Sonntag, 29. Juli 2018
Wo die Wachtürme von Aliso standen.
Möchte man die Stätte finden wo einst das Römerlager Aliso stand, dann ist es so als blicke man in einen tiefen Brunnen und habe zum Ausleuchten nur eine Packung Streichhölzer zur Hand. So übertrifft Aliso an Faszination zwar nicht die Varusschlacht folgt ihr dafür aber auf dem Fuße. Beide Begriffe gehören zusammen wie Henne und Ei. Aber Aliso erfordert eine andere Herangehensweise, denn ein Kastell ist keine Mehrtagesschlacht. Aber hat man erst einmal die Tür nach Aliso aufgestoßen so tut sich dahinter im Nebel schon das Fragenlabyrinth eines noch älteren Lagers auf. Die Zwingfeste die Drusus nach der berüchtigten Schlacht bei Arbalo errichtete und womit er gedachte die Germanen auf Dauer an der Kandare halten zu können. Ein Gefecht, dass elf Jahre vor der Zeitrechnung statt fand entsteht vor dem geistigen Auge unserer Vorstellungskraft und lässt sich aus dem Komplex der Alisoforschung nicht weg denken. Aber Aliso bleibt das große Tor in eine andere Welt, ist Ausgang und Eingang zugleich, hilft bei der Suche nach Varus und steht symbolisch für den tiefen Fall der Weltmacht. Um das Kastell Aliso zu lokalisieren stehen uns unterschiedliche Methoden zur Verfügung und viele Gedankengänge sind zu stimulieren. Das Verfahren ähnelt dem der Varusschlacht und besteht aus der Betrachtung der Topographie, dem Studium der alten Schriften und weiteren Ansatzpunkten. Wie Kaugummi sind die Schnittpunkte miteinander verbunden, Überlegungen und Kombinationen kreuzen sich und driften wieder auseinander. Jede Fährte bietet Stoff und löst neue teils irritierende sich widersprechende Theorien aus, die uns oft sprachlos zurück lassen. Aber viele Aspekte lassen sich bündeln und uns der Lösung näher kommen. Sie zu strukturieren fällt schwer und erfordern einen hohen Grad an Einfühlungsvermögen. So ist uns Aliso überliefert als der Name eines wehrhaften römischen Kastells, in dem sich sowohl die Lagerbesatzung, als auch die Überlebenden die dem Inferno der Varusschlacht entkamen und die sich später auch noch gegen große Massen an Germanen erstaunlich lange verteidigen konnten, bevor ihnen die Flucht gelang. Aliso wurde daher neben der Varusschlacht zu einem Inbegriff für die sprichwörtliche Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Da sich die meisten Hypothesen zum Verlauf der Varusschlacht auf den Großraum von Ostwestfalen konzentrieren, geraten nicht nur alle in der Region entdeckten römischen Kastelle oder Marschlager und insbesondere jene an der Lippe unter Generalverdacht Aliso sein zu können, sondern auch diverse Örtlichkeiten, wenn sie eine Namensähnlichkeit vorweisen können. Und selbst Lager in abwegigen da östlichen und nördlichen Regionen wie etwa Hedemünden oder Wilkenburg werden noch unter diesem Aspekt beleuchtet. Die Voraussetzung für eine stichhaltige Analyse besteht jedoch darin, dass sie alle eine wesentliche Bedingung zu erfüllen haben, wenn sie in die nähere Auswahl kommen wollen. Nämlich die, dass die in Aliso Schutzsuchenden noch imstande gewesen sein sollten und mussten das Lager Aliso nach der Varusschlacht, auf welchen Wegen auch immer noch erreichen zu können. Und der Faktor der räumlichen Nähe der zu erfüllen ist, korrespondiert wieder zwangsläufig mit dem Geschehensverlauf der Varusschlacht. Ist man imstande ihr ein Gesicht zu geben wird auch der Suchhorizont für Aliso überschaubar Lässt sich der Standort von Aliso rekonstruieren, dann war auch die Schlacht nicht mehr weit und es lassen sich Indizien für die Plausibilität der Argumentation in beide Richtungen sammeln aus der wiederum Erkenntnisse zu einer möglichen Positionierung gewonnen werden können. Und auf diesen Wegen lassen sich die diversen Hinweise verdichten die uns zum Favoriten führen können. Und ihnen gilt es nachzugehen. So etwa der Frage, wie vielen Überlebenden die Flucht nach Aliso gelungen sein könnte. Denn davon hängt ab, welche Distanzen sie trotz anzunehmender Blessuren vom Schlachtgebiet aus zu überwinden hatten. Wie weit trugen sie ihre Füße, wie ausgezehrt waren sie nach den Kämpfen und den Nächten im Freien. Einige überlebten den Marsch nicht und wie viele von ihnen mögen auf dem Weg ins rettende Lager den Germanen in die Hände gefallen sein. Zu wissen wie viele Legionäre es letztlich schafften in Aliso Unterschlupf zu finden bietet auch Raum für die Überlegung wie sich durch sie die Verteidigungsfähigkeit von Aliso verbesserte. Da sich Aliso lange gegen den germanischen Ansturm halten konnte, die Standardbesatzung aber hinsichtlich ihrer Kopfzahl begrenzt war, könnte der Zuwachs an Geflüchteten höher gewesen sein als vermutet. Allerdings spielt hier auch der Ausbauzustand mit hinein und natürlich die Anzahl der Germanen die vor Aliso standen und fallen sehen wollten. Alle denkbaren Szenarien tragen mit dazu bei sowohl Hypothesen über die möglichen Distanzen aus dem Schlachtenraum zum Lager aufzustellen, als auch Rückschlüsse auf die Örtlichkeiten der Schlacht zu ziehen. Bis auf eine Person blieben alle Römer namentlich anonym, denen die Flucht gelang. Dieser Mann war Gaius Numonius Vala der als Legat unter Varus vermutlich als stellvertretender Kommandeur diente. Er flüchtete mit anderen in Begleitung der Reiterei, also zu Pferde wodurch die Historie aus ihm später einen Reiterpräfekten machte. Ungeachtet seiner genauen Funktion bleibt unbekannt, welchen Weg er und die, die mit ihm desertierten aus dem Schlachtfeld einschlugen und von welchem Streckenabschnitt aus sie aufbrachen, als sie sich entschieden hatten die Legionen ohne den Schutz der Reiterei zurück zu lassen. Es ist auch denkbar, dass es überhaupt nur diesen beritten geflohenen Männern gelang Aliso zu erreichen und es gar keinem Überlebenden möglich war, sich zu Fuß nach Aliso zu retten. Auch dies gilt es zu bedenken. Sodass das Kastell möglicherweise auch Verstärkung, etwa aus dem Umland erhielt. So könnte man wiederum annehmen, dass Aliso vom Schlachtfeld aus betrachtet nur mittels Pferd erreichbar war und so könnte Aliso auch noch in größerem Abstand zum Varusschlachtfeld gelegen haben. Da es aber selbst vielen berittenen Legionären unter ihnen auch besagter Numonius Vala noch nicht einmal gelang lebend den Rhein zu erreichen verdeutlicht die Problematik, dass sogar Pferde kein Garant dafür waren, sich mit ihnen in Sicherheit bringen zu können. Bevor sich aber die Wenn und Aber überschlagen, sollte man auf die Plausibilität der beiden in engem Zusammenhang stehenden Ereignisse, also dem Zugkorridor der Schlacht und den Alisostandort blicken so wie es bei Paterculus zum Ausdruck kommt. Ausgehend von der Annahme, dass die Varusschlacht ihren Ausklang im oder vor dem Saltus westlich von Borlinghausen fand und sich auch diese Region noch unweit der äußersten Brukterer befand, so war von dort auch die Distanz bis zu den Oberläufen von Ems und Lippe noch überschaubar und ließ sich bewältigen. Dadurch lässt sich auf Basis dieser Überlegung untermauern, dass sich unter den Geretteten auch Personen befanden, die es auf dem Fußweg geschafft haben könnten, dass schützende Lager Aliso zu erreichen. Das sie das ihnen bekannte und nächst liegende Lager aufsuchten darf man annehmen. Legionäre die Varus bis zum bitteren Ende folgten hatten aber auch die Wahl, ob sie über den Eggeweg nach Norden in Richtung Hellweg flüchten wollten, oder ob sie sich für andere Fluchtrouten entschieden. Anzunehmen, dass es einige Flüchtende sogar riskierten vom Endschauplatz aus den direkten Weg zum Rhein über ein vermeintlich sicheres Lager an der Lippekette einzuschlagen. So darf man sich ihr Verhalten wohl wie ein Streubild mit nordwestlicher Ausrichtung vorstellen und natürlich sind aufgrund ihrer Orientierungslosigkeit auch andere Szenarien denkbar. Wie sich aus den Quellen erschließen lässt, nahm auch Arminius selbst an der Belagerung von Aliso teil, sich also Horden vom Schlachtfeld gelöst haben dürften um sich im Hochgefühl des Erfolges des nächstliegenden Bollwerks zu bemächtigen. Aufgrund dieser Festlegungen lässt sich der Suchhorizont von Aliso eingrenzen. Wäre es den Flüchtenden möglich gewesen 35 Kilometer (Luftlinie) zurück zu legen, hätten sie vom Saltus aus auch noch das Hafenkastell Anreppen erreichen können. Aber selbst 35 km sind unter den damaligen Umständen bereits eine kaum vorstellbare Distanz und 50 Kilometer (Luftlinie) Marschleistung um zu einem vermuteten Lager bei Lippstadt zu gelangen sind daher nur eine theoretische Annahme. So stehen als Fluchtrouten diverse Möglichkeiten zur Verfügung. Aber einzig zu Anreppen haben wir im Großraum etwas bodenkundlich Greifbares, weil Entdecktes und Erforschtes vor Augen wohin sich Bezüge aufbauen lassen, während sich das Römerlager in Haltern der Betrachtung entzieht, da es sich zu weit westlich befindet. Einige der bisher entdeckten und schon teilweise recht gut erforschten Römerlager an der Lippe bieten zwar Stoff für Aliso Deutungen, müssen aber ihre Plausibilität auch im Zusammenhang mit den antiken Texten nachweisen und verlieren auf Basis der Abstandstheorie schnell an Substanz. Konkret verbleiben im Hinblick auf die antike Quellenlage sechs mögliche Positionen.

1.)
Das "Winterlager", dass der frisch ins Geschlecht der Julier aufgenommene Feldherr Tiberius im Zuge des ausgehenden "Immensum Bellum" Krieges errichtete, der der Überlieferung nach im Jahr 5 + zu Gunsten Roms endete. Nach Paterculus befand es sich "in cuius mediis finibus ad caput Juliae fluminis hiberna".

Dieses Lager spricht zunächst für Anreppen, da sich dort aufgrund von Dendrodaten Übereinstimmungen mit dem Jahr 4/5 + gezeigt haben. Des Weiteren weist es die Spuren eines überdimensionierten pallastartigen Gebäudes auf, was auf den würdigen Thronfolger Tiberius als Erbauer schließen lässt.

Es gibt dazu aber auch gegenteilige Argumente.
Diese bestehen aus abweichenden Interpretationen und Übersetzungen der oben angeführten lateinischen Überlieferung, was die Verortung anbetrifft, den unterschiedlichen Auslegungen der Grabungsergebnisse bzgl. der in Anreppen fehlenden Mannschaftsunterkünfte, sowie die daraus resultierenden logistischen Irritationen hinsichtlich der in ihrer Gesamtheit unterzubringenden römischen Winterarmee. Und es findet sich somit keine Antwort auf die Frage, ob bzw. wie alle Truppenteile in Germanien überwinterten und wie man sie dort verteilte. Zudem konnten in Anreppen keine kriegerischen sprich verteidigungstaktischen Aktivitäten festgestellt werden was auf Aliso der Überlieferung nach zutraf.

2.)
Das "Arbalo Lager", das Drusus nach den Worten von Cassius Dio im Jahre 11 - nach der Schlacht bei Arbalo errichtete, die sich in einem Hinterhalt ( Plinius schrieb "apud Arbalonem" ) auf dem Rückzug vom Stammesgebiet der Cherusker von der Weser an den Rhein zutrug. Der Überlieferung nach befand es sich am Zusammenfluss von Lupia und Elison und wurde "Vor der Stirn der Feinde" errichtet.

3.)
Das "Lager Aliso", dass einzige klar als Aliso genannt wurde. Das Lager des verteidigenden Kommandanten Caedicius und das nach Paterculus nach der Schlacht von den Germanen belagert wurde. Nach Sextus Julius Frontinus ließ Arminius selbst die aufgespießten Köpfe getöteter Römer an den Wall des römischen Lagers heran tragen. Ein Lager, dass sich demzufolge nur in der Nähe des Varusschlachtgebietes des Jahres 9 + befunden haben konnte.

4.)
Das "Sperrlager" das sich mehr in Rheinnähe befunden haben muss, denn es gelang der Besatzung wie Cassius Dio berichtete, den weiteren Vorstoß der Germanen nach der Varusschlacht 9 + zum Rhein zu verhindern.

5.)
Das "Knochenbestattungslager" bei den äußersten Brukterern, dass Germanicus nach Tacitus im Jahre 15 + aufsuchte und von wo aus er zum Saltus ritt um die noch oberirdisch vorhandenen Knochen zu bestatten, nachdem Caecina die Wege dorthin begehbar gemacht hatte .

6.)
Das "Entsatz Lager", das offenbar von römischen Legionären besetzt war. Das Lager, welches Tiberius nach Tacitus auf seinem Zug die Lippe aufwärts mit sechs Legionen erreichte und das er von belagernden Germanen befreien musste, noch bevor er im Frühjahr 16 + die Doppelschlacht bei Idistavio und am Angrivarierdamm anging. Später erschloss und sicherte Germanicus nach Tacitus das Gebiet zwischen Aliso und dem Rhein durch Heerstraßen und Dammwege.


