Sonntag, 15. Dezember 2024
Verbarg sich schon in der Entdeckungsgeschichte des ersten Varuslagers die Lösung des Mysteriums ?
ulrich leyhe, 11:22h
Was folgt ist der Versuch einer Zusammenfassung die dazu beitragen und verleiten soll sich an neue Blickwinkel heran zu wagen um sich dem Thema zu nähern.
Germanicus wollte 15 + die Knochen der unter gegangenen Armee bestatten und begab sich aus diesem Grund zum von Tacitus erwähnten „Teutoburgiensi saltu“, einem Passweg nahe einer germanischen Volksburg. Damit dürften der Hohlweg einen Kilometer westlich und die 3,5 km nordwestlich von Borlinghausen befindliche 8 Hektar umfassende Behmburg, die größte Volksburg zwischen Lippe und Weser gemeint gewesen sein, die in Erinnerung an Karl den Großen auch Karlsschanze genannt wird. In Distanz dazu stieß er auf ein römisches Lager das Tacitus „prima Vari castra“ nannte. Tacitus schrieb dazu rund hundert Jahre nach der Schlacht die Geschichte ihrer Entdeckung. Ein Bericht den man die Seele der Varusschlacht nennen kann. Dem ließ sich auf den ersten Blick entnehmen, dass sich die Knochen aller drei Legionen die er zu einem Hügel auftürmte in diesem Lager oder seinem Umfeld befunden haben mussten, dass sich jedoch in der Region Borlinghausen nicht auffinden ließ. Aus der Überlieferung schlossen einige Historiker, dass bis auf wenige Ausnahmen die gesamte Armee dort den Tod fand und es sich bei der Schlacht um einen geglückten Überfall der Germanen auf ein römisches Lager gehandelt hatte. Dem widerspricht die rund 200 Jahre nach der Schlacht erfolgte Überlieferung von Cassius Dio aus der hervorgeht, dass die Legionen bereits vor dem Erreichen des Lagers angegriffen, auch noch nach dem Verlassen bekämpft wurden und die Schlacht erst am 4. Marschtag endete. Dieser Dissens ist Anlass zu hinterfragen, ob sich im Text von Tacitus auf Basis dieser Theorie auch Hinweise finden lassen, die ihn mit dem des Cassius Dio kompatibel machen. Was uns Tacitus über die Geschichte der Entdeckung des Schauplatzes durch den römischen General Caecina und die darauf folgende Visite des Feldherrn Germanicus überliefert hat enthält möglicherweise auch auswertbare Hinweise zum Verlauf der Schlacht. Es sind seine wenigen Worte die immer wieder zu neuen Interpretationen verleiten, was in veränderte Schlussfolgerungen mündet und unerwartete Zusammenhänge erkennen lässt. Aber alles stößt an die Grenzen der Belastbarkeit und Interpretation was die Übersetzung und Deutung altgriechischer und altlateinischer Texte anbelangt. Deutlich wird es an einer Überlieferung von Cassius Dio. Da benutzte dieser in einem Fall Worte die man meinte in der Form übersetzen zu können, als dass man Varus ins Land der Cherusker und zur Weser lockte. Gäbe es da nicht noch die andere Variante wonach man der Ansicht ist, man habe Varus nur in die Richtung der Weser, also nicht unmittelbar an die Weser gelockt, sodass Varus bereits auf dem Weg zur Weser sein Sommerlager gehabt haben müsste. In diesem Fall hätte Varus die Weser gar nicht erst erreicht, konnte also auch sein Sommerlager nicht an der Weser gehabt haben. Zweifellos eine Auslegung die in die Frage mündet, wo sich das Stammesgebiet der Cherusker befand. Die Keramikstudie von Raphael von Uslar macht deutlich, dass das Siedlungsgebiet der Cherusker östlich der Weser deutlicher hervor trat, während es sich westlich der Weser nur lückig nachweisen ließ. Zur Weser oder in die Richtung der Weser gelockt würde demnach bedeuten, dass sich ein Sommerlager nicht im Kerngebiet, aber immer noch zwischen Weser und Eggegebirge befunden haben könnte und es somit auch unmittelbar am westlichen Weserufer existiert haben könnte etwa dort, wo neueste Grabungen das Ende des Hellweges südlich der einstigen Reichsabtei Corvey zutage brachten. Das große bis Hildesheim und den Nordharz und aus mehreren Gauen bestehende Cheruskerbündnis wäre bei einem römischen Sommerlager in der Weserschleife nahe Höxter noch nicht in Gänze vom römischen Einfluss tangiert gewesen und die Germanen könnten zu einem Zugeständnis vor den Toren des Stammes in Form eines Vertragswerkes noch bereit gewesen sein. Es lässt sich diesem Fall entnehmen, dass zu einer angemessenen Übersetzungsqualität auch immer der historisch interdisziplinäre Kontext zu betrachten ist. Gleiches gilt auch für die Worte die Tacitus im Zusammenhang mit der Germanicus Expedition des Jahres 15 + verwendet hat. Tacitus war Senator mithin Rhetor und Politiker, sein Stil lässt ihn als Moralist erscheinen, er widmete sich den Ereignissen der Vergangenheit was ihn zum Geschichtsschreiber machte und er tat es auf seine Weise. Ob er sich in der Rolle sah oder verpflichtet fühlte seinen eigenen Beitrag zu den einstigen Geschehnissen zu leisten, oder ob er dabei eher ein dekadentes Publikum im Auge hatte wie man ihm nachsagt ist nicht Gegenstand dieser Betrachtung, ist aber zu erwähnen. Aber auch Tacitus der seine Zeilen unbekannten Quellen entnahm und nie in Germanien war wollte, dass seine Überlieferungen authentisch und glaubhaft erscheinen. Trotzdem könnte er wie Cassius Dio der Versuchung erlegen gewesen sein, dass eine oder andere dessen was er las novelliert zu haben um es einer vermeintlichen Wahrheit oder Logik näher kommen zu lassen was die Rezeption seiner Arbeiten erschwert. Ebenso könnte er sich das, was er sich anlas zu kritiklos in seine Annalen übernommen haben was in unserer Zeit zu Fehldeutungen führen kann, da er die Sinnhaftigkeit nicht hinterfragte. Wir werden auch nie erfahren wie sein Werk ausgefallen wäre, hätte er geahnt, dass sich eine überaus interessierte Nachwelt noch zweitausend Jahre später eingehend mit Wortlaut und Inhalt befassen würde. Sein Verdienst war es den Werdegang hinterlassen zu haben aus dem hervor geht von wo aus und wie man 15 + zum Teutoburger Pass und zum ersten Varuslager gelangte. Vor allem aber wo man es zu suchen hatte, was man in der Umgebung noch erblicken konnte und was man dort tat. Sein Bericht gehört daher zu den Höhepunkten innerhalb der Varusschlachtforschung und kann auch dazu beitragen den Verlauf der Schlacht zu erhellen. Tacitus war nicht der erste der im Rom des ersten nachchristlichen Jahrhunderts über die Varusschlacht berichtete, denn um diese Zeit war aufgrund von Augenzeugen noch vieles mehr über sie bekannt, was sich nicht bis in unsere Tage erhalten hat. So hielt es Tacitus vermutlich nicht für erforderlich den bekannten Verlauf der Schlacht nachzustellen, richtete daher sein Augenmerk auf die Dinge die sechs Jahre später passierten und verzichtete auf eine chronologisch gehaltene Zusammenfassung wie Cassius Dio es rund hundert Jahre später für nötig hielt. Trotzdem wäre es für unser Verständnis und unsere Herangehensweise angenehmer gewesen Dio hätte mit Tacitus die Rollen getauscht, so dass sein Bericht vor dem des Tacitus erschienen wäre. Lesen wir beide Geschichtsquellen synchron und gleichen sie ab, dann wird erkennbar, dass Tacitus die Arbeit von Dio ergänzte und damit seinen Beitrag zur Plausibilität des Ereignisses leistete. So steuerte Tacitus eine Reihe von Anhaltspunkten bei die Dio nicht wusste oder nicht beschrieb und umgekehrt. Kern dieser nur via Internet verbreiteten Darstellung unter dem Namen „Vom Sommerlager in den Untergang“ ist die Suche nach der Trasse über die sich die mehrtägige Schlacht hingezogen hat. Der hiermit verbundene Hinweis, dass die Schlacht mehrere Tage andauerte verdeutlicht, dass wir es mit einer Schlacht zu tun haben, die nicht an einem Tag entschieden wurde und sich der Verfasser dieser Analyse somit den Ausführungen von Cassius Dio anschließt, dessen Überlieferungen dies beinhalten. Demnach begannen die Kämpfe während dem die Legionen noch ins Gebiet der Aufrührer unterwegs waren. Eine Region, die sich mehr als einen Tagesmarsch entfernt vom Ausgangslager befand und daher eine Zwischenübernachtung erforderte. Des Weiteren lässt sich rekonstruieren, dass sich die Kämpfe am ersten Kampftag bis ins zweite Nachtlager hinein fortsetzten und am nächsten Morgen als man diesen Ort verließ von neuem entbrannten. Vorüber gehend schienen sie zu pausieren um dann aber im weiteren erneut und um so heftiger auszubrechen. Man errichtete dann am Abend des dritten Marschtages dem zweiten Kampftag ein letztes Notlager, konnte sich aber am darauf folgenden vierten Tag wegen vor Nässe unbrauchbar gewordener Waffen nicht mehr verteidigen und unterlag zudem einer germanischen Übermacht. Da Cassius Dio ausdrücklich einen „vierten Tag“ erwähnt lässt sich sagen, dass die Kämpfe am zweiten Marschtag ausbrachen am zweiten und dritten Marschtag statt fanden und am vierten Tag ihr Ende fanden, so dass es sich bei dem ersten Marschtag um einen kampflosen Tag handelte an dem man noch ins Gebiet der Aufrührer vorrücken musste. Der um 58 + geborene Publius Cornelius Tacitus verfasste etwa 100 Jahre nach der Schlacht einen Bericht aus dem auch hervor geht in welchem Zustand sich die Örtlichkeiten sechs Jahre nach der Schlacht den Legionären um den römischen Feldherrn Germanicus zeigten. Als Anhaltspunkt für den Ort der Schlacht liegen uns neben seiner Erwähnung des „Teutoburgiensi saltu“ geographische Hinweise vor wonach Stertinius bei den Brukterer einen der verlorenen Legionsadler zurück eroberte und sich das Heer danach in die abgelegenen Wohngebiete der Brukterer begab. Zwischen dem Ort wo man den Legionsadler wieder fand und der Region in der die äußersten Brukterer lebten von denen Tacitus spricht versuchte man alles Land das zwischen Ems und Lippe lag nach Möglichkeit zu verwüsten. Demnach hatte man den Raum zwischen den beiden Flüssen verlassen und hielt sich nun dort auf wo sich die Landschaft befunden haben könnte die er die Siedlungsgebiete der äußersten oder entlegenen Brukterer nannte. Darin liegt der geographische Hinweis auf eine Region wo der Eggekamm die natürliche Grenze zu den Cheruskern darstellte die er angreifen wollte. Somit befand sich Germanicus auf dem Weg von der oberen Lippe nach Osten und hätte dafür aus naheliegenden Gründen die prähistorische Hauptverbindung, den Hellweg genutzt bei dem es sich um den römischen Helviusweg gehandelt haben könnte. Somit lässt sich begründen, dass Germanicus auf der Hochebene östlich von Paderborn, aber noch vor der dem Eggegrat gelagert haben könnte der sich unmittelbar östlich von Schwaney auftat. Eine Theorie die den Raum um diesen am Hellweg liegenden Ort in den Focus rückt, womit die Region als Ausgangspunkt der Germanicus Racheexpedition des Jahres 15 + gegen die Cherusker, als auch für seinen Abstecher zum Varusschlachtfeld identifiziert wäre. Ein Lagerplatz in dessen Nähe sich auf Basis dieser Herangehensweise nicht nur Aliso, sondern auch das Lager des Drusus nach der Schlacht bei Arbalo befunden haben könnte und wo man sich sechs Jahre nach der Varusschlacht entschied für die Knochen der Getöteten einen Grabhügel zu errichten. Man schuf ihn an einem Ort wo das Grauen der Schlacht seinen Höhepunkt fand, wo die Überlebenden der Tacitus Überlieferung folgend die letzten Stunden der Kämpfe aus der Erinnerung heraus noch rekonstruieren konnten, wo sich der Untergang der Legionen manifestierte und demzufolge ihre Knochen auch in umfänglichen Ausmaß zu finden waren um damit einen Hügel auftürmen zu können. Es könnte jene Stätte gewesen sein, wo man die Legionen nach Cassius Dio am dritten Marschtag erneut in heftige Kämpfe verwickelte, wo sich Reiterei und Fußlegionäre gegenseitig behinderten und vermutlich Vala die Flucht ergriff so wie es Paterculus hinterließ. Am vierten Tag legte man die Waffen nieder, dort wo dem zufolge die Varusschlacht endete. Der Theorie nach stand wie dargestellt Germanicus auf der Paderborner Hochebene von wo aus er ins Stammesgebiet der Cherusker in Richtung Weser abgestiegen wäre, hätte er nicht dem Verlangen seiner Männer nachgegeben und vielleicht auch selbst verspürt vorher noch den Toten der Varusschlacht zu gedenken. In dieser Phase stellt sich die Frage, was man unter den taciteischen Worten „haud procul“ zu verstehen hat, aus denen sich eine Distanz entnehmen lässt. Eine Definition oder Umschreibung für einen zeitlichen Abstand die Tacitus verwendete und mit der sich ein Radius um die Paderborner Hochebene ziehen ließe. Aber welche Entfernung drücken diese zwei Worte aus. Es sind relative Begriffe für einen Abstand der sich in diesem Fall auf die Strecke vom Ort der Entscheidung bis zum Bestattungsplatz bezieht. Aber für welche Nähe, Ferne, oder Weite standen die Worte für die man sich in der Übersetzung für den Begriff „unweit“ entschied. Hilfe erhoffte man sich im Zuge einer Analyse indem man anhand anderer Tacitus Textstellen Schlussfolgerungen anstellte, wonach es sich dabei um eine Entfernung gehandelt haben könnte für die man maximal 4 Stunden benötigte. Doch welchen Erkenntnisgewinn erhoffte man sich ohne das Fortbewegungsmittel, oder die damit einher gehende Reisegeschwindigkeit zu kennen. Sowohl der Erkundungstrupp unter Caecina, als auch der Haupttrupp unter Germanicus werden beritten gewesen sein und beide dürften nicht die Absicht gehabt haben dafür eine Übernachtung einlegen zu wollen. Der Gruppe um Caecina stand die Aufgabe zu den Weg zum Schlachtfeld mit Hilfe der Überlebenden zu erkunden damit dann, vermutlich tags darauf Germanicus ohne größere Umschweife oder Unterbrechungen um keine unnötige Zeit zu verlieren dort hin gelangen konnte. Das Caecina bereits im Zuge der Erkundung bis zum ersten Varuslager vordrang ist nicht überliefert aber er fand den Weg zum Schlachtgebiet. Sie befanden sich in Feindesland und sie könnten, als sie ihren Fuß hinein setzten den Auftrag als ausgeführt betrachtet haben und hielten sich dort nicht länger auf als nötig. Dem gegenüber fiel der Abstecher für Germanicus umfangreicher und zeitaufwändiger aus, da er sich mit seinem Gefolge das „prima Vari castra“ ansah, danach noch die Bestattung der Knochen vornahm und den Ort erkundete wo man die Legionäre hingerichtet hatte. Da sich Germanicus bereits im Frühjahr des gleichen Jahres im Stammesgebiet der Cherusker aufhielt, als man in einer adhoc Aktion Segestes vermutlich auf der Vogelsburg südlich Einbeck befreite, blieb nur noch der Spätsommer des gleichen Jahres um die Cherusker anzugreifen, jener Angriff der aus römischer Sicht so kläglich scheitern sollte. So standen ihm jahreszeitlich bedingt für den Umweg zum Varusschauplatz etwa 13 bis 15 helle Stunden zur Verfügung. Zeit genug um seine Vorhaben umzusetzen und wieder zum Standlager auf der Paderborner Hochebene zurück kehren zu können. Wir wissen nicht mit wie viel Männern Germanicus aufbrach, sodass es spekulativ wäre den Zeitaufwand sowohl für den Hin - und Rückritt, als auch die Aufenthaltsdauer an den einzelnen Schauplätzen der Schlacht hochzurechnen. Für Arminius wird diese Eskapade überraschend gekommen sein, als man ihm berichtete, dass sich Germanicus von der Haupttruppe entfernte und sich plötzlich von anderer Seite aus kommend seinem Stammesgebiet zu nähern, sodass er dahinter möglicherweise ein Ablenkungsmanöver oder einen Zangenangriff vermutete. Der Ursprungstheorie folgend ist der Ausgangsort im Raum Schwaney definiert und auf dieser Basis bietet sich auch die Möglichkeit den Platz zu lokalisieren wo damals der Knochenhügel aufgeschichtet wurde. Auf Fragen zur Bedeutung und Verortung des „Teutoburgiensi saltu“ wurde im Rahmen dieses Projektes bereits näher eingegangen und sie wurden auf Basis der Theorie beantwortet. Seit prähistorischen Zeiten bietet die Egge zwischen den Externsteinen und dem Diemeltal nur zwei auch für Karren taugliche Durch- bzw. Übergänge. Bei dem einen handelt es sich um den Hellwegauf – bzw. Abstieg zwischen Schwaney und Schmechten und bei dem zweiten um den als „Teutoburgiensi saltu“ definierten Auf – bzw. Abstieg der westlich von Borlinghausen in die Egge eindringt. Dieser Pass ist ein Teilstück des Haar- bzw. Herßweges, nennt sich heute Burgweg trägt aber auch den Namen Bördenweg. Er stellt eine Regionen übergreifende Verbindung zwischen Rhein und Weser dar und ist damit das südliche Pendant zum Hellweg der Hauptroute von Ost nach West. Der Haarweg verbindet somit den Raum Soest mit der Weser bei Herstelle. Aufgrund der Festlegung der beiden Fixpunkte mit der Paderborner Hochebene als Ausgangsbereich und dem „Teutoburgiensi saltu“ bei Borlinghausen als Zielbereich hilft die Topographie weiter möchte man die Anmarschstrecke dahin, wo „unweit“ davon der römische Marschzug vor der Egge von den Cheruskern und ihren Verbündeten zum Stillstand gebracht wurde eingrenzen. Es fällt bei dieser Grundlage leicht zu analysieren welchen Weg Caecina einschlug um für Germanicus das Terrain sondieren zu können, da es dafür nur zwei Alternativen gibt von denen aber eine ausscheidet. Da man die Örtlichkeiten der Varusschlacht aufsuchen wollte ist die Feststellung von Bedeutung, dass Germanicus dafür in das Stammesgebiet der gegnerischen Cherusker absteigen musste, somit aber auch in die Nähe der Chatten kam und sich möglicherweise auch noch unweit der Marser/Sugambrer bewegte. Die Cherusker wussten, dass sie Ziel seiner Spätsommer Offensive im Spätsommer waren und kontrollierten daher jede seiner Bewegungen. Da er sich östlich der Lippe aufhielt erschloss sich den Cheruskern seine Zugrichtung und sie werden den zu ihnen führenden Hellweg bewacht haben. So könnten sie je nach Strategie die ersten Kampfverbände schon östlich der Egge etwa im Oesetal in Position gebracht haben. Es war seit Drusus für die Germanen zur Normalität geworden, dass die Hellwegtrasse die klassische Einfallpforte für alle aus Westen anmarschierenden feindlichen Heere war. Hätten die Überlebenden Caecina im Jahre 15 + auf den Weg der einstigen Zugrichtung zum Varusschlachtfeld geführt, dann hätten sie dem Hellweg auch bis zum Etappenlager Brakel folgen können um von dort aus nach Süden in Richtung Warburg bzw. in die Richtung des „prima Vari castra“ abzubiegen. Neben der Tatsache, dass dies ab Schwaney auch einen Umweg zum „Teutoburgiensi saltu“ bedeutet hätte, hätte sich der möglicherweise kleine Spähtrupp um Caecina in die unmittelbare Nähe der Cherusker begeben müssen und hätte sich einer nicht unerheblichen Gefahr ausgesetzt. So wird Caecina sich für den einfacheren und schnelleren Hinweg entschieden haben und blieb auf diese Weise auch auf Distanz zum Gegner. So nutzte man bis zur „Alte Burg“ dem Kontrollpunkt auf dem Eggekammweg auf der Höhe des „Teutoburgiensi saltu“ der dort auf den Herßweg stieß und stieg von dort ins südliche Bördeland bzw. in den nördlich vorgelagerten Nethegau ab. Caecina werden wohl zu Pferde unterwegs gewesen sein passierte auf dem Weg die große Schanze der Behmburg und wird auf Geheiß der Überlebenden im Unwegsamen auch keinen forschen Gallop, oder mittleren Trab eingelegt sondern sich für ein Schritttempo entschieden haben. Die Strecke aus Schwaney kommend bis Borlinghausen beträgt rund zwanzig Kilometer und unter Zugrundelegung der vorgenannten Recherche, wonach „haud procul“ mit etwa 4 Stunden gleich gesetzt wird, hätte dafür 5 Kilometer pro Stunde zurück gelegt. Ein angemessene Zeit auf dem Pferderücken bei vorsichtigem und voraus tastendem Schritttempo, das zu einem Suchtrupp passen würde zumal man sich den Weg teilweise begehbar machen musste, auf Hindernisse stieß, auch Feindkontakt befürchtete, also auf jedes Geräusch zu achten hatte. Germanicus profitierte von seiner Vorarbeit sparte Zeit und konnte sich daher länger am alten Ort des Geschehens aufhalten. So ritt er die Stationen der Schlacht ab und gelangte zum Kern und Wendepunkt dem „prima Vari castra“ um ihn zu inspizieren. Jener Ort dem Tacitus den Namen „castra“ gab der für eine Burg oder Festung im Gebrauch war, obwohl es sich hier nur um ein Nachtlager handelte. Ein Lager, das nach Cassius Dio von den Überlebenden nach dem ersten Kampftag an einem äußerst ungünstigen Platz in höchster Not errichtet wurde, aber ebenso ein Lager an dessen Aufbau sich nach Tacitus noch alle drei Legionen beteiligt haben sollen. Und um dieser Theorie gerecht zu werden erreichte Germanicus das „prima Vari castra“ im vermuteten Fahlenbruch unmittelbar nördlich von Schweckhausen in dem er ab dem „Teutoburgiensi saltu“, dem Oberen Bördenweg folgte und in Schweckhausen auf den Warburger Hellweg einschwenkte. So könnte er von Westen aus das Lager erreicht haben wo sich ihm nach