Montag, 1. April 2024
Warum Haltern nicht Aliso ist.
ulrich leyhe, 14:28h
Obwohl sich nicht jeder Geschichtsfreund im Detail mit der Verlaufsgeschichte der Varusschlacht beschäftigt hat vertreten doch manche von ihnen die Ansicht es habe sich bei „Aliso“ um Haltern gehandelt. Das Haltern Aliso sein soll erinnert auch etwas an die Debatte um die Frage, ob bei Kalkriese die Varusschlacht statt gefunden hat. In Haltern hätte dann das legendäre und gut ausgebaute Lager im unmittelbaren Einzugsgebiet der Varusschlacht gestanden worin die Überlebenden Schutz suchten, das der germanischen Belagerung lange widerstehen konnte, dann aber doch aufgegeben werden musste. Unter dem Namen Aliso wird es in der Geschichtsschreibung nur zwei Mal erwähnt und zwar von Velleius Paterculus und Cornelius Tacitus. Cassius Dio hingegen schrieb nur über eine Festung die man mit Aliso für identisch hält, die am Zusammenfluss von Lupias und Elison lag und von Drusus 11 – nach der Schlacht von Arbalonem begründet wurde. Aber auch noch an zwei weiteren Textstellen von Cassius Dio und Sextus Julius Frontinus gibt es Hinweise auf die Existenz eines bedeutsamen Kastells, das den Verdacht auf Aliso lenkt. Die Überlieferung von Paterculus darf man von allen als die belastbarste und auch authentischste Quelle bezeichnen, da er obwohl nicht an der Varusschlacht teilnehmend, so aber doch im unmittelbaren Zeitgeschehen steckte. Er lobte die Tapferkeit des Lagerkommandanten von Aliso L. Caedicius und die seiner Männer da diese sich gegen Massen von Germanen von denen sie nach der Schlacht belagert wurden solange behaupteten bis sie in einem geeigneten Moment flüchten konnten. Außer Frage steht, dass sich die Distanz zwischen Varusschlacht und Aliso auch zu Fuß überbrücken ließ, da die Überlebenden es auf diesem Weg erreichten, sie also demnach auch im fußläufigen Umfeld von Haltern/Aliso stattgefunden hätte. Dadurch ruht im Kern der Alisosuche die Frage auf welchen Wegen die Überlebenden auch ein Haltern/Aliso erreichen konnten und wie lange sie dafür benötigten. Für kräftige Männer standen die Chancen ungleich besser auch noch ein entfernter liegendes mögliches Haltern/Aliso zu erreichen als für Frauen, Kinder, Alte oder Verletzte. Zudem darf man voraus setzen, dass der Fluchtweg nach Haltern/Aliso für die Überlebenden keinen Umweg bedeutet haben sollte was in die Frage mündet, ob es dann nicht für die Überlebenden angebrachter gewesen wäre den direkten Weg zum Rhein zu suchen, bzw. sich auf dem Weg zum Rhein auch in ein anderes Lippelager hätten flüchten können statt Haltern/Aliso aufzusuchen. Die nächste Frage ergibt sich aus der Überlegung zu welchem Zeitpunkt sich die Überlebenden von der Schlacht, da diese sich über mehrere Tage und Kilometer hinzog absetzten. Ob sie schon am ersten oder am letzten Kampftag flüchteten macht einen nicht unerheblichen Unterschied und dürfte sich sowohl auf die Fluchtrichtung, als auch die Fluchtdauer ausgewirkt haben. Durch diese wenigen Fragen lässt sich bereits die tiefe Komplexität des Schlachtgeschehens in Bezug auf Aliso erkennen, wie sie sich im Umfeld des Fluchtlagers Haltern/Aliso zugetragen haben muss, sodass sich zwangsläufig jedes zur Diskussion stehende mögliche Römerlager an der Lippe oder anderswo, das als Aliso infrage kommen könnte zunächst dieser Diskussion und den damit verbundenen Prämissen und Voraussetzungen stellen muss. So hat sich jedes Aliso verdächtige Lager einer Prüfung zu unterziehen, ob sich vor seinen Toren überhaupt eine Varusschlacht ereignet haben könnte und was dann mit allen bekannten Faktoren in Übereinstimmung zu bringen ist. Erst im zweiten Blick kann man sich den übrigen Anhaltspunkten widmen, wie sie sich zusätzlich den antiken Schriften entnehmen lassen. Viele auch Neufunde in Haltern haben dazu geführt, dass sich auch der provizialrömische Zweig der Forschung in weiten Teilen der Ansicht angeschlossen, dass