Somit lassen sich nach den antiken Schriften zu urteilen neben dem klar als Aliso benannten Lager noch weitere fünf Lager isolieren deren geographische Lage bis auf das Römerlager Anreppen ebenfalls ungeklärt ist und die auf ihre Kompatibiltät hin abzuklopfen sind. Es müssen aber auch bislang unentdeckte, unbekannte und unerwähnt gebliebene Lager ins besondere im Osten von Westfalen mit in Betracht gezogen werden Aliso sein zu können. Zwar konnten ab Haltern ostwärts bisher Lager in Beckinghausen, Olfen, Oberaden und natürlich Anreppen nachgewiesen werden und die große Fundleere zwischen Oberaden und Anreppen mag auch die Annahme rechtfertigen, dass man zwischen ihnen noch zwei oder drei unentdeckte römische Lager vermutet darf, doch sollte man sie entdecken, so geraten sie nicht in den Verdacht Aliso sein zu können. Denn der Suchradius aufgrund der Hinweise auf die germanische Belagerung nach der Varusschlacht und der Fluchtbewegungen der Überlebenden schließt sie nahezu aus, Aliso sein zu können. Man könnte nun Anreppen aufgrund der nahezu treffsicheren Dendrodaten als das Tiberius "Winterlager" identifizieren, wie es auch von wissenschaftlicher Seite gestützt wird, man könnte aber auch eine andere Örtlichkeit ins Auge fassen. Denn so klare Schlussfolgerungen in der Geschichtsforschung und das zumal nach 2000 Jahren machen sich immer verdächtig. So kommt man nicht umhin sich etwas mit dem Kontext des "Immensum Bellum" Krieges vertraut zu machen während dem oder an dessen Ende es errichtet wurde. Nach römischer Lesart forderten rebellierende Germanen das Imperium heraus und Tiberius eröffnete daraufhin im Jahre 1 + den Krieg gegen sie. Über den Krieg und seine Gefechte ist wenig bekannt und er lässt sich nur aus strategischer Sicht aufgrund seiner Resultate bewerten. Vinicius und Tiberius der erst 4 + dazu stieß werden auf ihren Feldzügen nach Germanien auf den Spuren von Drusus die Militärlager an der Lippe als operative Basis genutzt haben, dürften sie ausgebaut und neue hinzu gebaut haben. Nach Paterculus überwinterte man "ad caput juliae fluminis", aber er sagte nicht in welchem Jahr Tiberius es tat. Unter dem Namen "fluminis" = Fluss, denn der Name bleibt unerwähnt, versteht man im allgemeinen die Lippe. Das Römerlager Anreppen errichtete man in einem strategisch ungünstigen, weil flachen Terrain gab der Lage am Fluss folglich den Vorzug gegenüber eines höher gelegenen, also topographisch besser zu verteidigenden Standortes. Obwohl Anreppen im Verdacht steht das Winterlager sein zu können, konnten keine Mannschaftsunterkünfte innerhalb des Lagerkomplexes entdeckt werden, wo man die tiberische "Immensum Bellum Armee" hätte unterbringen können. Das Lager bot zwar den Raum für eine Legion von etwa 6000 Soldaten plus der Auxiliarkräfte, aber ihre Unterbringung ist ungeklärt. Anreppen war somit ein nur äußerst eingeschränkt wehrfähiges Hafenkastell und ohne Kasernen, auf dessen Basis sich der Beweis das überlieferte Winterlager gewesen zu sein nicht erbringen lässt. Da Anreppen planmäßig geräumt und nicht fluchtartig verlassen wurde kann man annehmen, dass die kleine Besatzung die man dort zurück ließ im Jahre 9 + vor dem Herannahen der Germanen gewarnt wurde. Die Annahme das Lager habe aufgrund eines fehlenden Varus Münzhorizontes im Jahre 9 + schon einige Jahre nicht mehr existiert, lässt sich auf dieser Basis nicht auf recht erhalten. Anreppen wurde folglich nie verteidigt, wurde also demnach nie angegriffen, war zu schwach ausgestattet und kann keinen Elison Fluss vorweisen um sowohl als Lager "Arbalo" als "Aliso" oder als Winterlager zu gelten. Das Marschlager Wilkenburg hingegen, dass dem Immensum Bellum angerechnet wird bot Platz für drei Legionen, aber Anreppen war sowohl hinsichtlich seines Umfanges als auch der fehlenden Barracken Pfostenlöcher kein Dreilegionenlager. Ein größer dimensioniertes Standlager würde dem Begriff und der Vorstellungen die man mit einem Winterlager verbindet zweifellos gerechter werden. Obwohl uns die Hinweise dazu fehlen wäre es aufgrund der Versorgungslage auch denkbar, dass sich die Überwinterung der Legionen über mehrere Stand- oder Marschlager im Umkreis von Anreppen erstreckte. Sich um ein zentral positioniertes Anreppen könnten sich folglich noch andere aufnahmefähige Lager gruppiert haben. Anreppen zeigt sich aufgrund der Gebäudeausstattung erkennbar als Standquartier für Tiberius, aber die Masse der Legionäre könnte man außerhalb untergebracht haben. Dem Kenntnisstand nach soll es im Zuge des "Immensum bellum Krieg" das erste Mal gewesen sein, dass eine römische Großarmee in Germanien überwinterte. Betrachtet man das weitere historische Geschehen so macht dies auch Sinn. Da sich der als ein Flächenkrieg dargestellte Immensum Exarserat Bellum der Überlieferung nach über große Teile Germaniens erstreckte erwartet man, dass Tiberius dazu über eine große Armee verfügt haben müsste. Möglicherweise enthielten aber die Biographien von Paterculus über Tiberius auch eine gesunde Portion Lobhudelei und man darf das Geschehene etwas abspecken. So könnte der als umfangreich beschriebene Feldzug mehr einer Machtdemonstration geglichen haben und mit dem Blutvergießen hielt es sich in Grenzen, da sich wenig germanischer Widerstand zeigte. Tiberius wertete es als Erfolg und sah sich danach auf dem Zenit seiner Macht. Auf dieser Welle getragen wird er den Entschluss gefasst haben den Angriff auf den weitaus gefährlicher einstuften Marbod nicht mehr lange aufschieben zu brauchen. So angespornt plante er den Angriff bereits für das folgende Jahr 6 +. Nach dem Ende des Immensum Bellum zog man im Herbst 5 + in die Kasernen ein. Im Jahr zuvor hatte Tiberius seine Legionen bereits in Germanien überwintern lassen und er könnte dies auch für den Jahreswechsel 5/6 + angeordnet haben um sie im zeitigen Frühjahr 6 + von Ostwestfalen aus nach Böhmen marschieren zu lassen womit er ihnen den Hin - und Rückmarsch zum Rhein erspart hätte. Da der Umfang der Germanien Armee nicht bekannt ist könnte man rein spekulativ die Ansicht vertreten, dass die Kapazität des Römerlagers Wilkenburg einen Hinweis darauf liefert wie wieviel Soldaten Tiberius mit sich führte, denn das Lager bot etwa 20.000 Legionären gleich drei Legionen platz. Für seinen Feldzug gegen Marbod konnte er zumindest auf Teile dieser Armee nicht verzichten. Er selbst begab sich im Jahre 5 + nach Carnuntum von wo aus er die Donaulegionen gegen Marbod befehligte. Einschließlich des Armeeflügels von Saturninus der von Mainz aus vorrückte, wären demnach drei Heereskeile am Markomannenfeldzug beteiligt gewesen. Wovon die Lippearmee den dritten und vermutlich kleinsten Flügel stellte, der möglicherweise die Route über Hachelbich nahm, wo ein kurzzeitig genutztes römisches Marschlager für rund 5000 Legionäre plus Hilfstruppen frei gelegt werden konnte. Sollte die "Wilkenburg Kapazität" stimmig sein hätte Tiberius zwei Legionen entweder in Ostwestfalen als Besatzungsmacht zurück gelassen, oder eine von ihnen an den Rhein beordert. Jedenfalls ist es eine interessante Frage, ob Varus diese zurück gelassenen und ihm unterstellten Verbände schon in Ostwestfalen antraf. Möchte man die Belletristik bemühen könnte sich unter dieser Heeresgruppe bereits der junge Arminius befunden haben und vielleicht auch sein Bruder Flavus, Flavus den man möglicherweise aufgrund seines Verhaltens verachtete und den man vermutlich im Bergischen Land im Namen Flabes weiter leben ließ, wodurch er im Volksmund in dauerhafter Erinnerung blieb. Es wären demnach jene Varus entzogenen Streitkräfte gewesen die ihm später so schmerzlich fehlen sollten was auch kräftebezogen plausibel klingt. Im Frühjahr 6 + leerten sich demnach teilweise die Winterlager um Anreppen die sich vielleicht sogar bis zur Weser hin verteilten. Ein Teil der Truppen zog zu Marbod, während wie man annehmen darf die übrigen Legionäre als Besatzungsmacht im Lande verblieben um kein Vakuum entstehen zu lassen. Eventuell teilweise unter dem Kommando von Asprenas warteten sie auf die Ankunft von Varus, der vielleicht Germanien bereits im Herbst 6 + erreicht haben könnte. Eines dieser Winterlager war das julianische Lager "ad caput Juliae fluminis", also das Lager am oberen Kopfende sozusagen da, wo man sich auch eine "Kappe" vorzustellen hat und angesiedelt war es nahe der Quelle eines Flusses aber nicht unbedingt dort, wo man das Römerlager Anreppen ausgrub. Und an diesem Kopfende ließe sich auch das Etappenlager Aliso vermuten. In der Zusammenfassung der verbliebenen Lager könnte man nun fragen, wo sich das Lager befand das Drusus 11 - nach der Schlacht bei Arbalo, den Cheruskern vor die Haustür setzte. War es auch das gesuchte Aliso in das sich später die Überlebenden flüchteten und was daraufhin von den Germanen belagert wurde. War es auch identisch mit dem Lager von wo aus Germanicus aufbrach um die Knochen der Varusarmee zu bestatten. Wenn auch Anreppen von der Aliso Wahrscheinlichkeitsliste gestrichen werden kann da in und vor Anreppen nie gekämpft wurde und auch nicht gekämpft werden konnte, so lässt sich nicht ausschließen, dass es sich bei einem der Winterlager auch um Aliso gehandelt haben kann. Infolgedessen bleiben von den ursprünglich sechs angeführten Lagern drei im Rennen Aliso sein zu können, denn bei dem vierten Lager handelte sich schließlich unstrittig um Aliso, da man es damals so nannte. Zwei der durch den Wegfall des Aliso Lagers auf fünf Lager zusammen geschrumpften Anzahl lassen sich der Verdachtsliste entnehmen, da sie zu nahe am Rhein lagen. Diese sind das "Sperrlager" und das "Entsatzlager". Das "Entsatzlager" das Germanicus erreichte, als er 16 + mit sechs Legionen die Lippe aufwärts zog um es zu entsetzen. Es ist das Lager von dem Cassius Dio in Textstelle 2,7 (2 und 3) schreibt, dass Germanicus im Anschluss daran den seinerzeit für seinen Vater errichteten Altar neu errichten ließ, aber den für Varus angelegten Grabhügel nicht erneuerte. Aber Stopp. Denn man hat viel von der Methodik des Cassius Dio gelernt und wie er die Ereignisse schriftlich in einen direkten Zusammenhang setzte, obwohl dazwischen Tage oder gar Wochen gelegen haben könnten. So darf man annehmen, dass Germanicus vom entsetzten römischen Lager, bis dorthin wo er auf die Gedenkstätten sowohl für Drusus als auch für Varus stieß eine Distanz zurück zu legen hatte. Das "Entsatzlager" und die Gedenkstätten müssen also nicht in unmittelbarer Nähe zueinander gelegen haben. Da man die Weiheorte für die beiden Feldherren Varus und Drusus in relativer Nähe zur Varusschlacht als auch zur Schlacht bei Arbalo vermutet, musste Germanicus folglich dem Varusschlachtfeld immer näher gerückt sein. Und auch das zweite römische Lager, das "Sperrlager" darf entfallen, das Lager dem es gelang die Germanen daran zu hindern den Rhein zu erreichen denn man darf, ja man muss es ebenfalls in Rheinnähe vermuten und nicht in Ostwestfalen. So kann man die Hypothese wagen, dass es sich bei den zuletzt genannten zwei Lagern jeweils um den umfangreichen Lagerkomplex von Haltern gehandelt haben könnte. Haltern wäre demnach sowohl das westlichste Lager, dass die Germanen nach der Varusschlacht nicht nur attackiert haben könnten, sondern auch das, dass sie nach dem mit Trompeten begleiteten Abzug der römischen Besatzung auch eroberten, als eben auch das Lager, das die Germanen 16 + vor dem Herannahen von Germanicus belagert hatten, der es dann aus ihrer Umklammerung befreien musste. Es wäre aber auch der grundsätzlichen Frage nachzugehen, wann, ob und welche römischen Lager nach der Varusniederlage von den römischen Truppen, nachdem sie die Germanen 9 + erobert hatten unter Germanicus wieder in Besitz genommen wurden, man sie instand setzte und mit Legionären besetzte und dazu gehört insbesondere das Rhein nah gelegene Haltern. Der Gesamttheorie zufolge errichtete Tiberius nach der Varus Niederlage aus der gebotenen Notlage heraus in der Eile und zum vorgeschobenen Schutz der Rheingrenze einen siedlungsfreien Streifen Landlimes genannt, den "limitemque a Tiberio" der sich von Xanten aus über Oberhausen, Wuppertal östlich von Köln bis an die Sieg erstreckt haben könnte. Im Zuge dieser Verteidigungsstrategie könnte Haltern an der Lippe, dass nur rund 50 Kilometer Luftlinie etwa zwei Tagesmärsche von Xanten entfernt liegt von Tiberius als Frontlager genutzt, also noch unter Tiberius wieder aufgebaut bzw. auch ausgebaut worden sein. Ein mächtiger Garnisonsstützpunkt der nach dem sich die Lage nach der Varusschlacht beruhigte somit von Rom wieder in Besitz genommen wurde. Man schätzt, dass Rom ab dem Jahr 10 + seine Streitmacht am Rhein auf 80.000 Mann aufgestockt hat. Da für die Jahre 11 + und 12 + Vorstöße über den Rhein überliefert sind, könnte in diese Zeit auch die Wiedernutzung von Haltern gefallen sein und das Lager Haltern erlebte zwei mal sein Ende, einmal nach der Varusschlacht und das zweite Mal als Tiberius die Ostexpansion 16 + aufgab. Nun verbleiben noch vier Lager, die uns hinsichtlich ihrer Aliso verdächtigen Lage Kopfzerbrechen bereiten, und uns alle denkbaren Konstellationen kombinieren lassen. Und da es die Schlussfolgerungen zulassen, dass auch das Lager "Arbalo" mit Aliso identisch sein kann, sind dies in der kurz gefassten Beschreibung zudem noch das "Knochenbestattungs" Lager, das "Winterlager" und natürlich das Lager "Aliso". Das Lager, das die Überlebenden aufsuchten, das Lager des tapferen Caedicius, also das die Germanen solange belagerten bis sich die römische Besatzung in einer Nacht den Weg an den Rhein mit dem Schwert frei schlagen konnte. Aber nach der nun abgeschlossenen Analyse der Möglichkeiten lassen sich vier der anfänglich aufgelisteten sechs Lager auf Aliso eingrenzen. Sollte dies zutreffen, dann wäre Aliso das massivste Bollwerk gewesen, dass Rom im Osten besessen hat, das Drusus 11 - erbaute, das im Immensum Bellum zunächst in die Hände der Germanen fiel, das Tiberius danach zurück eroberte, das die Germanen nach der Varusschlacht wieder in Besitz nahmen, das dann Germanicus erneut besetzte und das nach 16 + wieder von den Germanen überrannt wurde. Ein Lager mit wechselvollem Schicksal dem es kein anderer römischer Außenposten im Ringen um die Vorherrschaft in Ostwestfalen gleich tun konnte. Aber auch ein Lager das, wenn man es denn fände Spuren hinterlassen haben dürfte und drei Brandschichten vorweisen könnte. Auf Basis der historischen Quellenanalyse, der räumlichen Auswertung und dem Vergleich der Forschungsergebnisse lässt sich die These vertreten, dass die Varusschlacht um Borlinghausen, wenn sie dort auch nicht ihren Höhepunkt fand, was die Intensität der Kämpfe anbelangte, so aber doch vor dem Saltus den Endpunkt markierte. Sollte die Annahme zutreffen, dass in allen vier Fällen immer nur das Fluchtlager Aliso gemeint war, so war dem römischen Generalstab die Position des Lagers natürlich bestens bekannt, denn es hatte in der römischen Eroberungsphase eine wenn nicht sogar die zentrale Bedeutung und Funktion zu erfüllen, war ausgerichtet auf die jeweiligen militärischen Anforderungen und Bedürfnisse der Zeit und es war im Takt der täglichen Marschleistung mit allen anderen Marschlager oder Standlagern vernetzt. Letztlich aber blieb die Gesamtzahl aller römischen Niederlassungen gleich wie gut ihr Ausbauzustand war, im freien Germanien überschaubar und entwickelte sich nicht inflationär, da der Spuk der römischen Besatzung bzw. Bedrohung letztlich nur 27 Jahre währte, man nicht durchgängig im Krieg stand und mit wenigen Ausnahmen nur in den klimatisch günstigen Monaten in Germanien umher zog und kämpfte. Wir dürfen also nicht der Annahme verfallen, wir hätten es immer wieder mit neuen Lager zu tun und es würden noch zahlreiche neue auf ihre Entdeckung warten. Ein nötiger Hinweis um uns bewusst zu machen, dass viele erwähnte Lager identisch miteinander gewesen sein dürften und sich um die anderen keine historisch erwähnenswerten Ereignisse rankten. So darf man nicht der irrigen Vorstellung verfallen, dass sich hinter jeder Lagerbeschreibung ein eigenständiges und völlig neuartiges Lager verbergen würde. Und das auch unter der Prämisse betrachtet, dass man Lager errichtete, wieder aufgab um sie dann nochmal neu zu nutzen und das entweder am gleichen Ort, im unmittelbaren Anschluss daran, oder im näheren Bereich, so blieb ihre Anzahl doch immer überschaubar. Denn die Schwerpunkte der römischen Kriegsführung waren wie man weiß nicht darauf ausgerichtet Germanien in seiner Gesamtheit zu besetzen, man hatte Haupterschließungsrouten definiert und man wollte nicht jedem germanischen Gehöft einen Besuch abstatten. So lässt sich anhand dieser aus sechs Lagererwähnungen bestehenden Übersicht im Fazit die These ableiten, dass uns die antiken Historiker insgesamt betrachtet nur Nachrichten über zwei römische Marschlager, Kastelle oder Niederlassungen hinterließen und worunter sich das Hafenkastell Anreppen noch gar nicht befunden haben könnte. Und diese lassen sich wie dargestellt nur auf die Lager Haltern und das noch nicht nachgewiesene Lager Aliso reduzieren. Ausgenommen natürlich das überlieferte große Rheinlager bei Xanten und das vermeintliche Sommerlager bei Höxter. Alle anderen in diesen Zeiten zwischen Lippemündung und Anreppen ergrabenen römischen Lager wären demnach in den antiken Schriften nie genannt worden und könnten auch nie gemeint gewesen sein. Bei all unserem Wissensdurst tut man sich schwer den Punkt zu finden, an dem man die Suche nach Aliso aufnehmen möchte oder sollte, es ist also für den Freund der römischen Forschung kein leichtes Unterfangen und erfordert das Ziehen aller Register. Velleius Paterculus war zwar ein Kenner der Region aber bekanntlich kein Teilnehmer an der Varusschlacht. Er berichtete uns als erster Historiker überhaupt, von der Existenz eines Castra Aliso unter seinem lateinischen Namen "Alisone". Da Paterculus das bedeutsame Lager Aliso wohl auch mit eigenen Augen sah, darf man annehmen, dass seine Angabe authentisch ist, das Lager also schon in augusteischer Zeit diesen Namen führte. Tacitus, kein Zeitgenosse von Paterculus und ebenfalls kein Teilnehmer der Varusschlacht nennt es später "Alisonem". Womit eine namentliche Ähnlichkeit deutlich erkennbar wird. Tacitus wird demzufolge eine Originalquelle genutzt haben, also eine Quelle die nach Paterculus nur durch wenige Hände ging. Paterculus erwähnt es im Zusammenhang mit der Tapferkeit des zuständigen Lagerkommandanten Caedicius und Tacitus spricht von Aliso in dem er schreibt, dass man das ganze Gebiet zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein im Jahre 16 + durch neue Heerstraßen und Dammwege erschlossen und gesichert habe. Weitere Textstellen sind nicht vorhanden aus denen in der Übersetzung klar und deutlich und ohne Umschweife das Wort Aliso hervor geht. In beiden Originalfassungen endet das Wort Aliso mit einem "n" sei es nun Aliso - n - em oder Aliso - n - e aber nicht als Aliso ohne "nem" bzw. "ne" geschrieben. Und damit sind wir schon wieder mitten im verwirrenden Geflecht Jahrhunderte alter und zahlreicher Hypothesen die teilweise auch unter der berühmten Gürtellinie kein Ende fanden. Johannes Cicinnius fällt das Privileg zu, schon im Jahre 1539 und damit als erster Geschichtsforscher "der Moderne" den Osning, also das gesamte Eggegebirge einschließlich dem heutigem Teutoburger Wald zum Varusschlachtfeld erklärt zu haben, ihm folgte Phillip Melanchthon im Jahre 1559. Und die zweite Fragestellung nach dem Schlachtort greift schon das verschollene Kastell Aliso auf. Die räumliche Nähe von Schlacht und Kastell wirkte immer schon elektrisierend und führt schnell in die Grauzonen der Spekulation, die sich zwischen unseren Erkenntnissen, die oftmals auch nur real klingen, es aber nicht sind und den Visionen ausbreiten. Der Name Aliso wie ihn uns Paterculus und Tacitus im Kern hinterließ stärkt seit den Anfängen der Varusforschung den Verdacht, dass das Kastell Aliso aufgrund der Ähnlichkeit seinen Namen dem uns überlieferten "Arbalo Fluß Elison" verdankt. Und wer könnte und wollte auch darüber hinweg sehen, dass es da noch den Paderborner Ortsteil Elsen gibt. Der Elison wurde uns erstmals von Cassius Dio überliefert. Er hinterließ uns die Information im Zusammenhang mit der Schlacht bei Arbalo, wonach Drusus danach im Jahre 11 - ein sehr wehrhaftes Kastell, vor die "Stirn der Feinde" baute. In der obigen Aufzählung der unentdeckten Aliso verdächtigen Lager findet es sich unter Punkt 2.) als "Lager Arbalo". Dazu ist in der deutschen Übersetzung zu lesen "Dort, wo sich der Lupias und der Elison vermischen, legte Drusus nach der Schlacht bei Arbalo eine Festung an". Mit der Erwähnung eines Flusses mit Namen Elison und der Nähe zum Paderborner Ortsteil Elsen ergibt sich zwangsläufig eine Verbindung zwischen dem namensähnlichen Lager Aliso und der Schlacht bei Arbalo. Somit scheinen Arbalo, Aliso und die Varusschlacht eine räumliche Einheit zu bilden und nicht nur dann, wenn man in Paderborn - Elsen eine Anknüpfpunkt sehen möchte. Aber es gibt nicht nur die verdächtige Namensparallele, sondern auch noch andere Argumente die uns über die Arbalospur zum gesuchten Aliso führen könnten. Man darf nun schlussfolgern. Die Schlacht bei Arbalo fand 11 - also bereits 20 Jahre vor der Varusschlacht statt. Wäre das Lager Arbalo also mit dem Lager Aliso gleich zu setzen, ein Verdacht der sich aufdrängt, dann hätte es das Lager Aliso somit schon zwanzig Jahre vor der Varusschlacht gegeben. Die römische Armee hätte es also möglicherweise über einen sehr langen Zeitraum, theoretisch sogar bis zur Varusschlacht durchgängig genutzt, läge nicht der germanische Aufstand vor dem Immensum Bellum davor, in dem Zusammenhang es wohl zerstört wurde. Was könnte also mit dem Lager "Arbalo" dem vermeintlichen Aliso in diesen 20 Jahren geschehen sein, bzw. wie erging es ihm. Drusus starb 9 -, sodass es bis zu diesem Zeitpunkt in Funktion gewesen sollte. Denn ab dem Jahr 8 - als Tiberius rabiat vorging und die rheinnahen Stämme zwangsumsiedelte, sich aber Teile der Sueben, Sugambrer und Marser dem entziehen konnten und nach Osten flüchteten wurde die Lage dort unruhiger. Die neu hinzugezogenen Stämme aus den Rheinregionen waren nicht nur zornig, sie haben auch den Bevölkerungsanteil im heutigen Ostwestfalen und der Region anwachsen lassen, was auch zu Siedlungskonflikten geführt haben dürfte. Man kann darin eine Ursache für ein erneutes Wiederaufflammen des germanischen Widerstandes nach der Schlacht bei Arbalo sehen bei der sie die Unterlegenen waren. Revolten haben ihre Vorgeschichte und bahnen sich langsam an bevor sie zum Ausbruch kommen. So könnte es zu ersten Rebellionen bereits vor dem Jahr Null gekommen sein, als sich Sugambrer und Marser in ihren neuen Wohngebieten konsolidierten und mit den heimischen Stämmen aufgrund eines gemeinsamen Gegners kooperierten. Um diese Zeit dürfte auch das Lager "Arbalo" zunehmend unter Druck geraten sein. Wie lange es dem stand hielt und letztlich auch erobert worden ist, ist fraglich, jedoch führte das Auflehnen der Germanen in der Konsequenz dazu, dass Rom handeln musste und der Immensum Bellum im Jahr 1 + als Gegenreaktion ausbrach. Vinicius hätte theoretisch bereits im 1. Jahr des Immensum Bellum "Arbalo" wieder entstehen lassen können wonach es dann bis zur Varusschlacht existiert hätte. Tiberius, der Bruder von Drusus der auch später seinen Altar wieder herrichtete darf man unterstellen, dass er nach seiner Ankunft in Germanien spätestens 4 + das Lager "Arbalo" wieder zu dem machte, was sein Bruder bezweckte, nämlich aus ihm ein Bollwerk und sichtbares Zeichen römischer Macht gegen den germanischen Feind. Maximal acht lange Jahre wären Zeit gewesen um aus Arbalo das Lager Aliso werden zu lassen und es wehrhaft zu gestalten. So hätten sich die Überlebenden der Varusschlacht in dieses nach dem damaligen fortifikatorischen Kenntnisstand ausgebaute Lager Arbalo, pardon nun Aliso retten können. Der gute Zustand dieses Lagers würde auch erklären, warum die Überlebenden vom Saltus trotz Umweg dorthin flohen und nicht versuchten auf direktem Weg die Lippe oder den Rhein zu erreichen. Als Drusus das "Lager Arbalo" an einem ihm damals strategisch nützlich erschienenen Standort und sicherlich nicht in der Lippeaue erbauen ließ, konnte er natürlich nicht ahnen, dass es dort zwanzig Jahre später wieder eine Schlacht der Germanen gegen die Römer geben würde. Viele Historiker Generationen haben sich an diesen Theorien abgearbeitet und man kommt daher auch nicht umhin ein intensives Studium aller erreichbaren Quellen zu betreiben, möchte man sich denn an der Suche nach Aliso beteiligen. Und da müssen wir uns den ganz wenigen Quellen widmen, die noch aus historischer Feder erhalten sind. Was die Sache also erleichtert ist die Tatsache, dass die Textstellen die sich unmittelbar auf das Lager Aliso bzw. das Lager Arbalo beziehen, sehr dünn gesät sind. Mit anderen Worten viel Analysematerial steht uns gar nicht zur Verfügung. Was die Suche wieder erschwert sind die Widersprüche die sich erst zeigen, je tiefer man in die fragile Materie eindringt und was unsere Kombinationsfähigkeiten heraus fordert. Aus den Schriften eines Zeitgenossen nämlich des Reiterpräfekten und Historikers Velleius Paterculus lässt sich entnehmen, dass es den Lagerinsassen die an der Varusschlacht nicht beteiligt waren, da sie Aliso zu bewachen hatten, als auch jene die das Inferno der Schlacht überlebten und sich ins Lager retten konnten, sogar gelang sich später zum Rhein durch zu schlagen. Auch Sextus Julius Frontius der 103 + verstarb ( IV, 7,8 ) überliefert uns, dass es sich bei den von den Germanen belagerten Römern um die "reliqui ex Variana clade" handelte, also die Personen aus der Schlacht, die den Durchbruch in ein rettendes Lager schafften. Den Namen Aliso nannte er nicht. Demnach liegen schriftliche Belege dafür vor, dass sich unter den Personen die Aliso verteidigten eindeutig jene Römer befanden die der Schlacht wie auch immer entkommen konnten, seien sie nun zu Fuß oder zu Pferde geflohen. Unstrittig ist, dass sich das Lager Aliso unter dem man auch das Lager nach der Arbaloschlacht verstehen kann, nicht sehr weit vom Geschehen der Varusschlacht entfernt befand. Und unweigerlich sind wir wieder bei der Frage wie nahe Aliso an einer Schlacht lag, die sich über einige Tage und viele Kilometer hin zog. Und da man davon ausgehen darf, dass die Legionäre erst flüchteten, als sie sich ihrer Ausweglosigkeit bewusst waren kann dies nur in der ultimativ letzten Phase der Schlacht passiert sein. Blickt man im Zusammenhang mit der Schlacht bei Arbalo auf Anreppen, so bleibt wie bereits dargestellt festzustellen, dass sich dort kein Fluss Lupias mit einem Fluss Namens Elison vermischt so, wie es uns für dieses Lager überliefert ist. Denn in Anreppen floss damals und fließt auch heute nur die Lippe und der kleine Hagenbach und auch die Elsener Gunne war nicht der Elison. Da das Lager Anreppen als Aliso und nun auch als Arbalo nicht infrage kommt, könnte ihm noch die Rolle zufallen möglicherweise eines von mehreren Winterlagern gewesen zu sein. Aber es fällt schwer darin das eine entscheidende Winterlager zu sehen, dass man am Kopf des "Julier" Flusses errichtete. Die Forschung stieß in der Bodenstruktur unter dem Römerlager Anreppen auch auf das Profil eines älteren römischen Spitzgrabens im Ostteil des Lagers. Ein Hinweis darauf, dass dort schon römische Feldzüge in früheren Jahren ihre Spuren hinterließen, also der Standort immer schon bevorzugt wurde. Ob hier bereits Drusus seine Hände im Spiel hatte, oder er aus den Anfängen des Immensum Bellum stammte ist ungewiss. Die Annahme, dass sich dahinter die Reste von Arbalo verbergen könnten, darf man allerdings und das nicht nur mit Hinblick auf die fehlende Flussmündung verwerfen. Hier stehen sich also die Kernüberlegungen gegenüber. Sind Arbalo und Aliso nicht identisch mit Anreppen und ist Anreppen auch als einziges Winterlager strittig, dann konzentriert sich die Suche von Aliso auf andere Örtlichkeiten. Standorte wo sich sich die größte Deckungsdichte bzw. die meisten Schnittpunkte mit unserem bekannten Wissen ergeben. Die Indizien dazu sagen aus, dass wir dieses Überschneidungsgebiet im östlichen Westfalen suchen müssen und nicht von vier unterschiedlichen Lagern, sondern vielleicht nur von einem einzigen Lager ausgehen können. So wäre dies dann auch das "Knochenbestattungslager" des Jahres 15 + gewesen, das sich bei den Wohnsitzen der äußersten Brukterer befand, einem Grenzgebiet von wo aus es zur Varusschlacht und damit zum Stammesgebiet der Cheruskern nicht weit war. Dieser Theorie nach ging aus dem so genannten Arbalo Lager errichtet "vor der Stirn des Feindes" das uns als Aliso bekannte Fluchtlager hervor. Es war damals eine Zeit archaischer Kriege, aber auch die Zeit der Auguren und Himmelsdeuter, sowie einer ausgeprägten und traditionellen Familienbindung. Wer den Begriff kreierte, man habe das Lager "Arbalo" vor die Stirn der Feinde gesetzt ist nicht nachvollziehbar, was wir wissen ist, dass Cassius Dio es so nieder geschrieben hat. Aber aus den wenigen Worten spricht eine unverhohlene Trotzreaktion und damit auch der Ärger darüber den Germanen nur mit Mühe entkommen zu sein. Aber keinesfalls Freude über die glücklichen Umstände die dazu führten. Die Schlacht bei Arbalo vermutet die Geschichtsforschung östlich von Anreppen in der Egge wo der prähistorische Hellweg verläuft und wo nur die Talenge bei Dringenberg das Legen eines Hinterhaltes gestattet. Dem Saltus westlich von Borlinghausen für einen Hinterhalt zu nutzen fehlt der Kessel und er ist wegen seiner Steillage keine Option. So sollte man das Lager, dass Drusus dieser Schlacht errichtete auf der Hochfläche östlich von Paderborn suchen. Und auch dort könnte demnach der Bau eines Altars für den großen Feldherrn Drusus gestanden haben. Da überliefert ist, dass Germanicus daran gelegen war diesen Altar wieder herzurichten es aber nicht für nötig hielt das Grabmal für Varus instand zu setzen, also Varus im gleichen Atemzug genannt wird, wird erneut eine ausgeprägte Nähe sowohl zwischen Arbalo, der Varusschlacht als auch Aliso deutlich. Und da offensichtlich Germanicus daran gelegen war die Erinnerung an seinen Vater wach zu halten, wird er es auch als seine Pflicht angesehen haben mit dieser Tat das militärische Vermächtnis für seinen Vater zu erfüllen und rückte es damit wieder für alle ins Bewusstsein. So wird er auch das alte Drusus Kastell aus Arbalozeiten nicht nur aufgesucht haben, sondern es auch wieder als Standlager für seine Kriege gegen die Cherusker hergerichtet und genutzt haben. Wie sich auch am älteren Spitzgraben im Römerlager Anreppen und an vielen anderen Orten so auch in Haltern ablesen lässt sind gute Standorte immer Favorit für Nachnutzungen. Und so ist es plausibel, wenn er von dort aus auch in den nur wenige Kilometer entfernten Saltus aufbrach, wo er die Bestattung der Knochen vornahm. Und auf den Höhen der Egge am äußersten Rand der Brukterer zwischen Paderborn und Schwaney gab es auch aus räumlicher und strategischer Sicht betrachtet keinen argumentativen Spielraum für zwei unabhängig von einander stehende römische Lager ein weiteres Indiz dafür, dass das Lager Arbalo mit dem Lager Aliso identisch sein kann. Die Instandsetzung des Drususaltars im Jahre 16 + durch Germanicus seinen Sohn spricht für dieses traditionelle Denken. Altäre wie diesen errichtete man im Imperium bevorzugt weit sichtbar und in der Nähe bedeutsamer Marschstrecken und Handelsrouten und dafür bot der prähistorische Hellweg von Paderborn zur Eggekante viele prägnante Möglichkeiten. Während man den Varusgrabhügel wohl eher da vermuten sollte, wo unweit davon auch Varus sein Ende fand und das wäre dieser Theorie nach der Raum um Kleinenberg, tunlichst auch wieder an einer Stelle, wo sich Wege kreuzten. Rom musste bis zum Jahre 9 + in der Region zwei Lagerkomplexe dauerhaft unterhalten, bestücken und personell ausreichend absichern. Diese waren der Theorie nach das Umschlaglager am Lippeufer, sowie das erste landgestützte Lager, das sich ab Anreppen in Tagesmarschdistanz in Richtung Weser befunden haben dürfte. Und das letztere lag somit weitaus näher am vermuteten Schauplatz der Varusschlacht als das Logistiklager Anreppen. Versorgungstechnisch als auch militärisch korrespondierten die Lager eng miteinander und standen in einer nachschubtechnischen und verteidigungsstrategischen Symbiose zueinander. Beide Lager ergänzten sich, hier das Lager in seiner Hauptfunktion als Umschlag- und Anladungsplatz in dem man die Güter auch nicht lange aufbewahren wollte, sondern sie schnellstmöglich wieder auf die Strecke brachte und dort das wehrfähige Landkastell. Beide waren sie zwischen Lippe und Eggekante das Rückgrat der römischen Expansionspolitik und vor allem Aliso hatte seine Kriegsnarben. Aber das Wehrfähige von beiden war demzufolge Aliso, dass auch imstande war größere militärische Einheiten zu beherbergen und daher auch Anspruch darauf haben sollte, als Winterlager angesprochen werden zu können. Für sich allein genommen wären sie, was auch für alle anderen an der Lippe entdeckten Kastellanlagen in Germanien galt nicht überlebensfähig. Aber plausible Hypothesen haben auf dem Weg zu den harten Fakten schon gute Dienste geleistet. Auch wenn man Anreppen, da es dem "Elison" Vergleich mit Arbalo im Umkehrschluss nicht stand hält und somit auch der Liste der Favoriten Aliso zu entnehmen ist, weil sich dafür keine überzeugenden Fakten finden lassen. Ungeachtet dessen kommt aber Anreppen auf der Suche nach dem Aliso Standort an einem anderen Ort eine große Bedeutung zu. Gleich in welchem räumlichen Abstand Anreppen und Aliso, also das vermeintliche Lager Arbalo zueinander standen, so mussten sie sich doch in die raumgreifende römische Erschließungsphilosophie einfügen die ihren Ausdruck darin fand, weite Landstrecken überbrücken zu müssen. Hier Anreppen der Hafen dessen Lage man kennt und dort Alisones oder Alisonem möglicherweise auf den Fundamenten des von Drusus errichteten Lagers Arbalo bzw. Arbalonem am Zusammenfluss von Lupias und Elison. Die "Zwingfeste" Arbalo/Aliso, von wo aus man den Feind fest im Blick hatte und von wo aus man auch wieder zum Sprung auf ihn ansetzen konnte und es unter Varus 18 Jahre später auch tat. Ein bekanntlich sehr wehrhaftes Kastell in dem Drusus als er es 11 - nach der Schlacht bei Arbalo errichtete auch schon eine feste Besatzung hinterließ, denn ohne spätere Besatzung baut man kein Kastell. Der Standort Anreppen hingegen wurde von den geübten Pionieren an einem ausgewählten Flussabschnitt der Lippe erbaut, dem eine über viele Monate nutzbare und damit geeignete Flusstiefe zugrunde gelegen haben dürfte. Hätte man den letzten Lippe Abschnitt in den Oberlauf hinein für tauglich, gut schiffbar und im Sinne der Strategie für sinnvoll gehalten, hätte man das Hafenkastell sicherlich weiter Lippeaufwärts verschoben, um es dem ersten Landkastell noch näher zu rücken. Etwa bei Elsen oder Schloss Neuhaus, denn von dort aus hätte sich der aufwendigere Landweg zur Weser noch um weitere etwa sieben Kilometer verkürzen lassen. Aber man tat es nicht. Nach weiteren bedeutsamen römischen Kastellanlagen auf diesem immer flacher werdenden aber flussmaritim vermutlich ungünstigeren Teil der Lippe zu suchen, dürfte überflüssig sein, denn auch dafür gilt die Abstandstheorie der täglichen Marschleistung. Die Lippe verlor somit ab Anreppen aufwärts an logistischer Bedeutung. Anreppen war sicherlich das römische Drehkreuz für die Erschließung Ostwestfalens und darüber hinaus und das sowohl auf dem Wasser- als auch auf dem Landweg. Hier befand sich das Depot. Aber Anreppen schien aufgrund der im Boden nachgewiesenen restlichen Bausubstanz nicht nur Haupt- und Endpunkt der logistischen Lebensader im Zentrum Germaniens gewesen zu sein, Anreppen sollte vielleicht auch noch zu größerer Bedeutung gelangen. Man könnte sogar in Anreppen ein frühes Paderborn sehen, wenn man auf die geographische Lage inmitten der ostwestfälischen Sichellage blickt in dem sich beide Siedlungen gründeten. Denn in Anreppen haben drei entscheidende Tangenten ihren Anfang genommen. Die Nord-, die Nordost und die Ostroute. Das entdeckte Römerlager im Menkhauser Bachtal kennzeichnet die Nordroute, liegt etwa 24 Kilometer Luftlinie von Anreppen entfernt und weist exakt in die Richtung der Porta Westfalica. Bezeichnend ist, dass die nahezu identische Distanz jedoch nach Osten in Richtung Höxter gesehen unmittelbar an den Rand des Eggegebirges südlich von Altenbeken auf einen weiteren bedeutsamen Knotenpunkt trifft, denn hier stößt der Hellweg auf den Eggeweg. Somit liegt durch den Grabungsfund im Menkhauser Tal mit ein Schlüssel und somit ein erneuter Beweis für die Strategie der römischen Tagesmarschleistung vor. Als dritte Route ab Anreppen darf angenommen werden, dass diese über die Externsteine und Horn in Richtung Hameln an die Weser führte. Sollte sich der frei gelegte Hohlweg an der Wiembecke als ein bereits zu Römerzeiten genutzter Weg erweisen, was plausibel erscheint, dann könnte die Forschung bei der Suche nach einem dortigen Römerlager ebenfalls im Zuge der Tagesmarschdistanz - Theorie von etwa 24 Kilometern nordöstlich von Oesterholz fündig werden. In diesem Fall würden von Anreppen aus Strahlförmig drei Erschließungsrouten die römische Logistik erkennen lassen. Welche Bedeutung das Lager Hedemünden in diesem Kontext hatte ist schwerlich zu sagen. Aber es sind nicht die acht Kilometer allein die Höxter näher an Anreppen liegt als die Weser bei Hameln um damit für ein Aliso an der Osttangente zu plädieren. Zahlreiche weitere Indizien sprechen dafür, dass die Attraktivität einer Expansion in die Ostrichtung wegen ihrer Lukrativität interessanter war, als die beiden anderen Strecken in den Norden- und den Nordosten. Denn neben den Erzvorkommen im Osten ist ein wichtiges Kriterium die fassbare Lage des Stammesgebietes der Cherusker, dass sich dem Quellenstudium nach nicht bis in den Trassenraum zwischen Horn und Hameln und erst recht nicht in den zwischen Bielefeld und Rinteln ausdehnte. Hinzu kommt, dass die räumliche Verbreitung der Angrivarier um diese Zeit, möglicherweise ihr mangelndes Interesse und ein fehlendes Druckmittel es den römischen Unterhändler leichter gemacht hat mit den Cheruskern einen Bündnisvertrag zu schließen als mit den Angrivariern. Zudem gehörte das Lipperland seit jeher zu den Stammlanden der Engern und kann als Kernzone und Urheimat der Angrivarier angesprochen werden, die aber im Zuge der Alisoforschung an keiner Stelle Erwähnung finden. Das cheruskische Territorium begann erst unmittelbar südlich der Marschstrecke von Horn nach Hameln im Steinheimer Becken, was sich auch im Zuge der Falenforschung nachweisen lässt. In diesem Sinne rechtfertigt auch der historische Hinweis, dass Drusus nach der Schlacht bei Arbalo das Kastell schon nahezu provokativ zu nennen vor das Stammesgebiet der Feinde setzte und die Cherusker 11 - als Gegner genannt werden die Annahme, dass es sich östlich von Anreppen befand, wo es sich wieder mit Aliso decken würde. Dies war noch die Zeit in der die ebenfalls als Gegner von Drusus erwähnten Sugambrer noch ungestört von Tiberius in ihren angestammten Siedlungsgebieten in den Rhein nahen Regionen zwischen Lippe und Sieg lebten, in denen der Hinterhalt von Arbalo wenig Fürsprecher findet. Das "Arbalo/Aliso Lager" würde sich auf Basis dieser Theorie als ein sehr weit nach Osten vorgeschobener Außenposten des Imperiums erweisen, der von Drusus als festes Lager konzipiert wurde, das auch feindlichen Angriffen widerstehen konnte und musste. Wann jedoch der für Rom überregional bedeutsame Knotenpunkt und Umschlagplatz Anreppen als römisches Hafenkastell errichtet wurde muss offen bleiben. Die Forschung hat sich auf die Baumringanalyse stützend auf die Jahre 4/5 + verständigt, obwohl es Hinweise auf frühere Bauaktivitäten gab. Die Bedeutung dieses Lagers ist natürlich für die Römerforschung in Westfalen auch in Bezug auf Aliso von immenser Bedeutung, sodass man einen kritischen Blick auf die historische Festlegung werfen muss, auch wenn es sich bei Anreppen nicht um das gesuchte Lager Aliso handelt. Man ist sich demnach relativ sicher, dass das Lager 4/5 + errichtet wurde obwohl der im Ostteil des Lagers entdeckte besagte Spitzgraben den man als eine Begründung für eine zweiperiodische Nutzung auch einen Hinweis auf ältere Baumaßnahmen gestattet. Arbeiten die bereits während des laufenden Immensum Bellum oder früher statt gefunden haben könnten. Ob es in der ersten Eroberungs - und Sondierungsphase unter Drusus geschah ist fraglich, denn die Lippe stand um diese Zeit der römischen Schifffahrt noch nicht durchgängig zur Verfügung und die Schritte zur Provinzialisierung waren noch nicht soweit gediehen, was die Notwendigkeit von Logistik einschließt. So klingt es plausibel, dass Anreppen frühestens mit dem Einmarsch der Legionen im Zuge des Immensum Bellum ab 1 + errichtet wurde. Folglich eine Zeit lange nach der Schlacht bei Arbalo und demzufolge auch keine Identität mit Aliso um es auch nochmal damit zu begründen. Die erfolgten Holzbalkendatierungen an wesentlichen Gebäudeteilen die sich dem Jahr 4/5 + zuordnen lassen sprechen aber dafür, dass um diese Zeit an der Substanz des Kastells gearbeitet, also die essentiellen Aufbauarbeiten geleistet wurden. So fällt die Hauptbauzeit in die Endphase des Immensum Bellum und somit in die Zeit, als die Überwinterung anstand. Wie es aber die Grabungsergebnisse unterstreichen dürfte der nun designierte Kaisernachfolger in der nach Osten ausgreifenden und vor der Egge endenden westfälischen Bucht größere Pläne verfolgt haben. Denn in Anreppen ließen sich die ersten Umrisse eines möglichen späteren provinzialrömischen Hauptortes erkennen, der dem Feldherr Tiberius würdig gewesen wäre und den er repräsentativ auszubauen gedachte. Ein Zeichen seines Triumphs über die Germanen nahm hier erste aber schnell vergängliche Formen an, denn es wurde nur zur Keimzelle, da man es aufgrund der späteren Ereignisse fallen lassen musste. Hier schien ein zivil geprägtes Zentrum in der Entstehung begriffen zu sein, das nicht seiner Armee über die Wintermonate dienen sollte, denn dazu fehlten die Unterbringungsmöglichkeiten. Seine Legionen hatten die Aufgabe dafür Sorge zu tragen, dieses neue Prestigeobjekt aus vorgeschobener Position gegen mögliche Angriffe aus dem Osten abzuwehren. Im ebenfalls nicht militärisch geprägten Römerlager Waldgirmes erkennen wir dafür einen Stützpunkt mit Vorbildcharakter der die Zielrichtung und Vorgehensweise des römischen Expansions - und Zivilisationsdrang nach Osten sichtbar macht. Bereits 4 - hatte man wie die Baumringanalyse zeigt mit dem Bau des dortigen Lagers begonnen. Es war eine Zeit noch vor dem Ausbruch des Immensum Bellum und geht auf die Anordnung von Kaiser Augustus zurück, dass freie Germanien zu unterwerfen. Tiberius machte es sich zur Aufgabe dieser Kolonisierung auch an der Lippe Ausdruck zu verleihen. Nun mit dem Wissen um seine zukünftige Kaiserwürde ausgestattet, wollte er neue Maßstäbe setzen und auch an der Lippe Fakten schaffen. Die Winterlagerstrategie umfasste die gesamte westfälische Ausbuchtung stand für Machtanspruch und drückte den Willen ganzjähriger Präsenz in der Großregion aus. Aber das dazugehörige rein für strategische Zwecke bestimmte Abschirmlager befand sich östlich davon und kontrollierte die Pforte an der Egge wo sich der Aufstieg aus dem Nethegau befand. Tiberius legte den zivilen Standort an die Lippe, schuf damit eine Sicherheitszone und vermied die Nähe zu den Stammesgebieten der Cherusker. Vermutlich erschien ihm der Stamm der Brukterer als das kleinere Übel und plante in ihren Siedlungsgebieten seine Stadt. Die Bodenstrukturen die man in Anreppen innerhalb eines 23 Hektar großen Komplexes freilegte und die man rekonstruierte ließen kaum Zweifel an größeren Ausbauabsichten, denn das Vorhandene war bereits immense. Für den zivilen Aspekt sprechen Hafenanlagen und Lagerhäuser deren Strukturen sich identifizieren ließen. Speichergebäude deren Grundflächen auf einen ungewöhnlich großen Umschlagplatz hindeuten, der alle bisherigen Vorstellungen sprengte. Aber Gebäude die für die Unterbringung der Soldaten geeignet gewesen wären, waren nicht erkennbar, was alle Experten und Laienforscher verblüffte. So war der Grundriss, den man als Kommandeursgebäude bezeichnete mit seinen geradezu pompösen, pallastartigen Dimensionen möglicherweise schon der erste Teil einer späteren Gebäudeansammlung und eines zukünftigen römischen Kaisers angemessen. Es konnte ein eindrucksvolles Bad mit einer Abmessung von 23,5 x 42,0 Metern nachgewiesen werden, dass sich hinter dem Olympia Schwimmbad von München mit seinen Bahnenlängen von 50 Metern nicht zu verstecken braucht. Aber für wen wurde es errichtet. Ob es sich um eine Erholungsstätte für Legionäre auf Heimaturlaub handelt ist schwer vorstellbar und Tiberius hatte nach dem großen Sieg wohl anderes im Sinn als den Soldaten ein bequemes Leben zu garantieren. Denn er hatte schon neue Ziele ins Auge gefasst. So spricht vieles dafür, dass dies die ersten baulichen Strukturen einer größere Ansiedelung gewesen sein könnten, in der man aber den militärischen Akzent unter gewichten wollte. Anreppen war demnach nicht nur für die Versorgung der Truppe eine eindrucksvolle Startrampe für die römische Ostexpansion, sondern sollte möglicherweise einmal den Sitz eines "lokalen Imperators" krönen. Aber die Geschichte wollte es anders und Tiberius konnte seine Vorstellungen nicht verwirklichen. Mit dem Schwung im Jahre 4 + in die julische Kaiserfamilie aufgenommen worden zu sein übernahm er im gleichen Jahr das Kommando von Vinicius im Immensum Bellum und führte den Krieg erfolgreich zu Ende, begab sich dann zügig nach Carnuntum und zog seine Legionen für den erhofften schnellen Sieg im Markomannen Feldzug zusammen zu dem es nicht kam, dafür aber der Krieg mit umso größerer Wucht in den Pannonien ausbrach. An der Lippe stellte zwischenzeitlich Varus die Weichen und er hatte andere Pläne, denn er entschied sich nach den einvernehmlichen Vertragsverhandlungen mit den Cheruskern dazu, die neue Provinzhauptstadt direkt an die Weser zu verlegen. Damit waren die hoch gesteckten tiberianischen Ausbaupläne für Anreppen obsolet. So könnte man es auch sehen. Allen römischen Lagergründungen lag die Philosophie und Direktive des unbegrenzten Machtanspruchs einer dominanten Weltmacht zugrunde die da lautete: "Wir kommen um zu bleiben". Das Selbstvertrauen eines Imperiums, dass mit den Eroberungen im Zuge des Immensum Bellum im Jahre 5 + einen vorläufigen Höhepunkt fand und mit einem Sieg über Marbod in Germanien den Gipfel erreicht hätte. Tiberius handelte umsichtig und ob er sich von den Cheruskern hätte täuschen lassen ist fraglich. Ihm wäre es zuzutrauen gewesen, dass er die Provinzialisierung in kleineren Schritten angegangen wäre und nicht wie Varus, der direkt den großen Sprung wagte. Tiberius wollte vermutlich den Standort Anreppen mithilfe von Militärlagern wie Aliso zunächst festigen und hätte es wohl auch umgesetzt, wenn nicht der Pannonienkonflikt seine Strategie durchkreuzt hätte. Aber die Weichen für die Osterweiterung hatte auch er schon gestellt. Die gesamten Überlegungen die dieser Theorie zugrunde liegen beruhen auf der Annahme, dass die Gefechte der Germanen im Nethegau zwischen Brakel und Borlinghausen statt fanden und das die Cherusker darin eine Siedlungskammer links der Weser bewohnten. Wirft man nun einen Blick auf die Standortwahl des Hafenkastells Anreppen mit den Ambitionen es zu einem überregional bedeutsamen Zentrum zu erweitern, so fällt ins Auge, dass man es in Fließrichtung der Lippe auf dem linken Ufer, also auf der