Tacitus ein trauriger und schmachvoller Anblick bot. Dabei passierte er zunächst den Ort an dem am vierten Tag die Schlacht zu Ende ging und wo sich nach dieser Theorie eine Erinnerungsstätte für Arminius etablierte die Karl der Große 772 + meinte aus vermeintlich religiösen Gründen zerstören zu müssen. Der Tacitus Überlieferung nach betrat man eine Unglücksstätte die grässlich anzusehen und voll schrecklicher Erinnerungen war und er drückt damit auch eine gewisse persönliche Anteilnahme insofern aus, als dass er sich gedanklich in die Gefühle der Überlebenden hinein versetzte und annahm sie müssten es so empfunden haben. Angekommen rang man im unübersichtlichen Terrain, in dem sich die Vegetation sechs Jahre ungestört entwickeln und ausbreiten konnte um Orientierung, interpretierte und rekonstruierte sich gegenseitig das einstige Geschehen. Spekulationen an denen sich alle Anwesenden lebhaft beteiligt haben dürften überschlugen sich. So erblickte man vermutlich zuerst den niedrigen Wall samt einem flachem Graben wie es von Tacitus erwähnt wurde. Es war eine Verteidigungsmaßnahme wie sie alle römischen Marschlager mehr oder weniger umfangreich besaßen, die aber hier bereits unter den Kämpfen gelitten haben könnten in dem sich der Graben abgeflacht zeigte und der Wall an Höhe verloren hatte. Es könnten aber auch die Reste baulicher Anlagen gewesen sein, die diesen Anblick boten, da man sie nicht mehr zu Ende bauen konnte. Tacitus ging nicht darauf ein, dass sich das Gelände im Spätsommer 15 + nach sechs Jahren in einem anderen nämlich von der Vegetation überwucherten Zustand befunden haben dürfte, das sich je nach Lichteinfall möglicherweise schon im Vorwaldstadium befand. So konnte man auch nur das beschreiben, was man noch davon erkennen konnte. Es lautet in lateinischer Sprache “prima Vari castra lato ambitu et dimensis principiis trium legionum manus ostentabant; dein semiruto vallo, humili fossa accisae iam reliquiae consedisse intellegebantur. medio campi albentia ossa, ut fugerant, ut restiterant, disiecta vel aggerata, adiacebant fragmina telorum equorumque artus, simul truncis arborum antefixa ora. lucis propinquis barbarae arae, apud quas tribunos ac primorum ordinum centuriones mactaverant“. Und es wurde mit den folgenden Worten übersetzt: „Das erste Lager des Varus erwies sich dem weiten Umfang und den Ausmaßen des Hauptquartiers nach als das Werk dreier Legionen; dann erkannte man an dem halb zerstörten Wall und dem flachen Graben (die Stelle), an der sich die bereits dezimierten Reste niedergelassen hatten. Auf der Ebene dazwischen lagen die bleichenden Gebeine, zerstreut oder haufenweise, je nachdem, ob sie geflohen waren oder Widerstand geleistet hatten. Daneben lagen Bruchstücke von Geschossen und Pferdegerippe, und an den Baumstämmen hatte man Schädel festgemacht. In den benachbarten Hainen (fand man) Altäre der Barbaren, bei denen man die Tribunen und Centurionen ersten Ranges geopfert hatte“. So sollte man annehmen, dass das was Tacitus schrieb, was er also mit seinen Worten wieder gab auch das war, was die Überlebenden und die anderen Anwesenden seinerzeit noch vorfanden und es somit die Beschreibung dessen war, was sechs Vegetationszyklen und Plünderungen noch an Erkennbaren am Ort des einstigen Lagerplatzes davon übrig gelassen hatten. Ob dies der Aussage der Überlebenden entsprach, es also die Arbeit war die dem tatkräftigen Einsatz von drei Legionen entsprach oder eine spätere Ergänzung von Tacitus war, muss offen bleiben. Aber woran wollten sie damals den Umfang erkannt haben. Denn nach Cassius Dio zu urteilen hatte man keine Zeit eine Fläche frei zu roden und hatte wohl auch keine Lichtung vor sich um sich einen Überblick zu verschaffen. Es fällt auf, dass aus der Tacitus Beschreibung des ersten Varuslagers keine Angaben über den inneren Zustand hervor gehen was bauliche Maßnahmen wie Behausungen oder dergleichen anbetrifft und es gab von ihm auch keine Hinweise auf die verkohlten Überreste der laut Cassius Dio einst verbrannten Ochsenkarren oder sonstiges. Man verschaffte sich aufgrund der Umstände einen vermutlich hastigen Überblick und versuchte sich nur oberflächlich die Ausmaße des ersten Varuslagers zu vergegenwärtigen. Die Überlebenden sollten jedoch gewusst haben, dass nach dem ersten heftigen Kampftag keine drei kompletten Legionen mehr Hand angelegt haben konnten. Folglich konnte es sich auch bei der Überlieferung hinsichtlich des Umfanges und den Abmaßen des Hauptquartieres nicht um das Werk von drei Legionen gehandelt haben und war eher eine Mutmaßung bzw. Eigeninterpretation von Tacitus. Er verwendete dazu die Worte „lato ambitu et dimensis principiis“, um es aber plastischer erscheinen zu lassen und um sich plausible Mindestvorstellungen zum Vorhandenen zu verschaffen, entschieden sich die Historiker dafür das Wort „Absteckungen“, ins Leben zu rufen. Ein Begriff mit dem sich der Eindruck erzeugen lässt, man hätte noch sechs Jahre nach der Schlacht sichtbare Spuren in Form von Umrissen nämlich die so genannten Absteckungen vorgefunden. Dies weckt den Verdacht, man habe damals mit an Pflöcken befestigten farbigen Textilien hantiert oder andersartig markierte Kennzeichnungen im Boden gesehen, von denen sich die Ausmaße ableiten ließen. Ein in der Tat nicht abwegiger Gedanke oder eine Erklärung um einem Komplex Grundstrukturen zu verleihen an denen sich die damaligen Bausoldaten orientieren konnten. Absteckungen zu setzen sind ein fester Bestandteil derartiger Maßnahmen, gehören im Metier zum Alltagsgeschäft und haben bis heute ihren Platz am Anfang jeglicher Baumaßnahmen unter freiem Himmel. Sie stehen für ein Minimum an Sichtbarem und symbolisieren was unser Vorstellungsvermögen hergibt, wenn man sich ein noch unbebautes Gelände vor Augen hält. Insgesamt deutet diese Darstellung darauf hin, dass man sich unter dem „prima Vari castra“ mehr ein karges Biwak, als ein bezugsfertiges Nachtlager vorzustellen hat, was angesichts der Notlage auch nachvollziehbar ist und angemessen erscheint. Aus der Überlieferung geht das Wort „principiis“ hervor. Nach Cäsar handelt es sich dabei um etwas Anfängliches in einem frühen Stadium ein Wort, das man als Grundlage für etwas zukünftiges verwendete, dass also erst noch folgen sollte. Man vermutet heute darunter einen frei gehaltenen Raum und denkt dabei an den so genannten Feldherrnplatz im Sinne eines Aufmarschgeländes der sich vor einem Stabsgebäude einer auch nur angedachten Principia befunden haben könnte. Im Wort „principiis“ einen Feldherrnplatz zu sehen bzw. es so zu übersetzen ist übrigens ein Novum und wird ausnahmslos nur in Verbindung mit der Varusschlacht benutzt, spricht also ebenfalls für eine völlig freie und unbebaute Fläche. Letztlich konnte man von der Stätte die einst als Nachtlager diente nur noch wenig erkennen, da es 9 + offensichtlich nicht gelang eine verteidigungsfähige Anlage zu hinterlassen der sich Strukturelles entnehmen ließ, sodass man darin schon gar nicht das Werk von drei Legionen erkennen konnte. Man stand 15 + möglicherweise vor einer unübersichtlichen vielleicht auch rätselhaften Freifläche auf der einmal ein Nachtlager entstehen sollte, etwas Undefinierbares, dass dann von Tacitus aufgewertet wurde um es als etwas wirken zu lassen, dass einer Endschlacht würdig war. Ein Lager unter dem sich Florus aufgrund seines Kenntnisstandes das als Gerichtsstätte angedachte Lager vorstellte. Aber was man 15 + sah bzw. nicht sah musste den Eindruck hinterlassen, dass das Ergebnis der Inspektion für alle recht mager und daher ziemlich unbefriedigend ausgefallen sein dürfte. Es ist zwar schwer vorstellbar, dass es schon sechs Jahre nach der Schlacht im Lagerinneren „nichts“ mehr zu sehen gab, aber die kurze Darstellung lässt keinen anderen Schluss zu, als dass Germanicus mehr oder weniger ins Leere blickte. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass man auch damals schon bemüht war Erklärungen für diesen wie unfertig erscheinenden leeren Freiraum zu finden. Auch an anderen geschichtlichen Stellen wird über die Ursprungs - bzw. Grundstruktur eines römischen Lagers, wie etwa die Festlegung des Umfanges, sowie die Abmessungen also die Prinzipien bzw. die Absteckungen eines Hauptplatzes gesprochen. So wird von Tacitus über Germanicus im Zuge der Schlachtvorbereitung vor Idistaviso berichtet, dass dieser noch während er ein Lager „abstecken“ ließ die Nachricht bekam, dass die Angrivarier im Rücken des Heeres abgefallen seien. Man kann auch daraus schließen, dass hier ebenfalls Legionäre abgestellt wurden, die den Auftrag hatten die ersten Vorbereitungen für den Bau eines Nachtlagers zu treffen, die aus Absteckungsarbeiten bestanden. Aber wie im Falle des „prima Vari castra“, war auch dies noch lange kein bezugsfertiges Lager. Vermutlich mittels Groma wurde in der ersten Phase Reißbrett artige Vorleistungen erbracht um festzulegen, wo man später Zelte, Gebäude und Wälle errichten wollte. Auch Hanibal sandte damals bei Killa zur Absteckung eines Lagers nur einige wenige Leute aus, die ebenfalls die Grundzüge des späteren Lagers festzulegen hatten. Und auch bei Killa wird es noch einige Zeit gedauert haben, bis man von einem Lager hätte sprechen können. Auf der Markussäule in Rom sind Soldaten zu erkennen die mit Messstäben hantieren, man vermutet, dass auch hier einige wenige damit beschäftigt waren zunächst nur einen Lagerplatz abzustecken. Auch zu Tacitus Zeiten war die einstige Existenz von drei Legionen der allgemeine Wissensstand, alle antiken Berichte hatten dieser Tatsache Rechnung zu tragen und mussten es textuell hervor heben. Nicht nur Tacitus auch die heutige Forschung ist beeinflusst von den antiken Berichten hat sich bis heute darauf verständigt davon auszugehen, dass einst wie es Paterculus hinterließ drei Legionen plus Hilfskräfte, drei Alen und sechs Kohorten samt Tross in die Varusschlacht gezogen sind und meint ihre Zahl auf 15.000 bis 20.000 Mann schätzen zu können. Das selbst bei der vorgenannten Untergrenze diese Annahme auf schwankendem Boden steht, lässt sich aufgrund diverser Prämissen unschwer erkennen. Und so kann auch von einem idealen Marschlager, wie es vor unserem inneren Auge auferstehen mag in einem vorbildlichen und ordnungsgemäß nach Bauplan ineinander gefügten und verteidigungsfähigen Zustand keine Rede sein. So sollte das „prima Vari castra“ nach sechs Jahren auch anders ausgesehen haben, als man es sich nach offizieller Lesart vorstellen mag. Das lateinische Wort für das was Germanicus sah bzw. wie es sich zeigte lautet im infinitiv „ostendere“ und so wie es Tacitus in seiner Niederschrift überlieferte “ostentabant” und es lässt sich mehrdeutig interpretieren. So wird es in den Übersetzungen mal als “es wies darauf hin, dass es das Werk von drei Legionen war”, mal als “es erwies sich als ein”, oder “es deutete darauf hin” ausgelegt. Es gibt aber auch noch die Deutung “es erschien ihnen wie die Arbeit von drei Legionen“. Man möchte keine Wortklauberei betreiben, aber die voneinander abweichenden Übersetzungen vieler Experten die der lateinischen Sprache mächtig sind und sich den Texten der Annalen 1,61 (2) angenommen haben, sprechen hier für sich. So handelt es sich in der Zusammenfassung der infrage kommenden Übersetzungsmöglichkeit zu „ostentabant“ in der Kurzform um folgende Gegenüberstellungen:
• „es war erkennbar als“ - Dies entspräche einem hohen Wiedererkennungswert, man konnte noch gut sehen, dass drei Legionen am Werk waren, was einem Beweis gleich kommt.
• „es erwies sich als das“ - Hier wird ein Unterschied zwischen erwies und bewies deutlich. Wobei erwies die mildere Version von bewies ist. Etwa die Inaugenscheinnahme bewies es, es ist erwiesenermaßen bzw. bewiesenermaßen so, was aber einem Beweis sehr nahe kommt und man es schon für einen Beweis halten könnte.
• „es erklärt sich als das“ - Dies klingt eher nach einem, es könnte denkbar gewesen sein, lässt aber auch Zweifel daran zu.
• „es erscheint als das“ – der Schein kann trügen, es erschien also allen so, also ob es denn so gewesen wäre bzw. es war allem Anschein nach bzw. auf den ersten Blick hin so, dass es so sein gewesen könnte. Folglich eine anzweifelnde Interpretation.
• es deutet oder es weist darauf hin das“ - Ist eine Vermutung, also kein Beweis.
Was also wollte Tacitus mit dem Wort „ostendere“ zum Ausdruck bringen. Stünde man mit der Redewendung “Vermutung” vor einem Gericht, so wäre ein Prozess um das Werk von drei vollzähligen Legionen oder vielleicht auch nicht schnell geplatzt. Aber warum erfuhren Caecina und Germanicus nicht von den Überlebenden, die sie letztlich zu den Schauplätzen führten, dass es sich hier definitiv nicht um ein von drei Legionen errichtetes Lager handelte bzw. gehandelt haben konnte, da von ihnen schon vorher zu viele ihr Leben gelassen hatten. Sie müssten es doch als Augenzeugen bestens wissen, da sie schließlich am Aufbau und am Kampf selbst beteiligt gewesen sein sollten bzw. müssten. Dann hätte man 15 + auch nicht spekulieren oder vermuten brauchen, ob sie denn vor einem Dreilegionenlager standen oder nicht, oder wollten sie sich nicht die Blöße der Unwissenheit geben. Auf welchen Zustand blickte damals Germanicus im Kreise seiner Gefolgschaft unter denen sich auch Caecina befand der allen überhaupt erst den Weg dahin weisen konnte, sich aber nun auch für das Varuslager interessiert haben dürfte. Dieser Theorie liegt die Gegenrechnung zugrunde wonach man Varus damals für den Markomannenfeldzug und den unmittelbar darauf folgenden Pannonienkrieg Schlachten entscheidende Mannschaften entzog, aber auch dem zivilen Marschzug einen Geleitschutz übergab und auch diverse Truppenteile für Wegeposten abstellte, so dass Varus am Morgen des zweiten Marschtages das vermutete Etappenlager Brakel mit einer hoch gerechnet ausgedünnten Truppe von etwa 11.000 Legionären verließ. Dazu erschien das Kapitel „3 Legionen - 6 Kohorten - 3 Reitereinheiten ? Hört sich viel an - aber wie war es um deren Schlagkraft bestellt ?“ vom 14.11.2023 mit detaillierten Erläuterungen. Die Kämpfe am zweiten Marschtag beschrieb Cassius Dio als äußerst verlustreich und sie setzten sich im Zuge der Rekonstruktion passend zu den Paterculus, Tacitus und Florus Überlieferungen noch bis ins „erste Vari castra“ fort. Eine zentrale Überlegung ebenfalls von hypothetischer Natur stellt sich in diesem Zusammenhang mit der Frage, wie hoch die Verluste der römischen Armee bereits am ersten Kampftag ausfielen. Nach Cassius Dios ausführlicher Beschreibung könnten sie schon so verheerend gewesen sein, dass man sich bereits am nächsten Tag vor dem Verlassen des „ersten Vari castra“ entschied alles Unnötige zu verbrennen und nur noch daran dachte so schnell wie möglich der totalen Vernichtung zu entkommen. Darin steckt auch ein Anhaltspunkt für die geringe Anzahl an Legionären die noch das Nachtlager erreichen konnten um es zu errichten. Eine weitere Erklärung könnte in seiner Dimension zu finden sein. Es käme demnach ein Lagerplatz in Frage, der weitaus geringer ausgefallen sein dürfte, als der von dem die Varusforschung bisher ausgehen wollte. Denn unter diesen Voraussetzungen könnte das „prima Vari castra“ mit dem Fahlenbruchlager nördlich von Schweckhausen identisch gewesen sein. Dieses misst 125 x 188 Meter, hat den Vorteil, dass es heute noch in seinen Grundzügen und Umrissen existiert, ist also eine noch heute erkennbare und zudem als Kulturdenkmal geschützte Wallanlage. Zudem erkennt man darin ein Rechteck - also Spielkartenformat was exakt der Formgebung des nachchristlichen „Pseudo Higin“ Lagerkomplexes entspricht. Polybios hingegen favorisierte im zweiten vorchristlichen Jahrhundert noch ein quadratisches Lager und gab für ein zwei Legionen umfassendes Nachtlager einschließlich Reiterei, Verbündeten, Hilfstruppen und Leibgarde für insgesamt 18.600 Mann eine Abmessung von 600 x 600 Meter an. Aber am Abend des ersten Kampftages erreichte nur noch ein dezimierter Teil der am Morgen ausgerückten etwa 11.000 Legionäre den zur Übernachtung vorgesehenen Platz um dort ein provisorisches Lager zu beziehen in dem man nur noch dicht gedrängt bewegungsfähig gewesen war. Zahlreiche Legionäre lebten nicht mehr, waren in Gefangenschaft geraten, verletzt oder geflüchtet. Nötiges Baumaterial war bereits auf der Strecke geblieben und erreichte ebenfalls nicht mehr den Ort, so dass sich das Polybios Lager nur als ein schwacher Vergleich zur Orientierung heran ziehen lässt. Erkennbar wird jedoch, dass es keines Lagers mehr für drei Legionen bedurfte und auch nicht mehr genügend Bausoldaten zur Verfügung standen die sich am Aufbau dieses Lagers beteiligen konnten. Ein Umstand der den Überlebenden um Germanicus bekannt gewesen sein sollte. So hat man unter dem „prima Vari castra“ dem ersten Lager, das die Männer um Varus errichten sollten ein aus der Not heraus geschaffenes Auffanglager zu verstehen, das die Flüchtenden aufnehmen sollte und das weit entfernt von dem war, was man sich unter einem standardmäßigen Marschlager vorstellt. Rückwirkend rekonstruierend ließe sich sagen, dass aufgrund des einsetzenden Kampfgeschehen auf den hinteren Teil des Marschzuges die zuständige Vorhut der ersten Legion gezwungen sah vorzeitig und an einem ungünstig gelegenen Standort mit dem Setzen der Absteckungen zu beginnen hatte und parallel dazu unter Zeitdruck an unterschiedlichen Stellen die Aushub- und Befestigungsarbeiten in Angriff nahm. Während der Arbeiten fraßen sich die Kämpfe in die Spitze vor, so dass die am Aufbau beteiligten in Zweikämpfe verwickelt wurden und gezwungen waren den Spaten mit dem Kurzschwert auszutauschen. Mit Einbruch der Dunkelheit endeten zwangsläufig nicht nur die Kämpfe es kamen auch die nötigen Arbeiten zum Erliegen, man musste sich mit dem begnügen was bis dato erreicht wurde und die vom Kampf ermüdet eintreffenden Legionäre mussten mit dem Vorhandenen vorlieb nehmen. Durch die Ereignisse reichte es nur zu minimalen provisorischen Schutzanlagen zumal auch viele Wallpfosten und Werkzeuge auf dem Marsch stecken geblieben waren. So scheint der Begriff Absteckung gut gewählt und vermittelt den Eindruck, dass hier etwas erst im Entstehen begriffen war aber seine endgültige Fertigstellung nicht mehr erlebte. Da Germanicus ursprünglich die Absicht verfolgte die Knochen zu bestatten und damit einhergehend auch den Zustand und das Umfeld des ersten Varuslagers begutachtete schloss man daraus nicht nur, dass sich im näheren Umfeld des Lagers auch der Knochenhügel befunden haben müsste, sondern auch die Varusschlacht geendet hätte, zumal die Überlebenden der Schlacht auch den Ort zeigen konnten an dem Varus sich tötete. In sich plausible Schlussfolgerungen die in die Theorie mündeten, dass sich die Varusschlacht nicht über mehrere Tage hinzog, sondern nur um das „prima Vari castra“ getobt haben musste, wäre da nicht Cassius Dio dem sich die Mehrtagesversion entnehmen ließ. Der Überlieferung von Cassius Dio folgend würde es sich bei diesem Lager um das am Abend des ersten Kampftages errichtete handeln und wäre folglich mit dem ersten Varuslager identisch gewesen. Danach hätte Germanicus in der Nähe des Lagers auch nur auf die Knochen jener Legionäre stoßen können, die am ersten Kampftag den Tod fanden um sie zu bestatten. Nach Cassius Dio hatten die Legionäre jedoch am dritten und am vierten Marschtag noch weitere verlustreiche Kämpfe zu bestehen und erst danach hatte sich Varus ins Schwert gestürzt. Infolgedessen konnte sich Varus nicht schon am ersten Kampftag getötet haben, sodass man Germanicus auch nicht schon in der Nähe des „prima Vari castra“ den Ort gezeigt haben konnte, an dem dieser sich das Leben nahm. Daraus lässt sich schließen, dass man den Text von Tacitus so zu lesen hat, dass der Trupp um Germanicus den Bereich des ersten Varuslagers wieder verlassen haben musste um sich zum Endschauplatz des vierten Tages zu begeben und dort die Knochenbestattung vorzunehmen. Wie sich rekonstruieren ließ dürfte Germanicus am Ort des ersten Varuslagers nur einen von der wuchernden Vegetation in Mitleidenschaft gezogenen Grundriss ausgemacht haben, der nur die Züge geringfügiger Vorarbeiten trug und die damals Unbeteiligten, aber auch die Überlebenden der Schlacht konnten nach sechs Jahren ihrer Abwesenheit nur einen unfertigen, im frühen und notdürftigen Zustand befindliches Provisorium erkennen