sich unter den diversen dort frei gelegten Strukturen an römischer Lagerarchitektur auch das gesuchte Aliso verbergen könnte. Und in der Tat können sich die Ergebnisse sehen lassen, so dass man dort schon fasst von einer Kastell Landschaft sprechen kann auch wenn die einschlägigen Beweise die für Aliso sprechen könnten bislang ausgeblieben sind. Als gute Argumentationshilfe für diese These wird häufig auch das Jahr 16 + ins Feld geführt. Germanicus marschierte in diesem Jahr mit sechs Legionen längst der Lippe gegen die Cherusker und führte weitere Legionen nördlich davon gegen diesen Stamm. Aber zuvor hatte Germanicus noch ein Lippekastell im Visier, dass unter feindlicher sprich germanischer Belagerung litt. Auch ohne das Tacitus den Stamm oder das Volk nennt darf man davon ausgehen, dass es jene Menschen waren die in dieser Region vor 2000 Jahren lebten und die man damals Keltike oder Germania Magna nannte. Wäre dieses 16 + belagerte Kastell Aliso gewesen, das die Germanen unmittelbar nach der Schlacht belagert hatten, in das sich die Überlebenden der Schlacht retten konnten, das sie aber trotzdem zu einem späteren Zeitpunkt noch eroberten, dann hätte man es nach der Varusschlacht unter Germanicus wieder instand gesetzt. Träfe der Verdacht also auf Haltern/Aliso zu, dann hätte es sich in fußläufiger Distanz zum Varusschlachtfeld befunden haben müssen und man darf über die Distanz und die Zeit rätseln die die Überlebenden im Herbst 9 + nach den Strapazen der Kämpfe noch hätten zurück legen müssen um es erreichen zu können. Mit dem Hinweis, dass Germanicus einen nicht benannten Germanenstamm der im Frühjahr 16 + das Kastell an der Lippe belagerte schon ohne kämpfen zu müssen vertreiben konnte, da diese bereits vor seinem Eintreffen die Flucht ergriffen endet die Tacitus Überlieferung 2,5 – 7 (2) und es beginnt die Spekulation. Ohne einen Absatz oder eine Distanzangabe zu machen widmete er sich im folgenden Satz jenem Hügel den man 15 + aufgeworfen und unter ihm die Knochen der Varusarmee vergraben hatte als auch dem Altar den man nach dem Tod seines Vaters Drusus zu dessen Ehren errichtet hatte. Tacitus verzichtete auf eine Entfernungsangabe, sodass man den Eindruck gewinnen kann Germanicus wäre unmittelbar nach dem er die Germanen vom vermeintlichen Lager Aliso möglicherweise dem heutigen Haltern vertrieben hatte schon auf den Grabhügel als auch auf den Drususaltar gestoßen, sodass sich beides im Nahbereich zum belagerten Kastell befunden hätte, obwohl sich die beiden Stätten auch in größerer Entfernung von Haltern/Aliso befunden haben könnten. Tacitus schreibt dazu im weiteren Verlauf unter dem Abschnitt 2,5 – 7 (3), dass Germanicus kein Interesse verspürte, den von den Germanen zerstörten man sollte wohl eher sagen zerwühlten Grabhügel wieder herzustellen. Man sollte sich also vergegenwärtigen, dass ein Aliso in Haltern immer auch bedeutet, dass in einem zu Fuß überbrückbaren Abstand dazu auch die Varusschlacht zu Ende gegangen wäre. Trifft die Annahme zu, dass Haltern nicht Aliso ist und dann etwa ein oder zwei Tagesmärsche östlich von Haltern gelegen hätte, dann gilt es aber auch der Frage nachzugehen was sich hinter der Bemerkung von Tacitus verbirgt wonach Germanicus zwischen Aliso und dem Rhein neue Heerstraßen und Dammwege erschließen und sichern ließ. Es ist ein Hinweis der für die Komplexität antiker Überlieferung insgesamt steht wenn es um ihre Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit geht und wie sie uns an vielen Stellen begegnet. Ein Thema, das die Forschung ungern behandelt, da man sich bei zu kritischer Auslegung die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellt, ob alte Schriften grundsätzlich als Anhaltspunkte taugen. Behandelt man sie mit der gebotenen Vorsicht sind sie von Nutzen, laufen dann aber schnell Gefahr zum Spielball unterschiedlicher Sichtweisen zu werden. Wir wissen, dass Tacitus sein Werk rund