östlichen Seite errichtete. Demzufolge war es auch die dem cheruskischen Feind zugewandte Flussseite dessen Stammesgebiet an den östlichen Hängen der Egge nach rund 25 Kilometer begann. Flüsse werden aber in der Regel aus Gründen der Verteidigung dazu genutzt sie als Annäherungshindernis in die Schutzstrategie mit einzubeziehen. Eine Entscheidung die man in diesem Fall nicht für nötig erachtete, denn im Jahr der Baumfällungen 4/5 + sah man im Imperium außer den Markomannen keinen germanischen Stamm mehr, den man hätte besiegen müssen. Durch diesen mit Gewalt herbei geführten Frieden wurden die Karten in Innergermanien neu gemischt, was zu einer politischen Neuausrichtung auf beiden Seiten führte und Varus ermutigten die von Tiberius eingefahrenen militärischen Siege um sie für seine ehrgeizigen Ziele zu nutzen. Nach dem vom Volk der Cherusker keine Gefahr mehr drohte, folgten auf den Krieg die weiteren diplomatischen Schritte und man trat in Vertragsverhandlungen mit diesem, und wohl auch nur mit diesem und keinem anderen Germanenstamm ein. Denn dieser Stamm war für Rom von geopolitischer Bedeutung, da sein Einfluss bis an die Elbe und die dortigen Stämme heran reichte. Aber die gewählte Lage von Anreppen könnte verdeutlichen, dass man es sich aus praktischen Erwägungen heraus erlauben konnte auf der östlichen Seite präsent zu sein, wodurch man auf diese Weise zügiger das Lager in die östliche Himmelsrichtung verlassen konnte ohne vorher die Lippe überschreiten zu müssen. Hätte man das Lager auf der rechten, also der westlichen Seite der Lippe errichtet, dann wäre um nach Osten zu gelangen ein häufigeres queren der Lippe vonnöten gewesen sowie der Bau und die Instandhaltung eines dauerhaften Brückenbauwerks, was in der Anfangsphase noch nicht auf dem Bauplan stand. Rom fühlte sich folglich auf der östlichen Flussseite um diese Zeit überaus sicher. Das die freigelegte römische Marschstraße vom Lager aus ebenfalls nach Osten führte verwundert daher nicht und ist ein weiteres Indiz für diese Orientierung. Hätte man aber mehrfach nach Nordosten oder Norden gelangen wollen, also die Expansion in die heutigen Regionen Hameln via Horn bzw. Rinteln via Bad Salzuflen voran treiben wollen, dann hätte die Positionierung eines Hafenkastells auf dem rechten westlichen Ufer aus Gründen der Zeitersparnis mehr Sinn ergeben, denn das jeweilige Überqueren der Lippe hätte für die Legionen einen Umweg bedeutet. Ihn hätte man vermeiden können, wenn man das Kastell also auf der rechten Lippeseite errichtet hätte. Bislang konnten keine Reste einer Brücke entdeckt werden, die vom Kastell "Ad Ripam" auf die westliche Seite führten bzw. es ist nicht bekannt, ob danach gesucht wurde. Für Tiberius rückte nach dem Immensum Bellum das Ziel in greifbare Nähe nach der erfolgreichen Gründung von Waldgirmes 4/3 - weitere Erschließungen und Landgewinne anzugehen und dazu bedurfte es eines logistischen Stützpunktes in der Gestalt eines strategischen Trittbrettes. So war Anreppen mit der Perspektive möglicherweise bis zur Elbe vorzustoßen mindestens genau so wichtig wie das in Hessen entdeckte Lager in seiner besonderen Bedeutung und frühen Funktion als eine zivile Niederlassung. Obwohl logistische Zentren Begehrlichkeiten wecken, verwundbar sind und der Krieg in Germanien 5 + gerade erst zu Ende war, schien die Zeit aus der Sicht Roms reif gewesen zu sein auch derartige Wagnisse einzugehen und man riskierte den Aufbau dieses weit vorgeschobenen Umschlagplatzes, der sich noch im Stammesgebiet der Brukterer befand. Man traute es sich zu, da sich die Kette der Marschlager zu schließen begann und die Legionen Sicherheit versprachen. Rom wäre nicht Rom wüsste man nicht, dass es ganz ohne rein militärische Zentren die auch auf Abschreckung setzten nicht möglich war Germanien auf Dauer zu beherrschen, aber Anreppen war dafür nicht vorgesehen. Der im Zusammenhang mit der Schlacht bei "Arbalo" geprägte Begriff dem Feind eine Drohung in Form eines Bollwerks zu hinterlassen, war die gängige Methodik und fand auch zwischen Anreppen und dem Stammesgebiet der Cherusker Anwendung. Ausdruck dieser offenen Machtdemonstration waren die Kastelle im jeweiligen Tagesmarschabstand zueinander. Anreppen aus Sicherheitsgründen durch ein östlich positioniertes starkes Lager gegen Einfälle aus dieser Richtung zu schützen würde in diese Philosophie passen, so dass hier der Gedanke nahe liegt, dass das alte Arbalo Lager dessen Name uns nicht überliefert ist den Ursprung für das Lager Aliso bildete und gleichzeitig den Schutzgürtel für Anreppen schloss. Der Standort dieses in Ostrichtung befindlichen Lagers und in exakter Tagesmarschdistanz von Anreppen entfernt, hätte in etwa auf halber Strecke zwischen der Lippe und dem Varusschlachtfeld gelegen und damit eine auffällige und auch überzeugende Nähe zu den Stationen des Marschgefechtes gehabt. Dadurch kam auch dieses besagte Aliso Lager einzig als Fluchtlager für die Überlebenden infrage. Wasserwege von Anreppen in den Norden oder Osten existieren nicht, da bei Anreppen die Lippe ihre Schiffbarkeit im Oberlauf langsam verliert. Wollte man also von Anreppen aus andere Ziele ob im Osten oder Norden erreichen, war man immer gezwungen auf den Landweg überzuwechseln. Das Nächste von Anreppen aus nach Osten befindliche römische Lager könnte also die erste wichtige Etappe nach Vollendung eines Tagesmarsches gewesen sein. Ein Marsch der in Anreppen seinen Anfang nahm und der sich nach den physischen Leistungen damaliger Zeiten richtete und sich daher einteilen und sich somit auch rekonstruieren lässt. Auf dieser Basis hatte Heribert Klabes in seinem "Corvey Buch" seinerzeit eine plausible Zählfolgetheorie entwickelt. So gab er dem ersten Kastell nach dem Rheincastra Vetera, also dem Lager Holsterhausen die Kennziffer römisch I.) und dem letzten Lager Höxter/Corvey die Nr. XII.) So fiel auf Anreppen die Nr. VIII und auf das erste Marschlager nach Osten die Nr. IX. Er vertrat allerdings die Auffassung, dass sich das auf Anreppen folgende Marschlager bei Neuenbeken befinden müsse. Ein Standort der sich für die Legionen die zum Eggeabstieg nach Schwaney gelangen wollten bei genauem Hinschauen jedoch als Umweg erweisen würde, denn damals gab es keinen karrentauglichen Eggeabstieg östlich von Altenbeken und an dieser Stelle auch keinen prähistorischen Hellweg. Wovon er sich jedoch auch verführen ließ war die namensähnliche Ortsbezeichnung Elsen die auch er auf Aliso zurück führte. Was der Suche nach Aliso die falschen Blüten aufsetzt tritt im Zuge der Entzerrung der Koordinaten aus der Feder des Griechen Claudius Ptolemäus zutage. Denn danach soll sich Aliso andernorts befunden haben. Und da könnte uns Ptolemäus auf die falsche Fährte gelockt haben und nicht die "Entzerrer" um Professor Lelgemann. Denn der Grieche Ptolemäus der zwischen 100 + und etwa 160 + in Ägypten lebte nannte Aliso nicht Aliso wie der Römer Paterculus bei dem es in lateinisch "Alisone" hieß, oder Tacitus der dem Kastell den Namen "Alisonem" gab, sondern er nannte es "Aleison oder Eleison". Aber man suchte es immer unter dem Namen Aliso und der war weit verbreitet. Die Koordinatenforschung verortete es etwa bei Bergisch - Gladbach östlich von Köln oder nahe Bad Dürkheim in Rheinland- Pfalz aber nicht am Oberlauf der Lippe. Und nach Abraham Ortelius 1527 soll Aliso gar mit Römerrast an der Issel nordöstlich von Xanten identisch sein. Der Altphilologe Franz Cramer veröffentlichte dazu schon 1902 seine umfangreiche europaweite Namensanalyse und schlussfolgerte daraus, dass es ein Aliso nahezu inflationär als Ortsname, Personenname oder auch als Gewässername an vielen Orten gegeben hat. Aliso war also eine weit verbreitete, häufig und vielseitig in Gebrauch befindliche Bezeichnung. Ein Name den man daher auch der Natur entnommen haben könnte, wobei sich der Name einer Baumart anbietet. Man könnte jedoch auch den Blick auf ein anderes frühgeschichtliches Großereignis werfen um dort nach einer möglichen Verbindung und Namensherkunft zu Aliso zu suchen auch wenn dies auf den ersten Blick befremdlich klingt. Nämlich auf die verlorene Schlacht einiger Keltenstämme gegen Cäsar etwa 50 Kilometer nordwestlich von Dijon dem heutigen Alise Sainte Reine. Die Niederlage vor der Alesia genannten keltischen Stadt sendete eben solche Schockwellen durch das alte Europa, wie später die Varusniederlage allerdings aus Sicht des Imperiums waren diese damals nicht negativ besetzt und hinterließ lebhafte Erinnerungen bei den Menschen. Als Rom in Ostwestfalen ein Kastell errichtete und es Alisone oder Alisonem nannte, lag die Schlacht um Alesia noch nicht lange zurück und man wusste zu dieser Zeit auch nicht, dass dem römischen Weltreich bald eine Schlacht in Ostwestfalen bevor stehen sollte, in die es später zu ihrem eigenen Nachteil heftig verstrickt wurde. Alesia galt damals als das Symbol eines glorreichen römischen Sieges und man wusste als man das Kastell Aliso errichtete und ihm möglicherweise in Abwandlung von Alesia diesen bedeutsamen Namen gab auch nicht, dass dieses Aliso einmal einen unguten Beigeschmack bekommen würde und eine denkwürdige Rolle im Ringen um die Vorherrschaft in Germanien einnehmen würde. Noch ohne zu wissen, dass Aliso einmal zum rettenden Anker für die Überlebenden werden sollte, baute man Aliso zu einer nahezu uneinnehmbaren Festung aus die sogar von schwachen Kräfte lange gehalten werden konnte. Das Lager Aliso könnte folglich eine mehrfache Bedeutung gehabt haben, so war es 9 + das letzte Lager vor der Schlacht, während Arbalo das Lager des Jahres 11- das erste Lager nach der Schlacht war. So waren es zwei Lager mit vergleichbaren Schicksal, was sie identisch erscheinen lässt aber auch zwei Lager die die Germanen wie Stachel im Fleisch empfanden. Aliso bzw. Arbalo, wenn man sie denn nicht für identisch hält, waren für das Imperium seit Drusus das Synonym römischer Macht schlechthin und der Fall von Aliso war für Rom folglich doppelt schmerzlich. Den möglichen Bezug zu Alesia mochte man allerdings nach der Varusschlacht nicht mehr aufrecht halten und hätte somit auch den Namen Aliso der Tragik wegen gerne getilgt. Vergessen wir aber nicht, Aliso war so wehrhaft, dass es von den Germanen, man möchte sagen noch nicht einmal erobert werden konnte. Denn letztlich übernahmen sie es kampflos nachdem die römische Besatzung es verlassen hatte, es folglich leer stand. Ein Weltreich wie Rom hätte damals keine Skrupel gehabt und besaß die nötige Souveränität sich auch an namentlichen Spielarten zu vergreifen und dem man ihnen auch ein Lager Alesia in Ostwestfalen hätte zutrauen können. Sowohl Alesia wo Cäsar seinen Triumph genoss, als auch Aliso wo es die Geschichte mit Rom nicht gut meinte, wurden später zu Namensgebern zahlreicher Örtlichkeiten. Alesia krönte den Sieg Cäsars und das Imperium wollte an die Niederlage von Vercingetorix erinnern und anknüpfen und berauschte sich am einstigen Erfolg. Alesia sollte vielleicht auch für den römischen Siegeswillen in Germanien stehen. In Germanien wollte man dem gleich tun in dem Rom dort sein zweites Alesia plante und es Aliso nannte. Wie vor Alesia, so wollte Rom auch vor Aliso ein ähnliches Exempel statuieren. In Alesia, wo der gallische Gegner letztlich auch seinen Widerstand gegen das Imperium kraft deren Überlegenheit aufgeben musste, so wie man es auch mit Aliso bezweckte und von Aliso erwartete. Und die Umstände der keltischen Niederlage von Alesia hatten sich längst auch bis nach Ostwestfalen herum gesprochen. Aber die Cherusker hatten ausgreifende Fluchtmöglichkeiten, waren keine Arverner oder Mandubier und ihnen Gebot im Gegensatz zu den Kelten in den Weiten des Ostens kein Atlantik Einhalt. Der Fall von Alesia war der Anfang vom Ende des freien Keltentums in Zentraleuropa, während die Varusschlacht das Ende der römischen Herrschaft rechts des Rheines und den Beginn eines neuen Bewußtseins im Sinne eines befreiten Germanien besiegelte. Zwei Großereignisse die nur 61 Jahre auseinander lagen, aber unterschiedlicher nicht sein konnten. In Germanien wollten sich die Abkömmlinge an Cäsar messen und Alesia war sein Paradesieg. Drusus der sich schon eine Zukunft als Nachfolger von Kaiser Augustus vorstellen konnte, Germanicus der es anstrebte und Tiberius der es wurde. Sie alle wollten über die Lippe die römische Macht nach Osten tragen um in Rom ihre Position zu stärken und hätten sich über den Namen Alesia eine Legitimation geschaffen. Was die sprachliche Verbindung anbelangt, so kommt dieser Argumentation auch die Religion zu Hilfe. Denn in der Region um Alesia wurde ein keltischer Gott mit Namen Alisanus verehrt auf den drei Weiheinschriften zurück geführt werden können. Man geht davon aus, dass der von Rom bezwungenen Keltenstadt Alesia diese keltische Gottheit Alisanus als Namensgeber zugrunde liegt. Denn noch im 2. Jhd. nannte man die Stadt wie anhand einer Inschrift nachgewiesen werden konnte immer noch Alisiia und nicht Alesia. Es deutet also vieles in die Richtung, dass von den Einheimischen der Name Alisia auch in gallo/römischen Zeiten weiter genutzt wurde und man den Namen Alesia, den man in römischen Schriften liest nicht überall übernahm bzw. verwendete. Und aus Alisia entwickelte sich auch der Name der heutigen Stadt "Alise Saint Reine". So war es wohl umgekehrt, denn der ältere Name war demnach nicht Alesia, sondern Alisiia. Entstammten die Überlieferungen römischer Feder hieß der Ort Alesia, setzten sich aber noch die älteren Ursprünge durch, wurde parallel dazu auch Alisiia genutzt. Und wir wissen auch nicht wie viel Kelten in der römischen Armee dienten, die immer noch den Namen Alisiia gegenüber Alesia bevorzugten und die auch zur Namensverbreitung bis nach Ostwestfalen beigetragen haben könnten. Wer will da noch die starke Namensverwandtschaft zwischen einem Alisiia und einem Aliso leugnen. Es war zudem römische Tradition einheimische Namen zu "römifizieren" und aus Alisiia könnte auch gut Alesia geworden sein. Die Bergfestung Alesia konnte Cäsar letztlich nicht bezwingen, er schlug die Kelten vor den Mauern der Stadt. Aber der Ruhm uneinnehmbar gewesen zu sein, blieb dem keltischen Alisiia/Alesia erhalten. Alisiia die Unbezwingbare und Aliso sollte es ihr gleich tun. Und letztlich nennt sich das Dorf zu Füßen der Ruinen von Alesia auch heute noch "Alise Saint Reine" und nicht "Alesia Saint Reine" und wir wissen alle, wie ausdauernd und nahezu unsterblich alte Namensgebungen sein können. Ob es nun uneinnehmbare Bergfestungen, oder uneinnehmbare Römerkastelle waren, sowohl Alisia und somit auch Aliso waren nach Cäsar zum Inbegriff von Wehrhaftigkeit geworden. Mit dieser fasst schon pflichtgemäß zu nennenden Abschweifung zur Schlacht von Alesia könnte man das Kapitel abschließen, da eine Verbindung zur damaligen Vegetation der Region aussichtsreicher erscheint um der Antwort und damit auch der Position von Aliso näher zu kommen. Aber selbst wenn wir auf diese Weise vielleicht doch die Namensherkunft des Römerlagers Aliso zur keltischen Wurzel Alisiia/Alesia enträtselt haben könnten, so lässt sich doch seiner Lage nur auf anderen Wegen bei kommen. Begünstigt durch die Topographie der westfälischen Bucht war die römische Festung östlich von Paderborn der äußerste Eckpfeiler und Brückenkopf zugleich und besaß starke Symbolkraft. Es befand sich aber noch im Stammesgebiet der Brukterer und wir wissen nicht wie sie zu diesem Lager standen und ob es vielleicht sogar Absprachen zwischen Brukterern und Römer dazu gab, von denen uns nichts bekannt geworden ist. Die Cherusker kannten es und sie sahen es schon von weitem, aber vielleicht respektierten sie wenn auch nur zeitweise die Herrschaftsgebiete anderer Stämme. Aber es gehörte zur Pflichtaufgabe des römischen Feldherrn Germanicus es im Zuge seiner Rachefeldzüge zurück zu erobern. Vor allem aber war es für ihn eine Mission, da Drusus der Erbauer sein Vater war. Was ihm in den Jahren 14 und 15 + noch nicht gelang strebte er im Folgejahr 16 + an. Mit sechs Legionen zog er wohl von Xanten aus die Lippe aufwärts, seine militärische Stärke war also gewaltig und er hatte sich die komplette Rückeroberung des Landes nach der Varuskatastrophe zum Ziel gesetzt. Dazu gehörte es auch das Traditionslager Lager Arbalo bzw. Aliso als Sinnbild römischer Größe wieder aufleben zu lassen. Das Germanicus an der Infrastruktur zwischen Aliso und Xanten arbeitete, wie es Tacitus überliefert hat, kann als ein deutliches Zeichen für die langfristig angelegte Strategie einer römischen Renovatio im Sinne eines Wiedergeburt provinzialer Zielsetzungen für die Zeit nach seinem Sieg gewertet werden, den er offensichtlich erwartete. Somit gewann Aliso für das Imperium im Zuge der Germanicus Feldzüge nochmal eindeutig an Bedeutung und wurde zum Hauptquartier für seine weiteren Schlachten. Denn Aliso nach der Varusschlacht erneut aufzubauen, instand zu setzen und zu halten, man würde heute sagen wieder in Betrieb zu nehmen, war wie es uns der Tacitus Hinweis zu den Straßenbauprojekten verrät, zu einer Prestigeangelegenheit geworden. Den Standort Aliso mit allen Mitteln zu halten wurde zur Glaubensfrage wie es viele vergleichbare Vorbilder in der Militärhistorie gibt. Daher noch mal zurück zum Lager Arbalo, dass dieser Theorie nach mit Aliso identisch gewesen sein könnte. So könnten die Geschehnisse des Jahres 11 - in Bezug auf die Schlacht bei Arbalo auch Hinweise zur Lokalisierung von Aliso enthalten. Und wie es historisch immer unvermeidlich ist bedarf es einer Betrachtung der Vorgeschichte.
Denn ein Jahr bevor Drusus den Rhein nach Osten überschritt waren Sugambrer, Usipeter und Tenkterer im Jahre 12 - noch auf der linksrheinischen Seite eingefallen, woraufhin die drei Stämme jedoch eine herbe Niederlage erlitten und sich auf die rechte Rheinseite zurückziehen mussten. Zwei Ereignisse die man aber im unmittelbaren Zusammenhang sehen muss. Drusus rückte 11 - mit geschätzten 25.000 Kriegern vermutlich von Vetera/Xanten über den Rhein vor und konnte dort auf einen vorhandene Brückenübergang zurück greifen. Die schmale Lippe mittels Bauwerk zu überqueren war eine unschwere Aufgabe um in die Stammesgebiete der Sugambrer südlich der Lippe zu gelangen. Auseinandersetzungen mit ihnen auf dem Hinweg zur Weser sind nicht überliefert. Cassius Dio berichtet dazu, dass Drusus die Wohngebiete der Sugambrer entvölkert antraf, da sich diese mit ihrer gesamten Bevölkerung auf einem Feldzug gegen die Chatten befanden, um sich deren Unterstützung gegen Rom zu sichern. Und bei genauem Hinschauen fallen da zwei Ungereimtheiten auf die Anlaß für Spekulationen geben. Zum einen nimmt man auf einen Feldzug nicht die gesamte Bevölkerung mit und zum anderen führt man keinen Krieg gegen ein Volk mit dem man sich verbünden will. Hier liegt wohl der Gedanke näher, dass die Sugambrer einen Rachefeldzug von Drusus nach den Vorkommnissen des Jahres 12 - erwarteten und sich noch rechtzeitig zu den Chatten in Sicherheit begeben wollten. Cassius Dio machte daraus einen Feldzug wobei ungeachtet dessen, dass Ansinnen der Sugambrer die Chatten zur Unterstützung zu gewinnen zweifellos Sinn macht. Es wird damit aber augenscheinlich, dass sich die Sugambrer weit in den Osten begaben, denn das Siedlungsgebiet der Chatten wird immer noch in der Region Fritzlar im heutigen Nordhessen vermutet. Und somit war es ein früher Beleg dafür, wie sich die rechtsrheinischen Stämme im Gefahrenlagen immer genötigt sahen schutzsuchend die Rückräume im Osten zu nutzen. Der weitere Vormarsch von Drusus wird so beschrieben, als ob zwischen den Sugambrern und Cheruskern keine anderen Germanenstämme mehr siedeln würden, denn alles verlief für Drusus kampflos und keiner wollte sich ihm auf seinem Zug an die Weser in den Weg stellen. Ob die Ursache für den problemlosen Marsch nach Osten darin lag, dass er einen konfliktfreien Korridor zwischen den Stämmen nutzte ist denkbar. Da Drusus die Lippe überschritt wird er von Nordwesten kommend, wo er sich bereits Kämpfe mit den Usipeter lieferte auf den Haarweg, ab dem Raum Dortmund und Hagen eingeschwenkt sein um in den Osten zu gelangen. Er könnte den Weg genutzt haben, den auch Germanicus 14 +, also 25 Jahre später als "Schleichweg" nutzte, als er die Marser überraschte. Für seinen späteren Rückweg nach Xanten wird sich für eine andere Route entschieden haben denn es nicht ratsam zwei Mal den gleichen Weg durch Feindesland zu wählen zumal die germanischen Gegner in diesem Zusammenhang zwar zunächst passiv blieben, aber als allgegenwärtig bezeichnet werden. Da die Sugambrer im Zusammenhang mit den Chatten erwähnt werden und sich zumindest die wehrfähigen Sugambrer ohne die Bevölkerung im Bereich ihrer Stammesgebiete befanden, standen sie über die Diemel auch in Kontakt mit den Cheruskern und beide Stämme, vielleicht auch noch andere beobachteten die Bewegungen von Drusus mit Argwohn. Wo Drusus die Weser erreichte ist nicht bekannt, hätte er die Richtung über den Haarweg beibehalten, dann hätte er sie von Büren bzw. Marsberg kommend bei Herstelle erreicht haben können. Überschritten hatte er sie nicht. Aber die Topographie nach der sich später auch Varus richten musste konnte auch Drusus nicht außer Kraft setzen, denn sowohl der Haarweg, als auch der Hellweg mussten im Osten letztlich die Egge überwinden, wenn sie ins Nethegau absteigen wollten. Man hatte ihn im Auge um sich nach germanischer Tradition wo auch immer, für eine Falle auf seinem Rückweg vorzubereiten. Um die Theorie eines Aliso/Arbalo östlich von Paderborn aufrecht zu erhalten und zu untermauern ist es nicht abwegig, dass Drusus um nicht auf gleicher Route zurück marschieren zu müssen dafür entschied, nun den prähistorischen Hellweg zwischen Brakel und Schwaney anzusteuern und ihn nutzte um wieder zurück in die westfälische Bucht zu gelangen. Die Steilstrecken westlich von Borlinghausen oder Dringenberg sind zweifellos die Favoriten wenn es um die Frage geht, wo es zur Arbaloschlacht kam. Denn hier stand ihm der kritische Eggeanstieg bevor und die aus Nordhessen anrückenden Sugambrer, möglicherweise auch Teile der Chatten und natürlich die Cherusker erwarteten ihn dort. Warum es ihnen nicht gelang Drusus zu bezwingen entzieht sich unserem Wissensstand, aber mit dem ihm nachgesagten "Glück" konnte er ihm gelingen "siegreich" zu entkommen. Welchen Weg er nach der Schlacht zurück zum Rhein einschlug ist nicht bekannt, aber da es nur zwei Alternativen für den frühzeitlichen Ostwestverkehr gab und dies neben dem Haarweg der Hellweg war, war die Auswahl überschaubar. Und da Drusus auf dem Hinweg bereits den Haarweg durch das Land der Sugambrer nutzte, dürfte er als Rückweg den Hellweg durch das Stammesgebiet der Brukterer bevorzugt haben. Bevor er aber zurück marschierte ließ er den Germanen das besagte Lager zurück um sie damit in Schach zu halten. Somit stößt man auf Basis dieser Theorie auf ein weiteres Argument das Lager Aliso des Drusus östlich von Paderborn suchen zu müssen. Drusus wähnte sich in der Nachfolge von Cäsar dem Eroberer, als er das römische Reich mit Kaiser Augustus im Rücken zur Elbe expandieren lassen wollte. Dann musste er aber zwischen Lippe und Weser die Arbalo Schlappe hinnehmen. Mit Einschüchterung bei gleichzeitiger Demonstration von Stärke bewies er mit dem Bau des festungsartigen Kastells die technischen Möglichkeiten des Imperiums und beeindruckte damit erstmals die germanischen Stämme in Ostwestfalen, ganz so wie es Cäsar mit seinem Brückenschlag über den Rhein bei Neuwied inszenierte. In der Schlacht bei Arbalo hätte der mutige Drusus einen ersten und ernsten Warnschuss erkennen sollen und das von ihm geschaffene Bollwerk "Vor der Stirn der Feinde" könnte auch einer "Jetzt erst recht" Symbolik entsprungen sein. Aber ab diesem Moment war es ein Fanal und stand im Ruf etwas Sakrosanktes zu sein, an dem man mit allen Mitteln festhalten wollte. Als Drusus 9 - im Jahr seines Todes von der Elbe kommend den Rückzug antrat, soll er sich nahe dem Castra Scelerata bei Hildesheim seine schwere Verletzung aufgrund eines Sturzes vom Pferd zugezogen haben, woraufhin man den todkranken Drusus möglicherweise noch bis zur Weser transportierte, wo sein Bruder Tiberius ihn noch lebend antraf. Vermutlich brachte man seinen Leichnam über die bekannte Route nahe der Corveyer Weserfurth zum Rhein. Die Örtlichkeit an der Tiberius seinen Bruder noch lebend antraf bleibt Spekulation. Aber den später zu seinen Ehren errichteten Altar könnte man an der Hellwegroute in der Region Ostwestfalen da suchen, wo sich die Wohngebiete der äußersten Brukterer befanden und wo Drusus mit dem Lager Arbalo/Aliso seine Spuren hinterließ. Aber es wartet noch eine weitere Forschungsaufgabe auf Antworten. Denn etwa 700 Meter vom ovalen und parallel zur Lippe angelegten Römerlager Anreppen unweit zum mittelalterlichen Paderborner Ortsteil Elsen stieß man auf die Reste einer 27 Meter langen römischen Straße. Vom Römerlager bis zum Paderborner Ortsteil Elsen nahe dem kleinen Fluss Alme und der Gunne, sind es nur etwa 5 km. Wortklang und Buchstabenreihenfolge von Elsen vermittelten unter Geschichtsfreunden seit jeher den Eindruck einer sprachlichen Nähe zu Aliso. Der frühere Hof llasan gilt als Siedlungskern des heutigen Elsen was jedoch keinerlei sprachlichen Bezug zu Aliso erkennen lässt. Gleiches gilt für den Namen "Elesen" wie man Elsen erstmals 1036 schrieb und ebenso nicht für das urkundlich erwähnte "Nyenhus Elisan". Der Name Elsen könnte auf einen Flussnamen hindeuten, an dessen Ufern sich Bestände der Elsbeere ausbreiteten, so wie es beim Ellerbach die Erlen sind. Schon Plinius kannte die Elsbeere oder den Speierling, der seit der Antike als Nahrungsmittel geschätzt ist und die Römer sorgten wie auch später Karl der Große für seine zusätzliche Verbreitung. Dies lässt vermuten, dass die klimatischen Bedingungen für diese Baumart in der Antike in den Tallagen der Lippe günstiger waren als heute, denn der Speierling bzw. die Elsbeere ist eine wärme liebende Baumart. Während "Ad ripam Lupiae" mit "am Ufer der Lippe" übersetzt wird, soll sich aus "Ad ripam" der heutige Ortsname Anreppen gebildet haben. Sprachwissenschaftlicher haben jedoch keinen Zusammenhang zwischen Aliso, oder dem Aleisos des Ptolemäus und dem Fluss Elison bestätigen können, obwohl es ähnlich klingt. Da sich dies nicht begründen lässt entkräftet es auch die Theorie, dass Elsen vom lateinischen Aliso abgeleitet sein könnte, zumal Elsen ein Name ist, der auf germanischen Wurzeln beruht. Vergleicht man die Worte Aliso mit Elison, oder das ptolemäische Alisus mit Elison, so sind zwar Ähnlichkeiten erkennbar und das in den Namen römischer Kastellanlagen oder Städte auch heutige Namen weiterleben, ist nicht ungewöhnlich. In der Großregion Ostwestfalen befanden sich in der römischen Kaiserzeit um das Jahr Null zahlreiche germanische Siedlungsstellen und anhand von Fundstücken lässt sich nachweisen, dass schon in den ersten vorchristlichen Jahrhunderten Germanen in Elsen siedelten. Der Name Elsen in seinen früheren Schreibweisen ließe sich demnach auch schon in die vor römische Zeit zurück verfolgen. Das im 2o. Jhd. abgebrochene burgähnliche Steinhaus mit Hofanlage Wall und Graben von dem Brückenreste über einen Trockengraben noch lange sichtbar waren, war vermutlich der älteste Kern der Elsener Siedlung. In der Nähe des Steinhauses steht die nach dem karolingischen Hausheiligen benannte Dionysius - Kirche deren Patrozinium bis ins 9. Jhd. zurück reicht. Sollte sich also Aliso auch ohne Namensbezug zu Elsen in der Region um Elsen, Schloss Neuhaus oder Paderborn verbergen, so stellt sich auch die Frage, warum man unweit von Anreppen weit unterhalb der Tagesmarschdistanz ein weiteres Lager errichtet haben könnte und welche Funktion es gehabt haben sollte, denn zur unmittelbaren Verteidigung von Anreppen war es zu weit entfernt. Was aber ins Auge fällt sind die ergiebigen Paderquellen in Paderborn, die in jener Zeit neben der Frischwasserversorgung auch eine hohe rituelle Bedeutung hatten. Sie liegen nahezu exakt auf der römischen Nachschublinie wie es sich über eine Luftlinie gezogen vom Lager Anreppen bis zum römischen Hellweg am Einstieg in den Eggeabstieg nahe Schwaney nachvollziehen lässt. Während sie sich bei Nutzung der Nordroute durch die Senne etwa 6.5 km abseits davon befinden. So lassen sich die Paderquellen anhand des aufgefundenen Wegeteilstückes trefflich in eine nach Osten ausgerichtete Marschstrategie einfügen und sie wurden zur regelmäßigen Raststation für die römischen Trecks genutzt die auf dieser Route nach Osten zogen. Es ließ sich daraus schlussfolgern, dass diese bedeutsame Raststelle vermessungstechnisch bereits mit entscheidend für die Positionierung des Lager Anreppens gewesen sein könnte. Während die Lupia bzw. der Lupias allgemein als Lippe identifiziert wird, liegt der Verlauf und die gesamte Kenntnislage des Aliso Flusses Elison im Dunklen. Ein Fluss oder Zulauf dieses Namens mündete aber nach der historischen Quellenlage in die Lippe genauer gesagt, sein Wasser soll sich mit ihr vermischt haben. Ein Vermischungsprozess kann natürlich auf unterschiedliche Weise stattfinden, aber welchem bedeutsamen Fließgewässer man im Oberlauf der Lippe in römischen Zeiten den Namen Elison gab ist nicht nachvollziehbar. Es ist möglich, dass man schon damals den Streckenabschnitt der Lippe bis zum heutigen Bad Lippspringe noch zur Lippe erklärte. Es lässt sich aber auch die Ansicht vertreten, dass man in der Antike annahm, die Lippe kam nicht aus der Richtung von Bad Lippspringe, sondern würde aus dem Osten zufließen. Für unsere germanischen Vorfahren mag die Lippequelle in Bad Lippspringe ihren Ursprung gehabt haben, so wie es sich auch vom Namen ableiten lässt, denn schon unter Karl dem Großen kannte man 780 ihren Namen Lippiogyspringiae. Aber die römischen Vermessungsexperten und Wasserbauer könnten ihre Quelle an anderer Stelle verortet haben. So könnte man aus gutem Grund vor 2000 Jahren die auffälligen Paderquellen als den Ort betrachtet haben, an dem die Lippe aus dem Boden quoll. Sie entsprang zwar mitten in Paderborn aber genau genommen trat sie dort nur wieder zu Tage. Die mediterranen Hydrauliker kannten die Tücken des Muschelkalk haltigen Untergrundes und wussten von den unterirdischen Bedingungen aus ihren Heimatregionen. So war es ihnen auch nicht unbekannt, dass das Gewässer, das hier ans Tageslicht kam in Regionen versickerte die sich weiter östlich und in höheren Lagen befanden. Und es passt auch in die Logik jeglicher Gewässerdynamik und das nicht nur im römischen Zeitalter, dass man dem Zufluss den Namen zu wies, der im Oberlauf das meiste Wasser beisteuerte. Und das war zweifellos nicht die Lippe, sondern die Pader. Sie entspringt im stärksten deutschen Quellgebiet und hat eine durchschnittliche Ausschüttung von 5000 Litern pro Sekunde während die Lippe lediglich 740 Liter pro Sekunde und die Jordanquelle in Bad Lippspringe nur 300 Liter pro Sekunde erreicht. So könnte man die Pader zu Römerzeiten durchaus zur Lupia erklärt haben. Von Bedeutung für diese Theorie ist zudem die Tatsache, dass man in der antiken Welt die Quellen von Flüssen zuvorderst im Hochland also in den Höhenlagen und weniger in den Senken und Tallagen suchte. Der Oberlauf der Lippe glich vor 2000 Jahren noch einer großen unübersichtlichen Sumpflandschaft was auch die Schifffahrt erschwert haben dürfte und wer wollte darin einen Zufluss bestimmen und benennen. Diverse Austritte aus Mooren oder Kleinstquellen ließen sich nicht so eindeutig zuordnen wie die wasserreiche Pader. So dürfte das Vorrecht als das Lippe - Ursprungs - Fließgewässer gelten zu dürfen zu Römerzeiten eher zugunsten der Pader ausgefallen sein. Und so kann auch der römische Flussname Elison der sich mit der Lippe vermischte eine völlig neue Betrachtungsweise erfahren. Sahen die Römer folglich in der Pader die Lippe, dann stellt sich die Frage, wo denn nun der Elison in die Lippe floss. Das gesamte Wasserniveau und die hydraulischen Bedingungen waren vor 2000 Jahren andere als heute. Was heute nutzbares Ackerland ist, war früher versumpft wie die vielen von "Bent" abgeleiteten Namen zeigen, die auf große Seggen- bzw. Binsenbestände in alten Zeiten hinweisen. Die Niederschlagswässer gelangten in früheren Zeiten oberflächlich zum Abfluss, entschwanden in keiner Kanalisation oder Drainage und mussten auch noch nicht großflächig zur Trinkwassergewinnung oder Bewässerung genutzt werden, sodass die hydraulischen Bedingungen und die Abflussmengen mit den heutigen Bedingungen nicht mehr verglichen werden können. Sowohl die Pader könnte folglich entschieden mehr Wasser geführt haben und die Lippe könnte sich römischer Forschung entzogen haben. Der bislang noch undefinierbare Lippequellzufluss Elison der die Lupia also die Pader speiste und sich mit ihr vermischte könnte also auch an einer anderen Stelle gelegen haben, die sich heute nicht mehr ins Kalkül ziehen lässt und einen anderen Blickwinkel erfordert. Auch in den Flussnamen Alme und Gunne werden im Betrachtungsraum um Paderborn, Elsen und Schloss Neuhaus jene etymologischen Ursprünge gesucht, die zum gesuchten Fluss Elison passen könnten. Denn durch Elsen fließt die Gunne, ein durch wasserbautechnische Eingriffe stark verformter Fluss, der ursprünglich in der Nähe von Elsen, wo sich heute einer der zahlreichen Baggerseen befindet in die Lippe, also die Lupia mündete. Dieser kleine Fluss wurde umgeleitet, mündet heute weiter Lippeabwärts bei Ringboke in die Lippe und fließt an Anreppen und Thüle vorbei. Der Flussname Gunne, möglicherweise auch ein die Stämme abgrenzender Fluss geht wie Gunnr auf alte germanische Wurzeln zurück und bedeutet Kampf, wie er uns auch noch im Männernamen Gunnar begegnet. Möglicherweise gaben ihm die Germanen den Namen "Fluss des Kampfes" da sich an ihm Auseinandersetzungen zutrugen. Vom lateinischen Namen Elison konnte folglich der germanische Name Gunne nicht herrühren. Es ist auch nicht völlig auszuschließen, dass man auch in der südöstlich zufließenden Alme im 1.Jhd. noch die Lippe gesehen haben könnte, sie selbst aber auch auch deren kleine Zuflüsse lassen sich jedoch etymologisch ebenfalls nicht auf Elison zurück führen. Drusus begründete 11 - nach der Schlacht von Arbalo auf dem Rückweg von der Weser am besagten Zusammenfluss von Lupias und Elison eine Festung und setzte diese wie es überliefert ist, "vor die Stirn der Feinde". Semantik ist die Lehre von der Bedeutung sprachlicher Zeichen, aber in den flachen Lippeauen wo weit und breit keine "Stirnwand" eines Feindes erkennbar wird, lässt es sich mitten im Land der Brukterer schlecht von einer Stirn sprechen. Eine Stirn im Sinne von Stirnwand ist immer etwas steil Aufragendes und kann am geographischen Ende eines bezeichneten Raumes liegen und wie eine Barriere wirken die am Ende einer flachen Region ansteigt. Eben ein Lager vor der Stirn der Feinde mit dem man ihnen die Stirn bieten wollte. Und wenn einem was vor die Stirn gesetzt wird, dann bedeutet das unmittelbar vor den Kopf, aber eben keinen Schritt weiter, denn weiter würde in diesem Fall bedeuten, dass man es dann schon im Stammesgebiet des Gegners der Arbaloschlacht errichtet hätte. So lag das namentlich und örtlich unbekannte Lager Arbalo bei dem es sich um Aliso gehandelt haben könnte auch noch nicht unmittelbar im Feindesland, sondern nur kurz davor, folglich gerade noch so vor der besagten Stirn. Drusus wurde bei Arbalo nach vielfacher Auffassung von den Cheruskern angegriffen und sie waren auch in erster Linie seine Feinde und sie siedelten an der Weser bis an die Kante des Eggegebirges. Als Drusus 11 - erstmals den römischen Krieg bis nach Ostwestfalen trug, befand sich die taktisch militärische Reife und Fähigkeit der Germanen gegenüber dem Waffenarsenal, der Schulung und der Ausstattung der Legionäre noch in einem Frühstadium, waren ihm in keiner Weise gewachsen und bis dato nur Kriege gegen die ihnen ebenbürtigen Feinde der späten Latènezeit gewohnt. Aber man riskierte es trotzdem sich mit einem überlegenen Gegner wie Drusus es war zu messen und sich ihm in den Weg zu stellen. Arbalo wurde damit zum ersten Schlagabtausch der ostwestfälisch germanischen Geschichte. Ein Kraftakt zweier ungleicher Gegner zwischen denen sich eine zivilisatorische Kluft auftat. Chancenlos sah man sich auf germanischer Seite nicht und beeindrucken ließ man sich offensichtlich auch nicht. Drusus schien nicht gut vorbereitet und könnte erstaunt gewesen sein, dass dieses technisch unterlegene Volk es wagte dem Imperium ihrerseits die Stirn zu bieten. Trotzdem gelang es diesen nicht unbedingt vor Disziplin strotzenden Keulenschwingern ihn an den Rand einer Niederlage zu bringen. Drusus war nicht in freundlicher Absicht in Germanien eingefallen und mit ihm wurde das römische Kapitel von Schreckensherrschaft und Unterdrückung eröffnet. Seit der Schlacht bei Arbalo steht diese Zwingfestung symbolisch für die Unterdrückung der Germanen explizit der Cherusker ähnlich den US amerikanischen Forts in den Indianerkriegen. Zug um Zug wollte man die gegnerischen Cherusker in ein Vasallenvolk verwandeln und alle Repressalien, ob durch Kriege oder Knebelverträge waren darauf ausgerichtet. Rom wollte ein Volk herab sehen, das wie im Reservat lebte und seine Eigenständigkeit und später seinen Willen aufgeben sollte, das sich stetig zu einer hörigen Provinz entwickeln sollte und dem Imperium ihre Kämpfe anzudienen hatte, so wie es in Gallien gelang. Unter Drusus fiel der Name Aliso noch nicht, aber es gibt eine Reihe von Historikern die davon ausgehen, dass es sich bei Cassius Dio auch ohne das er es namentlich erwähnt, um das Lager handelte, dass nach der Schlacht von Arbalo errichtet wurde. Der Historiker Cassius Dio war griechischer Abstammung und lebte von 155 + bis 235 + wurde also geboren als Tacitus, der sich ebenfalls der schreibenden Zunft verpflichtet sah, bereits 25 Jahre tot war. Cassius Dio verrät uns zwar die Lage des Drususlagers nach der Arbaloschlacht, in dem er es am besagten Zusammenfluss verortet, aber er nannte uns dafür nicht den begehrten Namen Aliso wie man es gerne gehabt hätte. Er hätte es doch eigentlich den älteren Werken seiner immerhin zwei Vorgänger Paterculus oder Tacitus entnehmen können und wir hätten heute gewusst, dass das Lager nach der Schlacht bei Arbalo das gesuchte Aliso war, aber er tat es nicht. Schwer zu sagen warum, denn Cassius Dio müsste nach Aufarbeitung all seiner Quellen von der großen Bedeutung gewusst haben, die Aliso als Fluchtlager nach der Varusschlacht hatte. Und er könnte folglich nicht nur davon gewusst haben, dass dieses Lager Aliso mit dem namenlosen Lager nach der Schlacht von Arbalo identisch gewesen sein könnte, er sollte es auch gewusst haben, so verhältnismäßig ausführlich wie er über die Varusschlacht berichtet hatte. Man kann daher nur zu Mutmaßungen gelangen, woran es gelegen haben könnte. Vielleicht hatte er keine Kenntnis davon oder er wollte nicht darüber berichten, dass das einst von ihm so hoch geschätzte Lager Arbalo später zum Sinnbild römischen Niedergangs wurde. Da aber nahezu alles was Tacitus und Paterculus schrieben bei Cassius Dio keinen Niederschlag fand blühen die Spekulationen zur Herkunft seines Wissens. Der Name des Lagers Aliso lädt etymologisch betrachtet natürlich dazu ein, sich auf die grundsätzliche Frage einzulassen, welche Orte oder Städte sich im freien Germanien rechts des Rheins und nördlich der Mainlinie auf römische Namensursprünge zurück führen lassen. Da sich aber alle Ansiedlungen in der Okkupationsphase zu augusteischen Zeiten nur im Umfang römischer Kastelle nachweisen lassen, sind der Forschung enge Grenzen gesetzt. Erkennbar wird aber die Bedeutung die die Lippe für die Namensentwicklung besaß. Die Ufer wo man anlandete und im direkten Kontakt zum Fluß lebte waren der bestimmende Faktor wie es sich bei Haltern und Anreppen andeutet. Für Haltern naheliegend ist die lateinische Wurzel ripa altera = das jenseitige bzw. andere Ufer. Ein weiterer Hinweis auf die Flussnähe der Kastelle geht auf die Überlieferung von Tacitus zurück, der uns im Zusammenhang mit dem Vormarsch von Germanicus im Jahre 16 + berichtete "...ipse audito castellum Lupiae flumini adpositum obsideri...". Die gängige Übersetzung dazu lautet " Er (Germanicus) selbst führte auf die Nachricht hin, dass ein an dem Fluss Lippe angelegtes Kastell belagert werde ....." Da sich dieses Kastell auf Basis dieser Theorie jedoch in relativer Nähe zum Rhein befand besteht der Verdacht, dass es sich dabei um Haltern handelte. Im Ortsnamen Anreppen steckt jedoch die Zweitsilbe "reppen" in der man das lateinische Wort "ripam" für Ufer erkennen kann. Wenn die Anlegestelle für die Flussschiffahrt das Wesensmerkmal zivilisatorischer Anbindung darstellt, so ist dies für ein langestütztes Kastell der Zugang zu kontinuierlich Frischwasser führenden Quellen oder Bächen. Und in diesem Zusammenhang sollte man bei der Suche nach dem Ursprung des Namen Aliso dort ansetzen, wo die Vegetation eine Bachlandschaft prägt. Römische Marschlager waren keine Städte die man nach Kaiser Augustus zu benennen pflegte und auch keine Veteranensiedlungen oder Kolonien bzw. Niederlassungen für die schon die keltischen Gründer die Vorläufernamen vergeben hatten. Östlich des Rheins betrat man Neuland, es wurde gekämpft und die Soldatensprache der Legionäre war einfach, praktisch und beherrschte die Szenerie. Lager bekamen griffige, regionalbezogene, einprägsame und unterscheidungsfähige Namen. Begriffe auf die sich die Legionäre auf ihren Marschzügen schnell verständigen konnten. Man vergab sie nach der Beschaffenheit des Geländes, nach Passhöhen, Schluchten, also der Topographie, aber auch den natürlichen also botanischen Gegebenheiten bzw. der Vegetation, oder nutzte die Kennziffer der Marschabstände wie etwa beim Trier Stadtteilnamen Quint für fünf römische Meilen. Die Anzahl der Etappenlager erforderte plausible Bezeichnungen innerhalb der Streitkräfte, das Zweckmäßige siegte bei der Namensvergabe, aber für die Historie blieben sie namenlos. Lager an Zusammenflüssen bekamen die beliebten "Contio" Namen, andere wiederum orientierten sich an der Vegetation. Bei der Frage der Benennung wird man es sich nicht schwer gemacht haben. Schon zwanzig Jahre vor der Varusschlacht zum Zeitpunkt der Schlacht bei Arbalo könnte man den Namen Aliso aus der Taufe gehoben haben. Hätte Cassius Dio seine Überlieferungen um das Kapitel "Aliso" ergänzt, hätten wir vielleicht bei ihm auch den Namen Aliso lesen können, aber er nannte ihn uns genauso nicht wie den Namen "Arbalo". So wie es auch Plinius der Ältere nicht tat, der uns nur vom glücklichen Ausgang der Schlacht berichtete. Er berichtete lediglich, dass Drusus in einen Hinterhalt geriet in dem er beinahe aufgerieben wurde. Cassius Dio verzichtete folglich warum auch immer in zwei Fällen auf wichtige Namensnennungen was uns die Recherchen erschwert. Die Präzisierung von Örtlichkeiten schienen für ihn keine Bedeutung gehabt zu haben, oh Wunder, dass er uns Elison und Lupias hinterließ. Aber sollte man tatsächlich und ernsthaft der Überlegung folgen, Cassius Dio hätten die Werke von Paterculus und Tacitus zu Aliso oder die Hinweise von Plinius dem Älteren zur Arbaloschlacht nicht vorgelegen. Und wenn ja, warum hielt er es nicht für nötig diese Details zu übernehmen. Aber bei wem sollte er sein sein Wissen dann abgeschrieben haben. Die ewige Frage. Es ist jedenfalls kaum vorstellbar, dass es andere namhafte Historiker in den Jahrzehnten nach der Zeitenwende gab, die den Ereignissen nahe standen und trotzdem die Worte Arbalo oder Aliso nicht kannten bzw. erwähnten. Aber es ist vieles denkbar, denn wir erfahren schließlich auch von Florus nicht viel über den weiteren Verlauf nach dem Lagerüberfall. Auch er erwähnt nicht, dass es Überlebende gab, denen die Flucht nach Aliso gelang obwohl auch er es hätten wissen können. Cassius Dio berichtet über die Varusschlacht als ein mehrtägiges Ereignis und seine Schilderung deckt sich nach Auffassung vieler nicht plausibel mit den Aufzeichungen von Florus der einen Lagerüberfall beschrieb, obwohl die Verläufe ineinander greifen. Oder Tacitus von dem wir über den Ablauf nahezu nichts erfahren und der nur über die Geschehnisse berichtete, wie sie sich Jahre nach der Varusschlacht vollzogen. Hinweisgebend für Cassius Dio könnte noch das verschollene Geschichtswerk von Titus Livius gewesen sein, der von 59 - bis 17 + lebte aber sein Geschichtswerk endete im Jahre 9 + einem Jahr in dem die Arbaloschlacht zwar schon zwanzig Jahre zurück lag. Aber er hätte noch über diese Schlacht berichtet haben können und Cassius Dio hätte es bei ihm gelesen haben können. Cassius Dio beendet seinen Bericht über die Varuschlacht in dem er noch auf das Gemetzel, das die Germanen an Mann und Pferd der Varuslegionäre anrichteten einging. Das wäre der Moment gewesen, an dem Cassius Dio auch auf den weiteren Verlauf hätte eingehen müssen und sich mit dem Fluchtlager Aliso beschäftigen können. Der römische Senator, Soldat und Schriftsteller Sextus Julius Frontius der von 35 + bis 103 + lebte und sich vermutlich auf Paterculus bezog tat es ud berichtete im Detail über eine Episode wie sie sich in der Zeit der Belagerung von Aliso zutrug. Zum Ausdruck kommt darin die bereits von Paterculus hervorgehobene taktische Kühnheit und die Fähigkeiten des Kommandanten Caedicius der den Verdacht hatte die Germanen könnten versuchen mit herbei geschafftem Holz das Lager in Brand zu setzen. Mit einem Trick gelang es ihm im Lager Holzknappheit vorzutäuschen, woraufhin sich die Germanen nun genötigt sahen wieder alles Holz aus dem Umfeld des Lagers zu entfernen. Wie es auch im Kapitel "Das Kastell Aliso im Fadenkreuz der Lagertheorien" zum Ausdruck kommt, verdichten sich die wesentlichen Anhaltspunkte sowohl was den Standort von Aliso anbelangt, als auch den Verlauf der damit eng in Verbindung stehenden Varusschlacht auf den Altenbekener Ortsteil Schwaney. In unmittelbarer Nähe von Schwaney erhebt sich der steil aufragende und exponiert liegende Limberg der Theorien für den Standort des Römerlagers Aliso nahe legt, aber von wissenschaftlicher Seite noch nicht dahingehend untersucht wurde. Reste von Wallanlagen oder anderweitige anthropogene Veränderungen mit Ausnahme eines Steinbruches aus neuerer Zeit lassen sich auf dem Limberg auf den ersten Blick nicht erkennen. Aus welcher Zeit die ansteigende Zufahrtstraße von südlicher Seite stammt ist nicht bekannt. Das große Plateau des Limberges wäre zweifellos prädestiniert als Standort für eine prähistorische Höhenbefestigung und würde sich auch hinsichtlich seiner Lage als das gesuchte "Stirnlager" des Drusus würdig erweisen. Aber das römische Militär war aufgrund seiner Taktik und Überlegenheit nicht auf uneinnehmbar wirkende Höhenlager angewiesen wie wie sie aus dem Mittelalter kennen und baute seine Stätten der Verteidigung auch auf Anhöhen oder leichten Höhenrücken. So ist es denkbar, dass sich Aliso auch innerörtlich von Schwaney befunden haben könnte, wo es später überbaut wurde. Dafür infrage käme ein noch bis ins 19. Jhdt. unbebautes Karree 4oo Meter nördlich des Hellweges bzw. des mittelalterlichen Ortskerns. Südlich abgegrenzt von der Brokstraße nach Westen von der Sraße Am Randor und umflossen vom Rotenbach zwischen Schwaney und dem Limberg und dem Ellerbach im Süden hätte es eine Grundfläche von etwa 20 Hektar bedeckt und läge damit im Rahmen vergleichbarer Römerlager. Und da Sextus Julius Frontius eine Wallanlage erwähnt, so verfügen wir damit zumindest über eine Minimalbeschreibung, wenn auch auf dem wahrlich untersten Niveau des Vorstellbaren. Und natürlich wusste es der 1983 verstorbene Schwaneyer Heimatforscher Heinz Küting immer schon, dass die Varusschlacht in der Nähe von Schwaney statt fand.(05.07.2021)