und beschreiben und erwähnten auch nicht die verkohlten Reste einst verbrannter Ochsenkarren wie Cassius Dio es beschrieb, so dass man auch nicht imstande war mehr davon zu überliefern, als wie es auch die Zeilen von Tacitus zum Ausdruck bringen. Es war ein Ort für den man sich wie Cassius Dio schreibt aus der Not heraus und nicht aus strategischen Gründen entschieden hatte, der sich sicherlich nicht innerhalb eines geschlossenen Waldgebietes, sondern auf einer unbewaldeten leichten Anhöhe befand. Eine gerade noch geeignete vielleicht zuvor landwirtschaftlich genutzte oder von den Germanen Brand gerodete lichte Stelle auf der man 9 + nur spärlichen Pflanzen - Gebüsch - oder Gehölzaufwuchs antraf der aber im Jahre 15 + bereits stark verbuscht gewesen sein dürfte. Mit der Erkundung des „prima Vari castra“ betraten Germanicus und seine Männer zunächst den tristen Schauplatz einer Armee, die hier noch versucht hatte dem Untergang zu entgehen. Hier vollzog sich zwar die Wende aber es war ein Ort um den nicht die Hauptschlacht entbrannte, sondern der sich inmitten des mehrtägigen Geschehens befand, wo sich zwar die bittere Niederlage abzeichnete aber Cassius Dio folgend noch nicht zu Ende war und wo die Überlebenden den Männern um Germanicus die nicht an der Schlacht teilnahmen versuchten den Verlauf zu erklären, damit diese sich ein Bild von den einstigen Geschehnissen machen konnten. Tacitus ging auf das Wenige ein in dem er schrieb, dass Germanicus auf Umwallungen stieß, die im Zuge des Kampfgeschehens bereits erheblich in Mitleidenschaft gezogen waren. Es ist ein Hinweis darauf, dass sich die Kämpfe noch bzw. schon bis ins Lagerinnere fortgesetzt hatten und wobei sich nach den Worten von Paterculus der Lagerkommandant Eggius durch seine Tapferkeit besonders hervor getan hatte. Es ist aber auch ein Hinweis der noch eine andere Deutung zulässt. So beschrieb Tacitus eine vermutlich durch die Kämpfe zusammen gefallene Verschanzung hinter deren Schutz einige Legionäre überleben konnten. So lässt sich der Überlieferung nach eine räumliche Nähe zum „prima Vari castra“ entnehmen die man auf den ersten Blick auch für plausibel halten darf. Es sind jedoch Zweifel daran erlaubt, ob man es sich auch so verhalten hat, denn aus seiner Überlieferung geht das lateinische Wort „dein“, das eine Aussage zur Distanz beinhaltet und sich was Abstand und Entfernung anbetrifft auch unterschiedlich auswerten lässt. Und obwohl auch dieser Hinweis hilfreich ist, wie etwa seine Worte „haud procul“, erschwerte bzw. verwirrte er doch damit die Analyse was zu der Schlussfolgerung führen kann, dass der Hinweis auf diese Verschanzung bereits nicht mehr zum Komplex des „prima Vari castra“ gehörte, sondern sich bereits auf das zweite Notlager am folgenden Abend beziehen könnte. Sollte dies der Fall sein, dann läge darin der Hinweis verborgen, dass auch aus der Tacitus Überlieferung hervor geht, dass die Varusschlacht nicht am „prima Vari castra“ endete und sich damit eine Kompatibilität zur Überlieferung des Cassius Dio einstellt. Anerkannte Übersetzer untersuchten das Wort „dein“ und setzten es mit „später“ oder „nach einiger Zeit“ gleich. Angaben, wie sie sowohl zum „prima Vari castra“ aber auch zum „sekunda Vari castra“ passen würden, bei dem sich immer noch die Frage stellt, was Germanicus davon noch sehen konnte. Des Weiteren wird das Wort „dein“ wie folgt interpretiert. „Dann erkannte man“ an dem halb eingestürzten Wall und dem niedrigen Graben, dass die schon zusammen geschmolzenen Reste sich dort gelagert hatten“. Oder „In einiger Entfernung davon“ sah man einen nur halb aufgeworfenen Wall mit niedrigem Graben, sichtlich der Lagerplatz eines schon angeschlagenen Restes“. Aber auch „Weiterhin erkannte man“ am halb eingestürzten Wall und am flachen Graben, dass sich hier der schon zusammen geschmolzene Rest festgesetzt hat. So wird sein Stil zu einer Herausforderung, wenn man darin das Momentum erkennen möchte, in dem Tacitus den Schwenk zur Mehrtagesschlacht vollzieht und sich sein Werk mit dem des Cassius Dio verbinden lässt. Darauf das sich eingestürzte Wallanlagen sowohl im ersten als auch im zweiten Varuslager befunden haben könnten wurde bereits eingegangen. Interpretiert man aber das Wort „dein“ im Sinne von „in einiger Entfernung“, so darf spekuliert werden, ob damit nicht schon die Verschanzungen am „sekunda Vari castra“ gemeint waren, Germanicus folglich schon das „prima Vari castra“ verlassen hatte und sich nun einige Kilometer westlich davon nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ befand. Es ist also eine Frage der Auslegung, ob man darin den verborgenen Hinweis erkennen möchte, dass Tacitus hier den weiteren Verlauf der Schlacht andeutete. Man darf sich auf den Standpunkt stellen, dass zu Zeiten von Tacitus und Florus in Rom noch jeder wusste, dass die Schlacht zwar am „prima Vari castra“ entschieden wurde aber nicht jedem bekannt war, dass sich dort am Abend des zweiten Marschtages nur der Anfang vom Ende vollzog, der Alptraum aber noch einen dritten und vierten Tag kannte. Im Ausbruch der Rumpflegionen und der überhasteten Flucht nach Westen, den damit verbundenen Verzweiflungstaten und den späteren Rückzugsgefechten erkannte man richtigerweise den leidigen Untergang einer bereits geschlagenen Armee, aber an der Publikation dieses unrühmlichen Schlachtenausganges stand niemand der Sinn. Es war gegenüber der damaligen Öffentlichkeit weder vertretbar noch von Belang oder opportun, wollte sich mit dem schmachvollen Ende nicht mehr identifizieren und befasste sich daher nicht mehr im Detail damit. So widmete man auch nur dem Geschehen um dieses heldenhaft verteidigte Lager die Aufmerksamkeit, da hier die Ereignisse stattfanden, die der Armee später zum Schicksal wurden und sie zu Fall brachten. So sah auch Tacitus keine unmittelbare Notwendigkeit näher darauf einzugehen was davor geschah und das sich der Varuszug nach den verheerenden Kämpfen am anderen Morgen noch mal in Bewegung setzte. Diese Aufarbeitung überließ er einem ihm unbekannten Cassius Dio und für das was dieser 2oo Jahre später zum gesamten Verlauf recherchierte interessierten sich erst wieder die neuen Generationen. Das Tacitus dies nicht deutlicher machte, kann man unterschiedlich begründen. Es könnte auch Unwissenheit gewesen sein, so dass dies sein Wissensstand nicht mehr her gab und er seinen Quellen nur entnehmen konnte, sodass er sich so ausdrückte als ob die Schlacht nur inmitten und oder im unmittelbaren Umfeld des ersten Varuslagers getobt hatte. Florus hingegen ging schon weiter und erwähnte, dass nichts blutiger war, als jene Katastrophe in Sümpfen und Wälder dem sich entnehmen lässt, dass sich die Schlacht auch über das „prima Vari castra“ hinaus ausweitete woraus sich auch ein weiterer Verlauf ableiten lässt. Sowohl die Tacitus Überlieferung als auch die des Cassius Dio kranken daran, dass beide Geschichtsschreiber das Geschehen in einer gerafften und kompakten Form schriftstellerisch wieder gegeben haben. Beide Texte erlauben es daher kaum klare Trennlinien zwischen Tagen und Begebenheiten zu ziehen da sie unstrukturiert und übergangslos zu Papier gebracht wurden. Und da sich keine exakte chronologische Abfolge erkennen lässt, kann sich das angesprochene Geschehen sowohl auf ein noch laufenden Ereignis noch am gleichen Tag, als auch auf ein späteres am Folgetag beziehen. Da sich Tacitus nicht als Schlachtenchronist verstand ging er nicht wie Cassius Dio auf die Vorgeschichte ein wonach es bereits einen Angriff auf den Marschzug gab noch bevor man das „prima Vari castra“ erreichte. Jene Kämpfe die den Beginn der Schlacht anzeigten und wurde auch nicht deutlich was die Nachgeschichte anbelangt, wonach die Legionen am anderen Morgen laut Cassius Dio das „prima Vari castra“ wie es hieß, noch einigermaßen geordnet verließen. Das er es nicht erwähnte bedeutet jedoch nicht, dass es nicht so gewesen wäre, wie Cassius Dio es hinterließ. Aber so zweideutig wie es die Wortwahl „dein“ von Tacitus zum Ausdruck bringt, könnte es noch einen weiteren Hinweis von ihm geben, wonach Germanicus den Schauplatz wechselte, die Kämpfe weiter gingen und sich daher nicht alle seine Schilderungen nur auf das „prima Vari castra“ bezogen. Nach Tacitus war es ein Lager von dem wohl weniger die Soldaten um Germanicus annahmen drei Legionen hätten daran gearbeitet, sondern Tacitus selbst. Tacitus stellte sich trotz dieser Stärke nicht die Frage, vermied es also darauf einzugehen warum es nicht gelang, es gegen die Germanen erfolgreich zu verteidigen, so dass diese es überrennen konnten. Eine Vorstellung die die nötige Plausibilität missen lässt und daher die Dio`sche Version stärkt, wonach es Überlebende gab, die anderntags noch imstande waren es zu verlassen und einige unter ihnen, wie auch Varus noch bis zum vierten Tag durch halten konnten. Da Germanicus mit der Absicht anrückte die Knochenbestattung vornehmen zu wollen schließt sich der Kreis in dem er dies auch nicht inmitten oder im Umfeld des Castras ausführen konnte, sondern erst dort wo Varus am vierten Tag zu Tode kam und die Schlacht endete. Infolgedessen musste Germanicus um an diesen Ort zu gelangen die Region am Castra verlassen. Hätte er die Knochen des ersten Kampftages bestatten wollen, hätten seine Männer die Marschstrecke zum ersten Varuslager abgehen oder nach Knochen innerhalb des Lagers suchen müssen während sie am Ort des zweiten Kampftages, da wo sich Varus und seine Getreuen töteten noch in ausreichendem Maße fündig werden konnten. Germanicus schlug auf Basis dieser Theorie nach der Visite des „ersten Vari castra“ für den Rückweg die gleiche Route ein, die er auch für den Hinweg zum „prima Vari castra“ genommen hatte, in dem er dafür den unter der Bezeichnung „Oberer Bördenweg“ bekannten prähistorischen Weg nun nach Westen nutzte, der ihn wieder zurück ins heutige Borlinghausen zum „Teutoburgiensi saltu“ und zum Ausgangslager führte. Dabei ritt er den Streckenabschnitt ab, den auch Varus nach seinem Abzug aus dem „prima Vari castra“ eingeschlagen hatte in der Hoffnung durch den Saltus entkommen zu können. So erreichte bzw. passierte Germanicus auch den Endschauplatz vor der Egge und zwangsläufig jene Stationen über die uns Cassius Dio Informationen hinterließ. Es waren seine Hinweise wonach die Legionen am Morgen des zweiten Kampftages am dritten Marschtag ins offene Land, möglicherweise in die Warburger Börde blicken konnten, sie dabei wieder in Kämpfe verwickelt wurden, Verluste hatten und dann erneut in ein Waldgebiet gerieten wo sie heftigen germanischen Angriffen ausgesetzt waren, sich aufgrund des regennassen Untergrundes dichtgedrängt mit der Reiterei und ihren unbrauchbar gewordenen Waffen nicht mehr verteidigen konnten, so dass Germanicus hier noch auf eine Vielzahl an Skeletten gestoßen sein dürfte. Zuletzt erkundete Germanicus den Ort, wo sich am vierten Marschtag dem dritten Kampftag die letzten Überlebenden ihrem Schicksal hingaben, da sie dem von allen Seiten zuströmenden übermächtigen Feind nichts mehr entgegen zu setzen hatten. Es war der Ort wo sich Varus unweit davon tötete und Tacitus die letzten Handlungen und Umstände beschrieb. Tacitus hatte die Vorkommnisse um den letzten Lebenstag des Varus alle in unmittelbaren Zusammenhang mit seiner Schilderung über die zerstörten Wälle und Gräben gesetzt. Daraus durfte man naturgemäß auch schließen, dass sich Germanicus in dieser Phase immer noch im ersten Varuslager bzw. in der Nähe von Wall und Graben aufgehalten hatte. Da er sich wie dargestellt aber für die Knochenbestattung entfernen musste, könnte diese Annahme auf tönernen Füßen stehen, denn die von Tacitus beschriebenen Vorgänge könnten sich erst zugetragen haben, nachdem Germanicus bereits das Castra verlassen hatte, so dass er auch erst später auf die bleichenden Gebeine der Getöteten stieß und auch erst dort die Bruchstücke von Waffen, sowie die Pferdegerippe sah. Und dafür gibt es auch einen Anhaltspunkt der in der taciteischen Wortwahl „medio campi“ verborgen liegen könnte. Es sind die Worte „medio campi“ die jedoch allein gestellt nicht viel über ihre Bedeutung verraten und sich ihnen erst in Verbindung mit weiteren lateinischen Worten und anderen Zusammenhängen ein Sinn entnehmen lässt. „Medio“ steht in erster Linie für Worte wie Mitte, inmitten, mitten oder mittig wie etwa „medio fluctu“ = mitten auf dem Meer oder „in medio campi coluber suspensus ahenus“ = in der Mitte des Feldes hing eine Schlange. So kann in „Medio campi“ auch besagen, dass sich alles inmitten eines Feldes aber auch einer Landschaft befand. In diesem Sinne darf man unter Landschaft aufgrund der Gebeine auch ein Schlachtfeld verstehen, zumal auch für das lateinische Wort „campus“ die Übersetzungen Schlachtfeld und offene Feldschlacht existieren. Da das Wort „campus“ zudem in Verbindung mit „campieren“ steht, verträgt es sich auch mit dem „prima Vari castra“ und passt in die Theorie, dass sich die Gebeine inmitten des „prima Vari castra“ befanden. Neben Bezügen zu einem Feld oder einer Landschaft werden die Worte „medio campi“ auch als Ebene und die Gebeine als dazwischen liegend gedeutet. Die Worte „medio campi“ beziehen sich jedoch in erster Linie auf Feld aber auch auf Landschaft und vertragen sich nicht unbedingt mit einem abgegrenzten bzw. abgesteckten und geschlossenen Lagerkomplex eines „prima Vari castra“, so dass Germanicus die Gebeine auch außerhalb des Castras gesehen haben könnte, zumal ein deutlicher Hinweis von Tacitus fehlt, dass sich die Gebeine innerhalb der Absteckungen, also innerhalb des Lagerplatzes befanden. Um die überein stimmende Handlungsabfolge in den Schriften von Tacitus und Dio zu erkennen, lassen schon kleine sprachliche Spuren Schlüsse zu wonach sich Tacitus zumindest doppeldeutig ausgedrückt haben könnte. In diesem Fall würde es bedeuten, dass sich die Gebeine nicht innerhalb des „prima Vari castra“ befanden, sondern außerhalb, folglich auch weiter entfernt davon gelegen haben könnten. Diese Interpretation erlaubt es annehmen zu dürfen, dass die Gruppe um Germanicus auf die verstreut liegenden Skelette, ob sie nun von Legionären stammten die geflohen waren oder Widerstand geleistet hatten stieß, als sie den Bereich des „prima Vari castra“ wieder verlassen hatten und sich bereits auf dem Rückweg befanden. Dieser Theorie folgend war Germanicus nun auf dem Weg in die Richtung des Endschauplatzes nahe dem zweiten Nachtlager, wo er die Knochenbeisetzung vollziehen wollte. Somit lassen sich die Tacitus Annalen mit der Darstellung von Cassius Dio kompatibel machen der schrieb, dass die Legionen nach dem Abzug bevor sie einen weiten Blick ins offene Land machten erneut in verlustreiche Kämpfe verstrickt wurden, als auch im Sumpfwald massiv in Bedrängnis gerieten. Kämpfe zu denen folglich auch die Gebeine gehörten, die Tacitus als in „medio campi“, also in der Landschaft auf einem Felde liegend beschrieb. Darin ließe sich der Hinweis erkennen, dass die Schlacht nicht wie sich bei Tacitus auf den ersten Blick sagen lässt im „prima Vari castra“ am zweiten Marschtag dem ersten Kampftag entschieden wurde, sondern noch einen zweiten und dritten Kampftag erlebte wie es Dio hinterließ. Dieses Ereignis des Jahres 15 + ist eingebettet in das Vorhaben von Germanicus gegen die Cherusker einen großen Rachefeldzug führen zu wollen, der dann allerdings an der Weser so kläglich scheiterte. Misslungen vielleicht auch, weil er sich nach taciteischer Lesart mit seinem widrigen Handanlegen an die Knochenreste gegen die Götter gestellt hatte. Was Tacitus zu Papier brachte war die Beschreibung dessen was ein unsicherer und verklärter Blick auf die vergangenen tragischen Ereignisse zu seiner Zeit zuließ. Im Beisein ihres höchsten Feldherrn Germanicus verstiegen sich die Überlebenden möglicherweise gegenseitig und wuchsen, was ihre Darstellungen anbelangt über sich hinaus. Menschlich nachvollziehbar gibt es aber zu denken und lässt Zweifel daran aufkommen, für wie zuverlässig man die Zeitzeugenberichte in Anbetracht der Tatsache, dass man nur auf Absteckungen und zerstörte Verschanzungen blickte halten darf. Tacitus konnte den Erzählungen der Überlebenden keine Reihenfolge auf die Örtlichkeiten bezogen entnehmen und für ihn musste es so scheinen, als ob sich alle Ereignisse nur um das „prima Vari castra“ gedreht hatten. Tacitus schrieb es ab, könnte nichts von den Umständen gewusst haben die dem Ereignis voraus gingen, sich also auch keine Vorstellungen vom ersten verlustreichen Kampftag gemacht haben. So stützte und berief er sich auf die unklaren Angaben jener Personen, die sich das Varuslager angesehen hatten und was man dazu schriftlich hinterlassen hatte. So lassen sich seine Angaben die sich auf die Dimension des Lagers beziehen weder als sicher noch als authentisch einstufen, was durch den Hinweis „ermessen“, im Sinne von Ermessensspielraum unterstrichen wird. So sollte man auch annehmen, da es die Überlebenden besser wussten, dass hier keine vollzähligen drei Legionen mehr gearbeitet haben konnten, es aber vermieden Germanicus auf ihren Wissensstand hinzuweisen. So könnte man auch davon ausgehen, dass die Information, dass drei Legionen am Aufbau beteiligt waren bzw. gewesen sein mussten wie dargestellt auch von Tacitus selbst gestammt haben könnten und nicht von den Überlebenden. Eine persönliche Annahme die Tacitus aufgrund seiner eingeschränkten Vorkenntnisse in dieser Form in die Überlieferung mit eingeflochten hatte. Er hatte „ermessen“ deutlicher gesagt hatte es vermutet, dass es die Arbeit von drei Legionen gewesen sein musste, da Varus wie es dem Wissenstand der Zeit entsprach einst mit drei Legionen los gezogen war. Das diese aber am Abend erheblich dezimiert waren entzog sich seinem Kenntnisstand. Demzufolge beruhte die Aussage von drei am Aufbau beteiligten Legionen nicht auf den Erzählungen der Überlebenden noch denen der übrigen Legionäre, sondern fußten einzig auf den vermeintlichen Vorstellungen die nach dem Verständnis von Tacitus plausibel waren. Ob also die Schilderungen der Überlebenden darauf bezogen Wahrheitsgetreu waren, ob sie überhaupt von ihnen stammten oder man dahinter vielleicht auch Wichtigtuerei vermuten könnte, lässt sich heute nicht mehr sagen. Verschwiegen sie möglicherweise das wahre Geschehen, oder hatte Tacitus es ihnen hundert Jahre später in den Mund gelegt da niemand Grund hatte oder an der einstigen Realität von drei existierenden Legionen zweifeln wollte bleibt also offen. So könnte es damals keine übereinstimmende Klarheit darüber gegeben haben, wie die Schlachtfeldbegutachter um Germanicus das Geschehene beurteilen sollten. Zudem stand man in diesem Moment nahe Schweckhausen und daher schon relativ tief in Feindesland und wollte unter derartigen Bedingungen auch keine detaillierten Größenbestimmungen oder nähere Untersuchungen mehr durchführen. Germanicus wird nicht mit seinem gesamten Aufgebot die Stätten aufgesucht haben und auch kein Risiko eingegangen sein da man vom Gegner beobachtet wurde. Man war nicht waghalsig und verbrachte nicht länger als nötig am „prima Vari castra“ und ob man unter diesen Umständen willens war die Dimension des Außenumrisses zu erkunden ist fraglich. So könnte die Visite von kurzer Dauer gewesen sein und man zog sich zügig aus der feindlichen Region wieder zurück. Vielleicht auch mangels Interesse forschte man nur oberflächlich und ritt dann zurück zu den Schauplätzen der Endschlacht nahe der Egge wo man die Knochen bestattete. Was die von Tacitus erwähnten Knochen von im Kampf Gefallenen oder Geflüchteten anbelangt, so könnte es sich wie bereits zusammen gefasst dabei um Legionäre gehandelt haben, die sowohl innerhalb des „prima Vari castra“ starben, aber auch um jene die man am Folgetag auf der Strecke zwischen dem „prima Vari castra“ und dem zweiten Notlager liegen sah und die den von Cassius Dio überlieferten Kämpfen zum Opfer gefallen waren. Diese Theorie geht davon aus, dass Germanicus 15 + die Skelette dort sah wo sie verstreut zwischen dem ersten und zweiten Notlager die einstige Marschstrecke säumten und das es sich bei der beschriebenen nur halbfertig gewordenen oder zerstörten Wall/Grabenstruktur um die im „prima Vari castra“ gehandelt haben könnte, es aber auch schon die im zweiten Notlager befindlichen schwachen Fortifikationen gewesen sein könnten. Es darf also wie