Donnerstag, 16. Januar 2025
Vom Sommerlager in den Untergang.
So lautet der Titel des aus über 200 Einzelkapiteln bestehenden Gesamtberichtes zur Varusschlacht an dem ich seit Oktober 2017 schreibe. Aber in ihm verbergen sich auch die klassischen Irrtümer die sich wie Blei über die Forschungslandschaft legten und selbst neuere Buchausgaben schreiben sie immer wieder munter fort. Jetzt wo sich der Kern der Recherche zum möglichen Verlauf, als auch den Örtlichkeiten der Varusschlacht, sowie den diversen Betrachtungen die in das Thema hineinspielen abzeichnet und überzeugende Argumente das Bild abrunden sollen innerhalb dieses Kapitels noch mal einige Abläufe und Aspekte wie es sich ereignet haben könnte in Erinnerung gerufen werden. Diverse schlüssige Hinweise lassen zudem erkennen, dass man davon ausgehen kann, dass das Varuslager an der Weser bereits als Winterlager genutzt wurde, sodass die damals gewählte Überschrift „Vom Sommerlager in den Untergang“ als überholt betrachtet werden kann. Da man seit den Tagen von Theodor Mommsen davon ausgeht Varus habe sein Standlager im Herbst 9 + verlassen, um sich in ein Winterlager am Rhein zu begeben und dies vielleicht auch in der gesamten Zeit seiner Statthalterschaft tat, hatte sich dafür der Name Sommerlager eingebürgert. Wesentlich für die Annahme das dieses Kastell an der Weser stand sind der Hinweis von Cassius Dio, wonach die Cherusker Varus an diesen Fluss gelockt haben, ein unter ihnen Zustande gekommener Vertrag als auch die Weser die auffällig oft im Zusammenhang mit den Kriegen gegen die Cherusker erwähnt wird. Des Weiteren ist es die Zielsetzung der römischen Okkupanten sich eine neue Provinz erschließen zu wollen, die logistischen Vorteile in der Weserschleife an Hellweg und Weserfurt und die strategische Lage eines Handelsstützpunktes auf dem Weg zu den östlich liegenden lukrativen Erzlagerstätten. Da die römischen Truppen wie es die Überwinterung der römischen Armee unter Tiberius 4 + an den Lippequellen belegt befähigt waren Kastelle auch den Winter über durchgängig zu besetzen, hat sich die Theorie, Varus habe sich auf dem Weg an den Rhein in ein Winterlager befunden als er angegriffen wurde, als substanzlos erwiesen. Intelligentes Handeln passt sich den Herausforderungen an und obwohl wir die geistigen Leistungen der Antike kennen, verhindert doch eine Barriere in unserem Vorstellungsvermögen zu akzeptieren, dass auch unseren germanischen Ahnen insbesondere ihrer Führungsschicht die Fähigkeit zu logischem, was strategisches Denken einschließt durchaus gegeben war. Man wusste um die Kampfstärke und die Fähigkeiten der Legionen und wäre das Wagnis einen Angriff einzufädeln nicht eingegangen, wenn sich die Siegeschancen als aussichtslos erwiesen hätten. So war man sehr wohl imstande gewesen die Risiken eines Schlagabtausches abzuwägen, hatte sich nicht blind links in das Abenteuer Varusschlacht gestürzt und sich daher für eine Erfolg versprechende Vorgehensweise entschieden. Obwohl nicht unbedingt standesgemäß, so greifen doch viele Forscher darauf zurück sich bildlich und nahezu romanhaft in die historischen Ereignisse auf Basis menschlicher Verhaltensweisen hineinzudenken. So lassen sich Ungereimtheiten entlarven die die Plausibilität stören und das Reale und Nachvollziehbare lässt sich isolieren. Diese Theorie geht einen ähnlichen Weg über den sich weitergehende Überlegungen anstellen und das Gesamtbild deutlicher machen lassen. Als am Vorabend Varus und seine Männer den symbolischen Akt der Waffenschau und ihrer Entnahme vollzogen begann der Theorie nach die Varusschlacht. Es zeichnete sich jedoch ab, dass man die Legionen am ersten Tag auf dem Weg zu den Aufrührern noch unbehelligt lassen wollte vor allem aber musste. Wortwörtlich genommen passt „unbehelligt“ auch in die damalige Jahreszeit in der der helle und der dunkle Teil des Tages mit jeweils etwa 12 Stunden in der Phase des Herbstaquinoktium gleich lang ausfielen. Da Varus den Beschreibungen von Arminius den nötigen Zeitbedarf bis zum Erreichen der vermeintlichen Widersacher entnehmen konnte, wo er gedachte die Gründe für den Aufruhr in Erfahrung bringen zu können, bestand für ihn kein Grund zur Eile. Man nutzte für die erste Wegstrecke den gut ausgebauten Hellweg der die Lippe mit dem römischen Brückenkopf an der Weser verband. Auf ihm zog man zunächst bis Brakel und wurde auf diesem Abschnitt noch noch vom zivilen Tross begleitet, der aus Personen bestand die ihm Gegensatz zu den Legionen die Wintermonate nicht an der Weser, sondern in Haltern oder vielleicht am Rhein verbringen wollten. Der morgendliche Ausmarsch könnte daher zögerlich begonnen, sich also auch erst verspätet in Gang gesetzt haben. Im Etappenlager Brakel, wo man nach rund 21 Kilometern die erste Nacht verbringen wollte, erwartete man die Legionen und den Tross gegen Nachmittag, sodass sie, um sich eine Zeitvorstellung zu machen gegen 10 Uhr an der Weser aufgebrochen sein könnten. Man stand auf diesem häufig begangenen Weg über Kuriere oder mittels Signalgebung in Kontakt und vergewisserte sich gegenseitig der Lage. Auch die alte Germanensiedlung Brakel, Stichwort Streontion, dürfte von für Ernstfälle begrenzt verteidigungsfähig gewesen sein was ausschließt, dass die Cherusker an diesem ersten Abschnitt des Hellweges zwischen zwei römischen Wallanlagen einen Angriff riskiert hätten. Das Terrain war zudem übersichtlich und die Wegeführung bot keine geeigneten Möglichkeiten drei Legionen eine Falle zu legen. Dazu passt, dass sich Arminius der Überlieferung nach mit seinen Kriegern am ersten Tag noch eine unbestimmte Zeit im Marschzug aufhielt und nichts über Kämpfe berichtet wurde. Er verließ ihn im Verlauf des Tages, aber noch vor dem Erreichen des Nachtlagers um wie Cassius Dio spekulierte, weitere Kräfte zu sammeln. Wo er dies tat, ob er es tat und wohin er dazu ritt bleibt offen. Auch wenn Arminius die zentrale Figur war, so dürfte es zu diesem Zeitpunkt immer noch sein unter