... link


Samstag, 14. Juli 2018
Der gewichtigste Begriff im Focus der Varusschlacht der „teuto burgiensi saltu“ Teil III
Kehren wir zurück zum Geschehen des Jahres 9 + und vergegenwärtigen wir uns nochmal die entscheidenden lateinischen Worte wie sie von Tacitus damals wie folgt nieder geschrieben wurden. „DUCTUM INDE AGMEN AD ULTIMOS BRUCTERORUM QUANTUMQUE AMISIAM ET LUPIAM AMNES INTER VASTATUM HAUD PROCUL TEUTOBURGIENSI SALTU IN QUO RELIQUIAE VARI LEGIONUMQUE INSEPULTAE DICEBANTUR“ was nach einer von mehreren Übersetzungsmöglichkeiten lautet: "VON DORT AUS FÜHRTE MAN DEN HEERESZUG IN DIE ABGELEGENSTEN (GEBIETE) DER BRUKTERER UND VERWÜSTETE MÖGLICHST (DIE LANDFLÄCHEN) ZWISCHEN EMS UND LIPPE NICHT WEIT ENTFERNT VOM TEUTOBURGER WALD, WO DIE ÜBERRESTE DES VARUS UND DER LEGIONEN UNBESTATTET LIEGEN SOLLEN“. Es fällt natürlich sofort auf, dass man zur besseren Erklärung heutzutage zwei Worte in Klammern gesetzt nach geschoben hat, um ein besseres Verständnis zu erzeugen. Und wie ich bereits andeutete gibt es für den lateinischen Text auch noch eine Reihe anderer Übersetzungen. Bei näherer Betrachtung halte ich die Worte „HAUD PROCUL“ also „NICHT WEIT ENTFERNT VON BZW. UNWEIT“ sowie „AD ULTIMOS“ also „ABGELEGENSTEN“ und „IN QUO“ also „WO“ mit für die wichtigsten Worte im Kapitel 60 (3) von Tacitus. Während ich die ersten zwei Hinweise bereits erörtert hatte, möchte ich nochmal auf die lateinischen Worte „IN QUO“ eingehen, denn für sie gibt es eine Reihe von Übersetzungsmöglichkeiten die da lauten IN DEM – INMITTEN – DARAUF – WORIN – DARIN oder WORAUF. Ich favorisiere davon die Version „IN DEM“. Also „IN DEM“ Saltus in dem noch immer die bis dato unbestatteten Knochenreste der Varusarmee lagen, als Germanicus meiner Theorie nach bei Schwaney von seinen Legionären den Hinweis bekam, er könne doch nun auch mal jenen Schauplatz aufsuchen, der ihm im Ursprungssinne den eigentlichen Grund für seinen gegenwärtigen Feldzug lieferte, nämlich diese Schlacht zu rächen und in diesem Zusammenhang auch den Hauptort der ehemaligen Niederlage zu betreten. Tacitus vermittelt es uns nach seinem Eindruck so, da oder eben weil sich Germanicus schon in der Nähe, also unweit des Saltus befand, er den Saltus bei dieser günstigen Gelegenheit und aufgrund dieser offensichtlich überschaubaren Distanz auch aufsuchen konnte. Er also diesen Zeitpunkt nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte. Man stelle sich vor, dieser Saltus nahe einer oder mehrerer Teutoburgen, also der Sprung bzw. die Waldschlucht wie die Übersetzung von Saltus lautet, was immer eine recht steil ansteigende Schlucht suggeriert, verlief demnach also nicht flach und ebenerdig. So könnte am höchst gelegenen Einstieg in die Schlucht oder einem Passanstieg dieses Saltus Teutoburgiensis eine jener Teutoburgen gestanden haben, die man zu damaliger Zeit in der Region häufig antreffen konnte. Eine dieser Teutoburgen identifiziere ich mit der „Alten Burg“ bzw. denke ich darin wieder erkennen zu können. Tacitus nannte die Region nicht allein nur die Provinz der Teutoburgen. Er ergänzte die Beschreibung noch mit dem Wort „saltus“. Folglich muss für ihn der „Saltus“ eine starke Bezugsverbindung zur Örtlichkeit besessen haben. Da er die Worte Teutoburg oder Teutoburgen bzw. Saltus mit einander verbindet so verrät sein Hinweis, dass auch in diesem Saltus auch eine oder mehrere Teutoburgen gestanden haben könnten. So wäre die „Alte Burg“ inmitten des Saltus besser gesagt am oberen Ende des Saltus gelegen also oberhalb des Ortes Borlinghausen dann diese Teutoburg gewesen und möglicherweise die etwas nördlich davon liegende „Baumburg (Behmburg)“ war eine weitere Teutoburg, da uns die Übersetzung auch einen Hinweis auf eine mögliche Mehrzahl gibt. Dieser Saltus hat für Tacitus nach der Interpretation seiner Annalen das Zentrum des Endkampfes gebildet, denn wir lesen an keiner Stelle den Satz „ab dem Saltus erstreckt sich das Schlachtfeld noch viele Meilen in Richtung Osten, wo dann noch überall unbestattete Knochen liegen“. Möglicherweise wusste es aber Tacitus auch nicht besser und hielt persönlich den Saltus für den Austragungsort der gesamten Schlacht. Caecina bekam nun den Auftrag von Germanicus den Saltus aufzuspüren. Der heutige Teutoburger Wald und womit ich nicht das Eggegebirge meine, verfügt in seiner Gänze sicherlich über zahlreiche Höhenrücken zwischen denen sich auch viele Hochflächen und Täler ausgebildet haben. Inmitten oder zwischen diesen Höhenrücken mit Sprüngen innerhalb des heute Teutoburger Wald genannten Mittelgebirgszuges und des Wiehengebirges liegen auch viele Ebenen und Senken, aber ich halte sie in der Summe für nicht prägend genug um daraus den Begriff Saltus abzuleiten. Es befindet sich im Teutoburger Wald kaum eine Ebene oder ein Sattel, der man die Attribute einer besonders ungewöhnlichen und auffällig markanten Waldschlucht zubilligen könnte. Zu Zeiten des Imperiums bzw. von Tacitus verstand man darunter in diesem einen Fall eine besondere Schlucht mit einem Einmaligkeitsanspruch sonst wäre sie nicht von Tacitus so besonders heraus gehoben worden. Tacitus meinte nur diesen einen einzigen Saltus in dem man dem Imperium auf dem Höhepunkt seiner Macht den bis dato und in nie da gewesener Weise größten Kampf östlich des Rheins lieferte. Hinzu kommt, dass sich in Ebenen oder flachen Gebirgssätteln auch keine verteidigungstechnisch wichtigen Teutoburgen befinden, denn Teutoburgen sind Höhen- oder wie wir sie heute gerne nennen, Volks- oder Fliehburgen. Eine „Teuto“ burg muss nach heutigem Selbstverständnis und Wissenstand, da sie unsere heutige Forschung vom alten Namen „theoda“ für „das Volk“ ableitet, eine Volksburg gewesen sein. Aber das konnte Tacitus damals nicht wissen, als er den Namen Teutoburg kreierte. Wasserreiche Ebenen und Auenlandschaften eignen sich eher für den Bau früher Husterknupps oder Wasserburgen. Teutoburgen hingegen lagen immer nur in schwer erreichbaren Höhenlagen, also auf Bergen oder lang gezogenen schroffen Höhenrücken die auch den Bau von Vorwerken ermöglichten. Deswegen wird man auch eine Teutoburg nahezu im ganzen Lippetal und insbesondere nahe Anreppen/Aliso auch immer vergeblich suchen. Trotzdem wird die Region um Anreppen immer noch von verschiedenen Historikern als eine von vielen möglichen potenziell geeigneten Schlachtorten der Varusniederlage gehandelt. Und das obwohl die nahe liegende schroffe Egge ein regelrechtes topographisches Paradies für Teutoburgen jeder Art darstellt. Könnte uns Tacitus jetzt zuhören würde er sagen, nun sucht mal schön. Aber er wusste es ja noch nicht einmal selbst, war nie in Germanien und war auch immer nur auf die Aussagen anderer Personen, Informanten, Quellen und Zuträgern angewiesen. Übrig bleibt aber auch die wichtige Feststellung und Erkenntnis, dass alle uns überlieferten Geländeformen, Ausprägungen und Beschreibungen gleich aus welcher Feder sie stammten im weiten Schlachtenraum vorhanden waren. Feuchte Sumpfgebiete, ebenso wie trügerische Ebenen, genauso wie Moore, aber auch verborgene und schwer passierbare Waldschluchten sowie mächtige Baumriesen. Aber am Ende des Marschzuges befand sich dieser schon damals bedeutsame Saltus mit den sterblichen Überresten der Legionen und ihres Anführers, den man im anglo/amerikanischen Sprachraum als Stätte des „showdown“ bezeichnet. Aber es gibt für den Saltus auch noch andere Übersetzungsmöglichkeiten. So den Namen Sprung. Nämlich der bekannte „Sprung in der Schüssel“ also Sprung wie Kerbe, Riss oder Bruchstelle bzw. etwas das wie eine Spalte auseinander gedriftet ist. Es weist uns ebenfalls die Blickrichtung hin zu einer käntigen Schmalstelle, einer schwer begehbaren engen Passage mit rutschigen Wurzeln und Baumstümpfen durch die bei Regen die Niederschlagswässer in diesem Fall nach Osten abflossen und worin sich Einschnitte und Riefen bildeten was wir für gewöhnlich Schlucht nennen. Da Germanicus bei Schwaney rastete und er es von dort nicht weit bis zum alten Schlachtort in der Schlucht hatte, galt es für ihn auch keine all zu große Entfernung bis dahin zurück legen zu müssen, vielleicht nur wenige Stunden. Erst die relative Nähe zum unweit befindlichen Saltus Teutoburgiensis und die Tatsache, der dort noch nicht bestattet oberirdisch liegenden Überreste ließen ihn überhaupt erst auf die Idee kommen bzw. er ließ sich überzeugen, diese Gelegenheit zu nutzen, obwohl ich allerdings auch andere Interpretationen zu seinem „ehrenvollen“ Verhalten für möglich halte, die nicht ganz so heroisch für die Nachwelt klingen, auf die ich aber noch zu sprechen kommen möchte. Es war für ihn also keine große Aktion mal eben diesen Abstecher zu machen. Der Ort musste von seiner Fährten lesenden „Allzweckwaffe“ Caecina nur noch gefunden und aufgespürt werden. Alle Hinweise verdichten sich dahingehend, als dass die Distanz von Schwaney zum Schlachtort zu gelangen auch nicht unbedingt das Problem war, zumal es sich schon fasst nach einem Katzensprung anhörte. Publius Cornelius Tacitus war aber seiner Nachwelt und besonders den Historikern unter ihnen sehr gnädig, denn er hinterließ uns in der Konsequenz doch noch eine recht gute Beschreibung zur Örtlichkeit der Varusschlacht im alten Osning oder auch der Osnegge und das soll beileibe nicht zweideutig gemeint wirken. Denn in seinen Annalen 1,60 überliefert er uns dazu den Begriff Saltus Teutoburgiensis aber in der Einzahl (Singular) und eben nicht in der Mehrzahl. Denn die Mehrzahl hätte Saltus Teutoburgienses (Plural) gelautet. Das leider etwas verderbte Original „e oder i“ wirkte irritierend und lies Zweifel aufkommen, wird aber allgemein als Einzahl interpretiert. Zum Vergleich das Wort Gladius Hispaniensis (Singular) für das einzelne spanische Schwert. Sollten Unsicherheiten an Ein- oder Mehrzahl bestehen, so spräche auch das Vorhandensein mehrerer Wallburgen im besagten Umkreis für die Auslegung, dass sich am Saltus Teutoburgiensis oder in nächster Nähe auch mehrere Teutoburgen befunden haben könnten und dies würde wiederum die Namensableitung „Provinz der Burgen“ untermauern. Im Wort Saltus Teutoburgiensis steckt bekanntlich das uns allen geläufige Wort Burg unter dem wir es gewohnt sind zu aller erst an eine schöne mittelalterliche Festung zu denken. Aber dahinter verbarg sich je nach der Lage der Provinz im römischen Reiches sicherlich eine andere Bedeutung als wir heute zu meinen glauben. Denn unter einer Burg, einem Burgos oder den Burgi zum Beispiel im syrischen Teil des Imperiums verstand man damals bestimmt eine andere Form von Verteidigungsanlage, als man sie von Innergermanien her kannte. Tacitus konnte unter germanischen Teutoburgen daher nur hölzerne einfache Wallburgen oder auch nur Erdanschüttungen bzw. die gallischen Mauern also die Murus Gallicus der späten Eisenzeit von 45o - bis zur römischen Okkupation verstanden haben, andere Bautypen für Höhenbefestigungen im alten Germanien sind meines Wissens nicht bekannt. Tacitus geboren um 58 + könnte als sehr junger Mann rein theoretisch noch ältere Legionäre persönlich gesprochen also gekannt haben, die an den Germanicusschlachten bis zum Jahr 16 + teilgenommen haben könnten oder deren Väter, die ihm noch persönlich über die sich zugetragenen Ereignisse berichten konnten, was aber naturgemäß auf sehr gewagten Annahmen beruht. Und von den Historikern wie Plinius dem Älteren der von 23/24 + bis 79 + lebte oder Nonianus der 79 + verstarb bzw. Cluvius Rufus der von 2 - bis etwa 70 + lebte und auf die sich Tacitus unter anderem stützte, könnte nur Cluvius Rufus noch über Augenzeugenberichte verfügt haben. Von ihm ist uns über die Varusschlacht allerdings nichts überliefert. Es gab also in der Tat auch Geschichtsschreiber die Zeitgenossen der Clades Variana waren aber nicht über sie berichteten, konnten oder wollten. Kaum zu glauben dieses mögliche Desinteresse. Es waren also die überlebenden Legionäre oder vielleicht sogar auch die wenigen Zivilpersonen aus dem Jahre 9 + die im Zuge der Germanicusoffensive 15 + noch den Weg zum Bestattungsplatz weisen konnten und über die vorgefundenen Örtlichkeiten später weiter berichteten und auch Beschreibungen zu den Fundumständen hinterlassen konnten. Den Versuch das Wort „Teuto“ über die Verbindung mit „thiudisko“ ins heutige deutsch zu überführen, thematisierte die moderne Sprachforschung erst nach Auswertung der Überlieferungen des Gotenbischof Wulfila aus dem 4. Jhd. Ob Tacitus aus etymologischer Sicht betrachtet bereits im 1. Jhd. imstande war einen Bezug zwischen Teuto und Volk herzustellen ist fraglich. Wenn es zu seiner Zeit wie ich annehme, das Wissen um diese Querverbindung noch nicht gab, woher könnte er das Wort Teuto überhaupt gekannt haben bzw. wo griff er es auf um es dann zu verwenden ? Einer möglicherweise auch von Römern selbst errichteten Burg den Namen Teutoburg zu verleihen scheint auch abwegig zu sein. Die Teutoburg auf den Namen des Teutates oder des Gottes Tuisto zurück zuführen wird auch diskutiert. Dann wäre der Teutoburgiensi saltu folglich die Waldschlucht der Götterburgen. Nun baute man diese eine oder mehrere Teuto - Wall- oder Fluchtburgen auch nicht über Nacht. Zum Zeitpunkt des Jahres 9 + muss diese besagte Wallburg im Saltus aber bereits und das wohl schon sehr lange existiert haben. Wie lange bewegt sich natürlich im spekulativen Bereich wie vieles, aber die zahlreichen Hinweise auf keltische Besiedelungen in der Region liefern einen Fingerzeig auch in diese Epoche und auch noch weiter zurück. So hält man nun Ausschau nach einem Gebirgssattel einer Passage, einem Sprung oder einer Waldschlucht die zwischen dem Sommerlager an der Weser und dem Lippehafen Anreppen bzw. dem Winterlager Aliso in der Nähe einer Wallburg liegt und die im letzten vorchristlichen Jahrhundert schon existiert hat oder die sogar älter bzw. viel älter gewesen sein könnte. Das Vorgängerwallburgen auch in vorgermanischen Zeiten errichtet wurden ist auch nicht auszuschließen. Ob sie nun von den Indogermanen oder gegen die indogermanischen Wellenbewegungen errichtet wurden sei dahin gestellt. Deren schnurartige - keramische Verzierung und die vermutete Einführung der Streitaxt sächsischen Typs deren Nordgruppe auch in Westdeutschland nachgewiesen ist, lässt es denkbar erscheinen. Übrigens kann das indogermanische Zeitalter noch gar nicht so weit zurück liegen, denn heute noch wird in vielen deutschen Dialekten statt des hochdeutschen Wortes „gelb“ das alte Wort „ghel“ benutzt, dass zur weit verzweigten Wurzel des Indogermanischen gerechnet wird. Betrachten wir aber noch mal die Übersetzungsformen des Wortes Saltus deren Bedeutung auch immer im Mittelpunkt des Interesses stehen bleiben, und nie an Gewicht verlieren wird. Obwohl mir nichts eindeutiger zu sein scheint, als dafür die offizielle Bezeichnung Waldschlucht zu übernehmen, so möchte ich doch meiner Vorgehensweise treu bleiben und auch immer wieder den anderen Interpretationsmöglichkeiten Spielräume einräumen. Sieht man sich also die lateinisch/deutschen Übersetzungen für das Wort Saltus an, so kommen etwa elf Antworten für uns in Frage. Nach dem Wort „Sprung“ sind es im Wesentlichen noch ein Gebirge, ein Pass und natürlich die auch von mir favorisierte Waldschlucht die immer an vorderster Stelle genannt werden. Aber auch immer wieder das Wort Sprung wie Salto bzw. überspringen, findet sich wie dargestellt in den Übersetzungsmöglichkeiten. Hinter all diesen Varianten erkennen wir immer eine mehr oder weniger starke Gefällestrecke die es zu überwinden galt. Man kann natürlich ein Gebirge auch unter Vermeidung von An- und Abstiegen queren, überqueren oder passieren. Der Nachteil besteht dann allerdings darin, dass die Wegstrecke dadurch naturgemäß Serpentinen artig verläuft und länger ausfällt, was Passagen im Raum Bielefeld auch verlängert, dafür ist er aber nicht so beschwerlich wie ein direkter Anstieg. Bewegt man sich aber in der Nähe einer Wallburg also einer Teutoburg bzw. einer Höhenbefestigung, so setzt das zweifellos auch immer die Überwindung eines nicht unerheblichen Höhenunterschiedes voraus, denn um eine Höhenburg auf einem solitär stehenden Berg zu erreichen, muss man den Berg entweder von der einen oder von der anderen Seite her, aber immer spiralförmig erklimmen und das gilt auch für römische Legionen. Ein schönes Beispiel für einen Serpentinen artigen Anstieg bietet uns da der schöne Berg an der Hardt auf dem das berühmte Hambacher Schloss steht bekannt durch sein Hambacher Fest von 1832. Für Teutoburgen auf Gebirgskämmen gilt es ebenso, nur das man in unserem Fall einen Kamm ersteigen musste, den man später nicht wieder absteigen brauchte, da man es mit keinem einzelnen Berg zu tun hatte, sondern mit dem Eggeosthang und der nachfolgenden Hochebene nämlich der nach Westen abfallenden Landschaft des Sintfeldes und des Soratgau. Die Mannen des Varus mussten also ein Gebirge um zu entkommen nicht nur passieren, sie mussten es um die rettende Passhöhe zu erreichen auch noch kraftvoll angehen, erklettern und überwinden. Denn auf längere Schleifenwege oder Serpentinen in der Nähe dieses Saltus konnten sie nicht ausweichen, denn es gab sie nicht. Der Burg bzw. der Bördenweg von Borlinghausen aus nach Kleinenberg erfüllt dieser Theorie nach sowohl die Ansprüche eines Anstieges von Osten kommend in Verbindung mit den guten Möglichkeiten auch einen Tross durch die Waldschlucht hinauf führen zu können. Aber nach dem Anstieg hätte auf Varus noch ein langer aber relativ bequemer Abstieg in Richtung Westen zur Lippe gewartet, den er aber nicht mehr erleben sollte. Hier stellt sich auch die Frage, ob die Planungen des Arminius für die Legionen überhaupt noch einen Eggeabstiegsplan in Richtung der Lippe und der westfälischen Bucht vorsahen. Denn sicherlich wollte er seine Kampfhandlungen schon vorher im Saltus beendet haben wissen. Er ließ es gezwungenermaßen offen, denn nach Lage der Dinge wäre dann die Varusschlacht nicht in seinem Sinne verlaufen, und Varus wäre möglicherweise nach Westen mit dem Rest seiner Streitmacht entkommen, so wie es Vala noch gelang und wie es auch bei Arbalo und Pontes Longi letztlich geschah. Es galt aber immer noch über den Saltus in dessen Nähe sich eine Wallburg oder auch mehrere befunden haben könnten sozusagen einen Sprung vollziehen zu müssen. Es gibt wohlweislich im südlichen Eggegebirge außer dem alten Börden- oder Burgweg und abgesehen vom kurvenreichen Schwarzbachtalanstieg keine weiteren Zuwegungen mehr die man von der Mittelweser nach Anreppen benutzen könnte und wo die Voraussetzungen für das „Überspringen“ eines Mittelgebirges mit anhängiger/n Wallburg/en örtlich zutreffen könnten. Diese sind in der Form und im Zusammenhang mit den von mir dargelegten Umstände wie es für drei Legionen nötig wäre, nur in der Südegge und nach mehreren Marschtagen vorzufinden und erreichbar. Hier sei auch noch mal daran erinnert, dass sich keine einzige namhaft bekannte oder nachweisliche Teutoburg unmittelbar oder auch nur nahe dem wichtigsten römischen Hellweg von Schwaney über Brakel nach Corvey befand. Erst die Iburg bei Bad Driburg etwa 5 Kilometer nördlich dieses großen Hellweges könnte als Standort einer Teutoburg angesprochen werden. Die sichelartige Formgebung des Eggegebirges und seines Kamms bietet, wenn man sie von Osten her betrachtet zwischen Horn im Norden und dem Durchgang bei den Externsteinen und jenem bei Scherfede im Süden nahe der Diemel nur drei Durchgangsmöglichkeiten, die damals von Trosswagen genutzt werden konnten. Nämlich den alten Hellweg von Schwaney über Brakel nach Corvey, den Börden - oder Burgweg von Borlinghausen nach Kleinenberg und den Weg durch das Schwarzbachtal von Scherfede nach Lichtenau.
Der Teutoburger Wald also nicht das Eggegebirge mit Ausnahme des Externsteine Durchganges bei Horn und der Dörenschlucht hinterließ durch die Saaleeiszeit und die Gletscherverschiebungen andere geologische Bedingungen als die Egge und ist durch Querverläufe und Steigungen wie die kaum passierbare Gauseköte geprägt die Marschzeit kosteten. Auch die römischen Landvermesser kannten diese Bedingungen und bevorzugten nicht nur deswegen die Ostexpansion des Imperiums und den regelmäßigen Hin- und Rückmärschen aus dem Elbtal oder der Weser zum Rhein den Hellweg als fixe Linie. Mit Ausnahme des Rückweges im Jahre 9 +, er sollte nach der Logistik des Arminius gezwungenermaßen über den südlicher gelegenen Bördenweg zur Lippe verlaufen. Aber noch mal zurück zum Wort „teuto“. Denn es gibt auch noch andere Spuren, so die Spur zu den Teutonen. Tacitus wird für das Jahr 15 + mit den Worten: „Es wurde dann das Heer zu „den äußersten Brukterern“ geführt und alles Land zwischen Ems und Lippe verwüstet, nicht eben weit vom Teutoburgiensis saltus wo, wie es hieß, die Gebeine des Varus und der Legionen noch un bestattet lägen“ übersetzt. Er verwendet innerhalb seines Textes „saltus teutoburgiensis“ dieses Wort „teuto“. Ein Wort aus der Feder eines antiken Historikers und abgefasst in lateinischer Sprache, dass in seiner Schreibweise und Definition alle Sprachwissenschaftler grübeln lässt. Es begegnet uns in der Historie erstmals im Zusammenhang mit dem Zug der Kimbern, Teutonen und Amburonen die 120 - aufbrachen und dabei viele Schleifen durch Mitteleuropa zogen, bevor sie den Römern unterlagen. Lt. Wikipedia würden es die Experten lieber in der Schreibweise „theudonique“ sehen, da ihnen dadurch ein Bezug zum Aufbau der Altsprachen leichter fallen würde. Aber diesen Gefallen tat ihnen Tacitus nicht. Hätte Tacitus statt “teutoburgiensi saltu” die Worte “theude – oder theudoburgiensi saltu” verwendet, so würde dies uns in der Tat einiges leichter erklären lassen. Der Klang oder die Schreibweise der Worte “Theudo oder Theude” der sich beispielsweise noch bis heute im Familiennamen Teuteberg erhalten hat, könnte damals Eingang in die lateinische Schrift im fernen Rom gefunden haben. An die Ohren von Tacitus gelangt, veränderte er sich möglicherweise zu dem uns allen bekannten Wort “Teutoburgiensi”, denn ein “h” auszusprechen ist vielen Menschen zuvorderst unseren französischen Nachbarn nicht gegeben. War es aber im Ursprung nicht der lateinisch veränderte Name “Teuto” sondern die Namen “Theude” oder “Theudo”, so verfügen wir sogar noch über recht alte Namenshinweise aus der Merowingerzeit. Theuderich I geboren vor 484 + oder Theudebert I geboren um 495 + könnten die ältesten bekannten Namensträger aus der “Theude Linie” sein. Weitere folgen in den späteren Jahrhunderten. Da aber Namen oft auf sehr alten Traditionen beruhen ist es naturgemäß denkbar, dass unsere germanischen Vorfahren Theudo oder Theude Namen bereits in der Römerzeit verwendeten. In dieser Form geschrieben, bleibt es eine Herausforderung. Aber auf die Teutonen zurück zu kommen, wer will heute schon sagen, welche Regionen Deutschlands die Teutonen damals auf ihrem lang Weg bis in die Ostalpen durchzogen, wo sie ihre Spuren hinterließen und welche sie nur streiften und wie lange sie sich jeweils dort aufhielten bzw. auch Teile von ihnen unterwegs sesshaft wurden. Ptolemäus verortete sie noch zwischen Elbe und Oder. Cäsar bezeichnete die in Belgien siedelnden Aduatuker als Nachkommen der Teutonen. Sie zogen durch das alte Trier und wohl auch am Main bei Miltenberg entlang, wo noch ein Teutonenstein ihre einstige Anwesenheit bezeugen soll. Die Teutonen hinterließen in Mitteleuropa also bleibende Zeugnisse ihrer Existenz auch im Zuge schriftlicher Hinterlassenschaften. Ihr Name war in der römischen Geschichtsschreibung tief verwurzelt und stand als Synonym für einen rohen und kämpferisch geprägten nordischen Menschenschlag. Und obwohl sich etwa 1oo Jahre später eine teutonische Gesandtschaft bei Kaiser Augustus in Rom für die Taten der Vorväter entschuldigte, war der schreckliche Begriff “Furor Teutonicus” auch noch im Mittellter sehr beliebt. Als Tacitus seine Worte „teutoburgiensi saltu“ niederschrieb lokalisierte er bzw. umriss er damit für die Nachwelt die Örtlichkeit der geschichtsträchtigen Varusschlacht, die nur 49 Jahre vor seiner Geburt im Jahre 9 + ausgetragen wurde und die für ihn zeitlich nicht allzu weit zurück lag. Aber wie kam er nur auf das lateinisierte Wort „teuto“, das seiner Struktur nach auch aus vorgermanischer Zeit stammen könnte. Betrachtete man gar alle germanischen Stämme in der Region nördlich und östlich der Mittelgebirge in einer Art Sammelbezeichnung noch als Teutonen, zumal man noch nicht einmal genau zwischen Kelten und Germanen unterscheiden konnte ? Legten ihm die historischen Aufzeichnungen oder Überlieferungen der Schlachtenteilnehmer diese Begriffsfindung nahe ? Sicherlich sprach man in Kreisen der Legionäre zu den Zeiten von Kaiser Augustus um die römische Kaiserzeit noch lebhaft von den gewaltigen Zügen und Taten der Nordgermanen die damals nach Hanibal Italien erstmals wieder in heillose Verwirrung stürzen sollten. Man beschwor wieder den Untergang Roms herauf und hob die Doppelschlacht der Teutonen und Kimbern schnell auf das Niveau der Varusschlacht. Die Schlacht von Aquae Sextiae 102 - war aus alten Erzählungen in den Köpfen der Legionäre auch im Jahre 9 + noch sehr präsent. Es ist gut vorstellbar, dass den römischen Legionären um diese Zeit sehr wohl bewusst war, dass sie sich so mehr sie sich nach Norden vor bewegten, sich auch den alten Wohnsitzen dieser berüchtigten Kimbern und Teutonen um so mehr annäherten. Das dieser Umstand allgemein für Unruhe sorgte verwundert nicht. Tacitus könnte daher mit seiner Wortwahl in seinen Annalen die auch die Bürger von Rom lasen auch etwas anderes zum Ausdruck gebracht haben. Nämlich zum Beispiel „Vorsicht“, wenn ihr dieses Waldgebirge, diese Pässe oder diesen Distrikt überquert habt, wird das Klima rauer, will sagen ab dann trefft ihr auf Völker, die uns schon mal große Probleme bereitet haben. Ab hier folgen die Bewohner auch anderen religiösen Gebräuchen, Sitten und Gottheiten. Hier führt Teutates den Götterhimmel an. Und alle in diesem Gebirgsareal befindlichen Burg- und Wallanlagen wurden bzw. konnten „natürlich und selbstverständlich“ daher auch nur von den Teutonen selbst oder aber von anderen Bewohnern zur Abwehr gegen eben jene Teutonen errichtet worden sein. Denn die Teutonen mit ihren ihnen verwandten Stämmen stellten ja wie überliefert, für die damaligen Verhältnisse eine riesige Menschenmenge dar, was sich auch an den zahlreichen Schutzanlagen am Rande der von ihnen bewohnten Fläche ausdrückte. Oder sahen die Römer in ihnen gar verirrte Kelten ? Wäre es also an dem, so stünde die Wortkombination „teutoburgiensi saltu“ als Oberbegriff für die ganze gebirgige Großregion zwischen Osnabrück und Harz. Und auch alles was sich in die flache westfälische Bucht und nach Norden an Erhebungen am Horizont erstreckte, bevor man die Norddeutsche Tiefebene betritt wäre schon teutonisches Vorland. Diese flache westfälische Bucht die heute hauptsächlich von der Lippe entwässert wird und die noch vor Jahrmillionen unter dem Meeresspiegel lag öffnet sich wie ein einladender Schlund zum Niederrhein, endet aber im Osten wo sich die Geologie deutlich verändert weniger gastfreundlich in einem Kessel. Diese Bedingungen kamen den römischen Streitkräften für ihre Eroberungen zumindest bis zum Oberlauf von Ems und Lippe entgegen. Nicht nur durch die Kundschafter und Spähtrupps die den Legionen voraus zogen auch aufgrund der Kenntnisse aus früheren Feldzügen war man im Imperium über diese geologischen Beschaffenheiten und Voraussetzungen bestens informiert. Wenn die römischen Legionen diesen Weg nach Osten meist ab Xanten, Neuss aber auch von Duisburg oder Köln wählten, so mussten sie sich entweder Tage lang durch eine monotone und eintönige Sumpf - und Flusslandschaft quälen oder sich am Haarweg entlang hangeln, bis sie das ostwestfälische Depot Anreppen samt Winterlager Aliso erreichten. Was den Eroberern auf dem Marsch je weiter sie nach Osten kamen aber immer ins Auge fiel, waren die Kulissen der sich am Horizont anfänglich nur dunkel abzeichnenden Bergrücken, die die westfälische Bucht im Norden flankierten, die aber für die Legionen mit jedem weiteren Marschkilometer nach Osten deutlicher näher rückten und sichtbarer wurden. Was sie aber für die Römer bedrohlich erschienen ließ, waren jene einzelnen markant herausragenden und damals kahlen unbewaldeten Bergspitzen, denn diese wurden von Wallburgen gekrönt. Da sich Feinde ihnen nicht unbeobachtet annähern durften war freie Sicht überlebenswichtig und so musste aus verteidigungstaktischen Gründen dafür gesorgt werden, dass sie auch baumlos blieben. Welche Kulturen die Wallburgen schufen, welcher Epoche sie entstammten und gegen wen sie errichtet wurden, war für die Legionäre zweitrangig und ziemlich bedeutungslos. Mit der römischen Expansion bekamen aber alle Fluchtburgen, gleich ob sie ursprünglich der indogermanischen, jasdorfschen oder keltischen Kultur entsprangen eine neue Bedeutung. Und sie hatten seit der germanischen Südausdehnung alle eines gemeinsam, denn die neuen Besitzer der Höhenburgen waren jetzt alles jene ihnen feindlich gesinnten Germanen, die dort schon weit vor der römischen Kaiserzeit ihre Siedlungen und damit ihre neue Heimat gefunden hatten. Den größeren Völkern unter ihnen, den kleineren Stämmen oder den Sippen boten sie Schutz und sie hatten am Erhalt der Bausubstanz zwangsläufig größtes Interesse. Ob sie nun in den Händen von Brukterern, Cheruskern, Angrivariern oder welchen Stämmen auch immer waren, ließ sich für die neuen römischen Herren im Land nicht immer erschließen bzw. auseinander halten. Sitten, Gebräuche und Rituale sowie stammesbezogene Abgrenzungen zählten für einen kriegsgewohnten römischen Feldherrn nicht sonderlich. Und die Kenntnis über die germanische Kultur ihre Religionen, Mythen und Rituale gehörten nicht zu ihrem Grundwissen. Oberflächlich betrachtet waren es für sie letztlich alles Germanen und nur wenige römische Historiker setzten sich näher mit der Lebensweise dieser Menschen auseinander. Tacitus überlieferte es uns als einer der wenigen sehr anschaulich was man so im Süden über sie dachte. Der Schreiber Tacitus sah aber seine Aufgabe darin, sich nicht nur mit Land und Leuten, sondern sich auch mit den militärischen Eskapaden, wenn auch nicht als ein Schlachtenberichterstatter so aber doch in der Retrospektive näher damit zu beschäftigen. Ihm stand nun die große historische Aufgabe zu, auch wenn es ihm nicht bewusst war vor der Geschichte jenem Raum einen Namen mit Wiedererkennungswert zu vergeben, der für Rom zu einem gigantischen Wendepunkt seiner germanischen Eroberungspolitik werden sollte. Als er schrieb, war die Rückzugsentscheidung von Tiberius längst gefallen und Tacitus konnte nur noch nachträglich seinen Beitrag leisten und versuchen Germanicus und das römische Recht wieder zu mehr Ansehen zu verhelfen. Römer die nach Cäsar, Augustus und Tiberius das Land bereisten werden zu Hause von der Vielzahl der Wallburgen berichtet haben und Tacitus wird sich darauf gestützt haben. Sie waren offensichtlich das Markenzeichen von Ostwestfalen. Und in jenen Tagen wird es noch sehr viele Befestigungen mehr gegeben haben, die dann allerdings nach und nach dem Zahn der Zeit zum Opfer fielen und in den vergangenen 2000 Jahren unkenntlich wurden, da Witterung und Jahreszeiten an ihnen nagten. Aber auch zahlreiche Umbauarbeiten im Mittelalter bis in die jüngste Vergangenheit, in der sich historisch Berufene an ihnen vergingen, mussten die Relikte über sich ergehen lassen. Selbst im 21. Jhd. müssen so im Rahmen moderner Forstwirtschaft immer noch alte Anlagen nötigen Rückegassen weichen. Diesem bekanntermaßen “Land der Burgen” nun eine zusätzliche Sammelbezeichnung zu geben war für Tacitus der als ein anspruchsvoller Schriftsteller galt, wahrlich eine interessante Herausforderung. Weitgehend unbekannten Gefilden also großen Landmassen durch vorher nie da gewesene Namensgebungen zu lokalisieren und damit unverwechselbar zu machen war immer schon ein Problem und erforderte Kreativität. Man konnte es aber auch einfacher haben wie die Namen für die Inseln “Eisland” und Grünland” zeigen. Aber es mussten auch für Germanien regionale Namen vergeben werden, wie den des “silva caesiam”, des “herkynischen” Waldes aber auch den des “limitemque a Tiberio”. Die Germania Magna war für Rom das Kernland. Das die Germanen untereinander in jener Zeit aber bereits ein loser und zeitweise sogar geschlossener Völkerbund mit dialektischen Gemeinsamkeiten waren, zeigen auch die Namensgleichheiten. Den Anführer Teuto - bod vom küstennahen Stamm der Teutonen trennten von Mar - bod dem Markomannen viele Kilometer und trotzdem fanden sie sich in der gemeinsamen Sprache wieder. Später kam auch noch der Franke Mero - bod hinzu und alle vereinte die Namenssilbe “bod” die wir aus dem altsächsischen kennen und die Gebieter bedeuten soll. Man kann sie vielleicht auch mit Anführer gleich setzen. Als Tacitus sich entschied, Ostwestfalen den Namen Burgenland also “Burgiensis” zu geben hatte man im Imperium den Teutonenschock also den “Furor Teutonicus” noch lange nicht überwunden, denn er erschütterte das Reich in seinen Grundfesten. Tacitus war gerade sieben Jahre alt, als der römische Dichter Marcus Annaeus Lucanus 65 + starb dem die Benennung zugeschrieben wird, denn in seinem Werk “Bellum civile” wurde erstmals der latinisierte Begriff “Furor Teutonicus” verwendet. Der “Furor Teutonicus” war demzufolge im negativen Sinne auch im ersten Jahrhundert immer noch in aller Munde. Wenn Tacitus die Aussagen der Berichterstatter, möglicherweise die Lagebeschreibung eines Plinius also den Wissensstand der damaligen Zeit nutzte, könnte er die am Nordrand der Mittelgebirge gelegenen Wallburgen im Übergangsgebiet zum heutigen norddeutschen Tiefland und im folgenden dann zu den Siedlungsgebieten der Teutonen, die nach Plinius im Verbund mit den Chauken und Kimbern in Meeresnähe lebten, als Grenzregion zu den Teutonen betrachtet haben. Da er selbst nie in Germanien war und sich keine rechten Vorstellungen machen konnte, dürften ihm selbst die landestypischen Kenntnisse gefehlt haben um Abstände, Topographien und Entfernungen richtig einschätzen zu können. Tacitus betrat etymologisches Neuland um den Dingen einen Namen zu geben und rang wohl um Definitionen, wenn sie ihm nicht schon über ältere Schriften vor lagen oder bekannt waren. Germanien östlich des Rheins war nicht mehr Gallien. Festungsbauwerke und Verteidigungsanlagen in Gallien waren mit Mauern geschützt. Hinter einer gallischen Mauer, der Murus Gallicus verbarg sich die keltische Stadt oder auch nur eine keltische Fluchtburg in Notzeiten. In “Germanorum liber” baute man keine gallischen Mauern, hier nutzte man bevorzugt die alten schon existierenden Wallburgen früherer Völker, richtete sie nach Bedarf wieder her, schuf auch nötigenfalls neue Anlagen nach altem Muster und nannte sie teilweise auch Baumburgen. Für germanische Befestigungen musste Tacitus einen neuen Namen definieren aber er konnte für den “Teutoburgiensi saltu” auf keinen adäquaten und bekannten Namen zurück greifen oder ihn etwa “Cherusciburgiensis saltus” nennen, da ihm die Örtlichkeiten, Grenzziehungen aber auch die Grenzbeziehungen bzw. die Territorien der Stämme untereinander gar nicht geläufig waren. Aber das musste er auch nicht, es reichte ihm, dass er die “Provinz der Burgen” schon den Teutonen zuschreiben konnte und so gelang es ihm zumindest seiner Leserschaft eine namentliche Begrifflichkeit für ihr Vorstellungsvermögen zu hinterlassen an der sie sich, wenn auch nur ungenau orientieren konnten. Die Verkettung der drei wesentlichen Bestandteile, also den drei zerlegten Eckpfeilern “Teuto”, sowie “Burgiensi” und “Saltu”, so wie sie uns Tacitus hinterließ könnte man in der Zusammenfassung auch die “Waldschlucht in der Provinz der teutonischen Grenzburgen” nennen. Aber auch auf Basis dieses Theoriengebildes liegt der gesuchte Ereignisbereich immer noch nahe „den äußeren Brukterern“ und unweit des, nennen wir ihn trotzdem Teutoburger Waldes nämlich in einem ostwestfälischen „Canyon“ der Südegge. Eine Waldschlucht die heute im Begriff ist zuzuwachsen und selbst die vielen alten Hohlwege darin (in quo) sind wegen der hohen Laubschichten kaum noch begehbar. Aber die möglichen Alternativen werden überschaubarer, lassen sich eingrenzen und konzentrieren sich punktueller auf eben diese eine Waldesschlucht westlich von Borlinghausen. Aber damit nicht genug, denn es gibt noch weitere Hinweise die dafür sprechen, dass sich die Varusschlacht in der Südegge bzw. im „camino en el bosque de la garganta” wie man vielleicht in Spanien sagen würde, zutrug. Zuletzt bearbeitet am 13.07.2018 - 23:36 Uhr

