seinen Annalen 2,5 – 7 (1) und es folgen dazu zwei Übersetzungsmöglichkeiten.
„Er (Germanicus) selbst zieht auf die Nachricht hin, dass das an der Lippe angelegte Kastell belagert werde, mit sechs Legionen dorthin“.
„Er (Germanicus) selbst führte sechs Legionen zu dem an der Lippe angelegten Kastell das, wie er hörte belagert wurde.“
Fakt ist, dass sein Heer dort dringend gebraucht wurde bevor es den Stämmen der westfälischen Bucht möglicherweise auch den östlicher siedelnden Cheruskern gelang es einzunehmen und das es sich an der Lippe befand. Man erfährt jedoch nicht wo es sich befand und schon gar nicht ob es sich dabei um ein einst im Zuge der Varusschlacht zerstörtes Lager handelte, dass man wieder aufgebaut hatte. Nimmt man die Information wörtlich, dass „DAS“ an der Lippe angelegte Kastell …...“ belagert wurde und nicht, das „EIN“ Kastell an der Lippe belagert wurde, dann klingt es so, als könne man dieses Lager mit keinem anderen Kastell an der Lippe verwechseln und könnte sogar annehmen, dass es 16 + gar kein weiteres mehr an der Lippe gab. Es muss ein strategisch wichtiges Kastell gleich einer Abwehrbastion gewesen sein, das immer noch oder schon wieder existierte und es wert war geschützt zu werden, während sich „EIN“ so anhört, als ob es nur eines von mehreren römischen Kastellen an der Lippe war. Man soll die Überlegung an dieser Stelle nicht über gewichten, aber es fordert die Forschung heraus, sich der Frage anzunehmen. Die Kastellkette an der Lippe bis zum Rhein war durch das Vorrücken der Germanen nach den Ereignissen des Jahres 9 + wenn sie denn noch existent war, so doch nicht mehr geschlossen. Da die Germanen Distanz zum Rhein gehalten haben dürften werden sie ihren Marsch der Verwüstung vorher abgebrochen haben. Bis auf ein mögliches Brückenkopflager gegenüber von Xanten respektive eines weiteren darauf noch folgenden Lagers werden alle anderen bis zur Egge von ihren Besatzungen verlassen worden sein und wurden mehr oder weniger von den Germanen zerstört bzw. unbrauchbar gemacht. In den Jahren nach der Varusschlacht beruhigte sich die Lage, die Lippestämme hatten von den Kastellen abgelassen, die unmittelbaren Plünderungszüge waren beendet und auch die Bezwinger der Varus Armee die vermutlich an der Zerstörung römischer Infrastruktur längst der Lippe beteiligt waren, hatten sich wieder in den Osten zurück gezogen. Zur Vorgeschichte ist zu sagen, dass Rom Germanien nach dem Desaster noch nicht aufgegeben hatte. Germanicus griff hart durch, sorgte in seiner Armee für Disziplin, rüstete auf und begann wieder Macht und Entschlossenheit zu demonstrieren. So hatte er es möglicherweise wieder riskiert ein Basislager im Sinne einer neuen Strategie an der Lippe zu etablieren, das man in den Folgejahren in einen verteidigungsfähigen Zustand versetzte und mit einer dauerhaften Besatzung versehen hatte. Nach dem Wiedererstarken hatte man es offensichtlich weit und vermutlich zu weit in den Osten und damit in den neuralgischen Grenzbereich an einen Ort vorgeschoben, den man schon wieder für sicher gehalten hatte und das nun von den Germanen belagert wurde. Die römischen Feldzüge der Jahre 14 + und 15 + hatten die antiken Historiker versucht als einen Erfolg darzustellen. Dazu im Widerspruch steht jedoch die für das Jahr 16 + verbriefte germanische Belagerung dieses Lippekastells die für ein wechselseitiges Kampfgeschehen spricht. Zu kombinieren