hundert Jahre nach der Varusschlacht verfasste also er, wie auch wir auf den Wahrheitsgehalt von Quellen angewiesen sind. Das zum Begriff gewordenen Wort Aliso hatte die Antike verinnerlicht und wurde zum Synonym für die Rettung schlechthin. Germanicus hielt sich 16 + nahe dem alten Schlachtengebiet auf, da er dort den Grabhügel "der Vergänglichkeit übergab". Tacitus könnte daraus aber auch geschlossen haben, dass sich Germanicus da befand, wo einst Aliso stand als er sich entschied nur den Altar zu erneuern. Das Wort Aliso also nicht aus seinen Vorlagen hervor ging. Eine gewagte Bemerkung ohne den Anspruch stimmig zu sein, aber das Dilemma erkennen lässt. Glauben wir seiner Überlieferung, dann hätte es Aliso im Jahre 16 + immer noch oder schon wieder gegeben bzw.Gemanicus stand nur auf den Trümmern von Aliso und der Hinweis auf die Instandsetzung triefte vor Symbolträchtigkeit und sollte deutlich machen, dass man alte Eroberungspläne wieder aufleben lassen wollte. Er erinnert aber auch an Caecina, der ein Jahr zuvor den Weg zum „Teutoburgiensi saltu“ erst mit Brücken begehbar machen musste. Anzunehmen, dass es zwischen dem Schlachtgebiet wo sich Aliso befand und dem Rhein auch nur zu punktuellen, also selektiven Maßnahmen kam, die sich nur auf wenige neuralgische Abschnitte bezogen unter denen man sich aber keine Durchgängigkeit vorstellen darf. Wegebautechnische Instandsetzungsarbeiten sind im Verlauf von Anmärschen immer unabdingbar um ans Ziel zu kommen wurden aber in diesem Fall explizit erwähnt, sind aber Tätigkeiten die zum Standardprogramm jeder Legion gehörten die auf dem Landweg unterwegs war.
Aufgrund dessen gilt es die Theorie das Haltern gleich Aliso ist zu prüfen und sie entweder zu bestätigen oder zu wieder legen bzw. zu verwerfen. Dazu ist es erforderlich das gleiche Prozedere anzuwenden wie sie auch der Theorie dieses Internet Buches zugrunde liegt und wonach Aliso im Raum Schwaney gelegen haben könnte. Hätte sich der Marsch der Varuslegionen wie ihn Cassius Dio beschrieb auf Haltern zu bewegt dann hätten auch die Stätten wie sie Tacitus überlieferte, wie etwa das erste Lager von Varus oder das Notlager im Vorfeld von Haltern gelegen. Da sich die Siedlungsgebiete des Stammes der Cherusker jedoch nach allgemeiner Auffassung östlich der Egge begannen auszubreiten und Germanicus sie in diesem Jahr anzugreifen gedachte darf man davon ausgehen, dass die Varusschlacht auch in dieser Region ihren Anfang nahm. So sollte sich der germanische Hinterhalt in dem jener Stamm lebte, dem man aufrührerische Absichten unterstellte zwischen der Egge und Haltern befunden haben. Sollten sich die Marser oder Sugambrer von denen Teile nach ihrer Vertreibung durch Tiberius nach Osten ausgewichen waren östlich von Haltern angesiedelt haben, dann wären sie es gewesen, aber im wesentlichen geht man davon aus, dass das Münsterland als Wohngebiet der Brukterer und nicht der Cherusker oder anderer in Frage kommt. So hängt es letztlich davon ab, ob es auch vor diesem Hintergrund gelingt den Schlachtenverlauf so plausibel zu rekonstruieren um die Frage beantworten zu können, ob Haltern Aliso war. Hätte Varus ein mögliches Sommerlager an der Weser etwa bei Corvey verlassen, dann betrug die Distanz bis Haltern rund 100 Luftkilometer und möchte man den Überlebenden dann eine Fluchtstrecke von 20 km zutrauen zw. zumuten, die sie vermutlich auch noch unter widrigen Umständen bzw. orientierungslos zurück legen mussten, dann befand sich der „Teutoburgiensi saltu“ samt Grabhügel etwa zwischen Lüdinghausen und Selm westlich von Haltern. Eine Region ohne Bergwald, ohne Volksburgen und ohne Hinterhalte in typisch Münsterländer Tiefebene. Varus hätte bis dahin auch selbst ohne Kampfaktivitäten mindestens vier Tagesmärsche gebraucht, sodass angesichts dieser Theorie Corvey als Ausgangslager entfällt. So erfordert der auf Haltern lastende Verdacht Aliso sein zu können eine