den Germanen hoch geschätzter Vater Sigimerus gewesen sein, der die Fäden zog, die Gesamtstrategie entwickelt hatte und den die germanische Sagenwelt Sigimundus genannt haben könnte. Von dem Moment an, als Varus das Weserlager verließ war er unmerklich angezählt und Arminius und seine Unterführer handelten in seinem Sinne. Wen man in diesem Augenblick mit welchem Auftrag und wohin entsandte ist militärische Routine und folgt einem Schema und Konzept, das bis heute unverändert ist, denn man nimmt Kontakt mit den jeweiligen Kampfgruppen in den Bereitstellungsräumen auf damit diese die Lage kannten und sich vorbereiten konnten. Wo sich diese befanden entsprach der ihnen zugewiesenen strategischen Aufgabe. Man suchte die Anführer der jeweiligen Truppenteile auf die sich dieser Theorie folgend in zwei Räumen aufhielten. Eine Kampfgruppe lagerte da, wo der zivile Marschzug von Osten her den Eggeanstieg zu bewältigen hatte, die Gradbergenge passieren musste und man alle Mühe hatte die Karren durch die Hohlwege bergauf zu bugsieren. Andere Kuriere stellten eine Verbindung zu den Kampfgruppen her, die sich auf den Abschnitt konzentrierten an dem man den ersten Angriff auf die Legionen vorsah. Eine Region die die Theorie im Raum Hampenhausen sieht. Die Strecken legten die Verbindungsmänner zu Pferde zurück und informierte die Kolonnenführer darüber, dass alles nach Plan verlief, sodass Cassius Dio mit seiner Annahme richtig gelegen haben dürfte. Damit waren auf germanischer Seite alle Vorbereitungen für diesen Tag getroffen, man wusste wo die Legionen standen, wann sie Brakel erreichen würden und alle kannten ihre Mannstärke und Ausrüstung. Der Tag ging in den Nachmittag über und vielleicht deutete sich schon ein Wetterumschwung an. Ob Römer oder Germane, alle bereiteten sich auf seine Weise auf den nächsten Tag vor. Was den Marschweg am Folgetag in Richtung der Aufrührer anbelangt, so befand sich Varus nicht in völliger Unkenntnis, da seine Reiteroffiziere ihn kannten und den Verlauf des Hellweges nach Paderborn kannte sowieso jeder. Die zahlreichen Zivilisten im Treck denen man den Weg ins vermeintliche Lager der Aufrührer ersparte setzten sich aus unterschiedlichen Schichten zusammen. Es war eine zusammen gewürfelte Schar bestehend aus teilweise privilegierten Personen, verdienten Beamten die die Altersgrenze erreicht hatten und letztmalig dabei waren, die gesundheitliche Probleme hatten, die den Winter über an der Weser entbehrlich und für Kämpfe ungeeignet waren, oder im möglichen Kampfgeschehen die Legionen nur behindert hätten. Und natürlich wollte man es einigen Frauen und Kindern nicht zumuten in Handgreiflichkeiten oder mehr verwickelt zu werden. Vielleicht waren die Ochsenkarren auch mit persönlichen Gegenständen der Generalität beladen die man an den Rhein überführen wollte. Denkbar ist auch, dass man im Pendelverkehr stand, in Anreppen Rückladung aufnehmen wollte oder Legionäre auf Rotation warteten. Szenarien der Normalität die sich im Zuge der Recherche einstellen denen man sich bislang nicht in der Tiefe widmen mochte, da man von der festgefahrenen Theorie herbstlicher Truppenrückführung nicht ablassen wollte. Diesen umfänglichen Personenkreis nahm man samt Bagage bis Brakel mit von wo aus sie am Folgetag zunächst die Etappe bist Aliso anzugehen hatten. Der Übersetzung der Überlieferung von Cassius Dio lässt sich entnehmen was an diffusen Vermutungen und Herleitungen in Rom über die Bedeutung der Abstellungen in Umlauf war, auf deren eigentlichen Zweck und letztlich ihren Untergang man sich in der Hauptstadt keinen Reim machen konnte. Man übersetzte seine griechischen Worte in die deutsche Schrift gleich Sprache: „So hielt Varus seine Truppen nicht, wie es sich in Feindesland gehört hätte zusammen und überließ sie statt dessen jenen, die darum baten. Mal zu Zwecken der Bewachung gefährdeter Örtlichkeiten, mal um Räuber einzufangen, oder um Lebensmittel Transporte zu begleiten“. Anders als für den sich sicher fühlenden Varus steckte für Cassius Dio mit dem Wissen um das Desaster, keine historisch überraschende Erkenntnis. Das aber jene die die Entsendung von Abstellungen für ratsam hielten bereits identisch mit den Aufrührern waren die zeitgleich die Legionen angriffen, erschloss sich den Menschen in Mittelitalien nicht da darüber keine Teilnehmer mehr berichten konnten. Was von dem, mit dem die Germanen bei Varus hilfesuchend vorstellig geworden sein sollen ins Schriftgut einsickerte und ob die überlieferten Argumente die sie dafür genutzt haben sollen überhaupt ihrem Ansinnen entsprachen und diese nicht vielmehr römischer Vorstellungskraft und Wunschdenken entsprangen muss mit der allgemeinen Glaubwürdigkeitsfrage verbunden werden. Aus unserer Sicht kann es nicht plausibel klingen, dass Räuber im Stammesgebiet der Cherusker ihr Unwesen treiben würden und selbst der Warentransport schon nicht mehr sicher war. Das hinter der Brille eines Cassius Dio der Blick eingetrübt war und es für ihn die Tatbestände germanischer Hinterlistigkeit erfüllte sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass man hier lediglich Varus aufgefordert haben könnte, er möge doch an den nötigen Geleitschutz für den zivilen Marschzug denken. Unberührt davon bleibt zweifelsfrei, dass der Akt der Entsendung die Armee teilte und damit schwächte. Hinweise die wenn sie zutreffen doch erkennen lassen, wie umsichtig die Cherusker vorgingen. Varus hingegen stand anderes bevor, er brach am nächsten Tag in etwa parallel zum zivilen Treck auf um unter den Aufrührern „nach dem Rechten zu sehen“ und wäre nach getaner Arbeit wieder zum Weserlager zurück gekehrt um dort auch über den Winter die neue Außengrenze des Imperiums zu bewachen. Eine Theorie die mit auf der Erkenntnis beruht, dass die römische Armee schon unter der Tiberius 5 Jahre vor der Varusschlacht unweit der Weser an den Quellen der Lippe den Winter verbrachte. Karl der Große soll seinen Erfolg über die Sachsen unter anderem der