wieviel Tagesmärsche Germanicus vom Rhein aus brauchte um bis zu diesem Lager vorzustoßen ist eine Frage hypothetischen Ausmaßes. Es pendelt zwischen der Überlegung wie weit sich die Germanen 16 + wieder in Richtung Rhein vorgewagt hatten, als auch wie weit sich Rom getraut hatte sein neues Frontlager schon wieder am Mittel - oder Oberlauf der Lippe zu errichten. In diesem Zusammenhang sollte man vielleicht auch das Römerlager Oberaden nicht völlig verwerfen, das sich auf halber Strecke zwischen Xanten und Paderborn befindet aber als Drusus zeitlich eingestuft wurde. In Fäkalien eines mit Tierkadavern und Abfällen vergifteten Lagerbrunnen gefundene mediterrane Pflanzenreste sind kein Beleg dafür, dass römische Legionen es aufgaben, Münzfunde sind bekanntlich ebenfalls für Datierungen ungeeignet und innerhalb eines 56 Hektar großen Areal könnten sich noch manche Hölzer befinden mit denen sich andere dendrochronologische Schlüsse ziehen lassen. Das die Germanen es belagerten deutet darauf hin, dass es sich schon relativ weit im Osten befunden haben dürfte. Es allerdings schon wieder im entfernten Ostwestfalen im aus westlicher Sicht letzten Drittel der Lippe zu suchen, dürfte nicht haltbar sein, denn ein isoliertes Lager etwa im Raum Paderborn wäre den Germanen völlig schutzlos ausgeliefert gewesen und stand auf dem sprichwörtlich verlorenen Posten. In der grundsätzlichen Annahme, dass der kurze Hinweis auf eine Belagerung glaubwürdig ist und es nicht die Absicht war Germanicus heroisieren zu wollen ist er bedeutsam. Man sollte sich darunter nicht unbedingt einen aus einer großen Ansammlung Krieger bestehenden und lückenlosen germanischen Belagerungsring vorstellen. Aber es wird dadurch deutlich, dass sich durch die im Zuge der römischen Feldzüge der Jahre 14 + und 15 + wieder aufflackernden Kämpfe an der Lippe erneut germanischer Widerstand regte, so darf man ihnen ein zorniges Aufbäumen zutrauen, dass sich gegen ein erreichbares, geeignetes und vielleicht auch symbolträchtiges Lippekastell richtete. Ein Lager das man sich zutraute es zu belagern, von dem man aber im Gefahrenfall auch schnell wieder ablassen konnte. Da es von vielen Faktoren abhängt lässt sich auch schwer abschätzen, wann dieses römische Lager wieder seine Funktion aufnahm, wobei die Sicherheitsfrage für die römische Besatzung und damit der Abstand zum Rhein ganz oben stand. Es von der ersten Stunde an dem Risiko einer Belagerung auszusetzen wird Germanicus vermieden haben in dem er den Tagesmarschabstand zwischen Lager und Rhein auf ein bis maximal zwei Tage abgesenkt hatte. Deutlich wird aber auch, dass die Lagerbesatzung imstande war sich bis zum Eintreffen einer Entsatzarmee behaupten konnte, was sowohl für eine relative Nähe zum Rhein, einen guten Ausbauzustand aber auch eine qualifizierte Verteidigungsfähigkeit spricht. Möchte man versuchen realistisch zu spekulieren, dann sollte sich das Bollwerk also im ersten Drittel im Höchstfall auf halber Strecke zwischen dem Rhein und Paderborn liegend befunden haben. Germanicus wusste wo sich der Grabhügel befand, an dessen Instandsetzung er nicht mehr interessiert war nachdem die Germanen ihn zerstört hatten. Hier stellt sich natürlich auch die Frage woher Germanicus wusste, dass die Germanen ihn zerstört hatten. Wie alle größeren germanischen Stämme dürften auch die Chatten von mehreren Fürsten regiert worden sein, wir kennen nur