rückwärts gerichtete Herangehensweise in die verbleibenden Richtungen. Aber solange nicht erwiesen ist von woher sich Varus Haltern genähert haben könnte ist Objektivität gefragt. Zunächst sollte sich bei dieser Theorie der „Teutoburgiensi saltu“ einschließlich Grabhügel im Umkreis von Haltern/Aliso befunden haben von wo aus die Überlebenden dann auch noch fußläufig Aliso hätten erreichen können. So lässt sich um die Römerlager, das Lager Annaberg einbezogen ein 360 Grad Kreis mit einem Abstand von etwa 20 Kilometern zu Haltern um Haltern zirkeln. Erst dahinter sollte erst der „Teutoburgiensi saltu“ einschließlich Grabhügel gelegen haben. Wonach die Schlacht also im Abstand von etwa 20 Km vor den Toren des Kastells getobt hatte und auch endete. Numonius Vala hätte dann wie Paterculus schrieb aus dieser Region unter Umständen also 20 km vor Haltern seine Flucht angetreten bei der er den rettenden Rhein wie man liest nie erreicht hat, da er vorher getötet wurde. Warum Paterculus den Rhein als Fluchtort erwähnte und nicht Aliso, das sich auf der Strecke zwischen Varusschlacht und Rhein befand gibt Rätsel auf. Es könnte bedeuten, dass Aliso für ihn einen Umweg bedeutete, er also aus anderer Richtung zum Rhein floh, sich also aus seiner Sicht betrachtet Aliso nicht an der Strecke zum Rhein befand. Aber schon ertappt man sich dabei die lautlosen Worte der Antike auf die Goldwaage legen zu wollen, denn der Rhein stand immer fest und galt grundsätzlich als das rettende Fernziel. Um den Schauplatz der Varusschlacht 20 km vor Haltern identifizieren zu können, steht also die Frage im Vordergrund, welchen Marschweg Varus bis dorthin eingeschlagen haben könnte. Gleich wo er aufbrach war Varus nach Cassius Dio drei Tage bis dorthin unterwegs. In dieser Zeit wurde er mehrfach aufgehalten und in Gefechte und heftige Kämpfe verwickelt bevor er sich nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ tötete. Wieviel Kilometer Varus unter diesen extremen Bedingungen imstande war zurück legen zu können, ist nicht zu beantworten, aber man muss sich trotzdem dieser Frage stellen auch wenn man sich von der Grundtheorie dieses Internetbuches lösen muss, da man in diesem Kapitel der Neutralität verpflichtet ist. Setzt man für den ersten Tag einen ruhigen Marsch ohne Kampfeinwirkungen voraus, ganz so wie es aus der Darstellung von Cassius Dio hervor geht, dann wäre es ihm realistisch betrachtet möglich gewesen eine Etappe von etwa 25 Kilometern zurück legen zu können, während man für die beiden folgenden Kampftage weit aus weniger, also etwa 8 Kilometer pro Tag ansetzen kann. In der Summe betrachtet hätte Varus also bevor er den Grabhügel am Saltus 20 km vor Haltern erreichte, etwa 41 Kilometer zurück gelegt haben können. Bei Anwendung dieser Methode hätte Varus aber immer noch innerhalb der westfälischen Bucht aufgebrochen sein müssen und er kam nie aus jenen weiter östlich oder nördlich gelegenen Regionen in denen man häufig nicht nur sein Ausgangslager, sondern auch die Varusschlacht selbst vermutet hat. Die Kämpfe hätten sich demnach immer zwischen Soest, Beckum, Warendorf oder Ladbergen und dem Grabhügel am Saltus 20 km vor Haltern/Aliso zugetragen haben müssen, wenn man davon ausgeht, dass sich sein Lager nicht im Sauerland, im westlichen Münsterland oder im heutigen Ruhrgebiet befand. Am Ausgangsort wäre dann auch Arminius mit Varus zusammen getroffen, genauso wie Segestes der ihn noch am Vorabend des Ausmarsches vor der Gefahr gewarnt hatte und Arminius hätte seine Schmährede am heiligen Hain rund 20 km vor Haltern/Aliso gehalten, bevor er aufbrach um Haltern/Aliso zu belagern. Der römische Senator und Suffektkonsul Lucius Nonius Asprenas der Neffe von Varus operierte mit den ihm unterstellten zwei Legionen „I Germanica“ und „V Alaudea“ weit ab vom Geschehen vermutlich im westlichen Münsterland und setzte sich nach dem ihm Meldereiter vom Varusdesaster und dem Herannahen