... link


Donnerstag, 21. Juni 2018
Mit der Schwebebahn „über die Römerzeit“. Die “Tiberianische Landwehr”. Auch eine dialektische Herausforderung
Der Marsch der Legionen im Jahre 9 + vom Sommerlager an den Rhein fand nach Lage der Dinge bekanntlich sein Ende im Verlauf eines mehrtägigen Kampfgeschehens. Die Varusschlacht führte zu einer Zäsur zwischen Germanen und Römern und hatte weit reichende Auswirkungen auf ganz Mitteleuropa, die sich noch auf viele Jahrhunderte bemerkbar machen sollten. Beide Seiten zogen aus diesen gewaltigen Verwerfungen die der germanischen Bevölkerung damals wie ein Weltenbrand erschienen, den die Nordgermanen “Ragnarök” nannten, unterschiedliche Konsequenzen. Die Germanen schlossen sich nach dem für Germanicus unrühmlichen Ende seiner Feldzüge zu wirksamen und schlagkräftigen Großstämmen zusammen, deren Stunde noch kommen sollte, während sich das Imperium darauf besann seine östlichen Grenzen zu sichern, denen noch die Zerreißprobe bevor stehen sollte. Bis es zu diesem entscheidenden Schlagabtausch im Zuge des Niederganges des römischen Reiches kommen sollte, standen sich beide Lager unterschwellig kritisch aber letztlich unversöhnlich in Lauerstellung gegenüber und mussten in den Jahrhunderten nach der Varusschlacht und den Germanicus Feldzügen immer wieder wechselseitig mehr oder weniger heftig vorgetragene Angriffe und Attacken abwehren um sich gegenseitig auf Distanz zu halten. Die Vorgänge in Germanien bis zum Untergang des Reiches vollzogen sich mangels schriftlicher Zeugnisse für uns kaum nachvollziehbar, zeigten uns dafür aber um so deutlicher ihre Resultate in Form der großen Neubildungen von Stämmen zu Völkern, während uns die antiken römischen Historiker zum Ausbau der Grenzanlagen mehr Informationen hinterlassen haben. Die Varusschlacht brachte bekanntlich die große Wende und Heerführer Tiberius ein exzellenter Kenner der germanischen Welt und das auch schon bevor ihm die Kaiserwürde übertragen wurde, war daher Realist genug um aus der demoralisierenden Clades Variana schnell die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Er begann die Grenzen am besonders kritischen Nordabschnitt zwischen der römischen Germania inferior auf der einen und der Germania magna die heute auch Germania "libera" genannt wird auf der anderen Seite neu zu ordnen und zu sichern. Wie schnell die Lage am Rhein Limes eskalieren und sich zuspitzen konnte, bewiesen die überhasteten Pläne der Xantener Garnison nach den Ereignissen an den "Pontes Longi" im Jahre 15 +, wo man vorschnell sogar nicht einmal davor zurück geschreckt hätte, die wichtige Rheinbrücke einzureißen um einen befürchteten germanischen Vorstoß über den Rhein zu vereiteln. Was für Germanicus besonders peinlich, aber um so nützlicher für die Strategie des Tiberius war, dürfte damals gewesen sein, dass “eine Frau” nämlich Agrippina die noch dazu Ehefrau von Germanicus war, den Abriss der Brücke durch ihren beherzten Einsatz verhindern konnte. Dies wird Tiberius geholfen haben um mit dieser Rückenstärkung später seine Anordnung zum Rückzug durch zu setzen. Ungeachtet des Ausganges der Germanicus Feldzüge hatte Tiberius vermutlich schon unmittelbar nach der Varus Katastrophe den politischen Weitblick und Sachverstand besessen, dass es auf Dauer nicht möglich sein würde, auch die Mitte Germaniens in römische Provinzen umzuwandeln und daher die Initiative ergriffen, in dem er einen zusätzlichen Schutzbereich zur Absicherung der Reichsgrenze am Rhein ins Leben rief. So setzte er die damaligen Vorarbeiten der Statthalter aus der Gallia Comata fort. Denn sie hatten insbesondere in der Provinz Belgica schon vor der Einrichtung der östlich angrenzenden Provinzen Germania superior und Germania inferior damit begonnen auf der rechtsrheinischen Rheinseite einen Sicherungsstreifen einzurichten bzw. zu kontrollieren. Die Lage, Beschaffenheit und Ausdehnung dieses tiberianischen Grenzwalles verorten zu können würde uns in vielen Fragen weiter helfen, die sich mit der Situation an der römischen Nordostflanke nach Varus und Germanicus bis zu den Zeiten der Frankeneinfälle befassen. Ein Hinweis, dass Tiberius seine Pläne zur Grenzsicherung intensiv verfolgt und sie schon umgehend nach der Varusschlacht angegangen haben muss ist die Tatsache, dass nur sechs Jahre nach jener denkwürdigen Varusschlacht schon im Jahre 14 + von einem Grenzwall nämlich einem so genannten “limitemque” bei Tacitus die Rede ist, der auch mit Grenzweg, Grenzwall oder Grenzlinie übersetzt wird. Denn auf diesen Grenzstreifen wie auch immer er ausgesehen haben mag, stieß Germanicus weil er ihn auf seinem Vergeltungsfeldzug gegen die Marser von Neuss aus kommend zwangsläufig überqueren musste. Tacitus schreibt aber auch noch, dass dieser Grenzwall zwar schon begonnen, aber noch nicht vollendet, also folglich noch nicht fertig gestellt war. Diesen Hinweis kann man so interpretieren, als dass Tiberius im Jahre 14 + erst am Anfang eines umfangreichen Projektes stand mit dem Ziel die östlichen Reichsgrenzen zu sichern. Tiberius dürfte also mit dem “limitemque” noch einiges vorgehabt haben. Ob er ihn nun als einen Grenzweg oder sogar mit Befestigungen versehen wollte, sei folglich dahin gestellt. Das Germanicus im Jahre 14 + nur einen “noch im Aufbau” befindlichen Grenzschutzstreifen überschreiten konnte, ist natürlich wegen der Kürze der Zeit, die nach der Varusschlacht verstrichen ist auch gut nachvollziehbar. Hätte es allerdings keine Varusschlacht gegeben und wären die Germanicus Feldzüge vor allem im Jahre 16 + für das Reich erfolgreich verlaufen und wären sie zudem mit einer stabilen Ausweitung des Reichsterritoriums einher bzw. zu Ende gegangen, so hätte es möglicherweise keines tiberianischen “limitemque” im germanischen Landesinneren bedurft. Und den Aufwand hätte man sich sparen können. Es sei hier im Zuge der Suche nach diesem historisch gesicherten, aber vermeintlich unauffindbaren und bedeutsamen tiberianischen Grenzwall, den die Varusschlacht überhaupt erst erforderlich machte, für die weitere Argumentation noch festzuhalten, dass uns Tacitus nicht überliefert hat, dass Germanicus 14 + auf seinem Vergeltungszug auch das Gebiet der Sugambrer queren musste. Dies kann auch als ein Fingerzeig dahin gehend gewertet werden, als dass er uns bei der Lokalisierung der alten sugambrischen Siedlungsgebiete helfen könnte. Denn das nicht erwähnen könnte auf eine gewisse Bedeutungslosigkeit bzw. ein Nichtvorhandensein dieses Stammes zu Zeiten des Germanicus Feldzuges nach Osten sprechen. Tiberius hatte Germanien verinnerlicht wie kein zweiter römischer Feldherr und niemand kannte das Land und die Menschen besser als er. Von der Überführung seines toten Bruders Drusus im Jahre 9 – bis zu seiner Entscheidung im Jahre 16 + den “Masterplan” römischer Osterweiterung aufzugeben, vergingen immerhin 25 Jahre in denen Tiberius in Germanien das Heft des Handelns in jeder Beziehung in der Hand hatte. Und er stellte in der Zeit viele Weichen mit historischer Tragweite. Da die Sugambrer schon zu Cäsars Zeiten ein unberechenbarer Germanenstamm waren, ist die Suche nach der tiberianischen Außengrenze des von Tacitus erwähnten niedergermanischen Land Limes auch eng mit der Suche nach den sugambrischen Siedlungsgebieten und ihrem Schicksal, als auch dem der mit ihnen umgesiedelten Sueben verknüpft. Sie hatten ihre Siedlungsgebiete wie sich aus Textstellen ableiten lässt, östlich des Rheins zwischen Sieg und Ruhr, von wo aus sie ihre häufigen Überfälle auf römisches Reichsgebiet austrugen. Tiberius war es der erkannte, dass diese beiden Völker eine latente Gefahr für das römische Reich darstellten und er fasste den für die Sugambrer fatalen Plan eine ganze Region nahezu zu entvölkern. Denn vis a vis der Rheingrenze wollte das Reich keine kriegerisch gesinnten Menschen dulden. So entwurzelte bzw. beraubte man die Sugambrer und Sueben ihrer Wohngebiete, um sie auf die linke Rheinseite zu geleiten bzw. umzusiedeln besser gesagt zu zwingen. Dies war für Tiberius sicherlich keine leichte Aufgabe. Die Germanen siedelten verstreut und verteilten sich über einen großen Raum und lebten in diversen Siedlungskammern, die schon am rechten Rheinufer begonnen und sich bis zum nächsten Germanenstamm in den Osten hinein erstreckt haben könnten. Von einem sugambrischen Hauptort ist uns nichts bekannt, den es aber gegeben haben muss, da man dem Stamm der Sugambrer eine für die damalige Zeit fortgeschrittene Führungsstrukturen in Form eines Königshauses nachsagte. Tiberius muss sie mit Waffengewalt zusammen getrieben haben, um ein Entkommen möglichst verhindern zu können. Denn sie sind sicherlich nicht freiwillig aus ihren angestammten Siedlungsgebieten in unbekannte Regionen gesetzt worden. Vermutlich hat er ihre Wohnsitze von Osten her anrückend im wesentlichen weiträumig umstellt und sie gegen den Rhein gedrückt, so dass ihm der größte Teil der beiden Stämme nicht entgehen konnte. Einige germanische Sippen dürften aber dem Kessel noch entwichen sein und in den östlichen Randgebieten eine Zuflucht gefunden haben, wo sie sich dem römischen Zugriff entziehen konnten. Diesen Bevölkerungsanteil könnte Tiberius dann vernachlässigt haben, da sie für das Reich keine Gefahr mehr darstellten. Er könnte sie aber später mit Auflagen verbunden dort auch geduldet haben. Andere könnten wiederum, wie ich bereits spekulierte mit oder zu den Marsern weiter nach Osten gezogen sein. Denn Strabon der 23 + verstarb erwähnt die Sugambrer noch für die Zeiten um die Varusschlacht als Nachbarn der Cherusker, die in der Nähe der Weser siedelten. Was auch für deren Teilnahme an der Varusschlacht sprechen würde. Wenn die überlieferte Zahl von 40.000 Zwangs umgesiedelten Germanen auch nur annähernd gestimmt hat, so war dies für die damalige Zeit eine gigantische Menschenmenge. Eine derartige Umsiedlung war nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen, verlief sicherlich nicht vollends nach dem Wunsch von Tiberius und die Massen konnten aus rein logistischen Gründen was unter anderem deren Nahrungsversorgung anbelangt auch nicht in allzu weit entfernte neue Siedlungsgebiete deportiert worden sein. Ihre neuen Wohnsitze schon im unweit liegenden Klever Land auf der anderen Rheinseite anzutreffen verwundert daher auch nicht zumal es auch noch nachweisbar ist. Entscheidend war für Tiberius wohl, dass er sie auf der linken Rheinseite besser unter römischer Kontrolle wusste und ihnen somit den Kontakt durch den Flussverlauf zur rechtsrheinischen Seite unterbinden konnte. Anzunehmen ist auch das Tiberius sie auf der linken Rheinseite in eine dort schon ansässige willfährige Stammesstruktur integrierte, unter der man sich die Cugerner vorstellen könnte um die Sugambrer auf diese Weise besser domestizieren zu können. Auch der von Tacitus erwähnte Name Vetera bzw. Vetera castra wird auf eine vor römische Siedlung der dort bereits früher ansässigen Cugerner zurück geführt und der Name Vetera könnte von ihnen stammen und wurde möglicherweise später romanisiert. Sollte es zutreffen, so wären die Cugerner entgegen vielen Erklärungsversuchen auch nicht mit den Sugambrern identisch die man erst 8 – in die Gebiete um Xanten/Vetera zwangsumsiedelte. Die Bezeichnung "Cu - gerner" wird häufig davon abgeleitet, dass es sich bei ihnen um Germanen handelte, die eine besondere Vorliebe für Kühe hatten, also Kühe mochten bzw. gerne hatten. Ein kaltblütiger Stamm wie sie, der sich demnach rein der Viehzucht verschrieben haben könnte, ist mit einem heißblütigen kämpferisch gesinnten Stamm wie dem der Sugambrer natürlich schwer in Einklang zu bringen, was schon den Anschein weckt, dass Tiberius hier mit taktischem Kalkül vorging. Diese umgesiedelten Sugambrer und Sueben haben auch ihre ureigene germanische Sprache bzw. ihren Dialekt im neuen linksrheinischen Siedlungsraum nördlich der künstlich gezogenen Uerdinger Linie verbreitet und auch jene die zurück blieben, haben ihren sugambrischen Dialekt östlich von Köln beibehalten. So wird auch vor diesem historischen Hintergrund diskutiert und gerätselt, ob es sich bei den Sugambrern gar noch um Kelten bzw. um ein Mischvolk aus Germanen und Kelten gehandelt haben könnte, denn die germanische Südexpansion weit vor der Zeitenwende nahm in den Grenzgebieten zum Keltischen einen anderen Verlauf und gewann dadurch eine abweichende Dynamik. Der in der Rheinfränkischen Region des Ripuarischen verbreitete typische kölsche “Singsang” Dialekt lässt sich von den Menschen im salfränkischen Dialektraum des Klever Landes kaum zuordnen und oftmals auch nicht aussprechen. Möglicherweise kennzeichnet diese Art der Betonung bereits den Übergang zum ehemalig keltisch besiedelten Teil der Eifel in den die Rheinfranken ab dem 4. Jhd. vordrangen. Und es verdeutlicht wieder einmal, dass Rheinfranken eben keine Salfranken waren, obwohl man gewohnt ist, sie in einem Atemzug zu nennen. Die sugambrischen Fürstennamen Baitorix sowie dessen Sohn Deudorix erinnern in der Tat auch sehr an die berühmten Keltenfürsten Cingetorix vom Stamm der Treverer und Vercingetorix den Arverner und die Ostgrenze der keltischen Treverer reichte wie die der Mediomatriker vor 2000 Jahren auch noch bis ans linke Rheinufer. Von der Existenz eines „limitemque a Tiberio“ erfahren wir immerhin dank Tacitus wenn auch “nur” an einer einzigen Stelle, dass nämlich Germanicus diesen “limitemque” also jene tiberianische Grenzanlage auf seinem Marserfeldzug 14 + kreuzen musste. Wo sie sich genau befand, wie sie aussah, woraus sie bestand, wie lang oder wie breit sie war, von woher sie kam und wohin sie führte ist unbekannt. Aber die Grenzanlage muss dort zu finden sein, wo sie Germanicus auf seinem Weg nach Osten zu den Marsern antraf. Meiner Theorie folgend müsste die Grenze da gelegen haben, wo sich die östlichsten Siedlungsgebiete der zurück gewichenen Sugambrer befanden, in die sie entkamen und wo sie später Tiberius möglicherweise unter Auflagen duldete. Ihre Siedlungsgebiete lagen damit aber immer noch innerhalb der römischen Interessenssphäre bzw. des römischen Kontrollraumes und östlich davon begann das heutige Sauerland mit seinen waldreichen und klimatisch ungünstigeren Siedlungsbedingungen, das aufgrund der tiberianischen Sicherungsstrategie vom Reich auch nicht mehr beansprucht wurde. Man kann auch sagen, ab hier siedelten die freien Germanen und die Restsugambrer waren gezwungenermaßen die letzten “Rom treuen”. Dort befindet sich heute das Bergische Land. Die Wohngebiete jener Sugambrer die sich 8 – dem Zugriff Roms durch Flucht in ihre äußersten östlichen Randgebiete entziehen konnten, haben ihren Fußabdruck dank eines ihnen eigenen Dialektes hinterlassen, den man heutzutage “ostbergisch” nennt. In diesem übrig gebliebenen etwa fünf und neunzig Kilometer langen aber nur maximal etwa 9 km breiten ostbergischen Dialektstreifen erkenne ich einen Anhaltspunkt für die Lokalisierung des ehemaligen sugambrischen Siedlungsgebietes. Anhand dieses Gebietsstreifens der vom, ich nenne es mal früheren “Großsugambrien”, übrig geblieben ist, lässt sich in etwa abschätzen, wie weit sich ihr Siedlungsraum vor dem Jahre 8 - nach Westen zum Rhein hin, vor der Zwangsumsiedelung ausgedehnt haben könnte. So kann man in etwa auch abschätzen, wo sich ihr möglicherweise mittig gelegener Hauptort befunden haben könnte. Ich nenne es mal die Schulter des “ostbergischen Sprachärmels” beginnt in etwa ab der Höhe von Duisburg und Mülheim an der Ruhr und schiebt sich dann als dieses rätselhafte dialektische Relikt, wie ein Keil nach Südosten. Und diesen “Sprachschlauch” gibt gewissermaßen auch die Topographie vor, denn südlich von Mülheim an der Ruhr werden gegenüber der flachen westfälischen Bucht und des Rheintales die landschaftlichen Gegebenheiten unübersichtlicher. Denn ab dem Ruhr Tal nach Süden hin, machen sich die ersten Vorboten des bergischen Landes, bergisch in diesem Sinne mal abgeleitet von gebirgig, bemerkbar. Von hier aus bis in Richtung Sieg, tat sich für die Stämme des "Barbaricum" ein stetes und gerne genutztes Einfalltor auf, um auf versteckten Wegen schnell und unerkannt zum Rhein vorstoßen zu können, wo sich Beute machen ließ. Genau diese Vorstöße galt es für das römische Reich nach der Varusschlacht dauerhaft zu unterbinden und so sah der Feldherr Tiberius die beste Lösung darin anzuordnen, dass der Grenzverlauf vom Rhein wie eine Art Landwehr weiter ins Landesinnere zu verlegen ist, um diese Lücke wenn auch nicht ganz zu schließen, so aber doch beherrschbarer zu machen.
Er legte aber einen Grenzstreifen aus dem ostbergischen Sprachkorridor zwischen Duisburg und Oberhausen heraus mit dem geeignetem Abstand zum Rhein auch nach Nordwesten in die Richtung der heutigen Niederlande, wo ihm der Verlauf der Issel nach Norden gelegen kam und wie es sich auch dort noch dialektisch gut nachweisen lässt. Denn der Fluss Issel bildete wie auch in späterer Zeit die Bergische Landwehr, die Grenze zwischen den christlichen Franken und den heidnischen Sachsen. Und auch an der Issel übernahm man wieder die alte Grenzziehung in dem sie die Westgrenze des Bistums Münster zum Erzbistum Köln darstellte. Dieser Grenzstreifen besser bekannt unter dem Namen Klever Landwehr war das nördliche Pendant zur Bergischen Landwehr. Ihre Länge betrug etwa vierzig Kilometer und führte von Hünxe an der Lippe über Römerrast und Isselburg bis in die Nähe von Anholt, wo sie noch heute nachweisbar ist. Nicht nur die Klever Landwehr wurde im Rahmen umfangreicher und jahrelanger Forschungen von Professor Dr. Jacob Schneider (* 10. September 1818 in Trier - † 17. März 1898 in Kleve) akribisch untersucht und es empfiehlt sich daher ganz besonders dass Studium seiner lokalen Abhandlungen. Zweifellos ist aber der Untersuchungsraum aufgrund der Lippelinie nach Osten, dem großen römischen Standlager bei Xanten und den diversen Kastellen an der Lippe archäologisch ergiebiger als der Bergische Abschnitt, dafür kann die Klever Landwehr nicht mit dem Sprachkuriosum aufwarten die der sugambrische Sprachkeil hinterlässt. Professor Schneider verglich zahlreiche Landwehr Strukturen und antike Wegeführungen mit römerzeitlichen Bauten und Befestigungen am großen Limes, stieß auf Signalhügel die er Wartberge nannte und gab der Klever Landwehr den Namen Limes Transrhenania. Mangels eindeutiger Funde wollte ihm bekanntlich die moderne Wissenschaft nicht folgen. Auch bei der historischen Beschreibung der Burg Werth in Isselburg geht man unter Bezugnahme auf den “limitemque a Tiberio” davon aus, dass er möglicherweise mit der Klever Landwehr identisch sein könnte. Deprimierend ist allerdings wie er schon in der Mitte des 19. Jhd. oftmals feststellen musste, wie umfangreich die Zerstörungen an den historischen Hinterlassenschaften schon waren und wie sie sogar noch während seiner Untersuchungen statt fanden. Dem nur etwa zwanzig Kilometer langen Anschlussstück der Klever Landwehr von Hünxe bis an den Bergischen Limes im Raum Oberhausen dürfte man auch noch problemlos auf die Spur kommen. Bei der Betrachtung beider Landwehrstrukturen abgerückt vom Rhein stellt man sich doch immer wieder die Frage nach dem Ursprung zu dem ich eine Antwort geben möchte. Denn warum hätten die Franken gerade an dieser Stelle im Schnitt etwa zehn im nördlichen Abschnitt bis dreißig Kilometer im südlichen Abschnitt vom Rhein entfernt ihre umfangreichen Landwehren errichten sollen. Doch wohl nur, weil sie dort bereits aus früherer Zeit existierten und weil sie vielleicht sogar noch auf ältere Strukturen stießen und diese teilweise für sich nutzbar machen konnten und weil sie dort immer schon eine große Bedeutung für die Landesverteidigung besaßen. Und last but not least, weil jeder im Lande die Bedeutung dieser für die Ewigkeit geschaffenen Grenzziehungen bestens kannte. Und sicherlich tobten natürlich auch die späteren Sachsenkriege um diese Landwehren. Um die Jahre 691 bis 693 muss es aber wieder eine verhältnismäßig ruhige Zeit am “Sachsenlimes” gegeben haben, denn sonst wären die Brüder Ewaldi nicht so tief, vermutlich bis Dortmund nach Sachsen vorgestoßen, wo sie dann nahezu erwartungsgemäß auch den Märtyrertod starben.
Auf ganzer Länge löste bzw. rückte er die Grenze vom Rhein, also vom Fluss ab und funktionierte sie zu
einem “trockenen” Limes um. Jedoch verlor sich der Grenzstreifen den Tiberius nördlich der Ruhr nicht in jenen schmalen Dialektschlauch wie es dem ostbergischen südlich davon erging, da es im Norden nicht zu den sugambrischen Umsiedelungen und damit verbunden auch zu keinen Dialektnischen kam. Der nördliche Land Limes ab Duisburg rechts des Rhein hatte auf ganzer Länge Dialektkontakt zum linksrheinischen Sprachengebiet in das Tiberius die Masse der Sugambrer umsiedelte. Mit diesen von Tiberius an besonders neuralgischen Grenzabschnitten ins Leben gerufenen und vermutlich nicht durchgängig gestalteten Sicherungsmaßnahmen, die es für die Forschung aufzuspüren galt, schuf sich Rom die nötige Pufferzone für seine nach vorne gewandte bzw. vorgeschobene Verteidigungslinie, die man heute Vorwärtsverteidigung nennen würde. Die Methode durch Hecken verstärkte Schutzwälle auch bestehend aus Erdmassen über größere Strecken zu errichten, könnte Tiberius von den Nerviern her gekannt haben und sie mögen ihm vermutlich als Vorbild für seine Grenzmarkierung östlich des Rheins gedient haben. Diese Strukturen kannte auch bereits Cäsar denn sie wurden von ihm erwähnt. Im Klever Land sind vergleichbare spätere Schutzwälle sogar noch heute sichtbar und stehen unter Denkmalschutz. Heimatforscher führten das Prinzip ihrer Bauweise bereits im 19. Jhd. auf Tiberius zurück, der sie gegen die keltischen Menapier angelegt haben soll. Jüngere Forschergenerationen mochten diesen Überlegungen mangels handfester Beweise auch verständlicherweise nicht folgen. Für diese Landwehr artigen Strukturen die neben Wallanschüttungen auch aus niedrig gehaltenen Gehölzen mit Dornbüschen durchsetzt bestanden, sind unter anderem Begriffe wie Hecke, Landheege, Gedörn oder Gebück überliefert. Die römischen Landvermesser werden für den Land Limes folglich die erste grobe Linienführung vorgegeben haben und die vorhandene oder dort angesiedelte von Rom abhängige germanische Bevölkerung wird sie im Zuge von Frondiensten ausgeführt haben müssen. Natürlich sind diese frühen Grenzanlagen  nicht zu vergleichen mit dem uns allen bekannten großen Limes späterer Jahrhunderte aber sie erfüllten ihren Zweck und entwickelten sich zum Erfolgsrezept, denn diesem System verdankte Rom eine lange Phase verhältnismäßiger Ruhe an der niedergermanischen Ostfront, auch wenn der Bataveraufstand bewies, dass der Feind auch aus einer anderen, nämlich aus der nördlichen Richtung kommen konnte. Als man den Bau der 550 Kilometer langen Sperranlage des "Palisadenlimes" in Angriff nahm, sollten auch noch fasst zweihundert Jahre vergehen und in der Zwischenzeit gab es auch technologische Fortschritte die in der römischen Kaiserzeit noch nicht genutzt werden konnten. Das erste Kastell auf der rechten Seite in Rheinbrohl wurde schließlich erst im späten zweiten bzw. frühen dritten Jahrhundert errichtet. Zweifellos werden die ersten grob umgesetzten Limes artigen Bauwerke die noch im Versuchsstadium steckten römische Präzisionsarbeit missen lassen, aber ein Anfang war gemacht. Und realistisch betrachtet dürfen wir uns diesen frühen Grenzschutzstreifen auch nicht wie einen durchgehenden unüberwindbaren Grenzwall vorstellen, obwohl der „limitemque“ mit Grenzwall übersetzt wird. Eher wird seine Symbolkraft im Vordergrund gestanden haben, als sein für die Verteidigung gedachter militärischer Zweck. Angreifenden Germanen dürfte immer bekannt gewesen sein, wo sie auf Sperr- oder Grenzanlagen stoßen würden, denn sie waren kein Geheimnis und Informanten gab es in allen Zeiten. Man wird sie in der Anfangsphase zuerst an markanten Streckenabschnitten im Gelände errichtet haben, gleich einem Schlagbaum, der sich auch nur an einer viel genutzten Wegeverbindung befindet. Vermutlich erinnerte die früheste Bauweise auch mehr an eine kahle oder vegetationsarme Schneise auf der man vorher die höheren Bäume für eine freie Sicht gefällt hatte. Mit Gebück verstärkte und mit Dornen durchsetzte Landwehren behielten auch nur solange ihren abschreckenden Wert, wie sie nicht im Zuge der Wachstumsphasen überwuchert wurden und aus wuchsen. Wurden sie höher, so verloren sie an Dichte und waren leichter zu durchdringen und zu überwinden. Wildtiere vor allem die Größeren unter ihnen dürften ihre Wege ebenfalls durch die Landwehr gefunden, Pfade hinterlassen haben und je nach Jahreszeit ließ sich alles durch das Legen von Feuer schnell unbrauchbar machen, zumal wenn man zu viel trockenes Material verbaute. So waren sie sehr, wie man heute sagen würde "wartungsintensiv", mussten immer wieder klein gehalten also beschnitten werden um ihre Funktionsfähigkeit nicht gänzlich zu verlieren und welcher Germane wollte sich schon diese Pflichten freiwillig aufladen. Und so wie man sich unsere Vorfahren vorstellt, werden sie sich ein Vergnügen daraus gemacht haben die Wirkungslosigkeit unter Beweis zu stellen. Aber im Zuge ihrer langen Existenz wuchs trotzdem auch der Respekt vor dieser grünen Grenze, den man ihr letztlich zollen musste, denn Überschreitungen in kriegerischer Absicht wurden sicherlich konsequent und auch willkürlich geahndet. Das Ziel von Tiberius war es letztlich nicht eine unüberwindbare Grenze errichten zu lassen, denn den psychologischen Wert stufte er höher ein, als die Abschreckung durch Wall oder Graben. Und diese wenigen wirklich stabilen Grenzanlagen aus römischer Zeit auch heute noch im Gelände aufzufinden würde schon an Zufall grenzen. Zumal in einer Zeit in der selbst römische Bodenfunde wie Münzen trotz guter zeitlicher Zuweisung aufgrund ihrer Prägung auch immer andere Schlüsse zulassen. Denn sogar eine Münze geprägt 14 + kann auch Jahrzehnte später in den Boden gelangt sein. Aber dank Dendrochronologie oder Radiokarbonmethode stehen noch andere Möglichkeiten zur Verfügung vergängliche Materialien zeitlich zu bestimmen. Vielleicht findet sich noch eine tiberianische im Moor versunkene Eiche dort, wo auch sein Limes verlief. Die Chance sie noch aufspüren zu können. könnte noch am ehesten da gelingen, wo bekannte Altstraßen an Flussläufen den tiberianischen Land Limes kreuzten, so wie es auch Germanicus tat, als er auf einem jener Alten Wege von West nach Ost marschierte. Bereits Cäsar wollte sich den Rücken gegen die Germanen östlich des Rheins frei halten, was seine diversen massiven und mit brachialer Gewalt ausgeführten Kämpfe auf der rechte Rheinseite bezeugen, die uns überliefert sind und die er wie uns bekannt ist, zum Zwecke einer Strategie der Einschüchterung praktizierte. Aber an einen Schutzwall dachte Cäsar damals sicherlich noch nicht, denn auch er konnte den Ausgang der Varusschlacht nicht voraus ahnen. Aber die Einschüchterung war auch Teil der Strategie von Tiberius. Und Cäsar ließ mit seinem Verhalten bereits die Notwendigkeit erkennen, die rechte Rheinseite verstärkt in die Abhängigkeit von Rom überführen zu müssen dem Tiberius folgte. In der Germania magna sollte man wissen, dass westlich dieser tiberianischen Linie die Germanicus 14 + queren musste, die Interessenssphären des römischen Reiches begannen und nicht erst am rechten Rheinufer. So schuf der Ausgang der Varusschlacht schon erste territoriale Fakten,noch lange bevor der große Limes ab Rheinbrohl errichtet wurde. Das Bergische Land wurde dadurch vermutlich zum frühen Testgelände erster Limes artiger Strukturen auf germanischem Boden. Dieser Teilabschnitt war wie damals auch das Lager Aliso an der Lippe wie eine psychologische Warnung an die Adresse der Germanen zu verstehen, von wo ab man gedachte ernst zu machen. Eben ein Zeichen von Stärke das man "vor die Stirn der Feinde" setzte. Dieser Abschnitt der römischen Ostaußengrenze stellte aufgrund der häufigen Germaneneinfälle aus dieser Region sicherlich in jener Zeit den bedrohlichsten Abschnitt der gesamten römischen Germanengrenze dar, denn hier vor den Toren von Köln endete auch ein langer Korridor der weit im Osten in der Egge seinen Anfang nahm und den die Völker immer schon nutzten, wenn sie zum Rhein wollten. Tiberius zeigte hier an einer taktischen verwundbaren Stelle eine militärisch plausible Reaktion und es war die richtige Antwort, denn wenn man angreifenden Germanen erst am Rhein Einhalt gebieten wollte, verlor man viel Reaktionszeit, wodurch sich die Mobilisierung der eigenen Streitkräfte verkürzte, was natürlich unnötige Gefahren herauf beschwor. Er sollte von der Anlage her rein strategischer Natur sein und war nach den gewaltigen Schlachten in jener Zeit noch weit davon entfernt eine friedliche Handelsgrenze zu sein, über die später mal die Warenströme jener Zeit abgewickelt werden sollten. Die Landwehr sollte einem vorwarn ähnlichen Korridor gleich kommen in dem die römische Kavallerie die Bereitschaftspolizei jener Zeit, beliebig agierte und regelmäßige Gesinnungskontrollen machte bzw. den Grenzabschnitt inspizierte. Nur Germanen die sich als zuverlässige römische Vasallen erwiesen, waren hier erwünscht und wurden auch für die Grenzerrichtung eingesetzt. Aber vor allem waren sie im Notfall die, die für das Imperium die Kohlen aus dem Feuer zu holen hatten, denn sie waren die ersten auf die der Feind traf und natürlich hielten die freien Germanen sie abwertend für Römlinge. Rechts der tiberianischen Grenzlinie lebten die unabhängigen Germanen die sich ihre Distanz zum Reich bewahrten und links davon die in ihren Möglichkeiten eingeschränkten eher unfreien und möglicherweise auch geknechteten Germanen. Es war quasi ein unter römischer Hoheit stehendes und von Germanen nach der Sugambrer Deportation erst noch schwach besiedeltes Land, was in den Anfangsjahren mehr einem Niemandsland glich. Und es wurde ungeachtet der vorhandenen Siedlungen willkürlich gewählt, da nur der nötige Sicherheitsabstand zum Rhein der Ausschlag gebende Faktor war und nur dieser zählte. Diesen schmalen Gebietsstreifen an deren östlicher Seite der tiberianische Grenzwall verlief durfte fortan im Vorfeld bis zum Rhein nur die besagte Rom ergebene germanische Bevölkerung besiedeln. Und in dieser kritischen Siedlungszone dürfte auch wie ich schon ausführte vor dem Jahr 8 - das ehemalige Siedlungsgebiet der aufsässigen und angriffslustigen Sugambrer zu suchen sein. Rom sah sich gezwungen jene räuberischen Germanen aus diesem grenznahen Streifen östlich von Köln entfernen. Ein Gebiet aus dem auch Nahrungslieferungen erfolgten, es also auch die Funktion eines Speckgürtels innehatte und aus dem es auch Zufuhren von Rohstoffen wie die Abbauspuren am Drachenfels belegen oder Erzimporte aus dem Siegerland gab, musste man fest in der Hand behalten. Die auch anhand von Dachziegeln jüngst nach gewiesenen römischen Brennöfen also Handwerksbetriebe im Raum Bergisch - Gladbach bezeugen die Intensität der Aktivitäten in diesem okkupierten Bereich. Und von Tacitus werden die Sugambrer für das Jahr 14 + auch schon gar nicht mehr erwähnt. Mit der Umsiedelung dieser, nach römischer Lesart etwa 40.000 sugambrischen Störenfriede, schuf Tiberius östlich des Rheins das besagte Vakuum, in dem er weite Teile des Landes entvölkerte. Möglicherweise wurden in diese Region auch Teile der Ubier angesiedelt. Wie sich die verbliebene Bevölkerung nach der Entscheidung im ehemaligen Sugambrerland eine Grenze zu installieren, zusammen gesetzt haben könnte, wissen wir natürlich nicht, aber die rechtsrheinisch bis zum ostbergischen Korridor feststellbaren Dialekte die sich ins Linksrheinische fortsetzen machen deutlich., dass der doch hier schon recht breite Rheinverlauf keine Dialektgrenze ist. Ich spekulierte bereits, dass sich ein militärisch geschwächter Rom unterworfener Rumpf- anteil der Sugambrer in den ehemaligen Siedlungsgebieten halten konnte und im östlichen Teil des Vertreibungsgebietes sesshaft blieb, wenn er sich nur gegenüber Rom als zuverlässig und anpassungsfähig erwies. Im Verlauf der Jahrhunderte brachte daher diese Region eine Bevölkerung hervor, die immer mit einem Bein im Imperium stand und die sich schon fasst als Römer fühlten, aber mit dem anderen Bein in Germanien fußte. In Krisenzeiten waren die in der Pufferzone lebenden Menschen die, die zuerst die politische Klimaverschlechterung zu spüren bekamen. Es entwickelte sich daher an dieser römischen Demarkationslinie die in der englischen Sprache zutreffender Weise “grüne Grenze” genannt wird ein Typus Mensch heraus, der diesem besonderen Spagat des kleinen Grenzverkehrs damaliger Weltpolitik Rechnung tragen musste. In diesem Vorhof des römischen Reiches blickte man nach Osten und Westen gleichermaßen um die jeweilige “Großwetterlage” rechtzeitig erkennen zu können. Denn es war für sie Überlebens wichtig ein Gefühl für die jeweiligen Machtverhältnisse zu entwickeln. Und noch heute sagt man dem bergischen Menschenschlag eine besondere Sturheit nach, die aus einer ätzenden Polemik besteht und die ihres Gleichen sucht. Aber woher aber mag dann diese unübersehbare und gewaltige Mentalitätsgrenze zwischen dem ostbergischen verschlossenen Menschen und dem seiner "sing sang" Sprache verfallenen Ripuarier kommen, die zutreffend in der Beschreibung zum Ausdruck kommt, dass beide vor allem eines gemeinsam hätten, nämlich das sie keine Gemeinsamkeit hätten, wenn es sich doch "angeblich" immer um Franken handelte die nebeneinander siedelten und denen man die gleiche Lebensweise unterstellte ? Haben wir da doch noch was übersehen und gab es da zwischen Rheinfranken und Salfranken etwa noch eine dritte Komponente, die die Menschen nicht so recht zusammen führen wollte ? Konservierten sich diese Ostbergischen eine unbeugsame Substanz, die ihnen dabei half die Zeiten zu überdauern, in der sie die Faust in der Tasche ballen mussten und die sie irgendwann mal gegen ihre Unterdrücker richten wollten ? Auch auf dieses interessante Thema bzw. den Zwiespalt beider Volksgruppen bin ich noch in einem der folgenden Abschnitte näher eingegangen, denn es birgt unerklärlichen Zündstoff in sich, der in der Seele eines noch strukturell im germanischen verhafteten Menschen und einem kulturell galloromanisch geprägten Menschen zu finden sein könnte und dem auch eine zwischenzeitliche Völkerwanderung nichts anhaben konnte. Ein Ripuarier war eben doch kein Salfranke und die Ostbergischen waren den sugambrisch geprägten Salfranken verbunden. Die dritte Komponente ist für mich das Keltentum. Lesen wir, dass es zu Cäsars Zeiten unter anderen auch die Sugambrer waren, die den Rhein für ihre Raubzüge überschritten, so folgten ihnen etwa 340 Jahre später unterstützt von Ampsivariern und Chatten die Rheinfranken um linksrheinische Gebiete zu verwüsten. Vor unserem inneren Auge schwebt uns ein Bild vor, wie wilde und zu allem entschlossene, sattellose, germanische Reiterhorden auf struppigen Pferden etwa Isländern oder Tarpanen die arme römische Landbevölkerung tyrannisieren und berauben. Wen die Sugambrer aber tatsächlich antrafen und schädigten waren abgesehen von den wenigen Oppida also den Stadt ähnlichen Ansiedelungen in erster Linien die von Rom unterjochten Kelten bzw. Gallier die die mühsame Feldarbeit verrichten mussten. Eine zivile römische Bevölkerung aus dem heutigen Italien dürfte es um die Zeiten der Sugambrer noch kaum gegeben haben, denn welchen Südländer trieb es damals schon in den rauen Norden. Alles war in der römischen Welt in der ersten Phase der Okkupation in Germanien um die Jahrtausendwende zuerst in Garnisonen strukturiert, und auf Kastelle konzentriert und das Militär bildete die Oberschicht, fasst so wie später bei den Preußen. Bevor jene fügsamen Gallier und römischen Veteranen hinzu kamen, die die Landgüter aufbauten und organisierten. Die Einheimischen zwischen Mosel und Rhein sprachen aber ihren gewohnten keltischen Dialekt und das noch sehr lange und waren aus Sicht der freien Germanen zu einem wehrlosen und unterdrückten Volk geworden, dass den Widerstand gegen die römische Zentralmacht gezwungenermaßen aufgegeben hatte. Ihre Stimmen, ihre Gespräche und der Klang ihrer Gesänge und Lautäußerungen war für die Sugambrer eine andere Welt und davon unterschieden sich die nördlich orientierten Germanen diametral. Nur hierin liegt daher auch meines Erachtens die Wurzel für die tief sitzende Kluft zwischen Germanen und Welschen. Hier verbarg sich eine Distanz, mit der sich Rheinländer und Westfalen auch später noch begegnen sollten und die sich auch im Zuge der fränkischen Besiedelung nicht auflöste, da man sie verinnerlicht hatte. Sie vermischte sich nur im Laufe der Jahrhunderte um sich aber in zeitlich schwierigen Epochen unter politisch unliebsamen Bedingungen wieder schnell Gehör zu verschaffen. Die große Sprachgrenze der Neuzeit verlief einst wenige Kilometer vor Metz ist aber nach 1945 stärker an die deutsch/französische Außengrenze heran gerückt. Dem Mischungsverhältnis geht man seit geraumer Zeit auch auf dem Wege der Dialektforschung nach und filtert dabei immer wieder neue und erstaunlich viele Worte keltischen Ursprungs heraus. Mit der römischen Unterdrückung der keltischen Bevölkerung wurden oftmals auch deren Siedlungen aufgegeben, überbaut oder es entstanden römisch geprägte Zivilisationen. Ein gutes Beispiel dafür ist das einstmals fünfzig Hektar umfassende keltische nunmehr Martberg genannte Oppidum, das der Neugründung von Cardena dem heutigen Treis - Karden unmittelbar an der Mosel gelegen weichen musste. Der noch dem keltischen Gott Linus gewidmete Tempel von Martberg überdauerte sogar das Ende der keltischen Stadt und verschwand erst im 4. Jhd. im Zuge der Christianisierung. Von Martberg einem der Hauptorte der keltischen Treverer bis zum Rhein sind es nur 22 Kilometer und bis zur sugambrischen Stammesgrenze die ich nördlich von Bad Honnef verorte, nur 71 Kilometer. Hier waren für die Germanen also keine großen Distanzen zu überwinden, wenn sie in Kontakt treten wollten, mit der alten anders sprechenden Kultur der keltischen Welt der Treverer. Dass es einen Kontakt zwischen beiden Etnien gab, beweist auch die Flucht jener Teile des Treverer Fürstenhauses, die sich dem Zugriff Cäsars entzogen und sich vermutlich zu den Sugambrern begaben, obwohl es auch Spuren ihres Verbleib ins Münsterland gibt. Während sich die Kelten an Mosel und Saar noch gegen die germanische möglicherweise suebische Gefahr aus dem Norden zur Wehr setzten konnten, hielten sie dem römischen Druck unter Cäsar nicht mehr stand und verloren noch vor der Zeitenwende ihre stammesgeschichtliche Eigenständigkeit auch auf heutigem deutschen Boden. Die Grenzziehung des Tiberius Limes entstand unter den römischen Landvermessern natürlich nicht auf dem Reißbrett, denn wie wir es auch vom späteren großen Limes her wissen, nutzte man für derartige Grenzen besonders die Kämme der Höhenlagen und vermied die neuralgischen Abschnitte die der Feind einsehen konnte. Und diese tiberianische Grenze gewann später um so mehr an Bedeutung, wie sich die Lage im Reich zu destabilisieren begann. Brauchte man in der römischen Kaiserzeit die Germanen noch als willige Auxiliareinheiten um mit ihnen andere Germanenstämme zu bekriegen oder gar dem Wunsch nach hing die Reichsgrenze an die Elbe zu verlegen, so besann man sich in Germanien und das vielleicht auch erstmals unter Tiberius darauf, sie nun als Verteidiger der eigenen Reichsgrenzen mit in Stellung zu bringen. Das Imperium nutzte dieses Bevölkerungspotenzial auf Basis einer neuen "Nachvarianischen" Doktrin nun nicht mehr nur in der Offensive, sondern polte sie langsam auf Reichsverteidigung um. So wurden sie zu Hilfskräften einer pragmatischen Politik, wobei man den Schwerpunkt bereits auf eine vorsichtige partnerschaftliche Annäherung und Zusammenarbeit legte und man versuchte die Germanen auf diese Weise zu willigen Vasallen und Untertanen Roms zu erziehen. Die Distanz die zwischen alten und neuen sugambrischen Siedlungsgebieten lag war nicht unüberwindlich und so wird auch weiterhin ein Kontakt bestanden haben, wie auch immer er ausgesehen haben mag. Denn die Wohnsitze der Sugambrer waren nur durch den Rhein von einander getrennt und der war vor 2000 Jahren beileibe noch keine schnell fließende verbaute und unüberwindbare Großschifffahrt Straße, sondern ein mehr armiges Gewässer mit vielen seichten Bereichen. Die mit Tiberius einsetzende strukturelle Kursänderung zuvorderst auf die Verteidigung zu setzen die sich aber später auch als eine Tür in Richtung Handel öffnen sollte, löste über die Jahrhunderte betrachtet den langsamen Prozess der Annäherung aus. Die tiberianische Landwehr stabilisierte sich und wuchs über die Generationen zu einem fixen Bestandteil in den Köpfen der Menschen heran. Rechts galten die Gesetze der Germanen, links die Pax Romana. Der Status quo wurde zur Normalität. Die Landwehr des Tiberius beruhigte die Lage gegenüber der alten germanischen Varusallianz und entwickelte sich über die Jahrhunderte betrachtet zu einem Erfolgsmodell. In Süddeutschland hingegen, begann man bereits den Rhein als letzte Rückzugslinie ins Auge zu fassen, nach dem die Alemannen den Palisadenlimes 266 + überschritten hatten. Ich möchte jetzt noch einen kurzen Exkurs ins 4. Jhd. und in die Endphase des Imperiums machen. Noch bevor in der Silvesternacht des Jahres 406 der Rhein bei Mainz von einer großen Anzahl germanischer Krieger, die sich aus unterschiedlichen Stämmen zusammen setzte überschritten wurde, wodurch die römische Vorherrschaft in Germanien endgültig beendet werden sollte, wankte auch in Niedergermanien das Imperium. Denn schon 54 Jahre davor im Jahr 352 + fielen die ersten Germanenstämme in die galloromanischen Siedlungsgebiete westlich des Rheins ein, wo sie sich fest setzten, die man später Rheinfranken nannte.