ihre Namen nicht. So kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es Silius nur gelang mit dem Fürsten Arpus/Arpi bzw. seiner Frau und Tochter einen von mehreren zu entführen. Germanicus hielt sich etwa zeitgleich an der Lippe auf und eine Theorie mündet dahin, dass es gar nicht die Aufgabe von Silius war Gefangene zu machen, sondern das vielmehr sein Hauptauftrag aus Sondieren bestand. Seine Aufgabe könnte darin bestanden haben heraus zu finden, ob die Chatten die Absicht hatten sich den Cheruskern anzuschließen. Widersprüchlich sind zweifellos die Worte die Tacitus für diesen Parforceritt fand in dem er schrieb, dass man Silius nur eine kleine Sondierungstruppe zur Verfügung stellte. Sich unter diesen Umständen die wie zufällig erscheinende Entführung von Frau und Tochter des Chattenfürsten Arpi, nur als eine magere Ausbeute darzustellen klingt so, als habe sich Germanicus davon mehr versprochen und es mit ungünstigen Wetterverhältnissen zu begründen erscheint eher wie ein Schutzbehauptung dafür gewesen zu sein, dass er nichts konkretes in Erfahrung bringen konnte. Er musste von Süden kommen um auch Truppenverschiebungen innerhalb der Chatten etwa im Ederbereich erkennen zu können, aber sein Haupterkundungsgebiet wird im Norden der chattischen Siedlungsgebiete gelegen haben wo das Grenzgebiet zu den Cherusker beginnt. Eine Region die eine berittene Kampfgruppe vom Mainz aus in wenigen Tagen erreicht haben könnte. Da wo die Diemel fließt, sich die Formgebung der Keramik ändert und wo sich heute noch die alte Lautverschiebung hörbar macht begann sich die Stämme zu vermischen. Eine neuralgische Zone in der einst der germanische Expansionsdrang an den Mittelgebirgen die damals von Kelten besiedelt wurde zunächst zum Stillstand kam. Nicht nur da wo sich der Desenberg nahe Warburg erhebt wäre eine Arpus Feste denkbar auch der südlich der fruchtbaren Börde gelegene Warberg innerhalb des heutigen Warburg könnte einen chattischen Fürstensitz beherbergt haben. Aber Silius könnte auch noch ungefährdet in die cheruskischen Stammesgebiete vorgestoßen sein, da diese sich im Norden sammelten um sich auf Germanicus vorzubereiten. Silius hätte folglich auch den Raum Borlinghausen erreichen können und hätte dort den Grabhügel der Varuslegionen passiert haben können. Er wäre es gewesen, der festgestellt haben könnte, dass die Germanen den Grabhügel erheblich beschädigt hatten. Ein Zerstörungswerk, das auch nicht erst jene Germanen anrichteten die sich von der Belagerung zurück ziehen mussten, das schon weitaus früher stattgefunden haben könnte, aber erst von Silius festgestellt wurde. Gleich wo Germanicus stand ließ sich das südliche Ostwestfalen auch aus der Lipperegion gut erreichen. Silius stand mit Germanicus in Kontakt und informierte ihn über den Zustand und erst daraufhin könnte Germanicus entschieden haben auf die Wiederherstellung des Grabhügels zu verzichten, denn Germanen dürften es ihm nicht berichtet haben. Träfe es zu, dass es sich dabei um eine Spähaktion handelte dann wird deutlich, dass sich Germanicus voraus schauend verhielt mit welchen Gegnern er es bald zu tun bekommen könnte.Sollte die Theorie zutreffen, dann ließ sich davon ein weiteres Indiz dafür ableiten, dass die Varusschlacht im Übergangsbereich zur Bördelandschaft ihr Ende fand und sich zuletzt ins Grenzgebiet von Cheruskern und Chatten in den südlich Nethegau verlagert hat. So sah