Tatsache verdankt haben, dass er imstande war in ihrem Land zu überwintern, was aber wie es scheint Varus und den anderen Feldherren auch nicht weiter geholfen hatte. Für Varus sollte der Exkurs zu den Aufrührern von kurzer Dauer sein, sodass er sich nicht auf einen längeren Aufenthalt vorbereitete und daher Proviant und logistisches Material auch nur in begrenztem Umfang mit sich führte. Den Überlieferungen lässt sich entnehmen, dass Varus sich auf eine Sitzung oder eine Verhandlung vorbereitet hatte, die nach der Methode eines Tribunals ablaufen sollte. Man wird die Lage aufgrund der Hinweise von Arminius so eingeschätzt haben, als dass man lediglich ein Rastlager für eine Nacht einzurichten gehabt hätte und größeren Widerstand nicht erwartete, zumal ihm Arminius Unterstützung zugesagt hatte. Aber auf eine mehrtägige Schlacht hatten ihn die Cherusker nicht eingestimmt. Dass er dann einen Teil seiner bereits begrenzt gehaltenen Vorräte im Zuge der Kämpfe am ersten Tag verlor und zur Errichtung eines Nachtlagers nicht mehr zur Verfügung stand verschärfte seine Lage noch zusätzlich. Die Nahrungsvorräte die man sich zuvor noch mit dem Tross geteilt hatte gingen früh zur Neige und die Krise spitzte sich schneller zu als vermutet. Insgesamt sind es aufeinander aufbauende Erkenntnisse die zur Sinnhaftigkeit beitragen. Varus stieß nach dem er den bequemeren ersten Abschnitt der über den „Helvius Weg“ führte wie man den Hellweg in Belgien nannte am zweiten Tag ab Brakel in eine Region vor in der sich die Marschbedingungen verschlechterten, wo es unwegsamer und von Cassius Dio als beschwerlich beschrieben wurde. Aus Unwissenheit über die tatsächliche Beschaffenheit der Landschaft stellte Cassius Dio es so dar, als ob sie durch stark zerklüftete Gegenden ziehen mussten wo die Bäume dicht wuchsen und überaus hoch standen. Für die Chronologie hilfreich ist seine Erwähnung, dass sie schon große Mühe hatten den Weg frei zu bahnen noch bevor sie überhaupt von den Aufrührern angegriffen wurden, in dem sie Bäume fällen und Brücken bauen mussten. Es passt in eine Welt seiner Vision, aber man darf den Verdacht haben, dass dazu die Germanen bereits das ihrige beigetragen hatten um den Anmarschweg zusätzlich zu blockieren. Betrachtet man sich heute die theoretisch angedachte Zugstrecke, dann sollte man sich unter dem Bau von Brücken eher das provisorische Überbrücken von Sumpfzonen mittels Bohlenlagen folglich Knüppeldämme und keine dauerhaft feste Bauwerke vorstellen. Man verwendete dafür Holz, das man verbunden mit Zeitaufwand wohl teilweise erst vor Ort einschlug, passend machte oder aufsammelte, da die Pioniere wenn überhaupt nicht alles mitgeführt haben dürften. Es waren Arbeiten die sich schon in die Mittagszeit des zweiten Marschtages hinein gezogen haben könnten, worunter ihre Marschleistung litt und sich ihr Zeitplan verschob. Nach Cassius Dio fand dies zu einer Zeit statt, als man für sich selbst noch keine Gefahr erkannte von den Germanen angegriffen werden zu können, sich also Zeit nehmen konnte. Da sich wie überliefert parallel dazu die Wetterverhältnisse zu verschlechtern begannen, heftiger Regen einsetzte und damit verbunden stürmische Winde aufkamen, wurden diese Tätigkeiten zunehmend erschwert. Der Boden an den Wurzeln begann aufzuweichen, man glitt aus, Räder fuhren sich fest, es kam zu Unterbrechungen und Lücken entstanden im Marschzug, was die Kontaktaufnahme untereinander problematisch machte, sodass ihnen die Zeit begann weg zu laufen. Insgesamt trug alles dazu bei, dass die Kolonne in einen Auflösungsprozess überging, es unübersichtlich wurde und sich der Marschzug verlängerte. Cassius Dio ging anschaulich darauf ein in dem er beschrieb wie vom Sturm zerborstene Baumkronen herab stürzten und Verwirrung auslösten. Die Fahrspur war hier nicht mehr der große Hellweg, dieser besaß weder Drainage noch Grabensystem wie sich die von den Legionen errichtete heute noch erkennbare Straße über die Egge in seinen Relikten zeigt. Es war ein Weg über Muschelkalkboden, schwer, zäh, verschlammte und nicht vergleichbar mit dem dort heute existierenden und nur für landwirtschaftliche Fahrzeuge frei gegebenen asphaltierten Feldweg (VZ 260). So lässt sich kaum erahnen unter welchen Bedingungen vor 2000 Jahren ein derartiger Marsch verlief und welche Herausforderungen damit verbunden waren. Schon der erste etwa 1.600 Meter lange Serpentinen artige Anstieg vom heutigen Sudheimer Hof auf den Höhenrücken der Hegge zu Beginn des alten Warburger Hellweges dürfte mit Strapazen verbunden gewesen sein und Zeit gekostet haben. Während die Heggelandschaft vermutlich keine größeren stehenden Gewässer aufwies so füllten sich doch bei Regenwetter die Senken schnell mit Niederschlagswasser, sodass sich Sumpfzonen bildeten und der aufgeweichte Boden das Fortkommen behinderte. Unter Umständen musste man sogar schon ohne Feindeinwirkung Karren aufgeben oder Material umladen. Die heikle Lage in der man sich befand hatte stille Beobachter und die Cherusker konnten sich abstimmen, wo man ansetzen wollte. Aus dichtem Gebüsch sollen sie hervor gebrochen sein, kannten jeden Pfad, sollen einzelne Gruppen umstellt haben, richteten dann furchtbares Unheil an und waren dabei immer in der Überzahl. Da der römische Marschzug auch wegen stecken gebliebenen Ochsenkarren zum Stillstand kam, bot sich vieles als leichte Beute an und ließ sich problemlos einkreisen. Viele der ihn begleitenden Legionäre waren überfordert, bereits vom übrigen Zuggeschehen abgeschnitten, auf sich gestellt und hatten den leichtfüßigen Germanen nicht viel entgegen zu setzen. Diese warfen anfänglich wie man liest ihre Speere noch aus der Ferne, als sie aber niemand abwehrte und viele Römer schon verwundet waren, wagten sie sogar den Nahkampf. Es war die Phase als Varus den nicht nur für Paterculus, sondern auch für die heutige Forschung irritierenden Befehl ausgab, sich nicht wehren zu dürfen, hinter dem sich aber der schlichte Grund verbarg