Unter Rheinfranken fasst man nach gängiger Lesart alle jene Stämme zusammen, die um diese Zeit vor allem am niederrheinischen Limes ihre Siedlungsgebiete nach Westen über den Rhein schoben. Die fränkische Sammlungsbewegung ließ sich anhand ihrer Mundart zuordnen und ihre Dialekte wurden im so genannten Rheinischen Sprachfächer zusammen gefasst, der sich vereinfacht ausgedrückt von Speyer bis Holland erstreckt. Darin begründeten die Rheinfranken je nach alter Tradition und früherer Stammeszugehörigkeit den "süd" niederfränkischen und den ripuarischen Sprachraum. Innerhalb dieses Fächers vermischten sich die neuen Dialekte mit den Sprachen der dort schon vor der fränkischen Einwanderungswelle vorhandenen germanischen und keltisch durchsetzten Bevölkerung. Allerdings kann ich in den Stämmen oder Völkern die den Mittelrhein südlich von Bad Honnef überschritten aufgrund der dialektischen Forschungsgeschichte die im hessischen Raum ihren Ausgang fand und daher auch noch dahin zurück reicht, keine Franken erkennen. Nach mehrfachen Auseinandersetzungen des Imperiums mit eben jenen Rheinfranken die zwischen 352–389 stattfanden, beendete Valentinian II diese Kämpfe im Jahr 388/389 mit einem Friedensabkommen. Aber damit ließ sich die Lage an der römischen Rheinfront schon nicht mehr beruhigen bzw. zu Gunsten Roms stabilisieren, denn es kam zu weiteren Kämpfen zwischen den Legionen und den Rheinfranken die sich noch bis in die Mitte des 5. Jhd. bis zum definitiven Ende des Imperiums hinziehen sollten. Im Zuge dieser 100 Jahre andauernden mehr oder weniger heftigen Scharmützel zwischen Franken und Römern, die sich zwischen 350 + und 450 + zutrugen, berichtet auch die heutige Geschichtswissenschaft, dass ein niederrheinischer Limes von den Rheinfranken “durchbrochen” wurde, so als ob derartiges möglich wäre. Denn einen Fluss wie den Rhein kann man sicherlich nicht durchbrechen. Es wird also vorsichtig formuliert und nicht definiert, ob es sich dabei um den “nassen” Rhein oder den “trockenen” Limes handelte. Anzunehmen ist, dass die Experten damit nur den “nassen” Limes meinten. Doch wie vollzog sich eigentlich der Einfall sowohl der Rheinfranken im südlichen Rheinabschnitt als auch der Salfranken im nördlichen Teil ins Imperium Romanum der zum Ende der römischen Macht in Germanien führen sollte. Mangels besseren Wissens geht die Geschichtsforschung von einem nebulösen Sog aus, der viele altgermanische Stämme im heutigen Nordrhein Westfalen und Hessen erfasste, die in den Jahrhunderten nach dem Jahr Null zum Volk der Franken verschmolzen. Es werden in der Regel jene alten germanischen Kleinvölker genannt, die uns schon seit der Varusschlacht ein Begriff sind. Wer von ihnen sich aber nun genau am “Sturm auf Köln” und die linksrheinischen Regionen beteiligte, lässt sich nicht sagen.  Da das römische Reich bereits ab der Mitte des 4. Jhd. massiv an Wehrhaftigkeit verlor, bedurfte es an ihrer Nordostflanke keiner gewaltigen germanischen Kraftanstrengung mehr um das Kartenhaus zum Einsturz zu bringen. Horden von Germanen die sich gleichzeitig in breiter Front ins Reich ergossen wird es nicht gegeben haben. Der Prozess war eher schleichender und zermürbender Natur. Um an den Fall der innerdeutschen Mauer anzuknüpfen kann man es wohl eher als eine Abstimmung mit den Füßen bezeichnen. So werden sich die Bewohner einer linksrheinischen römischen Villa Rusticae im Verlauf dieser Zeit einem plötzlichen und unvermittelten Zuwachs von rechts des Rheines ausgesetzt gesehen haben. Mal wollten sie sich vielleicht nur satt essen aber oft blieb es nicht dabei. Als die Rheinfranken 352 + erstmals den Rheinlimes überwanden standen die Hunnen noch so weit im Osten, dass diese Bewegungen nicht mit der späteren großen Völkerwanderung verwechselt werden sollten. Wie viel Germanen der neuen rheinfränkischen Fraktion waren also nötig um das Reich endgültig zu bezwingen. Die Forschung ist sich uneins von wo aus die Stämme aufbrachen um das römische Reiche zur Geschichte werden zu lassen. Reichten schon kleinere germanische  Bewegungen aus den Rhein nahen östlichen Regionen aus um das Reich in der Endphase zu Fall zu bringen, oder waren dazu Stämme aus den Tiefen Germaniens nötig um es endgültig zu bezwingen bzw. war deren Hunger nach neuem Siedlungsland der treibende Faktor. Es stehen sich im Zuge meiner Überlegungen also zwei Varianten gegenüber. Die umfassende Völkerwanderung die die westfälische Bucht bis zur Weser einschloss, oder die kleinere die nur jene Germanen betraf und in Bewegung setzte die den Rhein schon nach wenigen Tagen erreichen konnten. Beginne ich mit der ersten Überlegung, dass es nämlich Germanen waren, die aus dem heutigen Osten Westfalens kamen, und den Rhein überschritten, wo man sich bessere Lebensbedingungen versprach. Viele von ihnen könnten sich dann mit dem Überqueren des grünen tiberianischen Land Limes, also noch weit vor dem Erreichen des Rheinufers de facto bereits am Ziel ihrer Wünsche gewähnt haben, denn sie wären nämlich mit den Bedingungen im römischen “Zwischen” Reich, dass schon dreißig Kilometer vor dem Rhein begann bereits zufrieden gewesen. Denn man fand sich damals schneller als man dachte in jenem Geländestreifen der domestizierten Germanen von Roms Gnaden wieder. Für die rechtsrheinischen “freien” Germanenstämme war die römische Reichsgrenze, was ihre Träume anbetraf über die Jahrhunderte hinweg zu einem eisernen Vorhang geworden und nun sollten es diese plötzlich wie einen Befreiungsschlag empfunden haben endlich in den Westen “reisen” zu dürfen ? Da es ihnen aber in erster Linie um Siedlungsland und bessere Lebensbedingungen ging, trafen folglich bereits zahlreiche Sippen der ehemals rechts des tiberianischen Land Limes lebenden Germanen schon vor dem Rhein auf die für sie geeigneten, auskömmlichen und guten Böden. Sie fanden aber auch Gegenden vor, die von anderen Germanen verlassen wurden, die bereits über den Rhein wechselten. Man schob sich in Wellen nach Westen, verharrte aber letztlich an der nachweisbaren "tiberianischen" Dialektgrenze. Die bis dato von den römifizierten Germanen bewirtschafteten und in der Zwischenzeit gerodeten und gut kultivierten Böden, beispielsweise zwischen Remscheid und Düsseldorf bzw. im Raum Bergisch Gladbach könnten demnach bereits große Teile der Neusiedler aufgenommen haben. So sollen diese freien Germanen also forsch und frei wie sie genannt werden gegen Ende des 4. Jhd. wie eine Welle aus der westfälischen Bucht kommend über die tiberianische Landwehr hinweg geschwappt sein. Dieser Einfall sollte er sich denn so zugetragen haben verlief allerdings für die im Grenzstreifen 8 - zurück gebliebenen Sugambrer, die dort im Auftrag Roms die grüne Grenze hielten, schadlos. Denn den östlicher siedelnden nun heran rückenden Germanenstämmen in deren Reihen sich möglicherweise auch Sugambrer befanden die damals noch bis zu den Marsern flohen konnten um der Umsiedelung zu entgehen, könnte bekannt gewesen sein, dass es sich bei den angetroffenen Sugambrern ursprünglich um einen Stamm handelte, der mal ein Teil von ihnen war. Möglicherweise erkannte man sich und ihre alte Verwandtschaft auch noch am Dialekt. Vielfach wird die Langlebigkeit bzw. das Erinnerungsvermögen der Völker sicherlich unterschätzt. Das heutige Bergische Land dürfte auch um die Mitte des 4. Jhd. da, wo es gute Böden gab bereits flächig besiedelt gewesen sein. Ob es aber landwirtschaftlich zusätzliche Neubürger ernähren konnte ist fraglich. Denkbar ist daher, dass es für die Oststämme wenig begehrenswert war um sich darin friedlich nieder zu lassen. Man übersprang demnach den schmalen sugambrischen Siedlungsstreifen und zog weiter in Richtung Rheintal und auch darüber hinaus. Fortan wurden auch diese einst zurück gebliebenen Sugambrer als Grenzgermanen von Rom nicht mehr gebraucht und sich selbst überlassen, denn die einstige römische Außengrenze existierte nicht mehr. Die Sugambrer saßen sozusagen zwischen zwei Stühlen und arrangierten sich mit dem neuen Leben. Die Zuwanderer aus den Gebieten östlich des tiberianischen Limes bevorzugten eher die günstige Topographie der daran anschließenden milderen und Niederschlags ärmeren Rheinterrassen. Eine Notwendigkeit den Rhein zu überschreiten war für diese Sippen daher auch nicht immer erforderlich. Mit dem sugambrisch/ostbergischen Dialektstreifen im Rücken und dem Rheintal vor sich, waren diese von weiter her zugewanderten Germanen bereits am Ziel ihrer Vorstellungen angekommen. Und damit wäre die theoretische Variante, dass starke germanische Bewegungen aus dem Hinterland weit östlich des tiberianischen Limes also noch bis zur Weser den Sturz Roms im Zuge der Besiedlung wesentlich mit herbei führten in kurzen Worten dargestellt und sie hört sich auch recht plausibel an. Nun aber zur Variante zwei. Denn wäre da nun nicht diese alte Sprachscheide, die es noch heute zwischen dem Rheinland und Westfalen, und die es nachgewiesenermaßen auch schon seit dem austrasischen Teilreich gibt, die aber im Ursprung dem tiberianischen Limes zu verdanken ist, so könnte das Kapitel " Woher kamen Franken " besser gesagt die Rheinfranken schon geschlossen werden.  Nun stelle ich aber eine Überlegung zur Disposition, die ich für zutreffender halte. Denn die germanischen Stämme rechts des tiberianischen Limes hatten wie es dialektisch zu erklären ist bzw. der dialektisch scharfe Schnitt beweist, gar nicht die Absicht den alten tiberianischen Land Limes auf Dauer zu überschreiten, sondern blieben ihren bisherigen Siedlungsgebieten treu. Sie hielten sich also fern und das obwohl sich die römische Grenze im freien Fall befand. Es waren sicherlich Landstriche östlich des tiberianischen Limes frei geworden in die sie nachrücken konnten, aber man hielt sich im freien Germanien an das alte "varus`sche" Gesetz und hatte kein Interesse daran eigene bekannte und auskömmliche Siedlungsgebiete zu verlassen um sie gegen Regionen einzutauschen die man mit ungewissen Ausgang erst frei kämpfen musste. Man hatte sich östlich des tiberianischen Limes in den Jahrhunderten zwangsläufig von der gallo/römischen Mentalität entfernt. Und so überließ man es jenen Germanen am Rhein und unweit des Rhein, die den Umgang mit Rom gewohnt waren, die römischen Rückzugsgefechte zu schlagen, denn ihre alte Rechnung gegen das Imperium war inzwischen ungleich länger als die der "Ostgermanen". Zumal auch an keiner Stelle ist überliefert, dass die römische Reichsgrenze zwischen Bonn und Xanten von Angrivariern, Brukterern oder gar Cheruskern bzw. Marsern bedroht oder überschritten wurde. Erwähnung finden lediglich die Rhein nahen Ampsivarier und die als Chatten definierten Rheinfranken. Um diese historische Wissenslücke jener Zeit zu schließen, bediente man sich gerne der Sammelbezeichnung Franken und sie kam allen gelegen, die sich im dunklen Kapitel deutscher Frühgeschichte zurecht finden wollten. Diese zuvor genannten östlicher siedelnden Stämme waren daher in jener Zeit auch nicht unmittelbar am Zerfall des römischen Reiches beteiligt, könnten aber ungeachtet dessen im Hintergrund zweifellos eine Rolle dahingehend gespielt haben, als dass sie die westlich von ihnen siedelnden Stämme zur Abwanderung gebracht haben. In dieser Zeit baute sich auch langsam der Konflikt auf, der später in die Sachsenkriege mündete. Auf Basis dieser Überlegung verwundert es daher auch nicht, dass die "Ost" Stämme wozu sicherlich auch die Cherusker bzw. deren Nachfolgestämme zählten, in ihrem bisherigen angestammten ostwestfälischen Siedlungsraum verblieben und sich nicht am Zug ins Reichs römische beteiligten. Offensichtlich waren diese Germanen aus den Quellgebieten von Ems und Lippe sowie vom Weserufer nicht so forsch und so frei wie jene Germanen die im römischen Reich und im rechtsrheinischen Streifen in den römischen Zeiten “überwintern” mussten. Verdeutlicht wird das Verharren dieser einstigen Wesergermanen und dann sächsisch/fälisch genannten Gruppe auch an der Linienführung der Ostgrenzen des austrasischen Reiches unter Chlodwig dem Sugambrer. Denn keine hundert Jahre nach der übereilten römischen Vertragsschließung mit den Rheinfranken im Jahre 388/389 sollten vergehen, als sich schon im Jahre 481 + zeigte, dass diese sächsisch/fälischen Germanen gar nicht die Absicht hatten, die alte römische Reichsaußengrenze im Territorium der zurück gebliebenen Sugambrer, also den tiberianischen Limes anzutasten bzw. zu durchbrechen um sich ebenfalls Siedlungsgebiete im Rheintal und darüber hinaus zu sichern. Sie respektierten auch unter Chlodwig immer noch die alte “Varusgrenze” des Tiberius und hielten sich sozusagen an das eherne und ungeschriebene Gesetz ihrer Altvorderen. Denn ein geschlossenes und rückwärtig orientiertes Abwehrverhalten jener Rheinfranken, die in der Mitte des 5. Jhdt. gerade erst mühsam das römische Reich nieder gerungen hatten nun gegen ebenfalls nachrückende Westfalen, Falen, Ostfalen oder Sachsen zu richten, ist uns nicht überliefert. Der Widerstand der vereinigten Franken gegen die Sachsen wuchs erst wieder, nachdem man erkannte, was sich im einstigen Hinterhof zusammen braute wo sich eine für damalige Verhältnisse alte Macht anschickte zum neuen Widersacher zu werden. Die tiberianische Ostaußengrenze hielt also immer noch was sie versprach, sie hielt nämlich immer noch jene anderen nennen wir sie die “Varus” Germanen davon ab nach zu rücken. Ich wende hier bewusst den Kunstnamen Falen an, auf den ich in späteren Abschnitten noch näher eingehen möchte. Die Zeiten nach dem Frankeneinfall Ende des 4. Jhd. zählen mit zu jenen Kapiteln, die uns in vielerlei Hinsicht Rätsel hinter ließen und sie gehören damit zu unbekanntesten Epochen deutscher Geschichtsforschung. Nur die Dialektforschung kann uns noch weiter helfen, sie kann uns aber auch nur noch solange zur Seite stehen, wie es die alten Dialekte überhaupt noch gibt, es also noch Menschen gibt die sie etwas sprechen können.
Aus der Gesamtbetrachtung schließe ich also, dass an der Eroberung und der Besiedlung des römischen vor allem linksrheinischen Reiches nur jene Stämme der Salfranken und der Rheinfranken beteiligt sein konnten, die  innerhalb des Pufferstreifen oder unweit der römischen Ostaußengrenze siedelten und die aufgrund der wirtschaftlichen und geopolitischen Lage in besonderer Nähe zum römischen Reich standen und lebten, einem Reich dem sie im Laufe der Jahrhunderte mental immer näher kamen. Diese Überlegung lässt nur den Schluss zu, dass das römische Reich an der Nordostflanke im wesentlichen nur von jenen Germanen zu Fall gebracht wurde, die in dem schmalen Grenzkorridor zwischen dem Rhein und dem Tiberius Limes sesshaft, und mit den römischen Verhältnissen vertraut waren. Nur von ihnen ging die entscheidende Kraft, die nötige Courage, Initiative und der Kampfesmut aus, um dem Reich ein Ende zu bereiten. Vermutlich verfügten die Germanen zudem auch über ein gutes Waffenarsenal. Vor diesem Hintergrund betrachtet bekommt auch die Herkunftslegende, den Franken nach zu sagen sie wären eben “frank und frei” eine andere Bedeutung. Denn nur wer sich von innen heraus gegen die römische Vorherrschaft einer Revolte gleich zur Wehr setzt und die Ketten abwirft, dem gebühren auch die Attribute "frank" und nun auch "frei" zu sein im Sinne von sich der römischen Übermacht in den Weg gestellt und sie bezwungen zu haben. Und diesen (Franken) Germanen stehen die Ehrentitel "frank und frei" allemal mehr zu, als jenen (Falen) Germanen die in ausreichender Distanz zum römischen Reich und fern ihrer Zivilisation aufwuchsen. Statt die Franken “frank und frei” zu nennen, würde vielleicht besser “forsch und dreist” zu ihnen passen. In den rebellischen rechtsrheinischen Landen bis zum tiberianischen Limes war man im Verlauf der Jahrhunderte zu einem stabilen Wohlstand und einer gewisser Unabhängigkeit gelangt, verfügte über eine angewachsene Bevölkerungsanzahl und viele Germanen dürften auch in die linksrheinischen Gebiete eingesickert sein, wo sie auf eine Landbevölkerung stießen, die sich ebenfalls ein Leben ohne römische Vorherrschaft vorstellen konnten. Man schloss sich zusammen und bekämpfte die Reste des Reiches im linksrheinischen nun von von innen und aus dem “Pufferstreifen” von außen heraus. Dieser Mischung hatte das Reich in den letzten Jahren seiner Existenz nichts mehr entgegen zu setzen und es bedurfte daher auch keiner gewaltigen Völkerscharen aus dem Osten Germaniens mehr, um es aufzulösen. Rechts des Rhein im heutigen Westfalen betrachtete man den Niedergang und den folgenden Umsturz aus der sicheren Entfernung, dort empfand man die Geschehnisse auch nicht mehr als besonders bedeutungsvoll, denn der Prozess war ihnen über die Generationen betrachtet auch nicht neu und man hielt sich eben auf die westfälische Art raus. Für das große östlichere Germanien war das römische Reich ohnehin “nur” eine schon in den Germanicus Zeiten also vor Jahrhunderten besiegte Besatzermacht, die sich abgesehen von einzelnen Vorstößen nur noch auf die alten keltischen Regionen beschränkte und daher war der Rhein für sie auch immer schon die natürliche Grenze die man kannte und respektierte. Diese Hypothese würde auch den Umstand erklären, warum der westfälische Dialekt jäh am tiberianischen Limes endet. Die Rheinfranken konzentrierten ihren Einfallkorridor ins römische Reich auf den niederrheinischen Limes also den Rhein sowie den tiberianischen Limes. Südlich meines Betrachtungsgebietes am Mittelrhein auf der Höhe von Köln endete der tiberianische Limes. Germanen die den Rhein weiter südlich der Sieg am Mittelrhein querten und etwa aus dem heutigen Hessen zuwanderten nahmen im Vergleich zu den nördlichen Rheinfranken einen anderen Verlauf, denn sie begründeten ihren vom Ripuarischen abweichenden Dialekt nämlich den Moselländischen. Dieser breite von Hessen im Nordosten über den Rhein nach Südwesten verlaufende Dialektraum wird ebenfalls dem Rheinischen Fächer zugerechnet, obwohl sich hier wie die Dialektabweichung verdeutlicht Germanen in Bewegung setzten die meines Erachtens keiner rheinfränkischen Abstammung zugerechnet werden können. Die Ursprungsgebiete der Rheinfranken definiere ich nur im rechtsrheinischen Korridor der in die westfälische Bucht mündet und sie sind stammesgeschichtlich nicht mit jenen Germanen verbunden, die ihre Siedlungsgebiete in den nordhessischen Mittelgebirgsregionen hatten und diese verließen um nach Südwesten zu ziehen. Für meine Vorstellung vollzog sich die “fränkischen Reconquista” daher nur am niedergermanischen Limes nördlich von Bad Honnef. Nach Sulpicius Alexander führte der Rheinfranke Marcomer Ende des 4. Jhd. die Ampsivarier aber auch die Chatten an, als er das römische Reich überfiel. Er trennte namentlich die Stämme voneinander und führte die Amspivarier und Chatten nicht als Franken. Die Chatten obwohl keine Franken standen folglich schon sehr frühzeitig nämlich um 390 + auf Seiten der Rheinfranken, wo sie auch bis in die Zeiten der Karolinger verblieben. Das das chattische Stammesgebiet schon unter dem Merowinger Chlodwig dem Sugambrer im Frankenreich aufging wird machte sie nicht automatisch zu Franken. Am späteren Grenzverlauf zum austrasischen Teilreich der Merowinger lässt sich aber bereits die volle Vereinnahmung des Chattenlandes erkennen. Denn die nördlichen chattischen Stammesgebiete grenzten in jener Zeit schon an die Wohnsitze der von Falen und Sachsen besiedelten Gebiete. Parallel zu den Rheinfranken, die erst den trockenen Tiberianischen und dann den nassen Rhein Limes überschritten, querten im Jahr 358 also nur sechs Jahre nach den Rheinfranken und natürlich ebenfalls “ungebeten” weitere germanische Stämme den Rhein, denen man heute die Sammelbezeichnung Salfranken gibt. Sie drangen über die heutige holländische Betuwe von Norden her nach Südwesten vor und ebenfalls ins linksrheinische römische Reich ein. Dort stießen diese Salfranken im Raum Kleve - Xanten nun auf den 8 – von Tiberius Zwangs umgesiedelten, umfangreicheren und zwischenzeitlich sicherlich in der Kopfzahl auch angewachsenen Teilstamm der Sugambrer. Ob diese ehemals rechtsrheinisch siedelnden Sugambrer immerhin 366 Jahre nach ihrer gewaltsamen Umsiedlung den Vorstoß ihrer “Landsleute” den Salfranken, wie ein Segen oder eine Befreiung empfunden haben, ist nicht überliefert. Überliefert ist allerdings, dass man den salfränkischen Merowingerkönig Chlodwig bei seiner Taufe 141 Jahre später um das Jahr 499 in Reims als einen Sugambrer anredete und nicht als einen für die Regionen ebenfalls erwähnten Cugerner vom gleichnamigen Stamm. Daraus lässt sich ableiten, dass der Name Cugerner entweder für einen weiteren Germanenstamm steht, sie gegenüber den Sugambrer eine untergeordnete Bedeutung hatten, oder sogar mit ihnen identisch waren. Denkbar ist aber auch, dass die Cugerner ein Stamm war, der dort bereits vor der Umsiedelung der Sugambrer ansässig war. Belegt dank Überlieferung ist aber, dass Chlodwig eben jenem Teilstamm der seinerzeit von Tiberius umgesiedelten Sugambrer angehört haben muss oder zumindest mit ihnen in sehr enger Verbindung stand. Es gelang somit diesen alten Feinden und Widersachern Roms ihren Mann an die Spitze der Salfranken zu plazieren und ihm und sicherlich auch seinen Schwertgenossen zur Macht zu verhelfen. Vermutlich erreichten die Sugambrer in den Jahrhunderten ihrer Anwesenheit im Raum Kleve eine Stufe zivilisatorischer Weiterentwicklung, die ihnen gegenüber den hinzu gewanderten bislang “freien” Salfranken einen Vorsprung an Führungsqualität vielleicht auch besser gesagt an Schlitzohrigkeit einbrachte. Denn diese einst überführten Sugambrer konnten sich sicherlich noch eine gewisse Eigenständigkeit auch unter römischer Oberhoheit bewahren. Und unter einer starken römischen Obrigkeit mussten sie als der schwächere Part vieles einstecken und folglich mit politischer Geschicklichkeit lösen, was sie reifen ließ und ihnen gegenüber den Salfranken den besagten Vorteil brachte. So traten jene Sugambrer 366 Jahre nach Tiberius Zeiten wieder in Erscheinung indem sie im Jahre 358 als enge Verbündete der Salfranken eine nicht unbedeutende neue Rolle in der fränkischen Geschichte einnahmen. Nicht nur dem Rheinfränkischen, auch dem salfränkischen Einfall konnte oder wollte das Imperium in der 2. Hälfte des 4. Jhd. nicht mehr mit Waffengewalt entgegen treten. Man griff in jener Zeit sogar nach fränkischen Heerführer um der eigenen Schwäche zu begegnen. So wurde den Salfranken schon im Jahre 358 + als Siedlungsgebiet der Norden von Brabant, das damalige Toxandrien angeboten was sie annahmen. Inwieweit auch Sugambrer ihre Siedlungen verließen um sich den Salfranken nach Toxandrien anzuschließen ist ungewiss, fand aber nach meiner Einschätzung nicht statt. Zumal Toxandrien eine Region war, die immer noch sehr nahe an die linksrheinischen Siedlungsgebiete der Sugambrer bzw. der nicht klar definierbaren Cugerner angrenzte. Im Zuge der Zuweisung der toxandrischen Siedlungsgebiete an die Salfranken wenn man es als ein Entgegenkommen sehen möchte, könnte man sich im Gegenzug auch darauf verständigt haben, dass die Salfranken Krieger abzustellen hatten, die im Ernstfall wo er auch immer auftrat, das Imperium unterstützen sollten. Der schnell gefasste schon hektisch anmutend römische Entschluss den Salfranken bereits kurz nach dem Grenzübertritt, also noch im gleichen Jahr ein Bleiberecht einzuräumen, obwohl es sich aus römischer Sicht grundsätzlich um einen illegalen Grenzübertritt handelte, ist bemerkenswert. Verständlicher wird das Folgende möglicherweise im Zusammenhang mit den damit verbundenen Auflagen, nämlich den Salfranken auch Verteidigungslasten abzuverlangen bzw. sie ihnen aufzubürden. Und dies schien das Imperium in jenen Zeiten auch dringend nötig zu haben. Denn möglicherweise war es im Jahre 358 + auch der Plan des römischen Kaisers salfränkische Kämpfer auch zur Grenzverteidigung gegen andere eindringende Franken oder weiter östlich siedelnde Stämme einzusetzen. Schließlich hatten Rheinfranken den Rhein bereits 352 + dauerhaft überschritten und die Bewegung schien kaum noch zu stoppen gewesen zu sein. So wies der Kaiser die Salfranken an, das ostbergische Einfalltor zu kontrollieren um weiteren Nachzug in einem Korridor östlich von Köln zu unterbinden und dort mögliche Eindringlinge aufzuhalten. Das diese Aufgabe den sugambrischen Teilen der Salfranken im Kleverland zufiel scheint dann nahe liegend gewesen zu sein. Damit würde sich eine weitere Variante ergeben, die ebenfalls das Vorhandensein von Sugambrern im ostbergischen Dialektraum untermauern würde. Zum einen also jene Sugambrer, die im Bergischen Land verblieben da sie der Deportation entgingen. In zweiter Hinsicht jene Sugambrer die die folgenden ruhigeren Zeiten nutzten, wieder vom Linksrheinischen in ihre alte Stammsitze zurück zu kehren. Und eben Sugambrer die mit im 4. Jhd. zur Grenzsicherung gegen nachfolgende wandernde Völker brauchte. Der römische Kaiser regierte um diese Zeiten das Imperium von Trier aus, war zwar dadurch relativ nahe am Geschehen konnte aber die wachsende Dynamik der Volksbewegungen in ihrer Gänze nicht erfassen, da er sicherlich keine genauen Informationen darüber besaß, welche Stämme noch unterwegs waren und welche noch die Absicht hatten sich nach Westen zu begeben. Er konnte wegen der Unübersichtlichkeit seine Entscheidungen nur auf Sicht treffen, denn voraus ahnen ließen sie sich nicht. Zudem sah sich der Kaiser eines ständigen Roulettes hinsichtlich der Vergabe und Zuweisung neuer Siedlungsgebiete ausgesetzt ohne aber dabei sein Kerngebiet vernachlässigen oder gar gefährden zu dürfen. Vor dem Hintergrund eines sich in der Auflösung befindlichen weströmischen Weltreiches, dass im Zuge seiner nun aufgezwungenen neuen strategischen Ausrichtung sowohl hinsichtlich der Siedlungspolitik als auch in Verbindung mit der Abwehr weiterer äußerer Feinde konnte man in der Auswahl seiner Verbündeten nicht mehr wählerisch sein und Fehlentscheidungen können die Konsequenz in derartigen Notlagen sein. könnten wir auch die Spuren der Die angedachte Schutzstrategie nun die sugambrischen Salfranken gegen Rheinfranken und andere Germanenstämme einzusetzen könnte auf der Basis eines Szenarios unreifer Entscheidungen ihren Ausgang genommen haben. Und nun gelangten auf diesem Wege die Nachfahren der ehemals rechtsrheinischen Sugambrern nun als indirekte römische Waffenbrüder wieder zurück ins Bergische Land wodurch die sugambrisch / salfränkische Sprachkultur die von Duisburg bis Römershagen reichte wieder aufgefrischt wurde. Möglicherweise auch dieser Entwicklung verdanken wir die fortdauernde Existenz des ostbergischen Sprachkorridors. Aber trotzdem gelang es den Rheinfranken in den Folgejahren mehrfach den Rhein zu überschreiten und so sah Rom sich gezwungen auch mit den Rheinfranken ein Abkommen zu schließen, dass allerdings nur von kurzer Haltbarkeitsdauer war. Denn Salfranken gegen Rheinfranken einzusetzen könnte, wenn man Germanien nicht gut genug kannte nach damaliger Taktik Sinn gemacht haben, man kann es aber auch so deuten, dass man damit einen Bock zum Ziergärtner gemacht hatte. Die römische Strategie bestand immer schon darin zuwandernde Völker, wenn man sie schon nicht aufhalten bzw. begrenzen konnte, sie doch zu zumindest kontrolliert einwandern zu lassen. Was natürlich damals nicht für Völker wie die Kimbern und Teutonen galt. Und im Jahre 388 + konnte das in den letzten Zügen liegende Imperium wahrlich nicht abschätzen, wie viel germanische Stämme sich noch auf den Weg ins römische Reich machen würden. Den 550 Kilometer langen römischen Limes vom Vinxtbach am Rhein bis zum Kastell Eining an der Donau kennt heutzutage jedes Kind. Was die römische Reichsgrenze von Rheinbrohl zur Nordsee anbelangt, so geht man bislang nur von einer durch Kastelle gesicherte Flussgrenze aus, die man aber nun in den Rang eines Weltkulturerbes erheben will. Limes artige Gräben oder Wälle im Landesinneren bzw. besagten Dialektstreifen östlich von Köln aus römischer Zeit konnten bislang nicht nachgewiesen werden. Es gibt allerdings einige Anhaltspunkte dafür, dass der Rhein zwischen Rheinbrohl und der Nordseeküste nicht immer Fluss und Grenze gleichzeitig war. Diesen Hinweisen möchte ich mich im weiteren Verlauf widmen, denn sie tragen zu der Erkenntnis bei, dass sich die Varusschlacht auch anhand des tiberianischen Grenzverlaufs noch bis in unsere Tage bemerkbar macht. Der Rheinübergang der Salfranken im Jahr 358 + war ebenso wie der Einfall der Rheinfranken im Jahre 352 + ein historisch bedeutsamen Ereignis. Denn ab diesem Jahr war das römische Imperium am Niederrhein de facto nur noch Geschichte, obgleich es in anderen Formen und Allianzen noch sehr lange fortbestehen sollte. Rund 350 Jahre mussten ins Land gehen bis das verwirklicht wurde, was Arminius mit dem Sieg über Varus seinem Volk ins Stammbuch geschrieben hatte. Schaut man auf die Übersichtskarte des Rheinischen Dialektfächers so fällt sofort der erstaunlicherweise klar abgegrenzte Verlauf der einzelnen Mundartgrenzen auf, der sich immer von Nordost nach Südwest vollzieht, genau so wie es alljährlich unsere Kraniche machen, wenn sie die Spanienroute wählen. Man kann daher spekulieren, welchen germanischen Stämmen man im rechtsrheinischen Korridor des Tiberius Siedlungsrechte eingeräumt hatte. Es mögen Tenkterer, Ampsivarier, Chauken, Usipeter oder Tubanten gewesen sein, die als Salfranken oder Rheinfranken halfen, die neuen Sprachräume entstehen zu lassen. Ob sich unter ihnen auch andere alte Germanenstämme wie etwa die Brukterer befanden kann ich nicht ausmachen. Die Brukterer in der westfälischen Bucht orientierten sich immer schon verstärkt nach Osten und nicht nach Westen und waren auch seit je her aktiver Teilnehmerstamm innerhalb der dreißig Jahre andauernden Germanenkriege gewesen. Das römische Reich war bekanntlich nur solange stark, wie es seine Söldner in den Respekt einflößenden Legionslagern finanzieren konnte. Als dies nicht mehr durchgängig möglich war gewannen die Germanen die Oberhand drangen ins Reich ein, verbündeten sich mit den darin Unterdrückten und strebten gemeinsam zur Macht wie es sich aus Chlodwig dem Sugambrer erschließen lässt Eine Abgrenzung zwischen erzwungener Landnahme und Völkerwanderung zu machen dürfte sich erübrigen, mal verlief sie unblutig und mal vollzog sie sich friedlich. Am niederrheinischen Limes begann die Völkerwanderung bereits rund fünfzig Jahre vor dem wissenschaftlich festgelegten theoretischen Zeitrahmen der Völkerwanderung, der für 395/400 angesetzt wird. Ungeachtet dessen hatte Rom die Jahre nach der ihnen aufgezwungenen Defensive aber auch seiner Machtfülle genutzt um dort wo es möglich war und Sinn machte, den Grenzverlauf zum vermeintlich schwächeren germanischen Nachbarn nach Osten zu verschieben. Den Anfang machte der niederrheinische Limes, den man in Form der tiberianischen Landwehr ich will sie ja nicht immer Limes nennen, in den Osten verlegte und der sich für das Imperium als Stabilitätsgarant erwies. Darauf folgte der große Limes vom Rhein an die Donau ebenfalls mit dauerhafter Trennwirkung. Beide Grenzen zusammengefasst bildeten einen Riegel über dessen Durchlässigkeit gerätselt wird. Denn wie man es von allen Grenzen her kennt werden sie in ruhigen Zeiten die offenen Grenzen genannt und in den Krisenzeiten suggerieren sie Abschreckung. Die harte und scharfe dialektische Grenzlinie des tiberianischen Land Limes trennte aber viel mehr noch als der spätere große Limes unübersehbar oder besser gesagt unüberhörbar die zwei großen Machtblöcke, die sich in jener Zeit gegenüber standen. Und diese Sprachgrenze ging nach ihrer rund 400 jährigen Existenz unter römischer Herrschaft nahezu nahtlos in die Regierungszeit der Merowinger und danach in die karolingische Franken- und in die Sachsenzeit über. So hätte man unter Karl dem Großen schon fasst das 800 jährige Bestehen des tiberianischen Land Limes feiern können. Mit dem Ende der römischen Vorherrschaft am Rhein entschwanden langsam die Namen der alten Germanenstämme nach und nach aus dem Gedächtnis der Völker. Germanen mochte man nun die aus den einzelnen germanischen Stämmen der Varuszeit hervor gegangenen Franken oder Sachsen nun auch nicht mehr nennen. Und im 4. Jhd. waren die Legionäre in den Kastellen am Rhein auch nicht mehr vergleichbar mit jenen, die im 1. Jhd. noch die zermürbenden Kämpfe gegen die Germanen austrugen und die nun Franken genannten Germanen hatten auch nicht mehr viel mit einem Arminius gemeinsam, da sich die Interessenslagen grundlegend verschoben hatten. Man hatte sich auf Seiten der Germanen in verhaltener Koexistenz zusammen gerauft bis die römische Rheingrenze endgültig brach. Ab diesem Zeitpunkt waren wieder alle Germanen vereint. Ob sie nun mal unter römischer Herrschaft dienten, ob sie als freie Germanen hinzu wanderten, oder ob sie in ihren früheren Siedlungsgebieten sesshaft blieben und sich nicht am Sturm auf den Limes beteiligten. All das spielte danach keine Rolle mehr. Man sprach immer noch die alte gemeinsame und alle verbindende Sprache und die war nicht Latein. Nur die im linksrheinischen noch verbreitete keltische Sprache, wenn auch nur noch als Relikt vorhanden hatte sich der germanischen Sprachenwelt stärker hinzu gesellt, da nun auch ihre alten Territorien wieder "Römerfrei" waren. Den Dialekten war es nun vorbehalten noch die alte trennende Grenze die zwischen den Machtblöcken verlief zumindest akustisch am Leben zu halten. Die Dialektik gab den Dingen ihren eigenen unverwechselbaren Namen für die vielen Begriffe und Bezeichnungen des Alttags. Denn auch die grenznahen Franken konnte sich immer noch mit den grenznahen Falen gut verständigen auch wenn man sich nicht immer “ grün” war und erst mit zunehmender Entfernung dürfte es problematischer geworden sein. Und auch die Geburtsstunde des berühmten "kölschen Klüngels" die schon zu Zeiten der Römer zu schlagen begann, stand auch in der fränkischen Epoche in voller Blüte. Jedoch ohne damit die diversen Hintergedanken zu verbinden, denn der altbekannte Klüngel war letztlich nichts anderes als ein wichtiges Fundament auf dem der pure Pragmatismus des Miteinanders und des gegenseitigen klar kommen "Müssens" zweier unterschiedlicher Welten und Kulturstufen basierte und gedeihen konnte. Und die aktuelle Wende zwischen BRD und DDR zeigte uns wieder anschaulich die Kraft der gemeinsamen Sprache und Kultur. Und auch recht schnell stellten sich im 5. Jhd. wieder die alten rustikalen Verhältnisse germanischen Lebens ein, die Gepflogenheiten wurden nicht mehr am römischen Vorbild gemessen und man feierte wieder fröhliche Einstand und das römische Rutenbündel das Fascis gehörte der Vergangenheit an. Aber man hatte in Germanien dazu gelernt, denn schon 507 – 511 wurde auf Anweisung der "Sugambrerkönigs" Chlodwig die salische Gesetzgebung angestoßen und die Lex Salica verfasst. Vereinfacht ausgedrückt, Tischkultur war gestern ab sofort wurde wieder mit den Händen gegessen. Ausnahmen bildeten natürlich die praktischen Errungenschaften des "südlichen Nachbarn", die man als nützlich im Sinne germanischer Bedürfnisse erkannte. Wären da nicht die noch lange sichtbaren und gewaltigen baulichen und auch Straßen technisch imperialen Hinterlassenschaften gewesen, schon wenige Generationen hätten ausgereicht um den einstigen Glanz und die Präsenz der Römer am Rhein zu tilgen. Erst Karl der Große weckte auch die römische Kultur in einer ersten frühen Renaissance wieder zum Leben. Aber alle ehemaligen germanischen Stämme bewahrten und erhielten sich innerhalb ihrer traditionellen Entstehungsgeschichte ein für uns allerdings oft nicht mehr erkennbares und heutzutage verschwommenes Zusammengehörigkeitsgefühl und auch ihre regionale Eigenständigkeit, denn nicht nur aus den einstigen mittelalterlichen Herzogtümer entwickelten sich die heutigen Bundesländer auch viele ehemalige kleinräumige Gaustrukturen entwickelten sich später zu eigenständigen Provinzen. Um so interessanter ist es daher, sich mit den kleinräumigen und lokalen Traditionen zu beschäftigen, die sich über die Jahrtausende erhalten haben. Denn sie lassen sich bis heute noch gut an den vielen Dialekten und nicht nur an denen des rheinischen Sprachfächers, also des breiten “süd” niederfränkischen früher Limburgisch genannten Sprachraums nachweisen, der sich zwischen der Westgrenze des Ostbergischen bis ins südbrabantische erstreckt. Dieser limburgische und heute “süd” niederfränkisch genannte Sprachraum schob sich zwischen die zwei anderen Sprachräume nördlich und südlich davon. Südlich die Grenze zum “mittel” fränkischen also dem ripuarischen und nördlich zum “nord” niederfränkischen also zum salfränkischen Sprachraum zu dem auch jener kuriose ostbergische Dialekt gerechnet wird. Welche altgermanischen Stämme sich aus der Zeit vor der Gründung zur “Fränkischen Union”, wie ich sie mal nennen möchte nicht nur in den neun nachgewiesenen limburgischen Dialektzonen erhalten haben, ist unergründlich. Diese “süd” niederfränkische Dialektzone grenzt von Westen her an den Wuppertaler Stadtteil Elberfeld genau genommen aber an Wuppertal – Sonnborn heran und reicht von da an noch bis fasst vor die Haustüren von Brüssel und vielleicht sogar noch bis zum Ärmelkanal, wo am Flüsschen Laie nur noch wenige Menschen den westflämischen Dialekt sprechen. Und bereits südwestlich von Wuppertal – Elberfeld beginnt schon etwa bei Solingen die Übergangszone zum “mittel” fränkischen, also zum ripuarischen Sprachraum der im Ganzen den Rheinfranken zugeschrieben wird. Wuppertal – Elberfeld selbst liegt aber noch mitten im besagten ostbergischen Sprachschlauch der dem “nord” niederfränkischen, aber Achtung nicht dem “süd” niederfränkischen zugerechnet wird, er gehört damit dem salfränkischen Dialektgebiet an. Und in Wuppertal - Elberfeld wo der alte Elverfelder noch immer im Slang sagt " Äck hau deck de Kof af" und dabei immer noch das niederländische Wort "af" statt das deutsche Wort "ab" verwendet. Aber es gibt noch zahlreiche andere sprachliche Verbindungen vom Wupper Tal ins Niederländische und darunter befinden sich auch teils kuriose Namensschöpfungen. Denn wer kennt nicht das berühmte kleine Bübchen in Brüssel mit dem eigentümlichen Namen “Manneken Pis” das wasserlassende Männlein. Und wer kennt und benutzt in Wuppertal und Umgebung nicht auch heute noch den Namen Menneken, wenn man meint, einen kleinen Jungen etwas zur Ordnung rufen zu müssen. In der Mehrzahl heißt es Mennekes und zeigt damit die typische Wuppertaler Sprachmethodik an, möglichst an alles ein “kes” anhängen zu wollen. Es soll aus dem friesisch / niederländischen Dialektraum stammen wie auch Menrath, Menhard oder Menneking. Aus ihm wurde der deutsche Vorname Meinhardt, der sich althochdeutsch aus mangan und megin entwickelte und für Stärke, Härte und Kraft steht. Der Name Mennekes ist heute noch am häufigsten im Raum Olpe zu finden. Für das schon in Westfalen an Wuppertal – Langerfeld angrenzende Schwelm ist noch der Name Menneken von Möllenkotten aus dem Jahre 1393 überliefert. Auch er zeigt uns somit die enge Sprachverwandtschaft zwischen dem ostbergischen Dialektstreifen der geradewegs in die Niederlande bzw. ins brabantisch sprechende Brüssel weist. Wäre da nun nicht dieser auffällig schmale, lange und rätselhafte man möchte fasst sagen Kleverländer Wurmfortsatz oder Schlauch des “nord” niederfränkischen also Salfränkischen, der sich ostbergischer Dialekt nennt, ließe sich diese Sprachstruktur wie auch die gut erforschten Sprachgebiete des ripuarischen und des limburgischen Dialektgebietes leicht auf mögliche Verwerfungen im Zuge der Völkerwanderung zurück führen. Eine Zeit in der sich alle westgermanischen Stämme neu orientierten, gleich ob sie nun ihre Siedlungsgebiete behielten wie die Falen und Sachsen oder ob es sie nach Westen zog. Aber beim ostbergischen Keil versagte die schöne griffige “Rheinischer Fächer” genannte Struktur der Sprachforschung und bringt die Wissenschaftler ins Grübeln. Denn dieser verläuft eben nicht wie die anderen von Osten nach Westen, sondern legt sich wie ein Rigel quer von Nordwest nach Südost inform einer Barriere vor die drei westlichen Dialektzonen des salfränkisch geprägten Klever – Ländischen, des limburgischen und des ripuarischen Dialektes. Und er reicht dann im Süden zu allem Überfluss sogar noch fasst bis an den “nord” moselfränkischen Dialekt südöstlich von Gummersbach heran. So will sich die “ostbergische Sprachregion in der sich dieser ureigene Dialekt etablieren konnte, einfach nicht so recht in die Gesamtstruktur einfügen. Dieser schmale etwa 95 Kilometer lange ostbergische Dialektkorridor schiebt sich wie ein Keil zwischen den limburgischen und ripuarischen Sprachraum im Westen und er trennt damit, man möchte schon fasst sagen er verteidigt damit regelrecht den gesamten fränkischen Sprachraum gegenüber jenen Menschen im Osten die die Zunge wieder ganz anders führen, nämlich dem später Falen bzw. Sachsen genannten Volk. Zu erwähnen, dass sich nun darin wie ich hypothetisch feststelle, der tiberianische Land Limes befindet, der dafür als plausible Erklärung herhalten muss, erübrigt sich da schon fasst von selbst. Um es aber wegen der Komplexität nochmal in einem Satz auszudrücken. Westlich des schmalen und dialektisch scharf geschnittenen 95 Kilometer langen nordsüdlich verlaufenden ostbergischen Dialektkorridors dessen Mitte sich quasi wie ein "Point Alpha" zwischen Elberfeld und Barmen befindet, beginnt etwa auf der Höhe von Wuppertal – Sonnborn der "süd" niederländische Teil des Rheinischen Sprachfächers. Östlich dieses "Point Alpha" gibt es daher dialektisch betrachtet auch keine Rheinfranken mehr. Und Nördlich reicht dieser Korridor bis Duisburg und südlich bis Römershagen. Wären es direkt nach dem Fall des römischen Reiches und noch vor der neuen merowingischen Großmacht bereits zu kleinen Staatenbildungen gekommen, so hätten vermutlich die Dialekträume dieser Kleinstaaten die Außengrenzen gebildet. Die alte limburgische Dialektregion wäre vielleicht ein Kandidat für einen derartigen Kleinstaat gewesen, hätte sich dann aber gegen das rheinfränkische Ripuarien durchsetzen müssen. Da aber zu jener Zeit die Grenzen noch flüssig und die Menschen noch nicht sesshaft waren konnten sich im 5. Jhd. auch keine stabilen Zentren bilden. So gelang es auch nur den unter anderem aus den Salfranken, Sugambrern und vermutlich auch den Chauken und Batavern hervor gegangenen Merowingern in dieser diffusen Gemengelage nach dem Zerfall des Imperiums die Macht an sich zu ziehen und später gemeinsam mit den Rheinfranken ihr austrasisches Teilreich zu gründen. Die tiberianischen Grenzentscheidung nach der Varusschlacht des Jahres 9 + wurde ihrem Zweck folgend zwischen den beiden alten Streithähnen zu einer ultimativen hoheitlichen Trennlinie. Aufgrund der Trennwirkung wurde sie im Bergischen Land in der Folgezeit auch erwartungsgemäß zu einer Sprachgrenze. Hoheitliche und sprachliche Entwicklungen verlaufen wie man überall beobachten kann zeitversetzt zueinander. Ein Prozess der auch zu einer gewissen Entfremdung führt. Denn zuerst kam die Grenze und dann entfernte man sich auch sprachlich voneinander. Damit meine ich den ostbergischen “Sprachenschlauch” des “nord” niederfränkischen, also des salfränkischen Dialektes der die Sprachwissenschaft vor dieses oft zitierte Sprachrätsel stellt. Da er sich auch nach heutigem Wissenstand nicht richtig zuordnen lässt, biete ich hier meine Theorie als Diskussionsgrundlage an. Der ostbergische “Caprivizipfel” passt hinsichtlich seiner Sprachausformung zu den Dialekten des Kleverlandes und des Gelderlandes die ebenfalls dem “nord” niederfränkischen also dem salfränkischen zugerechnet werden. Man gab daher diesem dialektischen Unikum am vermeintlich falschen Platze die Behelfsbezeichnung “Ostbergisch” und nennt ihn wie andere Dialekte auch einen Übergangsdialekt. Das letztlich aber in jedem Dialekt ein Übergangsdialekt schlummert bezeugt die Hilflosigkeit mit der man diesem prähistorischen Sprachrelikt begegnet. Richtig komplett wird die Irritation, in dem man es noch im Wortmonstrum “niederländische Varietät” gipfeln lässt, obwohl der Begriff Varietät in der Sprachforschung sicherlich eine feststehende Größe ist. Aber all das erklärt natürlich immer noch nicht dieses sonderbare Sprachgebilde, dass auch keine Insel ist, denn von einer “Insel” kann man bei diesem Streifen Land der immerhin etwa 95 Kilometer lang und nur maximal 6 bis 9 Kilometer breit ist, beileibe nicht reden. Der von ostbergisch sprechenden Menschen besiedelte Sprachstreifen zog sich östlich der Ruhrmündung durch die südlichen Stadtbezirke von Duisburg und kam vielleicht von dort, wo eine Straße den Namen Bergische Landwehr trägt, die von der Römerstraße in Duisburg nach Süden zur Huckinger Landwehr bis Großenbaum und über Mülheim, Essen - Werden, Kettwig, Velbert, Wuppertal - Elberfeld, Remscheid aber nur Remscheid – Lennep, Radevormwald, Hückeswagen, Wipperfürth und Gummersbach bis hinter Bergneustadt nahe Eckenhagen und bis ins Umfeld von Wenden führt. An der ultimativen Südspitze des etwa 95 Kilometer langen ostbergischen Sprachkorridor liegt Römershagen, ein Ortsteil von Wenden in dem man noch den alten sugambrischen Dialekt spricht. Hier steht auch der denkwürdige Dreiherrenstein, wo in der frühen Neuzeit das kurkölnische Herzogtum Westfalen, Nassau - Siegen und die Herrschaft Wildenburg aneinander stießen. Und in Römershagen verlief auch die alte sächsisch - fränkische Stammes- und Sprachgrenze. Hier verbindet der ostbergische Dialekt das Sprachgebiet des “nord” niederfränkischen mit dem “nord” moselfränkische Dialektgebiet und ignoriert bzw. umgeht damit praktisch die zwei großen rheinischen Dialekte des “süd” niederfränkischen und des moselfränkischen also des ripuarischen Dialektes. Nach meiner Theorie endete auch in Römershagen der tiberianische Land Limes. Und hier befindet sich auch heute noch die Landesgrenze von Rheinland-Pfalz und jene von Nordrhein Westfalen und entspringt die Bigge die über die Lenne bei Hagen in die Ruhr entwässert und deutlich das fränkische Rheinland vom sächsischen Westfalen trennt. Im großen Winkel um Römershagen verläuft auch die merowingisch austrasische Grenze von 511 + nahezu gradlinig nach Osten, wo sie auf das Reich der Thüringer stieß. Hier konnten auch spätere Gemeinde und Verwaltungsgrenzen und sogar die Flurbereinigung die frühe Weichenstellung von Tiberius nicht mehr rückgängig machen. Die schmalste Stelle dieses ostbergischen Dialektkorridors lag bzw. liegt aufgrund der Topographie des Ostwestlich verlaufenden Wupper Tales zwischen Wuppertal – Sonnborn und Wuppertal - Elberfeld und erreicht dort nur eine Luftlinie von etwa 5.600 Meter, wodurch das sprachliche Kuriosum hier auch am deutlichsten zu Tage tritt. Während man nun westlich von Wuppertal – Sonnborn das “Süd” niederfränkische, also das veraltet auch Limburgisch genannte spricht, wird 5.6oo Meter weiter östlich von Wupertal – Sonnborn also etwa ab Wuppertal – Elberfeld bereits westfälisch gesprochen. Der exakte Verlauf der Sprachgrenze innerhalb dieses schmalen ostbergischen Dialektstreifens lässt sich punktuell natürlich nicht nachweisen bzw. bestimmen. Er verlief aber wohl in etwa dort, wo Wuppertal – Barmen endet und Wuppertal – Elberfeld beginnt. Vermutlich an jener Stelle an der am 24. Oktober 1900 Kaiser Wilhelm II., als er die Wuppertaler Schwebebahn einweihte die Grenze von Barmen zu Elberfeld samt Kutsche überschreiten musste und wo er zu seiner Frau Auguste gesagt haben soll "Auguste, setz den Hut op, wir kommen in de Stadt." Hiermit wollte man zweifellos zum Ausdruck bringen, dass Kaiser Wilhelm nun das ärmlich, ländliche westfälische Barmen verließ und das hochherrschaftlich fränkische Elberfeld betrat um die Westfalen zu verärgern. Der ostbergische Sprachraum wird geologisch von quer verlaufenden Fluss- und Bachtälern die dem Rhein zustreben durchzogen und das waldreiche Land bildet keinen einheitlich gewachsenen, naturgegebenen Siedlungsraum und eine Landschaftseinheit ist nicht erkennbar. Er zeichnet sich auch durch keine deutliche oder gleichmäßige Geländestruktur ab, bietet wegen seiner fasst fünf und neunzig Kilometer Ausdehnung keinen stammesgeschichtlich historisch gewachsenen Kern im Sinne eines zentral bzw. mittig gelegenen Provinzortes und verfügt auch über keine landwirtschaftlich attraktiven Kulturlandschaften. Man kann diesen ostbergischen Dialektraum in etwa mit dem alten Lotharingien vergleichen, extrem lang, auch immer nur verhältnismäßig schmal und daher unregierbar. Aber regierbar aus römischer Sicht,