Germanicus wohl keinen Sinn mehr darin auch 16 + erneut eine zeitraubende Marschrichtungsänderung von der Lippe kommend einplanen zu müssen, wodurch er auf Basis dieser Theorie den Hellweg irgendwo zwischen Soest und Geseke hätte verlassen müssen. Aber es lässt sich ein vorsichtiges Fazit der Analyse ziehen, wo man demnach den Grabhügel suchen sollte. Denn Germanen die sich von einem Lager an der Lippe absetzten werden sich nach Osten oder Südosten aber nicht nach Norden oder Nordosten zurück gezogen haben. Den Grabhügel in der Nähe des belagerten Römerkastells zu suchen erübrigt sich, da dort keine Varusschlacht geschlagen wurde, sondern dürfte sich aus westlicher Richtung betrachtet hinter der Egge befunden haben. So dürfte sich der Grabhügel in Fortsetzung einer von Xanten nach Lippstadt und fiktiv nach Osten verlängerten Lippelinie entweder auf gleicher Höhe oder unterhalb von ihr befunden haben. Eine Theorie die sich mit der Annahme die Varusschlacht habe bei Borlinghausen geendet deckt. Aber Tacitus lieferte uns eine weiteren Anhaltspunkt, denn im gleichen Kapitel 7. unter Abschnitt (1) erwähnt er parallel zum nicht erneuerungswürdigen Grabhügel den Altar den man damals für seinen Vater Drusus errichtet hatte. Auch diesen zerstörten die Germanen, aber ihn ließ er wieder herstellen. Beide Ereignisse gleichzeitig anzusprechen spricht dafür, dass die Objekte nicht übermäßig weit auseinander lagen. Von Drusus nimmt man an, das er von der Elbe kommend irgendwo zwischen Magdeburg und Schellerten vom Pferd stürzte und starb. Von dort transportierte man den sterbenden oder bereits toten Drusus Tiberius entgegen der sich aufgemacht hatte um seine Leiche auf dem Weg über die Wetterau nach Rom zu überführen. Da in den Jahren der Okkupation an der Germanenfront selten Ruhe herrschte und sich Phasen relativer Sicherheit und Stabilität schwer ausmachen lassen, lässt sich nicht sagen, wann und wo man den Altar für Drusus errichtete. Im Stammesgebiet der Cherusker östlich der Weser oder im Nethegau wird man ihn nicht errichtet haben. Der Altar dürfte in seiner Bedeutung einem Triumphbogen für den Verstorbenen nahe gekommen sein, Gedenkstätten die man gut sichtbar und bevorzugt in die Nähe wichtiger Wegeverbindungen baute. So erging es Germanicus wie allen seinen Vorgänger, auch er bewegte sich entlang der Lippe kommend auf Paderborn zu, nachdem er die Reparatur des Grabhügels nicht für nötig hielt. Den Altar könnte man in dieser Region etwa an einer Kreuzung vermuten und was man heute sagen darf, so war Paderborn nahe der Lippe wo man sich ein von der Front abgerückten Etappenlager vorstellen kann im Verbund mit Anreppen, das die östlich operierenden Truppen versorgte, dass Drehkreuz römischer Logistik und damit Eroberungspolitik. Anreppen diente mit seinen großzügigen Thermalanlagen der Garnison und erscheint wie ein Erholungszentrum. Eine Region mit einer Vielzahl geeigneter und erhabener Anhöhen in deren Nähe sich auch das zum Bau eines Altars erforderliche Muschelkalkgestein finden lässt. Die westfälische Bucht bot dafür eine geeignete Bühne und in sie öffnete sich der Blick wie man es im Imperium gerne nutzte. Hier könnte er den Altar repariert haben bevor er sich den Cheruskern zuwendete. Eine Theorie die sich mit dem unweit gelegenen Grabhügel ergänzt und immer wieder die Egge und damit die Varusschlacht in den Focus der Betrachtung rückt. (24.03.2024)