sich nicht wie damals in Carrhae in kritische Scharmützel hinein ziehen und von der Trasse weg ziehen zu lassen. Allesamt Darstellungen wie wir sie in dieser Phase bei Tacitus, der nur das folgende Nachtlager beschrieb, vergeblich suchen. Immer schwächer als der angreifende Feind konnte man wie Cassius Dio schrieb weder in geordneter Formation vorrücken noch dicht aufschließen. Der Tatsache, dass man sich hier bereits mitten unter den Aufrührern befand die man erst am Ende des Marsches oder am folgenden Tag anzutreffen gedachte, war man sich in Varuskreisen in diesem Moment nicht bewusst. Ebenso wenig, dass diese Aufrührer gar keinen Richterspruch anstrebten, geschweige denn sich ihn anhören wollten. Das sich im Zug des Varus auch die für absolute Katastrophenfälle mitgeführte Notreserve der „Accensi velati“, befand hatte man in Historikerkreisen noch nie richtig gewichtet. Dabei handelte es sich um eine als letztes Aufgebot gedachte Personengruppe die erst bei extremen militärischen Engpässen, also kriegerisch bedingtem Totalausfall der legitimen Streitkräfte zum Einsatz kommen sollten. Das Mitführen ist ein Hinweis darauf, wie kritisch die Lage war, dass Varus sogar auf diese Kräfte zurück greifen musste. Um so deutlicher wird, wie er erst auf die Unterstützung der Cherusker angewiesen war und es sich nicht erlauben konnte mit ihnen ein Zerwürfnis zu riskieren. Da die Übersetzung der Zeilen von Cassius Dio sie mit der Wortwahl „die Unbewaffneten“ betitelte, folgte man wie auch im Falle des herbstlichen Rückzuges einer falschen Spur, in dem man fälschlicherweise die Ansicht vertrat, es könne sich dabei nur um jene beim Auszug aus dem Lager am Vortag erwähnten Frauen und Kinder gehandelt haben. Aber es waren statt dessen jene Männer die im Waffengebrauch ungeübt und daher in ihrer Verteidigungsfähigkeit stark eingeschränkt waren. Wie überliefert setzten sie sich unter anderem aus im Kampf ungeübten Spielleuten oder Handwerker zusammen, die Waffen nur in Notsituationen führen sollten und diese dann auch erst den um sie sterbenden Legionären entnehmen sollten. Da sich im Zuge der Recherche der Tatbestand zu erkennen gab, dass es sich bei diesen so genannten „Unbewaffneten“ nicht um jene Frauen und Kinder handelte, die am ersten Marschtag noch dabei waren, stärkt den Verdacht, dass dieser Personenkreis lediglich bis Brakel im Zug mit marschierte. So trägt die Erkenntnis auch dazu bei, dass der eigentliche Grund für die Entsendung der Abstellung nur mit diesem zivilen Zug in Zusammenhang gestanden haben konnte, was auch den vermissten Sinn ergibt. Ein Makel in der Übersetzung wie er auch beim Wort „vacuas“ ausgesprochen von Marbod auftrat und beinhaltete, dass man Varus mit entleerten Truppen an die Weser schickte und nicht mit „dienstfreien“. Am zweiten Marschtag an dem die Auseinandersetzung ausbrach erreichten die im hinteren Teil marschierenden Legionäre die die Angriffe der Germanen überlebt hatten mühsam kämpfend nach einigen Kilometern Wegstrecke den tückischen Fahlenbruch. An seiner nördlichen Seite durchfließt ihn der heutige Talbach und südlich ist es die Ugge die das Sumpfwaldgebiet in ihre Mitte nehmen. Beide fließen von Ost nach West und münden nördlich von Peckelsheim in die Taufnethe. Dieses von den Germanen ausgewählte Staunässegebiet verläuft quer zur Zugrichtung der Legionen und bot den leicht bewaffneten Cherusker beste Kampfbedingungen. Wie es auch bei Gebirgen und Bergen der Fall ist entstammen auch die Namen von Flüssen und Bächen oftmals weit zurück liegende Zeiten und lassen sich kaum deuten. So verleitet auch das seltsam klingende Wort Ugge dazu sich etymologisch näher mit ihm zu beschäftigen. Unter dem Namen „ugge“ bzw. „uggen“ kommt es auch im sprachlich altsächsisch geprägten Mittelenglischen vor und bedeutet etwa Angst, Besorgnis und Fürchten. Im Altnordischen ist es als „ugga“ bzw. „uggr“ bekannt und steht veraltet für Angst, aber auch Horror, Streit und Bestrafung. Am Südrand des Fahlenbruches befindet sich das alte Dorf Schweckhausen mit seiner Wasserburg aus den Zeiten der Familie von Spiegel. Erstmals 1250 unter dem Namen Swinderessen erwähnt steckt in der erste Silbe „Swinde“ die altsächsische Silbe „swindan“, aus „farswindan“, aus dem über das mittelniederdeutschen Wort „vorswinden das heutige „verschwinden“ wurde und sagen wir nicht dialektisch und regional beeinflusst auch heute nicht noch mehr „vaschwinde“als verschwinde. Und in der Tat verschwindet in einem Sumpfwald so manches was nie wieder auftaucht. Aber aus dem Fahlenbruch verschwanden oder entkamen einst die Legionen des Varus und sie kamen nicht mehr wieder. Aber zweifellos muss man derartigen Kombinationen mit Vorsicht begegnen. Schweckhausen am Nordrand der Warburger Börde und östlich des kaum passierbaren Nethetales gelegen hatte südlich im Anschluss an den Heggehöhenrücken für den Durchgangsverkehr eine heraus gehobene Bedeutung. Denn nicht nur der Nordsüd Hellweg von Brakel nach Warburg führte hindurch, hier kreuzte sich auch der Königsweg von Soest nach Herstelle und die teilweise auch Oberer Bördenweg genannte Verbindung vom Sintfeld durch den Hohlweg an der alten Burg über Borlinghausen nach Höxter. Hier im Raum Peckelsheim trafen Fernwege aufeinander die bereits in antiken Zeiten ein bedeutsames Wegenetz bildeten, dass sich heute dem Betrachter auf den ersten Blick nicht erschließt. Als der Kartierer Johannes Gigas im 17.Jahrhundert zeichnete gingen die alten Strukturen bereits ins Neuzeitliche über. Der große Hellweg verlief schon nicht mehr über Schwaney sondern über Driburg, aber der „kleine“ von Brakel nach Warburg war noch in Betrieb. Und während Schweckhausen immer noch mitten drin lag und einen Knotenpunkt bildete, war Willebadessen unter der Egge noch gar nicht an den Überlandverkehr angeschlossen. Aus der Heimatchronik des Ortes Schweckhausen geht noch hervor, dass es dieser Weg in sich hatte, denn den Fahlenbruch nannte man auch Speukenwald. Speuken steht im Zusammenhang mit dem Spökenkieker, einem Seher dem man übersinnliche Fähigkeiten nach sagte. Warum es den Menschen gruselte die ihn auch zum Kirchgang nutzten lag an seiner Passierbarkeit, denn Wege wie der durch den Bruch hindurch führende alte Warburger Hellweg, oder schmale Fußpfade verzeihen in dem heute noch tiefen und morastigen Boden innerhalb der stark mäandrierenden bewaldeten Talbachaue keinen Fehltritt. Bedingungen die in früheren Zeiten im Zusammenwirken mit der Ugge ein besonderer Gefahrenbereich darstellten, der die Menschen verängstigte. Eine Zone die sich in allen Zeiten anbot Durchreisenden aufzulauern, also Gelegenheiten für Hinterhalte bot. Und wem noch der alte Westernhit “The good the bad and the ugly” in Erinnerung ist, der kennt das Wort „ugly“ auch in der gesteigerten Form  von „böse“.  