der germanischen Horden berichteten über den Rhein nach Vetera ab, wo er sich nach der Katastrophe als Sofortmaßnahme entschied sich die Absicherung der Rheingrenze zur Aufgabe zu machen. Man rechnete ihm dies wohl hoch an und verzieh ihm, dass er sich an den Hinterlassenschaften der drei Legionen bereichert haben soll. Warum er Varus nicht zu Hilfe kommen konnte erklärt sich mit seiner Position besser gesagt Distanz. Er erkannte die Aussichtslosigkeit und das sich die Situation nicht mehr umkehren ließ und entschloss sich statt in Eilmarsch ins Katastrophengebiet zu marschieren nach Westen zu entkommen. Auch dieser Zusammenhang verdeutlicht den Riss in der Argumentationskette Haltern könne Aliso gewesen sein, denn ein im westlichen Münsterland agierender Asprenas hätte nicht nur nahe an Haltern gestanden, bzw. an Aliso, sondern dann auch in Reichweite zur Varusschlacht und ein Entlastungsangriff wäre die richtige Konsequenz gewesen. Da sich Angrivarier und Langobarden in dieser Schlacht Arminius noch nicht angeschlossen hatten wäre er nicht das Risiko eingegangen es mit fünf Legionen aufzunehmen. Aber Asprenas bekam noch eine Gelegenheit zur Reputation. Als Militär und Zivilbevölkerung nach der Varusschlacht alle Lippelager panikartig verließen, worunter sich auch die Menschen aus Aliso befanden und Richtung Rhein strömten nahm vermutlich Haltern zunächst alle auf bevor die Germanen auch dieses Kastell eroberten. Wie es die Episode mit dem Trompetersignal deutlich macht, muss es zu turbulenten Szenen gekommen sein bevor sich Arprenas endlich entschied den Lagerinsassen dieses letzten Kastell vor dem Rhein zu Hilfe zu kommen. Letztlich war es Tacitus der diese Gedankenspiele bzw. Irritationen auslöste in dem er übergangslos von der Kastellbelagerung zum nahe der Varusschlacht aufgetürmten Grabhügel und zum Wegeausbau von Aliso zum Rhein schwenkte und in diesem Zusammenhang das Wort Aliso erwähnte. Beide Begriffe mussten den Eindruck erwecken Grabhügel und Wegeausbau hätten da statt gefunden, wo Germanicus 16 + die Belagerung auflöste, sodass beides nahe beieinander gelegen haben müsste und es schien für Haltern zu sprechen. Und wenn man wie Germanicus die Lippe herauf zieht und dann eine Belagerung vorfindet die es zu sprengen gilt, so kann es sich dabei nach Ansicht derer die sich nur oberflächlich mit den Umständen des Jahres 9 + beschäftigt haben auch um nichts anderes als um Aliso gehandelt haben. Betrachtet man den Marsch von Germanicus längst der Lippe im Jahre 16 + aber nicht wie Tacitus es in seiner stark zusammen gerafften Form beschrieb, ein Stil wie ihn auch die Berichte von Cassius Dio an sich haben, sondern lässt sich auf eine Distanz ein, dann hätte Germanicus dort wo er die germanischen Belagerer vertrieben hatte auch nur einen kurzzeitigen Aufenthalt eingelegt um dann nach Osten in die Richtung der cheruskischen Siedlungsgebiete weiter zu ziehen, wo der Stamm lebte den es zu bestrafen galt. Denn wenn man Größeres vor Augen hat lässt man sich ungern aufhalten. Ein Verlauf wie er bei Tacitus nicht deutlich wird da dieser dem keine Bedeutung beigemessen hat, der aber Grundlage dieser Interpretation ist. So hätte sich Germanicus erst einige Tage später als er die Egge erreichte in die Nähe des Grabhügel und des Drususaltars begeben und fand diese Stätten nicht schon im Raum Haltern vor. Dort angekommen sondierte Germanicus erst und erwartete, dass sich die Cherusker wie 15 + wieder am rechten Weserufer sammeln würden um die Weser nicht im Rücken zu haben. Da der Stamm der Chatten schon 9 + in Allianz mit den Cheruskern stand gehört es zum strategischen Einmaleins eines Feldherrn auch ihr Bewegungsprofil kennen zu müssen. So wird seine Stoßrichtung über die Egge vorzugehen deutlich wo sich Chatten und Cherusker nahe standen und 9 + gemeinsam kämpften. Eine Bestätigung findet sich in seiner Entscheidung den Legaten Silius, während er