dargestellt auch erwartet werden, dass sich im „prima Vari castra“ Spuren von Wall und Graben zeigten, da das Anlegen von Schutzwällen Standard war auch wenn es nicht mehr gelang sie zu Ende zu bauen. Es kann natürlich auch der Verdacht aufkommen, dass man eine Fläche betrat die nicht „von“ drei Legionen, sondern „für“ die Unterbringung von drei Legionen gedacht war. Vorbereitete und halbfertige Maßnahmen die sich später als überflüssig erwiesen, da viele der erwarteten Legionäre das Notlager nicht mehr erreichten. Dann hätten die sichtbaren Abmaße analog zu Wilkenburg eine Dimension von 3o Hektar gehabt haben müssen, was aber aufgrund der Verlustzahlen zu groß dimensioniert gewesen wäre. Demnach ein Lager sowohl von drei Legionen als möglicherweise auch für drei Legionen errichtet, so wie es Tacitus schrieb was aber nur einer bzw. seiner Einschätzung entsprach die man teilen könnte. Aber er stützte sich auf Texte die schon durch viele Hände gegangen waren und so schrieb von Personen ab, die wie er den Schlachtenverlauf nicht im Detail kannten oder wieder gaben, aber dennoch wussten, dass Varus drei Legionen befehligte da dies in der Antike kein Geheimnis war. So war es für die Zeit und die folgenden Generationen immer ein Selbstverständnis, dass alles was man sah auch nur von drei Legionen fertig gebracht worden sein konnte. Insgesamt lässt sich dem entnehmen, dass man sich schon damals darin unsicher war, ob es wirklich die Arbeit von drei Legionen war, oder ob es nur so schien. Der Theorie folgend passierten die Legionen auf dem Weg von Höxter kommend über Brakel nach Borlinghausen den Fahlenbruch nördlich von Schweckhausen nahe dem alten Warburger Hellweg. Dort befinden sich auch heute noch die Reste einstiger Wehranlagen in Form von Wall und Graben, die sich als „prima Vari castra“ identifizieren lassen. Bodenstrukturen die auf eine unfertige Anlage schließen lassen und die man der topographischen Hanglage und einer Bachsenke angepasst hat. So folgt die Bauweise auch keiner gängigen Methodik die den uns bekannten römischen Marschlagermustern entspricht, konnte und wurde daher wissenschaftlich auch nie als ein solches angesprochen. Sie wirkt anhand der Lidar Erkenntnisse wie ein Werk, dass man unter hektischen Umständen, also unter Zeitnot, aber nicht unter Optimalbedingungen folglich nur notdürftig errichten konnte. Denn während es noch gelang den westlichen Teil der Anlage halbwegs fertig zu stellen, hatte man es aufgegeben auch den östlichen Bereich mittels Umwallung zu schließen. Wäre es gelungen, dann hätte es etwa eine Ausdehnung von 7 Hektar erreicht. Das Gelände ist abfallend und man konnte damals ein Bachtal samt Quellsumpf mit einbeziehen, so dass sich die Dimension dieser Anlage in Dreieckformat auf den ersten Blick nicht erschloss. Zur Feindabwehr war sie daher kaum tauglich. Ein Konstrukt das auch keiner Belagerung stand gehalten hätte und nur einen kurzzeitigen Nutzen in der Art gehabt haben dürfte, als dass es sich nach Einbruch der Dunkelheit lediglich als ein einmaliges Nachtlager unter widrigsten Bedingungen verwenden ließ. Ein Lagerstätte die nur dazu reichte um den Überlebenden des ersten Kampftages nur halbwegs eine Bleibe zu ermöglichen. Das römische Marschlager Wilkenburg hingegen umfasste rund 30 Hektar, es bot drei Legionen platz und wurde unter „Schönwetterbedingungen“ jedoch nicht unter unmittelbarer Feindeinwirkung errichtet und lässt sich infolgedessen nicht mit einem Notlager vergleichen in das sich nur noch ein kläglicher Rest von einst drei Legionen retten konnte. Ein Castra in der Größenausdehnung eines Wilkenburglagers konnte man bislang im östlichen Westfalen nicht finden, da es etwas in dieser Art auch nicht gab, sodass die Suche danach auf Basis der herkömmlichen Annahmen und Theorien ergebnislos verlaufen musste. Die irritierende Unförmigkeit des Fahlenbruch Lagers ihre halboffene Flanke folglich die Lücken innerhalb der Wall/Graben Struktur erschweren zweifellos die Identifikation und behindern ihre epochale Zuordnung, sodass sich ihre römische Herkunft nur durch einen entsprechenden Fundhorizont nachweisen ließe. Bei einem intensiveren Studium der historischen Quellen hätte sich heraus gestellt, dass sich das Varuslager möglicherweise vor unser aller Augen verbarg, sich aber anders als vermutet in einer weitaus kleineren Dimension und in einer Örtlichkeit zeigt die nicht zur klassischen Suchregion zählt. So kann man zu der Erkenntnis gelangen, dass das Lager nördlich Schweckhausen weder von drei Legionen noch für drei Legionen errichtet wurde und nichts anderes war, als ein Notbehelf auf unterstem Niveau. Ein Lagerplatz der bestenfalls eine Ausdehnung von 7 Hektar erreicht hätte, wenn die Legionäre nicht bis in die Dunkelheit heftigsten Kämpfen ausgesetzt gewesen wären, in der sie dann eng zusammen gekauert unter widrigen Bedingungen den Morgen erwarteten. Die Konsequenz ist, dass man sich unter dem „prima Vari castra“ ein Lager mit weitaus geringeren Dimension vorzustellen hat, als es uns die Quellen aufgrund der Existenz von drei Legion suggerieren. Die heute noch unvollständig und wie abgebrochen erscheinende Umwallung des Lagerkomplexes im Fahlenbruch muss daher auch jeden historisch erfahrenen Betrachter zunächst irritieren was nicht verwundert. Letztlich bietet es aber ein Abbild dessen und zeugt davon wie chaotisch dramatisch sich die letzten Stunden hoch geschaukelt haben mussten und verdeutlicht die Zerrissenheit und den Auflösungsprozess dem der römische Marschzug damals ausgesetzt war. Paterculus der in seiner Darstellung mit verständlichen Worten auf die vorherrschenden Zustände hinwies in dem er indirekt auf das erste Varuslager einging, konnte die extremen Bedingungen nicht besser zum Ausdruck bringen und lobte folgerichtig den Lagerkommandanten, da dieser in der verfahrenen Lage am Abend des ersten Kampftages ein leuchtendes Beispiel der Beherztheit abgab. Der Mann dem es gelang selbst in dieser Phase den Überblick nicht zu verlieren wurde zum Sinnbild und stand damit symbolisch für den Niedergang einer ganzen Armee deren folgenschwerer Wendepunkt sich in jenem Nachtlager nach dem ersten Kampftag abzeichnete. Als Sonderfall antiker Geschichtsschreibung beschrieb Tacitus der Nachwelt nichts anderes als die Spritztour eines designierten römischen Kaisers zu der man ihn vorher gedrängt hatte. So unterbrach er seine Pläne, schob den Angriff auf seinen Erzfeind auf und gab ihm damit die Möglichkeit die Zeit anderweitig zu nutzen. Wie der Überfall auf die Marser 14 + zeigt beherrschte Germanicus auch den Überraschungsmoment den er an der Egge verstreichen ließ. Ein Verhalten in dem jeder Militarist strategisches Fehlverhalten sehen könnte. Die Ereignisse des Jahres 15 + kommen gelegen um damit die Abfolge des Marsches der am Sommerlager an der Weser seinen Anfang nahm bis er an der Eggekante sein Ende fand plausibel zu machen und tragen dazu bei den Schlachtverlauf deutlich machen. Ob Germanicus letztlich nur widerwillig dem Ansinnen seiner Männer folgte in den Nethegau den südwestlichsten Teil des Stammesgebietes der Cherusker abzusteigen oder ob auch persönliches Interesse dahinter Stand den Schauplatz sehen zu wollen bleibt offen. Selbst mit zu helfen den Grabhügel aufzuschütten klingt glaubwürdig und spricht, wenn wir den Worten von Tacitus glauben schenken wollen für eine gewisse Ergriffenheit, ob allerdings ein Interesse daran bestand den Platz zu suchen, wo man die Leiche des für die Niederlage Verantwortlichen verscharrte sei dahin gestellt. Dieser Theorie nach führten die Überlebenden Caecina auf dem bequemeren vom Feind abgewandten Eggekamm über einen prähistorischer Pfad zu den Schauplätzen, ein Weg der sich Mithilfe eines Blickes auf die dortige Geographie rechtfertigen lässt. Das Caecina laut Tacitus gezwungen war zwecks Begehbarmachung Brücken und Dämme bauen zu müssen kann ebenfalls auf dem Tacitus eigenen Vorstellungsvermögen beruhen. Dies war und ist immer noch ein Höhenweg der keine aufwändigen Ausbaumaßnahmen erforderte und da der Caecina Suchtrupp nicht zu Fuß unterwegs gewesen sein dürfte, sondern den Abstecher zu Pferde unternommen haben dürfte, lässt diesen Hinweis als nicht glaubhaft erscheinen. Wie hätten die Überlebenden Caecina den Weg in einer Landschaft weisen können in der jeder Baum und jeder Strauch gleich aussah. Abgesehen vom langen Gebirgszug der Egge und den vereinzelten kahlen Sandsteinklippen waren geographische Anhaltspunkte rar an denen sich die Überlebenden hätten orientieren können. Aber die Antwort findet sich in der Geographie der Landschaft die deutlich macht, dass die damals Überlebenden die sich für den Fluchtort Aliso entschieden hatten auch diesen Höhenweg als Rückzugsroute eingeschlagen haben dürften und den sie kannten, nach dem ihnen der Aufstieg geglückt war. Folgerichtig konnten sie daher Caecina auch über diesen Weg relativ unproblematisch bis ins Zentrum der Schlacht leiten. Vermutlich griff man sich einen einheimischen „Reiseleiter“, und bediente sich eines Brukterers der den Weg besser kannte als alle Überlebenden, zumal sich Lateiner zwischen den Jahren 9 + und 15 + im besagten Umkreis wohl nicht mehr aufgehalten haben dürften. Man gelangte jetzt im Zuge der Gruseltour auch in jene Region, in der die Schlacht laut Cassius Dio am vierten Kampftag endete und wo sich nach Aussage von Teilnehmern der Heerführer Varus selbst getötet haben soll. Man stieß auf Altäre wo die Ritualtötungen vollzogen hatte, sah an den Bäumen wie Tacitus schrieb noch die angenagelten Schädel der Legionäre und entdeckte auch die Tribüne von der aus Arminius seine Rede hielt. Wie man es von Waffenresten in Mooren kennt und annimmt, dass unsere Vorfahren für derartige Zeremonien ihre heiligen Bezirke bzw. Friedhöfe nutzte, so dürfte man sich dafür vergleichbare Örtlichkeiten gesucht haben. Ob man die Ritualtötungen im Zuge emotionaler Ausschweifungen bereits im Affekt Angesicht der letzten Zweikämpfe also schon in den letzten Stunden der Schlacht, oder später vollzog lässt sich nicht für die Aufarbeitung des Schlachtenhergangs nutzen. Mit dem Auftürmen des Knochenhügels durch Germanicus und die die mit ihm die Örtlichkeiten aufgesucht hatten endet der Exkurs des Feldherrn. Und noch in den letzten Zeilen der Tacitus Annalen verbirgt sich der gleiche Widerspruch bzw. die Irritation, so wie sie uns schon im Zuge der Beschreibung der Geschehnisse am „prima Vari castra“ begegnet. So arbeiteten am Castra seiner Darstellung nach drei römische Legionen und die gleiche Anzahl wurde dann auch von Germanicus bestattet. Liest man es nach der Theorie einer Lagerschlacht, dann müssten im Mittel bei 4.500 Mann pro Legion, folglich 13.500 Legionäre das „prima Vari castra“ errichtet haben die dann im Zuge des germanischen Angriffs bis auf den letzten Mann getötet wurden. Da sich von diesem „gigantischen“ Nachtlager nach sechs Jahren außer den Absteckungen und den eingestürzten Wällen nichts mehr rekonstruieren ließ und es als unwahrscheinlich angesehen wird, dass es den Germanen gelungen sein soll ein Lager bei dieser Besatzungsstärke zu erobern wird von der Forschung die Beschreibung einer Mehrtagesschlacht als Ablauf der Varusschlacht favorisiert. Ein Ort der aufgrund seiner exponierten Höhenlage in allen Epochen der Frühzeit bis in die Zeitenwende geeignete Plätze für Grablegungen oder Bestattungen geboten hatte. gleich einer Zurschaustellung, die sich niemand wagte zu entfernen. Man schrieb ihnen vermutlich mystische Kräfte in einer noch von Asen und Vanen geprägten Welt zu. Im Rahmen umfangreicher und ausgelassener Siegesfeiern ist das dem voraus gegangene Szenario auch in heutigen Zeiten für Naturvölkern noch gut vorstellbar. Zumal es auch überliefert ist, dass die germanische Religion im Zusammenhang mit wichtigen Ereignissen auch von Menschenopfern an Gefangenen berichtet. Jeder an den Kämpfen beteiligte Hauptstamm, möglicherweise auch größere Sippen könnten eigenen Ritualplätze, Opferstätten oder Haine besessen haben, die sich auch noch viele Kilometer entfernt vom Schlachtgebiet befunden haben könnten. So ist es fraglich, ob es im Kampfgebiet zu einer zentralen Siegesfeier aller beteiligten Germanenstämme gekommen ist. Viele leicht und schwer Verletzte waren nicht mehr willens oder imstande einer derartigen Veranstaltung kurz nach der Schlacht beiwohnen zu wollen oder zu können. Vieles spricht daher für lokale Zeremonien im Kreise der einzelnen Stämme bei denen die gefangenen Römer nach der Schlacht vorgeführt wurden, wobei Tacitus die heiligen Haine in der Mehrzahl verwendet und er die Haine als benachbart zum Kampfgebiet bezeichnet. Die Hinweise auf vorhandene Altäre und benachbarte Haine die die Germanen zur Tötung der Tribunen und Centurionen nutzten stärken den Verdacht, dass man die Orte mit bedacht ausgewählt hatte und es sich um geplante und vorbereitete Aktionen handelte die keiner spontanen Willkür entsprangen. Die Germanen besaßen heilige Stätten in denen sie unter anderem Objekte mit sakraler Bedeutung wie unbrauchbar gemachte gegnerische Waffen opferten. Gegenstände die in ihre kultische Weltanschauung passten wozu auch die angenagelten Schädel gezählt haben dürften die nicht nur bis 15 + sichtbar blieben, sondern die sie über die Jahre unangetastet ließen, also nicht entfernten. Im Zuge dieser Theorie wurde bereits darauf eingegangen, dass sich unmittelbar am östlichen Ortsrand von Borlinghausen ein bronzezeitliches Hügelgräberfeld im heutigen Twistenholz bzw. „Tuistowald“ befindet, das sich etwa mangels Moor dafür nutzen ließ. Eine geeignete Region die man mit der Bezeichnung heiliger Hain titulieren könnte. Vermutlich gelang es Caecina bzw. Germanicus nur mit Hilfe dieser vom Triumph zeugenden Kennzeichnungen der damaligen Siegerstämme im Jahre 15 + den Ort wieder zu finden, an dem sich das Schicksal der römischen Armee erfüllte. Nach der Überlieferung von Cassius Dio zu urteilen errichteten die Überlebenden der Kämpfe des zweiten Marschtages am Abend des dritten Marschtages das zweite Notlager in dem sie bis zum vierten Tag ausharrten. Tacitus lässt sich nicht entnehmen, wie viel Legionäre nach den letzten Kämpfen von den Germanen gefangen genommen wurden die sich dem nicht durch Flucht entziehen konnten. Marcus Caelius war jedenfalls nicht mehr unter ihnen, denn er starb mit 53 1/2 Jahren in der Schlacht die der Grabsteininschrift zufolge zum varianischen Krieg aufgewertet wurde. Wie auch anlässlich der Erkundung des „prima Vari castra“ mag sich auch im „Schädelwald“ Kraft Erinnerungsvermögens noch der eine oder andere Teilnehmer durchgesetzt und die Deutungshoheit beansprucht haben. Aber von diesem Moment an gingen seine Worte noch durch viele Münder und über verschlungene Wege bevor sie Tacitus erreichten und erinnern konnten sich an alles zweifellos nur die Kämpfer die seinerzeit diese Stunden persönlich erlebt, sie also überlebt hatten, für alle anderen waren es schon Berichte aus zweiter oder dritter Hand. Die Übersetzung Unglücks „stätte“ sowie die Darstellung der Geschehnisse vermitteln den Eindruck, als ob es sich um einen begrenzten Raum handelte, wo sich der Hain samt Altar und Tribunal befand und es sich dabei um kein großflächiges Szenario handelte, dass sich über mehrere Tage erstreckt hätte, sodass offen bleibt wie umfangreich oder eher unscheinbar das Spektakel ausgefallen sein könnte. Es kann auch darauf hindeuten, dass es eine angemessene aber kleinräumige Veranstaltung aufgrund nur noch weniger Überlebender war, was wiederum Spekulationen zur Truppenstärke und zur Höhe des Knochenberges auswirft. Ob die hier dargestellten Spuren die Tacitus in seinem Bericht hinterließ die Annahme rechtfertigen, dass auch ihm Hinweise vorgelegen haben könnten wonach sich die Schlacht über mehrere Tage hinzog lässt sich nicht abschließend beantworten. Ob seine abweichende Darstellung auf die noch zu seinen Zeiten vorherrschende Unkenntnis über den tatsächlichen Verlauf zurück zu führen ist, ihm Detailinformationen nicht zugänglich waren oder er sich nur oberflächlich mit dem Geschehen auseinander gesetzt hatte muss offen blieben. Aber wenn man neben seinen Bericht den des Cassius Dio auf Basis der hier vorgestellten Gesamttheorie legt, dann werden Irritationen deutlich die sich aber unter Zuhilfenahme des Berichtes von Cassius Dio auflösen lassen.Im Gegensatz zum Nethegau dürften Sintfeld und Sorat sowie die Diemelregion und Teile der Warburger Börde nicht von Cheruskern, sondern von Brukterern, Chatten und Marsern bzw. Sugambrern besiedelt gewesen sein. Und da wo sich die beteiligten Völker begegneten, da sich dort ihre vier Stammesterritorien spitzwinkelig berührten befindet sich unmittelbar am Eggeaufstieg die „Alte Burg“ und stellt damit eine übergreifende Schnittstelle dar. An diesem symbolträchtigen Wachposten, einer jahrtausendealten Ost/West Verbindung am westlichen Ende des Schlachtgeschehen trafen aber nicht nur ihre Wohngebiete aufeinander. Diesen markanten Ort dürften die Völker in Friedenszeiten wechselseitig auch für allgemeine Begegnungen aufgesucht haben, aber im Zuge der Schlacht wurde er zum geeigneten Fixpunkt der der Orientierung und Absprache diente. Durch seine Lage war er geeignet politische Funktionen zu erfüllen wo sich in Krisenzeiten die auf dem Plateau siedelnden Stämme mit denen der Niederungen trafen und gemeinsame Pläne zu schmieden oder im Notfall die Fluchtburgen aufsuchte. Der gemeinsam errungene Sieg stärkte die Verbundenheit aller und schweißte sie zusammen, Kult und Tradition kamen hinzu, lagen eng beieinander, aber die Herausforderung ist für uns groß sich das dortige Treiben nach der Schlacht vorzustellen. In der Region um die „Alte Burg“ verteilten sich diverse Kultstätten wo die Hauptfeiern des Jahres stattfanden an den auch Abordnungen der Nachbarstämme teilgenommen haben dürften. Aber im Zuge der Schlacht schrieb jeder Kampfplatz an der römischen Zugroute gleich ob er sich Schlachten entscheidend auswirkte, oder sich in Form tragischer Zweikämpfe vollzog seine eigene Geschichte. Die Tragweite lässt sich schwer abschätzen aber noch Tage danach werden die Anwohner auf versprengte oder verletzte Legionäre gestoßen sein deren Schicksal im Dunklen bleibt. Man wollte den Erfolg sicherlich in angemessener Weise zelebrieren und die Ahnen daran teilhaben lassen. Die in der Höhenlage um Kleinenberg/Lichtenau erfassten über 5o bronzezeitlichen Hügelgräber sowie die in der Region östlich der Egge um Borlinghausen befindlichen sind nicht nur sichtbare Zeugnisse aus ältesten Zeiten. Die in ihnen liegende Strahlkraft wehte bis in die römische Besatzungszeit hinüber und sie waren geeignet um ließen sich je nach Eigenart für Zeremonien nutzen. Altäre und Steinformationen an denen man verharrte, die im Nachgang der Varusniederlage den rituellen Hintergrund bildeten und die aus Megalithen gebrochen oder behauen in der Eggelandschaft allgegenwärtig sind. Unter Einbeziehung heiliger Haine bietet es ein vorstellbares Szenario, das den von den Indogermanen übernommenen Baumkult Traditionen in germanischen aber auch noch in altsächsischen Zeiten nahe kommen dürfte. 3.500 Meter westlich der „Alte Burg“ steht noch der 2,30 Meter hohe “Großmutter Menhir” aufrecht in der Landschaft, der für die Menschen ebenfalls einen ewigen Bezugspunkt darstellte und über die keltische Epoche noch weit zurück geragt sein dürfte. Historischen sind um Borlinghausen keine Moorlandschaften überliefert in denen man nach zerbrochenen römischen Waffen suchen könnte, was die Wahrscheinlichkeit reduziert dort fündig zu werden. Aber was sich damals nachdem sich der Lärm der Schlacht und der beißende Verbrennungsgeruch verzogen hatte zutrug entzog sich römischer Geschichtsschreibung, erstarb oder verformte sich in Germanien im Zuge vieler Generationswechsel und lässt sich nur erahnen und was davon die Welt der Sagen und Legenden weiter trug wird in der Regel von der Wissenschaft belächelt. Gedenkstätten halten sich wie man weiß lange im Gedächtnis der Völker und auch wenn nach den Jahren nicht mehr so deutlich wird, warum man die eine oder andere errichtet hat, so wird doch so manches nach dem Motto „unsere Großeltern kämpften noch gemeinsam Schulter an Schulter gegen Varus“ weiter gereicht worden sein. Aber das letzte Wasser das Varus trank dürfte aber einem Zufluss der Weser und nicht dem Rheines entstammt sein, denn er verstarb auf Basis dieser Theorie auf der nach Osten zugewandten Egge, die die Wasserscheide beider Flüsse bildet. (15.12.2024)