Und wer kann sich diesen gut nachvollziehbaren Bedeutungen auch im Hinblick auf die dort möglicherweise stattgefundene tobende Varusschlacht schon entziehen. Etymologische und topographische Fakten die in ihrer Kombination erkennen lassen, das hier eine ganze Landschaft der germanischen Strategie in die Hände gespielt hat. Ugge und Talbach sind unbedeutend und unscheinbar und kein Auswärtiger kennt sie, sie sind nicht lang, verlaufen teilweise durch eingekerbte Bachtäler mit seitlichen Steilhängen, was darauf hindeutet, dass sie in Phasen stärkeren Niederschlags große Wassermengen aufnehmen müssen und es zu Hangabrutsch kam. Beide Bäche sättigen den Fahlenbruch, was in früheren Zeiten noch ausgeprägter gewesen sein dürfte, was die mittelalterliche Wölbäcker Bewirtschaftung noch gut erkennbar nicht überall zuließ. Und auch in diesem Sumpfwald war es nötig und naheliegend, dass die römischen Pioniere wie Dio es beschrieb zur Überbrückung belastbare Übergänge für die wenigen noch intakten Trosswagen errichten mussten, die man noch bis hierhin ziehen konnte. Indem man die Bachläufe angestaut haben dürfte dürften die Germanen im Vorfeld insbesondere im Fahlenbruch, wo es nach Dio noch gelang auf einer Anhöhe ein halbwegs tauglichen Lagerplatz zu finden, dazu beigetragen haben, dass Varus keine komfortablen Wegeverhältnisse vorfinden konnte. Kommt man wie die Legionen von Norden aus Richtung Brakel und wollte in Unkenntnis der Topographie die Querung dieser Bachtäler vermeiden, so wäre es ihnen nicht besser ergangen. Eine westliche Umgehung hätten die Talauen der Nethe und Taufnethe verhindert und die Alternative den unwegsamen Fahlenbruch östlich zu passieren, hätte sie tiefer in unbekanntes Terrain bzw. Feindesland geführt. Die antiken Historiker waren sich in ihrer Bewertung einig, dass die Germanen die Natur für sich kämpfen ließen wofür der Fahlenbruch, der sich von Ost nach West ausbreitet ein gutes Beispiel bot da er eine natürliche Sperre bildet in der Varus förmlich stecken bleiben musste, aufgehalten wurde und daher gezwungen war das beschriebene Notlager am Abend des zweiten Marschtages zu errichten. Ihn in diesen Sumpfwald zu zwingen zeugt davon wie umfassend und durchdacht Sigimerus den Legionen die Fährte in ihren Untergang legte. Sie zunächst vom großen Hellweg abzubringen um ihnen dann nach etwa zehn Kilometern südlich von Brakel schon vor und später im tückischen Fahlenbruch den Schlacht entscheidenden Schlagabtausch zu liefern, lässt unsere Vorfahren in einem ungewohnten, da strategisch gereiften Licht erscheinen. Hier ruhte einer der Ursprung des historisch überlieferten tief verwurzelten Wissen der antiken Historiker Varus in einen Hinterhalt gelockt zu haben um ihn in den umliegenden Sümpfen wie Florus es beschrieb zu Fall zu bringen. Der Ort von dem er berichtete, dass nichts blutiger war als diese Katastrophe in Sümpfen und Wäldern. Der durch den Fahlenbruch fließende Talbach weist diverse Windungen auf, sodass sich keinem Ortsfremden die Fließrichtung erschließt, was die Richtungssuche erschwerte und das Chaos vergrößerte. Grundlose Bachtäler in denen kein Rüstung tragender Legionär imstande war seinem Angreifer zu folgen, wenn der sich leichtfüßig zurück zog. Und so erlitten sie wie Cassius Dio es ausdrückte bereits vor der Errichtung des ersten Marschlagers erhebliche Verluste, ohne das sie gegen die Barbaren etwas ausrichten konnten, sodass die Verluste weit aus mehr auf ihrer als auf der Seite der Germanen lagen. Die Passierbarkeit für Gespanne über den durch den Fahlenbruch hindurch führenden alten Warburger Hellweg, der nie eine befahrbare Allwetterdecke oder gar Überholspuren kannte, dürfte noch bis zum Bau einer Straße durch das Nethetal ein Wagnis für alle Trossknechte samt ihrer Zugtiere gewesen sein. Ein umfänglicher Teil an Karren mit Ausrüstungen aller Art samt Baumaterialien und Nahrungsmitteln um ein sicheres und verteidigungsfähiges Nachtlager zu errichten war im Zuge der Kampfhandlungen auf der Strecke geblieben. Mit dem übrig gebliebenen schlugen sie am Abend des zweiten Marschtages ihr Lager dort auf, wo sie nach Cassius Dio einen geeigneten Platz fanden, soweit dies wie er schrieb in dem Waldgebirge überhaupt möglich war. Es könnte auf diese Region zutreffen in der man sich von umfänglichen Teilen eines bereits am Vortag dezimierten Trosses trennte, wo sich für Varus der Wendepunkt abzeichnete. Zudem finden sich auch bei Cassius Dio keine Hinweise darüber wonach die Legionen nach dem sie ihre Aussichtslosigkeit erkannten wieder zum Ausgangslager zurück gekehrt wären. Und wenn man in Bezug auf die Varusschlacht von einem Zentrum sprechen möchte, dann passierte es auf dem Teilstück von Brakel nach Schweckhausen vor dem „prima Vari castra“ im „prima Vari castra“ und nach dem Verlassen des „prima Vari castra“. Die Fachwelt wollte hinter diesem Lager das überlieferte Dreilegionenlager sehen, statt eine Notunterkunft in Form eines von nur noch wenigen und mit letzten Mitteln errichteten Nachtlager. Tacitus verwendete dafür das Wort „castra“, das für einen geschützten Raum steht aus dem heraus es sich verteidigen lässt, aber wie