sollte dieser ostbergische Landstrich aus sich heraus auch nie sein. Er sollte eben alles sei, nur kein in sich geschlossenes attraktives und damit widerstandsfähiges Siedlungsnest. Spannend werden meine Überlegungen natürlich ab dem Moment, wo man sich die Frage stellt, wo denn der historisch gewachsene zentrale Hauptort der Sugambrer in den Zeiten noch vor der Zwangsumsiedelung gelegen haben könnte. “Sugambrien” war zweifellos mal ein kompaktes Stammesgebiet bevor Tiberius kurzen Prozess damit machte. So werden zum Beispiel die Erdenburg östlich von Bergisch – Gladbach die kurz vor der Zeitenwende entstanden sein soll aber auch Bensberg als mögliche Hauptorte der Sugambrer gehandelt. Der durch den ostbergischen Dialekt umschlossene Raum beginnt also an der Ruhrmündung gegenüber des römischen Asciburgium mit seinen ersten Kastellanlagen aus dem Jahr 12 – und endet etwa an der Agger 50 km östlich von Köln, die später in die Sieg mündet, vielleicht aber auch erst an der Sieg bei Kirchen, was aber noch der dialektischen Forschung bedarf. Will man den Siedlungsraum beschreiben so war es früher nicht unüblich die Gewässer zur Grenzmark zu nutzen. Die germanischen Sugambrer werden es so gemacht haben. Rhein,Ruhr, Deilbach, Abschnitte der Wupper sowie die Agger und dann die Sieg werden das sugambrische Stammensgebiet umschlossen haben. Der ostbergische Landstrich verdient noch nicht wirklich den Namen Mittelgebirge und bildet eher eine Art Vorland zwischen der Rheinebene und dem bergigen Teil des Bergischen Landes. Wobei der Name Bergisches Land bekanntlich nichts mit Bergen zu tun hat, sondern sich von den Grafen von Berg und deren Stammsitz ableitet. Auffällig ist allerdings die alte Verbindung der Grafen von Berg mit ihrem ersten Stammsitz Altenberg und dem späteren Schloss Burg an der Wupper ins salfränkische Kleve, wo die vereinigten Herzogtümer Jülich – Kleve – Berg auch im 16. Jhd. wieder in alter salfränkischer Beziehung bzw. Tradition zueinander standen. Aber sicherlich war es auch kein Zufall und es kam nicht von ungefähr, dass sich das Herzogtum Berg genau in jenem Raum ausbreitete, der den ostbergischen Dialekt mit umfasste, nämlich der Großraum zwischen Duisburg und der Sieg, der damals sogar noch leicht über die Sieg nach Süden hinaus ragte. Die Grenzen des Herzogtums Berg mit jenen der Sugambrer zu identifizieren, würde aber zweifellos zu weit führen aber in den Kernbereichen könnte es so gewesen sein. Man kann also nun rätseln welcher andere germanische Stamm sich in diese 95 x 8 km große Riegelstruktur gedrückt haben könnte, der nicht schon vorher dagewesen ist, wenn es nicht die Sugambrer waren die sich da hinein retteten oder gedrängt wurden. Wäre es kein Schlauch sondern ein in sich geschlossener und kompakter Siedlungsraum fiele die Zuordnung leichter. Aber hier verband und verbindet immer noch ein gemeinsamer Sprachraum Menschen miteinander die rund 95 Kilometer weit von Bergneustadt und möglicherweise sogar von der Sieg bis zur Ruhrmündung wandern können und während dieser Wanderung immer noch auf Menschen gleicher Zunge stoßen. Aber kaum weichen sie auch nur kurzzeitig nach Osten oder Westen ab, schon treffen sie auf ungewohnte oder sprachfremde Territorien bzw. Dialekte. Während man also in den alten Zeiten für diese 95 km noch über vier Marschtage benötigte, so konnte man den schmalen Korridor schon in kurzer Zeit überqueren. Welche alte Macht hält diese weit auseinander siedelnden Menschen zusammen, die sich auch heute noch nur aufgrund ihrer Mundart untereinander zugehörig fühlen und sich daran erkennen können. Aus dem zuvor geschilderten Konstrukt schließe ich, dass sich die Menschen, als dieser Grenzpuffer mit Gewalt geschaffen wurde, sich also zwangsläufig nicht freiwillig dazu entschieden haben sich darin nieder zu lassen, also in diesen Korridor mit der Funktion ihn auch mit bewachen zu müssen entweder “hinein komplimentiert” bzw. gezwungen wurden, oder wie eben die Sugambrer dort immer schon ansässig waren. Es schien nicht ihr eigener freier Wille gewesen zu sein, hier für Rom den Kugelfang spielen zu müssen und sich so der steten Gefahr ausgesetzt zu fühlen über Nacht angegriffen werden zu können. Für Römer waren es Germanen und für Germanen waren es schon Römer. Der Streifen war für Rom ein lebendiger weil bewohnter Schutzwall und bot ihnen eine gewisse Garantie um am linken Rheinufer ein ruhigeres Leben führen zu können. Dieser ostbergische Dialektstreifen machte es aber auch jenen Germanisten in allen Zeiten schwer sich auf einen Germanenstamm zu einigen, der zwischen Ruhr und Sieg siedelte und es sind daher in den Geschichtsbüchern auch oftmals andere Aussagen dazu zu finden. Mal ist von Tenkterern die Rede über die Brukterer bis zu den Marsern und Usipetern werden einige Stämme genannt. Da ich schlussfolgere, dass Tiberius diese Grenze bestimmte und er nach der Varusschlacht damit begann seine Pläne umzusetzen, wäre auch noch ein Blick in die Zeiten des 1. Jhd. vonnöten und auch in die Zeiten in denen Tiberius nicht mehr römischer Kaiser war. Denn Rom hielt auch nach Tiberius an seiner Grenzfestlegung, also auch noch nach seinem Tod daran fest. Germanische Stämme die im ersten Jahrhundert von anderen Germanen ihrer Siedlungsgebiete beraubt wurden oder sich in Unterzahl nicht behaupten konnten waren dankbar, wenn ihnen das Imperium ein Bleiberecht einräumte und man sie unter ihre Fittiche nahm. Für Rom wäre es bequem gewesen, denn man brauchte keinen Zwang auszuüben und siedelte sie auch im Grenzstreifen an. Und Kämpfe unter den Germanen waren um diese Zeit keine Seltenheit, denn genüsslich schaute man aus dem Linksrheinischen zu, wenn sich die Germanen wieder gegenseitig zerfleischten. Aber es gibt auch noch eine andere Erklärung für die Ursprünge des Ostbergischen. Dieser dem Rhein vorgelagerte und “nur” mit Menschen aber ohne Palisaden und Wachttürme gesicherte römische Limes mitten im Land, nämlich der Limes oder besser gesagt die Landwehr der Föderaten erwies sich als sehr langlebig und er überlebte auch noch mühelos den Zerfall des römischen Reiches. So trugen später die Franken, wie weiter südlich auch die Burgunden und andere germanische Stämme zur befristeten Rettung eines langsam untergehenden Imperiums bei und sollten nun mehr und mehr für Rom eigenverantwortliche Waffendienste leisten um mit dem Imperium gemeinsam den Rhein als “nassen” Limes gegenüber anderen, östlicher siedelnden und ungezähmten Stämmen zu sichern. Die Zeiten hatten sich seit Tiberius verändert und das Reich wurde zunehmend von germanischen Siedlern durchsetzt und infiltriert, sodass Germanen im Verbund mit Rom in eine neue Verantwortung einsteigen mussten. Das römische Reich links des Rheins bestand schon zu Zeiten Cäsars aus einem Vielvölkergemisch. Nun sickerten nach und nach weitere Germanen ein. Zwangsumsiedelungen, akzeptierte Einwanderungen, aber auch die Aktivitäten im Zuge römischer Schutzmachtfunktion, wie die Hilfe die sie den Ubiern gewährten verdeutlichen die damalige Lage der offenen Grenzen, wenn nur alles nach dem Willen Roms geschah. Damit hatte sich das römische Reich die späteren Machthaber Zug um Zug und schon in sehr frühen Zeiten ins Land geholt und die einstigen Teilstämme der Altgermanen die sich durch die aggressive Politik des Imperiums gezwungen sahen den Zusammenschluss zur neuen fränkischen Regionalmacht zu praktizieren höhlten gemeinsam mit den Protogermanen, die dort schon ansässig waren bevor Rom das Sagen hatte aus. Und es waren genau diese Franken die sich auch später anschicken sollten, Rom die Macht aus der Hand zu nehmen. Aber die sugambrisch/ostbergische Sprachgrenze besteht schon seit jenen Zeiten, als östlich davon noch die alten germanischen Stämme aus Varuszeiten ihr Zepter schwangen und denen Tiberius ein Stoppschild aufstellen musste. Als die fränkische Westexpansion im 5. Jhd. abebbte wurde diese sugambrisch/ostbergische Sprachgrenze überrollt und überflüssig, verlor damit aus römischer Sicht ihre Bedeutung und mit dem Untergang des Imperiums sowieso. Ab dem 5. Jhd. wurde sie aber aufgrund der neuen Machtverhältnisse schon wieder gebraucht und auch genutzt und sie entwickelte sich nun zur fränkisch / ostbergischen / sächsischen Verteidigungsgrenze gegen einen neuen oder besser gesagt alten Feind. Nämlich jene Germanenstämme die sich zum Volk der Sachsen formiert hatten und nun dem fränkischen Reich genauso feindselig gegenüber standen wie damals dem römischen Reich. Unter den Merowingern begann man nach dem Zerfall des Imperiums das Frankenreich nun aus verständlichem Eigennutz zu stabilisieren, denn man hatte jetzt selbst größtes Interesse daran, den Zuzug weiterer Völkerschaften aus dem Osten in ihr neues Reich zu unterbinden. Eine Aufgabe die bereits der römische Kaiser von ihnen abverlangte lebte nun unter anderen Vorzeichen wieder auf. Nun war man aber keine römische Vasallenarmee mehr, sondern ein nach eigenen politischen Notwendigkeiten handeldes Volk. Möglicherweise hatte man sich in Sachsen an die "offenen Türen" nach Westen gewöhnt und wollte sich nun etwas verspätet auch noch ein Stück des neuen frei gewordenen Landes möglicherweise bis zum Rheinufer in letzter Minute retten. Sich der neuen Stärke nach Tolbiacum 496 bewusst, als sich auch die Alemannen noch am Frankenreich bedienen wollten mussten sie nun auch gegen die Sachsen ihre neue Reichsostgrenze schützen und diese Grenze sollte wieder da liegen, wo bereits Tiberius sie hingelegt hatte. Und es waren wieder die gleichen strategischen Grundsatz Überlegungen, die die Merowinger mit den Römern verband, dass nämlich auch sie sich einen Puffer zur Rheingrenze bewahren wollten und mussten um die sächsischen Feinde nicht schon am Rheinostufer sitzen zu haben. Was man sich auch gut als ein Ziel der Sachsen vorstellen kann. Der sächsische Angriff auf Köln - Deutz im Jahre 556 wird zwar nach heutiger Lesart als ein Rachefeldzug beschrieben, dürfte aber eher jener Motivation entsprungen sein. Ins sugambrische Zeitalter zurück gekehrt wäre es demnach Fazit meiner Theorie, dass sich die Bevölkerung des ostbergischen Sprachraumes in der Hauptsache aus jenen germanischen Sugambrern zusammen setzte, an denen der Kelch der gewaltsamen Umsiedelungen vorüber ging, aber auch aus jenen Sugambrern bestand, denen es nach der Beruhigung der Lage gelang aus dem Linksrheinischen in ihre einstigen Siedlungsgebiete zurück zu wandern. Und zusätzlich dazu aber auch aus Sugambrern bestand, die nach der Neuordnung der Siedlungsgebiete 358 nicht mit den Salfranken nach Toxandrien abwanderten, sondern dass Angebot zur Sicherung der römischen Ostgrenze annahmen. Ob noch die Variante zulässig ist, dass auch Sugambrer ins Ostbergische zurück kehrten die seinerzeit mit den Marsern nach Osten flüchteten mag dahin gestellt sein. Die Sugambrer waren also aus dem Bergischen Land nie ganz weg, auch wenn Tacitus sie 14 + im Zusammenhang mit Germanicus nicht mehr explizit erwähnte. Diese verkürzte Darstellung verdeutlicht die skurrile Stellung die die Sugambrer im historischen Geschichtsbild einnehmen. Sie waren für die damalige Zeit schon etwas besonderes, denn sie sollen auch die ersten Germanen gewesen sein, die einen König hatten. Die deportierten Sugambrer wurden um das Xantener Castra Vetera bis nach Krefeld angesiedelt. Tacitus erwähnt sie möglicherweise unter dem Namen Gambrivier und sieht sie im Verbund mit Marsern und Sueben auf der rechten Rheinseite. Plinius der Ältere verortete ihre Siedlungsgebiete direkt am Rhein und Strabon der bereits 23 + verstarb lokalisierte sie gemeinsam mit den Chatten und Cheruskern auf der rechten Rheinseite und sogar noch an der Weser. Und so finden sich die Sugambrer im linksrheinsichen Xanten genau so wie im rechtsrheinischen Bergischen Land und sogar noch weiter weg an der Weser. Und somit hatten alle drei antiken historischen Berichterstatter das Recht auf ihrer Seite. Denn die im Jahre 8 – Zwangs umgesiedelten tauchten im linksrheinischen Xanten wieder auf, die Daheimgebliebenen nannten das Ostbergische ihre Heimat und die mit den Marsern Entkommenen fanden sich anlässlich der Varusschlacht an der Seite der Marser in der Egge wieder. Kaum einen anderen germanischen Stamm mit Ausnahme der großen Wandervölker wie Goten oder Wandalen scheinen die Umwälzungen mehr auseinander gerissen zu haben wie die Sugambrer die man auf drei Siedlungsgebiete verteilt wieder findet. Auch interessant scheint mir die Feststellung, dass Rom den Sugambrern sowie den Sueben durch die Zwangsumsiedelung auf die linke Rheinseite auch den Grund zur umfänglichen Teilnahme an der Völkerwanderung nahm bzw. ihnen die damit Basis entzog, denn ihre kleine Völkerwanderung hielt sich dadurch in Grenzen. Experten schließen daraus, dass dies die Substanz im Kern der Merowinger stärkte und ihnen später zu mehr Durchsetzungskraft verhalf. So speiste sich daraus auch die Widerstandsfähigkeit der Sugambrer, da sie immer ihren alten Siedlungsgebieten oder wie man auch sagt ihrer Scholle treu geblieben sind bzw. ihren Kontakt dahin aufrecht erhielten. Denn sie hatten ja ihre Völkerwanderung schon lange und das sogar schon vor der Zeitenwende hinter sich bringen müssen. Besonders im sugambrischen Dialekt der sich demnach im ostbergischen Dialekt erhalten hat verfügen wir zweifellos und natürlich trotz vieler Veränderungen über ein Sprachdenkmal aus prähistorischer Zeit. Denn nur wenigen Stämmen gelang die Siedlungskontinuität wie jenen Sugambrern die im ostbergischen Dialektkeil sesshaft blieben und das seit nunmehr über 2000 Jahren. Vor diesem Hintergrund betrachtet können wir aber froh sein, dass die vielen anderen während der Völkerwanderungszeit in die Diaspora geschleuderten germanischen Stämme in unseren Tagen keine Rückkehrrechte in ihre alten Siedlungsgebiete mehr geltend machen wollen, was unsere Politiker aktuell in neue Bedrängnisse bringen würde. Die Tatsache, dass sich der schmale aber zirka 95 Kilometer lange dialektisch gut nachweisbare Siedlungskorridor wie ein Fremdkörper östlich vor den limburgischen also den “süd” niederfränkischen und den ripuarischen Dialekt im Westen legte und im Osten sozusagen den Westfälischen Dialekt im Rücken hatte zeigt aber auch auf, dass diese Region sprachlich betrachtet nach der sugambrischen Zwangsumsiedelung nie wieder zu einstiger Siedlungsbreite zurück fand und seit dem ein sprachlich, lokal begrenztes Nischendasein führt. Aber ungeachtet dessen, verfügt dieser ostbergische “Sprachärmel”auch heute immer noch über eine schmale Sprachverbindung zum großen salfränkischen Dialektgebiet. Und diese besteht wenn auch zusammen geschrumpft aus einem etwa 9 Kilometer breiten Zugang der sich zwischen Duisburg und Oberhausen befindet wodurch das Ostbergische die Brücke zum salfränkischen Dialekt aufrecht erhalten konnte. Für Feldherr Tiberius der die römischen Großfeldzüge des Imperiums beendete und mehr Wert auf stabile Grenzen und Verteidigung legte, war der Gedanke wohl tröstlicher sich vorzustellen, dass sich die germanischen Stämme auch ohne dazutun der Legionen untereinander aufreiben würden, als dass er weitere Schlachten gegen sie anstrengen wollte. Auf einem Höhepunkt römischer Macht beugte es sich der Realität und dem Möglichen. Die siegreich gebliebenen Fürstenhäuser der germanischen Oststämme nahmen seine Entscheidung zur Kenntnis, denn für sie war der Rhein ja immer schon die Grenze zu ihren Nachbarn, ob diese nun aus Kelten, Römern oder anderen Germanenvölkern bestanden. Damit fand der rund dreißigjährige römische Krieg zu Gunsten der alten germanischen Arminius Allianz auch hinsichtlich der Grenzziehung sein Ende. Die enorme Streitmacht die Arminius im Jahre 17 + siegreich gegen die Markomannen aufbringen konnte zeigt die gestiegene Wehrhaftigkeit seines Stammesverbundes der nur ein Jahr nach den Germanicus Feldzügen und besonders den Kraftakten des Jahres 16 + zu einem derart beeindruckenden Schlachtenerfolg in der Lage war. Auch daraus lässt sich ableiten, dass die antiken Berichte über die sogenannten Erfolge des Germanicus in den Schlachten bei Idistaviso und am Angrivarierdamm an Glaubwürdigkeit kranken. Man strotzte auf germanischer Seite sozusagen vor Kraft und dazu hier noch ein Vergleich. Denn schließlich stellte Tiberius als er 6 + plante jene Markomannen zu besiegen ein Heer von immerhin zwölf Legionen auf, dass der Hälfte des gesamten römischen Militärpotenzials entsprach und das er gegen die Markomannen ins Feld zu führen bereit war, bevor er seine Unternehmung abbrach. Wie viel Kämpfer Arminus 17 + aufgeboten hat wissen wir nicht, haben aber hier eine Vergleichsgröße. Aber zurück zur tiberianischen Landwehr. Tacitus nannte sie einen Grenzwall. Es muss sich demnach um eine im Gelände erkennbare Landmarkierung gehandelt haben, bei der Germanicus im Jahre 14 + verweilte, er musste ihre Lage gekannt und er wird sie sichtbar vor Augen gehabt haben. Und nicht nur das, er legte sein Marschlager wie überliefert ist auf dem Weg zu den Marsern auch genau an jener Grenze an. Man kann dies als ein Zeichen dafür werten, dass diese Zwischenrast sowohl den Germanen als auch seinen eigenen Männern signalisieren sollte, dass man nun an der Stelle angelangt sei, an der die hoheitlichen Ansprüche des Imperiums endeten und man nun von diesem Punkt an die Grenze ins Feindesland überschritt. Ein recht sensibler Akt, denn fünf Jahre nach der Varusschlacht betrat man erstmals wieder in kriegerischer Absicht den Boden jener alten Widersacher. An dieser Stelle fühlte man sich also noch sicher, denn das Marschlager lag in jener Schneise, die sich zwischenzeitlich auch als eine Art Grenzwall herum gesprochen haben dürfte. Da Germanicus diese Grenze im Gelände erkennen konnte, muss sich an diesem Grenzabschnitt auch eine für alle sichtbare Struktur befunden haben, die die Wirkung eines Grenzverlaufs entfaltet und die für jeden deutlich wurde. Imposante Limes artige Konstruktionen a`la “Saalburg”  mit Durchlaßtoren und Wachtürmen dürfen wir hier an dieser Demarkationslinie und nur fünf Jahre nach dem Ende der Varusschlacht nicht erwartet werden. Das bloße räumliche Erscheinungsbild etwa eines gefällten Baumes reichte für die damalige Zeit wohl schon aus um hier die energische Absicht Roms zu unterstreichen bzw. zur Schau zu stellen, dass von dieser Geländemarke aus andere Gesetze gelten. Und für dieses Landwehr artige Gebilde sind uns die bereits vorgenannten Hindernisse wie Wallanlagen, Gräben und die speziellen Bepflanzungsmethoden beschrieben, die ein überqueren wenn auch nicht verhindern konnten, so aber doch zumindest erschweren sollten. Ob es Grenzübertritte gab, an denen bereits Wachtposten aufgestellt waren, möchte ich allerdings bezweifeln. Ebenso möchte ich infrage stellen, dass römische Grenzschutzanlagen in dieser Zeit immer von langer Haltbarkeit waren zumal Festungsanlagen in umkämpften Grenzgebieten grundsätzlich nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Unseren Vorfahren traue ich zudem zu, dass sie es genau auf diese Symbolik der Macht angelegt hatten und sie sie daher regelmäßig unbrauchbar bzw. unkenntlich machten. Diese “grüne Grenze” dürfte in den Anfangsjahren auch nur aus einigen wichtigen markanten Punkten im Gelände bestanden haben, denn eine Durchgängigkeit über nahezu 95 Kilometer zu erreichen wäre unvorstellbar. Es kam in jenen Zeiten zwar auf archaisch anmutende Bauwerke an, aber man war auch pragmatisch wie der Verzicht auf das Erneuern des Varusgedenkstätte beweisen könnte. So reichten vielleicht schon einfachste symbolische Kennmarken, wenn man sie nur an den richtigen Stellen positionierte. Eine dieser Stellen kann der bekannte Ort "Point Alpha" gewesen sein, an dem Germanicus sein Lager aufschlug. Wer die lateinische Übersetzung aufmerksam ließt, dem wird auch die Beschreibung seines Marschlagers nicht entgangen sein. Denn es wird berichtet, dass er “vorne und hinten” einen Wall anlegen ließ, aber sich an den Seiten mit Verhauen begnügte. Diese Beschreibung der Örtlichkeit trifft auf eine Tallage zu. Es war dort ein Marschweg vorhanden der an der Stelle, wo er durch das Lager führte und wo er es wieder verließ einen Schutzwallung bekam. Dieses Lager war, wenn man so wollte damit die erste “Zoll- bzw. Passkontrollstelle” am niedergermanischen Land Limes. Und die Hinweise auf die Verhaue deuten an, dass es sich bei diesen Verhauen um die aus Dornenbüschen bzw. Gedörn und Gebück bestehende Grenze gehandelt haben könnte, in die er das Lager mittig eingefügt haben könnte, wenn ihm dort das Gelände günstig erschien. Die Seiten des Lagers ließ Germanicus dann nur durch weitere Verhaue verstärken. Denn Wälle an Seiten anzulegen ist bei ansteigendem Gelände nicht ratsam. Man erwartete zudem an diesem Platze auch keine feindlichen Attacken, da man sich ja noch “im eigenen Land” wähnte und verzichtete auch auf umfängliche Ausbaumaßnahmen. Ich möchte an dieser Stelle auch noch auf die Kritiker eingehen, die es für unmöglich halten, dass das enge Tal der Wupper in jener Zeit über eine durchgängige Wegeverbindung verfügt haben könnte. Ich will nicht soweit zurück greifen und an die Altwege der Neandertaler erinnern die nur sieben Kilometer westlich von Wuppertal ihre Höhlen hatten oder an die keltische Bevölkerung die ebenfalls ein Wegenetz benötigten. Als Germanicus Neuss 14 + verließ hatte das dortige Römerlager für die Eroberung Germaniens im Verbund mit Xanten und Mainz eine andere Bedeutung als Köln. Da die mittelalterlichen und gut nachweisbaren teils Hohlweg artigen Zugkorridore von Köln nach Westfalen einen anderen Verlauf nahmen ist es schwerlich vorstellbar, dass die Trasse durch das Tal der Wupper zu jener Zeit eine größere Bedeutung gehabt haben dürfte, als die späteren Altwege in fränkischer Zeit die ihren Ausgang in Köln nahmen als Düsseldorf noch eine nasse Wiese war. Das Wupper Tal war zweifellos in jenen Tagen der direkte Weg nach Osten und wohl auch der unauffälligste. Ich schließe nicht aus, dass diese Wegeführung aufgrund einer permanenten Krisenlage in merowingischer Zeit an Bedeutung verloren haben könnte, denn ein guter Wegezustand bedeutete auch immer Gefahr. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass sich Tiberius nach der Varusschlacht auf die Behauptung eines der Rheingrenze vorgelagerten Gebietes beschränkte. Was die Wissenschaft unter Behauptung versteht und wie man sich die Breite und Dimension dieses Schutzstreifens im besagten vorgelagerten Gebiet vorstellt, kann sie uns natürlich nicht verraten, weil es nicht bekannt ist. Man verschaffte sich also auf germanischer Seite Respekt, man übte Einfluss aus und sorgte für klare Verhältnisse. Auf lange Sicht betrachtet wird es Germanen auch gegeben haben, die gerade diesen Schutzstreifen als Siedlungsgebiet besonders bevorzugten und jene die lieber außerhalb blieben. So könnte man sich auch auf den Standpunkt stellen, dass sich die Römer ganz bewusst und um unberechenbar zu bleiben einen nicht näher definierten Raum zu eigen machten und zum Kontrollgebiet erklärten. Wenn, ja wenn da nicht der Tacitus Verweis auf eben jenen tiberianischen Grenzwall wäre, der diesen vorgelagerten Raum, den Rom behaupten wollte eindeutig eingrenzt. In einem früheren Abschnitt habe ich die Zugroute des Germanicus im Jahre 14 + ausgehend von Neuss beschrieben die ihren Verlauf durch das Tal der Wupper nach Osten nimmt. Infolgedessen kann sich der tiberianische Grenzwall auch nur auf diesem Streckenabschnitt befunden haben. Da über tiberianische Grenzwälle an keiner anderen Stelle berichtet wird ist anzunehmen, dass es das Bergische Land aufgrund seiner vorgeschobenen und exponierten Lage erforderlich machte, genau dort besser gesagt darin geeignete Sicherheitsstrukturen zu errichten. Und kein Platz der sich besser für einen deutlichen Grenzhinweis eignen würde als mitten im engen Tal der Wupper. Es ist daher gut vorstellbar, dass es einen der gut sichtbaren tiberianischen Grenzanlagen genau in dieser Talsohle gab. Und im Verlauf meiner Theorie habe ich den ostbergischen, nach meiner Interpretation den sugambrisch/salfränkisch Dialektraum als Anhaltspunkt bzw. Kenngröße für den Grenzverlauf des tiberianischen Grenzwalles heran gezogen. Diese ostbergische Dialektgrenze quert nachweislich von Nord nach Süd das Wupper Tal am östlichen Rand von Wuppertal – Elberfeld, wo der Stadtteil Barmen beginnt. Dort fällt diese Dialektgrenze mit dem Durchmarschkorridor von Germanicus zusammen und bildet ein interessantes Fadenkreuz an jener Stelle, wo ich sein Marschlager verorte. Landwehr artige Strukturen durchziehen das ganze Bergische Land und sind auch teilweise gut erforscht. Aber eine Landwehr ist keine Grenze und eine Grenze keine Landwehr. Aber beides bildet eine Einheit, denn da wo eine Landwehr errichtet wurde ist oftmals auch eine Grenze nicht weit. Eine Landwehr hat verteidigungsstrategische Funktion während eine Grenze die hoheitlichen Territorien des jeweiligen Machthabers kennzeichnet. Landwehren sind Schutzanlagen und können wie alle Sperrwerke aus mehreren Strukturen bestehen die auch parallel zu einander verlaufen können. Hat der Feind die eine überwunden folgt die Nächste. Landwehranlagen gehen mit Höhenzügen, Fluss- und Bachläufen, Sumpf- oder Moorgebieten aber auch mit anderen geologischen oder wirtschaftlich bedeutungsvollen Strukturen einher. Gutes Beispiel ist die fruchtbare Wetterau im Taunus für die man extra den römischen Limes nach Norden schwenkte um in deren dauerhaften Besitz zu gelangen. Die tiberianische Grenze die das Imperium vom freien Germanien und rund 350 Jahre später den sal/rheinfränkischen von den fälischen Dialekten trennte, stößt aus dem Norden von der Issel kommend über Oberhausen auf die Ruhr. Ab hier zwischen Oberhausen und Duisburg beginnt auch jener etwa 95 Kilometer lange seltsame, den zwei anderen fränkischen Sprachräumen vorgelagerte schmale ostbergische Sprachkeil, der sich auch die niederländische Varietät nennt. In den südlichen Stadtteilen von Duisburg nimmt dieser ostbergische “Sprachärmel” seinen Anfang. Und auch dort und vermutlich an jener Stelle, wo es im Straßengewirr der Großstadt Duisburg noch diesen Straßennamen “ Bergische Landwehr” gibt führt nicht nur der ostbergische Dialektkeil nach Süden, sondern hier beginnt auch die Bergische Landwehr. Sprachgrenze und Landwehrlinie verlaufen nahezu parallel zueinander. Die Landwehren erstrecken sich dann weiter über Mühlheim an der Ruhr im Zuge der Essen – Werdener Landwehr nach Kettwig und zur Landwehr Velau bei Velbert. Durch Wuppertal verlief die Landwehr von der Horather Schanze zum Mirker Bach und über den Ostersbaum und den Hardtberg bis zur Wupperfurt nach Haspel, im weiteren Verlauf zog sie sich dem Bendahler Bach entlang zum Hof Dorn. Des weiteren dann über Wuppertal – Beyenburg nach Radevormwald, dem Landwehrteilstück bei Hückeswagen – Wiehagen, zur Höhensperre nach Ente bei Wipperfürth und dann in Richtung Marienheide Krommenohl. Danach knickte die bergische Landwehr in Richtung Köln ab, während aber der ostbergische Dialektraum noch über Bergneustadt hinaus bis nach Eckenhagen und Wenden reichte. Darin das sich hier Dialektstreifen und Landwehr trennen muss kein Widerspruch liegen, denn der Schutz der Einfallpforte in den Kölner Raum aber vor allem über den Rhein hinaus stand vermutlich für Tiberius im Vordergrund. Auf ehemalige Landwehre lassen sich noch vielfach Begriffe zurück führen, die man in einen Zusammenhang mit der Bauweise setzen kann und die sich in der Benennung von Straßennamen wiederfinden. Verbaute dornige Strukturen im Hof Dorn bzw. den Grenznahen Wuppertaler Straßennamen Ober – und Unterdörnen. Hinweise auf den Grenzverlauf  geben auch der Stadtteilname für Barmen der früher Gemarke hieß und möglicherweise auch der Mirker Bach also der Marker Bach und durchs Deilbachtal führte der Marker Weg, sowie die Bezeichnungen für Wallanlagen wie die Horather Schanze.  Diese Bezeichnungen sind in späterer Zeit vergeben worden und helfen nun bei der Lagebestimmung. So bilden die Landwehren eine nahezu geschlossene Linie vom Rhein bei Duisburg bis in die Richtung der Agger und sogar fasst zur Sieg, denn nahe Kirchen an der Sieg stößt man ebenfalls auf Teile einer Landwehr die sich noch sehr nahe dem ostbergischen Sprachkeil befinden. Sie wurden im Verlauf der Jahrhunderte nach dem Zerfall des römischen Reiches den jeweiligen Gegebenheiten und militärischen Notwendigkeiten und Anforderungen angepasst, mal verstärkt, mal verschoben, mal als Doppellinie ausgebaut und es wurden dazwischen, wenn erforderlich auch rückwärtige Verbindungen hergestellt. Selbst Fragmente der römische Landwehr zu finden und zu erforschen ist durch die regen Bautätigkeiten in späteren Zeiten kaum mehr möglich. Man könnte sie unter Umständen noch dort finden wo die tiberianische Landwehr von Altwegen die von Ost nach West verlaufen geschnitten wird. Aber genau auf diese Schnittzonen konzentrierten sich auch die späteren Zivilisationszentren der heutigen urbanen Infrastruktur. Bäume für die Baumringanalyse zu finden dürfte ebenso schwierig sein wie geschlagenes Holz zu entdecken um es mittels der Radiokarbon Methode zu bestimmen. Mangels eindeutiger Funde war es auch unschwer Bezüge zum römischen Ursprung zu bestreiten, so dass dahin gehende Überlegungen die auch schon die im 19. Jhd. angestellt wurden leicht verworfen werden konnten. Resultat der tiberianischen Landwehr war somit die ostbergische Sprachabgrenzung die noch über das römischen Reiche hinaus Bestand haben sollte und danach ihrem alten Verlauf nach im 5. Jhd. auch vor den Merowingern schon von den Rheinfranken übernommen bzw. beibehalten wurde. Diese in der Übergangszeit zu den Merowingern auch von den Rheinfranken gehaltene Grenze im Gebiet der Sugambrern wurde nach dem Ende des Reiches nicht von ihnen in Frage gestellt, zumal es dafür keine Veranlassung gab, letztlich nahm man sie hin bestätigte sie und und erkannte sie somit an.Nach der Vereinigung der fränkischen Teilvölker von Salfranken und Rheinfranken zum Austrasischen Teilreich wurde sie auch vom “sugambrischen” Merowingerkönig Chlodwig akzeptiert und eingehalten, zumal er auch letztlich dort seine eigenen Wurzeln hatte. Es waren verwirrende Zeiten, aber die Kontinuität mit der sich die Franken der tiberianischen Landwehr in relativ kurzer Zeit anpassten und sich mit ihrem Grenzverlauf arrangierten und vertraut machten verdeutlicht, dass sich unter den Rheinfranken auch gemäßigtere Heerführer befunden haben könnten und sich durchsetzten als die Raubolde Gennobaudes, Marcomer oder Sunno. Obwohl uns die listige merowingische Königsgeschichte auch eines anderen belehrt. Beide fränkischen Teilstämme beobachteten die Lage und sie wussten daher schon lange vorher, wann das Imperium Abbruch- bzw. sturmreif war und warteten nur den richtigen Zeitpunkt ab, um in die Rheinebene und darüber hinaus vorzudringen und sich mit den dortigen Germanen und Kelten zu verbinden. Großer Widerstand war römischerseits nicht mehr zu erwarten. Meine Hypothese zur Trasse des tiberianischen Land Limes oder vielleicht besser gesagt Grenzweges, denn eine durchgängige Grenzanlage kann man sicherlich ausschließen, basiert also auf der Grundannahme, dass Germanicus 14 + im römischen Kastell Novaesium also Neuss seinen Marsch nach Innergermanien antrat, da sich in Neuss seine Legionen V und XXI aus Xanten aufhielten. Der Überlieferung nach befanden sich die zwei Legionen zu dieser Zeit in einem “finibus Ubiorum “ genannten Sommerlager im nördlichen Grenzbereich zum Stamm der Ubier, die vermutlich ab Neuss südlich siedelten und hinter dem man das “Lager C” in Novaesium vermutet, wo man sie zusammengezogen hatte. Nach dem Germanicus in Novaesium aufbrach, wo man eine Brücke geschlagen hatte, durchquerte er in Eilmärschen ein Gebiet, dass Tacitus den “silvam caesiam”, nannte und der allgemein mit Cäsierwald übersetzt wird. Tacitus verwendet hier den Ausdruck “silvam” also Wald und verwendet nicht das Wort “saltu” also Waldschlucht. Der Leser wird wissen warum ich auf diese Randbemerkung nicht verzichten will. In einem früheren Abschnitt hatte ich spekulativ den Namen “caesiam” mit dem Feldherrn Cäsar in Verbindung gebracht, der östlich des Rheins vor allem nach meinem Dafürhalten im Kölner Vorland heftige Kämpfe mit den dort siedelnden Germanen vor allem den Sugambrern auszutragen hatte. Das östliche Waldgebiet bzw. den ganzen bewaldeten Streifen könnte man in Erinnerung an seine frühen Erfolge und in der Tradition nach ihm so benannt haben, obwohl Cäsar natürlich nicht Cäsia hieß, da wäre dann der Buchstabe “i” zu viel in seinem Namen. Aber wir müssen alle zur Kenntnis nehmen, dass dieses lateinische Wort “caesiam” nicht übersetzbar ist. Was wir aber tun können ist, uns die lateinischen Worte anzusehen die dem Wort “caesiam” am Nächsten kommen. Betrachten wir zuerst das lateinische Verb “caedere”, weil es für eine Reihe von deutschen Worten steht, die man hier in einen Zusammenhang bringen könnte. “Caedere” steht für das deutsche Grundwort “hauen” im Sinne von “fällen” wie Bäume fällen und alle damit verbundenen lateinischen Zeitformen werden auf der Basis von “fällen” konjugiert. Es kann aber auch für töten, niederhauen, erlegen, vernichten oder zerschlagen stehen, also Worte die in Richtung einer Auseinandersetzung gehen und als in kriegerischer Absicht handelnd interpretierbar wären. So heißt es in der 3. Person Plural auf lateinisch “caesi sint” was in der Übersetzung “sie (die Bäume) seien gefällt worden” bedeutet. Und “caesim” steht übersetzt für “mit einem Hieb”. So begegnen sich hier die Worte für Gewalt gegenüber Menschen, als auch die Worte für das Fällen von Bäumen jedoch geht die Interpretation in erster Linie in die Begrifflichkeit des Bäume Fällens. Jene Worte die dem Kriegerischen zugewandt sind und in die Vorstellungskraft der cäsarischen Kriege gegen die Germanen passen würden, klammere ich daher aus. Das Wort “caesiam” scheint mir aufgrund dieser Überlegung in das Vokabular einer Grenzlinie zu gehören. Die Krieger des Germanicus durchquerten in Eilmärschen diesen “silvam Caesiam”. Warum legten sie dieses Tempo vor. Entweder um schnell und möglichst lange unerkannt auf ihrem Weg in germanisches Territorium vordringen zu können, Germanicus es eilig hatte oder er konnte schnell voran kommen weil die Wege gut ausgebaut waren. Germanische Angreifer hatten sie jedenfalls in Rheinnähe nicht zu befürchten. Vielleicht wollte er es auch schaffen an einem einzigen Tag die Luftlinie von etwa 31 Kilometer von Neuss bis zum ersten Marschlager im Wupper Tal zu schaffen. Auch mit Hinblick auf sicherlich gut ausgebaute Wege, eine durchaus realistische Distanz für eine Tagesetappe nach einer längeren Ruhephase im Lager Neuss. In Krisenzeiten geht man auch heute noch von militärischen Tageshöchstleistungen aus, die je nach Wegezustand sogar mit 70 und 80 Kilometern angesetzt werden. Germanicus war ehrgeizig und wollte den römischen Schutzstreifen bis zur tiberianischen Landwehr, an nur einem einzigen Marschtag bewältigen. In der Zusammenfassung ließe sich die Behauptung aufstellen, dass der “silvam caesiam” das Waldgebiet bzw. die Übergangszone markierte, die mit dem Erreichen der tiberianischen Landwehr endete, also für ihn eine feste Bezugsgröße war. Es war aber auch der “gefällte” Wald, da man bis zu ihm von Neuss aus gesehen, eine baumfreie Schneisen artige Trasse gelegt hatte um in schnellen Märschen in den Osten des Landes zu gelangen. Ob er seinen Namen auch daher hatte, dass man dort Holz für die Römerstädte schlug, kann man auch nicht ausschließen. Aber Menschen die sich tagtäglich am gleichen Ort aufhalten, vergeben auch oftmals Namen für die jeweilige Region. In den Kreisen der römischen Bautrupps die ins Rechtsrheinische zum Bäume fällen abkommandiert waren, könnte man auch gut die Urheber des Wortes “silvam caesiam” sehen. Aber da gibt es noch eine andere lateinische Variante nämlich das Wort “caesum”. Es steht für das deutsche Wort “Halt” im Sinne von Pause machen bzw. anhalten. Und natürlich lässt sich auch dieses Wort mit einer Grenzlinie in Verbindung bringen, denn an ihr sollte man schließlich halten und stehen bleiben. Man kann sich nun selbst ein Urteil bilden, worauf man das Wort “caesiam” zurück führen möchte. Es spricht aber vieles für eine baumfreie Wegeführung auf der oder zu der man sich begab, denn auch jede befestigte Grenze brauchte ihre Infrastruktur und musste erreichbar sein und das funktioniert nur über ausgebaute Wege zur Grenze. Mein Resümee ist daher, dass der “silvam caesiam” in jedem Fall eine Zäsur anzeigte nämlich die, einen Schnitt zwischen zwei Machtblöcken zu installieren. Die Kraftanstrengung des ersten Tages hatte seine vorher rebellierenden Soldaten zwangsläufig auf andere Gedanken gebracht und man war wieder im militärischen Alltag angekommen. Die Nord/Süd Grenze des Tiberius schnitt bzw. berührte Germanicus  mittig im Tal der Wupper an einer von der Natur vorgegebenen Engstelle und er errichtete dort sein Lager in der Talsohle an jener Tiberius Grenze, wie diese dort auch immer ausgesehen haben mag. In dieser Zeit war Germanicus natürlich zeitlich von der späteren fränkisch/sächsischen Dialektgrenze noch weit entfernt und man sprach sowohl diesseits als auch jenseits des Tiberiuslimes die gleiche altgermanische Sprache die wir heute noch nicht einmal in Ansätzen rekonstruieren können. Dem Nikulasverweis aus dem Mittelalter um 1151 bis 1154 können wir noch die beeindruckende Wirkung entnehmen die der Dialektwechsel bei Minden bei ihm hinterließ, als er vom Sachsenland ins Westfälische überwechselte und wo sich seiner Aussage nach die Zunge änderte. Aber wir sollten trotzdem die Verständigungsvielfalt und deren Möglichkeiten innerhalb der germanischen Sprachenwelt nicht unterschätzen. Der damals durch die Machtpolitik von Tiberius ausgelöste ostbergische Sprachkeil, der mit seinem Limes quasi seine Geburtsstunde erlebte, war später eingebettet in einen westlichen Grenzverlauf zum späteren “süd” niederfränkischen Dialekt und in einen östlichen Grenzverlauf zum späteren westfälischen Dialekt. Germanicus kam von Westen her und befand sich 14 + nun am Kreuzungspunkt zu jenem östlichen Grenzverlauf und zwar dort, wo er den Tiberius Limes queren musste. Und zu einer Zeit, als es wie dargestellt noch keine sprachlich dialektischen Unterschiede bzw. die spätere  Sprachbarriere gab. Die tiberianischen Landvermesser hatten die Nord – Süd Querung des Wupper Tales an dieser Stelle für geeignet gehalten, weil es dort auch vor 2000 Jahren unverrückbare landschaftliche Merkmale und Bezugspunkte gab, die eine Grenzziehung begünstigten. Als da wären der mitten im Wupper Tal markant aufragende Hardtberg der das Tal dort verengt, sowie eine Insel in der Wupper samt Furth die den Durchgang erleichterte. Diese Insel trägt heute den Namen Gerichtsinsel und wird von zwei Armen der Wupper umflossen und sie trägt auch heute noch den Namen Eiland. Nordöstlich dieses Hardtberges bei Einern entspringt der Deilbach auf der Wasserscheide zwischen Ruhr und Wupper. Er mündet nach 21 km bei Essen – Kupferdreh in die Ruhr. Der Deilbach bildet eine natürliche Grenze und verdankt seinen Namen, ein teilender Bach zu sein vermutlich dem Umstand, dass er immer schon wie der Name schon sagt, eine "d" teilende Funktion hatte. Tiberius nutzte die topographische Ausgangslage und legte seine Grenze, als auch den dazugehörigen Grenzweg in diesem Abschnitt westlich des Deilbachtales. Militärstrategisch legt man Grenzen immer in geographisch günstige Gegenden und bevorzugt möglichst die Nähe zu Fließgewässern oder Gebirgskämmen. Erst dahinter errichtet man je nach Gegebenheit eine befestigte Grenze und dann erst folgt davon abgerückt ein Grenzweg, über den die Zuwegung und Wartung organisiert wird und auf dem die Truppenbewegungen statt finden. In etwa so wie die französische Route des Crêtes auf der dem Feind abgewandten Seite des Vogesenkammes. Etwa 1,3 km westlich des Deilbaches liegt der kleine Ort Wallmichrath, den man mit einer Wallanlage in Verbindung bringt. Träfe meine Theorie zu, wäre der Deilbach die natürliche Grenze, die Wallanlage die strategische Grenze und westlich von Wallmichrath befände sich die logistische Grenze und man könnte dort auch hinsichtlich eines Grenzweges fündig werden. Und der etwa vier Kilometer östlich der Deilbaches befindliche Heierbergsbach der sich durch das Wodantal schlängelt, läge demnach bereits außerhalb der vom Imperium beanspruchten Zone. An der Stelle wo Germanicus sein Marschlager errichtete, war die Talsohle des Wupper Tales nur etwa 36o Meter breit, bevor das Gelände nach Norden und Süden wieder ansteigt und dort befand sich auch eine der wichtigsten Altstraßen streckenweise auch Emperweg genannt vom Rhein an die Weser. Demnach befand sich das Germanicus Marschlager meiner Theorie nach nahe der “Haspeler Brücke” also im Umkreis des heutigen Landgerichtes zwischen der Schwebebahnstation Landgericht und der Station Völklinger Straße. Erspart blieb Germanicus damals allerdings das Rauschen der Schwebebahn, die ihm im Zweiminutentakt den Nerv geraubt hätte, hätte es sie damals schon gegeben. Um aber nicht so voreilig mit der Vergabe von Hinweisschildern zu sein wie man es mit der Varusschlacht im Osnabrücker Land anfänglich tat, sollte man bis zur Umbenennung einer Schwebebahnhaltestelle in den Namen “tiberianischer Land Limes” auch noch “etwas warten”. Aber dem Autofahrer der auf der A 5 von Frankfurt nach Kassel den großen Limes kreuzt nur den Hinweis auf einen “Parkplatz Limes“ zu gönnen ist sicherlich auch zu mager.
Was darüber hinaus die Annahme rechtfertigt den "Silva Cäsiam" inmitten von Wuppertal zu verorten ist der Vorleistung des Kartographen Abraham Ortelius zu verdanken. In die von ihm 1587 heraus gegebene Karte "Germania veteris typus" hat er den "Silva Cäsiam" unter der Bezeichnung "Cesia silva" eingetragen. Auch ohne das Ortelius den Verlauf der Wupper kenntlich gemacht hat, wird deutlich, dass er den Namen "Silva Cäsiam" unmittelbar hinter die erste Mittelgebirgsbarriere schrieb. Dort zeigt sich in Form des ansteigenden Bergischen Landes, dass irrtümlich "gebirgig" suggeriert, obwohl der Name dem Geschlecht derer "von Berg" entstammt, trotzdem ein erstes natürliches Hindernis. Verlässt man das Rheintal ab Düsseldorf besser gesagt Novaesium in Richtung Osten steigt man beim heutigen Stadtteil Sonnborn ins Tal der Wupper ab. Der durch den Fluss verursachte Taleinschnitt tritt an der Engstelle des Kies - und Nützenberges markant hervor und exakt in diesen Bereich nordöstlich von "Agrippina Colonia" befindet sich auch der Eintrag von Abraham Ortelius.