selbst auf dem Weg zum belagerten Kastell war, mit einer nur leicht bewaffneten Schar von Mainz aus gegen die Chatten auszusenden. Und was als erfolgloser Akt des Silius dargestellt wird da es ihm nur gelang die Fürstenfamilie gefangen zu nehmen dürfte dazu gedient haben heraus zu finden, ob sie sich den Cheruskern anschließen wollten. So musste Germanicus in Erfahrung bringen, ob sich die Chatten die als Bundesgenossen der Cherusker gelten zusammen rotteten, um sich dann gemeinsam gegen ihn zu stellen. Ihre nördlichen Siedlungsräume könnten in der Warburger Börde gelegen haben, sodass dieser Stamm von Süden aus für den nach Osten marschierenden Germanicus eine Gefahr hätte darstellen können. Die Teilnahme von Chatten zumindest größerer Kontingente an der Doppelschlacht ist nicht überliefert. (01.04.2024)
Aufgrund dessen gilt es die Theorie das Haltern gleich Aliso ist zu prüfen und sie entweder zu bestätigen oder zu wieder legen bzw. zu verwerfen. Dazu ist es erforderlich das gleiche Prozedere anzuwenden wie sie auch der Theorie dieses Internet Buches zugrunde liegt und wonach Aliso im Raum Schwaney gelegen haben könnte. Hätte sich der Marsch der Varuslegionen wie ihn Cassius Dio beschrieb auf Haltern zu bewegt dann hätten auch die Stätten wie sie Tacitus überlieferte, wie etwa das erste Lager von Varus oder das Notlager im Vorfeld von Haltern gelegen. Da sich die Siedlungsgebiete des Stammes der Cherusker jedoch nach allgemeiner Auffassung östlich der Egge begannen auszubreiten und Germanicus sie in diesem Jahr anzugreifen gedachte darf man davon ausgehen, dass die Varusschlacht auch in dieser Region ihren Anfang nahm. So sollte sich der germanische Hinterhalt in dem jener Stamm lebte, dem man aufrührerische Absichten unterstellte zwischen der Egge und Haltern befunden haben. Sollten sich die Marser oder Sugambrer von denen Teile nach ihrer Vertreibung durch Tiberius nach Osten ausgewichen waren östlich von Haltern angesiedelt haben, dann wären sie es gewesen, aber im wesentlichen geht man davon aus, dass das Münsterland als Wohngebiet der Brukterer und nicht der Cherusker oder anderer in Frage kommt. So hängt es letztlich davon ab, ob es auch vor diesem Hintergrund gelingt den Schlachtenverlauf so plausibel zu rekonstruieren um die Frage beantworten zu können, ob Haltern Aliso war. Hätte Varus ein mögliches Sommerlager an der Weser etwa bei Corvey verlassen, dann betrug die Distanz bis Haltern rund 100 Luftkilometer und möchte man den Überlebenden dann eine Fluchtstrecke von 20 km zutrauen zw. zumuten, die sie vermutlich auch noch unter widrigen Umständen bzw. orientierungslos zurück legen mussten, dann befand sich der „Teutoburgiensi saltu“ samt Grabhügel etwa zwischen Lüdinghausen und Selm westlich von Haltern. Eine Region ohne Bergwald, ohne Volksburgen und ohne Hinterhalte in typisch Münsterländer Tiefebene. Varus hätte bis dahin auch selbst ohne Kampfaktivitäten mindestens vier Tagesmärsche gebraucht, sodass angesichts dieser Theorie Corvey als Ausgangslager entfällt. So erfordert der auf Haltern lastende Verdacht Aliso sein zu können eine rückwärts gerichtete Herangehensweise in die verbleibenden Richtungen. Aber solange nicht erwiesen ist von woher sich Varus Haltern genähert haben könnte ist Objektivität gefragt. Zunächst sollte sich bei dieser Theorie der „Teutoburgiensi saltu“ einschließlich Grabhügel im Umkreis von Haltern/Aliso befunden haben von wo aus die Überlebenden dann auch noch fußläufig Aliso hätten erreichen können. So lässt sich um die Römerlager, das Lager Annaberg einbezogen ein 360 Grad Kreis mit einem Abstand von etwa 20 Kilometern zu Haltern um Haltern zirkeln. Erst dahinter sollte erst der „Teutoburgiensi saltu“ einschließlich Grabhügel gelegen haben. Wonach die Schlacht also im Abstand von etwa 20 Km vor den Toren des Kastells getobt hatte und auch endete. Numonius Vala hätte dann wie Paterculus schrieb aus dieser Region