hätte er es nach seinem Wissensstand auch anders nennen sollen. Einer Wunschvorstellung folgend, sich darunter ein Lager mit einem geschlossenen Palisadenring, einem kompletten Grabensystem samt inneren Aufbauten und möglicherweise auch noch mit Wehr – bzw. Beobachtungstürmen vorzustellen, kann es sowohl nach dem was Cassius Dio als auch die Überlebenden 15 + berichtet hatten nicht gewesen sein . Hier bekommt Tacitus wieder das Wort der das Lager, welches sich in der Region von Schweckhausen verorten lässt als „das Erste“ bezeichnete. So wusste er, das es noch ein oder mehrere gab und sechs Jahre nach dem Varus das Lager Hals über Kopf verlassen hatte. wollte man an dem wenigen erkannt haben, dass es sich dabei um die Arbeit von drei tatkräftigen Legionen gehandelt haben soll. Da Varus nach der Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung nur eine Nacht bei den Aufrührern verweilen wollte und danach wieder in sein Hauptlager zurück kehren wollte wird er nur das dafür nötige mit sich geführt haben. Da davon im Zuge der Kämpfe Wesentliches zerstört, aufgegeben oder von der Germanen geraubt wurde stand vieles für den Aufbau des Notlagers nicht mehr zur Verfügung was sich mit der Vorstellung man habe vor einem Dreilegionenlager gestanden nicht deckt und sie ins Wanken gerät, sodass hier die Eigeninterpretation von Tacitus erkennbar wird. Nach allem was sich rekonstruieren lässt reicht diese Darstellung nur für die Schlussfolgerung, dass man dort lediglich imstande war eine Nacht unter widrigsten Bedingungen verbracht haben zu können. Unter freiem Himmel kampierte man im regennassen Gelände und fieberte mehr sitzend als liegend an einem Ort dem Morgen entgegen der noch nicht einmal ein Mindestmaß an Sicherheit versprach. So dürfte dem Lager den antiken Hinweisen von Dio und Tacitus folgend, selbst noch die Bezeichnung Biwak geschmeichelt haben. Alle versuchten noch einen leidlich trockenen Schlafplatz zu finden und man war weit davon entfernt über irgend etwas zu Gericht sitzen zu wollen. Da man auch mit nächtlichen Attacken rechnen musste war bemüht um das Minimale noch eine halbwegs geschlossene Wachpostenkette zu installieren und war wegen der Nässe und Gefahr weit davon entfernt Feuerstellen zu entfachen. Die Legionäre befanden sich in einem desolaten Ausnahmezustand und Schlaf wird in dieser Nacht keiner gefunden haben. Der Lagerplatz zeigte sich aufgrund der Kämpfe die sich bis in die Dunkelheit hinein zogen am anderen Morgen stark verwüstet und so passt es auch in die Schilderungen der Überlebenden sechs Jahre später. Man hatte das Unnötige verbrannt und verließ das Nachtlager tags darauf nahezu fluchtartig. Eine Aktion der sich frühere Kapitel ausführlich gewidmet haben. Oberflächlich hinterließen die sichtbaren Spuren und Überreste nur noch wenig Interpretierbares, das man Germanicus hätte schildern können. Fragen danach aus wie viel Köpfen die Wenigen bestanden die noch berichten konnten und wer sie waren wurden bereits aufgegriffen. So stand vieles von dem was aus dem Jahr 15 + bekannt wurde auf den tönernen Füßen der Personen die 9 + selbst dabei waren. Der Wahrheitsgehalt aus jenen Tagen dürfte auf dünnem Eis gestanden haben, ihr Vorstellungsvermögen hatte gelitten. Tacitus ließ es heroisch klingen und erinnerte daran, dass es mal drei Legionen waren. Ob entleert oder weit entfernt von der Sollstärke so schienen doch diese drei römischen Legionen die man Varus einst mitgegeben hatte im übertragenden Sinne in dem Moment als die Überlebenden ihr letztes Wissen preisgaben wie verschluckt. Unstrittig ist, dass nahezu alle die Schlacht nicht überlebten, denn an Sueton einem Zeitgenosse von Tacitus der den Kaiser zitierte zweifelte niemand und darüber spekulieren wer diese Überlebenden waren möchte man auch nicht. Trotzdem geistert es nach wie vor strittig durch die Forschungslandschaft wie es den Germanen gelungen sein sollte sie alle, so wie aus dem Tacitus Annalen oberflächlich betrachtet hervor geht handstreichartig besiegt zu haben, obwohl ein nicht unerheblicher Teil von ihnen am Morgen danach laut Cassius Dio noch fähig war den Weitermarsch bis zur endgültigen Niederlage antreten zu können und Varus mit ihnen sogar noch ein zweites Lager errichtete. So deutlich wie es die Worte von Cassius Dio ausdrücken besteht kein Zweifel daran, dass die Restarmee des Varus jegliche Gedanken zum Ausgangslager zurück kehren zu wollen ausschloss. Genauso eindeutig wie es jedem im Varuslager bewusst war, dass dem zivilen Marschzug samt Geleitschutz eine eben solche Falle erwartet hatte. Auch dies war ein nicht unbedeutendes Ereignis über das sich wie es scheint 15 + kein Überlebender mehr äußern konnte oder wollte. Erst Cassius Dio erwähnte den Vorfall rund zweihundert Jahre später und stellte es als eine gut durch dachte Aktion der Cherusker im Vorfeld der Schlacht dar mit der sich dieses zunächst rätselhafte Geschehen am Rande der Schlacht aufhellen lässt. Die Konsequenz nach der überstandenen Schlacht war die abrupte Richtungsänderung der Rumpfarmee, man orientierte sich mit letzter Kraft nach Westen, hatte Ballast abgeworfen bzw. verbrannt und der kollektive Zwang flüchten zu müssen beherrschte die Szenerie. Die Route hin zum vermutlichen „Teutoburgiensi saltu“ westlich von Borlinghausen war definiert, Querfeldein zu entkommen war wegen der Unwegsamkeit keine Option und man hatte gezwungenermaßen den Altwegen der Germanen zu folgen. Aber einem Feind dem der Fluchtweg bekannt ist kann man nicht entkommen. Asprenas stand mit zwei Legionen weit im Westen, vermutlich in Haltern und ob es zu Hilferersuchen an ihn kam bleibt Spekulation. Ein Blick auf die Altstraßenkarte verrät ab Schweckhausen den einzig möglichen weiteren Verlauf und was folgt lässt sich Cassius Dio entnehmen. Der Hinweis von Cassius Dio, dass man das Nachtlager in etwas besserer Ordnung verließ war in diesem Zusammenhang an Eindeutigkeit kaum zu überbieten und stellt klar, dass der Einzug am