Germanicus wollte 15 + die Knochen der unter gegangenen Armee bestatten und begab sich aus diesem Grund zum von Tacitus erwähnten „Teutoburgiensi saltu“, einem Passweg nahe einer germanischen Volksburg. Damit dürften der Hohlweg einen Kilometer westlich und die 3,5 km nordwestlich von Borlinghausen befindliche 8 Hektar umfassende Behmburg, die größte Volksburg zwischen Lippe und Weser gemeint gewesen sein, die in Erinnerung an Karl den Großen auch Karlsschanze genannt wird. In Distanz dazu stieß er auf ein römisches Lager das Tacitus „prima Vari castra“ nannte. Tacitus schrieb dazu rund hundert Jahre nach der Schlacht die Geschichte ihrer Entdeckung. Ein Bericht den man die Seele der Varusschlacht nennen kann. Dem ließ sich auf den ersten Blick entnehmen, dass sich die Knochen aller drei Legionen die er zu einem Hügel auftürmte in diesem Lager oder seinem Umfeld befunden haben mussten, dass sich jedoch in der Region Borlinghausen nicht auffinden ließ. Aus der Überlieferung schlossen einige Historiker, dass bis auf wenige Ausnahmen die gesamte Armee dort den Tod fand und es sich bei der Schlacht um einen geglückten Überfall der Germanen auf ein römisches Lager gehandelt hatte. Dem widerspricht die rund 200 Jahre nach der Schlacht erfolgte Überlieferung von Cassius Dio aus der hervorgeht, dass die Legionen bereits vor dem Erreichen des Lagers angegriffen, auch noch nach dem Verlassen bekämpft wurden und die Schlacht erst am 4. Marschtag endete. Dieser Dissens ist Anlass zu hinterfragen, ob sich im Text von Tacitus auf Basis dieser Theorie auch Hinweise finden lassen, die ihn mit dem des Cassius Dio kompatibel machen. Was uns Tacitus über die Geschichte der Entdeckung des Schauplatzes durch den römischen General Caecina und die darauf folgende Visite des Feldherrn Germanicus überliefert hat enthält möglicherweise auch auswertbare Hinweise zum Verlauf der Schlacht. Es sind seine wenigen Worte die immer wieder zu neuen Interpretationen verleiten, was in veränderte Schlussfolgerungen mündet und unerwartete Zusammenhänge erkennen lässt. Aber alles stößt an die Grenzen der Belastbarkeit und Interpretation was die Übersetzung und Deutung altgriechischer und altlateinischer Texte anbelangt. Deutlich wird es an einer Überlieferung von Cassius Dio. Da benutzte dieser in einem Fall Worte die man meinte in der Form übersetzen zu können, als dass man Varus ins Land der Cherusker und zur Weser lockte. Gäbe es da nicht noch die andere Variante wonach man der Ansicht ist, man habe Varus nur in die Richtung der Weser, also nicht unmittelbar an die Weser gelockt, sodass Varus bereits auf dem Weg zur Weser sein Sommerlager gehabt haben müsste. In diesem Fall hätte Varus die Weser gar nicht erst erreicht, konnte also auch sein Sommerlager nicht an der Weser gehabt haben. Zweifellos eine Auslegung die in die Frage mündet, wo sich das Stammesgebiet der Cherusker befand. Die Keramikstudie von Raphael von Uslar macht deutlich, dass das Siedlungsgebiet der Cherusker östlich der Weser deutlicher hervor trat, während es sich westlich der Weser nur lückig nachweisen ließ. Zur Weser oder in die Richtung der Weser gelockt würde demnach bedeuten, dass sich ein Sommerlager nicht im Kerngebiet, aber immer noch zwischen Weser und Eggegebirge befunden haben könnte und es somit auch unmittelbar am westlichen Weserufer existiert haben könnte etwa dort, wo neueste Grabungen das Ende des Hellweges südlich der einstigen Reichsabtei Corvey zutage brachten. Das große bis Hildesheim und den Nordharz und aus mehreren Gauen bestehende Cheruskerbündnis wäre bei einem römischen Sommerlager in der Weserschleife nahe Höxter noch nicht in Gänze vom römischen Einfluss tangiert gewesen und die Germanen könnten zu einem Zugeständnis vor den Toren des Stammes in Form eines Vertragswerkes noch bereit gewesen sein. Es lässt sich diesem Fall entnehmen, dass zu einer angemessenen Übersetzungsqualität auch immer der historisch interdisziplinäre Kontext zu betrachten ist. Gleiches gilt auch für die Worte die Tacitus im Zusammenhang mit der Germanicus Expedition des Jahres 15 + verwendet hat. Tacitus war Senator mithin Rhetor und Politiker, sein Stil lässt ihn als Moralist erscheinen, er widmete sich den Ereignissen der Vergangenheit was ihn zum Geschichtsschreiber machte und er tat es auf seine Weise. Ob er sich in der Rolle sah oder verpflichtet fühlte seinen eigenen Beitrag zu den einstigen Geschehnissen zu leisten, oder ob er dabei eher ein dekadentes Publikum im Auge hatte wie man ihm nachsagt ist nicht Gegenstand dieser Betrachtung, ist aber zu erwähnen. Aber auch Tacitus der seine Zeilen unbekannten Quellen entnahm und nie in Germanien war wollte, dass seine Überlieferungen authentisch und glaubhaft erscheinen. Trotzdem könnte er wie Cassius Dio der Versuchung erlegen gewesen sein, dass eine oder andere dessen was er las novelliert zu haben um es einer vermeintlichen Wahrheit oder Logik näher kommen zu lassen was die Rezeption seiner Arbeiten erschwert. Ebenso könnte er sich das, was er sich anlas zu kritiklos in seine Annalen übernommen haben was in unserer Zeit zu Fehldeutungen führen kann, da er die Sinnhaftigkeit nicht hinterfragte. Wir werden auch nie erfahren wie sein Werk ausgefallen wäre, hätte er geahnt, dass sich eine überaus interessierte Nachwelt noch zweitausend Jahre später eingehend mit Wortlaut und Inhalt befassen würde. Sein Verdienst war es den Werdegang hinterlassen zu haben aus dem hervor geht von wo aus und wie man 15 + zum Teutoburger Pass und zum ersten Varuslager gelangte. Vor allem aber wo man es zu suchen hatte, was man in der Umgebung noch erblicken konnte und was man dort tat. Sein Bericht gehört daher zu den Höhepunkten innerhalb der Varusschlachtforschung und kann auch dazu beitragen den Verlauf der Schlacht zu erhellen. Tacitus war nicht der erste der im Rom des ersten nachchristlichen Jahrhunderts über die Varusschlacht berichtete, denn um diese Zeit war aufgrund von Augenzeugen noch vieles mehr über sie bekannt, was sich nicht bis in unsere Tage erhalten hat. So hielt es Tacitus vermutlich nicht für erforderlich den bekannten Verlauf der Schlacht nachzustellen, richtete daher sein Augenmerk auf die Dinge die sechs Jahre später passierten und verzichtete auf eine chronologisch gehaltene Zusammenfassung wie Cassius Dio es rund hundert Jahre später für nötig hielt. Trotzdem wäre es für unser Verständnis und unsere Herangehensweise angenehmer gewesen Dio hätte mit Tacitus die Rollen getauscht, so dass sein Bericht vor dem des Tacitus erschienen wäre. Lesen wir beide Geschichtsquellen synchron und gleichen sie ab, dann wird erkennbar, dass Tacitus die Arbeit von Dio ergänzte und damit seinen Beitrag zur Plausibilität des Ereignisses leistete. So steuerte Tacitus eine Reihe von Anhaltspunkten bei die Dio nicht wusste oder nicht beschrieb und umgekehrt. Kern dieser nur via Internet verbreiteten Darstellung unter dem Namen „Vom Sommerlager in den Untergang“ ist die Suche nach der Trasse über die sich die mehrtägige Schlacht hingezogen hat. Der hiermit verbundene Hinweis, dass die Schlacht mehrere Tage andauerte verdeutlicht, dass wir es mit einer Schlacht zu tun haben, die nicht an einem Tag entschieden wurde und sich der Verfasser dieser Analyse somit den Ausführungen von Cassius Dio anschließt, dessen Überlieferungen dies beinhalten. Demnach begannen die Kämpfe während dem die Legionen noch ins Gebiet der Aufrührer unterwegs waren. Eine Region, die sich mehr als einen Tagesmarsch entfernt vom Ausgangslager befand und daher eine Zwischenübernachtung erforderte. Des Weiteren lässt sich rekonstruieren, dass sich die Kämpfe am ersten Kampftag bis ins zweite Nachtlager hinein fortsetzten und am nächsten Morgen als man diesen Ort verließ von neuem entbrannten. Vorüber gehend schienen sie zu pausieren um dann aber im weiteren erneut und um so heftiger auszubrechen. Man errichtete dann am Abend des dritten Marschtages dem zweiten Kampftag ein letztes Notlager, konnte sich aber am darauf folgenden vierten Tag wegen vor Nässe unbrauchbar gewordener Waffen nicht mehr verteidigen und unterlag zudem einer germanischen Übermacht. Da Cassius Dio ausdrücklich einen „vierten Tag“ erwähnt lässt sich sagen, dass die Kämpfe am zweiten Marschtag ausbrachen am zweiten und dritten Marschtag statt fanden und am vierten Tag ihr Ende fanden, so dass es sich bei dem ersten Marschtag um einen kampflosen Tag handelte an dem man noch ins Gebiet der Aufrührer vorrücken musste. Der um 58 + geborene Publius Cornelius Tacitus verfasste etwa 100 Jahre nach der Schlacht einen Bericht aus dem auch hervor geht in welchem Zustand sich die Örtlichkeiten sechs Jahre nach der Schlacht den Legionären um den römischen Feldherrn Germanicus zeigten. Als Anhaltspunkt für den Ort der Schlacht liegen uns neben seiner Erwähnung des „Teutoburgiensi saltu“ geographische Hinweise vor wonach Stertinius bei den Brukterer einen der verlorenen Legionsadler zurück eroberte und sich das Heer danach in die abgelegenen Wohngebiete der Brukterer begab. Zwischen dem Ort wo man den Legionsadler wieder fand und der Region in der die äußersten Brukterer lebten von denen Tacitus spricht versuchte man alles Land das zwischen Ems und Lippe lag nach Möglichkeit zu verwüsten. Demnach hatte man den Raum zwischen den beiden Flüssen verlassen und hielt sich nun dort auf wo sich die Landschaft befunden haben könnte die er die Siedlungsgebiete der äußersten oder entlegenen Brukterer nannte. Darin liegt der geographische Hinweis auf eine Region wo der Eggekamm die natürliche Grenze zu den Cheruskern darstellte die er angreifen wollte. Somit befand sich Germanicus auf dem Weg von der oberen Lippe nach Osten und hätte dafür aus naheliegenden Gründen die prähistorische Hauptverbindung, den Hellweg genutzt bei dem es sich um den römischen Helviusweg gehandelt haben könnte. Somit lässt sich begründen, dass Germanicus auf der Hochebene östlich von Paderborn, aber noch vor der dem Eggegrat gelagert haben könnte der sich unmittelbar östlich von Schwaney auftat. Eine Theorie die den Raum um diesen am Hellweg liegenden Ort in den Focus rückt, womit die Region als Ausgangspunkt der Germanicus Racheexpedition des Jahres 15 + gegen die Cherusker, als auch für seinen Abstecher zum Varusschlachtfeld identifiziert wäre. Ein Lagerplatz in dessen Nähe sich auf Basis dieser Herangehensweise nicht nur Aliso, sondern auch das Lager des Drusus nach der Schlacht bei Arbalo befunden haben könnte und wo man sich sechs Jahre nach der Varusschlacht entschied für die Knochen der Getöteten einen Grabhügel zu errichten. Man schuf ihn an einem Ort wo das Grauen der Schlacht seinen Höhepunkt fand, wo die Überlebenden der Tacitus Überlieferung folgend die letzten Stunden der Kämpfe aus der Erinnerung heraus noch rekonstruieren konnten, wo sich der Untergang der Legionen manifestierte und demzufolge ihre Knochen auch in umfänglichen Ausmaß zu finden waren um damit einen Hügel auftürmen zu können. Es könnte jene Stätte gewesen sein, wo man die Legionen nach Cassius Dio am dritten Marschtag erneut in heftige Kämpfe verwickelte, wo sich Reiterei und Fußlegionäre gegenseitig behinderten und vermutlich Vala die Flucht ergriff so wie es Paterculus hinterließ. Am vierten Tag legte man die Waffen nieder, dort wo dem zufolge die Varusschlacht endete. Der Theorie nach stand wie dargestellt Germanicus auf der Paderborner Hochebene von wo aus er ins Stammesgebiet der Cherusker in Richtung Weser abgestiegen wäre, hätte er nicht dem Verlangen seiner Männer nachgegeben und vielleicht auch selbst verspürt vorher noch den Toten der Varusschlacht zu gedenken. In dieser Phase stellt sich die Frage, was man unter den taciteischen Worten „haud procul“ zu verstehen hat, aus denen sich eine Distanz entnehmen lässt. Eine Definition oder Umschreibung für einen zeitlichen Abstand die Tacitus verwendete und mit der sich ein Radius um die Paderborner Hochebene ziehen ließe. Aber welche Entfernung drücken diese zwei Worte aus. Es sind relative Begriffe für einen Abstand der sich in diesem Fall auf die Strecke vom Ort der Entscheidung bis zum Bestattungsplatz bezieht. Aber für welche Nähe, Ferne, oder Weite standen die Worte für die man sich in der Übersetzung für den Begriff „unweit“ entschied. Hilfe erhoffte man sich im Zuge einer Analyse indem man anhand anderer Tacitus Textstellen Schlussfolgerungen anstellte, wonach es sich dabei um eine Entfernung gehandelt haben könnte für die man maximal 4 Stunden benötigte. Doch welchen Erkenntnisgewinn erhoffte man sich ohne das Fortbewegungsmittel, oder die damit einher gehende Reisegeschwindigkeit zu kennen. Sowohl der Erkundungstrupp unter Caecina, als auch der Haupttrupp unter Germanicus werden beritten gewesen sein und beide dürften nicht die Absicht gehabt haben dafür eine Übernachtung einlegen zu wollen. Der Gruppe um Caecina stand die Aufgabe zu den Weg zum Schlachtfeld mit Hilfe der Überlebenden zu erkunden damit dann, vermutlich tags darauf Germanicus ohne größere Umschweife oder Unterbrechungen um keine unnötige Zeit zu verlieren dort hin gelangen konnte. Das Caecina bereits im Zuge der Erkundung bis zum ersten Varuslager vordrang ist nicht überliefert aber er fand den Weg zum Schlachtgebiet. Sie befanden sich in Feindesland und sie könnten, als sie ihren Fuß hinein setzten den Auftrag als ausgeführt betrachtet haben und hielten sich dort nicht länger auf als nötig. Dem gegenüber fiel der Abstecher für Germanicus umfangreicher und zeitaufwändiger aus, da er sich mit seinem Gefolge das „prima Vari castra“ ansah, danach noch die Bestattung der Knochen vornahm und den Ort erkundete wo man die Legionäre hingerichtet hatte. Da sich Germanicus bereits im Frühjahr des gleichen Jahres im Stammesgebiet der Cherusker aufhielt, als man in einer adhoc Aktion Segestes vermutlich auf der Vogelsburg südlich Einbeck befreite, blieb nur noch der Spätsommer des gleichen Jahres um die Cherusker anzugreifen, jener Angriff der aus römischer Sicht so kläglich scheitern sollte. So standen ihm jahreszeitlich bedingt für den Umweg zum Varusschauplatz etwa 13 bis 15 helle Stunden zur Verfügung. Zeit genug um seine Vorhaben umzusetzen und wieder zum Standlager auf der Paderborner Hochebene zurück kehren zu können. Wir wissen nicht mit wie viel Männern Germanicus aufbrach, sodass es spekulativ wäre den Zeitaufwand sowohl für den Hin - und Rückritt, als auch die Aufenthaltsdauer an den einzelnen Schauplätzen der Schlacht hochzurechnen. Für Arminius wird diese Eskapade überraschend gekommen sein, als man ihm berichtete, dass sich Germanicus von der Haupttruppe entfernte und sich plötzlich von anderer Seite aus kommend seinem Stammesgebiet zu nähern, sodass er dahinter möglicherweise ein Ablenkungsmanöver oder einen Zangenangriff vermutete. Der Ursprungstheorie folgend ist der Ausgangsort im Raum Schwaney definiert und auf dieser Basis bietet sich auch die Möglichkeit den Platz zu lokalisieren wo damals der Knochenhügel aufgeschichtet wurde. Auf Fragen zur Bedeutung und Verortung des „Teutoburgiensi saltu“ wurde im Rahmen dieses Projektes bereits näher eingegangen und sie wurden auf Basis der Theorie beantwortet. Seit prähistorischen Zeiten bietet die Egge zwischen den Externsteinen und dem Diemeltal nur zwei auch für Karren taugliche Durch- bzw. Übergänge. Bei dem einen handelt es sich um den Hellwegauf – bzw. Abstieg zwischen Schwaney und Schmechten und bei dem zweiten um den als „Teutoburgiensi saltu“ definierten Auf – bzw. Abstieg der westlich von Borlinghausen in die Egge eindringt. Dieser Pass ist ein Teilstück des Haar- bzw. Herßweges, nennt sich heute Burgweg trägt aber auch den Namen Bördenweg. Er stellt eine Regionen übergreifende Verbindung zwischen Rhein und Weser dar und ist damit das südliche Pendant zum Hellweg der Hauptroute von Ost nach West. Der Haarweg verbindet somit den Raum Soest mit der Weser bei Herstelle. Aufgrund der Festlegung der beiden Fixpunkte mit der Paderborner Hochebene als Ausgangsbereich und dem „Teutoburgiensi saltu“ bei Borlinghausen als Zielbereich hilft die Topographie weiter möchte man die Anmarschstrecke dahin, wo „unweit“ davon der römische Marschzug vor der Egge von den Cheruskern und ihren Verbündeten zum Stillstand gebracht wurde eingrenzen. Es fällt bei dieser Grundlage leicht zu analysieren welchen Weg Caecina einschlug um für Germanicus das Terrain sondieren zu können, da es dafür nur zwei Alternativen gibt von denen aber eine ausscheidet. Da man die Örtlichkeiten der Varusschlacht aufsuchen wollte ist die Feststellung von Bedeutung, dass Germanicus dafür in das Stammesgebiet der gegnerischen Cherusker absteigen musste, somit aber auch in die Nähe der Chatten kam und sich möglicherweise auch noch unweit der Marser/Sugambrer bewegte. Die Cherusker wussten, dass sie Ziel seiner Spätsommer Offensive im Spätsommer waren und kontrollierten daher jede seiner Bewegungen. Da er sich östlich der Lippe aufhielt erschloss sich den Cheruskern seine Zugrichtung und sie werden den zu ihnen führenden Hellweg bewacht haben. So könnten sie je nach Strategie die ersten Kampfverbände schon östlich der Egge etwa im Oesetal in Position gebracht haben. Es war seit Drusus für die Germanen zur Normalität geworden, dass die Hellwegtrasse die klassische Einfallpforte für alle aus Westen anmarschierenden feindlichen Heere war. Hätten die Überlebenden Caecina im Jahre 15 + auf den Weg der einstigen Zugrichtung zum Varusschlachtfeld geführt, dann hätten sie dem Hellweg auch bis zum Etappenlager Brakel folgen können um von dort aus nach Süden in Richtung Warburg bzw. in die Richtung des „prima Vari castra“ abzubiegen. Neben der Tatsache, dass dies ab Schwaney auch einen Umweg zum „Teutoburgiensi saltu“ bedeutet hätte, hätte sich der möglicherweise kleine Spähtrupp um Caecina in die unmittelbare Nähe der Cherusker begeben müssen und hätte sich einer nicht unerheblichen Gefahr ausgesetzt. So wird Caecina sich für den einfacheren und schnelleren Hinweg entschieden haben und blieb auf diese Weise auch auf Distanz zum Gegner. So nutzte man bis zur „Alte Burg“ dem Kontrollpunkt auf dem Eggekammweg auf der Höhe des „Teutoburgiensi saltu“ der dort auf den Herßweg stieß und stieg von dort ins südliche Bördeland bzw. in den nördlich vorgelagerten Nethegau ab. Caecina werden wohl zu Pferde unterwegs gewesen sein passierte auf dem Weg die große Schanze der Behmburg und wird auf Geheiß der Überlebenden im Unwegsamen auch keinen forschen Gallop, oder mittleren Trab eingelegt sondern sich für ein Schritttempo entschieden haben. Die Strecke aus Schwaney kommend bis Borlinghausen beträgt rund zwanzig Kilometer und unter Zugrundelegung der vorgenannten Recherche, wonach „haud procul“ mit etwa 4 Stunden gleich gesetzt wird, hätte dafür 5 Kilometer pro Stunde zurück gelegt. Ein angemessene Zeit auf dem Pferderücken bei vorsichtigem und voraus tastendem Schritttempo, das zu einem Suchtrupp passen würde zumal man sich den Weg teilweise begehbar machen musste, auf Hindernisse stieß, auch Feindkontakt befürchtete, also auf jedes Geräusch zu achten hatte. Germanicus profitierte von seiner Vorarbeit sparte Zeit und konnte sich daher länger am alten Ort des Geschehens aufhalten. So ritt er die Stationen der Schlacht ab und gelangte zum Kern und Wendepunkt dem „prima Vari castra“ um ihn zu inspizieren. Jener Ort dem Tacitus den Namen „castra“ gab der für eine Burg oder Festung im Gebrauch war, obwohl es sich hier nur um ein Nachtlager handelte. Ein Lager, das nach Cassius Dio von den Überlebenden nach dem ersten Kampftag an einem äußerst ungünstigen Platz in höchster Not errichtet wurde, aber ebenso ein Lager an dessen Aufbau sich nach Tacitus noch alle drei Legionen beteiligt haben sollen. Und um dieser Theorie gerecht zu werden erreichte Germanicus das „prima Vari castra“ im vermuteten Fahlenbruch unmittelbar nördlich von Schweckhausen in dem er ab dem „Teutoburgiensi saltu“, dem Oberen Bördenweg folgte und in Schweckhausen auf den Warburger Hellweg einschwenkte. So könnte er von Westen aus das Lager erreicht haben wo sich ihm nach Tacitus ein trauriger und schmachvoller Anblick bot. Dabei passierte er zunächst den Ort an dem am vierten Tag die Schlacht zu Ende ging und wo sich