unter Umständen also 20 km vor Haltern seine Flucht angetreten bei der er den rettenden Rhein wie man liest nie erreicht hat, da er vorher getötet wurde. Warum Paterculus den Rhein als Fluchtort erwähnte und nicht Aliso, das sich auf der Strecke zwischen Varusschlacht und Rhein befand gibt Rätsel auf. Es könnte bedeuten, dass Aliso für ihn einen Umweg bedeutete, er also aus anderer Richtung zum Rhein floh, sich also aus seiner Sicht betrachtet Aliso nicht an der Strecke zum Rhein befand. Aber schon ertappt man sich dabei die lautlosen Worte der Antike auf die Goldwaage legen zu wollen, denn der Rhein stand immer fest und galt grundsätzlich als das rettende Fernziel. Um den Schauplatz der Varusschlacht 20 km vor Haltern identifizieren zu können, steht also die Frage im Vordergrund, welchen Marschweg Varus bis dorthin eingeschlagen haben könnte. Gleich wo er aufbrach war Varus nach Cassius Dio drei Tage bis dorthin unterwegs. In dieser Zeit wurde er mehrfach aufgehalten und in Gefechte und heftige Kämpfe verwickelt bevor er sich nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ tötete. Wieviel Kilometer Varus unter diesen extremen Bedingungen imstande war zurück legen zu können, ist nicht zu beantworten, aber man muss sich trotzdem dieser Frage stellen auch wenn man sich von der Grundtheorie dieses Internetbuches lösen muss, da man in diesem Kapitel der Neutralität verpflichtet ist. Setzt man für den ersten Tag einen ruhigen Marsch ohne Kampfeinwirkungen voraus, ganz so wie es aus der Darstellung von Cassius Dio hervor geht, dann wäre es ihm realistisch betrachtet möglich gewesen eine Etappe von etwa 25 Kilometern zurück legen zu können, während man für die beiden folgenden Kampftage weit aus weniger, also etwa 8 Kilometer pro Tag ansetzen kann. In der Summe betrachtet hätte Varus also bevor er den Grabhügel am Saltus 20 km vor Haltern erreichte, etwa 41 Kilometer zurück gelegt haben können. Bei Anwendung dieser Methode hätte Varus aber immer noch innerhalb der westfälischen Bucht aufgebrochen sein müssen und er kam nie aus jenen weiter östlich oder nördlich gelegenen Regionen in denen man häufig nicht nur sein Ausgangslager, sondern auch die Varusschlacht selbst vermutet hat. Die Kämpfe hätten sich demnach immer zwischen Soest, Beckum, Warendorf oder Ladbergen und dem Grabhügel am Saltus 20 km vor Haltern/Aliso zugetragen haben müssen, wenn man davon ausgeht, dass sich sein Lager nicht im Sauerland, im westlichen Münsterland oder im heutigen Ruhrgebiet befand. Am Ausgangsort wäre dann auch Arminius mit Varus zusammen getroffen, genauso wie Segestes der ihn noch am Vorabend des Ausmarsches vor der Gefahr gewarnt hatte und Arminius hätte seine Schmährede am heiligen Hain rund 20 km vor Haltern/Aliso gehalten, bevor er aufbrach um Haltern/Aliso zu belagern. Der römische Senator und Suffektkonsul Lucius Nonius Asprenas der Neffe von Varus operierte mit den ihm unterstellten zwei Legionen „I Germanica“ und „V Alaudea“ weit ab vom Geschehen vermutlich im westlichen Münsterland und setzte sich nach dem ihm Meldereiter vom Varusdesaster und dem Herannahen der germanischen Horden berichteten über den Rhein nach Vetera ab, wo er sich nach der Katastrophe als Sofortmaßnahme entschied sich die Absicherung der Rheingrenze zur Aufgabe zu machen. Man rechnete ihm dies wohl hoch an und verzieh ihm, dass er sich an den Hinterlassenschaften der drei Legionen bereichert haben soll. Warum er Varus nicht zu Hilfe kommen konnte erklärt sich mit seiner Position besser gesagt Distanz. Er erkannte die Aussichtslosigkeit und das sich die Situation nicht mehr umkehren ließ und entschloss sich statt in Eilmarsch ins Katastrophengebiet zu marschieren nach Westen zu entkommen. Auch dieser Zusammenhang verdeutlicht den Riss in der Argumentationskette Haltern könne Aliso gewesen sein, denn ein im westlichen Münsterland agierender Asprenas hätte nicht nur nahe an Haltern