Vorabend unter katastrophalen Bedingungen verlief. Er entnahm es so seinen Quellen und gab entsprechend wieder, als dass die Legionen schon am ersten Kampftag nicht nur eine verheerende Niederlage erlitten und viel Material einbüßten, sondern erkannte auch die totale Konfusion die geherrscht hatte. Das sich die Resttruppe dann trotz der Verhältnisse am Morgen des zweiten Marschtages noch um Disziplin bemühte, sich noch nicht aufgab, sich nicht in alle Richtungen zerstreute und keine wahllosen Fluchtbewegungen stattfanden schien ihn beeindruckt zu haben unterstreicht aber auch das Trostlose an diesen Stunden. Nicht nur an diesem Fall zeigen sich anhand von Passagen und Randbemerkungen gewisse Vorlieben innerhalb der antiken Berichterstattung. So wich man vom eigentlichen Geschehen ab, gab persönlichen Gedanken Raum überdeckte damit indirekt, dass ihre Quellen nur mager sprudelten rundete das Geschehen etwas ab und verzichtete dafür darauf sich im Gegenzug dem zuzuwenden was wir heute für Wesentlich halten und schuf Raum für eigene Visionen. Die Kopfzahl der noch zum Marsch fähigen, geschweige kampffähigen Legionäre war merklich geschrumpft aber es galt am Morgen des dritten Marschtages gegenüber sich und den auf sie gerichteten Augenpaaren Geschlossenheit zu demonstrieren und Kampfkraft vorzutäuschen. Es folgte der Streckenabschnitt wo nach Cassius Dio die übernächtigten Legionäre am Morgen erneut in Kämpfe verwickelt, sie danach den freien Blick vermutlich in die Warburger Börde genossen und sich erhofften über das Sintfeld entkommen zu können, wohin einem Legionär die Flucht gelang der dabei bei Haaren einen römischen Goldadler verlor, den man im 17. Jahrhundert wieder fand. In dem er auf die Beschaffenheit der Landschaft eingeht, gibt uns Cassius Dio den seltsamen Hinweis, wonach es an diesem Morgen der leidgeprüften und demoralisierten Truppe wie ein Lichtstrahl der Hoffnung erschien in Offenland bzw. offenes Land blicken zu können. Ein Anblick bei dem es sich nur um eine baumlose Agrarlandschaft gehandelt haben konnte ließ unter ihnen einen Funken Zuversicht aufkommen den Cassius Dio schnell wieder abwürgte. Ein Fingerzeig den er für besonders erwähnenswert hielt und mit dem sich ein Kontrast zur waldreichen Region der Hegge und des Fahlenbruches herstellen ließ, die man hinter sich gelassen hatte. Unbewaldete Regionen die einen weiten Blick zuließen dürften bei der damaligen geringen Bevölkerungsdichte in Ostwestfalen unüblich und ungewöhnlich zugleich gewesen sein, sonst hätte sich dieser Hinweis nicht nicht in seine Quellen eingeschlichen. Freie Sicht bot sich generell in Gegenden die die Menschen zur Nahrungsmittelgewinnung brauchten, den Boden also offen halten mussten oder die Bodenqualität den Aufwuchs behinderte. Kaum deutlicher lässt es sich ausdrücken, dass hier die Warburger Börde gemeint war, eine der fruchtbarsten Kulturlandschaften in Mitteldeutschland seit Menschengedenken. Eine Region in der für damalige Verhältnisse intensiver Ackerbau betrieben wurde, die südlich an Schweckhausen grenzte und mit Borgentreich mittig gelegen bis Warburg reichte. Bevor sie aber dieser Anblick erheiterte hatten die Germanen ihren Abzug schon erwartet, standen förmlich Spalier und so erlitten die Legionen wie Dio schreibt neue Verluste unbekannten Ausmaßes. Mithalten könnte hier lediglich der weite Blick den man von den Eggehöhen oder dem Teutoburgerwald in die Weiten der westfälischen Bucht werfen kann. Nördlich bzw. östlich davon hätte demzufolge der erste Kampftag statt gefunden, das „prima Vari castra“ des Tacitus, das bei Cassius Dio den Charakter eines Notlagers hatte, hätte inmitten der Waldgebiete gelegen, das zweite Notlager müsste man am Oberlauf der Lippe suchen und die Fluchtbewegungen hätten sich auf ein Lager Aliso Lippe abwärts gelegen konzentriert. Da derartigen Überlegungen an vielen Stellen der plausible Unterbau fehlt wurden sie nicht in Betracht gezogen und sind nicht Bestandteil dieser Theorie. Aus allen Richtungen entluden sich jetzt blutige Scharmützel über die entkräfteten Legionäre, Geplänkel denen man sie sich nicht entziehen konnte, Verzweiflungstaten bis zum letzten Aufbäumen waren die Folge und erfolgreiche Kampfstrategien zu entwickeln ließ der germanische Fleischwolf am 3. Marschtag nicht mehr zu. Mangels Mauerspeere auch Schanzpfähle genannt sowie anderer Baumaterialien und Werkzeuge konnte ihnen auch die nächste Nacht keine Perspektive bieten und der Verlauf des Tages entschied über ihre Überlebenschancen. Schlafentzug hatte ihre Apathie gefördert, Halluzinationen und Wehrlosigkeit waren die Folge und durch Fluchtverhalten, Verletzungen oder Tod verlor der Marschzug an Geschlossenheit und löste sich auf. Die Zeit arbeitete für die Germanen, sie geleiteten und beobachteten ihn und ihr Mut zum Risiko hatte sich der Lage angepasst. Ähnlich griff es später die Nibelungensage auf und ließ es am Hofe König Etzels spielen und enden den man in Esztergom vermutet. Die Zeit Überraschungsmomente zu nutzen war vorbei, da man sich der Möglichkeit das „prima Vari castra“ diskret zu Verlassen durch die unkluge Verzweiflungstat nasses Holz entzündet zu haben beraubte, da dies erst die Blicke aller im Umkreis von vielen Quadratkilometern auf sie gelenkt hatte. Das Gespenst der Varusniederlage erwachte für Rom noch mal 15 + als die Germanen versuchten ihren Erfolg aus dem Jahr 9 + zu wiederholen. Trotz einer Armee bestehend aus 50.000 Soldaten plus Reiterei versagte die römische Taktik unter Germanicus in der als Weserschlacht bezeichneten Auseinandersetzung. Man trat den Rückzug an, soll sich an der Ems gesammelt haben um von dort in drei Heeressäulen in die Winterlager zu marschieren. Während Germanicus und Pedo in Richtung Niederlande zogen, sollte General Caecina mit vier Legionen auf direktem Weg Xanten erreichen. Verlässt man mit diesem Ziel die Weser dann dürfte sich Caecina bereits vorher in diese Richtung abgesetzt da die Ems nicht auf seiner Strecke