nach dieser Theorie eine Erinnerungsstätte für Arminius etablierte die Karl der Große 772 + meinte aus vermeintlich religiösen Gründen zerstören zu müssen. Der Tacitus Überlieferung nach betrat man eine Unglücksstätte die grässlich anzusehen und voll schrecklicher Erinnerungen war und er drückt damit auch eine gewisse persönliche Anteilnahme insofern aus, als dass er sich gedanklich in die Gefühle der Überlebenden hinein versetzte und annahm sie müssten es so empfunden haben. Angekommen rang man im unübersichtlichen Terrain, in dem sich die Vegetation sechs Jahre ungestört entwickeln und ausbreiten konnte um Orientierung, interpretierte und rekonstruierte sich gegenseitig das einstige Geschehen. Spekulationen an denen sich alle Anwesenden lebhaft beteiligt haben dürften überschlugen sich. So erblickte man vermutlich zuerst den niedrigen Wall samt einem flachem Graben wie es von Tacitus erwähnt wurde. Es war eine Verteidigungsmaßnahme wie sie alle römischen Marschlager mehr oder weniger umfangreich besaßen, die aber hier bereits unter den Kämpfen gelitten haben könnten in dem sich der Graben abgeflacht zeigte und der Wall an Höhe verloren hatte. Es könnten aber auch die Reste baulicher Anlagen gewesen sein, die diesen Anblick boten, da man sie nicht mehr zu Ende bauen konnte. Tacitus ging nicht darauf ein, dass sich das Gelände im Spätsommer 15 + nach sechs Jahren in einem anderen nämlich von der Vegetation überwucherten Zustand befunden haben dürfte, das sich je nach Lichteinfall möglicherweise schon im Vorwaldstadium befand. So konnte man auch nur das beschreiben, was man noch davon erkennen konnte. Es lautet in lateinischer Sprache “prima Vari castra lato ambitu et dimensis principiis trium legionum manus ostentabant; dein semiruto vallo, humili fossa accisae iam reliquiae consedisse intellegebantur. medio campi albentia ossa, ut fugerant, ut restiterant, disiecta vel aggerata, adiacebant fragmina telorum equorumque artus, simul truncis arborum antefixa ora. lucis propinquis barbarae arae, apud quas tribunos ac primorum ordinum centuriones mactaverant“. Und es wurde mit den folgenden Worten übersetzt: „Das erste Lager des Varus erwies sich dem weiten Umfang und den Ausmaßen des Hauptquartiers nach als das Werk dreier Legionen; dann erkannte man an dem halb zerstörten Wall und dem flachen Graben (die Stelle), an der sich die bereits dezimierten Reste niedergelassen hatten. Auf der Ebene dazwischen lagen die bleichenden Gebeine, zerstreut oder haufenweise, je nachdem, ob sie geflohen waren oder Widerstand geleistet hatten. Daneben lagen Bruchstücke von Geschossen und Pferdegerippe, und an den Baumstämmen hatte man Schädel festgemacht. In den benachbarten Hainen (fand man) Altäre der Barbaren, bei denen man die Tribunen und Centurionen ersten Ranges geopfert hatte“. So sollte man annehmen, dass das was Tacitus schrieb, was er also mit seinen Worten wieder gab auch das war, was die Überlebenden und die anderen Anwesenden seinerzeit noch vorfanden und es somit die Beschreibung dessen war, was sechs Vegetationszyklen und Plünderungen noch an Erkennbaren am Ort des einstigen Lagerplatzes davon übrig gelassen hatten. Ob dies der Aussage der Überlebenden entsprach, es also die Arbeit war die dem tatkräftigen Einsatz von drei Legionen entsprach oder eine spätere Ergänzung von Tacitus war, muss offen bleiben. Aber woran wollten sie damals den Umfang erkannt haben. Denn nach Cassius Dio zu urteilen hatte man keine Zeit eine Fläche frei zu roden und hatte wohl auch keine Lichtung vor sich um sich einen Überblick zu verschaffen. Es fällt auf, dass aus der Tacitus Beschreibung des ersten Varuslagers keine Angaben über den inneren Zustand hervor gehen was bauliche Maßnahmen wie Behausungen oder dergleichen anbetrifft und es gab von ihm auch keine Hinweise auf die verkohlten Überreste der laut Cassius Dio einst verbrannten Ochsenkarren oder sonstiges. Man verschaffte sich aufgrund der Umstände einen vermutlich hastigen Überblick und versuchte sich nur oberflächlich die Ausmaße des ersten Varuslagers zu vergegenwärtigen. Die Überlebenden sollten jedoch gewusst haben, dass nach dem ersten heftigen Kampftag keine drei kompletten Legionen mehr Hand angelegt haben konnten. Folglich konnte es sich auch bei der Überlieferung hinsichtlich des Umfanges und den Abmaßen des Hauptquartieres nicht um das Werk von drei Legionen gehandelt haben und war eher eine Mutmaßung bzw. Eigeninterpretation von Tacitus. Er verwendete dazu die Worte „lato ambitu et dimensis principiis“, um es aber plastischer erscheinen zu lassen und um sich plausible Mindestvorstellungen zum Vorhandenen zu verschaffen, entschieden sich die Historiker dafür das Wort „Absteckungen“, ins Leben zu rufen. Ein Begriff mit dem sich der Eindruck erzeugen lässt, man hätte noch sechs Jahre nach der Schlacht sichtbare Spuren in Form von Umrissen nämlich die so genannten Absteckungen vorgefunden. Dies weckt den Verdacht, man habe damals mit an Pflöcken befestigten farbigen Textilien hantiert oder andersartig markierte Kennzeichnungen im Boden gesehen, von denen sich die Ausmaße ableiten ließen. Ein in der Tat nicht abwegiger Gedanke oder eine Erklärung um einem Komplex Grundstrukturen zu verleihen an denen sich die damaligen Bausoldaten orientieren konnten. Absteckungen zu setzen sind ein fester Bestandteil derartiger Maßnahmen, gehören im Metier zum Alltagsgeschäft und haben bis heute ihren Platz am Anfang jeglicher Baumaßnahmen unter freiem Himmel. Sie stehen für ein Minimum an Sichtbarem und symbolisieren was unser Vorstellungsvermögen hergibt, wenn man sich ein noch unbebautes Gelände vor Augen hält. Insgesamt deutet diese Darstellung darauf hin, dass man sich unter dem „prima Vari castra“ mehr ein karges Biwak, als ein bezugsfertiges Nachtlager vorzustellen hat, was angesichts der Notlage auch nachvollziehbar ist und angemessen erscheint. Aus der Überlieferung geht das Wort „principiis“ hervor. Nach Cäsar handelt es sich dabei um etwas Anfängliches in einem frühen Stadium ein Wort, das man als Grundlage für etwas zukünftiges verwendete, dass also erst noch folgen sollte. Man vermutet heute darunter einen frei gehaltenen Raum und denkt dabei an den so genannten Feldherrnplatz im Sinne eines Aufmarschgeländes der sich vor einem Stabsgebäude einer auch nur angedachten Principia befunden haben könnte. Im Wort „principiis“ einen Feldherrnplatz zu sehen bzw. es so zu übersetzen ist übrigens ein Novum und wird ausnahmslos nur in Verbindung mit der Varusschlacht benutzt, spricht also ebenfalls für eine völlig freie und unbebaute Fläche. Letztlich konnte man von der Stätte die einst als Nachtlager diente nur noch wenig erkennen, da es 9 + offensichtlich nicht gelang eine verteidigungsfähige Anlage zu hinterlassen der sich Strukturelles entnehmen ließ, sodass man darin schon gar nicht das Werk von drei Legionen erkennen konnte. Man stand 15 + möglicherweise vor einer unübersichtlichen vielleicht auch rätselhaften Freifläche auf der einmal ein Nachtlager entstehen sollte, etwas Undefinierbares, dass dann von Tacitus aufgewertet wurde um es als etwas wirken zu lassen, dass einer Endschlacht würdig war. Ein Lager unter dem sich Florus aufgrund seines Kenntnisstandes das als Gerichtsstätte angedachte Lager vorstellte. Aber was man 15 + sah bzw. nicht sah musste den Eindruck hinterlassen, dass das Ergebnis der Inspektion für alle recht mager und daher ziemlich unbefriedigend ausgefallen sein dürfte. Es ist zwar schwer vorstellbar, dass es schon sechs Jahre nach der Schlacht im Lagerinneren „nichts“ mehr zu sehen gab, aber die kurze Darstellung lässt keinen anderen Schluss zu, als dass Germanicus mehr oder weniger ins Leere blickte. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass man auch damals schon bemüht war Erklärungen für diesen wie unfertig erscheinenden leeren Freiraum zu finden. Auch an anderen geschichtlichen Stellen wird über die Ursprungs - bzw. Grundstruktur eines römischen Lagers, wie etwa die Festlegung des Umfanges, sowie die Abmessungen also die Prinzipien bzw. die Absteckungen eines Hauptplatzes gesprochen. So wird von Tacitus über Germanicus im Zuge der Schlachtvorbereitung vor Idistaviso berichtet, dass dieser noch während er ein Lager „abstecken“ ließ die Nachricht bekam, dass die Angrivarier im Rücken des Heeres abgefallen seien. Man kann auch daraus schließen, dass hier ebenfalls Legionäre abgestellt wurden, die den Auftrag hatten die ersten Vorbereitungen für den Bau eines Nachtlagers zu treffen, die aus Absteckungsarbeiten bestanden. Aber wie im Falle des „prima Vari castra“, war auch dies noch lange kein bezugsfertiges Lager. Vermutlich mittels Groma wurde in der ersten Phase Reißbrett artige Vorleistungen erbracht um festzulegen, wo man später Zelte, Gebäude und Wälle errichten wollte. Auch Hanibal sandte damals bei Killa zur Absteckung eines Lagers nur einige wenige Leute aus, die ebenfalls die Grundzüge des späteren Lagers festzulegen hatten. Und auch bei Killa wird es noch einige Zeit gedauert haben, bis man von einem Lager hätte sprechen können. Auf der Markussäule in Rom sind Soldaten zu erkennen die mit Messstäben hantieren, man vermutet, dass auch hier einige wenige damit beschäftigt waren zunächst nur einen Lagerplatz abzustecken. Auch zu Tacitus Zeiten war die einstige Existenz von drei Legionen der allgemeine Wissensstand, alle antiken Berichte hatten dieser Tatsache Rechnung zu tragen und mussten es textuell hervor heben. Nicht nur Tacitus auch die heutige Forschung ist beeinflusst von den antiken Berichten hat sich bis heute darauf verständigt davon auszugehen, dass einst wie es Paterculus hinterließ drei Legionen plus Hilfskräfte, drei Alen und sechs Kohorten samt Tross in die Varusschlacht gezogen sind und meint ihre Zahl auf 15.000 bis 20.000 Mann schätzen zu können. Das selbst bei der vorgenannten Untergrenze diese Annahme auf schwankendem Boden steht, lässt sich aufgrund diverser Prämissen unschwer erkennen. Und so kann auch von einem idealen Marschlager, wie es vor unserem inneren Auge auferstehen mag in einem vorbildlichen und ordnungsgemäß nach Bauplan ineinander gefügten und verteidigungsfähigen Zustand keine Rede sein. So sollte das „prima Vari castra“ nach sechs Jahren auch anders ausgesehen haben, als man es sich nach offizieller Lesart vorstellen mag. Das lateinische Wort für das was Germanicus sah bzw. wie es sich zeigte lautet im infinitiv „ostendere“ und so wie es Tacitus in seiner Niederschrift überlieferte “ostentabant” und es lässt sich mehrdeutig interpretieren. So wird es in den Übersetzungen mal als “es wies darauf hin, dass es das Werk von drei Legionen war”, mal als “es erwies sich als ein”, oder “es deutete darauf hin” ausgelegt. Es gibt aber auch noch die Deutung “es erschien ihnen wie die Arbeit von drei Legionen“. Man möchte keine Wortklauberei betreiben, aber die voneinander abweichenden Übersetzungen vieler Experten die der lateinischen Sprache mächtig sind und sich den Texten der Annalen 1,61 (2) angenommen haben, sprechen hier für sich. So handelt es sich in der Zusammenfassung der infrage kommenden Übersetzungsmöglichkeit zu „ostentabant“ in der Kurzform um folgende Gegenüberstellungen:
• „es war erkennbar als“ - Dies entspräche einem hohen Wiedererkennungswert, man konnte noch gut sehen, dass drei Legionen am Werk waren, was einem Beweis gleich kommt.
• „es erwies sich als das“ - Hier wird ein Unterschied zwischen erwies und bewies deutlich. Wobei erwies die mildere Version von bewies ist. Etwa die Inaugenscheinnahme bewies es, es ist erwiesenermaßen bzw. bewiesenermaßen so, was aber einem Beweis sehr nahe kommt und man es schon für einen Beweis halten könnte.
• „es erklärt sich als das“ - Dies klingt eher nach einem, es könnte denkbar gewesen sein, lässt aber auch Zweifel daran zu.
• „es erscheint als das“ – der Schein kann trügen, es erschien also allen so, also ob es denn so gewesen wäre bzw. es war allem Anschein nach bzw. auf den ersten Blick hin so, dass es so sein gewesen könnte. Folglich eine anzweifelnde Interpretation.
• es deutet oder es weist darauf hin das“ - Ist eine Vermutung, also kein Beweis.
Was also wollte Tacitus mit dem Wort „ostendere“ zum Ausdruck bringen. Stünde man mit der Redewendung “Vermutung” vor einem Gericht, so wäre ein Prozess um das Werk von drei vollzähligen Legionen oder vielleicht auch nicht schnell geplatzt. Aber warum erfuhren Caecina und Germanicus nicht von den Überlebenden, die sie letztlich zu den Schauplätzen führten, dass es sich hier definitiv nicht um ein von drei Legionen errichtetes Lager handelte bzw. gehandelt haben konnte, da von ihnen schon vorher zu viele ihr Leben gelassen hatten. Sie müssten es doch als Augenzeugen bestens wissen, da sie schließlich am Aufbau und am Kampf selbst beteiligt gewesen sein sollten bzw. müssten. Dann hätte man 15 + auch nicht spekulieren oder vermuten brauchen, ob sie denn vor einem Dreilegionenlager standen oder nicht, oder wollten sie sich nicht die Blöße der Unwissenheit geben. Auf welchen Zustand blickte damals Germanicus im Kreise seiner Gefolgschaft unter denen sich auch Caecina befand der allen überhaupt erst den Weg dahin weisen konnte, sich aber nun auch für das Varuslager interessiert haben dürfte. Dieser Theorie liegt die Gegenrechnung zugrunde wonach man Varus damals für den Markomannenfeldzug und den unmittelbar darauf folgenden Pannonienkrieg Schlachten entscheidende Mannschaften entzog, aber auch dem zivilen Marschzug einen Geleitschutz übergab und auch diverse Truppenteile für Wegeposten abstellte, so dass Varus am Morgen des zweiten Marschtages das vermutete Etappenlager Brakel mit einer hoch gerechnet ausgedünnten Truppe von etwa 11.000 Legionären verließ. Dazu erschien das Kapitel „3 Legionen - 6 Kohorten - 3 Reitereinheiten ? Hört sich viel an - aber wie war es um deren Schlagkraft bestellt ?“ vom 14.11.2023 mit detaillierten Erläuterungen. Die Kämpfe am zweiten Marschtag beschrieb Cassius Dio als äußerst verlustreich und sie setzten sich im Zuge der Rekonstruktion passend zu den Paterculus, Tacitus und Florus Überlieferungen noch bis ins „erste Vari castra“ fort. Eine zentrale Überlegung ebenfalls von hypothetischer Natur stellt sich in diesem Zusammenhang mit der Frage, wie hoch die Verluste der römischen Armee bereits am ersten Kampftag ausfielen. Nach Cassius Dios ausführlicher Beschreibung könnten sie schon so verheerend gewesen sein, dass man sich bereits am nächsten Tag vor dem Verlassen des „ersten Vari castra“ entschied alles Unnötige zu verbrennen und nur noch daran dachte so schnell wie möglich der totalen Vernichtung zu entkommen. Darin steckt auch ein Anhaltspunkt für die geringe Anzahl an Legionären die noch das Nachtlager erreichen konnten um es zu errichten. Eine weitere Erklärung könnte in seiner Dimension zu finden sein. Es käme demnach ein Lagerplatz in Frage, der weitaus geringer ausgefallen sein dürfte, als der von dem die Varusforschung bisher ausgehen wollte. Denn unter diesen Voraussetzungen könnte das „prima Vari castra“ mit dem Fahlenbruchlager nördlich von Schweckhausen identisch gewesen sein. Dieses misst 125 x 188 Meter, hat den Vorteil, dass es heute noch in seinen Grundzügen und Umrissen existiert, ist also eine noch heute erkennbare und zudem als Kulturdenkmal geschützte Wallanlage. Zudem erkennt man darin ein Rechteck - also Spielkartenformat was exakt der Formgebung des nachchristlichen „Pseudo Higin“ Lagerkomplexes entspricht. Polybios hingegen favorisierte im zweiten vorchristlichen Jahrhundert noch ein quadratisches Lager und gab für ein zwei Legionen umfassendes Nachtlager einschließlich Reiterei, Verbündeten, Hilfstruppen und Leibgarde für insgesamt 18.600 Mann eine Abmessung von 600 x 600 Meter an. Aber am Abend des ersten Kampftages erreichte nur noch ein dezimierter Teil der am Morgen ausgerückten etwa 11.000 Legionäre den zur Übernachtung vorgesehenen Platz um dort ein provisorisches Lager zu beziehen in dem man nur noch dicht gedrängt bewegungsfähig gewesen war. Zahlreiche Legionäre lebten nicht mehr, waren in Gefangenschaft geraten, verletzt oder geflüchtet. Nötiges Baumaterial war bereits auf der Strecke geblieben und erreichte ebenfalls nicht mehr den Ort, so dass sich das Polybios Lager nur als ein schwacher Vergleich zur Orientierung heran ziehen lässt. Erkennbar wird jedoch, dass es keines Lagers mehr für drei Legionen bedurfte und auch nicht mehr genügend Bausoldaten zur Verfügung standen die sich am Aufbau dieses Lagers beteiligen konnten. Ein Umstand der den Überlebenden um Germanicus bekannt gewesen sein sollte. So hat man unter dem „prima Vari castra“ dem ersten Lager, das die Männer um Varus errichten sollten ein aus der Not heraus geschaffenes Auffanglager zu verstehen, das die Flüchtenden aufnehmen sollte und das weit entfernt von dem war, was man sich unter einem standardmäßigen Marschlager vorstellt. Rückwirkend rekonstruierend ließe sich sagen, dass aufgrund des einsetzenden Kampfgeschehen auf den hinteren Teil des Marschzuges die zuständige Vorhut der ersten Legion gezwungen sah vorzeitig und an einem ungünstig gelegenen Standort mit dem Setzen der Absteckungen zu beginnen hatte und parallel dazu unter Zeitdruck an unterschiedlichen Stellen die Aushub- und Befestigungsarbeiten in Angriff nahm. Während der Arbeiten fraßen sich die Kämpfe in die Spitze vor, so dass die am Aufbau beteiligten in Zweikämpfe verwickelt wurden und gezwungen waren den Spaten mit dem Kurzschwert auszutauschen. Mit Einbruch der Dunkelheit endeten zwangsläufig nicht nur die Kämpfe es kamen auch die nötigen Arbeiten zum Erliegen, man musste sich mit dem begnügen was bis dato erreicht wurde und die vom Kampf ermüdet eintreffenden Legionäre mussten mit dem Vorhandenen vorlieb nehmen. Durch die Ereignisse reichte es nur zu minimalen provisorischen Schutzanlagen zumal auch viele Wallpfosten und Werkzeuge auf dem Marsch stecken geblieben waren. So scheint der Begriff Absteckung gut gewählt und vermittelt den Eindruck, dass hier etwas erst im Entstehen begriffen war aber seine endgültige Fertigstellung nicht mehr erlebte. Da Germanicus ursprünglich die Absicht verfolgte die Knochen zu bestatten und damit einhergehend auch den Zustand und das Umfeld des ersten Varuslagers begutachtete schloss man daraus nicht nur, dass sich im näheren Umfeld des Lagers auch der Knochenhügel befunden haben müsste, sondern auch die Varusschlacht geendet hätte, zumal die Überlebenden der Schlacht auch den Ort zeigen konnten an dem Varus sich tötete. In sich plausible Schlussfolgerungen die in die Theorie mündeten, dass sich die Varusschlacht nicht über mehrere Tage hinzog, sondern nur um das „prima Vari castra“ getobt haben musste, wäre da nicht Cassius Dio dem sich die Mehrtagesversion entnehmen ließ. Der Überlieferung von Cassius Dio folgend würde es sich bei diesem Lager um das am Abend des ersten Kampftages errichtete handeln und wäre folglich mit dem ersten Varuslager identisch gewesen. Danach hätte Germanicus in der Nähe des Lagers auch nur auf die Knochen jener Legionäre stoßen können, die am ersten Kampftag den Tod fanden um sie zu bestatten. Nach Cassius Dio hatten die Legionäre jedoch am dritten und am vierten Marschtag noch weitere verlustreiche Kämpfe zu bestehen und erst danach hatte sich Varus ins Schwert gestürzt. Infolgedessen konnte sich Varus nicht schon am ersten Kampftag getötet haben, sodass man Germanicus auch nicht schon in der Nähe des „prima Vari castra“ den Ort gezeigt haben konnte, an dem dieser sich das Leben nahm. Daraus lässt sich schließen, dass man den Text von Tacitus so zu lesen hat, dass der Trupp um Germanicus den Bereich des ersten Varuslagers wieder verlassen haben musste um sich zum Endschauplatz des vierten Tages zu begeben und dort die Knochenbestattung vorzunehmen. Wie sich rekonstruieren ließ dürfte Germanicus am Ort des ersten Varuslagers nur einen von der wuchernden Vegetation in Mitleidenschaft gezogenen Grundriss ausgemacht haben, der nur die Züge geringfügiger Vorarbeiten trug und die damals Unbeteiligten, aber auch die Überlebenden der Schlacht konnten nach sechs Jahren ihrer Abwesenheit nur einen unfertigen, im frühen und notdürftigen Zustand befindliches Provisorium erkennen und beschreiben und erwähnten auch nicht die verkohlten Reste einst verbrannter Ochsenkarren wie Cassius Dio es beschrieb, so dass man auch nicht