gestanden, bzw. an Aliso, sondern dann auch in Reichweite zur Varusschlacht und ein Entlastungsangriff wäre die richtige Konsequenz gewesen. Da sich Angrivarier und Langobarden in dieser Schlacht Arminius noch nicht angeschlossen hatten wäre er nicht das Risiko eingegangen es mit fünf Legionen aufzunehmen. Aber Asprenas bekam noch eine Gelegenheit zur Reputation. Als Militär und Zivilbevölkerung nach der Varusschlacht alle Lippelager panikartig verließen, worunter sich auch die Menschen aus Aliso befanden und Richtung Rhein strömten nahm vermutlich Haltern zunächst alle auf bevor die Germanen auch dieses Kastell eroberten. Wie es die Episode mit dem Trompetersignal deutlich macht, muss es zu turbulenten Szenen gekommen sein bevor sich Arprenas endlich entschied den Lagerinsassen dieses letzten Kastell vor dem Rhein zu Hilfe zu kommen. Letztlich war es Tacitus der diese Gedankenspiele bzw. Irritationen auslöste in dem er übergangslos von der Kastellbelagerung zum nahe der Varusschlacht aufgetürmten Grabhügel und zum Wegeausbau von Aliso zum Rhein schwenkte und in diesem Zusammenhang das Wort Aliso erwähnte. Beide Begriffe mussten den Eindruck erwecken Grabhügel und Wegeausbau hätten da statt gefunden, wo Germanicus 16 + die Belagerung auflöste, sodass beides nahe beieinander gelegen haben müsste und es schien für Haltern zu sprechen. Und wenn man wie Germanicus die Lippe herauf zieht und dann eine Belagerung vorfindet die es zu sprengen gilt, so kann es sich dabei nach Ansicht derer die sich nur oberflächlich mit den Umständen des Jahres 9 + beschäftigt haben auch um nichts anderes als um Aliso gehandelt haben. Betrachtet man den Marsch von Germanicus längst der Lippe im Jahre 16 + aber nicht wie Tacitus es in seiner stark zusammen gerafften Form beschrieb, ein Stil wie ihn auch die Berichte von Cassius Dio an sich haben, sondern lässt sich auf eine Distanz ein, dann hätte Germanicus dort wo er die germanischen Belagerer vertrieben hatte auch nur einen kurzzeitigen Aufenthalt eingelegt um dann nach Osten in die Richtung der cheruskischen Siedlungsgebiete weiter zu ziehen, wo der Stamm lebte den es zu bestrafen galt. Denn wenn man Größeres vor Augen hat lässt man sich ungern aufhalten. Ein Verlauf wie er bei Tacitus nicht deutlich wird da dieser dem keine Bedeutung beigemessen hat, der aber Grundlage dieser Interpretation ist. So hätte sich Germanicus erst einige Tage später als er die Egge erreichte in die Nähe des Grabhügel und des Drususaltars begeben und fand diese Stätten nicht schon im Raum Haltern vor. Dort angekommen sondierte Germanicus erst und erwartete, dass sich die Cherusker wie 15 + wieder am rechten Weserufer sammeln würden um die Weser nicht im Rücken zu haben. Da der Stamm der Chatten schon 9 + in Allianz mit den Cheruskern stand gehört es zum strategischen Einmaleins eines Feldherrn auch ihr Bewegungsprofil kennen zu müssen. So wird seine Stoßrichtung über die Egge vorzugehen deutlich wo sich Chatten und Cherusker nahe standen und 9 + gemeinsam kämpften. Eine Bestätigung findet sich in seiner Entscheidung den Legaten Silius, während er selbst auf dem Weg zum belagerten Kastell war, mit einer nur leicht bewaffneten Schar von Mainz aus gegen die Chatten auszusenden. Und was als erfolgloser Akt des Silius dargestellt wird da es ihm nur gelang die Fürstenfamilie gefangen zu nehmen dürfte dazu gedient haben heraus zu finden, ob sie sich den Cheruskern anschließen wollten. So musste Germanicus in Erfahrung bringen, ob sich die Chatten die als Bundesgenossen der Cherusker gelten zusammen rotteten, um sich dann gemeinsam gegen ihn zu stellen. Ihre nördlichen Siedlungsräume könnten in der Warburger Börde gelegen haben, sodass dieser Stamm von Süden aus für den nach Osten marschierenden Germanicus eine Gefahr hätte darstellen können. Die Teilnahme von Chatten zumindest größerer Kontingente an der Doppelschlacht ist nicht überliefert. (01.04.2024)