lag. Die Zwischenrast für alle Bewegungen aus Ostwestfalen nach Xanten war Haltern und die direkte Verbindung wollte man die Lippeaue und den Hellweg vermeiden führte über Beckum. Möchte man auf der Suche nach dem Schauplatz fündig werden dürfte dies auf dem Weg der Topographie möglich sein. Was aber weniger von Bedeutung ist als die Frage, warum sich Tacitus dem Verlauf der Varusschlacht nicht genauso gewidmet hat wie dieser Schlacht. Denn während ihn der Untergang der drei Legionen nur im Zusammenhang mit der Entdeckung des ersten Nachtlagers, der Bestattung der Knochen und der näheren Umstände seines Selbstmordes interessierte beschrieb er den Verlauf der Caecina Schlacht so wie es auch Cassius Dio im Fall der Varusschlacht tat, nämlich als Mehrtagesschlacht. Das Schicksal des Varus wollte Tacitus in einem anderen Licht erscheinen lassen, es der Nachwelt wie ein unlösbares Rätseln hinterlassen um den Versäumnissen auf römischer Seite keinen Raum geben zu müssen. In dem er den germanischen Feldherrn würdigte ersparte er es sich auf die Versager einzugehen und sah in Caecina der sich der Schlinge 15 + entziehen konnte einen Feldherrn der sein Handwerk verstand. Das die Falle hinter und vor Varus gleich mehrfach zu schnappte lässt sich nur bei genauem Hinsehen erkennen. Zum einen ging die perfide Rechnung der Germanen bereits auf in dem Varus kein Unheil erwartete. Des Weiteren warteten auf ihn die Tücken einer Sumpflandschaft die ihn mehrfach ins Desaster stürzten und letztlich stellte sich ihm ein Gebirge von seiner unüberwindbaren Seite wie ein Schild entgegen. Arminius setzte Caecina mit einer ausgeruhten Armee nach und stellte ihn in einer Sumpflandschaft die man unter Zuhilfenahme von Holzstämme passierbar gemacht hatte. Es war eine Topographie ohne Egge und mit Hindernissen die Caecina kannte was ihm den Durchbruch erleichterte. Ein Ausgang über den sich gemessen an der Varusniederlage leichter Bericht erstatten ließ. Vom Feind durchschaut und umringt saßen seine Männer im Eggevorland fest, die kräftigen unter ihnen werden sich gegen Abend noch gesammelt haben, wenigen wird es gelungen sein sich bis zu den Eggehöhen durchzuschlagen und viele werden den Weg ins letzte provisorische Nachtlager nicht mehr gefunden haben oder mussten geschwächt aufgeben, da ihnen die Schlacht im Wald den sie auf engstem Raum Schulter an Schulter mit der eigenen Kavallerie kämpfend passieren mussten ihre letzten Kräfte gaben. Die, die die Nacht schutzlos und völlig durchnässt verbracht hatten, brachen am Morgen des vierten Tages noch einmal auf und gerieten wie Cassius Dio es hinterließ erneut in strömenden Regen mit heftigem Sturm, der sie nicht nur daran hinderte vorzurücken oder einen festen Stand zu gewinnen, sondern auch den Gebrauch der Waffen nahezu unmöglich machte. Sie konnten weder ihre Bögen, noch ihre Wurfspeere oder Schilde richtig verwenden, da alles mit Wasser vollgesogen war. Da ihre Feinde größtenteils leicht bewaffnet waren und die Möglichkeit hatten ohne Gefahr anzugreifen oder sich schnell zurückziehen konnten waren für Wetterbedingungen kaum ein Hindernis. Da die Germanen Rückhalt in der Bevölkerung fanden, während die Männer um Varus auf sich gestellt waren, waren sie von jeglicher Unterstützung abgeschnitten was sich bei der Qualität der Nachtlager und der Nahrungsmittelversorgung ausgewirkt haben dürfte. Aber nun hatte nach Cassius Dio die Zahl der Germanen erheblich zugenommen da viele die vorher zögerten oder verspätet eintrafen sich das Beutemachen nicht entgehen lassen wollten. Die Reihen der Römer hatten sich stark gelichtet da viele in den vorausgehenden Kämpfen gefallen waren oder verletzt wurden. Die Germanen umzingelten sie ohne große Mühe und streckten sie nieder, so dass Varus und die anderen hohen Offiziere aus Furcht, entweder in Gefangenschaft zu geraten oder bei ihren schlimmsten Feinden den Tod zu erleiden zumal sie schon verwundet waren den Entschluss fassten Selbstmord zu verüben. Schon Wilhelm Tappe schrieb im 19. Jahrhundert das Germanicus sicherlich nicht alle Knochen für den Tumulus zusammen sammeln konnte. Die Dynamik des Schlachtverlaufes brachte es mit sich, dass sie genau dort endete, wo sich schon seit alters her die Kultorte und später die der der Kelten und Germanen konzentrierten. Ein Opferstein am Eggeweg südlich des Bördenweges, weitere im Umfeld der Alten Burg, Opferhügel östlich von Kleinenberg am Burgweg, und noch viele andere eiszeitlichen Findlinge in der Region die zum Teil mit Becken als Blutauffang und Abflussrinne und Ablauföffnung zu Opferstätten umgearbeitet wurden, zeugen noch heute von den alten Bräuchen. Diese vielen rituell genutzten Felsblöcke wurden nicht erst für Varus quasi über Nacht aus dem Stein gehauen, und existierten bereits seit Jahrhunderten und länger. Auch die dortige Häufung christlicher Weihestätten deutet auf eine lebhafte heidnische Vergangenheit in der Region hin die man hinter sich lassen wollte. Nur 11 km westlich vom vermuteten „Teutoburgiensi saltu“ steht das mittelalterliche Kloster Dahlheim mit archäologischen Spuren die bis in die römische Kaiserzeit zurück reichen, 9 km nordwestlich ist es die alte St. Annen oder Amerunger Kapelle genannte kleine Kirche und nur 2,5 km südlich befindet sich das Kloster Hardehausen mit seinen weit verstreuten Besitztümern. Aber die alten Parzellennamen östlich von Borlinghausen weisen immer noch den Weg zur einstigen Arminus Gedenkstätte auch Irminsul genannt die Karl dem Großen auf dem Weg der Christianisierung gut in Konzept passte. Er selbst musste schließlich am Besten wissen, das Irmin kein heidnischer Gott war, denn die 704 oder 710 verstorbene Irmina von Qeren bzw. von Trier war eine seiner Ahnen und seine Verwandte Irmintrud und viele andere gleichen Namens verdanken ihren Namen garantiert keinem heidnischen Gott zumal man es nicht gewagt hätte einem in Austrasien aufgewachsenen Kind den Namen einer germanischen Gottheit zu geben.
(16.01.2025)