imstande war mehr davon zu überliefern, als wie es auch die Zeilen von Tacitus zum Ausdruck bringen. Es war ein Ort für den man sich wie Cassius Dio schreibt aus der Not heraus und nicht aus strategischen Gründen entschieden hatte, der sich sicherlich nicht innerhalb eines geschlossenen Waldgebietes, sondern auf einer unbewaldeten leichten Anhöhe befand. Eine gerade noch geeignete vielleicht zuvor landwirtschaftlich genutzte oder von den Germanen Brand gerodete lichte Stelle auf der man 9 + nur spärlichen Pflanzen - Gebüsch - oder Gehölzaufwuchs antraf der aber im Jahre 15 + bereits stark verbuscht gewesen sein dürfte. Mit der Erkundung des „prima Vari castra“ betraten Germanicus und seine Männer zunächst den tristen Schauplatz einer Armee, die hier noch versucht hatte dem Untergang zu entgehen. Hier vollzog sich zwar die Wende aber es war ein Ort um den nicht die Hauptschlacht entbrannte, sondern der sich inmitten des mehrtägigen Geschehens befand, wo sich zwar die bittere Niederlage abzeichnete aber Cassius Dio folgend noch nicht zu Ende war und wo die Überlebenden den Männern um Germanicus die nicht an der Schlacht teilnahmen versuchten den Verlauf zu erklären, damit diese sich ein Bild von den einstigen Geschehnissen machen konnten. Tacitus ging auf das Wenige ein in dem er schrieb, dass Germanicus auf Umwallungen stieß, die im Zuge des Kampfgeschehens bereits erheblich in Mitleidenschaft gezogen waren. Es ist ein Hinweis darauf, dass sich die Kämpfe noch bzw. schon bis ins Lagerinnere fortgesetzt hatten und wobei sich nach den Worten von Paterculus der Lagerkommandant Eggius durch seine Tapferkeit besonders hervor getan hatte. Es ist aber auch ein Hinweis der noch eine andere Deutung zulässt. So beschrieb Tacitus eine vermutlich durch die Kämpfe zusammen gefallene Verschanzung hinter deren Schutz einige Legionäre überleben konnten. So lässt sich der Überlieferung nach eine räumliche Nähe zum „prima Vari castra“ entnehmen die man auf den ersten Blick auch für plausibel halten darf. Es sind jedoch Zweifel daran erlaubt, ob man es sich auch so verhalten hat, denn aus seiner Überlieferung geht das lateinische Wort „dein“, das eine Aussage zur Distanz beinhaltet und sich was Abstand und Entfernung anbetrifft auch unterschiedlich auswerten lässt. Und obwohl auch dieser Hinweis hilfreich ist, wie etwa seine Worte „haud procul“, erschwerte bzw. verwirrte er doch damit die Analyse was zu der Schlussfolgerung führen kann, dass der Hinweis auf diese Verschanzung bereits nicht mehr zum Komplex des „prima Vari castra“ gehörte, sondern sich bereits auf das zweite Notlager am folgenden Abend beziehen könnte. Sollte dies der Fall sein, dann läge darin der Hinweis verborgen, dass auch aus der Tacitus Überlieferung hervor geht, dass die Varusschlacht nicht am „prima Vari castra“ endete und sich damit eine Kompatibilität zur Überlieferung des Cassius Dio einstellt. Anerkannte Übersetzer untersuchten das Wort „dein“ und setzten es mit „später“ oder „nach einiger Zeit“ gleich. Angaben, wie sie sowohl zum „prima Vari castra“ aber auch zum „sekunda Vari castra“ passen würden, bei dem sich immer noch die Frage stellt, was Germanicus davon noch sehen konnte. Des Weiteren wird das Wort „dein“ wie folgt interpretiert. „Dann erkannte man“ an dem halb eingestürzten Wall und dem niedrigen Graben, dass die schon zusammen geschmolzenen Reste sich dort gelagert hatten“. Oder „In einiger Entfernung davon“ sah man einen nur halb aufgeworfenen Wall mit niedrigem Graben, sichtlich der Lagerplatz eines schon angeschlagenen Restes“. Aber auch „Weiterhin erkannte man“ am halb eingestürzten Wall und am flachen Graben, dass sich hier der schon zusammen geschmolzene Rest festgesetzt hat. So wird sein Stil zu einer Herausforderung, wenn man darin das Momentum erkennen möchte, in dem Tacitus den Schwenk zur Mehrtagesschlacht vollzieht und sich sein Werk mit dem des Cassius Dio verbinden lässt. Darauf das sich eingestürzte Wallanlagen sowohl im ersten als auch im zweiten Varuslager befunden haben könnten wurde bereits eingegangen. Interpretiert man aber das Wort „dein“ im Sinne von „in einiger Entfernung“, so darf spekuliert werden, ob damit nicht schon die Verschanzungen am „sekunda Vari castra“ gemeint waren, Germanicus folglich schon das „prima Vari castra“ verlassen hatte und sich nun einige Kilometer westlich davon nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ befand. Es ist also eine Frage der Auslegung, ob man darin den verborgenen Hinweis erkennen möchte, dass Tacitus hier den weiteren Verlauf der Schlacht andeutete. Man darf sich auf den Standpunkt stellen, dass zu Zeiten von Tacitus und Florus in Rom noch jeder wusste, dass die Schlacht zwar am „prima Vari castra“ entschieden wurde aber nicht jedem bekannt war, dass sich dort am Abend des zweiten Marschtages nur der Anfang vom Ende vollzog, der Alptraum aber noch einen dritten und vierten Tag kannte. Im Ausbruch der Rumpflegionen und der überhasteten Flucht nach Westen, den damit verbundenen Verzweiflungstaten und den späteren Rückzugsgefechten erkannte man richtigerweise den leidigen Untergang einer bereits geschlagenen Armee, aber an der Publikation dieses unrühmlichen Schlachtenausganges stand niemand der Sinn. Es war gegenüber der damaligen Öffentlichkeit weder vertretbar noch von Belang oder opportun, wollte sich mit dem schmachvollen Ende nicht mehr identifizieren und befasste sich daher nicht mehr im Detail damit. So widmete man auch nur dem Geschehen um dieses heldenhaft verteidigte Lager die Aufmerksamkeit, da hier die Ereignisse stattfanden, die der Armee später zum Schicksal wurden und sie zu Fall brachten. So sah auch Tacitus keine unmittelbare Notwendigkeit näher darauf einzugehen was davor geschah und das sich der Varuszug nach den verheerenden Kämpfen am anderen Morgen noch mal in Bewegung setzte. Diese Aufarbeitung überließ er einem ihm unbekannten Cassius Dio und für das was dieser 2oo Jahre später zum gesamten Verlauf recherchierte interessierten sich erst wieder die neuen Generationen. Das Tacitus dies nicht deutlicher machte, kann man unterschiedlich begründen. Es könnte auch Unwissenheit gewesen sein, so dass dies sein Wissensstand nicht mehr her gab und er seinen Quellen nur entnehmen konnte, sodass er sich so ausdrückte als ob die Schlacht nur inmitten und oder im unmittelbaren Umfeld des ersten Varuslagers getobt hatte. Florus hingegen ging schon weiter und erwähnte, dass nichts blutiger war, als jene Katastrophe in Sümpfen und Wälder dem sich entnehmen lässt, dass sich die Schlacht auch über das „prima Vari castra“ hinaus ausweitete woraus sich auch ein weiterer Verlauf ableiten lässt. Sowohl die Tacitus Überlieferung als auch die des Cassius Dio kranken daran, dass beide Geschichtsschreiber das Geschehen in einer gerafften und kompakten Form schriftstellerisch wieder gegeben haben. Beide Texte erlauben es daher kaum klare Trennlinien zwischen Tagen und Begebenheiten zu ziehen da sie unstrukturiert und übergangslos zu Papier gebracht wurden. Und da sich keine exakte chronologische Abfolge erkennen lässt, kann sich das angesprochene Geschehen sowohl auf ein noch laufenden Ereignis noch am gleichen Tag, als auch auf ein späteres am Folgetag beziehen. Da sich Tacitus nicht als Schlachtenchronist verstand ging er nicht wie Cassius Dio auf die Vorgeschichte ein wonach es bereits einen Angriff auf den Marschzug gab noch bevor man das „prima Vari castra“ erreichte. Jene Kämpfe die den Beginn der Schlacht anzeigten und wurde auch nicht deutlich was die Nachgeschichte anbelangt, wonach die Legionen am anderen Morgen laut Cassius Dio das „prima Vari castra“ wie es hieß, noch einigermaßen geordnet verließen. Das er es nicht erwähnte bedeutet jedoch nicht, dass es nicht so gewesen wäre, wie Cassius Dio es hinterließ. Aber so zweideutig wie es die Wortwahl „dein“ von Tacitus zum Ausdruck bringt, könnte es noch einen weiteren Hinweis von ihm geben, wonach Germanicus den Schauplatz wechselte, die Kämpfe weiter gingen und sich daher nicht alle seine Schilderungen nur auf das „prima Vari castra“ bezogen. Nach Tacitus war es ein Lager von dem wohl weniger die Soldaten um Germanicus annahmen drei Legionen hätten daran gearbeitet, sondern Tacitus selbst. Tacitus stellte sich trotz dieser Stärke nicht die Frage, vermied es also darauf einzugehen warum es nicht gelang, es gegen die Germanen erfolgreich zu verteidigen, so dass diese es überrennen konnten. Eine Vorstellung die die nötige Plausibilität missen lässt und daher die Dio`sche Version stärkt, wonach es Überlebende gab, die anderntags noch imstande waren es zu verlassen und einige unter ihnen, wie auch Varus noch bis zum vierten Tag durch halten konnten. Da Germanicus mit der Absicht anrückte die Knochenbestattung vornehmen zu wollen schließt sich der Kreis in dem er dies auch nicht inmitten oder im Umfeld des Castras ausführen konnte, sondern erst dort wo Varus am vierten Tag zu Tode kam und die Schlacht endete. Infolgedessen musste Germanicus um an diesen Ort zu gelangen die Region am Castra verlassen. Hätte er die Knochen des ersten Kampftages bestatten wollen, hätten seine Männer die Marschstrecke zum ersten Varuslager abgehen oder nach Knochen innerhalb des Lagers suchen müssen während sie am Ort des zweiten Kampftages, da wo sich Varus und seine Getreuen töteten noch in ausreichendem Maße fündig werden konnten. Germanicus schlug auf Basis dieser Theorie nach der Visite des „ersten Vari castra“ für den Rückweg die gleiche Route ein, die er auch für den Hinweg zum „prima Vari castra“ genommen hatte, in dem er dafür den unter der Bezeichnung „Oberer Bördenweg“ bekannten prähistorischen Weg nun nach Westen nutzte, der ihn wieder zurück ins heutige Borlinghausen zum „Teutoburgiensi saltu“ und zum Ausgangslager führte. Dabei ritt er den Streckenabschnitt ab, den auch Varus nach seinem Abzug aus dem „prima Vari castra“ eingeschlagen hatte in der Hoffnung durch den Saltus entkommen zu können. So erreichte bzw. passierte Germanicus auch den Endschauplatz vor der Egge und zwangsläufig jene Stationen über die uns Cassius Dio Informationen hinterließ. Es waren seine Hinweise wonach die Legionen am Morgen des zweiten Kampftages am dritten Marschtag ins offene Land, möglicherweise in die Warburger Börde blicken konnten, sie dabei wieder in Kämpfe verwickelt wurden, Verluste hatten und dann erneut in ein Waldgebiet gerieten wo sie heftigen germanischen Angriffen ausgesetzt waren, sich aufgrund des regennassen Untergrundes dichtgedrängt mit der Reiterei und ihren unbrauchbar gewordenen Waffen nicht mehr verteidigen konnten, so dass Germanicus hier noch auf eine Vielzahl an Skeletten gestoßen sein dürfte. Zuletzt erkundete Germanicus den Ort, wo sich am vierten Marschtag dem dritten Kampftag die letzten Überlebenden ihrem Schicksal hingaben, da sie dem von allen Seiten zuströmenden übermächtigen Feind nichts mehr entgegen zu setzen hatten. Es war der Ort wo sich Varus unweit davon tötete und Tacitus die letzten Handlungen und Umstände beschrieb. Tacitus hatte die Vorkommnisse um den letzten Lebenstag des Varus alle in unmittelbaren Zusammenhang mit seiner Schilderung über die zerstörten Wälle und Gräben gesetzt. Daraus durfte man naturgemäß auch schließen, dass sich Germanicus in dieser Phase immer noch im ersten Varuslager bzw. in der Nähe von Wall und Graben aufgehalten hatte. Da er sich wie dargestellt aber für die Knochenbestattung entfernen musste, könnte diese Annahme auf tönernen Füßen stehen, denn die von Tacitus beschriebenen Vorgänge könnten sich erst zugetragen haben, nachdem Germanicus bereits das Castra verlassen hatte, so dass er auch erst später auf die bleichenden Gebeine der Getöteten stieß und auch erst dort die Bruchstücke von Waffen, sowie die Pferdegerippe sah. Und dafür gibt es auch einen Anhaltspunkt der in der taciteischen Wortwahl „medio campi“ verborgen liegen könnte. Es sind die Worte „medio campi“ die jedoch allein gestellt nicht viel über ihre Bedeutung verraten und sich ihnen erst in Verbindung mit weiteren lateinischen Worten und anderen Zusammenhängen ein Sinn entnehmen lässt. „Medio“ steht in erster Linie für Worte wie Mitte, inmitten, mitten oder mittig wie etwa „medio fluctu“ = mitten auf dem Meer oder „in medio campi coluber suspensus ahenus“ = in der Mitte des Feldes hing eine Schlange. So kann in „Medio campi“ auch besagen, dass sich alles inmitten eines Feldes aber auch einer Landschaft befand. In diesem Sinne darf man unter Landschaft aufgrund der Gebeine auch ein Schlachtfeld verstehen, zumal auch für das lateinische Wort „campus“ die Übersetzungen Schlachtfeld und offene Feldschlacht existieren. Da das Wort „campus“ zudem in Verbindung mit „campieren“ steht, verträgt es sich auch mit dem „prima Vari castra“ und passt in die Theorie, dass sich die Gebeine inmitten des „prima Vari castra“ befanden. Neben Bezügen zu einem Feld oder einer Landschaft werden die Worte „medio campi“ auch als Ebene und die Gebeine als dazwischen liegend gedeutet. Die Worte „medio campi“ beziehen sich jedoch in erster Linie auf Feld aber auch auf Landschaft und vertragen sich nicht unbedingt mit einem abgegrenzten bzw. abgesteckten und geschlossenen Lagerkomplex eines „prima Vari castra“, so dass Germanicus die Gebeine auch außerhalb des Castras gesehen haben könnte, zumal ein deutlicher Hinweis von Tacitus fehlt, dass sich die Gebeine innerhalb der Absteckungen, also innerhalb des Lagerplatzes befanden. Um die überein stimmende Handlungsabfolge in den Schriften von Tacitus und Dio zu erkennen, lassen schon kleine sprachliche Spuren Schlüsse zu wonach sich Tacitus zumindest doppeldeutig ausgedrückt haben könnte. In diesem Fall würde es bedeuten, dass sich die Gebeine nicht innerhalb des „prima Vari castra“ befanden, sondern außerhalb, folglich auch weiter entfernt davon gelegen haben könnten. Diese Interpretation erlaubt es annehmen zu dürfen, dass die Gruppe um Germanicus auf die verstreut liegenden Skelette, ob sie nun von Legionären stammten die geflohen waren oder Widerstand geleistet hatten stieß, als sie den Bereich des „prima Vari castra“ wieder verlassen hatten und sich bereits auf dem Rückweg befanden. Dieser Theorie folgend war Germanicus nun auf dem Weg in die Richtung des Endschauplatzes nahe dem zweiten Nachtlager, wo er die Knochenbeisetzung vollziehen wollte. Somit lassen sich die Tacitus Annalen mit der Darstellung von Cassius Dio kompatibel machen der schrieb, dass die Legionen nach dem Abzug bevor sie einen weiten Blick ins offene Land machten erneut in verlustreiche Kämpfe verstrickt wurden, als auch im Sumpfwald massiv in Bedrängnis gerieten. Kämpfe zu denen folglich auch die Gebeine gehörten, die Tacitus als in „medio campi“, also in der Landschaft auf einem Felde liegend beschrieb. Darin ließe sich der Hinweis erkennen, dass die Schlacht nicht wie sich bei Tacitus auf den ersten Blick sagen lässt im „prima Vari castra“ am zweiten Marschtag dem ersten Kampftag entschieden wurde, sondern noch einen zweiten und dritten Kampftag erlebte wie es Dio hinterließ. Dieses Ereignis des Jahres 15 + ist eingebettet in das Vorhaben von Germanicus gegen die Cherusker einen großen Rachefeldzug führen zu wollen, der dann allerdings an der Weser so kläglich scheiterte. Misslungen vielleicht auch, weil er sich nach taciteischer Lesart mit seinem widrigen Handanlegen an die Knochenreste gegen die Götter gestellt hatte. Was Tacitus zu Papier brachte war die Beschreibung dessen was ein unsicherer und verklärter Blick auf die vergangenen tragischen Ereignisse zu seiner Zeit zuließ. Im Beisein ihres höchsten Feldherrn Germanicus verstiegen sich die Überlebenden möglicherweise gegenseitig und wuchsen, was ihre Darstellungen anbelangt über sich hinaus. Menschlich nachvollziehbar gibt es aber zu denken und lässt Zweifel daran aufkommen, für wie zuverlässig man die Zeitzeugenberichte in Anbetracht der Tatsache, dass man nur auf Absteckungen und zerstörte Verschanzungen blickte halten darf. Tacitus konnte den Erzählungen der Überlebenden keine Reihenfolge auf die Örtlichkeiten bezogen entnehmen und für ihn musste es so scheinen, als ob sich alle Ereignisse nur um das „prima Vari castra“ gedreht hatten. Tacitus schrieb es ab, könnte nichts von den Umständen gewusst haben die dem Ereignis voraus gingen, sich also auch keine Vorstellungen vom ersten verlustreichen Kampftag gemacht haben. So stützte und berief er sich auf die unklaren Angaben jener Personen, die sich das Varuslager angesehen hatten und was man dazu schriftlich hinterlassen hatte. So lassen sich seine Angaben die sich auf die Dimension des Lagers beziehen weder als sicher noch als authentisch einstufen, was durch den Hinweis „ermessen“, im Sinne von Ermessensspielraum unterstrichen wird. So sollte man auch annehmen, da es die Überlebenden besser wussten, dass hier keine vollzähligen drei Legionen mehr gearbeitet haben konnten, es aber vermieden Germanicus auf ihren Wissensstand hinzuweisen. So könnte man auch davon ausgehen, dass die Information, dass drei Legionen am Aufbau beteiligt waren bzw. gewesen sein mussten wie dargestellt auch von Tacitus selbst gestammt haben könnten und nicht von den Überlebenden. Eine persönliche Annahme die Tacitus aufgrund seiner eingeschränkten Vorkenntnisse in dieser Form in die Überlieferung mit eingeflochten hatte. Er hatte „ermessen“ deutlicher gesagt hatte es vermutet, dass es die Arbeit von drei Legionen gewesen sein musste, da Varus wie es dem Wissenstand der Zeit entsprach einst mit drei Legionen los gezogen war. Das diese aber am Abend erheblich dezimiert waren entzog sich seinem Kenntnisstand. Demzufolge beruhte die Aussage von drei am Aufbau beteiligten Legionen nicht auf den Erzählungen der Überlebenden noch denen der übrigen Legionäre, sondern fußten einzig auf den vermeintlichen Vorstellungen die nach dem Verständnis von Tacitus plausibel waren. Ob also die Schilderungen der Überlebenden darauf bezogen Wahrheitsgetreu waren, ob sie überhaupt von ihnen stammten oder man dahinter vielleicht auch Wichtigtuerei vermuten könnte, lässt sich heute nicht mehr sagen. Verschwiegen sie möglicherweise das wahre Geschehen, oder hatte Tacitus es ihnen hundert Jahre später in den Mund gelegt da niemand Grund hatte oder an der einstigen Realität von drei existierenden Legionen zweifeln wollte bleibt also offen. So könnte es damals keine übereinstimmende Klarheit darüber gegeben haben, wie die Schlachtfeldbegutachter um Germanicus das Geschehene beurteilen sollten. Zudem stand man in diesem Moment nahe Schweckhausen und daher schon relativ tief in Feindesland und wollte unter derartigen Bedingungen auch keine detaillierten Größenbestimmungen oder nähere Untersuchungen mehr durchführen. Germanicus wird nicht mit seinem gesamten Aufgebot die Stätten aufgesucht haben und auch kein Risiko eingegangen sein da man vom Gegner beobachtet wurde. Man war nicht waghalsig und verbrachte nicht länger als nötig am „prima Vari castra“ und ob man unter diesen Umständen willens war die Dimension des Außenumrisses zu erkunden ist fraglich. So könnte die Visite von kurzer Dauer gewesen sein und man zog sich zügig aus der feindlichen Region wieder zurück. Vielleicht auch mangels Interesse forschte man nur oberflächlich und ritt dann zurück zu den Schauplätzen der Endschlacht nahe der Egge wo man die Knochen bestattete. Was die von Tacitus erwähnten Knochen von im Kampf Gefallenen oder Geflüchteten anbelangt, so könnte es sich wie bereits zusammen gefasst dabei um Legionäre gehandelt haben, die sowohl innerhalb des „prima Vari castra“ starben, aber auch um jene die man am Folgetag auf der Strecke zwischen dem „prima Vari castra“ und dem zweiten Notlager liegen sah und die den von Cassius Dio überlieferten Kämpfen zum Opfer gefallen waren. Diese Theorie geht davon aus, dass Germanicus 15 + die Skelette dort sah wo sie verstreut zwischen dem ersten und zweiten Notlager die einstige Marschstrecke säumten und das es sich bei der beschriebenen nur halbfertig gewordenen oder zerstörten Wall/Grabenstruktur um die im „prima Vari castra“ gehandelt haben könnte, es aber auch schon die im zweiten Notlager befindlichen schwachen Fortifikationen gewesen sein könnten. Es darf also wie dargestellt auch erwartet werden, dass sich im „prima Vari castra“ Spuren von Wall und Graben zeigten, da das Anlegen von Schutzwällen Standard war auch