In der Bildmitte findet sich der Eintrag "Cesia silva".

-----------------------------------------------------------
In der Zusammenfassung der Argumente die für einen vom Rhein abgerückten tiberianischen Landlimes sprechen, möchte ich folgende Fakten und Schlussfolgerungen aneinander reihen:

1.)
Die Bedrohungslage aus Germanien war für Tiberius nach der Varusschlacht des Jahres 9 + unkalkulierbar.

2.)
Tiberius schuf daher östlich des Rhein einen vorgeschobenen Land Limes und setzte damit seine Strategie der Vorwärtsverteidigung um.

3.)
Tacitus überliefert uns den tiberianischen Limes unter dem Namen „limitemque a Tiberio“.

4.)
Der Siedlungsstreifen bis zum tiberianischen Limes wurde im Zuge der Deportation der Sugambrer mit willfährigen germanischen Untertanen besiedelt.

5.)
Teile der Sugambrer verblieben aber am tiberianischen Landlimes und bewahrten sich dort ihre Sprache im ostbergischen Dialekt.

6.)
Er teilte die Region in von Rom abhängige und unabhängige Germanen.

7.)
Er sollte eine Vorwarnzeit für den Rheinlimes garantieren.

8.)
Germanicus überquerte lt. Tacitus diesen „limitemque a Tiberio“ auf seinem Marserfeldzug im Jahre 14 +.

9.)
Tacitus nannte die Region “Silvam Caesiam” den Wald der Zäsur (Einschnitt) oder den Wald der Schneisenfällungen.

10.)
Er behielt seine volle Schutzfunktion bis zu den ersten rheinfränkischen Einfällen 352 +.

11.)
Durch das Ende des Imperiums verlor er zwischen 352 + und 459/460 + vorübergehend seine Bedeutung.

12.)
Er wurde aber von den Rheinfranken die ab 459/460 den Großraum Köln endgültig in Besitz nahmen weiterhin respektiert.

13.)
Nach dem Tod des rheinfränkischen König Sigibert 508/509 wurden die Reiche der Sal - und Rheinfranken zum Austrasischen Reich zusammen gelegt.

14.)
Und auch die Ostaußengrenzen des neuen Austrasischen Reiches ab 511 + deckten sich mit dem Limes des Tiberius.

15.)
Mit Erstarken der Falen und Sachsen gewann der Limes des Tiberius wieder an Bedeutung und wurde möglicherweise schon unter den Merowingern zur frühen “Bergischen Landwehr” ausgebaut.

16.)
Der tiberianische Limes entwickelte sich in den Jahrhunderten seiner Existenz zu einer nachhaltigen Sprach- aber auch Kulturgrenze.

17.)
Die Sprachgrenze zwischen dem römischen Germanien und dem freien Germanien bzw. vom rheinischen zum westfälischen Dialekt blieb bis in unsere Tage.

18.)
Eine etwa 95 km lange Sprachgrenze östlich von Köln ist als Relikt aufgrund der Sugambrer Umsiedlung noch heute in Form eines "sugambrisch” /salfränkisch /ostbergischen Dialektstreifens mit Kontakt zum ”nord” niederfränkisch/salfränkischen bzw. Kleverländischen Dialekt vorhanden.

19.)
Und am südöstlichsten Punkt des ostbergischen Sprachwinkels befindet sich Römershagen ein Ortsteil von Wenden, von wo aus auch die austrasische Grenze fasst gradlinig nach Osten weiter führte.


Der Rheinische Fächer. Eine Darstellung des Landschaftsverbandes Rheinland mit dem ostbergischen Dialektkorridor

zuletzt bearbeitet am 1.7.2018 um 23:31 Uhr

... link