wenn es nicht mehr gelang sie zu Ende zu bauen. Es kann natürlich auch der Verdacht aufkommen, dass man eine Fläche betrat die nicht „von“ drei Legionen, sondern „für“ die Unterbringung von drei Legionen gedacht war. Vorbereitete und halbfertige Maßnahmen die sich später als überflüssig erwiesen, da viele der erwarteten Legionäre das Notlager nicht mehr erreichten. Dann hätten die sichtbaren Abmaße analog zu Wilkenburg eine Dimension von 3o Hektar gehabt haben müssen, was aber aufgrund der Verlustzahlen zu groß dimensioniert gewesen wäre. Demnach ein Lager sowohl von drei Legionen als möglicherweise auch für drei Legionen errichtet, so wie es Tacitus schrieb was aber nur einer bzw. seiner Einschätzung entsprach die man teilen könnte. Aber er stützte sich auf Texte die schon durch viele Hände gegangen waren und so schrieb von Personen ab, die wie er den Schlachtenverlauf nicht im Detail kannten oder wieder gaben, aber dennoch wussten, dass Varus drei Legionen befehligte da dies in der Antike kein Geheimnis war. So war es für die Zeit und die folgenden Generationen immer ein Selbstverständnis, dass alles was man sah auch nur von drei Legionen fertig gebracht worden sein konnte. Insgesamt lässt sich dem entnehmen, dass man sich schon damals darin unsicher war, ob es wirklich die Arbeit von drei Legionen war, oder ob es nur so schien. Der Theorie folgend passierten die Legionen auf dem Weg von Höxter kommend über Brakel nach Borlinghausen den Fahlenbruch nördlich von Schweckhausen nahe dem alten Warburger Hellweg. Dort befinden sich auch heute noch die Reste einstiger Wehranlagen in Form von Wall und Graben, die sich als „prima Vari castra“ identifizieren lassen. Bodenstrukturen die auf eine unfertige Anlage schließen lassen und die man der topographischen Hanglage und einer Bachsenke angepasst hat. So folgt die Bauweise auch keiner gängigen Methodik die den uns bekannten römischen Marschlagermustern entspricht, konnte und wurde daher wissenschaftlich auch nie als ein solches angesprochen. Sie wirkt anhand der Lidar Erkenntnisse wie ein Werk, dass man unter hektischen Umständen, also unter Zeitnot, aber nicht unter Optimalbedingungen folglich nur notdürftig errichten konnte. Denn während es noch gelang den westlichen Teil der Anlage halbwegs fertig zu stellen, hatte man es aufgegeben auch den östlichen Bereich mittels Umwallung zu schließen. Wäre es gelungen, dann hätte es etwa eine Ausdehnung von 7 Hektar erreicht. Das Gelände ist abfallend und man konnte damals ein Bachtal samt Quellsumpf mit einbeziehen, so dass sich die Dimension dieser Anlage in Dreieckformat auf den ersten Blick nicht erschloss. Zur Feindabwehr war sie daher kaum tauglich. Ein Konstrukt das auch keiner Belagerung stand gehalten hätte und nur einen kurzzeitigen Nutzen in der Art gehabt haben dürfte, als dass es sich nach Einbruch der Dunkelheit lediglich als ein einmaliges Nachtlager unter widrigsten Bedingungen verwenden ließ. Ein Lagerstätte die nur dazu reichte um den Überlebenden des ersten Kampftages nur halbwegs eine Bleibe zu ermöglichen. Das römische Marschlager Wilkenburg hingegen umfasste rund 30 Hektar, es bot drei Legionen platz und wurde unter „Schönwetterbedingungen“ jedoch nicht unter unmittelbarer Feindeinwirkung errichtet und lässt sich infolgedessen nicht mit einem Notlager vergleichen in das sich nur noch ein kläglicher Rest von einst drei Legionen retten konnte. Ein Castra in der Größenausdehnung eines Wilkenburglagers konnte man bislang im östlichen Westfalen nicht finden, da es etwas in dieser Art auch nicht gab, sodass die Suche danach auf Basis der herkömmlichen Annahmen und Theorien ergebnislos verlaufen musste. Die irritierende Unförmigkeit des Fahlenbruch Lagers ihre halboffene Flanke folglich die Lücken innerhalb der Wall/Graben Struktur erschweren zweifellos die Identifikation und behindern ihre epochale Zuordnung, sodass sich ihre römische Herkunft nur durch einen entsprechenden Fundhorizont nachweisen ließe. Bei einem intensiveren Studium der historischen Quellen hätte sich heraus gestellt, dass sich das Varuslager möglicherweise vor unser aller Augen verbarg, sich aber anders als vermutet in einer weitaus kleineren Dimension und in einer Örtlichkeit zeigt die nicht zur klassischen Suchregion zählt. So kann man zu der Erkenntnis gelangen, dass das Lager nördlich Schweckhausen weder von drei Legionen noch für drei Legionen errichtet wurde und nichts anderes war, als ein Notbehelf auf unterstem Niveau. Ein Lagerplatz der bestenfalls eine Ausdehnung von 7 Hektar erreicht hätte, wenn die Legionäre nicht bis in die Dunkelheit heftigsten Kämpfen ausgesetzt gewesen wären, in der sie dann eng zusammen gekauert unter widrigen Bedingungen den Morgen erwarteten. Die Konsequenz ist, dass man sich unter dem „prima Vari castra“ ein Lager mit weitaus geringeren Dimension vorzustellen hat, als es uns die Quellen aufgrund der Existenz von drei Legion suggerieren. Die heute noch unvollständig und wie abgebrochen erscheinende Umwallung des Lagerkomplexes im Fahlenbruch muss daher auch jeden historisch erfahrenen Betrachter zunächst irritieren was nicht verwundert. Letztlich bietet es aber ein Abbild dessen und zeugt davon wie chaotisch dramatisch sich die letzten Stunden hoch geschaukelt haben mussten und verdeutlicht die Zerrissenheit und den Auflösungsprozess dem der römische Marschzug damals ausgesetzt war. Paterculus der in seiner Darstellung mit verständlichen Worten auf die vorherrschenden Zustände hinwies in dem er indirekt auf das erste Varuslager einging, konnte die extremen Bedingungen nicht besser zum Ausdruck bringen und lobte folgerichtig den Lagerkommandanten, da dieser in der verfahrenen Lage am Abend des ersten Kampftages ein leuchtendes Beispiel der Beherztheit abgab. Der Mann dem es gelang selbst in dieser Phase den Überblick nicht zu verlieren wurde zum Sinnbild und stand damit symbolisch für den Niedergang einer ganzen Armee deren folgenschwerer Wendepunkt sich in jenem Nachtlager nach dem ersten Kampftag abzeichnete. Als Sonderfall antiker Geschichtsschreibung beschrieb Tacitus der Nachwelt nichts anderes als die Spritztour eines designierten römischen Kaisers zu der man ihn vorher gedrängt hatte. So unterbrach er seine Pläne, schob den Angriff auf seinen Erzfeind auf und gab ihm damit die Möglichkeit die Zeit anderweitig zu nutzen. Wie der Überfall auf die Marser 14 + zeigt beherrschte Germanicus auch den Überraschungsmoment den er an der Egge verstreichen ließ. Ein Verhalten in dem jeder Militarist strategisches Fehlverhalten sehen könnte. Die Ereignisse des Jahres 15 + kommen gelegen um damit die Abfolge des Marsches der am Sommerlager an der Weser seinen Anfang nahm bis er an der Eggekante sein Ende fand plausibel zu machen und tragen dazu bei den Schlachtverlauf deutlich machen. Ob Germanicus letztlich nur widerwillig dem Ansinnen seiner Männer folgte in den Nethegau den südwestlichsten Teil des Stammesgebietes der Cherusker abzusteigen oder ob auch persönliches Interesse dahinter Stand den Schauplatz sehen zu wollen bleibt offen. Selbst mit zu helfen den Grabhügel aufzuschütten klingt glaubwürdig und spricht, wenn wir den Worten von Tacitus glauben schenken wollen für eine gewisse Ergriffenheit, ob allerdings ein Interesse daran bestand den Platz zu suchen, wo man die Leiche des für die Niederlage Verantwortlichen verscharrte sei dahin gestellt. Dieser Theorie nach führten die Überlebenden Caecina auf dem bequemeren vom Feind abgewandten Eggekamm über einen prähistorischer Pfad zu den Schauplätzen, ein Weg der sich Mithilfe eines Blickes auf die dortige Geographie rechtfertigen lässt. Das Caecina laut Tacitus gezwungen war zwecks Begehbarmachung Brücken und Dämme bauen zu müssen kann ebenfalls auf dem Tacitus eigenen Vorstellungsvermögen beruhen. Dies war und ist immer noch ein Höhenweg der keine aufwändigen Ausbaumaßnahmen erforderte und da der Caecina Suchtrupp nicht zu Fuß unterwegs gewesen sein dürfte, sondern den Abstecher zu Pferde unternommen haben dürfte, lässt diesen Hinweis als nicht glaubhaft erscheinen. Wie hätten die Überlebenden Caecina den Weg in einer Landschaft weisen können in der jeder Baum und jeder Strauch gleich aussah. Abgesehen vom langen Gebirgszug der Egge und den vereinzelten kahlen Sandsteinklippen waren geographische Anhaltspunkte rar an denen sich die Überlebenden hätten orientieren können. Aber die Antwort findet sich in der Geographie der Landschaft die deutlich macht, dass die damals Überlebenden die sich für den Fluchtort Aliso entschieden hatten auch diesen Höhenweg als Rückzugsroute eingeschlagen haben dürften und den sie kannten, nach dem ihnen der Aufstieg geglückt war. Folgerichtig konnten sie daher Caecina auch über diesen Weg relativ unproblematisch bis ins Zentrum der Schlacht leiten. Vermutlich griff man sich einen einheimischen „Reiseleiter“, und bediente sich eines Brukterers der den Weg besser kannte als alle Überlebenden, zumal sich Lateiner zwischen den Jahren 9 + und 15 + im besagten Umkreis wohl nicht mehr aufgehalten haben dürften. Man gelangte jetzt im Zuge der Gruseltour auch in jene Region, in der die Schlacht laut Cassius Dio am vierten Kampftag endete und wo sich nach Aussage von Teilnehmern der Heerführer Varus selbst getötet haben soll. Man stieß auf Altäre wo die Ritualtötungen vollzogen hatte, sah an den Bäumen wie Tacitus schrieb noch die angenagelten Schädel der Legionäre und entdeckte auch die Tribüne von der aus Arminius seine Rede hielt. Wie man es von Waffenresten in Mooren kennt und annimmt, dass unsere Vorfahren für derartige Zeremonien ihre heiligen Bezirke bzw. Friedhöfe nutzte, so dürfte man sich dafür vergleichbare Örtlichkeiten gesucht haben. Ob man die Ritualtötungen im Zuge emotionaler Ausschweifungen bereits im Affekt Angesicht der letzten Zweikämpfe also schon in den letzten Stunden der Schlacht, oder später vollzog lässt sich nicht für die Aufarbeitung des Schlachtenhergangs nutzen. Mit dem Auftürmen des Knochenhügels durch Germanicus und die die mit ihm die Örtlichkeiten aufgesucht hatten endet der Exkurs des Feldherrn. Und noch in den letzten Zeilen der Tacitus Annalen verbirgt sich der gleiche Widerspruch bzw. die Irritation, so wie sie uns schon im Zuge der Beschreibung der Geschehnisse am „prima Vari castra“ begegnet. So arbeiteten am Castra seiner Darstellung nach drei römische Legionen und die gleiche Anzahl wurde dann auch von Germanicus bestattet. Liest man es nach der Theorie einer Lagerschlacht, dann müssten im Mittel bei 4.500 Mann pro Legion, folglich 13.500 Legionäre das „prima Vari castra“ errichtet haben die dann im Zuge des germanischen Angriffs bis auf den letzten Mann getötet wurden. Da sich von diesem „gigantischen“ Nachtlager nach sechs Jahren außer den Absteckungen und den eingestürzten Wällen nichts mehr rekonstruieren ließ und es als unwahrscheinlich angesehen wird, dass es den Germanen gelungen sein soll ein Lager bei dieser Besatzungsstärke zu erobern wird von der Forschung die Beschreibung einer Mehrtagesschlacht als Ablauf der Varusschlacht favorisiert. Ein Ort der aufgrund seiner exponierten Höhenlage in allen Epochen der Frühzeit bis in die Zeitenwende geeignete Plätze für Grablegungen oder Bestattungen geboten hatte. gleich einer Zurschaustellung, die sich niemand wagte zu entfernen. Man schrieb ihnen vermutlich mystische Kräfte in einer noch von Asen und Vanen geprägten Welt zu. Im Rahmen umfangreicher und ausgelassener Siegesfeiern ist das dem voraus gegangene Szenario auch in heutigen Zeiten für Naturvölkern noch gut vorstellbar. Zumal es auch überliefert ist, dass die germanische Religion im Zusammenhang mit wichtigen Ereignissen auch von Menschenopfern an Gefangenen berichtet. Jeder an den Kämpfen beteiligte Hauptstamm, möglicherweise auch größere Sippen könnten eigenen Ritualplätze, Opferstätten oder Haine besessen haben, die sich auch noch viele Kilometer entfernt vom Schlachtgebiet befunden haben könnten. So ist es fraglich, ob es im Kampfgebiet zu einer zentralen Siegesfeier aller beteiligten Germanenstämme gekommen ist. Viele leicht und schwer Verletzte waren nicht mehr willens oder imstande einer derartigen Veranstaltung kurz nach der Schlacht beiwohnen zu wollen oder zu können. Vieles spricht daher für lokale Zeremonien im Kreise der einzelnen Stämme bei denen die gefangenen Römer nach der Schlacht vorgeführt wurden, wobei Tacitus die heiligen Haine in der Mehrzahl verwendet und er die Haine als benachbart zum Kampfgebiet bezeichnet. Die Hinweise auf vorhandene Altäre und benachbarte Haine die die Germanen zur Tötung der Tribunen und Centurionen nutzten stärken den Verdacht, dass man die Orte mit bedacht ausgewählt hatte und es sich um geplante und vorbereitete Aktionen handelte die keiner spontanen Willkür entsprangen. Die Germanen besaßen heilige Stätten in denen sie unter anderem Objekte mit sakraler Bedeutung wie unbrauchbar gemachte gegnerische Waffen opferten. Gegenstände die in ihre kultische Weltanschauung passten wozu auch die angenagelten Schädel gezählt haben dürften die nicht nur bis 15 + sichtbar blieben, sondern die sie über die Jahre unangetastet ließen, also nicht entfernten. Im Zuge dieser Theorie wurde bereits darauf eingegangen, dass sich unmittelbar am östlichen Ortsrand von Borlinghausen ein bronzezeitliches Hügelgräberfeld im heutigen Twistenholz bzw. „Tuistowald“ befindet, das sich etwa mangels Moor dafür nutzen ließ. Eine geeignete Region die man mit der Bezeichnung heiliger Hain titulieren könnte. Vermutlich gelang es Caecina bzw. Germanicus nur mit Hilfe dieser vom Triumph zeugenden Kennzeichnungen der damaligen Siegerstämme im Jahre 15 + den Ort wieder zu finden, an dem sich das Schicksal der römischen Armee erfüllte. Nach der Überlieferung von Cassius Dio zu urteilen errichteten die Überlebenden der Kämpfe des zweiten Marschtages am Abend des dritten Marschtages das zweite Notlager in dem sie bis zum vierten Tag ausharrten. Tacitus lässt sich nicht entnehmen, wie viel Legionäre nach den letzten Kämpfen von den Germanen gefangen genommen wurden die sich dem nicht durch Flucht entziehen konnten. Marcus Caelius war jedenfalls nicht mehr unter ihnen, denn er starb mit 53 1/2 Jahren in der Schlacht die der Grabsteininschrift zufolge zum varianischen Krieg aufgewertet wurde. Wie auch anlässlich der Erkundung des „prima Vari castra“ mag sich auch im „Schädelwald“ Kraft Erinnerungsvermögens noch der eine oder andere Teilnehmer durchgesetzt und die Deutungshoheit beansprucht haben. Aber von diesem Moment an gingen seine Worte noch durch viele Münder und über verschlungene Wege bevor sie Tacitus erreichten und erinnern konnten sich an alles zweifellos nur die Kämpfer die seinerzeit diese Stunden persönlich erlebt, sie also überlebt hatten, für alle anderen waren es schon Berichte aus zweiter oder dritter Hand. Die Übersetzung Unglücks „stätte“ sowie die Darstellung der Geschehnisse vermitteln den Eindruck, als ob es sich um einen begrenzten Raum handelte, wo sich der Hain samt Altar und Tribunal befand und es sich dabei um kein großflächiges Szenario handelte, dass sich über mehrere Tage erstreckt hätte, sodass offen bleibt wie umfangreich oder eher unscheinbar das Spektakel ausgefallen sein könnte. Es kann auch darauf hindeuten, dass es eine angemessene aber kleinräumige Veranstaltung aufgrund nur noch weniger Überlebender war, was wiederum Spekulationen zur Truppenstärke und zur Höhe des Knochenberges auswirft. Ob die hier dargestellten Spuren die Tacitus in seinem Bericht hinterließ die Annahme rechtfertigen, dass auch ihm Hinweise vorgelegen haben könnten wonach sich die Schlacht über mehrere Tage hinzog lässt sich nicht abschließend beantworten. Ob seine abweichende Darstellung auf die noch zu seinen Zeiten vorherrschende Unkenntnis über den tatsächlichen Verlauf zurück zu führen ist, ihm Detailinformationen nicht zugänglich waren oder er sich nur oberflächlich mit dem Geschehen auseinander gesetzt hatte muss offen blieben. Aber wenn man neben seinen Bericht den des Cassius Dio auf Basis der hier vorgestellten Gesamttheorie legt, dann werden Irritationen deutlich die sich aber unter Zuhilfenahme des Berichtes von Cassius Dio auflösen lassen.Im Gegensatz zum Nethegau dürften Sintfeld und Sorat sowie die Diemelregion und Teile der Warburger Börde nicht von Cheruskern, sondern von Brukterern, Chatten und Marsern bzw. Sugambrern besiedelt gewesen sein. Und da wo sich die beteiligten Völker begegneten, da sich dort ihre vier Stammesterritorien spitzwinkelig berührten befindet sich unmittelbar am Eggeaufstieg die „Alte Burg“ und stellt damit eine übergreifende Schnittstelle dar. An diesem symbolträchtigen Wachposten, einer jahrtausendealten Ost/West Verbindung am westlichen Ende des Schlachtgeschehen trafen aber nicht nur ihre Wohngebiete aufeinander. Diesen markanten Ort dürften die Völker in Friedenszeiten wechselseitig auch für allgemeine Begegnungen aufgesucht haben, aber im Zuge der Schlacht wurde er zum geeigneten Fixpunkt der der Orientierung und Absprache diente. Durch seine Lage war er geeignet politische Funktionen zu erfüllen wo sich in Krisenzeiten die auf dem Plateau siedelnden Stämme mit denen der Niederungen trafen und gemeinsame Pläne zu schmieden oder im Notfall die Fluchtburgen aufsuchte. Der gemeinsam errungene Sieg stärkte die Verbundenheit aller und schweißte sie zusammen, Kult und Tradition kamen hinzu, lagen eng beieinander, aber die Herausforderung ist für uns groß sich das dortige Treiben nach der Schlacht vorzustellen. In der Region um die „Alte Burg“ verteilten sich diverse Kultstätten wo die Hauptfeiern des Jahres stattfanden an den auch Abordnungen der Nachbarstämme teilgenommen haben dürften. Aber im Zuge der Schlacht schrieb jeder Kampfplatz an der römischen Zugroute gleich ob er sich Schlachten entscheidend auswirkte, oder sich in Form tragischer Zweikämpfe vollzog seine eigene Geschichte. Die Tragweite lässt sich schwer abschätzen aber noch Tage danach werden die Anwohner auf versprengte oder verletzte Legionäre gestoßen sein deren Schicksal im Dunklen bleibt. Man wollte den Erfolg sicherlich in angemessener Weise zelebrieren und die Ahnen daran teilhaben lassen. Die in der Höhenlage um Kleinenberg/Lichtenau erfassten über 5o bronzezeitlichen Hügelgräber sowie die in der Region östlich der Egge um Borlinghausen befindlichen sind nicht nur sichtbare Zeugnisse aus ältesten Zeiten. Die in ihnen liegende Strahlkraft wehte bis in die römische Besatzungszeit hinüber und sie waren geeignet um ließen sich je nach Eigenart für Zeremonien nutzen. Altäre und Steinformationen an denen man verharrte, die im Nachgang der Varusniederlage den rituellen Hintergrund bildeten und die aus Megalithen gebrochen oder behauen in der Eggelandschaft allgegenwärtig sind. Unter Einbeziehung heiliger Haine bietet es ein vorstellbares Szenario, das den von den Indogermanen übernommenen Baumkult Traditionen in germanischen aber auch noch in altsächsischen Zeiten nahe kommen dürfte. 3.500 Meter westlich der „Alte Burg“ steht noch der 2,30 Meter hohe “Großmutter Menhir” aufrecht in der Landschaft, der für die Menschen ebenfalls einen ewigen Bezugspunkt darstellte und über die keltische Epoche noch weit zurück geragt sein dürfte. Historischen sind um Borlinghausen keine Moorlandschaften überliefert in denen man nach zerbrochenen römischen Waffen suchen könnte, was die Wahrscheinlichkeit reduziert dort fündig zu werden. Aber was sich damals nachdem sich der Lärm der Schlacht und der beißende Verbrennungsgeruch verzogen hatte zutrug entzog sich römischer Geschichtsschreibung, erstarb oder verformte sich in Germanien im Zuge vieler Generationswechsel und lässt sich nur erahnen und was davon die Welt der Sagen und Legenden weiter trug wird in der Regel von der Wissenschaft belächelt. Gedenkstätten halten sich wie man weiß lange im Gedächtnis der Völker und auch wenn nach den Jahren nicht mehr so deutlich wird, warum man die eine oder andere errichtet hat, so wird doch so manches nach dem Motto „unsere Großeltern kämpften noch gemeinsam Schulter an Schulter gegen Varus“ weiter gereicht worden sein. Aber das letzte Wasser das Varus trank dürfte aber einem Zufluss der Weser und nicht dem Rheines entstammt sein, denn er verstarb auf Basis dieser Theorie auf der nach Osten zugewandten Egge, die die Wasserscheide beider Flüsse bildet. (15.12.2024)